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# 160<br />

Mai 2008<br />

Gratis<br />

www.intro.de<br />

Death Cab For Cutie<br />

Stimmenfang<br />

mit Obama<br />

dEUS<br />

Leben im Modedorf<br />

Antwerpen<br />

Portishead<br />

Zurück in<br />

Bristol<br />

The Notwist<br />

Geschichten vom Teufel<br />

Gus Van Sant<br />

Erwachsene im<br />

Paranoid-Park<br />

Grand Theft Auto IV<br />

Digitale Freiheit in<br />

New York


WELCOME, FRED!<br />

THE 7 TH GENERATION<br />

OF DISTILLERS FROM<br />

THE BEAM FAMILY.


022<br />

The Notwist<br />

Foto: Gerald von Foris<br />

ANSAGE NO. 160<br />

Man muss sich <strong>als</strong> Musikjournalist in Deutschland ja mit einer ganz schönen Menge schlechter Bands rumschlagen,<br />

die auf eklige, lokal gestiftete Affirmation und Heimeligkeit setzen. Umso erfreulicher die Fälle, wo Künstler sich abseits<br />

von Genre und Nationalitäten positionieren und gerade aus dieser Offenheit ein Gefühl von Nähe und Heimat zu stiften<br />

vermögen. The Notwist sind so eine Band, bei der man sich vom ersten Ton an angekommen fühlt. Echte Punks dabei.<br />

Und <strong>als</strong> solche immer auf der Suche nach neuen Wegen, ihre Überzeugungen musikalisch reizvoll und angemessen zum<br />

künstlerischen Kontext da draußen zu transportieren. Dass ihnen das nicht immer leicht fällt, wegen der Umstände, das<br />

kann man auf dem neuen, wie immer unglaublich tollen Album »The Devil, You + Me« gleich im ersten Song nachhören,<br />

wo es »Let’s just imitate the real until we find a better one« heißt. Und da uns das alles aus dem Herzen spricht, haben<br />

wir die Band bereits zum dritten Mal nach 1995 (zur »12«) und 2002 (zur »Neon Golden«) auf dem Cover – so oft haben es<br />

sonst nur Tocotronic und Blumfeld geschafft, womit zusammenfindet, was zusammengehört. Getroffen hat die Band für<br />

<strong>Intro</strong> Martin Büsser, der einst für das legendäre Zap-Fanzine eins der ersten Interviews mit der Band geführt hat.<br />

In jedem normalen Monat hätten es Death Cab For Cutie wohl aufs <strong>Intro</strong>-Cover geschafft, diesmal mussten unsere Indie-<br />

Lieblinge aus Seattle aber zurückstehen. Allerdings nur ganz vorne. Im Heft widmet sich Mario Lasar sehr ausführlich<br />

dem neuen Album«Narrow Stairs«, mit dem die Band dem Schmusekurs des Vorgängers »Plans« etwas Dissonanz<br />

hinzufügt.<br />

Wir schreiben ja Mai, falls ihr gerade euren Kalender verlegt habt. Und das bedeutet nichts anderes, <strong>als</strong> dass es neben<br />

besserem Wetter auch wieder mit den Festiv<strong>als</strong> losgeht. Passend dazu die Nachricht, dass, während wir hier schon<br />

Schicht haben mit unserem Heft, die Kollegen vom Festivalguide noch etwas ranklotzen müssen. Dafür wird das Heft<br />

aber am Box Office Day 21. Mai auch wieder besonders dick und mit DVD am Kiosk ausliegen. Unbedingt abholen, sonst<br />

könnt ihr euch nachher nicht beschweren, dass ihr den Sommer und all die tollen Festiv<strong>als</strong> verpasst habt.<br />

Liebe Grüße aus der Kölner Redaktion<br />

Ansage 003


004 Inhalt<br />

008<br />

Neulich<br />

026<br />

Death Cab For Cutie<br />

055<br />

Schuhquiz<br />

058<br />

Paranoid Park<br />

080<br />

GTA IV<br />

006<br />

MONITOR<br />

006 Aufmacher: Song Chart Meme<br />

008 Neulich<br />

010 Monitor mit u. a. The Last Shadow Puppets, The Roots, The Young Knives,<br />

Gnarls Barkley, Bernd Begemann, Siluh Records, JaKönigJa, Donots, The Hooters,<br />

Nneka, Atomic<br />

012 Impressum<br />

022<br />

MUSIK<br />

022 The Notwist<br />

026 Death Cab For Cutie<br />

030 MGMT<br />

032 Checkt das, neue Bands / SXSW<br />

036 Portishead<br />

038 Jamie Lidell<br />

040 Kettcar / Gisbert Zu Knyphausen<br />

042 Kochen mit Maurizio Gaudino<br />

044 dEUS / Mode Antwerpen<br />

048<br />

WEITER<br />

048 Mode: Stempelküsse<br />

054 Mode Monitor: Katitzi / Boogaloo<br />

055 Mode: Schuhquiz<br />

056 Mode: Bomberjacken<br />

058 Film: Gus Van Sant / Paranoid Park<br />

060 Film: 54. Internationale Kurzfilmtage Oberhausen / MuVi<br />

062 Neue Filme<br />

066 Neue DVDs<br />

070 Kunst: Raymond Pettibon<br />

072 Literatur: William Gibson / Quellcode<br />

074 Literatur: Comic-Szenen Hamburg/Berlin<br />

078 Neue Literatur<br />

080 Spiele: Grand Theft Auto IV<br />

082 Neue Spiele<br />

086 Neue Technik<br />

088<br />

PROBEFAHRT<br />

088 Platten vor Gericht<br />

091 Charts / Spalter<br />

092 Neue Alben und DVDs<br />

112 Heimspiel<br />

115 Für dich<br />

116<br />

DAS GEHT<br />

116 <strong>Intro</strong> Intim<br />

118 <strong>Intro</strong> empfiehlt<br />

119 Das geht<br />

122 Festivalguide<br />

126 Da geht’s<br />

130 Katz & Goldt / All The Next


QUATSCH DICH<br />

LEER!<br />

Die supergünstige Flatrate für junge Leute.<br />

Max M Friends für alle bis 25 Jahre und Studenten bis einschließlich 29 Jahre.<br />

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* Voraussetzung ist die Vorlage eines gültigen Personalausweises oder Reisepasses. Mindestalter 18 Jahre, Höchstalter 25 Jahre. Für Studenten bei Vorlage eines gültigen Studentenausweises bis einschließlich 29 Jahre. Nach Ablauf der Mindestlaufzeit<br />

des Vertrages und nicht wiederholter Berechtigungsprüfung wird der monatliche Paketpreis des Max Friends Tarifs wieder zu den Konditionen von Max M oder Max M (mit Handy) fortgeführt. Der T-Mobile Laufzeitvertrag im Tarif Max M und<br />

Max Friends mit Handy hat eine Mindestlaufzeit von <strong>24</strong> Monaten. Einmaliger Bereitstellungspreis <strong>24</strong>,95 €. Im monatlichen Grundpreis von 19,95 € bzw. 29,95 € im Tarif Max M Friends mit Handy sind alle netzinternen Gespräche<br />

und Gespräche ins deutsche Festnetz enthalten. In andere deutsche Mobilfunknetze werden 0,29 €/Gesprächsminute und 0,19 €/SMS berechnet. Die Abrechnung erfolgt im 60/1-Sek.-Takt. Die angegebenen Konditionen gelten<br />

nicht für Service- und Sonderrufnummern.<br />

** Bei Buchung bis zum 30.06.2008 entfällt der monatliche Optionspreis der SMS Flat in Höhe von 4,95 € für die ersten <strong>24</strong> Monate. Mit der SMS Flat sind Inlands-SMS von T-Mobile zu T-Mobile (außer Service- und Sonderrufnummern) kostenlos.


006 Monitor<br />

Song Chart Meme<br />

RATE MAL<br />

Bild: Flickr, TLKMNGSTYRSLVS


Bild: Flickr, BRIANMN<br />

Bild: Flickr, TEXASPENGUIN Bild: Flickr, SULTMHOOR<br />

Monitor 007<br />

Bild: Flickr, MOVED<br />

Das Internet, immer wieder toll, um obskure Dinge zu entdecken.<br />

Unser neuer Liebling: http://flickr.com/photos/<br />

boyshapedbox/sets/72157603957925<strong>61</strong>6/. Ein Songratespaß<br />

für die ganze Familie. Und zudem viel billiger <strong>als</strong><br />

Karaoke, dieses durchkommerzialisierte Biest. Und das<br />

Beste, ihr könnt dabei sein: Einfach euer eigenes Rätsel<br />

einsenden und ein Melt!-Ticket gewinnen. Wer nicht ganz<br />

so kreativ ist, der sollte zumindest clever sein: Auch mit<br />

den Antworten zu den sechs Rätseln kann man gewinnen.<br />

Mails bitte an verlosung@intro.de.<br />

Bild: Flickr, GENXCUB


008 Neulich<br />

Shitdisco, MSTRKRFT, Punks Jump Up @ Levi’s Electric Disco<br />

Tour, 03.04., A-Wien, Fluc, 23:17 Uhr: Sieben Städte in drei Ländern<br />

bespielten Shitdisco, MSTRKRFT und Punks Jump Up jüngst zusammen<br />

mit lokalen DJs. Da schäumte zu später Stunde wie hier in<br />

einem der besten Läden Wiens das Bier dann schon mal über. Und<br />

Augenzeugen zufolge wurde bei Shitdisco sogar gepogt wie zuletzt<br />

1981 bei den Demos gegen die Startbahn West. Wie? Ach, da steht<br />

»gepogt« statt »getobt«? Entschuldigung. Foto: Jasmin Baltres<br />

NEULICH:<br />

The Wombats, 30.03., Berlin, Lido, 21:20 Uhr: Der Schweiß von 500 aufgeheizten Teenager-Körpern kondensiert am Bühnenrand. Eine Rutschpartie droht<br />

Matthew Murphy. Klug vom Wombats-Frontmann, dass er kurz nach diesem Foto zum längsten Stagediving der Saison übergeht. Foto: Arne Sattler


Aldrei Fór Ég Suður Festival,<br />

22.03., IS-Ísafjörður, 14:37 Uhr:<br />

So sieht das Prinzip Festival<br />

am Ende Europas aus – im kargen<br />

Nordwesten von Island.<br />

Zwischen Meer, Schnee, Nordlicht<br />

und Dosenbier feierte das<br />

Städtchen Ísafjörður in seinem<br />

Hafen das »Aldrei Fór Ég<br />

Suður«-Festival. Mit Volksfeststimmung<br />

für die ganze Familie.<br />

Mit dabei: isländische Newcomer<br />

und Legenden wie Sprengjuhöllin,<br />

Biogen, Morðingjarnir,<br />

XXX Rottweiler Hundar, Megas<br />

oder SSSól. Danke für viel Esprit<br />

und zahlreiche Sonderzeichen.<br />

Mehr zum Festival siehe S. 21.<br />

Fotos: Brian Sweeney<br />

Ausstellung: Neue Polnische Welle 1978-1986, 05.04., Berlin Galerie<br />

MD71, 12:<strong>24</strong> Uhr: Dass Punk und New Wave einst natürlich<br />

nicht vor dem Eisernen Vorhang haltmachten, zeigt nach der mannigfaltigen<br />

historischen Abarbeitung an DDR-Punk derzeit eine Berliner<br />

Ausstellung auch am Beispiel Polens. Noch bis zum 25.04. (Beeilung!)<br />

zeugen davon am Mehringdamm 72 etliche Exponate, die<br />

von Robert Jarosz und Michal Wasaznik zusammengetragen wurden.<br />

All das gibt es absurderweise in einer monströs sanierten<br />

bourgeoisen Altbauwohnung zu sehen. Foto: Arne Sattler<br />

Wolke, 02.04., Halle, Studio des <strong>Intro</strong>-Sputnik Magazins,<br />

11:17 Uhr: »11:17 Uhr«? Nicht gerade die typische<br />

Zeit, zu der die Nachteulen-Band Wolke normalerweise<br />

zu Hochtouren aufläuft. Aber sie schlugen sich wacker<br />

im <strong>Intro</strong>-Radio-Interview in Halle. Bequem nachzuhören<br />

wie überhaupt jede Folge unserer wöchentlichen Musiksendung<br />

auf MDR unter intro.de/sputnik. Mehr Infos<br />

wie immer auf S. 120. Foto: Stephan Flad<br />

Neulich 009


010 Monitor 010 Monitor<br />

The Last Shadow Puppets<br />

EIN BASTARD<br />

The age of Geheimniskrämerei<br />

Noch wenige Monate vor dem Release war es fast unmöglich,<br />

etwas über The Last Shadow Puppets, das<br />

neue Projekt von Alex Turner (<strong>als</strong> wenn man’s nicht<br />

wüsste: von den Arctic Monkeys) und seinem Kumpel<br />

Miles Kane (The Rasc<strong>als</strong>), zu erfahren. Irgendwann hieß<br />

es, man sei in einem Studio in Frankreich, später, dass<br />

man sich am 60er-Bowie, Burt Bacharach und Scott<br />

Walker inspiriert habe. Dass damit eher der hörbare<br />

Walker gemeint war und nicht der mit den Schweinehälften,<br />

konnte man sich zwar denken, trotzdem fragte<br />

man sich immer mehr: Was zum Henker wird das, wenn<br />

es fertig wird?<br />

»Wir haben die Sache ziemlich bedeckt gehalten«,<br />

gesteht ein schnieke gekleideter Alex Turner im Interview<br />

in der Domino-Homebase in Berlin. »Wir hatten<br />

keine Lust, dass der Rummel schon losgeht, bevor wir<br />

überhaupt wissen, ob und wie das alles klingt.« Das<br />

Thema mit dem Rummel hat er ja schon zur Genüge<br />

durch. »Jetzt gerade zeigt sich, dass das Tempo genau<br />

richtig war«, ergänzt Miles, der schon seit Jahren mit<br />

Alex befreundet ist. Das merkt man, sobald man den<br />

beiden gegenübersitzt. Da wird einem vor lauter Insider-<br />

Gags und Sidekicks auch schon mal schwindelig. Doch<br />

trotz der guten Laune wird schnell deutlich, dass hier<br />

nach ihren Regeln gespielt wird. Der Interview-Schedule<br />

ist betont übersichtlich, und die Sache mit der Geheimniskrämerei<br />

wurde auch vom Label befolgt. Vorab<br />

gab es zunächst nur eine Handvoll CDs mit Wasserzeichen<br />

und Totenkopf neben der Copyright-Warnung. Die<br />

deutliche Message: Wehe, das kommt raus, bevor die<br />

beiden so weit sind!<br />

The age of Pappis Plattenkiste<br />

Trotzdem bleibt es erstaunlich, dass hier zwei Twens<br />

ganz betont der Plattensammlung ihrer Eltern nacheifern<br />

– die das Album dann auch »sehr mögen«, wie Alex<br />

versichert. Ob man Angst hatte, wie eine bloße Kopie der<br />

großen Idole zu klingen? »Natürlich haben wir uns vorher<br />

gefragt, ob wir diese Musik auch können. Aber irgendwann<br />

kam der Punkt, an dem wir uns sagten: Fuck<br />

it! Lass es uns einfach probieren!« erzählt Miles. Und<br />

Alex stellt freundlich genervt klar: »Außerdem spielen<br />

wir hier ja keine Coversongs. Wir haben uns von diesem<br />

Sound inspirieren lassen. Nicht mehr.«<br />

Einigen wir uns ganz diplomatisch darauf, dass man<br />

diese Inspiration deutlich raushören kann. Denn »The<br />

Age Understatement« ist eine leidenschaftliche Hommage<br />

an den Gitarrensound der 60er, an die anfangs<br />

genannten Herren und durchaus auch an den Orchesterpomp-Pop<br />

von Landsmännern wie The Divine Comedy<br />

oder My Life Story, falls die noch jemand kennt.<br />

Ironischerweise funktioniert das Album nur an der Stelle<br />

nicht, an der es gitarrenrocken will, im Song »I Don’t<br />

Like You Anymore« – aber das ist dann ja auch irgendwie<br />

nur konsequent.<br />

The age of Geigenhimmel<br />

Die spannende Frage dürfte nun sein, ob Fans der Arctic<br />

Monkeys und der recht verwandt klingenden Rasc<strong>als</strong><br />

das Album mögen werden. Vor allem die fetten Streicher<br />

dürften einem jungen Rock’n’Roller vielleicht quergehen.<br />

»Wir wollten diesen opulenten Sound von Anfang<br />

an«, so Turner. »Aber wir wussten, dass es ein gefährliches<br />

Spiel ist. So was kann schnell cheesy klingen.«<br />

Die Lösung des Problems hieß dann bekanntlich Owen<br />

Pallett, der ihnen bei ihrem Toronto-Gig vorgestellt wurde.<br />

»Er war anfangs ein wenig schüchtern und wusste<br />

nicht, ob er das liefern kann, was wir uns vorstellten.«<br />

Hier springt Miles ein: »Aber das passte: Wir wussten es<br />

ja auch nicht.« Auf die Frage, ob Pallett bei all seinen Tätigkeiten<br />

ein Workaholic sei, lachen die beiden nur. Miles:<br />

»Eher nicht. Man musste ihm schon manchmal einen<br />

dezenten Tritt in den Hintern verpassen.« Alex: »Das<br />

Ergebnis klingt fantastisch. Die Songs sind dadurch unglaublich<br />

gewachsen.« Bekommt man das Ganze denn<br />

auch in voller Größe live zu sehen? »Ende des Jahres<br />

vermutlich«, so Kane. Mit Orchester? »Gerne.« So richtig<br />

mit Anzug und Krawatte? »Yeah! Ein weißer Anzug<br />

wäre großartig.« »Und dazu Schlangenlederschuhe!«<br />

lacht Alex. Ja ja, the age of Ausgelassenheit.<br />

Text: Daniel Koch / Foto: Christoph Voy<br />

Last Shadow Puppets »The Age Of Understatement«<br />

(CD // Domino / Rough Trade). Auf intro.de: Verlosung


Du bist schwanger<br />

Baby, Baby<br />

Wie wichtig ist dir Style? Style ist nichts ohne Herz, und<br />

was könnte mehr Herz haben <strong>als</strong>: »Kommt Jungs, Pause!<br />

Vitamalz.«<br />

Was denkst du, wenn du dieses Foto aus den frühen<br />

90ern heute siehst? Ich denke, generell sollten alle Männer<br />

wie Detektiv Rockford sein und sich nicht so anstellen.<br />

Historisch ordne ich dieses Foto ein <strong>als</strong> letzte Bestrebung,<br />

<strong>als</strong> letztes Aufbäumen gegen das, was heute mit der allgemeinen<br />

Durchsetzung des Men’s-Health-Abos trium-<br />

Auf dem Schreibtisch im Büro erwartet Sie ein rätselhaftes Ultraschallbild, dazu der<br />

Gruß: »Sie bekommen ein Baby.« Der Blick hetzt zu den Autoschlüsseln. Wann könnte<br />

ich an der Landesgrenze sein, und kann ich mir mit der Papierschere vorher noch ein<br />

neues Gesicht verpassen, bzw. wie lange hielte ich es eigentlich in einem Wald ohne<br />

Essen und ohne Kleidung aus? Aber f<strong>als</strong>cher Alarm. In »Nintendogs«-Manier geht’s<br />

hier nur darum, ein virtuelles Kind zu bespielen. Das sieht leider aber eher gruselig<br />

denn niedlich aus. Und das Spiel drum rum wirkt wie ein Tamagotchi aufgeblasen zur<br />

Samstagabendshow. Wir sehen uns an der Babyklappe.<br />

»My Little Baby« (Nintendo DS // dtp)<br />

SO SAH ICH DOCH NIE AUS!<br />

MIT BERND BEGEMANN<br />

phiert hat. Daher die Haare der Brust und die unsportliche<br />

Pose auf der Liege. Wir haben verloren, aber wir haben<br />

gekämpft, und ich hatte euch gewarnt. Dieses Bild ist<br />

der stolze Beweis.<br />

Bernd Begemann »Glanz« (CD // Tapete / Indigo);<br />

Bernd Begemann & Die Befreiung »Solange die Rasenmäher singen«<br />

(CD // Begafon / Indigo / VÖ 28.04.); Auf intro.de: Wir verlosen<br />

Konzert-Tickets für die Shows am 22.+23.04. und 02.05.<br />

Grüße aus Wien<br />

Von Stadlober und<br />

Kern (Siluh Rec.)<br />

Monitor 011<br />

Was findet ihr klasse an der Stadt?<br />

Robert Stadlober: Elektrobootfahren<br />

auf der alten Donau und ein Glaserl beim<br />

Heurigen.<br />

Bernhard Kern: Viele Grünflächen (Volksgarten,<br />

Prater, Augarten, Burggarten ...)<br />

innerhalb der Stadt.<br />

Und was ziemlich mies?<br />

R: Den Winter und die U4.<br />

Welches existierende Klischee über<br />

Wien ist nicht wahr?<br />

R: Dass man sich nach kürzester Zeit<br />

selbst die Gurgel durchschneidet ob<br />

der Morbidität. Und dass sie klein ist –<br />

<strong>als</strong>o von der Einwohnerzahl ist Wien die<br />

zweitgrößte Stadt im deutschsprachigen<br />

Raum. So!<br />

B: Dass in jedem Kaffeehaus Kruder &<br />

Dorfmeister läuft.<br />

Habt ihr eine persönliche No-Go-Area?<br />

R: Der erste Bezirk wird von mir sehr selten<br />

betreten. Das ist für mich wie eine<br />

völlig andere Stadt.<br />

B: Genau. Mein Vorschlag für die herrschaftlichen<br />

Häuser und Wohnungen<br />

dort: Zwangsenteignung und Öffnung<br />

für jedermann.<br />

Der beste Club?<br />

R: Fluc am Praterstern. Flex natürlich.<br />

Das netteste Restaurant?<br />

R: Das Expedit. Ein Italiener im (Überraschung!)<br />

1. Bezirk.<br />

B: Ich geh sehr gerne zu Bahur Tov im 2.<br />

Bezirk. Das ist ein koscheres Restaurant,<br />

das unseren Beobachtungen zufolge<br />

von russisch-orthodoxen Juden betrieben<br />

wird. Bester Falafel-Teller, bester<br />

Humus.<br />

Der beste Shopping-Ort?<br />

R: Record Bag. Ein neuer Plattenladen<br />

zwischen den alten Institutionen Rave<br />

Up und Substance.<br />

Was gibt es über den Fußballverein deiner<br />

Stadt zu sagen?<br />

B: Rapid und Austria Wien sind die beiden<br />

großen. Zerstritten wie Kain und Abel. Ich<br />

bin von klein auf grün-weiß (Rapid).<br />

Welchen Künstler aus deiner Stadt findest<br />

du richtig gut?<br />

R: Kurt Palm, Go Die Big City, A Thousand<br />

Fuegos und Paperbird.<br />

B: Alte Helden wie Qualtinger, Thomas<br />

Bernhard, Oskar Werner, Maxi Böhm.


012 Monitor<br />

Impressum<br />

Verlag <strong>Intro</strong> GmbH & Co. KG, Postfach 19 02 43, 50499 Köln<br />

Fon (0221) 9 49 93-0, Fax (0221) 9 49 93 99<br />

Mail verlag@intro.de, vorname.nachname@intro.de<br />

www.intro.de<br />

Herausgeber & Geschäftsführer Matthias Hörstmann<br />

Chefredakteur Thomas Venker (V.i.S.d.P.)<br />

Redaktion Peter Flore (Online), Wolfgang Frömberg,<br />

Amelie Schneider (Mode & Foto), Felix Scharlau,<br />

Linus Volkmann, Kristina Engel (Lektorat)<br />

Live-Redaktion Boris Fust (Leitung), Daniel Koch,<br />

Thomas Lorber (Termine), Hendryk Martin, Julia Gudzent<br />

und Sebastian Siegmund; Büro Berlin, Greifswalder Str. 2<strong>24</strong>,<br />

10405 Berlin, (030) 4 43 18 99-0<br />

Online- & News-Redaktion news@intro.de<br />

Terminredaktion termine@intro.de<br />

Geschäftsführer Marketing & Online Matthias Fricke<br />

Projektmanagement & Personal Rebecca Wast<br />

PraktikantInnen Senta Best, Elena Grunwald, Dénes Jäger,<br />

Nils Lindenstrauß, Johannes Mihram, Marlene Lucia Rehs,<br />

Julian Stetter<br />

Programmierung & Datenbanken Jan Plogmann (Leitung),<br />

Anna M. Stiefvater, Sandro Boege<br />

Artdirection Holger Risse (Jürgen und ich)<br />

Layout Jörn Osenberg (osi)<br />

Vertrieb Niels Kleimann (-41 / Leitung), Sebastian Siegmund<br />

(Berlin, Ost)<br />

Abo / Administration Johannes Röder, abo@intro.de<br />

Public & Media Relation Dirk Völler<br />

Anzeigenleitung & Administration Christian Schlage (-12/<br />

Leitung), Johannes Röder (-14), Fon (0221) 9 49 93-12,<br />

Fax (0221) 9 49 93 88, Leonardo (0221) 9 49 93 66<br />

Head of Marketing & Sales Oliver Bresch (-13)<br />

Marketing & Sales Martin Lippert (-17), Pete Schiffler (-19),<br />

Hendryk Martin (-32), David Winter (-63)<br />

Tonträger Matthias Fricke (-15), Matthias Hörstmann (-11)<br />

Konzertagenturen & Regionale Kunden<br />

Sebastian Siegmund (030) 4 43 18 99 17<br />

Aktuelle Anzeigenpreisliste Mediadaten 2008<br />

(Nr. 18 aus 11/’07)<br />

Bankverbindung Volksbank Borgloh e. G.<br />

BLZ: 26 56<strong>24</strong> 90, Nr.: 406490900<br />

AutorInnen Alex Bechberger, Bernd Begemann, Dirk Böhme,<br />

Dana Bönisch, Georg Boskamp, Jochen Brandt, Andreas<br />

Brüning, Silke Bücker, Lars Bulnheim, Christoph Büscher,<br />

Uwe Buschmann, Martin Büsser, Cay Clasen, Calle Claus,<br />

Kerstin Cornils, Lina Dinkla, Jürgen Dobelmann, Henrik<br />

Drüner, Sonja Eismann, Rasmus Engler, Marco Fuchs, Boris<br />

Fust, Kerstin Grether, Sandra Grether, Andreas Grüter,<br />

Lutz Happel, Lee Hollis, Silke Hohmann, Ulf Imwiehe,<br />

Sebastian Ingenhoff, Alexander Jürgs, Jan Kage, Christian<br />

Kahrmann, Olaf Karnik, Kai Klintworth, Felix Klopotek,<br />

Felix Knoke, Daniel Koch, Christoph Koch, Hendrik Kröz,<br />

Mario Lasar, Alexander Lazarek, Nils Lindenstrauß, Aram<br />

Lintzel, Hannes Loh, Jasmin Lütz, Thomas Markus, Oliver<br />

Minck, Dörte Miosga, Dirk Mönkemöller, Severin Most,<br />

Tobias Mull, Wolfgang A. Müller, Felix Mutter, Tobias Nagl,<br />

Jasper Nicolaisen, Florian Opitz, Sven Opitz, Rainer Ott,<br />

Jan Pehrke, Bernhard Przybilla, Nils Quak, Arno Raffeiner,<br />

Andreas Reihse, Anja Reinhardt, T.L. Renzsche, Martin<br />

Riemann, Ingo Rieser, Thomas Ritter, Vanessa Romotzky,<br />

Gerd Rosenacker, Moritz Sauer, Frank Sawatzki, Joachim<br />

Schaake, Max Scharl, Susanne Schmetkamp, Simon<br />

Schmitz, Frank Apunkt Schneider, Matthias Schneider,<br />

Andreas Schnell, Barbara Schulz, Frank Schuster,<br />

Bernd Seidel, Sascha Seiler, Christian Steinbrink, Till<br />

Stoppenhagen, Barbara Streidl, Jörg Sundermeier, Klaas<br />

Tigchelaar, Markus Tomsche, Thees Uhlmann, Benjamin<br />

Walter, Klaus Walter, Matthias Weber, Ralf Weihrauch,<br />

Alexandra Welsch, Christian Wessels, Franzi Widenmann,<br />

Nils Wiere, Gregor Wildermann, Roland Wilhelm, Meike Wolf,<br />

Peter Wolff, Vina Yun, Sascha Ziehn<br />

FotografInnen Lena Böhm, Sibilla Calzolari, Barbara<br />

Donaubauer, Markus Feger, Sibylle Fendt, Jonathan<br />

Forsythe, Nathalie Genet, Dominik Gigler, Susanna<br />

Goonawardana, Gerrit Hahn, Rainer Holz, Alfred Jansen,<br />

Lars Kiss, Christian Knieps, Maryse Larivière, Miriam<br />

Lindthaler, Elke Meitzel, Ela Mergels, Gianni Occhipinti,<br />

Reiner Pfisterer, Edzard Piltz, Katharina Poblotzki, Nadine<br />

Preiß, Nils Rodekamp, Claudia Rorarius, Katja Ruge, Arne<br />

Sattler, Lioba Schneider, Marc Seebode, Ansgar Sollmann,<br />

Sandra Steh, Sandra Stein, Maxi Uellendahl, Christoph<br />

Voy, Marc Weber, Jann Wilken, Justin Winz, Joachim<br />

Zimmermann und Pressefotofreigaben<br />

Illustrationen Alex Jahn, Elisabeth Moch, Calle Claus<br />

Cover Gerald von Foris<br />

Termine für Nr. 1<strong>61</strong> / Juni 2008<br />

Redaktionsschluss 30.04.2008<br />

Termin- & Anzeigenschluss 08.05.2008<br />

Druckunterlagenschluss 15.05.2008<br />

Erscheinungstermin 26.05.2008<br />

Druck Konradin Druck GmbH, Leinfelden-Echterdingen<br />

Geprüfte Auflage & Verbreitung<br />

laut ivw-IV. Quartal 2007<br />

Druckauflage: 138.259<br />

Verbreitung: 132.406<br />

Vertrieb an 1.843 Auslagestellen im gesamten<br />

Bundes ge biet und Ausland, über diverse Mailorder <strong>sowie</strong><br />

im Abonnement<br />

Gedruckt auf chlorfrei gebleichtem Papier, Inhalt aus 100%<br />

Altpapier<br />

Alle Veranstaltungsdaten sind ohne Gewähr und Ver losungen<br />

vom Rechtsweg ausgeschlossen. Abdruck, auch auszugsweise,<br />

nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages!<br />

Mit Namen gekennzeichnete Artikel geben nicht unbedingt<br />

die Meinung der Redaktion wieder. Keine Haftung für unverlangt<br />

eingesandte Manuskripte und Fotos!<br />

Intime Fragen<br />

NACHGEFRAGT BEIM INTRO INTIM<br />

Zugegeben, die Frage wirft der Bandname ja schon auf, aber haben Does It Offend You, Yeah? sie jem<strong>als</strong> selbst beantwortet?<br />

Jedes Mal stellen wir beim <strong>Intro</strong> Intim eine Frage an Band und Publikum, uns ist nichts peinlich. Und wie sieht es<br />

mit euch aus? Mehr Antworten auf unsere Intimen Fragen findet ihr unter www.intro.de/spezial/intimefragen. Und jetzt<br />

mal Hand aufs Herz: Womit kann man dich so richtig angreifen?<br />

Morgan (Does It Offend You, Yeah?):<br />

Bullying.<br />

Promo-Zettel des Monats<br />

Mit Atomic<br />

»Wie sieht es denn aus mit den ganzen Bands dieser Tage?<br />

Schlecht! Sechs Monate Existenz. Platte auf dem Apple-<br />

Computer zusammengeschraubt. An den Onkel geschickt,<br />

der bei einer Plattenfirma arbeitet. Erste Platte gemacht.<br />

Nichts verkauft! Touren zu anstrengend gewesen. Bassist<br />

will studieren. Sänger ein Soloprojekt. Band wird unausgesprochen<br />

aufgelöst, und drei Jahre später fragt die Steuer<br />

nach, was mit dem Vorschuss passiert ist, und schon wan-<br />

Dany und Thomas (<strong>Intro</strong>-Intim-Besucher):<br />

Wenn man unsere Lieblingsband schlecht macht.<br />

Dein Rechner, mein Heft <strong>Intro</strong> <strong>als</strong> E-Paper<br />

Solltet ihr diese Zeilen am Rechner lesen, wisst ihr bereits Bescheid. Denn die Durchblätter-Simulation<br />

ist möglich geworden. Das Ganze in Flash und in gratis. Mit schönen<br />

Fotos, dem offiziellen Layout und all diesen vielen Bands, um die es uns immer geht.<br />

www.intro.de/epaper/160<br />

dern die Protagonisten in den KNAST! Recht so! Verbiegt<br />

den Schlüssel!« – So fasst die Band Atomic die Situation<br />

in Band-Deutschland zusammen und vergleicht sich selbst<br />

ein paar Absätze später mit Madsen, Muff Potter und Kreator.<br />

Bis auf Kreator stimmt’s sogar.<br />

Atomic »Coming Up From The Streets« (CD // Dandyland / Cargo)


mpe in association with<br />

music pool europe gmbh präsentiert:<br />

PRÄSENTIERT:<br />

MARY J<br />

BLIGE<br />

GROWING PAINS TOUR<br />

21.05.08 MÜNCHEN - ZENITH<br />

26.05.08 HA<strong>MB</strong>URG - STADTPARK<br />

29.05.08 BERLIN - ZITADELLE<br />

30.05.08 DÜSSELDORF - PHILIPSHALLE<br />

NEW ALBUM GROWING PAINS OUT NOW<br />

<strong>24</strong>.05. Batschkapp - Frankfurt<br />

25.05. Köln - Gloria Theater<br />

31.05. Berlin - Fritzclub<br />

01.06. Hamburg - Grünspan<br />

www.mjblige.com<br />

Fr. 27.06.08 BERLIN - COLU<strong>MB</strong>IAHALLE<br />

music pool in association with ITB presents:<br />

in concert<br />

08.07.08, ARENA - LEIPZIG<br />

09.07.08 - OBERHAUSEN<br />

KÖNIG-PILSENER-ARENA<br />

Karten an den bekannten Vorverkaufsstellen<br />

Bundesweite Tickethotline: 01805 - 9 69 00 00*<br />

(*14 Ct./Min. Mobilfunkpreise können abweichen)<br />

Tickets im Internet: www.kartenhaus.de • www.music-pool.com<br />

Die Welt dreht sich um<br />

THE ROOTS Questlove,<br />

Q uestlove und ...<br />

Sein Schlagzeug: Ich wurde 1971 geboren.<br />

Meine Eltern haben mich gefördert,<br />

und so bekam ich eben mit drei<br />

mein erstes Kinderschlagzeug, mein erstes richtiges<br />

dann mit sieben. Das ist <strong>als</strong>o die älteste Beziehung, die<br />

ich überhaupt zu irgendetwas in meinem Leben habe.<br />

Sein Afro: Eigentlich wächst mein Haar einfach sehr<br />

schnell. Es zeigt dir nur, wie oft ich die Zeit habe, zum<br />

Friseur zu gehen. Nämlich nie. Eigentlich klappt das<br />

nur zwei Mal im Jahr: wenn wir bei David Letterman<br />

oder Jay Leno auftreten.<br />

Sein Sound: Ich stehe ja für eine ganz bestimmte Idee:<br />

alte, abgehangene Sounds. Deswegen sammle ich alte<br />

Schlagzeugsets; wenn sie 30 oder 40 Jahre alt sind, ist<br />

es genau richtig. Das ist dann ein klassischer Sound.<br />

Sein Image: Ich bin grundsätzlich zufrieden mit mir und<br />

meinem Äußeren. Du musst wissen: Image war immer<br />

sehr wichtig im HipHop. Die Leute haben da nur nie so<br />

drauf geachtet. Guck mal, deswegen falle ich mehr auf<br />

<strong>als</strong> Black Thought: Ich hab einen Afro, bin riesiggroß<br />

und kann meinen Mund nicht halten.<br />

Seine Emotionen: An den Anfang und das Ende des Albums<br />

haben wir einen Streit von uns gepackt, den wir<br />

dam<strong>als</strong> aufgenommen haben, der so wirklich stattgefunden<br />

hat, <strong>als</strong> unser zweites Album rauskam. Ich<br />

wollte zeigen, wie intensiv die Situation für uns dam<strong>als</strong><br />

war, weil wir fast vom Label fallen gelassen wurden.<br />

Die Angst, die Panik, schon wieder gedroppt zu<br />

werden, obwohl wir doch so hart gearbeitet hatten ...<br />

Man schiebt sich plötzlich Schuld zu, was eigentlich<br />

Quatsch ist. Also, wir wollten zeigen, dass wir menschlich<br />

sind. Klingt selbstverständlich? HipHop ist heute<br />

zweidimensional, kalt. Es gibt keine Tränen, kein Blut,<br />

kein Lachen, keine Emotionen, keine Traurigkeit. Hip-<br />

Hop ist das einzige Genre, wo es keine Emotionen gibt!<br />

Wenn du weinst, bist du ein Schwächling. Wenn du<br />

lachst, bist du ein Weichei.<br />

Seine Live-Shows: Ich habe mein Leben lang bei anderen<br />

Künstlern immer gedacht: »Okay, die Liveshow ist<br />

besser <strong>als</strong> die Platte!« Ich WILL gar nicht, dass die Platte<br />

besser ist <strong>als</strong> die Liveshow. Die letzte Erfahrung, die<br />

ein Fan mit uns macht, soll die beste sein. Die Platte ist<br />

dazu da, dass du vertraut wirst mit der Musik. Danach<br />

ist es mein Job, die Songs weiter voranzutreiben, auf<br />

ein neues Level. Live muss man die Emotionen, die Energien<br />

verstärken. Ich spiele jede Show so, <strong>als</strong> ob mein<br />

Leben dranhängt – und so ist es tatsächlich.<br />

Seine Kollaborationen: Die meisten HipHop-Künstler<br />

gehen ja so vor: Wer steht in den Charts vorn? Okay,<br />

mit denen machen wir jetzt was zusammen. So kommen<br />

Kollaborationen zusammen, die eigentlich keinen<br />

Sinn machen. Wir machen das anders, wir arbeiten nur<br />

mit Leuten zusammen, mit denen wir auch privat auskommen<br />

und die wir kennen. So wie jetzt wieder mit<br />

Mos Def.<br />

Seine Kritiker: Ich sehe es so: Das Problem sind die vielen<br />

Blogger da draußen. Ich selbst hab eine Website,<br />

und wir arbeiten da zu viert dran. Und es ist sehr viel<br />

Arbeit. Wie können <strong>als</strong>o manche Blogger 40 Alben pro<br />

Woche durchgehen? Wie soll da eine ausgewogene Meinung<br />

rauskommen? Ich möchte, dass die Journalisten<br />

jedes Detail, jede Punchline wahrnehmen. Man muss<br />

sich <strong>als</strong>o lange damit auseinandersetzen. Die professionellen<br />

Journalisten schreiben oft von populären<br />

Musikblogs ab – nur um auf der sicheren Seite zu sein.<br />

Mann, mein Leben hängt davon ab, und einige nehmen<br />

sich nicht mal die Zeit, sich in Ruhe eine Stunde anzuhören,<br />

woran ich acht Monate gearbeitet habe?!<br />

Die Fragen stellte Heiko Behr<br />

The Roots »Rising Down« (Universal)<br />

3.von links


BITTE BLEIBEN SIE GESUND!<br />

MIT ALEX VON DEN DONOTS<br />

Was war die übelste Krankheit, die du je<br />

hattest? Meine übelste Krankheit ist eigentlich<br />

gar keine: die sogenannte Harnröhrenverengung.<br />

Erwerben kann man<br />

das ab Geburt oder aber nachträglich<br />

durch einen kleinen Unfall wie z. B. einen<br />

beherzten Tritt in die Kronjuwelen.<br />

Welche Symptome gibt es dabei? Die<br />

Symptome reichen von »einmal Pinkeln<br />

dauert 10 bis 15 Minuten« bis hin zu einer<br />

mangels Durchkommen auftretenden<br />

Spezialität namens »retrograde Ejakulation«.<br />

Bitte genau drüber nachdenken.<br />

Kann praktisch sein.<br />

Wie wird das denn behandelt? Richtig<br />

unangenehm: Der bemitleidenswerte Patient<br />

hat die Wahl zwischen a) ambulanter<br />

Harnröhrendehnung durch Einführen<br />

nach und nach im Durchmesser zunehmender<br />

Zylinder oder b) operativer Harnröhrenschlitzung.<br />

Hierbei wird eine Art<br />

Skalpell-Klappmesser durch die Harnröhre<br />

eingeführt, mittendrin aufgeklappt<br />

und im nach obenhin aufgeklappten Zustand<br />

einmal schön der Länge nach herausgezogen.<br />

Das Dumme bei sowohl a)<br />

<strong>als</strong> auch b): Die Erfolgschancen auf dauerhafte<br />

Beseitigung der Ursprungsproblematik<br />

sind relativ gering. Der Betroffene<br />

muss sich gegebenenfalls darauf<br />

einstellen, dass ihm im Endeffekt eine<br />

brandneue Harnröhre aus Mundschleimhaut<br />

gebastelt wird. Und wie das genau<br />

vonstattengeht, darüber denken wir jetzt<br />

mal besser nicht so genau nach.<br />

Welche Krankheit ist dagegen überschätzt?<br />

Ich glaube, gegen ein Skalpell<br />

in der Harnröhre wirken selbst Pest und<br />

Cholera versöhnlich.<br />

Was ist euer Lieblingsmedikament?<br />

Menschen, die in früher nicht in irgendwie<br />

von Hustensaft angetörnt waren, haben<br />

sicher auch andere Leichen im Keller.<br />

Wie kuriert ihr den berüchtigten, unvermeidlichen<br />

Tourschnupfen bei Konzerten<br />

in Herbst und Winter? Gehe<br />

nach oben im Tourbus, drehe dich nach<br />

links und bewege dich in Richtung zweitletztes<br />

Bett, unten. Atme tief ein. Der Sockendampf,<br />

der dir in dieser Gegend auch<br />

ohne Einatmen unvermittelt die Schädeldecke<br />

wegblasen würde, zaubert Nase<br />

und Nebenhöhlen mit einem Schlag absolut<br />

keimfrei.<br />

Sehr geehrter Alex Donot,<br />

Anfang des 17. Jh. empfahl<br />

ein flämischer Chemiker,<br />

Sonden aus Wildleder,<br />

imprägniert mit Bleiweiß (giftig) und<br />

Leinöl, in die Harnröhre einzuführen, um<br />

Ihre Erkrankung zu behandeln. Dies war<br />

jedoch sehr schmerzhaft und der Heilung<br />

nicht förderlich, im Gegenteil. Heute werden<br />

Sie ja meistens von Medizinern, und<br />

nicht Chemikern, behandelt. Diese müssen<br />

erst einmal feststellen, wo sich die<br />

Enge befindet und wie lang diese ist. Da-<br />

Monitor 015<br />

für wird ein Kontrastmittel in Ihre Blase<br />

eingeführt, und bei dessen Austritt werden<br />

Röntgenaufnahmen gemacht (retrograde<br />

Urethrographie). Versagen die von<br />

Ihnen erwähnten Therapien (a: Bougierung<br />

und b: Urethrotomia interna), besteht<br />

bei Stenosen unter 2 cm die Möglichkeit,<br />

die Enge herauszuschneiden und<br />

danach die Harnröhre wieder zu verbinden.<br />

Bei größeren Verengungen kommt<br />

dann Penishaut oder Mundschleimhaut<br />

<strong>als</strong> Verbindungsstück zum Einsatz. In der<br />

Probephase befindet sich zurzeit noch ein<br />

Verfahren, bei welchem, wie beim Herz,<br />

ein Stent eingelegt wird, um die Harnröhre<br />

offen zu halten. Sie sehen, die Behandlungsmöglichkeiten<br />

einer Harnröhrenstriktur<br />

sind fast so zahlreich wie die<br />

schlechten Kritiken des Films »Mission:<br />

Rohr frei«. Fast!<br />

Ihr Doc <strong>Intro</strong> / Volker Wittkamp<br />

Donots »Coma Chameleon« (CD // Solitary Man)


016 Monitor 016 Monitor<br />

∑EIN HERRLICH<br />

ABSTRUSER<br />

ANSTALTSFILM”<br />

TAZ<br />

EIN FILM VON<br />

PARK CHAN-WOOK<br />

(OLDBOY)<br />

AB 9. MAI AUF DVD<br />

WWW.IM-A-CYBORG.DE<br />

WWW.RAPIDEYEMOVIES.DE<br />

© 2006 CJ ENTERTAINMENT INC. & MOHO FILM P 2007 RAPID EYE MOVIES HE G<strong>MB</strong>H<br />

VERTRIEB<br />

The Hooters Zombies, I miss you<br />

»All you zombies hide your faces« und »Oh, oh, Johnny<br />

B.« – wer noch mehr Einträge zu den Hooters auf dem<br />

Schirm hat, hat eventuell kein Leben. Für alle anderen<br />

kommt hier nun Eintrag Nummer drei. Beim <strong>Intro</strong>-Erdmöbel-Video-Einschick-Contest<br />

machten Patrick Gericke<br />

und Thomas Pahlberg mit, sie bebilderten das<br />

Erdmöbel-Stück »Einer von uns«, das wiederum eine<br />

Version des Joan-Osborne-Songs »One Of Us« ist. Geschrieben<br />

wurde es von Eric Bazilian – dem Sänger und<br />

Doppelh<strong>als</strong>-Gitarristen der Hooters! Der schaut natürlich<br />

oft intro.de und bemerkte das Stück und engagierte<br />

prompt die beiden Kölner <strong>als</strong> Regisseure zu dem Clip<br />

ihres Comeback-Albums »Time Stand Still«. Das Stück<br />

heißt »I’m Alive« und das Video zitiert den Mitsing-Drive<br />

vor der eigenen Webcam. Und überhaupt – war ja schon<br />

die Anbahnung dieser Nummer diese News wert.<br />

The Hooters »Time Stand Still« (CD // SonyBMG)


ZWISCHEN DEN WELTEN<br />

MITTENDRIN MIT NNEKA<br />

W o<br />

bist du geboren, wo lebst du<br />

jetzt? Ort: Effurun Warri, Stadt:<br />

Delta State, das Land: Nigeria.<br />

Lebe jetzt in Hamburg.<br />

Welchen Einfluss hat dein Geburtsland auf deine Musik,<br />

welchen dein jetziger Aufenthaltsort? Alle afrikanischen<br />

Elemente auf dem Album sind entstanden<br />

durch den Einfluss meiner Heimat Nigeria. Der westliche<br />

Einfluss wird verdeutlicht durch meine Begegnung<br />

mit dem Produzenten DJ Farhod. Insgesamt kann<br />

man sagen, dass Deutschland mir die Möglichkeit eröffnet<br />

hat, meine Musik der Welt vorzustellen.<br />

Welche typischen Eigenschaften deines Geburts-<br />

landes findest du bei dir wieder? Welche hast du hier<br />

in Deutschland angenommen? Meine Mentalität ist<br />

afrikanisch. Das Deutsche an mir sind meine Winterklamotten<br />

und dicke Stiefel.<br />

Wer ist dein Lieblingskünstler aus deinem Geburtsland<br />

und von hier? Na, es gibt nicht DEN Lieblingskünstler,<br />

ich habe viele nigerianische Lieblingskünstler<br />

wie z. B. Fela Kuti, Femi Kuti, Bantu, 2Face Idibia,<br />

9ice, Rocksteady, Soundsoltan! Aus Deutschland mag<br />

ich z. B. Xavier Naidoo, Joy Denalane.<br />

Nneka »No Longer At Ease« (CD // Yo Mama / SonyBMG)<br />

Live in Deutschland vom 11.-22.05.; Auf intro.de: Verlosung<br />

Meine Fahrzeugpapiere<br />

Gültig nur noch im Auenland<br />

Erster Hingucker: ein 20 Jahre alter Führerschein des <strong>Intro</strong>-Herausgebers!<br />

Zweiter Hingucker: Dort, wo die Staatsmacht sonst Nachschulungen und Nachtblindheit notiert,<br />

steht hier nur »Elijah Wood«. Ein Autogramm, das »Hobbit 1« anstandslos bei der »Playboy Party« im Rahmen des<br />

SXSW in das Dokument unseres Chefs leistete, während im Hintergrund Moby und Justice für die VIPs spielten.<br />

PS: Falls jemand von der Führerscheinstelle mitliest: Wie viel Prozent des Gesichtes müssen noch mal zu sehen<br />

sein, dass ein Führerschein noch gilt?<br />

Inkl. der<br />

Hit-Single<br />

“Does it<br />

ever get<br />

better”<br />

Monitor 017<br />

Das Debut Album “Play” inkl. der Hit-Single “Does It Ever<br />

Get Better”. Produziert von Jean-Michel Tourette<br />

(Wir Sind Helden) und Jens Nickel!<br />

Ab 25.4. überall erhältlich!<br />

LiVE<br />

<strong>24</strong>.4. OBERHAUSEN Druckluft<br />

26.4. WIESBADEN Kulturpalast (CD Release Party)<br />

18.5. BRÜSSEL VK Club *<br />

19.5. SCHORNDORF Manufaktur *<br />

20.5. SALZBURG Rockhouse *<br />

21.5. WIEN Arena *<br />

22.5. GRAZ Orpheum *<br />

<strong>24</strong>.5. SAARBRÜCKEN Garage *<br />

25.5. DÜSSELDORF ZAKK *<br />

* mit …<br />

Special Edition<br />

CD + Bonus DVD inkl. dem Album <strong>als</strong> Live eingespielte Videoversion!!!<br />

In aufwändiger Klappdeckelbox ab 18.4. überall erhältlich!<br />

LIVE OCEANSIZE mit COHEED AND CA<strong>MB</strong>RIA<br />

7.4. KÖLN Live Music Hall 13.4. BERLIN Huxleys 14.4. WIEN<br />

Arena 15.4. MÜNCHEN Elserhalle 16.4. STUTTGART LKA<br />

Longhorn 17.4. HA<strong>MB</strong>URG Markthalle 20-22.6. SOUTHSIDE<br />

FESTIVAL / HURRICANE FESTIVAL<br />

www.myspace.com/superballmusiclabel<br />

www.theamberlight.de


018 Monitor<br />

Im Theater mit<br />

Schorsch Kamerun<br />

Gestern einen langen Spaziergang durch<br />

München gemacht. Ich schaff es nicht,<br />

mir abzugewöhnen, ständig Städtebilder<br />

zu vergleichen. Ich will immer noch beeindruckt<br />

sein, von Urbanität mit ihrem<br />

freiwilligen oder notgedrungenen Mix.<br />

Das Westend in Hauptbahnhofnähe, so<br />

sagen die People, wäre die angesagte<br />

Chose zurzeit. Buntikulti, gefüllte Kriegslöcher,<br />

Altstadtschönes, Kiez. Verlorene,<br />

zarte Zonen mit oft selbst verschuldeter<br />

Gentrifizierung. Sofort schwimmt alles<br />

weg, der Geist geht auf die gewohnte Reise.<br />

Nach Kreuzberg oder nach St. Pauli,<br />

durch schüchtern begangene Wege von<br />

einst unbekannter Aufregung, zwangsfrei<br />

und doch außerhalb jeden Exildrucks. Ich<br />

habe langsam genug brennende Mülltonnen<br />

gesehen, verstehe aber weiterhin die<br />

Attraktivität der Unordnung.<br />

»Ich war noch niem<strong>als</strong> in New York«<br />

heißt das derzeit größte Reeperbahn-<br />

Musical <strong>als</strong> Ausflugsbusziel. Am »seriöseren«<br />

Sprechtheater versuchen die<br />

Programmmacher, das sind meist Dramaturgen<br />

und Regisseure, ebenfalls dieser<br />

Sehnsüchte nach Straßenauthentizität<br />

habhaft zu werden, indem sie z. B.<br />

<strong>als</strong> »tough« empfundene Filmstoffe in<br />

Projektabende verpacken. Das ist aber<br />

denkbar schwierig, weil die Umgebung<br />

niem<strong>als</strong> lügt – außer auf der Bühne. Das<br />

funktioniert höchstens <strong>als</strong> Imagination,<br />

wird aber ganz schwierig, wenn man<br />

so tut, <strong>als</strong> ginge es um Gefahr, eine geführte<br />

Gefahr frisch von der Probebühne.<br />

Mir schien das eine Weile lang die<br />

entfernteste Überhöhung, <strong>als</strong>o über Formen<br />

wie Märchen, Operette oder Gala<br />

ein interessantes Mittel zu sein. Das<br />

wird zunehmend f<strong>als</strong>cher. Der Ansatz<br />

von Schlingensiefs begehbaren »Animatographen«<br />

könnte ein starker sein,<br />

er funktioniert aber nur, wenn er belebt<br />

ist, und nicht, wie bereits in mehreren<br />

Museen gezeigt, wenn er menschenentleert<br />

und somit <strong>als</strong> getöteter Raum ausgestellt<br />

wird. Ich selbst werde es in meinen<br />

nächsten Stücken mit »Zuständen«<br />

statt mit »Aufführungen« versuchen.<br />

Wenn das mal gut geht, halte euch<br />

laufen.<br />

Tuffi Kamerun<br />

The Young Knives<br />

WIE HAST DU MICH GENANNT?<br />

W as<br />

sollte man besser nicht von euch<br />

wissen? Oliver hat Dire Straits vier Mal<br />

live gesehen.<br />

Was kochst du, wenn du jemanden<br />

beim ersten Date richtig beeindrucken willst? Lachs en<br />

croûte! Sieht eindrucksvoll aus, ist aber eigentlich nur Fertigteig,<br />

den man um einen Lachs wickelt und dann in den<br />

Ofen steckt. Dazu gibt es reichlich Weißwein und starke<br />

Wodka-Cocktails. Gefolgt von einem Schokoladen-Dessert<br />

aus dem Kühlregal des nächsten Supermarkts. 100 % Garantie,<br />

dass man dafür einen Kuss erntet oder auch mehr.<br />

Wann musstest du dich das letzte Mal übergeben und<br />

warum? Das war Backstage bei einem Gig in Bradford. Wir<br />

hatten gerade einen Bus gemietet, den zuvor Bullet For My<br />

Valentine benutzt hatten. Aber: Sie hatten darin alle eine<br />

schlimme Kotzkrankheit gehabt. Ich war dann der Erste,<br />

den es von uns erwischte. Und musste kurz vor dem Konzert<br />

Blut spucken. Nach vier Stunden hatte es dann auch<br />

der Rest der Crew.<br />

Welches Tier würdest du gern mal streicheln? Ein Panda-<br />

Baby. Süüüüüüüß!<br />

Was hast du schon mal gestohlen? Wir stehlen vor allem<br />

von Bands aus der Vergangenheit. Wir sagen nur nicht von<br />

wem, damit es weiter ein Geheimnis bleibt.<br />

Welches popkulturelle Phänomen langweilt dich so richtig?<br />

Ich bin ziemlich gelangweilt von »Star Wars«. Dasselbe<br />

gilt auch für die Beatles.<br />

Kunst-Tipp mit JaKönigJa<br />

Ebba Durstewitz: »Ich will offen sprechen: Ich habe weder<br />

eine Lieblingsgalerie, noch verfüge ich über die Kompetenz,<br />

in dieser Beziehung Empfehlungen aussprechen<br />

zu können. Ja, auf die Gefahr hin, mich hier um Kopf und<br />

Kragen und meine Reputation <strong>als</strong> Galeristin, die ich ja nun<br />

mal bin, zu schreiben, ginge ich unter Umständen sogar so<br />

weit zu sagen: Eigentlich mag ich Galerien gar nicht. Von einer<br />

kritischen Einstellung gegenüber den Formen und ungeschriebenen<br />

Gesetzen der Kunstpräsentation in diesem<br />

Metier mal abgesehen, sind Galeriebesuche bei mir in dem<br />

Moment selten geworden, <strong>als</strong> Ende 2006 urplötzlich aus<br />

dem Nichts das Galeristendasein auf mich selbst draufgefallen<br />

ist. Da galt es sich zu positionieren, und das ging<br />

in meinem Fall nur über eine zumindest zeitweilige völlige<br />

Ignoranz all dessen, was sonst noch passiert. Nichtsdestotrotz<br />

gibt es im großartig-vermaledeiten Kunstbereich ja<br />

Welche Stadt kannst du nicht leiden und warum? New<br />

York ist ekelhaft. So eine grobe und großkotzige Stadt. Las<br />

Vegas ist wahrscheinlich noch entsetzlicher, da waren wir<br />

aber noch nie. London ist übrigens auch scheiße.<br />

Auf welchen Schauspieler standest du in deiner Jugend?<br />

Ich mochte immer Julie Christie in »Don’t Look Now«. Das<br />

war der erste halbwegs sexy Film, den mich meine Eltern<br />

schauen ließen. Ich erinnere mich noch, wie mein Vater immer<br />

sagte, die Sexszene sei künstlerisch so wertvoll.<br />

Für eine Nacht mit welchem Star wärst du bereit, deine<br />

Beziehung aufzugeben? So was würde ich nicht tun.<br />

Was ist das schlimmste Vorurteil, das du pflegst und immer<br />

noch nicht losgeworden bist? Ich mag keine poshen<br />

Leute. Wahrscheinlich bin ich nur eifersüchtig, weil ich<br />

selbst gerne reiche Eltern gehabt hätte.<br />

Was ist dein schlimmstes Laster? Trinkern. Glaube zwar<br />

nicht, dass ich Alkoholiker bin, aber wenn wir auf Tour sind<br />

und jeden Abend gratis Bier und Wein bekommen, kann ich<br />

mich kaum zügeln. Selbst wenn ich nach Hause komme,<br />

fällt es mir schwer, einen Abend ohne Drink zu überstehen.<br />

Aber immerhin habe ich neulich aufgehört zu rauchen.<br />

Welche radikale Position vertrittst du? Das Leben ist keine<br />

Pralinenschachtel.<br />

Die Fragen stellte Linus Volkmann<br />

The Young Knives »Superabundance« (CD // Inkubator / Soulfood)<br />

Live in Deutschland vom 25.03.-01.04.<br />

bekanntlich die schönsten und quatschigsten Dinge, und<br />

wenn sie denn hierzulande in Galerien aufzuspüren sind,<br />

dann sehe ich in folgenden eine Chance: Ich glaube, dass<br />

Karin Guenther mit ihrer gleichnamigen Galerie in Hamburg<br />

einen Spitzenjob macht. Ebenso die Galerie für Landschaftskunst<br />

am gleichen Ort. Künstler der Galerien Christian<br />

Nagel in Berlin/Köln und Daniel Buchholz in Köln sind<br />

mir bisweilen sehr nah. Und die Galerie Adamski in Aachen/<br />

Berlin verehre ich schon deshalb, weil sie sich seit Jahren<br />

unbeirrt hinter einen so wunderbaren Künstler wie Alexander<br />

Rischer stellt.«<br />

JaKönigJa »Die Seilschaft der Verflixten« (CD // Buback / Indigo).<br />

Durstewitz Sapre Galerie, Carsten-Rehder-Straße 45, 22767 Hamburg,<br />

www.durstewitz-sapre.de<br />

Auf intro.de: Verlosung


Alle Produkte und Firmennamen sind Handelsmarken ihrer jeweiligen Eigentümer. Sony Ericsson nutzt diese ausschließlich <strong>als</strong> Lizenznehmer. © 2008 Sony Ericsson Mobile Communications AB. Alle Rechte vorbehalten.<br />

Stand: Januar 2008 – Änderungen und Irrtümer vorbehalten. * Die Anzahl der Songs basiert auf der Annahme, dass die Songs im eAAc+-Format vorliegen, ca. 1 <strong>MB</strong> pro Song.<br />

Das neue Sony Ericsson Walkman ® Handy W890i.<br />

Inklusive 2 GB Memory Stick Micro für bis zu<br />

1.800 Songs*<br />

www.walkman-handy.de<br />

Musik – nur einen Knopfdruck entfernt.<br />

Das 10 mm schlanke W890i begeistert<br />

mit seinem Metalldesign und weich<br />

abgerundeten Kanten. Freuen Sie sich<br />

außerdem auf ein großartiges Musikerlebnis<br />

– Ihre Lieblingssongs sind nur<br />

einen Knopfdruck entfernt.


020 Monitor<br />

Gnarls Barkley<br />

CHECKERWISSEN MAL 5<br />

W as macht das Schlafzimmerprojekt von<br />

Danger Mouse und Cee-Loo, Gnarls<br />

Barkley, nach der genialisch hingeschluderten<br />

Single »Crazy« und dem<br />

damit und dem folgenden Album »St. Elsewhere« eingefahrenen<br />

Weltruhm? Das nächste Album aufnehmen, klar.<br />

Bloß mit der Promo haut es aus familiären Gründen leider<br />

nicht hin. Dafür wurde die Platte von heute auf morgen<br />

in die (virtuellen) Läden geschleust – einer undichten<br />

Stelle sei Dank. Aber wir wären keine pfiffigen Kerle,<br />

wenn wir nicht auch so fünf Gesprächsbausteine über das<br />

neue Gnarls-Barkley-Album »The Odd Couple« zusammenrecherchiert<br />

bekämen, mit denen ihr auf jeder Party<br />

die Nerdfraktion in Grund und Boden klugscheißern könnt.<br />

Heiko Behr sei Dank.<br />

1. Das Ding hat mit »Run« höchstens eine Single. Die funktioniert<br />

dafür aber erstklassig.<br />

www.theraconteurs.com www.beggarsgroup.de<br />

2. Questlove, das Drummertier mit dem Afro von den<br />

Roots, hat den Song »Who’s Gonna Save My Soul« mir<br />

nix, dir nix illegal bei YouTube hochgeladen. Als Erster<br />

weltweit. Ob er dafür wohl verklagt wird?<br />

3. Cee-Lo, dieser soulful Crooner, war früher bei Goodie<br />

Mob. Die sind jetzt wiedervereint! War ja klar!<br />

4. Cee-Los Mutter wurde bei einem Unfall schwer verletzt.<br />

Das stürzte ihn in Depressionen, die er auf »St. Elsewhere«<br />

aufarbeitete. Das muss man wissen, um den<br />

Mann verstehen zu können!<br />

5. Endlich ein Diamant unnützen Wissens, der jede Diskussion<br />

zu einem schweigenden Endpunkt bringen<br />

dürfte: Danger Mouse wurde mit 18 von Jeff Mangum<br />

protegiert, bevor der selbst mit Neutral Milk Hotel ein<br />

Indiemeisterwerk einspielte und dann auf Nimmerwiedersehen<br />

untertauchte. Eat this, Bescheidwisser!<br />

Gnarls Barkley »The Odd Couple« (CD // Warner)<br />

tindersticks<br />

the hungry saw<br />

„...the sound of a band not only returning to<br />

form, but stamping their status as musical<br />

royalty with their finest album to date.“<br />

www.beggarsgroup.de<br />

<strong>Intro</strong> vor elf Jahren<br />

Ausgabe #44:<br />

Mai 1997<br />

Titel: Jello Biafra,<br />

Dead Kennedys<br />

– tritt hier auf für<br />

die neueste LARD-<br />

Platte<br />

Interviews mit: Depeche<br />

Mode, Supergrass,<br />

Die Krupps, Carter USM, James<br />

Erster bei »Platten vor Gericht«: The<br />

Notorious B.I.G. »Life After Death«<br />

Letzter bei »Platten vor Gericht«: Stalin<br />

»Weisser Müll«<br />

Aus den Charts: Son Volt »Straightaways«,<br />

Depeche Mode »Ultra«, Mutter<br />

»Konzerte 1«, Jungle Brothers »Raw Deluxe«<br />

Zitat: »Ich habe nichts gegen Pinguine.<br />

Dachte immer, das wären so lustige kleine<br />

Dinger, mit denen man Fußball spielen<br />

kann.« Das lässt Oderus Urungus verlauten,<br />

seines Zeichens irgendein Monster<br />

der Splatter-Rockband Gwar.<br />

Spektakel: Killing Time »The Method«,<br />

Ich Schwitze Nie »Träume der Sehnsucht«,<br />

Mary J Blige »Share My World«,<br />

Surgeon »Basic Tonal Vocabulary«, Belle<br />

& Sebastian »If You’re Feeling Sinister«<br />

Besondere Vorkommnisse: Ted Herold<br />

<strong>als</strong> Juror bei »Platten vor Gericht«. Michael<br />

Fust, der Vater von Redaktionsmaskottchen<br />

und Allzweckwaffe Boris,<br />

schreibt einen Artikel über einen von<br />

Schließung bedrohten Konzertort in Gütersloh.<br />

Im Interview mit Biafra erfährt<br />

man, dass der »Parental Advisory«-Stikker<br />

auf eine Initiative von Tipper Gore<br />

(Frau des damaligen Vize-Präsidenten Al<br />

Gore) und Hillary Clinton zurückgeht.


GRÜSSE AUS SÚÐAVÍK<br />

VON MUGISON<br />

In den isländischen Westfjorden findet seit fünf Jahren das Festival »Aldrei Fór Ég<br />

Suður« statt. Veranstaltet wird es von Mugison, dem wohl bekanntesten Musiker<br />

der Region. In Island ist er mit seinen eigensinnigen Rocksongs bereits ein Star, aktuell<br />

tourt er mit QOTSA durch Kanada und schickt sich an, danach auch Resteuropa<br />

zu erobern. Sein neues Album »Mugiboogie« bringt Mugison nun, nach Veröffentlichungen<br />

auf Ipecac und Accidental, in Eigenregie heraus – mithilfe der gesamten<br />

180 Köpfe zählenden Dorfgemeinschaft seines Heimatortes Súðavík, die<br />

ihn beim Eintüten der aufwendig gestalteten CDs unterstützt.<br />

Was findest du richtig klasse an Súðavík? In Súðavík ist alles um die Ecke. Ich<br />

habe zwei Kinder, und von meinem Haus und Studio sind es bloß 200 Meter, die<br />

beiden in den Kindergarten zu bringen. Meine Frau ist in Súðavík aufgewachsen<br />

und war hier, <strong>als</strong> vor 13 Jahren diese Katastrophe passierte: Eine Lawine zerstörte<br />

zahlreiche Häuser, 14 Menschen starben. Aber die Leute sind auch danach hier geblieben.<br />

Der Spirit ist wirklich einzigartig. Und es gibt viele starke und spezielle Charaktere.<br />

Das ist gut für mich <strong>als</strong> Künstler, daraus ergeben sich ständig Ideen. Und<br />

ich bin gar nicht der weirdste Typ im Dorf, das beruhigt mich.<br />

Was findest du ziemlich mies? Das Wetter vielleicht? Nein, ich liebe alles an Súðavík.<br />

Letzten Winter hatten wir schreckliches Wetter. Es gab immer wieder Schnee<br />

bis hoch zur Dachkante, eine Lawine hat die Straße zum Dorf einmal vier Tage lang<br />

versperrt. Dann gibt es keine Milch für den Kaffee mehr, keinen Käse und auch<br />

sonst nichts Frisches, sondern nur Dosenfutter. Aber ich liebe das. Ich habe ein<br />

riesiges Fenster in meinem Studio, und es fühlt sich super an, einfach hinauszuschauen.<br />

Das ist, <strong>als</strong> wäre man mit seinem Labor mitten in einem Vulkan. Sehr gut,<br />

um Ideen zu bekommen. Je schlechter es wird, desto besser für mich.<br />

Hast du eine persönliche No-Go-Area? Nicht wirklich. Island ist ein großes Land.<br />

Natürlich gibt es Gegenden, wo man nicht hingehen sollte, zumindest nicht allein.<br />

Jeden Sommer sterben einige Touristen hier, weil sie nicht gewarnt waren und einfach<br />

irgendwohin gelaufen sind. Die stecken dann in den Bergen fest oder brechen<br />

sich ein Bein, und niemand weiß, wo sie sind.<br />

Was ist der beste Club oder das netteste Restaurant? In Ísafjörður, dem größeren<br />

Nachbarort, gibt es einige Bars. Das Tjöruhusid ist für mich der beste Laden. Im<br />

Sommer wird das zu einem sehr netten Fischrestaurant, manchmal gibt es auch Live-Musik.<br />

Frischer Fisch ist die tollste Droge, die man sich vorstellen kann.<br />

Was ist die beste Shopping-Gegend? In Súðavík gibt es nur ein einziges Geschäft.<br />

Da werden Kleider und Lebensmittel verkauft, zugleich ist es auch ein Café. Dort<br />

gibt es im Grunde alles, was wir brauchen.<br />

Das Interview führte Arno Raffeiner<br />

Mugison »Mugiboogie« (CD // Cargo)<br />

»Wirklich schlimm ist es, in einem kleinen Raum mit<br />

drei verdrogten Irren eingesperrt zu sein, die sich<br />

langsam über deine Familie hermachen.«<br />

Solche und andere schreckliche Wahrheiten erfährt man von Günter Merlau, dem Master<br />

Of Ceremonys des Hörspiellabels Lausch. In dem Interview geht es um die neue<br />

Sci-Fi-Terror-Reihe »Punktown« (Lausch / Al!ve). Nachzulesen exklusiv auf intro.de<br />

Ab 21.Mai 2008 am Kiosk.<br />

Der neue Festivalguide plus DVD<br />

Mit 36 exklusiven Live-Clips von: Fettes Brot, Th e<br />

Notwist, Wir Sind Helden, Die Fantastischen Vier, Kettcar,<br />

Superpunk, Slut, Klee, Wombats, Th e Futureheads,<br />

Stereo MC’s, Digitalism, Justice, Kate Nash, Deus, Get<br />

Well Soon, Franz Ferdinand, Operator Please, Madsen,<br />

Patrice, MGMT, Hot Chip, Editors, Blackmail, Th e Gossip,<br />

Th e Notwist u. v. m.<br />

Und Interviews mit: Black Francis, Justice, Him, Mando<br />

Diao, Madsen, Hot Chip, Moneybrother, Panic At Th e<br />

Disco, Jimmy Eat World, Th e Kills, We Are Scientists und<br />

Th e Hives<br />

Moderiert von Markus Kavka und Silbermond.<br />

Laufzeit: <strong>24</strong>0 Minuten.<br />

Der Sommer mm<br />

beginnt im<br />

Netz: www.festivalguide.de<br />

ww


022 Musik<br />

The Notwist<br />

KONTINUITÄT<br />

UND WANDEL<br />

The Notwist haben es wieder einmal getan: eine Platte aufgenommen. Und das ist nichts,<br />

was mal so locker aus dem Ärmel geschüttelt wird, wie Martin Büsser von ihnen erfahren<br />

durfte. Ganze sechs Jahre sind seit der Veröffentlichung von »Neon Golden« vergangen.<br />

Eine neue Platte, das bedeutet bei The Notwist ganz konservativ: ein Werk schaffen,<br />

einen Punkt in der Geschichte markieren, eine Zäsur setzen. Fotos: Sibylle Fendt.


J örg Albrechts Dokumentarfilm »On/Off The Record«<br />

über die Entstehung von »Neon Golden«<br />

hat bereits deutlich gemacht, mit wie viel Akribie<br />

The Notwist im Studio vorgehen. Man fühlte<br />

sich fast an Jean-Luc Godards Klassiker »Sympathy For<br />

The Devil« (1968) über die Entstehung des gleichnamigen<br />

Stones-Songs erinnert. Beide Filme vermitteln das Gefühl,<br />

dass hier Geschichte geschrieben wird. Aber ist es<br />

2008 noch zeitgemäß, sich über die Entstehung von Schallplatten<br />

(!) so zu unterhalten, <strong>als</strong> ob danach die Uhren neu<br />

gestellt werden müssen? Ist Musik nicht zum Wegwerfprodukt<br />

geworden, heute veröffentlicht, am selben Nachmittag<br />

gefeiert und am nächsten Tag vergessen?<br />

Schon nach wenigen Gesprächsminuten im Kölner Hotel<br />

Chelsea, dem Martin-Kippenberger-Hotel mit dem seltsamen<br />

vom Künstler entworfenen Dachaufsatz, der aussieht,<br />

<strong>als</strong> ob dort ein UFO gelandet wäre, steht fest: Hier<br />

haben sich ein paar Fossile getroffen. Menschen, die noch<br />

an den Wert und die Bedeutung von Tonträgern glauben.<br />

Band und Interviewer schwelgen in Erinnerungen. Der Interviewer<br />

insbesondere, weil er kurz vor dem Interview eine<br />

alte Ausgabe des Zap-Fanzines ausgegraben hat, Oktober<br />

1991. Dam<strong>als</strong> waren wir uns schon einmal begegnet.<br />

Es war die erste größere Deutschlandtour von The Notwist,<br />

die sie durch meist leere Jugendzentren führte. Viel<br />

hat sich seitdem geändert. Heute sind The Notwist zumindest<br />

international das, was man Stars nennt. Aber<br />

vieles ist auch gleich geblieben. Obwohl die Band längst<br />

aufwendig-akribische Arbeit im Studio leistet und nichts<br />

dem Zufall überlässt, sind künstlerische Selbstbestimmung<br />

und Do-It-Yourself noch immer zentrale Bezugspunkte<br />

im Denken der Acher-Brüder. Punk <strong>als</strong>o. Die Szene,<br />

aus der The Notwist kommen. Und genau an diesem<br />

Punkt wird klar, dass Punk und künstlerisches Werkbewusstsein<br />

keinen Widerspruch darstellen müssen. Im Gegenteil:<br />

Es sind gerade die Punks bzw. Ex-Punks, die daran<br />

festhalten, dass der Tonträger einen ästhetischen und historischen<br />

Wert darstellt. Das haben The Notwist mit Steve<br />

Albini und Shellac gemeinsam. Gegen die Trash-Mentalität<br />

der iPod-Kids vertreten sie die vermeintlich veraltete<br />

Vorstellung, dass Musik ein Kulturgut ist.<br />

Vielleicht ist es das, was Thomas Venker im Sinn hatte,<br />

<strong>als</strong> er mir mit auf den Weg gab, das Interview in Richtung<br />

Jazz zu lenken, <strong>als</strong>o darauf abzuzielen, dass The Notwist<br />

eigentlich wie eine altehrwürdige Jazzband behandelt werden<br />

müssten. Eine Band, die ganz in der Musik aufgeht,<br />

ohne Rücksicht auf Studiokosten, ohne Anbiederung an<br />

Markt und Publikum. Aber das stimmt ja auch nicht ganz.<br />

Schließlich ist »The Devil, You + Me« ein geradezu eingängiges<br />

Album geworden, voller einschmiegsamer Melodien<br />

und ohne ausufernde Improvisationen.<br />

War es euch wichtig, dass »The Devil, You + Me« gut<br />

durchläuft? Es gibt zwar wieder sehr viele Tücken im<br />

Detail, aber oberflächlich betrachtet sind die Stücke<br />

sehr catchy.<br />

Martin Gretschmann: Wir bauen ja keine Elemente ein,<br />

um zu zeigen, was wir alles kennen und können. Am Ende<br />

geht es nur um das, was dem Stück dienlich ist. Dazu<br />

hilft die lange Entstehungszeit einer Platte. Denn dadurch<br />

gibt es auch Pausen, wir reflektieren sehr viel, hören<br />

die Stücke immer wieder an und werfen all das raus, was<br />

vom eigentlichen Kern ablenkt. Trotzdem soll man beim<br />

genaueren Hinhören immer wieder neue Details entde-<br />

cken. Die sind aber nicht wichtig, um das Stück zu erfassen,<br />

sie sind sozusagen der Bonus.<br />

Markus Acher: Die Herangehensweise war trotzdem<br />

schneller <strong>als</strong> bei »Neon Golden«. Für »Neon Golden« haben<br />

wir in einem klassischen Studio mit Aufnahme- und<br />

Regieraum gearbeitet. Diesmal haben wir den Proberaum<br />

zum Studio umfunktioniert, <strong>als</strong>o einen großen Raum, in<br />

dem all unsere Instrumente standen. Dadurch haben alle<br />

in einem Raum aufgenommen, sodass jeder schnell reagieren<br />

konnte. Jeder hat alles gleich gehört, musste nicht<br />

mikrofonieren. Es war <strong>als</strong>o so, <strong>als</strong> ob man direkt im Proberaum<br />

aufnimmt. Trotzdem hat jeder die Sachen mit nach<br />

Hause genommen und dort noch einmal bearbeitet. Wir<br />

haben <strong>als</strong>o schneller, organischer gearbeitet und trotzdem<br />

nichts dem Zufall überlassen.<br />

The Notwist erinnern mich vom Prinzip her an Sonic<br />

Youth: Es gibt eine Stammband, in der nur ganz bestimmte<br />

Dinge zugelassen sind, der Rest wird in Nebenprojekte<br />

und andere Bands ausgelagert. Kann man das<br />

miteinander vergleichen?<br />

Micha Acher: Teilweise eignen sich bestimmte kompositorische<br />

Sachen einfach nicht für Notwist. Die passen<br />

dann eher zu Tied & Tickled Trio oder Ms. John Soda. Wenn<br />

wir an einem Notwist-Album arbeiten, fallen immer sehr<br />

viele Stücke für unsere anderen Bands ab, weil wir sehr<br />

lange rumprobieren, Sachen wieder verwerfen und merken,<br />

dass sie in einem anderen Projekt besser aufgehoben<br />

wären.<br />

Markus: Wir haben ja eine genaue Vorstellung von dem,<br />

was Notwist sein soll. Es ist eine sehr songorientierte<br />

Band, die klar strukturierte Stücke schreibt. Weil es bei<br />

Notwist <strong>als</strong>o nicht sehr viel Platz gibt, werden ausufernde<br />

Stücke und Improvisationen ausgelagert. Wir mögen es ja<br />

zu experimentieren, aber vieles, was dabei entsteht, passt<br />

einfach nicht zu The Notwist. Die Idee hinter Notwist ist ja,<br />

Musik auf Singer/Songwriter-Basis zu machen. Lediglich<br />

unter den Songs passiert sehr viel, aber das auf Stücken,<br />

die auf drei bis fünf Minuten begrenzt sind.<br />

Imitate the real<br />

The Notwist haben zwei Jahrzehnte Musikgeschichte wie<br />

kaum eine andere Band in ihrer Musik reflektiert und damit<br />

mitgeschrieben. Trotz klarem Notwist-Sound sind sie<br />

stets wandelbar geblieben und damit jeweils auf der Höhe<br />

ihrer Zeit. Begonnen <strong>als</strong> Post-Punk-Band mit hörbarem<br />

SST-Einfluss, waren The Notwist eine der wenigen<br />

deutschen Bands, die in den Neunzigern auf internationalem<br />

Niveau an das andockten, was seinerzeit Post-<br />

Rock genannt wurde, der von Jazz beeinflusste Chicago-<br />

Sound von Bands wie Tortoise, Sea And Cake und Gastr<br />

Del Sol. Aber dabei sollte es nicht bleiben. »Neon Golden«<br />

schaffte locker den Anschluss an die großen romantischen<br />

Prog-Pop-Entwürfe von Bands wie Radiohead oder Sigur<br />

Rós. Mit 13&God folgte schließlich eine Kollaboration<br />

mit Anticon, einem der angesagtesten Label-Kollektive<br />

der 2000er. Nein, Notwist gehen nicht einfach mit Moden,<br />

verkaufen ihre Seele nicht an Hypes, sondern lassen<br />

stilsicher musikalische Veränderungen in ihren eigenen<br />

Sound einfließen.<br />

Ihr seid ja immer auf der Suche nach interessanter neuer<br />

Musik und an Kollaborationen mit anderen Musikern.<br />

Wie funktioniert so etwas? Wie kam zum Beispiel die Zusammenarbeit<br />

mit Anticon zustande?<br />

Musik 023<br />

Martin Kippenberger (1953-97)<br />

Der Punk unter den Malerfürsten wohnte<br />

ab 1986 regelmäßig im Kölner Hotel Chelsea<br />

und zahlte sein Zimmer in Gemälden<br />

ab. Weitere Künstler folgten seinem<br />

Beispiel, darunter Markus Oehlen und<br />

Günther Förg, und statteten das Hotel mit<br />

Originalen aus.<br />

SST Records<br />

Das stilbildende Label der 1980er<br />

schlechthin, 1978 von Greg Ginn für seine<br />

Band Black Flag gegründet. Nahezu alle<br />

relevanten Underground-Bands dieser Ära<br />

veröffentlichten auf dem kalifornischen<br />

Label, das sich von Post-Punk immer<br />

stärker in Richtung Jazz und Abstract<br />

Rock entwickelte. Label-Highlights waren<br />

Hüsker Dü, Minutemen, Bad Brains, Meat<br />

Puppets, Elliott Sharp, Dinosaur Jr und<br />

The Descendents.<br />

Alles Gute kommt aus Weilheim? Jetzt<br />

diskutieren unter www.intro.de/forum


0<strong>24</strong> Musik<br />

≥ Markus: Wir waren ganz einfach Fans. Und dann bin<br />

ich halt bei einem Konzert in München auf diese Leute zugegangen.<br />

Dabei kam raus, dass die auch Fans von uns<br />

waren. Die hatten Notwist ständig im Tourbus gehört. Ich<br />

war natürlich begeistert, dass die uns überhaupt kennen.<br />

Ich dachte, das wäre so eine klassische HipHop-Crew, die<br />

nichts anderes kennt und wahrnimmt.<br />

Als internationale Band beeinflusst ihr inzwischen auch<br />

andere Künstler. Mike Mogis von Bright Eyes hat mir zum<br />

Beispiel im Interview erzählt, dass »Neon Golden« einen<br />

wichtigen Einfluss auf seine Arbeit <strong>als</strong> Produzent<br />

gehabt habe.<br />

Markus: Ja, in den USA gibt es viele Leute, für die »Neon<br />

Golden« einen wichtigen Bezugspunkt darstellt. Das<br />

ehrt uns natürlich extrem. Aber wir hören viel weniger <strong>als</strong><br />

andere Leute, wen wir mit unserer Musik beeinflusst haben.<br />

Wir gehen ja auch nicht von diesem kreativen Schöpfermythos<br />

aus, im Gegenteil, wir klauen ja selbst! Es gibt<br />

diesen genialen Titel einer Platte von Van Pelt, »Stealing<br />

From Our Favorite Thieves«, dieses Prinzip trifft voll auf<br />

uns zu. Man puzzelt mit jeder Platte neue Cut-ups zusammen.<br />

Letztlich wissen wir <strong>als</strong>o viel besser, von wem<br />

wir klauen, und weniger, wer von uns klaut.<br />

Das führt mich zu einer großartigen Zeile auf eurem neuen<br />

Album: »Let’s just imitate the real until we find a better<br />

one.« Hat dies etwas mit der Idee zu tun, dass es das<br />

»Echte«, das Original, gar nicht mehr gibt?<br />

Markus: Es hat etwas zu tun mit der Wahrnehmung von<br />

Wirklichkeit: Was ist von dem, was uns umgibt, noch real?<br />

Wenn man überlegt, worin die Wirklichkeit vieler Jugendlicher<br />

besteht, was sie erleben und wie sie es erleben, ist<br />

das für mich erschreckend und faszinierend zugleich. Also<br />

ein Leben im Internet mit Leuten, von denen man gar<br />

nicht weiß, ob sie überhaupt so heißen, wie sie sich nennen.<br />

Wirklichkeit wird da immer wieder gebrochen, nur<br />

noch vorgegeben. Das hat natürlich sehr viel mit dem zu<br />

tun, was gerade auch in der Musikindustrie vor sich geht.<br />

Dieser ganze Fake, Sounds, die Plattenknistern imitie- ≥<br />

The Notwist & ZAP<br />

ERSTE WORTE<br />

So seltsam wurde einmal geredet ... Ausschnitte aus einem<br />

der ersten Notwist-Interviews (Zap-Fanzine, Oktober<br />

1991, alte Rechtschreibung):<br />

Markus: Also, eine gewisse Grundhaltung ist ja bei jedem<br />

in der Szene – bis auf wenige Ausnahmen – <strong>sowie</strong>so vorhanden.<br />

Die muß man ja wohl nicht ständig wieder beteuern.<br />

Warum sollte man da einen Kleinkrieg wegen irgendwelchen<br />

Wortklaubereien anfangen? Also, sich <strong>24</strong> Stunden<br />

in einem autonomen Zentrum über »Er/Sie«-Schreibweisen<br />

zu unterhalten und so einen Kack finde ich ziemlich<br />

überflüssig. Da passiert viel Mist zur Zeit. [...]<br />

ZAP: Ihr haltet <strong>als</strong>o Dinge wie Feminismus, Toleranz und<br />

all dies für selbstverständlich, so daß man nicht mehr<br />

andauernd große Worte darüber verlieren muß?<br />

Markus: Ja, schon. Ich meine, wir spielen hauptsächlich<br />

in autonomen Jugendzentren und besetzten Häusern.<br />

Dadurch weiß doch automatisch jeder, was für eine politische<br />

Haltung wir haben.<br />

ZAP: Ist es leicht für euch, Auftritte zu bekommen?<br />

Micha: Nein, absolut nicht. Wenn man <strong>als</strong> deutsche Band<br />

auf sich alleine gestellt versucht, Konzerte auszumachen,<br />

und Clubs anruft, kommen meistens so Sätze: »Bei uns<br />

spielen zur Zeit nur Ami-Bands.« Und das meistens in irgendeinem<br />

entsetzlichen Dialekt.<br />

ZAP: Nervt es euch, wenn Punks, wie das heute war, während<br />

dem Konzert auf die Bühne kommen, ins Mikro grölen<br />

und mit euch quasseln wollen?<br />

Martin: Ach nee, dadurch ist wenigstens was los. Ich finde<br />

das lustig. Der eine hat gemeint: »Könnt ihr nichts Deutsches<br />

spielen, Deutsch-Punk zum Pogen?«<br />

Markus: Das mit den Punks kommt wirklich bei jedem dritten<br />

Konzert. Irgendwelche Leute, die da rufen: »Schneller,<br />

lauter, härter.« Das nervt mich schon.<br />

Micha: Die ruhigen Stellen halten die meisten immer für<br />

Stimmpausen.


