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WADI HADRAMAUT - Hans Tuengerthal

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Jemen- Besuch des sagenhaftes Wadi Hadramaut am 24.4.2007 16<br />

Themen: Weihrauchstraße; Wüste; Wilfred Thesiger, Beduinen, Erdöl, Essen (07.0711,18,19,20,1,2,3,4,5,6,271204)<br />

Abb: 12 Blick auf die Stadt Sayun, auffallend die türkisblauen Kuppel des Sultan Badr bin Tuweriq, Begründer<br />

des Kathiri-Sultanats. Im Hindergrund der Abbruch des Djoll dig 07d-ARA<br />

Wir suchen nun den Non-Food-Market auf, würde man in Amerika sagen. Dort zeigt er mir jenen<br />

Markt mit den handwerklichen Produkten. Auch hier finde ich enttäuschend, was angeboten wird. Ich<br />

schon so viele arabische Märkte gesehen, dass ich auch verwöhnt bin, aber hier merkt man deutlich,<br />

das Handwerk geht dramatisch zurück. Billige „Global-Produkte“ haben die Handwerker arbeitslos<br />

gemacht. Plastik schalen ersetzten die Holzbottiche oder Ledereimer, einfache zugeschnittene Reifen<br />

bilden die Sohlen für lieblos fabrizierte Sandalen. Schuster sehe ich keine mehr. Ich hatte vor 45 Jahren<br />

in Marokko den Zusammenbruch des Schusterhandwerks beobachten können. Sie arbeiteten<br />

damals in Schusterbasaren, das bedeutet, alle Schuster hatten ihre Werkstätten neben einander. Weil<br />

ich innerhalb weniger Jahre mehrere Male die Schustergassen in Marrakesch und Fez besuchte, konnte<br />

ich die Entwicklung verfolgen. Das erste Mal war ich von den wunderbar weichen Schlappen aus<br />

Ziegenleder beeindruckt gewesen, das zweite Mal musste ich sie suchen und beim dritten Mal fand ich<br />

kaum noch irgendwelche Schuster. Statt dessen boten Händler in modernen Läden Tramps an, das<br />

waren hochschäftige Turnschuhe (damals auch bei uns der letzte Schrei). Wer sich diese verhältnismäßig<br />

teuren Schuhe nicht leisten konnte, stieg auf Sandalen aus Autoreifen über. Dabei gehörten<br />

sowohl die Gilde der Schuster, die die berühmten Babouschs herstellten auch die Ledermacher, die<br />

Gerber die vor allem aus zartem Ziegenleder wunderbar angenehme Schlappschuhe schusterten zu den<br />

anerkannten Berufen. Diese Schlappschuhe waren sehr praktisch, denn beim Besuch der Mosche-en<br />

müssen die Gläubigen die Schuhe ausziehen und schnell wieder rein schlüpfen, wenn sie in die Stadt<br />

zurück kehren. Auch wenn Privathäuser betreten werden, ziehen die Moslems die Straßen-schuhe aus.<br />

Bei den Turnschuhen ist das umständlich und zeitraubend, jedes Mal die Schnürsenkel zu öffnen,<br />

deshalb treten sie die Hacken herunter und schnell sind diese Schuhe unbrauchbar. Weil die Araber<br />

keine Socken oder Strümpfe tragen, werden die Füße in den , diesen nicht ateminaktiven<br />

Gummischuhen geruchsintensiv. Übrigens: Damals arbeiteten die Schuster, wie alle anderen<br />

Handwerke in ihrer kleinen Werkstatt im hinteren Teil des Hauses. Zur Gasse öffnete sich der<br />

Verkaufsladen, der nach hinten in die kleine übersichtliche Werkstatt überging. Im Obergeschoss<br />

wohnte die Familie, wenn den einer der Kinder bei einer Hilfsarbeit benötigt wurde.<br />

Innerhalb von 5 Jahren war das Handwerk zusammen gebrochen, übrigens bei uns in Bad Vilbel<br />

brach auch das Lohgerberhandwerk in 3 bis 4 Jahren zusammenbrach, nachdem der mühsame Prozess<br />

des Gerbens mit Eichenlohe durch chemische Reduktionen von 2 Jahren auf keine 30 Stunden zusam-<br />

men geschrumpfte. Ich gebe die Enttäuschung auch zu verstehen, was Salim mit einem gequälten „das<br />

ist eben billiger“ kommentiert. In einem Textilgeschäft will er mir ein Kopftuch kaufen, aber es gibt

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