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Holzbrennstoffe - Axpo-Holz

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<strong><strong>Holz</strong>brennstoffe</strong><br />

In <strong>Holz</strong>kraftwerken werden im Grunde drei Arten von <strong><strong>Holz</strong>brennstoffe</strong>n eingesetzt: Waldholz,<br />

Restholz aus der holzverarbeitenden Industrie und Altholz. Diese drei <strong>Holz</strong>kategorien<br />

unterscheiden sich deutlich in den brennstofftechnischen Eigenschaften sowie im Preis. Im<br />

Vergleich zu fossilen Regelbrennstoffen wie Kohle oder Erdgas ist <strong>Holz</strong> ein schwieriger<br />

Brennstoff, der einige entscheidende Nachteile aufweist. Neben der geringen Energiedichte,<br />

die den Umschlag von grosse Brennstoffmengen erforderlich macht, sind dies vor allem der<br />

oft hohe Wassergehalt, niedrig schmelzende Aschen und der relativ hohe Chlorgehalt. Die<br />

beiden letztgenannten Faktoren verschlechtern die verbrennungstechnischen Eigenschaften<br />

und verursachen Verschmutzungen und Korrosionen von Feuerraum und Kesselheizflächen.<br />

Insbesondere Altholz hat eine heterogene und häufig variierende Zusammensetzung sowohl<br />

bezüglich chemischer Inhaltsstoffe als auch hinsichtlich Stückigkeit und holzfremder<br />

Bestandteile. Von den drei <strong>Holz</strong>kategorien sind Wald- und Industrierestholz die qualitativ<br />

besseren Brennstoffe, die einfacher und mit weniger Beeinträchtigungen zu verfeuern sind.<br />

Jedoch sind die Brennstoffkosten für diese <strong>Holz</strong>sortimente hoch. Altholz hat den geringsten<br />

Preis, dessen Einsatz als Brennstoff macht aber eine aufwendigere Anlagentechnik<br />

erforderlich, um stark schwankende und schlechte Brennstoffqualitäten zu beherrschen.<br />

Der <strong>Holz</strong>verbrauch der neu entstandenen <strong>Holz</strong>kraftwerke lässt bei vielen Menschen die<br />

Sorge um die Wälder aufkommen. Dem Spaziergänger überkommt ein Unbehagen, wenn er<br />

sieht, wie ein Baum, der in einem Jahrhundert gewachsen ist, in Minuten gefällt wird und mit<br />

einem Krach zu Boden stürzt. Die <strong>Holz</strong>nutzung in grossem Stil ist seit Jahrhunderten von der<br />

Angst vor <strong>Holz</strong>verknappung begleitet. Die Auseinandersetzung um die Nutzung der Wälder<br />

ist seit dem 16. Jahrhundert, als zum ersten Mal <strong>Holz</strong>verknappung auftrat, über die Zeit um<br />

1800, als ein Höhepunkt der Klagen über <strong>Holz</strong>mangel erreicht wurde, bis hinein in die<br />

Gegenwart eine Konstante in der Geschichte der Menschheit. Infolge der wachsenden<br />

Nachfrage nach dem Energieträger <strong>Holz</strong> wird vor einer neuen, totalen Ausplünderung und<br />

Nährstoffverarmung der Waldgebiete gewarnt. Als Kohle- und Kernkraftgegner fordert man<br />

die Umstellung auf nachwachsende Rohstoffe; als Waldfreund dagegen hätte man am<br />

Dr.-Ing. Markus Franz | <strong><strong>Holz</strong>brennstoffe</strong> 1


Waldholz<br />

liebsten einen "natürlichen" Wald. Aber anstatt den vom Menschen unberührten Wald als<br />

Ideal zu erheben, kann und sollte man doch nur ein solches Ökosystem Wald als Norm<br />

setzen, das den Menschen einbezieht. Auch ein forstwirtschaftlich genutzter Wald erfüllt<br />

ökologische Funktionen und kann vielfältig und artenreich sein. Seine klimawirksame<br />

Bedeutung ist darüber hinaus höher einzustufen als die eines natürlichen Waldes. Denn in<br />

einem Urwald halten sich Zuwachs und Absterben die Waage - das Fassungsvermögen für<br />

Kohlenstoff ist ausgeschöpft. Anders sieht es in einem forstwirtschaftlich genutzten Wald<br />

aus, dem auf nachhaltige Weise jährlich <strong>Holz</strong> entnommen wird. Er hat im Vergleich zu<br />

Urwäldern eine höhere Speicherkapazität für Kohlenstoff. Wird der Wald genutzt, wachsen<br />

neue Bäume nach, die wiederum Kohlenstoff binden können. Im Moment der Ernte verlässt<br />

das <strong>Holz</strong> das biologische System und findet Eingang in die <strong>Holz</strong>industrie. Dort hört die CO2-<br />

Speicherwirkung des <strong>Holz</strong>es nicht auf, sondern wird in den <strong>Holz</strong>produkten weitergeführt. Und<br />

wenn diese schliesslich am Ende ihrer Nutzung zur Produktion von Elektrizität und Wärme<br />

verbrannt werden, kann dadurch fossiler Brennstoff mit einem hohen CO2- Ausstoss ersetzt<br />

werden. Dieser Umstand wird in der Diskussion um die CO2-Bilanz von Wäldern und<br />

<strong>Holz</strong>kraftwerken oft ausgeblendet. Erst in der Verbindung von Waldwirtschaft, <strong>Holz</strong>industrie<br />

und Energiegewinnung aus hölzernen Reststoffen und Abfallprodukten wird das<br />

klimarelevante Potenzial der Wälder voll ausgenutzt. Nutzwälder schneiden damit bezüglich<br />

Klimaschutz besser ab als Naturwälder.<br />

1 Waldholz<br />

Das Hauptziel der Forstwirtschaft ist die Produktion von möglichst hochwertigem Stammholz.<br />

Um das <strong>Holz</strong>wachstum zu beschleunigen und auf qualitativ hochwertige Bäume zu<br />

konzentrieren, werden in bestimmten Zeitabständen, meist in Zyklen von 10 Jahren,<br />

konkurrierende, schlecht gewachsene und kranke Bäume entfernt. Solche<br />

Durchforstungsmassnahmen sind für die Erzielung eines einwandfreien Baumbestandes<br />

absolut notwendig, damit dieser nach mehreren Jahrzehnten als hochwertiges Stammholz<br />

verkauft werden kann. Bei Durchforstungen fällt in grossem Umfang sogenanntes<br />

Schwachholz in Form von kleinen Stämmen von 7 bis 25 cm Durchmesser an. Die besseren<br />

Qualitäten finden Absatz als Industrieholz in der Papier- und <strong>Holz</strong>werkstoffindustrie, die<br />

übrige Schwachholzernte wird als Energieholz vermarktet. Dieses wird oftmals bereits direkt<br />

an der Waldstrasse vollständig gehackt und als Hackschnitzel dem <strong>Holz</strong>kraftwerk angeliefert.<br />

Als Schlagabraum wird das bei der Stammholzernte oder bei Durchforstungen im Wald<br />

verbleibende <strong>Holz</strong> bezeichnet. Dazu gehören primär das Kronenderbholz (Kronenmaterial<br />

mit Astdurchmessern zwischen ca. 7 und 14 cm) und das Reisholz (kleinere Äste mit einem<br />

Durchmesser von weniger als 7 cm). Bei der Stammholzernte fallen zwischen 15% (Fichte)<br />

und rund 20% (Eiche) der eingeschlagenen <strong>Holz</strong>menge als nicht aufgearbeitetes<br />

Kronenderbholz und Reisholz an. Anstatt diese forstwirtschaftlichen Reststoffe im Wald<br />

liegen zu lassen, können sie ebenfalls als Energieholz genutzt werden.<br />

Dr.-Ing. Markus Franz | <strong><strong>Holz</strong>brennstoffe</strong> 2


Waldholz<br />

Abbildung 1 Schwachholz aus Durchforstungen zur energetischen Nutzung<br />

Der <strong>Holz</strong>ertrag eines Waldes orientiert sich am jeweiligen <strong>Holz</strong>zuwachs. Dieser Zuwachs<br />

wird massgeblich durch die Baumartenzusammensetzung und die Altersstruktur des<br />

Baumbestandes bestimmt. Daneben wird der Zuwachs auch vom Klima und den<br />

Bodeneigenschaften beeinflusst. In der Schweiz werden jährlich ca. 5 Mio. m 3 <strong>Holz</strong> geerntet.<br />

Bei einer produktiven Waldfläche von rund 1 Mio. Hektar ergibt das eine jährliche<br />

<strong>Holz</strong>nutzung von 5 m 3 pro Hektar. Stellt man der <strong>Holz</strong>ernte den jährlichen <strong>Holz</strong>zuwachs in<br />

Höhe von 8.7 m 3 pro Hektar und Jahr gegenüber, wird deutlich, dass derzeit in der Schweiz<br />

mehr <strong>Holz</strong> nachwächst als geerntet wird. Die Zunahme des <strong>Holz</strong>volumens setzt sich<br />

zusammen aus 5.8 m 3 Nadelholz und 2.9 m 3 Laubholz und entspricht einem<br />

Massenzuwachs von ca. 4.5 Tonnen pro Hektar und Jahr. Für die Umrechnung wurden<br />

Rohdichten von 430 kg/m 3 für Nadelholz und von 680 kg/m 3 für Laubholz verwendet.<br />

Dieser für den Schweizer Wald ermittelte <strong>Holz</strong>zuwachs ist eher gering, wenn man ihn mit<br />

den Zuwachswerten vergleicht, die in Deutschland gemessen wurden. Abbildung 2 zeigt den<br />

durchschnittlichen jährlichen Zuwachs verschiedener Baumarten, der aus dem Vergleich der<br />

Ergebnisse der deutschen Bundeswaldinventur von 1987 und 2002 für das Gebiet der alten<br />

Bundesländer errechnet wurde. Demnach variieren die durchschnittlichen Gesamtzuwächse<br />

je nach Baumart zwischen minimal bei 4.6 Tonnen pro Hektar bei Kiefern und maximal 8.5<br />

Tonnen pro Hektar bei Buchen. Im Schnitt lag der jährliche Zuwachs über alle Baumarten bei<br />

12.6 m 3 pro Hektar. Bei einer mittleren Raumdichte von 520 kg/m 3 (64% Nadelbäume und<br />

36% Laubbäume) errechnet sich ein mittlerer Massenzuwachs von 6.55 Tonnen pro Hektar.<br />

Dr.-Ing. Markus Franz | <strong><strong>Holz</strong>brennstoffe</strong> 3


Waldholz<br />

In Abbildung 2 wurde dem <strong>Holz</strong>zuwachs der verschiedenen Baumarten zudem das<br />

