03.11.2013 Aufrufe

Silexfunde aus der Schicht 9 von Sipplingen-Osthafen und aus der um

Silexfunde aus der Schicht 9 von Sipplingen-Osthafen und aus der um

Silexfunde aus der Schicht 9 von Sipplingen-Osthafen und aus der um

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

272). Bei den kanten- <strong>und</strong> endretuschierten Werkzeugen<br />

<strong>von</strong> <strong>Sipplingen</strong> können je nach Retuschenlage lateral retuschierte,<br />

endretuschierte o<strong>der</strong> lateral- <strong>und</strong> endretuschierte<br />

Messerformen unterschieden werden (Tab. 16). Diese Aufglie<strong>der</strong>ung<br />

bleibt hypothetisch, da lediglich sechs Messer<br />

vollständig erhalten sind. Bei sechs Exemplaren (Katalogn<strong>um</strong>mern<br />

99, 104, 106–109) konnte die Lage <strong>der</strong> Kantenretusche<br />

nicht mehr festgestellt werden, da ihre Gr<strong>und</strong>form<br />

aufgr<strong>und</strong> Hitze<strong>aus</strong>sprünge nicht mehr erkennbar<br />

war. Vier Stücke (Taf.13, 89; Katalogn<strong>um</strong>mern 103,110–<br />

111) weisen lediglich eine durch Gebrauch entstandene<br />

unregelmäßige Perlretusche, verr<strong>und</strong>ete Kante o<strong>der</strong> Kanten<strong>aus</strong>splitterung<br />

auf. Die Ausgangsform läßt sich bei sieben<br />

Messern aufgr<strong>und</strong> Hitzeschäden o<strong>der</strong> Fragmentierung<br />

nicht mehr rekonstruieren. Bei drei Messern (Taf.13, 89,<br />

91, 98) diente eine Klinge als Ausgangsform, drei weitere<br />

Messer (Taf.13, 90, 97; Katalogn<strong>um</strong>mer 103) sind möglicherweise<br />

<strong>aus</strong> Klingengr<strong>und</strong>formen hergestellt. Bei allen<br />

an<strong>der</strong>en ansprechbaren Stücke dienten Abschläge als<br />

Gr<strong>und</strong>form. Das Rohmaterial ist bei 10 Exemplaren aufgr<strong>und</strong><br />

Patinierung <strong>und</strong>/o<strong>der</strong> thermischer Verän<strong>der</strong>ung<br />

nicht mehr erkennbar. Die beurteilbaren Messer sind <strong>aus</strong><br />

den Materialgruppen 1, 2, 3a, 5, 8 <strong>und</strong> 9 hergestellt.<br />

Einige <strong>der</strong> Messer zeichnen sich durch spezielle Formgebung<br />

<strong>aus</strong>. So weisen drei Messer (Taf.13, 90,92,95) einen<br />

<strong>der</strong> Schneide gegenüberliegenden natürlichen Rücken auf.<br />

Da<strong>von</strong> besitzen zwei Stücke (Taf.13, 92, 95) eine konvex<br />

retuschierte, schaberartige Schneide. Eine solche Schneide<br />

läßt sich bei zwei weiteren Messern (Taf.13, 93; Katalogn<strong>um</strong>mer100)<br />

feststellen. Weiterhin ist bei einem bilateral<br />

retuschierten Messer eine Kante durch eine steile Rückenretusche<br />

<strong>aus</strong>gebildet. Lediglich ein Exemplar (Taf.13, 94)<br />

ist durch eine distale Endretusche charakterisiert. Diese<br />

befindet sich allerdings nicht quer zur Schlagrichtung,<br />

son<strong>der</strong>n verläuft vielmehr über die laterale <strong>und</strong> distale<br />

Ecke des Stücks. Zwei Messer stellen möglicherweise einen<br />

an<strong>der</strong>en Werkzeugtyp dar. So könnte es sich bei einem<br />

stark durch Hitze<strong>aus</strong>sprünge beschädigten Stück (Katalogn<strong>um</strong>mer<br />

102) <strong>um</strong> einen Kratzer handeln <strong>und</strong> bei einem<br />

Medialfragment (Taf.13, 97) <strong>um</strong> einen Bohrer. Letzteres<br />

ist an den Lateralkanten leicht eingezogen <strong>und</strong> weist auf<br />

<strong>der</strong> Ventralseite wenige Retuschenegative auf, die <strong>von</strong> einer<br />

Bohrtätigkeit herrühren können. Eine Funktion als<br />

Bohrer ist aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> fehlenden mikroskopischen Gebrauchsspurenanalyse<br />

jedoch fraglich. Bei keinem <strong>der</strong> vorliegenden<br />

Messer haben sich Pechrest erhalten, die auf eine<br />

Schäftung schließen lassen. Ferner ist keines <strong>der</strong> Messer<br />

durch Glanzpatina charakterisiert. Allerdings weist das<br />

nicht aufgenommene, geschäftete Messer (Taf. 13, 88), das<br />

bifazial flächig überarbeitet <strong>und</strong> spitz oval geformt ist, entlang<br />

einer retuschierten Kante starke Verr<strong>und</strong>ung <strong>und</strong><br />

