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Israel, Palästina und die deutsche Linke - Buko

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Reader zum BUKO-Ratschlag: <strong>Israel</strong>, <strong>Palästina</strong> <strong>und</strong> <strong>die</strong> <strong>deutsche</strong> <strong>Linke</strong> 29<br />

hinter dem Rücken der Regierung <strong>und</strong> in Abstimmung mit den Palästinensern vorgenommen werde.[8] Yossi Beilin<br />

reagierte darauf mit der Frage, ob wirklich irgendjemand glaube, dass sich Scharon mitten in ernsthaften Verhandlungen<br />

befinde <strong>und</strong> Yossi Beilin ihn daran hindere indem er eine Vereinbarung mit jemand anderem auf den Tisch lege.[9]<br />

Der Begriff „Schweizer Initiative“ bezieht sich darauf, dass <strong>die</strong> Verhandlungen zwischen den Delegationen unter der<br />

Schirmherrschaft des Schweizer Außenministeriums stattfanden. Dieses beschreibt <strong>die</strong> eigene Rolle als Unterstützer,<br />

nicht als Verhandlungsführer. Das Projekt habe seinen Ursprung in den Zivilgesellschaften beider Seiten <strong>und</strong> <strong>die</strong> eigene<br />

Politik unterstütze solche Friedensinitiativen.[10] Die Schweizer Regierung leistete finanzielle Hilfe <strong>und</strong> logistische<br />

Unterstützung, nahm jedoch keine Position zu der Genfer Initiative ein.[11] Eine wichtige Rolle spielte Pierre Keller,<br />

Prof. für Philosophie an der Universität Genf. Zu einem Seminar über <strong>die</strong> Frage „Was ist ein gerechter Frieden?“ waren<br />

2001 Yossi Beilin <strong>und</strong> Edward Said eingeladen. Beilin berichtete von seinen Plänen. Keller war begeistert <strong>und</strong> erhielt<br />

auf seinen Wunsch vom Schweizer Außenministerium einen Diplomatenpass <strong>und</strong> <strong>die</strong> Erlaubnis, <strong>die</strong> Gespräche im Auftrag<br />

des Außenministeriums zu begleiten.[12]<br />

Bei dem Treffen in Jordanien haben <strong>die</strong> israelischen <strong>und</strong> palästinensischen TeilnehmerInnen nicht den Entwurf der<br />

Vereinbarung unterzeichnet, sondern einen Brief an <strong>die</strong> Schweizer Außenministerin Micheline Calmy-Rey, in dem sie<br />

auf den Entwurf der Vereinbarung verweisen.[13] Außerdem heißt es in dem Brief, niemand von ihnen repräsentiere<br />

ihre jeweiligen Völker in einem bindenden Sinn. Sie glaubten aber, dass ihre Herangehensweise große Teile der öffentlichen<br />

Meinung auf beiden Seiten vertrete. An zwei Stellen weist der Brief auf <strong>die</strong> Verbindung zwischen dem Entwurf<br />

für eine Vereinbarung <strong>und</strong> der Roadmap hin.[14]<br />

Die Vereinbarung liegt noch nicht vollständig vor. Einige Artikel sind noch nicht formuliert, z.B. zu der schwierigen<br />

Frage der Wasserrechte. Außerdem liegen <strong>die</strong> Annexe noch nicht vor. Nach einem Bericht der Tageszeitung Ha’aretz<br />

wurde der vorliegende Texte dennoch veröffentlicht, weil der Hohe Repräsentant für <strong>die</strong> gemeinsame Außen- <strong>und</strong><br />

Sicherheitspolitik der EU, Solana, Beilin <strong>und</strong> Abed Rabbo gesagt hätte, dass der Konflikt sich bei Abwesenheit jeglicher<br />

diplomatischer Initiative in einem gefährlichen Stadium befinde.[15]<br />

Auf israelischer <strong>und</strong> palästinensischer Seite sind unter anderem folgende Personen an der Initiative beteiligt:<br />

Yossi Beilin (ehemaliger Justizminister in der Regierung Barak), Amram Mitzna (MK, Arbeitspartei, ehemaliger Vorsitzender<br />

der Arbeitspartei), Prof. Yuli Tamir (MK, Arbeitspartei), Avraham Burg (MK, Arbeitspartei, ehemaliger Parlamentspräsident),<br />

