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DDR-Opposition bis 1989 (PDF) - Robert Havemann Gesellschaft

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Vorwort II<br />

Vorwort<br />

Im Jahr 1992 gründeten Mitglieder der Berliner Umwelt-Bibliothek das Matthias-Domaschk-<br />

Archiv, um Geschichte und Erfahrung von Widerstand und <strong>Opposition</strong> in der <strong>DDR</strong> zu dokumentieren<br />

und zu vermitteln. Grundlage des Archivs bildete im Jahr 1992 eine von der Umwelt-<br />

Bibliothek angelegte Text- und Schriftensammlung der <strong>DDR</strong>-<strong>Opposition</strong> aus den 1980er Jahren.<br />

Diese Sammlung wurde im Laufe der Jahre durch einzeln in das Archiv gegebene Dokumente bzw.<br />

kleinere Dokumentensammlungen erweitert und zum Bestand „<strong>DDR</strong>-<strong>Opposition</strong> <strong>bis</strong> <strong>1989</strong>“ ausgebaut.<br />

Der Bestand umfasst ca. 7 lfd. Aktenmeter. Überliefert sind in ihm Unterlagen von zahlreichen<br />

Friedens-, Umwelt-, Menschenrechts-, Zweidrittelwelt- und Wehrdienstverweigerungsgruppen,<br />

von Seminaren und Werkstätten, Ereignissen, Themen, Ost-West-Kontakten, der Evangelischen<br />

Kirche etc., welche die Bewegungen und Aktivitäten der <strong>DDR</strong>-<strong>Opposition</strong> Mitte der 1980er<br />

Jahre, insbesondere in Berlin, widerspiegeln. Die Erschließung des Bestandes erfolgte in mehreren,<br />

von der Stiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur und vom Berliner Landesbeauftragten für<br />

die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen <strong>DDR</strong>, finanzierten Projekten.<br />

Bestandsgeschichte und -aufbau<br />

Die am 2. September 1986 gegründete Umwelt-Bibliothek (UB) Berlin stand in der Tradition der<br />

osteuropäischen fliegenden Universitäten, alternativer (und damit illegaler) Bildungseinrichtungen<br />

in Privatwohnungen. Ideengeschichtlich kam sie aus der basisdemokratischen Friedens-, Umwelt-<br />

und Dritte-Welt-Bewegung der <strong>DDR</strong>. Die UB versuchte durch Verbindung dieser Themen und<br />

darüber hinaus mit Informationen aus allen vom Regime tabuisierten Bereichen das staatliche Informationsmonopol<br />

zu brechen. 1986 fand die UB mit Hilfe des Pfarrers Hans Simon Räume in<br />

der Zionskirchgemeinde Berlin. Die organisatorische Gliederung war Bibliothek, Galerie, Redaktion,<br />

Druckerei. Die Bibliothek enthielt verbotene Bücher, Broschüren und Infohefte zu Friedens-<br />

und Umweltproblemen sowie andere Publikationen von <strong>DDR</strong>-<strong>Opposition</strong>sgruppen. Integriert war<br />

ein Informationsverteiler für die Gruppen. Über diesen wurden nicht nur Flugblätter, Briefe, Veröffentlichungen<br />

etc. an andere Gruppen verteilt, die UB behielt gleichzeitig jeweils ein Exemplar<br />

für ihre eigene Arbeit. Somit verfügte sie im Jahr 1990 über die größte Dokumenten- und Schriftensammlung<br />

aus der <strong>DDR</strong>-<strong>Opposition</strong> der 1980er Jahre. In einer mit Ormig- und Wachsmatrizengeräten<br />

aufgebauten illegalen Druckerei stellte die UB eigene, aber auch Blätter anderer Gruppen<br />

her. Die von der UB herausgegebene Zeitschrift „Umweltblätter“ wurde <strong>bis</strong> <strong>1989</strong> das bedeutendste<br />

und am meisten verbreitete Informationsblatt der <strong>DDR</strong>-<strong>Opposition</strong>. Ab Herbst <strong>1989</strong> erschien die<br />

Zeitschrift „telegraph“, die noch heute mit einer kleinen Auflage herausgegeben wird. Die UB<br />

wurde in der ganzen <strong>DDR</strong> bekannt, als die Staatssicherheit in der Nacht vom 24. zum 25. November<br />

1987 die Einrichtung überfiel. Der unter dem Decknamen „Aktion Falle“ durchgeführte Überfall<br />

zielte auf die Drucker und Redakteure der illegalen Zeitschrift „grenzfall“. Obwohl dieses Ziel<br />

verfehlt wurde, kam es zu Festnahmen von UB-Mitgliedern. Eine landesweite Solidaritätskampagne<br />

trug mit dazu bei, daß sie wieder entlassen werden mußten. Die UB wurde zum öffentlichen<br />

Symbol für den Erfolg von Widerstand gegen das Regime. Die Bedeutung der Gruppe ist insbesondere<br />

in der überregionalen Informationsvernetzung und ihren zahlreichen Veröffentlichungen<br />

zu sehen. In der Schlußphase der <strong>DDR</strong> nahm ihre Bedeutung gegenüber den Bürgerbewegungen<br />

ab. In den folgenden Jahren machte sie nur noch wenig von sich reden, so bei der Organisierung<br />

der Schiffsbesetzung in Peenemünde zur Verhinderung des Verkaufs von <strong>DDR</strong>-Kriegsschiffen an<br />

die indonesische Militärdiktatur. Aus den Reihen der Mitarbeiter der UB entstand 1990 eine Drukkerei<br />

und das Matthias-Domaschk-Archiv, das heute gemeinsam mit den Beständen des <strong>Robert</strong>-

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