Ertragspotenzial von Chinaschilf (Miscanthus) gegenüber gestellt. Je nach<br />

Standortbedingungen können von diesem typischen Vertreter einer schnellwachsenden<br />

Energiepflanze ab dem dritten Bestandsjahr zwischen 10 und 30 Tonnen Trockenmasse je<br />

Hektar und Jahr geerntet werden.<br />

Kiefer<br />

Eiche<br />

Fichte<br />

Weiden/Pappeln<br />

Buche<br />

Chinaschilf<br />

4.6<br />

Abbildung 2 Durchschnittlicher jährlicher Zuwachs an Derbholz (oberirdische Biomasse mit<br />

einem Durchmesser über 7 cm inkl. Rinde) von verschiedenen Baumarten. Angaben jeweils in<br />

Tonnen <strong>Holz</strong>trockenmasse pro Hektar und Jahr.<br />

Wenn man basierend auf den vorgestellten Daten davon ausgeht, dass in Nordeuropa<br />

nachhaltig 6 Tonnen trockene hölzerne Biomasse pro Hektar produziert werden können,<br />

errechnet sich ausgehend von einem Heizwert von 18.5 MJ/kg ein jährlicher<br />

flächenspezifischer Energieertrag in Höhe von 3.1 kWh/m 2 . Bei Anbau von Chinaschilf,<br />

dessen Heizwert der Trockensubstanz 17.6 MJ/kg beträgt, könnte der Energieertrag auf 9.8<br />

kWh/m 2 gesteigert werden. Die Leistungsdichte der pro Fläche zu erntenden Biomasse ist<br />

dann 0.35 W/m 2 bei <strong>Holz</strong> und 1.1 W/m 2 bei Chinaschilf. Wird die Biomasse in einem<br />

Kraftwerk mit einem Wirkungsgrad von 40% zur Stromerzeugung eingesetzt, reduziert sich<br />

die Leistungsdichte auf 0.14 bzw. 0.44 W/m 2 .<br />

Bei einem für Mitteleuropa typischen jährlichen Lichteinfall von ca. 1000 kWh pro m 2<br />

Bodenfläche wird deutlich, dass mit dem Anbau von Biomasse im Falle von Waldholz nur ca.<br />

0.3 Prozent des eingestrahlten Lichtes in nutzbare Energie umgewandelt wird. Im Falle des<br />

ertragreichen Chinaschilfs sind es gerade einmal 1 Prozent.<br />

5.9<br />

7.2<br />

8<br />

8.5<br />

20<br />

Dr.-Ing. Markus Franz | <strong><strong>Holz</strong>brennstoffe</strong> 4


Industrierestholz<br />

2 Industrierestholz<br />

Das qualitativ hochwertige Rundholz wird in Sägewerken zu Brettern und Balken<br />

weiterverarbeitet. Die durchschnittliche Nutzholzausbeute der Sägewerken liegt bei rund 65<br />

bis 70%. Die verbleibenden Reste sind das sogenannte Industrierestholz. Den grössten<br />

Anteil haben die in Abbildung 3 gezeigten Schwarten und Spreissel. Daneben entstehen<br />

beim Einschneiden des Rundholzes auch grössere Mengen an Sägemehl. Weitere<br />

Restholzsortimente sind Kappstücke und andere Verschnittreste. Die grösseren Sägewerke<br />

besitzen zudem Entrindungsmaschinen. Im Mittel bestehen etwa 5 bis 10% der Masse eines<br />

Baumes aus Rinde, die im Falle der Werksentrindung im Sägewerk anfallen. Während Rinde<br />

für die stoffliche Verwertung unbrauchbar ist, eignet sie sich grundsätzlich für die<br />

energetische Nutzung. In der Praxis hat Rinde jedoch zumeist einen recht hohen<br />

Wassergehalt und enthält zudem Verschmutzungen mit Erde, was ihre Eignung als<br />

Brennstoff beeinträchtigt.<br />

Industrierestholz ist ein begehrter Rohstoff für die <strong>Holz</strong>werkstoffindustrie sowie die Zellstoff-<br />

und Papierindustrie. Neue Mitbewerber um Industrierestholz sind die Produzenten von<br />

<strong>Holz</strong>pellets, die vor allem einen Bedarf an Sägespäne und Sägemehl haben, sowie die<br />

<strong>Holz</strong>kraftwerke, die ihren Brennstoffbedarf mit Industrierestholz decken wollen.<br />

Abbildung 3 Schwarten und Spreissel<br />

Dr.-Ing. Markus Franz | <strong><strong>Holz</strong>brennstoffe</strong> 5


Altholz<br />

3 Altholz<br />

Am Ende ihrer Nutzung werden <strong>Holz</strong>produkte zu Altholz. Das weitaus grösste<br />

Altholzaufkommen gibt es im Bausektor und dort vor allem bei Gebäudeabbrüchen. Auch in<br />

Siedlungsabfällen, insbesondere im Sperr- und Gewerbemüll, ist ein hoher Anteil an Altholz<br />

enthalten. Zur Gewinnung dieser Altholzfraktionen, die teilweise stark mit Schadstoffen<br />

belastet sind, ist jedoch ein hoher Sortieraufwand erforderlich. Am begehrtesten sind daher<br />

die Althölzer aus Verpackungsabfällen, insbesondere Paletten und Kisten, die meist aus<br />

naturbelassenem <strong>Holz</strong> gefertigt und daher unproblematisch für die energetische oder<br />

stoffliche Verwertung verwendbar sind. Um das zur Verfügung stehende Altholz herrscht ein<br />

intensiver Wettbewerb zwischen der <strong>Holz</strong>werkstoffindustrie und den Betreibern von<br />

<strong>Holz</strong>kraftwerken, denn neben der energetischen Verwertung kann Altholz auch stofflich zu<br />

Span- und Faserplatten für die Bau- und Möbelbranche verarbeitet werden.<br />

Abbildung 4 Altholzflüsse in der Schweiz im Jahr 2009<br />

Die Verwertungswege der 640'000 Tonnen Altholz, die jährlich in der Schweiz anfallen, sind<br />

in Abbildung 4 illustriert. 180'000 Tonnen werden im Inland verwertet, wobei ca. 140'000<br />

Tonnen in <strong>Holz</strong>kraftwerken verfeuert werden (siehe Tabelle 1), der verbleibende Rest wird in<br />

Kehrichtverbrennungsanlagen und in Zementwerken entsorgt. 437'000 Tonnen Altholz<br />

werden exportiert. Ein erheblicher Teil der 310'000 Tonnen an stofflich verwertbarem Altholz<br />

wird in der norditalienischen Spanplattenindustrie eingesetzt. 90 Prozent der 116'000 Tonnen<br />

Althölzer, die gemäss den schweizerischen Bestimmungen für ein stoffliches Recycling nicht<br />

zugelassen sind, werden in deutschen Altholzkraftwerken verbrannt. 11'000 Tonnen werden<br />

mit der Deklaration "problematische <strong>Holz</strong>abfälle" exportiert, davon die Hälfte ebenfalls nach<br />

Deutschland.<br />

Dr.-Ing. Markus Franz | <strong><strong>Holz</strong>brennstoffe</strong> 6


Altholz<br />

Tabelle 1 Altholz-Verwertungskapazitäten der schweizerischen <strong>Holz</strong>kraftwerke<br />

Kraftwerksstandort Jährlicher Altholzeinsatz<br />

in Tonnen<br />

Anteil Altholz am<br />

Brennstoffeinsatz<br />

Domat/Ems 46'000 20 %<br />

Otelfingen 26'000 100 %<br />

Weiningen 24'000 100 %<br />

Kleindöttingen 22'000 100 %<br />

Niedergösgen 15'000 30 %<br />

Basel 10'000 26 %<br />

Altholz wird in mehrere Qualitätsklassen eingeteilt. Die Grundlage dafür wurde in<br />

Deutschland mit der seit dem 1. März 2003 geltenden Altholzverordnung geschaffen, in der<br />

der Begriff Altholz definiert und die Anforderungen an die Verwertung und Beseitigung von<br />

Altholz festgelegt werden. In der deutschen Altholzverordnung wird das Altholz in fünf<br />

Qualitätsstufen eingeteilt, wobei die Zuordnung nach Herkunft und Anwendung erfolgt. Die<br />

einzelnen Altholzklassen sind in Tabelle 2 spezifiziert. Die Altholzverordnung unterscheidet<br />

ferner Verwertung und Beseitigung, wobei PCB-Altholz vom Recycling ausgenommen und<br />

somit beseitigt werden muss. In der Verordnung werden auch die Anforderungen an die<br />

energetischen Verwertungsverfahren festgelegt. Welche Altholzkategorien in einem<br />

Altholzkraftwerk eingesetzt werden können, ist u.a. abhängig von den Genehmigungen. So<br />

dürfen in Anlagen, die der 4. BImSchV unterliegen, ausschliesslich die Kategorien A I und A<br />

II eingesetzt werden. Anlagen in denen Altholz der Kategorien A III und A IV verbrannt wird,<br />

müssen die Emissionsgrenzwerte der 17. BImSchV einhalten. Des Weiteren bestehen zum<br />

Teil für einzelne Kraftwerke zusätzliche Auflagen hinsichtlich des maximal zulässigen A IV-<br />

Anteils, der sich im Bereich von 5 – 25% bewegt.<br />

In der Regel wird den Altholzkraftwerken eine Mischung aus verschiedenen<br />

Altholzkategorien angeliefert. In vielen Fällen ist eine Aufschlüsselung der Einzelfraktionen<br />

überhaupt nicht möglich, da ausschliesslich pauschal mit der höchsten Kategorie deklarierter<br />

Brennstoff als sogenannte Mischfraktion bezogen wird. Die Anwendung einer Mischregel ist<br />

in diesem Fall nicht zulässig, d.h. die 17. BImSchV muss eingehalten werden, auch wenn nur<br />

ein geringer Anteil an Altholz der Kategorien A III oder A IV mitverbrannt wird.<br />

Dr.-Ing. Markus Franz | <strong><strong>Holz</strong>brennstoffe</strong> 7


Altholz<br />

Abbildung 5 Altholz der Kategorie A II<br />

Die deutsche Altholzverordnung wurde in der Schweiz nicht umgesetzt, demzufolge werden<br />

in der Schweiz die Althölzer nach anderen Anforderungen klassifiziert. Dies ist insofern<br />

bedauerlich, weil sich die deutschen Regelungen mit der Klassifizierung, Aufbereitung und<br />

Verwertung von Altholz auf dem europäischen Altholzmarkt etabliert haben, und daher die<br />

deutsche Altholzverordnung inzwischen eine Art Pilotfunktion in Europa hat. Während das<br />

deutsche System eine Zuordnung zu den einzelnen Altholzklassen mittels vereinfachter<br />

