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Bronzezeitliche Fundstellen Bodensee und Oberschwaben

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Köninger / Schöbel – <strong>Bronzezeitliche</strong> <strong>F<strong>und</strong>stellen</strong> zwischen <strong>Bodensee</strong> <strong>und</strong> <strong>Oberschwaben</strong><br />

Landschaft <strong>und</strong> der Kommunikationsachsen ging.<br />

Die aufgezeigten Kommunikationsachsen, die<br />

aus dem <strong>Bodensee</strong>becken nach Norden führen,<br />

treffen interessanterweise auf engstem Raum auf<br />

die Donau. Die bereits mehrfach beschriebene <strong>und</strong><br />

überregional bedeutende Schussenachse (Abb. 29,2)<br />

führt via Federseegebiet bei Riedlingen an die<br />

Donau. Alle übrigen Verbindungswege führen nur<br />

unweit südwestlich davon über das Tal der Ostrach<br />

(Abb. 29,3), hauptsächlich aber von Süden über<br />

verschiedene Wege kommend, über die Ablach zur<br />

Donau (Abb. 29,4–6). Es kann also nicht w<strong>und</strong>ern,<br />

wenn eben dort im Raum Mengen eine F<strong>und</strong>häufung<br />

früh- <strong>und</strong> mittelbronzezeitlicher sowie bedeutender<br />

spätbronzezeitlicher <strong>F<strong>und</strong>stellen</strong> festzustellen ist (Abb.<br />

28; vgl. dazu Reim 1999, 23ff.).<br />

Sämtliche Höhensiedlungen am Nordrand des<br />

<strong>Bodensee</strong>beckens liegen im Bereich mittelalterlicher<br />

Burgstellen, die, wenn auch in geringem Umfang, auch<br />

bronzezeitliches F<strong>und</strong>material ergaben. Man wird also<br />

auch im Falle der dünn belegten Landschaft zwischen<br />

<strong>Bodensee</strong>becken <strong>und</strong> Donau fragen dürfen, ob die<br />

wenigen <strong>F<strong>und</strong>stellen</strong> auf Höhen nicht auch das bereits<br />

skizzierte Siedlungsmuster wiedergeben, in welchem<br />

zahlreiche eng beieinander liegende Höhensiedlungen<br />

eine tragende Rolle spielten. Inwiefern hier, durch<br />

Thiessen-Polygone hypothetisch aufgeteilt, größere<br />

Territorien dennoch zusammenzuschließen sind,<br />

muss vorderhand zumindest am <strong>Bodensee</strong> unklar<br />

bleiben. Nachweise großer Anlagen mit entsprechend<br />

aufwendiger Befestigung auf den Höhen fehlen.<br />

Es wird also darüber nachzudenken sein, ob<br />

die Aufteilung in hypothetische Territorien um<br />

angenommene Zentralorte, wie sie an der Donau<br />

inklusive Federseebecken plausibel gemacht werden<br />

konnte, auf den <strong>Bodensee</strong> übertragen werden darf.<br />

Unterschiedliche Siedlungsformen der angenommenen<br />

Zentralorte – hier eng stehende Häuserzeilen, dort<br />

Häusergruppen – <strong>und</strong> die unterschiedliche Anzahl<br />

an Höhensiedlungen könnten andeuten, dass am<br />

<strong>Bodensee</strong> <strong>und</strong> in <strong>Oberschwaben</strong> unterschiedliche<br />

