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Hochtemperaturwolle (HTW): Chancen nutzen – Risiken ... - dkfg.de

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<strong>Hochtemperaturwolle</strong> (<strong>HTW</strong>):<br />

<strong>Chancen</strong> <strong>nutzen</strong> <strong>–</strong> <strong>Risiken</strong> vermei<strong>de</strong>n<br />

H. Wimmer<br />

Kurzfassung <strong>Hochtemperaturwolle</strong>n (<strong>HTW</strong>) gehören zur Gruppe <strong>de</strong>r<br />

Künstlichen Mineralwollen. Produkte aus <strong>HTW</strong> wer<strong>de</strong>n zur Wärme -<br />

dämmung im Industrieofen- und Anlagenbau bei Temperaturen über<br />

600 °C, im Brandschutz und in Abgasreinigungssystemen eingesetzt. Die<br />

feuerfesten Eigenschaften <strong>de</strong>r Produkte aus <strong>HTW</strong> und die hervorragen<strong>de</strong><br />

Wärmedämmung im Vergleich zu traditionellen feuerfesten Steinen und<br />

Massen tragen zur besseren Energieeffizienz von Industrieanlagen bei. Im<br />

Zusammenhang mit weiteren Anlagenkomponenten können in Industrieöfen<br />

Energieeinsparungen bis zu 60 % erreicht wer<strong>de</strong>n. Der Beitrag gibt<br />

einen Überblick über die Anwendungsmöglichkeiten, <strong>de</strong>n sicheren<br />

Umgang, die involvierten Personengruppen sowie die energetischen Vorteile<br />

von Produkten aus <strong>Hochtemperaturwolle</strong>. Bei Beachtung <strong>de</strong>r<br />

Umgangsvorschriften können eventuelle <strong>Risiken</strong> beim Umgang mit <strong>de</strong>n<br />

Produkten vermie<strong>de</strong>n und gleichzeitig die Vorteile in Bezug auf <strong>de</strong>n<br />

Umweltschutz, die Wirtschaftlichkeit und Standortsicherung genutzt<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

High-temperature insulation wool (HTIW):<br />

Exploiting opportunities <strong>–</strong> avoiding risks<br />

Abstract High-temperature insulation wools (HTIW) are part of artificial<br />

mineral wool. Products manufactured from HTIW are used for thermal<br />

insulation in industrial furnaces and plant construction for application<br />

temperatures above 600 °C, for fire protection, and in flue-gas scrubbing<br />

systems. The fire protection properties of HTIW products and their outstanding<br />

thermal insulation in comparison with traditional refractory<br />

bricks and castables contribute to greater energy efficiency for industrial<br />

furnaces and aggregates. In conjunction with other plant components,<br />

they enable energy savings of up to 60% to be attained in industrial furnaces.<br />

The article provi<strong>de</strong>s an overview of possible applications, safe use,<br />

the groups of persons involved, and the energy benefits <strong>de</strong>livered by<br />

products manufactured from HTIW. Provi<strong>de</strong>d the regulations for use are<br />

observed, possible risks associated with the use of the products can be<br />

avoi<strong>de</strong>d, and at the same time the benefits realized in terms of environmental<br />

protection, economic efficiency, and safeguarding of workplaces<br />

and industrial locations.<br />

1 Einleitung<br />

In feuerfesten Anwendungen wer<strong>de</strong>n bei hohen Temperaturen<br />

seit Jahrtausen<strong>de</strong>n die verschie<strong>de</strong>nsten Werkstoffe und<br />

Produkte eingesetzt. Neben <strong>de</strong>n altbewährten feuerfesten<br />

Massen und Betonen sowie Steinen und Feuerleichtsteinen<br />

wer<strong>de</strong>n immer häufiger die bereits in <strong>de</strong>n 1950er Jahren entwickelten<br />

Produkte aus <strong>Hochtemperaturwolle</strong> (<strong>HTW</strong>) eingesetzt<br />

(Bild 1).<br />

Je<strong>de</strong>r dieser feuerfesten Werkstoffe hat <strong>–</strong> bezogen auf die jeweilige<br />

Anwendung <strong>–</strong> spezielle technologische, ökonomische<br />

und ökologische Vor- und Nachteile.<br />

Dipl.-Ing. Heinz Wimmer,<br />

Deutscher Verband <strong>de</strong>r Hersteller und Verarbeiter von<br />

<strong>Hochtemperaturwolle</strong>.<br />

68 (2008) Nr. 11/12 - Nov./Dez.<br />

Bild 1. Beispiele für Feuerfest-Produkte.<br />

<strong>Hochtemperaturwolle</strong><br />

Hat man beispielsweise beim Einsatz von feuerfesten Werkstoffen<br />

in Industrieöfen in <strong>de</strong>r Vergangenheit mehr auf die<br />

mechanische Belastbarkeit einer feuerfesten Auskleidung<br />

geachtet, so wird seit <strong>de</strong>n 1960er Jahren immer mehr das<br />

Augenmerk auf an<strong>de</strong>re Parameter <strong>de</strong>r jeweiligen Anwendung<br />

und die damit verbun<strong>de</strong>ne Möglichkeit <strong>de</strong>r Produktivitätssteigerung<br />

und Energieeinsparung gelegt.<br />

Die enormen Vorteile von <strong>HTW</strong>-Produkten im Vergleich zu<br />

an<strong>de</strong>ren feuerfesten Werkstoffen, wie u. a. die geringe Speicherkapazität<br />

und hohe Temperaturwechselbeständigkeit,<br />

haben bereits nach <strong>de</strong>r ersten Ölkrise im Jahr 1973 zu einem<br />

sprunghaften Anstieg <strong>de</strong>s Bedarfs geführt. Durch die Verpflichtungen<br />

aus <strong>de</strong>m Kyoto-Protokoll und <strong>de</strong>r daraus abgeleiteten<br />

europäischen Richtlinie zur Reduzierung <strong>de</strong>r Treibhausgase<br />

hat sich dieser Trend weiter verstärkt. Die dramatische<br />

Steigerung <strong>de</strong>r Öl- und Gaspreise in <strong>de</strong>n Jahren<br />

