muss lauten: Mit Kluft – o<strong>der</strong> mit Sweatshirt? Mit Kohte o<strong>der</strong> Biwakzelt? Und egal, wie die Antwort ausfällt: Warum gerade so und nicht an<strong>der</strong>s? Mit „iih, Kluft!“ o<strong>der</strong> „klar, Affe!“ ist es also nicht getan. Damit überrumpeln wir einan<strong>der</strong> nur. ~ ~ ~ Zweitens: Warum also gerade so und nicht an<strong>der</strong>s? Wie hängt beides zusammen, unsere Pfadfin<strong>der</strong>gemeinschaft und Juja, Kohte, Affe? Nun, ein Grundgedanke <strong>der</strong> Fahrt ist, dass wir den Alltag hinter uns lassen wollen, alles Nervige und Eintönige, aber auch den Luxus, unsere Computer und Hightech-Spielzeuge. Singen statt iPod. Statt Subway Feuerkochen. Wer auf Fahrt geht, will ausbrechen und Abstand zu seinem „normalen“ Leben gewinnen: Und zwar, um mit geschärften Sinnen die Fremde, ihre Natur und Menschen zu erleben – und um zur Sippengemeinschaft und zu sich selbst zu finden. Das geht am besten, indem man sich auf Fahrt mit dem Nötigsten begnügt: Wir wollen wissen, ob man im 21. Jahrhun<strong>der</strong>t mitten in Europa noch als Nomade leben kann, wie sich das anfühlt, was es mit uns macht. Alles, was wir sonst verpassen. Goretex-Jacke und McKinley- Rucksack halten uns aber davon ab, Nomaden ähnlich zu sein. Ein einfaches Zelt, ein einfacher Rucksack, eine Garnitur Klei<strong>der</strong> am Körper und ein Topf im Gepäck: Viel mehr brauchen wir nicht, um ferne Lande, unsere Gemeinschaft und uns selbst kennenzulernen. Viel mehr wäre dabei wahrscheinlich ziemlich hin<strong>der</strong>lich. ~ ~ ~ Drittens: Bleibt die Frage, warum das einfache Zelt jetzt die schwarze Kohte sein, warum die Klei<strong>der</strong>garnitur aus Takelbluse und Klufthemd bestehen soll. Hier gibt es keine allgemeingültige Begründung mehr, son<strong>der</strong>n nur persönliche Erfahrung und Vorliebe. Abends in <strong>der</strong> Kohte am knisternden Feuer zu liegen und noch einen Scheit nachzulegen vor dem Einschlafen, ist für mich unvergleichlich. Nachts prasseln dicke Tropfen auf die Bahn über mir, und am Morgen rieche ich den frischen Regen, <strong>der</strong> nur drei Handbreit neben meinem Kopf im Sonnenschein vom Gras hochdampft. Das geht nur in <strong>der</strong> Kohte, und ich wünsche meiner Sippe solche Momente auch – deswegen wünsche ich mir, dass sie mit einer Kohte auf Fahrt geht. Ich wünsche mir, dass die Sippenmitglie<strong>der</strong> Kluft o<strong>der</strong> Juja tragen, weil ich weiß, wie es ist, in diesem Aufzug nach einem anstrengenden Wan<strong>der</strong>tag durch ein fremdes Dorf zu schlen<strong>der</strong>n – nicht als abgekämpfte Touris, son<strong>der</strong>n als Landstreicher, die schlimmstenfalls skeptisch beäugt und bestenfalls eingeladen und bewirtet werden, Gastfreundschaft, für die man sich mit einem Lied bedanken kann. Solche Erinnerungen machen mir das blaue Hemd, die schwarze Jacke und die Kohte lieb und teuer, und nur deswegen kann ich sie in Schutz nehmen und weiterempfehlen. ~ ~ ~ Erfahrungen und Erlebnisse muss sich dann je<strong>der</strong> selbst erfahren. Unsere Formen können dafür aber <strong>der</strong> Rahmen sein: Äußeres – und doch mehr als bloße Äußerlichkeiten.
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