Das Individuum und die Gesellschaft Lektüre: Kapitel 5. Sozialisation
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Die Schule<br />
- Schule ist nicht nur eine Erziehungs-, sondern eben auch eine<br />
<strong>Sozialisation</strong>sinstanz.<br />
• Der Ausdruck „heimlicher Lehrplan“ wurde in den späten 1960er Jahren<br />
geprägt, wahrscheinlich durch Übernahme des englischen Ausdrucks „hidden<br />
curriculum“, der angeblich von Philip W. Jackson („Life In Classrooms“, 1968)<br />
eingeführt wurde.<br />
• Die Schule führt – neben dem offiziellen Lehrplan – in unpersönliche,<br />
bürokratische Organisationen ein, <strong>die</strong> nach ganz bestimmten Prinzipien im<br />
allgemeinen funktionieren: nämlich Disziplin <strong>und</strong> Konformität (Beispiel)<br />
• Literaturtipp<br />
3. Drei klassische <strong>Sozialisation</strong>stheorien: Piaget, Freud <strong>und</strong> Piaget<br />
Jean Piaget (1896-1980): Aufbau kognitiver Strukturen<br />
• <strong>Das</strong> Kind verinnerlicht in der tätigen Auseinandersetzung mit den in seiner<br />
Umwelt vorgef<strong>und</strong>enen Gegenständen <strong>und</strong> Personen seine Erfahrungen <strong>und</strong> baut<br />
dabei ein System von Begriffen <strong>und</strong> Denkoperationen auf.<br />
• Diese bilden <strong>die</strong> kognitive Gr<strong>und</strong>lage der Handlungsorientierung<br />
• Im Zentrum der Piagetschen Theorie stehen dabei zwei komplementäre<br />
funktionale Prozesse: Assimilation auf der einen <strong>und</strong> Akkommodation auf der<br />
anderen Seite.<br />
• <strong>Das</strong> Kind begreift von seinem jeweiligen Entwicklungsstand <strong>die</strong> Eindrücke aus<br />
seiner Umwelt nur zum Teil: ein Angleichungsprozess läuft ab: Assimilation.<br />
• Durch eben <strong>die</strong>se Diskrepanz wird das Kind angeregt, sein Begriffssystem der<br />
Umwelt genauer anzupassen: Akkomodation: <strong>die</strong> wahrgenommene Realität wird<br />
den vorhandenen kognitiven Strukturen angepasst.<br />
• Beispiel, das gerne zitiert wird, ist der Greifakt des Kindes in den frühen Sta<strong>die</strong>n: das<br />
Kind kommt mit einem Greifreflex zur Welt. Ein Gegenstand, der anfangs durch Zufall<br />
berührt <strong>und</strong> dann "automatisch" ergriffen wird, wird sozusagen an den Greifakt<br />
assimiliert. Der Gegenstand bildet für das Kind "etwas Greifbares". Er existiert für das<br />
Kind zu <strong>die</strong>sem Zeitpunkt nur als solcher, also quasi als "Greifobjekt" <strong>und</strong> noch nicht als<br />
Objekt im geläufigen Sinne mit all seinen sensorisch erfassbaren Eigenschaften (siehe<br />
Objektpermanenz).<br />
• Die Assimilationsbewegung wird an <strong>die</strong>sem Objekt nun immer wieder "geübt". Der<br />
Gegenstand bildet "Nahrung" für das Greifschema. <strong>Das</strong> Kind begegnet natürlich anderen<br />
Gegenständen. Diese werden ebenso an das Schema assimiliert. Dennoch kann nun<br />
nicht mehr <strong>die</strong>selbe Greifaktion ausgeführt werden. Ein Spielzeugauto muss anders<br />
gegriffen werden, als eine Rassel. Noch prägnanter wird das Beispiel mit dem Versuch<br />
eines Kleinkindes, Wasser zu greifen. <strong>Das</strong> ausgebildete Greifschema muss dem neuen<br />
Gegenstand angepasst, also akkommo<strong>die</strong>rt werden, im Falle des Wassers resultiert<br />
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