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Silexfunde aus der Schicht 9 von Sipplingen-Osthafen und aus der um

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<strong>Silexf<strong>und</strong>e</strong> <strong>aus</strong> <strong>der</strong> <strong>Schicht</strong> 9 <strong>von</strong> <strong>Sipplingen</strong>-<strong>Osthafen</strong> <strong>und</strong> <strong>aus</strong> <strong>der</strong> <strong>um</strong>gebenden<br />

Oberfläche<br />

PETRA KIESELBACH<br />

Einleitung<br />

Die vorliegende Bearbeitung des Silexmaterials <strong>von</strong> <strong>Sipplingen</strong>-<strong>Osthafen</strong>,<br />

Schnitt 40 <strong>um</strong>faßt die stratifzierten <strong>Silexf<strong>und</strong>e</strong><br />

<strong>aus</strong> <strong>Schicht</strong> 9 <strong>der</strong> Grabungskampagnen 1983,<br />

1987, 1998 <strong>und</strong> 1999. Ein weiterer Auswertungsteil <strong>um</strong>fasst<br />

ferner die unstratifizierten Silexlesef<strong>und</strong>e <strong>der</strong> Schnitte<br />

40 <strong>und</strong> 140.<br />

Das in Schnitt 40 geborgene stratifizierte Inventar setzt<br />

sich <strong>aus</strong> den einzeln eingemessenen Silexartefakten sowie<br />

den viertelquadratmeterweise registrierten Sammelf<strong>und</strong>en<br />

zusammen. Die Gesamtmenge beläuft sich danach auf 417<br />

Silexartefakte. Da das gesamte <strong>aus</strong>gegrabene Sediment <strong>der</strong><br />

37 Quadratmeter <strong>um</strong>fassenden Grabungsfläche geschlämmt<br />

wurde, ist <strong>von</strong> einem weitgehend vollständig erfaßten<br />

Silexinventar <strong>aus</strong>zugehen. Nicht mehr Eingang in<br />

die Auswertung fand das geschäftete Silexmesser Katalogn<strong>um</strong>mer<br />

88 (Taf.13), das <strong>aus</strong> einem 1982 angelegten Aufschluß<br />

stammt <strong>und</strong> aufgr<strong>und</strong> <strong>von</strong> Aufzeichnungen noch<br />

<strong>Schicht</strong> 9 zugewiesen werden konnte. Ferner wurden 32<br />

unmodifizierte Silexartefakte nicht mehr berücksichtigt,<br />

da sie erst nach Abschluß <strong>der</strong> Bearbeitung gef<strong>und</strong>en wurden.<br />

Es handelt sich <strong>um</strong> sechs Abschläge, eine Klinge, zwei<br />

Abschläge o<strong>der</strong> Klingen, sechs Trümmer, 15 Absplisse <strong>und</strong><br />

zwei Retuschierabfälle. Die beurteilbaren Stücke sind alle<br />

<strong>aus</strong> lokalem Jurahornstein.<br />

Das in die mittlere Pfyner Kultur datierte Silexinventar <strong>aus</strong><br />

<strong>Schicht</strong> 9 wird im Folgenden nach technologischen <strong>und</strong><br />

typologischen Gesichtspunkten untersucht. Ziel ist die<br />

technischen Prozesse wie Rohmaterialbeschaffung,<br />

Gr<strong>und</strong>produktion, Werkzeugherstellung <strong>und</strong> Nutzung sowie<br />

Verwerfen darzulegen (AUFFERMANN u. a. 1990, 259;<br />

GENESTE 1985, 178 ff.) <strong>und</strong> hiernach das Produktionssystem<br />

(Tab. 1) nachzuvollziehen, sofern es <strong>der</strong> kleine Siedlungs<strong>aus</strong>schnitt<br />

erlaubt. Ferner erfolgt ein Vergleich mit<br />

an<strong>der</strong>en jungneolithischen Silexinventaren des südwestdeutschen<br />

Ra<strong>um</strong>es, insbeson<strong>der</strong>e mit den weitgehend zeitgleichen<br />

Stationen <strong>der</strong> Pfyn-Altheimer Gruppe Oberschwabens.<br />

Die Informationen z<strong>um</strong> Produktionssystem resultieren <strong>aus</strong><br />

• <strong>der</strong> Rohmaterialanalyse, die Hinweise zur Beschaffung<br />

<strong>der</strong> Silexartefakte gibt,<br />

• <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>formanalyse, die eine Identifizierung <strong>der</strong><br />

stattgef<strong>und</strong>enen Umformungsphasen ermöglicht,<br />

• schlagtechnischer <strong>und</strong> metrischer Untersuchungen, die<br />

Aussagen zur Herstellung <strong>und</strong> Verarbeitung <strong>der</strong><br />

Gr<strong>und</strong>produkte erlauben,<br />

• dem Werkzeugspektr<strong>um</strong>, das Einblicke in die Nutzung<br />

<strong>und</strong> mögliche Umformung <strong>der</strong> Silexartefakte erlaubt,<br />

• <strong>der</strong> Erhaltung <strong>von</strong> Silexartefakten, die Hinweise z<strong>um</strong><br />

Verwerfen <strong>der</strong> Silexartefakte gibt.<br />

Das Silexmaterial wurde hierzu im Rahmen einer Merkmalanalyse<br />

<strong>aus</strong>gewertet. Um eine Vergleichbarkeit <strong>der</strong> Daten<br />

zu erhalten wurden die Silexartefakte nach dem gleichen<br />

Merkmalsystem aufgenommen, nach dem bereits an<strong>der</strong>e<br />

jungneolithische Silexinventare erfaßt wurden<br />

(KIESELBACH/SCHLICHTHERLE 1998; KIESELBACH 2000).<br />

Die aufgenommenen Merkmale berücksichtigen morphologische<br />

Kriterien wie Materialeigenschaft, nominale <strong>und</strong><br />

metrische Daten sowie technologische <strong>und</strong> typologische<br />

Kennzeichen. Die Identifizierung <strong>der</strong> Rohmaterialien basierte<br />

auf makroskopischen Merkmalen wie Kortex, Farbe,<br />

Einschlüsse sowie Beschaffenheit <strong>der</strong> Spaltfläche. Die geologische<br />

Ansprache des Rohmaterials erfolgte einerseits<br />

durch das Sichten <strong>der</strong> Fachliteratur, an<strong>der</strong>erseits durch<br />

Vergleiche mit Handstücken <strong>der</strong> Rohmaterialsammlungen<br />

im Landesdenkmalamt Baden-Württemberg, Außenstelle<br />

Hemmenhofen sowie am Institut für Ur- <strong>und</strong> Frühgeschichte<br />

<strong>und</strong> Archäologie des Mittelalters, Abteilung für<br />

Ältere Urgeschichte <strong>und</strong> Quartärökologie <strong>der</strong> Universität<br />

Tübingen. Die Silexartefakte wurden bezüglich Patinierung,<br />

thermischer Einwirkung <strong>und</strong> Kantenbeschädigung<br />

beurteilt. Die bei <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>produktion anfallenden<br />

Gr<strong>und</strong>formen wurden aufgenommen, <strong>der</strong> Grad ihrer Kortexbedeckung<br />

registriert, ihre metrischen Dimensionen ermittelt<br />

<strong>und</strong> ihre Erhaltung in Länge, Breite <strong>und</strong> Dicke erfaßt.<br />

Es folgte eine Beurteilung <strong>der</strong> Abschläge, Absplisse<br />

Beschaffung Produktion Gebrauch Verwerfen<br />

Abbau Modifikation Benutzung Verwerfen<br />

Phase 0 Phase 1 Phase 2 Phase 3 Phase 4 Phase 5<br />

Beschaffung u. Zurichtung Herstellung Werkzeug- Benutzung, Verwerfen,<br />

Antesten <strong>der</strong> Knolle, <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>- herstellung Nachretuschierung, Bruch<br />

des Rohmaterials Entrindung, produkte Umformung<br />

Schlagfläche<br />

anlegen<br />

Tab. 1 Produktionssystem nach<br />

J.-M.GENESTE (1985, 179).<br />

51


<strong>und</strong> Klingen nach schlagtechnischen Kriterien. Hierzu<br />

wurden die Schlagmerkmale des Proximal- <strong>und</strong> Distalendes<br />

analysiert <strong>und</strong> die spezifische Bruchmechanik bewertet.<br />

Die modifizierten Silexartefakte wurden in verschiedene<br />

Werkzeugtypen klassifiziert. Schließlich wurden die an<br />

den Silexartefakten sichtbaren Abnutzungs- <strong>und</strong> Schäftungsspuren<br />

registriert. Hinweise zur Nutzung <strong>der</strong> Silexartefakte<br />

konnten nur in dem Umfang gegeben werden, wie<br />

dies makroskopisch zu beobachten war. Eine mikroskopische<br />

Gebrauchsspurenanalyse wurde nicht durchgeführt.<br />

Die Auswertung <strong>der</strong> Silexartefakte erfolgte nicht bef<strong>und</strong>bezogen,<br />

son<strong>der</strong>n <strong>um</strong>faßte das gesamte Kulturschichtpaket<br />

<strong>von</strong> <strong>Schicht</strong> 9. Aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> relativ geringen Stückzahlen<br />

wurde in Absprache mit dem Ausgräber M. Kolb eine<br />

nach archäologischen Horizonten bzw. Bef<strong>und</strong>einheiten<br />

getrennte Bearbeitung verworfen. Die Silexartefakte streuen<br />

nicht gleichmäßig über die Grabungsfläche. Neben wenigen<br />

Quadraten, die keine F<strong>und</strong>e aufweisen, schwankt<br />

die Zahl zwischen einem <strong>und</strong> 52 F<strong>und</strong>e pro Quadratmeter.<br />

Der durchschnittliche F<strong>und</strong>anfall liegt bei ca. 11,3 Silexartefakte<br />

pro Quadratmeter. Bei einer Gesamtmenge <strong>von</strong><br />

10,36 m 3 ergrabener Kulturschicht liegt die Artefaktdichte<br />

bei 40,25 Silexartefakte pro Kubikmeter.<br />

Das Rohmaterial<br />

Von den 417 Silexartefakten können 102 (24,5 %) bezüglich<br />

ihres Rohmaterials nicht näher beurteilt werden, da sie<br />

patiniert o<strong>der</strong> thermisch verän<strong>der</strong>t sind. Sie sind unter <strong>der</strong><br />

Rohmaterialgruppe 0 erfaßt. Bei den restlichen Silexartefakten<br />

ist eine nähre Ansprache des Rohmaterials nach<br />

oben genannten Kriterien möglich. Danach lassen sich 12<br />

Materialgruppen unterscheiden (Tab. 2). Allerdings bleiben<br />

die Zuordnungen unter Vorbehalt, da die Silexartefakte<br />

z<strong>um</strong> Teil sehr klein bzw. ebenfalls patiniert o<strong>der</strong> thermisch<br />

verän<strong>der</strong>t sind. Die verschiedenen Materialgruppen<br />

lassen sich wie folgt charakterisieren:<br />

Materialgruppe 1<br />

Jaspisartiger Jurahornstein, z<strong>um</strong> Rand hin zunehmend<br />

lichtdurchlässig, mit vereinzelten kleinen Punkten (


sigkeit, dunkelgrau bis schwarzbraun patiniert. Das Material<br />

hat eine homogene bis leicht wolkig, schlierige Struktur<br />

<strong>und</strong> zeigt nur bei wenigen Stücken punktförmige Einschlüsse.<br />

Es hat eine glatte, z<strong>um</strong> Teil st<strong>um</strong>pfe, z<strong>um</strong> Teil<br />

leicht glänzende Oberfläche. Die weiße bis hellgraue Kortex<br />

ist rauh bis leicht abgerollt <strong>und</strong> 2–3 mm dick. Unter<br />

<strong>der</strong> Kortex ist eine ca. 2–3 mm dicke hellgraue Übergangszone<br />

mit zahlreichen grauen winzigen Punkten.<br />

Materialgruppe 10<br />

Bergkristall - glasklarer, transparenter Quarz mit Kristalloberfläche<br />

<strong>und</strong> charakteristisch muscheligem Bruch<br />

Materialgruppe 11<br />

Quarz mit milchig weißer Farbe <strong>und</strong> muscheligem Bruch<br />

Bei den Rohmaterialgruppen <strong>von</strong> <strong>Sipplingen</strong> handelt es<br />

sich fast <strong>aus</strong>schließlich <strong>um</strong> verschiedene Varianten des Jurahornsteins.<br />

Darunter zeichnen sich die Materialgruppen<br />

1 <strong>und</strong> 2 durch sehr dichte, jaspisartige Varietäten <strong>aus</strong>, die<br />

sich lediglich durch ihren Anteil an Fossileinschlüssen unterscheiden.<br />

Alle an<strong>der</strong>en Jurahornsteinvarianten sind<br />

zwar ebenfalls <strong>von</strong> guter Qualität, sie weisen aber aufgr<strong>und</strong><br />

<strong>von</strong> Fossileinschlüssen <strong>und</strong> kristallinen Hohlra<strong>um</strong>verfüllungen<br />

auch rauhere Partien auf. Es ist nicht <strong>aus</strong>zuschließen,<br />

daß manche <strong>der</strong> z<strong>um</strong> Teil nur wenige Stücke <strong>um</strong>fassenden<br />

Materialgruppen zusammengehören. Bei den Materialgruppen<br />

3a <strong>und</strong> 3b wird bereits durch die Benennung<br />

deutlich, daß es sich vermutlich <strong>um</strong> Jurahornsteinvarianten<br />

gleicher Herkunft handelt, die lediglich eine an<strong>der</strong>e<br />

Ausprägung besitzen. Eine Zusammengehörigkeit ist ferner<br />

für Materialgruppe 4, 5 <strong>und</strong> 6 sowie 2 <strong>und</strong> 8 zu diskutieren.<br />

Mit Materialgruppe 9 liegt ein dunkelgrauer bis<br />

schwarzbraun gefärbter Silex vor, <strong>der</strong> hinsichtlich seines<br />

Rohmaterials nicht sicher zu bestimmen war <strong>und</strong> im<br />

Gr<strong>und</strong>e zu Materialgruppe 0 gezählt werden müßte. Er<br />

stellt mit 15,3 % die zweithäufigste Materialgruppe dar.<br />

Vermutlich handelt es sich <strong>um</strong> Jurahornstein, <strong>der</strong> aufgr<strong>und</strong><br />

seiner Lagerung im Seesediment dunkel patiniert ist<br />

<strong>und</strong>/o<strong>der</strong> durch thermische Einwirkung seine Farbe verän<strong>der</strong>te.<br />

Es ist durch<strong>aus</strong> möglich, daß die Silexartefakte <strong>der</strong><br />

Materialgruppe 9 zu einer <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Materialgruppen<br />

gehören. Nach den geringen Fossileinschlüssen sowie <strong>der</strong><br />

leicht schlierigen Struktur zu urteilen, könnte es sich <strong>um</strong><br />

Silexartefakte <strong>der</strong> Materialgruppe 3b, 4 o<strong>der</strong> 8 handeln.<br />

Eine präzise Rohmaterialbestimmung ist bei dieser Materialgruppe<br />

letztlich nicht durchführbar. Eindeutig zu identifizieren<br />

waren hingegen die Materialgruppen 10 <strong>und</strong> 11,<br />

bei denen es sich <strong>um</strong> einen singulären Trümmer <strong>aus</strong> Bergkristall<br />

sowie <strong>um</strong> wenige Stücke <strong>aus</strong> Quarz handelt.<br />

Vermutlich sind alle bestimmbaren Materialgruppen bezüglich<br />

ihrer Herkunft als lokal einzustufen. Das bedeutet,<br />

daß ihre nächsten potentiellen Lagerstätten im Bereich <strong>der</strong><br />

Hegaualb <strong>und</strong> dessen Vorlandes zu finden sind. Auch das<br />

Trümmerstück <strong>aus</strong> Bergkristall stammt vermutlich <strong>aus</strong> den<br />

Moränen <strong>und</strong> Schottern des Alpenvorlandes. Eine Herkunft<br />

<strong>aus</strong> primärer Lagerstätte im Alpeninnern ist aufgr<strong>und</strong><br />

seiner geringen Größe unwahrscheinlich<br />

(SCHLICHTHERLE 1995, 54). Ebenso ist für den Quarz, <strong>der</strong><br />

in großer Zahl in den Schottern <strong>und</strong> Moränen des Alpenvorlandes<br />

zu finden ist, ein Import <strong>aus</strong> dem Alpeninnern<br />

o<strong>der</strong> Schwarzwald <strong>aus</strong>zuschließen. Bei den verschiedenen<br />

Jurahornsteinvarianten ist eine genaue Bestimmung <strong>der</strong><br />

Rohmaterialquellen schwierig. Vergleiche mit Handstükken<br />

<strong>der</strong> Rohmaterialsammlungen haben nur bei wenigen<br />

Materialgruppen nähere Hinweise geliefert. So zeigt das<br />

Einzelstück <strong>der</strong> Materialgruppe 6 gewisse Übereinstimmungen<br />

mit dem Rohmaterialvorkommen bei Engen. Typisch<br />

für dieses Rohmaterial ist einerseits das schwarze<br />

Band unter <strong>der</strong> Kortex, das sich auch beim vorliegenden<br />

Stück zeigt. An<strong>der</strong>erseits ist das Rohmaterial <strong>von</strong> Engen,<br />

das sich im Bereich <strong>der</strong> Graupensande <strong>und</strong> Austernagelfluh<br />

des Heg<strong>aus</strong> befindet (DEECKE 1933, 38), oft durch<br />

abgerollte Kortex <strong>und</strong> Glanzpatina charakterisiert. Beide<br />

Kennzeichen sind beim vorliegenden Stück belegt. Auch<br />

für die Materialgruppen 4 <strong>und</strong> 5 ist eine entsprechende<br />

Herkunft aufgr<strong>und</strong> ihrer ähnlichen Ausprägung - insbeson<strong>der</strong>e<br />

dem schwarzen Band unter <strong>der</strong> Kortex - zu diskutieren.<br />

Da sie jedoch keine abgerollte Kortex o<strong>der</strong> Glanzpatina<br />

aufweisen <strong>und</strong> teilweise thermisch verän<strong>der</strong>t bzw.<br />

patiniert sind, bleibt eine Herkunft <strong>von</strong> dort fraglich. Generell<br />

erlaubt die Kortex<strong>aus</strong>prägung nähere Hinweise zur<br />

Herkunft. So deutet die dünne, abgerollte Kortex beim<br />

Jurahornstein <strong>der</strong> Materialgruppe 6 sowie beim hellbeigen<br />

Jurajaspis <strong>der</strong> Materialgruppe 2 auf einen längeren Transport<br />

hin. Eine Herkunft <strong>aus</strong> sek<strong>und</strong>ären Rohmaterialquel-<br />

Rohmaterialgruppen n %<br />

unbestimmtes Rohmaterial (0) 102 24,5<br />

hellgrauer bis hellbrauner Jurajaspis mit wenigen Fossileinschlüssen (1) 10 2,4<br />

hellbeiger Jurajaspis mit Fossileinschlüssen (2) 19 4,6<br />

hellgrau bis grau gefleckter Jurahornstein mit Fossileinschlüssen (3a) 95 22,8<br />

hellgrau geschlierter Jurahornstein mit Fossileinschlüssen (3b) 51 12,3<br />

hellgrauer bis braungrauer Jurahornstein mit schwarzem Band unter Kortex (4) 12 2,9<br />

dunkelgrauer bis schwarzblau patinierter Jurahornstein mit Fossileinschlüssen (5) 8 1,9<br />

graubrauner Jurahornstein mit Fossileinschlüssen (6) 1 0,2<br />

braungrauer Jurahornstein mit Fossileinschlüssen (7) 1 0,2<br />

hellgrau bis gelblichbraun geschlierter Jurahornstein (8) 50 12,0<br />

dunkelgrau bis schwarzbraun patinierter Silex (9) 64 15,3<br />

Bergkristall (10) 1 0,2<br />

Quarz (11) 3 0,7<br />

gesamt 417 100<br />

Tab. 2 Rohmaterialanteile.<br />

53


Tab. 3 Aufglie<strong>der</strong>ung<br />

<strong>der</strong><br />

unmodifizierten<br />

<strong>und</strong> modifizierten<br />

Gr<strong>und</strong>formen<br />

in die<br />

verschiedenen<br />

Phasen des<br />

Umformungsprozesses<br />

(Prozentwerte<br />

in<br />

Klammern).<br />

Umformungs- Typ Gr<strong>und</strong>formen unmodifiziert modifiziert gesamt<br />

phasen Nr.<br />

1 1 Abschläge > 2/3 Kortex 17 (4,1) 2 (0,5) 19 (4,6)<br />

2 primärer Kernkantenabschlag 1 (0,2) - 1 (0,2)<br />

3 Abschläge < 2/3 Kortex 30 (7,2) 14 (3,4) 44 (10,6)<br />

4 Abschläge ohne Kortex 56 (13,4) 13 (3,1) 69 (16,5)<br />

5 Klingen < 2/3 Kortex 7 (1,7) 3 (0,7) 10 (2,4)<br />

6 Klingen ohne Kortex 6 (1,4) 2 (0,5) 8 (1,9)<br />

7 Abschlag o. Klinge < 2/3 Kortex 3 (0,7) - 3 (0,7)<br />

2 8 Abschlag o. Klinge ohne Kortex 2 (0,5) 4 (0,9) 6 (1,4)<br />

9 Präparationsabschlag 1 (0,2) - 1 (0,2)<br />

10 Kerntrümmer 2 (0,5) - 2 (0,5)<br />

11 Schlagtrümmer 15 (3,6) - 15 (3,6)<br />

12 Absplisse 156 (37,5) - 156 (37,5)<br />

3 13 Retuschierabfälle 4 (0,9) - 4 (0,9)<br />

14 Abfall <strong>von</strong> Ausgesplitt. Stück 1 (0,2) - 1 (0,2)<br />

4 15 Retuschierabfälle mit<br />

facettiertem Schlagflächenrest 3 (0,7) 1 (0,2) 4 (0,9)<br />

Diverse 16 Hitzetrümmer 26 (6,2) - 26 (6,2)<br />

17 natürlicher Trümmer 2 (0,5) - 2 (0,5)<br />

18 unbestimmte Gr<strong>und</strong>formen 27 (6,5) 19 (4,6) 46 (11,1)<br />

gesamt 359 (86,1) 58 (13,9) 417 (100)<br />

len des Voralpengebiets ist somit wahrscheinlich. Bei allen<br />

an<strong>der</strong>en Jurahornsteinvarianten spricht die weitgehend intakte<br />