Prüfverfahren ermöglicht, die von den Verwertungsbetrieben in Eigenverantwortung und mit<br />

Eigenüberwachung selbst vorgenommen werden können, ist dies im schweizerischen<br />

System nicht möglich. Die Klassifizierung wird anhand von Schadstoffgehalten<br />

vorgenommen, was zur Folge hat, dass zur Qualitätskontrolle und Klasseneinteilung eine<br />

aufwendige Probenahme mit anschliessender Laboranalyse erforderlich ist, um die<br />

Einhaltung der Richtwerte sicherzustellen.<br />

In der Schweiz wird die Zulässigkeit der stofflichen und energetischen Verwertung von<br />

Altholz in der "Vollzugshilfe <strong>Holz</strong>abfälle" geregelt, die in der Version vom März 2007 vorliegt<br />

und sich nach wie vor im Entwurfsstadium befindet. In der Vollzugshilfe werden für 11<br />

verschiedene chemische Elemente Grenzwerte vorgegeben, anhand der die Althölzer in drei<br />

Klassen eingeteilt werden. Die Grenzwerte sind in Tabelle 3 aufgelistet. Altholz, dessen<br />

Schadstoffgehalt unterhalb der Richtwerte der Spalte 1 der Tabelle liegt, gilt als<br />

Dr.-Ing. Markus Franz | <strong><strong>Holz</strong>brennstoffe</strong> 8


Altholz<br />

naturbelassenes Restholz und kann für die Produktion von <strong>Holz</strong>werkstoffen (Spanplatten)<br />

verwendet werden. Wenn nur einer der Richtwerte gemäss Spalte 1 überschritten wird, ist<br />

eine stoffliche Verwertung nicht mehr zulässig. Liegt der Schadstoffgehalt noch unterhalb der<br />

Richtwerte der Spalte 2, ist das Altholz zur thermischen Nutzung in einer Altholzfeuerung<br />

zugelassen. Wenn jedoch einer der Schadstoffrichtwerte gemäss Spalte 2 überschritten wird,<br />

ist eine Einstufung als problematische <strong>Holz</strong>abfälle erforderlich, was zur Folge hat, dass<br />

dieses <strong>Holz</strong> dann nicht mehr in Altholzfeuerungen eingesetzt werden darf, sondern<br />

stattdessen in einer Kehrichtverbrennungsanlage oder in einem Zementwerk entsorgt<br />

werden muss.<br />

Tabelle 2 Altholzkategorien nach deutscher Altholzverordnung<br />

A I Naturbelassenes oder lediglich mechanisch bearbeitetes<br />

Altholz, das bei seiner Verwendung nicht mehr als unerheblich<br />

mit holzfremden Stoffen verunreinigt wurde.<br />

A II Verleimtes, gestrichenes, beschichtetes, lackiertes oder<br />

anderweitig behandeltes Altholz ohne halogenorganische<br />

Verbindungen in der Beschichtung und ohne <strong>Holz</strong>schutzmittel.<br />

A III Altholz mit halogenorganischen Verbindungen in der<br />

Beschichtung ohne <strong>Holz</strong>schutzmittel.<br />

A IV Mit <strong>Holz</strong>schutzmitteln behandeltes Altholz, wie Bahnschwellen,<br />

Leitungsmasten, Hopfenstangen, Rebpfähle sowie sonstiges<br />

Altholz, das aufgrund seiner Schadstoffbelastung nicht den<br />

Altholzkategorien A I, A II oder A III zugeordnet werden kann,<br />

ausgenommen PCB-Altholz.<br />

PCB-Altholz Altholz, das mit Mitteln behandelt wurde, die polychlorierte<br />

Biphenyle enthalten. Altholz mit einem PCB-Gehalt grösser 5<br />

ppm gilt als PCB-Altholz.<br />

Die Art der Probenahme sowie die Messmethodik können bei der Analyse der<br />

Schadstoffgehalte zu grossen Differenzen bei den Untersuchungsergebnissen führen. Dabei<br />

werden die Analysenresultate bei geschredderten Fraktionen entscheidend durch die<br />

Feinanteile beeinflusst, da sich Schadstoffe vor allem in Stäuben anreichern. Probenahmen<br />

an gebrochenem Material, bei denen die Feinanteile nicht berücksichtigt werden, sind daher<br />

kaum repräsentativ. Letztlich hat der Probenehmer durch seine Art der Probenahme den<br />

grössten Einfluss auf das Analysenergebnis, indem er beispielsweise bewusst oder<br />

unbewusst eher saubere oder verschmutzte bzw. beschichtete Einzelstücke auswählt, so<br />

dass deren Zusammensetzung in der Probe nicht repräsentativ ist.<br />

Dr.-Ing. Markus Franz | <strong><strong>Holz</strong>brennstoffe</strong> 9


Altholz<br />

Abbildung 6 Beispiel für Altholz der Kategorie A IV<br />

Um den Einfluss des Probennehmers auf die Wahl der Probe einzuschränken, wird in der<br />

Vollzugshilfe <strong>Holz</strong>abfälle die folgende Probenahmemethode beschrieben: Mit einem<br />

Radlader sollen aus einem Haufwerk 100 m 3 Material entnommen und mit einer Höhe von<br />

zwei Metern ausgebreitet werden. Dann werden mit einem Greiferbagger an fünf Stellen bis<br />

zu einem Meter Tiefe und nochmals bis auf zwei Metern Tiefe jeweils ein Kubikmeter<br />

Material entnommen. Diese beiden jeweils fünf Kubikmeter umfassenden Haufen werden mit<br />

dem Greifer gemischt und zu zwei Mieten von rund 15 Metern Länge und einem Meter Breite<br />

verteilt. Die eigentliche Probenahme erfolgt dann von einem Probenehmer, der von beiden<br />

Mieten mittels einer Schaufel an fünf verschiedenen Stellen eine Probemenge von<br />

mindestens einem halben Kubikmeter entnimmt. Dieses Vorgehen hat sich jedoch als<br />

impraktikabel erweisen, weil der Aufwand dafür viel zu gross ist. In der Praxis entnimmt der<br />

Probenehmer entweder die <strong>Holz</strong>proben direkt aus einem Haufen oder aus einem<br />

Förderorgan ohne die aufwendige Prozedur mit Radlader und Greiferbagger. Dabei wird in<br />

Kauf genommen, dass diese Art der Probenahme zu einer fehlerhaften Gewichtung der<br />

vorhandenen <strong>Holz</strong>fraktionen führen kann.<br />

Dr.-Ing. Markus Franz | <strong><strong>Holz</strong>brennstoffe</strong> 10


Altholz<br />

Tabelle 3 Altholzkategorien nach schweizerischer Vollzugshilfe <strong>Holz</strong>abfälle<br />

Parameter Spalte 1<br />

Richtwerte für die<br />

stoffliche Verwertung<br />

[mg/kg TS]<br />

Spalte 2<br />

Richtwerte für die<br />

energetische Verwertung<br />

[mg/kg TS]<br />

Arsen 2 5<br />

Blei 30 500<br />

Cadmium 2 5<br />

Chrom 30 1<br />

Kupfer 20 100<br />

Quecksilber 0.4 1<br />

Chlor 600 5000<br />

Fluor 100 200<br />

Zink 400 1000<br />

PCP 3 5<br />

PCB 3 5<br />

PAK kein Wert, Gehalt muss<br />

jedoch gemessen werden<br />

4 Chemische Zusammensetzung<br />

4.1 Hauptelemente<br />

kein Wert, Gehalt muss<br />

jedoch gemessen werden<br />

<strong>Holz</strong> besteht zu 45% aus Cellulose, zu 20% aus Hemicellulose und zu 30% aus Lignin. Alle<br />

diese Substanzen sind aus den chemischen Elementen Kohlenstoff, Wasserstoff und<br />

Sauerstoff aufgebaut. Die Restbestandteile sind Harze und Wachse, die zusammen etwa<br />

4.5% der <strong>Holz</strong>masse ausmachen. 0.5 bis maximal 1% der <strong>Holz</strong>masse sind mineralische<br />

Bestandteile (Salze), welche bei der Verbrennung als Asche verbleiben. Verglichen mit<br />

anderen Biomassebrennstoffen haben <strong><strong>Holz</strong>brennstoffe</strong> mit 47 bis 50% der Trockenmasse<br />

den höchsten Kohlenstoffgehalt, während die Mehrzahl der nichtholzigen Brennstoffe meist<br />

einen Kohlenstoffgehalt von rund 45% aufweisen. Der Sauerstoffgehalt liegt zwischen 40<br />

und 45% und der Wasserstoffgehalt bei rund 6%. Daraus errechnet sich eine chemische<br />

Summenformel von C10H14O7. Abweichungen davon weist Rinde auf, die in der Regel reicher<br />

an Kohlenstoff ist und dadurch auch einen etwas höheren atro-Heizwert hat (bis 19.5 MJ/kg).<br />

Dr.-Ing. Markus Franz | <strong><strong>Holz</strong>brennstoffe</strong> 11


Chemische Zusammensetzung<br />

Auch der Gehalt an Stickstoff und Schwefel sowie aschebildenden Mineralstoffen ist bei<br />

Rinde höher als beim <strong>Holz</strong>.<br />

Tabelle 4 Elementarzusammensetzung von Biomassen<br />

Fichtenholz (ohne<br />

Rinde)<br />

Buchenholz (ohne<br />

Rinde)<br />

C H O N S Cl Asche<br />

in % der Trockensubstanz in mg/kg TS %<br />

50.3 6.2 43.1 0.2 50 < 30 0.4<br />

49.0 6.1 44.3 0.3 70 50 0.5<br />

Fichtenrinde 52.6 6.0 39.0 0.6 630 90 1.8<br />

Buchenrinde 50.1 5.8 40.9 0.5 790 160 2.6<br />

Altholz Kleindöttingen 47.1 6.0 43.3 1.1 < 3000 866 4-6<br />

Weizenstroh 45.6 5.8 42.4 0.48 820 1900 5.7<br />

Roggenstroh 46.6 6.0 42.1 0.55 850 4000 4.8<br />

Rapspresskuchen 51.5 7.38 30.1 4.97 5500 190 6.2<br />

Zum Vergleich:<br />

Steinkohle 72.5 5.6 11.1 1.3 9400 < 1000 8.3<br />

Braunkohle 65.9 4.9 23.0 0.7 3900 < 1000 5.1<br />

4.2 Stickstoff und Schwefel<br />

Die beiden Elemente Stickstoff und Schwefel sind im naturbelassenen <strong>Holz</strong> nur in niedriger<br />

