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Gesellschaft, Geschichte und Kultur Seite 15<br />
Serie<br />
Nach Deutschland geflüchtete Nazis werden in München zur „Österreichischen<br />
Legion” zusammengefasst. Anhaltelager Wöllersdorf für Putschisten.<br />
10, oder halb elf und Nachmittagsunterricht<br />
von eins bis drei stattfand.<br />
In der 4. und 5. Klasse dauerte der<br />
Unterricht bis zwölf, die Mittagszeit<br />
verbrachten wir im Steinbruch (heute<br />
Koberhaus). Heute kaum mehr zu<br />
glauben, in ganz Gerlamoos gab es<br />
nur ein Fahrrad und das bei unserem<br />
Nach<strong>bar</strong> vlg. Ranner, später ein zweites<br />
beim Keuschenwallner.<br />
Als ich im Jahre 1936 „ausgeschult”<br />
wurde, folgte der Fortbildungsschulunterricht<br />
an Samstagen von vier bis<br />
sieben Uhr abends und sonntags von<br />
sieben bis zwölf Uhr und dies drei<br />
Winter lang.<br />
Wenn ich daheim entbehrlich war,<br />
mußte ich mit dem Holzmeister<br />
Metzger als junger Holzknecht in<br />
den Wald, das war damals noch<br />
mühselige Arbeit mit der „Råggl”,<br />
der Zugsäge. Winters über arbeitete<br />
ich bei der Ehrfeldsäge, aber dann<br />
auch auf der „Wölfele-Såg”, Arbeitgeber<br />
war Flösser Friedl. Im Jahre<br />
1937 konnte ich mit meinem ersparten<br />
Geld das erste Fahrrad kaufen,<br />
das Fahren mußte ich erst lernen.<br />
Die Jahre 1936 und 1937 waren eine<br />
ganz schlimme Zeit, die große<br />
Arbeitslosigkeit zwang die Leute in<br />
die Bettlerrolle, bis zu 60 Personen<br />
kamen tagsüber zur Haustüre und<br />
flehten um ein Stück Brot oder ein<br />
warmes Essen. Im Winter konnten<br />
diese Armen im Stall, zu wärmerer<br />
Jahreszeit auf der Tenne schlafen, vorsichtshalber<br />
nahm man diesen Leuten<br />
Zündhölzer und Feuerzeuge ab.<br />
An dieser Stelle möchte ich auch<br />
festhalten, dass es in den Dreißigerjahren<br />
noch keine sozialen Einrichtungen,<br />
keine Krankenkassen gab.<br />
Einen Arzt konnten sich nur wenige<br />
Leute leisten. Etwas Abwechslung<br />
war für uns Kinder das Baden in der<br />
„Planlake” auf der Gerlamooser<br />
Gman, sommers über und vor allem<br />
am Abend, wenn wir unsere Norikerpferde<br />
auf die Weide führten, wurde<br />
dort gebadet.<br />
Im Sommer bestiegen wir auch<br />
grüppchenweise unseren Hausberg,<br />
den Stagor. In der Knapphütte wurde<br />
übernachtet und sonntags in aller<br />
Frühe ging es weiter dem Gipfel zu,<br />
nie ohne Edelweiß zu klauben, die<br />
von Ende Juni bis August blühten.<br />
Mit drei Jahren war ich das erstemal<br />
am Stagor, mitgenommen hat<br />
mich mein Opa.<br />
Verzeiht mir bitte, wenn ich beim<br />
Beschreiben meiner Kind- und Schulzeit<br />
ein ganz wichtiges Ereignis in<br />
meinem Leben, den sog. „Juliputsch<br />
1934”, übersprungen habe.<br />
Nachdem Adolf Hitler mit seiner<br />
Partei, die immer mehr Abgeordnete<br />
9754 Steinfeld/Drau<br />
Flattachberg 7<br />
Telefon 04717/209<br />
zählte, im Jahre 1933 in Deutschland<br />
die Macht übernahm und diese<br />
Bewegung auch in Österreich viele<br />
Anhänger gewann, versuchten diese<br />
durch einen Putsch die österreichische<br />
Regierung im Juli 1934 zu stürzen.<br />
Den Tag genau kann ich nicht<br />
mehr sagen, aber am Abend ums<br />
Finsterwerden ging es los.<br />
Fast alle Männer aus Gerlamoos<br />
waren dabei. Am Neusteinbühel<br />
standen beidseits der Straße große<br />
Ahornbäume, die über die Fahrbahn<br />
geschnitten wurden, damit ein<br />
Verkehrshindernis bildend für<br />
Militär, Heimwehr und Hipos (Hilfspolizisten).<br />
Unsere Gerlamooser besetzten in<br />
In der Steiermark und Kärnten ist der Nazi-<br />
Juliputsch zum Teil gut vorbereitet (siehe<br />
Kundgebung) worden.<br />
❏ Holzspiele<br />
❏ Lernspiele<br />
❏ Geschenksideen<br />
❏ Gesellschaftsspiele<br />
Sonja Niescher<br />
A-9754 Steinfeld/Drau – Tel. u. Fax 0 4717 / 62 28<br />
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