Kortex gegen einen längeren Transport. Es handelt<br />

sich folglich <strong>um</strong> Jurahornsteine <strong>aus</strong> primären Lagerstätten<br />

<strong>der</strong> nahegelegenen Hegaualb bzw. <strong>um</strong> <strong>aus</strong>gewitterte <strong>und</strong><br />

nur wenig transportierte Jurahornsteine <strong>aus</strong> den Residuallehmen<br />

des Heg<strong>aus</strong>. Den Angaben A. Schreiners (1979,<br />

15) zufolge sind Jurahornsteine im Bereich <strong>der</strong> Westalb<br />

vorwiegend in die <strong>Schicht</strong>en des Malm δ <strong>und</strong> ε eingelagert.<br />

D. Neubauer (1989, 6) konnte bei Geländebegehungen<br />

im Hegaugebiet Jurahornsteinvorkommen im Donautal<br />

bei Immendingen, im Körbel- <strong>und</strong> Bibertal, in den Tälern<br />

<strong>um</strong> das Kesslerloch bei Thayngen (CH) sowie bei Ach<br />

<strong>und</strong> Duchtlingen lokalisieren. Diese Rohmaterialvorkommen<br />

müssen als potentielle Herkunftsgebiete in Betracht<br />

gezogen werden. Im Inventar <strong>von</strong> <strong>Sipplingen</strong> kommen<br />

keine Bohnerzhornsteine vor, obwohl diese in <strong>der</strong> Umgebung<br />

<strong>der</strong> F<strong>und</strong>stelle an zahlreichen Stellen zu finden sind<br />

(FRITSCH/NEUBAUER 1987, 163). Allerdings ist dieses Rohmaterial<br />

in den Siedlungen des Bodenseeufers nur schwer<br />

nachzuweisen, da ihre charakteristische gelbbraune Farbe<br />

durch die Lagerung im Feuchtbodenmilieu <strong>aus</strong>gelaugt<br />

wird (HOFFSTADT 1997, 148). Hinweise auf die Verwendung<br />

<strong>von</strong> Fernimporten für den ergrabenen Siedlungs<strong>aus</strong>schnitt<br />

liegen nicht vor. Sie sind lediglich im Oberflächenmaterial<br />

belegt (siehe unten).<br />

Die Nutzung <strong>von</strong> überwiegend lokalen Rohmaterialien<br />

paßt gut in das Bild, das bisher bei Untersuchungen <strong>von</strong><br />

Silexinventaren <strong>aus</strong> jungneolithischen Siedlungen des Bodenseeufers<br />

gewonnen werden konnte. So stammen beispielsweise<br />

auch in Hornstaad-Hörnle IA über 90 % des<br />

Rohmaterials <strong>aus</strong> lokalen Vorkommen (HOFFSTADT/MAIER<br />

1999, 21). Ebenso lassen sich unter den stratifizierten Silexartefakten<br />

<strong>der</strong> Pfyner Siedlung Wangen-Hinterhorn<br />

<strong>aus</strong>schließlich lokale Rohmaterialien identifizieren (KIE-<br />

SELBACH 2000, 81f.). Dies läßt auf eine gute Verfügbarkeit<br />

<strong>und</strong> Zugänglichkeit <strong>der</strong> Rohmaterialquellen im Bereich<br />

des Heg<strong>aus</strong> <strong>und</strong> <strong>der</strong> Hegaualb schließen. Daß sich fernimportierte<br />

Silexartefakte außerhalb des <strong>aus</strong>gegrabenen Siedlungsbereichs<br />

<strong>von</strong> <strong>Sipplingen</strong> befinden können, ist aber<br />

durch<strong>aus</strong> möglich. Wie die Untersuchungen <strong>von</strong> J.<br />

Hoffstadt <strong>und</strong> U. Maier (1999, 26) in Hornstaad-Hörnle<br />

zeigen, konzentrieren sich fernimportierte Güter oftmals<br />

auf bestimmte Häuser. So liegen z. B. in H<strong>aus</strong> 2 <strong>von</strong> Hornstaad-Hörnle<br />

vorwiegend Importe <strong>aus</strong> dem Alpenra<strong>um</strong><br />

vor, in H<strong>aus</strong> 11 finden sich hingegen <strong>aus</strong>schließlich Michelsberger<br />

Sileximporte. Ähnliche Beobachtungen konnten<br />

auch in Reute-Schorrenried gemacht werden (KIESEL-<br />

BACH/SCHLICHTHERLE 1998, 164). In dieser Station ließen<br />

sich fast alle vorhandenen Plattensilices H<strong>aus</strong> 1 zuweisen.<br />

Da in <strong>Sipplingen</strong> eine relativ große Zahl an Michelsberger<br />

Keramik gef<strong>und</strong>en wurde (mündl. Mitteilung M. Kolb),<br />

wäre eigentlich zu erwarten gewesen, daß sich dies auch<br />

beim Silexmaterial wi<strong>der</strong>spiegelt. Die <strong>von</strong> den Trägern <strong>der</strong><br />

Michelsberger Kultur exportierten Maas-Kreidefeuersteine<br />

vom Typ Rijckholt lassen sich jedoch nicht belegen.<br />

Hierfür ergeben sich mehrere Erklärung: Z<strong>um</strong> Einen ist<br />

das Auftreten <strong>von</strong> Michelsberger Keramik nicht zwangsläufig<br />

mit einem Aust<strong>aus</strong>ch <strong>von</strong> Kreidefeuersteinen verb<strong>und</strong>en,<br />

z<strong>um</strong> An<strong>der</strong>en können sich entsprechende Importe<br />

im nicht <strong>aus</strong>gegrabenen Bereich <strong>der</strong> Grabung befinden.<br />

Ferner ist vorstellbar, daß <strong>der</strong> Import <strong>von</strong> Kreidefeuersteinen<br />

in den südwestdeutschen Ra<strong>um</strong>, <strong>der</strong> überwiegend in<br />

Form <strong>von</strong> Klingen <strong>und</strong> Klingengeräten erfolgte, in diesem<br />

späten Abschnitt des Jungneolithik<strong>um</strong>s weitgehend abgebrochen<br />

ist. Diese Hypothese wird durch die fehlenden<br />

Nachweise <strong>von</strong> Maas-Kreidefeuersteinen bei den zeitgleichen<br />

Pfyn-Altheimer Stationen sowie durch die wenigen<br />

Belege im Michelsberger Erdwerk Heilbronn-Klingenberg<br />

(KIESELBACH 2000, Tab. 15), das ebenfalls in eine späte<br />

Stufe innerhalb <strong>der</strong> Michelsberger Kultur datiert (Biel<br />

1998, 98), unterstützt.<br />

Im Folgenden soll <strong>der</strong> Frage nachgegangen werden, in welchem<br />

Umfang <strong>und</strong> in welcher Form die Rohmaterialien<br />

beschafft <strong>und</strong> in <strong>der</strong> Siedlung verarbeitet wurden. Da lediglich<br />

zwei H<strong>aus</strong>plätze innerhalb des Siedlungs<strong>aus</strong>schnit-<br />

54


tes erfaßt sind, gilt es insbeson<strong>der</strong>e zu überprüfen, ob sich<br />

<strong>der</strong> gesamte Umformungsprozeß des Produktionssystems<br />

für einzelne H<strong>aus</strong>halte belegen läßt. Hier<strong>aus</strong> können eventuell<br />

Hinweise auf arbeitsteilige Prozesse bei <strong>der</strong> Silexbearbeitung<br />

resultieren.<br />

Gr<strong>und</strong>formanalyse - Untersuchungen z<strong>um</strong> Umformungsprozeß<br />

Es ist anzunehmen, daß die verwendeten Rohmaterialien<br />

aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> geringen Distanz zu den Rohmaterialquellen<br />

vorwiegend als ganze Rohknollen in die Siedlung transportiert<br />

<strong>und</strong> dort vollständig verarbeitet wurden. Trifft<br />

dies zu, so sollten alle Umformungsphasen des Produktionssystems<br />

(siehe Tab. 1) durch spezifische Produkte, die<br />

während des Herstellungsprozesses als Abfall anfallen o<strong>der</strong><br />

in einer nachfolgenden Phase weiter <strong>um</strong>geformt o<strong>der</strong> benutzt<br />

werden, belegt sein. Die Aufglie<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>formen<br />

in die verschiedenen Phasen des Umformungsprozesses<br />

zeigt, daß bis auf Phase 0 alle Umformungsphasen<br />

belegt sind (Tab. 3). Vor allem die Produktionsphase 2 ist<br />

gut dok<strong>um</strong>entiert. Die vorliegenden Präparationsgr<strong>und</strong>formen,<br />

Kern- <strong>und</strong> Schlagtrümmer, die insgesamt einen<br />

Anteil <strong>von</strong> 4,5 % haben, lassen auf eine örtliche Produktion<br />

schließen. Ebenso deuten die unmodifizierten Abschläge<br />

auf eine Vorort-Produktion hin. Nahezu die Hälfte <strong>der</strong><br />

unmodifizierten Abschläge weist Kortexbedeckung auf.<br />

Da<strong>von</strong> sind 4,1 % zu mehr als zwei Dritteln mit Kortex<br />

bedeckt <strong>und</strong> stammen somit <strong>aus</strong> einer ersten Präparationsphase.<br />

Der Klingenanteil ist mit 4,3 % relativ niedrig.<br />

Rechnet man die Stücke hinzu, die aufgr<strong>und</strong> <strong>von</strong> Fragmentierung<br />

o<strong>der</strong> Modifikation nicht eindeutig als Abschläge<br />

o<strong>der</strong> Klingen identifiziert werden konnten, erhöht<br />

sich <strong>der</strong> Klingenanteil auf max. 6,4 %. Auch bei den Klingen<br />

weisen über die Hälfte <strong>der</strong> Stücke Kortexreste auf. Allerdings<br />

sind diese stets gering. Den größten Anteil im Inventar<br />

haben die Absplisse mit 37,5 %. Diese hohe Quote<br />

ist zweifellos auf das Schlämmen des Sediments zurückzuführen.<br />

Die Absplisse bestätigen eine örtliche Produktion<br />

<strong>von</strong> Gr<strong>und</strong>formen <strong>und</strong> Werkzeugen. Ferner deuten die<br />

wenigen Modifikationsabfälle auf eine Werkzeugherstellung<br />

<strong>und</strong> Nutzung hin. Der geringe Werkzeuganteil <strong>von</strong><br />

13,9 % ist vor allem auf die hohe Zahl an Absplissen zurückzuführen.<br />

Läßt man diese außer Acht, so steigt <strong>der</strong><br />

Werkzeuganteil auf 22,9 %.<br />

Die Aufglie<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>formen in die verschiedenen<br />

Phasen des Umformungsprozesses läßt erkennen, daß innerhalb<br />

des Siedlungs<strong>aus</strong>schnitts Gr<strong>und</strong>formen <strong>und</strong><br />

Werkzeuge hergestellt <strong>und</strong> benutzt wurden.<br />

Glie<strong>der</strong>t man die unmodifizierten <strong>und</strong> modifizierten<br />

Gr<strong>und</strong>formen des Umformungsprozesses getrennt nach<br />

den verwendeten Rohmaterialgruppen (Tab. 4), so wird<br />

ersichtlich, daß sich eine örtliche Produktion im wesentlichen<br />

auf die Materialgruppen 3a, 8 <strong>und</strong> 9 beschränkt. Bei<br />

diesen Materialgruppen signalisieren die wenigen Kern<strong>und</strong><br />

Schlagtrümmer, die größerer Zahl an Abschlägen <strong>und</strong><br />

Absplissen sowie <strong>der</strong> jeweils höhere Anteil an unmodifizierten<br />

Gr<strong>und</strong>formen eine Herstellung <strong>von</strong> Gr<strong>und</strong>produkten.<br />

Ferner belegen die Absplisse <strong>und</strong> wenigen Modifikati-<br />

Umformungsphasen 1 2 3 4 Diverse<br />

RM Gr<strong>und</strong>formtyp 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 gesamt<br />

0 unmod. 4 - 3 12 3 2 - 1 - - 2 31 1 1 - 17 - 9 86<br />

mod. - - 2 2 - 1 - 1 - - - - - - 1 - - 9 16<br />

1 unmod. - - 1 - 1 1 - - - - 1 4 1 - - - - - 9<br />

mod. - - - 1 - - - - - - - - - - - - - - 1<br />

2 unmod. - - - - 1 - - - - - - 14 - - - - - 2 17<br />

mod. - - 1 - - - - - - - - - - - - - - 1 2<br />

3a unmod. 2 - 6 17 - - - - - 1 5 39 1 - 1 7 - 6 85<br />

mod. - - 5 5 - - - - - - - - - - - - - - 10<br />

3b unmod. 1 - 3 4 1 - - 1 - - - 35 1 - 1 - - 1 48<br />

mod. - - 1 1 - - - - - - - - - - - - - 1 3<br />

4 unmod. 1 - - 6 - - - - - - 1 2 - - - - - - 10<br />

mod. - - - - 2 - - - - - - - - - - - - - 2<br />

5 unmod. 1 - 1 1 - - - - 1 - 1 - - - - - - 1 6<br />

mod. - - 1 - - 1 - - - - - - - - - - - - 2<br />

6 unmod. - - - - - - - - - - - - - - - - - - 0<br />

mod. - - - - - - - - - - - - - - - - - 1 1<br />

7 unmod. - - - - - - - - - - - - - - - - - - 0<br />

mod. - - - - - - - - - - - - - - - - - 1 1<br />

8 unmod. 5 - 11 6 - - - - - - 2 17 - - 1 - - 1 43<br />

mod. 1 - 1 1 - - - 1 - - - - - - - - - 3 7<br />

9 unmod. 3 1 5 10 1 3 3 - - 1 3 14 - - - 2 - 5 51<br />

mod. 1 - 3 3 1 - - 2 - - - - - - - - - 3 13<br />

10 unmod. - - - - - - - - - - - - - - - - 1 - 1<br />

11 unmod. - - - - - - - - - - - - - - - - 1 2 3<br />

unmod. 17 1 30 56 7 6 3 2 1 2 15 156 4 1 3 26 2 27 359<br />

mod. 2 - 14 13 3 2 - 4 1 - - - - - 1 - - 19 58<br />

gesamt 19 1 43 69 10 8 3 5 2 2 15 156 4 1 4 26 2 46 417<br />

Tab. 4 Aufglie<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> unmodifizierten <strong>und</strong> modifizierten Gr<strong>und</strong>formen <strong>der</strong> verschiedenen Rohmaterial-gruppen in die<br />

verschiedenen Phasen des Umformungsprozesses.<br />

55


Tab. 5 Vergleich <strong>der</strong><br />

unmodifizierten <strong>und</strong><br />

modifizierten<br />

Gr<strong>und</strong>formanteile<br />

<strong>von</strong> <strong>Sipplingen</strong>,<br />

Ödenahlen <strong>und</strong><br />

Reute-Schorrenried<br />

(Prozentwerte in<br />

Klammern).<br />

Gr<strong>und</strong>formen <strong>Sipplingen</strong> Wangen-Hinterhorn Ödenahlen Reute-Schorrenried<br />

Abschläge 132 (31,6) 162 (49,1) 326 (61,2) 79 (26,5)<br />

unmodifiziert 103 (24,7) 130 (39,4) 272 (51,0) 58 (19,5)<br />

modifiziert 29 (7,0) 32 (9,7) 54 (10,2) 21 (7,0)<br />

Klingen 18 (4,3) 36 (10,9) 30 (5,6) 29 (9,7)<br />

unmodifiziert 13 (3,1) 16 (4,8) 19 (3,5) 17 (5,7)<br />

modifiziert 5 (1,2) 20 (6,1) 11 (2,1) 12 (4,0)<br />

Abschläge o. Klingen 10 (2,2) 19 (5,7) 16 (3,0) 12 (4,0)<br />

unmodifiziert 5 (1,2) 11 (3,3) 11 (2,1) 7 (2,3)<br />

modifiziert 4 (1,0) 8 (2,4) 5 (0,9) 5 (1,7)<br />

Absplisse 156 (37,4) 9 (2,7) 15 (2,8) 122 (40,9)<br />

unmodifiziert 156 (37,4) 9 (2,7) 15 (2,8) 122 (40,9)<br />

modifiziert - - - -<br />

Präparationsgr<strong>und</strong>formen 2 (0,5) 4 (1,2) 7 (1,3) 4 (1,4)<br />

unmodifiziert 2 (0,5) 2 (0,6) 7 (1,3) 2 (0,7)<br />

modifiziert - 2 (0,6) - 2 (0,7)<br />

Kerne/Kerntrümmer 2 (0,5) 9 (2,7) 30 (5,7) 1 (0,3)<br />

unmodifiziert 2 (0,5) 7 (2,1) 22 (4,1) 1 (0,3)<br />

modifiziert - 2 (0,6) 8 (1,6) -<br />

Schlagtrümmer 15 (3,6) 35 (10,6) 32 (6,0) 21 (7,1)<br />

unmodifiziert 15 (3,6) 34 (10,3) 22 (4,1) 17 (5,7)<br />

modifiziert - 1 (0,3) 10 (1,9) 4 (1,4)<br />

Silexplatten - - 7 (1,3) 14 (4,7)<br />

unmodifiziert - - 4 (0,8) 12 (4,0)<br />

modifiziert - - 3 (0,5) 2 (0,7)<br />

Modifikationsabfälle 9 (2,1) 3 (0,9) 2 (0,4) 2 (0,7)<br />

unmodifiziert 8 (1,9) 3 (0,9) 2 (0,4) 2 (0,7)<br />

modifiziert 1 0,2) - - -<br />

sonstige Trümmer 28 (6,7) 24 (7,2) 15 (2,8) 5 (1,7)<br />

unmodifiziert 28 (6,7) 24 (7,2) 15 (2,8) 5 (1,7)<br />

modifiziert - - - -<br />

unbestimmte Gr<strong>und</strong>formen 46 (11,0) 29 (8,8) 53 (9,9) 9 (3,0)<br />

unmodifiziert 27 (6,5) 19 (5,8) 22 (4,1) -<br />

modifiziert 19 (4,6) 10 (3,0) 31 (5,8) 9 (3,0)<br />

unmodifiziert 359 (86,1) 255 (77,3) 411 (77,1) 24 (81,5)<br />

modifiziert 58 (13,9) 75 (22,7) 122 (22,9) 55 (18,5)<br />

gesamt 417 (100) 330 (100) 533 (100) 298 (100)<br />

onsabfälle eine Weiterverarbeitung <strong>von</strong> Werkzeugen. Auch<br />

bei Materialgruppe 2 <strong>und</strong> 3b, die ja eventuell zu Materialgruppe<br />

8 bzw. 3a gehören, spricht die hohe Zahl an Absplissen<br />

für ein Retuschieren <strong>von</strong> Werkzeugen. Bei allen<br />

an<strong>der</strong>en Materialgruppen ist eine Beurteilung aufgr<strong>und</strong><br />

<strong>der</strong> geringen Stückzahlen schwierig. Es handelt sich vorwiegend<br />

<strong>um</strong> unmodifizierte <strong>und</strong> modifizierte Abschläge.<br />

Bei den drei Exemplaren <strong>aus</strong> Quarz sowie dem singulären<br />

Bergkristall handelt es sich <strong>um</strong> natürliche Trümmer bzw.<br />

<strong>um</strong> unbestimmte Gr<strong>und</strong>formen, die keine eindeutigen<br />

Hinweise auf eine Bearbeitung erkennen lassen.<br />

Um objektiver beurteilen zu können in welchem Umfang<br />

die Gr<strong>und</strong>formanteile <strong>von</strong> <strong>Sipplingen</strong> eine örtliche Silexverarbeitung<br />

anzeigen, sind diese in Tabelle 5 mit den<br />

Gr<strong>und</strong>formanteilen <strong>der</strong> zeitgleichen Pfyn-Altheimer Stationen<br />

Ödenahlen 1 (KIESELBACH 2000, 98 ff.; siehe auch<br />

SCHLICHTHERLE 1995, 56) <strong>und</strong> Reute-Schorrenried (KIE-<br />

SELBACH/SCHLICHTHERLE 1998, 162) sowie <strong>der</strong> etwas älter<br />

datierten Pfyner Siedlung Wangen-Hinterhorn (KIESEL-<br />

BACH 2000, 98 ff.) verglichen. Die Auswertung <strong>der</strong> Silexinventare<br />

<strong>von</strong> Ödenahlen <strong>und</strong> Wangen-Hinterhorn ergab,<br />

daß in beiden Siedlungen vorwiegend lokale Rohmaterialien<br />

<strong>der</strong> Schwäbischen Alb <strong>und</strong> des Albsüdrandes eingebracht<br />

<strong>und</strong> vollständig verarbeitet wurden. In Reute-<br />

Schorrenried nutzte man überwiegend regionale <strong>und</strong> überregionale<br />

