Mit Christus auf dem Weg - GCL-Österreich
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Seite 12 Sabbatzeit in Daming (China)<br />
“…und hast du schon alle missioniert?” war die<br />
ironische Frage einer Freundin in einem e-mail.<br />
Heute stell ich mir dieselbe Frage, mit anderen<br />
Worten: “Bin ich bei (allen) denen angekommen,<br />
zu denen ich gesendet wurde?”<br />
Am 21.Oktober 2008 kam ich abends in Daming<br />
an, einer Kleinstadt mit 80.000 Einwohnern in<br />
der Provinz, ca. 500 km südlich von Peking. Hier<br />
befindet sich das “St. Bosco Center”, ein Waisenhaus<br />
für 30 behinderte Kinder und Jugendliche.<br />
Es wird von 14 Schwestern der Kongregation des<br />
Hl. Pierre Fourier betrieben. Gebaut wurde dieses<br />
zweistöckige Haus 1996 aus <strong>Mit</strong>teln der österreichischen<br />
Jesuitenprovinz.<br />
Gesendet wurde ich in zweifacher Hinsicht:<br />
Einerseits wollte ich 1/2 Jahr Sabbatzeit von<br />
meiner Arbeit sinnvoll verbringen. Dazu suchte<br />
ich die Missionsprokuratur der Jesuiten in<br />
Wien <strong>auf</strong> und ließ mich informieren, wo überall<br />
Volontärseinsätze gefragt sind. Schließlich<br />
entschied ich mich für Daming in China. Daraus<br />
entstand andererseits die Sendung, einen<br />
Bericht an P. Hans Tschiggerl SJ zu verfassen,<br />
wie es dort zugeht und was an Unterstützung<br />
– auch materiell – erforderlich ist.<br />
Projektziele<br />
Aus <strong>dem</strong> Bericht wurde ein Projektantrag, der<br />
drei Ziele zum Inhalt hatte:<br />
1. Aufrechterhaltung des l<strong>auf</strong>enden Betriebes.<br />
Die monatlichen Kosten (ca. 2500,- Euro) waren<br />
gänzlich aus Spenden zu begleichen, die<br />
nicht immer im erforderlichen Ausmaß bzw.<br />
rechtzeitig eintrafen.<br />
2. Verbesserung der Ernährung und Hygiene<br />
der Kinder<br />
3. Anstellung einer Arbeitskraft für Reparatur-<br />
und Instandsetzungsarbeiten.<br />
Das nächste, was in Daming ankam – noch vor<br />
Weihnachten – waren 20.000,- Euro aus <strong>Österreich</strong>.<br />
Diese Projektsumme sollte mindestens<br />
für 1/2 Jahr reichen.<br />
Jetzt, am Ende meines Aufenthaltes, ist die<br />
halbe Projektzeit abgel<strong>auf</strong>en.<br />
Schwierigkeiten<br />
Drei große Schwierigkeiten gab es: Zum einen<br />
Gut angekommen?<br />
meine Sprachlosigkeit, genauer, meine Chinesisch-Unkenntnis.<br />
Wie kann ich 14 Schwestern<br />
und weitere <strong>Mit</strong>arbeiterinnen über Maßnahmen<br />
zur Hygieneverbesserung informieren,<br />
wenn ich nicht ihre Sprache spreche? Jetzt war<br />
ich der Ausländer, der etwas will, aber nicht<br />
einmal Sprachgrundkenntnisse hat. Über eine<br />
Übersetzerin mit gewissen Englischkenntnissen<br />
konnte ich mich teilweise (miss-)verständlich<br />
machen.<br />
Die zweite große Schwierigkeit war bei vielen ein<br />
Bildungsmangel: Wozu eigentlich täglich die Kinder<br />
waschen? Die eigenen Hände waschen? Das<br />
Geschirr mit Warmwasser und Spülmittel waschen?<br />
(Selbst meine Übersetzerin hatte zumindest<br />
von englischen Bakterien und Krankheitserregern<br />
keine Ahnung.) Wozu Kleinkinder aus <strong>dem</strong><br />
Bett und zu sich nehmen?<br />
Das Bildungsdefizit ist den Verantwortlichen bewusst;<br />
derzeit befinden sich nicht weniger als 8<br />
Schwestern in unterschiedlichster Ausbildung.<br />
Die dritte Schwierigkeit war der Mangel an<br />
Struktur und Management. Die Projektverantwortliche<br />
war die einzige mit guten Englischkenntnissen,<br />
aber sie war nicht im Haus, sondern<br />
arbeitete in der Pfarre. Oft gab es keine<br />
ausreichende Informationsweitergabe an die<br />
Hausverantwortliche. Es gab keine Stationsschwester<br />
oder dergleichen.<br />
Die Freizeit der Schwestern ist mit drei freien<br />
Tagen im Monat auch für chinesische Verhältnisse<br />
zu gering – wobei oft auch an den freien<br />
Tagen eingesprungen werden muss. Manchen<br />
Schwestern sah ich an, dass sie ausgebrannt<br />
waren. Die waren auch nicht mehr für ein Projekt<br />
zu begeistern. Da halfen auch die 10 bis<br />
20 Tage Urlaub zu Neujahr nicht mehr. Die spirituelle<br />
Begleitung der Schwestern beschränkte<br />
sich, soweit ich mitbekam, <strong>auf</strong> Beichtgespräche.<br />
Supervision ist unbekannt.<br />
Die Ressourcen<br />
Trotz Sprachlosigkeit wurde ich gewissermaßen<br />
“einer von ihnen”; ich nahm regelmäßig<br />
2x täglich am Gebetsleben Teil, aß mit den<br />
Schwestern das gleiche, oft sehr einfache Essen<br />
(einige dürften dabei Angst bekommen haben,<br />
dass mir Art und Menge der chinesischen<br />
Kost nicht bekomme und versorgten mich fortan<br />
mit Toastbrotwecken, Wurst und Milch –<br />
Nr. 1/2009 <strong>GCL</strong> - <strong>Mit</strong> <strong>Christus</strong> <strong>auf</strong> <strong>dem</strong> <strong>Weg</strong>