Von Jürgen Lossau - Film- und Fernsehmuseum Hamburg
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30 BUCHBESPRECHUNG<br />
Rezension: Drei neue Werke<br />
zum „Drehort <strong>Hamburg</strong>“ erschienen<br />
<strong>Von</strong> Volker Reißmann<br />
Gleich drei Anfang 2009 erschienene Publikationen widmen sich auf recht unterschiedliche Art <strong>und</strong><br />
Weise einem einzigen Thema: der Stadt <strong>Hamburg</strong> als Drehort von <strong>Film</strong>- <strong>und</strong> Fernsehproduktionen.<br />
Dass die „<strong>Film</strong>stadt <strong>Hamburg</strong>“ seit den 1920er Jahren immer wieder als eine beliebte Kulisse für<br />
<strong>Film</strong>werke aller Art fungierte, wurde schon ausführlich in dem gleichnamigen Buch von Michael<br />
Töteberg aus dem Jahre 1989 behandelt. Bereits Töteberg erzählte in seinem Buch, welches sich<br />
auf intensive Quellenforschung im Staatsarchiv <strong>Hamburg</strong> <strong>und</strong> Sichtung bekannter <strong>Film</strong>e stützte,<br />
wie Fritz Lang 1919 bei Hagenbeck bereits exotische Abenteuerfilme drehte <strong>und</strong> anschließend<br />
in den 1920er Jahren mit den Vera-<strong>Film</strong>werken an der Alsterkrugchaussee sogar ein Hauch von<br />
Hollywood an die Elbe kam.<br />
Darüber berichten auch Markus Münch <strong>und</strong><br />
Simone Uter in dem ersten Kapitel ihres<br />
neuen Buches „Drehort <strong>Hamburg</strong> – Wo berühmte<br />
<strong>Film</strong>e entstanden“. Ganz offensichtlich<br />
kamen beide insbesondere für das Kapitel über die<br />
Frühzeit der <strong>Film</strong>industrie in <strong>Hamburg</strong> an den<br />
Forschungsergebnissen von Michael Töteberg nicht<br />
vorbei, was sie übrigens auch freimütig eingestehen<br />
<strong>und</strong> ihn dann auch in korrekter Weise ausdrücklich<br />
als Textquelle (S. 227) nennen. Der freie Journalist<br />
Markus Münch hat übrigens 2007 im gleichen Verlag<br />
schon das Buch „Drehort Berlin“ herausgebracht,<br />
ein ganz ähnlich konzipiertes Werk. „Drehort <strong>Hamburg</strong><br />
– Wo berühmte <strong>Film</strong>e entstanden“ folgt dem<br />
Konzept seines Vorläufers „Drehort Berlin“ <strong>und</strong><br />
schildert 30 Drehorte bekannter Spielfilme, die dann<br />
auch 30 Geschichten r<strong>und</strong> um die Dreharbeiten <strong>und</strong><br />
die <strong>Film</strong>e <strong>und</strong> Orte liefern.<br />
Das zweite Kapitel („Hakenkreuze im Nebel“) in<br />
Münchs <strong>und</strong> Uters Buch zur hiesigen <strong>Film</strong>historie<br />
widmet sich vor allem der wechselvollen Produktionsgeschichte<br />
von „Große Freiheit Nr. 7“, der<br />
bekanntermaßen zu einem Großteil in den Prager<br />
Barrandov-Studios entstand – <strong>und</strong> nur zu einem<br />
kleinen Teil an den Originalschauplätzen in der<br />
bereits größtenteils kriegszerstörten Hansestadt<br />
selbst. Besonders die Dreharbeiten im Biergarten von<br />
„Sagebiels Fährhaus“ werden geschildert <strong>und</strong> in<br />
einem separaten Kasten kurz die <strong>Film</strong>handlung<br />
wiedergegeben. Die folgenden Kapitel betreffen<br />
dann schon die Nachkriegszeit: <strong>Von</strong> den Dreharbeiten<br />
zu Käutners Trümmerfilm „In jenen Tagen“<br />
in den Ruinen am Grindelberg, wo wenig später die<br />
Grindelhochhäuser in die Höhe schossen, oder den<br />
prägnanten Motiven aus Peter Lorres Heimkehrerepos<br />
„Der Verlorene“, dem Bismarckdenkmal <strong>und</strong><br />
der Ruine der <strong>Hamburg</strong>er Seewarte, wo dann auch<br />
der Showdown des <strong>Film</strong>s stattfindet.<br />
So geht es weiter über die „goldenen <strong>Film</strong>zeiten“<br />
der 1950er Jahre, als „Die Bekenntnisse des<br />
Hochstaplers Felix Krull“ u.a. die Hafentreppe an<br />
den Landungsbrücken (Kapitel „Schöne Aussicht“)<br />
<strong>und</strong> „Der Hauptmann von Köpenick“ das Finanzamt<br />
am Schlump (Kapitel „Im falschen Rathaus“) als<br />
Location verwendeten. Die Liste der in Auswahl<br />
vorgestellten <strong>Film</strong>e reicht bis in die Gegenwart:<br />
Regisseur Leander Haußmann drehte Ende 2007/<br />
Anfang 2008 einige Szenen für seinen Kinofilm<br />
„Robert Zimmermann w<strong>und</strong>ert sich über die Liebe“<br />
in Planten un Blomen, was im Buch auch mit einem<br />
Kapitel („Bollywood mit nassen Füssen“) dokumentiert<br />
ist. TV-Produktionen lässt das Werk übrigens<br />
nahezu unberücksichtigt – mit einer einzigen Ausnahme:<br />
Der unter anderem von <strong>Jürgen</strong> Roland mit<br />
ins Lebens gerufene Dauerbrenner „Großstadtrevier“<br />
wird als einzige Fernsehserie vorgestellt, weil – nach<br />
Aussage der Autoren im Klappentext – „kaum eine<br />
andere Medienproduktion schon so lange so sehr für<br />
<strong>Hamburg</strong> steht“.<br />
Wie schon bei der Berlin-Ausgabe liefert der<br />
cineastische Reiseführer zu allen <strong>Film</strong>en kurze Inhaltsangaben<br />
<strong>und</strong> Hinweise auf weitere Informationensquellen<br />
zu Orten, <strong>Film</strong>en <strong>und</strong> Darstellern. Ein<br />
Stadtplan erleichtert die Orientierung, eine <strong>Film</strong>ografie<br />
<strong>und</strong> ein Personenregister ermöglichen eine<br />
gezielte Suche im Buch selbst. Anfang April 2009<br />
wurde übrigens das Buch von Münch <strong>und</strong> Uter in<br />
<strong>Hamburg</strong> offiziell der Presse präsentiert – wobei als<br />
Partner dafür die neue VideoBustour des Busunternehmens<br />
JASPER fungierte (siehe dazu <strong>Hamburg</strong>er<br />
Flimmern Nr. 15, Seite 31–33).<br />
Markus Münch /Simone Utler<br />
Drehort <strong>Hamburg</strong> –<br />
Wo berühmte <strong>Film</strong>e<br />
entstanden<br />
Berlin-Brandenburg<br />
be.bra-Verlag, 2009<br />
231 Seiten, zahlr. Ill.<br />
ISBN 978-386124-632-9<br />
11,95 Euro