Jura- <strong>und</strong> Plattenhornsteine <strong>der</strong> Schwäbischen<br />

<strong>und</strong> Fränkischen Alb, die aufgr<strong>und</strong> des größeren Transportweges<br />

wohl vornehmlich als Vollkerne <strong>und</strong> Halbfabrikate<br />

importiert <strong>und</strong> in <strong>der</strong> Siedlung zu Werkzeugen <strong>um</strong>gearbeitet<br />

wurden. Beim Vergleich <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>formanteile<br />

<strong>der</strong> vier Silexinventare bestätigt sich die Annahme, daß die<br />

nach <strong>Sipplingen</strong> eingebrachten Rohmaterialien z<strong>um</strong>indest<br />

teilweise im gegrabenen Siedlungs<strong>aus</strong>schnitt zu Gr<strong>und</strong>produkten<br />

<strong>und</strong> Werkzeugen verarbeitet wurden. Indiz<br />

hierfür sind neben den vergleichsweise wenigen Präparationsgr<strong>und</strong>formen,<br />

Kern- <strong>und</strong> Schlagtrümmer, vor allem die<br />

im Vergleich zu Reute-Schorrenried höheren Abschlaganteil<br />

<strong>und</strong> geringeren Klingen- <strong>und</strong> Werkzeuganteil. Gleichzeitig<br />

signalisieren die Gr<strong>und</strong>formanteile <strong>von</strong> Wangen-<br />

Hinterhorn <strong>und</strong> Ödenahlen, daß die örtliche Produktion<br />

1<br />

Das Silexinventar <strong>von</strong> Ödenahlen wurde <strong>von</strong> mir neu bearbeitetet.<br />

Im Gegensatz zu dem <strong>von</strong> H. Schlichtherle 1995 veröffentlichten<br />

Silexinventar beinhaltet es weitere F<strong>und</strong>e <strong>aus</strong> den Altgrabungen H.<br />

Forschners sowie weitere Oberflächenaufsammlungen <strong>aus</strong> den 90er<br />

Jahren. Abweichungen in den Gr<strong>und</strong>form- <strong>und</strong> Geräteklassenanteilen<br />

ergeben sich also einerseits <strong>aus</strong> <strong>der</strong> unterschiedlichen Gesamtstückzahl,<br />

an<strong>der</strong>erseits aber auch <strong>aus</strong> <strong>der</strong> abweichenden Datenaufnahme.<br />

So sind beispielsweise die Absplisse bei meinem<br />

Aufnahmesystem nach <strong>der</strong> Größe klassifiziert, bei H. Schlichtherle<br />

hingegen nach dem Gewicht.<br />

56


in <strong>Sipplingen</strong> nicht allzu <strong>um</strong>fangreich war. Dies kann aber<br />

auch durch den kleinen Siedlungs<strong>aus</strong>schnitt bedingt sein.<br />

Hinweise zur Silexbeschaffung<br />

In welcher Form <strong>und</strong> in welchem Umfang das Rohmaterial<br />

beschafft wurde, hängt im wesentlichen <strong>von</strong> <strong>der</strong> Rohmaterialverfügbarkeit<br />

ab. Da es sich bei den verwendeten<br />

Rohmaterialien <strong>von</strong> <strong>Sipplingen</strong> vorwiegend <strong>um</strong> lokale Jurahornsteine<br />

handelt, ist <strong>von</strong> einer guten Rohmaterialverfügbarkeit<br />

<strong>aus</strong>zugehen. Es ist anzunehmen, daß die Beschaffung<br />

des Rohmaterials ohne großen Aufwand erfolgte<br />

<strong>und</strong> je<strong>der</strong>zeit Nachschub besorgt werden konnte. Ferner<br />

ist anzunehmen, daß aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> Nähe zu den Rohmaterialquellen<br />

überwiegend ganze Rohknollen in die Siedlung<br />

eingebracht <strong>und</strong> dort verarbeitet wurden. Der Gr<strong>und</strong>formanalyse<br />

zufolge, läßt sich jedoch nur für einen Teil <strong>der</strong><br />

identifizierten Materialgruppen eine <strong>um</strong>fangreichere Produktion<br />

<strong>und</strong> somit eine gute Rohmaterialverfügbarkeit belegen.<br />

Folgt man den Überlegungen H.-C. Striens (1990,<br />

41), so sollte bei guter Rohmaterialverfügbarkeit die Zahl<br />

<strong>der</strong> Kerne infolge <strong>der</strong> geringeren Material<strong>aus</strong>nutzung gegenüber<br />

<strong>der</strong> Zahl <strong>der</strong> Geräte relativ hoch sein. In Abbildung<br />

1 ist die prozentuale Häufigkeit <strong>der</strong> Kerne gegen die<br />

prozentuale Häufigkeit <strong>der</strong> Werkzeuge für die lokalen Materialgruppen<br />

<strong>der</strong> verschiedenen Pfyner <strong>und</strong> Pfyn-Altheimer<br />

Silexinventare aufgetragen. Da in <strong>Sipplingen</strong> keine<br />

vollständigen Kerne identifiziert werden konnten, liegen<br />

<strong>der</strong> Berechnung die beiden Kerntrümmer zugr<strong>und</strong>e. Es<br />

zeigt sich, daß <strong>der</strong> Werkzeug- <strong>und</strong> Kernanteil in <strong>Sipplingen</strong><br />

im Vergleich zu Wangen-Hinterhorn, Ödenahlen <strong>und</strong><br />

Reute-Schorrenried relativ gering ist. Lediglich in Reute-<br />

Schorrenried liegt <strong>der</strong> Kernanteil niedriger. Der geringe<br />

Kernanteil in <strong>Sipplingen</strong> spricht gegen eine <strong>um</strong>fangreiche<br />

Produktion. Danach läßt sich eine nur begrenzte Rohmaterialverfügbarkeit<br />

konstatieren. An<strong>der</strong>erseits weist aber<br />

<strong>der</strong> geringe Werkzeuganteil auf eine nur mäßige Material<strong>aus</strong>nutzung<br />

hin, was wie<strong>der</strong><strong>um</strong> eine eher gute Rohmaterialverfügbarkeit<br />

vermuten läßt.<br />

Zieht man den Grad <strong>der</strong> Kortexbedeckung <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>formen<br />

heran, <strong>der</strong> ebenfalls über die Form <strong>der</strong> Rohmaterialbeschaffung<br />

informiert, so ergab die Aufglie<strong>der</strong>ung <strong>der</strong><br />

Gr<strong>und</strong>formen in die verschiedenen Phasen des Umformungsprozesses,<br />

daß ein Teil <strong>der</strong> Abschläge <strong>und</strong> Klingen<br />

Kortexreste trägt <strong>und</strong> folglich <strong>von</strong> einer frühen Präparationsphase<br />

stammt. Da insbeson<strong>der</strong>e bei den kleinen Jurahornsteinknollen<br />

zu vermuten ist, daß sie nicht generell zu<br />

Beginn des Kernabb<strong>aus</strong> vollständig entrindet wurden, son<strong>der</strong>n<br />

sukzessive mit fortschreitendem Kernabbau <strong>um</strong> den<br />

Wegfall großer Gr<strong>und</strong>formen zu verhin<strong>der</strong>n, wurde <strong>der</strong><br />

Kortexanteil aller Gr<strong>und</strong>formen untersucht. Wie auf Tabelle<br />

6 ersichtlich, ist <strong>der</strong> Kortexanteil bei Berücksichtigung<br />

aller Gr<strong>und</strong>formen mit 31,4 % sehr gering. Außer<br />

bei den Abschlägen <strong>und</strong> wenigen Absplissen liegt <strong>der</strong> Kor-<br />

Abb. 1 Werkzeug- <strong>und</strong> Kernanteil bei den lokalen Rohmaterialgruppen<br />

<strong>von</strong> <strong>Sipplingen</strong>, Wangen-Hinterhorn, Ödenahlen <strong>und</strong><br />

Reute-Schorrenried.<br />

Gr<strong>und</strong>formen ohne Kortex 2/3 Kortex vollständig gesamt<br />

Abschläge unmod. 58 (56,3) 24 (23,3) 9 (8,7) 2 (1,9) 10 (9,7) 103 (28,7)<br />

mod. 14 (48,3) 12 0 (41,4) 1 (3,4) - 2 (6,9) 29 (50,0)<br />

Klingen unmod. 5 8 - - - 13 (3,6)<br />

mod. 1 4 - - - 5 (8,6)<br />

Abschläge o<strong>der</strong> Klingen unmod. 2 2 1 - - 5 (1,4)<br />

mod. 4 - - - - 4 (6,9)<br />

Absplisse unmod. 125 (80,2) 23 (14,7) 6 (3,8) - 2 (1,3) 156 (43,5)<br />

Präparationsabschläge unmod. 2 - - - - 2 (0,6)<br />

Kerntrümmer unmod. 2 - - - - 2 (0,6)<br />

Schlagtrümmer unmod. 9 3 3 - - 15 (4,2)<br />

Hitzetrümmer unmod. 23 (88,5) 2 (7,7) 1 (3,8) - - 26 (7,2)<br />

natürliche Trümmer unmod. 2 - - - - 2 (0,6)<br />

Retuschierabfälle unmod. 6 1 - - - 7 (1,9)<br />

mod. - 1 - - - 1 (1,7)<br />

Abfall v. Ausgesplitt. Stück unmod. 1 - - - - 1 (0,3)<br />

unbestimmte Gr<strong>und</strong>formen unmod. 20 (74,1) 6 (22,2) 1 (3,7) - - 27 (7,5)<br />

mod. 12 (63,1) 5 (26.3) 1 (5,3) 1 (5,3) - 19 (32,8)<br />

gesamt unmod. 255 (71,0) 69 (19,2) 21 (5,8) 2 (0,6) 12 (3,3) 359 (100)<br />

mod. 31 (53,4) 22 (37,9) 2 2 (3,4) 1 (1,7) 2 (3,4) 58 (100)<br />

gesamt 286 (68,6) 91 (21,8) 23 (5,5) 3 (0,7) 14 (3,4) 417 (100)<br />

Tab. 6 Grad <strong>der</strong> Kortexbedeckung <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>formen (Prozentwerte in Klammern).<br />

57


Abb. 2 Kortexanteil <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>formen <strong>von</strong> <strong>Sipplingen</strong>, Wangen-<br />

Hinterhorn, Ödenahlen <strong>und</strong> Reute-Schorrenried.<br />

texanteil selten über ein Drittel. In Ödenahlen, Reute-<br />

Schorrenried <strong>und</strong> Wangen-Hinterhorn liegt <strong>der</strong> Kortexanteil<br />

jeweils höher (Abb. 2). Für <strong>Sipplingen</strong> läßt sich dar<strong>aus</strong><br />

folgern, daß die Rohmaterialien hauptsächlich als vorpräparierte<br />

Kerne bzw. als Halbfabrikate in die Siedlung bzw.<br />

den Siedlungs<strong>aus</strong>schnitt gelangten.<br />

Faßt man die Ergebnisse <strong>aus</strong> <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>formanalyse sowie<br />

den Untersuchungen zur Rohmaterialverfügbarkeit <strong>und</strong><br />

z<strong>um</strong> Grad <strong>der</strong> Kortexbedeckung zusammen, so ergibt sich<br />

ein konträres Bild: Einerseits spricht <strong>der</strong> geringe Anteil an<br />

Kortex- <strong>und</strong> Präparationsgr<strong>und</strong>formen sowie Kern- <strong>und</strong><br />

Schlagtrümmern gegen eine Einbringung ganzer Rohknollen<br />

<strong>und</strong> eine <strong>um</strong>fangreiche örtliche Silexverarbeitung. An<strong>der</strong>erseits<br />

schließt <strong>der</strong> geringe Anteil an Klingen <strong>und</strong><br />

Werkzeugen sowie <strong>der</strong> höhere Anteil an unmodifizierten<br />

Abschlägen <strong>und</strong> Absplissen einen Import <strong>von</strong> Halbfabrikaten<br />

<strong>und</strong> fertigen Werkzeugen <strong>aus</strong> <strong>und</strong> befürwortet eine<br />

siedlungsbezogene Produktion des Silexmaterials. Berücksichtigt<br />

man den kleinen Siedlungs<strong>aus</strong>schnitt, so ist denkbar,<br />

daß das Rohmaterial zwar in Form <strong>von</strong> vollständigen<br />

Rohknollen in die Siedlung eingebracht wurde, diese aber<br />

in einem an<strong>der</strong>en Bereich <strong>der</strong> Siedlung entrindet bzw. zu<br />

Halbfabrikaten verarbeitet wurden. Im Siedlungs<strong>aus</strong>schnitt<br />

selbst wurden vorwiegend Halbfabrikate weiterverarbeitet<br />

<strong>und</strong> fertige Werkzeuge verwendet bzw. nachretuschiert.<br />

Eine Gr<strong>und</strong>produktion fand im <strong>aus</strong>gegrabenen<br />

Siedlungsareal vermutlich nur für wenige Rohknollen <strong>der</strong><br />

Materialgruppen 2/8, 3a/b <strong>und</strong> 9 statt. Diese These wird<br />

sowohl durch die unmodifizierten Abschläge mit vollständiger<br />

Kortexbedeckung unterstützt, die eine Verarbeitung<br />

Tab. 7<br />

Erhaltung <strong>von</strong><br />

Abschlägen,<br />

Absplissen<br />

<strong>und</strong> Klingen<br />

in <strong>der</strong> Länge<br />

(Prozentwerte<br />

in Klammer).<br />

Gr<strong>und</strong>formen nicht beurteilbar vollständig proximal medial distal gesamt<br />

Abschläge unmod. 1 (0,9) 45 (42,4) 14 (13,2) 17 (16,0) 29 (27,4) 106 (100)<br />

mod. 2 (6,9) 2 (6,9) 9 (31,0) 12 (41,4) 4 (13,8) 29 (100)<br />

Klingen unmod. - 5 2 2 4 13<br />

mod. - 2 2 - 1 5<br />

Abschläge o. unmod. - 1 2 1 1 5<br />

Klingen mod. - - - 4 - 4<br />

Absplisse unmod. 3 (1,8) 69 (42,3) 27 (16,6) 24 (14,7) 40 (24,5) 163 (100)<br />

mod. - 1 - - 1<br />

gesamt unmod. 4 (1,4) 122 (42,5) 45 (15,7) 44 (15,3) 74 (25,8) 287 (100)<br />

mod. 2 (5,2) 5 (12,8) 11 (28,2) 16 (41,0) 5 (12,8) 39 (100)<br />

gesamt 6 (1,8) 177 (54,4) 56 (17,2) 60 (18,4) 79 (24,2) 326 (100)<br />

58<br />

Gr<strong>und</strong>formen A B C D E gesamt<br />

Abschläge unmod. 22 (21,4) 30 (29,1) 46 (44,7) 5 (4,8) - 103 (100)<br />

mod. 4 (13,8) 9 (31,0) 12 (41,4) 4 (13,8) - 29 (100)<br />

Klingen unmod. 2 4 6 1 - 13<br />

mod. - 1 3 1 - 5<br />

Abschläge o. unmod. 1 1 3 - - 5<br />

Klingen mod. 1 1 1 1 - 4<br />

Präparationsabschläge unmod. - 1 1 - - 2<br />

Absplisse unmod. 46 (29,5) 71 (45,5) 38 (24,4) 1 (0,6) - 156 (100)<br />

Kerntrümmer unmod. - 1 1 - - 2<br />

Schlagtrümmer unmod. - 3 (20,0) 11 (73,3) 1 (6,7) - 15 (100)<br />

Hitzetrümmer unmod. - - - 16 (61,5) 10 (38,5) 26 (100)<br />

natürlicher Trümmer unmod. - 2 - - - 2<br />

Retuschierabfälle unmod. - 4 3 - - 7<br />

mod. - - 1 - - 1<br />

Abfall v. Ausgesplitt. St. unmod. - - 1 - - 1<br />

unbest. Gr<strong>und</strong>formen unmod. 7 (25,9) 6 (22,2) 13 (48,1) 1 (3,7) - 27 (100)<br />

mod. 5 5 3 6 - 19<br />

unmod. 79 (22,0) 122 (34,0) 123 (34,3) 25 (7,0) 10 (2,8) 359 (100)<br />

gesamt mod. 10 (17,2) 16 (27,6) 20 (34,5) 12 (20,7) - 58 (100)<br />

gesamt 89 (21,3) 138 (33,1) 143 (34,3) 37 (8,9) 10 (2,4) 417 (100)<br />

Tab. 8 Grad <strong>der</strong> thermischen Verän<strong>der</strong>ung. A nicht beurteilbar, B keine thermische Verän<strong>der</strong>ung, C thermische Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Farbe,<br />

D Hitze<strong>aus</strong>sprünge, E pechartiger Überzug (Prozentwerte in Klammer).


ganzer Rohknollen anzeigen, als auch durch die wenigen<br />

Kern- <strong>und</strong> Schlagtrümmer <strong>und</strong> Präparationsgr<strong>und</strong>formen.<br />

Daß die verschiedenen Produktionsschritte <strong>der</strong> Silexbearbeitung<br />

an unterschiedlichen Plätzen des Siedlungsareals<br />

stattfinden können, konnte in <strong>der</strong> Siedlung Hornstaad-<br />

Hörnle IA beobachtet werden (HOFFSTADT 1997). So sind<br />

dort in einigen Bereichen des Grabungsareals Silexartefakt-Konzentrationen<br />

vorhanden, die jeweils unterschiedliche<br />

Zusammensetzung erkennen lassen: Einige Konzentrationen<br />

weisen das gesamte Artefaktspektr<strong>um</strong> des Umformungsprozesses<br />

auf. An<strong>der</strong>e beinhalten hingegen<br />

selektiertes Material <strong>und</strong> bestehen z<strong>um</strong> Beispiel nur <strong>aus</strong><br />

dekortierten Abschlägen <strong>und</strong> Klingen einer bestimmten<br />

Größe. Weiterhin lassen manche Konzentrationen eine<br />

Bevorzugung eines bestimmten Rohmaterials erkennen. J.<br />

Hoffstadt vermutet, daß es sich einerseits <strong>um</strong> „intentionell<br />

entsorgte Herstellungsabfälle” handelt, an<strong>der</strong>erseits <strong>um</strong><br />

Schlagplätze o<strong>der</strong> aber <strong>um</strong> beiseite gelegte, für spätere<br />

Zwecke aufgehobene Gr<strong>und</strong>form- <strong>und</strong> Gerätedepots<br />

(1997, 26). Die in Hornstaad-Hörnle gewonnenen Erkenntnisse<br />

veranschaulichen somit, daß je nach Ausschnitt<br />

<strong>und</strong> Größe des gegrabenen Siedlungsareals eine unterschiedliche<br />

Zusammensetzung des Silexinventars resultieren<br />

kann.<br />

Erhaltung <strong>der</strong> Silexartefakte<br />

Im Silexinventar <strong>von</strong> <strong>Sipplingen</strong> sind insgesamt 42,5 %<br />

<strong>der</strong> Silexartefakte vollständig erhalten (Tab. 7). Diese Erhaltungsrate<br />

entspricht an<strong>der</strong>en jungneolithischen Silexinventaren<br />

Südwestdeutschlands. Unter den gebrochenen<br />

Abschlägen, Absplissen <strong>und</strong> Klingen dominieren jeweils<br />

die Distalfragmente vor den Proximal- <strong>und</strong> Medialfragmenten.<br />

Ein hoher Anteil an Distalfragmenten wertet H.-<br />

C. Strien als Indiz für eine lokale Produktion, da dieses<br />

„entwe<strong>der</strong> zu dünn o<strong>der</strong> zu dick <strong>und</strong> außerdem oft stark<br />

gekrümmt [ist], so daß es als bei <strong>der</strong> Werkzeugherstellung<br />

hin<strong>der</strong>lich abgebrochen <strong>und</strong> weggeworfen wird” (1990,<br />

42). Der hohe Anteil an Distalfragmenten unterstützt<br />

folglich die Annahme einer siedlungsbezogenen Produktion.<br />

66,9 % <strong>der</strong> Silexartefakte wurden ferner als gebrannt eingestuft<br />

(Tab. 8). Da<strong>von</strong> weisen die meisten Silexartefakte<br />

nur eine thermische Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Farbe auf. In geringen<br />

Anteilen kommen aber auch näpfchenförmige Hitze<strong>aus</strong>sprünge<br />

sowie pechartig überzogene Silexartefakte vor,<br />

die erst bei sehr hohen Temperaturen entstehen. Der hohe<br />

Prozentwert an thermisch verän<strong>der</strong>ten Silexartefakten ist<br />

sicherlich auf das in <strong>der</strong> Siedlung stattgef<strong>und</strong>ene Bran<strong>der</strong>eignis<br />

zurückzuführen. Allerdings ist die Zahl an thermisch<br />

verän<strong>der</strong>ten Stücken möglicherweise nicht ganz<br />

korrekt, da viele <strong>der</strong> dunkelgrau bis schwarzbraun patinierten<br />

Silexartefakte – unter an<strong>der</strong>em alle Stücke <strong>der</strong> Materialgruppe<br />

9 – bezüglich einer thermischen Einwirkung<br />

nicht immer sicher zu beurteilen waren. Der Anteil an gebrannten<br />

Stücken kann somit höher liegen. An<strong>der</strong>erseits<br />

ist es aber auch möglich, daß manche <strong>der</strong> als gebrannt eingestuften<br />

Silexartefakte nur eine dunkle Seepatina besitzen.<br />

Produktion <strong>der</strong> Silexartefakte<br />

Im Folgenden werden die Silexartefakte <strong>von</strong> <strong>Sipplingen</strong> in<br />

bezug auf ihre Herstellung untersucht. Informationen<br />

z<strong>um</strong> technischen Ablauf <strong>der</strong> Steingeräteherstellung resultieren<br />

dabei <strong>aus</strong>schließlich <strong>aus</strong> <strong>der</strong> Analyse <strong>der</strong> schlagtechnischen<br />

