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FREIHEIT PUR - Blogsport

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Kapitel 8 Kritik am Kommunismus<br />

»Ich verabscheue den Kommunismus, weil er die Negation der Freiheit ist,<br />

und weil ich mir nichts Menschenwürdiges ohne Freiheit vorstellen kann«<br />

– Michail Bakunin –<br />

AUCH KOMMUNISTEN REDEN VOM ABSTERBEN DES STAATES. Karl Marx sah darin<br />

sogar das Endziel des Kommunismus. Sind Anarchisten und Kommunisten also fast<br />

dasselbe? Bitten wir die rebellierenden Sklaven aus der Einleitung um eine Antwort: Stellen<br />

wir uns vor, zwei Leibeigene, die ein und demselben Herrn gehören, sinnen auf Abhilfe,<br />

denken an Befreiung und erträumen eine neue Gesellschaft. Der eine repräsentiert die kommunistische<br />

Idee, der andere die anarchistische. Seien wir außerdem ruhig ein wenig witzig<br />

und nennen aus gutem Grund den ersten Karl, den zweiten Michail.<br />

Karl, der Kommunist, träumt davon, daß alle Sklaven sich zusammenschließen und<br />

das Landgut seines Herrn gewaltsam übernehmen. Er ist ein grüblerischer Denker und<br />

entwickelt in seinen freien Stunden komplizierte Begründungen dafür, warum die Sklaven<br />

und nur die Sklaven dazu ausersehen sind, die führende Schicht der neuen Gesellschaft zu<br />

bilden. Hierzu wäre es nötig, zunächst eine Diktatur der Sklaven zu errichten, die alles bis<br />

ins Kleinste kontrolliert, plant und leitet. Alle Menschen müßten gleich sein, gleich leben<br />

und gleich denken. Nur Sklaven und deren Nachkommen hätten, so Karl, das richtige ›sklavische<br />

Bewußtsein‹ und nur sie wären dazu befähigt, diszipliniert, fleißig und anspruchslos<br />

zu arbeiten, um diese neue Gesellschaft aufzubauen. Dummerweise wollen die Sklaven<br />

davon aber nicht viel wissen, so daß Karl und seine Anhänger sie nach weiterem Grübeln<br />

für ›noch nicht reif‹ erklären. Sie gründen daraufhin eine ›Partei der Sklaven‹ mit dem Ziel,<br />

deren Avantgarde zu sein und ihnen so zu ihrem Glück zu verhelfen. Karl und seine Freunde<br />

gehören zwar zu jenen Leibeigenen, die im Herrenhaus bessere Arbeiten verrichten und<br />

nicht auf den Feldern schwitzen müssen, sind aber dennoch zutiefst davon überzeugt, daß<br />

nur sie wirklich wissen, was die Arbeitssklaven wollen und was ihnen gut tut. Ebensowenig<br />

zweifeln sie daran, daß sie viel besser als der Herr des Landgutes in der Lage sein werden,<br />

den Laden zu schmeißen. »Wenn wir erst an der Macht sind und somit den Sklaven das<br />

Landgut ja gehört«, wird Karl nicht müde zu predigen, »dann werden die befreiten Sklaven<br />

freiwillig und begeistert arbeiten und die Partei wird die Wirtschaft nach den Bedürfnissen<br />

der Sklaven hervorragend managen, denn die Partei kennt ja diese Bedürfnisse besser als<br />

irgendwer sonst …«<br />

Da kann Michail nur lachen. Er ist mehr als skeptisch. »Mein guter Karl …« sagt er und<br />

klopft ihm kopfschüttelnd auf die Schulter, »was du da vorhast, funktioniert so nicht! Du<br />

gibst uns Sklaven keine Freiheit, sondern einen neuen Herrn: deine Partei. Und ob die den<br />

Laden besser schmeißt als unser alter Herr, bezweifle ich. Ich fürchte eher, ihr werdet die<br />

Sklaven genauso auspressen wie der Alte, und obendrein versteht ihr noch weniger vom<br />

Geschäft.« Und dann erklärt er ihm seine Idee:<br />

»Mir geht es nicht darum, diesen Laden zu übernehmen und ihn in Schwung zu bringen,<br />

damit er besser funktioniert. Ich will etwas ganz Neues schaffen, ein Leben, in dem die<br />