Konzentration enthalten. Der Stickstoffgehalt liegt zwischen 0.2 und 0.5% und der<br />

Schwefelgehalt zwischen 100 und 400 mg/kg. Bei Rinde sind Schwefelgehalte zwischen 400<br />

und 800 mg/kg möglich. Gegenüber <strong>Holz</strong> haben eiweissreiche Pflanzen aufgrund der<br />

vorhandenen Proteine einen rund 10-fach höheren Stickstoff- und Schwefelgehalt.<br />

Beispielsweise hat ein aus entölter Rapssaat gewonnener Rapspresskuchen einen<br />

Stickstoffgehalt von 5% und einen Schwefelgehalt von 5'500 mg/kg.<br />

Auch im Altholz können stickstoffhaltige <strong>Holz</strong>produkte enthalten sein. Besonders hohe<br />

Stickstoffgehalte weisen insbesondere Span- und Faserplatten auf. Für deren Herstellung<br />

wird Abfallholz in Grosszerspanern zu Spänen zerkleinert, die anschliessend auf 3-5%<br />

<strong>Holz</strong>feuchte getrocknet und sortiert werden. Die Späne werden anschliessend mit<br />

stickstoffhaltigen Kunstharzen wie Harnstoff, Melamin oder Phenolharzen eingesprüht und in<br />

Dr.-Ing. Markus Franz | <strong><strong>Holz</strong>brennstoffe</strong> 12


Chemische Zusammensetzung<br />

beheizten Pressen zu Platten verdichtet. Der Kunstharzklebstoff härtet bei rund 180°C aus.<br />

Häufig wird auch noch ein stickstoffhaltiger Härtungsbeschleuniger, z.B. Ammoniumchlorid,<br />

hinzugegeben. Der Kleberanteil in Spanplatten beträgt bis zu 8%. Oft werden die<br />

Spanplatten beschichtet. Die Dekorschicht besteht aus einem melaminharzgebundenen<br />

Dekorpapier, über das zum Schutz eine Melaminharz-Overlayschicht gelegt wird.<br />

Kunststoffbeschichtete <strong>Holz</strong>faserplatten können dadurch einen Stickstoffgehalt zwischen 3<br />

und 5% aufweisen.<br />

Abbildung 7 Zerkleinerte Spanplatten mit hohem Stickstoffgehalt zur Verbrennung in einem<br />

<strong>Holz</strong>kraftwerk<br />

Schwefelhaltige Altholzbestandteile haben eine geringere Bedeutung. Der Schwefelgehalt<br />

kann z.B. erhöht sein, wenn bei einem mit Leimharzen gebundenen <strong>Holz</strong>werkstoffen anstatt<br />

Ammoniumchlorid der Härtungsbeschleuniger Ammoniumsulfat verwendet wurde. Derart<br />

gehärtete Materialien können 800 bis 1000 mg/kg Schwefel enthalten.<br />

4.3 Chlor<br />

Naturbelassene <strong><strong>Holz</strong>brennstoffe</strong> zeigen mit ca. 0.005 bis 0.02% (50 bis 200 mg/kg) sehr<br />

niedrige Chlorgehalte. Hingegen hat Getreidestroh mit Anteilen von ca. 0.2 bis 0.4% vielfach<br />

höhere Chlorgehalte, die auf die Düngung der Getreidefelder zurückzuführen sind. Denn in<br />

Dr.-Ing. Markus Franz | <strong><strong>Holz</strong>brennstoffe</strong> 13


Chemische Zusammensetzung<br />

Düngemitteln können chlorhaltige Verbindungen enthalten sein, z.B. Kaliumchlorid, die von<br />

den Getreidepflanzen aufgenommen werden.<br />

Auch Altholz kann wegen der unterschiedlichen Behandlungen des <strong>Holz</strong>es sehr hohe<br />

Chlorgehalte bis 0.5% aufweisen. Viele gebräuchliche <strong>Holz</strong>werkstoffe werden mit Folien,<br />

Laminaten oder <strong>Holz</strong>furnieren, die aus PVC gefertigt sind, beschichtet. Der hohe Chlorgehalt<br />

des PVC's in Höhe von 57% führt dazu, dass PVC-beschichtete Hölzer einen<br />

Gesamtchlorgehalt bis 2% aufweisen können. Ein Chloreintrag war früher auch durch<br />

Bindemittel möglich, die mit dem chlorhaltigen Härtungsbeschleunigern Ammoniumchlorid<br />

versetzt waren. Zu Beginn der 90er Jahre wurde jedoch die Produktion der <strong>Holz</strong>werkstoffe<br />

auf chloridfreie Härtersysteme umgestellt. Chlor wurde vielfach auch durch <strong>Holz</strong>schutzmittel,<br />

die die chlororganischen Wirkstoffe Pentachlorphenol (PCP), Lindan und DDT enthielten, in<br />

das <strong>Holz</strong> eingetragen. Insbesondere zwischen etwa 1950 und 1980 wurden diese<br />

mittlerweile verbotenen Substanzen in diversen <strong>Holz</strong>schutzmittel-Produkten auf den Markt<br />

gebracht.<br />

4.4 Schwermetalle<br />

Bedingt durch die sehr unterschiedliche Nutzungsgeschichte kann Altholz vielfältig mit<br />

Schwermetallen belastet sein. Besonders die Schwermetalle Blei und Zink sind in hohen<br />

Konzentrationen zu finden. Vor allem in Anstrichfarben wurden früher häufig Blei- und<br />

Zinksalze als Weisspigmente eingesetzt. Als weisse Anstrichfarbe wurde Bleiweiss sehr<br />

geschätzt, das Bleicarbonat enthält. Insbesondere alte Fensterrahmen, denen neben dem<br />

bleihaltigen Weissanstrich auch noch Reste von Bleikitt anhaften, mit dem die Glasscheiben<br />

fixiert wurden, weisen recht hohe Bleigehalte auf. Bei der Verbrennung entstehen Blei- und<br />

Zinkchloride, die bei hohen Temperaturen flüchtig sind und daher mit den Rauchgasen aus<br />

dem Feuerraum ausgetragen werden, aber auf den kühleren Verdampferrohren wieder<br />

kondensieren und dort Korrosionsprozesse in Gang setzen.<br />

Auch viele wässrige <strong>Holz</strong>schutzmittel sind bedeutende Quellen von Schwermetallen im<br />

Altholz. Um das <strong>Holz</strong> vor Fäulnis- und Insektenschäden zu schützen, werden Kombinationen<br />

verschiedener schwermetallhaltiger Salze verwendet, wie z.B. Chrom-Kupfer-Salze, Chrom-<br />

Kupfer-Arsen-Salze oder Chrom-Kupfer-Bor-Salze, die als wässrige Lösung zumeist durch<br />

Druckimprägnierung in das <strong>Holz</strong> eingebracht werden. Die Einbringmengen der Salze liegen<br />

zwischen etwa 3 und 12 kg pro Kubikmeter <strong>Holz</strong>. Bei einer durchschnittliche Dichte des<br />

Nadelholzes von 500 kg/m 3 berechnet sich daraus ein Eintrag an Elementen von 6'000 bis<br />

20'000 mg/kg. Ein weiteres Schwermetall, welches in der Vergangenheit als salzartiges<br />

<strong>Holz</strong>schutzmittel verwendet wurde, ist Quecksilber, das vornehmlich als wasserlösliches<br />

Quecksilber-II-chlorid eingesetzt wurde. Das Salz wird im <strong>Holz</strong> zu unlöslichem Quecksilber-I-<br />

chlorid reduziert und liegt dann fest fixiert vor. Die Einbringmenge lag bei üblichen<br />

Rezepturen zwischen 0.4 und 0.8 kg/m 3 . Vor allem Telefon- und Elektromasten sowie Obst-,<br />

Wein- und Hopfenstangen wurden damit behandelt.<br />

Dr.-Ing. Markus Franz | <strong><strong>Holz</strong>brennstoffe</strong> 14


Chemische Zusammensetzung<br />

Abbildung 8 zeigt exemplarisch die Gehalte von Blei und Zink sowie den Chlorgehalt von<br />

Altholzproben, die den Altholzanlieferungen der beiden schweizerischen <strong>Holz</strong>kraftwerke in<br />

Kleindöttingen und Basel entnommen wurden. Der grosse Wertebereich, in dem die<br />

Analysenresultate schwanken, verdeutlicht die heterogene Zusammensetzung von Altholz.<br />

Wie bereits erwähnt, ist das Analysenergebnis dabei nicht nur von der Lieferung anhängig,<br />

auch die Art und Weise, wie eine Altholzprobe genommen wird, hat einen Einfluss auf das<br />

Analysenergebnis.<br />

Gehalt in mg/kg TS<br />

2000<br />

1800<br />

1600<br />

1400<br />

1200<br />

1000<br />

800<br />

600<br />

400<br />

200<br />

0<br />

Abbildung 8 Konzentrationen von korrosionsrelevanten Elementen im Altholz (Altholzproben<br />

aus Aargau und Basel)<br />

Die Schwermetallgehalte sind ein wesentliches Unterscheidungsmerkmal zwischen<br />

naturbelassenen und nicht-naturbelassenen <strong><strong>Holz</strong>brennstoffe</strong>n. <strong><strong>Holz</strong>brennstoffe</strong> aus dem<br />

Wald sind erheblich geringer mit Schwermetallen belastet als Altholz. Da die Schwermetalle<br />

bei der Verbrennung in den Verbrennungsrückständen verbleiben, kann über eine<br />

Schwermetallanalyse der <strong>Holz</strong>asche abgeleitet werden, ob naturbelassenes <strong>Holz</strong> oder<br />

Altholz verbrannt wurde. Auch bei <strong>Holz</strong>pellets ist der Nachweis für die Verwendung<br />

unbelasteter <strong>Holz</strong>rohstoffe dadurch zu erbringen, dass Grenzwerte für bestimmte<br />

Schwermetallgehalte unterschritten werden müssen.<br />

4.5 Alkalien und Erdalkalien<br />

Chlor Blei Zink<br />

Höchstwert<br />

Tiefstwert<br />

Mittelwert<br />

Die in <strong><strong>Holz</strong>brennstoffe</strong>n relevanten Alkalimetalle sind Natrium und Kalium. Der Natriumgehalt<br />

liegt im Bereich zwischen 0.13 und 0.5%, und der Kaliumgehalt zwischen 0.13 und 0.35%<br />

jeweils bezogen auf die Trockenmasse. Von den Erdalkalien sind insbesondere das Calcium<br />

