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Niedermolekulare Heparine - pharmaSuisse

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PHARMAZIE UND MEDIZIN<br />

PHARMACIE ET MÉDECINE<br />

Hämostasediagnostik<br />

Thromboplastinzeit = Quicktest<br />

Mass für die Aktivität von Fibrinogen und Faktor II, V, VII, und X<br />

Verwendung: Überwachung der Therapie mit oralen Antikoagulantien.<br />

Messgrösse: Zeit in Sekunden bis zur Bildung eines Fibringerinnsels<br />

Messung: Gerinnungszeit nach Inkubation von Zitratplasma mit Gewebethromboplastin<br />

(Tissue Factor, Kalziuim und Phospholipide)<br />

Angabe:<br />

1. Quickwert =Thromboplastinzeit (TPZ) = Prothrombinzeit (PT):<br />

Gerinnungszeit in % eines Referenz-Normalplasmas<br />

2. International Normalized Ratio (INR): Quotient Gerinnungszeit<br />

Patientenplasma zu Gerinnungszeit Referenz-Normalplasma. Diese<br />

Ratio wird mit einem Korrekturfaktor (ISI = International Sensitiviy<br />

Index) multipliziert, welcher die Unterschiede von verschiedenen<br />

Reagenzien korrigiert, so dass sich INR-Werte verschiedener Labors<br />

vergleichen lassen.<br />

Normalbereich: Quick 70–120%, INR 1,0–1,1<br />

Therapeutischer Bereich: Quick: 20–30%, INR 2–3<br />

Aktivierte partielle Thrombinzeit = aPTT<br />

Mass für die Aktivität von Fibrinogen und Faktor II, V, VIII, IX, X, XI und<br />