<strong>und</strong> metrischen Merkmale <strong>der</strong> Abschläge, Absplisse<br />

<strong>und</strong> Klingen. Es liegen keine vollständigen Kerne vor,<br />

die Aussagen über den Kernabbau erlauben. Ferner sind<br />

lediglich zwei Zusammenpassungen geglückt. Bei diesen<br />

handelt es sich <strong>um</strong> eine Aufeinan<strong>der</strong>passung eines kantenretuschierten<br />

Werkzeugs mit unbestimmter Gr<strong>und</strong>form<br />

(Katalogn<strong>um</strong>mer 107) auf einen Hitzetrümmer <strong>und</strong> <strong>um</strong><br />

eine Aufeinan<strong>der</strong>passung eines Abschlags auf einen Hitzetrümmer.<br />

Alle vier Stücke sind thermisch verän<strong>der</strong>t <strong>und</strong><br />

lassen sich bezüglich ihres Rohmaterials nicht mehr ansprechen.<br />

Untersuchungen zur Schlagtechnik<br />

Die technische Vorgehensweise bei <strong>der</strong> Produktion <strong>von</strong> Silexartefakten<br />

läßt sich anhand <strong>der</strong> Ausprägung <strong>der</strong> sek<strong>und</strong>ären<br />

Schlagmerkmale <strong>der</strong> Silexartefakte ermitteln. Der<br />

Analyse werden die bei experimentellen Untersuchungen<br />

erzielten Ergebnisse zur Bruchmechanik <strong>und</strong> Schlagtechnik<br />

zugr<strong>und</strong>e gelegt (z. B. HAHN 1977; TIXIER/INIZIAN/Roche<br />

1980; COTTERELL/KAMMINGA 1987; WEINER 1985;<br />

<strong>der</strong>s. 1999, 216 ff.). In die Untersuchung werden alle Abschläge,<br />

Klingen, ‘Abschläge o<strong>der</strong> Klingen <strong>und</strong> Absplisse<br />

einbezogen.<br />

Abb. 3 Schlagmerkmale des Proximal <strong>und</strong> Distalendes bei<br />

Abschlägen, Klingen <strong>und</strong> Absplissen.<br />

59


Gr<strong>und</strong>formen Länge (mm) Breite (mm)<br />

n Med. x Stab. Var. n Med. x Stab. Var.<br />

Abschläge 53 7,7 8,0 4,2 0,5 44 2,6 3,3 2,6 0,8<br />

Klingen 11 9 7,8 6,3 0,8 9 3,4 3,3 2,0 0,6<br />

Absplisse 79 3,4 3,7 1,5 0,4 51 0,9 1,1 0,7 0,6<br />

Tab. 9 Metrik <strong>der</strong> Schlagflächenreste <strong>von</strong> Abschlägen, Klingen <strong>und</strong><br />

Absplissen.<br />

In aller Regel können 40 bis 60 % <strong>der</strong> Silexartefakte <strong>von</strong><br />

<strong>Sipplingen</strong> bezüglich ihrer Schlagmerkmale nicht beurteilt<br />

werden, da das Proximal- o<strong>der</strong> Distalende fehlt o<strong>der</strong> modifiziert<br />

ist. Bei den beurteilbaren Silexartefakten zeigt die<br />

Ausprägung <strong>der</strong> Schlagmerkmale des Proximalendes (Abb.<br />

3), daß die Bruchinitialisierung bei fast allen Abschlägen,<br />

Klingen <strong>und</strong> Absplissen durch Biegebruch erfolgte. Dieser<br />

ist durch einen sehr flachen bzw. diffusen Bulbus sowie<br />

durch eine Lippe charakterisiert <strong>und</strong> kann als Indiz für<br />

eine weiche Schlagtechnik gewertet werden. Einen Hertzschen<br />

Kegelbruch, <strong>der</strong> durch einen <strong>aus</strong>geprägten Bulbus<br />

<strong>und</strong>/o<strong>der</strong> Kegel gekennzeichnet ist <strong>und</strong> für eine harte<br />

Schlagtechnik spricht, weisen lediglich 6,2 % <strong>der</strong> Silexartefakte<br />

auf. Eine harte Schlagtechnik ist aber auch für die<br />

6,2 % <strong>der</strong> Silexartefakte mit <strong>aus</strong>gesplittertem Proximalende<br />

zu vermuten. Daß die Herstellung <strong>der</strong> Silexartefakte<br />

vorwiegend in weicher Schlagtechnik erfolgte, wird durch<br />

den geringen Anteil an registrierten Schlagnarben, <strong>der</strong> lediglich<br />

bei 16,9 % liegt, unterstützt. Ebenso ist die bei <strong>der</strong><br />

Mehrzahl <strong>der</strong> Stücke vorhandene dorsale Reduktion hierfür<br />

ein Indiz. Den Untersuchungen J. Weiners (1985, 24)<br />

zufolge ist eine dorsale Reduktion vor allem bei direktem<br />

weichen Schlag notwendig, da <strong>der</strong> Schlag unmittelbar auf<br />

die Kante <strong>der</strong> Schlagfläche erfolgt. Eine weiche Schlagtechnik<br />

wird auch durch die vorwiegend ovalen <strong>und</strong> gratförmigen<br />

Schlagflächenreste unterstützt. Ferner sind die in<br />

geringer Zahl vorhandenen punktförmigen <strong>und</strong> dreieckigen<br />

Schlagflächenreste dahingehend zu bewerten. Allerdings<br />

weisen immerhin 14,5 % <strong>der</strong> Abschläge, Absplisse<br />

<strong>und</strong> Klingen einen unregelmäßigen Schlagflächenrest auf,<br />

<strong>der</strong> eher bei harter Schlagtechnik beobachtet werden kann.<br />

Die Art des Schlagflächenrests ist z<strong>um</strong>eist glatt <strong>und</strong> läßt<br />

somit keine Präparation erkennen. Bei <strong>der</strong> geringen Größe<br />

<strong>der</strong> Schlagflächenreste (Tab. 9) ist es aber durch<strong>aus</strong> möglich,<br />

daß sie <strong>von</strong> einer präparierten Schlagfläche stammen.<br />

Eindeutig belegt ist eine Schlagflächenpräparation bei<br />

24,1 % <strong>der</strong> Silexartefakte mit facettiertem Schlagflächenrest.<br />

Hier liegt <strong>der</strong> Anteil bei den modifizierten Gr<strong>und</strong>formen<br />

mit 38,5 % höher als bei den unmodifizierten<br />

Gr<strong>und</strong>formen mit 22,5 %. Facettierte Schlagflächenreste<br />

werden vorwiegend mit <strong>der</strong> Punch- <strong>und</strong> Drucktechnik in<br />

Verbindung gebracht. Allerdings sind diese auch bei direktem<br />

weichen Schlag anzunehmen, da <strong>der</strong> Abbauwinkel<br />

durch Korrektur <strong>der</strong> Schlagfläche ständig nachgebessert<br />

werden muß. Schlagflächenreste auf Kortex, die einen Abbau<br />

direkt vom Rand <strong>der</strong> Knolle dok<strong>um</strong>entieren sind bei<br />

14,3 % <strong>der</strong> Abschläge <strong>und</strong> Absplisse belegt.<br />

Gr<strong>und</strong>formen A B C D E F G H gesamt<br />

1) unmod. 8 (7,5) 69 (65,1) - 2 (1,9) 7 (6,6) 14 (13,2) - 6 (5,7) 106 (100)<br />

mod. 4 (13,8) 10 (34,5) - 6 (20,7) 1 (3,4) 6 (20,7) - 2 (6,9) 29 (100)<br />

(2) unmod. - 11 (84,6) - 1 (7,7) 1 (7,7) - - - 13 (100)<br />

mod. - 3 - 1 1 - - - 5<br />

(1)/(2) unmod. - 3 1 - - - 1 - 5<br />

mod. 2 2 - - - - - - 4<br />

(3) unmod. 9 (5,5) 135 (82,8) - 5 (3,1) 3 (1,8) 9 (5,5) - 2 (1,2) 163 (100)<br />

mod. 1 - - - - - - - 1<br />

ges. unmod. 17 (5,9 218 (76,0) 1 (0,3) 8 (2,8) 11 (3,8) 23 (8,0) 1 (0,3) 8 (2,8) 287 (100)<br />

mod. 7 (17,9) 15 (38,6) - 7 (17,9) 2 (5,1) 6 (15,4) - 2 (5,1) 39 (100)<br />

gesamt 24 (7,4) 233 (71,5) 1 (0,3) 15 (4,6) 13 (4,0) 29 (8,9) 1 (0,3) 10 (3,0) 326 (100)<br />

Tab. 10 Richtung <strong>der</strong> Negative auf <strong>der</strong> Dorsalfläche bei Abschlägen (1), Klingen (2) <strong>und</strong> Absplissen (3). A nicht beurteilbar, B gleichgerichtet,<br />

C gegenläufig, D bipolar, E quer einseitig, F gleichgerichtet + quer, G gegenläufig + quer, H keine Negative (Prozentwerte in<br />

Klammer).<br />

Gr<strong>und</strong>form A B C D E F G H I K L gesamt<br />

(1) unmod. 2 (4,4) 5(11,1) 4 (8,9) 6 (13,3) 11 (24,4) 1(2,2) - 3 (6,7) 2(4,4) 1 (2,2) 10 (22,2) 45 (100)<br />

mod. 1 1 4 4 1 - 1 - 1 - 2 15<br />

(2) unmod. - - 3 - 3 - - - 1 1 - 8<br />

mod. - - 1 - 2 - - - 1 - - 4<br />

(1)/(2) unmod. - - 1 1 1 - - - - - - 3<br />

mod. - - - - - - - - - - - -<br />

(3) unmod. 1 (3,1) 3 (9,4) 3 (9,4) 5 (15,6) 14 (43,8) 1(3,1) - - 3(9,4) - 2 (6,2) 32 (100)<br />

mod. - - - 1 - - - - - - - 1<br />

ges. unmod. 3(3,4) 8 (9,1) 11 (12,5) 12 (13,6) 29 (33,0) 2(2,3) - 3 (3,4) 6(6,8) 2 (2,3) 12 (13,6) 88 (100)<br />

mod. 1 1 5 5 3 - 1 - 2 - 2 20 (100)<br />

gesamt 4 (3,7) 9 (8,3) 16 (14,8) 17 (15,7) 32 (29,6) 2(1,9) 1(0,9) 3 (2,8) 8(7,4) 2 (1,9) 14 (13,0) 108 (100)<br />

Tab. 11 Kortexlage bei Abschlägen (1), Klingen (2) <strong>und</strong> Absplissen (3). A nicht beurteilbar, B proximal, C rechts-lateral, D linkslateral,<br />

E distal, F prox.+re.lat., G prox.+li.lat., H distal+re.lat., I distal +li.lat., K distal +prox, L vollständig (Prozentwerte in<br />

Klammer).<br />

60


Abb. 4 Maße <strong>und</strong> Gewichte <strong>der</strong> vollständigen unmodifizierten <strong>und</strong> modifizierten Abschläge <strong>und</strong> Klingen.<br />

Die Kombination <strong>der</strong> Schlagmerkmale des Proximalendes<br />

dok<strong>um</strong>entiert somit eine Herstellung <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>produkte<br />

in weicher Schlagtechnik. Hierbei spricht die vorwiegend<br />

dorsale Reduktion, <strong>der</strong> z<strong>um</strong>eist diffuse Bulbus sowie die<br />

geringe Zahl an Narben eher für eine Produktion mit direktem<br />

weichen Schlag (WEINER 1999, 225). An<strong>der</strong>e<br />

Merkmal<strong>aus</strong>prägungen wie die facettierten Schlagflächenreste<br />

deuten aber auch auf eine Anwendung <strong>der</strong> Punchtechnik<br />

hin. Eine Drucktechnik ist bei den vorliegenden<br />

Stücken eher <strong>aus</strong>zuschließen. Die dafür sprechenden<br />

Merkmale wie z. B. ein akzentuierter Bulbus o<strong>der</strong> punktförmiger<br />

Schlagflächenrest (WEINER 1985, 25) sind im Inventar<br />

selten belegt. Gleichwohl ist es vorstellbar, daß diese<br />

Technik zur Herstellung <strong>der</strong> Pfeilspitzen verwendet<br />

wurde.<br />

Neben den Schlagmerkmalen des Proximalendes bietet <strong>der</strong><br />

Verlauf des Distalendes Hinweise zur technischen Vorgehensweise<br />

beim Kernabbau. Bei den beurteilbaren Abschlägen,<br />

Absplissen <strong>und</strong> Klingen überwiegen spitz <strong>aus</strong>laufende<br />

Bruchendigungen, sogenannte “feather terminations”<br />

mit 97,0 % (Abb. 3). Sie bilden die natürliche<br />

Endigung des Abschlags bei optimalem Verlauf des Bruchvorgangs.<br />

Auch die wenigen Kernenden stellen natürliche<br />

Bruchendigungen dar. Sie entstehen jedoch unter einer<br />

an<strong>der</strong>en Art <strong>der</strong> Bruch<strong>aus</strong>dehnung. Der Bruch läuft dabei<br />

„gleichmäßig durch den Kern, bis er den Kernfuß erreicht,<br />

den er im rechten Winkel abtrennt” (HAHN 1993, 37).<br />

Von einem nicht optimal präparierten Kern bzw. nicht optimalen<br />

Verlauf des Bruchvorgangs zeugen die wenigen<br />

Angelbrüche. Sie liegen <strong>aus</strong>schließlich bei Abschlägen vor.<br />

Die Distalenden belegen somit einen kontrollierten Kernabbau,<br />

<strong>der</strong> nur selten zu Schlagunfällen führte.<br />

Die überwiegende Zahl an Abschlägen, Absplissen <strong>und</strong><br />

Klingen mit gleichgerichtetem Negativverlauf dok<strong>um</strong>entiert,<br />

daß <strong>der</strong> <strong>von</strong> einer Schlagfläche <strong>aus</strong>gehende gleichgerichtete<br />

Kernabbau dominiert (Tab. 10). Gr<strong>und</strong>formen,<br />

die zusätzlich o<strong>der</strong> <strong>aus</strong>schließlich quer o<strong>der</strong> entgegen die<br />

Schlagrichtung verlaufende Negative aufweisen sind nur<br />

durch wenige Stücke repräsentiert. Letztere können <strong>von</strong><br />

einer Präparation <strong>der</strong> Lateralseiten o<strong>der</strong> des Kernfußes<br />

herrühren. Wie J. Weiner bei seinen praktischen Versuchen<br />

feststellen konnte, ist „neben <strong>der</strong> gewissenhaften<br />

Schlagflächenpräparation die dauernde Kontrolle <strong>der</strong><br />

Wölbung <strong>der</strong> Abbaufläche sowohl in Längs- als auch in<br />

Querrichtung sowie die Kontrolle <strong>der</strong> Kernsteinbasis un<strong>um</strong>gängliche<br />

Vor<strong>aus</strong>setzungen für eine Klingenherstellung<br />

in Serie“ (WEINER 1985, 28). Die quer <strong>und</strong> gegenläufig zur<br />

Schlagrichtung verlaufenden Negative können aber auch<br />

ein Drehen des Kerns <strong>und</strong> Anlegen einer neuen Schlagfläche<br />

anzeigen.<br />

Werkzeugklassen n %<br />

trianguläre Pfeilspitzen 7 12,1<br />

Geschoßspitzenrohlinge (?) 2 3,4<br />

kanten- <strong>und</strong> endretuschierte Messer 23 39,6<br />

Dolch 1 1,7<br />

Kratzer 7 12,1<br />

Abnutzungsgeräte 15 25,9<br />

unbestimmte Modifikationen 3 5,2<br />

gesamt 58 100<br />

Tab. 12 Anteile<br />

<strong>der</strong> Werkzeugklassen.<br />

61


Bei 25,9 % <strong>der</strong> Abschläge, Klingen <strong>und</strong> Absplisse konnte<br />

die Kortexlage auf <strong>der</strong> Dorsalfläche bestimmt werden<br />

(Tab. 11). Es zeigt sich, daß die Kortexreste vorwiegend<br />

distal o<strong>der</strong> lateral liegen. Die laterale Kortexbedeckung<br />

korrespondiert mit einem gleichgerichteten Negativverlauf,<br />

was darauf schließen läßt, daß <strong>der</strong> Abbau vorwiegend<br />

<strong>von</strong> einer Schlagfläche <strong>aus</strong> erfolgte <strong>und</strong> seitlich <strong>aus</strong>gedehnt<br />

wurde. Ferner signalisieren die kortexbedeckten Distalenden,<br />

daß <strong>der</strong> Kernfuß nicht generell präpariert wurde. Auf<br />

entsprechende Abb<strong>aus</strong>trategien lassen die Gr<strong>und</strong>formen<br />

mit distaler <strong>und</strong> lateraler Kortexbedeckung schließen, die<br />

knapp 10 % erreichen. Die vergleichsweise wenigen<br />

Gr<strong>und</strong>formen mit proximaler Kortexbedeckung deuten<br />

darauf hin, daß <strong>der</strong> Abbau vorwiegend <strong>von</strong> präparierten<br />

Schlagflächen <strong>aus</strong> erfolgte. 13 % <strong>der</strong> untersuchten Gr<strong>und</strong>formen<br />

sind vollständig mit Kortex bedeckt. Sie resultieren<br />

<strong>von</strong> <strong>der</strong> primären Zurichtung des Kerns <strong>und</strong> belegen<br />

folglich den Abbau vollständiger Knollen.<br />

Metrik <strong>der</strong> Abschläge <strong>und</strong> Klingen<br />

Bei allen Abschlägen <strong>und</strong> Klingen wurden die Längen,<br />

Breiten <strong>und</strong> Dicken vermessen sowie das Gewicht aufgenommen<br />

(Abb. 4). Bei den unmodifizierten Gr<strong>und</strong>formen<br />

liegt <strong>der</strong> Längenmedian <strong>der</strong> vollständigen Klingen mit<br />

18,5 mm etwas über dem <strong>der</strong> vollständigen Abschläge mit<br />

14,5 mm. Die modifizierten Abschläge <strong>und</strong> Klingen haben<br />

deutlich größere Längenmediane mit 25,2 mm <strong>und</strong><br />

45,8 mm. Die Quartilsabstände zwischen unterem <strong>und</strong><br />

oberem Quartil lassen bei den Klingen auf eine deutlich<br />

größere Streuung <strong>der</strong> Längenmaße schließen. Die Mediane<br />

<strong>der</strong> Breitenmaße liegen bei den unmodifizierten Abschlägen<br />

bei 11,9 mm <strong>und</strong> bei den unmodifizierten Klingen<br />

bei 6,6 mm. Die Abstände zwischen oberem <strong>und</strong> unterem<br />

Quartil zeigen sowohl bei den Abschlägen als auch bei<br />

den Klingen eine relativ geringe Streuung. Es liegen somit<br />

relativ einheitliche Breitenmaße vor. Die Breitenmediane<br />

<strong>der</strong> modifizierten Abschläge <strong>und</strong> Klingen sind mit 18,4<br />

mm <strong>und</strong> 21,2 mm relativ einheitlich. Sie sind jeweils deutlich<br />

breiter als die unmodifizierten Gr<strong>und</strong>formen. Fast<br />

übereinstimmende Maße zeigen die Dicken, die bei den<br />

unmodifizierten Abschlägen <strong>und</strong> Klingen bei 2,6 mm <strong>und</strong><br />

2,4 mm <strong>und</strong> bei den modifizierten Stücken bei 7,2 <strong>und</strong><br />

7,5 mm liegen. Die geringen Streuungen zwischen oberen<br />

<strong>und</strong> unteren Quartilen dok<strong>um</strong>entieren ebenfalls, daß die<br />

Abschläge <strong>und</strong> Klingen relativ einheitliche Dickenmaße<br />

besitzen. Es deutet sich somit eine Normierung <strong>der</strong> Dikken<br />

an. Beim Gewicht zeigen nur die unmodifizierten<br />

Gr<strong>und</strong>formen ähnliche Werte. So liegt <strong>der</strong> Median <strong>der</strong><br />

Abschläge bei 0,5 g <strong>und</strong> <strong>der</strong> Median <strong>der</strong> Klingen bei 0,2 g.<br />

Die deutlich höheren Gewichtsmediane <strong>der</strong> modifizierten<br />

Abschläge <strong>und</strong> Klingen unterscheiden sich hingegen sichtbar<br />

mit 2,8 g <strong>und</strong> 5,2 g.<br />

Insgesamt lassen die höheren Maße <strong>und</strong> Gewichte bei den<br />

modifizierten Gr<strong>und</strong>formen auf eine Auswahl <strong>von</strong> Abschlägen<br />

<strong>und</strong> Klingen zur Herstellung <strong>der</strong> Werkzeuge<br />

schließen. Dies läßt sich auch in allen an<strong>der</strong>en jungneolithischen<br />

Inventaren Südwestdeutschlands feststellen (KIE-<br />

SELBACH 2000, 139). Die geringen Maße <strong>und</strong> Gewichte<br />

bestätigen das bisher gewonnene Bild einer Größenabnahme<br />

in <strong>der</strong> späten Phase des Jungneolithik<strong>um</strong>s.<br />

Modifikationen<br />

In <strong>Sipplingen</strong> konnten insgesamt 58 retuschierte o<strong>der</strong> mit<br />

Benutzungsspuren versehene Silexartefakte identifiziert<br />

werden. Sie haben einen Anteil <strong>von</strong> 13,9 % am Gesamtinventar.<br />