2007/2008 hat die Prognose <strong>de</strong>r Energieexperten aus früheren<br />

Jahren bestätigt bzw. sogar übertroffen.<br />

Der Bedarf an <strong>HTW</strong>-Produkten wird sich auch in Zukunft<br />

durch innovativere Herstellungsprozesse bei <strong>de</strong>n Anwen<strong>de</strong>rn<br />

und insbeson<strong>de</strong>re unter extremeren Bedingungen und<br />

Temperaturen weiter erhöhen. In Hochtemperaturanwendungen<br />

bei 600 bis 1 800 °C ist die Nutzung <strong>de</strong>r Produkte aus<br />

<strong>HTW</strong> in Bezug auf die Wirtschaftlichkeit, die Umweltbelastung<br />

und <strong>de</strong>n Arbeitsschutz unverzichtbar und damit auch<br />

ein wichtiger Faktor zur Wettbewerbsfähigkeit und Standortsicherung<br />

<strong>de</strong>utscher und europäischer Unternehmen.<br />

Die Hersteller von <strong>HTW</strong> sind in <strong>de</strong>r Regel auch Produzenten<br />

von allen an<strong>de</strong>ren feuerfesten Werkstoffen, wie z. B. feuerfeste<br />

Steine und Betone. Somit kann von <strong>de</strong>n Anbietern <strong>de</strong>r<br />

Gefahrstoffe - Reinhaltung <strong>de</strong>r Luft<br />

455


456<br />

<strong>Hochtemperaturwolle</strong><br />

Feuerfest-Produkte (FF) für die jeweilige Anwendung das<br />

beste FF-Konzept ausgearbeitet und geliefert wer<strong>de</strong>n, ohne<br />

im direkten Produktwettbewerb zu stehen.<br />

Hersteller und Betreiber von Industrieöfen und sonstigen<br />

Anlagen im Hochtemperaturbereich betrachten heutzutage<br />

ebenfalls zunächst einmal die beson<strong>de</strong>ren Anfor<strong>de</strong>rungen<br />

an die individuelle FF-Anwendung auf <strong>de</strong>r Basis von rationalen<br />

sachlichen Gesichtspunkten.<br />

Ist mechanische Festigkeit gefor<strong>de</strong>rt o<strong>de</strong>r Kontakt mit<br />

Schmelzen gegeben, so wird in <strong>de</strong>n meisten Fällen auf die<br />

traditionellen schweren Feuerfest-Produkte zurückgegriffen.<br />

Ist aber ein Einsatz von <strong>HTW</strong>-Produkten grundsätzlich<br />

möglich, so wird sich <strong>de</strong>r Anwen<strong>de</strong>r für diese Variante entschei<strong>de</strong>n.<br />

Die bereits genannten Vorteile <strong>de</strong>r <strong>HTW</strong>-Produkte<br />

führen u. a. zu hohen Energieeinsparungen und einem<br />

äußerst flexiblen Anlagenbetrieb, unabhängig von <strong>de</strong>r Kapazitätsauslastung<br />

eines Betriebes. Insbeson<strong>de</strong>re kann eine<br />

periodisch betriebene Hochtemperaturanlage i<strong>de</strong>al ausgelastet<br />

und an die real benötigte Kapazität angepasst wer<strong>de</strong>n,<br />

ohne die Nachteile <strong>de</strong>s höheren Energiebedarfs <strong>de</strong>r traditionellen<br />

FF-Materialien in Kauf nehmen zu müssen.<br />

Die Verwendung von <strong>HTW</strong>-Produkten führt im Zusammenhang<br />

mit an<strong>de</strong>ren technischen Weiterentwicklungen (z. B.<br />

Regenerativbrenner) zu Energieeinsparungen von über<br />

50 % und vielen weiteren produktionstechnischen, ökologischen<br />

und ökonomischen Vorteilen für <strong>de</strong>n Anwen<strong>de</strong>r, wie<br />

z. B. bessere Kapazitätsauslastung, flexiblere Fertigungsmöglichkeiten,<br />

geringere Umweltbelastung und bessere<br />

Qualität <strong>de</strong>s Endproduktes.<br />

In vielen Fällen ist eine Kombination <strong>de</strong>r verschie<strong>de</strong>nen FF-<br />

Werkstoffe die beste Lösung für die jeweilige Anwendung.<br />

Neben <strong>de</strong>r richtigen Auswahl <strong>de</strong>r FF-Werkstoffe sind eine<br />

Konstruktion nach <strong>de</strong>m Stand <strong>de</strong>r mo<strong>de</strong>rnen Technik und<br />

eine professionelle Montage notwendig, um die Investition<br />

erfolgreich umzusetzen.<br />

Was <strong>de</strong>n sicheren Ungang mit <strong>de</strong>n Produkten angeht, so sind<br />

bei <strong>de</strong>r Verarbeitung aller FF-Produkte die erfor<strong>de</strong>rlichen<br />

Arbeitsschutzmaßnahmen zu treffen.<br />

Bild 2. Übersicht über <strong>Hochtemperaturwolle</strong>.<br />

2 Was ist eigentlich <strong>Hochtemperaturwolle</strong>?<br />

<strong>Hochtemperaturwolle</strong>n gehören zur Gruppe <strong>de</strong>r künstlichen<br />

Mineralwollen. In Europa wer<strong>de</strong>n jährlich ca. 3,5 Mio. t/a<br />

künstliche Mineralwollen hergestellt. Die wesentlichen Produktarten<br />

in dieser Gruppe sind Mineral- und Glaswollen für<br />

<strong>de</strong>n Baubereich sowie Glasfilamente (textile Gewebe). <strong>HTW</strong><br />

machen ca. 1 bis 2 % dieser Gruppe aus. Sie wer<strong>de</strong>n, wie <strong>de</strong>r<br />

Name sagt, bei Temperaturen über 600 °C und in bestimmten<br />

Produktformen bis zu 1 800 °C eingesetzt. Sie sind <strong>de</strong>finiert<br />