Dr.-Ing. Markus Franz | <strong><strong>Holz</strong>brennstoffe</strong> 15


Chemische Zusammensetzung<br />

und das Magnesium im <strong>Holz</strong> vorhanden. Der Calciumgehalt ist mit 0.3 bis ca. 1%<br />

vergleichsweise hoch. Deutlich niedriger ist der Magnesiumgehalt mit ca. 0.04 bis 0.1%. Die<br />

Alkali- und Erdalkalimetalle verbleiben bei der Verbrennung in der Asche und können sich<br />

dort stark anreichern. Wie das Analysenbeispiel der Tabelle 6 zeigt, können in einer<br />

Fichtenholzasche 21.4% Calcium, 3% Magnesium und 3.6% Kalium enthalten sein.<br />

4.6 PAK<br />

Steinkohlenteeröl, ein Nebenprodukt der Verkokung von Steinkohle in Kokereien und<br />

Gaswerken, ist das älteste organische <strong>Holz</strong>schutzmittel. Die systematische Entwicklung von<br />

<strong>Holz</strong>imprägniermitteln begann mit der Verwendung von Buchenholz für Eisenbahnschwellen.<br />

Dank der Imprägnierung mit Teeröl konnte die Lebensdauer der Eisenbahnschwelle im Laufe<br />

eines Jahrhunderts von fünf auf 50 Jahre erhöht werden. Die Bahnschwellen wurden in<br />

Teeröl getränkt bis ein Teerölgehalt von 20% erreicht war. Teeröl wurde auch als<br />

Carbolineum für den Hausgebrauch zur Imprägnierung von Jägerzäunen und Bauholz<br />

verkauft. Erst 1984 wurde die Öffentlichkeit auf die gesundheitsschädigende Wirkung dieser<br />

Imprägniermittel aufmerksam. Die Teeröle sind ein Gemisch aus überwiegend<br />

polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK), die teilweise krebserregend sind.<br />

Obwohl Bahnschwellen und Jägerzäune im Grunde beliebte Brennstoffe sind, da die Teeröle<br />

den Heizwert des <strong>Holz</strong>es um 10 bis 20% erhöhen, ist der Umgang mit teerölimprägnierten<br />

Hölzern aus abfallrechtlichen Gründen problematisch, weil diese wegen der enthaltenen<br />

krebserregenden Stoffe als Sonderabfälle eingestuft werden müssen.<br />

Abbildung 9 Teerölimprägnierte Bahnschwellen<br />

Dr.-Ing. Markus Franz | <strong><strong>Holz</strong>brennstoffe</strong> 16


Brennstofftechnische Eigenschaften<br />

5 Brennstofftechnische Eigenschaften<br />

5.1 Wassergehalt<br />

Die brennstofftechnischen Eigenschaften der unterschiedlichen <strong><strong>Holz</strong>brennstoffe</strong> werden vor<br />

allem durch den Wassergehalt bestimmt. Der Wassergehalt ist insofern ein wichtiges<br />

qualitätsbestimmendes Merkmal des Brennstoffs. Ein hoher Wassergehalt vermindert den<br />

Heizwert des <strong>Holz</strong>es und führt zu niedrigen Verbrennungstemperaturen, die wiederum hohe<br />

Kohlenmonoxid-Emissionen sowie Teer- und Russbildung zur Folge haben. Auch das Zünd-<br />

und Ausbrandverhalten des <strong>Holz</strong>brennstoffs wird wesentlich durch den Wassergehalt<br />

beeinflusst.<br />

Das nasse Frischholz setzt sich aus der trockenen <strong>Holz</strong>masse und der im <strong>Holz</strong><br />

gebundenen Wassermasse zusammen. Wird die Wassermasse gemäss Gleichung<br />

1 auf die Masse des Frischholzes (Feuchtgewicht) bezogen, erhält man den Wassergehalt<br />

w.<br />

Gleichung 1<br />

Streng zu unterscheiden vom Wassergehalt ist der Begriff der <strong>Holz</strong>feuchte, der im Bereich<br />

der Forstwirtschaft häufig verwendet wird. Anders als beim Wassergehalt wird zur<br />

Berechnung der <strong>Holz</strong>feuchte u die Wassermasse auf die Trockenmasse bezogen (vgl.<br />

Gleichung 2).<br />

Gleichung 2<br />

Die Feuchte kann entsprechend Gleichung 3 in den Wassergehalt umgerechnet werden<br />

bzw. gemäss Gleichung 4 kann aus dem Wassergehalt die Feuchte berechnet werden:<br />

In <strong><strong>Holz</strong>brennstoffe</strong>n kann viel Wasser enthalten sein. Frischholz kann mehr Wasser als<br />

Gleichung 3<br />

Gleichung 4<br />

<strong>Holz</strong>substanz enthalten, d.h. der Wassergehalt ist grösser als 50%, was einer <strong>Holz</strong>feuchte<br />

grösser als 100% entspricht. Der Wassergehalt von waldfrischem <strong>Holz</strong> liegt je nach Baumart,<br />

Alter und Jahreszeit zwischen 45 und 60%. Nach zweijähriger Freiluftlagerung wird der<br />

Dr.-Ing. Markus Franz | <strong><strong>Holz</strong>brennstoffe</strong> 17


Brennstofftechnische Eigenschaften<br />

sogenannte lufttrockene Zustand (lutro) erreicht, der je nach Jahreszeit und Witterung bei<br />

einem Wassergehalt von etwa 15 bis 20% liegt. In beheizten Innenräumen reduziert sich der<br />

Wassergehalt des <strong>Holz</strong>es weiter auf 6.5 bis 9 %. Dementsprechend ist bei <strong>Holz</strong>bauteilen und<br />

Möbeln von diesen Wassergehalten auszugehen. Nur mit einer Trocknung bei Temperaturen<br />

über 100°C lässt sich die <strong>Holz</strong>feuchte vollständig entfernen. Völlig wasserfreies <strong>Holz</strong> wird als<br />

absolut trocken (atro) bezeichnet.<br />

Tabelle 5 Einteilung der <strong>Holz</strong>hackschnitzel in fünf Wassergehaltsklassen<br />

Klassenbezeichnung Wassergehalt Bezeichnung<br />

W20 � 20% lufttrocken<br />

W30 � 30% lagerbeständig<br />

W35 � 35% begrenzt lagerbeständig<br />

W40 � 40% feucht<br />

W50 � 50% erntefrisch<br />

5.2 Heizwert<br />

Eine weitere wichtige Kennzahl von <strong><strong>Holz</strong>brennstoffe</strong>n ist der Heizwert, der früher auch als<br />

unterer Heizwert bezeichnet wurde. Dieser ist zu unterscheiden vom Brennwert (früher<br />

auch oberer Heizwert genannt). Der Heizwert beschreibt die gesamte Wärmemenge, die bei<br />

der vollständigen Verbrennung freigesetzt wird ohne Berücksichtigung der<br />

Kondensationswärme des in den Rauchgasen enthaltenen Wasserdampfs. Beim Heizwert<br />

wird somit unterstellt, dass der bei der Verbrennung gebildete Wasserdampf dampfförmig<br />

bleibt, und dass die Wärmemenge, die bei einer eventuellen Kondensation durch<br />

Rauchgasabkühlung frei werden könnte (2.441 kJ pro Gramm Wasser), nicht nutzbringend<br />

verwendet wird. Wenn auch die Kondensationswärme des Wasserdampfs nutzbar gemacht<br />

wird, indem beispielsweise die Rauchgase so tief abgekühlt werden, dass der Wasserdampf<br />

kondensieren kann, ist der Brennwert massgebend. Generell wird in der Feuerungstechnik<br />

der Energieinhalt des Brennstoffs mit dem Heizwert beschrieben, was dazu führen kann,<br />

dass bei Brennwertkesseln, bei denen die Kondensationswärme nutzbar gemacht wird, der<br />

Kesselwirkungsgrad rechnerisch einen Wert grösser als 100% erreichen kann.<br />

Bei der Verbrennung wird der im <strong>Holz</strong>brennstoff enthaltene Kohlenstoff in Gegenwart von<br />

Luftsauerstoff zu Kohlendioxid oxidiert. Die dabei freigesetzte Energie bestimmt den<br />

Heizwert des trockenen Brennstoffs. Die chemische Reaktionsgleichung für die<br />

stöchiometrische Verbrennung von <strong>Holz</strong> kann wie folgt angeschrieben werden:<br />

Dr.-Ing. Markus Franz | <strong><strong>Holz</strong>brennstoffe</strong> 18


Brennstofftechnische Eigenschaften<br />

Gleichung 5<br />

Gemäss Gleichung 5 kann nur der im <strong>Holz</strong> vorhandene Kohlenstoff oxidiert werden. Obwohl<br />

in einigen Publikationen gegensätzlich dargestellt, kann der Wasserstoff bei der Oxidation<br />

keine Energiemengen liefern, da er schon vollständig oxidiert ist, d.h. die Oxidationsstufe +1<br />

besitzt. Auch trägt der brennstoffeigene Sauerstoff nichts zur Oxidation bei, da der Sauerstoff<br />

bereits vollständig reduziert, also in der Oxidationsstufe -2, vorliegt. Dass in Biomassen<br />

ausser Kohlenstoff und Wasserstoff auch erhebliche Mengen an gebundenem Sauerstoff<br />

enthalten sind, ist der Grund, warum <strong>Holz</strong> und andere pflanzliche Biobrennstoffe im<br />

Vergleich zu Kohle oder Mineralölen einen deutlich geringeren Heizwert haben. Ein Teil der<br />

Kohlenwasserstoffverbindungen liegt im <strong>Holz</strong> also bereits partiell oxidiert vor. Während<br />

Steinkohle einen Heizwert von 30 MJ/kg und Heizöl einen Heizwert von 43 MJ/kg hat, liegt<br />

der Heizwert von absolut trockenem <strong>Holz</strong> je nach <strong>Holz</strong>art nur zwischen 18.0 und 18.8 MJ/kg.<br />

Die niedrigen Heizwerte zeigen Laubhölzer insbesondere Erle, Pappel und Weide, während<br />

der maximale Heizwert von 18.8 MJ/kg von Nadelhölzern erreicht wird aufgrund eines<br />

erhöhten Gehaltes an Harzen und Ölen.<br />

Der Heizwert des <strong>Holz</strong>es ist also nur wenig von der <strong>Holz</strong>art abhängig und wird stattdessen<br />

fast ausschliesslich vom Wassergehalt beeinflusst. Zwischen dem Wassergehalt und dem<br />

Heizwert besteht ein linearer Zusammenhang, so dass über eine Messung des<br />

Wassergehaltes eine Aussage zum Heizwert des <strong>Holz</strong>es gemacht werden kann. Ebenso<br />

kann auch mittels einer Wassergehaltsbestimmung bei der Anlieferung des <strong>Holz</strong>es die dem<br />