≥<br />

ren, oder Platten, die wie eine Band klingen, ohne dass<br />

ein einziger Ton von einer Band gespielt wurde.<br />

Ihr seid Vertreter eines alten Werkbewusstseins. Deshalb<br />

muss ich euch die Frage stellen: Hat die viel beschworene<br />

Krise der Musikindustrie auch eine Band wie<br />

The Notwist erreicht?<br />

Markus: Das wird sich jetzt erst herausstellen. Seit ein<br />

paar Tagen findet sich die neue Platte im Netz, irgendein<br />

Journalist hat sie reingestellt. Jetzt stellt sich die Frage:<br />

Ziehen sich Leute, die Notwist hören und mögen, das aus<br />

dem Netz? Wir haben uns im Vorfeld lange darüber Gedanken<br />

gemacht, wie wir auf so etwas reagieren, <strong>als</strong>o, ob<br />

wir die Journalisten überhaupt noch mit CDs bemustern<br />

sollen. Und wir haben uns entschieden, es wie bisher zu<br />

machen, auch auf die Gefahr hin, dass wir viel verlieren.<br />

Wir reagieren auf so etwas mit Trotz: Die CD und die LP<br />

sollen sehr schön werden, die CD wird <strong>als</strong> Buch gestaltet<br />

sein ... Wir wollen dieser Wegwerf-Mentalität etwas<br />

entgegensetzen. Wir hoffen einfach, dass das Notwist-<br />

Publikum in eine Altersgruppe fällt, die sich nicht über<br />

<strong>Download</strong>s bedient.<br />

Aber natürlich stellt sich die Frage, ob die Leute Musik<br />

noch so wahrnehmen wie wir selbst. Wir denken ja noch<br />

in Kategorien wie B-Seiten, total anachronistisch. Möglicherweise<br />

nehmen viele Leute die Platte überhaupt nicht<br />

mehr <strong>als</strong> Ganzes wahr. Musik wird immer mehr daraufhin<br />

konzipiert, schnell in Umlauf zu kommen und schnell<br />

wieder zu verschwinden. Musik steht im Netz, die Leute<br />

kommentieren das sofort in Blogs, und dann ist es weg.<br />

Für uns ist es hingegen eine bewusste Entscheidung, lange<br />

an einer Platte zu arbeiten, einen Spannungsbogen zu<br />

entwickeln ... Aber vielleicht gehen wir damit auch völlig<br />

baden.<br />

Das Internet hat sicher zu solchen Tendenzen geführt,<br />

aber kann es nicht auch helfen, neue Szenen und Netzwerke<br />

überhaupt erst wieder entstehen zu lassen?<br />

Markus: Na klar. Das Gute am Netz ist ja, dass es die Nischen<br />

aufmacht und in der ganzen Welt entdeckbar macht.<br />

Ohne Wire lesen zu müssen, kommt man an die obskursten<br />

Sachen. Ich habe zum Beispiel ein seltsames Musikkassetten-Label<br />

aus den USA im Netz entdeckt, eines<br />

dieser schrägen Folk-Labels, die jede einzelne Kassette<br />

individuell bemalen. Ich habe dort <strong>als</strong>o bestellt und bekam<br />

prompt ein paar bemalte Kassetten geschickt, die<br />

du sonst wirklich nirgendwo bekommst, die in keiner Zeitschrift<br />

der Welt besprochen werden. Das ist die Chance<br />

des Internet, vergleichbar mit dem kleinen Plattenladen<br />

früher, wo du im Hinterraum in einer Kiste entlegene<br />

Schätze entdeckt hast. Du darfst allerdings nicht bei Amazon<br />

oder iTunes hängen bleiben.<br />

Vor einigen Jahren habt ihr ein Angebot von Vodafon abgelehnt,<br />

die einen Notwist-Song <strong>als</strong> Werbeclip verwenden<br />

wollten. Und dies, obwohl es sich um ein lukratives<br />

Angebot gehandelt hatte. Sind DIY und künstlerische<br />

Selbstbestimmung für euch <strong>als</strong>o auch in finanziell prekären<br />

Zeiten unerlässlich?<br />

Markus: Seit Tonträger nicht mehr laufen, wird ja immer<br />

mehr nach anderen Finanzierungsmodellen für Musik gesucht,<br />

große Konzerne drängen überall rein und werfen<br />

mit horrenden Summen um sich, um Künstler zu finanzieren<br />

und deren Image für sich zu gebrauchen. Man muss<br />

immer wieder kritisch darauf aufmerksam machen, dass<br />

inzwischen immer mehr über komische Wettbewerbs-<br />

Kampagnen von Jägermeister und Red Bull geht, bei denen<br />

Musik zur völligen Nebensache wird. So etwas wird<br />

gar nicht mehr hinterfragt oder verhandelt. Ganze Sei-<br />

The Van Pelt<br />

In den 1990ern stilbildende Band, aus den<br />

Trümmern der New Yorker Hardcore-<br />

Szene (u. a. Rorschach) hervorgegangen,<br />

benannt nach den Peanuts-Figuren Linus<br />

und Lucy Van Pelt. Ihr von Bands wie<br />

Fugazi beeinflusster Stil ist immer wieder<br />

<strong>als</strong> »Emo« klassifiziert worden ..., aber das<br />

wird der Band nicht wirklich gerecht.<br />

ten in Magazinen sehen aus wie der redaktionelle Teil,<br />

aber im Kleingedruckten siehst du, dass es sich um Anzeigen<br />

handelt.<br />

Für uns hat sich die Frage nach der Selbstbestimmung<br />

allerdings nie wirklich gestellt, wir gehen ins Studio und<br />

nehmen die Stücke so auf, wie wir uns das vorstellen. Wir<br />

haben schon Verträge abgelehnt, die das schwieriger gemacht<br />

hätten. Es ist eine Sache des ständigen Hinterfragens.<br />

Wenn jetzt immer weniger Leute unsere Platte kaufen<br />

sollten, dann enden wir vielleicht wieder <strong>als</strong> Band,<br />

die Platten in 500er-Auflage mit Siebdruck-Cover rausbringt<br />

und für 30 Euro das Stück an Liebhaber verkauft.<br />

Wer weiß ...<br />

<strong>Intro</strong> empfiehlt die Tour vom 28.04.–16.05.<br />

The Notwist spielen beim Immergut Festival, Melt!,<br />

Hurricane und Southside<br />

<strong>Intro</strong> empfiehlt<br />

The Notwist<br />

The Devil, You & Me<br />

CD // City Slang / VÖ 09.05.<br />

The Notwist & Jazz<br />

NERDGEREDE<br />

Musik 025<br />

Hört ihr immer noch Jazz? Und falls ja, gibt es in diesem<br />

Bereich interessante Neuentdeckungen?<br />

Micha: Na ja, im Jazz ist ganz klar so gut wie alles dicht,<br />

die Szene wird fast komplett von den alten, großen Namen<br />

bestimmt, es kommt nur noch selten Neues hinzu. Umso<br />

begeisterter bin ich von Daniel Glatzel und dem Andromeda<br />

Mega Express Orchestra, mit denen wir zusammen gearbeitet<br />

haben. Die verbinden zeitgenössische Klassik, Jazz<br />

und Filmmusik auf eine absolut faszinierende Weise.<br />

Markus: Richtig, es handelt sich bei ihnen endlich mal wieder<br />

um Musik aus dem Jazz-Bereich, die nicht aller anderer<br />

zeitgemäßer Musik hinterherhinkt. Also nicht dieses peinliche<br />

»Wir machen mal einen Drum’n’Bass-Rhythmus«, was<br />

dann meistens schiefgeht. Sondern deren Klangästhetik<br />

ist nahe dran an Musik auf der Höhe unserer Zeit, <strong>als</strong>o zum<br />

Beispiel an dem, was Efterklang machen, eine Band, die<br />

wir momentan favorisieren. Es ist ein Jammer, dass das<br />

Andromeda Mega Express Orchestra noch keine Platte<br />

auf dem Markt hat. Aber man kann sich bei MySpace ein<br />

paar Stücke von ihnen anhören.<br />

Markus: Ich habe zuletzt eine CD von Roscoe Mitchell gehört,<br />

wo er ein Solokonzert spielt, doch das Publikum ist<br />

unruhig, will ihn nicht hören. Da stellt er sich hin und spielt<br />

eine Phrase immer wieder, permanent dasselbe. Unglaublich<br />

konsequent! Im Interview sagte er, er hätte sich in dem<br />

Moment entschieden, so lange dasselbe zu spielen, bis<br />

die Leute wieder ruhig sind. Ich weiß, das ist jetzt Nerd-<br />

Gerede, aber so etwas gefällt mir!


026 Musik<br />

Vom Fußboden wird nachher gegessen


Death Cab For Cutie<br />

ACT NICE<br />

AND GEN<br />

TLE Der<br />

D eath Cab For Cutie (DCFC) stehen in dem Ruf,<br />

lieben, konsensfähigen Indie-Pop-Rock zu<br />

machen (der, zumindest in den USA, ein Mil-<br />

für verklemmte Charaktere wie dich und mich. Scherte<br />

sich dieses Album keinen Deut darum, mit seiner smoothen<br />

Ästhetik wie die im Indie-Pop verwurzelte Variante<br />

Death Cab For Cutie<br />

lionenpublikum findet). Ihre Musik, so sagt von 70er-Jahre-Softpop (Fleetwood Mac und so) daher-<br />

man, lade dazu ein, mit der/dem FreundIn händchenhalzukommen, so gibt sich »Narrow Stairs«, das neue, wietend<br />

vor der Bühne des Immergut-Festiv<strong>als</strong> zu stehen, das derum von Gitarrist Chris Walla produzierte Werk, viel Mü-<br />

hier <strong>als</strong> Platzhalter für Nabelschau-Romantik herhalten he, einen weniger glatten Charme zu verbreiten. Während<br />

soll. Und obwohl sich das neue Album partiell an spröde- sich das Vorgängeralbum durch ein kompaktes, homogeren<br />

Klängen ausrichtet, hält die Musik grundsätzlich ihre nisiertes Klangbild auszeichnete, zu dem man sich wohl-<br />

umarmende Qualität aufrecht. Dazu tragen auch die zufühlen und ausufernde Sonntagmorgenfrühstücke zelebmeist<br />

aus einem melancholischen Habitus heraus geschilrieren konnte, offenbart die neue Platte eine skelettierte, Narrow Stairs<br />

derten Texte bei, die häufig Beziehungsprobleme behan- höhenlastige Version des Death-Cab-Sounds, die teilweideln.<br />

Aber unter Umständen ist es ja auch viel ehrlicher, se mit der Leichtigkeit bricht. »Wir haben dieses Mal ver-<br />

über Themen zu singen, die die Privatsphäre betreffen, sucht, die Grenzen dessen zu erweitern, was die Leute von<br />

<strong>als</strong> über die großen gesellschaftlichen Zusammenhänge, uns erwarten«, begründet Sänger und Hauptsongwriter<br />

zumal sich beide <strong>sowie</strong>so ineinander spiegeln. Im Fall von<br />

DCFC wird die Tendenz zur Befindlichkeit außerdem da-<br />

Benjamin Gibbard die Neuorientierung.<br />

durch gefiltert, dass diese sich an einer grundsätzlichen, Eine neue Perspektive<br />

diffus »amerikanisch« anmutenden Leichtigkeit reibt, die Doch auch mit »Narrow Stairs« bleiben DCFC stets <strong>als</strong> sie<br />

in meiner Wahrnehmung eine Art Fernweh befriedigt. Da- selbst identifizierbar, zumal Songs wie »Grapevine Fires«<br />

zu passt, dass die Band des Öfteren mit Songs in »O.C., oder »The Ice Is Getting Thinner« sowohl vom Songwriting<br />

California« vertreten ist, einer Serie, die, betrachtet durch <strong>als</strong> auch in Bezug auf soundästhetische Details nicht so<br />

die Augen eines Durchschnittseuropäers, eine totale Pa- weit von dem entfernt sind, was man von der Band angerallelwelt<br />

und Gegenwirklichkeit etabliert.<br />

sichts ihres Backkatalogs kennt und erwartet. Oder wie<br />

Daran ist nichts verwerflich. Jede Musik wurde immer Schlagzeuger Jason McGerr es ausdrückt: »Es ist natürlich<br />

auch zu eskapistischen Zwecken genutzt. So trägt das nicht so, dass wir uns, bevor wir ins Studio gehen, fremdes<br />

letzte DCFC-Album, das großartige »Plans« aus dem Jahr Vokabular antrainieren. Egal, was man macht, man wird<br />

2005, Züge eines weichgezeichneten Schlafzimmer-Souls immer irgendwie wie man selbst klingen.« Dennoch ist ≥<br />

Musik 027<br />

Geist von Ami-Punkrock in anderer Gestalt –<br />

ohne Punk und mit wenig Rock, dafür aber auch<br />

mit Schmusefaktor und Interesse am musikalischen<br />

Experiment. Auf dem neuen Album »Narrow Stairs«<br />

vertonten Death Cab For Cutie aus Seattle alles, was<br />

zwischen Tod und Süße Platz fi ndet. Mario Lasar berichtet.<br />

Interview: Anja Tachler. Fotos: Brendan Austin.<br />

Songtitel der britischen Anarcho-Comedy-<br />

Band Bonzo Dog Band, die in den späten<br />

60ern mit einer Mischung aus Psychedelia<br />

und Kabarett ihr Unwesen trieb. Wird in<br />

England gern <strong>als</strong> Antwort auf The Mothers<br />

Of Invention gesehen. Songwriter Neil<br />

Innes hat später mit Monty Python zusammen<br />

gearbeitet.<br />

Benjamin Gibbard: Wir mochten den Titel,<br />

weil er eine Konnotation von Bewegung<br />

hat, bei der aber nicht klar ist, ob sie<br />

abwärts oder aufwärts verläuft. Außerdem<br />

ist der Platz begrenzt. Die Phrase wirft<br />

die Frage auf, ob es genug Platz für zwei<br />

Personen gibt. Muss eine Person der<br />

anderen ausweichen? Dann wird bereits<br />

eine Hierarchie hergestellt.


028 Musik<br />

Joe Meek<br />

Egomanischer, selbst ernannter Produzent<br />

und Klangtüftler, dessen Experimente<br />

mit Halleffekten und Overdubs in<br />

den frühen 60ern visionär waren. Sound<br />

wird bei Meek zu einem fetischisierten,<br />

eigenständigen Paradigma, das Priorität<br />

über den Interpreten oder Song erringt.<br />

Edwyn Collins ist Mitglied der Joe Meek<br />

Appreciation Society, Wreckless Eric<br />

schrieb einen rührenden Tribute-Song.<br />

Meek schoss sich am 03.02.1967, dem<br />

neunten Todestag von Buddy Holly (!), eine<br />

Kugel in den Kopf.<br />

Benjamin Gibbard: Ich glaube, wir sind alle Obama-Fans,<br />

und obwohl es gerade gut aussieht, habe ich das furchtbare<br />

Gefühl, dass die Clintons auf dem Nominierungsparteitag<br />

im August die Stimmen stehlen werden. [Da bislang<br />

weder Obama noch Clinton die erforderliche Mehrheit der<br />

Delegiertenstimmen auf sich vereinen können, kommt<br />

dem Nominierungsparteitag der Demokraten am 25. August<br />

in Denver eine entscheidende Bedeutung zu.] Ich weiß<br />

wirklich nicht, was ich machen soll. Ich werde bestimmt<br />

nicht John McCain wählen. Es kommt mir so vor, <strong>als</strong> stünden<br />

wir vor einem potenziellen Anfang der Desillusionierung<br />

von jungen Leuten, die hinter Obama stehen und sich<br />

zum ersten Mal eingebracht haben in die Politik. Wenn<br />

die Demokraten Hillary Clinton nominieren, ohne dass sie<br />

wirklich die Mehrheit der Delegierten oder der Stimmen<br />

für sich gewonnen hat, wird der Ruf der Partei auf lange<br />

≥<br />

es ganz schön schockierend, wenn in das von Gitarrenpling<br />

und elektronischem Flirren eingeleitete erste Stück<br />

»Bixby Canyon Bridge« plötzlich Heavy-Gitarrenriffs einbrechen.<br />

Und das ist erst der Anfang. Jason McGerr erklärt<br />

den Forscherdrang damit, »eine neue Perspektive<br />

auf unsere Musik finden zu wollen. Die dreijährige Pause<br />

zwischen ›Plans‹ und ›Narrow Stairs‹ erlaubte es uns,<br />

einen anderen Ansatz auszuprobieren. In musikalischer<br />

Hinsicht liegt der Unterschied darin, dass dies eine Platte<br />

ist, die mehr auf einer Band-Performance basiert. Es<br />

ging uns darum, <strong>als</strong> kohärente Einheit wahrgenommen zu<br />

werden, statt wie auf ›Plans‹ kleine Details zusammenzufügen.<br />

Aus diesem Versuchsaufbau resultiert eine viel organischere,<br />

live eingespielt klingende Platte. Es hört sich<br />

an wie eine Band, die zusammen in einem Raum Musik<br />

macht, und so sollte es sein.«<br />

Symptomatisch in dieser Hinsicht: die gewagt scheinende<br />

erste Singleauskopplung »I Will Possess Your Heart«;<br />

ein Song, der mit seiner mäandernden, offenen Struktur<br />

mehr an »Neuschnee« (Songtitel) thematisierende Krautrockbands<br />

wie Neu! statt an die Sonne und Palmen aus<br />

»O.C., California« erinnert. Besondere Faszination übt ein<br />

verstörtes, irrlichterndes Klavier aus, das in keinem Moment<br />

seinen Platz innerhalb des Arrangements zu finden<br />

scheint, sondern eher einzelgängerische Akzente setzt.<br />

Dazu passt, dass der Text aus der Perspektive eines paranoid-pathologisch<br />

Verliebten gesungen wird, der das Objekt<br />

seiner Begierde dazu zwingen will, Zeit mit ihm zu verbringen,<br />

dann würde sie schon sehen, dass er der Richtige<br />

sei – was natürlich nicht geht, denn »I Can’t Make You Love<br />

Me«, wie schon Bonnie Raitt bzw. George Michael wussten.<br />

Hier vollzieht sich ein Bruch mit den identifikationsstiftenden<br />

milden Positionen der übrigen Texte.<br />

Ein weiteres ungewöhnliches Stück ist »You Can Do Better<br />

Than Me«, das wie eine Phil-Spector-Produktion klingt,<br />

bei der das Orchester streikt. Stattdessen steht eine leicht<br />

verhallte Orgel im Vordergrund, die dem Song eine jenseitige<br />

Stimmung verleiht. Die Instrumentierung klingt extrem<br />

zurückgenommen, fast vorsichtig. Obwohl es viel<br />

aufgedonnerter ist, denkt man an John Leytons spukiges<br />

DCFC – Wahlprognose<br />

CLINTON VS. OBAMA<br />

Sicht geschädigt sein. Ich bin sehr nervös. Es ist nicht so,<br />

dass ich Hillary Clinton hasse, ich glaube nur, dass dieser<br />

Wahlkampf Potenzial für wirklich schmutzige Politik<br />

bietet. [Gibbard spielt darauf an, dass Clinton US-Medienberichten<br />

zufolge Wahlkampfmanager beschäftige, die<br />

gezielt Einfluss zu nehmen versuchen auf die 300 sogenannten<br />

Superdelegierten, die gegebenenfalls darüber<br />

entscheiden, ob Obama oder Clinton <strong>als</strong> Kandidat nominiert<br />

werden.] Wenn es die Demokraten nach acht Jahren<br />

George Bush nicht schaffen, ist die Partei am Ende.<br />

Als Bush 2004 wiedergewählt wurde, war ich so verzweifelt,<br />

dass ich dachte, die Welt würde enden. Aber die Tatsache,<br />

dass wir es doch geschafft haben, diese vier Jahre<br />

zu überstehen, obwohl selbst die Republikaner erkannt<br />

haben, dass Bush auf ganzer Linie versagt hat, zeigt mir,<br />

dass man alles schaffen kann.<br />

»Johnny Remember Me«, eine Joe-Meek-Produktion aus<br />

den frühen 60ern, in deren Text die Stimme der bei einem<br />

Unfall tödlich verunglückten Freundin des lyrischen Ichs<br />

in dessen Kopf unaufhörlich widerhallt.<br />

Diese Beispiele, die anzeigen, dass Death Cab For Cutie<br />

auf »Narrow Stairs« die Pfade des althergebrachten Indie-<br />

Pop verlassen, kommentiert Jason McGerr mit dem Satz:<br />

»Vielleicht haben wir uns diesmal mehr getraut, weil wir<br />

uns wohler fühlten.« Dazu beigetragen hat der Umstand,<br />

dass die Plattenfirma die Band im Studio unbehelligt arbeiten<br />

ließ. »Außer am letzten Tag hat sich niemand von<br />

Atlantic blicken lassen«, so Benjamin Gibbard. »Wir haben<br />

zwar mit dem neuen Album nicht das Rad neu erfunden<br />

– es ist keine atonale Psych-Rock-Platte geworden –,<br />

aber wir sehen es schon <strong>als</strong> Veränderung und wissen es<br />

zu schätzen, dass unsere Firma uns den Rücken stärkt.«<br />

Dabei legt man Wert auf die Feststellung, dass das Song-<br />

Material und dessen Präsentation sich an keinem Punkt<br />

in der Bandgeschichte nach den Vorstellungen der Plattenfirma<br />

gerichtet habe. »Für mich bedeuten Plattenverkäufe<br />

in Relation zu dem Erfolg, den wir <strong>als</strong> Band genießen,<br />

wenig. Ich werde jedenfalls die Verkäufe des neuen<br />

Albums nicht <strong>als</strong> Gradmesser für Erfolg oder Versagen<br />

der Band werten«, so Benjamin Gibbard. »Dies ist unsere<br />

sechste Platte, und für jede Band ist es das Wichtigste,<br />

weiterhin Platten zu machen«, führt der Sänger weiter<br />

aus. »Man muss sich dessen bewusst werden, worin<br />

man gut ist. Dabei sollten aber auch die Grenzen anerkannt<br />

werden. Bei allen Bands gibt es Phasen, wo sie auf<br />

sicher gespielt oder, das andere Extrem, sich zu weit aus<br />

dem Fenster gelehnt haben. Im günstigsten Fall heben<br />

sich diese Extreme zugunsten einer Balance auf. Ich habe<br />

wahrscheinlich zu wenig Abstand, um beurteilen zu können,<br />

wo in dieser Gleichung ›Narrow Stairs‹ steht, aber<br />

ich sehe ›Plans‹ vergleichsweise <strong>als</strong> das weitaus sicherere<br />

Album.«<br />

Dieser Konklusion kann man durchaus zustimmen, nur<br />

sollte man nicht den Fehler begehen, »Plans« deswegen<br />

geringer zu schätzen <strong>als</strong> das neue Album. Es handelt sich<br />

einfach um zwei unterschiedliche Ansätze, eine Platte zu


machen. »Plans« arbeitet mit dem Reiz glatter Oberflächen,<br />

die Unebenheiten ausschließen. »Narrow Stairs«<br />

hingegen strebt an, genau diese Unebenheiten herauszustellen.<br />

»Ich musste eben wieder an diesen Aretha-<br />

Franklin-Song ›Hello Sunshine‹ denken, wo der Schlagzeuger<br />

das Becken trifft und es sich völlig f<strong>als</strong>ch anhört.<br />

Man weiß einfach, dass es nicht beabsichtigt war, aber<br />

es klingt so gut, dass man sich immer auf diese Stelle<br />

freut«, illustriert Ben Gibbard seine Vorliebe für musikalische<br />

Unfälle.<br />

Zusammen im Raum<br />

Wiederholt betonen Benjamin und Jason im Interview die<br />

Relevanz der gemeinsamen »Performance« der Songs.<br />

»Ich hasse es zwar, wie ein Hippie zu klingen und von ›Vibes‹<br />

zu sprechen«, so Ben Gibbard, »aber es lässt sich<br />

nicht bestreiten, dass Musik eine besondere Qualität entfaltet,<br />

wenn sie zusammen mit anderen Leuten in einem<br />

Raum entsteht.«<br />

Diese Arbeitsmethode erinnert stark an den von Martin<br />

Büsser anlässlich seines Animal-Collective-Artikels in<br />

<strong>Intro</strong> 09/07 formulierten Kollektiv-Gedanken, der davon<br />

ausgeht, dass hierarchische Strukturen und übermäßige<br />

Individualität durch das Gleichheitsprinzip und gesteigertes<br />

Communitybewusstsein ersetzt werden.<br />

Tatsächlich verdankt sich der Umstand, dass Death Cab<br />

For Cutie überhaupt auf überregionaler Ebene funktionieren<br />

konnten, der Existenz eines Netzwerks von befreundeten<br />

Bands und Musikern, das in den USA zentrale Bedeutung<br />

einnimmt: »Allein schon wegen der Größe der USA<br />

war es notwendig, Allianzen und ein Netzwerk von Freunden<br />

und Bekannten aufzubauen«, so Benjamin Gibbard.<br />

»Mittlerweile übernachten wir natürlich in Hotels, aber<br />

wenn wir nach San Francisco kommen, wissen wir, dass<br />

wir John Vanderslice treffen, weil wir mit ihm befreundet<br />

sind. Umgekehrt kommt er zu uns, wenn er in Seattle<br />

spielt. Dieses Prinzip geht zurück auf Black Flag und Minor<br />

Threat, diese Pioniere des amerikanischen Punkrock,<br />

die uns zeigten, dass man alles selbst in die Hand nehmen<br />

muss. Du darfst nicht davon ausgehen, dass dich jemand<br />

an der Ostküste kennt, wenn du von der Westküste<br />

kommst. Man muss sich gegenseitig helfen und Communities<br />

aufbauen.«<br />

Ben Gibbard sieht hier einen entscheidenden Unterschied<br />

zwischen den USA und dem UK, wo jede Band<br />

nur an sich selbst denke. »Ich habe durchaus Freunde<br />

im UK, die in Bands spielen, aber ich habe den Eindruck,<br />

dass jeder sehr auf sich selbst bezogen ist. Mit Ausnahme<br />

von Glasgow gibt es keine Community. Alle sind sehr<br />

fixiert darauf, schnell Karriere zu machen.« Death Cab<br />

For Cutie bilden das genaue Gegenteil dieser Praxis, sind<br />

sie doch langsam gewachsen und haben sich selbstbestimmt<br />

entwickelt. Ben Gibbard sagt, dass kommerzieller<br />

Erfolg nie eine Antriebsfeder war, Musik zu machen:<br />

»Als wir anfingen, bewunderten wir Bands, die nebenher<br />

noch Jobs hatten, die tourten und Musik spielten, weil es<br />

ihnen Spaß machte.«<br />

Nun ist es bestimmt ehrenhaft, so zu denken und zu<br />

agieren, aber man sollte vielleicht die Unterschiede der<br />

gesellschaftlichen Hintergründe von Bands aus den USA<br />

und dem UK nicht ganz außer Acht lassen. Während der<br />

überwiegende Teil amerikanischer Musiker aus der Mittelschicht<br />

stammt, rekrutiert sich das Gros der Bands im<br />

UK traditionellerweise aus der Arbeiterklasse. Dies mag<br />

vereinfacht dargestellt sein, aber Beispiele wie Pete Doherty,<br />

Oasis oder Amy Winehouse können <strong>als</strong> eindeutige<br />

Belege gelten. Natürlich entwertet dieser Umstand nicht<br />

die von Death Cab For Cutie dargestellte Praxis, Communitys<br />

aufzubauen, aber vielleicht ist sie auch ein US-spezifisches<br />

Phänomen, obwohl Ben Gibbard diese Einschätzung<br />

nicht teilt: »Ich kenne viele Bands aus Deutschland<br />

oder Belgien, die mit amerikanischem Indie-Rock aufgewachsen<br />

sind und eine ähnliche Ästhetik wie wir vertreten.<br />

Wenn wir in München spielen, kommen Lali Puna zum<br />

Konzert. Ich habe einen engeren Bezug zu europäischen<br />

<strong>als</strong> zu britischen Bands«, erklärt der Sänger.<br />

Die Erwähnung von Lali Puna ergibt insofern Sinn, <strong>als</strong><br />

die Bands des Morr-Music-Labels eine ähnliche Wirkungsweise<br />

wie Death Cab For Cutie besitzen. Beide kommunizieren<br />

ein süßes Leiden an der Gegenwart, das sich nie<br />

so sehr konkretisiert, dass es neurotische oder gar psychotische<br />

Züge annähme. Dem entspricht eine flüchtige<br />

Tendenz in der Musik, die angenehme Oberflächlichkeit<br />

gegen Aufdringlichkeit ausspielt. Postal Service, das Seitenprojekt<br />

von Benjamin Gibbard und Jimmy Tamborello<br />

von Dntel, legt davon wegen seiner abstrakteren, elektronischen<br />

Ausrichtung noch deutlicher Zeugnis ab <strong>als</strong><br />

DCFC; gerade auf »Narrow Stairs« haben diese ihren Ansatz<br />

derart in Richtung kleiner Widerstände und unmittelbarer<br />

wirkender Gegenständlichkeit modifiziert, dass<br />

ein höheres Maß an Reibung entsteht. Dieser Eindruck<br />

wird gestärkt, da Stücke wie »Long Division« und »No Sunlight«<br />

für DCFC-Verhältnisse purer Powerpop sind. Abseits<br />

dieser Momente bleibt die Band mit »Narrow Stairs« jedoch<br />

Garant für eine Sorte Pop, die nicht auf offensichtliche<br />

Effekte setzt, sondern auf unterschwellige Weise ihre<br />

Wirkung entfaltet.<br />

Auf Tour vom 09.-12.07. Auf intro.de: Verlosung<br />

<strong>Intro</strong> empfiehlt<br />

Death Cab For Cutie<br />

Narrow Stairs<br />

CD // Atlantic / Warner / VÖ 09.05.<br />

Morr Music<br />

Musik 029<br />

Tolles Berliner Label, dessen Programm<br />

sich zwischen entgrenzter Electronica<br />

mit in sich gekehrter, melancholischer<br />

Stimmung und wimpigem Gitarrenpop bewegt.<br />

Klassiker: Lali Puna, Ms. John Soda,<br />

Styrofoam, Tarwater. Aktuelle Akteure: u.<br />

a. The Go Find, Seabear. Auch Benjamin<br />

Gibbard veröffentlichte hier bereits.<br />

Postal Service<br />

Das bislang einzige Album »Give Up«<br />

von 2003 stellt eine der Blaupausen der<br />

sogenannten Indietronic-Spielart dar.<br />

Benjamin Gibbard spricht im Interview<br />

davon, sich erst wieder langsam an ein<br />

zweites Album herantasten zu wollen.


030 Musik<br />

MGMT<br />

AUF<br />

OCHSEN<br />

TOUR<br />

So tanzen Amerikaner


Ben Goldwasser und Andrew Vanwyngarden wollten<br />

nie eine Band gründen. Als man sie für »Oracular<br />

Spectacular« ins Studio holte, hatten sich die beiden<br />

schon seit einem halben Jahr aus den Augen<br />

verloren. Jetzt sind sie <strong>als</strong> MGMT auf Ochsentour und<br />

müssen mit Typen wie Martin Riemann reden. Und<br />

sich von Joachim Zimmermann fotografi eren lassen.<br />

Erfolg und Emotionalität<br />

Das sagt Goldwasser darüber: »Wenn es<br />

so was wie einen emotionalen Grundton<br />

für das Album gibt, dann ist es einer der<br />

Unsicherheit und Irritation. Als wir das<br />

Album aufnahmen, waren wir an einem<br />

speziellen Punkt unseres Lebens. Das<br />

College lag hinter uns, und wir hatten<br />

keine Ahnung, in welche Richtung sich<br />

unser Leben entwickeln würde. Dann<br />

kommt plötzlich diese Plattenfirma und<br />

ermöglicht uns die Arbeit an einem Album.<br />

Es ging alles so unnatürlich schnell, dass<br />

es uns immer noch nervös macht.«<br />

Dave Fridmann<br />

Dürfte vielen <strong>als</strong> Haus-und-Hof-Produzent<br />

der Flaming Lips bekannt sein. Zusätzlich<br />

produzierte er Alben von Weezer, Mogwai,<br />

Phantom Planet und Sleater-Kinney und<br />

ist Kopf und Bassist von Mercury Rev.<br />

M it ihrem Semi-Hit »Kids« kehren MGMT<br />

nämlich jetzt zurück in die Zukunft. Dieses<br />

simple, bis an die Schmerzgrenze mit<br />

Emotionen vollgepumpte Stück Electro-<br />

Bubblegum hat offensichtlich so eine starke Anziehungskraft,<br />

dass die Welt plötzlich offen ist für Prog Rock, Stirnbänder<br />

und uncoole Frisuren. »›Kids‹ ist das allererste Lied,<br />

das wir je zusammen geschrieben haben«, erzählt mir ein<br />

sichtlich erschöpfter Ben Goldwasser, der mit schwarzem<br />

Jackett und Bart wie ein griechischer Philosophiedozent<br />

aussieht. »2005 haben wir die EP ›Time To Pretend‹ rausgebracht,<br />

aber da war alles noch sehr unorganisiert. Unsere<br />

Auftritte waren eher so was wie Karaoke mit Background-Musik<br />

vom Band. Es war eher die Persiflage eines<br />

Rock-Acts.« Offenbar eine sehr gute.<br />

Als die E-Mail eines Talentscouts des Majors Columbia<br />

nach der nicht vorhandenen Band bettelte, war Goldwasser<br />

gerade außerhalb von New York, holzhackenderweise<br />

auf einem Selbstfindungsprozess, und dachte kaum<br />

noch daran, sein Geld mit Musik zu verdienen. Rasch wurde<br />

ein sechsstelliger 4-Alben-Deal unter Dach und Fach<br />

gebracht, um die frisch gebackenen Rockstars dann ins<br />

Studio mit Dave Fridmann zu schicken. Heraus kam ein<br />

ziemlich verwegenes Psychedelic-Monster mit dem hirnverbrannten<br />

Titel »Oracular Spectacular«, dessen echolastigen,<br />

halligen Mushroom-Sound Goldwasser selbst<br />

gerne <strong>als</strong> »Future 70s« bezeichnet.<br />

Dank Vanwyngardens glasklarem F<strong>als</strong>ett klingt das Ganze<br />

stellenweise, <strong>als</strong> hätten die Bee Gees mit den Klaxons<br />

zu viel LSD genommen. Aber Goldwasser macht lieber andere<br />

Referenzen geltend. Er unterstreicht mehrfach den<br />

Einfluss seiner Ansicht nach sträflich vernachlässigter Juwelen<br />

wie Suicide, Spacemen 3, Royal Trux und Incredible<br />

String Band. Dass man ausgerechnet diese Einflüsse<br />

bei MGMT kaum heraushört, soll jetzt nicht zur Debatte<br />

stehen. Es zeigt jedenfalls, dass das Duo aus einer sehr<br />

verschrobenen Zeitblase heraus operiert: »Es ist schon<br />

merkwürdig, dass viele Leute nur die gegenwärtige Musik<br />

hören wollen und keine Ambitionen haben, den Kontext zu<br />

sehen, aus dem sie stammt. Wir möchten gerne das Publikum<br />

mit diesem obskuren Zeug anfixen.«<br />

Das Anfixen klappt offensichtlich bereits hervorragend.<br />

Beim Auftritt von MGMT im Berliner Lido entdecke<br />

ich mehrere Gestalten, die den schwer zu tolerierenden<br />

Hippie-Look Vanwyngardens bereits kopieren. Zwei Burschen<br />

um die 20 sehen mit ihren Stirnbändern und engen<br />

Westen aus, <strong>als</strong> hätten sich dummdreiste Drogenfahnder<br />

in Schale geworfen, um eine von Rentnern betriebene<br />

Haschischfarm zu infiltrieren. »Ach, diese Jungs«, hat<br />

die Mutter dieser Typen bestimmt gedacht, <strong>als</strong> sie so verkleidet<br />

das Haus verließen. Ich bin aber nicht deren Mut-<br />

Musik 031<br />

ter, <strong>als</strong>o denke ich: »Ist eure Zeit jetzt wirklich wieder da?<br />

The age of Fischgott und dergleichen?« Dumpfe Provinzler-<br />

Aggressionen steigen in mir auf. Woher nur kommt plötzlich<br />

dieser beschämenswerte Hippie-Hass? Besonders<br />

hartnäckig ist er jedenfalls nicht, denn obwohl die 5-köpfige<br />

Mannschaft auf der Bühne aussieht, <strong>als</strong> würde sie<br />

an einem Casting für das nächste Doors-Biopic teilnehmen,<br />

werde ich ihnen schon bald aus der Hand fressen.<br />

So wie der Rest des Publikums, in dem sich auch auffallend<br />

geschmackvoll gekleidete Leute befinden. Vom Werbeprofi<br />

um die 50 bis zum erfolgreichen Jungschauspieler<br />

ist hier jeder, den man irgendwo schon mal gesehen<br />

hat. Das illustre Publikum nimmt die geballte Ladung »Future<br />

70s« mit offenen nach oben gestreckten Armen bereitwillig<br />

an. Selbst ambitionierte Hirnschmelzer wie das<br />

elegische »Of Moons, Birds & Monsters« sorgen nicht für<br />

Aufmerksamkeitsdefizite.<br />

Das mag daran liegen, mit welcher Disziplin die Band<br />

ihr psychedelisches Gewand tight hält und so langatmiges<br />

Abdriften ins Muckertum vermeidet. Vielleicht ist es<br />

auch die engelsgleiche Erscheinung Vanwyngardens. Ja,<br />

er trägt schon wieder sein verdammtes Stirnband, aber er<br />

singt auch ein berückendes F<strong>als</strong>ett, über das die meisten<br />

Männer nur VOR ihrer Pubertät verfügen können. Am Ende<br />

des Konzerts zeigt sich dann, dass es auch ihre Vergangenheit<br />

ist, die sie momentan derart attraktiv für das Publikum<br />

macht. Ohne »Kids« gespielt zu haben, lässt man sie<br />

nicht gehen. Und <strong>als</strong> sie nach der dritten Zugabe endlich<br />

den lang ersehnten Hit bringen, ist die Reaktion absolut<br />

frenetisch. Obwohl das Duo die Nummer traditionsbewusst<br />

<strong>als</strong> Karaoke mit Backgroundmusik vom Band präsentiert<br />

und später lapidar dem Drummer das Mikro in die Hand<br />

drückt, könnte die Menge nicht glücklicher sein. Der, wie<br />

es Goldwasser selbst nennt, »kitschy Electro-Pop« ihrer<br />

scherzhaften Anfangstage mit bittersüßen Botschaften<br />

à la »das Wasser ist warm, aber es bringt mich zum Frösteln«<br />

kommt noch besser an <strong>als</strong> der komplexe Reminiszenz-Rock<br />

der gerade ins Studio geschickten Profis, die<br />

MGMT jetzt zweifelsohne sind. Für Goldwasser ist allerdings<br />

klar, in welche Richtung es gehen wird: »Ich schätze<br />

Künstler wie Alan Vega dafür, dass sie immer die Konfrontation<br />

suchen und nie versuchen, dem Publikum zu<br />

gefallen. Das ist definitiv ein Weg, an dem wir uns orientieren<br />

werden.«<br />

Live in Deutschland am 26.05. Auf intro.de: Verlosung<br />

<strong>Intro</strong> empfiehlt<br />

MGMT<br />

Oracular Spectacular<br />

CD // Red Ink / SonyBMG


032 Musik<br />

SXSW<br />

CHECKT DAS, NEU<br />

E BANDS<br />

Yacht<br />

Gesehen: The Fort, Fader Party<br />

Im Netz: myspace.com/yacht<br />

Das Wichtigste: Jona Bechtolt kommt aus Portland, Oregon,<br />

dieser Kleinstadt mit Indiecharme (K-Records, Kill<br />

Rock Stars ...). Das Yacht-Projekt gibt es seit 2003, bekannt<br />

geworden ist Bechtolt aber mit der Popgruppe The Blow,<br />

die er zusammen mit Khaela Maricich betrieb und die 2007<br />

auf Tomlab das Album »Paper Television« veröffentlicht<br />

hat. Mittlerweile ist aus Yacht zumindest live ein Duo geworden<br />

– Bechtolts Partnerin ist Claire L. Evans, mit der<br />

er auch sonst viele Projekte am Laufen hat (beispielsweise<br />

entwickelten die beiden Taschen für Mac-Laptops und Power-Point-Präsentationen<br />

für die Bühne), sie stieg passend<br />

zur Albumtour ein. Weitere Moments of Fame: Bechtolt<br />

spielte auf dem Devendra-Banhart-Album »Cripple Crow«<br />

und ist in den Staaten ein bekannter Blogger.<br />

Akt. Release: »I Believe In You. Your Music Is Real« (Marriage<br />

/ Tomlab)<br />

Du warst früher bei The Blow. Warum bist du ausgestiegen?<br />

Weil es keinen Spaß mehr machte.<br />

Wie oft hast du schon beim SXSW gespielt? Was bedeutet<br />

es dir, hier zu sein? Mit The Blow haben wir insgesamt<br />

sieben Shows gespielt. Die meiste Zeit ging dafür drauf,<br />

von einem Auftritt zum nächsten zu kommen. Trotzdem ist<br />

es ein Riesenspaß, allein schon, da alle Freunde da sind,<br />

Leute, die so sonst nie am gleichen Platz sind. Ansonsten<br />

scheint mir das SXSW ein fürchterliches Durcheinander<br />

zu sein, ein Beispiel für alles, was schlecht und f<strong>als</strong>ch am<br />

Musikbusiness ist. Eine endlose Reihe an gesponserten<br />

Events – deswegen bin ich auch erst letztes Jahr mit The<br />

Blow zum ersten Mal hergekommen. Von 2000 Bands, die<br />

hier spielen, sind 1950 absolut schrecklich.<br />

Mir gefiel der Auftritt vorhin. Und dennoch: Was wäre erst<br />

drin mit einer richtigen Band hinter dir. Ich habe mit Yacht<br />

nur einmal <strong>als</strong> Band gespielt – das war super. Das war <strong>als</strong><br />

sehr lockere, milde Psychedelic-Grunge-Sache mit Background-Sängerinnen<br />

angelegt. Wir hatten einen Keyboarder,<br />

zwei Gitarristen, einen Bass und Schlagzeug. Wichtiger<br />

<strong>als</strong> die Bandgröße ist mir aber, dass sich die Shows<br />

stetig transformieren, frisch bleiben. Das ist für eine traditionelle<br />

Band eher schwer. Und überhaupt: Gibt es nicht<br />

schon genug Bands?<br />

Welche andere Band hast du hier gesehen und dazu geravet?<br />

Pig Out aus Neuseeland. Soooo gut. Ansonsten waren<br />

wir meistens nur unterwegs ...<br />

<strong>Intro</strong> über Texas. Der Anlass: South By<br />

Southwest (SXSW), das Gipfeltreffen der<br />

Musikindustrie. Hier sind sie alle. Nicht<br />

nur jede amerikanische Band, die in<br />

2008 ein Album vorlegt, sondern auch<br />

die ganze weltweite Mischpoke aus<br />

Journalisten, Labelmachern, Bookern<br />

und Managern drum herum. Und es<br />

macht ja auch Sinn: Wo sonst spielen<br />

in vier Tagen mehr <strong>als</strong> 1600 Bands auf<br />

(die meisten gar vier-, fünfmal)? Und<br />

das bei sommerlichen Temperaturen –<br />

was Felix Scharlau und Thomas Venker<br />

nicht davon abhielt, Bands und Booker<br />

zu ihren Erlebnissen zu befragen.


Duchess Says<br />

Gesehen: Beauty Bar, Pop Montreal Abend<br />

Im Netz: myspace.com/duchesssays<br />

Das Wichtigste: Die Band selbst nennt ihren Sound Moog<br />

Rock. Das kann man so aber nicht stehen lassen, da müssen<br />

zwingend noch Noise und Punk mit rein in die Beschreibung.<br />

Na ja, eine Einordnung in Genres ist eh müßig<br />

angesichts der Naturgewalt, mit der sie, allen voran Frontfrau<br />

Annie-Claude, durch den Club toben (am liebsten treten<br />

sie aber auf Golfplätzen, in Schaufenstern und Abrisshäusern<br />

auf). Annie-Claude verliert während des Konzerts<br />

jegliche Bodenhaftung, rotiert durch Raum und Zeit und<br />

zerrt sich dabei wie gestört an den Haaren: Blair Witch<br />

Project trifft Sonic Youth trifft Exorzist. Passend dazu die<br />

Information, dass alle vier Bandmitglieder Anhänger der<br />

Church of Budgerigars sind, die sich der Verbreitung der<br />

Botschaft eines spirituellen Wellensittichs verschrieben<br />

hat. Kuckuck wär wohl passender. Egal. Sowohl im Konzert<br />

<strong>als</strong> auch live eine Sensation, diese Band.<br />

Akt. Release: »Anthologie Des 3 Perchoirs« (Alien8)<br />

Welche Bedeutung steckt hinter eurem Namen?<br />

Alle: Duchess Says meint: the message of the duchess.<br />

Das ist so was wie ein spirituelles Leitmotiv. Der Name reflektiert<br />

außerdem die Propaganda, die die Church of Budgerigars<br />

betreibt, um ihre Werte zu verbreiten.<br />

Wenn man euch live sieht, ist das eine Ganzkörpererfahrung.<br />

Sehr einnehmend. Ich frage mich, wie ihr das<br />

im Übungsraum macht. Spielt ihr euch auch dort derart<br />

in Trance, vor allem du, Annie?<br />

Annie: Normalerweise sitzen wir da wie Indianer im Kreis<br />

und spielen nur mit einem Minimum an physischem Einsatz.<br />

Wir schauen uns so lange in die Augen, bis wir gemeinsam<br />

ins Unterbewusstsein vorstoßen. Unser Schlagzeuger<br />

Simon ist immer der Erste, der dort ankommt.<br />

Annie, wie empfindest du selbst das Konzert? Du springst<br />

ja wie irre durch die Gegend, kriechst über den Boden –<br />

registrierst du, was vor sich geht?<br />

Annie: Ich habe es dir ja vor dem Konzert noch gesagt:<br />

Bis es losgeht, bin ich eher unsicher und schüchtern, und<br />

dann explodiert etwas in meinem Kopf. Danach gibt es keine<br />

Zweifel mehr, ich schreite nur noch ohne Gewissen in<br />

die totale Freiheit hinein.<br />

Was steht <strong>als</strong> Nächstes an? Wann kommt das Album?<br />

Alle: In Kanada ist das Album bereits seit dem 15. April<br />

draußen. In Europa kommt es zur Tour, die von jetzt bis<br />

Ende Mai gehen wird.<br />

Welche Bands habt ihr auf hier gesehen und gemocht?<br />

Lou Reed, Thurston Moore, Little Claw, Motörhead, Jay<br />

Reatard, CPC Gangbangs und Think About Life!<br />

Das sagen die Festivalmacher<br />

zum SXSW<br />

Øya, Oslo<br />

Claes Olsen<br />

http://oyafestivalen.com<br />

Wie oft warst du bereits beim SXSW?<br />

Jedes Jahr seit 2001.<br />

Und warum kommst du her? Ich liebe<br />

es hier. Was will man mehr: tolles<br />

Wetter, tolle Bands, tolle Leute.<br />

Ich schaue mich nach neuen Bands<br />

für das Øya um, promote gleichzeitig<br />

das Festival bei den Bands, Labels und<br />

Bookern und auch mein eigenes Label<br />

Racing Junior.<br />

Das Festival ist <strong>als</strong>o wichtig für dein<br />

eigenes Festival? Oh ja, wir finden<br />

immer tolle neue Acts hier. Einige<br />

davon buchen wir noch für das gleiche<br />

Jahr, manche für das nächste. Und<br />

gleichzeitig können wir noch aktuelle<br />

Hype-Bands einer kritischen Beäugung<br />

unterziehen. So wissen wir, wen wir<br />

nicht buchen müssen.<br />

Wen mochtest du besonders dieses<br />

Jahr? Puh, ich habe ja in den vier Tagen<br />

mehr <strong>als</strong> 80 Acts gesehen ... Fleet Foxes,<br />

The Dodos und El Guincho waren<br />

besonders gut – und noch viele andere.<br />

Okay, zum Schluss noch ein Wort zum<br />

Øya. Auf wen freust du dich besonders<br />

dieses Jahr? My Bloody Valentine und<br />

The Sonics, das wird der Wahnsinn.<br />

Melt!, Gräfenhainichen<br />

Stefan Lehmkuhl<br />

www.meltfestival.de<br />

Wie oft warst du bereits beim SXSW?<br />

Zum ersten Mal.<br />

Und warum bist du hier? Um Kollegen<br />

aus der Branche zu treffen (neben<br />

vielen Festivalpromotern treiben sich<br />

hier auch viele Künstler-Agenten und<br />

Manager rum) und neue Bands zu<br />

checken. Allerdings ist Mitte März für<br />

das Festivalbooking schon fast zu spät.<br />

Mir gefällt es dennoch sehr gut, es ist<br />

eine sehr entspannte Atmosphäre, um<br />

mit Leuten zu sprechen – was ich von<br />

Austin so gar nicht erwartet hätte.<br />

Wen mochtest du besonders dieses<br />

Jahr? The Mae Shi, Dark Meat (I’m<br />

From Barcelona in Metalversion auf<br />

Speed), Chromeo, Diplo vs. Kid Sister<br />

vs. Spankrock vs. 100 andere (wie<br />

eine Ed-Banger-Geburtstagsparty mit<br />

lauter cooler aussehenden Amis, die<br />

zwischen Gitarren und Electro noch<br />

eine Menge HipHop mixen und dazu<br />

Baile-Funk auf Englisch rappen), Vampire<br />

Weekend, Digitalism (»We had the<br />

biggest party ever in Austin«).<br />

Und wer hat dich nicht überzeugt?<br />

Bei aller Diplo-Euphorie meinerseits:<br />

Nur weil er die Beats für Santogold<br />

gemacht hat, hat mich die Frau live<br />

noch lange nicht überzeugt. Zu selbstbewusste<br />

Bühnenshow, ohne auch nur<br />

einen Funken Charme und Euphorie<br />

zu versprühen. Unsympathisch. Auch<br />

The Heavy und MGMT kamen nicht so<br />

bei mir an.<br />

Auf wen freust du dich besonders<br />

dieses Jahr auf dem Melt!? Franz<br />

Ferdinand, Hot Chip, Booka Shade.<br />

Musik 033<br />

Mika Miko<br />

Gesehen: Texas Garage<br />

Im Netz: myspace.com/mikamiko<br />

Das Wichtigste: All-Girl-Band in 5er-Besetzung. Mika Miko<br />

gehören zu den Hausbands des The Smell, einem All-<br />

Ages-Laden in Downtown Los Angeles, der bekannt ist für<br />

sein experimentelles Noise-Punk-Rock-Programm und<br />

seine Bohemian-DIY-Kultur. Neben Mika Miko haben sich<br />

zuletzt u. a. BARR, Health, No Age und The Mae Shi aus<br />

dieser Clique hervorgetan. Erste Veröffentlichungen der<br />

punkigen Rasselbande gab es auf selbst gebrannten CDs<br />

schon bald nach der Bandgründung 2004, das Debütalbum<br />

»C.Y.S.L.A.B.F.« (Post Present Medium / Kill Rock Stars)<br />

erschien 2006.<br />

Akt. Release: »666«-EP (Post Present Medium, 2007).<br />

Ein neues Album soll im Herbst auf Kill Rock Stars<br />

kommen.<br />

Dass ihr alle Mädchen seid, ist ... Zufall. Ja. Vielmehr ein<br />

totaler Unfall. Wir sind einfach nur eine Band wie jede andere.<br />

Wir machen einfach Musik, aber wenn es andere Leute<br />

glücklich macht, dass wir nur Mädchen sind, ist das cool<br />

für sie. Wir identifizieren uns jetzt nicht so damit.<br />

Ihr habt ja letztes Jahr in Deutschland getourt. Wie war<br />

das denn so? Cool. Die haben uns Essen und ein Plätzchen<br />

zum Schlafen gegeben. Das kennt man aus Amerika<br />

gar nicht, das war süß.<br />

Sieht man euch live, so kommt neben der Stilvielfalt<br />

(Hardcore, Punk-Rock, Post-Punk) noch der zweistimmige<br />

Gesang besonders markant zur Geltung, u. a., da<br />

die eine Sängerin ja immer durch ein bearbeitetes Telefon<br />

singt. Ja, wir orientieren uns an vielen verschiedenen<br />

Sounds. Hauptsächlich altes Zeug wie Crass und Black<br />

Flag, aber eben auch so No-Wave-Zeugs. Und dann wollten<br />

wir auch noch Sachen reinbringen, die wir eigentlich<br />

total beschissenen finden, den meisten Leuten aber gefallen.<br />

So was wie Fleetwood Mac.<br />

Aber nochm<strong>als</strong> wegen eurer zwei Sängerinnen nachgehakt:<br />

Die sind schon bewusst <strong>als</strong> Kluft angelegt,<br />

oder? Und auch textlich? Man versteht ja kaum was.<br />

Oft schreiben wir unabhängig voneinander die Texte. Wir<br />

wissen dann oft nicht einmal, was der andere sagt. Erst<br />

wenn wir für Aufnahmen die Texte festmachen müssen,<br />

checken wir ab, was der andere sagt. Am Schluss macht<br />

das irgendwie immer total viel Sinn. Manchmal suchen wir<br />

uns aber auch ein Thema und schreiben beide darüber.


034 Musik<br />

The Death Set<br />

Gesehen: Emo's<br />

Im Netz: www.thedeathset.com<br />

Das Wichtigste: The Death Set sind zu viert. Eine rudimentäre<br />

Info, die wir aber selbst nach dem Sehen der Show<br />

noch bei der Band im Interview abfragen mussten. Zuvor<br />

hatten sich circa zwölf Männer und Frauen auf der Bühne<br />

darum geprügelt, das Mikrofon zu übernehmen – »Freunde«,<br />

hieß es hinterher. Die Musik klingt live ganz anders<br />

<strong>als</strong> auf Platte. Ehrlich gesagt sogar: deutlich besser. Hier:<br />

viehisch kreischender Acid-Punk-Rock mit pervertierten<br />

Kinderliedmelodien. Dort: seltsam schlapp gemixte Electro-Oktav-Bass-Energetik,<br />

die aber zumindest eine gute<br />

Idee der Band gibt.<br />

Akt. Release: »Worldwide« (Counter / Rough Trade)<br />

Ihr seid aus Brooklyn, oder? Wir sind von überall. Ich bin<br />

ursprünglich aus Australien und dann nach Brooklyn gezogen.<br />

Dort haben wir uns getroffen. Wir haben dann ständig<br />

aufeinandergeklebt und sind jetzt wie eine Familie. Seit<br />

einiger Zeit leben wir in Baltimore. Eine coole Stadt.<br />

Wer sind all die anderen Leute, die euch eben die Bühne<br />

vollgestellt haben? Das sind unsere Homies. Leute von<br />

Bands wie Ninjasonik, Chief Magazine, Videohippos, Dan<br />

Deacon, Spank Rock, Matt And Kim ... Wir sind <strong>als</strong> ein großer<br />

Mob unterwegs und unterstützen uns gegenseitig.<br />

Bei eurem Konzert stieg schon ab dem ersten Song die<br />

Riesenparty. Ist das normal, wenn ihr spielt? Ja, das war<br />

immer unser Plan. Wenn unsere Freunde da sind, sieht<br />

das immer so aus. Es ist schwieriger, in Deutschland zu<br />

spielen, wenn die Leute mit verschränkten Armen dastehen<br />

und uns anstarren wie Vollidioten. Macht aber trotzdem<br />

großen Spaß.<br />

Ach, komm. Haben die Deutschen bei allen Konzerten<br />

die Arme verschränkt gelassen? Oh nein. Die sind sogar<br />

eigentlich ein ziemlich gutes Publikum. Viel besser <strong>als</strong> erwartet.<br />

Aber es ist hart, sie dazu zu bewegen, ihre Hüften<br />

kreisen zu lassen. Wenn du sie aber so weit hast, hält<br />

sie nichts mehr auf. Das war echt seltsam, denn selbst<br />

die Leute mit den verschränkten Armen haben anschließend<br />

CDs gekauft. Wir haben erst da kapiert, dass ihnen<br />

die Show gefallen hat. Alle wollten immer eine Zugabe,<br />

und wenn wir das einmal nicht gemacht haben, wurden<br />

wir ausgebuht. In den Staaten geht es immer kurz und<br />

süß zu, wie in meinem Sexualleben.<br />

Für welche Bands interessiert ihr euch hier noch?<br />

Ninjasonik, Matt And Kim und Mika Miko - verdammt, das<br />

sind die drei besten Bands, die es derzeit gibt!<br />

Das sagen Festivalmacher<br />

zum SXSW<br />

Meg, Montreal<br />

Alex Auche<br />

www.megmontreal.com<br />

Wie oft warst du bereits beim SXSW?<br />

Ich komme zum dritten Mal.<br />

Und warum kommst du her? Neue<br />

Bands entdecken, Freunde und<br />

Geschäftspartner aus der ganzen Welt<br />

treffen, die Sonne, die Frei-Drinks und<br />

The Boiling Pot, das beste Restaurant<br />

der Stadt. Das SXSW ist bestimmt nicht<br />

das beste Festival der Welt, gerade für<br />

Künstler sind die Bedingungen schon<br />

sehr hart: schlechte Soundsysteme,<br />

unglaubliche Konkurrenzsituation. Insofern<br />

bevorzuge ich die europäischen<br />

Festiv<strong>als</strong>. Aber da ich neben dem Meg<br />

auch <strong>als</strong> Booker aktiv bin und fünf<br />

Bands von mir hier gespielt haben<br />

(Islands, Duchess Says, Fluokids,<br />

Ghislain Poirier und Adam Kesher),<br />

macht es auf jeden Fall Sinn.<br />

Wen mochtest du besonders dieses<br />

Jahr? N.E.R.D bei der Fader Fort Party.<br />

Ich hatte da keine großen Erwartungen<br />

und wurde umgeblasen. Little Claw,<br />

eine neue Band auf Thurston Moores<br />

Ecstatic-Peace-Label. Und natürlich<br />

Mika Miko: No Wave ist noch immer<br />

am Leben.<br />

Und wer hat dich nicht überzeugt?<br />

Moby. Aber da hatte ich mir auch<br />

nichts erwartet.<br />

Auf wen freust du dich besonders<br />

dieses Jahr auf dem Meg? Sebastien<br />

Tellier, CSS, DJ Funk, Battles ...<br />

Primavera Sound, Barcelona<br />

Pablo Soler<br />

www.primaverasound.com<br />

Wie oft warst du bereits beim SXSW?<br />

Das ist mein zweites Mal.<br />

Und warum kommst du her? Das ist<br />

ein sehr wichtiges Zusammentreffen<br />

von Bands und der Musikindustrie.<br />

Leute, die man sonst nur via Telefon<br />

und E-Mail kennt, kann man endlich<br />

auch mal wieder persönlich treffen.<br />

Für das Primavera-Line-up allerdings<br />

ist das Festival eher irrelevant, da es<br />

zu spät liegt, wir sind schon so gut wie<br />

durch mit dem Booking. Aber egal, ich<br />

mag das Set-up hier: Alles ist so nah<br />

beieinander, sehr bequem. Und wenn<br />

man aus den mehr <strong>als</strong> 1600 Bands<br />

für sich selbst 20 gute rausgefiltert<br />

hat, dann hat sich der Trip auch schon<br />

gelohnt.<br />

Wen mochtest du besonders dieses<br />

Jahr? Ich bin hin und weg von: Health<br />

(sehr kraftvolles Set), The Extraordinaires<br />

(spaßig und schön) und Duchess<br />

Says (die beste Frontfrau, die ich seit<br />

Jahren gesehen habe). Aber das ganz<br />

offizielle Festivalhighlight muss natürlich<br />

mein Landsmann El Guincho sein.<br />

Und wer hat dich nicht überzeugt? Ich<br />

liebe die Breeders, aber die Show hat<br />

mich nur traurig gestimmt.<br />

Auf wen freust du dich besonders<br />

dieses Jahr auf dem Primavera?<br />

Vampire Weekend, Mary Weiss von The<br />

Shangri-Las, The Sonics und so viele<br />

andere. Das Line-up ist verrückt.<br />

The Mae-Shi<br />

Gesehen: Victory Grill, Vice Saves Texas Party<br />

Im Netz: www.mae-shi.com<br />

Das Wichtigste: Ein seltsam vielseitiges Quartett aus Los<br />

Angeles. Mal sind seine Songs mit Post-Hardcore-Figuren<br />

vollgestellt wie der einzige Notausgang bei Feueralarm.<br />

Mal ergehen sich The Mae-Shi in epischen Elektronik-Frickeleien,<br />

die auch vor Vocodern nicht haltmachen. Und<br />

plötzlich wird dann auch gerne mal alles unterbrochen<br />

durch wunderschöne mehrstimmige A-cappella-Passagen.<br />

Am schönsten wird es, wenn alles zusammenkommt<br />

– wie beim Überhit »Run To Your Grave«. Nach mehreren<br />

Alben folgte dieses Jahr das Label-Debüt bei Moshi Moshi,<br />

die Band tourt Ende Mai zum wiederholten Mal auch<br />

durch Deutschland.<br />

Akt. Release: »HLLLYH« (Moshi Moshi / Coop / Uni versal)<br />

Wofür steht The Mae-Shi?<br />

Wenn man es bei Google eingibt, findet man nur uns <strong>als</strong><br />

Band. Das ist wichtig heutzutage.<br />

Habt ihr schon einmal in Deutschland gespielt? Wir waren<br />

vor drei Jahren in Deutschland unterwegs. Das war<br />

großartig, besser <strong>als</strong> in den USA. Wir haben in total vielen<br />

kleinen Städten gespielt. Die erste Show war in Weilheim,<br />

dann waren wir noch in Münster und in irgendeiner<br />

Stadt an der polnischen Grenze. Diesen Januar haben wir<br />

dann in Berlin gespielt. Das war cool, fast legendär. Im<br />

White Trash. Im Mai sind wir wieder in Berlin und auch<br />

in Hamburg.<br />

Gibt es in der Band viele Diskussionen über euren Stilmix?<br />

Ihr klingt ja fast, <strong>als</strong> würden in eurer Brust mehrere<br />

Herzen schlagen? Nein. Das alles kommt einfach so<br />

aus uns heraus. Frühere Songs von uns waren oft deutlicher<br />

Post-Hardcore in verschiedensten Variationen. Mit<br />

der Zeit wurden wir dann melodischer. Wir versuchen nun,<br />

die Sachen nebeneinander existieren zu lassen, die Ideen<br />

von jedem Einzelnen einzubringen. Und sollte es mal<br />

nicht trashig genug sein, hauen wir einfach noch einmal<br />

ordentlich Verzerrung über den Mix.<br />

Seid ihr zum ersten Mal beim SXSW? Wir sind zum dritten<br />

Mal hier. Wir haben hier letztes Jahr den Moshi-Moshi-Deal<br />

bekommen. Man spielt hier einfach immer vor<br />

großem Publikum und vielen Presseleuten. Wir haben in<br />

Austin schon in ein paar Tagen 17 Shows gespielt. Und so<br />

was ist das Wichtigste für eine Band. Das ist phänomenaler<br />

<strong>als</strong> alles andere.


Calvin Harris<br />

Live-Empfehlung des Monats<br />

ITUNES LIVE:<br />

BERLIN FESTIVAL<br />

Klee<br />

MGMT Get Well Soon<br />

Musik 035<br />

Bei »iTunes Live: Berlin Festival« spielen zwischen dem<br />

26.04. und dem 10.05. an 15 Abenden hintereinander unterschiedlichste<br />

Bands und Solisten im Berliner Radi<strong>als</strong>ystem<br />

V.<br />

Mit dabei sind unter anderem MGMT, Hot Chip, Calvin Harris,<br />

Gonzales, Get Well Soon, Klee, Slut, Morcheeba, Madsen<br />

und Kilians. Alle Konzerte werden aufgezeichnet und<br />

können anschließend via iTunes geladen werden.<br />

Karten für diese Veranstaltungen gibt es nicht im Handel,<br />

sondern nur über die Website von iTunes und den<br />

Medienpartnern zu gewinnen. Wir verlosen <strong>als</strong> Präsentator<br />

unter intro.de/ituneslive für jedes der 15 Konzerte<br />

2 x 15 Karten.<br />

Sollte es mit dem gewünschten Ticket nicht klappen: Es<br />

gibt an der Abendkasse für die Schnellsten eines jeden<br />

Abends noch ein geringes Kartenkontingent. Weitere Infos<br />

zur Location, der Ticketvergabe und allen Bands: siehe<br />

beigeklebtes Programmheft.<br />

Hier alle Konzert-Termine in der Übersicht:<br />

26.04. tba<br />

27.04. Klassikabend: Danielle De Niese / Janine Janson<br />

28.04. Patrice / Zascha Moktan<br />

29.04. Jazzabend: Lars Danielsson + Leszek Moz · dz · er /<br />

Hanan<br />

30.04. Ich + Ich / Tina Dico<br />

01.05. Morcheeba / MGMT<br />

02.05. The Hoosiers / Slut<br />

03.05. Gonzales / Get Well Soon<br />

04.05. The Subways / Jennifer Rostock<br />

05.05. Katie Melua / Clueso<br />

06.05. Klee / plus weitere Band<br />

07.05. Revolverheld / Radiopilot<br />

08.05. Hot Chip / Calvin Harris<br />

09.05. Madsen / Kilians<br />

10.05. Sunrise Avenue / aVid*<br />

Tickets gibt es zu gewinnen auf:<br />

www.intro.de/ituneslive<br />

www.ituneslive.de<br />

Weitere Tourempfehlungen finden sich ab S. 118.


036 Musik<br />

Jamie Lidell<br />

PARISER<br />

LANDLEBEN In<br />

den Fängen des Puppenspielers


G ut, bereits früher ist der smarte Bademantel-Gigolo<br />

Lidell immer wieder mal mit wechselnden<br />

Musikern aufgetreten. Es gab zum<br />

Beispiel eine Tour mit seinen Kumpels Mocky,<br />

Gonzales und Snax. Eine richtige feste Band hatte<br />

Jamie jedoch nie – allerdings nicht, da er es nicht wollte,<br />

sondern da es zum damaligen Zeitpunkt seiner Karriere<br />

einfach zu teuer gewesen wäre. Insofern war die Methode<br />

des Livesamplings gleichzeitig ästhetische Entscheidung<br />

und ökonomische Notwendigkeit. Und ist nun die<br />

Bandwerdung einerseits Resultat der Entwicklung vom<br />

abstrakten Klangweirdo zum richtigen Songschreiber<br />

<strong>als</strong> auch des damit einsetzenden Durchbruchs in neue<br />

Publikumsschichten.<br />

»Jim« ist die logische Konsequenz dieser Entwicklung<br />

und wird diesen Prozess nochm<strong>als</strong> intensivieren. Die Platte<br />

ist, noch mehr <strong>als</strong> der Vorgänger »Multiply«, ein klassisches<br />

Soulalbum geworden. Ganz ohne IDM. Klang »Multiply«<br />

immerhin noch ein bisschen wie eine gute Stax-Platte<br />

im Aphex-Twin-Remix, wurde letzterer Bestandteil nun<br />

komplett gestrichen. Lidells musikalische Vorbilder lassen<br />

sich so noch klarer raushören: Al Green, Otis Redding, Marvin<br />

Gaye und Prince natürlich. Es gibt wieder jede Menge<br />

Zitate. Das Stück »Hurricane« spielt beispielsweise ziemlich<br />

unverhohlen auf den Hillbilly-Funk von Parliament an.<br />

Als ich ihm erzähle, dass ich beim Hören des Songs aber<br />

auch an Black Sabbaths »Paranoid« denken musste, und<br />

<strong>als</strong> Reaktion erst mal eine Backpfeife erwarte, grinst er:<br />

»Siehst du, genau darum geht es ja in der Musik. Natürlich<br />

ist die komplette weiße Rockmusik der letzten dreißig,<br />

vierzig Jahre ohne Soul und Funk undenkbar. Und natürlich<br />

kann man da auch ein Sabbath-Riff raushören, wenn man<br />

will. Ich höre im Übrigen ja auch viel Rockmusik.« Seine<br />

Rockaffinität geht so weit, dass bei »Out Of My System«<br />

am Ende gar die ollen Stones zitiert werden.<br />

Verstörung mit Seele<br />

Aufgenommen wurde das Album diesmal größtenteils in<br />

Los Angeles, aber auch in Paris und Berlin wurden wieder<br />

Sessions eingelegt. Geholfen hat ihm aberm<strong>als</strong> sein enger<br />

Freund Mocky. Dementsprechend smooth und eingespielt<br />

lief auch alles ab, wie Jamie erinnert: »Wir haben in Berlin<br />

zusammen an dem Skelett der Songs gefeilt. In den USA<br />

wurde der Rest erledigt – das Ganze mit Leben gefüllt.<br />

Stück für Stück kam Neues dazu. Jeder Song hatte am Ende<br />

seinen eigenen Körper. Ich bin sehr zufrieden mit dem<br />

Ergebnis. Es gibt keine Füller, nichts Überflüssiges.«<br />

Und auch nichts Krudes, Atonales mehr. Auf dem letzten<br />

Album »Multiply« gab es noch vereinzelt diese Momente.<br />

Ich kann mich gut daran erinnern, bei einem Kneipen-DJ-<br />

Set »When I Come Back Around« gespielt zu haben. Nicht<br />

wenige Gäste haben sich daraufhin an die Stirn getippt,<br />

ihre Mäntel gepackt und sind grußlos gegangen. Gut, das<br />

hatte vielleicht auch damit zu tun, dass ich die Platte aus<br />

Versehen auf 45 statt auf 33 gespielt habe. Danach war der<br />

Laden jedenfalls leer gefegt. Jamie lacht. »Wir hatten mit<br />

Super Collider ja unsere Zeiten, wo wir die Leute ein bisschen<br />

verstört haben. Klar, wenn man mein erstes Album<br />

›Muddlin’ Gear‹ mit ›Jim‹ vergleicht, ist da natürlich erst<br />

mal eine enorme Diskrepanz. Letztlich ging es dam<strong>als</strong> darum,<br />

Soul auf eine völlig andere Art und Weise auf die Bühne<br />

zu bringen. ›Multiply‹ hat sich im Prinzip ja schon stark<br />

davon wegbewegt. Weißt du, man kann sich auch ewig hinter<br />

irgendwelchen Avantgarde-Ansprüchen verstecken. Irgendwann<br />

ging es einfach darum, für mich neue Möglichkeiten<br />

des Musikmachens auszuschöpfen.«<br />

Gott in Frankreich<br />

Zuletzt gab es sogar eine Kollaboration mit Beck, deren Resultat<br />

auf der nächsten Platte des US-Scientology-Sternchens<br />

zu hören sein wird. »Er hatte mich gefragt, ob ich<br />

ihn auf seiner Tour supporten wolle«, erzählt Lidell. »Er<br />

ist sehr interessiert an Ein-Mann-Bands. Danach hat er<br />

mich zu sich ins Studio eingeladen, und wir haben ein paar<br />

Sessions aufgenommen. Das war sehr lustig. Ich habe ein<br />

bisschen gesungen wie Klaus Nomi.«<br />

Jamie Lidell ist ein angenehmer Interviewpartner, weil<br />

er von sich aus redet wie ein Wasserfall. Nach einer halben<br />

Stunde schaut er dann aber doch mal auf die Uhr. Gleich<br />

muss er nämlich seinen Flieger kriegen nach Paris, wo er<br />

demnächst hinzieht. Die Berliner Zeiten sind vorbei. Seine<br />

Freunde Feist und Gonzales leben schon länger in der<br />

französischen Hauptstadt, das hat mit den Ausschlag zum<br />

Standortwechsel gegeben: »Berlin war toll, aber ich hatte<br />

mehr und mehr das Gefühl, hier in einer Blase zu leben.<br />

Ich hatte einen schönen Raum in dem Haus, in dem auch<br />

Mocky, Taylor Savy und Snax arbeiten, das war schon ein<br />

unglaublich kreatives Umfeld. Aber irgendwann habe ich<br />

gemerkt, dass ich auch mal was anderes sehen muss.«<br />

Vorbei sind <strong>als</strong>o die Zeiten des Laisser-faire Berliner<br />

Schule. Während man dort jahrelang müßiggängerisch<br />

abhängen, Milchkaffee trinken und aus dem Fenster gucken<br />

kann, muss man sich in Paris Brot und Miete noch<br />

stramm protestantisch erarbeiten. Deswegen will sich<br />

Lidell auch schnell ein neues Studio einrichten und konzentriert<br />

an neuem Material werkeln. Und neben den alten<br />

Homies auch neue Bekanntschaften aus der Pariser<br />

Musikszene ins Studio einladen.<br />

Super Collider<br />

Ende der Neunziger von Christian Vogel<br />

und Jamie Lidell in Brighton gegründetes<br />

einflussreiches Elektronikprojekt. Vogel<br />

und Lidell veröffentlichten zwei Alben an<br />

der Schnittstelle zwischen Soul, Techno<br />

und experimenteller Musik. Der gebürtige<br />

Chilene Vogel lebt und arbeitet mittlerweile<br />

in Barcelona.<br />

Klaus Nomi<br />

Musik 037<br />

Alles wird neu. Dekonstruierte Jamie Lidell bislang live, nur mit Sampler und Mikrofon<br />

bewaffnet, seine Stücke, so wird er diesen Sommer ausschließlich in Begleitung die<br />

Bühnen betreten. Passend zur noch konsequenteren Soulwerdung des neuen Albums<br />

»Jim«. Sebastian Ingenhoff traf den legitimen Erben von Motown auf einen Plausch über<br />

neue Möglichkeiten des Musikmachens. Foto: Christian Knieps.<br />

Live in Deutschland vom 10.-15.05.<br />

Jamie Lidell<br />

Jim<br />

CD // Warp / VÖ 25.04.<br />

Der in der bayrischen Provinz geborene<br />

Sänger zog Anfang der Siebziger nach<br />

New York und feierte dort kleine Erfolge.<br />

Die Bühnenshows des stets weiß geschminkten<br />

und exzentrisch gekleideten<br />

Countertenors sind legendär. Eigentlich<br />

wollte er Opernsänger werden, wurde jedoch<br />

schnell Teil der dortigen New-Wave-<br />

Szene. 1983 starb Klaus Nomi an Aids.<br />

Interessierten sei Andrew Horns Film »The<br />

Nomi Song« von 2004 ans Herz gelegt.


038 Musik<br />

Portishead<br />

LOST<br />

Mit »Dummy« veröffentlichten Portishead 1994 ein<br />

Debüt, das zusammen mit den ersten Alben von<br />

Massive Attack und Tricky den Ruf von Bristol <strong>als</strong> neues<br />

Seattle begründete. Doch die Mischung aus Slo-Mo-<br />

HipHop, 60s-Spionage-Soundtracks und Torch-Gesang<br />

wurde bald zur Formel. Heiko Hoffmann widmet sich<br />

dem dritten Album der Band, die niemand mehr auf<br />

der Rechnung hatte. Foto: Adam Faraday.<br />

Ein Zufall? Sowohl Portishead (»Glory<br />

Box«, 1994) <strong>als</strong> auch Tricky (»Hell Is<br />

Around The Corner«, 1995) sampleten die<br />

gleiche Passage aus Isaac Hayes’ »Ike’s<br />

Rap III«. Mit unterschiedlicher Wirkung:<br />

»Wo Portishead sich auf den inneren Dialog<br />

über Gefühle und Liebe konzentrieren,<br />

ist Tricky weit draußen, in einer feindlichen<br />

Welt«, verglich der englische Autor<br />

Jon Savage den Einsatz des Samples.<br />

<strong>24</strong>. Juli 1997. Geoff Barrow sitzt in einem<br />

Hotelzimmer an der New Yorker<br />

Fifth Avenue und erzählt, worauf<br />

es ihm beim gerade fertiggestellten<br />

zweiten Portishead-Album ankam. »Wir wollten ausschließlich<br />

unsere eigenen Samples machen. Für unser<br />

erstes Album haben wir noch auf alte Platten von Isaac<br />

Isaac Hayes Hayes oder Weather Report zurückgegriffen. Diesmal haben<br />

wir eigene Loops angefertigt, sie auf Vinyl gepresst<br />

und dann mit Scratches und Blenden in die Produktion<br />

einfließen lassen.« Später am Abend treten Portishead<br />

mit einem Orchester im Roseland Ballroom auf, der Mitschnitt<br />

des Konzerts, »Roseland NYC«, erscheint im Jahr<br />

darauf. Die Musik ist komplett live, nur das ständige Vinylknacksen,<br />

das die Songs künstlich altern lässt, kommt<br />

aus dem Computer.<br />

Fast elf Jahre später sitzen zwei Drittel von Portishead,<br />

Geoff Barrow und Adrian Utley (Sängerin Beth Gibbons<br />

zieht es wie meistens vor, keine Interviews zu geben), im<br />

Berliner Büro ihrer Plattenfirma. Und tatsächlich ist im<br />

letzten Jahrzehnt, sieht man von einigen wenigen Remixen<br />

und einem enttäuschenden Beitrag für eine Serge-<br />

Gainsbourg-Compilation ab, keine neue Musik von Portishead<br />

erschienen. Den Grund dafür konnte man bereits<br />

auf dem selbst betitelten letzten Album und dem Live-Album<br />

hören. Die Musik von Portishead, die auf ihrem 1994<br />

erschienenen Debüt »Dummy« noch bahnbrechend neu<br />

wirkte, war nur drei Jahre später zum Klischee verkommen.<br />

Ihre Mischung aus verlangsamten HipHop-Beats,<br />

gescratchten Lalo-Schifrin-Soundtrack-Samples und<br />

weiblichem Torch-Gesang ließ Plattenfirmen unzählige<br />

TripHop-Acts unter Vertrag nehmen. Und selbst TV-Werbemusik<br />

sollte durch Vinylknackser gleichzeitig Authentizität<br />

und Hipness verliehen werden. Da half es wenig,<br />

dass Portishead Samples durch Selbsteingespieltes austauschten.<br />

Und so großartig ihr Konzert im Roseland Ballroom<br />

auch war, das nachgereichte Live-Album und -Video<br />

(DVDs gab es dam<strong>als</strong> noch nicht) schienen rückblickend<br />

eine Art »Greatest Hits« einer Gruppe zu sein, bei der Karriere-Start,<br />

-Höhepunkt und -Ende so eng zusammenlagen<br />

wie selten zuvor.<br />

»Nachdem wir unser zweites Album veröffentlicht, das<br />

Live-Album aufgenommen und getourt hatten, waren wir<br />

emotional und körperlich erschöpft«, gesteht Adrian Utley,<br />

der anschließend an Soundtracks und anderen Auftragsprojekten<br />

arbeitete, während Beth Gibbons <strong>als</strong> Einzige<br />

der drei ein Soloalbum aufnahm. Dennoch war dem<br />

Trio klar, dass sie irgendwann wieder gemeinsam Musik<br />

machen würden. 2001 trafen sie sich dafür in Australien,<br />

nur um frustriert festzustellen, dass ihnen kein wirkliches<br />

Konzept für eine neue Platte einfiel. »Ich hatte Hunderte<br />

von Platten gekauft, sie gesamplet, geloopt und Backing-


tracks gemacht«, erzählt Geoff Barrow. »Mit dem Ergebnis,<br />

dass ich eine riesige Depression bekam. Diese Produktionsweise<br />

schien mir einfach so rückwärtsgewandt,<br />

wie etwas, das wir schon zu oft gemacht hatten.«<br />

Portishead erlegten sich selbst eine Regel auf: Sie wollten<br />

für ihr neues Album Sachen machen, die sie noch nie<br />

zuvor gemacht hatten. »Für uns ist es etwas anderes, wenn<br />

wir ins Studio gehen, <strong>als</strong> für eine Band wie Coldplay«, so<br />

Utley. »Es gibt kein festes Gefüge, wer welches Instrument<br />

spielt.« Seit 2004 fand dann die Arbeit an der Musik statt,<br />

die schließlich auf dem neuen Album »Third« zu hören ist.<br />

»Dieses Album war wie Lost-Gucken«, schrieb Barrow auf<br />

seinem MySpace-Blog. »Eine nicht enden wollende Reise<br />

mit wenigen Antworten.«<br />

Schließlich haben Portishead einen Weg gefunden, wieder<br />

Musik zusammen zu machen, ohne sich selbst zu langweilen.<br />

Doch selbst mit diesem Wissen überrascht »Third«.<br />

Das Album klingt nicht nur viel aggressiver und rauer <strong>als</strong><br />

alles, was Portishead bisher gemacht haben, sondern verweist<br />

auch auf Bands, die man bislang nicht im Portishead-Kosmos<br />

vermutet hatte. Schon zu dem von ihnen<br />

kuratierten Festival All Tomorrow’s Parties im letzten Dezember<br />

hatten sie Künstler wie Chrome Hoof und Aphex<br />

Twin eingeladen. »Vor allem alte Bands wie Can oder die<br />

Silver Apples haben uns inspiriert, aber auch Doom-Metal-Gruppen<br />

wie Sunn O)))«, sagt Adrian Utley.<br />

Das Ergebnis dürfte nicht wenigen der alten Portishead-<br />

Hörer Probleme bereiten. Bereits die Radio-Single »Machine<br />

Gun« verstört mit einem Maschinengewehrsalven-Beat.<br />

Über anderen Stücken des Albums kreist ein an »Apocalypse<br />

Now« erinnernder Rotor-Krach oder dominiert ein<br />

stampfender Vierviertel-Beat. Auf geloopte Breakbeats<br />

verzichten Portishead, mit einer Ausnahme, völlig. Und<br />

anders <strong>als</strong> früher kann man sich nicht schon nach den<br />

ersten Takten sicher sein, wie ein Song weitergeht. »The<br />

Rip«, eines von vielen Ausnahmestücken auf »Third«, etwa<br />

beginnt <strong>als</strong> englisches Folk-Stück mit Akustikgitarre.<br />

Erst nach zwei Minuten steigt ein Schlagzeug im doppelten<br />

Tempo ein, dazu erklingen verstörende Synthesizer-Bassklänge.<br />

»Das ist unsere aktuelle Geheimwaffe«, sagt Adrian<br />

Utley: »ein seltener Synthesizer der italienischen Firma<br />

Siel.« Zusammengehalten wird das Album vor allem durch<br />

die vertraute und lange vermisste, schmerzvolle Blues-<br />

Stimme von Beth Gibbons. »Die größte Herausforderung<br />

für uns war, jedem Song seinen eigenen Platz zu geben.«<br />

Dass Portishead dies gelungen ist und »Third« dennoch<br />

wie ein kohärentes Werk klingt, ist erstaunlich.<br />

Portishead<br />

Third<br />

CD // Universal<br />

All Tomorrow’s Parties<br />

Musik 039<br />

»Ich hatte<br />

Hunderte von<br />

Platten gekauft,<br />

sie gesamplet,<br />

geloopt und<br />

Backingtracks<br />

gemacht. Mit<br />

dem Ergebnis,<br />

dass ich eine<br />

riesige Depression<br />

bekam. Diese<br />

Produktionsweise<br />

schien mir einfach<br />

so rückwärtsgewandt,<br />

wie etwas,<br />

das wir schon<br />

zu oft gemacht<br />

hatten.«<br />

Geoff Barrow<br />

Nach einem Song von Velvet Underground<br />

benanntes englisches Musikfestival,<br />

das 1999 <strong>als</strong> Alternative zu Riesen-<br />

Open-Airs wie Glastonbury und Reading<br />

gegründet wurde. Das Festival findet<br />

zwei Mal im Jahr an einem Wochenende<br />

in einer Ferienanlage statt, das Programm<br />

wird von Künstlern wie Mogwai<br />

oder Thurston Moore zusammengestellt.<br />

Das nächste ATP-Festival geht im Mai<br />

vonstatten.