über die Klassifikationstemperatur von > 1 000 °C und<br />

wer<strong>de</strong>n damit technisch von Mineral- und Glaswolle unterschie<strong>de</strong>n<br />

[1].<br />

Hersteller und Verarbeiter von <strong>HTW</strong> sind in Deutschland im<br />

Deutschen Verband <strong>de</strong>r Hersteller und Verarbeiter von<br />

<strong>Hochtemperaturwolle</strong> (DKFG) und in Europa in <strong>de</strong>r ECFIA <strong>–</strong><br />

Representing the European High Temperature Insulation<br />

Wool (HTIW) Industry zusammengeschlossen. Aufgabe <strong>de</strong>r<br />

bei<strong>de</strong>n Verbän<strong>de</strong> ist es, mit <strong>de</strong>n zuständigen Behör<strong>de</strong>n in<br />

Fragen <strong>de</strong>s sicheren Umgangs, <strong>de</strong>r Arbeitssicherheit und <strong>de</strong>r<br />

Umwelt zusammenzuarbeiten und Anwen<strong>de</strong>r effektiv zu<br />

informieren [2; 3].<br />

Man unterschei<strong>de</strong>t drei verschie<strong>de</strong>ne Arten von <strong>HTW</strong> (Bild<br />

2):<br />

● Alkaline-Earth-Silicate-Wolle (AES) wur<strong>de</strong> bereits Anfang<br />

<strong>de</strong>r 1990er Jahre als Substitutions- bzw. Ergänzungsprodukt<br />

zur Aluminiumsilikatwolle entwickelt.<br />

● Aluminiumsilikatwolle (ASW), international auch unter<br />

<strong>de</strong>r Bezeichnung Refractory Ceramic Fibres (RCF) bekannt,<br />

wird weltweit seit 1952, also seit über 50 Jahren hergestellt<br />

und verwen<strong>de</strong>t.<br />

● Polykristalline Aluminiumoxidwolle (PCW) wird seit Anfang<br />

<strong>de</strong>r 1970er-Jahre hergestellt.<br />

AES-Produkte wer<strong>de</strong>n in Hausgeräten, im Brandschutz und<br />

im industriellen Ofenbau eingesetzt. AES-Wolle wird nach<br />

<strong>de</strong>m gleichen technologischen Verfahren hergestellt wie<br />

Aluminiumsilikatwolle. Die wesentlichen Anwendungsgebiete<br />

für Produkte aus ASW sind <strong>de</strong>r industrielle Anlagen-<br />

und Ofenbau und spezielle Brandschutzanwendungen.<br />

Produkte aus<br />

PCW wer<strong>de</strong>n in industriellen Hochtemperaturanwendungen<br />

unter extremen<br />

Bedingungen (Temperaturen<br />

bis 1 800 °C und korrosive Atmosphären)<br />

eingesetzt.<br />

Alle diese <strong>HTW</strong>-Typen wer<strong>de</strong>n je<br />

nach <strong>de</strong>n technischen Anfor<strong>de</strong>rungen<br />

als Lagerungsmatte (zum Ausgleich<br />

von verschie<strong>de</strong>nen Wärmeaus<strong>de</strong>hnungen<br />

von Blechgehäuse<br />

und Keramikmonolith) bzw. als<br />

Wärmedämmung in Abgasreinigungssystemen<br />

von Kfz, also im<br />

Katalysator und Dieselrußpartikelfilter<br />

eingesetzt. Derzeit wer<strong>de</strong>n<br />

mehr als 95 % <strong>de</strong>r Abgasreinigungssysteme<br />

mit Produkten aus <strong>HTW</strong><br />

ausgestattet und je<strong>de</strong>r <strong>HTW</strong>-Werkstoff<br />

hat aufgrund <strong>de</strong>r speziellen Anwendungsbedingungen<br />

seine spezifische<br />

Anwendung.<br />

Einen Hinweis zu <strong>de</strong>n Anwendungstemperaturen,<br />

bei <strong>de</strong>nen unter-<br />

Gefahrstoffe - Reinhaltung <strong>de</strong>r Luft 68 (2008) Nr. 11/12 - Nov./Dez.


Bild 3. Anwendungstemperaturen von künstlichen Mineralwollen.<br />

schiedliche künstlichen Mineralwollen eingesetzt wer<strong>de</strong>n,<br />

zeigt Bild 3.<br />

3 Wo wer<strong>de</strong>n Produkte aus <strong>Hochtemperaturwolle</strong><br />

eingesetzt?<br />

Aluminiumsilikatwollen wur<strong>de</strong>n bereits Anfang <strong>de</strong>r 1950er<br />

Jahre entwickelt und wer<strong>de</strong>n seit <strong>de</strong>n 1960er Jahren industriell<br />

in Hochtemperaturanwendungen eingesetzt. Im Industrieofenbau<br />

und in feuerfesten Anwendungen haben sie, wo<br />

technisch möglich, die traditionellen Werkstoffe (feuerfeste<br />

Steine und Massen) ersetzt. AES-Wollen wur<strong>de</strong>n Anfang <strong>de</strong>r<br />

1990er Jahre u. a. aufgrund <strong>de</strong>r Diskussionen um die mög -<br />

liche kanzerogene Wirkung von ASW neu entwickelt. Erzeugnisse<br />

aus PCW und ASW wer<strong>de</strong>n vorwiegend in industriellen<br />

Anwendungen über 900 °C eingesetzt. In <strong>de</strong>r Stahl-,<br />

Nicht-Eisen-Metall-, Automobil-, Porzellan-, Chemischen<br />

und Keramischen Industrie sowie in Laboröfen führt <strong>de</strong>r<br />

Einsatz <strong>de</strong>r Produkte im Hochtemperaturbereich von 900 bis<br />

1 800 °C zu erheblichen Verbesserungen von Produktionsabläufen,<br />

Produktivität und Anlagenflexibilität, und zu <strong>de</strong>utlichen<br />

Reduzierungen von Investitions- und Betriebskosten.<br />

Dabei sind insbeson<strong>de</strong>re die Einsparungen von Primärenergie<br />

zu nennen. Die Folge <strong>de</strong>r Energieeinsparung, in <strong>de</strong>r Regel<br />

ca. 50 %, ist eine erhebliche Reduzierung von CO 2-Emissionen<br />

in gleichem Ausmaß.<br />

Wegen ihrer Vorteile in Bezug auf Energieeffizienz und<br />

CO 2-Minimierung wer<strong>de</strong>n überall dort, wo es anwendungsspezifisch<br />

möglich ist, Erzeugnisse aus <strong>HTW</strong> eingesetzt.<br />

Bereits bei <strong>de</strong>r Herstellung von feuerfesten Erzeugnissen ergeben<br />

sich Vorteile für <strong>HTW</strong>-Produkte in Bezug auf die Umweltbelastungen<br />

und Wirtschaftlichkeit. Durch ihre geringe<br />

Masse sind <strong>de</strong>r Rohstoffbedarf und <strong>de</strong>r Energieeinsatz zu ihrer<br />

