Silexfunde aus der Schicht 9 von Sipplingen-Osthafen und aus der um

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Abb. 2 Kortexanteil der Grundformen von Sipplingen, Wangen- Hinterhorn, Ödenahlen und Reute-Schorrenried. texanteil selten über ein Drittel. In Ödenahlen, Reute- Schorrenried und Wangen-Hinterhorn liegt der Kortexanteil jeweils höher (Abb. 2). Für Sipplingen läßt sich daraus folgern, daß die Rohmaterialien hauptsächlich als vorpräparierte Kerne bzw. als Halbfabrikate in die Siedlung bzw. den Siedlungsausschnitt gelangten. Faßt man die Ergebnisse aus der Grundformanalyse sowie den Untersuchungen zur Rohmaterialverfügbarkeit und zum Grad der Kortexbedeckung zusammen, so ergibt sich ein konträres Bild: Einerseits spricht der geringe Anteil an Kortex- und Präparationsgrundformen sowie Kern- und Schlagtrümmern gegen eine Einbringung ganzer Rohknollen und eine umfangreiche örtliche Silexverarbeitung. Andererseits schließt der geringe Anteil an Klingen und Werkzeugen sowie der höhere Anteil an unmodifizierten Abschlägen und Absplissen einen Import von Halbfabrikaten und fertigen Werkzeugen aus und befürwortet eine siedlungsbezogene Produktion des Silexmaterials. Berücksichtigt man den kleinen Siedlungsausschnitt, so ist denkbar, daß das Rohmaterial zwar in Form von vollständigen Rohknollen in die Siedlung eingebracht wurde, diese aber in einem anderen Bereich der Siedlung entrindet bzw. zu Halbfabrikaten verarbeitet wurden. Im Siedlungsausschnitt selbst wurden vorwiegend Halbfabrikate weiterverarbeitet und fertige Werkzeuge verwendet bzw. nachretuschiert. Eine Grundproduktion fand im ausgegrabenen Siedlungsareal vermutlich nur für wenige Rohknollen der Materialgruppen 2/8, 3a/b und 9 statt. Diese These wird sowohl durch die unmodifizierten Abschläge mit vollständiger Kortexbedeckung unterstützt, die eine Verarbeitung Tab. 7 Erhaltung von Abschlägen, Absplissen und Klingen in der Länge (Prozentwerte in Klammer). Grundformen nicht beurteilbar vollständig proximal medial distal gesamt Abschläge unmod. 1 (0,9) 45 (42,4) 14 (13,2) 17 (16,0) 29 (27,4) 106 (100) mod. 2 (6,9) 2 (6,9) 9 (31,0) 12 (41,4) 4 (13,8) 29 (100) Klingen unmod. - 5 2 2 4 13 mod. - 2 2 - 1 5 Abschläge o. unmod. - 1 2 1 1 5 Klingen mod. - - - 4 - 4 Absplisse unmod. 3 (1,8) 69 (42,3) 27 (16,6) 24 (14,7) 40 (24,5) 163 (100) mod. - 1 - - 1 gesamt unmod. 4 (1,4) 122 (42,5) 45 (15,7) 44 (15,3) 74 (25,8) 287 (100) mod. 2 (5,2) 5 (12,8) 11 (28,2) 16 (41,0) 5 (12,8) 39 (100) gesamt 6 (1,8) 177 (54,4) 56 (17,2) 60 (18,4) 79 (24,2) 326 (100) 58 Grundformen A B C D E gesamt Abschläge unmod. 22 (21,4) 30 (29,1) 46 (44,7) 5 (4,8) - 103 (100) mod. 4 (13,8) 9 (31,0) 12 (41,4) 4 (13,8) - 29 (100) Klingen unmod. 2 4 6 1 - 13 mod. - 1 3 1 - 5 Abschläge o. unmod. 1 1 3 - - 5 Klingen mod. 1 1 1 1 - 4 Präparationsabschläge unmod. - 1 1 - - 2 Absplisse unmod. 46 (29,5) 71 (45,5) 38 (24,4) 1 (0,6) - 156 (100) Kerntrümmer unmod. - 1 1 - - 2 Schlagtrümmer unmod. - 3 (20,0) 11 (73,3) 1 (6,7) - 15 (100) Hitzetrümmer unmod. - - - 16 (61,5) 10 (38,5) 26 (100) natürlicher Trümmer unmod. - 2 - - - 2 Retuschierabfälle unmod. - 4 3 - - 7 mod. - - 1 - - 1 Abfall v. Ausgesplitt. St. unmod. - - 1 - - 1 unbest. Grundformen unmod. 7 (25,9) 6 (22,2) 13 (48,1) 1 (3,7) - 27 (100) mod. 5 5 3 6 - 19 unmod. 79 (22,0) 122 (34,0) 123 (34,3) 25 (7,0) 10 (2,8) 359 (100) gesamt mod. 10 (17,2) 16 (27,6) 20 (34,5) 12 (20,7) - 58 (100) gesamt 89 (21,3) 138 (33,1) 143 (34,3) 37 (8,9) 10 (2,4) 417 (100) Tab. 8 Grad der thermischen Veränderung. A nicht beurteilbar, B keine thermische Veränderung, C thermische Veränderung der Farbe, D Hitzeaussprünge, E pechartiger Überzug (Prozentwerte in Klammer).