040 Musik<br />

Kettcar / Gisbert Zu Knyphausen<br />

G2-GIPFEL<br />

Marcus Wiebusch und Gisbert Zu Knyphausen. Zwei<br />

Musiker, zwei neue Alben - und somit Anlass genug, die<br />

beiden gemeinsam an einen massiven Eichentisch im<br />

Hamburger Knust zu platzieren. Zum Roundtable. Zum<br />

Gipfeltreffen des Hamburger Indie-Trubels. Zum Spiel mit<br />

den Erwartungen. Moderiert von Henrik Drüner. Fotografi ert<br />

von Katja Ruge.<br />

Von links nach rechts: Marcus Wiebusch, Gisbert Zu Knyphausen, Rainer Ott, Henrik Drüner


Konzertplattform, 2004 ins Leben gerufen<br />

von Hasko Witte und Michy Reincke, bei<br />

der jeweils vier norddeutsche KünstlerInnen<br />

im Hörsaal (Spielbudenplatz,<br />

Hamburg) unplugged auftreten; u. a.<br />

Begemann, Frievert, Koppruch, Jasmin<br />

Wagner, Kim Frank ...<br />

Prä-Kettcar-Ära von Wiebusch und Tirado-<br />

Rosale, 1991-99. Deutschsprachiger<br />

Punkrock im Stile von EA80 und Slime,<br />

der zum Sprachrohr der intellektuellen<br />

Punk-Szene avancierte. »Hallo Endorphin«<br />

schlug eine neue Richtung ein und führte<br />

zur Auflösung der Band.<br />

Musik 041<br />

mit den Texten. Er habe ein Notizbuch mit Fetzen, die er<br />

zusammensetze. Generell sei er ein eher sparsamer Texter<br />

mit starker Selbstzensur. Was gut sei, wirft Wiebusch<br />

ein: »Deutsche Texte sind harte Arbeit. Jeder Satz muss<br />

passen, und es gibt viel Einheitsbrei!« Wo wir schon dabei<br />

sind, Marcus, willst du nicht was zur folgenden Zeile sagen:<br />

»Lieber peinlich <strong>als</strong> authentisch / Authentisch war schon<br />

Hitler«? Nein, will er nicht. »Einem Außenstehenden oder<br />

der Presse muss und will ich meine Texte nicht erklären«,<br />

erwidert er stattdessen die Nachfrage barsch. »Lyrik ist<br />

für mich ein Vorschlag, eine Form der Projektion und Fantasie.<br />

Absolutes Verständnis ist nicht möglich.«<br />

Vor drei Jahren schrieb Gisbert Zu Knyphausen seinen<br />

ersten deutschsprachigen Song. Er kommt ursprünglich<br />

aus dem hessischen Rheingau und wohnt – nach Stationen<br />

in Nijmegen und Berlin – seit anderthalb Jahren in<br />

Hamburg. Meist tritt er mit seiner vierköpfigen Band auf,<br />

doch gelegentlich auch solo. »Ich wollte nicht nur Liedermacher<br />

sein, sondern auch mal Krach machen. Zwar soll<br />

das eine feste Band werden, eigentlich ist es aber eine<br />

Miet-Musiker-Band.«<br />

Beide verbindet diese Texttonalität, eine gewisse Arbeiterschwermut<br />

– wobei die so schon nicht mehr ganz aktuell<br />

ist. Wiebusch über die überworfenen Kettcar-Strukturen:<br />

»Befindlichkeitsfixiert gibt es nicht mehr in dieser<br />

Form, genauso wenig nach innen gerichtete Liebeslieder<br />

wie ›Balu‹. Jetzt sind wir fordernder, mit fiktiven Protagonisten.<br />

Ein realitätsnahes, teilweise bitteres Abbild der<br />

Themen unserer Zeit. Terror, Arbeitslosigkeit, Gewalt. Wir<br />

wollen zeigen, dass wir nicht einverstanden sind. Der Titel<br />

ist dementsprechend kurz und zerstörend.« Bei Knyphausen<br />

schwingt oft das wunderschöne und zugleich unsichere<br />

Gefühl von Zweisamkeit mit. Trotzige Melancholie,<br />

gepaart mit ungeschminkter Romantik, exemplarisch bei<br />

»Neues Jahr«: »Und in der Stadt die ganzen glücklichen<br />

Gesichter/ Ich mein’, irgendwie gehör’n wir doch dazu /<br />

Wir erzähl’n uns unsere stumpfen Geschichten, wir sind<br />

so viel heut’ Nacht, ich und du.« Ein moderner Anstrich<br />

für das antiquierte Image des Liedermachers. Knyphausen<br />

wird sich damit Freunde machen, viele Freunde. Derer<br />

haben Kettcar bereits reichlich.<br />

Lausch Lounge<br />

G roß beschnuppert werden ist nicht nötig.<br />

Zumindest vom Sehen kennen sich die beiden<br />

schon. Marcus Wiebusch, Sänger, Texter<br />

und Gitarrist von Kettcar, erinnert sich an<br />

das erste Aufeinandertreffen: »Das war bei der ›Lausch<br />

Lounge‹-Veranstaltung mit Olli Schulz. Danach hat der Olli<br />

immer Werbung für dich gemacht: ›Jetzt hat Gisbert schon<br />

wieder was Neues bei MySpace, hör dir das mal an!‹ Ich<br />

hab mir das aber nicht angehört. Auch nicht, <strong>als</strong> irgendwann<br />

ein Demo zum Grand Hotel kam – ganz ehrlich, dafür<br />

hab ich seit Längerem keine Ohren frei.«<br />

Mittlerweile ärgert er sich vielleicht ein wenig, das Demo<br />

missachtet zu haben. Seine Einschätzung des Albums<br />

lässt es zumindest vermuten: »Für mich klingt es nicht<br />

nach einem Debüt, eher nach einem, der schon jahrelang<br />

in anderen Bands Musik gemacht hat und jetzt sein Soloding<br />

raushaut. Gefällt mir sehr gut, besonders die Texte!«<br />

Mit Komplimenten haben Indietypen bekanntlich ihre Probleme.<br />

Dementsprechend verlegen guckt und bedankt sich<br />

Gisbert. Zu Knyphausen. Dieser klangvolle Name, den der<br />

28-Jährige trägt, ist übrigens kein Pseudonym, sondern<br />

echter Landadel: »Vor zweieinhalb Jahren trat ich zum<br />

ersten Mal unter dem Namen auf. Der ist schon außergewöhnlich<br />

genug, da brauchte ich kein Pseudonym – das<br />

denken die Leute ohnehin.« Die übrige Runde nickt.<br />

Stichwort: musikalische Sozialisation. Hier wird mehr<br />

Live: Kettcar 21.04.-16.08., Gisbert 30.04.-17.05.<br />

<strong>als</strong> nur eine Generationskluft offensichtlich. Wiebusch: Kettcar<br />

»Punk, schon seit der Jugend, bis in die späten 90er mit Sylt<br />

... But Alive ... But Alive hinein. Seit 2002 eine bewusste Zäsur mit dem<br />

Beginn von Kettcar, weil sich auch private Hörgewohnhei-<br />

CD // Grand Hotel Van Cleef<br />

ten änderten.« Knyphausen: »Ich hörte The Doors, Tom Gisbert Zu Knyphausen<br />

Waits und Nick Cave. Aber zum Liedermachen haben mich Gisbert Zu Knyphausen<br />

The Bright Eyes gebracht, auch weil ich Bob Dylan schon<br />

immer cool fand. Beide haben eine Stimme, die polarisiert.«<br />

Und nicht nur die beiden, auch Gisbert selbst hat<br />

eine eigene Stimme gefunden, auch wenn ihm Wiebusch<br />

gleich mit Zuschreibungen kommt: »Lehne ich mich zu<br />

weit aus dem Fenster, wenn ich sage, dass man bei dir<br />

einen kleinen Sven-Regener-Einfluss hört? Dieses ›Wind<br />

und Haar‹-Bild ...« – »Stimmt, da hast du gut aufgepasst!«<br />

Beide lachen – und Wiebusch rückt näher.<br />

Die Hamburger Musikszene gilt zu Recht <strong>als</strong> stark inhaltlich<br />

orientiert. Insofern drängt sich die Frage nach der<br />

Textentstehung geradezu auf. Wiebusch: »Nehmen wir das<br />

Beispiel ›Am Tisch‹. Thema und Text standen, rund 200<br />

Sätze. Es folgte die Überlegung, wie der Song sich anfühlt<br />

– und dann wurde gestrichen. Reduktion ist beim Popsong<br />

alles.« Knyphausen betont, dass er sich sehr schwer tue<br />

CD // Omaha / Pias / Rough Trade / VÖ 25.04.


042 Musik<br />

KOCHEN MIT MAURIZIO GAUDINO<br />

H ips<br />

Don’t Lie« – ein subtiler Hinweis auf das,<br />

was mittlerweile ohnehin jeder Zuschauer<br />

weiß: Immel lässt sich lebendig begraben<br />

und interessierte Ratten in sein Gesicht beißen,<br />

um mit dem Urwaldauftrittshonorar die Operationskosten<br />

seiner Hüfte abzudecken. Wohl dem, der von all den<br />

peinlichen Details hinter dieser Anekdote in den letzten<br />

Wochen nichts mitbekommen hat. Aber immerhin rückte<br />

sie mal wieder einen Promi-Typus ins Licht, der viel reizvoller<br />

ist <strong>als</strong> die ewigen Schafe aus der Pop-Sparkasse oder<br />

der Gala. Gemeint ist der Ex-Fußballer. Ein Veteran, ein<br />

Held. Was macht der jetzt? Trainer, Trinker, Bauherrenmodelle,<br />

Ratten oder Freitod? All diese Möglichkeiten.<br />

Und pünktlich zur EM im »eigenen« Lande besuchen<br />

wir einen der illustersten Ex-Profis der Bundesliga-Geschichte:<br />

Maurizio Gaudino. Der Mittelfeldspieler wurde<br />

91/92 Meister mit dem VFB Stuttgart, drehte kurz darauf<br />

mit Yeboah, Bein und Okocha bei Eintracht Frankfurt<br />

an dem Begriff »Fußball 2000«, war WM-Teilnehmer 1994<br />

in den USA und später noch unter Vertrag in der Schweiz,<br />

der Türkei und England. Neben seinem Rasen-Fame dürfte<br />

er vielen auch dadurch in Erinnerung sein, dass er kurz<br />

nach dem Auftritt in der Gottschalk-Latenight-Show En-<br />

Text: Linus Volkmann / Interview: Thomas Venker, Linus Volkmann / Fotos: Rainer Holz<br />

Ein Tableau mit Telefonnummern poppt auf. Man soll anrufen für seinen potenziellen<br />

Dschungelkönig. Der Rahmen um die Geschichte ist exotisches Unterschichtenfernsehen<br />

und RTL. Als die Zahlenkombination für Ex-Nationaltorwart Eike Immel verlesen wird,<br />

läuft <strong>als</strong> Hintergrundjingle »Hips Don’t Lie« von Shakira.<br />

Uli Stein<br />

Streitbarer Ex-Nationaltorhüter mit über<br />

500 Erstligaspielen, der unter anderem die<br />

Skandalbiografie »Halbzeit« schrieb.<br />

EM im »eigenen« Lande<br />

Wer unsere Nachbarländer Schweiz<br />

und Österreich mal richtig beleidigen<br />

will, sollte ihnen damit kommen. Denn<br />

nichts hasst man dort mehr, <strong>als</strong> sich<br />

vom ungeliebten großen Stiefbruder<br />

Deutschland eingemeindet zu fühlen. EM<br />

vom 07.-29.06.<br />

de 1994 verhaftet wurde. Versicherungsbetrug. Ganz verlorene<br />

Trash-Seelen haben ihn sicher auch letztens beim<br />

Star-Poker auf DSF bemerkt. Eine Appear, die ihm sein alter<br />

Wegbegleiter Uli Stein eingebrockt hatte. Der erinnerte<br />

sich eben daran, mit wem er früher im Mannschaftsbus<br />

Karten gedroschen hatte. Die restlichen Basic-Infos haue<br />

ich aber lieber bei Wikipedia rein. Hier sollen schließlich<br />

nicht die Gaudino-Files entstehen, sondern hier soll mit<br />

einem glamourösen Ex-Profi gekocht werden.<br />

Der kennt sich ja auch sicher aus mit Ernährung. Lebt<br />

doch Leistungssport davon, in den Feinheiten zu justieren,<br />

um den entscheidenden Vorteil auf höchstem Niveau vor<br />

der Konkurrenz zu erzielen. Dagegen ist unser Halbwissen<br />

aus den allseitigen neoliberalen Kampagnen für die Volksgesundheit<br />

nur hinfälliger Unsinn. Oder? »Also zu meiner<br />

aktiven Zeit war Ernährung kein Thema. Ich habe morgens<br />

von mir aus immer nur eine Banane gefrühstückt, damit ich<br />

mich nicht so voll fühlte beim Training. Aber wenn Mittagspause<br />

war, sind wir letztlich alle zu McDonalds und haben<br />

uns da jeden Tag die Burger reingehauen.« Was, wirklich?<br />

»Das war dem Trainer egal, nur saufen durfte man nicht,<br />

darauf wurde geachtet. Dieser Fokus auf das gesundheitliche<br />

Drumherum, das gab es in anderen Ländern schon


früher, in Deutschland hat sich das letzten Endes erst so<br />

mit Klinsmann durchgesetzt.« Okay ... Maurizio, der schöne<br />

Frühvierziger mit dem rau-grauen Dreitagebart, ist <strong>als</strong>o<br />

nicht per se Food-Fetischist – aber hey, immerhin Italiener.<br />

Da muss doch kulinarisch was zu holen sein. »Muss<br />

ich euch auch enttäuschen. Ich koche nie und würde eigentlich<br />

wochenlang Pasta essen, wenn das nur ginge. In<br />

meiner neuen Wohnung haben wir bis jetzt noch gar nicht<br />

gekocht. Weil die alten Töpfe nicht auf den Induktionsherd<br />

passen.« Mann, das ist ja wie, sich die aufregendste Stereoanlage<br />

des Jahres zu kaufen und gleichzeitig aber alle<br />

CDs zu verschenken. Maurizio, warum tust du uns das an?<br />

»Und ich habe jetzt auch gar keine Zutaten mitgebracht.«<br />

Kochen ohne Zutaten? Sogar Eike Immel hatte im Urwald<br />

wenigstens Blätter, Bohnen und Hoden zu essen. Doch<br />

alles nicht so wild. Immerhin treffen wir uns in Gaudinos<br />

city of choice: King Stuttgart! Und zwar bei seinem Lieblingsitaliener<br />

Sante De Santis. Und hoppla, <strong>als</strong> der lautstark<br />

zu uns schreitet, fällt der Groschen: Sante De Santis<br />

war einer der populärsten Köche in dem Über-1000-Folgen-Dauerbrenner<br />

»Das Kochduell« auf VOX. Er ist flink<br />

an der Schwelle zur Hektik, wiegt mehrere hundert Kilo<br />

und raucht dabei. Auf eine Küche mit Gesundheitswahn<br />

müssen wir uns hier wohl nicht einlassen. Aber Sante besitzt<br />

ja immerhin die »Kochduell«-Skills, aus wenig Zutaten<br />

etwas Einzigartiges zu zaubern. Er scheucht seinen<br />

Tribünenplatz-Kumpel Gaudino und uns auch gleich in die<br />

dem Restaurant angeschlossene Kochschule und bricht<br />

mit seiner massiven Vehemenz Maurizios Phlegma, das<br />

sich eigentlich lieber bekochen lassen würde.<br />

»Nein! Du machst die Spaghetti selbst! Sollst du lernen!«<br />

poltert es in der Mischung aus Italo-Klischee, Drill-<br />

Instructor und Wahnsinn. »Haben Sie eigentlich wegen<br />

dieser Kochschule Ihr Fernsehkoch-Dasein aufgegeben?«<br />

frage ich, um es sofort wieder zu bereuen. Denn Sante explodiert:<br />

»Stupido! Mache ich doch immer noch Fernsehen.<br />

Gestern war die ProSieben hier für Galileo und habe<br />

ich ein Format auf TV Gusto.« Alles klar. Don’t mess<br />

with Chefkoch. Weiß ja jeder. Und kommt vermutlich allein<br />

wegen dieser Performance gern. »Letzte Nacht haben<br />

wir gesungen mit der Frau Babbel und ihrem Mann«, gibt<br />

Sante weiter, während er Gaudino Himalaya-Salz in eine<br />

Schüssel schaufeln lässt. Wertig, oder? »Die Gäste wollen<br />

das. Aber unter uns, das macht keinen Unterschied.<br />

Das ist für Schwuchteln!«<br />

Oder für Gaudino, der hier im Restaurant schon mit<br />

Horst Heldt oder Trappatoni saß und nun in eine Tomatensoße<br />

De Santis eingewiesen wird. Und dabei sogar sein<br />

weißes Hemd weiß behält. Gaudino war eben schon immer<br />

ein Techniker. Und arbeitet nach einem Exkurs ins Managergewerbe<br />

(bei Waldhof Mannheim) mittlerweile <strong>als</strong> Spielerberater.<br />

U. a. ist Gomez vom VfB sein Schützling. Gaudino<br />

erzählt davon, wie das Handy in diesem Job nie aus<br />

sein darf, da seine Jungs mitunter weder die Sprache sprechen<br />

noch eine Festanstellung bei Vereinen haben. Maurizio<br />

<strong>als</strong> Mutterschiff für Stars von morgen.<br />

Wegen eines Stars von heute muss er sich dann aber<br />

mit seiner Partnerin auch schon verabschieden. Es geht<br />

nach München, dort feiert die SonyBMG für eine Freundin<br />

der beiden, für Andrea Berg, ein riesiges Fest. Tja, echte<br />

Veteranen hat man eben selten für sich allein. Und der<br />

hektische Sante ist auch schon weg? Na, schließen wir<br />

halt ab. Die Ungelenken, die hinten dicht machen, sind ja<br />

auch wichtig beim Fußball.<br />

Sante De Santis<br />

Kocht in dem Restaurant San Pietro-<br />

Gastro. In der Heusteigstraße 45, 70180<br />

Stuttgart.<br />

Tomatensoße De Santis<br />

Knoblauch in dünne Scheiben schneiden,<br />

in reichlich Olivenöl anbraten. Dazu<br />

Dosentomaten und ein extrem scharfes<br />

Chili-Öl <strong>sowie</strong> eingelegte Chilischoten und<br />

eine Handvoll Parmesan. Aufkochen. Setzt<br />

sich die Tomatensoße ab von dem Öl in<br />

der Pfanne, kann serviert werden. Sante<br />

empfiehlt natürlich stundenlanges Einreduzieren.<br />

Garniert mit Basilikum.<br />

Andrea Berg<br />

Musik 043<br />

Absoluter Schlagerstar - mehr Verkäufe in<br />

Deutschland <strong>als</strong> die Strokes weltweit. Anlass<br />

der Party: Ihr »Best Of«-Album hielt<br />

sich über 300 (!) Wochen in den Charts.<br />

Länger <strong>als</strong> Pink Floyd oder die Beatles.


044 Musik<br />

dEUS / Mode Antwerpen<br />

dEUS IM<br />

DETAILDORF<br />

Antwerpen ist ein Phänomen – trotz gerade einmal 500.000 Einwohnern hat die Stadt<br />

den Ruf eines der bedeutendsten kulturellen Zentren Europas mit seiner hohen Dichte<br />

an exklusiven Galerien, Fashion-Stores und Designläden <strong>sowie</strong> der facettenreichen<br />

Musiklandschaft. Letztere genießt seit dem Erfolg von dEUS auch international hohes<br />

Ansehen. Andreas Grüter und der Fotograf Rainer Holz nahmen die Veröffentlichung<br />

von »Vantage Point«, dem mittlerweile fünften Studioalbum der großen Söhne der Stadt,<br />

zum Anlass, die fl ämische Metropole genauer unter die Lupe zu nehmen.<br />

So lebt: Walter van Beirendonck


Tom Barman sucht den Amp<br />

G äbe es nicht die tückische Phalanx aus Stau,<br />

Sturm und verpassten Abfahrten, die Strecke<br />

Köln-Antwerpen wäre in knapp 90 Mi-<br />

Hinterhof zur Hölle<br />

nuten zu bewältigen. So jedoch brauchen<br />

Antwerp Six<br />

wir zweieinhalb Stunden bis in die Antwerpener Banlieu- Die legendären Antwerp Six – Walter van<br />

es und weitere 30 Minuten, um uns durch das Einbahn- Beirendonck, Ann Demeulemeester, Dries<br />

straßengewirr der Innenstadt zu schlagen. Unser erster<br />

Stopp befindet sich hinter einer grünen Holztür, der ein<br />

van Noten, Dirk van Saene, Dirk Bikkembergs<br />

und Marina Yee – gelten <strong>als</strong> die Urzelle<br />

des Antwerpener Fashion-Hypes. Die<br />

knietief zugemüllter Hinterhof <strong>sowie</strong> zwei rostige Feuer- Gruppe, die sich Anfang der Achtzigerjahre<br />

leitern folgen, die hoch hinauf aufs Dach einer alten Lagerhalle<br />

führen. Begrüßt werden wir von dEUS-Sänger<br />

nach dem gemeinsamen Studium an der<br />

traditionsreichen Royal Academy of Fine<br />

Arts zusammentat, wurde lange <strong>als</strong> radi-<br />

Tom Barman. Er führt uns tiefer hinein in den mit kilokal agierender und äußerst unhomogener<br />

meterlangen Kabelsträngen, Verstärkertürmen und Bergen<br />

von Instrumenten und Effektgeräten vollgestopften,<br />

Geheimtipp gehandelt. 1986 gelang ihr<br />

im Rahmen der Londoner Fashion Week<br />

mit einer aufsehenerregenden Guerillaaber<br />

ansonsten recht warmen und heimelig eingerich- Fashionshow der Durchbruch. Von den<br />

teten Proberaum. Während sich die Band – schließlich<br />

steht man vor einer ausgedehnten Europatour – gleich<br />

Modedesignern der Folgegeneration der<br />

Antwerp Six hat sich besonders Stephan<br />

Schneider hervorgetan. Er hat seinen<br />

darauf wieder auf die Proben konzentriert, haben wir erst Flagship Store in der Reyndersstraat.<br />

mal Zeit, uns von Szenerie und Musik inspiriert durch den<br />

Raum zu knipsen.<br />

Mehr zu ihm findet sich in <strong>Intro</strong> #131.<br />

Überhaupt die Musik: R-O-C-K! Und zwar richtig erwach-<br />

Veronique Branquinho<br />

sener. So erwachsen, dass man, um sich heute noch so Ausnahmedesignerin, Speed Demon,<br />

dazu bekennen zu können, einen völlig klischeebefrei- Professorin – Branquinho ist eine Frau<br />

ten Masterplan haben muss. dEUS haben diesen und zudem<br />

ein recht feines Händchen für behutsam eingebette-<br />

mit vielen Gesichtern. Die Entwürfe der<br />

35-Jährigen zeichnen sich durch einen<br />

fragilen Mix aus klassischen Silhouetten<br />

te Nuancen, Verweise und Details, die erst beim zweiten und feinsinnigen, durch die Auseinander-<br />

oder dritten Nachhorchen ihren Zauber so richtig entfalten.<br />

Das Grundkonstrukt dazu fand sich zwar schon auf<br />

setzung mit Musik, Film und Architektur<br />

geschärften Details aus. Ihre Liebe zu<br />

alten Autos führte zu einer Kollektions-<br />

dem 1994 erschienenen ersten und noch recht rauen Alpräsentation in den Räumlichkeiten des<br />

bum »Worst Case Scenario« (ja genau, das mit dem Alternative-Überhit<br />

»Suds & Soda«), wurde aber über die Jah-<br />

Automobile Club de France. Zur Feier<br />

ihrer 20. Kollektion, die auch im eigenen,<br />

Bauhaus-inspirierten Shop verkauft wird,<br />

re äußerst stringent nachgeschliffen und erstrahlt jetzt lädt das Antwerpener Modemuseum<br />

in kaum fassbarer Tiefe. Sollte man da überhaupt noch<br />

nach Einflüssen fragen? Tom, der <strong>als</strong> kreativer Kopf und<br />

zu einer umfassenden Werkschau, die<br />

noch bis zum 17. August zu sehen ist<br />

(Nationalestraat 73, Mo 13-18 Uhr, Di-Sa<br />

einziger Überlebender der Urformation trotz seiner vier 10:30-18 Uhr). Seit zweieinhalb Jahren<br />

aktuellen Mitstreiter Klaas Janzoons (Keyboard & Vio- doziert Branquinho an der Universität für<br />

line), Stephane Misseghers (Schlagzeug), Alan Gevaert<br />

angewandte Kunst in Wien.<br />

Musik 045<br />

(Bass) und Mauro Pawlowski (Gitarre) dEUS quasi in Personalunion<br />

repräsentiert, meint deswegen auch »nein«.<br />

Er plädiert für den eigenen Stil <strong>als</strong> kompakte Summe aller<br />

Einflüsse und zitiert, die belgische Popkulturszene erklärend,<br />

ein ehemaliges Bandmitglied mit den Worten:<br />

»The Americans grew up with Elvis, the English grew up<br />

with The Beatles and the Belgians grew up with record<br />

stores.« Nun, wer sonst, wenn nicht das Mutterschiff der<br />

alternativen belgischen Musikszene, das mit Seitenprojekten<br />

und Nachfolgebands wie Magnus, Zita Swoon und<br />

Vive La Fête gleich einen ganzen Strang mittlerweile international<br />

etablierter Bands verschiedenster Couleur<br />

gebar, sollte sich <strong>als</strong> stilsetzend empfinden dürfen. Und<br />

damit das so bleibt, muss Tom jetzt erst mal wieder zur<br />

Probe hinzustoßen. Er geht aber nicht, ohne uns <strong>als</strong> Zeitvertreib<br />

bis zum Treffen am Abend diverse Modeläden der<br />

Stadt zu empfehlen.<br />

Antwerp Six – Mode abseits von Szenen<br />

Und so machen wir uns in Richtung Altstadt und Nationalestraat<br />

auf, wo neben schmuck ausstaffierten Spezialitätengeschäften<br />

und alteingesessenen Praliné-Zuckerbäckern<br />

die meisten Modelabels und -läden ansässig<br />

sind, allen voran die legendären Antwerp Six, deren Fusion<br />

von gepflegten Eigenheiten, Detailliebe und nachhaltiger<br />

intellektueller Verdichtung zum internationalen<br />

Durchbruch der Mode aus Antwerpen geführt hat. Viele<br />

der in Antwerpens Modebusiness Tätigen haben an der<br />

altehrwürdigen Royal Academy of Fine Arts studiert. Einer<br />

Schule, die bekannt ist für die Härte, mit der sie geführt<br />

wird, und die Disziplin, die sie ihren Studenten abverlangt.<br />

Doch wenn man diese erfolgreich absolviert hat,<br />

steht einem dafür auch die Modewelt offen.<br />

Fragen des Zugangs stellen sich Veronique Branquinho<br />

nicht mehr. Wir treffen die Designerin im Foyer des Antwerpener<br />

Modemuseums, wo zurzeit ihre Ausstellung »Moi<br />

Veronique toute nue« gezeigt wird. Während eines ≥


046 Musik<br />

Walter v. B. mag es bunt Veronique Branquinho: Ordnung ist das halbe Leben<br />

≥<br />

Rundgangs weihen sie und der mittlerweile wieder zu<br />

uns gestoßene Tom Barman uns in die Geheimnisse der<br />

Antwerpener Verhältnisse ein. »Antwerpen hat diese alte<br />

Kunst- und Handwerkstradition, die aufgrund der Nähe zu<br />

Frankreich, Deutschland und Holland auf der einen und<br />

England und Übersee auf der anderen Seite immer wieder<br />

neu und frisch gespeist wurde«, erzählt Veronique. »Das<br />

macht den ganz speziellen Reiz der Stadt auch nach wie<br />

vor aus. Zudem ist die Szene hier einfach sehr klein. Man<br />

kennt sich. Und wenn man sich mag, arbeitet man halt<br />

zusammen.« Tom sieht das ganz ähnlich, sperrt sich allerdings<br />

gegen den Begriff Szene: »Weißt du, Szenen werden<br />

von Leuten erfunden, die von außen auf eine Gruppe<br />

schauen. Die einzelnen Gruppenmitglieder machen<br />

jedoch einfach ihren Kram – manchmal zusammen und<br />

manchmal auch allein –, sie würden nie auf die Idee kommen,<br />

Teil einer Szene zu sein. So funktioniert das auf jeden<br />

Fall hier in Antwerpen.«<br />

Und zwar disziplinübergreifend. So nahm Tom beispielsweise<br />

zuletzt auf ausdrücklichen Wunsch Dries von No- Dries van Noten<br />

tens für dessen Modenschau eine 12-minütige Version<br />

von »Bad Timing« auf und spielte im Rahmen der Kollektionspräsentation<br />

von Veronique Branquinho in Paris eine<br />

Akustikversion des alten Peter-Sarstedt-Klassikers<br />

»Where Do You Go To My Lovely«. Dies sind nur zwei Kollaborationsbeispiele<br />

von vielen, denen der Tausendsassa<br />

nachgeht, von seiner zweiten Leidenschaft, dem Film,<br />

der er trotz abgebrochenem Filmstudium mit verschiedenen<br />

Musikvideos, einem Kurzfilm (»Turnpike«, 1996)<br />

und einem erfolgreichen Spielfilm (»Any Way The Wind<br />

Blows«, 2003) mittlerweile professionell nachgeht, ganz<br />

zu schweigen.<br />

Zurück zur Musik<br />

Mittlerweile sind wir in einer gemütlich-rustikalen Eckkneipe<br />

angekommen, wo Veronique und Tom mit großem<br />

Hallo von der bodenständigen 50+-Belegschaft begrüßt<br />

werden. Es ist an der Zeit, nochm<strong>als</strong> über das neue dE-<br />

US-Album »Vantage Point« zu sprechen.<br />

»The Americans grew up with Elvis, the English grew up<br />

with Beatles and the Belgians grew up with record stores.«<br />

Der dezente Bruch mit der Welt des<br />

Alltäglichen ist das Markenzeichen Dries<br />

van Notens. Der 1958 geborene Spross<br />

einer alteingesessenen Textilhändlerfamilie<br />

legt dabei mindestens genauso viel<br />

Wert auf Material- und Farbauswahl wie<br />

auf traditionelles Gestaltungshandwerk.<br />

Mittlerweile ist der notorisch zurückhaltende<br />

Designer nicht nur absoluter<br />

Liebling der detailversessenen asiatischen<br />

Couture-Gemeinde, sondern auch eine<br />

Institution auf den europäischen und<br />

US-amerikanischen Schauen. Sein<br />

Antwerpener Store Het Modepalais ist<br />

in den ehemaligen Räumlichkeiten eines<br />

der ältesten Modeausstatter der Stadt<br />

untergebracht und präsentiert auf zwei<br />

Etagen und knapp 250 Quadratmetern<br />

das Komplettprogramm im antiken Originalinterieur.<br />

(Nationalestraat 16, Mo-Sa<br />

10-18:30 Uhr)<br />

Der Titel bedeutet übersetzt sowohl Aussichtspunkt <strong>als</strong><br />

auch Blickwinkel – zumindest dem Lexikon nach.<br />

Ich entscheide mich für eine Fusion aus beidem. Abgesehen<br />

davon, dass unser Studio so hieß und ich den Namen<br />

sehr mochte, steht er für mich auch für eine strategische<br />

Plattform, die einen kritischen Blick nach vorn und auch<br />

zurück zulässt. Du kannst das Album <strong>als</strong>o ruhig <strong>als</strong> eine<br />

vorläufige Quintessenz unserer Arbeit verstehen.<br />

Gehört zur Strategie auch der Perfektionismus, mit dem<br />

du die zehn Songs gestrickt hast?<br />

Ich mag den Begriff »Perfektionismus« nicht besonders –<br />

aber ja, du hast recht, mich interessieren die kleinen Dinge,<br />

die dann das ganze Große machen. »Ein Detail ist kein Detail«<br />

ist einer meiner Lieblingssprüche, mit denen ich meinem<br />

Umfeld ganz schön auf die Nerven fallen kann. Aber<br />

ich sehe das so: Egal, ob du nun Songs schreibst, Kunst<br />

machst oder Kleidung entwirfst, es geht immer darum, der<br />

Welt ein wenig Disziplin und Ordnung zu vermitteln. Unsere<br />

Gesellschaft ist aggressiv und chaotisch, und Kunst<br />

gibt ihr eine gewisse Logik und einen Sinn, und genau darum<br />

ist es mir so wichtig, in jedem Moment das Beste aus<br />

meiner Arbeit herauszuholen, auch wenn ich vielleicht im<br />

ganz großen Bild überhaupt nichts ändern kann.<br />

Live am 07.05. in München und beim Melt!<br />

<strong>Intro</strong> empfiehlt<br />

dEUS<br />

Vantage Point<br />

CD // V2 / Universal


Tom und Veronique - mit dem Porsche ins Glück<br />

Cinéma Belgique<br />

Trotz ihrer traditionsreichen Geschichte, blieb es der belgischen<br />

Filmszene lange verwehrt, auch über die Grenzen ihrer Heimat hinaus<br />

Beachtung zu finden. Zum einen wegen des quantitativ doch recht<br />

mageren Outputs, zum anderen wegen der Schwierigkeiten einer<br />

eigenen Positionierung im oft nicht nur sprachlich gespaltenen Land.<br />

Während wallonische Regisseure wie Gérard Corbiau, Alain Berliner<br />

und die Dardenne-Brüder Jean-Pierre und Luc bereits in Neunzigern<br />

den Schulterschluss zum französischen Kulturkino schafften,<br />

zeichneten sich flämische Produktionen lange durch gesichtslose<br />

Adaptionen US-amerikanischer Blockbuster aus. In den vergangenen<br />

Jahren sorgten jedoch auch hier ambitionierte Filmemacher wie<br />

Felix van Groeningen (»With Friends Like These«, »Steve & Sky«),<br />

Fien Troch (»Someone Else’s Happiness«), Patrice Toye (»The Spring<br />

Ritual«, »Rosie«) und Tom Barman (»Any Way The Wind Blows«) für<br />

eine tragfähige Vitalisierung des klassischen Autorenkinos.<br />

Walter van Beirendonck<br />

Er gilt <strong>als</strong> der Kompromissloseste der Antwerp Six. Neben Hi-End-<br />

Fashion im farbenfrohen Streetwear-Gewand stehen bei ihm stets<br />

auch Ausflüge in angrenzende Disziplinen auf dem Programm: Electro-<br />

Partys im Antwerpener Hafenviertel, ein eigener Comic namens »King<br />

Konks Kooks« und eine Dozentenstelle an der Königlichen Akademie.<br />

Außerdem pflegte er mit W.&L.T. zeitweise eine Demin-Linie und<br />

stattete <strong>als</strong> Kostümbildner neben verschiedenen Theater- und Ballettproduktionen<br />

u. a. auch U2 aus. In seinem in einer ehemaligen Tiefgarage<br />

untergebrachten Shop präsentiert der Designer neben eigenen<br />

Entwürfen auch Arbeiten von u. a. Bernard Willhelm, Sofie d’Hoore,<br />

Cosmic Wonder, Bless, Dirk van Saene, Mikio Sakabe und Piet Heim<br />

Eek. (St. Antoniusstraat 12, Mo 13-18:30 Uhr, Di-Sa 11-18:30 Uhr)<br />

Ann Demeulemeester<br />

Ähnlich wie van Beirendonck flirtet auch Demeulemeester mit den<br />

Möglichkeiten der interdisziplinären Kooperation und Aktion. Zwar<br />

hat sich die Flämin in den letzten Jahren mit weicheren Formen vom<br />

harten, Grunge-inspirierten Look ihrer frühen Entwürfe emanzipiert,<br />

gleichwohl spielen das Element des Unfertigen <strong>sowie</strong> eine behutsam<br />

gepflegte Verweiskultur nach wie vor eine maßgebliche Rolle in ihrer<br />

Arbeit. So präsentiert sie neben den reinen Catwalk-Kollektionen<br />

in regelmäßigen Abständen auch experimentelle Designs, die in<br />

Zusammenarbeit mit Künstlern, Fotografen und Musikern wie<br />

Rodney Graham, Jim Dine, Patti Smith oder Steven Klein entstehen<br />

und im musealen Kontext gezeigt werden. (Verlatstraat 38, Mo-Sa<br />

10:30-18:30 Uhr)


048 Mode<br />

STEMPELKÜSSE<br />

Produktion: Amelie Schneider, Illustration: Anne Lück, Dank an RockOn.de


Tuch: Revolution _ Sonnenbrille: VonZipper _ Sandale: Dr. Scholl’s _ Visor: New Era<br />

Mode 049


050 Mode


Tuch: Revolution _ Sneaker: Nike _ Tuch: Revolution _ Sneaker: Gravis _ Hut: Ezekiel _ Schlappe: Volcom<br />

Mode 051


052 Mode


Hut: Ezekiel _ Sandale: Dr. Scholl’s _ Visor: New Era _ Hut: Fenchurch _ Slipper: Pro Keds<br />

Mode 053


054 Mode<br />

Das Bild von jungen Nordeuropäern, die sich weite Kleider um die spindeldürren<br />

Körper schnüren, zirkuliert seit geraumen Saisons durch die einschlägigen<br />

Stil-Gazetten. Etwas abseits vom grau-schwarz geplusterten Modezirkus<br />

hingegen haben es sich die Geschwister Anna und Karin Arvidsson mit zwei<br />

Stores namens Katitzi im Norden Stockholms bequem gemacht.<br />

D ieser Tage lungert auffällig oft ein zu dünn angezogener Kerl mit Riesenbrille und<br />

Kamera auf Södermalm herum, der wenige Quadratkilometer großen Südinsel<br />

Stockholms mit beispielloser Dichte an bestens gekleideten Menschen. Facehunter<br />

schafft es mitsamt seinem Streetstyle-Blog kaum noch zurück ins heimatliche<br />

East-London, so viel gibt es hier zu knipsen. Wer sich allerdings vom Fashion-Overkill<br />

etwas erholen möchte, der spaziert zwei Brücken gen Norden. 2005 öffnete dort, auf Kungsholmen,<br />

einer etwas vornehmeren Nachbarschaft, der erste Katitzi-Laden; seit einem Jahr<br />

gibt es den zweiten Laden im Stadtteil Vasastan.<br />

Marken wie die allgegenwärtige Carin Wester oder das obligatorische Acne findet man bei<br />

Katitzi nicht, obwohl, wie Karin Arvidsson erzählt, gerade solche Etiketten der Klientel das Gefühl<br />

geben, das Richtige zu tun, stilsicher zu kaufen. Anna und Karin wählen jedoch bewusst<br />

am gegenwärtigen Hype vorbei junge, kleinere Labels aus und legen Wert auf gute Handarbeit.<br />

So wie bei der detailbesessenen Lingerie von Made By Noemi oder den handgeschneiderten<br />

Kleidern von Klara Stark, die um die Ecke im Künstlerkollektiv Detroit entstehen. Für Jungmädchenträume<br />

hängt hier Fröken Söt, neben ein wenig schwarz-weißer skandinavischer Hoheit<br />

von Drottningen Av Saba. Im Frauenimperium mit Waldtapete vermutet man zuerst keine<br />

Männermode, doch mit Menswear wie Garde Of Scandinavia oder dem Jungwunder So Last<br />

Season braucht der Herr keineswegs nur ermattet auf seine bessere Hälfte zu warten.<br />

Mit 50 bis 150 Euro pro Teil ist man – zumal in Stockholm – bestens bedient, wie auch mit<br />

der feinen und erschwinglichen Auswahl exquisiter Vintages und Accessoires. Zudem verlässt<br />

kein Kleidungsstück den Laden ohne ein schwesterliches Unikat: Unglaublicherweise<br />

wird jede einzelne Papiertüte von Anna und Karin mit Pferden, Löwen und anderen Herzlichkeiten<br />

bepinselt. Und weil dann noch im Hintergrund die Cardigans laufen, vergisst man einfach,<br />

dass es in dieser Stadt gefühlte acht Monate im Jahr bitterkalt und stockfinster ist. Katitzi<br />

shows you love. Text und Foto: Katharina Poblotzki<br />

Hantverkargatan 44, Kungsholmen, 11221 Stockholm und Odengatan <strong>24</strong>, Vasastan, 11351 Stockholm, www.katitzi.se<br />

Boogaloo<br />

Heute schon geboogaloot? Wenn nicht, liegt es<br />

vielleicht an den fehlenden Klamotten. So wenig<br />

wie lateinamerikanische Tänze im Taucheranzug<br />

aufgeführt werden, tanzt man den – nach James<br />

Browns »Do The Boogaloo« benannten – Stil in einer<br />

gewöhnlichen Hose. Das Label Timezone bewies<br />

mal wieder ein feines Gespür für die Bewegungen<br />

der Straße und passte seine Streetwear<br />

formgerecht an. Der Boogaloo-Pro- und Breakdance-Weltmeister<br />

Patrick Grigo a.k.a. B-Boy Parish<br />

brachte seine Erfahrungen und Wünsche ins<br />

Design der neuen Beinkleider ein – und schon<br />

waren die Boogaloo Pants geboren.<br />

Der Boog-Style, 1975 in Kalifornien entstanden,<br />

ist Streetstyle in Reinkultur. Wie auch andere<br />

Funk-Styles von der Westküste, die während<br />

der 60er- und 70er-Jahre entwickelt wurden, beansprucht<br />

er jeden Teil des Körpers. Die strapazierfähigen<br />

Boogaloo Pants sind gürtellos tragbar<br />

und schmiegen sich tight um die Hüften. Die<br />

Schenkel haben Luft, um gegebenenfalls für einen<br />

Overhead Schwung zu holen, bei dem der<br />

leichte Schlag blendend zur Geltung kommt. Wer<br />

derart ins Schwitzen gerät, wird neben vielen weiteren<br />

Annehmlichkeiten vor allem die integrierte<br />

Handtuchschlaufe zu schätzen wissen.<br />

Dank Frontpocket muss auch der<br />

MP3-Player beim Headspin nicht verloren<br />

gehen ...<br />

Die aufgestickten Initialen »BS« huldigen<br />

»Boogaloo Sam«, der den rollenden<br />

und raumgreifenden Bewegungen<br />

<strong>als</strong> Erster einen unverwechselbaren<br />

Charakter gab. Ebendieser Charakter<br />

steckt in den neuen Boogaloo<br />

Pants, was sie auch im alltäglichen<br />

Gebrauch zu etwas ganz Besonderem<br />

macht.<br />

Walter Fröhlich<br />

Die Boogaloo Pants sind in streng limitierter Auflage<br />

erhältlich. www.timezone.de/boogaloo


01<br />

04<br />

07<br />

02<br />

05<br />

08<br />

DANCING SHOES ...<br />

Fotograf Gerrit Starczewski steht jeden Abend in der ersten Reihe. Der Beweis: ein Sammelsurium an Sohlen, Socken und Zehen, von Alison<br />

Mosshart bis Thees Uhlmann. Jetzt liegt’s an euch, echtes Fantum zu beweisen. Wer rockt denn da? Zu sehen sind Maral Salmassi, Soulwax,<br />

Zoot Woman, Tomte, Uffie, Pigeon Detectives, The Kills, Lo-Fi-Fnk und Grand Island.<br />

Auflösung: 01 Grand Island, 02 The Kills, 03 Lo-Fi-Fnk, 04 Maral Salmassi, 05 Pigeon Detectives, 06 Soulwax, 07 Tomte, 08 Uffie, 09 Zoot Woman.<br />

Künstler Kollaboration<br />

Der Handyhersteller Nokia arbeitet bei der Kreation seiner Luxustelefone 8800 Arte und 8800<br />

Sapphire Arte mit renommierten Künstlern aus den Genres Musik, Kunst und Mode zusammen.<br />

Während die Klingeltöne für diese beiden Handys vom Wiener Produzenten-Duo Kruder<br />

& Dorfmeister entwickelt wurden, zeichnet sich für die Videosequenzen, die bei einem eingehenden<br />

Anruf im großen Farbdisplay des Telefons erscheinen, der österreichische Fotograf,<br />

Lichtdesigner und Projektionskünstler Fritz Fitzke verantwortlich. Die Präsentation der neuen<br />

Mobiltelefone fand gemeinsam mit der Kollektionsvorstellung der Schmuck- & Modedesignerin<br />

Sabrina Dehoff (www.sabrinadehoff.com) in Berlin statt. Eigens für den Event fertigte<br />

Dehoff ein exklusives Accessoire an. Dabei ließ sie sich von der Form und den Werkstoffen<br />

der Telefone inspirieren. So entstand eine Münze am Lederband aus 925 Sterling Silber mit<br />

der eingestanzten Silhouette eines Flugzeuges. »Ich wollte einen rauen Kontrast zum Design<br />

des Telefons schaffen, aber nah an den Materialien bleiben«, erklärt sie. Die in schwarz und<br />

rotbraun erhältlichen Designhandys sind mit 3,2 Mega-Pixel Kamera mit 8-fachem Zoom ausgestattet<br />

und verfügen über einen MP3-Player mit 1GB Speicherkapazität <strong>sowie</strong> einen Micro<br />

USB-Anschluss. Zahlreiche raffinierte Funktionen, wie z.B. eine ausgeklügelte Anrufstummschaltung<br />

oder die speziell beschichteten Metall- und Glasoberflächen zur Vermeidung von<br />

unschönen Schlieren auf dem Gehäuse, runden das luxuriöse Ausstattungspaket ab.<br />

Text: Kay Alexander Plonka<br />

06<br />

09<br />

03<br />

Mode 055


056 Mode<br />

KOPIERTE LITERATUR<br />

Bei Bomberjacken denkt man nicht automatisch an Style. Ein Fehler,<br />

wie Lars Brinkmann meint, zumindest, wenn man vom Modell<br />

MA-1 spricht. Dieses in Japan gefertigte Stück Mode lässt die<br />

Alpha-Industries-Welt im Staub zurück. Illustration: Elisabeth Moch<br />

M it »Pattern Recognition« (dt. »Mustererkennung«)<br />

veröffentlichte William Ford Gibson<br />

im Jahr 2003 einen der besten, wenn nicht<br />

den besten Roman seiner Karriere. Es ist<br />

die milde futuristische Geschichte um eine Frau, die ihr Geld<br />

<strong>als</strong> sogenannter Cool Hunter verdient. Cayce Pollard berät<br />

Global Player bei der Gestaltung von neuen Firmenlogos<br />

und spürt Modetrends an der Basis auf. Unter anderem<br />

prädestiniert sie eine Logo-Allergie für ihren Job; wenn<br />

sie beispielsweise in einem Kaufhaus auf eine Komplettdekoration<br />

von Tommy-Hilfiger- oder Ralph-Lauren-Klamotten<br />

trifft, bekommt sie Panik-Attacken. Weil Pollard<br />

über diesen übersensibilisierten Sinn für »Global Brands«<br />

verfügt, kann sie keine »Label-Mode« tragen. Stattdessen<br />

kleidet sie sich in das schmucklose Schwarz namenloser<br />

Hersteller.<br />

Ihr einziger Schatz ist ein spezielles Exemplar der klassischen<br />

Bomberjacke vom Modell MA-1, wie es seit 1957,<br />

von leichten Modifikationen abgesehen, bis zum heutigen<br />

Tag unverändert beim amerikanischen Militär zum<br />

Einsatz kommt. Das Besondere an Pollards Jacke ist deren<br />

Machart: In detaillierter Kleinstarbeit gefertigt von<br />

japanischen Otakus, auf den Original-Nähmaschinen der<br />

Fünfziger, ist sie so etwas wie ein Fetisch. Sie ist »originaler<br />

<strong>als</strong> original«, denn sie besteht vom Nylon bis zum<br />

Reißverschluss aus denselben authentischen Materialien<br />

wie das Original, brilliert aber darüber hinaus mit einer<br />

weitaus besseren, weil liebevolleren Verarbeitung. Diese<br />

MA-1 könnte jedem Hooligan und Skinhead die Schamröte<br />

ins Gesicht treiben, sie ist die Antipode zu allen Pervertierungen<br />

aus dem Hause Alpha Industries – sie ist nicht nur<br />

der Inbegriff des Cools, sie ist das ultimative Kleidungsstück<br />

für die Styler unter den alles Modische verachtenden<br />

Konsumverweigerern.<br />

Diese japanischen MA-1-Jacken gibt es schon lange<br />

– ein Freund von Gibson ist Militaria-Sammler und hatte<br />

ihm in der Vorbereitung zu »Pattern Recognition« von den<br />

speziellen Repliken erzählt. Ob Gibson ihm nicht richtig zugehört<br />

hat oder einfach seiner Fantasie freien Lauf ließ:<br />

Fest steht, dass es diese spezielle, nach dem 57er-Urmodell<br />

geschneiderte Bomberjacke nur in der Originalfarbe<br />

Oliv gab und nicht, wie in Gibsons Roman beschrieben, in<br />

Schwarz. Doch das Leben sollte diesmal die Literatur kopieren.<br />

Der Erfolg des Buches führt dazu, dass sich die japanischen<br />

Otakus von der Firma Buzz Rickson mit Gibson<br />

kurzschlossen, um eine »William Gibson Collection« aus<br />

der Taufe zu heben. Die Jacke gibt es <strong>als</strong>o jetzt in Schwarz,<br />

sie kostet in Amerika 499 Dollar und in Japan »etwas« weniger.<br />

Alle paar Monate taucht mal eine bei eBay auf. Happy<br />

Hunting!


foto: markus palzer


058 Film<br />

Gus Van Sant / Paranoid Park<br />

DAS SOGENANN<br />

TE LEBEN<br />

G us Van Sant kehrt mit seinem jüngsten Film<br />

»Paranoid Park« nach Oregon zurück. Die<br />

Bilder von Portland. Die Brücke zwischen<br />

den Ufern. Die ockerfarbenen und rot schillernden<br />

Herbstbäume. Der bewölkte graue Himmel. All das<br />

wirkt sofort vertraut. Der Regisseur variiert noch einmal<br />

das Todesthema seiner vorausgegangenen Trilogie. »Paranoid<br />

Park« spielt außerdem nicht nur am selben Ort,<br />

geografisch, sondern im selben sozialen Milieu – in der<br />

amerikanischen Mittelklasse. Gus Van Sant, US-Independent-Ikone<br />

und sensibler Chronist des Heranwachsens,<br />

porträtiert stets junge Outsider, die sich den sozialen Disziplinierungszwängen<br />

widersetzen. Anders <strong>als</strong> in den Filmen<br />

der Trilogie, die den Zugang zu den Emotionen und<br />

Gedanken der Protagonisten verweigerten, zielt »Paranoid<br />

Park« allerdings mitten auf die Gefühlswelt des Teenagers.<br />

Es ist die aufregende Geschichte des 16-jährigen<br />

Skaters Alex (Gabe Nevins). In einer der ersten Einstellungen<br />

sieht man den Jungen, der die Ferien bei seinem Onkel<br />

an der Küste Oregons verbringt. Dort sitzt er einsam<br />

auf einer steinernen Bank am Hügel. Mit einem Bleistift<br />

macht er Einträge in sein Notizbuch. Wenn der Film beginnt,<br />

sind die wichtigsten Ereignisse schon geschehen.<br />

Alex erinnert sich in Rückblenden. Ein komplexes Mosaik<br />

aus Fakten offenbart nach und nach: Alex hat den Tod<br />

eines Sicherheitsmannes zu verantworten.<br />

Der Highschool-Schüler und sein Freund Jared (Jake<br />

Miller) streunen somnambul durchs sogenannte Leben.<br />

Magisch angezogen werden die beiden Jungs vom Skatespot<br />

»Paranoid Park«. Als Alex’ Vater mit einem Buddy<br />

Ferien macht, zieht der Sohn zu seinem Kumpel. Sie be-<br />

Skate till someone dies: Gus Van Sant variiert in<br />

seinem jüngsten Film »Paranoid Park« noch mal<br />

das Todesthema samt Adoleszenz-Sorgen in der<br />

Welt der Erwachsenen. Sein junger Held Alex ist<br />

ein Raskolnikoff auf Rollen. Die Schuldfrage wird<br />

atmosphärisch gelöst. Pascal Jurt rekapituliert.<br />

Kameramann Christopher Doyle<br />

& Regisseur Gus Van Sant<br />

schließen, an einem Tag, wenn Jareds Eltern weg sind,<br />

wieder an den Platz zurückzukehren, wo sich die Street-<br />

Skater und andere Outlaws treffen. Als Jared wegen eines<br />

Dates mit einem Mädchen den Plan abbläst, geht Alex<br />

alleine hin. Der 16-Jährige wird von einem älteren Skater<br />

zum Bahnsurfen mitgenommen, wo er zufällig mit einem<br />

Skateboard des Todes


»Baby, es ist aus!«<br />

Ordnungshüter in eine Auseinandersetzung gerät. Beim<br />

Gerangel fällt der Ältere auf ein Gleis und wird von dem herannahenden<br />

Zug erfasst. Wie in einem Albtraum schaut<br />

Alex auf den zerteilten Leib des Wachmannes. Das Reale<br />

bricht in die éducation sentimentale ein.<br />

Alex spricht mit niemandem über den Unfall und versucht<br />

sein normales Leben weiterzuführen. Van Sant spürt<br />

dem Verlust der jugendlichen Unschuld und der Angst, enttarnt<br />

zu werden, intensiv nach. Alex trägt seine Schuld wie<br />

unter Narkose durch den Alltag, schleppt sein Schicksal<br />

durch die endlos langen Korridore der Highschool. Alex’<br />

Gewissensbisse und seine teenage angst werden in flirrenden,<br />

schwebenden, quasi impressionistischen Bildfolgen<br />

erzählt. Er geht zum Haus von Jareds Eltern, duscht<br />

sich, wechselt die Klamotten und versucht seinen Vater<br />

anzurufen. In anderen Einstellungen sieht man Alex, wie er<br />

mit seiner Freundin nach dem ersten Sex Schluss macht.<br />

Und wie er in der Schule, zuerst einzeln, danach mit seinen<br />

Skater-Kumpels von einem Detective (Dan Liu) zum Tod<br />

des Wachmanns befragt wird. Die Fragen des Polizisten<br />

und die Sätze der Mittelstands-Eltern surren an Alex’ Lebenswelt<br />

vorbei. Die Erwachsenen und ihre Werte werden<br />

auch von der Kamera ausgeschlossen. In der Szene, wo<br />

sich Alex’ Vater (Jay »Smay« Williamson) nach dem Wohlbefinden<br />

des Sohnes erkundigt, bleibt dieser zunächst unscharf.<br />

Als Zuschauer vermutet man einen all-american<br />

dad hinter der Stimme. Scharf gestellt, entpuppt sich der<br />

Vater jedoch <strong>als</strong> volltätowierter Ex-Skater mit fliegendem<br />

Flanell-Hemd. Mainstream der Minderheiten!<br />

»Paranoid Park« teilt mit seinen Vorgängern nicht nur<br />

die jugendlichen Protagonisten und Laiendarsteller (die<br />

für diesen Film via MySpace gecastet wurden). Sondern<br />

auch die Zeitschleifen und das Pendeln zwischen Begehren<br />

und Mangel im Alltag. Dazu eine Tonspur, die, wo sie<br />

vom Bild abgekoppelt wird, ein Flirren erzeugt. Der atmosphärische<br />

Sound, die traumverlorene ausdrucksstarke<br />

Bildsprache von Wong Kar-Wais langjährigem Kameramann<br />

Christopher Doyle, die Super-8-Skateboard-Ästhetik<br />

von Rain Kathy Li, die unorthodoxe Narration: typisch<br />

Gus Van Sant. Das Abweichen von einer klassischen Dramaturgie<br />

der Situationen taucht ein in die Erfahrungswelt<br />

des jungen skatenden Raskolnikoff, ohne sich anzubiedern.<br />

Im Zusammenspiel mit dem Score – inklusive Nino Rotas<br />

Kompositionen für Fellinis »Amarcord«, diesem Reigen der<br />

Erinnerung an die Erinnerung – ist es vor allem die Tonebene,<br />

die die Türen der Wahrnehmung öffnet. Während die<br />

Romanvorlage von Blake Nelson in Form eines Tagebuchs<br />

den direkten Zugriff auf die Subjektivität des Protagonisten<br />

ermöglicht, fasst Van Sant die Schuld des Jugendlichen<br />

weniger mit Psychologie, vielmehr atmosphärisch.<br />

Selten ist in letzter Zeit jemand Robert Bressons Satz so<br />

nahe gekommen, wonach man die Endlichkeit mitbedenken<br />

sollte, um durch diese Folie einen anderen Blick auf<br />

alltägliche Details und Gesten zu gewinnen, wie Gus Van<br />

Sant mit »Paranoid Park«.<br />

Paranoid Park<br />

F/USA 2007<br />

R: Gus Van Sant; D: Gabe Nevins, Taylor Momsen, Jake Miller,<br />

Dan Liu, Lauren McKinney, Scott Green; 15.05.<br />

Trilogie des Todes<br />

Nino Rota<br />

Film 059<br />

Seine letzten drei Filme bezeichnete Gus<br />

Van Sant <strong>als</strong> »Trilogie des Todes«, sie<br />

beruhen auf wahren Ereignissen. Im 2002<br />

gedrehten »Gerry« suchen die Protagonisten<br />

in der Wüste eine Extremerfahrung, an<br />

der sie fast zugrunde gehen, »Elephant«<br />

(2003) versucht sich dem Massaker an<br />

der Columbine Highschool zu nähern, und<br />

»Last Days« (2005) verhandelt die Einsamkeit<br />

Kurt Cobains vor dessen Tod.<br />

... wurde nach dem Zweiten Weltkrieg<br />

vor allem <strong>als</strong> Verfasser von Filmmusik<br />

bekannt. Er komponierte insbesondere<br />

für Federico Fellini (»La Dolce Vita«, »8<br />

½«, »Amarcord«, »Casanova«), Luchino<br />

Visconti (»Rocco und seine Brüder«, »Der<br />

Leopard«) und Francis Ford Coppola (»Der<br />

Pate«).


060 Film<br />

»The Zoo« - Zeitguised haben Funkstörung ein Flugzeug für den Clip geschenkt<br />

54. Oberhausener Kurzfilmtage<br />

MUVI<br />

WIRD<br />

10<br />

Die 54. Oberhausener Kurzfi lmtage<br />

feiern ein Jubiläum: Zum<br />

zehnten Mal wird der MuVi-<br />

Preis für das beste deutsche<br />

Musikvideo verliehen. Seit Anfang<br />

an dabei im Orga ni sationsteam<br />

ist Festivalleiter Lars<br />

Henrik Gass. Mit ihm sprach<br />

Oliver Minck.<br />

D er Musik-Clip hat sich in den letzten zehn<br />

Jahren vom Leitmedium des Pop zum Randprodukt<br />

entwickelt. Wie macht sich das bei<br />

euch bemerkbar? Diese Entwicklung stellt ja<br />

in gewisser Weise in Frage, was wir da tun. Der Musicclip<br />

wurde vom Musikfernsehen erfunden, nun hat sich diese<br />

Gattung komplett davon emanzipiert. Fast keiner der<br />

Clips, die wir dieses Jahr zeigen, ist im Fernsehen gelaufen.<br />

Trotzdem ist die Gattung nicht totzukriegen. Interessant<br />

ist, dass das Musikfernsehen ja gewisse Konventionen mit<br />

sich brachte, die jetzt weitgehend entfallen. Dadurch entstehen<br />

neue schöpferische Impulse. Aber auch sehr gewalttätige,<br />

sehr sexualisierte Musikvideos.


Sind denn klare künstlerische und ästhetische Tendenzen<br />

und Entwicklungen auszumachen? Abseits des<br />

richtig kommerziellen Segments gibt es in Deutschland<br />

überhaupt keine Budgets mehr. Dadurch entstehen neue<br />

ästhetische Strategien: Material aus anderen Filmen wird<br />

entwendet und wiederverwertet. Animationen werden<br />

wichtiger und Arbeitsweisen, die von Einzelnen am Computer<br />

bewerkstelligt werden können.<br />

Wie wichtig sind die Kunsthochschulen für den MuVi-<br />

Preis? Es gab einen Zeitpunkt, da dachte man, das Musikvideo<br />

sei nur noch ein Übungsfeld für Filmstudenten.<br />

Natürlich haben wir immer wieder und auch in diesem Jahr<br />

Videos dabei, die ganz klar zu solchen Zwecken entstanden<br />

sind. Dennoch hat das Musikvideo eine solche Selbstständigkeit<br />

entwickelt, dass es zu einer eigenen Kunstform geworden<br />

ist. Die meisten bei uns gezeigten Videos kommen<br />

dementsprechend auch nicht von den Hochschulen.<br />

Was waren deine persönlichen Highlights in zehn Jahren<br />

MuVi-Preis? Sind auch absurde Dinge passiert? Als<br />

wir anfingen, war ja gerade die Hochzeit von Regisseuren<br />

wie Chris Cunningham und Michel Gondry, deren Arbeiten<br />

wir natürlich gezeigt haben. Auch in Deutschland<br />

wurden dam<strong>als</strong> sensationelle Clips gedreht, z. B. von Deborah<br />

Schamoni für die Goldenen Zitronen oder von Michael<br />

Klöfkorn und Oliver Husain für Sensorama. Die absurdeste<br />

Geschichte: Chris Cunningham war 1999 zu Besuch<br />

auf dem Festival. Er checkte ins Hotel ein, verließ es nicht<br />

mehr, ward nicht mehr gesehen und flog dann unverrichteter<br />

Dinge wieder zurück.<br />

COLIN FARRELL<br />

BRENDAN GLEESON<br />

RALPH FIENNES<br />

Nach welchen Kriterien stellt ihr die Jury zusammen?<br />

Wir bemühen uns, immer jeweils eine Person aus den Bereichen<br />

Musik, Regie und Popkultur zu bekommen. Gerne<br />

auch international besetzt, denn in Deutschland ist die Szene<br />

sehr klein, und man kennt sich untereinander zu gut.<br />

Welche Qualitäten muss ein Clip erfüllen, damit er bei<br />

euch gute Chancen hat? Und was geht nicht? Es gibt keine<br />

vordefinierten Kriterien, aber eine Arbeit muss überraschen<br />

und aus der Masse herausragen. Es gibt durchaus<br />

gute Videos, die einfach nur die Konventionen erfüllen. Die<br />

sind bei uns fehl am Platz. Unser Preis hat die Aufgabe, Innovation<br />

zu stärken. Wir haben die Clips von Anfang an auf<br />

der Leinwand in groß gezeigt, wie man sie im Fernsehen<br />

niem<strong>als</strong> zu sehen bekommt. Durch die Projektion erhält<br />

das Bild ja gewissermaßen den gleichen Status wie der<br />

Ton, der automatisch weiter in den Raum eindringt. Man<br />

kann und soll die Musik aber auch nicht ausblenden. Und<br />

eine sehr konventionelle Musik beeinflusst natürlich auch<br />

die generelle Beurteilung des Musikvideos negativ.<br />

Zehn Jahre MuVi-Preis: Wie wird gefeiert? Am Festival-<br />

Samstag machen wir eine Party im K14, dem Oberhausener<br />

Festivalcafé, mit Console und Jan Jelinek. Beide waren<br />

mit ihrer Musik wiederholt beim MuVi-Preis vertreten.<br />

Und The Notwist haben ja auch in diesem Jahr einen Clip<br />

in der Endauswahl.<br />

<strong>Intro</strong> empfiehlt: Kurzfilmtage Oberhausen 01.-06. Mai;<br />

Am 03. Mai, steigt nach der Preisverleihung die<br />

Jubiläumsparty im K14, Eintritt: EUR 5.<br />

MuVi Preis 2008<br />

www.brueggesehenundsterben.de<br />

AB 15. MAI<br />

IM KINO!<br />

Film 0<strong>61</strong><br />

Erdmöbel »Aus meinem Kopf«<br />

R: Sandeep Mehta<br />

Luigi Archetti & Bo Wiget<br />

»Bestes deutsches Musikvideo«<br />

R: Luigi Archetti & Bo Wiget<br />

Michael Fakesch »Blackbird«<br />

R: Giraffentoast<br />

Sigur Rós »Der Jäger und der Bär«<br />

R: Joachim Brandenburg<br />

Michael Fakesch »Dot«<br />

R: Jörg Petri<br />

Stereo Total »Ich bin der Stricherjunge«<br />

R: Simone Gilges<br />

Bonnie »Prince« Billy »Love ComesTo Me«<br />

R: Oliver Pietsch<br />

Kutti MC feat. Endo Anaconda »Mon Bébé«<br />

R: Kaya Inan<br />

Kaspar Astrup Schroeder »Real Snow«<br />

R: Lisa Rave<br />

Rechenzentrum »Terra Incognita«<br />

R: Lillevän<br />

Food For Anim<strong>als</strong> »Tween My Lips«<br />

R: Martin Sulzer<br />

The Notwist »Where In This World«<br />

R: Markus Wambsganss<br />

Mitmachen beim MuVi-Voting: Alle<br />

Videos unter www.intro.de/spezial/muvi


062 Film<br />

GIB DEM AFFEN<br />

FOOTAGE<br />

Von »Robinson Crusoe« über »Werther« hin zum »Blair Witch Project«, »Cloverfi eld« und<br />

»[•REC]«. Dietmar Kammerer war im Kino, um sich den neuesten Horror in Found-Footage-<br />

Ästhetik anzusehen – und holt zum blutigen Assoziationskettenmassaker aus.<br />

N ur<br />

die Kamera überlebt: Ein paar Jahre ist es<br />

schon her, dass im »Blair Witch Project« ein<br />

Film die schöne Prämisse durchexerzierte,<br />

wonach das, was wir zu sehen bekommen,<br />

kein Produkt raffinierter Inszenierung ist, sondern vorgefundenes<br />

Material. Das letzte Zeugnis einer dermaßen<br />

Schrecken erregenden Begebenheit, dass nur noch die Kamera<br />

von ihr berichten kann, weil alle sonstigen Beteiligten<br />

ins Gras beißen mussten. Das Prinzip ist nicht neu: Schon<br />

Daniel Defoe vermied es tunlichst, seinen Namen auf der<br />

Erstausgabe der Tagebücher eines gewissen »Robinson<br />

Crusoe« erscheinen zu lassen. Auch Goethe hat die Briefe<br />

des jungen Werther lediglich vermittelnd an die Leser weitergegeben.<br />

Okay, genug verstaubte Literaturgeschichte.<br />

Das Kino hat das Zepter übernommen und präsentiert in<br />

rascher Folge Found-Footage-Horror: Im Januar erst hat J.<br />

J. Abrams in »Cloverfield« eine schrumpfende Gruppe von<br />

Hobbyfilmern durch New York gejagt, das mal wieder von<br />

einer Monster-Attacke heimgesucht wird. Schon im letzten<br />

Jahr, aber noch ohne deutschen Starttermin, lieferte George<br />

Romero mit »Diary Of The Dead« den fünften Teil seiner<br />

Zombie-Saga – angelegt <strong>als</strong> Video-Tagebuch. Das Dilemma<br />

der Echtzeit-Horror-Dramen liegt darin, dass niemand, der<br />

auch nur ein bisschen Verstand bewahrt hat, die Kamera<br />

draufhält, wenn eine Gruppe hungriger Untoter auf ihn zu<br />

gerannt kommt. Und wenn, ist das Ganze so verwackelt,<br />

dass dem Kinopublikum auch ohne Schockeffekte, Kunstblut<br />

und offen gelegte Hirnschalen übel wird.<br />

Die Regisseure Balagueró und Plaza dachten sich wohl<br />

dasselbe und schicken daher in [•REC] ein Fernsehteam<br />

an die Zombie-Front. Die können halt nicht anders. Es beginnt<br />

harmlos. Eine Moderatorin und ihr Kameramann verbringen<br />

die Nacht in einer Feuerwehr-Station, dokumentieren<br />

die Routine, warten auf einen möglichen Einsatz.<br />

Dann der Anruf: Eine alte Frau hat sich in ihrer Wohnung<br />

eingeschlossen, Nachbarn haben fürchterliche Schreie<br />

gehört. Als das Team im Haus ankommt, gerät die Situation<br />

innerhalb von Minuten außer Kontrolle – und sämtliche<br />

Ausgänge sind abgesperrt, denn die Regierung will<br />

eine Verbreitung der Plage verhindern. System zu, Druck<br />

erhöhen. Ein intelligent mit den bekannten Elementen inszenierter<br />

Schocker für Liebhaber des Genres. Die wahren<br />

Fans werden zwar kaum Überraschendes, dafür viel Unterhaltsames<br />

darin finden.<br />

[•REC] (E 2007; R: Jaume Balagueró, Paco Plaza;<br />

D: Javier Botet, Manuel Bronchud, Martha Carbonell; 08.05.).<br />

Preview-Termine: www.intro.de/previews<br />

Ben X<br />

Ein eigenbrötlerischer Junge wird gehänselt<br />

und flüchtet sich in die Welt der Computerspiele.<br />

Wir wissen, wie das ausgeht:<br />

Schulhofmassaker! In Nic Balthazars<br />

Spielfilmdebüt »Ben X« denkt man sehr<br />

lange an eine solche Auflösung. Der Regisseur<br />

selbst ist daran nicht ganz unschuldig.<br />

Das Drama wird im Rückblick<br />

erzählt: In pseudodokumentarischen<br />

Interviews mit Beteiligten erfahren wir,<br />

dass das Unheil nicht hätte passieren<br />

dürfen. Tatsächlich geht es aber um einen<br />

17-jährigen, leicht autistischen Jungen,<br />

der nicht Täter, sondern Opfer von<br />

Gewalt ist. Ben findet sich im Leben<br />

nicht zurecht und braucht Stützen, die<br />

ihm Sicherheit suggerieren. So pflegt er<br />

zwanghaft Rituale und filmt ständig seine<br />

Umwelt. In »Ben X« verschlingen sich<br />

Themen der digitalen Welt: Ben wird von<br />

seinen Mitschülern nicht nur schikaniert,<br />

sie stellen seine per Handy gefilmte<br />

Schmach sogar für alle sichtbar ins Netz.<br />

Als Kontrapunkt dient Bens Rückzug in<br />

die Fantasywelt des Online-Computerspiels<br />

»Archlord«. Dort ist er stark und<br />

mächtig, trifft auch immer wieder auf<br />

seine Spielpartnerin Scarlite, die »Heilerin«.<br />

Das kann man wörtlich in die reale<br />

Welt übertragen, denn Scarlite ist die<br />

Einzige, die die Gefahr erkennt und versucht,<br />

in der Wirklichkeit 1.0 mit ihm in<br />

Kontakt zu treten. Auf Bens autistische<br />

Störung ist sie aber auch nicht vorbereitet.<br />

Die Szene, wo Ben auf Scarlite trifft,<br />

ist ein Highlight des Films. Hauptdarsteller<br />

Greg Timmermans macht Bens Paranoia<br />

auch sonst spürbar. Die Bilder des<br />

Games legen sich immer wieder über<br />

sein Wahrnehmungsfeld. Novum: Nic<br />

Balthazar hat »Archlord« nach einem<br />

festen Drehbuch spielen lassen, um die<br />

fürs Filmskript passenden Bilder zu bekommen.<br />

Christian Meyer<br />

Ben X (B/NL; R: Nic Balthazar; D: Greg Timmermans,<br />

Laura Verlinden, Marijke Pinoy; 08.05.)


SEHEN SIE DAS KLEINGEDRUCKTE!<br />

Zehn Mark für einen Vortrag von Klaus Kinski über keinen Geringeren <strong>als</strong> Jesus<br />

Christus – so eine Show geliefert bekommen und sich dann noch beschweren? Diesen<br />

Wirtschaftswunderdeutschen ging’s wohl zu gut! Peter Geyer liefert ein Zeitdokument.<br />

I ch<br />

bin nicht der offizielle Kirchenjesus, der unter<br />

Polizisten, Bankiers, Richtern, Henkern, Offizieren,<br />

Kirchenbossen, Politikern und ähnlichen Vertretern<br />

der Macht geduldet wird. Ich bin nicht euer<br />

Superstar!« So spricht Klaus Kinski im November 1971 in<br />

der Berliner Deutschlandhalle, die anlässlich der Olympischen<br />

Sommerspiele 1936 errichtet und 1935 im Beisein<br />

Adolf Hitlers eingeweiht wurde. Der Skandalabend mit dem<br />

1926 <strong>als</strong> Nikolaus Nakszynski geborenen Kinski wurde von<br />

Nachlassverwalter Peter Geyer aus 135 Minuten Rohmaterial<br />

von vier Kameras zum 84-minütigen Zeitdokument<br />

montiert. Und zwar so hervorragend, dass sich dessen konkurrierende<br />

Protagonisten – Kinski vs. Publikum vs. Text –<br />

ein fast unentschiedenes Match liefern, dem man heute im<br />

Kino ungestört beiwohnen kann. Wer oder was war der ei-<br />

Badland<br />

Das Genre unmodern gewordener Antikriegsfilme erfährt in »Badland« eine Wiederbelebung,<br />

die zum Scheitern verurteilt ist. Es geht um die Erlebnisse eines Irakkriegsveteranen,<br />

der in einer Kurzschlussreaktion fast seine gesamte Familie<br />

ermordet. Jamie Draven porträtiert den zum Überleben entschlossenen Kriegsheimkehrer<br />

Jerry, der seiner im Kampfeinsatz gewonnenen Erkenntnis, dass das<br />

Leben unersättlich, aber nicht lebenswert ist, all seine Bedürfnisse opfert. Sein<br />

Gegenpol ist Max, ein scheinbar resozialisierter Polizisten mit Armee-Vergangenheit,<br />

der unter den Folgen der posttraumatischen Belastungsstörung leidet.<br />

Auf seinem Höhepunkt bringt der Film den Glauben <strong>als</strong> Legitimation für<br />

die Willfährigkeit des Menschen durchaus plastisch auf den Punkt, ohne politische<br />

Schlüsse daraus zu ziehen. »Badland« ist ein hochmoralischer Film, der<br />

sich mit seiner Gletschergeschwindigkeit (auf immerhin 160 Minuten) anfühlt<br />

wie Echtzeit, jedoch an der Zielgruppe vorbeigedreht erscheint. Die Quintessenz<br />

seiner Botschaft liefert ausgerechnet Bruce Springsteen, der im Abspann<br />

davon singt, dass uns das Überleben um die Dinge bringt, die wir<br />

lieben. Zum Ende wird noch die Möglichkeit suggeriert, das Gezeigte<br />

<strong>als</strong> psychologisches Spiel der Möglichkeiten zu verstehen, das dennoch<br />

nur einen Schluss zulässt: Die Internalisierung des erfahrenen Unrechts<br />

lässt sich nur im Kontext gefühlter Überlegenheit ertragen. Diesen<br />

Luxus gewährt Regisseur Lucente allerdings nie – <strong>als</strong> »Badland«<br />

stehen die USA da, denen dieser Ausgleich diesmal versagt bleibt.<br />

Alexander Dahas<br />

Badland (USA 2007; R: Francesco Lucente; D: Jamie Draven;08.05.)<br />

gentliche »Skandal«? Geschätzte 4.000 Menschen lösten<br />

ein Ticket für zehn Mark, um Kinski zu sehen. Der war dam<strong>als</strong><br />

wohl kaum aufgrund seiner ein Jahrzehnt zurückliegenden<br />

Rezitationen von Rimbaud, Tucholsky, Brecht oder<br />

Villon bekannt. Sondern eher für sein reges Mitwirken in<br />

Edgar-Wallace-Verfilmungen. Zehn Mark, um diesen Kinski<br />

sehen und sprechen zu hören – ein Schnäppchen! Dam<strong>als</strong><br />

war’s, wie mit »Jesus Christus Erlöser« jetzt für die<br />

Nachwelt überliefert, nur für die wenigen bis zum Schluss<br />

verbliebenen Zuschauer eine dufte Idee von Abendunterhaltung.<br />

Kinski, der seine erste Filmrolle 1948 in der Artur-Brauner-Produktion<br />

»Morituri« bekam, war noch nicht<br />

Werner Herzogs »Aguirre«, »Nosferatu«, »Woyzeck« oder<br />

»liebster Feind«, <strong>als</strong> er sich ohne Musik und Bühnenbild,<br />

Kostüm oder Special-Effects auf die Bühne der Deutschlandhalle<br />

stellte, um seinen etwa 30-seitigen Jesus-Text<br />

zu sprechen. Der präsentiert – sofern er ihn denn frei von<br />

Zwischenrufen, die nach ein paar Zeilen einsetzen, und zig<br />

Bühneninvasionen vortragen darf – keinen Happy-Hippie-<br />

Jesus, dafür die Klaus-Kinski-Version. Und die hat mit Institutionen<br />

und Konformismus halt so viel zu tun wie Glaube<br />

mit der Institution Kirche oder Geborgenheit mit einer<br />

Hausratsversicherung. Erinnern wir uns, wie Désirée Nosbusch<br />

im vergessenen Dokument der Fernsehgeschichte,<br />

»Zeit zu zweit«, den neben ihr an einen Baum lehnenden<br />

Kinski fragt: »Hast du nicht mal das Neue Testament gelesen?«<br />

Antwort: »Gelesen?!? Nie! Das könnt ich gar nicht<br />

lesen, das ist viel zu klein gedruckt.«<br />

Birgit Binder<br />

Jesus Christus Erlöser<br />

(D 2008; R: Peter Geyer; D: Klaus Kinski und Publikum; 15.05.)<br />

1.Mai<br />

Film 063<br />

Wenn gegen Ende des Films der Verlauf<br />

des 1. Mais in einer Fernsehreportage<br />

im Hintergrund <strong>als</strong> der friedlichste der<br />

letzten 20 Jahre bezeichnet wird, widerspricht<br />

das nahezu allem, was dessen<br />

Protagonisten in den letzten <strong>24</strong> Stunden<br />

widerfahren ist. Die schwarze Katze, die<br />

den Weg des Polizisten Uwe zu Beginn<br />

des Tages kreuzt, scheint dies augenzwinkernd<br />

vorwegnehmen zu wollen.<br />

Dieser hat soeben erfahren, dass seine<br />

Frau ihn betrogen hat; für seine »unmännliche«<br />

Reaktion wird er daraufhin<br />

auch noch von ihr verhöhnt. Auch den anderen<br />

Akteuren – dem elfjährigen Türken<br />

Yavuz und den beiden »Krawalltouristen«<br />

Jacob und Pelle – wird dieser Tag unvergesslich<br />

in Erinnerung bleiben. Die drei<br />

Geschichten, die unabhängig voneinander<br />

von den vier Regisseuren Sven Taddicken,<br />

Ludwig & Glaser und Jakob Ziemnicki<br />

rund um diesen einen Tag in Kreuzberg<br />

erzählt werden – und deren letztlich<br />

einzige Vorgabe war, sie in ein und<br />

demselben Krankenhaus münden zu<br />

lassen –, bleiben dem zu vermutenden<br />

Konflikt jedoch fern. Nicht die Auseinandersetzung<br />

zwischen Polizei und Demonstranten<br />

steht im Mittelpunkt, sondern<br />

vorhergehende Ereignisse und deren<br />

daraus resultierende Handlungen,<br />

Alltagskonflikte und zufällige Begegnungen<br />

werden durch dieses Ereignis in<br />

neue Konstellationen gebracht.<br />

Dass sich die drei Regisseure in<br />

einem Interview anlässlich der diesjährigen<br />

Berlinale, wo der Film die Reihe<br />

»Perspektive Deutsches Kino« eröffnet<br />

hat, von der »sozialistischen Produktionsweise«<br />

erst einmal wieder weg hin zu<br />

je eigenen Projekten gewünscht haben,<br />

lässt vermuten, dass die Zusammenführung<br />

der drei Teile nicht ganz problemlos<br />

vonstattenging. Das letztlich sehenswerte<br />

und recht homogene Resultat<br />

mit Soundtrack von u. a. Kissogram<br />

und Schneider TM war<br />

die Mühe jedoch wert.<br />

Michael Schewetzky<br />

1.Mai (D 2008; R: Ludwig &<br />

Glaser, Sven Taddicken, Jakob<br />

Ziemnicki; D: Jacob Matschenz,<br />

Ludwig Trepte; 30.04.)