Herstellung geringer als z. B. bei traditionellen feuerfes-<br />

68 (2008) Nr. 11/12 - Nov./Dez.<br />

<strong>Hochtemperaturwolle</strong><br />

ten Steinen. Bei Schmelzen und mechanischer Belastung ist<br />

aber <strong>de</strong>r Einsatz von Steinen und Massen unverzichtbar.<br />

4 Substitution für Produkte aus Aluminiumsilikatwolle<br />

Nach <strong>de</strong>n gesetzlichen Vorschriften ist bei einer Einstufung<br />

eines Stoffes als krebserzeugend nach Kategorie 2, und in<br />

dieser Gruppe befin<strong>de</strong>t sich Aluminiumsilikatwolle <strong>de</strong>rzeit,<br />

eine Substitutionsprüfung gemäß Gefahrstoffverordnung [4]<br />

vorzunehmen. Eine praxisorientierte Hilfe für die Sub -<br />

stitu tionsprüfung und Dokumentation bietet hierbei die<br />

TRGS 619 „Substitution für Produkte aus Aluminiumsilikatwolle“<br />

[5]. Danach gilt: „Die Prüfung einer Substitution ist im<br />

Rahmen einer Gesamtbetrachtung über <strong>de</strong>n gesamten Lebenszyklus<br />

<strong>de</strong>r möglichen Produkte durchzuführen und ist erfolgreich,<br />

wenn die Produkte:<br />

<strong>–</strong> geringere gesundheitliche <strong>Risiken</strong> während <strong>de</strong>s gesamten<br />

Lebenszyklus aufweisen, und<br />

<strong>–</strong> die technischen Eigenschaften gleichwertig sind (Anwendungstemperaturen,<br />

Wärmedämmeigenschaften, Langzeitverhalten<br />

und Standzeit),<br />

<strong>–</strong> die Umweltschutzkriterien vergleichbar sind (Rohstoffbedarf,<br />

Energieverbrauch, CO 2-Emissionen, und Abfallmenge)<br />

<strong>–</strong> die Wirtschaftlichkeitskriterien (Anschaffungs- und Betriebskosten)<br />

keine Nachteile ergeben.“<br />

Weitere praktische Hilfe bei <strong>de</strong>r Bewertung von Substitu -<br />

tionsprodukten kann die VDI-Richtlinie 3469 [6] bieten, die<br />

im Blatt 1 zu beachten<strong>de</strong> Kriterien bei <strong>de</strong>r Substitution von<br />

Gefahrstoffen beschreibt und im Blatt 5 spezifisch auf <strong>HTW</strong><br />

eingeht.<br />

Erfahrungen aus <strong>de</strong>r Praxis zeigen, dass es keinen generellen<br />

Substitutionswerkstoff für Produkte aus Aluminiumsilikatwolle<br />

(ASW) im Hochtemperaturbereich > 900 °C gibt [5].<br />

Neben <strong>de</strong>r Anwendungstemperatur und <strong>de</strong>m Betriebszyklus<br />

sind auch weitere Bedingungen einer Anwendung, wie z. B.<br />

Energieart (Gas, Öl, elektrische Beheizung) und chemische,<br />

thermodynamische sowie physikalische Beanspruchungen<br />

zu berücksichtigen. Je<strong>de</strong> Anwendung hat einzigartige Bedingungen,<br />

die auch durch das Produkt, das wärmebehan<strong>de</strong>lt<br />

wer<strong>de</strong>n soll, beeinflusst wer<strong>de</strong>n. Deshalb gilt bei <strong>de</strong>r<br />

Auswahl von Feuerfest-Werkstoffen: Die technische Eignung<br />

für die jeweilige Anwendung bestimmt, welche FF-<br />

Produkte eingesetzt wer<strong>de</strong>n!<br />

Viele industrielle Anfor<strong>de</strong>rungen, bei <strong>de</strong>nen zur Erzeugung<br />

neuer Produkte in <strong>de</strong>r Anwendung ständig aufgeheizt und<br />

abgekühlt wird, o<strong>de</strong>r bei <strong>de</strong>nen kurzzeitige Temperaturkurven<br />

gefahren wer<strong>de</strong>n müssen, sind aus verfahrenstechnischen<br />

Grün<strong>de</strong>n und wegen <strong>de</strong>r hervorragen<strong>de</strong>n Temperaturwechselbeständigkeit<br />

nur noch mit <strong>HTW</strong>-Produkten zu<br />

lösen.<br />

Geeignete Schutzmaßnahmen sind bei <strong>de</strong>r Verarbeitung von<br />

allen FF-Produkten anzuwen<strong>de</strong>n. Eine Gefährdung für <strong>de</strong>n<br />

Betreiber <strong>de</strong>r Hochtemperaturanlage ist nicht gegeben, da<br />

während <strong>de</strong>s Betriebs einer Anlage keine o<strong>de</strong>r nur sehr geringe<br />

Faserstaubexpositionen auftreten.<br />

5 Wo können <strong>HTW</strong>-Faserstäube freigesetzt wer<strong>de</strong>n?<br />

Welcher Personenkreis ist exponiert?<br />

Bei <strong>de</strong>r Be- und Verarbeitung von <strong>HTW</strong>-Produkten können<br />

