Die Gletscherschrammen in Velpke - Geopark Harz
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Niedersächsisches<br />
Landesamt für<br />
Bodenforschung<br />
G EOZ ENTRUM H ANNOVER<br />
<strong>Die</strong> <strong>Gletscherschrammen</strong> <strong>in</strong> <strong>Velpke</strong><br />
Werner Schneider * & Henn<strong>in</strong>g Zellmer **<br />
Beschreibung des Objektes<br />
Akademie der<br />
Geowissenschaften<br />
Am westlichen Ufer des sogenannten „Kuhlochs“ bei<br />
<strong>Velpke</strong> spr<strong>in</strong>gt 2 m über dem Wasserspiegel e<strong>in</strong>e knapp<br />
100 qm große ‚Klippe’ mit e<strong>in</strong>em Plateau vor. <strong>Die</strong><br />
Sandste<strong>in</strong>oberfläche zeigt Spuren der Eiszeit <strong>in</strong> sehr<br />
deutlicher und guter Erhaltung. Vor mehr als 200.000<br />
Jahren wurden diese Sandste<strong>in</strong>bänke abgehobelt, geschliffen<br />
und mit länglichen Schrammen versehen, als<br />
sie zweimal durch e<strong>in</strong>en Gletscher samt se<strong>in</strong>en schuttbeladenen<br />
unteren Partien überfahren wurden. <strong>Die</strong><br />
Schrammen im Sandste<strong>in</strong> werden als ‚<strong>Gletscherschrammen</strong>’<br />
bezeichnet.<br />
<strong>Die</strong> ‚<strong>Gletscherschrammen</strong>’ auf der Schichtfläche der<br />
verkieselten Rhätsandste<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>d so gut erhalten‚ dass<br />
sich anhand ihrer Orientierungsrichtung zwei zeitlich<br />
verschiedene Systeme unterscheiden lassen. Das ‚Hauptsystem’<br />
ist von Nordnordost nach Südsüdwest gerichtet.<br />
Neben ihm ist stellenweise – und weniger gut ausgebildet<br />
– e<strong>in</strong> zweites System zu beobachten, welches<br />
annähernd westsüdwestlich ausgerichtet ist. Außerdem<br />
treten stellenweise Ausbrüche und parabelförmige<br />
Risse auf, die nahezu senkrecht zum Hauptsystem<br />
orientiert s<strong>in</strong>d. Das frischere und deutlicher ausgeprägte<br />
System weist auf e<strong>in</strong>en Eis- und Grundmoränentransport<br />
nach Südsüdwest h<strong>in</strong> und ist mit großer Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit<br />
dem Drenthe-Stadium der Saale-Eiszeit<br />
(vor ca. 230.000 – 200.000 Jahren) zuzuordnen. Ob<br />
das schwächer ausgebildete zweite System mit Transportrichtung<br />
nach Westsüdwest auf e<strong>in</strong>e frühe Vorstoßphase<br />
des Drenthe-Gletschers oder (wahrsche<strong>in</strong>licher)<br />
auf die vorausgegangene Elster-Eiszeit zurückzuführen<br />
ist, muss offen bleiben.<br />
Im Bereich des ‚Kuhlochs’ werden die Rhätsandste<strong>in</strong>e<br />
von e<strong>in</strong>er kaum aufgeschlossenen Grundmoräne überlagert.<br />
Sie tritt auch im Ste<strong>in</strong>bruch Körner etwa 1500<br />
m WSW von hier auf und ist mit großer Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit<br />
dem Drenthe-Stadium der Saale-Eiszeit zuzuordnen.<br />
<strong>Die</strong> aufgelassenen, meist unter Wasser stehenden<br />
Ste<strong>in</strong>brüche rund um <strong>Velpke</strong> bieten <strong>in</strong>formative E<strong>in</strong>blicke<br />
<strong>in</strong> den Ablagerungsraum des Oberen Keupers(<br />
= Rhät, 200 Millionen Jahre vor heute). Wegen des<br />
idyllischen Zusammenspiels von Gewässern, Schilfgürteln,<br />
Wald und Hügeln wird diese seit dem Jahre<br />
1969 als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesene ehemalige<br />
Ste<strong>in</strong>bruchlandschaft als „<strong>Velpke</strong>r Schweiz“<br />
bezeichnet.<br />
<strong>Die</strong> Ste<strong>in</strong>brüche des <strong>Velpke</strong>r Raumes s<strong>in</strong>d generell dreigegliedert:<br />
Zwei massige Sandste<strong>in</strong>abfolgen werden<br />
von schwarzen Tonste<strong>in</strong>en und dünnbankigen Sand-<br />
(Fortsetzung nächste Seite)<br />