Haim Oron (MK, Meretz), Yossi Sarid (MK, Meretz), Amos Oz (Schriftsteller), David Grossman (Schriftsteller),<br />

Zvia Greenfeld (Schriftstellerin), Nehama Ronen (ehem. Likud MK), Giora Inbar (General der Reserve), Amnon<br />

Lipkin-Shahak (ehem. Generalstabschef), David Kimche (ehemaliger Generaldirektor des israelischen Außenministeriums),<br />

Prof. Arie Arnon (Peace Now) , Ron P<strong>und</strong>ak (Peres Peace Center) , Shaul Arieli (ehemaliger Kommandeur der<br />

israelischen Armee im Gazastreifen), Daniel Levy (Mitarbeiter von Yossi Beilin), Dr. Menachem Klein (Bar Ilan Universität,<br />

ehemaliger Berater der Barak-Regierung), Eti Livni (MK Shinui), Yoram Gabay (Wirtschaftswissenschaftler), Yasser<br />

Abed-Rabbo (ehemaliger Minister für Information <strong>und</strong> Kultur der Palsätinensischen Autonomiebehörde), Nabil Kassis<br />

(ehemaliger Minister der PA), Hisham Abdel Razeq (ehem. Minister für Angelegenheiten der Gefangenen), Kadoura<br />

Fares (Mitglied des PLC, Tanzim), Mohammed Khourani (Mitglied des PLC, Tanzim), Samih al-Abed <strong>und</strong> Bashar Jum’a<br />

(Landkartenexperten), Nazmi Al-Jubeh (Historiker <strong>und</strong> Archäologe), Rairth al-Omri (Jurist, Berater von Machmud Abbas),<br />

Samir Rantisi (Counsin des Hamasführers Abdel Aziz-Rantisi), Jamal Zakut (Vertreter der Führung der ersten<br />

Intifada), General Zoheir Manasra (ehemaliger Gouverneur von Jenin <strong>und</strong> ehemaliger Chef des Sicherheits<strong>die</strong>nstes in<br />

der Westbank)<br />

Inhalte der Vereinbarung<br />

Die Genfer Vereinbarung, so wie es <strong>die</strong> israelische Tageszeitung Ha’aretz auf Englisch veröffentlichte, ist in eine Präambel<br />

<strong>und</strong> 17 Artikel gegliedert.[16]<br />

In der Präambel ist von der Verpflichtung <strong>die</strong> Rede, Jahrzehnte von Konfrontation <strong>und</strong> Konflikt zu beenden <strong>und</strong> in<br />

friedlichem Nebeneinander, gegenseitiger Würde <strong>und</strong> Sicherheit auf der Gr<strong>und</strong>lage eines gerechten, dauerhaften <strong>und</strong><br />

umfassenden Friedens zu leben <strong>und</strong> eine historische Aussöhnung zu erreichen. Die Präambel bezieht sich auf <strong>die</strong> UN-<br />

Sicherheitsratsresolutionen 242, 338 <strong>und</strong> 1397, auf <strong>die</strong> Madrid-Verhandlungen von 1991, <strong>die</strong> Prinzipienerklärung vom<br />

13.9.1993, das Interimsabkommen vom September 1995, Das Wye River Memorandum von Oktober 1998, das Sharm-<br />

El-Sheik Memorandum vom 4.9.1999, <strong>die</strong> Camp David Verhandlungen, <strong>die</strong> Clinton-Ideen, <strong>die</strong> Taba-Verhandlungen<br />

vom Januar 2001, <strong>die</strong> Rede von US-Präsident Bush am 24.6.2002, <strong>die</strong> Roadmap des Quartetts <strong>und</strong> <strong>die</strong> Resolution des<br />

Arabischen Gipfels vom 28.3.2002. Außerdem ist vom Recht des jüdischen <strong>und</strong> des palästinensischen Volkes auf einen<br />

Staat <strong>die</strong> Rede.<br />

In den verschiedenen Artikeln wird folgendes behandelt:<br />

• Artikel 1: Die gemeinsame Erklärung des Endes des Konfliktes nach Unterzeichnung einer Erklärung über den<br />

dauerhaften Status.<br />

• Artikel 2: Gegenseitige Anerkennung <strong>und</strong> Kooperation

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