<strong>Holz</strong>kraftwerk zugeführte Energiemenge abgeschätzt werden. Für die Berechnung des<br />

Heizwertes aus dem Wassergehalt kann Gleichung 6 verwendet werden.<br />

Gleichung 6<br />

Dabei ist der Heizwert des Frischholzes in MJ/kg mit dem Wassergehalt w. ist<br />

der Heizwert des <strong>Holz</strong>es im wasserfreien, absolut trockenen Zustand. Der Faktor 2.44 leitet<br />

sich aus der Wärmeenergie (2441 kJ/kg) ab, die pro Anteil Wasser für die Aufheizung des<br />

Wassers von 25°C bis zur Verdampfung und für die Verdampfung aufgebracht werden muss.<br />

In Abbildung 10 wurde der mit Gleichung 6 berechnete Heizwert mit zunehmendem<br />

Wassergehalt dargestellt. Hierbei wurde ein atro-Heizwert von 18.5 MJ/kg zugrunde gelegt.<br />

Auf der mit zunehmendem Wassergehalt linear abnehmenden Heizwertgeraden sind<br />

folgende Abschnitte besonders relevant: Trockenes Altholz mit einem Wassergehalt von 7%,<br />

wie beispielsweise Bauteile und Möbel aus beheizten Innenräumen, hat einen Heizwert 17<br />

MJ/kg. Luftrockenes <strong>Holz</strong> mit einem Wassergehalt von 15% hat einen Heizwert von ca. 15<br />

MJ/kg. Frischholz mit einem Wassergehalt von 50% hat einen Heizwert von 8 MJ/kg. Ab<br />

einem Heizwert von 6 MJ/kg ist eine selbstgängige Verbrennung nicht mehr möglich. Diese<br />

Dr.-Ing. Markus Franz | <strong><strong>Holz</strong>brennstoffe</strong> 19


Brennstofftechnische Eigenschaften<br />

Schwelle wird bei einem Wassergehalt von 60% erreicht. Und bei einem Wassergehalt von<br />

rund 88% ist der Heizwert gleich Null.<br />

Heizwert [MJ/kg]<br />

Abbildung 10 Heizwert von <strong>Holz</strong> in MJ/kg bei zunehmendem Wassergehalt (Huatro = 18.5<br />

MJ/kg)<br />

20<br />

18<br />

16<br />

14<br />

12<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

0 0.1 0.2 0.3 0.4 0.5 0.6 0.7 0.8 0.9 1<br />

5.3 Ascheschmelzverhalten<br />

Je nach Aschezusammensetzung und Temperaturniveau im Feuerraum ist entweder ein<br />

Erweichen oder auch ein völliges Aufschmelzen der Aschepartikel möglich. Das<br />

Erweichungs- und Schmelzverhalten wird dabei vor allem durch Alkali- und Erdalkalimetalle<br />

beeinflusst. Natrium und Kalium bewirken eine Erniedrigung der Schmelztemperatur, die<br />

Erdalkalimetalle Magnesium und Calcium erhöhen die Schmelztemperatur. Ein hoher Anteil<br />

an Silicium und Chlor führen ebenfalls zu einer Erniedrigung der Schmelztemperatur.<br />

Niedrig schmelzende Brennstoffaschen können Schäden an der Feuerfestausmauerung und<br />

erhebliche Kesselverschmutzungen infolge von Anbackungen und Verschlackungen<br />

verursachen. Besonders kritisch ist auch am Brennstoff anhaftendes Restglas, das sich im<br />

Feuerraum zu einer honigzähen Schmelze verwandelt. Bei Wirbelschichtfeuerungen können<br />

sich Agglomerate (Bettschweine) aus klebrigen Aschepartikeln und Sandkörnern bilden, die<br />

nicht mehr fluidisiert werden können und aus der Wirbelschicht ausfallen. Des Weiteren<br />

können sich an den kalten Luftdüsen des Düsenbodens Anbackungen aufbauen, die die<br />

Luftverteilung beeinträchtigen. Es ist daher wichtig, das Ascheschmelzverhalten der<br />

verwendeten Brennstoffe zu kennen, um ungeplante Anlagenstillstände infolge eines<br />

Ascheerweichens zu vermeiden.<br />

Wassergehalt<br />

Dr.-Ing. Markus Franz | <strong><strong>Holz</strong>brennstoffe</strong> 20


Brennstofftechnische Eigenschaften<br />

Um Ascheschmelzversuche durchführen zu können, ist es zunächst erforderlich, Asche<br />

herzustellen. Für Biomassebrennstoffe wurde eine spezielle Methode zur Bestimmung des<br />

Aschegehalts entwickelt (CEN/TS 14775). Bei der Veraschung wird die Ofentemperatur mit<br />

einem Temperaturanstieg von 5 Kelvin pro Minute auf 250°C gesteigert. Diese<br />

Temperaturstufe wird für 60 Minuten gehalten, damit die flüchtigen Stoffe aus der Probe<br />

entweichen können. Anschliessend wird die Temperatur weiter mit 5 Kelvin pro Minute bis<br />

zur Maximaltemperatur von 550°C angehoben, welche dann für 120 Minuten gehalten wird.<br />

Das in der Vergangenheit angewandte DIN-Verfahren (DIN 51719), das zur Bestimmung des<br />

Aschegehalts von Steinkohle, Koks, Braunkohle und <strong>Holz</strong>kohle erarbeitet wurde, schreibt<br />

eine deutlich höhere Veraschungstemperatur von 815°C vor. Bei dieser Temperatur<br />

verbrennt jedoch die Mehrzahl der Biomassebrennstoffe spontan mit Flammenbildung.<br />

Zudem versintert Strohasche bei einer Ofentemperatur von 850°C bereits in der<br />

Keramikschale und ist dann für eine weitere Untersuchung nicht mehr brauchbar. Die<br />

Herstellung der Asche nach dem neuen CEN-Verfahren ist geeigneter, da die Asche weniger<br />

durch eine Verbrennung sondern vielmehr in einem Pyrolyseprozess entsteht. Dadurch<br />

treten keine Ascheverluste durch das Entweichen von flüchtigen Alkalichloriden oder infolge<br />

der CO2–Freisetzung aus Carbonaten auf. Aufgrund dieser Verluste werden mit dem DIN-<br />

Verfahren zumeist zu geringe Aschegehalte gemessen. Darüber hinaus reagieren die bei<br />

850°C hergestellten Aschen unempfindlicher auf Temperatur, während die bei 550°C<br />

hergestellten Aschen wegen der stark erhöhten Kalium- und Siliciumgehalte und einem<br />

geringeren Calciumgehalt bereits bei tieferen Temperaturen zu sintern und zu erweichen<br />

beginnen.<br />

In Tabelle 6 sind die Anteile der chemischen Elemente in Fichten-, Gras und Strohasche<br />

aufgelistet, die bei 550°C verascht wurden. Fichtenasche hat einen sehr hohen<br />

Calciumgehalt, hingegen ist der Anteil an Natrium und Kalium gering. Dies wird sich in einer<br />

hohen Schmelztemperatur für diese Asche widerspiegeln. Bei Gras- und Strohasche ist der<br />

Anteil an Kalium sehr hoch, der Anteil an Calcium dagegen niedriger als bei Fichtenasche.<br />

Entsprechend niedriger wird der Schmelzpunkt der Gras- und Strohaschen sein.<br />

Tabelle 6 Chemische Zusammensetzung von Brennstoffaschen in g/kg Asche<br />

Na K Mg Ca Cl Si P<br />

Fichte 1.6 36.0 30.4 213.6 0.3 21.0 7.1<br />

Gras 2.7 125.0 14.9 62.0 16.6 154.0 29.0<br />

Stroh 7.6 133.5 9.1 46.5 3.1 255.0 15.6<br />

Zur Bestimmung des Ascheschmelzverhaltens wird die Asche zu einem Probekörper<br />

verpresst, der die Form eines aufrecht stehenden Zylinders mit einer Höhe von 3 bis 5 mm<br />

Dr.-Ing. Markus Franz | <strong><strong>Holz</strong>brennstoffe</strong> 21


Brennstofftechnische Eigenschaften<br />

und einem der Höhe identischen Durchmesser hat. Beim Erhitzen des Probekörpers in<br />

einem Muffelofen bis auf eine Höchsttemperatur von 1500°C werden verschiedene Stadien<br />

der Verformung bis zum Schmelzen durchlaufen. Die Verformungen werden über eine<br />

optische Einrichtung mittels Videokamera festgehalten. In DIN CEN/TS 15370 werden<br />

Temperaturen definiert, die sich auf Veränderungen in der Form des Probekörpers beziehen.<br />

In Abbildung 11 sind die Merkmale des Probekörpers dargestellt, durch die das<br />

Schmelzverhalten der Brennstoffasche charakterisiert wird, und Tabelle 7 enthält eine<br />

Beschreibung dieser Merkmale.<br />

Abbildung 11 Phasen während des Schmelzvorgangs der Asche<br />

Tabelle 7 Bezeichnungen der charakteristischen Temperaturpunkte beim<br />

Ascheschmelzversuch<br />

Bezeichnung Beschreibung<br />

Sintertemperatur (SIT) Markante Volumenverringerung, bei der der Probekörper<br />

Erweichungs-<br />

temperatur (EWT)<br />

Halbkugeltemperatur<br />

(HKT)<br />

Fliesstemperatur<br />

(FLT)<br />

schrumpft ohne sein Form zu ändern. Die für die<br />

Erweichungstemperatur kennzeichnenden Merkmale sind noch<br />

nicht erkennbar.<br />

Erste Anzeichen des Erweichens der Asche, z.B. Rundwerden<br />

der Kanten, Beginn des Blähens.<br />

Der Probekörper hat angenähert die Form einer Halbkugel. Der<br />

geschmolzene Probekörper ist halb so hoch wie seine<br />

Grundlinie<br />

Der Probekörper ist auf die Hälfte der Höhe, die er bei der<br />

Halbkugeltemperatur hatte, auseinander geflossen.<br />

In Tabelle 8 sind die charakteristischen Temperaturpunkte der Aschen von Fichtenholz, Gras<br />

und Stroh aufgeführt. Beim Vergleich der Werte wird deutlich, dass Stroh mit einem<br />

Dr.-Ing. Markus Franz | <strong><strong>Holz</strong>brennstoffe</strong> 22


Brennstofftechnische Eigenschaften<br />

Sinterbeginn von nur 750°C ein problematischer Brennstoff ist. Gras hat einen Sinterbeginn<br />

von 1010°C und liegt damit deutlich höher als Stroh. Fichte hat den höchsten Sinterbeginn<br />

mit 1370°C. Auch bei der Erweichungstemperatur liegt die Stufung wie beim Sinterbeginn.<br />