Siedlungsmuster die bronzezeitliche Siedellandschaft<br />

prägten.<br />

Während man geneigt ist, die früh- <strong>und</strong><br />

mittelbronzezeitliche „Siedlung Forschner“ – ebenso<br />

wie die vereinzelten Höhensiedlungen an der Donau<br />

– zumindest im Sinne hypothetischer Territorialität<br />

eher als Zentralorte zu sehen (Köninger/Schlichtherle<br />

2009, 377f.), deren Zustandekommen im Falle der<br />

frühbronzezeitlichen “Siedlung Forschner” durch den<br />

kurzfristigen Zusammenschluss mehrerer Clans sich<br />

anhand der Bebauungsstruktur in Häusergruppen<br />

abzeichnet, wird man am <strong>Bodensee</strong> alternativ auch an ein<br />

Siedelsystem zu denken haben, welches in wesentlichen<br />

Zügen durch zahlreiche Höhensiedlungen auf engstem<br />

Raum geprägt war. Nach den federführend durch<br />

H. Schlichtherle entwickelten Besiedlungsmodellen<br />

(Schlichtherle/Köninger 2009, 374ff.) hätten wir es<br />

mit einer Variante von Modell 2 zu tun (Schlichther-<br />

le/Köninger 2009, Abb. 7, Modell 2.3), in welchem<br />

unseren Höhensiedlungen die Funktion der postulierten<br />

Siedlungszentren von Clangruppen zukäme, wobei<br />

die zugehörigen Streusiedlungen <strong>und</strong> Gehöfte, die im<br />

Umfeld dieser Siedlungszentren zu postulieren sind,<br />

im Großen <strong>und</strong> Ganzen, so sie vorhanden waren,<br />

ihrer Entdeckung harren. Viele können es jedoch in<br />

Anbetracht der vorhandenen Wirtschaftsflächen, die<br />

den Höhensiedlungen zuzuweisen sind, nicht gewesen<br />

sein. Zwischen „Hals“, „Bodenburg“ <strong>und</strong> „Hügelstein“<br />

stehen etwa 500 Hektar Ackerland auf der Hochfläche<br />

des Bodanrück zur Verfügung. Zum Vergleich: Die<br />

Siedlungskammer der Ufersiedlungen im Sipplinger<br />

Dreieck umfasst ca. 150 ha Fläche.<br />

Ob sich aus den Siedlungszentren gemäß Modell<br />

2.3 auch am <strong>Bodensee</strong> temporär befestigte Siedlungszusammenschlüsse<br />

mit zentralen Funktionen<br />

herausbildeten, ist derzeit kaum zu entscheiden. Hier<br />

einfach die Anlagen mit der größten Gr<strong>und</strong>fläche<br />

für Zentralorte in Anspruch zu nehmen, greift in<br />

Anbetracht kaum vorhandener Bef<strong>und</strong>e sicher zu kurz,<br />

wenngleich hier markante Unterschiede vorliegen,<br />

wie das Beispiel „Bodenburg“ <strong>und</strong> „Hals“ (Abb. 12).<br />

Dass wir aber gr<strong>und</strong>sätzlich mit solchen temporären<br />

Zentralorten auch auf den Höhen im <strong>Bodensee</strong>gebiet<br />

zu rechnen haben, signalisieren uns vielleicht die bereits<br />

vorgestellten, stark befestigten Ufersiedlungen.<br />

Soweit sich dies anhand der dürftigen Quellenlage<br />

überhaupt feststellen lässt, liegen die Dinge im Falle<br />

der am Nordrand des <strong>Bodensee</strong>beckens gelegenen<br />

Höhensiedlungen vielleicht etwas anders. Es fällt<br />

jedenfalls auf, dass Häufungen wie die bei Bodman<br />

fehlen <strong>und</strong> dass die vorhandenen <strong>F<strong>und</strong>stellen</strong><br />

überwiegend in annähernd regelhaften Distanzen<br />

um die 11 km zueinander liegen (Abb. 29). Lediglich<br />

zwischen „Nellenburg“ <strong>und</strong> den Owinger <strong>F<strong>und</strong>stellen</strong><br />

sind es um die 16 km. Damit befinden wir uns<br />

aber im Bereich der für die mittelbronzezeitlichen<br />

Höhensiedlungen an der oberen Donau inklusive<br />

der „Siedlung Forschner“ angegebenen Distanzen<br />

(Köninger/Schlichtherle 2009, 378 Abb. 8). Unter<br />

Berücksichtigung der stark befestigten Anlage von<br />

Unteruhldingen ließen sich somit auch hier im

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