ganzer Rohknollen anzeigen, als auch durch die wenigen Kern- und Schlagtrümmer und Präparationsgrundformen. Daß die verschiedenen Produktionsschritte der Silexbearbeitung an unterschiedlichen Plätzen des Siedlungsareals stattfinden können, konnte in der Siedlung Hornstaad- Hörnle IA beobachtet werden (HOFFSTADT 1997). So sind dort in einigen Bereichen des Grabungsareals Silexartefakt-Konzentrationen vorhanden, die jeweils unterschiedliche Zusammensetzung erkennen lassen: Einige Konzentrationen weisen das gesamte Artefaktspektrum des Umformungsprozesses auf. Andere beinhalten hingegen selektiertes Material und bestehen zum Beispiel nur aus dekortierten Abschlägen und Klingen einer bestimmten Größe. Weiterhin lassen manche Konzentrationen eine Bevorzugung eines bestimmten Rohmaterials erkennen. J. Hoffstadt vermutet, daß es sich einerseits um „intentionell entsorgte Herstellungsabfälle” handelt, andererseits um Schlagplätze oder aber um beiseite gelegte, für spätere Zwecke aufgehobene Grundform- und Gerätedepots (1997, 26). Die in Hornstaad-Hörnle gewonnenen Erkenntnisse veranschaulichen somit, daß je nach Ausschnitt und Größe des gegrabenen Siedlungsareals eine unterschiedliche Zusammensetzung des Silexinventars resultieren kann. Erhaltung der Silexartefakte Im Silexinventar von Sipplingen sind insgesamt 42,5 % der Silexartefakte vollständig erhalten (Tab. 7). Diese Erhaltungsrate entspricht anderen jungneolithischen Silexinventaren Südwestdeutschlands. Unter den gebrochenen Abschlägen, Absplissen und Klingen dominieren jeweils die Distalfragmente vor den Proximal- und Medialfragmenten. Ein hoher Anteil an Distalfragmenten wertet H.- C. Strien als Indiz für eine lokale Produktion, da dieses „entweder zu dünn oder zu dick und außerdem oft stark gekrümmt [ist], so daß es als bei der Werkzeugherstellung hinderlich abgebrochen und weggeworfen wird” (1990, 42). Der hohe Anteil an Distalfragmenten unterstützt folglich die Annahme einer siedlungsbezogenen Produktion. 66,9 % der Silexartefakte wurden ferner als gebrannt eingestuft (Tab. 8). Davon weisen die meisten Silexartefakte nur eine thermische Veränderung der Farbe auf. In geringen Anteilen kommen aber auch näpfchenförmige Hitzeaussprünge sowie pechartig überzogene Silexartefakte vor, die erst bei sehr hohen Temperaturen entstehen. Der hohe Prozentwert an thermisch veränderten Silexartefakten ist sicherlich auf das in der Siedlung stattgefundene Brandereignis zurückzuführen. Allerdings ist die Zahl an thermisch veränderten Stücken möglicherweise nicht ganz korrekt, da viele der dunkelgrau bis schwarzbraun patinierten Silexartefakte – unter anderem alle Stücke der Materialgruppe 9 – bezüglich einer thermischen Einwirkung nicht immer sicher zu beurteilen waren. Der Anteil an gebrannten Stücken kann somit höher liegen. Andererseits ist es aber auch möglich, daß manche der als gebrannt eingestuften Silexartefakte nur eine dunkle Seepatina besitzen. Produktion der Silexartefakte Im Folgenden werden die Silexartefakte von Sipplingen in bezug auf ihre Herstellung untersucht. Informationen zum technischen Ablauf der Steingeräteherstellung resultieren dabei ausschließlich aus der Analyse der schlagtechnischen und metrischen Merkmale der Abschläge, Absplisse und Klingen. Es liegen keine vollständigen Kerne vor, die Aussagen über den Kernabbau erlauben. Ferner sind lediglich zwei Zusammenpassungen geglückt. Bei diesen handelt es sich um eine Aufeinanderpassung eines kantenretuschierten Werkzeugs mit unbestimmter Grundform (Katalognummer 107) auf einen Hitzetrümmer und um eine Aufeinanderpassung eines Abschlags auf einen Hitzetrümmer. Alle vier Stücke sind thermisch verändert und lassen sich bezüglich ihres Rohmaterials nicht mehr ansprechen. Untersuchungen zur Schlagtechnik Die technische Vorgehensweise bei der Produktion von Silexartefakten läßt sich anhand der Ausprägung der sekundären Schlagmerkmale der Silexartefakte ermitteln. Der Analyse werden die bei experimentellen Untersuchungen erzielten Ergebnisse zur Bruchmechanik und Schlagtechnik zugrunde gelegt (z. B. HAHN 1977; TIXIER/INIZIAN/Roche 1980; COTTERELL/KAMMINGA 1987; WEINER 1985; ders. 1999, 216 ff.). In die Untersuchung werden alle Abschläge, Klingen, ‘Abschläge oder Klingen und Absplisse einbezogen. Abb. 3 Schlagmerkmale des Proximal und Distalendes bei Abschlägen, Klingen und Absplissen. 59
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