Deutsche<br />
Geologische Gesellschaft<br />
Bild <strong>in</strong> Rechteck<br />
E<strong>in</strong>fügen<br />
Abb. 1: Das benachbarte "Krebsloch"<br />
(Foto: FEMO)<br />
Welche Karten gibt es - Topographie, Geologie<br />
Topogr. Karte 1 : 25.000, Blatt 3521 Oebisfelde, Geol.<br />
Karte 1 : 25.000, Blatt 3521 Oebisfelde, Topogr. Karte<br />
1:50.000, Blatt L 3730 Königslutter am Elm, Geologische<br />
Wanderkarte 1:100.000 Braunschweiger Land,<br />
Geol. Übersichtskarte 1 : 200.000, Blatt CC 3926<br />
Braunschweig<br />
* Prof. Dr. Werner Schneider, Im Ziegenfoerth 15, 38108 Braunschweig-Querum; ** Dr. Henn<strong>in</strong>g Zellmer, Femo,<br />
Vor dem Kaiserdom 4, 38154 Königslutter
Abb. 1: <strong>Gletscherschrammen</strong> auf e<strong>in</strong>er Schichfläche des Rhätsandste<strong>in</strong>s (Foto: Schneider)<br />
ste<strong>in</strong>en getrennt. <strong>Die</strong> Sandste<strong>in</strong>e repräsentieren e<strong>in</strong>e<br />
von Ost nach West gerichtete Schüttung e<strong>in</strong>es<br />
Flussdeltas <strong>in</strong>s Niedersächsische Becken h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>. <strong>Die</strong><br />
Verfestigung der Sandste<strong>in</strong>e hängt vom Grad der<br />
nachträglichen Verkieselung ab.<br />
Der Abbau des <strong>Velpke</strong>r Rhät-Sandste<strong>in</strong>s erfolgte seit<br />
1640 <strong>in</strong> zahlreichen Ste<strong>in</strong>brüchen. <strong>Die</strong> Ste<strong>in</strong>e wurden<br />
zunächst verwendet für die Wiederherstellung der im<br />
30-jährigen Krieg zerstörten Kirchen, Klöster und Befestigungsanlagen.<br />
Später und bis <strong>in</strong> die Gegenwart dienten<br />
sie vor allem als Baumaterial für repräsentative<br />
Bauten (z.B. Kohlmarktbrunnen und TU-Gebäude <strong>in</strong><br />
Braunschweig). <strong>Die</strong> tiefer gelegenen aufgegebenen<br />
Ste<strong>in</strong>brüche s<strong>in</strong>d mittlerweile mit Wasser gefüllt, weil<br />
der Grundwasserspiegel nicht mehr künstlich abgesenkt<br />
wurde.<br />
Literatur zum Geotop:<br />
Bölscher, B. & Schneider, W. (2001): Geologie-Natur-<br />
Erlebnispfad „<strong>Velpke</strong>r Schweiz“.- Begleithefte zu den<br />
E<strong>in</strong>richtungen des Freilicht- und Erlebnismuseums Ostfalen,<br />
38 S.; Königslutter.<br />
Look, E.-R. (1985): Geologie, Bergbau und Urgeschichte<br />
im Braunschweiger Land. - Geol. Jb. A88: 3-452; Hannover.<br />
Handelt es sich um e<strong>in</strong> Naturschutzobjekt?:<br />
<strong>Die</strong> <strong>Gletscherschrammen</strong> von <strong>Velpke</strong> stellen e<strong>in</strong>e <strong>in</strong><br />
Niedersachsen e<strong>in</strong>zigartige erdgeschichtliche Besonderheit<br />
dar und s<strong>in</strong>d als Naturdenkmal geschützt.<br />
NLfB- Codierung: TK25: 3571 Oebisfelde, R 44 28 290 H 57 89 100<br />
Verantwortlich: NLfB: Dr. He<strong>in</strong>z-Gerd Röhl<strong>in</strong>g<br />
Was gibt es zu berücksichtigen:<br />
Ste<strong>in</strong>e klopfen nicht erlaubt<br />
Geländeeigentümer:<br />
Geme<strong>in</strong>de <strong>Velpke</strong><br />
Was kann man sonst noch besichtigen:<br />
Im östlich gelegenen Naturerlebnisgarten <strong>Velpke</strong><br />
s<strong>in</strong>d mehr als 70 F<strong>in</strong>dl<strong>in</strong>ge aufgestellt.<br />
Wo kann man essen, übernachten:<br />
In <strong>Velpke</strong> sowie den umliegenden Ortschaften<br />
Herausgeber und Fachbehörde für den<br />
Geotopschutz:<br />
Niedersächsisches Landesamt für Bodenforschung,<br />
Stilleweg 2, 30655 Hannover<br />
Tel.: 0511-643-0, 0511-643-2304, www.nlfb.de<br />
Internet-Adressen:<br />
www.nlfb.de/geologie/anwendungsgebiete/geotop_<br />
tag_2003.htm.de<br />
www.dgg.de, www.geo-top.de, www.geotope.de,<br />
www.tag-des-geotops.de<br />
www.geoakademie.de www.femo-onl<strong>in</strong>e.de