064 Film<br />

Brügge sehen ...<br />

und sterben?<br />

Brügge – für Ray ist das wie eine Strafversetzung.<br />

Nachdem in London ein Auftrag<br />

schiefgelaufen ist, müssen die beiden<br />

Auftragskiller Ray und Ken in Brügge<br />

untertauchen. Ihr Boss Harry spendiert<br />

ihnen den Urlaub, dort sollen sie auf<br />

weitere Instruktionen warten. Heißsporn<br />

Ray findet das nicht besonders toll. Im<br />

Gegensatz zum älteren Ken kann er an<br />

den touristischen Attraktionen nichts<br />

finden. Lieber säuft und pöbelt er rum.<br />

Als er wieder mal durch die Nacht streift,<br />

meldet sich der Boss bei Ken und ordnet<br />

Rays Tötung an. Durch Rays Schuld ist<br />

beim letzten Auftrag in London ein Kind<br />

umgekommen – ein unverzeihlicher Fehler.<br />

Mit Konsequenzen: Der vermeintliche<br />

Urlaub ist in Wahrheit <strong>als</strong> Abschiedsgeschenk<br />

an Ray gedacht. Weil Harry in der<br />

mittelalterlichen Stadt einst eine märchenhafte<br />

Zeit verlebt hat, hält er den<br />

Ort <strong>als</strong> letzte Ruhestätte für angemessen.<br />

Aber Ken empfindet für Ray fast väterliche<br />

Gefühle und muss sich nun zwischen<br />

seinem Zögling und seinem Boss<br />

entscheiden, während Ray zunehmend<br />

unter seiner Schuld leidet und sich am<br />

liebsten selbst richten würde. Im idyllischen<br />

Brügge entfaltet sich ein tödliches<br />

Beziehungsdreieck, das Regisseur<br />

Martin McDonagh schwung- und<br />

humorvoll inszeniert. Zuvor war der Brite<br />

mit dem Oscar-prämierten Kurzfilm »Six<br />

Shooter« auffällig geworden. Nach einem<br />

unsicheren Debüt sieht diese schwarze<br />

Komödie aber gar nicht aus. Auch die<br />

absurd-philosophischen Dialoge sitzen<br />

perfekt. Und die ausgezeichneten Darsteller,<br />

allen voran Colin Farrell und Brendan<br />

Gleeson, sind in ihren Rollen souverän.<br />

Ein großer morbider Spaß.<br />

Christian Meyer<br />

Brügge sehen ... und sterben?<br />

(GB 2008; R: Martin McDonagh; D: Colin Farrell,<br />

Brendon Gleeson; 15.05.)<br />

SWEET NOTHING<br />

Zwei Filme wider die Konventionen der Erwachsenenwelt: Alexis Dos Santos’ »Glue« spielt<br />

in der landschaftlichen Leere Patagoniens und im Vakuum zwischen 15 und 17. Julia<br />

von Heinz’ »Was am Ende zählt« handelt von Freundschaft im urbanen Hohlraum.<br />

B egnadete<br />

Improvisationsregie, exzellente<br />

DV- und Super-8-Kameraarbeit und ein tolles<br />

SchauspielerInnen-Trio bewirken, dass<br />

einem schwindelig wird in Alexis Dos Santos’<br />

Debütfilm »Glue«. Seine Adoleszenz-Geschichte beweist<br />

mit Leichtigkeit und Eleganz, wie voll die Leere zwischen<br />

15 und 17 sein kann. Und wie que(e)r und wundervoll sie<br />

sich selbst in widrigster Umgebung von »Erwachsenen«<br />

auszubreiten vermag. Um wie viel smarter <strong>als</strong> die Alten<br />

wirkt doch der 16-jährige Lucas auf seinem Fahrrad. Unterwegs<br />

zur Bandprobe – mit Violent Femmes auf den Ohren<br />

<strong>sowie</strong> Nacho (so crisp kann jemand heißen!) und Andrea<br />

im Kopf. Als er von Wasserbeuteln getroffen wird,<br />

verschwendet Lucas keine Zeit an die Angreifer. Er kramt<br />

im Rucksack, inspiziert die Blätter mit seinen Lyrics und<br />

legt sie sorgfältig zum Trocknen in die Sonne. »Worin liegt<br />

der Unterschied, einen Jungen und ein Mädchen zu küssen?«<br />

fragt Lucas im Off. Die Antwort: »Jungs haben Bärte,<br />

sonst ist es das Gleiche.« Drag Kingz, Queens und alle<br />

anderen hin oder her – es sei ihm verziehen! Denn Ines<br />

Efron spielt die Andrea so gut, dass dieser Filmfigur noch<br />

nach dem Schlussbild eine Menge zuzutrauen ist. Ganz<br />

besonders inmitten des Nichts.<br />

In einem urbanen Nichts müssen sich die beiden jun-<br />

gen Frauen Carla und Lucie in Julia von Heinz’ Debüt »Was<br />

am Ende zählt« behaupten, das schon vor seinem Bundesstart<br />

im Programm des Verzaubert-Festiv<strong>als</strong> zu sehen<br />

war. Carla weiß, was sie nicht will: länger bei ihrem<br />

alkoholisierten Vater bleiben. Und auch, was sie will: nach<br />

Lyon gehen und Mode studieren – Pech nur, dass ihr Gepäck<br />

und Geld noch direkt am Bahnhof geraubt werden.<br />

Sie geht auf den Tauschhandel Schlafplatz gegen Vergewaltigung<br />

ein, den ihr der Imbissbuden-Gigolo Rico anbietet.<br />

Ausgerechnet den zählt Straßenfrau Lucie, die am<br />

nächsten Morgen bei Carla in Ricos Container auftaucht,<br />

zu ihrer »Familie«. Da kann Carla nur die Augen verdrehen<br />

und »Oh Gott« stöhnen. Bis sie feststellt, schwanger zu<br />

sein, und von Lucies Kenntnissen des Krankenversicherungssystems<br />

überzeugt wird. Die Geschichte von Carla<br />

und Lucie bleibt bis zum Ende spannend. Auf welche<br />

Art Tauschhandel und mit wem Frau sich einlassen sollte,<br />

bleibt jeder selbst überlassen. Julia von Heinz gelingt mit<br />

ihrem Film eine klare Stellungnahme ohne pädagogisches<br />

Geschwurbel. Am Ende zählt auch das.<br />

Birgit Binder<br />

Glue (RA 2006; R: Alexis Dos Santos; D: Nahuel Perez Biscayart; 01.05.)<br />

Was am Ende zählt (D 2007; R: Julia von Heinz; D: Paula Kalenberg; 01.05.)


HOROSCOPE<br />

Sterne und Filme im Mai<br />

STIER 21.04. bis 21.05.<br />

An der kosmischen Liebesfront ziehen diesen Monat Wolken auf. Da lohnt<br />

der Blick auf Leute, denen es schlechter geht. Dem Personal von »Married<br />

Life« (08.05.) zum Beispiel.<br />

ZWILLINGE 22.05. bis 21.06.<br />

Solange Venus im dritten Haus steht, solltest du deine illegalen Straßenrennen<br />

ins Wohnzimmer verlegen. Dank »Speed Racer« (08.05.) von den<br />

Wachowski-Brüdern ist Ersatzbefriedigung kein hohles Wort mehr.<br />

KREBS 22.06. bis 22.07.<br />

Als junges Mädchen hielten dich alle für einen Tomboy, nur weil du wehleidige<br />

Heuchler mit Geltungsdrang noch nie ausstehen konntest. »Indiana<br />

Jones IV« (22.05.) und Merkur sehen die Dinge nun auf deine Weise.<br />

LÖWE 23.07. bis 23.08.<br />

Gus Van Sants Skaterfilm »Paranoid Park« (15.05.) ist eigentlich trauriger<br />

<strong>als</strong> ein Double Ollie auf Torfboden, aber andererseits steht Mars diesen<br />

Monat in Konjunktion mit deiner Geburtssonne. Also riskier was!<br />

JUNGFRAU <strong>24</strong>.08. bis 23.09.<br />

Dein bester Kumpel, der Kategorie-C-Hooligan aus Dorsten, hat Liebeskummer.<br />

Warum munterst du ihn nicht mit der schrillen Radikalfeministen-Comedy<br />

»Itty Bitty Titty Committee« (<strong>24</strong>.04.) auf?<br />

WAAGE <strong>24</strong>.09. bis 23.10.<br />

Nur nichts überstürzen! Die aktuelle Heiratswelle ist nichts weiter <strong>als</strong> eine<br />

Modeerscheinung, die genauso vorbeigehen wird wie Vanillecola, Tamagotchis<br />

und Gitarrenmusik. »Blind Wedding« (01.05.) startet aber trotzdem<br />

noch.<br />

SKORPION <strong>24</strong>.10. bis 22.11.<br />

Warum bist du so ungeduldig und überkritisch mit deinen Freunden? Man<br />

kann auch ein guter Mensch sein, ohne Bohumil Hrabal gelesen zu haben.<br />

Zumal es jetzt ja die Verfilmung gibt: »I Served The King Of England«<br />

(22.05.).<br />

SCHÜTZE 23.11. bis 21.12.<br />

Dein Chakra-Equilibrium wird diesen Monat ausgerechnet von deinem<br />

eigenen Fanclub auf eine harte Probe gestellt. Tröstlich: Auch Cartoonhelden<br />

wie die »Dragon Hunters« (<strong>24</strong>.04.) haben ähnliche Probleme.<br />

STEINBOCK 22.12. bis 20.01.<br />

Gegen deine Formkrise zur Monatsmitte gibt es eigentlich nur ein Mittel:<br />

einen persönlichen Sklaven, den du nach Herzenslust quälen kannst. So<br />

wie in »Ein Mann für alle Unfälle« (15.05.).<br />

WASSERMANN 21.01. bis 19.02.<br />

Schon Monty Python wussten: Mord ist auch bloß Suizid für Extrovertierte.<br />

Mit einer ähnlich entspannten Einstellung fährst du die nächsten<br />

vier Wochen am besten, du »Wilde Unschuld« (08.05.).<br />

FISCHE 20.02. bis 20.03.<br />

Du sitzt in letzter Zeit viel zu Hause rum und schreibst Briefe an die Regierung<br />

wegen der schwarzen Hubschrauber? Warum? Es ist Frühling, und<br />

es läuft »Verliebt in die Braut« (15.05.).<br />

WIDDER 21.03. bis 20.04.<br />

Dein Spiegel sagt dir immer öfter, dass du von der Dicke-Augen-Wurst genascht<br />

hast. In »Love Vegas« (08.05.) sind dagegen alle schön. Nimm die<br />

Herausforderung an und ertrage diese Ungerechtigkeit.<br />

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Nur neue Utopien für<br />

meinen Bruder und mich!<br />

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DVD 065


066 DVD<br />

I’m A Cyborg, But<br />

That’s OK<br />

Längst sind Cyborgs im medizinischen<br />

Bereich Alltag. Keine »Mensch-Maschine«<br />

(Cybernetic Organism) unter uns<br />

käme auf die Idee, aufgrund eines implantierten<br />

Herzschrittmachers oder<br />

einerProthese »sonderbar« zu sein. Auch<br />

Young-goon, Arbeiterin in einer Radiofabrik,<br />

findet sich <strong>als</strong> Cyborg ganz in Ordnung.<br />

Doch ihr Körper enthält kein technisches<br />

Implantat, Young-goon ist qua<br />

enger Definition des Begriffs kein Cyborg.<br />

Als sie gewaltsam von ihrer Großmutter<br />

getrennt wird, beginnt Young-goon ihre<br />

Überzeugung in radik<strong>als</strong>ter Konsequenz<br />

auszuleben: Sie verweigert jede Nahrungsaufnahme<br />

und wird in die Psychiatrie<br />

eingeliefert.<br />

Wer nun eine Mischung aus »Robo-<br />

Cop« und »Einer flog über’s Kuckucksnest«<br />

erwartet, hat die Rechnung ohne<br />

Chan-wook Park gemacht. Selbst den<br />

Erwartungen derer, die »Joint Security<br />

Area« oder seine sogenannte Rache-<br />

Trilogie kennen, scheint der 1963 in Tanyan<br />

geborene Philosoph/Regisseur mit<br />

seiner zauberhaften Liebeskomödie, ein<br />

Schnippchen geschlagen zu haben. Er<br />

habe einen Film für seine Tochter im Teenager-Alter<br />

machen wollen, erklärte Park<br />

im Interview. Dass »I’m A Cyborg...« auf<br />

der Berlinale 2007 zum Publikumsfavoriten<br />

gewählt wurde, mag an Parks überraschenden<br />

visuellen Einfällen liegen, die<br />

der Südkoreaner raushaut, <strong>als</strong> wolle er<br />

sich an all den Anleitungen zu Filmstereotypen<br />

rächen, mit denen Kinozuschauer<br />

bombardiert werden. Mit derselben<br />

Stärke inszeniert er nicht nur eines der<br />

schönsten Liebespaare – Young-goon<br />

und den Wochentage-Dieb Il-soon –, sondern<br />

zeigt jenseits von Kitsch und Plattitüde<br />

auf, welche Hürden mit der Kombination<br />

Fantasie, Hartnäckigkeit und Liebe<br />

überwunden werden können. Chanwook<br />

Parks nächstes Projekt »Thirst« ist<br />

für 2009 angekündigt und wird laut Regisseur<br />

ein sehr trauriges und tragisches<br />

Melodram über einen Vampir, der sich in<br />

eine verheiratete Frau verliebt.<br />

Ed Junge<br />

I’m A Cyborg, But That’s OK (ROK 2006; R: Chanwook<br />

Park; D: Soo-young Lim; Rapid Eye Movies)<br />

SUHLEN<br />

IM FETTNAPF<br />

Sind wir nicht alle nur Statisten im f<strong>als</strong>chen Film? Schon. Aber Ricky Gervais und Stephen<br />

Merchant machten aus der Not eine Tugend. Ihre Serie »Extras« handelt von den Sorgen<br />

der namenlosen Nebendarsteller und den Stars, die auch nicht alle große Leuchten sind.<br />

M itten in einen neuen Film hineingeworfen<br />

wird man <strong>als</strong> Zuschauer der<br />

Comedy-Serie »Extras« in jeder Folge.<br />

So unterschiedlich die Sets dabei auch<br />

sein mögen, die Bemühungen und das Scheitern der beiden<br />

Hauptakteure bleiben stets gleich. Ob in einer Verfilmung<br />

eines Shakespeare-Dramas oder in einem im Kosovo<br />

spielenden Kriegsfilm: Die beiden Statisten Andy Millmann<br />

und Maggie Jacobs haben ihre Ziele fest im Visier. Er, ein<br />

erfolgloser Schauspieler – ihm zur Seite sein noch erfolgloserer<br />

Agent –, versucht um jeden Preis, eine Sprechrolle<br />

zu bekommen, während sie, ebenfalls hartnäckig in ihren<br />

Bestrebungen, versucht, einen Schauspieler abzuschleppen.<br />

Diesem Grundgerüst an die Seite gestellt wird jeweils<br />

der Gastauftritt eines »echten« prominenten Schauspielers,<br />

der »sich selbst« spielt, wie in der ersten Staffel etwa<br />

Samuel L. Jackson, Kate Winslet, Ben Stiller oder »Star<br />

Trek«-Shakespearianer Patrick Stewart. Gewürzt mit einer<br />

gehörigen Portion Selbstironie, weisen diese Gastauftritte<br />

durchaus gewisse Parallelen zu denen bei den »Simpsons«<br />

auf, bei welchen übrigens »Extras«-Mastermind<br />

und Hauptdarsteller Ricky Gervais seinerseits schon mit<br />

Homer Simpson die Frau tauschen durfte.<br />

Gemeinsam mit Stephen Merchant (der den Schauspie-<br />

ler-Agenten gibt) war Gervais bereits mit seiner ersten Comedyserie<br />

»The Office« ein Riesenerfolg gelungen. Remakes<br />

der BBC-Produktion gab es in den USA und in<br />

Frankreich. In Deutschland muss seit dem Einspruch seitens<br />

der BBC auch »Stromberg« seine »Inspirationsquelle«<br />

im Abspann deutlich zu erkennen geben. Bedauerlich<br />

jedoch ist, dass dem Original die ihm zustehende Würdigung<br />

durch einen entsprechenden Sendeplatz in Deutschland<br />

verweigert wurde. »Extras« teilt dieses Schicksal, was<br />

das Erscheinen der ersten Staffel auf DVD umso erfreulicher<br />

macht, zudem sich somit auch gleich der meist unvermeidbare<br />

Verlust durch die Synchronisation umgehen<br />

lässt. Als »Anspieltipp« für Zaudernde sei die Folge empfohlen,<br />

in der Maggie Samuel L. Jackson für seine tolle Leistung<br />

in »Matrix« gratuliert, um sich dann beim Versuch<br />

der Vermeidung von Missverständnissen und Klarstellung<br />

ihrer Vorurteilslosigkeit bezüglich »race issues« um Kopf<br />

und Kragen zu reden. Kommunikation ist der Fettnapf, aus<br />

dem sich die Welt schmiert.<br />

Michael Schewetzky<br />

Extras – Die komplette erste Staffel (GB 2005-2007; R: Ricky Gervais,<br />

Stephen Merchant; D: Ben Stiller, Kate Winslet; Polyband)<br />

Verlosung: 10 Exemplare auf intro.de/gewinne


American Gothic<br />

Ein Blick auf die Besetzungsliste – Yvonne<br />

De Carlo, hauptsächlich bekannt <strong>als</strong><br />

Lily Munster, und der ebenfalls bei seiner<br />

Rollenauswahl nicht immer stilsichere<br />

Rod Steiger – lässt schon erahnen, dass<br />

es sich bei »American Gothic« um eines<br />

jener Horror-B-Filmchen handelt, von denen<br />

alternde Trashfans auf Sammlerbörsen<br />

kichernd berichten. Eine Gruppe junger<br />

Leute bricht voller Vorfreude zu einem<br />

Campingwochenende auf, um der frisch<br />

aus der Psychiatrie entlassenen Cynthia<br />

ein paar idyllische Tage zu bereiten.<br />

Ihr Flugzeug ist allerdings schon bald gezwungen<br />

notzuwassern, und so strandet<br />

die Gruppe auf einer abgelegenen Insel.<br />

Die einzigen Bewohner sind ein nach den<br />

puritanischen Idealen der Pilgerväter lebendes<br />

altes Ehepaar (Steiger & De Carlo),<br />

das sich zunächst <strong>als</strong> recht gastfreundlich<br />

und hilfsbereit erweist. Doch im altertümlichen<br />

Farmhaus trifft die Gruppe<br />

auf die Kinder des bibeltreuen Paares:<br />

drei Mittfünfziger, die sich benehmen<br />

und kleiden wie Kleinkinder und <strong>als</strong> Puppe<br />

eine Babyleiche herumtragen. Nicht<br />

nur vom Schulhof weiß man, wie grausam<br />

Kinder sein können, und so nimmt das irre<br />

Meucheln – u. a. mithilfe einer Schaukel<br />

– auf der Insel seinen nicht jugendfreien<br />

Gang. Amen. Der 1988 entstandene Film<br />

von Regisseur John Hough ist im Grunde<br />

ein typischer 80-Jahre-Slasher, der –<br />

angereichert um einige genreübliche Hinterwäldler-Stereotypien<br />

– <strong>als</strong> Horror-Parabel<br />

zu funktionieren versucht, inhaltlich<br />

aber nur selten die Qualitäten seiner<br />

ausgesprochenen Vorbilder, etwa Tobe<br />

Hoopers »Texas Chainsaw Massacre«,<br />

erreicht. Für Freunde des Genres ist diese<br />

DVD-Erstveröffentlichung aber sicher<br />

eine der Wiederentdeckungen des ersten<br />

Halbjahres.<br />

Cay Clasen<br />

American Gothic (GB/CAN 1988; R: John Hough;<br />

D: Yvonne De Carlo; Kinowelt Home Entertainment)<br />

ER NERVT, ABER ...<br />

J a, der Michael Moore: der Held der kleinen<br />

Leute, der mit seinem Film über den Verfall<br />

der Autoindustrie im Allgemeinen und die Firma<br />

Ford im Besonderen zum neuen Stern am<br />

Doku-Filmer-Himmel aufstieg und fortan <strong>als</strong> Sinnbild des<br />

kämpferischen Amerikaners mit dem Herz am rechten<br />

Fleck galt. Moore ist zum Opfer seiner eigenen Popularität<br />

geworden – sowohl seines moralischen <strong>als</strong> auch seines<br />

finanziellen Erfolgs. »Bowling For Columbine« wurde<br />

allerorts noch <strong>als</strong> mutiges Stück Kino gefeiert, doch »Fahrenheit<br />

9/11« ging der Medienmaschinerie dann doch ein<br />

bisschen zu weit. Und <strong>als</strong> sie angeworfen wurde, um Moore<br />

mit negativer Propaganda zu überhäufen, war es eigentlich<br />

schon geschehen um den ehemaligen Sympathieträger.<br />

Vielleicht hat er seine Medienpräsenz, gerade auch in<br />

Deutschland, ein wenig überzogen. Auf jeden Fall wollte<br />

ihn keiner mehr so recht ernst nehmen, <strong>als</strong> im letzten Jahr<br />

»Sicko« in die Kinos kam. Und außerdem: Was interessiert<br />

uns das amerikanische Gesundheitswesen?<br />

Diese negative Rezeption ist eine Schande, denn obwohl<br />

»Sicko« natürlich auch ein plakativer Film ist – anders<br />

kann Moore nicht erzählen –, ist von großem Interesse, wie<br />

er die Wurzel der gesellschaftlichen Missstände Amerikas<br />

am Verfall des Gesundheitssystems festmacht. Spannend<br />

wie ein Politthriller ist dieser Film inszeniert. Gerade <strong>als</strong><br />

Europäer gewinnt man einen guten Eindruck davon, was<br />

es bedeutet, auch in einem freien Land zum Sklaven eines<br />

Staates zu werden, der sich um seine Bürger einen Dreck<br />

schert und ihnen nicht einmal das in Deutschland selbstverständliche<br />

Grundrecht auf medizinische Versorgung<br />

DVD 067<br />

Michael Moore hat sich mit der Art, seine Filme zu drehen und zu präsentieren, nicht nur<br />

Freunde gemacht. Als »Sicko« in die Kinos kam, hatte er es sich mit dem Großteil der Kritik<br />

nicht ganz ohne Grund verscherzt. Sascha Seiler mag ihn trotzdem nicht abschreiben.<br />

Borderline<br />

In Cheryl Dunyes »The Watermelon Woman« (1995), einem<br />

Klassiker des »queer cinema«, begeben sich die Protagonistinnen<br />

auf die Spuren einer lesbischen, afroamerikanischen<br />

Schauspielerin aus den 1930er-Jahren, die ein<br />

Verhältnis mit ihrer weißen Regisseurin hatte. Doch am<br />

Ende des Films platzt die Blase: Die ominöse »Watermelon<br />

Woman« hat es nie gegeben, die Protagonistinnen haben<br />

sie für ihren Pseudo-Dokumentarfilm lediglich erfunden,<br />

weil es zu schön gewesen wäre, wenn es so etwas schon<br />

in den 1930er-Jahren gegeben hätte. Ähnlich funktioniert<br />

Kenneth Macphersons »Borderline« (1930). Handlung und<br />

Machart sind für die Entstehungszeit so ungewöhnlich,<br />

dass man verdutzt die Augen reibt: Ist hier etwa der große<br />

Stummfilm-Faker Guy Maddin am Werk? Nein, es handelt<br />

sich tatsächlich um einen der ersten Filme, der »race« und<br />

»gender« dekonstruiert und dabei zugleich auf Improvisation<br />

aufbaut, deren Radikalität mit den frühen Filmen von<br />

John Cassavetes vergleichbar ist. Regisseur Kenneth Macpherson<br />

war Herausgeber des britischen Filmmagazins<br />

Close Up, das Kino <strong>als</strong> modernistische Kunstform ernst<br />

nahm. Für »Borderline« konnte er den Schauspieler, Musiker<br />

und afroamerikanischen Bürgerrechtler Paul Robeson<br />

gewinnen. Die hervorragenden Linernotes zur DVD-Edition<br />

weisen darauf hin, dass der Film bisweilen eine essen-<br />

gewährt. Das Interessante dabei ist, dass es Moore eben<br />

nicht um die fast 50 Millionen nicht versicherten Amerikaner<br />

geht, sondern um die 250 Millionen, die solch eine<br />

Versicherung in einer oder anderer Form ihr Eigen nennen,<br />

sich dafür aber in den meisten Fällen ebenso wenig kaufen<br />

können. Und es geht um unterbezahlte Ärzte, überfüllte<br />

Krankenhäuser, unfähige Angestellte und, immerhin<br />

ist es ein Film von Michael Moore, einen Staat, der rein gar<br />

nichts gegen die Missstände unternimmt, außer sich zu<br />

bereichern. Ein schockierendes Bild der amerikanischen<br />

Gesellschaft und gleichzeitig eine Erinnerung daran, Michael<br />

Moore nicht vorzeitig abzuschreiben.<br />

Sicko (USA 2007; R: Michael Moore; Senator)<br />

zialistische Sicht aufweist – Weiße werden <strong>als</strong> dekadent<br />

gekennzeichnet, Schwarze <strong>als</strong> vital und naturverbunden<br />

–, die dam<strong>als</strong> auch von schwarzen Intellektuellen geteilt<br />

wurde. Dies schmälert allerdings weder seinen an sich antirassistischen<br />

Ansatz noch seine formale Brillanz.<br />

Martin Büsser<br />

Borderline (GB 1930; R: Kenneth Macpherson; D: Paul Robeson, Hilda<br />

Doolittle, Gavin Arthur; Absolut Medien)


068 DVD<br />

EINE FAHRT INS GRÜNE<br />

Was zunächst wie eine Adaption von Klassikern wie »Duell« und »The Most Dangerous<br />

Game« erscheint, entwickelt dank der inspirierten Regie von Gonzalo Lopez-Gallego<br />

ganz eigene Qualitäten. Sein »King Of The Hill« wurde in Toronto bereits gefeiert.<br />

D ie Wildnis ist nichts für Stadtmenschen.<br />

Filmisch wurden dieser Behauptung schon<br />

viele Denkmäler gesetzt. Sei es in Form<br />

von Komödien, romantisierenden Zivilisationsflucht-Epen<br />

etc.. Der spanische Regisseur Gonzalo<br />

Lopez-Gallego revitalisiert diese Prämisse in seinem<br />

auf dem Filmfestival von Toronto gefeierten »King Of The<br />

Hill«. Ein unbescholtener Jedermann findet sich nicht nur<br />

in einer ihm unbekannten Gegend wieder. Er wird zum Gejagten.<br />

Dies ist <strong>als</strong> Idee nicht neu, sondern zitiert sowohl<br />

Spielbergs »Duell« <strong>als</strong> auch »The Most Dangerous Game«.<br />

Doch erweitert Lopez-Gallego bekannte Genreversatzstücke<br />

um ein paar sozialkritische bzw. soziologische Aspekte,<br />

die keinesfalls verraten werden können. Quim (Leonardo<br />

Sbaraglia) ist unterwegs im einsamen zentr<strong>als</strong>panischen<br />

Hinterland. An einer Tankstelle beobachtet er zunächst<br />

Bea (María Valverde) bei einem kleinen Ladendiebstahl.<br />

Nach einem sexuellen Intermezzo auf der Damentoilette<br />

muss er feststellen, dass sie nicht nur lange Beine,<br />

sondern auch lange Finger hat: Bea ist mit seinem Portemonnaie<br />

verschwunden. Auf der Verfolgung, verfährt er<br />

sich in bergigen Waldlandschaft. Kurz darauf wird sein Wagen<br />

von einer Bergkuppe aus beschossen, eine Kugel trifft<br />

ihn ins Bein. In Panik rast er tiefer in den Wald, überfährt in<br />

einer dramatischen Aktion den vermeintlichen Schützen<br />

und trifft auch Bea wieder, die ebenfalls beschossen wurde.<br />

Gemeinsam fliehen sie in den Wald. Nach einer Stunde<br />

Spieldauer wird enthüllt, wer <strong>als</strong> Sniper auf Menschenjagd<br />

ist, und nach einem der zynischsten Plot-Twists der jüngeren<br />

Filmgeschichte gibt es auch eine Erklärung für den<br />

Filmtitel. Dass nun die Weinsteins den US-Vertrieb dieses<br />

europäischen Thrillers übernommen haben, lässt vermuten,<br />

dass dem Regisseur fortan wohl viele Türen im amerikanischen<br />

(Independent-) Kino offen stehen.<br />

Cay Clasen<br />

King Of The Hill – El Rey De La Montaòa (E 2007; R: Gonzalo Lopez-<br />

Gallego; D: Leonardo Sbaraglia, María Valverde, Francisco Olmo; Kinowelt<br />

Home Entertainment)<br />

TRIBUTE:<br />

CLAUDE CHABROL<br />

Allein für die Mimik seiner blutleeren Provinz-Schnösel müsste Claude Chabrol einen Preis bekommen: Dafür, wie er Stéphane<br />

Audran, seiner Lieblingsrepräsentantin der Ära des eitlen und vollgefressenen Großbürgers mit schmutzigem Geheimnis,<br />

den wohl herablassendsten Gesichtsausdruck der Filmgeschichte entlockte. Claude Chabrol stand trotz großer<br />

filmhistorischer Bedeutung immer im Schatten seiner Nouvelle-Vague-Kollegen. Weder ging er so plakativ wie Godard<br />

noch so verspielt wie Truffaut zu Werke. Chabrols Stärken liegen woanders – etwa in seinem Sinn für mal subtilen,<br />

mal grotesk überzeichnenden Humor. In den 1960er- und 70er-Jahren gerieten Chabrols Gesellschaftskarikaturen<br />

am lustigsten und ekelhaftesten. In der nun bei Galileo Medien erscheinenden<br />

»Chabrol Classic Edition 2 (1967-1975)« sind fünf Filme dieser Phase enthalten: erstm<strong>als</strong><br />

auf DVD und besonders schön abgründig: »Vor Einbruch der Nacht«, »Der zehnte Tag«<br />

mit selten internationalem Ensemble – Michel Piccoli, Anthony Perkins und Orson Welles –<br />

und der Kleinstadt-Politik-Thriller »Blutige Hochzeit«. Dazu der Agentenkrimi »Die Straße von<br />

Korinth« mit Jean Seberg <strong>sowie</strong> Romy Schneiders einzige Chabrol-Appearance in dem Psycho-<br />

Thriller »Die Unschuldigen mit den schmutzigen Händen«. Die »Claude Chabrol Collection 3« von<br />

Concorde vereint die drei besten Krimis aus den 80er-Jahren, Chabrols zweiter großen, vom Sozialismus<br />

geprägten Phase. Mit der bösartigen Krimikomödie »Hühnchen in Essig« (endlich auf DVD),<br />

in der Jean Poiret <strong>als</strong> bösartiger Ermittler Lavardin und Stéphane Audran <strong>als</strong> herrschsüchtige Madame<br />

im Rollstuhl brillieren, gelang Chabrol das Comeback. In »Masken« treibt er seine Lieblingssujets,<br />

Heuchelei und Doppelleben, auf die Spitze: Als kleines Bonbon im Chabrol-Frühling,<br />

ebenfalls erstm<strong>als</strong> via Koch Media auf DVD: »Der Champagner-Mörder« (1966) mit Anthony<br />

Perkins <strong>als</strong> Playboy unter Mordverdacht und Audran <strong>als</strong> erpresserischer Cousine.<br />

Kristina Koch<br />

Serien<br />

Teenie-Serien folgen ja für gewöhnlich<br />

dem immer gleichen Schema und gehorchen<br />

auch sich stets wiederholenden<br />

Konstanten: Liebe, Liebe, Liebe, ein wenig<br />

Schul- und Elternstress. Bei »Veronica<br />

Mars« ist das auf den ersten Blick<br />

nicht anders. Doch schnell stellt sich heraus,<br />

dass es sich um eine Highschool-<br />

Serie der anderen Art handelt. Die Charaktere<br />

sind fein ausbalanciert – vorangetrieben<br />

werden ihre Schicksale durch<br />

einen recht spannenden Mystery-Plot.<br />

Die Hauptfigur ist in sich zerrissen, und<br />

nicht umsonst beginnt die Serie mit ihrer<br />

Entjungferung via Party-Vergewaltigung<br />

... kein leichter Stoff <strong>als</strong>o. Ähnlich<br />

interessant auch »Psych«, das im deutschen<br />

Fernsehen ja einen wesentlich exponierteren<br />

Sendeplatz erhalten hat <strong>als</strong><br />

Frau Mars. Hier wird versucht, dem Detektivgenre<br />

neues Leben einzuhauchen,<br />

auf gleichsam humoristische wie auch<br />

spannende Art und Weise. Beide Serien<br />

gibt es, der schnellen Verwertung sei<br />

Dank, nun bereits in Form einer DVD-Box<br />

zu erwerben. Außerdem: »Prison Break«<br />

zweite Staffel. »Deadwood«, Gesamtausgabe.<br />

»Sex In The City«, »Essential<br />

Edition«. »Fraggles«, leider nur die ersten<br />

zwölf Folgen. Die mittlerweile siebte<br />

Staffel der »Gilmore Girls« steht genauso<br />

an wie die fünfte »Dittsche«. Und<br />

wer die schönen Editionen der »Star<br />

Trek«-Classic-Serie vor ein paar Jahren<br />

verpasst hat, bekommt jetzt noch einmal<br />

die Gelegenheit, zuzuschlagen, leider ist<br />

Season #1 in zwei Boxen aufgeteilt.<br />

Sascha Seiler<br />

Weitere Reviews<br />

auf intro.de<br />

Persepolis (F 2007; R: Marjane Satrapi,<br />

Vincent Paronnaud; Prokino)<br />

Ostpunk – Too Much Future (D 2007;<br />

R: Carsten Fiebeler; D: Cornelia Schleime,<br />

Bernd Stracke; Good Movies)<br />

intro.de/gewinne<br />

Wir verlosen drei Exemplare von »30 Days<br />

Of Night« (Concorde Home Entertainment)<br />

plus Eastpack-Taschen.


Bit Music Contest<br />

»a Bit more exciting!«<br />

Endspurt beim Bit Music Contest 2008! Unter den zahlreichen Einsendungen haben Markus Kavka (MTV),<br />

Peter Wölpl (Popakademie), Jochen Naaf (Produzent) und Virginia Jetzt! zunächst die zehn spannendsten<br />

Bewerber herausgefi ltert und sich nun nach langem Kampf auf drei Finalisten geeinigt.<br />

E<br />

s muss ein zähes Ringen für die Jury gewesen<br />

sein. Lange Nächte, laute Diskussionen<br />

– und alles wegen dieser einen Frage: Welche<br />

drei Acts haben das Zeug dazu, im Finale<br />

des Bit Music Contest anzutreten? Denn die Sache<br />

war kompliziert, wie Markus Kavka erläutert: »Eigentlich<br />

hätte fast jede Band das Zeug dazu, sehr weit zu<br />

kommen. Ich war positiv überrascht, wie hoch das generelle<br />

Niveau der Bewerbersongs war.« Ähnlich sah<br />

es auch Peter Wölpl von der Popakademie Mannheim:<br />

»Die haben mir eine Entscheidung ziemlich schwer gemacht.«<br />

Aber, und da hat der gute Mann recht, er findet<br />

das »saugut«. Denn diese Tatsache zeigt sehr deutlich,<br />

dass der heimische Nachwuchs sich nicht verstecken<br />

muss. Virginia Jetzt! teilen diese Meinung: »Jedem alten<br />

Hasen, der in Zukunft behaupten sollte, es gebe<br />

keinen vernünftigen Nachwuchs in der hiesigen Musiklandschaft,<br />

dem schnippen wir einen Bit-Deckel an<br />

den Kopf!« Basta.<br />

Doch am Ende musste man sich entscheiden. Und<br />

nachdem zunächst die National Shortlist zusammengestellt<br />

wurde (nachzulesen auf www.bit-world.de)<br />

stehen nun die drei Finalisten fest. Hier sind sie:<br />

01 Benevolent<br />

Den Bandnamen der Kölner darf man eins zu eins nehmen:<br />

Benevolent sind wirklich wohlwollend. Alles strebt<br />

hier nach Einklang: die getupften Gitarren, das perlende<br />

Klavier, der grummelnde Kontrabass, das federnde,<br />

perkussive Schlagzeug und natürlich der dezent melodramatische,<br />

zurückgenommene Harmoniegesang von<br />

Sänger Stefan Honig – der damit seinem Nachnamen<br />

alle Ehre macht. Folk-Pop auf ganz hohem Niveau, wie<br />

ihr letztes Album »The Rain And Sea« erst kürzlich wieder<br />

bewiesen hat. (www.benevolent.de)<br />

02 Hesslers<br />

»Wir glauben, dass man Rock, Energie und Geballer<br />

sehr wohl mit schönen Melodien und Emotionen verbinden<br />

kann«, sagt der Mannheimer Christoph Hessler<br />

über seine Band – und belegt es sogleich mit dem<br />

Song »smallOnesBrainpain«, der nicht nur die selbstgesteckten<br />

Ziele erreicht, sondern auch die Jury überzeugt<br />

hat. Dass die »tattoofreien Rocker mit Eiern in der<br />

Hose« (Selbsteinschätzung) das auch so auf die Bühne<br />

bringen können, dürfte klar sein. (www.hesslers.net)<br />

03 Actionteam<br />

Die große existenzielle Frage, was ihnen ihre Musik bedeutet,<br />

beantwortet das Actionteam aus Dreieich bei<br />

Frankfurt am Main so: »Da fällt uns ein schönes Zitat<br />

von Knecht Ruprecht ein: ‚Knüppel aus dem Sack.’«<br />

Man merkt schon, hier steht der Spaß ganz oben, und<br />

der klingt in ihrem Fall herrlich schräg, <strong>als</strong> hätten sich<br />

01 02 03<br />

Der Contest wird unterstützt von:<br />

Promotion<br />

die Fettbrote mal wieder mit den Deichkindern im Sandkasten<br />

gefetzt. Action halt. Was man live von ihnen erwarten<br />

darf? »Ganz großes Tennis! Ivan-Lendl-Niveau!«<br />

(www.myspace.com/dasactionteam)<br />

Die drei Gewinneracts werden nun gleich dreimal unter<br />

Anwesenheit der Jury gegeneinander antreten, wobei<br />

jeder Band jeweils ein Heimspiel gewährt wird. Wer<br />

sich danach <strong>als</strong> Sieger behaupten kann, gewinnt das<br />

»Get ready to tour«-Coaching mit Virginia-Jetzt!-Manager<br />

Alex Hettler <strong>sowie</strong> Bandequipment der Gitarrenkultmarke<br />

Gibson. Aber auch die Zweit- und Drittplaztierten<br />

gehen natürlich nicht lehr aus: Sie gewinnen einen Studio-Workshops<br />

im Gibson Showroom, die Epiphone<br />

Sonderedition-Gitarre »a Bit more exciting« und eine<br />

DVD mit den Livemitschnitten der Auftritte. Die man natürlich<br />

nicht verpassen sollte! Hier sind die Daten:<br />

16.05. Ludwigshafen, Loft Club<br />

22.05. Köln, Luxor<br />

29.05. Trier, Location tbc. (Finale)


070 Kunst<br />

Raymond Pettibon<br />

RAFFINIERT<br />

VERSCHLÜSSELT<br />

Das Werk von<br />

Raymond Pettibon<br />

verästelt sich in<br />

Anspielungen<br />

und Codes. Vieles<br />

lässt sich erst<br />

entschlüsseln,<br />

wenn man seine<br />

Vergangenheit in<br />

der Punk-Szene<br />

entdeckt. Felix<br />

Klopotek gibt<br />

einen Einblick<br />

angesichts der<br />

Ausstellung in der<br />

Berliner Galerie<br />

CFA.<br />

R aymond Pettibons älterer Bruder ist Gregg<br />

Ginn, Gitarrist und Bandleader von Black Flag,<br />

einer der wichtigsten amerikanischen Hardcore-Bands,<br />

außerdem Betreiber des in den<br />

80er Jahren einflussreichen SST-Labels. Die Verbindung<br />

Pettibon-Ginn wird heute in der Regel deshalb nicht weiter<br />

erwähnt, weil die Brüder schlicht nichts mehr miteinander<br />

zu tun haben. Vor 25 Jahren war das noch anders,<br />

da zierten Pettibons Arbeiten die meisten SST-Cover. So<br />

sind die Black-Flag- und Minutemen-Alben untrennbar<br />

mit Pettibon, der selbst nie <strong>als</strong> Gebrauchsgrafiker für SST<br />

arbeitete, verbunden. Als sich der Autor dieser Zeilen vor<br />

einigen Jahren mit Pettibon anlässlich seines Auftritts<br />

mit der Konzept-Free-Jazz-Truppe Blank unterhielt, war<br />

dessen Reaktion auf die Frage nach seinem Bruder nur<br />

ein Schulterzucken. Über Jazz und die Weathermen, Surfen<br />

und Punk – darüber wollte er reden! Aber sein Bruder?<br />

Familienbande verpflichten zu nichts. Nichtsdestoweniger<br />

kann Ginns Musik helfen, einen Zugang zum<br />

Werk seines Bruders zu finden. Pettibons Werk ist raffiniert<br />

verschlüsselt, vollgesogen mit amerikanischer Popkultur<br />

– wobei Popkultur <strong>als</strong> Totalität zu verstehen ist. Auf<br />

der Oberfläche ist sein Werk geradezu verführerisch klar.<br />

Man ist schnell mit Charakterisierungen dabei: Pettibon,<br />

der Chronist amerikanischer Albträume, der geniale Comic-Dekonstrukteur,<br />

die Wiedergeburt Roy Liechtensteins<br />

<strong>als</strong> Punk. Wirklich tief in das Verstörende seiner Kunst reichen<br />

diese Zuschreibungen nicht.<br />

Fundamental verstörend waren auch Black Flag: Ihr<br />

Hardcore war – ja, was eigentlich genau? Politisch? Improvisiert?<br />

Laut, hart, schnell? Quälend langsam? Chaotisch?<br />

Konzeptionell? Black Flag und mit ihnen die gesamte<br />

SST-Szene haben Punk gespielt, ohne dessen Ästhetik<br />

der Schlichtheit. In ihrer Musik hat sich die Geschichte der<br />

amerikanischen 60er-Jahre-Gegenkultur aufgespeichert<br />

– <strong>als</strong> untergegangene und im Drogenwahn und in Gewaltexzessen<br />

ausgelöschte Utopie. Nur noch <strong>als</strong> Nihilismus<br />

(verknüpft mit einer existenzialistischen Do-It-Yourself-<br />

Philosophie, wie sie heute noch Henry Rollins und Mike<br />

Watt zelebrieren) ließ sich ihr die Treue halten. »All our<br />

times have come / Here but now they’re gone«, heißt eine<br />

Textzeile der in SST-Kreisen hochverehrten Spät-Hippie-Band<br />

Blue Öyster Cult. Pettibon ist dieser Punk-Szene<br />

entwachsen. Seine Kunst ist eine große Giftmülldeponie<br />

und gleichzeitig ein Dekontaminator. Davon spricht auch<br />

seine Ausstellung in der Berliner Galerie Contemporary Fine<br />

Arts. Die ist ironischerweise »No Title« benannt. Als ob<br />

der Sex, die Gewalt, die Lüge, der Körperkult und die Politik,<br />

die seine Arbeiten thematisieren, nie wirklich an die<br />

Oberfläche dürften. Aber man entkommt der Gewalt trotzdem<br />

nicht. Das Unheimliche ist bei ihm stets anwesend –<br />

und trotzdem szenisch und gestisch, in bloß angedeutete<br />

Storys gebannt. Dazu passt die Konstruktion seiner Arbeit:<br />

Die Zeichnungen sind gespickt mit Textfragmenten,<br />

Parolen, Versen, die man <strong>als</strong> Kommentare lesen kann, die<br />

aber nicht <strong>als</strong> solche gedacht sind, eher <strong>als</strong> Erweiterung<br />

der zeichnerischen Arbeit, <strong>als</strong> weitere Ebene. Es wird nicht<br />

deutlich, wer spricht, wer angesprochen wird. Es ist die<br />

pure Präsenz der Irritation. Black Flag wurden bewundert,<br />

weil sie die Wut und den Hass (auf den amerikanischen<br />

Traum) so perfekt umschmolzen – in Musik, in die Autonomie<br />

einer Band. Pettibon folgt dieser Punk-Methode, aber<br />

lakonischer, achselzuckender, abgründiger. Seine Kunst<br />

zeigt: Black Flag waren noch viel zu utopisch.<br />

Auf intro.de findet sich ein Exklusiv-Interview mit Ray


98./99./20. JULI 2008 FERROPOLIS<br />

Adam Green | Alter Ego | Battles | Björk | Blackmail | Blood Red Shoes | Bonde do Role | Booka Shade | Boys Noize<br />

Burger/Voigt | Cobblestone Jazz | The Cheapers | The Count & Sinden live | Crookers | Daniel Haaksman | David Dorad<br />

dEUS | Die Türen | Does It Offend You, Yeah? | Editors | Edu K | Efdemin | Ellen Allien | Empro | Fabiano | Fotos<br />

Franz Ferdinand | Friendly Fires | Fujiya & Miyagi | Get Well Soon | Gui Boratto | Gus Gus live | Henrik Schwarz | Hercules<br />

And Love Affair | Hot Chip | The (International) Noise Conspiracy | Kate Nash | Kissy Sell Out live | Klee | Ladyhawke | Late<br />

Of The Pier | Len Faki | Lightspeed Champion | Luna City Express | M.A.N.D.Y. | Marcus Meinhardt | Markus Kavka<br />

Markus Welby | Mathias Kaden | Mathew Jonson | MEN Le Tigre DJs | The Mitchell Brothers | Miss Platnum | Miss Kittin &<br />

The Hacker | Modeselektor | Moenster | MC Deize Tigrona | MC Gringo | Mr. Oizo | Mutlu | Navel | The Notwist | Oliver<br />

Koletzki | Operator, Please | PeterLicht | Renato Ratier | Robyn | Róisín Murphy | Rummelsnuff | Sascha Funke | Skream<br />

Stereo MCs | Steve Bug | Supermayer | Superpunk | The Teenagers | Tobias Thomas | Tomas Andersson | Turbostaat<br />

Uffie & Feadz feat. Technotronic | The Whitest Boy Alive | Why? | The Wombats | Zoot Woman | und viele andere<br />

WWW.MELTFESTIVAL.DE<br />

EIN FEST VON UNTERSTÜTZT VON


072 Literatur<br />

»Ich schau dich an«<br />

William Gibson<br />

POST-<br />

GENRE-<br />

WESEN


Literatur 073<br />

Er gilt <strong>als</strong> Gottvater des SF-Cyberpunk – seit er in den 80ern mit »Neuromancer«<br />

debütierte. Dem in Vancouver lebenden Amerikaner gelang im Jahr 2004 mit<br />

»Mustererkennung« der Sprung in die youtubed world. Wolfgang Frömberg traf William<br />

Gibson in Köln, wo er den Nachfolger »Quellcode« vorstellte. Foto: Alfred Jansen<br />

K ann es sein, dass »Quellcode« nach »Mustererkennung«<br />

den zweiten Teil einer neuen<br />

William-Gibson-Trilogie bildet? Nein. Was<br />

<strong>als</strong> zeitgemäß aufbereitetes Zitat dieser literarischen<br />

Strömung. Andererseits waren Sie mal wieder Ihrer Zeit<br />

voraus. »Mustererkennung«, wo es um im Internet ver-<br />

meine Vergangenheit betrifft, ist es wahrvielfältigte Clips und um Geheimwissen geht, war der<br />

scheinlich, dass es wieder ein Drei-Romane-Paket geben erste Roman, der auf Clip-Portale wie YouTube Bezug<br />

wird. Aber ich folge da keinem Masterplan.<br />

nimmt ... Oh, »Mustererkennung« war ein Pre-YouTube-<br />

Schreiben Sie noch Science-Fiction? Nach »Musterer- Roman. Das wurde mir vor wenigen Monaten klar, <strong>als</strong> ich<br />

kennung« hieß es allerorten, Sie hätten sich vom Genre feststellte, wie nah ich beim Schreiben an der Wirklich-<br />

abgewendet ... Den Leuten, die sagen, ich schreibe keine keit dran war, ohne etwas von YouTube geahnt zu haben.<br />

Science-Fiction mehr, geht es um eine Definition des Be- Die Story um die geheimnisvollen Clips könnte aber gar<br />

griffs. Ich war nie daran interessiert, das Genre in Grenzen nicht passieren in einer youtubed world, mit spezialisier-<br />

zu fassen oder mich bewusst darin zu bewegen. Ich war ten Websites, auf denen Nerds das Material austauschen.<br />

schon immer unentschieden, ob es eine Trennlinie zwi- Die Clips wären für alle zugänglich.<br />

schen Science-Fiction und dem Rest der Literatur gibt. Bewegen Sie sich viel im Internet? Lesen Sie zum Bei-<br />

Science-Fiction war die literarische Heimat, in der ich <strong>als</strong> spiel Blogs? Ich lese täglich Cory Doctorows »BoingBoing«<br />

Leser groß geworden bin. Dort habe ich zu lesen gelernt und ein politisches Blog namens »Talking Points Memo«.<br />

und <strong>als</strong> Kind wertvolle Erfahrungen gesammelt. Zu der Aber es erscheint mir schwieriger, eine neue URL zu entde-<br />

Zeit, <strong>als</strong> ich anfing, selbst Geschichten zu verfassen, war cken, <strong>als</strong> ein neues interessantes Print-Magazin ausfindig<br />

ich bereits so etwas wie ein Post-Genre-Wesen. An einem zu machen. Was mich am Netz mitunter so frustriert, ist,<br />

Tag konnte ich Ray Bradbury lesen, am nächsten James dass die Liste meiner Bookmarks mit der Zeit eher kürzer<br />

Joyce. Und mir schien das alles gleichermaßen spekulativ wird ... Möglicherweise bin ich einfach ein Gewohnheits-<br />

zu sein. Meine eigene Arbeit wurde für den Markt schnell tier. Und wenn ein brillanter Exzentriker etwas Spannen-<br />

<strong>als</strong> Science-Fiction kategorisiert. Okay. Mir ist aber wichdes macht, dann hält das im Regelfall nicht lange vor, z.<br />

tig, dass sich das, was ich mache, in der Zeit von »Neuro- B. die wunderbare politische Seite »The Poor Man Institumancer«<br />

bis »Mustererkennung« nicht sonderlich veränte«. Leider wird der Betreiber, ein Freak aus New England,<br />

dert hat. Klar haben einige Kritiker in den USA im Fall von immer inaktiver. Noch vor einem Jahr war es für mich das<br />

»Mustererkennung« das Modell einer innovativen Zukunft schlaueste und witzigste Projekt weit und breit.<br />

vermisst. Ich fand es allerdings eher zufriedenstellend, Auf Initiative von <strong>Intro</strong> war kürzlich der erwähnte SF-Au-<br />

dass sie diesbezüglich nicht ganz zufrieden waren ... tor Cory Doctorow in Köln. Er stellt seine Romane zum<br />

Die Hauptperson von »Mustererkennung«, Cayce Pol- freien <strong>Download</strong> zur Verfügung. Wie sieht Ihre Position<br />

lard, ist »Coolhunter«. Woher stammt diese Figur, die ei- bezüglich Copyrights aus? Ich habe noch in keiner Weise<br />

ne besondere Sensibilität für Werbelogos besitzt? Cayce eine Anti-Piraterie-Strategie verfolgt. Sicher ist es möglich,<br />

entwickelte sich aus einer bestimmten Erfahrung. Dam<strong>als</strong> alle meine Romane umsonst im Internet zu bekommen.<br />

reiste ich alle zwei Wochen von Vancouver nach London, Ich bin allerdings auch niem<strong>als</strong> in der Öffentlichkeit auf-<br />

verbrachte dort zwei bis vier Tage, um in Meetings ein Progetreten und habe gerufen: »Hier gibt es was umsonst!«<br />

jekt zu verfolgen. Zum ersten Mal in meinem Leben hatte So bleibt mein Verleger glücklich, und andererseits wird<br />

ich diese schnell wiederkehrenden Erfahrungen von Jet- niemand davon abgehalten, sich meine Bücher im Netz zu<br />

lag. Ich begann das Phänomen am eigenen Körper zu un- besorgen. Cory vertritt die Auffassung, Piraterie sei eine<br />

tersuchen. Eine sehr klinische Betrachtung. Ich bemerkte, Art Steuer auf den Ruhm. Wenn man dich nicht gut kennt,<br />

dass es hoch und runter ging. Mir fiel auf, wie die geballte dann wird sich auch keiner für die frei herunterzuladenden<br />

Medienladung in London mich fertig machte. Ich habe al- Werke interessieren. Es sieht auch einfach schlecht aus,<br />

so in mich hinein gehorcht, wie sich das auf mich und die wenn man vor Gericht zieht. Waren es nicht Metallica, die<br />

»verzögerte Ankunft der Seele« auswirkt [»Soul Delay«, so sich da so blamiert haben? Mehr Geld hat ihnen das wohl Metallica<br />

wird Jetlag in »Mustererkennung« umschrieben]. Cayces kaum eingebracht. Es hat sie bloß in aller Öffentlichkeit<br />

Branding-Allergie ergab sich halb aus diesen Eindrücken <strong>als</strong> jene Arschlöcher dastehen lassen, die sie vielleicht<br />

und halb aus dem Titel von Naomi Kleins »No Logo«. Das auch sind. In dem Fall haben sie nicht die goldene Regel<br />

habe ich zwar nicht gelesen, aber ich sah den Titel ganz beachtet, dass ein Arschloch mit aller Macht versuchen<br />

vorne auf den Stapeln in den Buchläden.<br />

In den 80ern entstand neben dem von Ihnen geprägten<br />

muss, nicht wie ein Arschloch auszusehen.<br />

SF-Sublabel »Cyberpunk« eine Art Bewegung um »American<br />

Psycho«-Autor Bret Easton Ellis, in der die Welt<br />

Das komplette Interview gibt es auf www.intro.de<br />

der Protagonisten in all ihrer Oberflächlichkeit ausge- William Gibson<br />

breitet wurde. Markennamen dienten zur Beschreibung Quellcode<br />

der Gegenwart. »Coolhunter« Cayce Pollard erscheint Klett-Cotta, 448 S., EUR 22,50<br />

Gingen in der Tat im Jahr 2000 gegen<br />

die Internet-Tauschbörse Napster vor.<br />

Unvergessen die Worte von Drummer Lars<br />

Ullrich: »Es kränkt uns zu wissen, dass<br />

unser Gut mehr wie eine Massenware und<br />

weniger <strong>als</strong> die Kunst, die es eigentlich<br />

ist, behandelt wird. Vom geschäftlichen<br />

Standpunkt aus ist es reine Piraterie,<br />

etwas zu nehmen, das einem nicht gehört.<br />

Der Austausch solcher Informationen,<br />

ob es Musik, Videos oder Fotos sind, ist<br />

nichts anderes <strong>als</strong> der Handel mit gestohlenen<br />

Waren.«


074 Literatur<br />

Comic-Szenen Hamburg/Berlin<br />

JEN<br />

SEITS<br />

DER<br />

KNOL<br />

LEN<br />

NASE<br />

Die Geister der deutschen<br />

Comic-Fans scheiden sich:<br />

Spaß oder Ernst, Kunst oder<br />

Unterhaltung, Avantgarde<br />

oder Mainstream. Ob die<br />

Szene-Hochburgen Berlin und<br />

Hamburg bestimmte Richtungen<br />

repräsentieren – und wie sich<br />

deren Repräsentanten Sascha<br />

Hommer und Andreas Michalke<br />

dazu verhalten –, untersucht für<br />

uns Matthias Schneider. »Vampir« von Sascha Hommer


Berlin und Hamburg<br />

Natürlich gibt es auch in anderen Städten<br />

Deutschlands Comic-Zeichner und -Verlage,<br />

doch längst nicht so konzentriert. Ulf<br />

K. und Uli Oesterle sollen deshalb auch erwähnt<br />

sein, ebenso das Verlagsprogramm<br />

von Edition 52. Nicht vergessen darf man<br />

ebenfalls all die jugendlichen Manga-<br />

ZeichnerInnen, die vor allem in ländlichen<br />

Regionen leben.<br />

Hintertürchen<br />

Mit viel Überredungskunst und Ausdauer<br />

konnte Flix sein humoristisches, autobiografisches<br />

Comic-Debüt »Held« <strong>als</strong><br />

Diplomarbeit für Kommunikationsdesign<br />

in Saarbrücken einreichen. Mawil erhielt<br />

für seinen selbstironischen Comic »Wir<br />

können ja Freunde bleiben« ein Diplom im<br />

Fachbereich Kommunikationsdesign an<br />

der Kunsthochschule Berlin Weißensee.<br />

Wie auch Tim Dinter und Kai Pfeiffer für ihren<br />

Verschwörungs-Comic »Alte Frauen«.<br />

H amburg<br />

und Berlin sind seit jeher die Brennpunkte<br />

der deutschen Comic-Szene. Nirgendwo<br />

sonst gibt es so viele Verlage und<br />

ZeichnerInnen wie in der Hanse- und der<br />

Hauptstadt. Nach Jahren der Berliner Dominanz scheint<br />

sich nun ein Wandel zu vollziehen. Aus Hamburg kommt<br />

frischer Wind. Zwar ist es fast unmöglich, allen in Berlin<br />

und Hamburg ansässigen ZeichnerInnen ein stadtspezifisches<br />

Branding aufzudrücken – zu verschieden sind<br />

sie in ihrer künstlerischen Art, in Arbeitstechnik und Publikationsform,<br />

<strong>als</strong> dass man sie einer bestimmten Richtung<br />

zuschreiben könnte –, dennoch gibt es charakteristische<br />

Besonderheiten. Grund genug für ein paar nähere<br />

Betrachtungen. Klar, dass nur wenige VertreterInnen der<br />

Berliner und Hamburger Schule tatsächlich dort geboren<br />

sind. Echte Berliner wie Fil und Mawil gehören zu den Ausnahmen.<br />

Ein Großteil der Berliner Szene besteht aus Zugezogenen<br />

– wie zum Beispiel Reinhard Kleist, der in der<br />

Nähe von Köln geboren ist, Elke Steiner, die aus Bremen<br />

stammt, oder Flix, der aus Münster rübergemacht hat.<br />

Da wären noch die Hamburger, die inzwischen in Berlin<br />

leben und arbeiten, wie Tim Dinter oder Andreas Michalke.<br />

Auf der Hamburger Seite verhält es sich nicht anders:<br />

Calle Claus ist Braunschweiger, Arne Bellstorf kommt aus<br />

Dannenberg, Line Hoven ist in Bonn geboren und Sascha<br />

Hommer im schönen Schwarzwald aufgewachsen.<br />

Schulen / Hochschulen<br />

Im Gegensatz zu den Berlinern, die meist aus privaten<br />

Gründen kamen, spielte für manchen Wahlhamburger<br />

das Studium eine ausschlaggebende Rolle. Bellstorf, Hoven<br />

und Hommer, die man seit ihren jeweiligen Debüts zu<br />

Recht <strong>als</strong> Vertreter einer neuen und wegweisenden Generation<br />

feiert, haben in Hamburg an der Hochschule für<br />

Angewandte Wissenschaften Illustration und Kommunikationsdesign<br />

studiert. Seit 1997 hat die Berlinerin Anke<br />

Feuchtenberger dort eine Professur für Illustration inne,<br />

deren Kurse auch Hommer besuchte. Seine Begründung:<br />

»In Deutschland gibt es keinen Studiengang Comic, deswegen<br />

lag es nahe, zu jemand zu gehen, der Erfahrung<br />

mit Comics hat.« Gastdozenten wie Hans-Georg Barber<br />

alias Atak boten Inspiration und übten einen starken Einfluss<br />

auf die ästhetische Entwicklung aus. »Zuerst hatte<br />

ich Kinderbuchillustration studiert. Zum Comic kam ich<br />

erst durch Atak, der mich ebenso ermutigt hat, mit Schabekarton<br />

zu arbeiten«, erzählt Line Hoven. In dieser zeitaufwendigen<br />

Kratztechnik ist ihr grandioses Comic-Debüt<br />

»Liebe schaut weg« entstanden.<br />

Durch die Berufung der »Deutschsprachigen Comic-<br />

Avantgarde der 90er-Jahre« an Universitäten und Hochschulen<br />

– Anke Feuchtenberger nach Hamburg, Atak zwischenzeitlich<br />

nach Offenbach, Henning Wagenbreth nach<br />

Berlin, Martin tom Dieck nach Bremen und Hendrik Dorgathen<br />

nach Kassel – zeichnet sich eine fortschreitende<br />

Akademisierung des Comic-Betriebs ab. Dennoch hinkt<br />

die deutsche Comic-Kultur europäischen Entwicklungen<br />

hinterher. Und so bleiben französische oder belgische<br />

Verhältnisse, wo man an Universitäten Comic-Zeichner<br />

und -Szenarist studieren kann, auch weiterhin undenkbar.<br />

Deutschen Comic-ZeichnerInnen bietet sich einzig<br />

die Alternative, Illustration zu studieren – oder sich andere<br />

Hintertürchen zu suchen.<br />

Avantgarde / Mainstream / Independent<br />

Der Begriff »Deutschsprachige Comic-Avantgarde der<br />

90er-Jahre« wurde im Jahre 1999 durch die Ausstel- ≥<br />

© 2008 Warner Bros. Entertainment Inc. All rights reserved.


076 Literatur<br />

≥ lung »Mutanten« im NRW-Forum in Düsseldorf geprägt.<br />

Als wichtigste Impulsgeber für einen experimentelleren<br />

Umgang mit dem Medium der Schriftbildlichkeit gelten<br />

zwei Berliner Gruppen. Beide wurden von ostdeutschen<br />

ZeichnerInnen gegründet. Kurz vor dem Mauerfall schlossen<br />

sich u. a. Feuchtenberger und Wagenbreth zu einer<br />

»Produktionsgenossenschaft des Handwerks«, kurz »PGH<br />

Glühende Zukunft«, zusammen. Man arbeitete mit Holz-,<br />

Linol- und Siebdruck. Auf diese Art wurden Grafiken, Illustrationen<br />

und Comics entworfen. Von Art Spiegelmans<br />

RAW-Magazin beeinflusst, gründeten 1989 u. a. Atak und<br />

C.X. Huth die Comic-Gruppe und Zeitschrift Renate, aus<br />

der später die gleichnamige erste deutsche Comic-Bibliothek<br />

in Berlin hervorging. Das Magazin scharte schnell eine<br />

illustre Runde autodidaktischer Künstler um sich, die –<br />

getrieben vom kreativen Dilettantismus des Punk – neue<br />

Formen der Bild-Text-Erzählung probierten.<br />

Die innovatorische Bedeutung der Comic-Avantgarde<br />

wird deutlich, wenn man sich vor Augen führt, dass die<br />

hiesige Landschaft bis in die 90er-Jahre hinein größtenteils<br />

von den Knollennasen-Zeichnern Brösel, Gerhard<br />

Seyfried und Ralf König dominiert wurde – und zum Teil<br />

bis heute besetzt wird. Die illustrativen Zeichnungen der<br />

Comic-Avantgarde sind zwar stärker im Kunst- und Grafik-<br />

Bereich anzusiedeln, weshalb sie von Comic-Puristen gerne<br />

<strong>als</strong> »Kunstkacke« diffamiert werden, dennoch ermutigen<br />

sie nachrückende junge ZeichnerInnen dazu, freier mit<br />

grafischen und narrativen Elementen umzugehen.<br />

Anthologien / Magazine<br />

Gelegenheiten, das eigene Debüt in einem bestehenden<br />

Verlag zu veröffentlichen, sind rar. Eigeninitiative ist angesagt.<br />

»Als ich nach Hamburg kam, habe ich gedacht,<br />

dass es bestimmt tolle Studenten-Magazine gibt, wo man<br />

direkt einsteigen und loslegen kann. Das war aber nicht<br />

der Fall«, so Hommer rückblickend. Kurzerhand rief er die<br />

Comic-Anthologie Orang ins Leben: »Ich wollte das Studium<br />

mit anderen Mitteln außerhalb der Uni fortführen,<br />

um mit den Leuten mehr zu diskutieren und eine härtere<br />

Kritik zu provozieren.« Hommer ist ein treibender Motor in<br />

Hamburg. Gemeinsam mit Arne Bellstorf hat er den Verlag<br />

Kiki-Post gegründet. Mittlerweile definiert sich der feste<br />

Kern der Orang-ZeichnerInnen auch <strong>als</strong> eigene Gruppe.<br />

Weitere Tummelplätze tun sich auf: Neben Orang gibt es<br />

in Hamburg noch das reine Frauen-Comic-Magazin Spring<br />

<strong>sowie</strong> Witteks Panik Elektro. Die Berliner Comic-Anthologie<br />

Plaque, die von dem Zeichner und Autor Kai Pfeiffer<br />

<strong>sowie</strong> dem Avant-Verleger Johann Ullrich konzipiert wird,<br />

konzentriert sich auf internationale Autoren-Comics. Ausführliche<br />

Interviews und grenzüberschreitende Beiträge<br />

zu den Bereichen Kunst und Illustration runden das Themenspektrum<br />

ab.<br />

Eine völlig andere Publikationskultur verfolgt der Wahlberliner<br />

Andreas Michalke mit der ersten deutschen Comic-Zeitung<br />

Mamba. Michalke »... will die deutsche Independent-Comic-Szene<br />

an den Kiosk bringen, damit sie<br />

eine größere Öffentlichkeit erreicht.« Die Idee kam ihm in<br />

Istanbul, wo solche Zeitungen an jedem Kiosk erhältlich<br />

sind. Momentan erscheint Mamba vierteljährlich <strong>als</strong> Beilage<br />

der Jungle World. Noch trägt sich das Projekt finanziell<br />

nicht. Und das bedeutet – wie so oft –, dass es keine<br />

Honorare gibt. Michalke: »Der Markt würde eine reine<br />

Witzzeitung verlangen, aber das will ich nicht.« Stattdessen<br />

wagt der Herausgeber den Spagat, erzählerische und<br />

unterhaltsame Comics gemeinsam zu publizieren. Genau<br />

an diesem Punkt scheiden sich üblicherweise die Geis-<br />

»Bigbeat Cast« von Andreas Michalke<br />

ter: hier die künstlerisch anspruchsvollen ZeichnerInnen<br />

– dort die eher humorvolleren Antipoden.<br />

Bezogen auf unseren Städtevergleich bedeutet dies<br />

laut Michalke: »Als Hamburger Zeichner spielte Humor<br />

für mich keine so große Rolle. In Berlin ist man allein aufgrund<br />

der Kommunikation dazu gezwungen, hin zur Pointe<br />

zu denken. In Hamburg können sich die Leute ganze<br />

Abende unterhalten, vollkommen ernsthaft, ohne einen<br />

Witz zu machen.« Auch Hommer kann dies bestätigen:<br />

»Die Hamburger sind nicht so humorig. Eher in sich gekehrt,<br />

nachdenklich. Selbst die Zugezogenen. In Berlin<br />

wird von Leuten wie Fil oder Mawil ein anderer Ton angeschlagen.<br />

Hängt aber vielleicht auch mit den Publikationsmöglichkeiten<br />

zusammen, da sie in der Berliner Stadtzeitung<br />

Zitty und in der Jungle World veröffentlichen können.«<br />

Für Michalke sind dies jedoch nur marginale Differenzen<br />

– Ausnahmen von der Regel finden sich <strong>sowie</strong>so in beiden<br />

Städten. Fazit: »Eigentlich sind wir alle auf derselben<br />

Party. Wir stehen in verschiedenen Ecken und haben verschiedene<br />

Gespräche am Start. Diese Vielfalt nach außen<br />

zu kommunizieren ist mein Hauptanliegen.«<br />

Links:<br />

Verlage<br />

www.reprodukt.com<br />

www.edition52.de<br />

www.avant-verlag.de<br />

www.editionmoderne.de<br />

www.carlsen.de<br />

www.ehapa.de<br />

www.schwarzerturm.de<br />

Anthologien und Magazine<br />

www.orang-magazin.net<br />

www.spring-art.info<br />

www.strapazin.ch<br />

Künstler<br />

www.bellstorf.com<br />

www.linehoven.de<br />

www.butterbiene.de<br />

www.reinhard-kleist.de<br />

www.mawilcomix.de<br />

www.fcatak.de<br />

www.feuchtenbergerowa.de<br />

www.mtomdieck.net<br />

www.wagenbreth.com<br />

www.calleclaus.de<br />

mondgucker.blogspot.com (Ulf K.)<br />

www.steinercomix.de<br />

Internetportale<br />

www.io-home.org (Berufsverband der<br />

Illustratoren)<br />

www.icom-i.com (Interessenverband<br />

Comic)<br />

www.graphic-novel.info (deutschsprachige<br />

Übersicht von Graphic Novels)<br />

www.goethe.de/kue/lit/prj/com/deindex.htm<br />

(Übersicht deutschsprachiger<br />

Comics des Goethe Instituts)


078 Literatur<br />

DEKONSPIRATIONE<br />

Niemand regiert die Welt? Behaupten Verschwörungstheoretiker nicht ständig was<br />

anderes – und sind es nicht die Regierenden, die mit ihrer Politik der Desinformation<br />

unsere Fantasie befl ügeln? Mag sein. Daniel Kulla liefert dennoch ein probates<br />

Gegenmittel für verquere Hirngespinste.<br />

E in<br />

gut gepflegter Verfolgungswahn bereichert<br />

das Leben. Mal ehrlich, der Briefträger<br />

war dir doch schon immer suspekt.<br />

Ein Blick in die Abendnachrichten reicht,<br />

um in allen erdenklichen Winkeln einer von Gott verlassenen<br />

Welt dunkle Machenschaften und Manipulationen<br />

zu erahnen. Wer braucht Rollen-Spiele, wenn die Realität<br />

so viel geheimnisvoller erscheinen kann? Grundvoraussetzung<br />

ist das richtige Mindset: »Nichts geschieht zufällig.<br />

Nichts ist, wie es scheint. Alles ist miteinander verbunden.«<br />

So beschreibt der amerikanische Autor und Professor<br />

der Politischen Wissenschaft Michael Barkun die<br />

Grundregeln der Verschwörungstheorien. Wer diese einfachen<br />

Merksätze beherzigt, findet selbst in der oft geschmähten<br />

Bäckerblume Hinweise auf ein alles umfassendes,<br />

jedes Übel erklärendes Komplott.<br />

Für Special Agent Mulder ist nicht die Frage, ob du zu<br />

paranoid, sondern ob du paranoid genug bist; Terry Pratchett,<br />

Kurt Cobain und Joseph »Catch 22« Heller bestätigen<br />

unisono: »Nur weil du paranoid bist, heißt das nicht,<br />

dass sie nicht hinter dir her sind.« Umso wertvoller und<br />

wichtiger ist die Einschränkung, mit der Daniel Kulla seinen<br />

Vortrag auf dem 22. Chaos Communication Congress<br />

im Dezember 2005 eröffnete: »Nur weil du paranoid bist,<br />

heißt das nicht, dass du hinter anderen her sein musst.«<br />

Bereits der Titel des Vortrags »Entschwörungstheorie«<br />

dient <strong>als</strong> subversives Spiel mit dem Unsinn. Denn wer Verschwörung<br />

und Theorie in einem Atemzug nennt, hat schon<br />

verloren. Darum trägt Kullas Buch denselben Titel, »Entschwörungstheorie«,<br />

nur der Zusatz ist neu: Niemand regiert<br />

die Welt. Im Zentrum seines Interesses stehen nicht<br />

die lustigen Verschwörungen und spielerischen Verschwörungstheorien,<br />

sondern die Verschwörungsideologie, der<br />

sogenannte Konspirationismus. Wenn Robert Anton Wilson<br />

mit der »Illuminatus!«-Trilogie das weite Feld der Verschwörungstheorien,<br />

ehedem Domäne reaktionärer und<br />

konterrevolutionärer Kräfte, für eine wie auch immer geartete<br />

Linke fruchtbar gemacht hat, kommt Kullas »Entschwörungstheorie«<br />

einer Brandrodung gleich. Vielleicht<br />

macht es irgendwann wieder Spaß, aus einem emanzipatorischen<br />

Geist heraus ein paar Verschwörungen zu pflanzen.<br />

Momentan sind es jedoch die realen »powers that be«<br />

mit ihrer nur mühevoll getarnten Desinformation, die unsere<br />

Paranoia befeuern sollten. Wiederhole: Die Quersumme<br />

von 11.09.2001 lautet nicht 23. Und nein, auch wir sind<br />

nicht die Guten.<br />

Lars Brinkmann<br />

Daniel Kulla »Entschwörungstheorie. Niemand regiert die Welt«<br />

(Der Grüne Zweig 254, Werner Pieper & The Gruene Kraft, <strong>24</strong>4 S., EUR 14,80)<br />

Kein Land für alte<br />

Männer<br />

Cormac McCarthys »No Country For Old<br />

Men« beschreibt die USA <strong>als</strong> ein Land<br />

auf dem Weg in die Hölle. Es geht um<br />

hartgesottene Männer, die im Grenzland<br />

zwischen Texas und Mexiko dem<br />

großen Geld hinterherjagen. Da ist Llewellyn<br />

Moss, der eigentlich nur Antilopen<br />

schießen will. Als er in der Wüste<br />

auf einen Koffer mit 2,4 Millionen Dollar<br />

Drogengeld stößt, wird ihm klar, dass in<br />

seinem Leben nichts mehr so sein wird<br />

wie zuvor. Der psychopathische Killer<br />

Chigurh, gesegnet mit Lapislazuliaugen<br />

und einem diabolischen Abrechnungswahn,<br />

hat das Zeug zu einer unvergesslichen<br />

Kultfigur. Der Dritte im Bunde ist<br />

Wells, ein Ex-Elitesoldat, der sich gewaltig<br />

verrechnet. Einzig Bell, ein »Hinterwäldler-Sheriff<br />

in einem Provinzkaff«,<br />

hat kein Interesse am Mammon. Er gibt<br />

den knorrigen Alten mit dem Herzen am<br />

rechten Fleck.<br />

McCarthys Motels an staubigen Straßen<br />

sind von hinreißender Trostlosigkeit,<br />

seine Gemetzelszenen pulsieren wie Gemälde<br />

von Caravaggio. Doch ästhetisch<br />

ist in diesem Roman längst nicht alles<br />

im Lot. Sorgfältig ist der Autor darauf<br />

bedacht, die Gedanken seiner Helden<br />

nicht auszuleuchten: Statt von Gefühlen<br />

wird von Waffen und Krokodillederschuhen<br />

berichtet.<br />

Die Ausblendung der Empfindungen<br />

korrespondiert mit einer Welt, die aus<br />

den Fugen gerät – so weit, so konsequent.<br />

Doch McCarthy traut der eigenen<br />

Lakonie nicht. Deshalb stellt er den<br />

Bösewichten den sympathischen Bell<br />

an die Seite und lässt ihn fleißig monologisieren:<br />

Sterbehilfe, Abtreibung,<br />

Vietnamkrieg, Drogen, mangelnde Umgangsformen<br />

und grüne Haare – plötzlich<br />

ist die gesamte moderne Zivilisation<br />

schuld an den Morden in Texas. Mit<br />

einem wertekonservativen Brei werden<br />

die verstörenden Ereignisse zugekleistert.<br />

Der Sheriff, der sich nach gerechten<br />

Kriegen unter der Obhut Gottes<br />

zurücksehnt, ist <strong>als</strong> Repräsentant des<br />

ländlichen Amerika zwar keineswegs<br />

unrealistisch. Doch seine moralischen<br />

Überzeugungen werden so dick aufgetragen,<br />

dass sie die Vielschichtigkeit des<br />

Textes konterkarieren.<br />

Die Coen-Brüder haben in ihrer Romanverfilmung<br />

gut daran getan, Bell<br />

in seine Schranken zu weisen. McCarthy<br />

muss sich um die filmische Umsetzung<br />

jedoch keine Sorgen machen: Seiner<br />

Verbannung sämtlicher Frauen in die<br />

Küche halten auch die Coens die Treue.<br />

Kerstin Cornils<br />

Cormac McCarthy »Kein Land für alte Männer«<br />

(Rowohlt, 284 S., EUR 19,90)


Q&A: JOHN NIVEN<br />

In seinem Roman »Kill Your Friends« führt uns der<br />

schottische Autor John Niven – selbst ehemaliger<br />

A&R – zurück in die 90er. Eine Zeit, in der die Majors<br />

sagenhafte Gewinne machten und anscheinend zum<br />

Sammelbecken der abartigsten Gestalten wurden. <strong>Intro</strong><br />

berichtete. Im Mai kommt der Mann samt seinem<br />

monströsen Helden Steven Stelfox auf Lesereise nach<br />

D-Land. Martin Riemann wollte vorher noch mal genau<br />

wissen, was an Nivens Roman der Wirklichkeit im Musikbusiness<br />

entspricht.<br />

Haben Sie jemanden wie Steven Stelfox persönlich<br />

erlebt? Ich habe einige Leute getroffen, die Stelfox<br />

stark ähnelten. Er ist eine Mischung aus den zwei oder<br />

drei schlimmsten darunter.<br />

Stelfox ist ein Monster, doch oft genug sind seine<br />

hasserfüllten Reden sehr witzig, und ich habe<br />

mich oft genug dabei ertappt, ihm innerlich beizupflichten.<br />

So abscheulich Stelfox auch sein mag,<br />

viele der Menschen, die ihn umgeben, sind sogar noch<br />

schlimmer <strong>als</strong> er. Es wird dem Leser manchmal unangenehm<br />

sein, wenn er merkt, dass er mit Stelfox’ Ansichten<br />

übereinstimmt.<br />

Ich nehme an, Ihre Beschreibungen von Drogenmissbrauch<br />

und den damit verbundenen Ausschweifungen<br />

sind nicht mal übertrieben. Nein. Als ich mit<br />

dem Buch fertig war, schickte ich es einem ehemaligen<br />

Kollegen. Er meinte: »Lustigerweise werden die Leser<br />

denken, dass du maßlos übertreibst ...«<br />

Aber warum ist in Ihrem Buch Stelfox’ Besessenheit<br />

von Pornografie und Prostitution so überpräsent?<br />

Überall, wo man vom Ruhm geblendete junge Menschen,<br />

machthungrige Alphamännchen und viel Kokain<br />

findet, entsteht ein verstärktes Interesse an<br />

sexuellen Extremen. Das trifft auf Hollywood zu –<br />

und auch auf die Musikindustrie.<br />

»Kill Your Friends« spielt Mitte der 90er, <strong>als</strong> es den<br />

Majors noch sehr gut ging. In Ihrer Darstellung hat<br />

die Branche wirtschaftlichen Selbstmord betrieben.<br />

Ich denke, die Musikindustrie war ohnehin dem<br />

Untergang geweiht, weil sie sich einer sehr langen<br />

Periode künstlich herbeigeführter Inflation<br />

erfreuen durfte. Mitte der 90er<br />

kostete eine CD in England rund 15<br />

Pfund. Das kommt, wenn man die<br />

Teuerungsrate betrachtet, heute<br />

einem Wert von 30 Pfund<br />

gleich! Die Profitspanne würde<br />

einen Sweatshop-Besitzer<br />

beschämen.<br />

Die großen Plattenfirmen<br />

unterstreichen ihre Bedeutung<br />

oft in dem Sinne, dass<br />

ohne ihr Kapital keine Talente<br />

mehr gefördert werden<br />

könnten. Nun, Labels<br />

pumpen viel Geld in viele<br />

Acts in der Hoffnung, dass<br />

einer funktioniert. Das liegt<br />

in der Natur der Sache. Historisch<br />

gesehen besaßen<br />

die Plattenfirmen den<br />

Schlüssel zum Königreich, weil Studios teuer sind und<br />

jemand die Rechnung bezahlen muss. Heute kann man<br />

großartige Platten mit dem Laptop produzieren. Konsequenterweise<br />

verlieren die Labels an Macht.<br />

Stelfox rät denjenigen, die eine Karriere <strong>als</strong> Musiker<br />

anstreben, sich gefälligst einen richtigen Job zu suchen.<br />

Wie sieht Ihr persönlicher Rat aus? Lustigerweise<br />

habe ich genau diese Passage kürzlich bei einer Lesung<br />

vorgetragen. Ich schaute ins Publikum und entdeckte<br />

viele junge Leute, die zweifellos angehende Musiker<br />

sind. Einige von ihnen kamen nachher zu mir. Sie<br />

waren begeistert, aber ich konnte sehen, dass ich ihren<br />

Enthusiasmus deutlich gedämpft hatte. Richtig so!<br />

Ich denke, wenn man etwas aus den richtigen Gründen<br />

schaffen möchte – egal, ob mit Musik, Film oder Literatur<br />

–, dann erreicht man allen Widrigkeiten zum Trotz<br />

auch etwas Besonderes.<br />

Sie waren selbst ein erfolgreicher A&R. Welche Qualitäten<br />

besaßen Sie, die Stelfox nicht hat? So erfolgreich<br />

war ich gar nicht. Ich habe Coldplay abgelehnt!<br />

Ich war ein bisschen ... menschlicher <strong>als</strong> Stelfox. Ein<br />

bisschen.<br />

»Kill Your Friends« ist bei Heyne erschienen.<br />

<strong>Intro</strong> Intim Lesung mit John Niven und Bernd<br />

Begemann (liest den deutschen Text): 06.05. Berlin,<br />

Roter Salon 07.05. München, Substanz 08.05. Köln,<br />

Museum Ludwig


080 Spiele<br />

Grand Theft Auto IV<br />

48 MIN<br />

UTEN<br />

SIND EIN<br />

TAG<br />

Urlaubsanträge sind<br />

eingereicht, Konsolen<br />

poliert und Fenster abgedunkelt:<br />

Die Fans warten<br />

derzeit weltweit auf den<br />

Postboten. Denn wenige<br />

Tage nach Erscheinen<br />

dieses Heftes veröffentlicht<br />

Rockstar Games<br />

»GTA IV«. Den neuen Teil<br />

der innovativsten, umstrittensten<br />

und subversivsten<br />

Videospielserie der Welt.<br />

Felix Scharlau hat ihn<br />

sich angeschaut.<br />

Niko Bellic auf der Brooklyn Bridge – oder eher Broker Bridge?<br />

W ie erklärt man jemandem, der (wie ein<br />

Kollege) »Grand Theft Auto« lange für eine<br />

amerikanische Versicherung hielt, den<br />

Reiz von »GTA«? Vielleicht so: »GTA« ist<br />

strukturell das absolute Gegenteil von »Tetris«. »Tetris«<br />

war zweidimensional, streng linear, kannte nur drei grundsätzliche<br />

Befehle (drehen, Richtung ändern und runterplumpsen<br />

lassen), und seine Welt endete noch vor dem<br />

Rand des Monitors. Sich 1985 jenseits der Spielfeldbegrenzungen<br />

sehr viel mehr auszumalen grenzte an Science-Fiction.<br />

»GTA IV« hingegen ist dreidimensional, spielt<br />

in einer Welt, deren Durchquerung (mit dem Auto!) circa<br />

eine Stunde dauert, und bietet die Möglichkeit, fast alles<br />

zu tun. Mehr oder weniger wann und wo man will. Kurz:<br />

Auch »GTA IV«, das wie schon »GTA III« (2001) in Liberty<br />

City, einer Kopie von New York, spielt, ist wieder mal digital<br />

gelebte Freiheit. Auch wenn diese Freiheit erneut unter<br />

Beschuss steht.<br />

Wo Freigang, da auch Knast<br />

Niko Bellic, die zu spielende Hauptfigur, schaut grimmig<br />

aus dem Plasma-Fernseher mit 3-Meter-Bilddiagonale.<br />

Über dieses Gerät zeigte die Münchener Vertretung<br />

von Rockstar in den vergangenen Wochen einigen ausgewählten<br />

deutschen Magazinen »GTA IV«. Und jeder wusste:<br />

Mehr <strong>als</strong> das bisschen hier gibt es nicht. Keine Vorabversionen,<br />

keine Interviews mit den Entwicklern von<br />

Rockstar North aus Dundee, Schottland. Rockstar Games<br />

sind den »GTA«-Hauptfiguren sehr ähnlich: Sie geben sich<br />

verschlossen und stehen unter Dauerfeuer.<br />

Im realen Leben heißt der Rockstar-Endgegner Jack<br />

Thompson. Ein US-amerikanischer Neo Con und Anwalt,<br />

der den Publisher Take Two seit Jahren mit Klagen überzieht.<br />

Er wirft dem Spiel Gewaltverherrlichung, Misogynie,<br />

Rassismus und einiges mehr vor und kämpft an vorderster<br />

Front für ein Verbot. Take Two erwidert seitdem Klagen<br />

mit Gegenklagen – zum Großteil erfolgreich.<br />

Tatsache ist: Auch »der Neue«, Niko Bellic, muss in »GTA<br />

IV«, das bei uns ungeschnitten, dafür aber erstm<strong>als</strong> ohne<br />

Jugendfreigabe erscheint, wieder Menschen töten, um<br />

halbwegs selbstbestimmt leben zu können. Dennoch könnten<br />

die Unterschiede zwischen »GTA IV« und einem klassischen<br />

Shooter größer nicht sein. Während Letztere meist<br />

in einen mehr oder weniger statischen Kriegszustand hineinzoomen,<br />

die Grundsituation im Spielverlauf selten verlassen<br />

und das Töten, wenn es nach den Kritikern geht,<br />

zum vermeintlich einzigen Spielanreiz erhöhen (was in der


Regel ebenfalls nicht stimmt), erzählt »GTA« immer und<br />

vor allem: eine Geschichte. Und die nicht mal schlecht. Ihre<br />

Handlung und Dialoge liefern Argumente, zeigen Zerrissenheit,<br />

Zweifel, Moral und Unmoral, benennen Schuld<br />

und Unschuld der Hauptfigur, die immer aus einem fest zementierten<br />

Underdog-Status heraus kämpfen muss.<br />

Auch Niko Bellic hat in »GTA IV« allen Grund, böse zu<br />

gucken: Sein Cousin Roman lockte ihn unter f<strong>als</strong>chen Versprechungen<br />

von Osteuropa nach Broker in Liberty City<br />

– der Kopie von Brooklyn. Statt seiner kriminellen Vergangenheit<br />

endlich den Rücken kehren zu können, wie<br />

er vorhatte, muss er nun <strong>als</strong> illegaler Einwanderer und<br />

somit Rechteloser um sein Überleben in einem kriminellen,<br />

hochkapitalistischen Umfeld kämpfen. Dabei rutscht<br />

er immer weiter ab auf die schiefe Bahn. Wollte man das<br />

Grundgerüst der Story mit der eines Spielfilms vergleichen<br />

– und nichts anderes gebührt »GTA IV« –, so wirkt<br />

Bellic eher wie der von Michael Caine gespielte Racheengel<br />

im Drama »Get Carter« <strong>als</strong> einer der sedierten Auftragsmörder<br />

in der Schenkelklopfer-Killer-Revue »Pulp<br />

Fiction«. Aber Bellics Alltag besteht aus viel, viel mehr<br />

<strong>als</strong> dem Töten. Neben Taxifahren und anderen Gelegenheitsjobs<br />

baut er sich peu à peu ein Sozi<strong>als</strong>ystem auf,<br />

das ausgereifter und weniger statisch wirkt <strong>als</strong> noch im<br />

Vorgänger »GTA: San Andreas«. Bellic kann mit seinen<br />

Freunden jederzeit Billard oder Dart spielen oder trinken<br />

gehen. Sie rufen ihn dazu entweder auf seinem Handy<br />

(neu!) an, oder er macht auf diesem Weg initiativ Treffen<br />

aus. Belohnt wird gute Kontaktpflege durch Gefallen,<br />

die ihm seine Freunde dann erweisen. Dass auch Bellic,<br />

wie zuvor CJ in »San Andreas«, bald eine Freundin haben<br />

wird, ist logisch.<br />

New York, New York<br />

Aber auch Niko Bellic wäre trotz Realismus- und Rollenspiel-Anleihen<br />

ohne seine Hood nur ein digitaler Wurm. Der<br />

erwähnte Stadtteil Broker <strong>sowie</strong> Dukes (Queens), Bohan<br />

(Bronx), Algonquin (Manhattan) und Alderney (Teile New<br />

Jerseys), in denen ein Tag mit 48 Echtzeit-Minuten mittlerweile<br />

doppelt so lange dauert wie in San Andreas, sind<br />

die wahren Stars bei »GTA IV«: Wunderschön und detailverliebt<br />

zeigen sich die Gebäude, Plätze und Menschen<br />

New Yorks im Frühherbst: Achtlose Passanten lassen morgens<br />

Kaffeebecher fallen, Lampions hängen über der Straße,<br />

vom Flughafen Francis International Airport (der mit<br />

dem herrlichen Slogan »We’re so fly« wirbt) steigen im fernen<br />

Dunst über der Stadt Maschinen auf. Der Sprung auf<br />

die Next-Gen-Konsolen ist trotz kleinerer Grafikprobleme<br />

mehr <strong>als</strong> gelungen. Nur schwer nachvollziehbar, dass<br />

sich nach der Veröffentlichung des ersten einminütigen<br />

Spieltrailers 2007 ein Sprecher des New Yorker Bürgermeisters<br />

Michael Bloomberg in einer panisch verfassten<br />

Erklärung öffentlich vom Spiel distanzierte und die Entscheidung,<br />

New York <strong>als</strong> Vorlage zu nehmen, schwer bedauerte.<br />

Denn das Game ist in gleichem Maße Werbung<br />

für New York, wie es die Stadt in seiner eigenen Realität<br />

überkriminalisiert.<br />

Und New York ist groß. »GTA«, das einst durch das Einführen<br />

des non-linearen Gameplays die Erzähltechnik in<br />

Videospielen revolutionierte, erlaubt auch jetzt wieder,<br />

dass der Spieler selbst entscheidet: Will ich Missionspunkte<br />

auf der Karte ansteuern, um die Handlung voranzutreiben?<br />

Oder Nebenmissionen nachgehen? Oder einfach das<br />

Autoradio anschalten und durch die Stadt cruisen? Jeder<br />

spielt so sein eigenes Spiel mit individuellem Spielrhythmus<br />

und Tempo. Außer, er stürzt sich auf die größte Innovation<br />

des neuen Teils: den Multiplayer-Modus (mehr<br />

dazu in der kommenden Ausgabe).<br />

In einem sind sich Spieler und Kritiker einig. Zumindest<br />

solche, die nicht nur auf die Bekanntgabe vergleichsweise<br />

langweiliger technischer Innovationen wie der verbesserten<br />

Zielautomatik, des neuen Fahndungssystems und Details<br />

wie der von Rockstars »Tischtennis« bereits bekannten<br />

RAGE-Engine warteten: Auch »GTA IV« steckt wieder<br />

voller wunderbar subversiver Elemente, die die kapitalistische<br />

Markenwelt und das politische System der USA<br />

aufs Korn nehmen. Anders formuliert: »Grand Theft Auto«<br />

ist wie die Band, die es viel zu selten gibt. Die Band,<br />

die monatelang zu begeistern weiß. Die stilistisch so innovativ<br />

ist, dass sie über Jahre hinaus Dutzende schlechter<br />

und guter Klone erzeugt. Die so umstritten ist, dass man<br />

stolz ist, Fan zu sein. Die Band, die so gute Geschichten zu<br />

erzählen vermag und unter der Oberfläche so witzig und<br />

politisch ist, dass es alle blicken, die ein bisschen um die<br />

Ecke denken können. Nur nicht Jack Thompson.<br />

Wir verlosen 3 »GTA IV«-Pakete, bestehend aus je einem<br />

Baseball-Cap, einem T-Shirt und einem Kapuzenpulli. Mail<br />

an verlosung@intro.de, Betreff »Pisswasser«.<br />

GTA IV<br />

Rockstar Games / Take 2<br />

PS3, Xbox 360<br />

Radio<br />

Spiele 081<br />

Sonnenuntergang mit der Statue Of Happiness im Hintergrund<br />

Bis Heftschluss war die genaue Trackliste<br />

von »GTA IV« noch unter Verschluss.<br />

Bekannt war aber schon länger, dass es<br />

im Spiel diesmal 18 Radiosender geben<br />

soll, die Niko auch zu Fuß über sein<br />

Handy empfangen kann. Darunter auch<br />

osteuropäische Musik- und reine Wort-<br />

Sender. Als erwiesen gilt, dass es sich bei<br />

Karl, dem Moderator des Senders K 109,<br />

um Karl Lagerfeld handelt. Verwunderlich<br />

wäre das nicht. In der Vergangenheit<br />

liehen der Spielserie unter anderem<br />

Lee Majors, Burt Reynolds und Dennis<br />

Hopper ihre Stimme. Größter gefundener<br />

Haken am gesamten Spiel bisher: Die bei<br />

der PC-Version von »GTA: San Andreas«<br />

eingeführte Möglichkeit, per MP3 einen<br />

eigenen Sender zu bestücken, fehlt in<br />

»GTA IV«. Sehr, sehr schade.<br />

Saufen in »GTA IV«<br />

Die Präsentation bei Rockstar beinhaltete<br />

eine Mission, in der Niko Bellic mit einem<br />

Freund mittags trinken geht. Als sie aus<br />

der Kneipe kommen, ist Niko kaum zu<br />

steuern, knallt gegen sein eigenes Auto<br />

und lallt. Der Spieler hat die Wahl: Entweder<br />

er nimmt ein Taxi, oder er fährt mit<br />

dem eigenen Wagen heim. Wir nahmen natürlich<br />

den eigenen Wagen. Die Simulation<br />

vom betrunkenen Autofahren inklusive<br />

Unschärfenverlagerung und verzögerter<br />

Reaktion war nicht weniger <strong>als</strong> das<br />

Überzeugendste, was es in Videospielen<br />

und Spielfilmen jem<strong>als</strong> zu dem Thema zu<br />

sehen gab. Prominentestes Bier in »GTA<br />

IV« ist übrigens »Pisswasser«, ein »poorly<br />

brewed German import beer«. Es wird<br />

überall in Liberty City beworben.