Faserstäube freigesetzt wer<strong>de</strong>n. ECFIA, <strong>de</strong>r europäische<br />

Verband <strong>de</strong>r Hersteller von <strong>Hochtemperaturwolle</strong>, hat ein<br />

Gefahrstoffe - Reinhaltung <strong>de</strong>r Luft<br />

457


458<br />

<strong>Hochtemperaturwolle</strong><br />

Bild 4. Exponierter Personenkreis gegenüber <strong>HTW</strong>.<br />

Programm (CARE, Controlled and Reduced Exposure) zur<br />

Reduzierung von Faserstäuben bei <strong>de</strong>r Verarbeitung <strong>de</strong>r Produkte<br />

eingeführt [2]. Im Rahmen von CARE wer<strong>de</strong>n seit 1996<br />

Faserstaubmessungen bei Herstellern, Kun<strong>de</strong>n und bei <strong>de</strong>r<br />

Montage bzw. Demontage durchgeführt.<br />

Bei unterschiedlichen „Job-Kategorien“ wer<strong>de</strong>n Expositionen<br />

ermittelt und anhand <strong>de</strong>s Arbeitsablaufes geeignete<br />

Maßnahmen zur Reduzierung <strong>de</strong>r Exposition diskutiert und<br />

ergriffen. Die Kommunikation <strong>de</strong>r Maßnahmen und Schulung<br />

von Mitarbeitern sind wesentliche Bestandteile <strong>de</strong>s<br />

Programms.<br />

Vergleichsmessungen mit <strong>de</strong>n gewerblichen Berufsgenossenschaften<br />

bestätigen, dass die Verfahren zur Messung geeignet<br />

sind und die Ergebnisse übereinstimmen. Nationale<br />

Behör<strong>de</strong>n (Berufsgenossenschaften und die Bun<strong>de</strong>sanstalt<br />

für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin) bezeichnen das<br />

CARE-Programm als vorbildlich in Bezug auf <strong>de</strong>n aktiven<br />

Arbeitsschutz. Gleiches gilt für ein vergleichbares Programm<br />

in <strong>de</strong>n USA, wo die Behör<strong>de</strong>n OSHA, NIOSH und<br />

EPA 1) das Product-Stewardship-Programm (PSP) unterstützen.<br />

Der Personenkreis, <strong>de</strong>r mit <strong>HTW</strong>-Produkten umgeht und gegenüber<br />

Faserstäuben exponiert wer<strong>de</strong>n kann, ist bedingt<br />

durch <strong>de</strong>n industriellen Einsatz <strong>de</strong>r Produkte begrenzt. In<br />

Deutschland liegt die Schätzung <strong>de</strong>r DKFG bei 4 500 bis 5 500<br />

Personen insgesamt, die <strong>de</strong>utsche Erfassungsstelle 2) hat<br />

2 100 Personen gegenüber ASW-Faserstäuben exponierte<br />

Personen registriert. In Europa arbeiten etwa 25 000 bis<br />

30 000 Personen mit <strong>HTW</strong>-Produkten.<br />

Bei <strong>de</strong>r Herstellung und Weiterverarbeitung wird meist an<br />

stationären Arbeitsplätzen gearbeitet, an <strong>de</strong>nen lufttechnische<br />

Maßnahmen sehr gut umgesetzt wer<strong>de</strong>n können.<br />

Bei <strong>de</strong>r Montage und Demontage von <strong>HTW</strong>-Produkten können<br />

lufttechnische Maßnahmen wegen <strong>de</strong>r wechseln<strong>de</strong>n Ar-<br />

1) OSHA = Occupational Safety and Health Administration, NIOSH = National<br />

Institute for Occupational Safety and Health, EPA = Environmental Protection<br />

Agency<br />

2) Gesundheitsvorsorge (GVS) <strong>de</strong>r Berufsgenossenschaften, ehemals ZAS<br />

beitsorte aber meist nicht eingesetzt wer<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>shalb sind<br />

an diesen Arbeitsplätzen Persönliche Schutzausrüstungen<br />

(PSA) zu tragen. Auch bei größeren Wartungs- und Reparaturarbeiten<br />

sollten grundsätzlich PSA getragen wer<strong>de</strong>n.<br />

Bei Hochtemperaturanlagen und Industrieöfen im Betrieb<br />

ist eine Exposition <strong>de</strong>s Bedienpersonals sehr gering bzw.<br />

messtechnisch nicht nachweisbar.<br />

Bei <strong>de</strong>r Betrachtung eines möglichen Risikos durch ASW ist<br />

die kumulative Faserstaubbelastung (Expositionshöhe und<br />

Expositionszeit) ein wesentlicher Aspekt. Eine Schätzung<br />

von Expositionshöhe und Expositionszeit für die jeweiligen<br />

Personengruppen und Tätigkeiten ist in Bild 4 dargestellt.<br />

6 Professioneller Umgang mit Feuerfestprodukten<br />

Bereits bei <strong>de</strong>r Planung einer Anlage mit feuerfesten Werkstoffen<br />

sollten unbedingt vorgefertigte Produkte (z. B. Formsteine,<br />

<strong>HTW</strong>-Module und -Formteile etc.) in die Konstruk -<br />

tion einbezogen und bevorzugt wer<strong>de</strong>n. Neben einer schnelleren<br />