Während Fichtenasche eine sehr hohe Ascheerweichungstemperatur von 1400°C aufweist,<br />

schmilzt die Strohasche schon bei einer sehr niedrigen Temperatur von 770°C.<br />

Tabelle 8 Charakteristische Temperaturpunkte in Grad Celsius beim Schmelzversuch<br />

SIT EWT HKT FLT<br />

Fichte 1370 1400 1450 1460<br />

Gras 1010 1070 1200 1320<br />

Stroh 750 770 1110 1320<br />

5.4 <strong>Holz</strong>fremde Bestandteile<br />

<strong>Holz</strong>fremde Bestandteile können zu zahlreichen Problemen bei der Förderung und<br />

Brennstoffbeschickung sowie zu Beeinträchtigungen des Feuerungs- und Kesselbetriebs<br />

führen. Dazu gehören vor allem mineralische Verschmutzungen, die sowohl bei Waldholz als<br />

auch bei Altholzfraktionen auftreten. Infolge von Rückarbeiten im Wald haftet dem<br />

Stammholz oftmals noch Erde und Sand an, und bei der Verladung von lose auf dem<br />

Waldboden gelagertem Hackgut werden vom Radlader meist noch Erde und Steine<br />

aufgenommen.<br />

Vielen Altholzteilen haften noch Dämmstoffe, Glas, Putz, Teerpappe u.a.m. an. Zudem<br />

werden bei Abrissarbeiten noch Kunststofffolien, Gipskartonplatten oder Mauerreste in das<br />

separierte Altholz eingetragen. Besonders problematisch sind im Altholz enthaltene<br />

Packbänder, Drähte und Stofffetzen, die sich um Fördereinrichtungen wickeln können und<br />

dadurch zu Verstopfungen und Lagerschäden führen.<br />

Eisenmetallteile sind im Altholz in relativ hoher Zahl enthalten, insbesondere Nägel, Drähte,<br />

Schrauben und Klammern, zuweilen sind auch grössere, massive Eisenteile anzutreffen.<br />

Eisenmetalle führen in vielen Fällen durch mechanische Einwirkungen zu direkten Schäden<br />

an der Fördertechnik oder im Feuerungssystem. Aluminium stellt einen Sonderfall unter den<br />

metallischen Störstoffen dar. Bedingt durch seinen relativ niedrigen Schmelzpunkt können<br />

innerhalb des Brennstoffbetts Aluminiumschmelzen entstehen, welche sich entweder<br />

zwischen den Roststäben ansammeln und dort erstarren, oder durch den Rost hindurch<br />

tropfen und auf der Rost-Unterkonstruktion erstarren. Im ersteren Fall werden die<br />

Luftdurchtrittsöffnungen verstopft, was zu einer mangelhaften Rostabkühlung und einer<br />

ungleichmässigen Luftverteilung führt. Der zweite Fall kann ein Verklemmen oder eine<br />

Blockierung der Rostmechanik zur Folge haben. Auch die Düsenböden der<br />

Dr.-Ing. Markus Franz | <strong><strong>Holz</strong>brennstoffe</strong> 23


Brennstofftechnische Eigenschaften<br />

Wirbelschichtfeuerungen sind anfällig gegenüber Aluminiumschmelzen, die die<br />

Austrittsöffnungen der Luftdüsen verkleben können. Die Entfernung von<br />

Aluminiumansammlungen erfordert einen grossen Arbeitsaufwand bei der Revision.<br />

Abbildung 12 Altholz mit holzfremden Bestandteilen<br />

6 Mechanische Eigenschaften<br />

Zu den mechanischen Eigenschaften der unterschiedlichen <strong><strong>Holz</strong>brennstoffe</strong> gehören vor<br />

allem die Korngrössenverteilung, die Schüttdichte und das Schüttgutverhalten. Während die<br />

Wahl der Feuerungstechnik u.a. von der vorliegenden Stückgrösse des Brennstoffs<br />

beeinflusst wird, bestimmen die Schüttdichte und insbesondere das Schüttgutverhalten die<br />

Dimensionierung und Konstruktion der Lager- und Fördertechnik sowie der<br />

Beschickungseinrichtungen für die Feuerungsanlage.<br />

6.1 Rohdichte<br />

Die Rohdichte beschreibt das Verhältnis der <strong>Holz</strong>masse zum Rauminhalt eines massiven<br />

<strong>Holz</strong>stückes. Die Rohdichte variiert je nach der <strong>Holz</strong>feuchte. Die Tabelle 9 zeigt die<br />

Rohdichten verschiedener <strong>Holz</strong>arten für den absolut trockenen Zustand. In der Tabelle sind<br />

Durchschnittswerte angegeben; die tatsächlichen Werte können je nach Standort, Baumteil<br />

und Alter ganz erheblich variieren. Die Dichte-Skala entspricht im Allgemeinen, wenn auch<br />

nicht immer, der Härte-Skala. Die Härte ist das gebräuchlichste Merkmal, nach denen die<br />

Dr.-Ing. Markus Franz | <strong><strong>Holz</strong>brennstoffe</strong> 24


Mechanische Eigenschaften<br />

<strong>Holz</strong>sorten eingeordnet werden. Harthölzer sind Eiche, Buche, Esche, Ulme, Ahorn; als<br />

mittelhart wird ihnen auch die Lärche zugerechnet. Fichte, Tanne, Kiefer, Douglasie und Erle<br />

gelten als Weichhölzer; sehr weich sich Linde, Pappel und Weide.<br />

Tabelle 9 Rohdichte von absolut trockenem <strong>Holz</strong> (Darrdichte)<br />

Weichhölzer (bis 0.55 g/cm 3 ) Harthölzer (über 0.55 g/cm 3 )<br />

Fichte 0.43 Eiche 0.66<br />

Tanne 0.41 Bergahorn 0.59<br />

Kiefer 0.49 Esche 0.65<br />

Douglasie 0.47 Buche 0.68<br />

Lärche 0.55 Birke 0.61<br />

Linde 0.49 Hain-/Weissbuche 0.75<br />

Pappel 0.41 Hasel 0.56<br />

Weide 0.33 Ulme 0.64<br />

Eine Wasseraufnahme ist mit einer Zunahme des <strong>Holz</strong>volumens verbunden. Diese<br />

Volumenzunahme findet bis zu einem bestimmten Wassergehalt statt, danach bleibt das<br />

<strong>Holz</strong>volumen auch bei weiterer Wasseraufnahme konstant. Der Wassergehalt, bei dem die<br />

Volumenzunahme endet, wird Fasersättigungspunkt genannt. In der umgekehrten Situation,<br />

wenn nasses <strong>Holz</strong> getrocknet wird, beginnt es zu schrumpfen, sobald der<br />

Fasersättigungspunkt unterschritten wird. Die Volumenreduktion beim Trocknen wird mit<br />

dem sogenannten Schwindmass quantifiziert. Die Fasersättigungspunkte und das<br />

Schwindmass sind in Tabelle 10 für wichtige <strong>Holz</strong>arten aufgelistet. Die Volumenzunahme<br />

beim Aufsättigen mit Wasser bzw. die Schrumpfung beim Trocknen hat entsprechende<br />

Auswirkungen auf die Dichte des feuchten <strong>Holz</strong>es, die bei Berechnungen von Schüttdichten<br />

berücksichtigt werden müssen.<br />

Tabelle 10 Fasersättigungspunkt und Schwindmass<br />

Fasersättigungspunkt Schwindmass<br />

Buche 25 % 17.9 %<br />

Eiche 19 % 12.2 %<br />

Fichte 25 % 11.9 %<br />

Kiefer 21 % 6.1 %<br />

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Mechanische Eigenschaften<br />

6.2 Schüttdichte<br />

Das erforderliche Lager- und Transportvolumen der <strong><strong>Holz</strong>brennstoffe</strong> wird von der<br />

Schüttdichte bestimmt. Die Schüttdichte eines Haufwerks aus Hackschnitzeln ist definiert als<br />

der Quotient aus der Masse des Haufwerks und dem Volumen, den das Haufwerk einnimmt.<br />

Dabei setzt sich die Masse des Haufwerks aus der absolut trockenen <strong>Holz</strong>masse , der<br />

Masse des im <strong>Holz</strong> gebundenen Wassers und der Masse der die Hohlräume<br />

ausfüllenden Luft zusammen. Unter Vernachlässigung der Masse der Luft kann für die<br />

Schüttdichte geschrieben werden:<br />

Ausgehend von Gleichung 1 kann eine Beziehung hergeleitet werden, mit der die<br />

Wassermasse aus der Trockenmasse und dem Wassergehalt berechnet werden kann.<br />

Gleichung 7<br />

Gleichung 8<br />

Das Einsetzen von Gleichung 8 in Gleichung 7 führt zu einem Ausdruck für die Schüttdichte<br />

des Haufwerks als Funktion der Schüttdichte der absolut trockenen Hackschnitzel<br />

und des Wassergehalts .<br />

Gleichung 9<br />

In Abbildung 13 sind Schüttdichten von Hackschnitzeln aus vier unterschiedlichem <strong>Holz</strong>arten<br />

als Funktion des Wassergehalts aufgetragen. Diese steigen gemäss Gleichung 9 mit<br />

zunehmendem Wassergehalt an. Bei einem Wassergehalt unterhalb des<br />

Fasersättigungspunktes, d.h. unter ca. 25%, sind die Schüttdichtebestimmungen zweier<br />

unterschiedlich feuchter <strong>Holz</strong>hackgut-Proben genau genommen nur vergleichbar, wenn dem<br />

Volumenschwund, der zwischen dem jeweiligen Fasersättigungspunkt und der Darrdichte<br />

stattfindet, durch einen Korrekturfaktor Rechnung getragen wird. Diese Volumenänderung<br />

verläuft nahezu linear. Mit jedem Prozentpunkt abnehmendem Wassergehalt kann die<br />

Schüttdichte – angegeben in kg/m 3 – um 0.7% nach oben korrigiert werden. Die jeweiligen<br />

Schüttdichten in Abbildung 13 wurden bei geringen Wassergehalten um dieses<br />

Schwindmass korrigiert.<br />

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Mechanische Eigenschaften<br />

Schüttdichte in kg/m 3<br />

600<br />

500<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

0<br />

0 10 20 30 40 50<br />

Abbildung 13 Schüttdichten der Hackschnitzel von verschiedenen <strong>Holz</strong>arten in Abhängigkeit<br />

des Wassergehalts (einschliesslich Korrektur des Volumenschwunds).<br />

6.3 Korngrössenverteilung<br />

Die Korngrössenverteilung des Brennstoffs ist eine kraftwerksspezifische Grösse, die durch<br />

die Art des eingesetzten Feuerungssystems festgelegt wird. Im Allgemeinen tolerieren<br />

