Neues Licht auf Jesus - Turin Shroud

4. Die Spiritualität des Jesus von Nazareth
Auch wenn Jesus von Nazareth vielfach missverstanden wurde und in seinem Namen
furchtbare Untaten in der Geschichte verübt wurden, so hat er doch vielen
Menschen geholfen, den Weg zu Gott zu finden. Dies gilt nicht nur für die Menschen,
die ihm körperlich begegnet und nachgefolgt sind, sondern auch für die vielen
Menschen in späterer Zeit, die ihm „nur“ in geistiger Weise begegnet sind, und
die trotzdem dieselben oder ähnliche Erfahrungen und Veränderungen erlebt haben,
wie die erste Generation seiner Jünger.
Die Erkenntnis der Wahrheit macht schrittweise frei
„Wenn ihr in meinen Worten bleibt, dann seid ihr in Wahrheit meine Jünger. Dann werdet ihr die
Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen.“ (Joh. 8,31-32)
Freiheit und Erlösung kommen aus der Erkenntnis der Wahrheit. Wahrheit wiederum
erfährt derjenige, der den gleichen inneren Weg geht, den Jesus gegangen ist. Dieses
Erkennen ist jedoch kein intellektueller Prozess des Verstandes – die Wahrheit ist nämlich
ganz einfach. Damit sie jedoch wirksam wird, muss man sie durch Erfahrung verinnerlichen,
sie muss sich quasi in jede Zelle des Körpers einprägen. Wer sie jedoch erfahren
hat, ist selbst zum Träger eines tiefen Geheimnisses geworden. Jesus vergleicht
diesen Vorgang folgendermaßen: „Das Reich Gottes ist wie ein verborgener Schatz, den ein
Mann auf einem Feld entdeckte und wieder verbarg. In seiner Freude verkaufte er alles, was er hatte,
um den Acker zu kaufen und so den Schatz zu bekommen.“ (Mt. 13:44)
Wer diese Wahrheit noch nicht kennt, auf den wartet eine große Überraschung. Doch
wie kommt man da hin? Wie findet man diese „Wahrheit“? Die Antwort Jesu ist wieder
ganz simpel: „Suchet, so werdet ihr finden.“ (Mt. 7:7)
Wer Gott (die Wahrheit, das Leben) bedingungslos und von Herzen sucht, wem es
wirklich wichtig ist, die Wahrheit zu finden, der kann eine überraschende Entdeckung
machen: in dem Maße, wie er bereit ist, seine eigene kleine egoistische Weltsicht in Frage
zu stellen, werden neue Bedeutungen hinter den Dingen sichtbar, gerade so, als hätte
er eben erst die Augen erhalten, um diese Dimensionen wahrzunehmen. Das Leben
scheint nur darauf zu warten, eine echte Bereitwilligkeit nutzen zu können, um befreiende
Wahrheit zum Sehen anzubieten. Die Wahrheit zu finden setzt allerdings voraus,
dass man grundsätzlich bereit ist, alle bisherigen Werte und „Wahrheiten“, so lieb und
teuer sie einem auch sein mögen, zur Disposition zu stellen: „Wer das Reich Gottes nicht
annimmt, wie ein Kind, der wird nicht hineinkommen“. (Lk. 18:17)
„Jesus sprach: ‚Wenn die, die euch leiten, euch sagen: ‚Seht, das Reich ist im Himmel’, so werden die
Vögel des Himmels euch zuvorkommen. Wenn sie euch sagen: ‚Es ist im Meer’, so werden die Fische
euch zuvorkommen. Das Reich ist vielmehr in eurem ‚Inneren’ … Wenn ihr euch selbst erkennt, dann
werdet ihr erkannt werden. Und ihr werdet wissen, dass ihr die Söhne des lebendigen Vaters seid.
Wenn ihr euch aber nicht erkennt, so lebt ihr in Armut und ihr selbst seit diese Armut.“ (Thomas-
20