XII<br />

Verwendung: Überwachung der Heparintherapie und Suchtest für<br />

Faktorenmangel<br />

Messgrösse: Zeit in Sekunden bis zur Bildung eines Fibringerinnsels<br />

Messung: Gerinnungszeit nach Inkubation von Zitratplasma mit Phospholipid,<br />

Kalzium und einem Oberflächenaktivator (z. B. Ellagsäure,<br />

Kaolin)<br />

Angabe: Sekunden<br />

Normalbereich: 28–40 Sekunden (je nach Reagens)<br />

Therapeutischer Bereich: bei Heparinisierung: 1,5–2,5facher Ausgangswert<br />

eine effektive Antikoagulation, im therapeutischen<br />

Bereich ist. Bevor NMH<br />

sistiert werden können, muss der INR<br />

für mindestens 48 Stunden im therapeutischen<br />

Bereich liegen.<br />

Injektionstechnik<br />

Da NMH nicht mehr standardmässig<br />

monitorisiert werden müssen und bequem<br />

mit Fertigspritzen subkutan appliziert<br />

werden können, müssen die<br />

Patienten nun grossenteils sich selbst die<br />

Injektionen machen. Eine exakte Anleitung<br />

zur korrekten subkutanen Injektionstechnik<br />

ist daher entscheidend. Mir<br />

ist persönlich ein Fall bekannt, wo es<br />

durch eine völlig falsche und vom Hausarzt<br />

nicht kontrollierte Injektionstechnik<br />

bei einer schwangeren Patientin zu einer<br />

massiven Embolisierung kam, wodurch<br />

das Kind starb und die Patientin nur<br />

knapp überlebte. Auf folgende Punkte<br />

sollte bei der Subkutaninjektion geachtet<br />

werden:<br />

– Zusammenpressen einer genügend<br />

dicken Hautfalte (genügend subku-<br />

tanes Gewebe)<br />

– Einführen der ganzen Nadel mit einem<br />

90 ° -Winkel<br />

– Kein Loslassen der Hautfalte<br />

– Langsame Injektion<br />

Journal suisse de pharmacie, 19/2004<br />

– Nadel nicht abrupt herausziehen<br />

(sonst kann die Flüssigkeit wieder<br />

austreten)<br />

– Leichter Druck mit einem Tupfer auf<br />

Injektionsstelle (nicht massieren)<br />

Trotz der Möglichkeit der einmaligen<br />

Injektion verordne ich bei Patienten mit<br />

wenig oder gar keiner Erfahrung in der<br />

Selbstinjektionstechnik meist die zweimalige<br />

Injektion, da das Injektionsvolumen<br />

(z.B. bei Fragmin ® ) nur halb so<br />

gross ist und damit häufige Injektionsfehler<br />

wie das Wiederaustreten der<br />

Flüssigkeit beim Nadelrückzug sich<br />

weniger stark auswirken. Wird nur eine<br />

einmal tägliche Injektion verabreicht,<br />

wird diese in der Regel abends gegeben,<br />

doch ist dies nicht obligat.<br />

Lokale Hautreaktionen<br />

Lokale Hämatome und Indurationen<br />

sind sehr häufig und kein Grund, NMH<br />

abzusetzen. Bilden sich jedoch um die<br />

Injektionsstellen grossflächige Rötungen<br />

mit gegebenenfalls Papeln oder Pusteln,<br />

ist dies ein Zeichen einer allergischen<br />

Reaktion. Bilden sich gar kleine Hautnekrosen<br />

spricht dies für eine Heparininduzierte<br />

Thrombozytopenie vom Typ<br />

II (HIT II). In diesen Fällen muss das<br />

NMH rasch abgesetzt werden, und der<br />

Patient muss allergologisch und/oder<br />

bezüglich einer HIT II abgeklärt<br />

werden.<br />

Schwangerschaft<br />

Obschon gewisse Hersteller von NMH<br />

(z. B. Clexane ® ) den Einsatz von NMH<br />

in der Schwangerschaft immer noch als<br />

Kontraindikation angeben, werden<br />

NMH seit gewiss bald 10 Jahren routinemässig<br />

in allen Phasen der Schwangerschaft<br />

sowohl in der Prophylaxe als<br />

auch in der Therapie erfolgreich eingesetzt.<br />

In einer eigenen Studie mit mehr<br />

als 300 Schwangeren sahen wir unter<br />

NMH keine einzige schwere Komplikation.<br />

Klinische Erfahrungen mit<br />

Fondaparinux in der Schwangerschaft<br />

bestehen noch nicht. In-vitro-Studien<br />

haben aber gezeigt, dass Fondaparinux<br />

nicht oder nur minim plazentar transferiert<br />

wird, so dass eine klinische Anwendung<br />

möglich zu sein scheint.<br />

Monitoring<br />

Wie bereits erwähnt, liegt der grosse<br />

Vorteil der NMH darin, dass sie im Gegensatz<br />

zum UFH nicht mit Laborkon-<br />

trollen monitorisiert werden müssen,<br />

selbst wenn sie therapeutisch angewendet<br />

werden. Bei folgenden Situationen<br />

kann ein Monitoring aber trotzdem<br />

einmal notwendig werden: sehr tiefes<br />

oder sehr hohes Körpergewicht (ab<br />

wann ist nicht definiert; Faustregel: 100 kg), Niereninsuffizienz und<br />

Auftreten von Blutungen oder Re-<br />

Thrombosierungen. Muss ein Monitoring<br />

durchgeführt werden, muss dies<br />

immer mit dem Anti-FXa-Test geschehen.<br />

Die aPTT oder Thrombinzeit sind<br />

dafür viel zu wenig empfindlich.<br />

Wichtig hingegen ist die Bestimmung<br />

der Thrombozytenzahl ca. 4 bis 7 Tage<br />

nach Beginn einer NMH-Therapie, um<br />

eine allfällige Heparin-induzierte<br />

Thrombozytopenie vom Typ II (HIT<br />

II) nicht zu verpassen. Zwar tritt eine<br />

HIT II unter NMH extrem selten auf<br />

(wahrscheinlich

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