Silexfunde aus der Schicht 9 von Sipplingen-Osthafen und aus der um
Silexfunde aus der Schicht 9 von Sipplingen-Osthafen und aus der um
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Tab. 3 Aufglie<strong>der</strong>ung<br />
<strong>der</strong><br />
unmodifizierten<br />
<strong>und</strong> modifizierten<br />
Gr<strong>und</strong>formen<br />
in die<br />
verschiedenen<br />
Phasen des<br />
Umformungsprozesses<br />
(Prozentwerte<br />
in<br />
Klammern).<br />
Umformungs- Typ Gr<strong>und</strong>formen unmodifiziert modifiziert gesamt<br />
phasen Nr.<br />
1 1 Abschläge > 2/3 Kortex 17 (4,1) 2 (0,5) 19 (4,6)<br />
2 primärer Kernkantenabschlag 1 (0,2) - 1 (0,2)<br />
3 Abschläge < 2/3 Kortex 30 (7,2) 14 (3,4) 44 (10,6)<br />
4 Abschläge ohne Kortex 56 (13,4) 13 (3,1) 69 (16,5)<br />
5 Klingen < 2/3 Kortex 7 (1,7) 3 (0,7) 10 (2,4)<br />
6 Klingen ohne Kortex 6 (1,4) 2 (0,5) 8 (1,9)<br />
7 Abschlag o. Klinge < 2/3 Kortex 3 (0,7) - 3 (0,7)<br />
2 8 Abschlag o. Klinge ohne Kortex 2 (0,5) 4 (0,9) 6 (1,4)<br />
9 Präparationsabschlag 1 (0,2) - 1 (0,2)<br />
10 Kerntrümmer 2 (0,5) - 2 (0,5)<br />
11 Schlagtrümmer 15 (3,6) - 15 (3,6)<br />
12 Absplisse 156 (37,5) - 156 (37,5)<br />
3 13 Retuschierabfälle 4 (0,9) - 4 (0,9)<br />
14 Abfall <strong>von</strong> Ausgesplitt. Stück 1 (0,2) - 1 (0,2)<br />
4 15 Retuschierabfälle mit<br />
facettiertem Schlagflächenrest 3 (0,7) 1 (0,2) 4 (0,9)<br />
Diverse 16 Hitzetrümmer 26 (6,2) - 26 (6,2)<br />
17 natürlicher Trümmer 2 (0,5) - 2 (0,5)<br />
18 unbestimmte Gr<strong>und</strong>formen 27 (6,5) 19 (4,6) 46 (11,1)<br />
gesamt 359 (86,1) 58 (13,9) 417 (100)<br />
len des Voralpengebiets ist somit wahrscheinlich. Bei allen<br />
an<strong>der</strong>en Jurahornsteinvarianten spricht die weitgehend intakte<br />
Kortex gegen einen längeren Transport. Es handelt<br />
sich folglich <strong>um</strong> Jurahornsteine <strong>aus</strong> primären Lagerstätten<br />
<strong>der</strong> nahegelegenen Hegaualb bzw. <strong>um</strong> <strong>aus</strong>gewitterte <strong>und</strong><br />
nur wenig transportierte Jurahornsteine <strong>aus</strong> den Residuallehmen<br />
des Heg<strong>aus</strong>. Den Angaben A. Schreiners (1979,<br />
15) zufolge sind Jurahornsteine im Bereich <strong>der</strong> Westalb<br />
vorwiegend in die <strong>Schicht</strong>en des Malm δ <strong>und</strong> ε eingelagert.<br />
D. Neubauer (1989, 6) konnte bei Geländebegehungen<br />
im Hegaugebiet Jurahornsteinvorkommen im Donautal<br />
bei Immendingen, im Körbel- <strong>und</strong> Bibertal, in den Tälern<br />
<strong>um</strong> das Kesslerloch bei Thayngen (CH) sowie bei Ach<br />
<strong>und</strong> Duchtlingen lokalisieren. Diese Rohmaterialvorkommen<br />
müssen als potentielle Herkunftsgebiete in Betracht<br />
gezogen werden. Im Inventar <strong>von</strong> <strong>Sipplingen</strong> kommen<br />
keine Bohnerzhornsteine vor, obwohl diese in <strong>der</strong> Umgebung<br />
<strong>der</strong> F<strong>und</strong>stelle an zahlreichen Stellen zu finden sind<br />
(FRITSCH/NEUBAUER 1987, 163). Allerdings ist dieses Rohmaterial<br />
in den Siedlungen des Bodenseeufers nur schwer<br />
nachzuweisen, da ihre charakteristische gelbbraune Farbe<br />
durch die Lagerung im Feuchtbodenmilieu <strong>aus</strong>gelaugt<br />
wird (HOFFSTADT 1997, 148). Hinweise auf die Verwendung<br />
<strong>von</strong> Fernimporten für den ergrabenen Siedlungs<strong>aus</strong>schnitt<br />
liegen nicht vor. Sie sind lediglich im Oberflächenmaterial<br />
belegt (siehe unten).<br />
Die Nutzung <strong>von</strong> überwiegend lokalen Rohmaterialien<br />
paßt gut in das Bild, das bisher bei Untersuchungen <strong>von</strong><br />