082 Spiele<br />

Gran Turismo 5 Prologue<br />

NACHGEFRAGT<br />

Die Autorennsimulation »GT5 Prologue« ist ein sehr luxuriöser Vorgeschmack auf die<br />

(vielleicht) nächstes Jahr erscheinende Vollversion »GT5«. Gregor Wildermann traf<br />

den Erfi nder der »Gran Turismo«-Rennserie, Kazunori Yamauchi (40), in Salzburg und<br />

sprach mit ihm über seine erste Fahrstunde und illegale Straßenrennen.<br />

H err<br />

Yamauchi, wie früh reicht Ihre erste<br />

automobile Erfahrung zurück? Meine Eltern<br />

haben mir mal erzählt, dass ich schon<br />

im Alter von drei Jahren ganz begeistert<br />

immer auf Autos gezeigt habe. In der Schule gehörte ich<br />

dann zu den Jungs, die alle Automarken und Typen schon<br />

aus der Entfernung erkennen konnten.<br />

Der erste Tag auf der Fahrschule muss ja für Sie wie ein<br />

Befreiungsschlag gewesen sein. Meine erste Fahrstunde<br />

nahm ich in einem alten Toyota Corolla, und der Fahrlehrer<br />

war dabei recht freundlich zu mir. Ich war allerdings weder<br />

ein besonders guter noch schlechter Autofahrer.<br />

Heute haben Sie Zugang zu den teuersten, schnellsten<br />

und exklusivsten Autos. Worauf achten Sie zuerst, wenn<br />

Sie sich ins Cockpit setzen? Mein erster Blick gilt immer<br />

dem Lenkrad und dem Gefühl, wenn dies bei den ersten<br />

Lenkbewegungen nachgibt. Das entscheidet meistens, ob<br />

ich mich näher für das Auto interessiere.<br />

In »Gran Turismo 5 Prologue« sind ja erst einmal nur<br />

rund 70 Autos enthalten, später sollen es knapp 500 Autos<br />

sein. Haben Sie denn das letzte Wort über das finale<br />

Line-up im Spiel? Ja, schon. Ich fahre auch selbst zu allen<br />

wichtigen Automessen und bin natürlich daran interessiert,<br />

im fertigen Spiel möglichst viele interessante und<br />

auch aktuelle Fahrzeuge zeigen zu können.<br />

Ist es richtig, sich Ihre Firma Polyphony Digital <strong>als</strong> den<br />

Treffpunkt aller japanischen Autonerds vorzustellen?<br />

Vielleicht schon. Aber bei meiner Firma arbeiten zum Bei-<br />

spiel auch Mitarbeiter,<br />

die gar keinen<br />

Führerschein<br />

haben. Wichtig sind<br />

die Hingabe zum<br />

Thema und die Liebe<br />

zum Detail.<br />

Wie nah ist Ihrer<br />

Ansicht nach<br />

»Gran Turismo« <strong>als</strong><br />

Spiel der Perfektion?<br />

Natürlich will man immer alles verbessern, und es gibt<br />

noch viel zu tun. Im Herbst wird es ein großes Update geben,<br />

das unter anderem dann auch ein Schadensmodell<br />

enthält. Das ist sicherlich einer der wichtigsten Bausteine<br />

für ein noch perfekteres Spiel.<br />

In Japan gelten auf Autobahnen ja recht restriktive Tempobeschränkungen.<br />

Aber auch Sie haben keine eigene<br />

Rennstrecke vor der Haustür? Nein, leider nicht. Aber es<br />

gibt ja noch andere Möglichkeiten.<br />

Aha, und welche? Auf den Autobahnringen rund um Tokio<br />

gibt es vor allen Dingen nachts kaum Kontrollen. Alle<br />

illegalen Rennen finden deshalb eher dort statt, und vielleicht<br />

kann man an meinem Gesicht jetzt erkennen, dass<br />

ich nicht gerade traurig bin, dass sich daran seit Langem<br />

nichts geändert hat.<br />

Gran Turismo 5 Prologue (PS3; Polyphony Digital / SCEE)<br />

Verlosung: Xbox 360<br />

Der Online-Service Xbox Live feiert Fünfjähriges. Zum Anlass verlosen wir<br />

eine Xbox 360, eine einjährige Xbox Live Gold Mitgliedschaft <strong>sowie</strong> Chatpad,<br />

Wireless Headset und Xbox Live Vision Cam. Im Paket enthalten sind auch die<br />

Spiele »Halo 3«, »PGR 4« und »Viva Piñata Party Anim<strong>als</strong>«. Darüber hinaus gibt<br />

es 2x2 Karten für die Xbox Live Party am 08.05. im Münchener Club Meinburk<br />

mit Märtini Brös zu gewinnen. verlosung@intro.de<br />

God Of War:<br />

Chains Of Olympus<br />

Wenn es um so nette Hobbys wie<br />

Welteneroberung, Inzucht und Philosophie<br />

geht, geben die Griechen schon eine<br />

extrem perfekte Motivsammlung ab. Vor<br />

allem die Mythen und Sagen sind dann<br />

auch für Computerspielentwickler ein<br />

bunter Selbstbedienungsladen, bei dem<br />

nicht an Blut und Eingeweiden gespart<br />

wird. Nach zwei sehr erfolgreichen Spielen<br />

für PlayStation2 erzählt nun »God Of<br />

War: Chains Of Olympus« auf Sonys PSP<br />

die Vorgeschichte vom Spartaner Kratos,<br />

der dem Kriegsgott Ares unterstellt<br />

ist. Auf den ersten Blick mag der Kraftprotz<br />

mit Kriegsbemalung nur Fans des<br />

Films »300« ansprechen und somit nur<br />

dem üblichen Stereotyp des Videospielhelden<br />

folgen. Aber die gesamte »God Of<br />

War«-Reihe darf dennoch von sich behaupten,<br />

in puncto Spielideen das Prädikat<br />

»intelligent« verdient zu haben. Denn<br />

je weiter sich Kratos durch die Tempel<br />

der Vorzeit schlägt, desto mehr knifflige<br />

Rätsel und schwerere Gegner wie Persephone<br />

oder Charon stellen sich ihm in<br />

den Weg. Der Ziegenbart Kratos verdient<br />

dabei im wahrsten Sinne des Wortes das<br />

Attribut Aufschneider, dessen fliegende<br />

Schwerterklingen oder das Sonnenschild<br />

ihm helfen, den Weg durch die Levels<br />

freizukämpfen. Zwischen Blutgemetzel<br />

und Kopfnuss an Schauplätzen wie Marathon<br />

und Hades liegen oft nur wenige<br />

Sekunden, was in der Mischung dann extrem<br />

abwechslungsreich erscheint. Und<br />

auf dem Breitwandmäusekino der PSP<br />

entlockten die Entwickler von Ready<br />

At Dawn dem Handheld wirklich beeindruckendes<br />

Kinoflair. Immer noch peinlich<br />

ist das Sex-Minispiel, bei dem Kratos<br />

zu Beginn bei der Rettung zweier Damen<br />

mit Körperlichkeiten entlohnt wird<br />

und der Spieler diverse Leibesübungen<br />

am Controller wiederholen muss. Dies<br />

dauert dann nur wenige Sekunden, wäre<br />

aber für die Sittenwächter mal wieder ein<br />

gefundenes Fressen.<br />

Gregor Wildermann<br />

God Of War: Chains Of Olympus (PSP; SCEE)


Ninja Refl ex<br />

Innere Ruhe, Ausgeglichenheit und Konzentration – nicht zu unterschätzende Pfeiler<br />

im modernen (Berufs-) Leben. Wer zu faul für Yoga und fernöstliche Meditationsriten<br />

ist, kann obige Soft Skills alternativ auch an der heimischen Wii-Konsole trainieren.<br />

Lehrmeister Sensei begleitet den jungen Ninja-Krieger (nämlich dich) durch<br />

sechs verschiedene Reaktionsübungen in verschiedenen Schwierigkeitsstufen. Vom<br />

Schwertkampf über »Koi-Fangen« bis hin zum Nunchaku gilt es, die Prüfungen bestmöglich<br />

abzuschließen, um sich letztlich den schwarzen Gürtel zu verdienen. Geht<br />

auch im Multiplayer-Modus gegeneinander – mit Ninja-Kampfnamen wie »Treuer<br />

Baum-San« oder »Lustiger Blüte-San«. Zwischendurch kann man im Meditations-<br />

Modus neue Kraft tanken und tatsächlich nach Anleitung meditieren. Meister Sensei<br />

bringt einem alles bei, was es für einen erfahrenen Ninja braucht. Nur eines nicht:<br />

»Auftragen und polieren.« Dafür lieber noch mal »Karate Kid 1-3« anschauen.<br />

Peter Flore<br />

Ninja Reflex (Wii; EA)<br />

Beautiful Katamari<br />

Grafisch antiquierte Barbie-Landschaften, eine völlig abstruse Story und ein so<br />

simples Spielkonzept, dass sich manch Schimpanse unterfordert fühlen könnte –<br />

<strong>als</strong> Namco im Jahr 2004 mit dem ersten Teil dieses Sequels (»Katamari Damacy«)<br />

um die Ecke kam, lächelte man milde. Deswegen darf die Karriere, die dieses Spiel<br />

seitdem vollzogen hat, getrost <strong>als</strong> Sensation verstanden werden: Der ursprünglich<br />

für Vorschüler entwickelte Titel wurde mit Preisen überschüttet und avancierte,<br />

vor allem unter Erwachsenen, vom schrägen Geheimtipp zum Klassiker. Und die<br />

Entwickler halten bei »Beautiful Katamari«, dem Debüt auf der neuen Konsolengeneration,<br />

eisern reduziert am Erfolgsrezept fest. Story und Konzept wären <strong>als</strong>o<br />

schnell erläutert: Der König des Universums hat beim Tennisspielen ein Loch in den<br />

Kosmos geschossen, das es jetzt zu flicken gilt – mittels eines magischen Balls, an<br />

dem alles kleben bleibt, das kleiner ist <strong>als</strong> er selbst: Bleistifte, Katzen, Hochhäuser<br />

und schließlich ganze Planeten. Unfug, der rasend schnell süchtig macht.<br />

Gerd Rosenacker<br />

Beautiful Katamari (Xbox 360; Namco)<br />

KLEE<br />

INFADELS<br />

DILLON | LADYHAWKE* U. A.<br />

15.05. BERLIN | MARIA<br />

16.05. HA<strong>MB</strong>URG*<br />

UEBEL & GEFÄHRLICH<br />

17.05. KÖLN | GLORIA*<br />

Nur Infadels und DJs<br />

19.05. STUTTGART | KELLER KLUB<br />

ROBYN<br />

DJ SUPERMARKT | THE MORODERS<br />

<strong>24</strong>.05. Dresden, Showboxx<br />

SARAH WALKER<br />

SAINT PAULI<br />

SICK SINUS U. A.<br />

13.06. Leipzig, Sweat Club<br />

ALLE INFOS, UPDATES UND TICKETS UNTER WWW.MELTFESTIVAL.DE/KLUB<br />

EIN FEST VON EMPFOPHLEN VON


084 Spiele<br />

eXperience112<br />

Was ist: An Bord eines Supertankers<br />

werden geheime Experimente durchgeführt.<br />

Doch etwas muss schiefgegangen<br />

sein. Die junge Wissenschaftlerin Lea Nichols<br />

ist nach unserem Wissen die einzige<br />

Überlebende des Forschungsteams<br />

auf einem rostigen alten Tanker, der mitten<br />

im Pazifik gestrandet ist und auf dem<br />

die Zeit für die letzten dreißig Jahre stillgestanden<br />

zu haben scheint.<br />

Handling: Das Besondere an »eXperience112«<br />

ist, dass es kein Point&Click-<br />

Adventure im gewöhnlichen Sinne ist,<br />

denn Lea wird nicht direkt gesteuert.<br />

Mithilfe der Kontrollstation eines mächtigen<br />

Überwachungssystems an Bord des<br />

Tankers können wir stattdessen Kontakt<br />

zu Lea halten. Eingreifen in das, was geschieht,<br />

lässt sich immer nur indirekt.<br />

Durch die unzähligen drehbaren Kameras<br />

an Bord haben wir jeden Winkel des Tankers<br />

unter Beobachtung und können Lea<br />

so durch das Öffnen von Türen und Ein-<br />

und Ausschalten von Lichtern den Weg<br />

weisen. Diese einmalige und befremdliche<br />

Art der Kommunikation und die<br />

eingeschränkten Möglichkeiten, Lea zu<br />

steuern, lassen eine ganz besondere Atmosphäre<br />

entstehen. Ohne miteinander<br />

sprechen zu können, gilt es, gemeinsam<br />

den düsteren und bedrohlichen Ort zu erforschen<br />

und einen Ausweg zu finden.<br />

Was bleibt: Die Grafik ist solide, aber<br />

kein Hochgenuss. Das Mystery-Adventure<br />

steckt voller Geheimnisse und überraschender<br />

Wendungen und ist unterm<br />

Strich sehr textlastig. Aufgrund überwiegend<br />

leichter Rätsel ist es auch für Einsteiger<br />

geeignet. Das innovative Gameplay<br />

macht »eXperience112« zu einer<br />

völlig neuen und faszinierenden Spielerfahrung<br />

und bringt frischen Wind in das<br />

sonst oft eintönige Adventure-Genre.<br />

Glanzlicht: Für die Protagonistin Lea<br />

konnte Ranja Bonalana – deutsche Synchronsprecherin<br />

von Kate aus »Lost« –<br />

verpflichtet werden.<br />

Marc Seebode<br />

eXperience112 (PC; Lexis Numérique / bhv Software)<br />

Wii Angel-Spezial<br />

DIE SACHE MIT DEM HAKEN<br />

Es gibt über 30.000 katalogisierte Fischarten weltweit. Der prominenteste<br />

Videospielfi sch bleibt aber auch 2008 unangefochten der Barsch. Jetzt erschienen<br />

zeitgleich zwei Angelspiele für Wii, die ihren Spielern bekanntlich gerne peinliche<br />

Marionetten-Moves abverlangt. Passt <strong>als</strong>o und Petri Dank, fi ndet Felix Scharlau.<br />

A ngel-Videospiele haben eine lange Tradition.<br />

In 3-D produzierte beispielsweise Sierra<br />

ab 1995 mit seiner »Trophy Bass«-Serie<br />

eine überzeugende PC-Simulation für See<br />

und Fluss. Sega folgte bald mit »Sega Bass Fishing« für PC<br />

und Dreamcast – hier mit spezieller Angel-Hardware. Dieser<br />

Teil wurde nun, nachdem schon der Wii-Launch-Titel<br />

mit einem katastrophalen Angel-Minispiel zumindest die<br />

theoretischen Möglichkeiten einer guten Konsolen-Angelumsetzung<br />

angedeutet hatte, endlich portiert.<br />

»Sega Bass Fishing« (Bild rechts) für Wii sieht okay,<br />

aber sicher nicht hervorragend aus, verglichen mit der<br />

fast zehn Jahre alten Dreamcast-Version. Das Spiel überrascht<br />

aber mit einigen guten und<br />

einigen wahnsinnig nervigen Eigenschaften.<br />

Gut: Per Nunchuk<br />

wird die Schnur wie erwartet kurbelnd<br />

eingeholt, aus der Fernbedienung<br />

klackert es dabei angenehm<br />

vertraut. Kneift man die Augen<br />

zusammen, ist man von virtuell<br />

erlebter Natur nicht mehr sehr<br />

weit entfernt, auch wenn mit Alkohol<br />

oder Drogen noch das eine oder<br />

andere Quäntchen mehr an Illusion<br />

herausgeholt werden kann. Der Arcade-Modus des Spiels,<br />

den manche noch vom Automaten kennen könnten, macht<br />

nach wie vor viel Spaß: In jedem Gewässer hat man zwei<br />

Minuten Zeit, eine bestimmte Kilomenge Barsche herauszuziehen.<br />

Wenn die geschafft ist, geht es mit Zeitbonus<br />

zum nächsten Gewässer. Für die Königsdisziplin, den Turniermodus,<br />

muss man etwas mehr Zeit mitbringen. Aber<br />

es lohnt sich. Vollkommen unverständlich bleibt, dass das<br />

Spiel weder über Online- noch Mehrspieler-Modi verfügt.<br />

Außerdem kann die Weite des Angel-Auswurfs nicht per<br />

Steuerkreuz und schon gar nicht per Armschwung kontrol-<br />

liert werden. Sehr seltsam. Seltsam<br />

auch »Fishing Master« (Hudson)<br />

für Wii. Zu Beginn muss man fast<br />

60 Mal die A-Taste drücken. Das<br />

steht zwar nicht <strong>als</strong> Pflicht in<br />

der Anleitung, führt aber dazu,<br />

dass der Angelmeister, der einem<br />

episch alle Tastenbelegungen erklären<br />

will, früher <strong>als</strong> vom Hersteller<br />

geplant verstummt. Das Spiel<br />

punktet lediglich durch Quantität:<br />

Der ausgewählte Spielcharakter kann mit seinem ausgewählten<br />

Hund 30 Orte vom Land aus befischen. Zu angeln<br />

gibt es nicht nur Barsche, sondern insgesamt 100 Fischarten<br />

– »von der Süßwasserforelle bis zum Meeresungeheuer,<br />

das schon ganze Schiffe verschlungen haben soll«, wie<br />

der Hersteller ausrichten lässt. Aha. Die Angelmechanik arbeitet<br />

ähnlich wie bei »Sega Bass Fishing«, die Grafik wirkt<br />

aber deutlich cartooniger. Außerdem gibt es keine Unterwasserkamera<br />

– ein großer Nachteil. Schön: »Fishing Master«<br />

kann mit bis zu vier Spielern gespielt werden.<br />

Felix Scharlau


29. April 2008<br />

www.rockstargames.de/iv<br />

Niko Bellic<br />

© 2007-2008 Rockstar Games, Inc. Rockstar Games, das Rockstar Games Logo, Grand Theft Auto und das Grand Theft Auto Logo sind Warenzeichen und/oder eingetragene Warenzeichen von Take-Two Interactive Software in den Vereinigten Staaten und/oder anderen Ländern. ”PlayStation”, ”PLAYSTATION”<br />

and the ”2” Family Logo sind Warenzeichen und/oder eingetragene Warenzeichen von Sony Computer Entertainment Inc. Microsoft, Xbox, Xbox 360, Xbox LIVE und die Xbox Logos sind eingetragene Warenzeichen der Microsoft Firmengruppe in den U.S.A. und/oder anderen Ländern und werden unter Lizenz<br />

von Microsoft benutzt. Alle anderen Marken und Warenzeichen sind Eigentum der jeweiligen Inhaber. Alle Rechte vorbehalten. Die Inhalte dieses Videospiels sind frei erfunden. Es soll keine tatsächlich lebende Person, Firma oder Organisation dargestellt werden. Jede Ähnlichkeit zwischen einem Charakter,<br />

Dialog, Ereignis oder Handlungselement dieses Videospiels und tatsächlich lebenden Personen, Firmen oder Organisationen wäre rein zufällig. Es ist nicht die Absicht der Hersteller und Publisher dieses Videospiels, das in diesem Spiel gezeigte Verhalten gutzuheißen, zu entschuldigen oder zu fördern.


086 Technik<br />

ELECTRIC DREAMS<br />

03 P<br />

01 P Kleiner Gigant<br />

Der Transistor-Combo »Little Giant«<br />

(BH5-112), der wie alle Amps der zu Crate<br />

gehörigen, brandneuen Marke Blackheart<br />

auf den Verstärker-Designer Pyotr<br />

Belov zurückgeht, verfügt über einen<br />

12-Inch-Lautsprecher mit einer Leistung<br />

von 75 Watt (RMS). Wer eine bessere Box<br />

greifbar hat, findet an der Rückseite des<br />

Geräts vier weitere Speaker-Outputs und<br />

kann den internen problemlos ausstecken.<br />

Fazit: Solider Sound und tolles Design<br />

zu einem fairen Preis: ca. EUR 250.<br />

Aber jetzt das Tollste: Wir verlosen einen<br />

der Amps. Eine Mail an verlosung@intro.<br />

de genügt. www.blackhearteng.com<br />

04 P<br />

02 P Vier-Zehn!<br />

Immer wieder wurde die Markteinführung<br />

der Sigma DP-1 mit ihren 14 Megapixeln<br />

und dem Voveon X3 Direktbildsensor<br />

aus der Sigma SD14-DSLR verschoben.<br />

Nun ist die »kompakte Profikamera«<br />

endlich erhältlich. Es zählt einzig die Bildqualität,<br />

wofür neben dem großen Sensor<br />

auch das 16.6 mm Festbrennweiten-<br />

Objektiv (entspricht 28 mm Kleinbild) verantwortlich<br />

ist. Den Profianspruch unterstreichen<br />

auch die durchgängige Lichtstärke<br />

F4 <strong>sowie</strong> die Möglichkeit, Bilder<br />

<strong>als</strong> RAW-Dateien zu speichern. Und natürlich<br />

auch der Preis: ca. EUR 799. www.<br />

sigma-dp1.com<br />

01 P<br />

03 P Tod dem E-Mail-Checken<br />

Es ist das ewige Dilemma um die Aufführbarkeit<br />

von Computermusik: E-Mails<br />

checken <strong>als</strong> Performance, Frontalunterricht<br />

mit vom Monitor blau erleuchteten<br />

Gesichtern. Das Tenori-on von Yamaha<br />

soll nun Schluss damit machen. Es funktioniert<br />

nach dem Prinzip Schachbrett<br />

a.k.a. Matrix: ein Raster von 16 mal 16<br />

LED-Knöpfchen <strong>als</strong> Sequencer, Sampleschleuder<br />

und Lichterwunder. Das Besondere<br />

daran: Das Tenori-on blinkt von<br />

vorne wie von hinten. Damit kriegt ab<br />

sofort auch das Publikum ein bisschen<br />

blauen Glanz ab. Ca. EUR 900. myspace.<br />

com/tenorion<br />

02 P<br />

04 P Lego für den iPod<br />

Lego – immer wieder super. So gibt es ab<br />

Juni die ersten drei Indy-Teile <strong>als</strong> »Lego<br />

Indiana Jones«-Videospiel – und alle liegen<br />

sich jubelnd in den Armen. Eine iPod-<br />

Dockingstation aus Lego ist dagegen fast<br />

schon banal. Aber man erschafft endlich<br />

mal wieder selbst etwas. Mit dem USB-<br />

Ladekabel des iPod und ein paar Steinen<br />

kann der Spaß losgehen. Vorgaben gibt<br />

es keine, außer dass der iPod hinterher<br />

stehen sollte. Unter uns: Dafür braucht<br />

man kein Statik-Diplom. Wer keine Steine<br />

hat, aber trotzdem angeben will, kann<br />

eine neue Dockingstation aus Lego für<br />

ca. 20 Euro kaufen. www.homeloo.com


ALESIS<br />

IMULTIMIX<br />

8 USB<br />

E s war ja nur eine Frage der Zeit, dass sich der Volksplayer iPod auch<br />

im Amateur-Recordingbereich <strong>als</strong> Aufnahmemedium ausbreiten würde.<br />

Warum auch nicht? Das Gerät ist gerade für schnelle Musik-Mitschnitte<br />

oder auch für die Podcast-Erstellung bestens geeignet, immerhin<br />

können die Aufnahmen ganz bequem in iTunes übertragen werden.<br />

Alesis hat aus diesem Grund seine MultiMix-Serie nun um den »iMultiMix 8<br />

USB« erweitert. Ein Kompaktstudio, das neben der USB-Verbindung zu PC oder<br />

Mac eben auch einen Docking-Slot für ausgewählte Apple-Player bietet. Leider<br />

sind nämlich nur iPods der 5. und 6. Generation <strong>sowie</strong> Nanos der 2. Generation in<br />

vollem Umfang zu Aufnahme und Wiedergabe in Verbindung mit dem iMultimix fähig.<br />

Es empfiehlt sich ein Blick auf die Herstellerseite, um die Kompatibilität mit<br />

dem eigenen Player zu überprüfen. Und sonst? Alles, was ein All-in-one-Tabletop-<br />

Mixer heute so braucht: vier Mic/Line-Eingänge mit Phantomspeisung, zwei Stereo-Line-Eingänge,<br />

3-Band-EQ pro Kanal, integrierter Limiter und 100 integrierte<br />

28-Bit-Digitaleffekte. Cubase LE gehört wie beim normalen MultiMix ebenfalls<br />

zum Lieferumfang. Aufgenommen wird in 16 Bit mit 44.1 oder 48 kHz, was für die<br />

meisten Anwendungen ausreichen dürfte. Der iPod kann bequem über ein eigenes<br />

Bedienfeld auf dem Mischpult, mit Jogwheel und Funktionstasten für Aufnahme,<br />

Wiedergabe und Song-Skip gesteuert werden, und auch sonst findet man<br />

sich auf dem übersichtlichen Bedienfeld eigentlich sofort zurecht. Wer mehr Kanäle<br />

braucht, greift zum »iMultiMix 16 USB«, der über acht Mic/Line-Eingänge mit<br />

Phantomspeisung verfügt. Ca. EUR 300. www.alesis.de<br />

Klaas Tigchelaar<br />

Ableton Live 7 LE kommt<br />

Kurz vor Toresschluss krachte noch diese Meldung<br />

in unser Postfach: Die Musikproduktionssoftware<br />

Live 7 kommt dieser Tage wie<br />

schon der Vorgänger in einer verbilligten und<br />

leicht abgespeckten Light-Version in den Handel.<br />

Die Einschränkungen gegenüber der Vollversion<br />

sind: lediglich zwei gleichzeitig nutzbare<br />

Stereo-Ein- und Ausgänge, acht integrierte<br />

Instrumente, zwei AU/VST-Effekte und<br />

zwei AU/VST-Instrumente pro Projekt. Kosten<br />

wird das Ganze 129 Euro (<strong>als</strong> <strong>Download</strong>, über<br />

den Ableton Webshop) bzw. 169 Euro (Box).<br />

www.ableton.com<br />

„Zweieinhalb Stunden<br />

spannende Unterhaltung“<br />

Blickpunkt Film<br />

„Mit BADLAND ist ein<br />

erschütterndes Kriegsdrama<br />

gelungen, das ohne Bilder von<br />

Schlachtfeldern auskommt.“<br />

Hörzu<br />

„Bewegend“<br />

Cosmopolitan<br />

AB 8. MAI IM KINO<br />

®


088 Probefahrt<br />

PLATTEN<br />

VOR GERICHT<br />

01<br />

02<br />

03<br />

04<br />

05<br />

06<br />

07<br />

08<br />

09<br />

10<br />

MGMT<br />

Oracular Spectacular<br />

Columbia / SonyBMG / VÖ 02.05.<br />

Mondo Fumatore<br />

The Hand<br />

Rewika / Al!ve<br />

18 th Dye<br />

Amorine Queen<br />

Crunchy Frog / Cargo<br />

Nneka<br />

No Longer At Ease<br />

Yo Mama / SonyBMG / VÖ 25.04.<br />

Jape<br />

Ritual<br />

Coop / Universal / VÖ wahrscheinlich Juli<br />

Jamie Lidell<br />

Jim<br />

Warp / Rough Trade / VÖ 25.04.<br />

Fo<strong>als</strong><br />

Antidotes<br />

Wmi / Warner<br />

Trouble Over Tokyo<br />

Pyramides<br />

Schönwetter / Broken Silence<br />

Clueso<br />

So sehr dabei<br />

Four Music / SonyBMG / VÖ 30.05.<br />

Navel<br />

Frozen Souls<br />

Louisville / Universal<br />

All Time Faves<br />

Mark Medlock<br />

Ø 5,3<br />

[Kopfschütteln] Is mir zu viel!<br />

... Interessant ... [verzieht das<br />

Gesicht] Nina Hagen hört<br />

bestimmt so was! (2)<br />

Prodigy. Hatten wir schon, zu<br />

hektisch. (6)<br />

Holzhütte. Im Haus kein<br />

fließendes Wasser. Lebt von<br />

Löwenzahn, hat Rastalocken,<br />

trägt Baumfichtensandalen.<br />

(7)<br />

Joy Denalane. Wie Mr. President<br />

mit einem Touch Alisha<br />

Keys. Ist cool. Raus und abgerippt!<br />

[weiß, dass er die CD<br />

behalten darf] (9)<br />

[nach den ersten Sekunden]<br />

Weiter! [nach 13 Sekunden<br />

des zweiten Songs] Weiter!<br />

[nach ein paar Sekunden des<br />

dritten Songs] Raus! (2)<br />

Absolut mein Ding, viel Soul,<br />

viel Blues, Sicherheit. Wie<br />

Stevie Wonder – auch die<br />

gleiche Musikrichtung. Hammergeil.<br />

[swingt mit und<br />

guckt süß] (10)<br />

Wenn du verpennt bist und<br />

zur Bahn musst, ist das gut.<br />

Haben viel Beat inner Blutbahn.<br />

Die sind in Woodstock<br />

hängen geblieben, macht<br />

aber nix, ich ja auch! (5)<br />

Schön, beruhigend, geile<br />

Stimme, gefällt mir prompt.<br />

Entspannend, verkaufstauglich<br />

– ist halt Klassik-Rock. (8)<br />

[nach fünf Sekunden] Kannst<br />

weitermachen. Total geil. Da<br />

hammä schon genuch von! (2)<br />

Bon Jovi hammä schon,<br />

brauchä ma nit noch einen!<br />

Isch bin ja auch mehr so der<br />

Ruhige! (2)<br />

Mein Album mit’m Dieter<br />

Meine Oldies<br />

[Anm. d. Red.: ???]<br />

Meine Oldies<br />

(die Leude wissen schon, was<br />

ich mein!) [Anm. d. Red.: ???]<br />

Rummelsnuff<br />

Ø6,6<br />

Geht gut rein. Überrascht immer<br />

wieder, und trotzdem<br />

geht’s auf. Klingt groß! (10)<br />

So was kann man gut zum<br />

Tanz aufspielen, ohne dass es<br />

nervt. Sehr lustiger Electroclash.<br />

(10)<br />

Erinnert mich an Jesus &<br />

Mary Chain von den Gitarren<br />

und dem gehauchten Gesang<br />

her. Nichts ausgeklügeltes,<br />

aber ein schlüssiges Konzept.<br />

Gefällt mir gut. (10)<br />

Gefällt mir wegen der komplexen<br />

Elektronik besser <strong>als</strong><br />

die Lidell. Sie scheint viel zu<br />

erzählen zu haben. Das letzte<br />

Lied ist der Höhepunkt. Kiffer<br />

haben sicher Spaß damit. (7)<br />

Es fehlt der Hit dabei. Schön<br />

verspielte Linien, aber da ist<br />

kein besonderer Moment.<br />

Plätschert vor sich hin. (5)<br />

Soul. Muss sehr gut sein, um<br />

mich zu überzeugen. Meine<br />

Mutter hat mich in den 70ern<br />

immer mit dem Motown-Zeug<br />

gequält. Handwerklich gut,<br />

aber mach das bitte aus. (5)<br />

Die haben hörbar Spaß an<br />

ihrer Musik. Toll, dass der<br />

Ska wiederkommt. Passt<br />

gut in eine Reihe mit den Indie-Größen,<br />

die es schon geschafft<br />

haben. (8)<br />

Die Stimme und der Gesangsstil<br />

gefallen mir nicht.<br />

Biedert sich den Charts an,<br />

ist dafür aber zu schlecht.<br />

Widerlich! (1)<br />

Die Musik ist mir zu sehr<br />

Mainstream-Rock. Wo ist<br />

bei ihm der Witz vom HipHop<br />

geblieben? Eigentlich fünf<br />

Punkte, aber weil er aus<br />

Thüringen kommt: (6)<br />

Rappelt halt ordentlich, aber<br />

nichts Neues. Das können die<br />

Amerikaner besser, hier ist es<br />

zu bemüht. (4)<br />

The Smiths<br />

The World Won’t Listen<br />

Laibach<br />

Opus Dei<br />

Einstürzende Neubauten<br />

Haus der Lüge<br />

The Futureheads<br />

Barry Hyde & Ross Millard<br />

Ø 6,2<br />

R: I do like a part of it, not the<br />

whole album. Like The Flaming<br />

Lips. B: Sounds like Scissor<br />

Sisters. Lo-fi mixed with<br />

hi-fi. (7,5)<br />

B: This reminds me of ... R:<br />

Sonic Youth? B: I like it when<br />

they’re singing together. Classic<br />

American indie rock. R:<br />

I used to listen to this stuff<br />

when I was young. (7,5)<br />

R: If that isn’t that beat I’ll eat<br />

my hat. Oh, it isn’t. Sounds<br />

like krautrock. B: I liked it before.<br />

A cross between English<br />

and American indie rock. (7,5)<br />

B: I wouldn’t buy it. Nothing I’d<br />

remember. Too smooth, not<br />

rough enough. R: For a first<br />

album it’s nothing that strikes<br />

me. Good singer, good voice,<br />

too poppy. (5,5)<br />

B: I quite like it. It sounds<br />

really difficult, a bit like<br />

Kraftwerk. R: Sounds like The<br />

Postal Service in the beginning.<br />

(6,5)<br />

R: Misleading cover. You will<br />

not expect this sound. B:<br />

Sounds old. It’s not far away<br />

from Stevie Wonder, Jamie<br />

Cullum, James Blunt. (7)<br />

B: Rock version of Hot Chip<br />

meets Led Zeppelin. I like the<br />

voice. R: Not tough enough,<br />

but I do like it. (8)<br />

B: Radiohead? Muse? I’m not<br />

listening to this music. It’s too<br />

produced. Too dark. It’s miserable.<br />

R: If you’re sad you<br />

want to listen to happy music.<br />

Very soft, isn’t it? (2,5)<br />

R: It’s a bit difficult if you don’t<br />

understand what he’s singing.<br />

Sounds like Coldplay, the<br />

early one. B: Reminds me of<br />

Tom Waits. More lo-fi than the<br />

other one. Sounds nice. (6,5)<br />

B: Beck at the beginning.<br />

Very clean American shit. R:<br />

Sounds like the joke band<br />

Blueshammer in »Ghost<br />

World«. (3,5)<br />

The Slits<br />

Cut<br />

Nick Cave<br />

Tender Prey<br />

Shellac<br />

At Action Park<br />

The Wombats<br />

Dan & Tord<br />

Ø 6,9<br />

T: I heard the single and I love<br />

it. We heard a lot of singles<br />

but when this song started<br />

we directly asked: »what is<br />

this?« D: It’s this kind of song<br />

you’ve got in 20 seconds. (8,5)<br />

T: Just like the cover. I like it.<br />

There’s more electronic stuff<br />

in it. Each song sounds different.<br />

I want to go back to the<br />

bus and listen to it. (8)<br />

T: Sounds like 90s alternative<br />

stuff like Sonic Youth. Different<br />

tracks. The songs are<br />

really dirty. (7)<br />

T: It’s really hard to listen to<br />

the lyrics. The voice is like<br />

she’s doing what she’s doing.<br />

D: Voice is like Macy Gray.<br />

I don’t listen to that kind of<br />

music. (7)<br />

D: I like them. The music’s<br />

a picture in my head. Good<br />

lyrics. I spent too long doing<br />

this album just to give him a<br />

number. T: Minimalist stuff.<br />

Melodies are good. (8)<br />

T: Sounds really old, like the<br />

70s. Nothing I would buy. D:<br />

Such a good voice. Could be<br />

a song from a romantic comedy<br />

movie soundtrack, like<br />

»Bridget Jones 3«. (6,5)<br />

T: I’ve heard them before, because<br />

we played with them in<br />

Texas. Good live band. Interesting,<br />

a bit like The Rapture. I<br />

like good melodies but it’s always<br />

the same riffs. (6 )<br />

T: It hasn’t grabbed me but it<br />

sounds really good. D: This is<br />

really weird. Sounds like Justin<br />

Timberlake but not so well<br />

produced. Really boring, usual<br />

music. (5)<br />

T: It’s more like a singer/songwriter<br />

thing. Singing in German<br />

makes it so interesting.<br />

Really nice music. (7,5)<br />

T: Something we can joke<br />

about in our soundcheck.<br />

They use standard riffs. It’s<br />

all about the riffs. Sounds like<br />

Madrugada. D: Sounds really<br />

grunge. I can’t listen to it. (5)<br />

Motorpsycho<br />

Trust Us<br />

Neil Young<br />

After The Gold Rush


The Indelicates<br />

Julia & Simon<br />

Ø 5,5<br />

S: The singer sounds like Axl<br />

Rose. That’s the best part<br />

of the record. 5 points for<br />

the music, 6 for the Axl Rose<br />

voice. (6)<br />

S: Nothing comes to my mind,<br />

but it’s good. (8)<br />

J: Sounds like Massive Attack.<br />

Our favourite British record<br />

in this round. (8)<br />

S: A good cover. Sounds like<br />

trip hop. Is trip hop back? J:<br />

It’s close to things I like. (6)<br />

J: Bad lyrics. The music is<br />

good, reminds me of Radiohead<br />

after »Kid A«. S: He<br />

sounds like Axl Rose too. (6)<br />

S: The voice is terrible! He<br />

can’t sing this style. He wants<br />

to be Sam Cooke, but he<br />

isn’t. (3)<br />

S: I hate it! Every song on British<br />

radio sounds like this! S:<br />

Also, they all sing in the same<br />

accent. (0)<br />

J: It’s good. Something between<br />

Mika and Justin Timberlake.<br />

It’s quite sexy.<br />

S: It makes me think of<br />

Radiohead’s »Kid A«. (7)<br />

S: A Pearl Jam intro! I like that<br />

he sings in German. J: It’s<br />

tricky, hot! (6)<br />

J: It’s grungy. S: It’s too much<br />

Nirvana. (5)<br />

Sex Pistols<br />

Never Mind The Bollocks<br />

Bob Dylan<br />

Blonde On Blonde<br />

Mozart<br />

Requiem<br />

Ja König Ja<br />

Jakobus & Ebba<br />

Ø 3,7<br />

Gott sei’s gedankt – gefällt<br />

uns. Bisschen flipsy, will sagen<br />

flaming-lipsy, oder?<br />

Schön quatschige Sounds. (8)<br />

J: Lahm und einfallslos. E:<br />

Also, ich find’s ganz gut. (4,5)<br />

E: Okay. Hätt ich wohl ums<br />

Ende der Schulzeit rum spitze<br />

gefunden. Aber das ist ja nun<br />

auch schon lange her. J: The<br />

Charlatans + Billigeffekte.<br />

New Rave, is it? (3)<br />

Die hat aber mal eine feine<br />

Stimme. Auch sonst in<br />

diesem Kontext recht erfrischend,<br />

muss man sagen.<br />

(8)<br />

Die nächste und die<br />

übernächste Platte werden<br />

interessanter. Für den ersten<br />

Dingsbums-Anthony-Refrain<br />

gibt es: (6)<br />

J: Bekommt Stevie Wonder<br />

dafür Tantiemen? Eine Frechheit.<br />

Trotzdem einen Punkt<br />

fürs Produzentenhandwerk.<br />

E: Bah. (1)<br />

Ganz schwieriger Fall. Irgendwas<br />

stimmt da nicht. Klingt<br />

bei aller Könnerei extrem<br />

zombiehaft-seelenlos. Einen<br />

Punkt für Stück Nr. 4 und den<br />

Schlagzeuger. (1)<br />

Radiohead-Schule. Und warum<br />

auch nicht. (5)<br />

Klampfiger Befindlichkeitspop<br />

mit HipHop-Wurzeln.<br />

Das ist dann auch nur<br />

noch wenige Zentimeter von<br />

Xavier Naidoo entfernt. Vor<br />

allem aber ist’s recht öde. (0)<br />

Unerträgliche, ebenfalls<br />

seelenlose Dicke-Eier-Musik.<br />

Die Proberaumnachbarhorrorvorstellung.<br />

Ödipaler<br />

Nabelschnurmetal. Wieso<br />

eigentlich »Grunge«? (0)<br />

Pete McCabe<br />

The Man Who Ate The Plant<br />

Brian Eno<br />

Taking Tiger Mountain<br />

Sérgio Ricardo/Ziraldo …<br />

Flicts<br />

We Are Scientists<br />

Ø9,6<br />

They get it all right, all the<br />

time. (10)<br />

Sound like 90s American indie<br />

rock and have a song<br />

called »Teenage Cat«. (10)<br />

Let’s get them opening on<br />

our tour. It starts in two<br />

hours. (10)<br />

DJs are not allowed to<br />

scratch in music anymore. (9)<br />

»Look At The Fuckin’ Moon«.<br />

(10)<br />

A way worse Al Green. (10)<br />

We miss Q And Not U as<br />

much if not more than these<br />

guys. (9)<br />

Pretty strings, I bet their<br />

parents loved them. Lose the<br />

electronic elements, guy! Be<br />

more like Damien Rice than<br />

you already are (i. e.: lose the<br />

beats). (9)<br />

We’ll give him the benefit of<br />

the doubt on his lyrics. (9)<br />

This guy would do really well<br />

at this bar I know in Mississippi.<br />

(9)<br />

Pavement<br />

Brighten The Corners<br />

Grandaddy<br />

The Sophtware Slump<br />

Creeper Lagoon<br />

I Become Small & Go<br />

Fred Fröse<br />

Haute Areal<br />

Ø 4,7<br />

Ein Psychedelic-Mix aus<br />

Oliver Onions und Kid Alex ...<br />

oder so ... Manche der Synthesizer-Melodien<br />

sind zum<br />

Kotzen. Track #2 find ich<br />

ganz gut. (6)<br />

Muss man, wenn man elf<br />

relativ uninspirierte Werke<br />

auf einer Platte hat, noch<br />

drei völlig uninspirierte Fragmente<br />

wie »Elvis Groove<br />

#10« draufpacken? (2)<br />

Der Sänger klingt manchmal<br />

wie Cher. (5)<br />

Bodenständig. Solide. Mir<br />

egal. (3)<br />

Bringt »November Rain« und<br />

Thin Lizzy ein. Ansonsten<br />

eher so mittelgut, daher: (5)<br />

Hochwertiges Kunsthandwerk.<br />

Berührt mich aber<br />

nicht besonders. Bonuspunkt<br />

fürs Jamie-Lidell-Sein. (7)<br />

Klingen streckenweise wie<br />

Sechstklässler, die wie<br />

wild schnipsen, um endlich<br />

drangenommen zu werden.<br />

Bonuspunkte für Schlauheit.<br />

(6)<br />

Wird weder dem Bandnamen<br />

noch dem Albumtitel gerecht.<br />

Auf der Firlefanz-Skala eine<br />

klare 8, hier aber nur: (4)<br />

Denkt, er sei Grönemeyer, ist<br />

er aber nicht. (2)<br />

Find ich gut. Ist live bestimmt<br />

noch besser. (7)<br />

Philip Glass<br />

White Raven<br />

John Cage<br />

4’33’’<br />

Alexander Skrjabin<br />

Mysterium<br />

Reverend<br />

<strong>Intro</strong>.de-User<br />

(Postings: 26.620)<br />

Gelungener Glamdiscoprogpop.<br />

An Hits mangelt es nicht.<br />

Mehr Prince-Momente wie<br />

in »The Handshake« hätten<br />

mich noch strammer stehen<br />

lassen. (8)<br />

Ewige Coulda-been-Contenders.<br />

In England wären sie<br />

berühmt. Schöne Platte. (7)<br />

Indierock alter Schule, pünktlich<br />

zur neuen Breeders-<br />

Platte. Heike sollte mehr singen.<br />

Für mehr <strong>als</strong> »okay« reicht<br />

es leider nicht. (5)<br />

Tolle Sängerin mit schönen<br />

Soul-Reggae-Schmusern,<br />

aber das Konzept »erdige<br />

Authentizität« sollte sie am<br />

Runden Tisch mit Patrice etc.<br />

mal überdenken. (6)<br />

Nette Stimme auf sympathischer<br />

Popmission. Manchmal<br />

knapp dran an Badly-<br />

Drawn-Boy-Höhen. Der Song<br />

für Phil Lynott bringt noch<br />

einen Bonuspunkt. (7)<br />

Wer den live gesehen hat,<br />

weiß: der neue Otis Redding.<br />

Und jetzt hat er auch ein angemessenes<br />

Album hinbekommen.<br />

Für Freunde von<br />

Sachen mit Soul. (9)<br />

Eine Handvoll hübscher Indiediscozappler<br />

haben die ja<br />

schon im Gepäck, aber auf<br />

Albumlänge ermüdet mich<br />

das. (6)<br />

Hui, wer hat denn die inbrünstige<br />

Stimme so aufdringlich<br />

nach vorne gemischt?<br />

Wahrscheinlich er selbst.<br />

Guter Fuzo-Emo-Terror. (4)<br />

Erfurts Antwort auf Jack<br />

Johnson bemüht sich redlich,<br />

nicht negativ aufzufallen. (2)<br />

Jaja, klingt wie Nirvanas<br />

»Sliver«, allerdings ohne das<br />

Songwriting. Sicher stark für<br />

die »Alterna-Stage« um 16<br />

Uhr bei Rock am Ring. Nicht<br />

so stark für mich. (3)<br />

Blumfeld<br />

So lebe ich<br />

Sam Cooke<br />

A Change Is Gonna Come<br />

Wu-Tang Clan<br />

Triumph<br />

Martin Büsser<br />

<strong>Intro</strong><br />

Ø 5,7 Ø 4,7<br />

Ø<br />

Klingt ein wenig wie Mick Jagger<br />

um 1970. Trotzdem (oder<br />

gerade deshalb) irgendwie<br />

unsexy. Wirkt alles sehr bemüht<br />

»progressiv«. (5)<br />

Siehe 18th Dye. (5)<br />

Die klatschen alles, was in<br />

den letzten 20 Jahren Indie-<br />

Relevanz hatte, auf einen<br />

Haufen ... Sonic Youth, Pixies<br />

etc. – das eigene Profil bleibt<br />

dabei aber auf der Strecke. (5)<br />

Nicht mein Kompetenzbereich.<br />

Das müsste ein<br />

Moderator vom SWR<br />

übernehmen. (-)<br />

Nette Electropop-Arrangements,<br />

brutal auf 1980er-<br />

Jahre getrimmt. Dazwischen<br />

sentimentale Akustik-Balladen.<br />

Noch unreif, aber auf<br />

einem guten Weg ... (6)<br />

Okay, Soul hat er. Trotzdem<br />

nichts weiter <strong>als</strong> ein Genre-<br />

Album, das sich im reinen<br />

Handwerk erschöpft. (3)<br />

Das wird sicher Vergleiche<br />

mit Bloc Party und damit<br />

auch Hype-Vorwürfe hageln.<br />

Trotzdem: beachtliches Debüt!<br />

(8)<br />

Gewagter Schulterschluss<br />

aus Indie-Pop und R’n’B. Die<br />

Nummern beginnen ziemlich<br />

ambitioniert, doch dann wird<br />

es ausladend, pathetisch,<br />

manieriert. (5)<br />

Wurde <strong>als</strong> »Botschafter<br />

für ein junges lebendiges<br />

Deutschland« vom Goethe Institut<br />

auf Tour geschickt. Ich<br />

sage: Reinhard Mey für die<br />

Generation Praktikum. (3)<br />

Dicke-Glocken-Rock aus der<br />

Schweiz. Da haben die traditionellen<br />

Jodler mehr zu bieten,<br />

siehe »Musica Alpina III &<br />

IV«, eine beachtlichen Sammlung<br />

alpiner Vokalkunst. (2)<br />

Morton Feldman<br />

For Samuel Beckett<br />

Anthony Braxton<br />

BYG/Actuel Sessions<br />

Beat Happening<br />

Beat Happening<br />

Probefahrt 089<br />

7,10<br />

6,80<br />

6,75<br />

6,72<br />

6,15<br />

6,15<br />

5,70<br />

5,05<br />

4,50<br />

4,05


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������������<br />

�������������<br />

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Dein <strong>Intro</strong> kommt<br />

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dEUS<br />

Vantage Point<br />

CD<br />

I’m A Cyborg, But That’s OK<br />

DVD<br />

llluminati<br />

Brett-Spiel<br />

The Notwist<br />

The Devil, You + Me<br />

CD<br />

King Of The Hill<br />

DVD<br />

The Fo<strong>als</strong><br />

Antidotes<br />

CD<br />

MGMT<br />

Oracular Spectacular<br />

CD<br />

SZ Cinemathek - Série Noire 05<br />

Eine fatale Entscheidung<br />

DVD<br />

Calvin Harris<br />

I Created Disco<br />

CD<br />

Death Cab For Cutie<br />

Narrow Stairs<br />

CD<br />

Das Kleingedruckte<br />

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Sicko<br />

DVD<br />

Blood Red Shoes<br />

Box of Secrets<br />

CD


Spalter<br />

THE RACONTEURS:<br />

PAUSE-MACHEN GEHT NICHT<br />

Der White-Stripes-Kopf Jack White haut mit seinem Promi-Sidekick Brendan<br />

Benson überraschend ein neues Album raus. Ohne Vorlauf, ohne Promotion. Ist<br />

das schon die neue Zeit oder ein Indiz für halbgaren Mist?<br />

Benson und White veröffentlichen ihr neues<br />

Album »Consolers Of The Lonely« zeitgleich<br />

digital und eben auch »klassisch« im good<br />

old Plattenladen, ohne popjournalistisches<br />

Geplänkel im Vorfeld – die Fans sollen das Album zur selben<br />

Zeit mit der Poppresse bekommen und »vorurteilsfrei«<br />

hören können. Radiohead lässt grüßen. Fertig, raus damit!<br />

Was freilich auch übertragbar auf die Musik des Quartetts<br />

aus Detroit ist: 14 Tracks ohne großen Firlefanz, weder vom<br />

Instrumentarium her noch produktionstechnischer Natur.<br />

Trockener Roots-Rock in der ewigen Nonplusultra-Tradition<br />

von Led Zep, den Stones, den Beatles, Tom Petty, you name<br />

it. Die erste Single »Salute Your Solution« riffrockt stoisch<br />

in bester AC/DC-Diktion, der kongeniale »Rich Kids Blues«<br />

ist zeitloser und melancholischer Songwriter-Rock und das<br />

finale »Carolina Drama« ein Storyteller-artiger Schlussstrich<br />

unter einem rundum gelungenen Zweitwerk, das<br />

seine Originalität aus der Stärke der Songs zieht, die in<br />

der trockenen, unspektakulären Produktion umso schillernder<br />

glänzen. Wo andere Bands um Authentizität buhlen,<br />

schütteln The Raconteurs selbige scheinbar aus dem<br />

Handgelenk: Alt.Country-Schrullen wie »Old Enough« oder<br />

die Spät-Beatles-Verbeugung »You Don’t Understand Me«<br />

hat man freilich schon tausendmal gehört; damit es beim<br />

1001. Mal noch hinhaut, braucht man wahrscheinlich eben<br />

einen Jack White. Ein kleines Manko stellen tatsächlich die<br />

14 Songs dar: Mit einer Songauswahl von zehn, elf Tracks<br />

hätte man sich vermutlich einen größeren Gefallen getan –<br />

zumal sich »Consolers Of The Lonely« in der Mitte etwas in<br />

der Wüste verirrt, nur um gegen Ende umso überzeugender<br />

zurückzukommen. Kein wirklicher Wermutstropfen, eher<br />

ein Plädoyer für den Mut zur B-Seite. Gab’s dam<strong>als</strong> noch,<br />

die Älteren werden sich erinnern.<br />

Peter Flore<br />

Oje, muss jetzt bei jeder Differenz zum regulären<br />

Album-VÖ-Betrieb die begleitende<br />

große Feuilleton-Welle durchgegähnt werden?<br />

Also zumindest, wenn die Protagonisten<br />

zu den oberen Einhundert der Amazon-Charts zählen?<br />

CD-Gott bewahre! Gerade bei den Raconteurs ist das<br />

(Nicht-) Brimborium hier doch weniger Programm denn bloß<br />

Faulheit und latente Nicht-Identifikation mit dem Ergebnis.<br />

Die Allstar-Haarigen trafen sich erneut zum gepflegten Jam<br />

in einer ihrer Hütten. Und natürlich, natürlich kam wieder<br />

etwas heraus, was der restlichen Welt nicht vorenthalten<br />

werden darf. Die Unmittelbarkeit des Raushauens kann<br />

dabei aber eben getrost schon <strong>als</strong> realistische Selbsteinschätzung<br />

gewertet werden. »Hier, nehmt. Vielleicht findet<br />

ihr was drinnen. Wir machen dafür nicht große Promo-Tour,<br />

so wichtig ist es uns jetzt auch nicht.« Und das hört man<br />

– bei aller Liebe zu abgehangenem Chef-Indie-Country –<br />

auch. Das Songwriting ist nicht annähernd so zwingend wie<br />

beim Debüt »Broken Boy Soldier«, der richtige Hit fehlt, einzig<br />

hochgeschraubt ist der Jukebox-Effekt. So geht’s eben<br />

beim Jammen, man guckt mal, wie nah man an seine alten<br />

Helden soundmäßig rankommt. Auf einem Song wie »Hold<br />

Up« meint man, das seien lustigerweise sogar AC/DC, der<br />

Rest zitiert eher 60s- und 70s-Garage oder bemüht auch<br />

mal die bei »DSDS« so herbeigesehnte Show mit der Bigband<br />

(»Many Shades Of Black«). Stylish: ja; clever umgesetzt:<br />

klar; bringt es dich irgendwohin, wo man nicht seit<br />

den Strokes und hundert anderen staubtrockenen Neo-Typen-Rockbands<br />

schon war? Absolut nicht. Befriedigender<br />

ist nur noch Petting, wenn das Telefon klingelt – und der<br />

Partner abnimmt.<br />

Linus Volkmann<br />

The Raconteurs »Consolers Of The Lonely« (XL / Beggars / Indigo)<br />

<strong>Intro</strong>s liebste Platten<br />

01<br />

The Notwist<br />

The Devil, You + Me<br />

02 MGMT<br />

Oracular Specular<br />

Deathcab For Cutie<br />

03<br />

04<br />

Whisper War<br />

Jamie Lidell<br />

Jim<br />

05 dEUS<br />

Vantage Point<br />

The Last Shadow Puppets<br />

06<br />

07<br />

The Age Of The Understatement<br />

Gnarls Barkley<br />

The Odd Couple<br />

08 Kettcar<br />

Sylt<br />

09 Ellen Allien<br />

Sool<br />

Ja, Panik<br />

10<br />

11<br />

The Taste And The Money<br />

The Raconteurs<br />

Consolers Of The Lonely<br />

12 Elbow<br />

13<br />

The Seldom Seen Kid<br />

Young Knives<br />

Superabundance<br />

14 JaKönigJa<br />

15<br />

Die Seilschaft der Verflixten<br />

The Death Set<br />

Worldwide<br />

Lesers liebste Platten<br />

01 Hot Chip<br />

Made In The Dark<br />

02 Amy Winehouse<br />

Back To Black<br />

03 Die Ärzte<br />

Jazz Ist Anders<br />

04 Radiohead<br />

In Rainbows<br />

05 Slut<br />

Still No1<br />

06 Beatsteaks<br />

.limbo messiah<br />

07 Nada Surf<br />

Lucky<br />

08 Vampire Weekend<br />

Vampire Weekend<br />

09 Tocotronic<br />

Kapitulation<br />

10 Goldfrapp<br />

Seventh Tree<br />

11 Feist<br />

The Reminder<br />

12 Cat Power<br />

Jukebox<br />

13 Miss Kittin<br />

Batbox<br />

14<br />

The Kills<br />

Midnight Boom<br />

15 Justice<br />

†<br />

Probefahrt 091<br />

Eure Top 10 an <strong>Intro</strong>, PF 19 02 43, 50499 Köln oder<br />

an charts@intro.de. Verlosungsgewinne winken.


092 Probefahrt<br />

1000 Robota<br />

Hamburg brennt<br />

Tapete / Indigo<br />

Als greiser Pop-Opa innerlich<br />

schon längst bereit, seine<br />

Memoiren zu schreiben,<br />

blickt man ja eher neidisch<br />

auf das junge Gemüse, das noch nach den<br />

Sternen – oder einfach mal ordentlich in<br />

die Saiten – greift. Und dann kommt immer<br />

wieder diese Waschlappenprosa<br />

mit unmotiviertem Geschrammel aus<br />

den Boxen. Unweigerlich denkt der Opa<br />

an Justus Jonas und Schwimmflügelchen,<br />

kehrt die Langeweile untern Teppich,<br />

erträumt sich halluzinogenes Gnadenbrot<br />

und hört die neue Santogold an.<br />

Die nicht ganz volljährigen 1000 Robota<br />

klingen dagegen gleich auf sehr zeitgenössische<br />

Weise nach 1977, wo der Opa<br />

herkommt. Die drei Jungs mischen mit<br />

den paar Songs ihrer superreferenziell<br />

»Hamburg brennt« betitelten Debüt-EP<br />

dessen greisen Kulturpessimismus gehörig<br />

auf. Bevor es in D-Land jemand gemerkt<br />

hat, sind sie ähnlich wie Mit schon<br />

in England angekommen – kein Wunder,<br />

wo ihre zwischen Gang Of Four zu Entertainment-Zeiten<br />

und frühen Abwärts-<br />

Spiralen sägenden Gitarren über Punkdubbigen<br />

Basslines mit den gedoppelmoppelten<br />

Agit-Voc<strong>als</strong> doch mehr nach<br />

Arbeiterklasse <strong>als</strong> nach Klassenarbeit<br />

klingen. Dabei raunt der Songtitel des eröffnenden<br />

Stücks so wunderbar ernst, so<br />

verbissen ernst, wie man eine Platte mit<br />

fünf Liedern drauf halt nehmen sollte: »Es<br />

geht nun mal um etwas.« Das hört sich für<br />

den Opa so an, <strong>als</strong> wären die Lümmel gerade<br />

in den Krieg gezogen, aus dem er vor<br />

Jahren schon zurückgekommen ist.<br />

Wolfgang Frömberg<br />

18th Dye<br />

Amorine Queen<br />

Crunchy Frog / Cargo<br />

So ging Internationalität vor<br />

Web 2.0: Das deutsch-dänische<br />

Trio 18th Dye war Anfang<br />

der 90er <strong>als</strong> so ziemlich<br />

einzige deutsche Indie-Band eine Nummer<br />

im Ausland. Sie spielte Peel-Sessions,<br />

veröffentlichte auf dem New Yorker<br />

Label Matador, nahm Platten mit Steve<br />

Albini auf und spielte Tourneen mit Yo La<br />

Tengo oder Stereolab. Ultra-effizientes<br />

Networking <strong>als</strong>o, an dessen Nachahmung<br />

sich deutsche Bands auch Jahre später<br />

noch meist vergebens versuchten. Folgen<br />

der Weltenbummler-Ambitionen: Amerikanische<br />

Bekanntschaften hauchen den<br />

Bandnamen nicht selten heute noch <strong>als</strong><br />

dritte coole Deutschland-Referenz nach<br />

Kraftwerk und The Notwist in die kalte<br />

Nacht. Hierzulande kennen 18th Dye hingegen<br />

nur noch Altvordere und Eingeweihte.<br />

18th Dye beginnen gut zehn Jahre nach<br />

ihrer Auflösung mit ihrem neuen Album so<br />

faktisch bei Null. Dabei knüpft »Amori-<br />

Elbow<br />

HERRENPERLENKETTE<br />

Was kann man schon erwarten von einem neuen Elbow-Album? Nach einem halben<br />

Leben, nach 17 Jahren Bandgeschichte, nach Höhen und Tiefen? Ein Meisterwerk!<br />