Montage vermei<strong>de</strong>t man unnötige Bearbeitungsvorgänge<br />

und damit eine Freisetzung von Stäuben auf <strong>de</strong>r Baustelle.<br />

Bei <strong>de</strong>r Be- und Verarbeitung von allen feuerfesten Produkten<br />

können Stäube freigesetzt wer<strong>de</strong>n, die unter Umstän<strong>de</strong>n<br />

gesundheitsgefährlich wirken können. Insbeson<strong>de</strong>re auch<br />

bei quarzhaltigen Produkten, die kristalline Kieselsäure<br />

(SiO 2) enthalten bzw. bei <strong>de</strong>nen in <strong>de</strong>r Anwendung SiO 2 entstehen<br />

kann (mit Ausnahme von polykristalliner Wolle), ist<br />

auf die Einhaltung bestimmter Arbeitsverfahren zu achten.<br />

Bei höheren Expositionen ist in je<strong>de</strong>m Fall eine Atemschutzmaske<br />

zu tragen, z. B. beim Bearbeiten von Steinen durch<br />

Schnei<strong>de</strong>n/Sägen/Schleifen und beim Ausbruch von ASW-<br />

und AES-Produkten nach Temperaturbeaufschlagung<br />

> 900 °C.<br />

Bei <strong>de</strong>r Verarbeitung von Steinen und Betonen gilt im<br />

Wesentlichen die BGI 5047 „Mineralischer Staub“ [7]. Für<br />

<strong>de</strong>n Umgang mit <strong>HTW</strong> ist <strong>de</strong>rzeit die „alte“ Technische Regel<br />

für Gefahrstoffe (TRGS) 521 „Abbruch-, Sanierungs- und<br />

Gefahrstoffe - Reinhaltung <strong>de</strong>r Luft 68 (2008) Nr. 11/12 - Nov./Dez.


Kostenvergleich von FF-Auskleidungen im Schmie<strong>de</strong>ofen.<br />

Periodischer Ofenbetrieb, Aufheizen: 48-mal pro Jahr, 4 700 Betriebsstun<strong>de</strong>n pro Jahr, Brenntemperatur: 1 300 °C.<br />

Ofenzustellung Schwer<br />

Stein/Masse<br />

Instandsetzungsarbeiten mit alter Mineralwolle“ [8] in Überarbeitung.<br />

Die neue TRGS 558 „Tätigkeiten mit <strong>Hochtemperaturwolle</strong>“<br />

wur<strong>de</strong> anlässlich <strong>de</strong>s Kolloquiums in Hennef<br />

am 26. April 2008 (siehe Beitrag auf Seite 461) von <strong>de</strong>n An -<br />

wesen<strong>de</strong>n als notwendig erachtet, um <strong>de</strong>n Arbeitsschutz bei<br />

<strong>de</strong>r Verarbeitung von <strong>HTW</strong> zu unterstützen. Die TRGS 558 ist<br />

dann wie die neue TRGS 521, die sich mit „alter“ Mineralwolle<br />

befasst, als Maßstab für <strong>de</strong>n sicheren und professionellen<br />

Umgang mit Produkten aus Künstlichen Mineralwollen<br />

anzusehen.<br />

DKFG und ECFIA (<strong>de</strong>utsche und europäische Hersteller und<br />

Verarbeiter von <strong>HTW</strong>) sowie <strong>de</strong>ren Mitglie<strong>de</strong>r informieren<br />

Kun<strong>de</strong>n und Anwen<strong>de</strong>r bereits seit <strong>de</strong>n frühen 1980er Jahren<br />

mit entsprechen<strong>de</strong>n EG-Sicherheitsdatenblättern, Publikationen<br />

und Warnhinweisen auf <strong>de</strong>n Verpackungen über<br />

<strong>de</strong>n professionellen Umgang mit Aluminiumsilikatwolle.<br />

Die Informations- und Aufklärungspolitik <strong>de</strong>r DKFG sowie<br />

Warn- und Handhabungshinweise gelten, nach Bestätigung<br />

durch Vertreter <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>sarbeitsministeriums für Arbeit<br />

und Soziales, als vorbildlich in <strong>de</strong>r Industrie.<br />

7 Vorteile von <strong>HTW</strong> in Bezug auf Kosten, Umwelt und<br />

Standortsicherung<br />

Die einzigartigen Wärmedämmeigenschaften <strong>de</strong>r <strong>HTW</strong>-Produkte,<br />

zu <strong>de</strong>nen sowohl polykristalline Aluminiumoxid- als<br />

auch glasige Aluminiumsilikat- und AES-Wolle gehören, ermöglichen<br />

bei hohen Temperaturen verglichen mit konventionellen<br />

feuerfesten Werkstoffen (z. B. Steine und Massen),<br />

wie bereits erwähnt, be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong> Energie- und damit<br />

CO 2-Emissionseinsparungen.<br />

Angesichts <strong>de</strong>s steigen<strong>de</strong>n Drucks auf einzelne Län<strong>de</strong>r, Regierungen<br />

und die Industrie, die Treibhausgasemissionen zu<br />

reduzieren, ist <strong>de</strong>r Beitrag, <strong>de</strong>n <strong>HTW</strong>-Produkte zur Energieeinsparung<br />

leisten, von großer Be<strong>de</strong>utung [9]. Der reduzierte<br />

Energieverbrauch entsprach 1998 in Europa einer Einsparung<br />

an CO 2-Emissionen von über 10 Mio. t/a. Bedingt<br />

durch die umgesetzten Investitionen ermittelten Experten<br />

im Jahr 2007 eine Einsparung von nunmehr ca. 100 Mio. t/a,<br />

das entspricht etwa <strong>de</strong>m Energieverbrauch von 475 000<br />

Haushalten in Deutschland.<br />

Insbeson<strong>de</strong>re im periodischen Industrieofenbetrieb sind die<br />

Vorteile <strong>de</strong>r Zustellungen aus <strong>HTW</strong> nicht mehr wegzu<strong>de</strong>nken<br />

[5; 10; 11] und tragen in erheblichem Maße zur Standortsicherung<br />

<strong>de</strong>r betroffenen Anwen<strong>de</strong>rindustrien bei. Der<br />

Han<strong>de</strong>l mit CO 2-Emissionszertifikaten hat eine weitere Steigerung<br />

von Anwendungen mit <strong>HTW</strong>-Produkten nach sich<br />

gezogen.<br />

Kosten und Emissionen für verschie<strong>de</strong>ne feuerfeste Auskleidungen<br />

eines Schmie<strong>de</strong>ofens sind in <strong>de</strong>r Tabelle als ein Beispiel<br />

gegenübergestellt.<br />

Bedingt durch die geringere Masse <strong>de</strong>r ultraleichten <strong>HTW</strong>-<br />

