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WADI HADRAMAUT - Hans Tuengerthal

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Jemen- Besuch des sagenhaftes Wadi Hadramaut am 24.4.2007 17<br />

Themen: Weihrauchstraße; Wüste; Wilfred Thesiger, Beduinen, Erdöl, Essen (07.0711,18,19,20,1,2,3,4,5,6,271204)<br />

nur billige Tücher aus China. Ich lasse ihn extra nach dem Herstellungsland fragen, immer wieder<br />

wird ihm geantwortet, die einst aus Jordanien oder Jemen stammenden Tücher gibt es nicht mehr, die<br />

anderen aus China sind billiger. Das führt zu einem kurzen Gespräch, dass die Chinesen in den letzten<br />

Jahren weltweit die Textilindustrie zerstört haben durch ihre Dumpingpreise. In einem Buchladen<br />

versuche ich ein Buch über Land und Leute zu erstehen, aber es gibt nicht einmal brauch-bare Postkarten.<br />

Nachher meint er, wir sollten wir noch einmal über den Markt gehen, denn hier würde der<br />

berühmte hadramautische Honig angeboten, der zu den größten Kostbarkeiten des Landes gehöre. Den<br />

übrigens einem höherrangigen Mann als Aufmerksamkeit zu schenken, sei nie eine Beleidigung.<br />

Genau sowenig, wie wenn ich ihm eine Handvoll frischer köstliche Qatblätter anbiete.<br />

Wir wollen, bevor es zu heiß ist, noch nach Tarim, der großen<br />

Stadt im Osten des Tales. Wir fahren über eine breite Autobahn,<br />

in der Mitte große Masten für eine nächtliche Beleuchtung.<br />

Das wirkt gespenstig, denn es gibt kaum Verkehr. Salim<br />

meint trocken, das ist Aus-druck Zukunftsvision. Und mir fällt<br />

spontan der kohl` sche Satz ein: „das werden mal blühende<br />

Landschaften sein!“ Jedenfalls istv nicht zu übersehen, die<br />

Republik Jemen ist im Aufbruch. Später benötigen wir allerdings<br />

den 4-Rad-Antrieb, denn ein Stück der Straße fehlt noch<br />

und wir müssen durch einen Bach, erst später fällt mir ein, das<br />

könnte der Flusslauf des Wadi Hadramaut gewesen sein, aber<br />

es war so wenig Wasser dass es mir nicht auffiel. Ab und zu<br />

sehen wir abseits der Straße brennende Öfen, es sind Ziegeleien,<br />

aber nur wenige, denn entweder wird mit Ziegel oder mit<br />

Bruchsteinen oder Lehm gebaut, die meisten brennenden Öfen<br />

sind Kalköfen. Als ich um eine Rast zum Anschauen bitte,<br />

vertröstet er mich auf später, wir würden nachher noch Abb. 13: Eines der typischen Minarette in<br />

genügend Öfen sehen, jetzt fahren wir erst mal nach Tarim. diesem frommen Land dia 07d27<br />

Die Fahrt nach Tarim ist nicht weit und in einer Stunde haben wir es erreicht. Diese Stadt gilt als das<br />

Glaubensbollwerk der Moslems, denn dort sind einige im ganzen Lande bekannte Heilige bestattet.<br />

dabei fällt wieder auf, wie eifrig hier gebaut wird und in der Wüste entstehen ganz neue Städte,<br />

deshalb frage ich wie es käme, da sei ja wirklich frappant.<br />

Während der gemütlichen Fahrt erzählt Salim vom 1.Golfkrieg 1990/1. den haben wir in Deutschland<br />

ziemlich aus dem Bewusstsein verdrängt, denn einerseits hatten war damit wenig zu tun, anderseits<br />

fiel er mit der Wende zusammen. Ich war damals in Madagaskar, weshalb ich es nicht so recht mitbekam,<br />

dass Saddam in Kuwait einmarschiert war. Als er nicht zurück ging, wurde im Januar 1991<br />

Kuwait von den alliierten Truppen unter Führung der USA befreit und sollte die Demokratie einführen.<br />

Weil Jemen mit seinen Problemen der Wiedervereinigung Jemen so beschäftigt war, wollte es<br />

sich nicht vor den amerikanischen Karren spannen lassen, das ja parteiisch gegen den Iraq war..<br />

Daraus haben die Amis gemacht, wer sich nicht als unser Freund ausgibt, ist unser Feind 28 und zwang<br />

die arabischen Nachbarstaaten Yemen zu boykottieren. Darauf wurden alle jemenitische Arbeiter aus<br />

Saudi-Arabien und den Nachbarstatten ausgewiesen, das sollen 2 Mill gewesen sein, davon sind 10%<br />

verreckt, denn sie fanden weder Häuser noch Versorgung. Um dieses Dilemma nicht wieder erleben<br />

zu müssen, werden jetzt eine große Anzahl Wohnungen b gebaut, die zwar auch bewohnt werden aber<br />

Reserven für die Heimkehrer bieten würden. Bei der Beschreibung klingt eine Menge Haß und<br />

Verachtung aus seinen Worten. Nach meinem Reisehandbuch soll der Ort nur 35ooo Ew haben, damit<br />

entspräche es Bad Vilbel, aber unter den besondern Bedingungen sind die beiden Orte nicht<br />

vergleichbar, denn Tarim ist Hauptstadt. Diese Talstadt liegt ca 650 m hoch, damit 100 Mete niedriger<br />

als Shibam.<br />

Im Ortskern von Tarim stellen wir das Auto ab und bummeln durch die Stadt. Sie gilt als die heiligste<br />

Stadt des Hadramaut und in keiner Stadt im Südjemen leben so viele konservative Menschen wie hier,<br />

weshalb mich Salim bittet dezent mit den Fotoapparaten umzugehen. Der Ruf Tarims stammt von<br />

einigen Heiligen her, die in Kuppelgräbern außerhalb der Stadt bestattet wurden und wurde nach dem<br />

vorislamischen König Tarim benannt. Als nach dem Tode von Mohammed wieder die alten<br />

28 ganz im Sinne der Koalition der Unwilligen, wie der Sohn W.Bush später generalisierte

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