Glanzpatina auf. Eine Funktion als Erntemesser läßt sich<br />

somit für dieses Stück belegen.<br />

Die Messer <strong>von</strong> <strong>Sipplingen</strong> sind im Vergleich zu den Messern<br />

<strong>von</strong> Wangen-Hinterhorn, Ödenahlen <strong>und</strong> Reute-<br />

Schorrenried größer dimensioniert (Tab. 17). Insbeson<strong>der</strong>e<br />

die Längen sind im Mittel größer. Dies läßt auf vergleichsweise<br />

schlanke Messerformen schließen.<br />

Von den kanten- <strong>und</strong> endretuschierten Messern wurde ein<br />

Exemplar separiert, das als Dolch klassifiziert wurde (Taf.<br />

13, 112). Es handelt sich <strong>um</strong> eine Spitzklinge, die an ihrem<br />

Proximalende durch eine dorsoventrale, in die Fläche<br />

greifende Retusche gekennzeichnet ist <strong>und</strong> an <strong>der</strong> Basis<br />

eine leicht konkave Einziehung zeigt. Etwa 1 cm oberhalb<br />

<strong>der</strong> Basis weist das Stück linkslateral einen kleinen dornartigen<br />

Vorsprung auf, <strong>der</strong> vermutlich <strong>von</strong> einer ursprünglichen<br />

Kerbung herrührt. Der Verlauf <strong>der</strong> spitz zuretuschierten<br />

Lateralkanten z<strong>um</strong> Distalende hin ist leicht s-<br />

förmig geschwungen. Der Dolch ist 83,1 mm lang, 21 mm<br />

breit, 8 mm dick <strong>und</strong> wiegt ca. 15 g. Er ist <strong>aus</strong> dunkelgrauem<br />

bis schwarzbraun patiniertem Silex <strong>der</strong> Materialgruppe<br />

9 <strong>und</strong> zeigt vermutlich thermische Einwirkung. Er läßt<br />

sich aufgr<strong>und</strong> seiner abweichenden Form nicht den Spitzklingen<br />

<strong>aus</strong> Rijckholt-Flint anglie<strong>der</strong>n (Abb. 5), die vermutlich<br />

über die Träger <strong>der</strong> Michelsberger Kultur in den<br />

südwestdeutschen Ra<strong>um</strong> gelangten (STROBEL 2000, 193<br />

ff.). Er läßt sich auch nur schwer mit den Spandolchen des<br />

Spätneolithik<strong>um</strong>s vergleichen (STRAHM 1963, WINIGER<br />

Länge (mm) Breite (mm) Dicke (mm) Gewicht (g)<br />

Silexinventare n Med. x Std. Var. Med. x Std. Var. Med. x Std. Var. Med. x Std. Var.<br />

<strong>Sipplingen</strong> 6 39,4 40,3 11,4 0,30 22,9 22,7 6,7 0,30 7,3 7,6 2,7 0,40 4,8 7,2 5,4 0,80<br />

Wangen-Hinterhorn 7 36,0 35,0 8,5 0,24 18,0 21,7 8,9 0,41 5,0 6,1 3,6 0,59 3,4 6,0 7,2 1,20<br />

Ödenahlen 15 35,0 35,3 7,9 0,22 28,0 28,1 6,2 0,22 8,0 7,7 2,6 0,34 8,0 9,0 5,3 0,59<br />

Reute-Schorrenried 3 26,0 27,3 4,2 0,15 19,0 18,0 1,7 0,09 6,0 5,0 2,6 0,52 2,9 2,8 1,6 0,60<br />

Tab. 17 Maße <strong>der</strong> vollständigen kanten- <strong>und</strong> endretuschierten Messer <strong>von</strong> <strong>Sipplingen</strong> im Vergleich zu Wangen-Hinterhorn,<br />

Ödenahlen <strong>und</strong> Reute-Schorrenried.<br />

Länge (mm) Breite (mm) Dicke (mm) Gewicht (g)<br />

Silexinventare n Med. x Std. Var. Med. x Std. Var. Med. x Std. Var. Med. x Std. Var.<br />

<strong>Sipplingen</strong> 6 27,4 30,8 2,8 0,42 19,6 21,6 5,3 0,24 10,7 10,6 3,1 0,29 4,1 6,4 5,0 0,78<br />

Wangen-Hinterhorn 16 34,0 35,6 8,9 0,25 21,0 23,9 5,9 0,25 10,0 10,6 2,3 0,22 9,2 9,8 4,3 0,44<br />

Ödenahlen 9 35,0 38,6 9,8 0,25 31,0 33,0 7,9 0,24 11,0 12,1 2,5 0,21 15,3 15,9 4,5 0,28<br />

Reute-Schorrenried 4 39,0 41,0 14,5 0,35 37,0 36,5 14,0 0,38 11,0 11,2 4,6 0,41 21,3 21,1 15,2 0,72<br />

Tab. 18 Maße <strong>der</strong> vollständigen Kratzer <strong>von</strong> <strong>Sipplingen</strong> im Vergleich zu Wangen-Hinterhorn, Ödenahlen<br />

<strong>und</strong> Reute-Schorrenried.<br />

65

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!