D ie<br />

musikalische Welt des verschworenen<br />

Haufens um Sänger Guy Garvey bleibt so<br />

einzigartig wie herausragend. Unter einer<br />

unschuldigen Oberfläche, hinter stoischen<br />

Drums, hupenden Bässen, sich selbst spiegelnden Klavieren<br />

und verhallten Gitarren ziehen die herrlichsten Arrangements<br />

vorbei, die in einem Bandkontext vorstellbar sind.<br />

Streicher, Bläser, Geräusche, Gospels, Räume: So selten<br />

fühlt man Musik in jeder körperlichen Dimension. So sehr<br />

überwältigt es, wenn es passiert. »The Seldom Seen Kid«<br />

ist kein Konzept-Album, nicht im klassischen Sinne. Der Tod<br />

von Freund und Songwriter Bryan Glancy (der Titel des Albums<br />

ist sein Spitzname) hat das Leben der Band in den<br />

vergangenen zwei Jahren zwar nachhaltig beeinflusst, jedoch<br />

nicht durch und durch bestimmt. Es gab auch Nachwuchs,<br />

neue Lieben, Probleme mit der Plattenfirma ... »Wir<br />

waren sicher nie düsterer«, sagt Gitarrist Mark Potter. »Aber<br />

es gibt auch Licht auf diesem Album: Nostalgie, Aufbruch<br />

und Optimismus.« Orchestrales Zentrum ist »The Loneliness<br />

Of A Tower Crane Driver« – ein Monster mit atemraubender<br />

Dramaturgie. Drum herum kreist ein knappes<br />

Dutzend glitzernder Perlen, die sich in der Entstehung be-<br />

ne Queen« nahtlos (und kaum überraschend)<br />

an früher an: Im Midtempo-Noise<br />

geben sich Heike Rädeker (remember:<br />

Wuhling) und Sebastian Büttrich das Mikro<br />

in die Hand, man lärmt und schummert<br />

sich durch die Comeback-Revue. Ein<br />

behagliches Songnest für vor dem JuZe-<br />

Kamin. Oft zwingend (»Song For Helen«,<br />

»Soft The Hard Way«), mal etwas weniger,<br />

immer aber erbaut auf ein sehr eigenes<br />

Bezugssystem in Sachen Ansprache,<br />

Sound, Melodie. Schön, dass ihr wieder da<br />

seid, 18th Dye. So zeitlos/unzeitgemäß ihr<br />

2008 auch klingt. Bitte ankreuzen.<br />

Felix Scharlau<br />

Erykah Badu<br />

New Amerykah<br />

Universal<br />

»New Amerykah. Part One<br />

(4th World War)« – sowohl<br />

der Titel <strong>als</strong> auch das eingebaute<br />

Wortspiel sind angemessen<br />

großkotzig, ambitioniert, hirn-<br />

rissig, clever, nervig und genial für diese<br />

Platte, das direkt mal vorweg. Ganz schön<br />

viele Adjektive für einen ersten Satz, aber<br />

irgendwie muss man wohl den Ausnahmecharakter<br />

herausstellen, den diese<br />

Platte tatsächlich innehat, den vor<br />

allem aber diese Frau immer noch darstellt.<br />

Denn das habe ich fast schon nicht<br />

mehr zu hoffen gewagt. (Wer mich jetzt<br />

einen ahnungslosen Trottel schimpft,<br />

möge sich in aller Ruhe noch mal das<br />

piefige Gejamme auf »Worldwide Underground«<br />

von 2003 antun. Also wirklich.)<br />

Zweifelsfrei schwingt sich Badu auf diesem<br />

Werk, dem schon in diesem Jahr der<br />

zweite Teil folgen soll, zu einer Art Quincy<br />

Jones der Jetztzeit auf: Sie versammelt<br />

eine Handvoll Producer-Großbegabungen<br />

(Madlib, Sa-Ra Creative Partners, 9th<br />

Wonder) um sich, gemeinsam wird Neo-<br />

Soul lässig verabschiedet. Stattdessen<br />

wird der Funk aus krustigen Beatgerüsten<br />

gewrungen, die Strukturen eiern um sich<br />

selbst, in ewiger Repetition mitten hinein<br />

dingt haben. Ein Song kam zum anderen – keine Liedsammlung,<br />

eher ein aufrichtiges Tagebuch. Gesungen von einer<br />

Seele: Guy Garvey umarmt mit seiner Stimme, meistens<br />

herzlich, immer anrührend. Er singt Refrains, die niem<strong>als</strong><br />

enden dürfen. »I have an audience with the pope. And I’m<br />

saving the world at eight. But if she says she needs me,<br />

everybody’s gonna have to wait.« Vor einigen Monaten hatten<br />

Elbow angekündigt, das aktuelle Album werde ihre letzte<br />

»physische« Veröffentlichung. Sonst geht es aber weiter:<br />

»Die Idee, <strong>als</strong> Band gemeinsam alt zu werden, ist doch<br />

romantisch«, schmunzelt Potter. »Ich hoffe nur, dass unsere<br />

Freunde ihr Versprechen halten und uns sagen, wenn<br />

die Zeit kommt ...«<br />

Christian Wessels<br />

PS: In England ist »The Seldom Seen Kid« auf Platz 5 eingestiegen,<br />

Elbows bisher höchste Charts-Platzierung. Die<br />

UK-Ausgabe des Albums glänzt mit »We’re Away«, einem<br />

wunderschönen Bonus-Track. Für 2008 ist außerdem eine<br />

B-Seiten-Sammlung angekündigt.<br />

Elbow »The Seldom Seen Kid« (Fiction / Universal)<br />

in die Zeitlosigkeit. Von Störgeräuschen<br />

und erdschweren Bässen umtost, schlängelt<br />

sich allein Badus nie ganz reines Organ<br />

durch die Tracks und erzählt in verknappten<br />

Bildern vom düsteren Zustand<br />

dieser Welt. Dass in einem mittlerweile so<br />

verschnarchten Genre wie R’n’B noch mal<br />

ein derartiger Innovationsschub stattfinden<br />

könnte – wer hätte es geahnt?<br />

Heiko Behr<br />

Blaktroniks<br />

Mechanized Soul<br />

Rubaiyat / Phazzadelic / Groove Attack<br />

In einem <strong>Intro</strong>-Interview<br />

vor sechs Jahren beschieden<br />

Blaktroniks dem Autor<br />

Jochen Bonz via E-Mail<br />

klipp und klar: »Sicherlich kannst du jede<br />

Menge Vermutungen über unsere Kultur<br />

anstellen, aber du bist dabei außerhalb<br />

und schaust nur herein.« It’s a black thing<br />

you wouldn’t understand. Ich unterstelle<br />

jetzt mal: Das war gar nicht konfrontativ


gemeint. Der Satz bringt nur die unüberbrückbaren<br />

Widerstände auf den Punkt,<br />

wenn es darum geht, <strong>als</strong> weißer Europäer<br />

die afroamerikanische Situation zu verstehen,<br />

das Ausmaß der Unterdrückung<br />

zu begreifen, alle Implikationen wirklich<br />

zu durchdringen. Das ist nämlich: unmöglich.<br />

Die Blaktroniks allerdings, ein Projekt<br />

aus verschiedenen Künstlern aus<br />

verschiedenen Orten, sind letztlich auch<br />

auf ihrem fünften Album um Verständigung<br />

bemüht. So weit es eben geht. Mittels<br />

Soul im emphatischsten, umfassendsten<br />

Sinne. Sie verschmelzen Deep<br />

House, D’n’B-Einflüsse, Avant-HipHop zu<br />

– Soul. Nein, das ist kein Entertainment.<br />

Den Stimmen, den Rappern, den Sängern<br />

liegt eine ernsthafte Autorität zugrunde,<br />

die z. B. einen Guru von Gang Starr auch<br />

zu mehr <strong>als</strong> nur einem MC macht. Dass<br />

die Stimme des Blues-Sängers, der der<br />

Hälfte der Tracks eine ungewöhnliche<br />

Würde und Verletzlichkeit verleiht, dem<br />

Vater des Gründungsmitglieds Edd Dee<br />

Pee gehört, macht nur Sinn. Die Stimmen<br />

stellen eine Verbindung zwischen der Vergangenheit,<br />

dem ewigen Leiden, der Düsternis<br />

und dem Heute her. Schallwellen<br />

<strong>als</strong> soulful Geschichtsstunde.<br />

Heiko Behr<br />

Bodi Bill<br />

Next Time<br />

Sinnbus / Al!ve / VÖ 16.05.<br />

Bodi Bill gehören zu den<br />

Guten. Weiß man spätestens<br />

seit ihrem Debütalbum<br />

mit dem bekenntnisreichen<br />

Titel »No More Wars«, das 2007<br />

aus einer scheinbar besseren Welt an<br />

den heimischen Strand gespült wurde.<br />

Auf »Next Time« entfalten sie erneut<br />

ihre wundersame Hybridmischung aus<br />

Geräuschen, Samples, klassischer Instrumentierung<br />

und liebevollem Programming.<br />

Die Übergänge zwischen den<br />

beiden Alben sind fließend, die Platte<br />

wirkt wie ein legitimer Ableger von »No<br />

More Wars«. Wie zuvor finden sich <strong>als</strong>o<br />

harte Kontraste: Nüchternheit und synthetischer<br />

Clubsound (»Small Sorrows«,<br />

»Great Songs«) versus zarte Melodien in<br />

aufrichtiger Verzweiflung (»Henry«). Am<br />

besten sind Bodi Bill aber da, wo sie es<br />

schaffen, Klavier und Electronica mühelos<br />

und unaufgeregt zu kreuzen, wo der<br />

Laptop <strong>als</strong> gleichwertiges Instrument<br />

zwischen den Streichern gespielt wird.<br />

Dann ergibt sich gespenstische Schönheit<br />

wie in »Tip Toe«, die an Goldfrapp zu<br />

»Felt Mountain«-Zeiten erinnert. »Depart«<br />

überrascht schließlich mit einem<br />

weiblichen Gesangspart in R’n’B-Tradition.<br />

Langeweile ist anders, aber was ist<br />

das eigentlich, das hier entsteht? Poesie?<br />

Zumindest schon mal vortrefflicher<br />

Pop; immer eindringlich, immer verbindlich<br />

und mit Hingabe. Ob man sich durch<br />

das enorme Maß an Sendungsbewusst-<br />

sein am Ende erdrückt fühlt, soll jeder<br />

selbst entscheiden: Da ist die Rede von<br />

Verantwortung und Notwendigkeiten und<br />

dem Versuch, die Welt zu retten. Ich halte<br />

mich lieber an textlich amüsante Kapriolen<br />

wie »You don’t like Sonic Youth, so fuck<br />

off« vom Vorgängeralbum. Die finden sich<br />

auf »Next Time« leider nicht; so was ist<br />

aber auch schwer zu übertreffen.<br />

Tina Mamczur<br />

Camille<br />

Music Hole<br />

Virgin / Emi<br />

Wer im französischen Musikgeschehen<br />

nicht so drin<br />

ist (das dürften bei diesem<br />

quasi Parallelmarkt wohl<br />

die meisten sein), dem ist Camille Dalmais<br />

vielleicht trotzdem vom Cover-Projekt<br />

Nouvelle Vague bekannt, wo sie unter<br />

anderem den Interpretationen von »Too<br />

Drunk To Fuck« und »Making Plans For<br />

Nigel« ihre Stimme lieh. Nebenbei hat<br />

sie mit ihren ersten beiden Platten zwischen<br />

a cappella und Chanson in Frankreich<br />

einige Lorbeeren geholt und will<br />

nun auch im anglophilen Ausland mit<br />

einem, tja, englischsprachigen Album<br />

Entzückung abräumen. Wobei die Sprache<br />

eher eine untergeordnete Rolle spielt,<br />

denn wie gesagt: Madame Dalmais macht<br />

(bis auf einige kleine Klavierbegleitungen<br />

und dezente Field-Recordings) alles mit<br />

den Stimmbändern. Grunzend, trällernd,<br />

kieksend, hauchend, schnalzend, scattend<br />

und seufzend schichtet sie Vocal-<br />

Spur über Vocal-Spur, bis die Songs komplett<br />

sind, die in etwa so exzentrisch in<br />

den E-Musik-Bereich rüberhängen wie<br />

Tori Amos und Björk. Dort findet man<br />

so was aufgrund der zur Schau gestellten<br />

technischen Versiertheit und der –<br />

mon dieu! – kessen Art natürlich überaus<br />

herzallerliebst. Aber da ist mehr: ein<br />

sehr sympathischer Humor und deutliche<br />

Versuche, auch dem aufgeschlossenen<br />

Pop-Publikum zu gefallen. Dies wird darüber<br />

hinaus mit einigen tatsächlich guten<br />

Songs im klassischen Sinne belohnt.<br />

Zudem werden aus einem riesigen Klangkosmos<br />

heraus tolle Geräusche und witzige<br />

Wortverdrehungen zutage gefördert.<br />

Auf »Cats And Dogs« wird zum Beispiel<br />

schön geknurrt und miaut, und in »Money<br />

Note« entsteht aus dem endlos wiederholten<br />

»ritch bitch« plötzlich eine Hihat.<br />

Das macht auch ohne Theater-Abo<br />

und Stola großen Spaß.<br />

Klaas Tigchelaar<br />

Isobel Campbell<br />

& Mark Lanegan<br />

Sunday At Devil Dirt<br />

Coop / Universal<br />

Die Lanegan-Festspiele gehen<br />

diesen Monat im <strong>Intro</strong><br />

weiter. Denn kurz nach der<br />

dessen Heldenvereinigung<br />

mit Greg Dulli <strong>als</strong> Gutter Twins steht die<br />

nächste Kollaboration auf dem Releaseplan,<br />

dieses Mal das zweite Album zusammen<br />

mit der alten Belle&Sebastian-<br />

Chanteuse Isobel Campbell. Während die<br />

Gutter Twins in den Relationen Lanegans<br />

ein arbeitsaufwendiges und nervenaufreibendes<br />

Mammutwerk gewesen sein<br />

dürften, hat er es sich für »Sunday At<br />

...« leichter gemacht und mal wieder einfach<br />

nur gesungen. Das kann er ja auch<br />

besonders gut, das wissen mittlerweile<br />

sogar die tumbsten QOTSA-Hooligans.<br />

Ein bisschen wirkt das zweite gemeinsame<br />

Werk von Campbell und Lanegan<br />

so, <strong>als</strong> ob sie den Rick Rubin für ihren<br />

Johnny Cash geben wollte, <strong>als</strong> ob sie dafür<br />

sorgen will, dass seine nach wie vor<br />

beeindruckende Reibeisenstimme auch<br />

in ausreichendem Maße für die Nachwelt<br />

dokumentiert wird. Die ausnahmslos von<br />

Campbell geschriebenen Songs sind zumeist<br />

karg instrumentiert und oft klassisch<br />

arrangiert, abgesehen von ein paar<br />

Soundeskapaden der bekannt extrovertierten<br />

Künstlerpersönlichkeit Campbell<br />

ist fast alles der hier vergleichsweise facettenreichen<br />

Stimme Lanegans untergeordnet.<br />

Die zeitliche Nähe zum Gutter-Twins-<br />

Release wirkt sich für »Sunday At ...« etwas<br />

nachteilig aus, denn neben dem beeindruckenden<br />

Rock-Opus kommt die<br />

vergleichsweise brave Folkplatte nicht<br />

richtig zur Geltung. Ein besonderer Grund<br />

für eine künstlerische Zusammenarbeit<br />

der beiden SängerInnen erschließt sich<br />

zudem auch nicht, einen expliziten Mehrwert<br />

erreichen die Duette der beiden jedenfalls<br />

nicht. Bleibt das Cash-Motiv. Und<br />

das ist ja durchaus ehrenwert.<br />

Ich war erstaunt darüber, dass ihr noch<br />

mal ein Album zusammen gemacht<br />

habt. Die Organisation muss ziemlich<br />

aufwendig gewesen sein. Wann habt<br />

ihr euch entschieden, wieder zusammen<br />

zu arbeiten?<br />

Isobel Campbell: Das kann ich verstehen.<br />

Ich wundere mich auch immer wieder,<br />

das noch mal auf mich genommen zu<br />

haben. Aufgrund von Marks Problemen<br />

hatten wir keine Gelegenheit, zusammen<br />

Shows zur ersten Platte zu spielen.<br />

Sie kam im Januar 2006 heraus, und<br />

erst ein Jahr später traten wir das erste<br />

Mal gemeinsam auf. Diese Shows liefen<br />

so gut, dass eine weitere Zusammenarbeit<br />

logisch schien. Sie waren so großartig,<br />

dass das völlig folgerichtig war.<br />

Wie lief die Produktion denn ab? Ich habe<br />

im Februar 2007 angefangen, die Songs<br />

zu schreiben und zu arrangieren. Dann<br />

kam Mark für neun Tage nach Glasgow,<br />

um die Songs einzusingen. Danach bin ich<br />

in die USA gereist, um die Platte fertigzustellen.<br />

Dort habe ich Mark aber nicht<br />

mehr getroffen.<br />

Wie entscheidest du, welche deiner<br />

Songs für deine Soloplatten sind, wel-<br />

Probefahrt 093<br />

che für eine Platte mit Lanegan oder<br />

für etwas ganz anderes? Die Songs sagen<br />

mir, wofür sie bestimmt sind. Sie machen<br />

mir deutlich, welcher Rahmen für sie<br />

der beste ist.<br />

Christian Steinbrink<br />

Destroyer<br />

Trouble In Dreams<br />

Rough Trade<br />

Dan Bejar a.k.a. Destroyer ist<br />

nicht nur ein anregend verwirrender<br />

Charakter, er hat<br />

in seiner beachtlichen und<br />

in letzter Konsequenz nicht wirklich erforschten<br />

Diskografie auch schon einige<br />

visionäre Irrwege genommen und ist<br />

nicht erst jetzt, mit seinem aktuellen Album<br />

»Trouble In Dreams«, bei mit multiplen<br />

Reizen und einigen Deutungsebenen<br />

ausgestatteten, entrückten Breitwandpop<br />

zwischengelandet. Die Zeiten<br />

minimalistischer Klangforschung hat Bejar<br />

hinter sich gelassen, die seit dem Albumvorgänger<br />

»Destroyer’s Rubies« aufgemachte<br />

Zielvorgabe ist irgendwie US-<br />

Indie, aber nicht nur, denn auch eine expressionistische,<br />

reizvoll bis zum Overkill<br />

wirkende Ansprache. Das Album ist<br />

durchgehend großartig, fordert vom Hörer<br />

alles. Musikalisch rekurriert Bejar auf<br />

bedeutungsschwangere Stimmungen von<br />

Bowie bis hin zu den Flaming Lips, textlich<br />

sind die von ihm aufgemachten Bilder<br />

surreal, breit und undurchsichtig<br />

fabelhaft, immer auch humorig, nicht<br />

aber ironisch. Die Deutungshoheit über<br />

dieses Werk, Platte wie gesamt, wird zumindest<br />

zeitgenössisch niemand erlangen.<br />

Und das hält den unvergleichlichen<br />

Reiz dieser Musik am Leben. Fragt in 20<br />

Jahren noch mal die dann klügsten Popkritiker,<br />

sie werden Destroyer verehren<br />

und mit Sicherheit auch eine dann sehr<br />

schlüssige Bandgeschichte in mehreren<br />

Akten zu erzählen haben. Aber hier und<br />

heute? »You always had a problem flowing<br />

down rivers.«<br />

Christian Steinbrink<br />

dEUS<br />

Vantage Point<br />

V2 / Universal<br />

Tom Barman wirkt wie ein<br />

Maniker. Man könnte an ihm<br />

ganz wunderbar und exemplarisch<br />

die alte Rechnung<br />

von Genie und Wahnsinn aufmachen.<br />

Was die Musik angeht, war ich immer<br />

froh, wenn er sich und seine stark fluktuierende<br />

Band im Griff hatte, wenn er ein<br />

Gleichgewicht herstellen konnte: Ich persönlich<br />

mag »The Ideal Crash« in der Breite<br />

lieber <strong>als</strong> »In A Bar Under The Sea«. Und<br />

ich mag »Vantage Point«, sehr sogar. Barman,<br />

mittlerweile 35 Jahre alt, hat in seiner<br />

Heimatstadt Antwerpen zusammen<br />

mit Freunden ein Studio gleichen Namens<br />

gebaut. Ein Refugium, ein Tummel- ≥


BATTLES/<br />

FUCK BUTTONS<br />

12.05. Berlin, Maria<br />

13.05. Köln, Gebäude 9<br />

INTRO INTIM @ LEIPZIG POPUP<br />

JA, PANIK/LICHTER<br />

WOLKE vs. INTRO DJs<br />

23.05. Leipzig, Ilses Erika<br />

LESUNG<br />

»Kill Your Friends«<br />

John Niven – Bernd Begemann<br />

06.05. Berlin, Roter Salon/07.05. München, Substanz/<br />

08.05. Köln, Museum Ludwig<br />

Kevin Devine<br />

& The Goddamn Band/<br />

Jenny Owen Youngs<br />

07.05. Nürnberg, MUZ-Club<br />

08.05. Münster, Amp<br />

18.05. Freiburg, White Rabbit<br />

19.05. Frankfurt, Brotfabrik<br />

23.05. Fulda, Kulturkeller<br />

<strong>24</strong>.05. Leipzig, Moritzbastei<br />

25.05. Berlin, Lido<br />

26.05. Hamburg, Fundbureau<br />

27.05. Dresden, Beatpol<br />

28.05. Jena, Rosenkeller<br />

29.05. München, Feierwerk<br />

30.05. Köln, Blue Shell<br />

31.05. Bremen, Lagerhaus<br />

wechselnde Supports und DJs<br />

INTRO INTIM @ SPLASH! FESTIVAL<br />

M.I.A./<br />

LE PEUPLE DE L’HERBE/<br />

AFRIKANBOY/<br />

NOUVEL R./<br />

MISS ILL/<br />

SICK GIRLS U.V. A.<br />

11.–13.07. Halbinsel Pouch<br />

bei Leipzig<br />

Alle Infos zum Splash! Festival<br />

auf www.splash-festival.de<br />

Splash! 2008 u. a. mit Jay-Z/Ice Cube/<br />

Shaggy/Jan Delay & Disko No.1/<br />

Dynamite Deluxe/Culcha Candela<br />

ALLE INFOS, TICKETS UND UPDATES UNTER<br />

www.intro.de/intim<br />

≥<br />

platz, der nicht Tag und Nacht kennt.<br />

Erfüllt von unendlicher Unruhe, von fiebrigen<br />

Tanzmonstern, von Momenten berückender<br />

Schönheit und unprätentiöser<br />

Melancholie. Inhaltlich dreht sich Barman<br />

nicht so sehr um sich selbst, wie man meinen<br />

könnte: »Nach einer Weile mag man<br />

nicht mehr über sich selbst singen«, sagt<br />

er. Und wird zum Storyteller. Wie in »The<br />

Vanishing Of Maria Schneider«, das Elbow-Sänger<br />

Guy Garvey in letzter Sekunde<br />

mit einem Cameo veredelt hat. Ein letzter<br />

Pinselstrich, der – obwohl nicht unbedingt<br />

nötig – für ein wunderbares Gleichgewicht<br />

sorgt. Für mein Gleichgewicht,<br />

Tom wirkt ja wie ein Maniker ...<br />

Christian Wessels<br />

Diverse<br />

Cosmic Disco? Cosmic Rock!<br />

Eskimo / Neuton<br />

Cosmic-Disco an jeder Ecke.<br />

Und das Label Eskimo Recordings<br />

mittendrin. Zuletzt<br />

waren die Belgier unter<br />

anderem auch mit der Reihe »Mindless<br />

Boogie«, einer Re-Edit-Serie alter Discoklassiker,<br />

sehr gut dabei. Unter dem Titel<br />

»Cosmic Disco? Cosmic Rock!« gibt es<br />

nun eine neue Raritätensammlung, und<br />

dafür wurde niemand Geringeres <strong>als</strong> Danielle<br />

Baldelli an die Turntables gebeten.<br />

In den späten Siebzigern hat der Italiener<br />

in der Diskothek Cosmic am Gardasee<br />

seine Afrobeatplatten mit so ziemlich<br />

allem zusammengemixt, was dam<strong>als</strong><br />

zur Verfügung stand: Kraftwerk, Steve<br />

Reich, Fusion, Ragga, Krautrock, Elektronik.<br />

Teilweise arbeitete Baldelli mit<br />

vier Plattenspielern gleichzeitig. Der Italiener<br />

gilt vielen <strong>als</strong> Erfinder des Genres<br />

»Cosmic-Disco«. Nun erlebt Cosmic über<br />

Leute wie Todd Terrje, Prins Thomas und<br />

Lindstrøm seit ein paar Jahren ein ziemliches<br />

Comeback. Und Baldelli durchforstet<br />

mal wieder seine Sammlung von<br />

gut 60.000 Platten nach Discoperlen. Die<br />

Compilation heißt aber nicht ohne Grund<br />

»Cosmic Rock«. Es dominieren gitarrenlastigere<br />

Stücke, viel Funk ist dabei, immer<br />

unterlegt mit einem leichtfüßigen Beat.<br />

Die Auswahl konzentriert sich auf Raritäten<br />

und zeigt, wie sorgsam Baldelli vorgeht<br />

beim Plattentaschen-Packen. Der<br />

Meister führt uns vor, wie wichtig die Ära<br />

für vieles, was danach kam, gewesen ist,<br />

für No Wave, für House, ja, im Prinzip für<br />

jede Art von Musik zum Tanzen.<br />

Sebastian Ingenhoff<br />

Diverse<br />

Slices Music Video Collection<br />

DVD // Electronic Beats / Intergroove<br />

Über den Paradigmenwechsel<br />

im Musikfernsehen<br />

braucht man keine Worte<br />

mehr zu verlieren. Im Netz<br />

gibt’s dafür alles und mehr;<br />

was im Normalfall jedoch fehlt, ist eine<br />

thematische Bündelung bzw. eine Auswahl,<br />

die man vorgesetzt bekommt und<br />

nicht erst mühsam selbst treffen muss.<br />

Schließlich kann man es auch genießen,<br />

einfach passiver Konsument zu sein. Das<br />

DVD-Magazin Slices erkannte diese Lükke<br />

und arbeitet seit mittlerweile drei Jahren<br />

daran, sie zumindest im Bereich elektronischer<br />

(Tanz-) Musik zu schließen. Die<br />

vierteljährliche Reihe der Gratis-DVDs mit<br />

Interviews und Features wird nun um eine<br />

käufliche »Music Video Collection« ergänzt<br />

(deren Erlös nebenbei bemerkt an<br />

das Projekt »Musik hilft« geht). Auf der<br />

DVD findet sich eine Auswahl von vierzig<br />

Videos, ganz ohne sonstigen Schnickschnack.<br />

Einschalten, angucken, zuhören.<br />

Musikalisch wird die Bandbreite von<br />

Clubmusik der letzten acht Jahre abgedeckt.<br />

Von Styler-Minimal über House-<br />

Fröhlichkeit bis zu elektronischem Funk<br />

und ein paar knusprigen Breakbeats ist<br />

alles vertreten, gerne auch mit Rang und<br />

Namen. Und weil sich Videos zu elektronischen<br />

Beats <strong>sowie</strong>so in eigenen Nischen<br />

abspielen – egal, ob auf YouTube<br />

oder Formaten wie Slices –, darf auch visuell<br />

so ziemlich alles passieren. Die Ästhetiken<br />

sind so unterschiedlich wie die<br />

Attitüde, die sich durch Musik und Bild<br />

vermitteln soll. Das geht dann von magerer,<br />

blonder Frau, die im Pelzmantel<br />

durch die Stadt zieht (Phoniques »For<br />

The Time Being« von Regisseur Casper<br />

Rasmussen), vorbei an vielen weiteren<br />

urbanen Landschaften (z. B. das unvermeidliche<br />

Japan-Klischee in Zombie Nations<br />

»Gizmode«); aber auch Wald-und-<br />

Wiesen-Close-ups (Gunne »Fusseln«,<br />

Stefan Gräfe) bis bedrohlich-kalte Animationen<br />

wie zu Plastikmans »Disconnect«<br />

von Ali Demirel tauchen auf. Damit<br />

ist die »Music Video Collection« keine Bestandsaufnahme,<br />

aber ein netter Happen<br />

Bild und Ton für die Nische.<br />

Arno Raffeiner<br />

¡Forward, Russia!<br />

Life Processes<br />

Cooking Vinyl / Indigo<br />

Von dem ausgemachten Unsinn,<br />

die Songs in der Reihenfolge<br />

ihrer Entstehung<br />

durchzunummerieren, haben<br />

¡Forward, Russia! inzwischen Abstand<br />

genommen. Was soll das denn<br />

auch: »Seven« kam beim Debütalbum<br />

»Give Me A Wall« an neunter Position,<br />

»Nine« dagegen auf der Vier, und so zog<br />

es sich konsequent durch die Platte. Konzeptkunst,<br />

my ass! Auf solche Schrullen<br />

ist die Experimental-Indie-Combo<br />

aus Leeds – in aller Munde dank Kaiser<br />

Chiefs, Cribs, Duels oder Long Blondes –<br />

gar nicht angewiesen, beweist sie doch<br />

mit »Life Processes« ihre musikalische<br />

Klasse. Abstrakte Rhythmen wie bei<br />

»Don’t Reinvent What You Don’t Understand«<br />

und der pathetische Gesang ver-


leiten zu dem Trugschluss, es handele<br />

sich um muckerhaften ProgRock. Doch da<br />

ist mehr: Tom Woodheads Stimme mäandert<br />

zwischen den Lagen und jeweiligen<br />

Charakteristika, gliedert sich in feierlich-opulent<br />

(»Some Buildings« mit dem<br />

biblischen Refraintext »Ashes to ashes,<br />

dust to dust, Jesus Christ and Lazarus«),<br />

fragil flehendes F<strong>als</strong>ett (»Fosbury In Discontent«),<br />

peitschende Rockröhre und<br />

enthemmten Schreih<strong>als</strong>. Stellenweise<br />

klingt das schon fast manisch, zumindest<br />

offenbart gleich der Opener »Welcome To<br />

The Moment« die vorhandene kriminelle<br />

Energie: »I hope that you’ll hurry, we’ve<br />

murdered a child / We’re dumping his<br />

body off the side of a bridge.« Zwar verfolgten<br />

At The Drive-In oder aktuell noch<br />

Les Savy Fav einen ähnlichen Weg, doch<br />

von unkonventionellem Songwriting kann<br />

es nicht genug geben.<br />

Henrik Drüner<br />

Gnarls Barkley<br />

The Odd Couple<br />

Warner<br />

Klar, man kann sagen, dass<br />

ein Überhit wie »Crazy« ausreicht,<br />

um ein Album <strong>als</strong> gut<br />

zu bezeichnen. Trotzdem –<br />

unter dem Eindruck dieses Knallers war<br />

der Großteil der anderen Stücke auf »St.<br />

Elsewhere«, dem Debüt von Danger Mouse<br />

und Cee-Lo a.k.a. Gnarls Barkley,<br />

eher mäßig. Und angesichts der Qualitäten<br />

der Protagonisten wäre es schade,<br />

von Gnarls Barkley <strong>als</strong> einem, wenn<br />

auch sympathischen, One-Hit-Wonder<br />

sprechen zu müssen. Am viel diskutierten<br />

Nachfolger »The Odd Couple« ist zunächst<br />

einmal auffällig, dass die meisten<br />

Stücke zwar entweder durch Cee-Los unvergleichlichen<br />

Gesang oder durch einen<br />

pfiffigen Producer-Gimmick von Danger<br />

Mouse glänzen, sich diese beiden Elemente<br />

aber kaum homogen verbinden.<br />

Man kann Stücke wie »Going On« auf<br />

eine schizophrene Art und Weise reduziert,<br />

brachial und effektiv oder aber auch<br />

einfach hingerotzt nennen.<br />

Sicher sind Danger Mouses Producer-<br />

Skills in diesem poppigen Zusammenhang<br />

immer noch ungewohnt, trotzdem<br />

bekommt man die sichere Ahnung, dass<br />

angesichts dieser großen Artisten noch<br />

lange nicht alles ausgereizt ist. Das soll<br />

aber nicht heißen, dass »The Odd Couple«<br />

durchgehend schlecht wäre. Rasante<br />

Funk-Stücke wie die erste Single »Run«<br />

haben fast schon einen punkigen Touch<br />

und funktionieren zumindest in einem<br />

Partyrahmen sicher toll. Und Beats wie<br />

der von »She Knows« erinnern wohlig an<br />

gute Stones-Throw-Mixe. Das sind nur<br />

zwei von einigen Beispielen für gelungene<br />

Ansätze. Trotzdem: Wo so viel Großartiges<br />

derart hörbar brachliegt, muss noch viel<br />

mehr gehen.<br />

Christian Steinbrink<br />

Gnill<br />

Ich werde mich mit dieser Makrele<br />

ins Ausland absetzen<br />

Tumbleweed / Broken Silence<br />

Florian Gelling von der netten<br />

Postpunk-Schrammel-Band<br />

grafzahl ist fremdgegangen,<br />

hat es sich – genauer gesagt<br />

– im eigenen Bett bequem gemacht. Sein<br />

Solodebüt bietet zwar nicht mehr <strong>als</strong> fünf<br />

Stücke in Durchschnittslänge, ist <strong>als</strong>o<br />

erst mal nur eine klassische EP, doch die<br />

deutet bereits Großes an. Beim Auftakter<br />

»Für irgendwen« sind noch deutliche<br />

Anlaufschwierigkeiten zu hören: schön<br />

verschlüsselter Text, aber die Musik verweist<br />

zu sehr auf grafzahl plus Vorbilder<br />

wie Boxhamsters oder Tocotronic, an deren<br />

Überwindung zu arbeiten den Grafen<br />

endlich mal gut stehen würde. Doch<br />

spätestens mit »Artig«, einer treibenden<br />

Electrobeat-Nummer, findet Gelling einen<br />

neuen, eigenen Ton. Endlich Klartext.<br />

»Wir lesen die Zeitung, wir zünden<br />

keinen Springer an«, heißt es im Refrain<br />

der Nummer über eine ganze Generation<br />

von Angepassten. Ganz egal, was Jan<br />

Delay in diesem Jahr noch produzieren<br />

wird: »Artig« ist jetzt schon die Hymne<br />

zum 1968-Jubiläum mit all seinen uneingelösten<br />

Träumen und Utopien. Und<br />

zwar eine, die zugleich auch über das ganze<br />

Indie-Elend Bescheid weiß: »Wir sind<br />

artig, da helfen keine Platten«, singt Florian<br />

Gelling am Ende wie ein Mantra. Individuelle<br />

Abgrenzungen mit Hilfe von Musikgeschmack<br />

und Pop-Codes haben ausgedient<br />

..., behauptet einer, der selbst Pop<br />

produziert. Es sind aber genau diese Widersprüche,<br />

die Gnills oft glasklaren, mit<br />

unschuldiger Stimme vorgetragenen Indie-Pop<br />

vor Selbstüberschätzung retten.<br />

Die mitbedachten Selbstzweifel machen<br />

Gnill so souverän.<br />

Martin Büsser<br />

Guz<br />

Mein Name ist<br />

Trikont / Indigo<br />

Zu Recht freut man sich wie<br />

ein kleines Kind, wenn man<br />

in deutschen Songtexten<br />

mal kein Liebes-Gesülze,<br />

Emo-Gejammere à la »Meine Tapeten<br />

sind so hässlich, mein Taschengeld ist<br />

zu klein und meine Nase riesengroß ...«<br />

oder wahlweise auch auf intellektuell gemachtes<br />

Geschwätz – aus Rücksichtnahme<br />

hier ohne Beispiel – ertragen muss.<br />

Nicht selten wird man obendrauf auch<br />

noch von Reim-dich-oder-ich-fressdich-Zeilen<br />

belästigt. Umso froher ist<br />

man gestimmt, begegnen einem – leider<br />

nur allzu spärlich verbreitet – zum größten<br />

Teil sinnfrei-absurde, aber trotzdem<br />

nachhaltig-reichhaltig-abgedrehte Songtexte,<br />

mit einem feinen Hauch von subversiven<br />

Popliteraturgedichten längst<br />

vergangener Tage. So wie im »Scheiß- ≥


096 Probefahrt<br />

≥ lied« eben: »Wenn alles schön ist und<br />

wenn alles stimmt / Braucht es einen, der<br />

ein Scheißlied singt«, oder auch: »Meine<br />

ganze Verwandtschaft hat der Löwe aufgefressen<br />

/ Jetzt sitz ich am Feuer und<br />

ess einen Bär.« In denen endlich auch<br />

mal wieder kompetent die kleinen Dinge<br />

des Lebens beobachtet und nacherzählt<br />

werden: »Sitz, Mona, sitz, der Hund sitzt<br />

wie der Blitz / Der Rollladen hält an und<br />

die Frau stellt dann den Fitnessteller hin<br />

/ Leise kommt Musik und sie spielen unser<br />

Lied / Auf dem Zeltplatz, endlich Ruhe<br />

auf dem Zeltplatz.« All diese wundersamschlau-schwachsinnigen<br />

Worte stammen<br />

vom neuen Album des Aeronauten-Sängers<br />

Olifr M. Guz, der bei selbigen mal ‘ne<br />

Pause einlegt. Und hier auf vielfachen<br />

Wunsch noch ein paar Worte über die Musik<br />

zum Text: klare Songstrukturen ohne<br />

viel Schnickschnack, beschwingt-punky<br />

Liedermacher-Flair, sexy-verrauchte<br />

Stimme mit leichtem Anflug von Udo Lindenberg,<br />

nur besser natürlich.<br />

Senta Best<br />

The Hellacopters<br />

Head Off<br />

Wild Kingdom / Rough Trade<br />

Seit die Hellacopters Ende<br />

letzten Jahres bekannt gaben,<br />

sich im Jahre 2008 aufzulösen,<br />

bin ich ziemlich zerrissen.<br />

Die Formation um Nicke Anderson<br />

wuchs mir durch ihr zeitloses musikalisches<br />

Schaffen über das letzte Jahrzehnt<br />

sehr ans Herz und war steter musikalischer<br />

Begleiter in allen Lebenslagen.<br />

Beim Hören ihres neuesten und letzten<br />

Albums befinde ich mich so nun zwischen<br />

Lachen und Weinen. Das Lachen steht für<br />

ein aberm<strong>als</strong> grandios kurzweiliges musikalisches<br />

Werk. Das Weinen ganz klar<br />

für die Tatsache, hier das finale Album einer<br />

großartigen Band in Händen zu halten.<br />

Nun, man soll ja bekanntlich aufhören,<br />

wenn es am schönsten ist. Trotzdem,<br />

nach meinem Dafürhalten könnten Nicke<br />

& Co. bis an Ende aller Tage weitermachen.<br />

Wenn man jedenfalls Stücke wie<br />

»Midnight Angel«, »In The Sign Of The<br />

Octopus« oder »Darling Darling« hört,<br />

besteht absolut kein Anlass, ans Aufhören<br />

zu denken! Sei’s drum, ich werde euch<br />

vermissen, macht’s gut, Jungs!<br />

Christian Schlage<br />

Bernadette La Hengst<br />

Machinette<br />

Trikont / Indigo<br />

Bernadette La Hengsts Relevanz<br />

im System der deutschsprachigenIndependentmusik<br />

mit Soul, Kopf und Meinung<br />

ist bekannt, trotzdem darf sich in<br />

keiner Rezension verkniffen werden, ihre<br />

Eckpfeiler immer und immer zu wiederholen:<br />

Fast Weltweit, Hamburger Schule,<br />

Huah!, Die Braut Haut Ins Auge, Lady-<br />

Ja König Ja<br />

SPUR GRÖSSENWAHN<br />

Auf »Die Seilschaft der Verfl ixten« geben sich Ebba Durstewitz und Jakobus Siebels<br />

wilden Text-Assoziationen hin. Selten wurde in deutscher Sprache so eigenwillig<br />

getextet. Doch die losen Gedankenketten passen hervorragend zur Musik.<br />

U nd<br />

die ist ziemlich geschmeidig geworden.<br />

Streicher, gedämpfte Bläser, eine schöne<br />

Portion sophisticated Pop, zu dem sich<br />

auch Ebbas ebenso geschmeidige Stimme<br />

bestens einfügt, die mal an Electrelane (»Du giltst an allen<br />

Orten«) und mal an Nico (»Ach, Golgatha!«) erinnert – was<br />

wiederum Parallelen zu Michaela Melián und F.S.K. aufweist.<br />

Aber all das ist Namedropping, welches nicht wirklich<br />

weiterhilft. Viel interessanter ist die Tatsache, dass Ja<br />

König Ja mit Sprache auf eine Weise spielen, bei der nicht<br />

ganz klar ist, ob es sich dabei um reine Lautmalerei handelt,<br />

die jeglichen Sinn verweigert, oder ob hier tiefere Bedeutungsebenen<br />

schlummern. »Nicht zu scheitern ist für<br />

Götter, und Heroismus bin ich leid«, heißt es im Titelstück.<br />

»Grenzen wirst du hier nicht finden, auf keinem Weg, den<br />

du durchsuchst, ein großer Sturm ist durchgebrochen, das<br />

ist die Stimme des Begehrens (...) wir werden nie vernichtet,<br />

nie zerstört.« Irgendetwas verstanden? Ja König Ja erklären:<br />

»Die Texte schwanken zwischen freier Assoziation<br />

und der bewussten Verwurstelung und Weiterspinnerei von<br />

Gedanken, zu denen nicht selten das eine oder andere literarische<br />

Werk den Anstoß gegeben hat.« Wobei »literarisch«<br />

nicht unbedingt Kafka, Thomas Bernhard oder Robert<br />

Musil bedeuten muss. Jakobus hat sich auch schon<br />

von Rudolf Sacks »Biss auf Biss« inspirieren lassen, einer<br />

Anleitung für Angler.<br />

fest undundund. Die beeindruckende Bilanz<br />

von 20 Jahren Leben im Biz, immer<br />

im besten Augenblick am richtigen Ort<br />

und nie nur dabei. Nun zeigt La Hengst<br />

mit dem dritten Soloalbum »Machinette«<br />

auch noch eine Beherrschung der Produktionsmittel,<br />

welche die Platte fast<br />

überquellen lassen von Beatgeklacker,<br />

Twang-Gitarre, Bläsersätzen (natürlich<br />

von den Aeronauten-Boys) und einem<br />

entzückenden Seniorenchor. Die Musik<br />

ist weniger elektronisch angelegt <strong>als</strong> die<br />

der Vorgängeralben, und Bernadettes<br />

scharf phrasierte, unprätentiöse Stimme<br />

schmeichelt sich noch durch jedes<br />

leicht wirre Arrangement. Durch die daraus<br />

resultierende gute Textverständlichkeit<br />

stößt man leider schnell auf eine Po-<br />

diumsdiskussionssprache, die mit ihrem<br />

Reden vom »prekarisierten, paneuropäischen<br />

Paradies«, von »dem Risiko des<br />

Privilegierten«, der »Entschleunigungs-<br />

Vibration« und vom Emissionshandel korrumpierten<br />

Wellensittichen etwas überengagiert<br />

rüberkommt. »Wehr dich gegen<br />

den Staat« wäre zumindest mir <strong>als</strong> ideologische<br />

Marschrichtung genug gewesen.<br />

Benjamin Walter<br />

Ja, Panik<br />

The Taste And The Money<br />

Schoenwetter / Hoanzl / Broken Silence<br />

Im Informationsvideo auf ihrer<br />

Homepage und im Bandmanifest<br />

in sechs Punkten<br />

redet die Gruppe Panik aus<br />

»Stimme des Begehrens« wiederum klingt nach Foucault,<br />

nach acht halbverdauten Semestern Poststrukturalismus<br />

und Gender Studies. Oder ist das jetzt auch schon<br />

wieder zu viel Interpretation? »Der Text von ›Jedes Wort‹<br />

von der letzten Platte«, erklärt Ebba, »verdankt sich zu<br />

einem großen Teil Foucaults ›Ordnung des Diskurses‹.«<br />

Also doch! »Einem angenehm quatschigen Text mit dieser<br />

leichten Spur Größenwahn, wie wir es gerne haben. ›Die<br />

Stimme des Begehrens‹ (die in unserem Stück ja auch die<br />

Stimme des Aufbegehrens ist) war bei der Entstehung nicht<br />

<strong>als</strong> bewusste Anspielung intendiert. Daran sieht man aber<br />

auch, wie es funktioniert. Wir haben <strong>als</strong>o selbst – wenn man<br />

so will – die Anspielung auf Foucault nicht verstanden. Also<br />

ja: Wir sind uns sicher, dass die Texte auf mehreren Ebenen<br />

funktionieren, weil sie größtenteils sehr offen gehalten<br />

sind. Ein befreundeter Journalist sagte unlängst: ›Keine<br />

Ahnung, was ihr da singt, aber ich find’s spitze.‹ Mit so<br />

einer Reaktion können wir mehr <strong>als</strong> gut leben.«<br />

Ohne Romantik, Pathos oder Sentimentalität haben Ja<br />

König Ja eine Sprache gefunden, die klingt, <strong>als</strong> würde das<br />

Unterbewusste permanent außer Kontrolle geraten brabbeln.<br />

Das ist mutig und weit von aller Statement- und Befindlichkeits-Lyrik<br />

entfernt.<br />

Martin Büsser<br />

Ja König Ja »Die Seilschaft der Verflixten« (Buback / Indigo)<br />

Wien einen so hinreißenden Blödsinn<br />

in fein gewählter Sprache zusammen,<br />

dass man danach gar nicht mehr weiß,<br />

was man glauben soll. Ist das schon<br />

»Schmäh« oder doch die selbstironische<br />

Verortung des eigenen Bandkollektivs?<br />

Ambivalenz ohne Ende. Das ist der<br />

Nullpunkt, hier können wir ansetzen. Die<br />

Musik des zweiten Albums von Ja, Panik<br />

ist <strong>als</strong> Post-Punk nur sehr unzureichend<br />

klassifiziert und schraubt sich aus dem<br />

Korsett der klassischen Bandbesetzung<br />

(plus Piano) hoch zu irrwitzigen Refrains,<br />

mal wüst gebrüllt, mal mit hymnischen<br />

Chören. So klingt wirklich keiner von der<br />

Konkurrenz, wahrscheinlich aus Feigheit.<br />

Aber die Platte soll auch sprechen, und<br />

was sie erzählt, kommt einem doch ≥


098 Probefahrt<br />

≥ seltsam bekannt vor. Aber es ist nicht<br />

so, dass man hier die Tagebucheinträge<br />

eines verlotterten Lebensentwurfes präsentiert<br />

bekäme, eher bedient sich Sänger<br />

Andreas Spechtl der Form einer literarischen<br />

Collage. Von Suff, Exzess und<br />

Wut auf die Verhältnisse getrieben, taumelt<br />

der namenlose Protagonist der zwölf<br />

Stücke durch eine nächtliche Großstadt.<br />

Pausenlos wird mit großer Geste auf die<br />

Schnauze geflogen, Erlösung und Befreiung<br />

ist immer nur temporär zu haben,<br />

dann im Suff und im Exzess – völlig<br />

logisch. Und das ist doch auch deine<br />

Geschichte? Oder die vom Typen mit der<br />

Brille zwei Barhocker weiter.<br />

Benjamin Walter<br />

Kettcar<br />

Sylt<br />

Grand Hotel Van Cleef / Indigo<br />

Fallschirmspringer in der<br />

Abendsonne und gesetzte<br />

Herren vorm Himmelsblau<br />

waren gestern. Dass<br />

sich was geändert hat im Hause Kettcar<br />

sieht man schon am Cover-Artwork. Da<br />

regiert neuerdings die Apokalypse – genauer<br />

gesagt das David-Schnell-Gemälde<br />

»Hochbahn«. Auch wird nicht mehr im<br />

Taxi geweint oder das aus der Wand kom-<br />

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MGMT<br />

BATIK ME NICE<br />

So schnell kann’s gehen: Vergangenen Herbst holten uns MGMT vor dem New Yorker<br />

Club, in dem sie gerade 60 Leute bespielt hatten, noch ihre Debüt-CD aus dem Handschuhfach<br />

des angerosteten Vans, dankten artig für das Interesse und dackelten davon.<br />

E in Dreivierteljahr später erscheint jenes Album<br />

nun auch in Europa. Und in den USA kann<br />

sich mittlerweile glücklich schätzen, wer in<br />

die ausverkauften Shows des zum Live-Quin-<br />

Überhit der Platte, »Time To Pretend«, das Mick-Jaggerselige<br />

»Weekend Wars« oder das White-Soul-70s-Revival<br />

namens »Electric Feel« verbindet so außer großer Melodien<br />

zunächst nicht viel. Außer eben den Typen mit der Dringtett<br />

aufgestockten Duos reinkommt. Letterman, Internet lichkeit in der Stimme und seinen Adlatus im Hintergrund.<br />

und gutem Musikgeschmack sei Dank. Dabei waren eben- Dass deren ästhetische Egal-Haltung auch vor der Kleiderjene<br />

Shows mit der Platte nur sehr bedingt zu vergleichen. frage (Stichwort: hippieske Selbstinszenierung) nicht halt-<br />

»Oracular Spectacular« klingt so viel heterogener <strong>als</strong> alles, macht, stellt einen weiteren glücklichen Zufall dar: Andrew<br />

was selbst eine fünfköpfige Band live umzusetzen imstan- Vanwyngarden und Ben Goldwasser werden dadurch derde<br />

ist. Das Album chartet so <strong>als</strong> Antiklischee eines landzeit gerne <strong>als</strong> Speerspitze einer neuerlichen Neo-Hippieläufig<br />

für charttauglich gehaltenen Debüts. Als mal radikal Bewegung gelesen. Lange war die Kombination aus Slak-<br />

konsequente, mal seltsam verhuschte Momentaufnahme kertum, abgelegten Scheuklappen und Batik nicht mehr so<br />

eines herrlich unfertigen, rastlosen Duos, das so klingt, <strong>als</strong> aufregend. Wobei man hinzufügen sollte: Diese Mischung<br />

wolle es zwischen College und dem ersten richtigen Job<br />

nur mal eben ein paar Songs für Freunde fertigstellen. Den<br />

gab es auch noch nicht so oft. Felix Scharlau<br />

80er-Oktavbass-Schocker »Kids«, den zweiten Synthie- MGMT »Oracular Spectacular« (Red Ink / SonyBMG / VÖ 09.05.)<br />

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mende Geld rausgehauen. Und »Balu«?<br />

Nimmt sich eine Auszeit, die wohl länger<br />

<strong>als</strong> 48 Stunden dauern wird. Kettcar findet<br />

man auf »Sylt« verzweifelt, mies gelaunt,<br />

politisch, herausfordernd wieder.<br />

Was ja per se nix Neues ist, auch das Debüt<br />

hatte schon den »Balkon gegenüber«,<br />

der Zweitling dann die »Deiche« – Stücke,<br />

die soziale Realitäten beschrieben oder<br />

in Frage stellten. Aber in der Konsequenz<br />

einer Albumlänge, wie auf »Sylt« geschehen,<br />

hätte man es nicht unbedingt erwartet.<br />

»Graceland« ist ein Abgesang auf eine<br />

alternde Gesellschaft, die dem eigenen<br />

Jugendwahn hinterherläuft. »Nullsummenspiel«<br />

und »Geringfügig, Befristet,<br />

Raus« die bittere Bilanz der neoliberalen<br />

Lebensweisen, »Würde« das Zerschmettern<br />

ebendieser, »Am Tisch« das eiskalte<br />

Sezieren einer zerlebten Freundschaft.<br />

Natürlich sind diese Themen nicht neu,<br />

aber sie im Kettcar-Tonfall zu hören, in<br />

diesen zunächst sperrigen, dann weisen<br />

Metaphern, Slogans und Beobachtungen,<br />

ist ebenso niederschmetternd wie erfrischend<br />

– vor allem, weil Wiebusch weiterhin<br />

auf hohem Niveau textet, während<br />

seine Mitstreiter das Kettcar’sche Klangspektrum<br />

um etwas rauere Töne erweitern.<br />

Kettcar haben sich auf »Sylt« <strong>als</strong>o<br />

nicht neu erfunden, aber sich selbst kon-<br />

sequent weitergedacht. Bleibt am Ende<br />

nur die spannende Frage, was passiert,<br />

wenn diese Songs auf den befindlichkeitsfixierten<br />

Teil des Kettcar-Fankreises<br />

treffen. Ob’s da scheppert?<br />

Daniel Koch<br />

Björn Kleinhenz<br />

Quietly Happy And Deep Inside<br />

DevilDuck / Indigo<br />

Gemessen an seiner Populationsdichte<br />

hat Skandinavien<br />

einfach überproportional<br />

viel gute Popmusik. Und<br />

in Deutschland gibt es viele gute kleine<br />

Plattenlabels, die sich danach umschauen.<br />

Dazu zählt auch die Hamburger Firma<br />

DevilDuck Records. Bewies das Label<br />

zuletzt ein glückliches Händchen, <strong>als</strong><br />

es sich die Bands Friska Viljor und Murder<br />

angelte, legt es nun mit einem weiteren<br />

außergewöhnlichen Nordisch-bynature-Newcomer<br />

nach. Der hierzulande<br />

bis dato relativ unbekannte Schwede<br />

Björn Kleinhenz reüssiert mit einem wunderschönen<br />

Labeldebüt, das all das beinhaltet,<br />

was man an skandinavischem Pop<br />

so schätzt: handwerklich und songschreiberisch<br />

auf hohem Niveau; international,<br />

angelsächsisch, amerikanisch klingend;<br />

meist eher melancholisch. Dies aber alles<br />

ohne ZU: <strong>als</strong>o handwerklich nicht ZU perfekt,<br />

genügend Raum für Lo-Fi-Dilettantismen<br />

lassend; sich englischsprachigem<br />

Indierock nicht zu sehr anbiedernd; nicht<br />

zu schwarzromantisch-melancholisch,<br />

noch genügend poppig. Tack!<br />

Frank Schuster<br />

Kleinstadthelden<br />

Resignation und Aufstehen<br />

mossBEACH / Rough Trade / VÖ 02.05.<br />

Helden sind wieder gefragt<br />

in Deutschland. Das erkennt<br />

jeder, der Bandnamen lesen<br />

kann: Wir Sind Helden, Revolverheld,<br />

Kleinstadthelden. »Die Zukunft<br />

singt Deutsch«, war sich der Stern<br />

schon vor Jahren sicher, und so ging es<br />

auch für die Band aus Osterholz-Scharmbeck<br />

stetig nach oben, sogar ein Auftritt<br />

im Vorprogramm von Nena ist dabei rumgekommen.<br />

»Der Junge, der sein Leben<br />

verflucht hat, den kenn ich jetzt nicht<br />

mehr«, heißt es folgerichtig bei »Resignation<br />

und Aufstehen«. Den Jungen,<br />

der etwas zu sagen hat, gab es dagegen<br />

scheinbar nie, denn die Texte der Kleinstadthelden<br />

sind so was von egal, dass<br />

der gern genommene Verweis auf Kettcar<br />

oder Schrottgrenze wirklich nur aus<br />

musikalischer Sicht zulässig ist. Dafür hat<br />

Probefahrt 099<br />

Joschka Fischer früher jedenfalls keine<br />

Polizisten vermöbelt. Und auf deutsche<br />

Helden war der ehemalige Außenminister<br />

und Vizekanzler ja ohnehin nie besonders<br />

gut zu sprechen, wie ein Satz aus<br />

dem Jahr 1982 belegt, der im Frankfurter<br />

Sponti-Blatt PflasterStrand zu lesen war:<br />

»Deutsche Helden müsste die Welt, tollwütigen<br />

Hunden gleich, einfach totschlagen.«<br />

So weit sollte man bei den Kleinstadthelden<br />

aber nicht gehen, denn ein<br />

paar ganz nette Melodien (wie beim Refrain<br />

von »Schiff ahoi«) haben sie immerhin<br />

zu bieten.<br />

Thomas Renz<br />

The Last Shadow Puppets<br />

The Age Of The Understatement<br />

Domino / Indigo<br />

Ein Seitenprojekt. Von einem<br />

jungen, rotzigen Rocker. Was<br />

soll der schon groß an künstlerischen<br />

Ambitionen, die<br />

über seine Hauptband hinausgehen, auszuleben<br />

haben? Der war doch bestimmt<br />

bloß betrunken, und Domino ist gezwungen,<br />

das zu veröffentlichen, um ihren<br />

Goldesel nicht zu verschrecken. Nahe liegend,<br />

dieser Gedankengang. Schließlich<br />

geht es um Arctic-Monkeys-Sänger Alex<br />

Turner, den Flegel, schließlich wur-<br />


100 Probefahrt<br />

≥ de das Album zusammen mit seinem<br />

Schnöselkumpel Miles Kane von The Rasc<strong>als</strong><br />

innerhalb von wenigen Wochen irgendwo<br />

in der französischen Provinz aufgenommen,<br />

bestimmt unweit der Grenze<br />

zu den Staaten, in denen es Marihuana<br />

frei zu kaufen gibt. Dabei kann doch nur<br />

ein Album voll mit plumpem Vollrock oder<br />

pickeligen Insiderwitzen herauskommen.<br />

Könnte man denken.<br />

Die Wahrheit sieht ganz anders aus.<br />

Denn »The Age Of Understatement« ist<br />

ein Volltreffer, durchgehend groß und<br />

sogar noch deutlich hintersinniger <strong>als</strong><br />

alle Arctic-Songs zusammen. Völlig intuitiv<br />

und ohne großen Vorlauf leben die<br />

beiden 22-Jährigen ihren Sinn für opulent<br />

produzierten Pop der 1960er und -70er<br />

aus, spielen den routinierten Crooner,<br />

den Gentleman und generösen Liebhaber.<br />

So frisch wie lange niemand lassen<br />

sie den souligen Pop des Electric Light Orchestra,<br />

des frühen Scott Walker, Lee Hazelwood<br />

oder sogar Van Dyke Parks aufleben.<br />

Vielleicht nicht ganz so ausgefeilt wie<br />

Letztgenannte, aber trotzdem ungemein<br />

wirkungsvoll. Sie haben geschmackvolle<br />

und voll klingende Arrangements hinbekommen<br />

und sich ein Dutzend Mal neu<br />

erfunden. Sie haben eine Geschmeidigkeit<br />

entwickelt, die selbst Jarvis Cocker in<br />

den Schatten stellt. Sie machen das alles<br />

fast ganz allein, nur James Ford hilft <strong>als</strong><br />

Produzent und Drummer, außerdem noch<br />

Owen Pallett (Final Fantasy) bei den Geigenarrangements,<br />

und der ist auch der<br />

Einzige, den man in dieser Konstellation<br />

hätte erwarten können. Alles andere ist<br />

schier unfassbar. Allein schon die völlig<br />

überraschenden Elder-Statesmen-Qualitäten,<br />

die speziell der Gesang Turners<br />

hier offenbart. »The Age Of Understatement«<br />

ist eine Platte, die die Parameter<br />

des zeitgenössischen Pop umzustellen<br />

in der Lage ist. Bei Gott, ich werde diesen<br />

kleinen Bengel nie mehr unterschätzen.<br />

Christian Steinbrink<br />

Udo Lindenberg<br />

Stark wie Zwei<br />

Starwatch / Warner<br />

Ein gutes Album braucht vor<br />

allem eins: Recherche. Und<br />

gute Recherche braucht:<br />

Zeit. Insofern ist es Unsinn<br />

anzunehmen, Udo Lindenberg sei seit seinem<br />

letzten erträglichen Album (»Götterhämmerung«,<br />

1984) irgendwie abgelenkt<br />

gewesen. In geheimer Mission pflegte er<br />

seine Kontakte zur Unterwelt (ist mit der<br />

internationalen Kiezgröße Gerhard Schröder<br />

bekannt), erlitt einen Infarkt, kümmerte<br />

sich um seinen Spiegel (Bestwert:<br />

4,7 Promille) und tappte, weil man sich im<br />

Dienste der Erkenntnis zu keiner Sekunde<br />

selbst schützen darf, in selbst gestellte<br />

Rockstarfallen (Liköraquarelle). Brauchbare<br />

Songs ließen sich so natürlich nicht<br />

verfertigen, weil es im Falle Lindenbergs<br />

dazu erforderlich ist, den Nachtschlaf unterm<br />

Mischpult liegend nachzuholen, weil<br />

sonst irgendwelche Humpes und Ströer<br />

Brothers unbeobachtet Robotersound<br />

und Computerklänge zusammenhauen<br />

(was sie dann auch taten). Nun kommt Lindenberg<br />

endlich erneut der Aufforderung<br />

nach, die »Gerhard Gösebrecht« erstm<strong>als</strong><br />

1974 aussprach: dem Kosmos-Rock Einhalt<br />

zu gebieten. »Stark wie Zwei« ist ein<br />

typisches Lindenberg-Werk, das um Grauenhaftes<br />

(»Der Deal« mit Duett mit der<br />

Tante von Silbermond) und Mittelmäßiges<br />

(»Wenn du durchhängst«) Monumentales<br />

versammelt (»Chubby Checker« mit Helge,<br />

»Der Greis ist heiß«). Und das Ergebnis<br />

der Recherche? Nun – Alkohol: schlimm<br />

(»Woddy Woddy Wodka«). Aber, wie es das<br />

unmittelbar nachfolgende Stück »Nasses<br />

Gold« erläutert: unverzichtbar. Das sind<br />

Erkenntnisse, die jedem von uns noch viel<br />

nützen werden. Boris Fust<br />

Lyrics Born<br />

Everywhere At Once<br />

Anti- / SPV<br />

Bay-Area-Rapper Lyrics Born<br />

a.k.a. Tom Shimura loves the<br />

funk. Heavy, upbeat, bouncy<br />

soll er sein, damit auch der<br />

letzte Indie-Rapper endlich seinen lahmen<br />

Underground-Hintern bewegt. Lyrics<br />

Born rappt und singt und scheut auch<br />

nicht vor sehr sweeten Melodie-Refrains<br />

zurück, um eine möglichst große Party-<br />

Crowd zu pleasen, Live-Instrumentierung<br />

bringt den 70s-Funk-Flavour dabei<br />

besonders zur Geltung. Dass bei so viel<br />

unprätentiösem »Spaß« relevante Themen<br />

wie Selbstbehauptung, Identitäts-<br />

und Beziehungspolitiken verhandelt werden,<br />

macht den Asian-American MC mit<br />

der prägnanten Stimme auch nach der<br />

Party interessant. »Do you buy it?«, fragt<br />

er denn auch mal keck – und angesichts<br />

der Booty-shakenden Party-People fällt<br />

die Antwort wohl eindeutig aus.<br />

Vina Yun<br />

The Mohawk Lodge<br />

Wildfires<br />

White Whale / Al!ve<br />

Album Nummer zwei. Mit<br />

»Wildfires« veröffentlicht<br />

das kanadische Quartett<br />

eine Platte, deren Aura fast<br />

durchgehend zwischen Melancholie und<br />

Mitreißen flimmert. Auf den neun Stücken<br />

hofiert Sänger, Gitarrist und Songwriter<br />

Ryder Havdales die leiderfüllte Stimme<br />

über alle Höhen und Tiefen der Melodien<br />

– und erinnert damit nicht nur zeitweilig<br />

an die Kings Of Leon. Trotz der getragenen<br />

Stimmung verbirgt sich hinter fast<br />

jedem Song feiner Indie-Folk-Rock, der<br />

sich gelegentlich von zarten Frauenstim-<br />

men durchzogen sieht – und wenn es die<br />

Dramaturgie erfordert, setzen auch noch<br />

Bläser ein. Ein Album <strong>als</strong> angebrachte<br />

Maßnahme für oder gegen einen kalten<br />

Winter. Elena Grunwald<br />

Mystery Jets<br />

Twenty One<br />

Beggars / Indigo<br />

Im letzten Jahr sah es noch<br />

so aus, <strong>als</strong> wären die Mystery<br />

Jets im wahrsten Sinne<br />

des Wortes kopflos geworden:<br />

Mit dem Ausstieg Henry Harrisons,<br />

dem Gitarristen und Vater (!) von Sänger<br />

Blaine, waren die Newbies plötzlich auf<br />

sich selbst gestellt. Sie taten dann aber<br />

das, was in so einer Situation eben das<br />

Beste ist: Sie haben crewmäßig aufgestockt<br />

und ästhetisch ausgemistet. Hinzu<br />

kam Erol Alkan, und mit ihm entstand<br />

ein wesentlich reduzierteres und konzentrierteres<br />

Album <strong>als</strong> das progrockige Debüt<br />

»Making Dens«. »Twenty One« klingt<br />

zwar beim ersten Durchhören wie ein weiteres<br />

Machwerk irgendeiner englischen<br />

Jungsband, die sich an Retrosound versucht,<br />

nach und nach entfaltet sich die<br />

Schönheit der Musik aber immer deutlicher:<br />

Gleichzeitig catchy und komplex,<br />

rührselig und zurückgenommen, poppig<br />

und speziell klingt ihr neuer Sound. Blaine<br />

singt, quakt und trällert dazu über Liebe,<br />

Angst und andere Dramen des jungen Lebens.<br />

Kitsch und Wahrheit ergänzen sich<br />

in den Texten, so wie auf »Twenty One«<br />

überhaupt alles perfekt zueinander findet,<br />

so sparsam an Effekten und gleichzeitig<br />

detailreich, dass man nur staunen<br />

kann. Nina Scholz<br />

Neva Dinova<br />

You May Already Be Dreaming<br />

Saddle Creek / Indigo<br />

Gibt es eigentlich noch den<br />

Begriff Alt.Country? Schon<br />

länger nicht mehr gehört,<br />

aber unter dem Einfluss von<br />

»You May Already Be Dreaming« ist man<br />

sich zumindest sicher, dass die Musik hinter<br />

der Bezeichnung noch existiert. Diese<br />

Westernzither prägt die Klang-Ästhetik,<br />

die Moll-Melancholie bestimmt jegliche<br />

Stimmung. Gut gemacht, aber auch ein<br />

ziemliches Werk des Formalismus, das<br />

bewusst den Genre-Kanon nicht bricht,<br />

sondern ihm bis zur Selbstaufgabe dient.<br />

Für Puristen demnach ein Geschenk, für<br />

den Rest ein wenig zu tunnelig in Text und<br />

Ton. Sandra Brosi<br />

Nneka<br />

No Longer At Ease<br />

Yo Mama / Four / SonyBMG<br />

Schon vor drei Jahren beeindruckte<br />

Nneka Soulund<br />

R’n’B-Fans mit ihrem<br />

Debüt album »Victim Of<br />

Truth« nachhaltig. Mit dem Nach- ≥


KARSTEN JAHNKE<br />

KONZERTDIREKTION G<strong>MB</strong>H<br />

bill callahan<br />

18.05. BERLIN // PRIVATCLUB<br />

19.05. KÖLN // GEBÄUDE 9<br />

20.05. FRANKFURT // BROTFABRIK<br />

23.05. MÜNCHEN // FEIERWERK<br />

... AND YOU WILL<br />

KNOW US BY THE<br />

trail of dead<br />

19.05. SCHORNDORF // MANUFAKTUR<br />

<strong>24</strong>.05. SAARBRÜCKEN // GARAGE<br />

25.05. DÜSSELDORF // ZAKK<br />

Dinosaur Jr.<br />

20.05. KÖLN // LIVE MUSIC HALL<br />

21.05. HA<strong>MB</strong>URG // MARKTHALLE<br />

22.05. SCHORNDORF // KÜNKELINHALLE<br />

23.05. MÜNCHEN // MUFFATHALLE<br />

cat<br />

power<br />

›JUKEBOX ›JUKEBOX TOUR‹ 2008<br />

04.06. KÖLN // LIVE MUSIC HALL<br />

05.06. BERLIN // POSTBAHNHOF<br />

06.06. HA<strong>MB</strong>URG // LAEISZHALLE<br />

MUSIKHALLE<br />

KARTEN AN ALLEN BEKANNTEN<br />

VORVERKAUFSSTELLEN.<br />

Ticketservice: 018 05 - 62 62 80*<br />

*(€ 0,14/Min., aus dem dt. Festnetz.<br />

Mobilfunkpreise können abweichen)<br />

040 - 413 22 60 (Mo-Fr, 10 -18 Uhr)<br />

Online Ticketservice:<br />

www.karsten-jahnke.de<br />

≥ folger setzt die in Nigeria aufgewachsene<br />

und in Hamburg lebende Sängerin/<br />

Rapperin ihren von Soul, HipHop, Reggae<br />

und Afrobeat inspirierten Sound konsequent<br />

fort, unterstützt vom Produzententeam<br />

DJ Farhot und Jean Lamoot. Das Ergebnis<br />

sind so umwerfende Killertracks<br />

wie »Heartbeat«, die zeigen, wie zeitgenössischer<br />

R’n’B-Soul auch jenseits der<br />

üblichen Formeln funktionieren kann. Ihrer<br />

früheren Heimatstadt Warri gewidmet,<br />

richtet Nneka den inhaltlichen Fokus des<br />

Albums auf den gesellschaftlichen Status<br />

quo in Nigeria und thematisiert dabei u. a.<br />

ihre eigene Historie <strong>als</strong> »Halfcast«: ambitioniert,<br />

überzeugend und, im wahrsten<br />

Sinne des Wortes, seelenstark.<br />

Vina Yun<br />

The Notwist<br />

The Devil, You + Me<br />

City Slang / Universal / VÖ 02.05.<br />

Die einzige deutsche Indie-Popband<br />

von Weltruf<br />

bringt ihr neues Album heraus.<br />

Die Band, die mit Alben<br />

geizt und die Erwartungen immer wieder<br />

bis zum Bersten spannt. Die Herren,<br />

die sich trotzdem so rein gar nicht um<br />

ein genehmes Image bemühen. Glaubhaft.<br />

Das erste Mal in der dokumentierten<br />

Geschichte von Notwist ist jemand<br />

gegangen: Martin Messerschmid,<br />

der alte Hardcore-Prügler, hat scheinbar<br />

das sich immer fester drehende Rad der<br />

Notwist’schen Experimentierwut nicht<br />

mehr mitmachen wollen. Das ist zwar<br />

Spekulation, wahrscheinlich aber nicht<br />

allzu weit hergeholt. Die verbliebenen<br />

drei Bandmitglieder, die Brüder Acher und<br />

Console, haben darauf verzichtet, einen<br />

festen Ersatz zu verpflichten. Stattdessen<br />

haben sie die Länge der Gästeliste<br />

im Vergleich zum Vorgänger »Neon Golden«<br />

nochm<strong>als</strong> ausgedehnt. Am Schlagzeug<br />

sitzt meistens ein junger Jazzer namens<br />

Andi Haberl, und tatsächlich ist es<br />

vor allem das Drumming, das entscheidend<br />

anders klingt <strong>als</strong> zuvor. Gut möglich,<br />

dass Messerschmid seinen Stil einfach<br />

nicht mehr derart verändern konnte<br />

und wollte.<br />

Ansonsten sind die Entwicklungen<br />

Notwists in den letzten sechs Jahren<br />

erwartbar, <strong>als</strong>o verhältnismäßig gering<br />

ausgefallen. Die elektronischen Elemente<br />

sind unverkennbar Console, Stimme und<br />

Songwriting haben sich ja <strong>sowie</strong>so nie<br />

entscheidend verändert, und auch das<br />

gesamte Soundgewand ist deutlich an<br />

»Neon Golden« angelehnt. Zwei Aspekte<br />

fallen auf, die wahrscheinlich miteinander<br />

verbunden betrachtet werden müssen:<br />

Zum einen setzen die aktuellen Notwist<br />

nicht mehr so sehr auf einen emotionalen<br />

Anschluss, haben ihre Hymnik<br />

etwas zurückgestellt, zum anderen kann<br />

man auf »The Devil ...« ein Orchester hören,<br />

das fast alle Stücke des Albums mit<br />

einer breiten Palette an klanglichem Ornament<br />

verziert hat. Das Andromeda<br />

Mega Express Orchestra ist ein junges<br />

Berliner Ensemble, das die Traditionen<br />

von Jazz und Klassik zu verbinden versucht<br />

und die von der Band gestellte Aufgabe<br />

zwar mit Hingabe, aber letztendlich<br />

doch angenehm dezent ausgeführt hat.<br />

Die dramatische Streicher-Ouvertüre in<br />

»Where In This World« ist in diesem Zusammenhang<br />

schon eines der offensichtlichsten<br />

Beispiele. Resultat daraus<br />

ist, dass die Stücke auf »The Devil ...« lange<br />

Zeit nicht so unwiderstehlich poppig<br />

wirken wie »Pilot« oder »Trashing Days«<br />

vom Vorgänger. Die meisten Songs hätten<br />

zwar das Zeug zu klassischen Hits<br />

gehabt, der Wunsch der Band nach Abstraktion<br />

oder einem aufmerksamkeitsintensiven<br />

Klangbild behindern diese<br />

Wahrnehmung aber. Erst spät, mit »Boneless«,<br />

gönnen sich Notwist 2008 richtig<br />

perlende Eingängigkeit. Das heißt aber<br />

noch lange nicht, dass das Album nicht<br />

der erwartete große Wurf ist. Im Gegenteil<br />

– The Notwist haben ihr Soundgewand<br />

an sensiblen Stellen erweitert, sie<br />

haben ihren Popappeal nicht über Bord<br />

geworfen, sie haben aberm<strong>als</strong> eine hinreißend<br />

feine Atmosphäre geschaffen, wie<br />

nur sie es können. The Notwist haben die<br />

schwere Aufgabe gemeistert, ein veritables<br />

The-Notwist-Album zu machen, das<br />

sich bruchlos in die einzigartige Diskografie<br />

dieser Band einreiht.<br />

Christian Steinbrink<br />

Oiro<br />

Vergangenheitsschlauch<br />

Flight 13 / Broken Silence<br />

Aus Spaß kann ja bekanntlich<br />

schnell Ernst werden.<br />

Muss aber gar nicht wehtun,<br />

wie Oiro-Frontmann<br />

Carsten Johannisbauer seit etlichen<br />

Jahren vorlebt. Neben dem Künstlerkollektiv<br />

Metzgerei Schnitzel ist er Mitglied<br />

der Filmvorführer Celluloid Suckers,<br />

bringt das Fanzine-Jahrbuch Blurr Mag<br />

heraus und doziert auch mal Medienpädagogik<br />

an der FH Düsseldorf. Und hatte<br />

2002 dann plötzlich auch eine Band.<br />

Nach einigen Singles und der Platte »Als<br />

was geht Gott an Karneval« sind Oiro nun<br />

definitiv über das Level hinaus, an dem<br />

ihre anfängliche Jens-Rachut-Ehrerbietung<br />

bloß eine spontane Rockshow war,<br />

zu der Johannisbauer skurril-komische<br />

Texte im typischen rauen Sprechgesang<br />

ablieferte. Bei aller Professionalität<br />

muss es aber immer noch Spaß machen,<br />

Titel wie »Ist Goofy eigentlich ein<br />

Hund«, »Schlechter Homie« oder »Immer<br />

besetzt beim Guinnessbuch« weisen<br />

den Weg. Alltagsbeobachtungen mittels<br />

Cut-up-Technik ins Mikro geblökt, musikalisch<br />

werden weiterhin die Vorbilder gekonnt<br />

rezipiert, aber wenn es mal moderner<br />

rockt, ist das auch kein Problem. Am<br />

Ende will nicht mal mehr der Plagiatsvorwurf<br />

<strong>als</strong> Kritikpunkt standhalten, die Gegenkulturschaffenden<br />

Oiro sind absolute<br />

Sympathieträger und scheinen ernsthaft<br />

jeden Spaß vor der Blödeligkeit bewahren<br />

zu können.<br />

Klaas Tigchelaar<br />

Panic At The Disco<br />

Pretty. Odd.<br />

Warner<br />

»A Fever You Can’t Sweat<br />

Out« polarisierte. Aber so<br />

richtig! Fast zwei Millionen<br />

Menschen kauften sich das<br />

Debüt der dam<strong>als</strong> noch minderjährigen<br />

Band. Der Rest, ich eingeschlossen, war<br />

extrem genervt. Nicht aus f<strong>als</strong>cher Coolness<br />

heraus – oder zumindest nicht ausschließlich.<br />

Aber egal, das ist ja Geschichte.<br />

Denn trotz des kommerziellen Erfolgs<br />

haben sich die mittlerweile volljährigen<br />

Amis mal eben musikalisch neu definiert.<br />

Allein für diesen Mut verdienen sie Anerkennung.<br />

Zum neuen Album möchte<br />

man fast vorschnell sagen, dass sie mit<br />

ihm erwachsen geworden sind. Aber das<br />

würde es nur halb treffen. Richtig ist vielmehr,<br />

dass sie sich intensiv an den Plattenschränken<br />

der Erwachsenen bedient<br />

haben. Und dort standen ebenso Platten<br />

von den Beach Boys wie von The Zombies,<br />

aber ganz besonders: das Lebenswerk der<br />

Beatles. Die Bläser- und Streicherarrangements<br />

wurden dann auch gleich in den<br />

Abbey Road Studios aufgenommen. Wenn<br />

schon, denn schon. Da musste der eher<br />

oberflächliche Emo-Rocksound zwangsläufig<br />

den liebevoll und verspielt instrumentierten<br />

Pop-Songs weichen, die alle<br />

so angenehm warm klingen. Zu den stärksten<br />

Songs zählt dabei die psychedelisch<br />

angehauchte Single »Nine In The Afternoon«,<br />

wenngleich diese – um auch mal<br />

eine aktuelle Referenz zu nennen – in der<br />

Strophe verdächtig nach den Shins klingt.<br />

Summa summarum: Diejenigen, die Panic<br />

At The Disco immer gehasst haben, werden<br />

das Album mögen; die zwei Millionen<br />

Käufer des Debüts vermutlich auch.<br />

Manuel Czauderna<br />

Mike Patton<br />

Derrick Scocchera:<br />

A Perfect Place<br />

CD+DVD // Ipecac / Soulfood<br />

Kaum noch kann man eine<br />

Schranktür öffnen oder mal<br />

eben ungestört Brötchen<br />

holen gehen, ohne dass man<br />

über Mike Patton stolpert, schon haut der<br />

gefühlt omnipräsente Freakedelic-Forscher<br />

seine nächste Bananenflanke über<br />

das Weltenrund. Und wieder einmal ist alles<br />

anders: Changierend zwischen lässig<br />

abgehangenem Noir-Jazz, orchestralen<br />

Dramoletten und ein bisschen Filtergefauche<br />

aus dem E-Hirn, legt Patton hier<br />

den Soundtrack, seinen ersten, zum ≥


104 Probefahrt<br />

07 dEUS<br />

Vantage Point<br />

TANZEN<br />

Misc »Sabotage EP« (Sender / Kompakt)<br />

– V: Ah, Tonleiter-Techno: Die Melodie rattert<br />

hoch und runter, und der Beat geht<br />

seinen Weg. T: Aber spannend ist es nicht.<br />

Gegen die Produktion kann man nichts<br />

sagen, doch diese Idee reicht nicht. Die<br />

a2 liefert auch nur Stangenware. Die b1<br />

heißt »Parfümdisco«, ganz schön anmaßend.<br />

V: Das sagst du doch nur, weil dein<br />

Label Parfüm heißt. T: Stimmt. Aber das<br />

Stück geht schön nach vorne. Gut. V: Die<br />

b2 ist auch nicht schlecht mit dem Rückgriff<br />

auf die Tradition von düsteren Voc<strong>als</strong><br />

in Techno.<br />

Andreas Heiszenberger »Perfect<br />

Moment« (Brut / Intergroove) – T: Recht<br />

neues Label aus London. V: Das hat so<br />

Theo-Parrish-Momente. Sehr schön. T:<br />

Eine Wärme, die die anderen Platten so<br />

gar nicht an den Tag legen. V: Der Nass-<br />

Remix erinnert an Closer Musiks »One<br />

Two Three ... No Gravity ...« [tanzt]. Überhaupt<br />

sehr angenehm, dass es – vor allem<br />

das Original – keine Trackmusik ist, das<br />

will nicht müssen und kann genau deswegen.<br />

Der b1-Remix kommt von Efdemin. T:<br />

Auch toll. Das haben wir gesucht – direkt<br />

ein Hit. V: Das hat gleich so ‘ne Wärme,<br />

so was Einladendes. Das Interessante ist,<br />

dass die Produktion was wagt, beispielsweise<br />

der Drumsound zerbröselt wird und<br />

viel zu laut ist und trotzdem oder, noch<br />

einmal: gerade deswegen funktioniert.<br />

Wolfram feat. Marcus Mixx »Amerikafuckyeah«<br />

(Creme / Clone) – T: [gleich<br />

nach dem ersten Ton] Spaß. Super. V:<br />

Musst dir in unserem Wien-Special mal<br />

dem Wolfram seine Lebensgeschichte<br />

durchlesen ... Schiebt brutal. T: Volle<br />

Kanne. Das liegt an der HiHat, die eigentlich<br />

viel zu laut ist; überhaupt arg<br />

scheppernd produziert. V: Und deswegen<br />

so freiheitsstiftend. Da will einer nur<br />

mit den Armen rudern. T: Ich leg mal die<br />

beiden Remixe auf. [wiederum sofort] Das<br />

ist weird. Hast du schon mal so ein Geigensample<br />

gehört? Bekommt irgendwie<br />

richtiggehend einen HipHop-Gestus, und<br />

der Beat klingt nach altem House. V: Der<br />

Geigenloop nervt total. T: Die b2 ist Westbam-Rave<br />

von 1994. [Reckt die Faust in<br />

die Luft und grinst so schön wie sonst nur<br />

morgens um sieben.]<br />

Sig / Jeff Milligan / Daniel Fritschi /<br />

Ekkohaus »Top Ten 3/3« (Level / Neuton)<br />

– T: Wieder arg minimal. Schade, wo wir<br />

uns gerade befreit hatten. V: Mit viel Liebe<br />

produziert, teilweise auch durchaus warm<br />

im Sound bei aller Minimal-Strenge, und<br />

doch letztlich leider nicht wirklich spannend.<br />

T: Nett, aber nichts anderes <strong>als</strong> vor<br />

zehn Jahren. V: Also passend zum Jubiläum<br />

der Rückgriff.<br />

Les Cerveaux Lents »Tribute To Chicago«<br />

(Karat / Kompakt) – T: Ah, die langsamen<br />

Gehirne. V: Woher weißt du denn,<br />

was das heißt? T: Ich kann Französisch,<br />

du nicht? V: Schon, aber wohl nicht so<br />

gut wie du. Dafür weiß ich: ein Projekt<br />

von Ark & Michael Weill. T: Hmm, nach<br />

Chicago klingt das nicht, eher sehr minimal<br />

... Jetzt kommt es, schön, nach zwei<br />

Dritteln bricht Kevin Saunderson durch.<br />

V: Die b1 klingt wie ein Gospelchor, der<br />

schlecht aufgenommen wurde. T: Das<br />

sind dann vielleicht die Geister. V: Womit<br />

der Tracktitel »Le Manège Hantée« auch<br />

<strong>als</strong> das Haus der verlorenen Seelen oder<br />

so ähnlich mit ins Spiel gebracht wäre.<br />

Hat was von Akufen in der Produktionsweise.<br />

Abgehackt. T: Ja, etwas anstrengend.<br />

Jetzt die b2, ein Remix von Luke Solomon<br />

& Justin Harris. Graziler.<br />

Guillaume & The Coutu Du »Le Crew<br />

Normand« (Karat / Kompakt) – T: Hypnotisch.<br />

Was für dem frühen Morgen.<br />

The Boggs »Arm In Arm« (Tangled Up)<br />

– V: Mensch, ist das beschissen gemixt.<br />

Klingt katastrophal breiig. T: Das einzig<br />

Lustige: Die b ist exakt die a, nur rückwärts<br />

abgespielt.<br />

Coma »Easy / Yellow / Green« (Firm /<br />

Kompakt) – V: Samplemania, wie immer<br />

bei Firm mit sympathischem Pop-Approach,<br />

aber leider irgendwie schlampig<br />

arrangiert.<br />

Maxime Dangles »Tulipa / Firewire«<br />

(Speicher / Kompakt) – T: Schließt nahtlos<br />

an den wunderbaren »Haute Couteur«-<br />

Track von Gui Borrato auf K2 an, was<br />

die Stimmung angeht. Wo dieser uns die<br />

Hand reicht, reißt Maxime sie in die Luft.<br />

»Tulipa« steht für alles, was man an Techno<br />

lieben muss: eine euphorische Stimmung,<br />

aber auch eine gewisse Schwermut<br />

und unglaublich viel Energie. T: Womit alles<br />

gesagt ist. Die b zieht dann nochm<strong>als</strong><br />

gnadenlos die Abfahrt an.<br />

The Congosound vs. Superpitcher<br />

»Say I’m Your Number One« (Kompakt<br />

Pop) – T: Das Original ist ganz schöner Vocoder-Pop.<br />

V: Aber man weiß sofort, warum<br />

der Superpitcher-Remix zur a gemacht<br />

wurde. In epischer Breite wird hier<br />

ganz langsam hochgefahren. Und dann<br />

nur noch im Kreis gedreht.<br />

Diverse »You’re My Mate« (Dial / Kompakt)<br />

– V: Doppel-Maxi von unseren HH/<br />

Berliner Lieblingen. T: Müssen wir hier zu<br />

denen noch was sagen? Weiß doch eh jeder<br />

... V: ... dass wir süchtig sind nach dieser<br />

sehnsüchtig schwebenden Techno-<br />

Melancholie. T: Diesmal von und mit Jost<br />

& Klemann, Sten, Rndm, Pigon, Pantha<br />

Du Prince und Phantom Ghost.<br />

Gehostet von Tomsche und Venker


≥<br />

gleichnamigen Kurzfilm von Derrick dien, die sich wie kleine, entrückte Tier-<br />

Scocchera mit einer Lockerheit vor, <strong>als</strong> chen ans Bein heften, bis man sie lieb ge-<br />

habe er in seinem Leben nichts anderes wonnen hat und nie mehr vergisst. In den<br />

gemacht, <strong>als</strong> Scores zu schreiben. Bei ruhigen Momenten klingt Brittas Stim-<br />

allem dezidiert cool verrauchten Gestus me manchmal ähnlich hypnotisch wie<br />

gelingt zwar nicht jede Sequenz, und hier die von Hope Sandoval (Mazzy Star), nur<br />

und da ergeht sich der Maestro unnötig in ohne den inhärenten Suff und mit mehr<br />

– verdammt noch mal – sacködem Gepid- Energie. Das Tempo der Platte nimmt zum<br />

del, aber so etwas kennt man von seinen Ende hin ab, aber auch hier gibt es Perlen,<br />

anderen Projekten wie Tomahawk, Mr. die erst sauber geputzt werden wollen.<br />

Bungle oder Peeping Tom ja auch nicht Wünscht man sich nur noch, jemand wür-<br />

anders. In Kombination mit dem überaus de mal den Hall aus der Produktion dre-<br />

amüsanten und in stilecht schartigem hen, damit sie noch näher kommt.<br />

Schwarz/Weiß fotografierten Film (die Warum klingst du so? Ich glaube, weil ich<br />

CD kommt mitsamt DVD) können die Mi- mich sehr für Melodien, Harmonien, Akni-Epen<br />

aber weitestgehend überzeugen korde interessiere. Dabei habe ich keinen<br />

und unterstreichen erneut, dass Patton, Masterplan, sondern sehe mich mehr <strong>als</strong><br />

der Musik-Maniac, unendlich viel interes- Entdeckerin – der Song kann hingehen,<br />

santer ist <strong>als</strong> Patton, die Rampensau of wohin er will, ich folge nur. Außerdem ma-<br />

Stadienrock. Richtig spannend dürfte es che ich nicht besonders viel Wirbel um<br />

dann werden, wenn die Skills des Kompo- meine Musik und den Gesang. [lacht]<br />

nisten endlich eines Tages dem Geniekult Was ist ein »Hollywood Me«? Das ist der<br />

um seine Figur entsprechen. Die Chancen Teil in mir oder dir, der die Dinge größer<br />

stehen gut, ist Patton doch bislang mit macht, <strong>als</strong> sie wirklich sind. Das »Holly-<br />

den Jahren stets besser geworden. Was wood Me« ist die Drama-Queen.<br />

der wohl mal mit sechzig produziert?<br />

Ulf Imwiehe<br />

Tina Mamczur<br />

Kelley Polar<br />

Britta Persson<br />

I Need You To Hold On While The<br />

Kill Hollywood Me<br />

Skye Is Falling<br />

Make My Day / Al!ve<br />

Environ / Al!ve<br />

Ja, kenn ich, das Gefühl, das<br />

Morgan Geist hat in einem<br />

Arbeits-Gen nicht zu besit-<br />

Interview mit diesem Mazen.<br />

Schon mal zehn Symgazin<br />

mal gesagt, er verpathiepunkte<br />

für so klare<br />

misse in der elektronischen<br />

Ansagen. Der Satz fällt allerdings erst Musik oftm<strong>als</strong> die Seele, »das lebendige,<br />

zur Hälfte der Platte, und Britta ist pha- menschliche Element, ja, wenn man so<br />

senweise ja doch ein Workaholic.<br />

will: die Liebe«.<br />

Ihr erstes Album steht hier gerade Geists Produktionen, sowohl die <strong>als</strong><br />

mal sechs Monate im Regal, da legt Brit- Solokünstler <strong>als</strong> auch die mit Metro Area,<br />

ta Persson schon die nächste Platte hin. sind stets um Wärme und Liebe bemüht.<br />

In Schweden war das Debüt allerdings Man arbeitet mit Streichern, Piano, live<br />

schon seit 2006 zu haben – alles <strong>als</strong>o im gespielten Basslines und nicht zuletzt<br />

normalen Bereich. Warum man <strong>als</strong> Musi- auch mit Gesang, der bei vielen Elektroker<br />

genauso klingt, wie man eben klingt, nikproduzenten mit Tunnelblick auf den<br />

weiß doch eh keiner – <strong>als</strong>o gar nicht erst pulsierenden Dancefloor doch recht ver-<br />

gefragt und munter drauflos analysiert: pönt ist. Die Platten des von Geist betrie-<br />

Angenehm unangestrengt und selbstverbenen House- und Discolabels Environ<br />

ständlich klingen die elf Stücke auf »Kill kann man blind kaufen. Im Backkatalog<br />

Hollywood Me«, im Mittelpunkt steht des Labels gibt es, soweit ich weiß, keine<br />

die Stimme. Schnell ist man versucht, einzige schlechte. Das Label folgte stets,<br />

die Schublade mit den skandinavischen mehr <strong>als</strong> die ungleich hipperen Kumpels<br />

Folkpop-Chanteusen aufzumachen, Anna von DFA, einem roten Faden. Die regel-<br />

Ternheim und Ane Brun kratzen am Furmäßig auf Environ veröffentlichenden<br />

nier – will aber nicht so richtig passen. Künstler lassen sich an einer Hand ab-<br />

Viel zu vorhersehbar sind die Kolleginnen, zählen. Da wären neben Metro Area und<br />

und Folk steht auf »Kill Hollywood Me« Morgan Geist eigentlich nur noch Daniel<br />

nie an erster Stelle, sondern ist nur ein Wang und Kelley Polar.<br />

Aspekt des Ganzen. Dann schon eher A Letzterer hat vor ein paar Jahren mit<br />

Camp von Namensvetterin Nina Persson, »Love Songs Of The Hanging Garden«<br />

aber viel ungebügelter und mit mehr An- eines der schönsten, schmachtendsten<br />

archismus. Wie ein Song weitergeht, das Popdisco-Alben in der Geschichte der<br />

weiß man bei Britta Persson selten im Vo- Tanzmusik abgeliefert. Die verhuschtraus.<br />

Hier und da gibt es eine Prise Mosoulige, fast androgyne Stimme, die trotz<br />

town-Soul à la Please Mr. Postman (»In Or ihrer Überfülle nie zu kitschig wirkenden<br />

Out«), dann wieder Haken in Pop, die nach Streicher und nicht zuletzt die seltsamen<br />

Tanya Donelly und Belly klingen (»Enter melancholischen Texte trugen die Liebe<br />

And Leave«). Die meisten Lieder beste- im Geist’schen Sinne zurück auf den Tanzchen<br />

durch unerwartet zartbittere Meloboden. Im letzten Jahr meldete Po- ≥<br />

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Probefahrt 105<br />

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106 Probefahrt<br />

≥ lar sich mit der »Chrysenthemum«-EP<br />

zurück und wirkte weltentrückter denn je.<br />

Das in instrumenteller Hinsicht unglaublich<br />

reduzierte Titelstück mit dem voluminösen<br />

Gesang mutete, wenn man die Bässe<br />

ein wenig rausdrehte, fast a-cappellahaft<br />

an. Ja, man konnte sich bildlich vorstellen,<br />

wie der schüchterne Junge in einer<br />

Holzhütte irgendwo weit vor den Toren<br />

New Yorks saß und in Thoreau’esker Einsamkeit<br />

Blumen in Töne überführte. Das<br />

war erst mal nichts für die Disco.<br />

Die beiden EP-Stücke befinden sich<br />

nun auch auf dem neuen Album. Was soll<br />

man sagen? Es ist ruhiger <strong>als</strong> der Vorgänger.<br />

An die späteren Prefab Sprout muss<br />

man manchmal denken. Viel Rätselhaftes<br />

ist dabei, und das gar nicht mal im negativen<br />

Sinne. Polar arbeitet mit Theremin-<br />

Effekten, die Stimme wird mehr denn je<br />

<strong>als</strong> Instrument verarbeitet, Songstrukturen<br />

werden zerbröselt. Offensichtliche<br />

Hits gibt es erst mal nur einen: das<br />

mit Clare de Lune gesungene magische<br />

Duett »Entropy Reigns«. Zu viel Entropie<br />

führt, wie nicht nur Thomas Pynchon<br />

weiß, zum Wärmetod des Universums.<br />

Und dem wirkt Kelley Polar nach wie vor<br />

entgegen. Nach wie vor mit aller Kraft<br />

und Liebe.<br />

Sebastian Ingenhoff<br />

RAGE AGAINST THE MACHINE<br />

DIE ÄRZTE � THE VERVE<br />

SEX PISTOLS � JUDAS PRIEST<br />

INCUBUS � MOTÖRHEAD<br />

BEATSTEAKS � KID ROCK � NOFX<br />

CAVALERA CONSPIRACY � IN FLAMES<br />

BULLET FOR MY VALENTINE � CHRIS CORNELL � RISE AGAINST<br />

DISTURBED � MIA. � BAD RELIGION � JONATHAN DAVIS � PORCUPINE TREE<br />

SUBWAY TO SALLY � ALTER BRIDGE � ASH � ANTI-FLAG � OPETH � FUNERAL FOR A FRIEND<br />

ENTER SHIKARI � THE WEAKERTHANS � ROSE TATTOO � CARBON/SILICON � AIRBOURNE � DONOTS<br />

PANTEON ROCOCO � 36 CRAZYFISTS � GUADALAJARA � JAGUAR LOVE � SKINDRED � BLACK TIDE � SONIC SYNDICATE � VOLBEAT<br />

Bei den Auftritten des Pariser Duos Nôze gab es<br />

unbeholfene Strips in der DJ-Kanzel, Oben-ohne-<br />

Performances und besoffene Umarmungen, mehr<br />

gegrölte <strong>als</strong> gesungene Texte, explizite Aufforderungen<br />

zum Schnapskonsum statt verschlüsselte Hinweise<br />

auf die üblichen Nonstoppartydrogen. Und nun wollen Ezechiel<br />

Pailhès und Nicolas Sfintescu mit ihrem dritten Album<br />

ausgerechnet unterkühlte »Songs On The Rocks« servieren?<br />

Aber was sollte man angesichts so viel Unernsts auch<br />

noch für bare Münze nehmen: Der Titel führt selbstredend<br />

in die Irre. Das Party-Humor-Promille-Programm wird von<br />

Nôze sogar um eine noch emotionalere Seite ergänzt, ganz<br />

im Sinne einer neuen Afterhour-Definition: Sie vertonen die<br />

tiefen Gefühle, den beinahe unerträglichen Weltschmerz,<br />

der Clubber übermannt, die schon um zwei Uhr früh total<br />

blau aus dem Club in die Gosse hinauswanken.<br />

ALPHA GALATES � FROM FIRST TO LAST � SUNSHINE � KILL HANNAH � DIE MANNEQUIN � ZOX � FIRE IN THE ATTIC � THE SORROW � sPOUT � UVM.<br />

PANNONIA FIELDS II<br />

NICKELSDORF NICKELSDO (BGLD./A)<br />

Info & Tickets: www.novarock.at<br />

In Deutschland gibts Tickets um 99,- Euro auf www.eventim.de und bei Kartenservice Scharf unter +49 / 8652 2325. In Österreich auf<br />

www.musicticket.at, bei Ö-Ticket (www.oeticket.com bzw. +43 01/96 0 96).<br />

Nôze<br />

KINDSKOPF-BLUES<br />

Wie hatte Andreas Dorau doch so treffend gesungen? »Drunk noses don’t lie« oder<br />

so ähnlich. Nôze haben die Dorau’sche Weisheit beherzigt und in diesem Geiste<br />

die ehrlich besoffenen House-Chansons für »Songs On The Rocks« geschrieben.<br />

Die Künstler selbst halten sich mit derlei Überlegungen<br />

allerdings nicht lange auf. Zur Frage übercoolisch vs. gefühlig<br />

haben sie eine in ihrer nonchalanten Art für Nôze sehr<br />

typische Antwort parat: »Dieses Album spielt sich auf halbem<br />

Weg zwischen feiern, trinken und zu Hause bleiben ab.<br />

Und es hat viel mit Alkohol zu tun, daher dachten wir, dass<br />

›Songs On The Rocks‹ der passende Titel sei.« Und apropos<br />

blau: »Wir wollten immer schon elektronischen Blues machen.«<br />

Ein Traum, den sich Nôze mit dem »Childhood Blues«<br />

nun verwirklicht haben, einer bitteren Swing-Ballade auf<br />

die Leiden der Kindheit, vorgetragen mit eigens vom Tom-<br />

Waits-Reibeisen bearbeiteten Stimmbändern.<br />

Arno Raffeiner<br />

Nôze »Songs On The Rocks« (Get Physical / Rough Trade)