Rostfeuerungen eine gröbere Korngrössenverteilung als Wirbelschichtfeuerungen. Darüber<br />

hinaus stellen auch die mechanischen Entnahme-, Förder- und Beschickungssysteme<br />

entsprechende Anforderungen an die Brennstoffstückigkeit. Die erforderliche<br />

Korngrössenverteilung ist also ein wesentlicher Bestandteil der Brennstoffspezifikation, die<br />

für jedes <strong>Holz</strong>kraftwerk individuell ist und sich im Wesentlichen aus der verwendeten<br />

Feuerungs- und Fördertechnik ergibt.<br />

Wassergehalt in %<br />

Als Überlängen werden jene Brennstoffbestandteile bezeichnet, die die Maximalgrösse des<br />

vorgesehenen Brennstoffgrössenspektrums überschreiten. Überlängen können zu<br />

Blockaden und auch zu unmittelbaren Schäden an den Förderorganen führen oder deren<br />

Durchsatzleistung senken. Daneben können auch Brückenbildungen in Silos oder<br />

Buche<br />

Eiche<br />

Fichte<br />

Kiefer<br />

Austragsbehältern durch Überlängen verursacht werden. Beim Feinanteil handelt es sich um<br />

diejenigen Brennstoffpartikel, die das vorgesehene Grössenspektrum unterschreiten. Hohe<br />

Feinanteile können auf dem Brennstoffförderweg zu Verpressungen und bei trockenem<br />

Brennstoff zu Staubproblemen führen. Hohe Feinanteile können aber auch die Ursache von<br />

Verschmutzungen und Verschlackungen im Feuerraum und im Dampferzeuger sein.<br />

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Mechanische Eigenschaften<br />

Tabelle 11 Anforderungen unterschiedlicher Feuerungssysteme an die Brennstoffgrösse<br />

Rostfeuerung Wurfschwebefeuerung Wirbelschichtfeuerung<br />

Feinanteil < 1 mm max. 5% max. 10% max. 20%<br />

Idealgrösse < 250 mm < 100 mm < 100 mm<br />

Maximalgrösse 300 mm 200 mm 250 mm<br />

Um die in Tabelle 11 angegebenen Korngrössenanforderungen erfüllen zu können, ist eine<br />

Zerkleinerung des <strong>Holz</strong>es erforderlich. Im Bereich von Waldrestholz werden hierzu<br />

überwiegend Hacker eingesetzt, die nach dem Prinzip der schneidenden Zerkleinerung<br />

arbeiten. Das Hackorgan besteht aus mehreren Einzelmessern, die auf einer<br />

Schwungscheibe (Scheibenhacker) oder auf einer rotierenden Trommel (Trommelhacker)<br />

angeordnet sind. Durch die Höhe des Überstandes der Messerklingen kann die Schnittlänge<br />

eingestellt werden. Beim Hacken entstehen keine Überlängen und kaum Feinanteile. Die<br />

gewonnenen Hackschnitzel haben saubere Schnittstellen und gleichmässige Kantenlängen<br />

(siehe Abbildung 14).<br />

Abbildung 14 <strong>Holz</strong>hackschnitzel aus Stammholz<br />

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Mechanische Eigenschaften<br />

Zur Zerkleinerung von Altholz können keine Hacker verwendet werden, bei denen eine<br />

geordnete Längszuführung paralleler Baum- oder Astteile erforderlich ist. Stattdessen<br />

kommen Zerkleinerungsmaschinen zum Einsatz, die eine Zuführung des <strong>Holz</strong>es in Wirrlage<br />

erlauben. Je nach Anforderungen an die Korngrösse muss die Zerkleinerung ein- oder<br />

zweistufig durchgeführt werden. Zum Vorbrechen werden langsam laufende Ein- oder<br />

Zweiwellen-Zerkleinerer eingesetzt. In einem Zweiwellen-Zerkleinerer wird das Altholz<br />

zwischen zwei Walzen, die mit ineinandergreifenden Zähnen oder Stacheln bestückt sind<br />

und gegenläufig mit einer Drehzahl von 30-40 U/min drehen, zerkleinert. Einwellen-<br />

Zerkleinerer drücken das Altholz mit ihren Zähnen durch einen Zerkleinerungskamm. Mit<br />

diesen Zerkleinerungsmaschinen, die das Material zerreisen und dabei auch zerfasern, ist<br />

eine Zerkleinerung auf eine Spanngrösse von ca. 150-400 mm möglich, jedoch ist der Anteil<br />

an Überlängen relativ hoch. Die Vorzerkleinerung ist meist ausreichend für eine<br />

Rostfeuerung, bei der noch nicht ausreichend zerkleinerte <strong>Holz</strong>teile weniger störend sind.<br />

Für Wirbelschicht- oder Wurfschwebefeuerungen ist aber eine Nachzerkleinerung des<br />

Altholzes in einem Schredder erforderlich. Dieser besteht aus einer Rotortrommel, die sich<br />

mit ca. 1000 U/min dreht. Auf dem Rotorumfang sind fest verschraubte Messerplatten oder<br />

frei schwingenden Schlegel positioniert, die das Material an einer feststehenden Prallplatte<br />

vorbei reissen und es dabei zerkleinern. Unterhalb des Rotors ist ein Siebkorb angeordnet.<br />

Je nach Lochweite werden <strong>Holz</strong>späne mit einer Korngrösse zwischen ca. 40-120 mm<br />

gewonnen. Bei dieser Art der Zerkleinerung resultiert verfahrensbedingt ein hoher Feinanteil.<br />

In Abbildung 15 ist geschreddertes Altholz zu sehen, und in Abbildung 16 ist die zweistufige<br />

Zerkleinerung von Altholz mittels Zweiwellen-Zerkleinerer und Schredder gezeigt.<br />

Abbildung 15 Geschreddertes Altholz mit hohem Feinanteil und Überlängen<br />

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Mechanische Eigenschaften<br />

Abbildung 16 Zweistufige Zerkleinerung von Altholz mit Zweiwellen-Zerkleinerer und<br />

Schredder<br />

7 Brennstoffbeschaffung<br />

Für die organisatorische Zuordnung der Brennstoffbeschaffung gibt es zwei Möglichkeiten:<br />

Entweder ist das Kraftwerk selbst für die Beschaffung verantwortlich und der <strong>Holz</strong>einkauf ist<br />

in die Organisation des <strong>Holz</strong>kraftwerks integriert, oder es besteht ein Vertrag mit einem<br />

Exklusivlieferanten. Die Entwicklung läuft dabei oft vom Modell Exklusivlieferant in Richtung<br />

Brennstoffversorgung in Eigenregie des Kraftwerks.<br />

Um gegenüber Investoren, Banken oder Behörden die dauerhaft gesicherte Brennstoff-<br />

versorgung eines <strong>Holz</strong>kraftwerks dokumentieren zu können, wird häufig schon im Laufe der<br />

Projektentwicklung oder nach Erteilung der Baubewilligung ein langfristiger Vertrag mit<br />

einem Brennstofflieferanten abgeschlossen. Dieser Exklusivlieferant verfügt häufig selbst<br />

nicht über die notwendigen <strong>Holz</strong>mengen und muss zur <strong>Holz</strong>beschaffung wiederum auf<br />

mehrere Unterlieferanten zurückgreifen. Dieses Modell hat allenfalls noch den Vorteil, dass<br />

dem Kraftwerksbetreiber ein direkter Ansprechpartner gegenüber steht und er selbst auf den<br />

Verwaltung- und Logistikaufwand der Brennstoffbeschaffung verzichten kann. Meist über-<br />

wiegen jedoch die Nachteile. Denn der Kraftwerksbetreiber begibt sich in eine grosse<br />

Abhängigkeit und hat keinen unmittelbaren Einfluss auf die Brennstoffqualität bzw. ihm fehlt<br />

eine kurzfristige Handhabe bei Anlieferung von schlechter Brennstoffqualität. Beim<br />

Brennstofflieferanten geschieht der <strong>Holz</strong>einkauf in der Regel nach Kostengesichtspunkten,<br />

was häufig dazu führt, dass Brennstoff beschafft wird, der nicht der Anlagenspezifikation<br />

Dr.-Ing. Markus Franz | <strong><strong>Holz</strong>brennstoffe</strong> 30


Brennstoffbeschaffung<br />

entspricht. Bei knappem Brennstoffmarkt werden auch Lieferungen nahezu beliebiger<br />

Qualität durchgesetzt. Manchmal wird zudem die Brennstoffaufbereitung zum<br />

Exklusivlieferanten ausgelagert. Dem Exklusivlieferanten fällt dann auch noch eine<br />

Teilverantwortung für den störungsfreien Anlagenbetrieb zu, da schlecht aufbereiteter<br />

Brennstoff zu gravierenden Betriebsbeeinträchtigungen führen kann. Neben mangelhaften<br />

Kenntnissen der Auswirkungen schlechter Brennstoffqualität auf den Kraftwerksbetrieb fehlt<br />

es meist auch an der nötigen Motivation auf Seiten des Brennstofflieferanten.<br />

Der Erfolg des Kraftwerksbetriebs und der Erfolg des Brennstoffmanagements sind leider<br />

nicht deckungsgleich. Die Strategie der Abtrennung der Brennstoffbeschaffung vom<br />

Kraftwerk, die sich an der Auffassung orientiert, einerseits dadurch den Betreiber zu<br />

entlasten und andererseits nur so eine dauerhafte Brennstoffversorgung vertraglich<br />

absichern zu können, steht und fällt mit dem Verhältnis der beiden Vertragspartner<br />

untereinander. Stoff für Kontroversen gibt es jedenfalls genug. Die Alternative ist die<br />

Organisation des <strong>Holz</strong>einkaufs direkt vom Kraftwerk. Der Kraftwerksbetreiber ist dann nicht<br />

mehr von einem einzelnen Lieferanten abhängig und kann auf eine grössere Anzahl von<br />

Brennstofflieferanten zurückgegriffen. Er hat zudem die Möglichkeit, den Markt spielen zu<br />

lassen und Marktopportunitäten auszunutzen. Bei Anlieferungen von schlechter<br />

Brennstoffqualität kann der Kraftwerksbetreiber durchaus auch die Annahme verweigern,<br />

und er hat die Möglichkeit ggf. einzelne Lieferanten mit temporären Anlieferungsverboten zu<br />

massregeln. Die Brennstoffbeschaffung in Eigenregie stellt sich dann oftmals als die bessere<br />

Lösung heraus.<br />

Dr.-Ing. Markus Franz | <strong><strong>Holz</strong>brennstoffe</strong> 31

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