Bei Abzug <strong>der</strong> grabungstechnisch bedingten hohen<br />

Zahl an Absplissen liegt <strong>der</strong> Anteil bei 22,9 %. Von den 58<br />

Geräten sind 31 (53,4 %) als vollständig zu betrachten.<br />

Die typologische Glie<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Werkzeuge zeigt, daß<br />

kanten- <strong>und</strong> endretuschierte Messerformen mit 39,6 %<br />

den größten Anteil am Inventar besitzen (Tab. 12). Ein<br />

Dolch wurde aufgr<strong>und</strong> seines spitzen Funktionsendes getrennt<br />

aufgeführt. Den zweitgrößten Anteil besitzen die<br />

Abnutzungsgeräte, die sich <strong>aus</strong> Ausgesplitterten Stücken<br />

sowie einem Feuerschläger zusammensetzen. Trianguläre<br />

Pfeilspitzen <strong>und</strong> Kratzer haben mit jeweils 12,1 % einen<br />

deutlich geringeren Anteil. Zu den Pfeilspitzen sind ferner<br />

zwei mögliche Geschoßspitzenrohlinge zu stellen. Schließlich<br />

liegen drei gebrochene Werkzeugfragmente vor, die<br />

keine nähere Ansprache hinsichtlich ihrer ursprünglichen<br />

Werkzeugform erlauben. Einen direkten Nachweis für die<br />

Herstellung <strong>der</strong> Werkzeuge belegen die im Inventar vorhandenen<br />

Modifikationsabfälle, die mit 9 Stücken bzw.<br />

2,2 % vorliegen.<br />

Unter den Pfeilspitzen liegen 6 vollständige (Taf. 14,138–<br />

142.144) sowie ein an <strong>der</strong> Basis fragmentiertes Exemplar<br />

vor (Taf. 14, 143). Von den beiden Geschoßspitzenrohlingen<br />

(Taf.14, 145, Katalogn<strong>um</strong>mer 146) ist ebenfalls eines<br />

fragmentiert. Die Deutung <strong>der</strong> beiden Exemplare als Vor-<br />

Art <strong>der</strong> Retusche Pfeilspitze mit Pfeilspitze mit Pfeilspitze mit Geschoßspitzen- gesamt<br />

gera<strong>der</strong> Basis konkaver Basis konvexer Basis rohling<br />

Tab. 13 Art <strong>der</strong><br />

Retusche bei den<br />

triangulären Pfeilspitzen<br />

<strong>und</strong> Geschoßspitzenrohlingen.<br />

bifazial flächenretuschiert 2 - - - 2<br />

bifazial partiell flächenretuschiert - 1 - 1 2<br />

eine Fläche vollständig, an<strong>der</strong>e - - - 1 1<br />

Fläche partiell flächenretuschiert<br />

dorsal flächenretuschiert, 1 1 - - 23<br />

ventral kantenretuschiert<br />

dorsal flächenretuschiert, - 1 - - 1<br />

ventral <strong>aus</strong>gesplittert<br />

bifazial kantenretuschiert - - 1 - 1<br />

gesamt 3 3 1 2 9<br />

62


Länge (mm) Breite (mm) Dicke (mm) Gewicht (g)<br />

Silexinventare n Med. x Std. Var. Med. x Std. Var. Med. x Std. Var. Med. x Std. Var.<br />

<strong>Sipplingen</strong> 6 28,2 23,5 10,4 0,40 19,6 20,2 2,2 0,10 4,9 4,4 1,2 0,30 2,3 2,1 0,9 0,40<br />

Wangen-Hinterhorn 6 24,0 25,5 5,8 0,23 17,0 16,7 3,3 0,20 4,0 3,8 0,4 0,10 1,9 1,7 0,6 0,35<br />

Ödenahlen 9 32,0 32,2 7,5 0,23 23,0 23,7 5,0 0,21 7,0 6,7 1,6 0,24 3,7 4,8 3,5 0,73<br />

Tab. 14 Maße <strong>der</strong> vollständigen Pfeilspitzen <strong>von</strong> <strong>Sipplingen</strong> im Vergleich zu Wangen-Hinterhorn <strong>und</strong> Ödenahlen.<br />

Länge (mm) Breite (mm) Dicke (mm) Gewicht (g)<br />

Silexinventare n Med. x Std. Var. Med. x Std. Var. Med. x Std. Var. Med. x Std. Var.<br />

<strong>Sipplingen</strong> 10 22,4 22,3 4,3 0,20 14,8 16,4 5,0 0,30 4,6 5,8 3,4 0,60 1,6 2,0 1,5 0,80<br />

Wangen-Hinterhorn 12 31,0 31,2 8,3 0,27 22,0 22,2 7,5 0,34 8,5 8,3 3,2 0,38 5,1 6,3 5,2 0,83<br />

Ödenahlen 9 33,0 32,7 10,3 0,31 30,0 30,1 10,1 0,34 14,0 15,3 5,0 0,33 13,6 14,2 8,1 0,57<br />

Reute-Schorrenried 1 - 30,0 - - - 29 - - - 7,0 - - - 6,3 - -<br />

1 - 23,0 - - - 16 - - - 6,0 - - - 2,4 - -<br />

Tab. 15 Maße <strong>der</strong> vollständigen Ausgesplitterten Stücke <strong>von</strong> <strong>Sipplingen</strong> im Vergleich zu Wangen-Hinterhorn,<br />

Ödenahlen <strong>und</strong> Reute-Schorrenried.<br />

formen <strong>von</strong> Pfeilspitzen ist ungewiß. Sie wurden aufgr<strong>und</strong><br />

ihrer zugearbeiteten Spitze sowie <strong>der</strong> teilweisen Flächenretusche<br />

als solche bestimmt. Sie lassen sich gut mit entsprechend<br />

klassifizierten Stücken in den Inventaren <strong>von</strong> Reute-Schorrenried<br />

(KIESELBACH <strong>und</strong> SCHLICHTHERLE 1998,<br />

Taf. 15, 345) <strong>und</strong> Ödenahlen (SCHLICHTHERLE 1995, Taf.<br />

13, 209.210) vergleichen. Unter den unbestimmten Modifikationen<br />

befindet sich möglicherweise eine weitere<br />

Pfeilspitze mit dorsaler Flächenretusche (Katalogn<strong>um</strong>mer<br />

123). Diese ist jedoch durch Hitzeeinwirkung so stark beschädigt,<br />

daß sie nicht mehr sicher als solche klassifiziert<br />

werden konnte. Die Pfeilspitzen lassen sich anhand ihrer<br />

Basisgestalt differenzieren. Danach liegen drei Pfeilspitzen<br />

mit gera<strong>der</strong> Basis (Taf.14, 139,140,142), drei Pfeilspitzen<br />

mit konkaver Basis (Taf.14, 138,141,143) <strong>und</strong> eine Pfeilspitze<br />

mit konvexer Basis (Taf.14, 144) vor. Pfeilspitzen<br />

mit konkaver <strong>und</strong> gera<strong>der</strong> Basis stellen die am häufigsten<br />

vertretenen Pfeilspitzenformen in jungneolithischen Inventaren<br />

des südwestdeutschen Ra<strong>um</strong>es dar (KIESELBACH<br />

2000, 172 ff.). Ebenso ist die konkave Basis für die Altheimer<br />

Kultur Bayerns typisch (DRIEHAUS 1960, UERPMANN<br />

1995). Pfeilspitzen mit konvexer Basis kommen hingegen<br />

stets nur in einzelnen Exemplaren vor. Die Pfeilspitzen<br />

unterscheiden sich bezüglich ihrer Retuschierung (Tab.<br />

13): Die Mehrzahl <strong>der</strong> Pfeilspitzen sowie die Geschoßspitzenrohlinge<br />

sind vollständig o<strong>der</strong> partiell flächenretuschiert<br />

(Taf.14, 139,141,142,143,145; Katalogn<strong>um</strong>mer<br />

146). Zwei Pfeilspitzen weisen hingegen zusätzlich Kantenretuschierung<br />

auf (Taf.14, 138,140). Die Pfeilspitze<br />

mit konvexer Basis (Taf.14, 144) ist <strong>aus</strong>schließlich kantenretuschiert.<br />

Bei Exemplar Katalogn<strong>um</strong>mer 144 ist es<br />

durch<strong>aus</strong> möglich, daß die nicht die ganze Kante <strong>um</strong>fassende<br />

Retusche <strong>von</strong> einem unvollständigen Herstellungsprozeß<br />

resultiert. Demnach wäre auch dieses Exemplar als<br />

Geschoßspitzenrohform anzusprechen. Bis auf zwei Pfeilspitzen<br />

<strong>aus</strong> unbestimmtem Rohmaterial lassen sich die<br />

Pfeilspitzen den Materialgruppen 3a, 3b, 8 <strong>und</strong> 9 zuordnen.<br />

Die Maße <strong>der</strong> vollständigen Pfeilspitzen <strong>von</strong> <strong>Sipplingen</strong><br />

zeigen gute Entsprechung mit den Pfeilspitzen <strong>von</strong><br />

Wangen-Hinterhorn (Tab. 14). Ebenso weisen zwei <strong>der</strong><br />

drei fast vollständigen Pfeilspitzen im Inventar <strong>von</strong> Reute-<br />

Schorrenried entsprechende Maße auf (KIESELBACH <strong>und</strong><br />

SCHLICHTHERLE 1998, 322). Die Pfeilspitzen in Ödenahlen<br />

sind im Mittel etwas größer.<br />

Insgesamt liegt <strong>der</strong> Anteil an Pfeilspitzen mit 12,1 % etwas<br />

höher als in Ödenahlen, Reute-Schorrenried <strong>und</strong> Wangen-<br />

Hinterhorn, wo diese zwischen 8 <strong>und</strong> 11 % streuen. In <strong>der</strong><br />

Altheimer Station Ergolding-Fischergasse ist das Pfeilspitzenkontingent<br />

mit 14,5 % etwas höher als in <strong>Sipplingen</strong><br />

(UERPMANN 1995, 134, Tab. 34).<br />

Unter <strong>der</strong> Gruppe <strong>der</strong> Abnutzungsgeräte sind 14 Ausgesplitterte<br />

Stücke (Taf.14, 124,125, Katalogn<strong>um</strong>mern<br />

126–137) <strong>und</strong> ein Feuerschläger registriert. Generell wird<br />

den Ausgesplitterten Stücken eine meißelartige Funktion<br />

zugesprochen. Allerdings können Aussplitterungen auch<br />

vom Schäften <strong>der</strong> Stücke herrühren. Dies konnte im Inventar<br />

<strong>von</strong> Reute-Schorrenried anhand <strong>von</strong> mikroskopischen<br />

Gebrauchsspurenanalysen belegt werden (PAWLIK<br />

1998, 196). Bis auf drei Exemplare mit unbestimmter<br />

Gr<strong>und</strong>form befinden sich die Aussplitterungen an Abschlägen.<br />

Diese bildeten aufgr<strong>und</strong> ihrer stabileren Form<br />

vermutlich die geeignetere Gr<strong>und</strong>form als Klingen. Die<br />

Aussplitterungsnegative liegen bei den Stücken mit erkennbarer<br />

Gr<strong>und</strong>form fast immer am Proximal- <strong>und</strong> Distalende.<br />

Lediglich ein Exemplar (Katalogn<strong>um</strong>mer 130)<br />

weist laterale Aussplitterungsnegative auf. Die Ausgesplitterten<br />

Stücke bestehen <strong>aus</strong> Jurahornsteinen <strong>der</strong> Materialgruppen<br />

2, 3a, 3b, 6, 8 <strong>und</strong> 9. Sie sind im Mittel kleiner als<br />

in Wangen-Hinterhorn, Ödenahlen o<strong>der</strong> Reute-Schorrenried<br />

(Tab. 15).<br />

Glie<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> kanten- <strong>und</strong> endretuschierten Werkzeuge n %<br />

Messer mit unilateraler Kantenretusche 4 17,4<br />

Messer mit bilateraler Kantenretusche 3 13,0<br />

Messer mit Endretusche 1 4,4<br />

Messer mit Lateral- <strong>und</strong> Endretusche 5 21,7<br />

Messer mit unbestimmter Kantenretusche 6 26,1<br />

Messer mit Gebrauchsretusche 4 17,4<br />

gesamt 23 100<br />

Tab. 16 Aufglie<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> kanten- <strong>und</strong> endretuschierten Werkzeuge<br />

nach <strong>der</strong> Lage <strong>und</strong> Art ihrer Retusche.<br />

63


Abb. 5 Silexdolch <strong>von</strong> <strong>Sipplingen</strong>,<br />

<strong>Schicht</strong> 9 (4) im Vergleich zu an<strong>der</strong>en<br />

jung- <strong>und</strong> spätneolithischen Silexdolchen<br />

sowie spätkupfer- <strong>und</strong> frühbronzezeitlichen<br />

Kerb- <strong>und</strong> Nietdolchen. 1<br />

Spitzklinge <strong>aus</strong> Rijckholtflint, Allesh<strong>aus</strong>en-Hartöschle<br />

(Strobel, 2000, 192,<br />

Abb. 53); 2,3 Spandolche <strong>aus</strong> Grand-<br />

Pressigny Silex, Vinelz “Alte Station“,<br />

CH (Winiger 1999, 175, Abb. 92); 5,6<br />

spätkupferzeitliche Kerbdolche, Elemir,<br />

YU u. Danku I, Grab 3, MA (Matuschik<br />

1998, 220, Abb. 221); 7<br />

Nietdolch vom Typ Cucuteni, Variante<br />

Lovas A, Unterach, See am Mondsee, A<br />

(Matuschik 1998, 223, Abb. 224); 8<br />

Nietdolch vom Typ Cucuteni, Variante<br />

Mondsee, Reute-Schorrenried (Matuschik<br />

1998 225, Abb. 226); M 1:2.<br />

Bei dem als Feuerschläger angesprochenen Stück (Katalogn<strong>um</strong>mer<br />

120) ist eine entsprechende Funktion nicht<br />

durch mikroskopische Gebrauchsspurenanalyse belegt.<br />

Die Ansprache erfolgt aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> erkennbaren Kantenverr<strong>und</strong>ung,<br />

die sich an einer exponierten Stelle des Stücks<br />

befindet. Da die Gr<strong>und</strong>form nicht identifiziert werden<br />

konnte, läßt sich die genaue Lage <strong>der</strong> Verr<strong>und</strong>ung nicht<br />

ermitteln. Das Stück weist eine Kantenretusche auf, die<br />

eine primäre Funktion als Messer nahelegt.<br />

Insgesamt liegt <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> Abnutzungsgeräte mit 25,9<br />

% ähnlich hoch wie in Wangen-Hinterhorn <strong>und</strong> Ödenahlen.<br />

Im Inventar <strong>von</strong> Ergolding-Fischergasse ist <strong>der</strong> Anteil<br />

an Abnutzungsgeräten mit 9,2 % relativ niedrig<br />

(UERPMANN 1995, 134). In an<strong>der</strong>en jungneolithischen<br />

Stationen wie in <strong>der</strong> Schussenrie<strong>der</strong> Siedlung Ehrenstein<br />

(WAIBLINGER 1997, 272) o<strong>der</strong> in den michelbergzeitlichen<br />

Siedlungen Koslar 10 <strong>und</strong> Inden 9 (HÖHN 1984, 47) sind<br />

die Anteile wie<strong>der</strong><strong>um</strong> mit jeweils über 20 % relativ hoch.<br />

C.-H. Strien (1990, 38) vermutet, daß <strong>der</strong> Anteil an Ausgesplitterten<br />

Stücken <strong>von</strong> <strong>der</strong> Rohmaterialverfügbarkeit<br />

abhängt <strong>und</strong> folglich in Siedlungen mit schlechter Rohmaterialversorgung<br />

höher liegt, da eine stärkere Ausnutzung<br />

des Materials erfolgte. Dies läßt sich jedoch im Hinblick<br />

auf die hohe Zahl an Ausgesplitterten Stücken im Inventar<br />

<strong>von</strong> Ehrenstein nicht bestätigen. Diese F<strong>und</strong>stelle weist<br />

aufgr<strong>und</strong> ihrer Nähe zu den Lagerstätten <strong>der</strong> Schwäbischen<br />

Alb eine sehr gute Rohmaterialverfügbarkeit auf.<br />

Der unterschiedliche Anteil an Ausgesplitterten Stücken<br />

hat somit eher funktionale Ursachen. Bei einer erhöhten<br />

Material<strong>aus</strong>nutzung wäre zu erwarten gewesen, daß die<br />

Ausgesplitterten Stücke in <strong>Sipplingen</strong> verstärkt in sek<strong>und</strong>ärer<br />

Verwendung genutzt wurden. Es deutet sich jedoch<br />

lediglich bei einem Ausgesplitterten Stück mit geringer<br />

Kantenretusche (Katalogn<strong>um</strong>mer 131) eine mögliche vorhergehende<br />

Nutzung als Messer an.<br />

Kanten- <strong>und</strong> endretuschierte Werkzeuge, die aufgr<strong>und</strong> ihrer<br />

mutmaßlich schneidenden Funktion gewöhnlich als<br />

Messer bezeichnet werden, bilden mit 23 Stücken bzw.<br />

39,6 % den größten Anteil im Inventar (Taf. 13, 88–98;<br />

Katalogn<strong>um</strong>mern 99–111). Dieser hohe Messeranteil entspricht<br />

dem <strong>von</strong> an<strong>der</strong>en jungneolithischen Inventaren des<br />

südwestdeutschen Ra<strong>um</strong>es (KIESELBACH 2000, 159ff.). Lediglich<br />

in Ehrenstein liegt <strong>der</strong> Anteil an kanten- <strong>und</strong><br />

endretuschierten Werkzeugen sowie an Lackglänzen mit<br />

insgesamt 21,2 % deutlich niedriger (WAIBLINGER 1997,<br />

64


272). Bei den kanten- <strong>und</strong> endretuschierten Werkzeugen<br />

<strong>von</strong> <strong>Sipplingen</strong> können je nach Retuschenlage lateral retuschierte,<br />

endretuschierte o<strong>der</strong> lateral- <strong>und</strong> endretuschierte<br />

Messerformen unterschieden werden (Tab. 16). Diese Aufglie<strong>der</strong>ung<br />

bleibt hypothetisch, da lediglich sechs Messer<br />

vollständig erhalten sind. Bei sechs Exemplaren (Katalogn<strong>um</strong>mern<br />

99, 104, 106–109) konnte die Lage <strong>der</strong> Kantenretusche<br />

nicht mehr festgestellt werden, da ihre Gr<strong>und</strong>form<br />

aufgr<strong>und</strong> Hitze<strong>aus</strong>sprünge nicht mehr erkennbar<br />

war. Vier Stücke (Taf.13, 89; Katalogn<strong>um</strong>mern 103,110–<br />

111) weisen lediglich eine durch Gebrauch entstandene<br />

unregelmäßige Perlretusche, verr<strong>und</strong>ete Kante o<strong>der</strong> Kanten<strong>aus</strong>splitterung<br />

auf. Die Ausgangsform läßt sich bei sieben<br />

Messern aufgr<strong>und</strong> Hitzeschäden o<strong>der</strong> Fragmentierung<br />

nicht mehr rekonstruieren. Bei drei Messern (Taf.13, 89,<br />

91, 98) diente eine Klinge als Ausgangsform, drei weitere<br />

Messer (Taf.13, 90, 97; Katalogn<strong>um</strong>mer 103) sind möglicherweise<br />

<strong>aus</strong> Klingengr<strong>und</strong>formen hergestellt. Bei allen<br />

an<strong>der</strong>en ansprechbaren Stücke dienten Abschläge als<br />

Gr<strong>und</strong>form. Das Rohmaterial ist bei 10 Exemplaren aufgr<strong>und</strong><br />

Patinierung <strong>und</strong>/o<strong>der</strong> thermischer Verän<strong>der</strong>ung<br />

nicht mehr erkennbar. Die beurteilbaren Messer sind <strong>aus</strong><br />

den Materialgruppen 1, 2, 3a, 5, 8 <strong>und</strong> 9 hergestellt.<br />

Einige <strong>der</strong> Messer zeichnen sich durch spezielle Formgebung<br />

<strong>aus</strong>. So weisen drei Messer (Taf.13, 90,92,95) einen<br />

<strong>der</strong> Schneide gegenüberliegenden natürlichen Rücken auf.<br />

Da<strong>von</strong> besitzen zwei Stücke (Taf.13, 92, 95) eine konvex<br />

retuschierte, schaberartige Schneide. Eine solche Schneide<br />

läßt sich bei zwei weiteren Messern (Taf.13, 93; Katalogn<strong>um</strong>mer100)<br />

feststellen. Weiterhin ist bei einem bilateral<br />

retuschierten Messer eine Kante durch eine steile Rückenretusche<br />

<strong>aus</strong>gebildet. Lediglich ein Exemplar (Taf.13, 94)<br />

ist durch eine distale Endretusche charakterisiert. Diese<br />

befindet sich allerdings nicht quer zur Schlagrichtung,<br />

son<strong>der</strong>n verläuft vielmehr über die laterale <strong>und</strong> distale<br />

Ecke des Stücks. Zwei Messer stellen möglicherweise einen<br />

an<strong>der</strong>en Werkzeugtyp dar. So könnte es sich bei einem<br />

stark durch Hitze<strong>aus</strong>sprünge beschädigten Stück (Katalogn<strong>um</strong>mer<br />

102) <strong>um</strong> einen Kratzer handeln <strong>und</strong> bei einem<br />

Medialfragment (Taf.13, 97) <strong>um</strong> einen Bohrer. Letzteres<br />

ist an den Lateralkanten leicht eingezogen <strong>und</strong> weist auf<br />

<strong>der</strong> Ventralseite wenige Retuschenegative auf, die <strong>von</strong> einer<br />