Freiheit obenan steht und nicht die Wirtschaft oder die Arbeit an sich. Das Dasein soll auch<br />

Spaß machen. Alles, was auf dem Gut getan werden muß, sollen die Menschen – und zwar<br />

alle Menschen! – selbst organisieren. Das, was sie zum Leben brauchen, können sie sehr gut<br />

selbst entscheiden. Nicht der Herr, nicht die Partei der Sklaven, nicht die Wissenschaft oder<br />

die Wirtschaft dürfen ihnen ihr Leben vorschreiben – sie selbst sollen es bestimmen.«<br />

Wenn die Sklaven sich befreien wollen, so Michail, dürften sie nicht die alte Form der<br />

Sklaverei durch eine neue ersetzen. Es bestehe auch keine Notwendigkeit, den riesigen<br />

Betrieb unbedingt zentral zu managen. Warum sollten nicht verschiedene kleine, gut funktionierende<br />

Betriebe daraus entstehen? Dann könnten sich Menschen mit unterschiedlichen<br />

Auffassungen und Neigungen mit Gleichgesinnten zusammenschließen.<br />

»Vor allem aber«, sagt Michail und hebt beschwörend die Arme, »kannst Du die Menschen<br />

niemals zu ihrem Glück zwingen! Auch unser Herr behauptet ständig, er tue alles nur zu unserem<br />

Besten und eigentlich ginge es uns Sklaven ja gut. Als ob wir nicht selbst wüßten, was<br />

wir wünschen und wie unser Glück aussehen könnte! Was wir vor allem erstmal brauchen,<br />

ist Freiheit und Brot. In deinem System, lieber Karl, kriegen wir garantiert keine Freiheit, und<br />

ob wir dafür dann Brot haben werden, ist sehr fraglich. Laß uns lieber überlegen, wie wir unsere<br />

Herrschaften überlisten, und wie wir dann eine ganz andere Gesellschaft nach unseren<br />

Bedürfnissen schaffen. Du weißt so gut wie ich, daß wir Sklaven hinter dem Rücken unseres<br />

Herrn ja schon ganz anders miteinander verkehren. Im Alltag hilft doch jeder jedem, so gut<br />

er kann. Niemand will, daß sich einer zum neuen Chef aufspielt. Das sind die Ideen, aus<br />

denen eine neue Gesellschaft entstehen muß und nicht die Diktatur deiner merkwürdigen<br />

Partei, die doch nur den Herren nachäfft. Ich meine, wir sollten die Herrschaft abschaffen,<br />

nicht austauschen …!«<br />

»Ja, ja … das will ich letztendlich ja irgendwie auch«, wirft Karl nun ungeduldig ein. »Aber<br />

du bist und bleibst halt ein Spinner. Wir hingegen sind Wissenschaftler, und wir haben erkannt,<br />

daß der Gang der Geschichte die Sklaven zur herrschenden Klasse bestimmt hat. Erst<br />

muß diese Klasse einmal eine knallharte Diktatur errichten, um ihre Feinde zu zerstören.<br />

Später dann stirbt die Herrschaft ganz von alleine ab …«<br />

»Und warum …?«<br />

»Ganz einfach: weil keine objektiven Gründe mehr für ihre Existenz da sein werden, denn<br />

wir sind ja alle gleich!«<br />

»So ein Quatsch! Und die Bonzen deiner Partei, sind die auch so gleich wie die Sklaven?<br />

Werden sie dann einfach aufhören den Chef zu spielen und wieder arbeiten wie die anderen?<br />

Das kannst du deiner Großmutter erzählen!«<br />

»Ich wußte ja, daß man mit dir nicht reden kann. Euch Anarchisten sollte man in der Diktatur<br />

der Sklaven am besten gleich mit umbringen …«<br />

Wie schon so oft zuvor stampft Karl zornig mit dem Fuß auf, Michail rauft sich die Haare,<br />

und beide gehen zornig auseinander …<br />

Eine alte Polemik<br />

Dieser fiktive* Dialog entspricht in groben Zügen der alten Polemik* zwischen Anarchisten<br />

und Kommunisten; wir brauchen nur die Wörter ›Sklaven‹ durch ›Proletarier‹* zu ersetzen,<br />

›Herr‹ durch ›Kapitalist‹ und ›Landgut‹ durch ›Staat‹.<br />

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