LÜNEBURG AKTUELL KULTUR KUNST PORTRÄT ... - Quadrat
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66 quadrat 01 / 2012 � reingehört<br />
REINGEHÖRT<br />
JANUAR<br />
MATT ELLIOTT<br />
THE BROKEN MAN<br />
ICI D‘AILLEURS<br />
Der englische Folk-Gitarrist und Sänger<br />
Matt Elliott inszeniert auf diesem Album<br />
dunkle Reminiszenzen an eine mehr<br />
oder weniger europäische Folk-Kultur,<br />
die von Verbindungen jenseits gängiger<br />
Lehrbuchmeinungen lebt; und so klingen<br />
hier akustische Gitarrenpittoresken,<br />
Flamenco, Funeral Music und sogar Erik<br />
Satie und Leonard Cohen gleichermaßen<br />
an, verdichten sich zu einem intensiven<br />
und virtuosen Musikgemälde, wie es in<br />
seiner nachhaltigen Qualität in unserer<br />
schnelllebigen Zeit nur noch selten zu<br />
finden ist.<br />
KEITH JARRETT<br />
RIO<br />
ECM<br />
Nach Paris/London folgt mit „Rio“ eine<br />
weitere ortsgebundene Sammlung von<br />
Improvisationen, die allesamt an einem<br />
Abend entstanden sind. Dass Jarretts<br />
Klänge die Einzigartigkeit und Unwie-<br />
derholbarkeit eines jeden irdischen Moments<br />
versinnbildlichen, nein, besser:<br />
hörbar machen, verleiht seiner Art Musik<br />
zu machen nahezu philosophische oder<br />
gar spirituelle Bedeutung; Fans und Besucher<br />
seiner Konzerte sprechen nicht<br />
ohne Grund von der existenziellen Erfahrung,<br />
die das Live-Erleben dieses<br />
Künstlers mit sich bringt – Musik, die<br />
einem das Bewusstsein für das Hier &<br />
Jetzt zurückerlangen lässt.<br />
AMY WINEHOUSE<br />
LIONESS: HIDDEN TREASURES<br />
ISLAND<br />
Amy Winehouse wird als Legende in die<br />
Popkultur eingehen, als die tragische<br />
Persönlichkeit ihrer Generation, so wie<br />
Jimi Hendrix oder Kurt Cobain vor ihr.<br />
Musikalisch authentisch und für jedermann<br />
verständlich hat sie sich in das<br />
kollektive Bewusstsein unserer Zeit gesungen<br />
und wurde dabei als junge,<br />
selbstbewusste, den Tod und das Leben<br />
scheinbar Verachtende zum gefundenen<br />
Fressen der Skandalblätter. Doch sie<br />
wurde auch zur Stilikone, die von jungen<br />
Mädchen auf der Suche nach Selbstbewusstsein<br />
und nach Schutz weltweit<br />
kopiert wird. Diese posthume Songsammlung<br />
verdeutlicht noch einmal ihre<br />
künstlerischen Qualitäten; diejenigen,<br />
die mit dieser Veröffentlichung viel Geld<br />
verdienen, haben hoffentlich soviel Anstand,<br />
alle Erlöse in Projekte der Suchtprävention<br />
zu überführen, alles andere<br />
wäre Grabräuberei.<br />
VARIOUS ARTISTS<br />
OUR OWN VOICES VOL. 4<br />
TRIKONT<br />
Seit Jahrzehnten vereint das süddeutsche<br />
Trikont-Label, ewige Fundgrube<br />
für musikalische Feingeschmäckler,<br />
Altes und Neues aus aller Welt, über<br />
alle Genres hinweg, mit Hauptaugenmerk<br />
auf die zeitgenössische, sich ihrer<br />
Tradition nicht verschließenden Musikkultur<br />
der südlichen Gefilde des<br />
deutschsprachigen Raumes. Entsprechend<br />
vielfältig zeigt sich diese Niedrig-<br />
preis-Doppel-CD-Label-Werkschau,<br />
hier findet der offene Musikfreund Jazz-<br />
Legende Coco Schumann neben Polit-<br />
Barde Hans Söllner oder musikalische<br />
Urgesteine wie Cab Calloway und Embryo<br />
neben neumusikalischen Geheimtipps<br />
wie Attwenger und Kinderzimmer<br />
Productions.<br />
AXEL PRAHL<br />
BLICK AUFS MEHR<br />
BUSCHFUNK<br />
Axel Prahl sollte der Öffentlichkeit eher<br />
als Schauspieler bekannt sein. Nun verhält<br />
es sich im Allgemeinen so, dass den<br />
musikalischen Auswürfen von Schauspielern<br />
eher skeptisch begegnet wer-<br />
den sollte. Und in diesem Fall? Prahl<br />
macht Lieder, die mal schön sind, mal<br />
nachdenklich, mal melancholisch, mal<br />
fröhlich, nie platt und selbstverliebt,<br />
aber natürlich um das eigene Erleben<br />
kreisen – eine Liedermacherplatte also,<br />
eine, die nicht peinlich ist, nicht nervt,<br />
eine, die von Herzen kommt. Und das ist<br />
doch schon was.<br />
VARIOUS ARTISTS<br />
TEENAGERS & YOUTH IN MUSIC<br />
1951–1960<br />
BEAR FAMILY<br />
Der berühmte Musikjournalist Jon Savage<br />
spürt mit dieser von ihm zusammengestellten<br />
Sammlung weiterhin der<br />
kulturellen Entwicklung des Begriffes<br />
„Jugend“ und der Bedeutung des Teenagers<br />
in der Popkultur nach. 34 Songs<br />
beleuchten diese Thematik und führen<br />
den Hörer zurück in Welten, die ein jeder<br />
von uns durchlaufen hat. Mit dabei<br />
Klassiker von Chuck Berry, Dion & The<br />
Belmonts, Ricky Nelson und Johnny<br />
Cash, aber auch weniger Bekanntes<br />
und Obskures aus der Welt des<br />
Rock’n’Roll, Doo Wop und Bubblegum<br />
Music-Songs, in denen es um sturmfreie<br />
Bude, die ers te Liebe in allen<br />
Facetten und Sturm-und-Drang-Selbstverortungen<br />
an der Schwelle zum Erwachsensein<br />
geht. (ap)