R.E.M.<br />

Accelerate<br />

Warner<br />

Was soll man dem Leser<br />

ernsthaft noch über R.E.M.<br />

erzählen wollen? Hat man<br />

nicht gerade eine Nacht mit<br />

Michael Stipe verbracht und weiß davon<br />

zu erzählen, gibt es im demnächst 30.<br />

Jahr der Bandgeschichte keinen Informations-<br />

oder Deutungsvorsprung, den man<br />

noch vortäuschen könnte. Jeder kennt die<br />

Band, hat vermutlich einen bis mehrere<br />

Hits aus den unterschiedlichsten R.E.M.-<br />

Phasen auf dem MP3-Player, und wenn<br />

nicht, dann bestimmt eine gute Ausrede<br />

dafür, oder weiß genau, warum er die honorablen<br />

Herren eben nicht mag. Es gibt<br />

keine Geheimnisse. »Accelerate« öffnet<br />

sich zwar wieder dem druckvollen, fast<br />

post-punkigen Stil und Tempo, ist aber<br />

dennoch vor allem ein weiteres grundgutes<br />

Album rund um die Ausnahmestimme<br />

Stipes, rund um die berührenden Melodien<br />

der Band.<br />

Und eigentlich ist es schön, dass mit<br />

so wenig Worten so viel über die neue<br />

Platte gesagt ist. Ein »du weißt schon<br />

selbst« öffnet bei R.E.M. eben einen riesigen<br />

Horizont.<br />

Bernd Seidel<br />

KLAUS BÖNISCH FÜR KBK G<strong>MB</strong>H PRÄSENTIERT:<br />

01.05.08 HA<strong>MB</strong>URG Grüner Jäger<br />

02.05.08 BOCHUM Matrix<br />

03.05.08 KÖLN Underground<br />

04.05.08 FRANKFURT Nachtleben<br />

06.05.08 BERLIN Magnet<br />

07.05.08 MÜNCHEN 59:1<br />

21.05.08 OSNABRÜCK Glanz & Gloria<br />

22.05.08 ERFURT Centrum<br />

26.05.08 STUTTGART Keller Klub<br />

27.05.08 NÜRNBERG Hirsch<br />

28.05.08 WÜRZBURG AKW<br />

Retribution Gospel Choir<br />

Retribution Gospel Choir<br />

Cycle / Cargo<br />

Wie hieß dam<strong>als</strong> noch dieses<br />

Low-Album mit den Blumen<br />

drauf? Egal – war geil.<br />

Dunkler Lethargie-Pop mit<br />

skelettartigen Streichern und diesem<br />

besonderen Sound von Steve Albini.<br />

Das Trio arbeitete immer weiter an seiner<br />

musikalischen Version von Traurigkeit,<br />

zuletzt gab es vermehrt Elektronik<br />

mit dem formidablen Album »Drums<br />

And Guns«. Doch dann schien es Low-<br />

Chef Alan Sparhawk etwas zu leise zu<br />

werden, und er gründete mit Low-Bassist<br />

Matt Livingston, Schlagzeuger Eric<br />

Pollard und Mark Kozelek die Band Retribution<br />

Gospel Choir. So in etwa die Rockversion<br />

von Low, die auch ein wenig so<br />

klingt, <strong>als</strong> würden Crazy Horse Songs von<br />

Sebadoh spielen. Beim Debütalbum sind<br />

die Jungs allerdings nur noch <strong>als</strong> Trio unterwegs<br />

– Mark Kozelek, der früher bei<br />

den Red House Painters trauerte und<br />

nun die Band Sun Kil Moon anführt, hat<br />

sich auf die Produktion beschränkt. Und<br />

viel kann man eigentlich gar nicht sagen<br />

über die zehn Songs. Schön träger Flaschenbier-Indie<br />

mit luftigen Harmonien<br />

und harzigen Gitarren. »What She Turned<br />

Special Guest:<br />

LIVINGSTON<br />

Into« ist dabei sogar ein kleiner Hit. Vielleicht<br />

tanzt die Platte nur einen Sommer<br />

– aber was wäre man ohne Mondschein,<br />

Sonne und Blumen.<br />

Tonias Mull<br />

Pete Rock<br />

NY’s Finest<br />

Nature Sounds / Groove Attack<br />

Gerüchten zufolge soll Pete<br />

Rock die letzten Jahre damit<br />

verbracht haben, weiterhin<br />

die definitiven Beats zu basteln.<br />

Erwarten Sie bitte kein Dementi,<br />

auch wenn bouncende Beweise auf Vinyl<br />

und CD dafür äußerst rar gesät waren.<br />

Dass dies aber wohl mehr mit den internen<br />

(Geschmacks-) Entwicklungen im<br />

Charts-HipHop-Biz zu tun haben musste<br />

und nicht mit seinen Producer-Skillz, davon<br />

weiß jedenfalls sein neues Album in<br />

14 Kapiteln nachhalliges Zeugnis abzulegen.<br />

Für von Track zu Track wechselnde<br />

Mikrofonpartner (Redman, Mast Killa,<br />

The Lords Of The Underground und etliche<br />

Nachwuchsreimer) zirkelt er kongeniale<br />

Beats, die ihm endgültig sein Hip-<br />

Hop-Rentenrecht sichern sollten. Gekonnt<br />

arbeitet er dabei Polizeisirenen,<br />

satte Bläsersätze, flashende Synthiesounds<br />

zu einem einzigartigen Sound-<br />

28.05.08 KÖLN Gebäude 9<br />

29.05.08 MÜNCHEN Atomic Café<br />

04.06.08 HA<strong>MB</strong>URG Molotow<br />

05.06.08 BERLIN Magnet Club<br />

<strong>24</strong>.04.08 NÜRNBERG MEISTERSINGERHALLE<br />

25.04.08 KARLSRUHE KONZERTHAUS<br />

26.04.08 FÜSSEN FESTSPIELHAUS<br />

28.04.08 LUDWIGSBURG FORUM<br />

29.04.08 FRANKFURT ALTE OPER<br />

01.05.08 MÜNCHEN PHILHARMONIE<br />

02.05.08 LANDSHUT SPARKASSENARENA<br />

04.05.08 BERLIN ADMIRALSPALAST<br />

05.05.08 HA<strong>MB</strong>URG CCH 2<br />

Weitere Infos unter www.kb-k.com<br />

Probefahrt 107<br />

track des Großstadtdschungels. Zeitlose<br />

HipHop-Geschichte. Dagegen wirken<br />

die meisten aktuellen Beatbastler plötzlich<br />

ganz weit hinten.<br />

Uwe Buschmann<br />

Schlammpeitziger<br />

Schwingstelle für Rauschabzug<br />

Sonig / Rough Trade<br />

Schlammpeitzigers Lieblingstöne<br />

sind meist kleine<br />

Rabauken. Die dürfen dann<br />

auf seinen Platten Radau<br />

machen, ordentlich rumdölmern oder<br />

einfach nur leicht angeschickert durch<br />

die Gegend eiern. Freundlich oder auch<br />

mal etwas nervig, quietschig oder leicht<br />

zerknautscht, manchmal auch ordentlich<br />

schief und verzerrt – der Sound-Pluralismus<br />

in Jo Zimmermanns Casio-Wunderland<br />

kennt keine Grenzen. Fünfzehn Jahre<br />

geht das bei dem Kölner Musiker und<br />

Maler jetzt schon so, und der Spaß daran<br />

lässt bisher bei keiner seiner unzähligen<br />

Veröffentlichungen nach. Was immer<br />

auch an den Wort-Ungetümen liegen<br />

kann, mit denen er seine Stücke benennt.<br />

Meine Highlights diesmal sind: »Zügelloser<br />

Zeilenzieher«, »Stompja Stricksekret«<br />

oder »Dauerdachdecker Dritter«. Auf<br />

»Schwingstelle für Rauschabzug« finden<br />

07.05.08 DRESDEN KULTURPALAST<br />

08.05.08 BONN BEETHOVENHALLE<br />

09.05.08 FRIEDRICHSHAFEN<br />

GRAF-ZEPPELIN-HAUS<br />

10.05.08 BOCHUM JAHRHUNDERHALLE<br />

SOMMER SHOWS<br />

<strong>24</strong>.05.08 DILLINGEN LOKSCHUPPEN<br />

28.05.08 GRIESSTÄTT Open Air<br />

20.05.08 KÜNZELSAU Würth Open Air


<strong>Intro</strong> empfiehlt 05.08<br />

Jeden Monat neu: hier die Tipps der Redaktion,<br />

die den Sticker »empfohlen von <strong>Intro</strong>« tragen.<br />

dEUS�<br />

Vantage Point<br />

V2/Cooperative Music<br />

I’m A Cyborg, But<br />

That’s OK<br />

Rapid Eye Movies<br />

The Notwist<br />

The Devil, You + Me<br />

City Slang/Cooperative Music<br />

King Of The Hill<br />

Kinowelt Home Entertainment<br />

Tolle Plattenläden,<br />

bei denen es auch das aktuelle <strong>Intro</strong> gibt.<br />

MGMT<br />

Oracular Spectacular<br />

Red Ink/SonyBMG<br />

Death Cab For Cutie<br />

Narrow Stairs<br />

Atlantic Records/Warner<br />

Aachen: Giftland Music, Plattenbau, Plattenbörse, Tam Tam Tonträger Aalen: Günthers Plattenladen<br />

Ahrensburg: Musiccorner Andernach: Musikladen Arnsberg: Score Aschaffenburg: Disco Shop,<br />

Echobeat Augsburg: Musicland, Nirvana, SchallPlattenzentrale, Tonträger, Ungawa! Records Bad<br />

Kreuznach: Engelmayer Aktiv Musik Bad Neuenahr-Ahrweiler: Amm Plattenkiste Bad Salzungen:<br />

Elkes Musikbox Bad Segeberg: Sound-Eck Bamberg: Musicland, Rex Melodica Bautzen: Beathouse<br />

Bensheim: Musikgarage Berlin: Best Shop Berlin, Bis Aufs Messer, Checkpoint , Club Sound Records,<br />

Comeback Records, Core Tex Records, Cover Music, Das Drehmoment, Dense Records, Dig A Little<br />

Deeper, Dj Equipment Und Vinyl, Dns Recordstore, Doctor Beat, Franz & Josef, Freak Out, Freizeitglauben,<br />

Groove Records, Halb 7 Records, Hiphopvinyl, Hurricane, Leila M Recordstore, Look 54 Records,<br />

Melting Point Records, Mitte Musik, Mr Dead & Mrs Free, Musicland, Musik Unter Den Gleisen,<br />

Noisy Store, Oye Records, Piatto Forte Record Store, Puke Music, Risi Bisi Popshop, Rock Steady Records,<br />

Rotation, Schönes Hören, Scratch Records, Silver Disc Records, Soultrade, Sound & Drumland,<br />

Space Hall, Space Honda, Station B, Vopo Records, Yellow Dog Records, Yorck Records Biberach:<br />

G-Point Records Bielefeld: Audio Art, Greed Records, Hört Sich Gut An, Sounds Bochum: Aktiv Music<br />

Point, Alveran Records, Discover, ELPI, Traffic Sound Bonn: Mr. Music, Unity Records Brandenburg:<br />

D & D Records, Kunstkabinett Braunschweig: Riptide Bremen: Deejays, Ear Rockphon, Lonely Planet<br />

Boy, Zoff Records Bremerhaven: 33 Rpm Store, Recordbar Buchholz: Smile Records Büdingen: Ram<br />

Tam Aktiv Musik Chemnitz: Musikhaus Chemnitz, Underworld Records Coburg: Tontopf, Toxic-Toast<br />

Crimmitschau: Biggys Music Shop Dachau: Sc-Discy Darmstadt: City-CD, Pentagon, Uli’s Musikland<br />

Dessau: Halb 7 Records Detmold: X-Inch Dorsten: Pop Shop Dortmund: Chimp Records, Idiots Records,<br />

Last Chance, Wax Poetics, Wozz Dresden: Black Sheep, Der Plattenladen, Drop-Out-Records,<br />

Fat Fenders, Laconic Records, S-Elect Records, Sweetwater Recordstore, Zentralohrgan Duisburg:<br />

Garageland, Red Rose Records Düsseldorf: A+O Medien, Enterprise, Flipside, Hitsville Eitorf: CD &<br />

Music Corner Emden: 96records Emsdetten: Music & Video Erding: Musicworld Erfurt: Dixon-Store,<br />

Woodstock Erlangen: Der SchallPlattenmann, Musicland Erlangen: Zitelmann‘s Musikland Essen:<br />

Important Records 1, New Lifeshark, Rockstore Finsterwalde: Aktiv Discover, Top Skin Records<br />

Flensburg: Musikpalast Frankfurt/Main: Boy Records, Delirium Records, Freebase, Musikladen, Pro<br />

Vinyl Frankfurt/Oder: Vinylline Records Freiburg: Compact Disc Center, Ddd Music, Flight 13, Mono<br />

Freudenstadt: Record In Fulda: Marleen Fürth: Kioski, Monoton Geisenheim: Plattenstuebchen Gera:<br />

Schwarzmarkt Giessen: Music Attack, Pentatonik Schallwaren Görlitz: Schallhaus Plattenladen<br />

Göttingen: Dis Records, JPC Greifswald: Hook Recordstore Halle: New Sound Hamburg: Anders<br />

Hören, Burnout, Championship Records, Checkpoint Charly, Cuepoint, Groove City, Hanseplatte, Ingos<br />

Plattenkiste, Lado, Michelle Records, Otaku, Pop-Musik Und Mode, Rekord, Rock’N’Roll Warehouse,<br />

Ruff Trade Records, Scratch Records, Smallville Records, Soundwind, Starpoint Records, Text + Töne,<br />

Vannauer, Zardoz Hanau: Music-Arts-Aktiv Hannover: 25 Music, Hot Shot Records, Mint Music, Vinyl<br />

Welt Heidelberg: Crazy Diamond, Down Town Records, Humpty Records, Vinyl Only Heilbronn: Dreamworld<br />

Records Hennef: Music Adventure Husum: Disco Express Ingelheim: Ohrwurm Records Iserlohn:<br />

Cashbox Itzehoe: Amm Itzehoe GmbH Jena: Fatplastics, M:Bass:Y, Mr. Music Kaiserslautern:<br />

Pop-Shop, Proton Karlsruhe: Discover, Plattentasche Kassel: Studio 26 Kaufbeuren: Die SchallPlatte<br />

Kehl: City-CD/Aktiv Music Kiel: Blitz Records, Hört Sich Gut An Kleve: CD-Line Koblenz: True Love<br />

Store Köln: A-Musik, Groove Attack, Kompakt, Music Point, Normal Records, Nunk Music, Parallel<br />

Records, Schallhandel, Underdog Records Konstanz: Cha Cha Store, Studio 1 Korbach: City Music<br />

GmbH Krefeld: Rille Landsberg Am Lech: Sc-Discy Lauterach: Surround Records Leipzig: Freezone,<br />

Freezone, Mad Flava, Ohrakel, Philter Music, Saba Record Store, Schall & Rausch, Seemannsglück,<br />

Syntax Lingen: Bernhard Van Lengerich Lippstadt: Stone Free Music Lörrach: Indiepunk Records<br />

Lübeck: Pressezentrum, Studio 1 Ludwigsburg: Interpool Lüneburg: Musiksalon Wordundton, Samowar<br />

Records, Sito Music Magdeburg: Beat Boutique Hot Rats, Unique Mainz: Discover SchallPlatten,<br />

Lautstark, Overdrive Records, Punkshop.com, Rockpile SchallPlatten, Teenage Wasteland Mannheim:<br />

CDpost.de, Lautstark Records, Liquid Sound Dynamics, Monoton Marburg: Die Scheibe, Music Attack<br />

München: Connection, Exun, Hausmusik, Musicland, Neutronic, Optimal, Play Records, Resonanz<br />

SchallPlatten, Spielbar Tragbar Münster: ELPI, Green Hell Records, Jörgs CD-Forum Neu-Ulm:<br />

Musicline Nordhorn: Georgie‘s LP&CD Laden Nürnberg: CD-Paradies Nürnberg: Musicandbooks<br />

Offenbach: Main Records, Recordstation Öhringen: Music Store Oldenburg: Mts-City-Sound,<br />

Scheibenkleister Osnabrück: JPC, Kuhhandel, Shock Records, Zukunftsmusik Paderborn: Unger<br />

Sound&Vision Passau: Back To Back Pforzheim: Headshop Pinneberg: City Of Music Potsdam: Halb<br />

7 Records, Silverspeedrecords Rastede: CD-Corner Regensburg: Eldorado Records Rheine: Ohrwurm<br />

Rosenheim: Bebop SchallPlatten Rostock: Karate Beats, Plattform, Pressezentrum, Pressezentrum,<br />

Vinylasyl Rottweil: Musikbox Saarbrücken: CD-Grünewald, Fine Music&Art, Rex Rotari Saarlouis:<br />

Chamäleon, Phonac Music Schwerin: Audiopheel, Easy Traxx Siegen: Kratzer Sinzig: Klangwelt<br />

Straußberg: Abspielbar Records Stuttgart: Humpty Records, Paul‘s Musique, Ratzer Records, Record<br />

Express, Second Hand Records, Sound Shop Trier: Lübke Sounds Tübingen: Rimpo Ulm: Record<br />

Express, Sound Circus, Syndrome Records Velbert: Musik Schallowetz Waldbrunn-Ellar: Apollon 3<br />

Waren/Müritz: Amm Top 10 Wedemark: Lost & Found Records Weiterstadt: Subsonic - Ein Musikzimmer<br />

Wien: Black Market, Substance Wiesbaden: Lautstark Wilhelmshaven: Triangel Winterberg:<br />

Die SchallPlatte Wismar: Xl Music & Fashion Witten : Bus Stop Records Worms: Heaven Records<br />

Wuppertal: Beatz Und Kekse, ELPI, Pop Art Würzburg: H2o, X-Dream Zeitz: Best Of Music Zittau: CD<br />

Studio Zwickau: ALPha Tec, Madhouse, SchallPlatte<br />

Dies ist nur eine kleine Auswahl. Alle ca. 2.400 Auslagestellen finden sich unter:<br />

www.intro.de/auslagestellen<br />

GENAUSO<br />

Styrofoam »A Thousand Words« (Nettwerk)<br />

– Elektronischer Indiepop ohne aufsässiges<br />

Gebratze ist auch 2008 möglich.<br />

Jeder Beat und jeder Synthie wird<br />

von zarter Hand an die rechte Stelle gesetzt,<br />

zusammen führen sie zu ganz großen<br />

Refrains. Die machen traurig, und man<br />

möchte doch tanzen.<br />

Langhorne Slim »Langhorne Slim«<br />

(Kemado / Rough Trade) – Langhorne<br />

Slim aus NY ist einer dieser blutjungen<br />

Burschen, die aus ihrer geschruppten<br />

Akustikgitarre Hit um Hit zaubern. Und<br />

irrsinnige Textmassen über ihre Songs<br />

gießen, eines Bob Dylan würdig. Im ersten<br />

Zugriff fast fröhliche Folkmusik in<br />

einem durchgängig mitreißenden Tempo<br />

und mit uralten und doch immer wieder<br />

neuen Country-Blues-Harmonien – dann<br />

setzen Chöre ein, die Streicher spielen wie<br />

der Teufel, und Langhorne Slim wird zu<br />

einem gefallenen Prediger aus längst vergessenen<br />

Zeiten.<br />

Peter Morén »The Last Tycoon« (Wichita<br />

/ Coop / Universal) – Peter Morén<br />

hatte doch mit Peter Bjorn And John eigentlich<br />

genug Erfolg. Wer von Olli Pocher<br />

gecovert wird, kann sich ruhig etwas stolz<br />

der Gartenarbeit widmen und sich dieses<br />

leider langweilige Gedudel sparen.<br />

Tokyo Police Club »Elephant Shell«<br />

(Coop / Universal) – Das Debütalbum von<br />

Tokyo Police Club ist so treibend, voll cooler<br />

Hektik, geknurrtem Bass und HandclapsHandclapsHandclaps,<br />

dass man nur<br />

den Kopf schütteln kann bzw. muss. Und<br />

Sänger Dave Monks zieht die Vokale so<br />

schön lang wie Thees Uhlmann. Wenn das<br />

der Festivalkonsens im Sommer wird, ist<br />

es weder überraschend noch zum Nachteil<br />

der Jugend.<br />

White Williams »Smoke« (Domino / Indigo)<br />

– White William ist noch am ehesten<br />

mit dem mittleren Beck zu vergleichen,<br />

verzichtet in seinem ironisch-coolen Gesang<br />

aber komplett auf jede Gefühlsregung.<br />

Ein seltsam distanziertes Sample-Wirrwarr<br />

für den Connaisseur gibt<br />

es dazu. Nicht direkt schlecht, aber irgendwie<br />

nah am Kunstmarkt.<br />

Beehoover »Heavy Zooo« (Mainstream<br />

/ Soulfood) – Amtlicher Irrendoom,<br />

nur mit Ballerbass und Drums fabriziert.<br />

Ein herrlicher, fachmännisch fröhlicher<br />

Krach. Funktioniert eins a, absolut nicht<br />

zu klassifizieren, und darauf ist die Band<br />

auch noch ausdrücklich stolz.<br />

The Accidental »There Were Wolves«<br />

(Full Time Hobby / Pias / Rough Trade) –<br />

Noch ein Debüt; wenn auch mit Stephen<br />

Cracknell, Hannah Caughlin und Sam Genders<br />

relativ alte Hasen dabei sind. Das<br />

Album kommt irgendwie nicht vom Fleck,<br />

Nick-Drake-Fans aber kann von der Einarbeitung<br />

in dieses meditative, sehr gesangslastige<br />

Stück Homerecording nicht<br />

abgeraten werden.<br />

Headlights »Some Racing, Some<br />

Stopping« (Polyvinyl / Cargo) – Hier werden<br />

nicht angestrengt »Grenzen ausgelotet«,<br />

hier werden zarte, schwärmerische<br />

Melodien rausgehauen, mit viel<br />

Orgel und himmlischen Chören. Leichtigkeit<br />

<strong>als</strong> System. Eine Platte wie ein junger<br />

Hund, der einen Schmetterling jagt.<br />

Wehe, einer lacht!<br />

Susie Asado »Hello Antenna« (Lolila /<br />

Broken Silence) – Jaja, Daniel Decker und<br />

sein Lolila – immer ganz dicht dran am<br />

wirklichen Underground. Der darf dann<br />

auch ruhig etwas holperig klingen wie im<br />

Falle Susie Asado. Leicht irrer, sehr eigener<br />

Folk mit Damengesang, den es so<br />

noch nie zu kaufen gab.<br />

Thalia Zedek Band »Liars And Prayers«<br />

(Thrill Jockey / Rough Trade) – Thalia<br />

Zedek ist dem aufmerksameren Musikfan<br />

noch aus ihrer Band Come bekannt und<br />

wohl zu Recht eine Legende des amerikanischen<br />

Underground. Ihre kaputte, tiefe<br />

Stimme dominiert diese großartig produzierte<br />

Platte. Eine weise alte Frau? Ein<br />

böser alter Mann? Schwer zu sagen. Ein<br />

vollkommen unpoppiges, schweres, düsteres<br />

Album, das erahnen lässt, was Indie-Rock<br />

eigentlich mal war.<br />

Cargo City »How To Fake Like You Are<br />

Nice And Caring« (Rebecca & Nathan / Intergroove)<br />

– Simon Konrad wählt <strong>als</strong> Cargo<br />

City zwar die deutlich poppigere und<br />

simplere Variante des Singer/Songwriter-<br />

Indie, ansonsten aber gilt: bitte bei Leander<br />

weiterlesen.<br />

Kid Dakota »A Winner’s Shadow« (Devil<br />

Duck) – Neo-Grunge soll das nächste<br />

große Retro-Phänomen werden, da<br />

sind sich alle einig. Aber alle Bands dieser<br />

Fasson fristen dennoch weiterhin<br />

einen Geheimtipp-Status. Da tut es »A<br />

Winner’s Shadow« sicher gut, dass sein<br />

Cobain’sches Vokalziehen nur einen Aspekt<br />

der Platte darstellt. Genauso hört<br />

man auch Rufus Wainwright und ähnliche<br />

aktuelle Folk-Referenzen. Heute,<br />

gestern, morgen – egal, Hauptsache irgendwie<br />

schön.<br />

The Reason »Things Couldn’t Be Better«<br />

(Smallman / Warner) – Ha, ein Abschluss<br />

nach Maß. The Reason machen<br />

schwer peinlichen Emo-Pop, gegen den<br />

noch Billy Talent cool aussehen. Musik<br />

für Snowboarder mit Gefühlen – totaler<br />

Murks aus Kanada! Jetzt habe ich wirklich<br />

alles gehört ...<br />

Benjamin Walter


≥<br />

sich einige deutlich druckvollere und<br />

tanzbarere Stücke. Etwa »Bassbestie’s<br />

Blässe« – da wummert eine stoische,<br />

aber gleichzeitig beschwingte Ein-Ton-<br />

Basslinie unter der schrebbeligen Melodie.<br />

Oder »Wuup Wolgawahn«, wo zu gerader<br />

Bassdrum die Tanzneigung maximal<br />

ansteigt. Allerdings sind diese eher<br />

»funktionalen« Elemente wie immer nur<br />

der Einstieg in die skurrile Klangbaustelle<br />

Schlammpeitzigers, dessen Freude an unerhörten<br />

Sounds und an der Arbeit im Detail<br />

mit jedem Hören der Platte deutlicher<br />

wird. Schlammpeitzigers Sound ist über<br />

die Jahre immer weniger niedlich, dafür<br />

aber umso körperlicher und hypnotischer<br />

geworden, ohne dabei das Augenzwinkern<br />

zu verlieren. Große, herzenswarme Musik<br />

ist das natürlich <strong>sowie</strong>so.<br />

Christoph Büscher<br />

The Sword<br />

Gods Of The Earth<br />

Kemado / Indigo<br />

Vorneweg: Alles, was man<br />

musikalisch mit Band- und<br />

Albumtitel assoziiert, trifft<br />

zu. Das ist gut, denn man<br />

möchte ja gerade im Metal nur ungern<br />

überfordert werden – und so beackern die<br />

Texaner auf ihrem schon zweiten Album<br />

jenes Terrain, das schon Black Sabbath<br />

oder aktueller beispielsweise die seligen<br />

Kyuss bestellten, absolut pflichtbewusst<br />

und bar jeder Ironie. Was freilich schon<br />

einmal ein großer Pluspunkt ist, denn<br />

wenn es etwas nicht braucht im zeitgenössischen<br />

Heavy Metal, dann ein Augenzwinkern.<br />

The Sword riffrocken stur, bierig<br />

und brachial, klingen dementsprechend<br />

beeindruckend dated und damit absolut<br />

hinreichend (wenn nicht gar: beachtlich)<br />

unmodern. Hin und wieder wird der, wie<br />

man so sagt: »schnörkellose Rock« unterbrochen<br />

von einem kurzen Akustik-<strong>Intro</strong>,<br />

was einem den nächsten wüsten Tritt in<br />

den Unterleib aber nur versüßen will. Das<br />

Schlagzeug scheppert, <strong>als</strong> bestünde es<br />

ausnahmsweise mal nur aus Becken, die<br />

Gitarren knarzen so unverfälscht in tieferen<br />

Lagen, dass der Eindruck entsteht,<br />

hier sei im finalen Mix – wenn überhaupt<br />

– nur noch marginal und der Ordnung halber<br />

feinjustiert worden. Über allem nölt<br />

Gitarrist und Sänger J.D. Cronise wie ein<br />

junger, etwas zurechnungsfähigerer Ozzy.<br />

Und sagte ich schon, dass man das alles<br />

ruhig ohne weitere Vorbehalte gut finden<br />

kann?<br />

Peter Flore<br />

Thrice<br />

The Alchemy Index Vol. III + IV:<br />

Air & Earth<br />

Vagrant / Pias / Rough Trade<br />

Die logische Fortsetzung.<br />

Auch wenn Erde und Wasser<br />

nicht minder gefährliche Elemente<br />

sind, kommt die Fort-<br />

setzung der Elemente-Konzeptalben der<br />

Postcoreler Thrice deutlich ruhiger daher<br />

<strong>als</strong> die Vorgänger »Fire« und »Water«. So<br />

ein bisschen hatte sich das ja bereits auf<br />

der Wasser-Seite abgezeichnet: Thrice<br />

wollen weg vom Krach. Ausbrüche wie<br />

zuletzt findet man auf »Air & Earth« eher<br />

weniger. Aber da die vier EPs ja eigentlich<br />

ein einziges Album darstellen sollen,<br />

passt das auch völlig. Dementsprechend<br />

gehen die Teile »Air« und »Earth« geradezu<br />

nahtlos ineinander über. Dabei wirken<br />

melancholisch-schleppende Songs wie<br />

»Silver Wings« oder »Moving Mountains«<br />

fast schon zerbrechlich. Was allerdings<br />

ruhig klingt, kommt textlich – wie bei<br />

Thrice ja eigentlich üblich – recht deutlich<br />

rüber: Die Liebe wird natürlich besungen,<br />

und auch die Sozialkritik kommt wieder<br />

einmal nicht zu kurz. Sogar die Ikarus-<br />

Sage, die bereits bei »The Melting Point<br />

Of Wax« auf dem Durchbruchs-Album<br />

»The Artist In The Ambulance« aufgegriffen<br />

wurde, wird mit »Daedalus« fortgesetzt.<br />

Auch für den zweiten (oder dritten<br />

und vierten) Teil des Konzepts gilt: Wo<br />

vergleichbare Bands aufhören, fängt die<br />

Kreativität von Thrice erst an.<br />

David Winter<br />

White Rabbits<br />

Fort Nightly<br />

Fierce Panda / Cargo<br />

Brooklyn brodelt nicht, Brooklyn<br />

kocht über. In abenteuerlicher<br />

Taktung beschert<br />

der New Yorker Stadtteil<br />

momentan Bands, die mehr oder weniger<br />

Gitarrenpop im polyrhythmischen<br />

Takt spielen, von Celebration über Yeasayer<br />

und Vampire Weekend bis zu MGMT.<br />

Und mittendrin die White Rabbits, die ihre<br />

Rhythmusfraktion gleich mit zwei Drummern<br />

ausstatten. Obwohl bei ihnen der<br />

Indierock-Anteil eher größer und der von<br />

Afrobeat eher kleiner <strong>als</strong> bei den Kollegen<br />

ist, sind die Cold War Kids und Clap<br />

Your Hands Say Yeah <strong>als</strong> Referenzen hörbar<br />

vorhanden. Das Debütalbum hat mit<br />

»While We Go Dancing«, »Navy Wifes«<br />

oder etwa »The Plot« durchaus starke<br />

Songs zu bieten, und wie das Klavier immer<br />

wieder von der durch die Gitarren vorgegebenen<br />

Melodielinie abweicht, macht<br />

Spaß. Doch auf Albumlänge fehlen dem<br />

Sextett die Dringlichkeit und Abwechslung.<br />

Oder ist das schon die erste Trendsättigung?<br />

Bitte mal die Suppe vom Herd<br />

nehmen, sonst brennt sie zu früh an.<br />

Johannes Mihram<br />

Noch viel mehr Reviews<br />

gibt es unter<br />

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Booking GmbH präsentiert:<br />

06.05.KÖLN|LIVE MUSIC HALL<br />

07.05.BERLIN|POSTBAHNHOF<br />

08.05.MÜNCHEN|MUFFATHALLE<br />

11.05. Passau - Passauer Pfingstfestival<br />

12.05. Stuttgart - The Pirate Satellite Party<br />

13.05. Heidelberg - Karlstorbahnhof<br />

14.05. Lindau - Club Vaudeville<br />

15.05. Freiburg - Jazzhaus<br />

17.05. Berlin - Jägermeister Rockliga@Kesselhaus<br />

18.05. A-Linz - Posthof<br />

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SIE WOLLEN DOCH<br />

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Kinowelt Home Entertainment GmbH – Ein Unternehmen der Kinowelt Gruppe<br />

Karl-Tauchnitz-Straße 10 – D-04107 Leipzig · www.kinowelt.de<br />

UNTEN<br />

Chris Walla »Field Manual« (Barsuk /<br />

Rough Trade) – Ob Death Cab For Cutie<br />

es dieses Jahr noch besser machen<br />

können <strong>als</strong> ihr Gitarrist jetzt schon solo?<br />

Chris Walla hat wie nebenbei ein wundervoll<br />

schlankes Indiepop-Album mit großen<br />

Melodien und beeindruckender Catchiness<br />

geschaffen. Nah an der Brillanz<br />

der aktuellen Nada Surf. Dass die charakteristische<br />

Stimme Ben Gibbards in diesem<br />

Kontext fehlt, stört gar nicht. Walla<br />

selbst klingt sehr passend nach Davey<br />

Von Bohlen von Maritime.<br />

Bobby & Blumm »Everybody Loves<br />

...« (Morr / Indigo) – F.S.Blumm kollaboriert<br />

mit einer sanften schwedischen<br />

Stimme namens Ellinor Blixt und verzichtet<br />

dafür auf die von ihm gewohnten<br />

Klangschrullen. Stattdessen ist »Everybody<br />

Loves« ein sanftes und reduziertes<br />

Folkalbum geworden. Eine nette neue Facette<br />

des unübersichtlich großen Oeuvres<br />

des Naturalisten der Experimentalmusik,<br />

endlich mal alltagstauglich, zwar kein<br />

neues Highlight, dafür aber Pop.<br />

The Presidents Of The United States<br />

Of America »These Are Good Times People«<br />

(Cooking Vinyl / Indigo) – Gut drauf<br />

und stolz darauf. Man muss sich auch<br />

mal positionieren in dieser Musikwelt aus<br />

Trauerklößen. Also gute Laune. PUSA waren<br />

mal lustig und hatten catchy Songs,<br />

das Genre »Powerpop« wurde quasi für<br />

sie und Weezer erfunden. Jetzt sind sie<br />

nur noch lustig.<br />

The Winchester Club »Britannia<br />

Triumphant« (Exile On Mainstream /<br />

Southern / Al!ve) – Ganz entrückt trägt<br />

hier eine Handvoll Briten mit ihrem Feierabendprojekt<br />

den Rock von Mogwai und<br />

Godspeed You! Black Emperor ins Psychedelische.<br />

Das machen die aber schon<br />

selbst. Und besser. Auch angesichts dessen,<br />

dass sich dieses Genre mittlerweile<br />

inflationär auswächst.<br />

MV & EE with The Golden Road »Gettin<br />

Gone« (Ecstatic Peace / Cargo) – Hihi,<br />

lustig, ein Bandname fast nur aus Initialen.<br />

Und Matt Valentine sieht auch noch<br />

aus wie der späte John Lennon. Er und<br />

Erika Elder machen mal verschleppten<br />

Rock mit vielen schrägen Gitarren, fast<br />

wie Royal Trux, dann wieder ziemlich freien<br />

Folk. Sogar J Mascis ist zum Schlagzeugspielen<br />

vorbeigekommen. Ein hübscher<br />

Freak-out.<br />

Sine Star Project »Building Humans«<br />

(Blood Light / Al!ve) – Aha, das ist wohl<br />

so eine Indieversion von Muse, <strong>als</strong>o ohne<br />

Kajal und schwarzen Lack, dafür gesanglich<br />

fast so exaltiert wie Jay-Jay Johanson<br />

und mit Anleihen von Hardrock bis<br />

Klassik. Alles, was theatralisch klingt,<br />

darf mit. Mit Kajal und schwarzem Lack<br />

könnte das erfolgreich sein.<br />

Trip Fontaine »Dinosaurs In Rocketships«<br />

(Redfield / Cargo) – So langsam<br />

etabliert sich der Postcore-Standort<br />

Deutschland. Mit Trip Fontaine kommt<br />

wieder eine Band aus dem diesmal pfälzischen<br />

Nichts und setzt sich gleich gekonnt<br />

zwischen die Stühle, die Les Savy<br />

Fav, Paper Chase, Q And Not U und<br />

Quicksand für sie in dieser so smarten<br />

wie aufregenden Stilart warm hielten. Ihre<br />

Songs sind äußerst variabel, aber immer<br />

gut, ihre Texte sind clever, und ihr Stilbewusstsein<br />

ist beeindruckend, aber nicht<br />

dogmatisch. Klasse Platte.<br />

Turner Cody »First Light« (Boy Scout<br />

/ BB*Island / Broken Silence) – Dass Turner<br />

Cody mit der Antifolk-Blase um Adam<br />

Green und Herman Düne verbandelt ist,<br />

hört man gleich. Auch er ist ein hinterlistiger<br />

Geschichtenerzähler, ein urbaner<br />

Schausteller, ein Songwriter der unterhaltsamsten<br />

Sorte, mit hörbaren Wurzeln<br />

im Hillbilly-Georgia. Und seine Folksongs<br />

sind so gut, dass sie sogar die unnachgiebigsten<br />

Dylan-Fanatiker aufhorchen<br />

lassen könnten.<br />

The Huguenots »Discography« (Hydrahead<br />

/ Indigo) – Mit »Discography«<br />

dokumentiert Hydrahead seine Ursprünge.<br />

An den dichten Sound von Isis war zu<br />

Zeiten dieser Mittneunziger-Band noch<br />

nicht zu denken, dam<strong>als</strong> regierte offenkundig<br />

pures Metal/Noise-Gemetzel zwischen<br />

Slayer und Today Is The Day. Virtuos<br />

ist anders, aber Kraft, die hatten<br />

die Huguenots. Aus den Mitgliedern dieser<br />

lange verblichenen Band ist übrigens<br />

wirklich was geworden: Heute agieren sie<br />

u. a. bei Piebald, Converge und The Explosion.<br />

Miss Massive Snowflake »Queen’s<br />

Headache« (North Pole) – Kurioses Soloprojekt<br />

aus Portland, das Kinder und deren<br />

Texte in schrottigen Electropop einbindet.<br />

Neoangin minus Pop, Solex minus<br />

Drive, Danielson Famile minus Famile.<br />

Die Frohlix »Reise nach Süden« (Suppenkazpers<br />

Noize Imperium / Broken Silence)<br />

– Fun-Punk galt schon zu seiner<br />

Hochzeit (Ende der 80er) und selbst unter<br />

uns dam<strong>als</strong> hoffnungslos uncoolen Kids<br />

<strong>als</strong> peinlich. Das wollte was heißen. Die<br />

Mainzer Frohlix bieten jetzt ein Comeback<br />

an. Trompetiger Ska-Spaß für Mitgealterte<br />

und deren Partner, die Mischlingshunde.<br />

Ein Song heißt »Reunion«. Selbstironie<br />

ist immer eine Bank: »Tigerleggins,<br />

Tinnitus, dritte Zähne, Hexenschuss.«<br />

Christian Steinbrink


112 Heimspiel empfiehlt<br />

HipHop und Death Metal, Indie und Rock,<br />

Singer/Songwriter und Pop – kaum eine<br />

Stilistik, die nicht unter den Einsendungen<br />

zur Coca-Cola Soundwave Discovery Tour<br />

war. Über 1200 Acts haben mitgemacht<br />

und ihre Songs hochgeladen.<br />

Die Jury, in der Beatsteaks-Manager<br />

Eric Landmann, Oliver Plöger von 1Live,<br />

Linus Volkmann vom <strong>Intro</strong> u. a. sitzen, haben<br />

gut zu tun gehabt, daraus die 50 besten<br />

Songs zu wählen. Aus dieser Auswahl<br />

wurden im öffentlichen Online-Voting<br />

just die 20 besten gekürt. Die erhalten<br />

nun an vier Coaching-Wochenenden<br />

nochmal den letzten Schliff in Sachen<br />

Bühnenpräsenz, Vocal-Training, Instrumental-Coachings<br />

u. v. m. – und spielen<br />

dann im Juni beim großen Band-Clash<br />

bei Rock am Ring. Wer das im Einzelnen<br />

sein wird, soll in der kommenden Ausgabe<br />

verraten werden. Diesen Monat stellen<br />

wir zunächst vier herausragende Bands<br />

aus dem Teilnehmerfeld vor: Bloodwork,<br />

Sixxxteen, The Pill und Trikot.<br />

Weitere Informationen gibt es auf<br />

www.coke.de.<br />

The Amber Light<br />

Play<br />

CD // Superball Music / SPV<br />

The Amber Light gelingen auf<br />

ihrem zweiten Album gleich<br />

mehrere Spagate: Sie klingen<br />

gleichzeitig entspannt<br />

und kopflastig, eingängig und vertrackt,<br />

noisig und glatt. »Play« bewegt sich dabei<br />

konsequent auf der nicht immer eindeutigen<br />

Grenze zwischen Pop und Indie-<br />

Rock. Produziert wurde die Platte von Jean-Michel<br />

Tourette (Wir Sind Helden) und<br />

Jens Nickel (Automat), die ihr Handwerk<br />

beherrschen: Die Stücke kommen bei aller<br />

Gitarren- und Soundfrickelei warm und<br />

direkt rüber. Die feedbacklastigen ersten<br />

Songs mit ihren dynamisch ausufernden,<br />

sägenden Gitarrenparts machen in der<br />

zweiten Hälfte des Albums ruhigen, geradezu<br />

meditativen Stücken Platz, die ihrerseits<br />

nie balladesk klingen. Denn die<br />

Grundstimmung auf »Play« bleibt auch<br />

bei aller Ruhe unberechenbar. Darum<br />

und nicht zuletzt aufgrund der Stimme<br />

von Sänger Louis Gabbiani erinnern The<br />

Amber Light stellenweise an Placebo. Wie<br />

bei den britischen Kollegen ist es die lauernde<br />

Spannung, aus der die Songs ihre<br />

Intensität schöpfen – egal, ob laut oder<br />

leise. Richtig poppig klingen The Amber<br />

Light eigentlich nur beim neunten Track<br />

»Does It Ever Get Better«, der stellenweise<br />

an die energischeren Songs von Phoenix<br />

erinnert. Ein schönes, rundes Album.<br />

Philipp Jedicke<br />

Bloodwork<br />

Insufficient<br />

Die Lösung aller offenen<br />

Fragen kommt aus Paderborn.<br />

Endlich gibt es für die<br />

Metal-Szene keinen Anlass<br />

mehr, sich in Grabenkämpfen zu ergehen.<br />

Ist True Metal nicht der wahre Jakob? Was<br />

macht man mit den Emo/Screamo-Leuten:<br />

akzeptierende Jugendarbeit oder<br />

»Leave the hall«-Politik? Lässt sich aus<br />

der NWOBHM nicht doch noch etwas lernen?<br />

Und wenn ja: was? Bloodwork wissen<br />

es hochwahrscheinlich auch nicht,<br />

haben aber eine absolut überzeugende<br />

Antwort: zack, bumm, wusch. In nur ein<br />

paar Monaten produzierten die fünf ein<br />

Demo, das sämtliche Stilgrenzen unterläuft<br />

und in Sachen Härte und Tightness<br />

ungelogen neue Maßstäbe setzt. Bloodwork<br />

denken sich nichts dabei, ihre auf<br />

Strophengeballer folgenden Refrains mit<br />

melodiösem Gesang auszustaffieren. Und<br />

warum nicht auch mal ein Gitarrensolo in<br />

Terzschichtung? Bei Bloodwork ist alles<br />

drin und alles dran. »Insufficient« ist daran<br />

nun wirklich nichts.<br />

www.coke.de<br />

Daturah<br />

Reverie<br />

CD // Golden Antenna / Broken Silence<br />

Instrumentalmusik der ganz<br />

hohen Schule findet sich<br />

auf dem zweiten Album der<br />

Frankfurt-Main-Band Daturah,<br />

die auf »Reverie« gerade mal fünf<br />

Songs in 59 Minuten und 57 Sekunden unterbringt.<br />

Zwar ist es nicht ganz so, dass<br />

man darauf »durch die feinen Gitarrenwände<br />

kegelartig wie ein Vogel Greif im<br />

Sommerwind über der See weit nach oben<br />

gezogen« wird, wie es das Labelschreiben<br />

reichlich unlogisch verkaufen will, doch<br />

die Instrumental-Exkursionen zwischen<br />

Euphorie, Melancholie und echolastigem<br />

Gitarrenkrach sind allemal eine Reise<br />

wert. Der Opener »Ghost Track« weht<br />

sich zunächst mit leisem Computerrauschen<br />

ins Bewusstsein, in der Ferne fiept<br />

sich das Gitarrenfeedback warm, ein unheimliches<br />

Sprachsample giftet »Look at<br />

the fucking shit, you’re in!«, und dann stehen<br />

sie zum ersten Mal vor einem, diese<br />

massiven Gitarrenwände, die bei Daturah<br />

auch dann nicht langweilig werden, wenn<br />

man immer wieder gegen sie läuft. Mogwai<br />

fallen einem da natürlich immer ein,<br />

wobei Daturah ihre Songs weit epischer<br />

anlegen und so gut wie keine Popstrukturen<br />

zulassen. Andere würden vielleicht<br />

sagen, sie klängen wie eine Mischung aus<br />

Explosions In The Sky und Isis. Wie auch<br />

immer: Muss man haben. Daniel Koch<br />

Dear John Letter<br />

Between Leaves / Forestal<br />

CD // myspace.com/dearjohnletter<br />

Das Cover des Debüts von<br />

Dear John Letter ist vor allem<br />

eins: schwarz. Nur die Umrisse<br />

eines Blattes sind zu<br />

erkennen. Erst bei genauerem Hinsehen<br />

erkennt man die Nachzeichnungen der<br />

verwobenen Blattadern. Dazu der Bandname:<br />

Dear John Letter. Eine Wendung,<br />

die <strong>als</strong> Synonym für einen Brief steht, in<br />

dem das Ende einer Beziehung erklärt<br />

wird. Dabei steht die Hörbeziehung zu den<br />

Augsburgern doch erst ganz am Anfang.<br />

Einfach will es der Vierer dem Hörer nicht<br />

machen: Arrhythmische Drums laufen<br />

gegen punktgenaue Pickings; bittersüße<br />

Gesangsmelodien, die an Tools Maynard<br />

James Keenan erinnern, schweben über<br />

sperrigen, monotonen Riffs und werden<br />

zu minutenlangen Instrumental-Parts.<br />

Manchmal brachial wie bei The Ocean, Isis<br />

oder Aerogramme, manchmal nahezu fragil<br />

wie bei den isländischen Leisetretern<br />

Múm. Viel Liebe zum Detail, ein Faible für<br />

ausgefeilte Arrangements und Perfektionismus<br />

sind zu erkennen. Was das alles<br />

mit einem Ende zu tun hat? Nichts, lautet<br />

die Antwort. »Between Leaves / Forestal«<br />

ist kein Abgesang, sondern ein Aufbruch.<br />

Das kann man getrost so pathetisch stehen<br />

lassen. Thomas Markus<br />

Elmodic<br />

Monoism<br />

CD // A Different Drum<br />

Der Name Elmodic ist ein<br />

Anagramm des Wortes »melodic«.<br />

Das passt, denn die<br />

beiden Soundtüftler Martin<br />

Hanslbauer und Ingo Nordloh doktern<br />

nicht nur gerne an Wörtern herum.<br />

Noch viel lieber basteln die beiden mit<br />

ihren Synthesizern aus den 80ern an ihren<br />

eigenen Sounds und Klängen. Statt<br />

Samples und Remixes gibt es hier noch<br />

hausgemachten Synthie-Pop à la Depe-<br />

che Mode und Human League. Statt abzukupfern<br />

und zu modifizieren wird hier<br />

zusammengesteckt, gefeilt und selbst fabriziert,<br />

laut Bandinfo »wie kleine Jungs<br />

vor der Lego-Kiste«. Das Ergebnis dieses<br />

Prozesses wird dann digital in die USA<br />

geschickt, wo ein Gitarrist die Tracks um<br />

Riffs und Gitarrensoli ergänzt. Dennoch<br />

sind Elmodic keine bloße 80er-Jahre-Retro-Band,<br />

sondern eher die Fortführung<br />

der Acts von dam<strong>als</strong>, eine eigenständige<br />

Hommage an die Hochzeit des Electro-<br />

Pop. Das erkannte auch das US-Label A<br />

Different Drum und signte Elmodic, noch<br />

bevor das Duo überhaupt hierzulande einen<br />

Plattenvertrag hatte. Julia Gudzent<br />

Giovanni Ferrario<br />

Headquarter Delirium<br />

CD // Solaris Empire / Broken Silence<br />

Das Album von Giovanni<br />

Ferrario erscheint in einer<br />

interessanten Konstellation,<br />

denn Ferrario, der auch<br />

PJ Harvey <strong>als</strong> Tourgitarrist begleitet und<br />

in der Band des australischen Songwriters<br />

Hugo Race musiziert, ist eine durchaus<br />

prominente Figur der gar nicht mehr<br />

so kleinen italienischen Indieszene. Wie er<br />

nun allerdings auf das eher für Indie, Folk<br />

und Elektronik bekannte Berliner Label<br />

von Kitty Solaris gekommen ist, weiß wohl<br />

nur der Wind. Denn »Headquarter Delirium«<br />

ist in ihren Grundfesten eine klassische<br />

Rockplatte, die sich den Bezug auf<br />

experimentelle Elektronik und psychedelische<br />

Elemente aber nicht nehmen lässt.<br />

Die Stücke sind in ihren Sounds und Strukturen<br />

vielseitig, Ferrario rekurriert deutlich<br />

auf Blues und Rock der 70er. Zusammen<br />

ist all das eine zwar anregende und komplexe,<br />

aber alles andere <strong>als</strong> zeitgenössisch<br />

klingende Angelegenheit. Fans von Nick<br />

Cave und PJ Harvey sollte auch »Headquarter<br />

...« etwas geben. Wenn sich nun<br />

auch noch der einschlägige Berliner Indie-<br />

Underground eine Scheibe von Ferrarios<br />

Musik abschneiden würde, könnten auch<br />

dort noch einige interessante neue Facetten<br />

entstehen. Christian Steinbrink<br />

Jimi Berlin<br />

:zeitlupezeitlupe<br />

CD // Monstermusik<br />

»Weltuntergang im April« –<br />

schaut man aus dem Fenster,<br />

könnte man das fast<br />

glauben. Der Text des ersten<br />

Tracks auf »:zeitlupezeitlupe« lässt<br />

Düsteres vermuten, doch die Musik widerlegt<br />

diese Ahnung: Hier herrscht flockiger<br />

Poprock mit viel Akustikgitarre,<br />

E-Bow-Einsatz und einer betont coolen,<br />

lindenberg ähnlichen Gesangsstimme<br />

vor. Auch die anderen neun Lieder des<br />

Albums kommen musikalisch ohne extreme<br />

Gefühlsschwankungen aus. Mal<br />

ein bisschen soulig, mal ein bisschen indie,<br />

dabei aber immer mit einer musika-


Peters<br />

HIER WIRD GAR NICHTS<br />

WIEDER GUT<br />

Sie saufen, sind derb, sind Kumpels von Bratze und haben sich<br />

nach einem Lübecker Autohaus benannt.<br />

K lar,<br />

Underground ist Underground, Underground<br />

hat seine eigenen Kanäle und seine<br />

eigene Kundschaft und soll und will auch<br />

Underground bleiben. Trotzdem: Muss man<br />

die Weltöffentlichkeit auf eine derart tolle Platte wie die der<br />

Hamburger Peters nicht zumindest hinweisen? Der Puls von<br />

Post-Hardcore schlägt zwar nach wie vor in den USA, aber<br />

auch in Europa und Deutschland finden sich Szenen und<br />

Bands, die das hohe Level aus Übersee mindestens halten<br />

können. Dazu gehören zweifelsohne auch die Ex-Lübecker,<br />

die erst jetzt, immerhin zwölf Jahre nach Bandgründung,<br />

beim formidablen Kölner DIY-Label Unterm Durchschnitt<br />

ihr erstes Album herausbringen. Lange hat die Band an ihren<br />

Songs gefeilt, lange Wege von Studienort zu Studienort<br />

auf sich genommen – es hat sich gelohnt. Peters glänzen<br />

mit ungemein komplexen Songs, perfekten Gitarrenarrangements,<br />

wirkungsvollen Tempowechseln und einer<br />

packenden Dynamik. Darüber singt, jault und brüllt Sänger<br />

Torben, mal drohend, mal enthusiastisch, mal düster oder<br />

fordernd. Die Texte haben in ihrer Wut einen politisierten<br />

Appeal, changieren zwischen abstrakt und konkret und sind<br />

lisch straighten Grundstimmung, erinnert<br />

der Sound von Jimi Berlin an Nationalgalerie<br />

(im Song »Mmh ... Evelyn«) oder die<br />

ruhigeren Selig-Sachen (»Bei dir«), nur mit<br />

etwas mehr DIY-Charme. Kehrt hier ein<br />

verloren geglaubter Sound aus den frühen<br />

Neunzigern zurück? Jedenfalls nicht<br />

aus dem Nichts, denn »:zeitlupezeitlupe«<br />

ist bereits der vierte Longplayer des Trios.<br />

Passenderweise heißt ein Stück »Gute<br />

Rockmusik«, was man bis auf wenige Ausnahmen<br />

auch über das gesamte Album<br />

sagen kann. Oder: Liebeslieder, ideal für<br />

Sonntagnachmittage. Jedenfalls gut gemacht<br />

und sehr entspannt dabei.<br />

Philipp Jedicke<br />

Die Kleinen Götter<br />

Zuhause<br />

CD // MossBEACH / Rough Trade<br />

Zuhause – im Fall der Kleinen<br />

Götter handelt es sich dabei<br />

um das hübsche Konstanz<br />

am wunderschönen Boden-<br />

enorm druckvoll. »Wir wollen keine einfachen Slogans, so<br />

wahr sie auch sein mögen«, erklärt Torben. Mal klingt das<br />

nach den Goldenen Zitronen, dann nach Cpt. Kirk & oder<br />

Brüllen, international können Les Savy Fav und North Of<br />

America <strong>als</strong> Referenzen herhalten.<br />

»Auffallen durch umfallen« bietet dabei sogar noch deutlich<br />

mehr <strong>als</strong> ein aufwühlendes und komplexes Klangbild.<br />

Die Platte hat wärmend-poppige Momente, sie erzählt Geschichten,<br />

sie meistert mit »Zur Lage der Nation« auch mal<br />

vorzüglich den ausgelatschten Pfad der vertonten Medienkritik,<br />

sie lässt den Hörer aber auch auf unmittelbare Art<br />

und Weise teilhaben an Schmerz und Verwirrung, trotziger<br />

Ironie und Stolz. Sie macht es niemandem leicht, sie strotzt<br />

aber vor Substanz und Kraft. Es ist lange her, dass in dem<br />

Genre eine solch gute Platte aus diesen Breiten erschien.<br />

Verdammt viel für eine Band, die es eigentlich nur gibt, damit<br />

sich alte Schulfreunde nicht aus den Augen verlieren.<br />

Christian Steinbrink<br />

Peters »Auffallen durch umfallen«<br />

(CD // Unterm Durchschnitt / Broken Silence)<br />

see. Auf dem Cover ihrer neuen Platte stehen<br />

sie am dortigen Hauptbahnhof, wahrscheinlich<br />

sind sie gerade aus Stuttgart<br />

gekommen oder aus Berlin oder wohin es<br />

süddeutsche Provinzler um die 30 halt so<br />

hin verschlagen hat. In der alten Heimat<br />

kommt man dann zusammen, um die alte<br />

Band am Laufen zu halten, die man immerhin<br />

schon seit zwölf Jahren betreibt<br />

und deren Ende wohl auch das Ende der<br />

eigenen Jugend bedeuten würde. Dank<br />

jahrelangem Training verfügt man inzwischen<br />

immerhin über das Know-how, um<br />

eine amtliche Produktion an den Start<br />

zu bringen. Die klingt zwar alles andere<br />

<strong>als</strong> modern oder innovativ, aber darum<br />

geht’s ja nun wirklich nicht. Ganz uneitel<br />

nehmen Die Kleinen Götter dem Rezensenten<br />

mit ihrem Infozettel die Arbeit ab<br />

und sagen’s, wie es ist. Stil: Punkrock / Indierock.<br />

Referenzbands: Die Ärzte, Kettcar,<br />

Madsen. Wobei: Kettcar? Ansonsten<br />

passt’s aber total. Vielleicht kann man es<br />

auch so sagen: Die Kleinen Götter sind so<br />

was wie Die Ärzte in ernst. Oder: Die Ärzte<br />

mit Uniabschluss. Oder einfach: Die Ärzte<br />

vom Bodensee.<br />

Oliver Minck<br />

Likk<br />

Squeezed<br />

CD // www.couchncandle.de<br />

Likk aus Hamburg macht<br />

Musik nach eigenen Regeln.<br />

Zunächst denkt man, dass<br />

hier irgendwie gar nichts zusammenpasst.<br />

Gitarre, Stimme, Rhythmus,<br />

Zier- und Störsounds – alles spielt in<br />

einer eigenen Welt. Verspinnt sich in sich<br />

selbst. Trifft sich wie zufällig. Der schräge<br />

Sound ist in seiner Ruhe überhaupt<br />

nicht aufdringlich. Irgendwann stellt<br />

man fest: Es ist keine Wahllosigkeit, die<br />

hier herrscht, Likk arrangiert seine Musik<br />

eher wie ein Hörspiel, durchaus mit<br />

Dramaturgie, nur eben nicht mit der Dramaturgie,<br />

die man von Popsongs erst mal<br />

erwarten würde. Obwohl sich nach einer<br />

Heimspiel empfiehlt 113<br />

Eingewöhnungsphase auch immer wieder<br />

zartschmelzende Melodien, beinahe<br />

Hooklines herausschälen. »Squeezed«,<br />

das Titelstück, ist so eine wundervolle<br />

Nummer, die mit all ihrem Space<br />

fast schon in Sigur Rós’sche Sphären<br />

auswandert. Opulenz wird hier aber mit<br />

Bedacht eingesetzt. Eigentlich ist es gerade<br />

die Beschränktheit der Mittel, das<br />

Zurückgenommene, das »Squeezed« zu<br />

einer so ungewöhnlich schönen selbst gebastelten<br />

Platte macht.<br />

Oliver Minck<br />

Microstern<br />

Airplanes And Sparrows<br />

CD // Kasabi Tunez / Broken Silence<br />

Die Geschichte von Microstern<br />

ist die Geschichte vom<br />

Entstehen einer Gemeinschaft.<br />

Ursprünglich <strong>als</strong><br />

solitäres Home-Recording-Projekt in Rostock<br />

gestartet, hat sich Microstern über<br />

die Live-Umsetzung und durch das kollektive<br />

Unterwegssein bald zu einer fünfköpfigen<br />

Band entwickelt. Stefan Streck,<br />

der ehedem einsame Mann am Laptop, ist<br />

<strong>als</strong> melancholischer Texter, Sänger und<br />

Produzent immer noch das Herz des Projekts.<br />

Doch so, wie das Zusammenspiel<br />

hier, auf der zweiten LP über Flugzeuge<br />

und Spatzen, klappt, werden viele andere<br />

Musikkollektive neidvoll herüberblicken<br />

auf diese gewachsene kleine Einheit von<br />

Musikern. Vielleicht hat es mit diesem<br />

sozialen Kitt zu tun, dass eine Referenz<br />

wie The Notwist nicht zu hoch gegriffen<br />

scheint. Den Weilheim-Geist entführen<br />

Microstern nach Rostock, in seiner ganzer<br />

Indie-Opulenz: mit Streichern, Bläsern<br />

und überhaupt Arrangements der großen<br />

Geste. An die Vertonung eines Textes<br />

von William Blake muss man sich auch<br />

erst einmal heranwagen. Die Songs sind<br />

Ahnungen von schwerem Wetter und von<br />

der Euphorie danach, Träume vom Weitweg-Sein.<br />

Das Unbehauste singt Romantik.<br />

Und doch ist zu fühlen, wie sehr<br />

die fünf Microsterne in ihren schwelgerischen<br />

Harmonien und in ihrem Zusammenspiel<br />

zu Hause sind. Man könnte neidisch<br />

werden.<br />

Arno Raffeiner<br />

Mikroboy<br />

Bis zum Ende<br />

CD+<strong>Download</strong> // Motor Digital<br />

Manchmal, in den seltensten<br />

Fällen, kriegen es Bands tatsächlich<br />

hin, den perfekten<br />

Song zu einem bestimmten<br />

Thema zu schreiben. »I Will Play My Game<br />

Beneath The Spinlight« von Brand New<br />

ist zum Beispiel so ein Song zum Thema<br />

Touren. »Ferret« von Lifetime zum Thema<br />

f<strong>als</strong>che Freunde. Und jetzt auch Mikroboy<br />

mit »Du. Nicht wir!«. Thema: Verlassen und<br />

verlassen werden. Mikroboy Michael Ludes<br />

schafft es, mit einer rotzigen Stim- ≥


114 Heimspiel empfiehlt<br />

≥ me zwischen überheblichem Intellekto-Arschloch<br />

und Superheld die verworrensten<br />

Themenkomplexe in simplen, aber<br />

ins Schwarze treffenden Worten auszudrücken.<br />

»Dieser Trip den du erlebst und<br />

nach dem großen Leben strebst / Macht<br />

mir unverkennbar klar, wir sind kein Team<br />

mehr«, singt Ludes, und man weiß genau,<br />

wovon er redet. Schließlich waren wir alle<br />

schon mal da. Vor Mikroboy konnte man<br />

dieses »Staunen in meinem Gehirn« nie<br />

so richtig in Worte fassen. Doch jetzt verpackt<br />

der alles in poppige Gitarrenriffs<br />

und verkorkste Electro-Bleeps und hat für<br />

jede Stimmung den richtigen Satz parat,<br />

für jede liebeskranke Freundin den richtigen<br />

Rat, für jedes Poesiealbum das richtige<br />

Verslein, um auszudrücken, was man<br />

wirklich meint. Julia Gudzent<br />

Milkwood<br />

Mein langsames Leben<br />

CD // Bedheim Recording /<br />

www.milkwood.de<br />

»Mein langsames Leben«<br />

von Cornelius Kirfel a.k.a.<br />

Milkwood ist bereits dessen<br />

siebtes Album. Dieses<br />

Mal gibt es im Hause Milkwood allerdings<br />

weniger Frickeleien, weniger Melodieschichten<br />

und Elektronik, dafür<br />

oftm<strong>als</strong> nur Gitarre und Gesang. So sollen<br />

die Songs auch zum ersten Mal solo<br />

performbar sein. Kirfels Intonation erinnert<br />

manchmal an Malcolm Middleton,<br />

da er meist eher spricht <strong>als</strong> singt, mal<br />

Deutsch, mal Englisch. Manchmal verzichtet<br />

er auch ganz darauf, da er immer<br />

mehr Lieder <strong>als</strong> Texte habe. Seine neuen<br />

Songs versprühen ein sprödes Flair von Insichgekehrtheit<br />

und melancholischer Einsamkeit,<br />

wie man es genau von dieser Art<br />

Gitarrenstücken kennt. Die Country-Anleihen<br />

verstärken diesen atmosphärischen<br />

Eindruck noch. Manche Songs scheinen<br />

gar auf einen Eintrag in der »Mundorgel«<br />

zu schielen, so volksliedartig kommen sie<br />

daher. Zum Beispiel »Idaho«, das klingt<br />

wie ein Klassiker aus einem Roadmovie,<br />

den Erwachsene alleine hören und Jugendliche<br />

bei Sit-ins selbst spielen, nach<br />

»House Of The Rising Sun« und vor einem<br />

Lied von Tocotronic. Oder Fink. Oder einem<br />

Schluck Lambrusco. Vanessa Romotzky<br />

Motosushi<br />

One Hundred Lovers<br />

CD // Revolution Records<br />

Mehr <strong>als</strong> zehn Jahre gibt es<br />

Motosushi aus dem Ruhrgebiet<br />

nun schon. Außer auf einigen<br />

Demos und einer Debüt-EP<br />

waren die vier mit den klingenden<br />

Künstlernamen Donata, Kushko Da Volta,<br />

The Stirkat und J. Boheme bisher nur auf<br />

Samplern zu hören. Das soll sich nun ändern.<br />

Acht Songs sind auf »One Hundred<br />

Lovers« vertreten, und auch hier hört sich<br />

vieles ungeglättet und nach Demo an, doch<br />

das gehört wohl zur Underground-Attitüde<br />

der Band. Motosushi spielen ihren Alternative<br />

Rock auf eine Art, wie man sie aus<br />

den Neunzigern kennt und mit der Kollegen<br />

wie die Ulmer Die Happy jahrelang erfolgreich<br />

waren: Hardcore- und metalähnliche<br />

Riffs wechseln sich mit melodiösen<br />

Zwischenteilen ab. Gemeinsam ist den<br />

Songs eine grundlegende Melancholie, die<br />

schnell in Wut umschlagen kann. »Better<br />

know that I will make it!« singt Sängerin<br />

Donata zum Beispiel im Titelsong. Es ist<br />

Motosushi nach langer Karriere mit Höhen<br />

und Tiefen zu wünschen. Trotzdem bleibt<br />

das wohl eher unwahrscheinlich, denn ihr<br />

Album klingt nun mal, <strong>als</strong> käme es genau<br />

zehn Jahre zu spät. Philipp Jedicke<br />

The Pill<br />

Even If I Crash<br />

Es ist eine Reise durch die<br />

Synthieverdrahtung der<br />

Siebziger und die FM-Synthese<br />

der Achtziger – aber<br />

eben eine ohne Anfang und Ende, ohne<br />

Routenplaner und ein Ziel vor Augen: So<br />

macht Zeitreisen Spaß. Bei The Pill handelt<br />

es sich um Matua, der den Bewohnern<br />

des Rheinlands durch dessen Electroclash-Partyreihe<br />

»Looneyland« zum<br />

Begriff wurde. Sein kongenialer Partner<br />

Laurent Konrad wirbelte mit den Tracks<br />

»Rock U« und »Spread Love« die Dance-<br />

Scene auf, remixte bereits Moby und Tomcraft.<br />

Ihr gemeinsames Schaffen <strong>als</strong> The<br />

Pill gab an dieser Stelle vor einiger Zeit bereits<br />

Anlass zu freudiger Berichterstattung:<br />

»Sie verlaufen sich im stilistischen<br />

Grenzland zwischen Pop und Electro«,<br />

so stand es geschrieben. Das ist auch<br />

der Grund, weswegen sie weiterhin ihrer<br />

Wege irrlichtern und man gut beraten ist,<br />

Fährte aufzunehmen. Es wird Zeit, The Pill<br />

einmal live und in Farbe zu begegnen. Am<br />

besten auf der ganz großen Bühne.<br />

www.coke.de<br />

Rye<br />

My Reality<br />

CD // Girafe / Indigo<br />

Es gibt diese verflucht süßen,<br />

synthetisch-roten Cocktailkirschen,<br />

in die man entweder<br />

sofort reinbeißen möchte<br />

oder die einem so süß erscheinen, dass<br />

man sie lieber direkt an die Seite legt.<br />

Ähnlich geht es einem beim ersten Höreindruck<br />

von »My Reality«. Die Berliner<br />

Sängerin Rye hat eine wunderbar sou-<br />

lige, warme Alt-Stimme, die grammyüberladenen<br />

Talenten wie Norah Jones in<br />

nichts nachsteht. Die Vorbilder sind laut<br />

Ryes MySpace-Seite jedoch ältere Semester:<br />

Hendrix, Janis Joplin und Jazzer wie<br />

Coltrane. Schade jedoch, dass von deren<br />

Mut zur Kante auf dem Debüt nicht so viel<br />

zu hören ist. Bei »Rockbone Soul« kokettiert<br />

sie mit Country, Western und Steelguitar,<br />

bei »Day In April« wird es zeitweise etwas<br />

düsterer, das Gros der Songs auf »My<br />

Reality« sind jedoch Singer/Songwriter-<br />

Nummern mit Soul- und Jazz-Einschlag,<br />

die irgendwo zwischen den leichten Momenten<br />

von Beth Orton und der Seichtigkeit<br />

von Amanda Marshall pendeln. Hochwertig<br />

allemal, auch gefühlvoll, aber eben<br />

zuckersüß. Thomas Markus<br />

Sixxxteen<br />

Dead Man Walking<br />

Es ist der gute alte Geist des<br />

guten alten Punkrock: Sixxxteen<br />

wissen ziemlich genau,<br />

was sie nicht wollen. Zum<br />

Beispiel auf der »neuen alten deutschen<br />

Welle« mitsurfen, »deren billige Klone man<br />

deutschlandweit zurzeit erleiden muss«,<br />

wie das Bandinfo hübsch poltert. Oder Musik<br />

machen, die von hippen Studentenmusikmagazinen<br />

gemocht wird. Als wäre<br />

diese Einstellung noch nicht angenehm<br />

genug, machen sich Sixxxteen die Mühe,<br />

einen sehr brauchbaren Gegenentwurf<br />

zu ent wickeln: »Musik für Leute« möchte<br />

man machen, »Punkt«. Das Quartett<br />

aus Bremen weiß genau, womit man den<br />

Menschen draußen im Lande eine Freude<br />

machen kann: mit Songtexten, die Geschichten<br />

erzählen. Richtige Geschichten,<br />

die aus dem Leben stammen, das sich in<br />

der Eckkneipe abspielt, aber das Oberstübchen<br />

nicht mit introspektivem Erlebnisschrott<br />

vollmüllen. Die musikalische<br />

Darbietung ist graziös, vermeidet Angeberei,<br />

ist aber dem steten Bemühen um gutes<br />

Spiel strengstens verpflichtet. Die guten<br />

Dinge können so einfach sein: Wären alle<br />

Bands so wie Sixxxteen, das Leben wäre<br />

vielleicht nicht besser, aber toller.<br />

www.coke.de<br />

St. Emmi<br />

Weiß: Der Himmel<br />

CD // Tummetot Tonträger<br />

St. Emmi – das ist keine<br />

Band, sondern ein Songwriter<br />

im Bandgewand. Offenbar<br />

ein Typ aus Siegen mit<br />

guten Verbindungen nach Hamburg, so<br />

deuten es die Linernotes an. Er heißt eigentlich<br />

Christian Stemman, und es ist ja<br />

schon mal echt süß, von so einem Nachnamen<br />

auf so einen Künstlernamen zu<br />

kommen. Wenn man sich die Songs anhört,<br />

wird man direkt bestätigt und denkt:<br />

Bestimmt ein sehr süßer und sympathischer<br />

Typ, dieser St. Emmi. Ein klassischer<br />

Indie-Junge eben. Einer, der sich<br />

denkt: »Verdammt noch mal, die Erste von<br />

den Tocos ist nun mal meine Lieblingsplatte,<br />

und wenn die Gitarren schrammeln<br />

wie in den frühen 90ern bei den Lemonheads,<br />

dann bringt das mein Lebensgefühl<br />

eben zu 100 Prozent auf den Punkt.<br />

Soll ich mich hier jetzt verstellen, nur um<br />

etwas zu produzieren, das vermeintlich<br />

weniger referenziell klingt?« Ach Quatsch,<br />

St. Emmi soll genau so eine Musik spielen<br />

und mit seiner verschnupften Stimme<br />

von gescheiterten Wiedersehen mit<br />

alten Freunden in Stammkneipen singen.<br />

Passt schon. Dass er damit innerhalb<br />

des nächsten Jahres nicht zum Szene-Stern<br />

der Stunde aufsteigen wird, das<br />

weiß: nicht nur der Himmel, das weiß er<br />

bestimmt auch selbst.<br />

Oliver Minck<br />

Trikot<br />

Gänsehautboy<br />

Trikot sind die Band des Augenblicks.<br />

Für das Berliner<br />

Trio gibt es kein Gestern und<br />

kein Morgen. Erinnerungen,<br />

Hoffnung – all das fließt zusammen zu<br />

einem ebenso radikalen wie nonchalanten<br />

Bekenntnis zu einem Leben im Hier und<br />

Jetzt. Trikot, den in die Berliner Leichtigkeit<br />

Eingeweihten noch unter dem ehemaligen<br />

Namen Autopilot bekannt, verbinden retromäßige<br />

Analogsounds mit einem edlen,<br />

neomodernistischen Minimalismus: Inga<br />

Humpe dürfte vor Neid weiter erblonden.<br />

Erfrischenderweise ist dies einmal nicht<br />

der Sound für die Digitale Boheme, die<br />

nach einer Musik sucht, die zum Geräusch<br />

des Mahlwerks ihrer Espressomaschine<br />

passt. Trikot ist eine Band, die das Aufschäumen<br />

von Milch überflüssig macht.<br />

Susan Pawlak hat eine Stimme, die einen<br />

ahnen lässt, dass es das Glück wider alle<br />

Erfahrung doch geben könnte. Dankenswerterweise<br />

sagt sie auch, worin genau es<br />

besteht: »Wir lagen nackt im Gras und unterhielten<br />

uns über Baudelaire.« Dem ist<br />

unmöglich etwas hinzuzufügen.<br />

www.coke.de


FÜR DICH<br />

Gewinnen wollen?<br />

Dann die richtige Antwort auf die Frage rechts<br />

einfach per E-Mail an verlosung@intro.de schicken.<br />

Alle Preise fi nden sich auch noch mal unter<br />

intro.de/gewinne. Viel Glück.<br />

Hi-Fi-Microsystem<br />

Ab Mai startet auf www.maxi-king.de das<br />

finale Voting zum Royal SoundZ Band<br />

Contest, bei dem 15 Finalisten aller<br />

Sparten um eine professionelle Studioaufnahme<br />

buhlen. Zusätzlich kann man<br />

mit den Codes vom 3er-Pack des »Kinder<br />

Maxi King« Preise von Philips, Titus, eventim.de<br />

und dem EMI MusicShop und <strong>als</strong><br />

Hauptpreis einen Peugeot 207 gewinnen.<br />

Wir verlosen das kompakte Hi-Fi-Microsystem<br />

MCM700/12 von Philips mit USB-<br />

Anschluss.<br />

iXS Dirt Masters & VANS<br />

Anlässlich der iXS Dirt Masters, Europas<br />

größtem Freeride Mountainbike Festival<br />

vom 23.-25. Mai im Bikepark Winterberg,<br />

verlosen wir zwei Packages mit jeweils<br />

VANS Sneaker & Shirt, DVD »Paranoia -<br />

Best of Dirt Rider« & 2x VANS Rocknight<br />

Tickets (Bloodlights, Peter Pan Speedrock,<br />

Karateclub, Dan Dryers & UPFOR-<br />

CE Motocross Show). www.dirtmastersfestival.de<br />

AXE Dry Sets<br />

Trocken bleiben mit AXE Dry: Seitdem<br />

das Rauchen fast überall eingestellt wurde,<br />

rollt ein ganz anderes olfaktorisches<br />

Problem auf uns zu: Körpergerüche. Mit<br />

dem neuen AXE Dry wird dem Mief allerdings<br />

der Kampf angesagt, denn hochwirksame<br />

Antitranspirante regulieren<br />

gezielt die Schweißbildung. Wir verlosen<br />

3x1 AXE Dry Set inkl. Kulturbeutel und<br />

einem Set mit allen AXE-Dry-Varianten<br />

Vice, Click und Pulse.<br />

Die Frage des Monats:<br />

Welcher spätere Popliterat wurde einst von der damaligen <strong>Intro</strong>/Inregio-Redaktion<br />

Hannover <strong>als</strong> Praktikant abgelehnt?<br />

a) Benjamin von Stuckrad-Barre<br />

b) Florian Illies<br />

WeSC Artist Shirts<br />

Wir verlosen 3x das limitierte »Trademarks«-Motiv<br />

von Jonas »Azz« Wiehager<br />

(»The host with the most a.k.a. Mr. Stockholm«)<br />

aus der Artist-Serie der Schweden<br />

WeAreTheSuperLativeConspiracy.<br />

www.wesc.com<br />

Chocomel Sets<br />

Chocomel verlost 2 Vollgas-Sets mit jeweils<br />

einer Tasse, 6 Dosen, T-Shirt und einer<br />

Kladde und Kugelschreiber.<br />

www.chocomel.de<br />

VSCT Web-Shop<br />

Zum Launch des VSCT Web-Shops verlosen<br />

wir je 3 Shirts für Männer & Frauen<br />

des Düsseldorfer Clubwear-Labels<br />

www.vsct-store.com.<br />

Für Dich 115<br />

Meininger-Package<br />

Jeweils 3x »Hostelküche« Kochbuch inkl.<br />

Gutschein für ein DZ wahlweise in Berlin,<br />

Köln, München, Wien oder London von<br />

Meininger zu gewinnen. www.meiningerhostels.com<br />

Naketano Sommer-Kollektion<br />

Aus der aktuellen Sommer-Kollektion von<br />

Naketano verlosen wir jeweils die Items<br />

»Arno« und »Lari« in der Größe S! Check<br />

www.naketano.de.<br />

T-Mobile Street Gigs mit Maximo Park<br />

Für den Maximo-Park-Auftritt am 29.05.<br />

im Burggraben der Kaiserburg in Nürnberg<br />

verlosen wir 3x2 Tickets. Weitere Infos<br />

unter www.t-mobile-streetgigs.de.