68 (2008) Nr. 11/12 - Nov./Dez.<br />

Leicht<br />

FL-Stein<br />

Spezifi sche Speicher wärme in MJ/m² 818 330 46<br />

Betriebskosten (Energie) in €/m²/a 414 214 121<br />

Gesamtkosten in €/m²/a 503 293 180<br />

Einsparung: Energie und CO 2 -Emissionen Basis 42 % 65 %<br />

<strong>Hochtemperaturwolle</strong><br />

Auskleidung und <strong>de</strong>r damit verbun<strong>de</strong>nen geringeren<br />

Speicherwärme sind bei diesem Industrieofen Energieeinsparungen<br />

von bis zu 65 % im Vergleich zur traditionellen<br />

Schwerzustellung erzielt wor<strong>de</strong>n. Bei <strong>de</strong>r Auslegung eines<br />

Industrieofens ist die partnerschaftliche Zusammenarbeit<br />

zwischen Betreiber, Ofenbauer und Feuerfestlieferant <strong>de</strong>r<br />

Garant für eine erfolgreiche Investi tion.<br />

Neben <strong>de</strong>n physikalisch-chemischen Ofenbedingungen<br />

müssen auch an<strong>de</strong>re Einflüsse (Vibrationen, Umgebungstemperatur,<br />

Feuchte durch Kon<strong>de</strong>nsat etc.) zur Auswahl <strong>de</strong>s<br />

FF-Werkstoffes bekannt sein, um <strong>de</strong>ssen anwendungsbezogene<br />

Auswahl zu realisieren [5]. Meist kommen in einer Anlage<br />

mehrere FF-Produkte in Kombination (<strong>HTW</strong>, FF-Steine<br />

und Massen) zur Anwendung. Eine präventive offene Kommunikation<br />

<strong>de</strong>r beteiligten Fachleute kann Fehler und Schä<strong>de</strong>n<br />

an Industrieöfen und an<strong>de</strong>ren Hochtemperaturanlagen<br />

bereits bei <strong>de</strong>r Planung vermei<strong>de</strong>n und Arbeitsabläufe optimieren.<br />

Falls bei Anwendungen > 1 250 °C kritische Betriebsbedingungen,<br />

z. B. Gießpulver o<strong>de</strong>r Alkalien in <strong>de</strong>r Ofenatmosphäre,<br />

vorher bekannt sind, setzt man als konstruktive Maßnahme<br />

in <strong>de</strong>r Regel Kombinationsmodule aus PCW und ASW<br />

ein. Die Betriebssicherheit und längere Verfügbarkeit einer<br />

Anlage bringt hier das Payback für die höheren Investitionskosten.<br />

Nebenbei sind dann auch Reparaturarbeiten an <strong>de</strong>r<br />

Auskleidung in <strong>de</strong>n meisten Fällen nicht mehr notwendig <strong>–</strong><br />

eine professionelle Montage vorausgesetzt; d. h. es gibt auch<br />

keine zusätzlichen Faserstaubbelastungen für Mitarbeiter.<br />

8 Fazit<br />

Ultraleicht<br />

<strong>HTW</strong>-Module<br />

Produkte aus <strong>HTW</strong> sind High-Tech-Produkte, mit <strong>de</strong>nen<br />

unter Berücksichtigung <strong>de</strong>r Vorschriften und Regelungen<br />

auch in Zukunft sicher umgangen wer<strong>de</strong>n kann. Beim Einsatz<br />

<strong>de</strong>r verschie<strong>de</strong>nen FF-Werkstoffe müssen die Gefahrstoffverordnung,<br />

die Einstufung <strong>de</strong>r Stoffe nach TRGS 905,<br />

die Substitutionsmöglichkeiten nach TRGS 619 und die Umgangsvorschriften<br />

nach TRGS 558 „Tätigkeiten mit <strong>Hochtemperaturwolle</strong>“<br />

(in Bearbeitung) sowie die BGI 5047<br />

„Mineralischer Staub“ berücksichtigt wer<strong>de</strong>n.<br />

Wirkungsvoller und effizienter Arbeitsschutz und insbeson<strong>de</strong>re<br />

die Aufklärung und Schulung <strong>de</strong>r Mitarbeiter, die direkten<br />

Umgang mit Aluminiumsilikatwolle und an<strong>de</strong>ren Feuerfestprodukten<br />

haben, sind <strong>de</strong>r wesentlichste Beitrag zur Reduzierung<br />

eines möglichen Restrisikos.<br />

Vorgefertigte Produkte, wie Formsteine und <strong>HTW</strong>-Module,<br />

können die Montage vereinfachen und die Expositionen<br />

gegenüber Stäuben durch die Bearbeitung auf <strong>de</strong>r Baustelle<br />

reduzieren.<br />

Produkte aus AES-Wolle haben in <strong>de</strong>r Hochtemperaturanwendung<br />

> 900 °C im periodischen Ofenbetrieb Grenzen<br />

in <strong>de</strong>r physikalischen Belastbarkeit sowie <strong>de</strong>r chemischen<br />

Gefahrstoffe - Reinhaltung <strong>de</strong>r Luft<br />

459


460<br />

<strong>Hochtemperaturwolle</strong><br />

Beständigkeit und können bei technischer Eignung in einigen<br />

Fällen als Ergänzung zur vorhan<strong>de</strong>nen Aluminiumsilikatwolle<br />

angesehen wer<strong>de</strong>n [5; 11].<br />

Die Erfahrungen haben gezeigt, dass es <strong>de</strong>rzeit und in absehbarer<br />

Zeit keine Alternativen zu Produkten aus Aluminiumsilikatwolle,<br />

insbeson<strong>de</strong>re im Hochtemperaturbereich<br />

über 900 °C, geben wird.<br />

Bei einer ganzheitlichen Betrachtung, insbeson<strong>de</strong>re unter<br />

wirtschaftlichen sowie umwelt- und sozioökonomischen<br />

Gesichtspunkten, sind Erzeugnisse aus Aluminiumsilikatwolle<br />

aus einem fortschrittlichen Betrieb mit Wärmedämm -<br />

anfor<strong>de</strong>rungen über 900 °C nicht mehr wegzu<strong>de</strong>nken.<br />

