Letec AG - Kantonsschule Sargans
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DIE WIRKLICHKEIT SIEHT ANDERS AUS<br />
Die Bethlen Gàbor Fachoberschule<br />
für Ökonomie in<br />
Ungarns zweitgrösster Stadt<br />
Debrecen ist seit 2004 Partnerschule<br />
der KSS. Dieses<br />
Jahr wurde die Klasse 3Wa<br />
zum 150-jährigen Bestehen<br />
der Schule eingeladen. Luzia<br />
Tschirky berichtet von<br />
ihren Eindrücken aus dieser<br />
Jugendbegegnung in der<br />
Woche vom 19. bis 25. November<br />
2007. Im September<br />
hatte die 3Wa die ungarischen<br />
Schüler für eine Woche<br />
in <strong>Sargans</strong> empfangen.<br />
Von Luzia Tschirky<br />
Langsam setzt sich der Zug in Bewegung,<br />
in meiner Hand der viel zu<br />
schwere Koffer und weit und breit<br />
kein freier Sitzplatz in Sicht. Ich<br />
versuche noch einen letzten Blick<br />
auf Debrecen zu erhaschen, das<br />
langsam aber sicher meinen Augen<br />
entschwindet. Die Woche ging<br />
schneller um als manch ein Monat<br />
in der Kanti. Es ist Sonntag, der 25.<br />
November, und die Klasse 3Wa<br />
macht sich auf den Heimweg aus<br />
Ungarn nach <strong>Sargans</strong>.<br />
Fahrt durch eine endlose<br />
Weite<br />
Eine Woche zuvor waren wir mit<br />
dem Zug von <strong>Sargans</strong> nach Budapest<br />
gefahren. Vage erinnere ich<br />
mich noch an viele Stunden in einem<br />
dunklen Zug, der holpernd<br />
durch die tiefe Nacht ins Unbekannte<br />
fährt. Dann am nächsten<br />
Morgen, noch immer im Zug, die<br />
ersten Eindrücke von Ungarn. Wir<br />
fahren durch scheinbar endlose<br />
Weiten, man sieht bis an den Horizont,<br />
kein Hügel, nicht die geringste<br />
Erhebung. Ja, wir hörten in der<br />
Schule von der ungarischen Tiefebene<br />
und stellten uns dementsprechend<br />
nicht eine zweite Schweiz<br />
vor. Doch ist es etwas ganz anderes,<br />
in einem Atlas davon zu lesen<br />
als es wirklich mit eigenen Augen<br />
26<br />
GAZZETTA<br />
Eindrückliche Reise nach Ungarn zum Schüleraustausch <strong>Sargans</strong>–Debrecen<br />
In der Partnerschule Bethlen Gàbor Fachoberschule: So sieht das Mathematikzimmer aus.<br />
zu sehen. Selten ziehen einzelne<br />
Baumgruppen an uns vorbei,<br />
braungraues Grasland erstreckt<br />
sich während Stunden vor uns. Der<br />
Zug scheint still zu stehen.<br />
Nach zwölf Stunden Zugfahrt<br />
kommen wir in Budapest an. Eine<br />
Stadt, die auf eine 1000-jährige<br />
Geschichte schauen kann, heute<br />
aber mit vielen Problemen zu<br />
kämpfen hat. Die Armut des Landes<br />
ist im Vergleich zur Schweiz<br />
unübersehbar. Auch wenn die Ungaren<br />
sich die grösste Mühe machen,<br />
dies so gut wie möglich zu<br />
verstecken. Unzählige wunderschöne<br />
alte Gebäude, für deren Renovation<br />
einfach das Geld fehlt,<br />
zerfallen langsam. Die renovierten<br />
Gebäude sind meist von grosser historischer<br />
Bedeutung oder beherbergen<br />
einen McDonalds im Erdgeschoss.<br />
Was den Glanz längst<br />
vergangener Tage zwar mindert,<br />
aber doch nicht ganz vergessen<br />
lässt. Das Bestreben, Anschluss an<br />
das westliche Europa zu finden, ist<br />
sehr gross.<br />
Schatten<br />
der Vergangenheit<br />
Die Vergangenheit möchte man am<br />
liebsten so schnell wie möglich hinter<br />
sich lassen. Sind die Schatten,<br />
die die Sowjetunion einst auf das<br />
Land warf, noch immer so gross?<br />
Denkmäler erinnern an manch einen<br />
Freiheitskämpfer, der sein Le-<br />
ben im grossen Ungarnaufstand<br />
von 1956 lassen musste. Das Hotel,<br />
von dem wir alle positiv überrascht<br />
waren, liegt bei Weitem nicht in einem<br />
schlimmen Viertel, doch hört<br />
man auch hier im 10-Minuten-Takt<br />
die Ambulanz- oder Polizeisirene.<br />
Dies jedoch mag zu den üblichen<br />
Problemen einer Metropole in der<br />
Grösse Budapests gehören.<br />
Die Klasse 3Wa bei ihrer Präsentation am Galaabend im vollbesetzten<br />
Csokonai-Theater in Debrecen.