Zur Frühgeschichte der Spielzeugeisenbahnen aus ... - Tin Plate Fan
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1.2 Zwei vielzitierte Texte<br />
Der Untersuchungszeitraum reicht von 1770 bis 1919. Es ist deshalb heute nicht mehr möglich,<br />
Zeitzeugen zu befragen. Um so wichtiger sind deshalb zwei Texte, die noch auf Zeitzeugen<strong>aus</strong>sagen<br />
beruhen.<br />
Zum einen ist dies <strong>der</strong> zweiteilige Artikel<br />
„Ein Ellwanger Industriezweig gegen Ende des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts“<br />
des Ellwanger Landgerichtsrates a. D. Gustav Widenmann, <strong>der</strong> zuerst am 16. und 19. August<br />
1940 in <strong>der</strong> Kocher- und Nationalzeitung erschien.<br />
Sein Artikel beruht nicht auf <strong>der</strong> Auswertung von Archivmaterialien. Die von Widenmann genannten<br />
Daten und Fakten zur Geschichte <strong>der</strong> Firma Lutz wurden rund 40 bis 100 Jahre später<br />
nach Zeitzeugen<strong>aus</strong>sagen und Überlieferungen innerhalb <strong>der</strong> Familien zusammengetragen.<br />
„Einem seiner [August Lutz] heute noch hier bekannten Ange=<br />
stellten <strong>aus</strong> <strong>der</strong> damaligen Zeit, verdanke ich<br />
meinen Beitrag zu dieser Abhandlung, beson=<br />
<strong>der</strong>s aber seiner ebenfalls noch hier wohnen=<br />
den Witwe Therese Lutz, jetzt 78 Jahre alt,<br />
und <strong>der</strong> Fa. Gebr. Märklin GmbH in Göp=<br />
pingen.“<br />
Therese Lutz ist am 11. Mai 1941 verstorben. Der Angestellte dürfte <strong>der</strong> auch im Text erwähnte<br />
Maler Julius Pfisterer (1869 bis 1942) sein. Er war <strong>der</strong> letzte ehemalige Angestellte, <strong>der</strong> 1940<br />
noch lebte. Gustav Widenmann selbst verstarb im Jahre 1948 28.<br />
Entsprechend <strong>der</strong> Entstehung dieses Textes finden sich nach Auswertung vieler historischer<br />
Quellen einige Ungenauigkeiten bei den genannten Daten.<br />
Der an<strong>der</strong>e Text ist die Chronik <strong>der</strong> Familie Märklin.<br />
Dieses Dokument ist in <strong>der</strong> Teilwie<strong>der</strong>gabe 23 nicht datiert. Zusammengestellt wurde <strong>der</strong> Text<br />
von Ing. Wilhelm Alfred Karl Märklin (30. Juli 1900 bis 9. Januar 1963), dem jüngsten Sohn von<br />
Eugen Carl Märklin (22. Dezember 1861 bis 21. Dezember 1947).<br />
Innerhalb <strong>der</strong> Chronik finden sich zitierte Abschnitte:<br />
„Er schreibt darüber persönlich:“<br />
Diese zitierten Aufzeichnungen stammen <strong>aus</strong> <strong>der</strong> Fe<strong>der</strong> von Eugen Märklin.<br />
Die Passage des Ich-Erzählers gibt durch die darin genannten Fakten Aufschluss über die Entstehungszeit<br />
<strong>der</strong> Chronik: Einerseits ist Max Scheerer zum Geschäftsführer berufen worden. Dies<br />
lässt sich durch die Handelsregistereintragung vom 14. Mai 1926 belegen, die auf einen Geschäftsbeschluss<br />
vom 24. Februar 1926 zurückgeht 9. An<strong>der</strong>erseits hat Eugen Märklins Sohn<br />
Fritz die Nachfolge seines Vaters noch nicht angetreten. Wie<strong>der</strong>um steht das Datum durch die<br />
Registereintragung mit dem 15. Februar 1935 fest 9.<br />
Damit lässt sich <strong>der</strong> Entstehungszeitraum <strong>der</strong> Familienchronik auf die Zeit von etwa Mai 1926<br />
bis Februar 1935 eingrenzen. Die von Eugen Märklin rückblickend beschriebenen Ereignisse liegen<br />
zum Zeitpunkt <strong>der</strong> Aufzeichnung bereits Jahrzehnte zurück.<br />
Ähnlich wie schon in Widemanns Artikel finden sich in Märklins Familienchronik nicht belegbare<br />
Daten (z. B. das falsche Eintrittsjahr 1907 von Richard Safft.).<br />
Diese Einschätzungen des Autors sollen die beiden Texte nicht herabwerten. Sie werden immer<br />
eine wichtige Grundlage <strong>der</strong> Spielzeuggeschichtsschreibung bleiben. Dennoch will <strong>der</strong> Autor aufgrund<br />
ihrer Entstehungsgeschichte zum kritischen Umgang mit diesen vielzitierten Texten anregen.<br />
28 Einsichtnahme in Bestände des Stadtarchives Ellwangen bzw. Auskünfte des Stadtarchives Ellwangen.<br />
Neuauflage Januar 2002 / Seite 2 von 16 © F. Rin<strong>der</strong>knecht, History of <strong>Tin</strong>plate Trains, CH 3084 Wabern