Die vielen Vorteile <strong>de</strong>r Erzeugnisse in Bezug auf <strong>de</strong>n Verbrauch<br />

und die Einsparung von Primärenergie, Investitionsvolumen,<br />

Betriebssicherheit etc. helfen dabei, die Produk -<br />

tionsstandorte <strong>de</strong>r Anwen<strong>de</strong>rindustrie zu stärken bzw. zu<br />

sichern (z. B. Stahl-, keramische und chemische Industrie)<br />

[12].<br />

Der Erdgas-Jahresbedarf eines Wärmebehandlungsofens<br />

(z. B. Schmie<strong>de</strong>ofen, Glühofen) in <strong>de</strong>r Stahlindustrie entspricht<br />

<strong>de</strong>m Energiebedarf einer Kleinstadt mit 40 000 Einwohnern.<br />

Wenn man be<strong>de</strong>nkt, dass noch einige Tausend Industrieöfen<br />

in Deutschland betrieben wer<strong>de</strong>n, zeigt dies,<br />

welches enorme Verbesserungspotenzial in vielen Bereichen<br />

<strong>de</strong>r Industrie auch heute noch vorhan<strong>de</strong>n ist. Mo<strong>de</strong>rner<br />

Industrieofenbau ohne Erzeugnisse aus <strong>HTW</strong> ist nach<br />

<strong>de</strong>m Stand <strong>de</strong>r Technik in vielen Anwendungen heutzutage<br />

un<strong>de</strong>nkbar.<br />

Die Wichtigkeit <strong>de</strong>r Energieversorgung und -effizienz wird<br />

auch von Bun<strong>de</strong>skanzlerin Angela Merkel unterstrichen:<br />

„Energieversorgungssicherheit ist die Voraussetzung dafür,<br />

dass Deutschland ein Industriestandort bleiben kann“ [13].<br />

<strong>HTW</strong>-Produkte sind unter ökonomischen und ökologischen<br />

Gesichtspunkten gesehen ein Mosaikstein, um die Klimaschutzziele<br />

<strong>de</strong>r Industrie, die mit hohen Temperaturen umgehen<br />

muss, zu erreichen.<br />

Literatur<br />

[1] DIN EN 1094-1: Feuerfeste Erzeugnisse zu Wärmedämm -<br />

zwecken <strong>–</strong> Teil 1: Terminologie, Klassifizierung und Prüfverfahren<br />

für Erzeugnisse aus <strong>Hochtemperaturwolle</strong> zur Wärmedämmung.<br />

Berlin: Beuth 2008.<br />

[2] Das CARE-Programm <strong>de</strong>r ECFIA.<br />

www.<strong>dkfg</strong>.<strong>de</strong>/umgang/umgang_care.htm<br />

[3] Class, P.; Brown, R. C.: Exposition gegenüber künstlichen<br />

Mineralfasern. Gefahrstoffe <strong>–</strong> Reinhalt. Luft 62 (2002) Nr. 5,<br />

S. 197-201.<br />

[4] Verordnung zur Anpassung <strong>de</strong>r Gefahrstoffverordnung an die<br />

EG-Richtlinie 98/24/EG und an<strong>de</strong>re EG-Richtlinien. BGBl. I<br />

(2004), S. 3758; zul. geänd. BGBl. I (2007), S. 2382.<br />

[5] Technische Regel für Gefahrstoffe: Substitution für Produkte<br />

aus Aluminiumsilikatwolle (TRGS 619). Ausg. 2/2007. GMBI.<br />

(2007) Nr. 22, S. 454-471.<br />

[6] VDI 3469: Emissionsmin<strong>de</strong>rung <strong>–</strong> Herstellung und Verarbeitung<br />

von faserhaltigen Materialien. Blatt 1: Faserförmige Stäube<br />

<strong>–</strong> Grundlagen, Überblick. Blatt 5: <strong>Hochtemperaturwolle</strong>n.<br />

Berlin: Beuth 2007.<br />

[7] Berufsgenossenschaftliche Information: Mineralischer Staub<br />

(BGI 5047). Hrsg.: Hauptverband <strong>de</strong>r gewerblichen Berufsgenossenschaften<br />

(HVBG), Sankt Augustin 2006.<br />

[8] Technische Regel für Gefahrstoffe: Abbruch-, Sanierungs- und<br />

Instandhaltungsarbeiten mit alter Mineralwolle (TRGS 521).<br />

Ausg. 2/2008. GMBl. (2008) Nr. 14, S. 279-286.<br />

[9] High Temperature Insulation Wool reduces industries impact<br />

on the environment. Hrsg.: Deutscher Verband <strong>de</strong>r Hersteller<br />

und Verarbeiter von <strong>Hochtemperaturwolle</strong>n (DKFG), 2002.<br />

[10] Mendheim, J.: Refractory materials in ceramic kiln construc -<br />

tion: Past, present, and Future. CN Refractories 5 (2001).<br />

[11] Sonnenschein, G.: Werkstoffe zur Wärmedämmung unter Berücksichtigung<br />

<strong>de</strong>s Einsatzes von Keramikfasern. Gefahrstoffe<br />

<strong>–</strong> Reinhalt. Luft 63 (2003) Nr. 5, S. 181-185.<br />

[12] BGIA-Fachkolloquium „<strong>Hochtemperaturwolle</strong>n (<strong>HTW</strong>) <strong>–</strong><br />

<strong>Chancen</strong> <strong>nutzen</strong> <strong>–</strong> <strong>Risiken</strong> vermei<strong>de</strong>n“. Berufsgenossenschaftliche<br />

Aka<strong>de</strong>mie Hennef, 16. April 2008.<br />

www.<strong>dkfg</strong>.<strong>de</strong>/literatur/literatur _kolloquien.htm<br />

[13] Kompakt (2008) Nr. 10. Hrsg.: Industriegewerkschaft Bergbau,<br />

Chemie, Energie (IG BCE), Hannover.<br />

Gefahrstoffe - Reinhaltung <strong>de</strong>r Luft 68 (2008) Nr. 11/12 - Nov./Dez.

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