Bohrtätigkeit herrühren können. Eine Funktion als<br />

Bohrer ist aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> fehlenden mikroskopischen Gebrauchsspurenanalyse<br />

jedoch fraglich. Bei keinem <strong>der</strong> vorliegenden<br />

Messer haben sich Pechrest erhalten, die auf eine<br />

Schäftung schließen lassen. Ferner ist keines <strong>der</strong> Messer<br />

durch Glanzpatina charakterisiert. Allerdings weist das<br />

nicht aufgenommene, geschäftete Messer (Taf. 13, 88), das<br />

bifazial flächig überarbeitet <strong>und</strong> spitz oval geformt ist, entlang<br />

einer retuschierten Kante starke Verr<strong>und</strong>ung <strong>und</strong><br />

Glanzpatina auf. Eine Funktion als Erntemesser läßt sich<br />

somit für dieses Stück belegen.<br />

Die Messer <strong>von</strong> <strong>Sipplingen</strong> sind im Vergleich zu den Messern<br />

<strong>von</strong> Wangen-Hinterhorn, Ödenahlen <strong>und</strong> Reute-<br />

Schorrenried größer dimensioniert (Tab. 17). Insbeson<strong>der</strong>e<br />

die Längen sind im Mittel größer. Dies läßt auf vergleichsweise<br />

schlanke Messerformen schließen.<br />

Von den kanten- <strong>und</strong> endretuschierten Messern wurde ein<br />

Exemplar separiert, das als Dolch klassifiziert wurde (Taf.<br />

13, 112). Es handelt sich <strong>um</strong> eine Spitzklinge, die an ihrem<br />

Proximalende durch eine dorsoventrale, in die Fläche<br />

greifende Retusche gekennzeichnet ist <strong>und</strong> an <strong>der</strong> Basis<br />

eine leicht konkave Einziehung zeigt. Etwa 1 cm oberhalb<br />

<strong>der</strong> Basis weist das Stück linkslateral einen kleinen dornartigen<br />

Vorsprung auf, <strong>der</strong> vermutlich <strong>von</strong> einer ursprünglichen<br />

Kerbung herrührt. Der Verlauf <strong>der</strong> spitz zuretuschierten<br />

Lateralkanten z<strong>um</strong> Distalende hin ist leicht s-<br />

förmig geschwungen. Der Dolch ist 83,1 mm lang, 21 mm<br />

breit, 8 mm dick <strong>und</strong> wiegt ca. 15 g. Er ist <strong>aus</strong> dunkelgrauem<br />

bis schwarzbraun patiniertem Silex <strong>der</strong> Materialgruppe<br />

9 <strong>und</strong> zeigt vermutlich thermische Einwirkung. Er läßt<br />

sich aufgr<strong>und</strong> seiner abweichenden Form nicht den Spitzklingen<br />

<strong>aus</strong> Rijckholt-Flint anglie<strong>der</strong>n (Abb. 5), die vermutlich<br />

über die Träger <strong>der</strong> Michelsberger Kultur in den<br />

südwestdeutschen Ra<strong>um</strong> gelangten (STROBEL 2000, 193<br />

ff.). Er läßt sich auch nur schwer mit den Spandolchen des<br />

Spätneolithik<strong>um</strong>s vergleichen (STRAHM 1963, WINIGER<br />

Länge (mm) Breite (mm) Dicke (mm) Gewicht (g)<br />

Silexinventare n Med. x Std. Var. Med. x Std. Var. Med. x Std. Var. Med. x Std. Var.<br />

<strong>Sipplingen</strong> 6 39,4 40,3 11,4 0,30 22,9 22,7 6,7 0,30 7,3 7,6 2,7 0,40 4,8 7,2 5,4 0,80<br />

Wangen-Hinterhorn 7 36,0 35,0 8,5 0,24 18,0 21,7 8,9 0,41 5,0 6,1 3,6 0,59 3,4 6,0 7,2 1,20<br />

Ödenahlen 15 35,0 35,3 7,9 0,22 28,0 28,1 6,2 0,22 8,0 7,7 2,6 0,34 8,0 9,0 5,3 0,59<br />

Reute-Schorrenried 3 26,0 27,3 4,2 0,15 19,0 18,0 1,7 0,09 6,0 5,0 2,6 0,52 2,9 2,8 1,6 0,60<br />

Tab. 17 Maße <strong>der</strong> vollständigen kanten- <strong>und</strong> endretuschierten Messer <strong>von</strong> <strong>Sipplingen</strong> im Vergleich zu Wangen-Hinterhorn,<br />

Ödenahlen <strong>und</strong> Reute-Schorrenried.<br />

Länge (mm) Breite (mm) Dicke (mm) Gewicht (g)<br />

Silexinventare n Med. x Std. Var. Med. x Std. Var. Med. x Std. Var. Med. x Std. Var.<br />

<strong>Sipplingen</strong> 6 27,4 30,8 2,8 0,42 19,6 21,6 5,3 0,24 10,7 10,6 3,1 0,29 4,1 6,4 5,0 0,78<br />

Wangen-Hinterhorn 16 34,0 35,6 8,9 0,25 21,0 23,9 5,9 0,25 10,0 10,6 2,3 0,22 9,2 9,8 4,3 0,44<br />

Ödenahlen 9 35,0 38,6 9,8 0,25 31,0 33,0 7,9 0,24 11,0 12,1 2,5 0,21 15,3 15,9 4,5 0,28<br />

Reute-Schorrenried 4 39,0 41,0 14,5 0,35 37,0 36,5 14,0 0,38 11,0 11,2 4,6 0,41 21,3 21,1 15,2 0,72<br />

Tab. 18 Maße <strong>der</strong> vollständigen Kratzer <strong>von</strong> <strong>Sipplingen</strong> im Vergleich zu Wangen-Hinterhorn, Ödenahlen<br />

<strong>und</strong> Reute-Schorrenried.<br />

65


Werkzeugklasse<br />

<strong>Sipplingen</strong> Wangen-Hinterhorn Ödenahlen Reute-Schorrenried<br />

n % n % n % n %<br />

kanten- <strong>und</strong> endretuschierte Werkzeuge 23 39,6 20 26,7 41 33,6 24 43,6<br />

Trianguläre Pfeilspitzen 7 12,1 8 10,7 10 8,2 5 9,1<br />

Geschoßspitzenrohlinge 2 3,4 - - 5 4,1 1 1,8<br />

Bohrer - - 6 8,0 10 8,2 5 9,1<br />

Spitzenvarianten 1 1,7 1 1,3 3 2,5 1 1,8<br />

Kratzer 7 12,1 20 26,7 19 15,6 6 10,9<br />

Abnutzungsgeräte 15 25,9 19 25,3 30 24,6 7 12,7<br />

Stichel ? - - - - 1 0,8 - -<br />

flächenretuschierte Geräte - - - - 2 1,6 5 9,1<br />

unbestimmte Modifikationen 3 5,2 1 1,3 1 0,8 1 1,8<br />

gesamt 58 100 75 100 122 100 55 100<br />

Tab. 19 Anteile <strong>der</strong> Werkzeugklassen <strong>der</strong> Silexinventare <strong>von</strong> <strong>Sipplingen</strong>, Wangen-Hinterhorn, Ödenahlen<br />

<strong>und</strong> Reute-Schorrenried.<br />

1999). Sowohl die jungneolithischen Spitzklingen als auch<br />

die spätneolithischen Spandolche weisen in aller Regel<br />

deutlich größere Längenmaße auf, die <strong>von</strong> über 10 cm bis<br />

über 20 cm streuen (STRAHM 1963, 449 ff.). Beide Dolchtypen<br />

haben zudem einen z<strong>um</strong>eist geraden <strong>und</strong> symmetrischen<br />

Kantenverlauf <strong>und</strong> sind an <strong>der</strong> Basis ger<strong>und</strong>et bis<br />

spitz <strong>aus</strong>geformt. Allerdings zeichnen sich die Spitzklingen<br />

<strong>der</strong> Michelsberger Kultur auch teilweise durch einen gekrümmten<br />

Verlauf <strong>der</strong> Längskanten <strong>aus</strong> (LÜNING 1968,<br />

71). Da das vorliegende Exemplar möglicherweise mehrfach<br />

nachretuschiert wurde, kann über seine Ausgangsform<br />

letztlich nur spekuliert werden. In seiner vorliegenden<br />

Form läßt sich <strong>der</strong> Dolch relativ gut den Kerbdolchen<br />

<strong>der</strong> späten Kupfer- bis frühen Bronzezeit anglie<strong>der</strong>n (MA-<br />

TUSCHIK 1998). Aber auch die <strong>von</strong> I. Matuschik (1998,<br />

225, Abb. 226) dargestellten Nietdolche vom Typ Cucuteni<br />

lassen durch<strong>aus</strong> Ähnlichkeiten erkennen. Zu letzterem<br />

Typ kann auch <strong>der</strong> Dolch <strong>von</strong> Reute-Schorrenried gestellt<br />

werden, <strong>der</strong> zur Variante Mondsee des Cucuteni Typs gehört.<br />

Ausgehend <strong>von</strong> den Objektdimensionen paßt <strong>der</strong><br />

vorliegende Silexdolch gut in das Längen-Breiten-Spektr<strong>um</strong><br />

<strong>der</strong> Kupferdolche vom Typ Cucuteni, Variante Lovas<br />

(MATUSCHIK 1998, 228 Abb. 229). Die Dolche <strong>der</strong> Variante<br />

Mondsee sind meist kürzer <strong>und</strong> breiter. Beide Varianten<br />

des Cucuteni-Typs sind mehrfach im nördlichen Voralpengebiet<br />

belegt (MATUSCHIK 1998, 229 Abb. 230). Möglicherweise<br />

handelt es sich also beim Dolch <strong>von</strong> <strong>Sipplingen</strong><br />

<strong>um</strong> eine Nachbildung dieses Dolch-Typus. Für die Siedlung<br />

<strong>Sipplingen</strong> läge somit ebenfalls ein „östlich orientierter<br />

Kulturbezug” (MATUSCHIK 1998, 245) vor.<br />

Im Werkzeugspektr<strong>um</strong> <strong>von</strong> <strong>Sipplingen</strong> lassen sich ferner<br />

sieben Kratzer identifizieren. Sie haben einen Anteil <strong>von</strong><br />

12,1 %. Nicht hinzugerechnet ist <strong>der</strong> bereits bei den Messern<br />

erwähnte mögliche Kratzer. Die Kratzer glie<strong>der</strong>n sich<br />

nach ihrer Gr<strong>und</strong>form in zwei Klingenkratzer<br />

(Taf.14,113.117) <strong>und</strong> fünf Abschlagkratzer (Taf.14,114–<br />

116.118; Katalogn<strong>um</strong>mer 119). Die Kratzerkappe befindet<br />

sich bei allen Kratzern am Distalende. Die beiden<br />

Klingenkratzer sowie zwei Abschlagkratzer<br />

(Taf.14,114.116) weisen zusätzlich zur Kratzerkappe eine<br />

uni- o<strong>der</strong> bilaterale Kantenretuschierung auf. Ein Klingenkratzer<br />

(Taf.14,113) weist eine stark verr<strong>und</strong>ete Kratzerkappe<br />

<strong>und</strong> dorsale Glanzpatina auf. Es ist anzunehmen,<br />

daß das Stück eine primäre Funktion als Erntemesser hatte.<br />

Das Rohmaterial <strong>der</strong> Kratzer läßt sich bis auf ein thermisch<br />

verän<strong>der</strong>tes Exemplar den Materialgruppen 3a, 4, 5<br />

<strong>und</strong> 8 zuweisen. Die vollständigen Kratzer <strong>von</strong> <strong>Sipplingen</strong><br />

sind im Mittel deutlich kleiner als die Katzer <strong>von</strong> Wangen-<br />

Hinterhorn, Ödenahlen <strong>und</strong> Reute-Schorrenried (Tab.<br />

18).<br />

5,2 % <strong>der</strong> Geräte sind aufgr<strong>und</strong> ihrer Fragmentierung keinem<br />

genauen Typ zuzuordnen (Katalogn<strong>um</strong>mern 121–<br />

123). Sie wurden deshalb als ‘unbestimmte Modifikationen’<br />

angesprochen. Zwei Stücke, darunter ein Retuschierabfall<br />

(Katalogn<strong>um</strong>mer 121), weisen eine unbestimmte<br />

Kantenretusche auf. Das dritte Exemplar (Katalogn<strong>um</strong>mer<br />

123) ist flächenretuschiert.<br />

Vergleicht man abschließend das komplette Werkzeugspektr<strong>um</strong><br />

<strong>von</strong> <strong>Sipplingen</strong> mit dem <strong>von</strong> Wangen-Hinterhorn,<br />

Ödenahlen <strong>und</strong> Reute-Schorrenried (Tab. 19), so<br />

zeigt sich, daß in <strong>Sipplingen</strong> manche Werkzeugklassen<br />

nicht belegt sind. So finden sich in <strong>Sipplingen</strong> bis auf ein<br />

unsicheres Exemplar keine Bohrer. Insbeson<strong>der</strong>e die kleinen<br />

Dickenbännli-Bohrer, die sowohl in Wangen-Hinterhorn<br />

als auch in Ödenahlen vorkommen, fehlen. Das Fehlen<br />

dieses Werkzeugtyps im Inventar <strong>von</strong> <strong>Sipplingen</strong> bestätigt<br />

die <strong>von</strong> H. Schlichtherle (1995, 61) <strong>und</strong> J. Hoffstadt<br />

(1997, 130ff.) geäußerte Vermutung, daß dieser Bohrertyp<br />

in den Inventaren des entwickelten Jungneolithik<strong>um</strong>s nur<br />

noch sporadisch vorhanden ist. Ferner fehlen im Sipplinger<br />

Inventar Stichel. Dieser Werkzeugtyp findet sich jedoch<br />

nur einmal im Inventar <strong>von</strong> Ödenahlen. Er spielt insgesamt<br />

in jungneolithischen Inventaren nur noch eine untergeordnete<br />

Rolle (KIESELBACH 2000, 186ff.). Schließlich<br />

sind im stratifizierten Gerätespektr<strong>um</strong> <strong>von</strong> <strong>Sipplingen</strong> außer<br />

den Pfeilspitzen keine weiteren flächenretuschierten<br />

Geräte wie z. B. Silexsicheln vom Typ Altheim belegt. Das<br />

einzige Stück, das aufgr<strong>und</strong> seiner Form <strong>und</strong> Funktion<br />

diesem nahesteht, ist das geschäftete Erntemesser (Taf. 13,<br />

88). Aber auch dieses entspricht nicht wirklich den Altheimer<br />

Sicheln. Flächenretuschierte Silexsicheln vom Typ<br />

Altheim fehlen auch in Wangen-Hinterhorn. Dies könnte<br />

dafür sprechen, daß sie nicht z<strong>um</strong> Pfyner Grätespektr<strong>um</strong><br />

gehörten, son<strong>der</strong>n nur sporadisch importiert wurden. Allerdings<br />

ist <strong>der</strong> Siedlungs<strong>aus</strong>schnitt zu klein <strong>um</strong> eine sichere<br />

Aussage machen zu können. Zudem befinden sich im<br />

66


Oberflächenmaterial entsprechende Stücke, die eventuell<br />

<strong>der</strong> Pfyner <strong>Schicht</strong> 9 zuzuordnen sind. Werkzeuge mit<br />

Glanzpatina scheinen nur noch in geringer Zahl im Gerätespektr<strong>um</strong><br />

<strong>der</strong> Pfyner Kultur <strong>und</strong> Pfyn-Altheimer Gruppe<br />

vertreten zu sein. In <strong>Sipplingen</strong> weisen lediglich zwei<br />

Geräte Lackglanzreste auf. Ähnlich gering ist ihre Zahl in<br />

Wangen-Hinterhorn, Ödenahlen <strong>und</strong> Reute-Schorrenried.<br />

Prinzipiell deckt sich das in <strong>Sipplingen</strong> vorhandene Gerätespektr<strong>um</strong><br />

mit dem in Hornstaad-Hörnle IA für H<strong>aus</strong> 1<br />

<strong>und</strong> 2 belegten Gerätesatz, <strong>der</strong> sich <strong>aus</strong> Pfeilspitzen, Messer/Schabern,<br />

Kratzern, Spitzklingen mit Lackglanz sowie<br />

Feuerschlagsteinen zusammensetzt. Anscheinend waren<br />

die H<strong>aus</strong>halte auch während <strong>der</strong> Pfyner Kultur mit einem<br />

ähnlichen Werkzeug-Set <strong>aus</strong>gerüstet.<br />

Zusammenfassung<br />

Das Silexmaterial <strong>von</strong> <strong>Sipplingen</strong> <strong>um</strong>faßt insgesamt 417<br />

Silexartefakte, die <strong>aus</strong> 37 geschlämmten Quadratmetern<br />

stammen. Die Auswertung erfolgte gemeinsam für das gesamte<br />

Kulturschichtpaket. Die Silexartefakte wurden im<br />

Rahmen einer Merkmalanalyse <strong>aus</strong>gewertet, das auf 46<br />

Einzelmerkmalen beruht. Die Untersuchung erfolgte nach<br />

technologischen <strong>und</strong> typologischen Gesichtspunkten. Das<br />

Rohmaterial, das z<strong>um</strong> großen Teil patiniert <strong>und</strong>/o<strong>der</strong> gebrannt<br />

vorliegt, konnte unter Vorbehalt 12 verschiedenen<br />

Materialgruppen zugewiesen werden, die vor<strong>aus</strong>sichtlich<br />

alle <strong>aus</strong> lokalen Rohmaterialquellen des Heg<strong>aus</strong> <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

Hegaualb stammen. Fernimportierte Rohmaterialien<br />

kommen im stratifizierten Silexmaterial nicht vor. Die<br />

Gr<strong>und</strong>formanalyse sowie die spezifischen Untersuchungen<br />

zur Rohmaterialbeschaffung ergaben, daß innerhalb des<br />

<strong>aus</strong>gegrabenen Siedlungs<strong>aus</strong>schnitts in begrenztem Umfang<br />

Gr<strong>und</strong>produkte <strong>und</strong> Werkzeuge hergestellt <strong>und</strong> benutzt<br />

wurden. Es ist zu vermuten, daß das Rohmaterial als<br />

vollständige Rohknollen in die Siedlung eingebracht <strong>und</strong><br />

in einem an<strong>der</strong>en Bereich <strong>der</strong> Siedlung entrindet bzw. zu<br />

Halbfabrikaten verarbeitet wurde. Eine Beschaffung des<br />

Silexmaterials in Form <strong>von</strong> Halbfabrikaten bzw. fertiger<br />

Werkzeuge ist aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> geringen Klingen- <strong>und</strong> Werkzeuganteile<br />

nicht anzunehmen. Die Silexartefakte wurden<br />

vorwiegend in weicher Schlagtechnik hergestellt. Der Abbau<br />

<strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>formen erfolgte <strong>von</strong> gut präparierten Kernen<br />

mit vorwiegend gleichbleiben<strong>der</strong> Abbaurichtung. Die<br />

geringen Maße <strong>der</strong> Abschläge <strong>und</strong> Klingen entsprechen<br />

denen <strong>aus</strong> an<strong>der</strong>en Pfyner <strong>und</strong> Pfyn-Altheimer Inventaren.<br />

Die größeren Maße <strong>der</strong> Werkzeuge lassen auf eine Größen<strong>aus</strong>wahl<br />

schließen. Im Inventar <strong>von</strong> <strong>Sipplingen</strong> konnten<br />

insgesamt 58 Werkzeuge identifiziert werden. Wie bei<br />

den an<strong>der</strong>en Siedlungen <strong>der</strong> Pfyner Kultur <strong>und</strong> Pfyn-Altheimer<br />

Gruppe sind die Werkzeuge vorwiegend <strong>aus</strong> Abschlägen<br />

hergestellt. Klingengeräte sind selten. Berücksichtigt<br />

man das nicht aufgenommene, in einen Holzschaft<br />

eingepaßte, flächenretuschierte Erntemesser (Taf.<br />

13,88), so stimmt das Gerätespektr<strong>um</strong> <strong>von</strong> <strong>Sipplingen</strong> bis<br />

auf die fehlenden Bohrer <strong>und</strong> Stichel weitgehend mit den<br />

Gerätespektren <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Pfyner <strong>und</strong> Pfyn-Altheimer<br />

Inventaren Südwestdeutschlands überein. Unter den vorliegenden<br />

Gerätetypen dominieren Messer. Weiterhin bilden<br />

Abnutzungsgeräte eine relativ große Werkzeuggruppe.<br />

In geringeren Anteilen liegen Pfeilspitzen <strong>und</strong> Kratzer vor.<br />

Die belegten Geschoßspitzenrohlinge dok<strong>um</strong>entieren die<br />

Herstellung <strong>von</strong> Pfeilspitzen in <strong>der</strong> F<strong>und</strong>stelle. Beson<strong>der</strong>s<br />

hervorzuheben ist ein im Gerätespektr<strong>um</strong> vorhandener<br />

Dolch, bei dem es sich <strong>um</strong> eine Nachbildung spätneolithischer<br />

<strong>und</strong> frühbronzezeitlicher Kerb- <strong>und</strong> Nietdolche handeln<br />

könnte, insbeson<strong>der</strong>e des Cucuteni Dolchtyps, <strong>der</strong> in<br />

Reute-Schorrenried in Gestalt <strong>der</strong> Variante Mondsee belegt<br />

ist.<br />

Die Oberflächen-Silices<br />

Im Bereich <strong>von</strong> Schnitt 40 <strong>und</strong> 140 wurden neben den<br />

stratifizierten Silexartefakten <strong>der</strong> <strong>Schicht</strong> 9 weitere 110 Silexartefakte<br />

geborgen, die <strong>aus</strong> ihrem <strong>Schicht</strong>zusammenhang<br />