Silexinventaren <strong>aus</strong> jungneolithischen Siedlungen des Bodenseeufers<br />
gewonnen werden konnte. So stammen beispielsweise<br />
auch in Hornstaad-Hörnle IA über 90 % des<br />
Rohmaterials <strong>aus</strong> lokalen Vorkommen (HOFFSTADT/MAIER<br />
1999, 21). Ebenso lassen sich unter den stratifizierten Silexartefakten<br />
<strong>der</strong> Pfyner Siedlung Wangen-Hinterhorn<br />
<strong>aus</strong>schließlich lokale Rohmaterialien identifizieren (KIE-<br />
SELBACH 2000, 81f.). Dies läßt auf eine gute Verfügbarkeit<br />
<strong>und</strong> Zugänglichkeit <strong>der</strong> Rohmaterialquellen im Bereich<br />
des Heg<strong>aus</strong> <strong>und</strong> <strong>der</strong> Hegaualb schließen. Daß sich fernimportierte<br />
Silexartefakte außerhalb des <strong>aus</strong>gegrabenen Siedlungsbereichs<br />
<strong>von</strong> <strong>Sipplingen</strong> befinden können, ist aber<br />
durch<strong>aus</strong> möglich. Wie die Untersuchungen <strong>von</strong> J.<br />
Hoffstadt <strong>und</strong> U. Maier (1999, 26) in Hornstaad-Hörnle<br />
zeigen, konzentrieren sich fernimportierte Güter oftmals<br />
auf bestimmte Häuser. So liegen z. B. in H<strong>aus</strong> 2 <strong>von</strong> Hornstaad-Hörnle<br />
vorwiegend Importe <strong>aus</strong> dem Alpenra<strong>um</strong><br />
vor, in H<strong>aus</strong> 11 finden sich hingegen <strong>aus</strong>schließlich Michelsberger<br />
Sileximporte. Ähnliche Beobachtungen konnten<br />
auch in Reute-Schorrenried gemacht werden (KIESEL-<br />
BACH/SCHLICHTHERLE 1998, 164). In dieser Station ließen<br />
sich fast alle vorhandenen Plattensilices H<strong>aus</strong> 1 zuweisen.<br />
Da in <strong>Sipplingen</strong> eine relativ große Zahl an Michelsberger<br />
Keramik gef<strong>und</strong>en wurde (mündl. Mitteilung M. Kolb),<br />
wäre eigentlich zu erwarten gewesen, daß sich dies auch<br />
beim Silexmaterial wi<strong>der</strong>spiegelt. Die <strong>von</strong> den Trägern <strong>der</strong><br />
Michelsberger Kultur exportierten Maas-Kreidefeuersteine<br />
vom Typ Rijckholt lassen sich jedoch nicht belegen.<br />
Hierfür ergeben sich mehrere Erklärung: Z<strong>um</strong> Einen ist<br />
das Auftreten <strong>von</strong> Michelsberger Keramik nicht zwangsläufig<br />
mit einem Aust<strong>aus</strong>ch <strong>von</strong> Kreidefeuersteinen verb<strong>und</strong>en,<br />
z<strong>um</strong> An<strong>der</strong>en können sich entsprechende Importe<br />
im nicht <strong>aus</strong>gegrabenen Bereich <strong>der</strong> Grabung befinden.<br />
Ferner ist vorstellbar, daß <strong>der</strong> Import <strong>von</strong> Kreidefeuersteinen<br />
in den südwestdeutschen Ra<strong>um</strong>, <strong>der</strong> überwiegend in<br />
Form <strong>von</strong> Klingen <strong>und</strong> Klingengeräten erfolgte, in diesem<br />
späten Abschnitt des Jungneolithik<strong>um</strong>s weitgehend abgebrochen<br />
ist. Diese Hypothese wird durch die fehlenden<br />
Nachweise <strong>von</strong> Maas-Kreidefeuersteinen bei den zeitgleichen<br />
Pfyn-Altheimer Stationen sowie durch die wenigen<br />
Belege im Michelsberger Erdwerk Heilbronn-Klingenberg<br />
(KIESELBACH 2000, Tab. 15), das ebenfalls in eine späte<br />
Stufe innerhalb <strong>der</strong> Michelsberger Kultur datiert (Biel<br />
1998, 98), unterstützt.<br />
Im Folgenden soll <strong>der</strong> Frage nachgegangen werden, in welchem<br />
Umfang <strong>und</strong> in welcher Form die Rohmaterialien<br />
beschafft <strong>und</strong> in <strong>der</strong> Siedlung verarbeitet wurden. Da lediglich<br />
zwei H<strong>aus</strong>plätze innerhalb des Siedlungs<strong>aus</strong>schnit-<br />
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