<strong>aus</strong>gespült waren <strong>und</strong> <strong>von</strong> <strong>der</strong> Oberfläche stammen.<br />

Da<strong>von</strong> sind 36 (32,7 %) Silexartefakte modifiziert. Eine<br />

vollständige Erhaltung haben 32 (43,2%) <strong>der</strong> unmodifizierten<br />

<strong>und</strong> 23 (63,9 %) <strong>der</strong> modifizierten Silexartefakte.<br />

Eine Beurteilung <strong>der</strong> Oberflächen-Silices hinsichtlich ihres<br />

Rohmaterials war noch schwieriger als bei den stratifizieren<br />

Silexartefakten, da ein Großteil dunkelgrau bis<br />

schwarz patiniert <strong>und</strong>/o<strong>der</strong> thermisch verän<strong>der</strong>t ist (Tab.<br />

20). Da<strong>von</strong> zeigen 34 Stücke eine ähnliche Ausprägung<br />

wie Materialgruppe 9. 7,3 % weisen eindeutige Kennzeichen<br />

thermischer Einwirkung in Form <strong>von</strong> Hitze<strong>aus</strong>-<br />

Rohmaterial unmodifiziert modifiziert gesamt<br />

n % n % n %<br />

patiniert o<strong>der</strong> thermisch verän<strong>der</strong>ter Jurahornstein? (0+9) 42 38,2 25 22,7 67 60,9<br />

hellgrauer bis hellbrauner Jurajaspis mit wenigen Fossileinschlüssen (1) 1 0,9 - - 1 0,9<br />

hellbeiger Jurajaspis mit Fossileinschlüssen (2) 2 1,8 - - 2 1,8<br />

hellgrau bis grau gefleckter Jurahornstein mit Fossileinschlüssen (3a) 18 16,4 6 5,5 24 21,9<br />

hellgrau geschlierter Jurahornstein mit Fossileinschlüssen (3b) 4 3,6 - - 4 3,6<br />

hellgrauer bis braungrauer Jurahornstein mit schwarzem Band unter Kortex (4) - - 1 0,9 1 0,9<br />

dunkelgrauer bis schwarzblau patinierter Jurahornstein mit Fossileinschlüssen (5) 2 1,8 1 0,9 3 2,7<br />

hellgrau bis gelblichbraun geschlierter Jurahornstein (8) 5 4,5 1 0,9 6 5, 5<br />

dunkelgrau patinierter Plattenhornstein - - 2 1,8 2 1,8<br />

gesamt 74 67,3 36 32,7 110 100<br />

Tab. 20 Rohmaterial <strong>der</strong> Oberflächen-Silices.<br />

67


Tab. 21 Gr<strong>und</strong>formen <strong>der</strong><br />

Oberflächen-Silices.<br />

Gr<strong>und</strong>form unmodifiziert modifiziert gesamt<br />

n % n % n %<br />

Abschlag 41 37,4 9 8,2 50 45,6<br />

Klinge 3 2,7 5 4,5 8 7,2<br />

Abschlag o<strong>der</strong> Klinge 3 2,7 15 13,6 18 16,3<br />

Abspliß 12 10,9 - - 12 10,9<br />

Kern 1 0,9 1 0,9 2 1,8<br />

Schlagtrümmer 12 10,9 - - 12 10,9<br />

Hitzetrümmer 1 0,9 - - 1 0,9<br />

unbestimmte Gr<strong>und</strong>form 1 0,9 6 5,5 7 6,4<br />

gesamt 74 67,3 36 32,7 110 100<br />

Gr<strong>und</strong>form ohne Kortex < 1/3 Kortex < 2/3 Kortex >2/3 Kortex vollständig gesamt<br />

Abschlag unmod. 16 (14,5) 15 (13,6) 4 (3,6) 4 (3,6) 2 (1,8) 41 (37,3)<br />

mod. 5 (4,5) 3 (2,7) 1 (0,9) - - 9 (8,2)<br />

Klinge unmod. 1 (0,9) 2 (1,8) - - - 3 (2,7)<br />

mod. 4 (3,6) 1 (1,8) - - - 5 (5,4)<br />

Abschlag o<strong>der</strong> Klinge unmod. 2 (1,8) 1 (0,9) - - - 3 (2,7)<br />

mod. 10 (9,1) 3 (2,7) 1 (0.9) - 1 (0,9) 15 (13,6)<br />

Abspliß unmod. 11 (10,0) - - - 1 (0,9) 12 (10,9)<br />

Kern unmod. - - 1 (0,9) 1 (0,9)<br />

mod. - 1 (0,9) - - - 1 (0,9)<br />

Schlagtrümmer unmod. 7 1 4 - - 12 (10,9)<br />

Hitzetrümmer unmod. - 1 (0,9) - - - 1 (0,9)<br />

unbestimmte Gr<strong>und</strong>form unmod. - - 1 (0,9) - - 1 (0,9)<br />

mod. 3 (2,7) 1 (0,9) 2 (1,8) - - 6 (5,45)<br />

gesamt unmod. 37 (33,6) 20 (18,2) 10 (9,1) 4 (3,6) 3 (2,7) 74 (67,3)<br />

mod. 22 (20,0) 9 (8,2) 4 (3,6) - 1 (0,9) 36 (32,7)<br />

gesamt 59 (53,6) 29 (26,4) 14 (12,7) 4 (3,6) 3 (3,6) 417 (100)<br />

Tab. 22 Grad <strong>der</strong> Kortexbedeckung <strong>der</strong> Oberflächen-Silices (Prozentwerte in Klammer).<br />

sprüngen auf. Es ist anzunehmen, daß die Silexartefakte in<br />

aller Regel <strong>aus</strong> lokalen Jurahornsteinen hergestellt sind.<br />

Allerdings kann nur ein Teil mit Vorbehalt den oben beschriebenen<br />

Materialgruppen zugewiesen werden. Bei zwei<br />

Messern <strong>aus</strong> Plattensilex ist eine überregionale Herkunft<br />

<strong>von</strong> <strong>der</strong> Fränkischen Alb wahrscheinlich. Es handelt sich<br />

<strong>um</strong> einen rauhen <strong>und</strong> einen glatten Plattenhornstein mit<br />

jeweils ca. 1 cm Plattendicke. Eine genaue Herkunftsangabe<br />

<strong>der</strong> beiden Plattenhornsteine ist nicht möglich, da auch<br />

diese durch Oberflächenlagerung o<strong>der</strong> thermische Einwirkung<br />

dunkelgrau verfärbt sind.<br />

In Tabelle 21 sind die Silices nach ihren Gr<strong>und</strong>formen getrennt<br />

aufgeglie<strong>der</strong>t. Ein Vergleich mit den stratifizierten<br />

Silexartefakte <strong>der</strong> <strong>Schicht</strong> 9 (siehe Tab. 3) zeigt, daß <strong>der</strong><br />

Abschlaganteil mit 45,6 % deutlich höher liegt als in<br />

<strong>Schicht</strong> 9 mit 31,6 %. Auch <strong>der</strong> Klingenanteil liegt mit 7,2<br />

% über dem <strong>von</strong> <strong>Schicht</strong> 9 mit 4,3 %. Ebenso ist <strong>der</strong> Anteil<br />

an Silexartefakten, die nicht eindeutig als ‚Abschlag<br />

o<strong>der</strong> Klinge’ angesprochen werden können sowie die Kerne<br />

<strong>und</strong> Trümmer jeweils höher als in <strong>Schicht</strong> 9. Diese<br />

Gr<strong>und</strong>formtypen haben in <strong>Schicht</strong> 9 nur 2,2 %, 0,5 %<br />

<strong>und</strong> 3,6 %. Lediglich die Absplisse <strong>und</strong> unbestimmten<br />

Gr<strong>und</strong>formen weisen in <strong>Schicht</strong> 9 mit 37,4 % <strong>und</strong> 11 %<br />

einen höheren Anteil auf. Die unter den Oberflächen-Silices<br />

vorliegenden Kerne, Schlagtrümmer, unmodifizierten<br />

Abschläge <strong>und</strong> Absplisse bestätigen eine örtliche Produktion<br />

in <strong>Sipplingen</strong>. Dies wird auch durch den hohen Kortexanteil<br />

belegt, <strong>der</strong> mit 46,4 % deutlich über dem <strong>aus</strong><br />

<strong>Schicht</strong> 9 mit 31,4 % liegt (Tab. 22).<br />

In <strong>der</strong> gesamten Flachwasserzone <strong>der</strong> Sipplinger Bucht ist<br />

im Jung- <strong>und</strong> Endneolithik<strong>um</strong> eine sehr dichte, meist<br />

mehrphasige Aufsiedlung zu verzeichnen (KOLB <strong>und</strong><br />

SCHLICHTHERLE 1994, 78 ff.). Dies ist auch in <strong>der</strong> Untersuchungsfläche<br />

(Schnitte 40 <strong>und</strong> 140) <strong>der</strong> Fall. Obwohl im<br />

untersuchten Areal <strong>der</strong> Großteil des Seegr<strong>und</strong>es <strong>von</strong> freierodierten<br />

Kulturschichtresten <strong>der</strong> Pfyner <strong>Schicht</strong> 9 bedeckt<br />

ist, fanden sich auch Fleckenweise stratigraphisch<br />

jüngere Siedlungsablagerungen, die wohl <strong>der</strong> Horgener<br />

Kultur zuzurechnen sind (vgl. Beitrag KOLB). Im keramischen<br />

Oberflächenf<strong>und</strong>material sind neben einem erwartungsgemäß<br />

reichen F<strong>und</strong>bestand <strong>der</strong> Pfyner Kultur, einige<br />

F<strong>und</strong>stücke <strong>der</strong> Horgener Kultur sowie auch einige<br />

spätbronzezeitliche Objekte enthalten. Durch Schlagdaten<br />

nachzuweisen ist ferner eine Besiedlung im Zeitra<strong>um</strong> <strong>der</strong><br />

schnurkeramischen Kultur, die sich aber bisher im F<strong>und</strong>material<br />

noch nicht zu erkennen gab. Es ist deshalb anzunehmen,<br />

daß die abweichenden Gr<strong>und</strong>formanteile des<br />

Oberflächeninventars unter an<strong>der</strong>em durch Beimengung<br />

<strong>von</strong> Silexartefakten an<strong>der</strong>er Kulturgruppen hervorgerufen<br />

wurden. Ferner muß in Betracht gezogen werden, daß bei<br />

den abweichenden Gr<strong>und</strong>formanteilen auch die Größenselektion<br />

eine Rolle spielt. Im Gegensatz zu den ergrabenen<br />

Bereichen, wo die Sedimente gesiebt wurden, wurden<br />

bei <strong>der</strong> Oberflächeaufnahme die Silexobjekte beim vorsichtigen<br />

Abspülen <strong>der</strong> oberflächlichen Schlickschicht <strong>aus</strong>gelesen.<br />

Dies dürfte zu einer deutlich geringeren Repräsentanz<br />

<strong>von</strong> kleinen Silexartefakten wie z. B. Absplisse führen.<br />

Auch <strong>der</strong> vergleichsweise höhere Kortexanteil im Oberflächenf<strong>und</strong>bestand<br />

dürfte ebenfalls dadurch erklärbar sein,<br />

68


da Kortexabschläge <strong>und</strong> -klingen in <strong>der</strong> Regel vom Beginn<br />

des Kernabb<strong>aus</strong> stammen <strong>und</strong> relativ große Gr<strong>und</strong>formen<br />

darstellen. Die grabungstechnisch bedingte Selektion<br />

drückt sich auch in den metrischen Daten <strong>aus</strong>. Vergleicht<br />

man die Maße <strong>der</strong> vollständigen unmodifizierten <strong>und</strong> modifizierten<br />

Abschläge <strong>und</strong> Klingen des Oberflächeninventars<br />

mit denen <strong>aus</strong> <strong>Schicht</strong> 9 (Tab. 23), so zeigt sich eine<br />

klare Diskrepanz. Längen-, Breiten- <strong>und</strong> Dickenmaße <strong>der</strong><br />

Abschläge <strong>und</strong> Klingen des Oberflächeninventars liegen<br />

jeweils deutlich über den Maßen <strong>der</strong> stratifizierten Abschläge<br />

<strong>und</strong> Klingen. Auch die wenigen beurteilbaren Gewichte<br />

sind deutlich höher. Zieht man als weiteren Vergleich<br />

die Abschläge <strong>und</strong> Klingen <strong>aus</strong> an<strong>der</strong>en Pfyner –<br />

<strong>und</strong> Pfyn-Altheimer Inventaren des Bodenseera<strong>um</strong>es <strong>und</strong><br />

Oberschwabens heran (Tab. 24), so sind auch diese im<br />

Mittel in aller Regel kleiner dimensioniert. Abschläge <strong>und</strong><br />

Klingen <strong>aus</strong> Horgener Inventaren – hier kann als Vergleich<br />

nur das Inventar <strong>von</strong> Nußdorf-Strandbad (KIESELBACH in<br />

Vorb.) herangezogen werden – haben hingegen deutlich<br />

größere Objektdimensionen als die des Sipplinger Oberflächeninventars<br />

<strong>von</strong> Schnitt 40 <strong>und</strong> 140. Auf rein metrischer<br />

Basis fällt es deswegen schwer zu entscheiden, ob die<br />

Unterschiede durch die Vermischung mit Horgener Silexobjekten<br />

o<strong>der</strong> durch die Größenselektion bedingt sind.<br />

Im Oberflächeninventar <strong>von</strong> <strong>Sipplingen</strong> liegen 36 bzw.<br />

32,7 % retuschierte Silexartefakte vor. Ähnlich wie die<br />

Gr<strong>und</strong>formen unterscheiden sich auch die Geräte in ihrer<br />

Zusammensetzung <strong>und</strong> in ihren Anteilen <strong>von</strong> denen <strong>aus</strong><br />

<strong>Schicht</strong> 9 (Tab. 25). So dominieren Pfeilspitzen vor kanten-<br />

<strong>und</strong> endretuschierten Werkzeugen, Kratzern <strong>und</strong> Abnutzungsgeräten.<br />

In kleiner Zahl liegen ferner flächenretuschierte<br />

Geräte, Bohrer <strong>und</strong> an<strong>der</strong>e Spitzenvarianten vor.<br />

Von den 13 Pfeilspitzen sind neun (Taf. 29,<br />

325,326,330,331,332; Katalogn<strong>um</strong>mer 324,327,328,<br />

333) vollständig erhalten. Drei Pfeilspitzen sind an <strong>der</strong><br />

Spitze (Taf. 29, 329,334; Katalogn<strong>um</strong>mer 335) <strong>und</strong> eine<br />

an <strong>der</strong> Basis (Katalogn<strong>um</strong>mer 336) gebrochen. Die Pfeilspitzen<br />

können bis auf ein Exemplar anhand ihrer Basisgestalt<br />

unterglie<strong>der</strong>t werden: Es liegen fünf Pfeilspitzen mit<br />

gera<strong>der</strong> Basis (Taf. 29, 325; Katalogn<strong>um</strong>mer 324,327,328,<br />

335), fünf Pfeilspitzen mit konkaver Basis (Taf. 29,<br />

326,329,330,331; Katalogn<strong>um</strong>mer 333) <strong>und</strong> eine Pfeilspitze<br />

mit konvexer Basis (Taf. 29, 334) vor. Ferner zeichnet<br />

sich eine Pfeilspitze (Taf. 29, 332) durch einen Stiel<br />

<strong>aus</strong>. Die Pfeilspitzen sind in <strong>der</strong> Regel bifazial vollständig<br />

o<strong>der</strong> partiell flächenretuschiert. Lediglich drei Pfeilspitzen<br />

sind flächen- <strong>und</strong> kantenretuschiert (Taf. 29, 326) bzw.<br />

<strong>aus</strong>schließlich kantenretuschiert (Taf. 29, 329; Katalogn<strong>um</strong>mer<br />

333). Bis auf eine Pfeilspitze (Katalogn<strong>um</strong>mer<br />

335) <strong>aus</strong> Jurahornstein <strong>der</strong> Materialgruppe 3a, sind alle<br />

dunkelgrau bis schwarz patiniert <strong>und</strong>/o<strong>der</strong> gebrannt. Die<br />

vollständigen Pfeilspitzen haben im Mittel eine Länge <strong>von</strong><br />

22,5 mm, eine Breite <strong>von</strong> 16,9 mm, eine Dicke <strong>von</strong> 4,1<br />

mm <strong>und</strong> ein mittleres Gewicht <strong>von</strong> 1,5 g. Sie sind somit<br />

deutlich kleiner als die Pfeilspitzen <strong>aus</strong> <strong>Schicht</strong> 9 (siehe<br />

Tab. 14). Relativ gute Entsprechungen ergeben sich mit<br />

den Pfeilspitzen <strong>von</strong> Wangen-Hinterhorn. Die gestielte<br />

Pfeilspitze könnte ein Indiz dafür sein, daß Silexartefakte<br />

<strong>aus</strong> jüngeren Kulturschichten <strong>der</strong> Umgebung im Oberflächeninventar<br />

enthalten sind. Gestielte Pfeilspitzen tauchen<br />

in Südwestdeutschland erst in Horgener Inventaren<br />

auf (KIESELBACH in Vorb.). In <strong>der</strong> Sipplinger Bucht treten<br />

sie erst im jüngsten Horgener Horizont 15 auf (KOLB<br />

1993, 296). An<strong>der</strong>erseits kommt dieser Pfeilspitzentyp in<br />

<strong>der</strong> Schweiz bereits in Pfyner Geräteinventaren vor, z. B.<br />

im Inventar <strong>von</strong> Thayngen-Weier (WINIGER 1971, Taf. 47,<br />

16.17). Insbeson<strong>der</strong>e letztere zeigen gute Entsprechungen<br />

mit dem vorliegenden Stück. Sie sind ebenfalls durch einen<br />

relativ breiten Stiel gekennzeichnet, <strong>der</strong> <strong>der</strong> Pfeilspitze<br />

ein rautenförmiges Aussehen verleiht.<br />

Der Anteil <strong>der</strong> Abnutzungsgeräte ist mit 11,1 % deutlich<br />

geringer als im Geräteinventar <strong>von</strong> <strong>Schicht</strong> 9 (25,9 %).<br />

Drei Ausgesplitterte Stücke (Katalogn<strong>um</strong>mer<br />

320,321,323) sowie ein sek<strong>und</strong>ärer Klopfer (Taf. 28, 322)<br />

liegen vor. Nur bei einem Ausgesplitterten Stück (Katalogn<strong>um</strong>mer<br />

320) kann ein Abschlag als Gr<strong>und</strong>form identifiziert<br />

werden. Bei den beiden an<strong>der</strong>en Ausgesplitterten<br />

Silexinventare <strong>Sipplingen</strong>, Oberflächen-Silices <strong>Sipplingen</strong>, <strong>Schicht</strong> 9<br />

Abschläge Abschläge Klingen Klingen Abschläge Abschläge Klingen Klingen<br />

unmod. mod. unmod. mod. unmod. mod. unmod. mod.<br />

Länge (mm) Med. 21,7 34,2 31,7 71,7 14,5 25,2 18,4 45,8<br />

x 22,4 36,6 31,7 68,5 15,3 24,9 21,2 47,1<br />

Std.abw. 7,8 10,9 8,1 19,4 4,5 6,3 10,8 9,8<br />

Var. 0,35 0,30 0,26 0,28 0,29 0,25 0,51 0,21<br />

n 21 6 2 4 45 15 5 5<br />

Breite (mm) Med. 16,7 26,4 13,4 25,6 11,9 18,4 6,6 20,0<br />

x 18,1 25,7 13,4 25,9 12,8 20,5 7,8 21,2<br />

Std.abw. 7,3 1,4 5,0 6,2 5,0 5,9 3,2 5,8<br />

Var. 0,40 0,05 0,37 0,24 0,39 0,29 0,40 0,27<br />

n 18 6 2 4 53 15 8 5<br />

Dicke (mm) Med. 4,4 8,0 5,8 8,2 3,1 7,2 2,2 7,5<br />

x 5,6 7,8 5,8 8,5 3,6 7,2 2,8 8,0<br />

Std.abw. 4,0 0,6 4,3 3,2 2,4 3,8 1,7 2,6<br />

Var. 0,72 0,08 0,74 0,38 0,64 0,52 0,62 0,32<br />

n 16 6 2 4 40 15 4 5<br />

Gewicht (g) Med. - 8,7 - 23,0 0,5 2,8 0,2 5,2<br />

x - 8,7 - 22,2 0,8 3,8 0,5 8,7<br />

Std.abw. - 3,3 - 6,1 0,8 3,6 0,7 5,4<br />

Var. - 0,38 - 0,27 1,01 0,95 1,32 0,62<br />

n - 3 - 3 40 15 4 5<br />

Tab. 23 Maße <strong>der</strong><br />

Abschläge <strong>und</strong> Klingen<br />

<strong>der</strong> Oberflächen-Silices<br />

<strong>von</strong> <strong>Sipplingen</strong> im<br />

Vergleich zu <strong>Sipplingen</strong>,<br />

<strong>Schicht</strong> 9.<br />

69


Tab. 24 Maße <strong>von</strong><br />

Abschlägen <strong>und</strong> Kingen <strong>aus</strong><br />

verschiedenen jung- bis<br />

spätneolithischen<br />

Silexinventaren Südwestdeutschlands.<br />

Silexinventare x x x x<br />

n Länge (mm) n Breite (mm) n Dicke (mm) n Gewicht (g)<br />

Wangen- Abschläge unmod. 38 20,1 36 17,2 30 5,0 30 1,9<br />

Hinterhorn mod. 22 31,8 22 24,8 22 8,5 22 8,4<br />

Klingen unmod. 6 27,8 7 10,1 6 3,5 6 1,7<br />

mod. 10 38,4 10 19,1 10 8,2 10 6,4<br />

Ödenahlen Abschläge unmod. 114 23,9 100 21,9 76 5,6 76 3,4<br />

mod. 34 34,2 34 29,4 34 9,7 34 11,1<br />

Klingen unmod. 6 28,5 6 12,8 5 4,6 5 1,3<br />

mod. 3 46,0 3 20,7 3 6,7 3 7,3<br />

Reute- Abschläge unmod. 28 17,4 21 15,8 18 3,9 18 1,7<br />

Schorrenried mod. 11 34,7 11 29,5 11 9,4 11 13,6<br />

Klingen unmod. 2 15,5 2 6,5 2 2,5 2 0,2<br />

mod. 3 39,0 3 13,0 3 5,7 3 3,1<br />

Nußdorf- Abschläge unmod. 21 29,0 18 25,7 16 5,1 16 4,0<br />

Strandbad mod. 25 38,9 25 29,9 25 8,8 25 12,5<br />

Klingen unmod. 1 42,6 1 20,3 1 5,4 1 3,7<br />

mod. 13 62,7 13 24,6 13 7,7 13 14,6<br />

Stücken sowie dem sek<strong>und</strong>ären Klopfer läßt sich nicht<br />

entscheiden, ob ein Abschlag o<strong>der</strong> eine Klinge als Gr<strong>und</strong>form<br />

diente. Die Ausgesplitterten Stücke sind bis auf ein<br />

Exemplar <strong>der</strong> Materialgruppe 8 (Katalogn<strong>um</strong>mer 323) alle<br />

patiniert o<strong>der</strong> gebrannt. Ein Ausgesplittertes Stück (Katalogn<strong>um</strong>mer<br />

321) mit Lateralretusche wurde vermutlich<br />

zuvor als Messer verwendet. Ein weiteres Ausgesplittertes<br />

Stück (Katalogn<strong>um</strong>mer 323) trägt Pechreste, die auf eine<br />

Schäftung schließen lassen. Der <strong>aus</strong> Jurahornstein <strong>der</strong> Materialgruppe<br />

3a vorliegende sek<strong>und</strong>äre Klopfer weist am<br />

Proximal- <strong>und</strong> Distalende Klopfspuren <strong>und</strong> Aussplitterungen<br />

auf. Die bilaterale Kantenretusche sowie Glanzpatina<br />

entlang einer Lateralkante, legen eine primäre Funktion<br />

als Erntemesser nahe. Die Abnutzungsgeräte haben eine<br />

mittlere Länge <strong>von</strong> 27,7 mm, eine mittlere Breite <strong>von</strong> 18,2<br />

mm <strong>und</strong> eine mittlere Dicke <strong>von</strong> 6,6 mm. Das Gewicht<br />

liegt nur beim Klopfer vor. Er wiegt 17,8 g. Die Abnutzungsgeräte<br />

sind somit größer als in <strong>Schicht</strong> 9, jedoch kleiner<br />

als in an<strong>der</strong>en Pfyner <strong>und</strong> Pfyn-Altheimer Stationen<br />

des Bodenseera<strong>um</strong>es <strong>und</strong> Oberschwabens (siehe Tab. 15).<br />

Im Oberflächeninventar kommen sechs kanten- <strong>und</strong><br />

endretuschierte Werkzeuge (Taf. 28, 303; Katalogn<strong>um</strong>mer<br />

304–308) sowie zwei flächenretuschierte Geräte (Taf. 28,<br />

301,302) vor, für die eine Funktion als Messer anzunehmen<br />

ist. Mit insgesamt 22,3 % liegt <strong>der</strong> Anteil deutlich<br />

unter dem <strong>aus</strong> <strong>Schicht</strong> 9 (39,6 %). Auch in Wangen-Hinterhorn,<br />

Ödenahlen <strong>und</strong> Reute-Schorrenried sind jeweils<br />

höhere Anteile zu verzeichnen (siehe Tab. 19). Die kanten<strong>und</strong><br />

endretuschierten Werkzeuge können anhand <strong>der</strong> Retuschenlage<br />

unterschieden werden: Danach liegt ein lateralretuschiertes<br />

Messer (Katalogn<strong>um</strong>mer 306), drei lateral<strong>und</strong><br />

gebrauchsretuschierte Messer (Taf. 28, 303; Katalogn<strong>um</strong>mer<br />

304,305), ein Messer mit proximaler, konvexer<br />

Endretusche (Katalogn<strong>um</strong>mer 308) sowie ein Messer mit<br />

Lateral-, End- <strong>und</strong> Gebrauchsretusche (Katalogn<strong>um</strong>mer<br />

307) vor. Bei Letzterem ist die laterale <strong>und</strong> distale Kantenretusche<br />

ebenfalls konvex geformt. Ein Messer (Katalogn<strong>um</strong>mer<br />

308) zeichnet sich durch einen lateralen Kortexrücken<br />

<strong>aus</strong>. Ein weiteres, <strong>aus</strong> einer großen Klinge hergestelltes<br />

Messer (Taf. 28, 303) weist entlang <strong>der</strong><br />

retuschierten Lateralkante Glanzpatina <strong>und</strong> Verr<strong>und</strong>ung<br />

auf. Neben dem sek<strong>und</strong>är als Klopfer verwendeten Messer<br />

liegt somit ein Zweites vor, daß als Sicheleinsatz gedient<br />

haben könnte. Die Ausgangsform bildet bei zwei Messern<br />

ein Abschlag, bei drei Messern eine Klinge. Bei einem fragmentierten<br />

Messer kann nicht entschieden werden, ob ein<br />

Abschlag o<strong>der</strong> eine Klinge als Gr<strong>und</strong>form diente. Die kanten-<br />

<strong>und</strong> endretuschierten Werkzeuge sind bis auf zwei<br />

Messer <strong>der</strong> Materialgruppe 3a (Katalogn<strong>um</strong>mer 308) <strong>und</strong><br />

5 (Taf. 28, 303 ) alle patiniert <strong>und</strong>/o<strong>der</strong> gebrannt.<br />

Als beson<strong>der</strong>e Messerformen gelten die beiden flächenretuschierten<br />

Geräte <strong>aus</strong> Plattenhornstein (Taf. 28,<br />

301,302), schon allein wegen ihres verwendeten Rohmaterials.<br />

Eines <strong>der</strong> Stücke (Taf. 28, 301) ist an beiden Enden<br />

gebrochen <strong>und</strong> bezüglich seiner Werkzeugform nicht mehr<br />

sicher anzusprechen. Allerdings ist es leicht gebogen, so<br />

daß es sich eventuell <strong>um</strong> ein Sichelfragment <strong>der</strong> schmalen,<br />

gebogenen Variante vom Typ Altheim handeln könnte<br />

(Abb. 6). Beim zweiten Stück (Taf. 28, 302), das <strong>aus</strong> einem<br />

Tab. 25 Anteile <strong>der</strong> Werkzeugklassen <strong>der</strong> Silexinventare<br />

<strong>von</strong> <strong>Sipplingen</strong>, Oberfläche <strong>und</strong> <strong>Sipplingen</strong>,<br />

<strong>Schicht</strong> 9.<br />

Werkzeugklassen <strong>Sipplingen</strong>, Oberfläche <strong>Sipplingen</strong>, <strong>Schicht</strong> 9<br />

n % n %<br />

kanten- <strong>und</strong> endretuschierte Werkzeuge 6 16,7 23 39,6<br />

flächenretuschierte Geräte 2 5,6 - -<br />

trianguläre Pfeilspitzen 12 33,3 7 12,1<br />

gestielte Pfeilspitzen 1 2,8 - -<br />

Geschoßspitzenrohlinge - - 2 3,4<br />

Bohrer 2 5,6 (1) -<br />

sonstige Spitzenvarianten 3 8,3 1 1,7<br />

Kratzer 6 16,7 7 12,1<br />

Abnutzungsgeräte 4 11,1 15 25,9<br />

unbestimmte Modifikationen - - 3 5,2<br />

gesamt 36 100 58 100<br />

70


Abb. 6 Vergleich <strong>der</strong> flächenretuschierten Plattensilexgeräte <strong>von</strong> <strong>Sipplingen</strong> (1,5) mit Plattensilex-Sicheln <strong>von</strong><br />

Reute-Schorrenried (4) (KIESELBACH/SCHLICHTHERLE 1998, Taf. 17,383) <strong>und</strong> Altheim (2,3) (DRIEHAUS 1960,<br />

Taf. 36,2.3.7; 37,14)<br />

deutlich glatteren Plattensilex hergestellt ist, könnte es<br />

sich ebenfalls <strong>um</strong> eine mehrfach überarbeitete Altheimer<br />

Sichel handeln, wie sie z. B. auch in Reute-Schorrenried<br />

vorliegt. Da beide Stücke keine Glanzpatina aufweisen,<br />

bleibt die typologische Ansprache jedoch fraglich.<br />

Die vollständigen Messer haben eine mittlere Länge <strong>von</strong><br />

51,7 mm, eine mittlere Breite <strong>von</strong> 25,2 mm <strong>und</strong> eine mittlere<br />

Dicke <strong>von</strong> 6,9 mm. Das Gewicht liegt nur <strong>von</strong> zwei<br />

Messern (Taf. 28, 302,303) vor. Sie wiegen 12,6 g <strong>und</strong><br />

15,8 g. Die Messer des Oberflächeninventars sind somit<br />

bis auf die Dickenmasse deutlich größer als die Messer <strong>aus</strong><br />

<strong>Schicht</strong> 9 (siehe Tab. 17).<br />

Von den kanten- <strong>und</strong> endretuschierten sowie flächenretuschierten<br />

Geräten wurden drei, vermutlich ebenfalls als<br />

Messer verwendete Stücke separiert, die durch eine Spitze<br />

gekennzeichnet sind. Es handelt sich <strong>um</strong> eine einfache<br />

Spitzklinge (Taf. 28. 310), eine Spitzklinge mit verr<strong>und</strong>eter<br />

Kratzspitze (Taf. 28, 311), sowie <strong>um</strong> einen Abschlag,<br />

bei dem eine gerade <strong>und</strong> eine konvex retuschierte Lateralkante<br />

spitz <strong>aus</strong>laufen (Taf. 28, 309). Bei <strong>der</strong> Spitzklinge<br />

mit Kratzspitze (Taf. 28, 311) diente möglicherweise eine<br />

Kernkantenklinge als Ausgangsform. Die Spitzklingen<br />

sind <strong>aus</strong> Jurahornstein <strong>der</strong> Materialgruppe 3a <strong>und</strong> 4. Der<br />

Abschlag ist <strong>aus</strong> dunkelgrau bis schwarzbraun patiniertem<br />

o<strong>der</strong> gebranntem Silex. Im stratifizierten Geräteinventar<br />

liegt außer dem Dolch kein weiteres spitz retuschiertes<br />

Messer vor. Sie bilden aber gängige Geräteformen in jungneolithischen<br />

Inventaren Südwestdeutschlands. Allerdings<br />

weisen die Spitzklingen in aller Regel an<strong>der</strong>e Dimensionen<br />

auf als die beiden vorliegenden Stücke, die 67,3 mm <strong>und</strong><br />

88,3 mm lang sind. So haben die <strong>aus</strong> Inventaren <strong>der</strong> Aichbühler<br />

<strong>und</strong> Schussenrie<strong>der</strong> Kultur Südwestdeutschlands<br />

vorliegenden Spitzklingen <strong>aus</strong> Jurahornstein eine mittlere<br />

Länge <strong>von</strong> ca. 48 mm. Die für die Michelsberger Kultur<br />

typischen Spitzklingen <strong>aus</strong> Rijckholt-Kreidefeuerstein lassen<br />

sich zweiteilen: die dolchartigen Spitzklingen <strong>aus</strong><br />

Rijckholt-Kreidefeuerstein, die u. a. in Aichbühl, Allesh<strong>aus</strong>en-Hartöschle<br />

(siehe Abb. 5) o<strong>der</strong> Ehrenstein vorliegen,<br />

weisen Längen <strong>von</strong> über 100 mm auf. Daneben kommen<br />

kürzere Exemplare vor, z. B. im Michelsberger Erdwerk<br />

<strong>von</strong> Ilsfeld-Ebene, die zwischen 61 <strong>und</strong> 65 mm lang<br />

sind (KIESELBACH 2000). In Pfyner <strong>und</strong> Pfyn-Altheimer<br />

Stationen Südwestdeutschlands sind Spitzklingen selten<br />

o<strong>der</strong> nicht vorhanden. Die Spitzklinge <strong>aus</strong> südalpinem Silex<br />

im Inventar <strong>von</strong> Ödenahlen hat eine Länge <strong>von</strong> 59<br />

mm. Die Spitzklingen im Horgener Inventar <strong>von</strong> Nußdorf-Strandbad<br />

sind hingegen gleich groß bzw. größere als<br />

jene im Oberflächeninventar <strong>von</strong> <strong>Sipplingen</strong>. Sie haben<br />

eine mittlere Länge <strong>von</strong> 72,7 mm. Es ist somit nicht <strong>aus</strong>zuschließen,<br />

daß die beiden vorliegenden Spitzklingen <strong>aus</strong><br />

den nahegelegenen Horgener <strong>Schicht</strong>en stammen.<br />

Für zwei Geräte im Oberflächeninventar ist eine Funktion<br />

als Bohrer anzunehmen. Ein Exemplar (Katalogn<strong>um</strong>mer<br />

313) hat an seinem Distalende eine dornartig Bohrspitze,<br />

das an<strong>der</strong>e (Taf. 28, 312) weist an seinem Proximalende<br />

eine abgesetzte, lang <strong>aus</strong>gezogene <strong>und</strong> leicht gekrümmte<br />

Bohrspitze auf. Beide Bohrer sind in ihrer Länge gebrochen.<br />

Daher läßt sich bei beiden Bohrern die Ausgangsform<br />

nicht mehr sicher bestimmen. Ebenso können keine<br />

Angaben über die Größe <strong>der</strong> Stücke gemacht werden. Beide<br />

Bohrer sind dunkelgrau bis schwarz patiniert <strong>und</strong> bezüglich<br />

ihres Rohmaterials nicht mehr sicher zu bestimmen.<br />

Ein Exemplar (Taf. 28, 312) weist zudem thermische<br />

Einwirkung in Form <strong>von</strong> Hitze<strong>aus</strong>sprünge auf. In Pfyner<br />

<strong>und</strong> Pfyn-Altheimer Inventaren stellen Bohrer gängige<br />

Geräte dar. Daß im stratifizierten Material <strong>von</strong> <strong>Schicht</strong> 9<br />

nur ein möglicher Bohrer vorliegt, ist daher ungewöhnlich<br />

<strong>und</strong> möglicherweise auf den begrenzten Grabungs<strong>aus</strong>schnitt<br />

zurückzuführen.<br />

Es lassen sich ferner sechs Kratzer identifizieren. Sie haben<br />

mit 16,7 % einen etwas höheren Anteil als im stratifizierten<br />

Inventar, wo <strong>der</strong> Kratzeranteil bei 12,1 % liegt. Bei<br />

fünf Kratzern (Taf. 29, 314,315,317,318; Katalogn<strong>um</strong>mer<br />

319) diente ein Abschlag als Gr<strong>und</strong>form. Beim sechsten<br />

(Taf. 29, 316) handelt es sich hingegen <strong>um</strong> einen Kern, bei<br />

dem <strong>der</strong> Kernfuß eine steile Kratzerkappe aufweist. Die<br />

Kratzerstirn liegt bei allen Abschlagkratzern am Distalende.<br />

Bis auf einen Abschlagkratzer (Taf. 29, 317) weisen die<br />

Kratzer zusätzlich zur Kratzerkappe Kanten- o<strong>der</strong> Gebrauchsretuschen<br />

o<strong>der</strong> Aussplitterungen auf. Die meisten<br />

Kratzer sind patiniert <strong>und</strong>/o<strong>der</strong> gebrannt. Lediglich zwei<br />

Kratzer sind <strong>aus</strong> Jurahornstein <strong>der</strong> Materialgruppe 3a. Die<br />

71


vollständigen Kratzer haben im Mittel eine Länge <strong>von</strong><br />

47,2 mm, eine Breite <strong>von</strong> 28,6 mm, eine Dicke <strong>von</strong> 11,9<br />

mm <strong>und</strong> ein Gewicht <strong>von</strong> 22 g. Sie sind im Vergleich zu<br />

den Kratzern <strong>aus</strong> <strong>Schicht</strong> 9, Wangen-Hinterhorn, Ödenahlen<br />

<strong>und</strong> Reute-Schorrenried deutlich größer (siehe Tab.<br />

18). Im Pfyner Geräteinventar <strong>von</strong> Zürich-Mozartstrasse<br />

(CH) kommen ebenfalls relativ große Kratzer vor (GROSS<br />

u. a. 1987, Taf. 240; 241). Ebenso die Abschlagkratzer im<br />

Horgener Inventar <strong>von</strong> Nußdorf-Strandbad mit einer<br />

mittleren Länge <strong>von</strong> 40,5 mm, einer mittleren Breite <strong>von</strong><br />

29,1 mm <strong>und</strong> einer mittleren Dicke <strong>von</strong> 11,4 mm relativ<br />

groß. Möglicherweise sind folglich Kratzer <strong>aus</strong> den Horgener<br />

<strong>Schicht</strong>en im Oberflächeninventar vertreten.<br />

Zusammenfassend kann festgestellt werden, daß sich das<br />

Werkzeugensemble des Sipplinger Oberflächeninventars<br />

in den Schnitten 40 <strong>und</strong> 140 in seiner Zusammensetzung<br />

<strong>und</strong> in seinen Anteilen z<strong>um</strong> Teil deutlich sowohl vom stratifizierten<br />

Geräteinventar <strong>der</strong> <strong>Schicht</strong> 9 als auch <strong>von</strong> an<strong>der</strong>en<br />

Pfyner <strong>und</strong> Pfyn-Altheimer Geräteinventaren Südwestdeutschlands<br />

unterscheidet. Mit Sicherheit spielen dabei<br />

grabungstechnische Faktoren eine wesentliche Rolle,<br />

da bei Abnahme <strong>der</strong> rezenten Schlickschicht, in <strong>der</strong> die<br />

freierodierten F<strong>und</strong>stücke eingelagert sind, eine nicht so<br />

vollständige Artefakt<strong>aus</strong>beute gewährleistet werden kann<br />

als beim Aussieben <strong>der</strong> Sedimente. Bei einigen Werkzeugformen<br />

ist aber da<strong>von</strong> <strong>aus</strong>zugehen, daß sie <strong>aus</strong> einer bereits<br />

weitgehend aberodierten Kulturschicht <strong>der</strong> Horgener Kultur<br />

stammen. Dabei wäre sogar zu erwarten, daß Silices im<br />

Oberflächenf<strong>und</strong>bestand besser repräsentiert sind als Horgener<br />

Keramikf<strong>und</strong>e, da letztere wenig erosionsresistent<br />

sind. Eine Zugehörigkeit zur Horgener Kultur kann für<br />

die beiden großen Spitzklingen sowie das <strong>aus</strong> einer großen<br />

Klinge gearbeitete Messer mit Lackglanz erwogen werden.<br />

Letzteres könnte noch in die Variationsbreite <strong>der</strong> Horgener<br />

Messer gehören, auch wenn es kein typischer Vertreter<br />

dieses Werkzeugtyps darstellt. Wie oben bereits diskutiert,<br />

stammen möglicherweise auch die großen Kratzer <strong>aus</strong><br />

Horgener Kontext. Eine genaue Einordnung des Materials<br />

kann nur unter großen Vorbehalten erfolgen, da auch<br />

im Werkzeugspektr<strong>um</strong> <strong>der</strong> Späten Pfyner Kultur bereits<br />

solche großen Messer, Spitzen o<strong>der</strong> Kratzerformen vorkommen<br />

können, wie das Inventar <strong>von</strong> Zürich-Mozartstrasse<br />

<strong>Schicht</strong> 4 zeigt. Inwieweit die gestielte Pfeilspitze<br />

ebenfalls z<strong>um</strong> Horgener Gerätebestand gehört ist offen,<br />

da keine zeitliche Parallelität z<strong>um</strong> F<strong>und</strong>komplex <strong>Sipplingen</strong><br />

<strong>Schicht</strong> 15 (KOLB 1997) anzunehmen ist. Hier ist we<strong>der</strong><br />

ein jungneolithischer Kontext <strong>aus</strong>zuschließen noch<br />

die Möglichkeit, daß diese Form in <strong>der</strong> Horgener Kultur<br />

in <strong>Sipplingen</strong> bereits <strong>um</strong> etwa 3000 v. Chr. einsetzt (KOLB<br />

1997, 23 Abb. 26). Die beiden flächenretuschierten Stükke<br />

<strong>aus</strong> Plattenhornstein passen hingegen hinsichtlich ihrer<br />

Form in das Spektr<strong>um</strong> <strong>der</strong> Altheimer Sicheln. Deswegen<br />

scheint hier eine Zuordnung zur <strong>Schicht</strong> 9 als recht wahrscheinlich.<br />

Der Gesamtbestand <strong>der</strong> Silexartefakte <strong>aus</strong> <strong>der</strong><br />

Oberfläche des Untersuchungsareals läßt sich jedoch we<strong>der</strong><br />

mit jungneolithischen noch mit endneolithischen Silexinventaren<br />

<strong>aus</strong> dem südwestdeutschen Ra<strong>um</strong> korrelieren.<br />

Dieses Ergebnis kann aber angesichts <strong>der</strong> statistischen<br />

Basis, einer gewissen Vermengung zeitlich<br />

heterogener Artefakte <strong>und</strong> <strong>der</strong> an<strong>der</strong>sartigen Selektion bei<br />

<strong>der</strong> Oberflächenaufnahme nicht überraschen.<br />

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