116 <strong>Intro</strong> Intim<br />

INTRO INTIM<br />

MIT BATTLES<br />

Sogenannter Mathrock, hier vorgerechnet von links nach rechts: Ian Williams + John Stanier + Dave Konopka +<br />

Tyondai Braxtin = Battles. Aber mal ehrlich, wer ist eigentlich auf dieses beschissene Genre gekommen? Was hat<br />

diese furiose Liveband mit kühler Mathematik gemein? Nix! Support: Fuck Buttons.<br />

www.myspace.com/battlestheband, www.myspace.com/fuckbuttons<br />

12.05. Berlin, Maria am Ostbahnhof » 13.05. Köln, Gebäude 9<br />

<strong>Intro</strong> Intim Jenny Owen Youngs vs. Kevin Devine:<br />

Jenny über Kevin: »Ich habe mich am 6. Mai 2002 in Kevin<br />

verliebt, <strong>als</strong> ich ihn auf dem Coney Island High spielen sah.<br />

Seitdem verfolge ich ihn. Das meine ich wörtlich. Verfolgen.<br />

Sammeln. Archivieren. Ich habe von ihm bisher über 50 Zigarettenstummel,<br />

18 leere Kaffeebecher und einige Haarproben.<br />

Ich kann’s kaum erwarten, mit ihm zu touren. Das<br />

wird meine Sammlung ungemein bereichern.«<br />

www.myspace.com/kevindevine<br />

Kevin über Jenny: »Ich habe seit Langem starke, wenn<br />

auch ambivalente Gefühle für Jenny. Sie flucht sehr viel –<br />

aber genau das war es, was mich dam<strong>als</strong> dazu brachte, sie<br />

im Bibel-Unterricht anzusprechen. Es stimmt auch, dass<br />

sie meinen Bruder am Altar hat stehen lassen, um mit so<br />

einer Dumpfbirne durchzubrennen. Aber das verzeihe ich<br />

ihr. Glaube ich. Die Tour wird sicher helfen, unsere freundschaftliche<br />

Beziehung zu vertiefen. Auch wenn vielleicht<br />

mal Tränen fließen.«<br />

www.myspace.com/jennyowenyoungs<br />

19.05. Frankfurt/Main, Brotfabrik » 20.05. A-Wien, B 72 » 23.05. Fulda,<br />

Kulturzentrum Kreuz » <strong>24</strong>.05. Leipzig, Moritzbastei » 25.05. Berlin, Lido<br />

(mit New Amsterdams) » 26.05. Hamburg, Fundbureau » 27.05. Dresden,<br />

Beatpol » 28.05. Jena, Rosenkeller » 29.05. München, Feierwerk » 30.05.<br />

Köln, Blue Shell » 31.05. Bremen, Kulturzentrum Lagerhaus<br />

<strong>Intro</strong> Intim<br />

@ Splash!<br />

mit M.I.A., Le Peuple De L’Herbe, Miss Ill,<br />

Afrikanboy, The Tape, RQM, Elle P, Jahcoozi,<br />

Round Table Knights, Sick Girls<br />

11.-13.07. Pouch, Halbinsel Pouch<br />

Alle Infos zum Splash!:<br />

www.splash-fetival.com<br />

<strong>Intro</strong> Intim<br />

»Kill Your Friends«<br />

Lesung mit John Niven<br />

und Bernd Begemann<br />

»Ich hasse Indie-Musik.<br />

Bis vor ein paar Jahren<br />

konnte man sie noch<br />

guten Gewissens ignorieren. […]. Dann<br />

taucht aus dem Nichts so ein Autoknackerpärchen<br />

aus Manchester mit einem<br />

Beatlessongbook auf, und plötzlich musst<br />

du dir diesen ganzen Scheiß anhören und<br />

all diese Meetings besuchen, bloß damit<br />

du den nächsten der Sorte nicht verpasst.<br />

Es ist ein verfickter Albtraum.« (aus: John<br />

Niven »Kill Your Friends« [Heyne])<br />

06.05. Berlin, Roter Salon » 07.05. München,<br />

Substanz » 08.05. Köln, Museum Ludwig<br />

Alle Infos, Tickets, Termine auf<br />

www.intro.de/intim.<br />

<strong>Intro</strong> Intim …<br />

… auf der (Pop Up Leipzig mit Wolke, Ja,<br />

Panik, Lichter und dem Wolke-vs- <strong>Intro</strong>-<br />

DJ-Team<br />

Oliver Minck (Wolke): »Auf unser Konzert<br />

bei der (Pop Up freu ich mich ganz besonders,<br />

denn wir sind nicht allein, sondern<br />

teilen uns die Bühne mit zwei anderen<br />

hervorragenden Bands: Lichter werde<br />

ich dann endlich auch mal live sehen,<br />

nachdem mich ihr dunkler und eigenständiger<br />

Gitarrenpop auf Platte schon<br />

seit ein paar Monaten bezaubert. Bei Ja,<br />

Panik aus Wien begeistert mich der Mut<br />

zum hysterischen Pessimismus. Teenage<br />

Angst und Popappeal – hier kommt zusammen,<br />

was zusammengehört.«<br />

www.myspace.com/weginsnichts,<br />

www.myspace.com/japanik<br />

www.myspace.com/lichtermusik<br />

23.05. Leipzig, Ilses Erika


MELT! KLUB MIT INFADELS …<br />

M azda präsentiert die gesamte Europa-Tour<br />

der Londoner Infadels, die<br />

am 13.06. ihr neues Album »Universe<br />

In Reverse« (Wall Of Sound / PIAS) an<br />

den Start bringen. Ihr Hit »Can’t Get Enough« hat es dem<br />

japanischen Autohersteller dermaßen angetan, dass man<br />

ihn zudem <strong>als</strong> Soundtrack für den neuen Mazda-2-Spot<br />

nutzte. Im Mai spielen die Infadels nun exklusiv unter der<br />

Melt!-Klub-Flagge. Daniel Koch sprach mit Infadels-Sänger<br />

Bnann über das neue Album, ihren wilden Melt!-Auftritt<br />

vor zwei Jahren – und über das Reizthema Sponsoring.<br />

Ihr klingt auf dem neuem Album viel rockiger <strong>als</strong> bisher.<br />

Und auch eingängiger: Die Single (»Make Mistakes«) zum<br />

Beispiel macht sich sehr gut im Radio. Was genau ist eigentlich<br />

mit eurem Sound passiert? Findest du, dass der<br />

Sound so anders ist? Man hört meiner Meinung nach immer<br />

noch das, was uns persönlich inspiriert: Viel Rock’n’Roll,<br />

aber auch lauten Electro-Stuff. Das war und ist die Mischung,<br />

die uns ausmacht. Der Unterschied ist nur der,<br />

dass wir mehr Wert auf Songwriting gelegt haben. Ich habe<br />

die Songs diesmal klassisch auf der Akustikgitarre komponiert,<br />

vielleicht klingen sie deshalb kompakter. Außerdem<br />

hat unser Produzent Youth interessanten Input geliefert.<br />

Damenwahl mit Ladyhawke und Dillon<br />

Kannst du dich noch an den Melt!-Auftritt vor zwei Jahren<br />

erinnern? Der war ja super – aber ziemlich kurz.<br />

Klar, erinnere ich mich. Wir sind auf der Hinfahrt in einen<br />

Stau geraten und konnten nur noch auftreten, weil Hot<br />

Chip für uns ein paar Minuten abgezwackt haben. Wir<br />

sind dann ohne Soundcheck auf die Bühne, haben fünf<br />

Songs rausgehauen, und die Leute sind völlig durchgedreht.<br />

Wahnsinn. Wir hatten eine echt gute Zeit da: Gefrustet<br />

hin, wie neugeboren zurück. Und diese Bagger,<br />

wenn man sie nachts anschaut: spooky – but great.<br />

Hat euch eigentlich jemand übel genommen, dass<br />

ihr einen so großen Sponsor für diese Europa-<br />

Tour habt? Das Problem ist ja, dass die Musikwelt<br />

nicht mehr so funktioniert wie noch vor ein paar<br />

Jahren. Wer kauft denn heute noch Musik? Wir<br />

sind eine Band. Wir wollen unsere Musik unter die<br />

Leute bringen. Und so über die Runden kommen,<br />

dass wir weiterhin Musik machen können. Deshalb freuen<br />

wir uns über diese Unterstützung. Wem das quer geht, der<br />

darf gerne eine Kampagne starten: »Kauft wieder mehr Alben!«<br />

Da machen wir dann gerne den Soundtrack zu.<br />

Mazda verlost für jeden Gig 5x2 Tickets.<br />

Einfach auf www.intro.de/infadels surfen und gewinnen. Viel Glück!<br />

Auch dabei: Ladyhawke, die von Bratzelectro<br />

über 80ies-Wave bis hin zu laszivem Pop<br />

so einiges auf dem Kasten hat. Nach dem<br />

Myspace-Buzz werden jetzt die Bühnen<br />

geentert (www.ladyhawkemusic.com).<br />

Wie passend: Dillon nannte sich zunächst<br />

Ladybird. Slut buchten sie <strong>als</strong> Gastsängerin,<br />

und Kitty-Yo forderte gleich eine EP, die nun<br />

auf den Namen »Ludwig« hört. Ihr Sound<br />

changiert dabei zwischen Lo-Fi-HipHop und<br />

zerbrechlich-elegischen Kinderliedern.<br />

www.myspace.com/ladybirdd<br />

UND KLEE<br />

Melt! Klub<br />

Melt! Klub 117<br />

Ohne (viele) Worte: Klee-Sängerin Suzie<br />

Kerstgens bedankte sich 2006 mit diesem<br />

süßen Plakat bei den Melt!-Fans.<br />

Und kommt deshalb natürlich gerne wieder,<br />

um das neue Klee-Album exklusiv bei<br />

den Melt! Klubs vorzustellen.<br />

mit Klee, Infadels, Dillon, Ladyhawke*<br />

15.05. Berlin, Maria am Ostbahnhof<br />

16.05. Hamburg, Uebel & Gefährlich*<br />

17.05. Köln, Gloria*<br />

19.05. Stuttgart, Keller Klub (nur Infadels)<br />

mit Robyn, DJ Supermarkt, The Moroders<br />

<strong>24</strong>.05. Dresden, Showboxx


1 P<br />

7 P<br />

3 P<br />

02 P<br />

08 P<br />

14 P<br />

03 P<br />

09 P<br />

15 P<br />

INTRO EMPFIEHLT<br />

01 P Ian Brown<br />

Es mag am guruhaften Auftreten liegen,<br />

an den Hippie-Gewändern oder an seinem<br />

markanten Gesicht, auf dem sich<br />

auch niem<strong>als</strong> auch nur der Hauch eines<br />

Lächelns abzeichnet – Ian Brown hat etwas<br />

Messianisches an sich. Amen.<br />

12.05. Köln, Gloria » 13.05. Hamburg, Grünspan »<br />

14.05. Berlin, Columbia Club<br />

02 P 10 Jahre 10 Monate<br />

10 Tage Headquarter<br />

Langweilig, bloß immer die Nuller-Geburtstage<br />

<strong>als</strong> Jubiläum zu deklarieren.<br />

Die Agentur Headquarter, die bereits<br />

seit 1997 in Berlin und bundesweit Touren<br />

organisiert, feiert zwar auch Zehner-<br />

Jubiläum, aber hoch drei. Glückwunsch!<br />

Mit Lali Puna, Why?, No Kids, We Are Wolves, White<br />

Williams, Prinzhorn Dance School, Bodi Bill, Prefuse<br />

73, Junior Boys Djs, Tarwater Djs<br />

11.05. Berlin, Volksbühne<br />

03 P Digitalism<br />

Eine erdrutschartige Basswand, die den<br />

Boden vibrieren lässt. Frankophile Filtersounds<br />

kreischen wie ein Schwarm<br />

durchdrehender Pirole. Schwitzende<br />

Leiber zucken euphorisch. »Schuld« an<br />

dieser Szenerie sind natürlich: Digitalism.<br />

06.05. Köln, Live Music Hall » 07.05. Berlin,<br />

Postbahnhof » 08.05. München, Muffathalle » 09.05.<br />

Nürnberg, Hirsch » 10.05. Hamburg, Vivo » 11.05.<br />

Pouch (bei Leipzig), Sputnik Spring Break<br />

04 P Eagle*Seagull<br />

Die Band mit dem Sonderzeichen und<br />

»Photograph«! Aber natürlich darf man<br />

Eagle*Seagull nicht auf das Sternchen<br />

und ihren Coldplay’esken Dramahit reduzieren<br />

– die können mehr! Merkt jeder,<br />

der die Band mal live sieht.<br />

<strong>24</strong>.05. Köln, Gebäude 9 » 25.05. Bremen,<br />

Kulturzentrum Lagerhaus » 27.05. Stuttgart,<br />

Schocken » 29.05. München, 59to1 » 31.05. Dresden,<br />

Beatpol » 01.06. Berlin, Magnet Club<br />

05 P Flowin Immo & Les Freaqz<br />

Die gedopeten Sacknasen, die heutzutage<br />

<strong>als</strong> »Rap« die Charts bevölkern,<br />

klingen ja inzwischen nur noch dumpf<br />

und mechanisch. Gut, dass es da noch<br />

Wortakrobaten wie Immo gibt, die sich<br />

den Beinamen ehrlich ersabbelt haben.<br />

01.05. Berlin, 103 Club » 02.05. Wolfsburg, Hallenbad<br />

» 03.05. Bremen, Tower Musikclub » 06.05. Hamburg,<br />

LOGO » 08.05. Osnabrück, Bastard Club » 09.05.<br />

Erfurt, Centrum » 11.05. Nordhausen, Destille & 13.05.<br />

Frankfurt, Sinkkasten » 14.05. Aachen, Parkside<br />

» 15.05. Köln, MTC » 16.05. Mönchengladbach,<br />

Spielplatz Club » 17.05. Saarbrücken, Das Modul »<br />

21.05. Würzburg, Pleicher Hof<br />

06 P Moneybrother<br />

Ganz selbstverständlich hat sich Moneybrother<br />

Anders Wendin vom Sänger<br />

der smarten Ska-Punks Monster zum<br />

Indiefunksoulbrother Nummer #1 entwickelt.<br />

Auf »Mount Pleasure« ließ er<br />

dann gerne auch mal den Breitbeinrocker<br />

raushängen. Yeah!<br />

12.05. Stuttgart, Kulturhaus-Arena » 13.05.<br />

Heidelberg, Karlstorbahnhof » 14.05. Lindau, Club<br />

Vaudeville » 15.05. Freiburg, Jazzhaus » 18.05. A-Linz,<br />

Posthof » 19.05. A-Salzburg, Rockhouse<br />

07 P Navel<br />

»Am liebsten würden wir auf der Bühne<br />

schlafen«, sagen die Schweizer Jungspunde<br />

Navel. Was sich allerdings auf die<br />

Zeit nach ihren Auftritten bezieht, denn<br />

wenn die drei on stage loslegen, ist alles<br />

andere <strong>als</strong> schlafen angesagt.<br />

01.05. Hamburg, Grüner Jäger » 02.05. Bochum,<br />

Matrix » 03.05. Köln, Underground » 04.05. Frankfurt/<br />

Main, Nachtleben » 06.05. Berlin, Magnet Club »<br />

07.05. München, 59to1 » 21.05. Osnabrück, Glanz<br />

& Gloria » 26.05. Stuttgart, Keller Klub » 28.05.<br />

Würzburg, AKW<br />

08 P Scout Niblett<br />

Scout Nibletts Songs kennen nur zwei<br />

Schlagrichtungen: aufs Maul und auf<br />

den Magen. Allein der Kontrast zwischen<br />

den gesäuselten, tief blickenden<br />

Voc<strong>als</strong> und dem Vollkontaktschlagzeug<br />

ist für beiläufige Hörer too much.<br />

13.05. Wiesbaden, Schlachthof » 14.05. München, Die<br />

Registratur » 15.05. Schorndorf, Manufaktur » 16.05.<br />

Bremen, Kulturzentrum Lagerhaus<br />

09 P Pop-Abo<br />

mit Kinderzimmer Productions<br />

Vom Kinderzimmer ins Konzerthaus:<br />

Diesen Weg gehen die beiden Ulmer,<br />

pardon: U-Städter, in der Aprilausgabe<br />

des Pop-Abo. Intelligenter HipHop ist ja<br />

schon mal eher selten – und dann auch<br />

noch unplugged, das bekommt man nur<br />

in Dortmund geboten.<br />

26.04. Dortmund, Konzerthaus<br />

04 P<br />

10 P<br />

16 P<br />

05 P<br />

11 P<br />

17 P<br />

10 P Puppetmastaz<br />

Großmaul(wurf) Mr Maloke kämpft mit<br />

seiner 20-Puppen-Crew für die Rechte<br />

der Puppets. »Rhymes agains humanity«,<br />

die ziemlich deutlich die Überlegenheit<br />

der Handpuppe im HipHop zeigen.<br />

Da können talentfreie Menschen wie<br />

Bushido einpacken.<br />

13.05. Köln, Stadtgarten » 14.05. Heidelberg,<br />

Karlstorbahnhof » 20.05. München, Ampere » 21.05.<br />

CH-Zürich, Tonimolkerei » 22.05. CH-Genf, L’Usine »<br />

23.05. Augsburg, Ostwerk » 25.05. Hamburg, Knust<br />

11 P Robyn<br />

Ausbeuterische Produzenten hören von<br />

Robyn so was: »You’re a selfish nacissistic<br />

psycho freaking bootlicking Nazi<br />

pimp and you can’t handle me!« Dabei<br />

packt sie ihre Wut in zuckersüße Pop-<br />

Melodien, die sich an die 80er-Popprinzessinnen<br />

anlehnen.<br />

23.05. München, Freiheizhalle » <strong>24</strong>.05. Dresden,<br />

Showboxx » 25.05. Düsseldorf, 3001<br />

12 P Silver Jews<br />

Seufz, die Silver Jews. Die haben ja Textzeilen<br />

und Songs geschaffen, ohne die<br />

man nicht mehr leben kann. Songwriting<br />

auf hohem Niveau mit mal tieftraurigen,<br />

mal zynischen Texten, die mit holprigem<br />

Indie-Country gereicht werden.<br />

20.05. Hamburg, Fabrik » 21.05. Berlin, Columbia<br />

Club » 22.05. Frankfurt/Main, Brotfabrik<br />

13 P The Boxer Rebellion<br />

Gitarren, die sich gegenseitig in die Höhen<br />

schrauben, hektisch pumpende<br />

Drums und über all dem Nathan Nicholsons<br />

charismatisch-entrückter Gesang.<br />

Mit dem neuen Material sind sie zumindest<br />

musikalisch fit für den Sprung in<br />

die erste Britliga.<br />

27.04. Berlin, Tacheles » 28.04. Hamburg, Molotow »<br />

29.04. Köln, Underground » 30.04. München, 59to1<br />

14 P The Notwist<br />

Sechs Jahre ohne frischen Notwist-Output!<br />

Eine Durststrecke, die nun endlich<br />

mit »The Devil, You + Me« ein Ende findet.<br />

Man hatte ja schon beim Gig auf<br />

dem Melt! 07 gemerkt, wie sehr man<br />

sich die nerdigen Weilheimer mit ihrem<br />

Bleep-Gitarren-Indie zurückwünscht.<br />

28.04. A-Wien, Radiokulturhaus » 09.05. Berlin,<br />

Volksbühne » 16.05. München, Muffathalle<br />

06 P<br />

12 P<br />

18 P<br />

15 P Vampire Weekend<br />

Die stets gut gekleideten Vampire Weekend<br />

liefern Drei-Minuten-Popsongs mit<br />

verspielten, afrikanisch angehauchten<br />

Gitarrenriffs statt ausufernder Ekstase.<br />

Weltmusik, das definitive Uncool von gestern,<br />

wird das Cool von morgen? Jau!<br />

18.05. Köln, Luxor » 21.05. Hamburg, Knust » 22.05.<br />

Berlin, Maria am Ostbahnhof » 23.05. München,<br />

Atomic Café<br />

16 P Why?<br />

»Ich stehe total auf mein Publikum«, so<br />

Yoni Wolf, Kopf der Folk-Popper-Indie-<br />

Hopper und auch Psych-Rocker. Und<br />

jeder, der einmal in den Genuss eines<br />

Why?-Konzertes gekommen ist, dürfte<br />

dieses Lob wohl ohne Zögern zurückgeben<br />

wollen.<br />

06.05. Gießen, MuK » 07.05. NL-Amsterdam, Paradiso<br />

» 10.05. Hannover, Cafe Glocksee » 11.05. Berlin,<br />

Volksbühne » 21.05. Hamburg, Uebel & Gefährlich »<br />

22.05. Köln, Gebäude 9 » 23.05. Leipzig, UT Connewitz<br />

» <strong>24</strong>.05. München, Feierwerk » 31.05. Düdingen, Bad<br />

Bonn » 02.06. Dortmund, FZW<br />

17 P Wolke<br />

Nach »Möbelstück« und »Sušenky«<br />

kommt jetzt schlicht und irgendwie<br />

auch logisch »Teil 3«. Wurde auch Zeit,<br />

dass sie nach ihren Pop-Dolmetscher-<br />

Tätigkeiten auf 1Live endlich wieder das<br />

eigene Liedgut zelebrieren.<br />

23.04. Frankfurt/Main, Das Bett » <strong>24</strong>.04. Karlsruhe,<br />

Kohi » 25.04. Dortmund, Subrosa » 26.04. Aachen,<br />

Raststätte » 03.05. Köln, Tsunami Club » 10.05.<br />

Duisburg, Buschbrand » geht weiter!<br />

18 P Xiu Xiu<br />

Jamie Stewart und seine Indies aus Oakland<br />

machen sich auf den Weg ins ferne<br />

Europa, um ihr sechstes Album »Woman<br />

As Lovers« auch hier live zu präsentieren.<br />

Musik aus zerrissenen Gefühlswelten<br />

– störrisch, aber wunderschön.<br />

02.05. Berlin, Magnet Club » 05.05. Hamburg,<br />

Molotow<br />

P Für alle von uns präsentierten<br />

Touren verlosen wir 3x2 Tickets.<br />

Alle Touren, alle Acts, alle Clubs,<br />

alle Tickets, alle Locations:<br />

www.intro.de


Leipzig (Pop Up<br />

An einem Wochenende im Mai kommen all die Herzbluttäter der heimischen Indiewelt<br />

im schmucken Leipzig zusammen. Tagsüber wird an Tapetentischen gemeetet<br />

und gegreetet, abends geht’s dann in Locations wie das gemütliche Ilses<br />

Erika oder das fast schon legendär rontig-schmucke UT Connewitz. Das mit dem<br />

Line-up können die Veranstalter sehr gut, was in diesem Jahr zum Beispiel Die<br />

Zimmermänner, Figurines, Gebrüder Teichmann, Ragazzi oder The Jai-Alai Savant<br />

beweisen. Wenn sie es jetzt nur mal endlich mit der Rechtschreibung hinbekämen<br />

und das Ding nicht immer (Pop Up nennen würden. Aber gerade das macht<br />

ja das Liebenswerte dieser Veranstaltung aus: immer ein wenig neben der Norm<br />

zu liegen. Das volle Programm gibt’s unter www.leipzig-popup.de.<br />

Hier ein paar Auszüge: 22.-25.05. Leipzig, verschiedene Locations (mit Audrey,<br />

Björn Kleinhenz, Blind Terry, Bratze, Fotos, Filburt, I Might Be Wrong, In The Pines,<br />

<strong>Intro</strong> Dj-Team, Ja, Panik, Jeniferever, Joensuu 1685, Kevin Devine And The Godamn<br />

Band, Krink, Lichter, Mapache, Move D, Peasant, Regina, Saturday Looks<br />

Good To Me, Say Hi, Sevensol, Sir Simon Battle, Siva, Sketchbook, Southerly, The<br />

Black Atlantic, Windmill, Wolke)<br />

Red Bull Tourbus: Jetzt Bewerben!<br />

Wie wär’s mit einem eigenen Band-Nightliner? So richtig mit Motor, vollem Kühlschrank,<br />

Couch, Kojen – sogar mit amtlicher PA an Bord und Bühne auf dem Dach?<br />

Kein Ding! Wer sich <strong>als</strong> Band mal den Red Bull Tourbus unter den Nagel reißen will,<br />

um frei Schnauze wo immer man will und darf einen Guerilla-Gig zu spielen, kann<br />

sich ab sofort mit einem Bandvideo auf www.redbulltourbus.com bewerben. Bis<br />

zum 01. Juli heißt es dann: Fans mobilisieren und per Voting Fanclicks sammeln.<br />

Die drei besten Bands müssen sich der Jury stellen (Thees Uhlmann, Henning<br />

Wehland, Ken Jebsen), die entscheidet, wer den Bus vom 13. bis 23. August kapern<br />

darf. Übrigens sind vom 21. bis zum 29.05. Jupiter Jones mit dem Bus unterwegs.<br />

Tourdaten, Infos, Voting und Bewerbung unter www.redbulltourbus.com.


120 Das geht<br />

<strong>Intro</strong>-Sputnik<br />

Magazin<br />

Wolke zu Gast beim <strong>Intro</strong>-Sputnik-Magazin<br />

B evor die EM alle Sinne trübt,<br />

spielt noch mal Musik die erste<br />

Geige. Kein Wunder: Im Mai<br />

kommen so viele Bands auf<br />

Tour wie selten sonst im Jahr, und mit der<br />

(Pop Up Messe in Leipzig steht auch noch<br />

ein eins a Indie-Event ins Haus, dem das<br />

<strong>Intro</strong>-Sputnik Magazin eine ganze Sendung<br />

widmen wird. Und die großen Themen dieses<br />

Heftes sind dort wie immer auch noch<br />

mal zu hören.<br />

Wie immer auch mit dabei: die Song-<br />

Battles des Monats. Der Song, der beim<br />

Voting auf intro.de gewinnt, wird in der folgenden<br />

Sendung gespielt. Hier sind sie:<br />

01.05. Sind wir nicht alle Seefahrer?<br />

Rummelsnuff »Halt durch!«<br />

vs. Tocotronic »Sailorman«<br />

08.05. Jetzt hilft nur noch Wein<br />

The Cardigans »I Need Some<br />

Fine Wine And You, You Need To<br />

Be Nicer«<br />

vs. The National »All The Wine«<br />

15.05. Scherenschnitt<br />

Cut City »Anticipation«<br />

vs. Cut Copy »Feel The Love«<br />

22.05. Pop Up Pop<br />

Die Braut Haut Ins Auge »Pop ist<br />

tot« vs. Sa<strong>als</strong>chutz & Egotronic<br />

»Mein Pop dein Pop«<br />

29.05. Es werde Licht<br />

Lichter »Leerer Raum«<br />

vs. Lightspeed Champion<br />

»Tell Me What It’s Worth«<br />

Das <strong>Intro</strong>-Sputnik Magazin: jeden Donnerstag<br />

und Sonntag 21h bis 22h auf<br />

MDR Sputnik. Unter www.intro.de/sputnik<br />

auch <strong>als</strong> Podcast abonnierbar und<br />

via Player im Stream zu hören.<br />

P Empfohlen von <strong>Intro</strong>:<br />

10 Jahre 10 Monate<br />

10 Tage Headquarter<br />

11.05. Alle Infos siehe S. 118<br />

P Empfohlen von <strong>Intro</strong>:<br />

11 Freunde Präsentiert:<br />

Die Königsklasse:<br />

Champions League-<br />

Finale (TV Lesung)<br />

mit Philipp Köster, Manuel<br />

Andrack, Lars Leese, Christoph<br />

Biermann, Daniela Schulz<br />

21.05. Köln, Rheintriadem<br />

18th Dye<br />

25.04. Potsdam, Waschhaus<br />

23.05. Berlin, Lido<br />

25 Jahre Haldern Pop<br />

mit Loney, Dear, Guillemots,<br />

Soko, White Rabbits<br />

08.05. München, Georg-Elser-Halle<br />

09.05. Dresden, Beatpol<br />

11.05. Frankfurt / M., Batschkapp<br />

12.05. Berlin, Lido<br />

13.05. Hamburg, Uebel & Gefährlich<br />

14.05. Rees-Haldern,<br />

Gasthof Tepferdt<br />

www.tickets.de<br />

P Empfohlen von <strong>Intro</strong>:<br />

Kristofer Aström<br />

mit The Brunettes*<br />

21.04. A-Wien, Chelsea<br />

22.04. München, Atomic Café<br />

<strong>24</strong>.04. Dresden, Beatpol<br />

25.04. Marburg, Kfz<br />

26.04. Magdeburg, Projekt 7<br />

27.04. Berlin, Babylon<br />

29.04. Hamburg, Knust*<br />

30.04. Kiel, Weltruf<br />

Bernd Begemann<br />

mit die Befreiung*<br />

22.04. Marburg, Kfz<br />

02.05. Hamburg, Knust*<br />

23.05. Essen, Grend*<br />

<strong>24</strong>.05. Bielefeld, Altstadt*<br />

Geht weiter!<br />

P Empfohlen von <strong>Intro</strong>:<br />

Gus Black<br />

mit Merz*<br />

21.04. Ulm, Roxy<br />

23.04. Stuttgart, Die Röhre<br />

<strong>24</strong>.04. München, 59to1<br />

25.04. Wuppertal, Live Club Barmen<br />

26.04. Münster, Gleis 22<br />

27.04. Hamburg, Logo<br />

29.04. Dresden, Beatpol*<br />

30.04. Berlin, Lido*<br />

01.05. Osnabrück, Kleine Freiheit*<br />

02.05. Halle, Objekt 5*<br />

03.05. Köln, Blue Shell*<br />

Blackmail<br />

28.04. Frankfurt / M., Batschkapp<br />

29.04. Köln, Luxor<br />

30.04. Bochum, Zeche<br />

01.05. Hamburg, Uebel & Gefährlich<br />

02.05. Erfurt, HsD<br />

03.05. Berlin, Postbahnhof<br />

04.05. Dresden, Alter Schlachthof<br />

05.05. München, Backstage<br />

P Empfohlen von <strong>Intro</strong>:<br />

Blood Red Shoes<br />

26.04. Hamburg, Molotow<br />

(Club NME)<br />

28.04. Köln, Gebäude 9<br />

29.04. Dortmund, FZW<br />

30.04. München, Atomic Café<br />

06.05. Berlin, Maria am Ostbahnhof<br />

P Empfohlen von <strong>Intro</strong>:<br />

Bratze<br />

mit Bonaparte<br />

<strong>24</strong>.04. Berlin, ZMF<br />

25.04. Greifswald,<br />

Geographenkeller<br />

26.04. Neubrandenburg, Zebra<br />

20.05. Potsdam, Nil-<br />

Studentinnenkeller<br />

21.05. Wiesbaden, Schlachthof*<br />

22.05. Hannover, Indiego Glocksee<br />

23.05. Leipzig, Halle 5<br />

<strong>24</strong>.05. Bremen, Universität<br />

Geht weiter!<br />

P Empfohlen von <strong>Intro</strong>:<br />

Ian Brown<br />

12.-14.05. Alle Infos siehe S. 118<br />

Nick Cave<br />

& The Bad Seeds<br />

21.05. Berlin, Tempodrom<br />

25.05. A-Wien, Gasometer<br />

www.tickets.de<br />

Das schöne Leben<br />

(Konzert / Lesung)<br />

mit Christiane Rösinger, Andreas<br />

Spechtl, DJ Forestopper<br />

13.05. Dresden, Scheune<br />

14.05. Nürnberg, K 4<br />

15.05. Köln, Gebäude 9<br />

16.05. Heidelberg,<br />

Karlstorbahnhof<br />

18.05. Frankfurt / Main,<br />

Brotfabrik<br />

Der Tante Renate<br />

30.04. München, Backstage<br />

01.05. Landau, Fatal<br />

09.05. Paderborn, Cube<br />

Geht weiter!<br />

P Empfohlen von <strong>Intro</strong>:<br />

Digitalism<br />

06.-10.05. Alle Infos siehe S. 118<br />

Dinosaur Jr.<br />

20.05. Köln, Live Music Hall<br />

21.05. Hamburg, Markthalle<br />

22.05. Schorndorf, Manufaktur<br />

23.05. München, Muffathalle<br />

Dockville-Gala<br />

mit Stereo Total, 1000 Robota,<br />

Ada, DJ Frank Spilker u. v. a.<br />

23.05. Hamburg, Uebel & Gefährlich<br />

P Empfohlen von <strong>Intro</strong>:<br />

Eagle*Seagull<br />

<strong>24</strong>.-31.05. Alle Infos siehe S. 118<br />

Einstürzende<br />

Neubauten<br />

13.05. Offenbach, Capitol<br />

15.05. Hamburg, Laeiszhalle<br />

16.05. Leipzig, Haus Auensee<br />

17.05. München, Muffathalle<br />

18.05. Köln, E-Werk<br />

<strong>24</strong>.05. Berlin, Columbiahalle<br />

P Empfohlen von <strong>Intro</strong>:<br />

Flash!<br />

02.05. Köln, Luxor<br />

Geht weiter!<br />

P Empfohlen von <strong>Intro</strong>:<br />

Flowin Immo<br />

& Les Freaqz<br />

03.05.-01.07. Infos siehe S. 118<br />

P Empfohlen von <strong>Intro</strong>:<br />

Girls In Hawaii<br />

22.04. Heidelberg,<br />

Karlstorbahnhof<br />

23.04. Hamburg, Uebel & Gefährlich<br />

25.04. Berlin, Lido<br />

26.04. Dresden, Beatpol<br />

28.04. A-Wien, Chelsea<br />

29.04. München, Ampere<br />

30.04. Leipzig, Nato<br />

Grand Island<br />

22.05. Fulda, Kulturkeller<br />

23.05. Heidelberg, Halle 02<br />

<strong>24</strong>.05. Cottbus, Glad-House<br />

25.05. Dresden, Beatpol<br />

26.05. Hamburg, Hafenklang<br />

26.05. Hamburg, Frau Hedi<br />

27.05. Berlin, Festsaal Kreuzberg<br />

Gravenhurst<br />

22.04. Nürnberg, K 4<br />

23.04. Dresden, Puschkin<br />

<strong>24</strong>.04. Wiesbaden, Schlachthof<br />

25.04. Weinheim, Café Central<br />

26.04. Hannover, Cafe Glocksee<br />

27.04. Bielefeld, Forum<br />

Haute Areal Labelnight<br />

Coma DJs, MIT, The Aim Of Design<br />

Is To Define Space, Werle &<br />

Stankowski u. a.<br />

31.05. Berlin, 103 Club<br />

P Empfohlen von <strong>Intro</strong>:<br />

Helsinki Week<br />

25.04. Berlin, 103 Club<br />

(mit Op:l Bastards)<br />

26.04. Berlin, Magnet Club<br />

(mit 22 Pistepirrko, Judge Bone,<br />

Anssi8000 & Hot Coke)<br />

29.04. Berlin, Quasimodo<br />

(mit M.A. Numminen, Sväng,<br />

Marko Haavisto & Poutahaukat)<br />

HushPuppies<br />

<strong>24</strong>.04. Hannover, Musikzentrum<br />

25.04. Lingen, Alter Schlachthof<br />

26.04. Hamburg, Molotow<br />

27.04. Dortmund, FZW<br />

P Empfohlen von <strong>Intro</strong>:<br />

<strong>Intro</strong> Intim<br />

Alle Infos und Termine siehe S. 116<br />

P Empfohlen von <strong>Intro</strong>:<br />

iTunes Festival<br />

mit Calvin Harris, Hot Chip, Klee,<br />

MGMT, Morcheeba, Hoosiers,<br />

Get Well Soon u. v. a.<br />

26.04.- 10.05. Alle Infos siehe S. 35<br />

Jägermeister<br />

Rockliga Finale<br />

Mit Sparta, Mediengruppe<br />

Telekommander, Moneybrother,<br />

The Cinematics<br />

17.05. Berlin, Kesselhaus<br />

Johnossi<br />

mit Sibling Sense<br />

21.04. Frankfurt / Main, Brotfabrik<br />

22.04. Nürnberg, Hirsch<br />

27.04. München, Georg-Elser-Halle<br />

29.04. Berlin, Postbahnhof<br />

Karpatenhund<br />

26.04. Lüdenscheid, Alte Druckerei<br />

30.04. Viersen, Conny’s Come In<br />

01.05. Dortmund, Bakuda<br />

11.05. Schönborn, Waldbühne<br />

23.05. Bad Berleburg,<br />

Schützenplatz<br />

Geht weiter!<br />

Kettcar<br />

mit Ola Podrida*<br />

21.04. Hamburg, Knust<br />

22.04. Hamburg, D-Club<br />

23.04. Hamburg, Fabrik<br />

<strong>24</strong>.04. Hamburg, Markthalle<br />

30.04. Rostock, Mau-Club<br />

01.05. Leipzig, Haus Auensee<br />

02.05. Essen, Weststadthalle<br />

03.05. Osnabrück, Hyde Park<br />

04.05. Braunschweig, Jolly Joker<br />

05.05. Saarbrücken, Garage<br />

06.05. Stuttgart, LKA-Longhorn<br />

07.05. A-Wien, Arena<br />

08.05. München, Tonhalle<br />

München*<br />

09.05. Köln, E-Werk*<br />

10.05. Berlin, Columbiahalle*<br />

11.05. Wiesbaden, Schlachthof*<br />

Geht weiter!<br />

Klang Klang Klang -<br />

Showcase zur Pop Up<br />

Leipzig<br />

mit Jeniferever, Windmill, Björn<br />

Kleinhenz, I Might Be Wrong<br />

<strong>24</strong>.05. Leipzig, UT Connewitz<br />

P Empfohlen von <strong>Intro</strong>:<br />

Kleinstadthelden<br />

17.05. Wolfsburg, Jugendhaus Ost<br />

22.05. Oberhausen, Druckluft<br />

23.05. Idar-Oberstein, Juz-Depot<br />

<strong>24</strong>.05. Trier, Exzellenzhaus<br />

25.05. Koblenz, Circus Maximus<br />

26.05. Saarbrücken, Garage<br />

Geht weiter!<br />

P Empfohlen von <strong>Intro</strong>:<br />

Leipzig (Pop Up<br />

22.-25.05. Alle Infos siehe S. 119<br />

P Empfohlen von <strong>Intro</strong>:<br />

Lichter<br />

<strong>24</strong>.04. Frankfurt / Main, Das Bett<br />

25.04. Hamburg, Grüner Jäger<br />

26.04. Bonn, Kult 41<br />

09.05. Hannover, Kulturpalast<br />

Linden<br />

10.05. Münster, Amp<br />

11.05. Düsseldorf, Pretty Vacant<br />

23.05. Leipzig, Ilses Erika<br />

Jamie Lidell<br />

10.05. Berlin, Admir<strong>als</strong>palast<br />

11.05. Frankfurt / M., Mousonturm<br />

12.05. Hamburg, Uebel & Gefährlich<br />

15.05. München, Die Registratur<br />

Scott Matthew<br />

11.05. Köln, Gloria<br />

13.05. Frankfurt / Main,<br />

Mousonturm<br />

14.05. Schorndorf, Manufaktur<br />

19.05. München, Freiheizhalle<br />

Mediengruppe<br />

Telekommander<br />

10.05. A-Wien, Fluc<br />

17.05. Berlin, Kesselhaus<br />

<strong>24</strong>.05. Bremen, Universität<br />

P Empfohlen von <strong>Intro</strong>:<br />

Melt! Klub im Mai<br />

15.-19.05. Alle Infos und Termine<br />

siehe S. 117<br />

P Empfohlen von <strong>Intro</strong>:<br />

MIT<br />

mit Body Bill*<br />

<strong>24</strong>.04. Paderborn, Cube<br />

25.04. Heidelberg, Zum Teufel<br />

26.04. München, Feierwerk<br />

23.05. Bayreuth, Glashaus*<br />

<strong>24</strong>.05. Augsburg, Schwarzes Schaf<br />

P Empfohlen von <strong>Intro</strong>:<br />

Moneybrother<br />

12.-15.05. Alle Infos siehe S. 118<br />

P Empfohlen von <strong>Intro</strong>:<br />

Morcheeba<br />

<strong>24</strong>.04. Ludwigshafen, Das Haus<br />

05.05. Hamburg, Grünspan<br />

06.05. Berlin, Passionskirche<br />

09.05. Köln, Gloria<br />

Motorpsycho<br />

17.05. Berlin, Postbahnhof<br />

18.05. Köln, Live Music Hall<br />

20.05. München, Backstage<br />

30.05. Bremen, Schlachthof<br />

31.05. Hamburg, Fabrik<br />

Muff Potter<br />

07.05. Berlin, Lido<br />

08.05. Hamburg, Uebel &<br />

Gefährlich<br />

09.05. Kaiserslautern, Kammgarn<br />

10.05. Münster, Skater’s Palace<br />

11.05. Jena, Kassablanca Gleis 1<br />

MuVi-Party<br />

mit Jan Jelinek, DJ Acid Pauli<br />

03.05. Oberhausen, Fabrik K14<br />

Nada Surf<br />

mit Bell X1<br />

03.05. Nürnberg, Hirsch<br />

04.05. Aschaffenburg, Colos-Saal<br />

P Empfohlen von <strong>Intro</strong>:<br />

Navel<br />

01.-28-05. Alle Infos siehe S. 118<br />

P Empfohlen von <strong>Intro</strong>:<br />

Scout Niblett<br />

10.-16.05. Alle Infos siehe S. 118<br />

P Empfohlen von <strong>Intro</strong>:<br />

Pop-Abo<br />

mit Kinderzimmer Productions<br />

26.04. Alle Infos siehe S. 118<br />

P Empfohlen von <strong>Intro</strong>:<br />

Puppetmastaz<br />

13.-25.05. Alle Infos siehe S. 118<br />

P Empfohlen von <strong>Intro</strong>:<br />

Robyn<br />

23.-25.05. Alle Infos siehe S. 118


Red Bull Tourbus<br />

mit Jupiter Jones<br />

21.-29.05. Alle Termine auf<br />

www.redbulltourbus.com<br />

P Empfohlen von <strong>Intro</strong>:<br />

Charlotte Roche<br />

(Lesung)<br />

21.04. Bremen, Schlachthof<br />

22.04. Osnabrück, Lagerhalle<br />

23.04. Bünde, Universum<br />

<strong>24</strong>.04. Oldenburg, Harmonie<br />

27.04. Hildesheim, Kulturf. Löseke<br />

28.04. Göttingen, Junges Theater<br />

29.04. Braunschweig, Spiegelzelt<br />

02.05. Darmstadt, Centr<strong>als</strong>tation<br />

P Empfohlen von <strong>Intro</strong>:<br />

Amanda Rogers<br />

15.05. Hannover, Feinkost Lampe<br />

16.05. Berlin, Magnet Club<br />

17.05. Kiel, Prinz Willy<br />

19.05. Hamburg, Hafenklang<br />

20.05. Würzburg,<br />

Jugendkulturhaus Cairo<br />

21.05. Bielefeld, Forum<br />

22.05. Aachen, AZ<br />

23.05. Neunkirchen, Juz<br />

<strong>24</strong>.05. Karlsruhe, Jubez<br />

Geht weiter!<br />

Rogue Wave<br />

15.05. Köln, Luxor<br />

16.05. Hamburg, Knust<br />

17.05. Berlin, Lido<br />

Mark Ronson<br />

& The Version Players<br />

13.05. Berlin, Postbahnhof<br />

15.05. Köln, Live Music Hall<br />

P Empfohlen von <strong>Intro</strong>:<br />

Rummelsnuff<br />

25.04. Hamburg, Uebel & Gefährlich<br />

15.05. Jena, Rosenkeller<br />

16.05. Cottbus, Glad-House<br />

Shellac<br />

mit Allroh*<br />

02.05. Berlin, Maria am<br />

Ostbahnhof*<br />

03.05. Dresden, Scheune*<br />

07.05. A-Wien, Szene<br />

P Empfohlen von <strong>Intro</strong>:<br />

Silver Jews<br />

20.-22.05. Alle Infos siehe S. 118<br />

Sit Down And Sing<br />

mit Rosie Thomas, Nicolai<br />

Dunger, Josh Ottum<br />

22.04. Frankfurt / Main, Das Bett<br />

<strong>24</strong>.04. Leipzig, Panam<br />

25.04. Magdeburg, Oli-Lichtspiele<br />

26.04. Berlin, Maschinenhaus<br />

Slut<br />

30.04. Dresden, Kleines Haus<br />

Heinz Strunk (Lesung)<br />

05.05. Hannover, Apollo<br />

06.05. Magdeburg, Moritzhof<br />

07.05. Berlin, Kino in der<br />

Kulturbrauerei<br />

08.05. Hamburg, Fabrik<br />

P Empfohlen von <strong>Intro</strong>:<br />

Superpunk<br />

26.04. Trier, Exzellenzhaus<br />

Studio Braun<br />

27.05. Oldenburg, Kulturetage<br />

28.05. Lüneburg, Vamos-<br />

Kulturhalle<br />

Tele<br />

mit Wagner Love*<br />

21.04. Hannover, Indiego Glocksee<br />

22.04. Frankfurt / M., Nachtleben<br />

23.04. Fulda, Kulturkeller<br />

<strong>24</strong>.04. Freiburg, Waldsee<br />

26.04. Bischofswerda, Eastclub*<br />

These New Puritans<br />

07.05. Hamburg, Grüner Jäger<br />

08.05. Berlin, Magnet Club<br />

09.05. Köln, Die Werkstatt<br />

10.05. München, Babalu<br />

The Audience<br />

30.04. Hamburg, Molotow<br />

03.05. Chemnitz, Atomino<br />

22.05. Heidelberg, Zum Teufel<br />

P Empfohlen von <strong>Intro</strong>:<br />

The Boxer Rebellion<br />

27.-30.04. Alle Infos siehe S. 118<br />

The Breeders<br />

22.04. Köln, Luxor<br />

P Empfohlen von <strong>Intro</strong>:<br />

The Duke Spirit<br />

28.05. Köln, Gebäude 9<br />

29.05. München, Atomic Café<br />

Geht weiter!<br />

The Hidden Cameras<br />

& Der Münchener<br />

Fußballchor<br />

28.04. München, Freiheizhalle<br />

29.04. Köln, Gloria<br />

01.05. Berlin, Maria am Ostbahnh.<br />

26.05. Schorndorf, Manufaktur<br />

The Hoosiers<br />

03.05. Hamburg, Uebel & Gefährlich<br />

05.05. Frankfurt / M., Batschkapp<br />

06.05. München, Georg-Elser-<br />

Halle<br />

07.05. Köln, Luxor<br />

The Long Blondes<br />

mit The Lodger<br />

02.05. Osnabrück, Glanz & Gloria<br />

04.05. Hamburg, Knust<br />

05.05. Berlin, Lido<br />

06.05. Köln, Luxor<br />

07.05. München, Atomic Café<br />

The Mae Shi<br />

28.05. Hamburg, Molotow<br />

29.05. Berlin, West Germany<br />

P Empfohlen von <strong>Intro</strong>:<br />

The New Amsterdams<br />

mit Kevin Devine*<br />

22.05. Wiesbaden, Schlachthof<br />

23.05. Köln, Gebäude 9<br />

<strong>24</strong>.05. Münster, Gleis 22<br />

25.05. Berlin, Lido*<br />

27.05. München, Orangehouse<br />

28.05. A-Wien, B 72<br />

29.05. Heidelberg,<br />

Karlstorbahnhof<br />

30.05. Dresden, Beatpol<br />

31.05. Bremen, Kulturzentrum<br />

Lagerhaus*<br />

P Empfohlen von <strong>Intro</strong>:<br />

The Notwist<br />

28.04.-16.05.<br />

Alle Infos siehe S. 118<br />

The Skatalites<br />

06.05. Krefeld, Kulturfabrik<br />

12.05. Hamburg, Fabrik<br />

23.05. Berlin, Kesselhaus<br />

The Victorian English<br />

Gentlemens Club<br />

mit This Is Pop*<br />

21.04. Hannover, Kulturpalast<br />

Linden*<br />

27.04. Freiburg, White Rabbit<br />

29.04. Hamburg, Hafenklang<br />

30.04. Köln, Subway<br />

The Young Knives<br />

27.04. Hamburg, Molotow<br />

P Empfohlen von <strong>Intro</strong>:<br />

T-Mobile Street Gig<br />

mit Maximo Park<br />

Diesmal haben sich die Street<br />

Gigs aber auch wirklich mal<br />

selbst übertroffen. Nicht nur,<br />

dass Newcastles liebste Hut-<br />

und Scheitelträger Maximo<br />

Park eine tolle Besetzung sind,<br />

auch die Location sucht wieder<br />

mal seinesgleichen: Paul Smith<br />

und Co. in einem Burggraben?!<br />

Das klingt so irre, das muss<br />

man mal gesehen haben. Also,<br />

schnell um Tickets bewerben auf<br />

www.t-mobile-streetgigs.de.<br />

29.05. Nürnberg, Burggraben<br />

Kaiserburg<br />

Tocotronic<br />

22.04. Ulm, Roxy<br />

23.04. Jena, Kassablanca Gleis 1<br />

<strong>24</strong>.04. Braunschweig, Meier<br />

Music Hall<br />

25.04. Potsdam, Waschhaus<br />

Trail Of Dead<br />

19.05. Schorndorf, Manufaktur<br />

<strong>24</strong>.05. Saarbrücken, Garage<br />

25.05. Düsseldorf, Zakk<br />

Turin Brakes<br />

mit Tift Meritt<br />

17.05. Hamburg, Grünspan<br />

18.05. Bochum, Zeche<br />

19.05. Heidelberg, Karlstorbhf.<br />

20.05. Nürnberg, Hirsch<br />

21.05. Berlin, Lido<br />

P Empfohlen von <strong>Intro</strong>:<br />

Vampire Weekend<br />

18.-28.05. Alle Infos siehe S. 118<br />

Ween<br />

12.05. Köln, Live Music Hall<br />

We Are Scientists<br />

29.04. Heidelberg, Karlstorbhf.<br />

05.05. Leipzig, Conne Island<br />

06.05. Berlin, Postbahnhof<br />

08.05. Stuttgart, Die Röhre<br />

P Empfohlen von <strong>Intro</strong>:<br />

Why?<br />

06.-<strong>24</strong>.05. Alle Infos siehe S. 118<br />

P Empfohlen von <strong>Intro</strong>:<br />

Wolke<br />

23.-10.05. Alle Infos siehe S. 118<br />

P Empfohlen von <strong>Intro</strong>:<br />

Xiu Xiu<br />

02.-05.05. Alle Infos siehe S. 118<br />

P Empfohlen von <strong>Intro</strong>:<br />

Gisbert zu Knyphausen<br />

30.04. Hamburg, Uebel & Gefährlich<br />

03.05. Berlin, L.U.X<br />

04.05. Dresden, Bärenzwinger<br />

05.05. Erbach, Weingut Baron<br />

Knyphausen<br />

06.05. Karlsruhe, Nun<br />

07.05. Freiburg, White Rabbit<br />

08.05. Bayreuth, Glashaus<br />

09.05. München, Cord<br />

13.05. Frankfurt / Main, Das Bett<br />

14.05. Köln, Stereo Wonderland<br />

16.05. Essen, Hotel Shanghai<br />

17.05. Münster, Amp<br />

Die kommen,<br />

die Touren:<br />

B-52 (15.-16.07.)<br />

Beck (27.06.)<br />

Bob Mould (02.-07.06.)<br />

Video Games live (20.08.)


122 Festivalguide<br />

FANPERSPEKTIVE: HURRICANE Foto:<br />

Damit hier nicht immer die »berufl ichen« Festivalgänger ihre Ich-hab-schon-jedes-<br />

Festival-gesehen-Texte raushauen, haben ab sofort auch die Gäste das Wort. Diesmal<br />

Stephan Dölden (27) aus Hamburg über das Hurricane:<br />

V on<br />

einem Teil meines Freundeskreises muss<br />

ich mir immer doofe Sprüche anhören, weil<br />

ich seit mittlerweile zehn Jahren zum Hurricane<br />

fahre. Die heulen dann immer, dass<br />

das doch viel zu groß sei, die Leute zu laut, zu viele »große<br />

Namen«, die man eh nicht mehr sehen wolle. So Gesaller<br />

halt. Ich kann’s wirklich nicht mehr hören!<br />

Erst mal: Für ein Festival in der Größenordnung ist das<br />

Hurricane noch relativ entspannt, egal, ob beim Campen,<br />

Duschen oder vor der Bühne. Klar kann man Pech mit den<br />

Nachbarn haben, aber das ist mir auf dem Immergut auch<br />

schon passiert. Und zweitens: Das Line-up sollte doch<br />

wohl jeden Zweifler überzeugen, oder? Wen man mit den<br />

Jahren schon gesehen hat: Death Cab For Cutie, Massive<br />

Attack, dam<strong>als</strong> im Zelt Madrugada, Sigur Rós mit einem<br />

bewusstseinserweiternden Mondscheingig. Klar, Rammstein<br />

und System Of A Down habe ich ausfallen lassen.<br />

Muss ja auch nicht sein.<br />

Pfi ngst-Open-Air Werden<br />

Und was kommt in diesem Jahr? Radiohead <strong>als</strong> Headliner!<br />

Geht’s besser? Dazu dann noch die Fo<strong>als</strong>, Weakerthans,<br />

Notwist, Kettcar, Chemical Brothers, die völlig<br />

süßen Operator Please. Ich seh’s schon kommen: Vor<br />

lauter Gigs komme ich wieder nicht dazu, mich über meine<br />

blöden Freunde aufzuregen, die dann zu Hause sitzen<br />

und hoffentlich mal kurz zweifeln, ob ihre Entscheidung<br />

die richtige war.<br />

Hurricane / Southside<br />

22.-26. Juni, Eichenring in Scheeßel / Flugplatz in Neuhausen ob Eck<br />

Beatsteaks, Biffy Clyro, Black Rebel Motorcycle Club, Calexico, Deichkind,<br />

Digitalism, Does It Offend You, Yeah?, Elbow, Fo<strong>als</strong>, Foo Fighters, Kaiser<br />

Chiefs, Kettcar, Maximo Park, Operator Please, Radiohead, Razorlight,<br />

Sigur Rós, Slut, Tegan And Sara, The Chemical Brothers, The Notwist, The<br />

Weakerthans, The Wombats, Tocotronic, Turbostaat u. a.; VVK: EUR 110;<br />

www.hurricane.de / www.southside.de<br />

Pfingsten mit Evan Dando. Das ist doch mal eine wunderschöne<br />

Vorstellung. Kann man aber auch in echt haben.<br />

Nämlich auf dem eintägigen Festival in Werden. Schon seit<br />

1980 findet in dem historischen Essener Stadtviertel diese<br />

feine Veranstaltung statt. Wobei Werden erst seit 1929<br />

zu Essen gehört, oder, wie es Wolfgang Clement mal schön<br />

schenkelklopfend sagte: »Es ist nun einmal so, dass Werden<br />

schon geworden war, <strong>als</strong> Essen noch im Werden war.«<br />

Hat man wieder was gelernt. Die Lemonheads geben in diesem<br />

Jahr verdientermaßen den Headliner, vorher gibt es<br />

zum Beispiel feinen Indiefolk-Blues von den Two Gallants<br />

oder fast schon historischen Hardcore von Ignite.<br />

12. Mai, ehemaliges Strandbad in Essen-Werden<br />

Born From Pain, Dead Bohemes, Dubnova, El Cáñamo, Fidget, Ignite,<br />

Martin Landsky, Modern Walker, Schallschleuser, The Lemonheads,<br />

Thoughts Paint The Sky, Tim Krischak, Tim Querengaesser, Two Gallants;<br />

VVK: Eintritt frei; www.openair-werden.de<br />

Jazz Archiv Hamburg<br />

Primavera Sound<br />

Sommer, Sonne und kaum Strand – aber<br />

dafür Musik nonstop. Und zwar nur die<br />

gute. Das gibt’s auf diesem Festival inmitten<br />

Barcelonas. Thomas Venker traf<br />

Programmdirektor Pablo Soler auf einzweidrei<br />

Bier und einen Plausch:<br />

Du bist von Anfang an beim Primavera<br />

dabei. Was ist denn die bis dato beste<br />

Tratsch-Geschichte? Da ich gebrochene<br />

Knochen sehr mag, ist es eine meiner<br />

Lieblingserinnerungen, wie der kanadische<br />

Booker und Bandmanager Alex<br />

Lemieux auf einem Stuhl tanzte, während<br />

seine Band Les Georges Leningrad spielte.<br />

Er fiel und brach sich die Schulter.<br />

Der spanische Festivalmarkt gilt <strong>als</strong> sehr<br />

hart. Immer mehr Festiv<strong>als</strong> drängen auf<br />

den Markt. Ist dem so? Das stimmt schon,<br />

aber ich bin da selbstbewusst: Primavera<br />

Sound hat einen soliden Hintergrund.<br />

Wir halten uns nicht mit der Konkurrenz<br />

auf, sondern konzentrieren uns auf unser<br />

eigenes Line-up. Wichtig ist, nicht nur<br />

Headliner zu holen, sondern ein durch und<br />

durch starkes Programm zu basteln.<br />

Und auf wen freust du dich dieses Jahr<br />

besonders? Cat Power (Foto), Vampire<br />

Weekend, Mary Weiss, The Sonics, Animal<br />

Collective, El Guincho, Caribou, Devo,<br />

DJ Assault, Grande Marlaska, Health, Les<br />

Savy Fav, MGMT, Mount Eerie, No Age, Public<br />

Enemy, The Rumble Strips ...<br />

29.-31. Mai, Parc Del Forum in E-Barcelona<br />

Cat Power, Deerhunter, Holly Golightly, Les Savy<br />

Fav, Menomena, Mission Of Burma, Okkervil River,<br />

Portishead, Public Enemy, Rufus Wainwright,<br />

Scout Niblett, Silver Jews u. a.; VVK: EUR 135<br />

(Festivalticket), EUR 50<br />

(Tagesticket); www.<br />

primaverasound.com<br />

Catpower-Foto:<br />

Dominik Gigler


MOERS FESTIVAL 08<br />

Man sagt ja schnell, man sei in Sachen Musikgeschmack »open-minded«. Ob dem<br />

wirklich so ist, kann man Pfi ngsten wieder auf dem moers 08 testen. Drei Fragen an<br />

Pressesprecherin Kornelia Vossebein.<br />

I hr<br />

lauft <strong>als</strong> Jazzfestival, habt aber ein ziemlich<br />

experimentierfreudiges Programm, das auch<br />

Prog Rock und in diesem Jahr sogar Oi und Ska<br />

eine Chance gibt. Warum habt ihr so gar keine<br />

Berührungsängste? Das ist ja die Idee des moers festiv<strong>als</strong>:<br />

gute Musik zu präsentieren, jenseits von Genres und Kategorisierungen.<br />

Wir suchen das Experiment und die Grenzüberschreitungen.<br />

Unsere idealen Gäste sind deshalb Leute,<br />

die keine Scheuklappen haben und sich in erster Linie<br />

für gute Musik begeistern. Der sogenannte Jazz war ja auch<br />

nie eine in sich geschlossene Musikform, sondern lebte immer<br />

vom Austausch mit anderen Musikstilen.<br />

Trotzdem sind eure Genreabschweifungen ja ziemlich geschmackssicher,<br />

ihr habt z. B. Battles oder Dälek an Bord.<br />

Wie geratet ihr an solche Acts? Danke für das Lob! Unser<br />

künstlerischer Leiter Reiner Michalke ist da sehr neugierig.<br />

Er reist unglaublich viel und besucht andere Festiv<strong>als</strong> wie<br />

das Sónar in Spanien, Victoriaville in Kanada oder das Punkt<br />

Sónar Festival<br />

in Norwegen. Und er spricht ständig mit Kollegen, Journalisten<br />

und Labelmachern. Außerdem empfehlen die Musiker<br />

selbst oft besonders innovative Kollegen. Cornelius war<br />

im letzten Jahr z. B. auf Empfehlung von Arto Lindsay da.<br />

Gibt es Acts im Line-up, wo ihr sagt: Das wäre eine gute<br />

Einstiegsdroge für jemand, der es sonst nur mit Gitarre<br />

mag? Unser Tipp: zur Einstimmung die Campbell Brothers<br />

am Freitag, das ist unglaublicher Gospel-Soul-Jazz-Halleluja-Sound<br />

auf Steel-Gitarren, dann am Samstag natürlich<br />

Battles, am Sonntag Dälek und Montag unbedingt Supersilent<br />

mit der Gitarrenlegende Terje Rypdal.<br />

09.-12. Mai, Zirkuszelt im Freizeitpark (Krefelder Straße) in Moers<br />

Angelika Niescier, Avishai Cohen Roots Project, Battles, Caito Marcondes<br />

Connecting Orchestra, Campbell Brothers, Cecil Taylor, Crossroads,<br />

Dälek, John Zorn, Samúel Jón Samúelsson Big Band, Supersilent feat.<br />

Terje Rypdal, Theo Bleckmann, The Either Orchestra, The Peter Evans<br />

Quartet, Tony Oxley, Ttukunak u. a.; VVK: EUR 75; www.moers-festival.de<br />

Und noch mal Barcelona. »Die stilistische Vielfalt des Sónar<br />

ist extrem inspirierend«, so sprach es Richie Hawtin,<br />

den man ruhigen Gewissens <strong>als</strong> Sonár-Stammgast bezeichnen<br />

kann. Und Pressesprecherin Georgia Taglietti<br />

formuliert es so: »Populäre Künstler sollen die Ausnahme<br />

bleiben. Für uns ist es wichtig, dass der experimentelle<br />

Charakter erhalten bleibt. In dieser Stadt ist nichts anderes<br />

vorstellbar.« Experimentell geht es nicht nur auf dem Sónar<br />

zu, sondern auch bei der Furcht einflößenden Werbekampagne<br />

(siehe Foto). Mit Fake-YouTube-Videos, die angeblich<br />

in einem chinesischen Genlabor gemacht wurden, zeigte<br />

man die »Haustiere der Zukunft« – und lüftete das Geheimnis<br />

erst ein paar Wochen und 180.000 Clicks später.<br />

19.-21. Juni, Centre de Cultura Contemporánea in E-Barcelona<br />

Antipop Consortium, Goldfrapp, Hercules And Love Affair, Madness, M.I.A.,<br />

Miss Kittin, Neon Neon, Richie Hawtin, Róisín Murphy, The Pinker Tones<br />

u. a.; VVK: EUR 140 (Festivalticket), EUR 30 (Tagesticket); www.sonar.es<br />

Festiv<strong>als</strong> in<br />

Österreich<br />

Festivalguide 123<br />

Wenn man die heimische Festivallandschaft<br />

schon abgegrast hat, empfiehlt es<br />

sich, doch mal die »Wiesn« der Nachbarländer<br />

zu kosten. Sehr nahe liegend: Österreich.<br />

Wer’s clubbig und meltig mag,<br />

sollte das Urban Art Forms in Wiesen im<br />

Burgenland oder das Springeight in Graz<br />

ausprobieren. Wer die großen Namen mag,<br />

teste das etablierte Nova Rock in Nickelsdorf.<br />

Und damit es auch mit der Verständigung<br />

klappt, hier ein paar Vokabeln:<br />

Bist scho leicht antschechat?<br />

(Bist du schon leicht angetrunken?)<br />

Na, i bin blunzenfett.<br />

(Nein, ich bin total hacke.)<br />

I tät ja gern ma den festen Traktor oder<br />

die Feurige da budern.<br />

(Ich würd ja gerne mal diese dralle Bauerstochter<br />

oder die Rothaarige da ...)<br />

Schau ma, was’n feschen Indie-Wuckl!<br />

(Siehst du den Indie-Schönling da?)<br />

Komm, geh’ ma a Hüsn zwickn!<br />

(Lass uns ein Bier trinken gehen.)<br />

Das wird a Potznweda!<br />

(Da kommt ein ziemliches Gewitter.)<br />

I geh ma brunzen.<br />

(Ich geh mal pinkeln.)<br />

Urban Art Forms<br />

29.-31. Mai, Wiesen Extended in A-Wiesen<br />

2raumwohnung, Anthony Rother, Chris Liebing,<br />

Commix, CONCEPT, CPU, David Carretta, Digitalism,<br />

DJ Hell, Felix Kröcher, Groove Armada, GusGus,<br />

Kosheen, LCD Soundsystem DJ-Set, Lützenkirchen,<br />

Moonbootica, Roni Size, Tiefschwarz, Timo<br />

Maas u. a.; VVK: EUR 79 (Festivalticket), EUR 44<br />

(Tagesticket); www.urbanartforms.com<br />

Springeight<br />

21.-25. Mai, verschiedene Locations in A-Graz<br />

DJ Mehdi, Dub Pistols, Louie Austen, MC LowQui,<br />

Robert Owens, Róisín Murphy, Roni Size mit<br />

Reprazent, Shantel, The Streets, Whighnomy<br />

Brothers u. a.; VVK: EUR 68 (Festivalticket), EUR 22<br />

(Tagesticket); www.springfestival.at<br />

Nova Rock<br />

13.-15. Juni, Pannonia Fields II in A-Nickelsdorf<br />

Ash, Beatsteaks, Die Ärzte, Incubus, Judas Priest,<br />

Linkin Park, Motörhead, RATM, Sex Pistols,<br />

The Verve, The Weakerthans u. a.; VVK: EUR 99;<br />

www.novarock.at<br />

Alle Festiv<strong>als</strong>, alle Acts, alle Infos:<br />

www.festivalguide.de


1<strong>24</strong> Festivalguide<br />

Festiv<strong>als</strong><br />

im Mai<br />

Helsinkissberlin<br />

01.04.-04.05. Berlin<br />

Baltic Soul Weekender<br />

Smudo, Mousse T., Disco Boys,<br />

Hans Nieswandt, Jazzanova u. a.<br />

25.-27.04. Weißenhäuser Strand<br />

Mayday<br />

Paul Van Dyk, Sven Väth, Chris<br />

Liebing, Dominik Eulberg, Alter<br />

Ego, Moonbootica u. a.<br />

30.04. Dortmund<br />

Nuits Sonores<br />

Battles, Underworld, Buzzcocks,<br />

Wire, Laurent Garnier u. a.<br />

07.-11.05. F-Lyon<br />

Orange Blossom Special<br />

The Audience, Scout Niblett u. a.<br />

08.-11.05. Beverungen<br />

Open Ohr<br />

Asian Dub Foundation,<br />

Turbostaat, Ohrbooten u. a.<br />

09.-12.05. Mainz<br />

Wave-Gotik-Treffen<br />

Covenant, London After Midnight,<br />

Neuroticfish, Welle:Erdball,<br />

Unheilig u. a.<br />

09.-12.05. Leipzig<br />

Passauer Pfingst-<br />

Open-Air<br />

Monebrother, Agnostic Front,<br />

Nosliw, Ohrbooten, Shantel<br />

& Bucovina Club Orkestar,<br />

Turbostaat, Fotos u. a.<br />

09.-11.05. Hauzenberg<br />

Sputnik Spring Break<br />

Deichkind, Wir Sind Helden,<br />

Northern Lite, Digitalism,<br />

Moonbootica, Troy Pierce,<br />

Wighnomy Brothers u. a.<br />

10.-12.05. Pouch<br />

Citadel Music-Festival<br />

Stooges, Rage Against The<br />

Machine, Chemical Brothers u. a.<br />

30.05.-31.08. Berlin<br />

Zita-Rock<br />

Subway To Sally, Unheilig u. a.<br />

31.05. Berlin<br />

Pinkpop<br />

Foo Fighters, RATM, Metallica,<br />

The Verve u. a.<br />

30.05.-01.06. NL-Landgraaf<br />

Immergut<br />

Notwist, Lemonheads, Slut, The<br />

Weakerthans, Studio Braun u. a.<br />

30.-31.05. Neustrelitz<br />

Die kommen,<br />

die Festiv<strong>als</strong><br />

Rock The Race<br />

Die Fantastischen Vier,<br />

2raumwohnung u. a.<br />

06.-08.06. Oschersleben<br />

Rock im Park /<br />

Rock am Ring<br />

Metallica, Die Toten Hosen, Bullet<br />

For My Valentine, Rage Against<br />

The Machine, Bad Religion,<br />

Incubus, The Prodigy u. a.<br />

06.-08.06. Nürnberg / Nürburg<br />

Greenfield<br />

Die Ärzte, Linkin Park, u. a.<br />

13.-15.06. CH-Interlaken<br />

Fete De La Musique<br />

21.06. Berlin<br />

Fusion<br />

26.-29.06. Lärz<br />

Tollwood-Festival<br />

Gentleman, Wir Sind Helden,<br />

Helge Schneider u. a.<br />

26.06.-20.07. München<br />

MTV Campus Invasions<br />

Patrice*, Nada Surf*, Clueso**,<br />

Sportfreunde Stiller***, The<br />

Subways***, K.I.Z.***<br />

28.06. Jena*, 12.07. Tübingen**,<br />

19.07. Kiel***<br />

Ruhr In Love<br />

Chris Liebing, Felix Kröcher,<br />

Moonbootica, Phil Fuldner u. a.<br />

28.06. Oberhausen<br />

Roskilde<br />

Radiohead, The Chemical<br />

Brothers, Slayer, Neil Young,<br />

M.I.A. u. a.<br />

03.-06.07. DK-Roskilde<br />

Bochum Total<br />

03.-06.07. Bochum<br />

With Full Force<br />

Machine Head, In Flames, The<br />

Cavalera Conspiracy, Ministry,<br />

Biohazard u. a.<br />

04.-06.07. Löbnitz<br />

La Pampa<br />

Polarkreis 18, The Fashion,<br />

Urlaub In Polen, u. a.<br />

04.-06.07. Hagenwerder<br />

Abifestival<br />

Dendemann, Kilians, Fotos u. a.<br />

04.-05.07. Lingen<br />

Summerjam<br />

Shaggy, Clueso, Culcha Candela,<br />

Common, Shantel u. a.<br />

04.-06.07. Köln<br />

Rheinkultur<br />

05.07. Bonn<br />

Wacken Rocks Seaside<br />

Motörhead, Machine Head u.a.<br />

05.07. Aurich<br />

Exit<br />

10.-13.07. YU-Novi Sad<br />

Obstwiesen<br />

10.-12.07. Dornstadt<br />

Splash!<br />

Jay-Z, Shaggy, Dynamite Deluxe,<br />

Culcha Candela, Jan Delay &<br />

Disko No. 1, Ice Cube u. a.<br />

11.-13.07. Pouch<br />

Phono-Pop<br />

Slut, Mardi Gras BB, Jeans Team,<br />

Die Türen u. a.<br />

11.-12.07. Rüsselsheim<br />

S.O.M.A. - Summer<br />

Of Music & Arts<br />

11.-13.07. Köln<br />

Festival Internacional<br />

De Benicàssim<br />

17.-20.07. E-Benicàssim<br />

Dour<br />

The Raveonettes, The Fall, Woven<br />

Hand, Roni Size u. a.<br />

17.-20.07. B-Dour<br />

Summercase<br />

18.-19.07. E-Madrid, Barcelona<br />

Melt!<br />

Björk, Franz Ferdinand, dEUS,<br />

Róisín Murphy, Editors, Kate<br />

Nash, Zoot Woman, Notwist,<br />

Uffie & DJ Feadz u. a.<br />

18.-20.07. Gräfenhainichen<br />

Amphi<br />

And One, Oomph!, Project<br />

Pitchfork, Covenant u. a.<br />

19.-20.07. Köln<br />

Loveparade<br />

19.07. Dortmund<br />

MTV Hiphop Open<br />

Dynamite Deluxe, Ice Cube,<br />

Culcha Candela, Sido u. a.<br />

19.07. Stuttgart<br />

Fest van Cleef<br />

Kettcar, Tomte, Niels Frevert,<br />

Voxtrot, Robocop Kraus u. a.<br />

25.-27.07. Mannheim, Köln,<br />

Großefehn<br />

Berlin-Festival<br />

25.-26.07. Berlin<br />

Omas Teich<br />

Goose, Turbostaat, Ghost Of Tom<br />

Joad u. a.<br />

25.-26.07. Großefehn<br />

Wacken-Open-Air<br />

Iron Maiden, Nightwish u. a.<br />

31.07.-02.08. Wacken<br />

Nachtdigital<br />

01.-03.08. Cavertitz<br />

Nature One<br />

Paul Van Dyk, Sven Väth, Chris<br />

Liebing, Westbam u. a.<br />

01.-03.08. Kastellaun<br />

Sonnenrot<br />

Chikinki, Donots u. a.<br />

01.-02.08. Gelting<br />

Trebur-Open-Air<br />

Tomte, Turbostaat, Kilians,<br />

Jennifer Rostock, Dúné, Flowin<br />

Immo u. a.<br />

01.-03.08. Trebur<br />

Prima Leben Und Stereo<br />

Anajo u. a.<br />

01.-02.08. Freising<br />

Juicy Beats<br />

02.08. Dortmund<br />

Haldern Pop<br />

Flaming Lips, Editors, Okkervil<br />

River, The National, Joan As<br />

Police Woman, Yeasayer, Iron &<br />

Wine u. a.<br />

07.-09.08. Rees-Haldern<br />

Mamallapuram<br />

Delbo, Björn Kleinhenz u. a.<br />

08.-09.08. Storkow<br />

Taubertal<br />

Die Ärzte, The Hives, Fettes<br />

Brot u. a.<br />

08.-10.08. Rothenburg ob der<br />

Tauber<br />

Open Flair<br />

The Hives, Fettes Brot,<br />

Blackmail, The Futureheads u. a.<br />

08.-10.08. Eschwege<br />

SonneMondSterne<br />

Massive Attack, Moby, Fettes<br />

Brot, Sven Väth, Deichkind,<br />

Simian Mobile Disco u. a.<br />

08.-10.08. Saalburg<br />

Appletree Garden-<br />

Festival<br />

Kilians u. a.<br />

08.-09.08. Diepholz-Lüdersbusch<br />

Olgas-Rock<br />

08.-09.08. Oberhausen<br />

M’era Luna<br />

VNV Nation, ASP, Unheilig,<br />

Apocalyptica<br />

09.-10.08. Hildesheim<br />

Sziget<br />

Iron Maiden, R.E.M. u. a.<br />

12.-18.08. H-Budapest<br />

c/o pop<br />

13.-17.08. Köln<br />

FM4 Frequency<br />

R.E.M., The Hives, Babyshambles,<br />

Maximo Park, Iron & Wine u. a.<br />

14.-16.08. A-Hof<br />

Afrika-Karibik-Festival<br />

Jan Delay, Shaggy, Gentleman,<br />

Ohrbooten u. a.<br />

14.-17.08. Aschaffenburg<br />

Highfield<br />

Die Ärzte, Sportfreunde Stiller,<br />

The Hives u. a.<br />

15.-17.08. Hohenfelden<br />

Dockville<br />

Fettes Brot, Tomte u. a.<br />

15.-17.08. Hamburg<br />

Populario<br />

Madsen, Goose u. a.<br />

15.-16.08. Hoyerswerda<br />

Chiemsee Reggae<br />

Summer<br />

Shaggy, Culcha Candela<br />

22.-<strong>24</strong>.08. Übersee<br />

Hip Hop Kemp<br />

The Roots, Atmosphere, Kool<br />

Savas u. a.<br />

22.-<strong>24</strong>.08. CZ-Hradec Kralove<br />

(Königgrätz)<br />

Rocken am Brocken<br />

Fotos, Turbostaat u. a.<br />

22.-23.08. Elend<br />

Mini Rock<br />

Ghost Of Tom Joad u. a.<br />

22.-23.08. Horb / Neckar<br />

Rocco Del Schlacko<br />

Turbonegro, Donots, Madsen u. a.<br />

22.-23.08. Köllerbach<br />

Open Source<br />

23.08. Düsseldorf<br />

Area 4<br />

Die Ärzte u. a.<br />

29.-31.08. Lüdinghausen<br />

Summer Spirit<br />

29.-31.08. Niedergörsdorf<br />

Rock am See<br />

30.08. Konstanz<br />

SWR3-New-Pop-<br />

Festival<br />

18.-20.09. Baden-Baden<br />

Reeperbahn-Festival<br />

25.-27.09. Hamburg<br />

Syndicate<br />

04.10. Dortmund<br />

Popkomm-Festival<br />

08.-11.10. Berlin<br />

JÄGERMEISTER<br />

ROCKLIGA: FINALE!<br />

Alle Festiv<strong>als</strong>, alle Infos:<br />

www.festivalguide.de<br />

Noch bevor man im sommerlichen EM-Rausch »Finaaaale!« rufend durch die Straßen<br />

der Hauptstadt ziehen kann, hat man bereits am 17. Mai die Chance dazu. Zumindest<br />

in der näheren Umgebung des Kesselhauses in der Kulturbrauerei in Prenzlauer Berg<br />

wird einem das niemand krumm nehmen. Eher wird man vielleicht gefragt: »Sparta?<br />

Moneybrother (Foto)? Mediengruppe Telekommander? Oder The Cinematics?« Das<br />

sind nämlich die vier Kandidaten, die im Kesselhaus das große Finale der Jägermeister<br />

Rockliga ausfechten werden. Letztere übrigens, weil die Finalisten Therapy? leider<br />

nicht antreten, da sie die Chance bekamen, zu der Zeit in einem namhaften US-Studio<br />

ihr neues Album einzuspielen. Anders <strong>als</strong> bei der EM ist bei der Rockliga aber vor allem<br />

das Publikum spielentscheidend. Per Applausometer wird an diesem Abend entschieden,<br />

wer am Ende das Rennen macht und sich auf der Meisterschale verewigen darf.<br />

Also, jetzt schon mal warmgröhlen: FINAAALE!« Alle Infos unter www.rockliga.de.<br />

Jägermeister Rockliga<br />

mit Sparta, Moneybrother, Mediengruppe Telekommander, The Cinematics<br />

17.05. Berlin, Kesselhaus in der Kulturbrauerei


126 Da geht’s<br />

Sa 26.04 The Styles<br />

So 27.04 Hushpuppies<br />

Di 29.04 Blood Red Shoes<br />

Do 01.05 All Girl Punk Festival<br />

Fr 02.05 Carus Thompson<br />

Sa 03.05 The Drift<br />

Club 30 jeden Mi. ab 19 Uhr, 2 fl oors<br />

Stadt Dortmund<br />

Jugendamt<br />

05<br />

2008<br />

Vic Du Monte & The Guns<br />

So 04.05<br />

Fr 09.05 Dead To Me<br />

So 11.05 My Baby Wants To Eat...<br />

Mo 12.05 Wirts & King’s Tonic<br />

Di 13.05 Chuck Ragan<br />

Do 15.05 Blitzen Trapper<br />

Fr<br />

Do<br />

Fr<br />

Mo<br />

16.05 Smoke Blow<br />

22.05 Melt Banana<br />

23.05 Jupiter Jones<br />

26.05 Man Man<br />

Freizeitzentrum West<br />

www.fzw.de<br />

Neuer Graben 167 - 44137 Dortmund<br />

fon 0231-17 78 20<br />

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DIAL-BOOKING//<br />

MAI//<br />

KEVIN DEVINE &<br />

THE GODDAMN<br />

BAND/<br />

JENNY OWEN<br />

YOUNGS/<br />

THE NEW<br />

AMSTERDAMS/<br />

AUDREY/<br />

SOUTHERLY/<br />

IN THE PINES/<br />

KID DAKOTA/<br />

THE INDELICATES/<br />

GENGHIS TRON/<br />

DEVIL SOLD HIS<br />

SOUL/<br />

TEPHRA/<br />

THIS WILL<br />

DESTROY YOU/<br />

SLAGSMALSKLUB<br />

BEN/<br />

LONG DISTANCE<br />

CALLING//<br />

JUNI//<br />

GOSSIP/<br />

PENCIL TOES/<br />

KHALE/<br />

10LEC6/<br />

MUNICIPAL<br />

WASTE//<br />

INFOS//<br />

WWW.MYSPACE.<br />

COM/DIALBOOKI<br />

NG<br />

MAI 08<br />

FORUM FÜR<br />

KULTUR UND<br />

POLITIK<br />

FR 02<br />

ENDERS ROOM (D)<br />

MI 07<br />

FRANZ DOBLER LIEST<br />

FR 09<br />

WALLIS BIRD (IRL)<br />

MI 14<br />

SCOTT MATTHEW (AUS)<br />

DO 15<br />

SCOUT NIBLETT (GB)<br />

MO 19<br />

... AND YOU WILL<br />

KNOW US BY THE TRAIL<br />

OF DEAD (USA<br />

DO 22<br />

DINOSAUR JR. (USA)<br />

MI 28<br />

GUSTAV & BAND (A)<br />

SA 31<br />

MELT BANANA (J)<br />

Stuttgart/Schorndorf<br />

Tel. 07181/6 11 66<br />

www.club-manufaktur.de<br />

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REDBOXFESTIVAL<br />

REDBOXFESTIVAL.DE .DE<br />

SA.<br />

19.<br />

04.<br />

HUSHPUPPIES FR.<br />

OLIVER USCHMANN<br />

im Professorenhaus<br />

31.<br />

05.<br />

KOOL SAVAS SA.<br />

BULLET FOR MY VALENTINE<br />

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25.<br />

04.<br />

DO.<br />

08.<br />

05.<br />

DI.<br />

<strong>24</strong>.<br />

06.<br />

Club Konzerte Theater Film<br />

Konzerte:<br />

08.05. 10 Jahre Headquarter<br />

We Are Wolves,<br />

Prinzhorn Dance<br />

School<br />

10.05. ¡Forward, Russia!<br />

13.05. <strong>Intro</strong> Intim<br />

Battles, Fuck Buttons<br />

14.05. The Most Serene<br />

Republic<br />

17.05. Lucha Amada präs.<br />

Ma Valise<br />

19.05. Bill Callahan<br />

20.05. Melt Banana<br />

22.05. Why?<br />

23.05. The New Amsterdams<br />

<strong>24</strong>.05. Eagle*Seagull<br />

27.05. Tomlab-Abend<br />

Thee Oh Sees,<br />

Von Spar, No Kids<br />

28.05. The Duke Spirit<br />

Lesung:<br />

15.05. Christiane Rösinger:<br />

»Das schöne Leben«<br />

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Deutz−Mülheimer Strasse 127–129<br />

51063 Köln<br />

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Heidelberg / Am Karlstor 1 / Tel. 06221.978911<br />

0508<br />

Konzert / Klub / Theater<br />

Literatur / Kleinkunst<br />

Politik / Kino<br />

1<br />

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Looptroop Rockers<br />

SA 03.05. SIR SIMON<br />

BATTLE klub_k<br />

SO 04.05. CHRIS GARNEAU<br />

MO 05.05. BALKAN BEAT<br />

BOX<br />

DO 08.05. LOOPTROOP<br />

ROCKERS<br />

SO 11.05. WALLIS BIRD<br />

DI 13.05. MONEYBROTHER<br />

MI 14.05. PUPPETMASTAZ<br />

FR 16.05. NNEKA<br />

FR 16.05. CHRISTIANE<br />

RÖSINGER Lesung<br />

MO 19.05. TURIN BRAKES<br />

DO 22.05. EXPLOSIONS<br />

IN THE SKY<br />

MO 02.06. ÓLAFUR<br />

ARNALDS<br />

und vieles mehr<br />

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www.infectious.de<br />

PROGRAMM<br />

SCHWIM<strong>MB</strong>AD<br />

-musik-club.de<br />

OKTOBER MAI 08 07<br />

Do. DISCO / BLUE FISH:<br />

01. HOLIDAY PARTY NIGHT<br />

DISCO : PARTYHITS<br />

Fr. BLUE FISH: BLACK MUSIC<br />

02. LIVE CLUB: UNITED PICS<br />

PARTY<br />

DISCO : DANCEFLOOR<br />

BLUE FISH: BLACK MUSIC<br />

LIVE CLUB: DEPECHE<br />

MODE PARTY<br />

Mi. THE WEDNESDAY IS BACK!<br />

07. DISCO : INDEPENDENT MUSIC<br />

BLUE FISH: GOTHIC · DARK WAVE<br />

Do.<br />

DISCO :<br />

08. STUDI-PARTY<br />

Fr. DISCO : PARTYHITS<br />

BLUE FISH: BLACK MUSIC<br />

09.<br />

LIVE CLUB: S.E.K.<br />

Sa. DISCO : DANCEFLOOR<br />

BLUE FISH: BLACK MUSIC<br />

10. LIVE CLUB: ZAP GANG<br />

DISCO / BLUE FISH:<br />

HOLIDAY PARTY NIGHT<br />

LIVE CLUB: GÖTZ WIDMANN<br />

Fr. DISCO : PARTYHITS<br />

BLUE FISH: BLACK MUSIC<br />

16. LIVE CLUB: THE ROCK CLUB<br />

DISCO : DANCEFLOOR<br />

Sa. BLUE FISH: BLACK MUSIC<br />

17. LIVE CLUB: UPTOWN<br />

SKANKIN’<br />

Mi. THE WEDNESDAY IS BACK!<br />

21. DISCO : INDEPENDENT MUSIC<br />

BLUE FISH: GOTHIC · DARK WAVE<br />

Do. DISCO / BLUE FISH:<br />

22. HOLIDAY PARTY NIGHT<br />

DISCO : PARTYHITS<br />

Fr. BLUE FISH: BLACK MUSIC<br />

23. LIVE CLUB: WHAT<br />

CHILI POPPERS<br />

DISCO : DANCEFLOOR<br />

Sa. BLUE FISH: BLACK MUSIC<br />

<strong>24</strong>. LIVE CLUB: MELLOW<br />

NEON KARMA<br />

Do. DISCO :<br />

29. STUDI-PARTY<br />

DISCO : PARTYHITS<br />

BLUE FISH: BLACK MUSIC<br />

Fr. LIVE CLUB: HIMMELSSTÜRMER<br />

30.<br />

BEISPIEL WELT<br />

STILLDRIFT<br />

PEILOMAT<br />

Ü30-PARTY<br />

DISCO / BLUE FISH: BEST OF MUSIC<br />

LIVE CLUB: POWER PARTY<br />

PEOPLE<br />

Sa.<br />

03.<br />

Do.<br />

15.<br />

Sa.<br />

31.<br />

3 BEHEIZTE OPENAIR-<br />

RAUCHERBEREICHE !<br />

Konzertbeginn wochentags 21 h<br />

Wochenende 22 h<br />

Einlass Do., Fr. & Sa. 21 h<br />

Sonderevents 20 h<br />

Telefon 0 62 21 – 47 02 01<br />

Heidelberg – Nähe Zoo<br />

05.05. MOUSONTURM 20.00<br />

AXEL HACKE<br />

11.05. MOUSONTURM 21.00<br />

JAMIE LIDELL<br />

12.05. MOUSONTURM 20.00<br />

WIGLAF DROSTE<br />

& DAS SPARDOSEN-<br />

TERZETT<br />

13.05. MOUSONTURM 21.00<br />

SCOTT MATTHEW<br />

15.05. BROTFABRIK 21.00<br />

HAWKSLEY<br />

WORKMAN<br />

19.05. BROTFABRIK 21.00<br />

KEVIN DEVINE & THE<br />

GODDAMN BAND<br />

20.05. BROTFABRIK 20.00<br />

BILL CALLAHAN<br />

22.05. BROTFABRIK 20.00<br />

SILVER JEWS<br />

26.05. BROTFABRIK 20.00<br />

TOUMANI DIABATÉ<br />

01.06. JAHRHUNDERTHALLE<br />

20.00<br />

FEIST<br />

03.06. MOUSONTURM 21.00<br />

ISOBEL CAMPBELL<br />

& MARK LANEGAN<br />

16.05. BROTFABRIK 20.00<br />

DAVID ORLOWSKY´S<br />

KLEZMORIN<br />

30.05. BROTFABRIK 20.00<br />

SISTERS<br />

13.06. BROTFABRIK 20.00<br />

RACHEL UNTHANK<br />

& THE WINTERSET<br />

11.07. BROTFABRIK 20.00<br />

HABIB KOITE<br />

11.08. PALMENGARTEN 19.00<br />

DOBET GNAHORÉ<br />

18.08. PALMENGARTEN 19.00<br />

THE IDAN RAICHEL<br />

PROJECT<br />

25.08. PALMENGARTEN 19.00<br />

TAKSIM TRIO<br />

02.09. PALMENGARTEN 19.00<br />

BOBAN I MARKO<br />

MARKOVIC<br />

ORKESTER<br />

28.09. MOUSONTURM 21.00<br />

SOPHIE ZELMANI<br />

16.10. MOUSONTURM 21.00<br />

SVEN REGENER<br />

15. – MOUSONTURM 20.00<br />

17.12. MAX GOLDT<br />

18.12. MOUSONTURM 20.00<br />

ROCKO SCHAMONI<br />

19.12. MOUSONTURM 20.00<br />

JAN WEILER<br />

TICKETS MOUSONTURM:<br />

TEL 069.405.895-20<br />

WWW.MOUSONTURM.DE<br />

INFOS BROTFABRIK:<br />

WWW.BROTFABRIK.INFO<br />

WEITERE VERANSTALTUNGEN:<br />

WWW.MARKUSGARDIAN.DE<br />

Sa. 03.05. • Weststadthalle • Essen<br />

MONSTERS ARE BACK 2008<br />

DIRTY DEEDS ‘79 • NEWTALLICA<br />

Fr. 09.05. • Gloria • Köln<br />

So. 01.06. • Live Music Hall • Köln<br />

CHRIS CORNELL<br />

TICKET HOTLINE 01805 - 96 22 22<br />

(0,14 € /min, Mobilfunkpreise können abweichen)<br />

Mo. 12.05. • Live Music Hall • Köln<br />

MORCHEEBA WEEN<br />

Di. 13.05. • Live Music Hall • Köln<br />

Mo. 12.05. • Gloria • Köln<br />

IAN BROWN<br />

Mo. 16.06. • Weststadthalle • Essen<br />

Di. 06.05. • Live Music Hall • Köln<br />

DIGITALISM<br />

Do. 15.05. • Live Music Hall • Köln So. 18.05. • Live Music Hall • Köln<br />

MARK RONSON<br />

& THE VERSION PLAYERS<br />

Di. 20.05. • Live Music Hall • Köln<br />

DINOSAUR JR.<br />

BLACK REBEL<br />

MOTORCYCLE CLUB<br />

Mi. 09.07. • Live Music Hall • Köln<br />

DEATH CAB FOR CUTIE<br />

FLOGGING MOLLY<br />

special guest: PEPPER<br />

MOTORPSYCHO<br />

So. 25.05. • 3001 • Düsseldorf<br />

ROBYN<br />

Fr. 09.05. • E-Werk • Köln<br />

special KETTCAR<br />

Mi. 04.06. • Live Music Hall • Köln<br />

CAT POWER<br />

Mi. 25.06. • Weststadthalle • Essen<br />

XAVIER RUDD<br />

Di. 18.11. • Gloria • Köln<br />

ANNE CLARK<br />

Mi. 30.04. • Hangar 5 • Flughafen Düsseldorf<br />

DESTINATION MAY<br />

FEAT. “SY<strong>MB</strong>OL AL FORNO” & FLASHDANCE<br />

(AKA JAN DELAY) & MIXWELL<br />

Mi. 07.05. • E-Werk • Köln<br />

TARJA<br />

So. 18.05. • E-Werk • Köln<br />

plusguest:<br />

OLA PODRIDA<br />

special guest<br />

plus<br />

EINSTÜRZENDE NEUBAUTEN<br />

special guest<br />

Di. 08.07. • E-Werk • Köln<br />

JOHN BUTLER TRIO<br />

Sa. 12.07. • Freilichtbühne Loreley • St. Goarshausen<br />

special guest:<br />

G LOVE &<br />

SPECIAL SAUCE<br />

Di. 22.07. • Museumsplatz • Bonn<br />

KRIS KRISTOFFERSON<br />

Di. 12.08. • Museumsplatz • Bonn<br />

plus<br />

special guest<br />

Di. 02.09. • E-Werk • Köln<br />

STRAY CATS<br />

Mo. 08.09. • Kölnarena • Köln<br />

special<br />

guest:<br />

STAIND<br />

Do. 20.11. Philipshalle Düsseldorf • Fr. 21.11. Palladium Köln<br />

Da geht’s 127


128 Da geht’s<br />

SCHLACHTHOF WIESBADEN GARTENFELDSTR. R. 57 651 65189 651 65189 89 WIE WIESBADEN<br />

BADEN<br />

23.04. MILLENCOLIN<br />

<strong>24</strong>.04. GRAVENHURST / NERVOUS NELLIE<br />

25.04. INTERNATIONAL BRONCO CLUB<br />

29.04. FETTES BROT 2008 AUSVERKAUFT<br />

30.04. THE TEMPTATIONS<br />

FEAT. RICHARD STREET AUSVERKAUFT<br />

02.05. THE DYNAMICS<br />

04.05. STRIKE ANYWHERE<br />

05.05. HOLLY GOLIGHTLY & THE BROKEOFFS<br />

06.05. STOMPIN SOULS<br />

11.05. KETTCAR / OLA PODRIDA<br />

12.05. CHUCK RAGAN (OF HOT WATER MUSIC)<br />

13.05. SCOUT NIBLETT / BJÖRN KLEINHENZ<br />

14.05. TARJA<br />

15.05. NNEKA<br />

17.05. ESCAPADO / CAPTAIN PTAIN PLANET<br />

21.05. 2 JAHRE BASTARD RD ROCKS PLUS LI LLI LIVE: V VE: E<br />

BRATZE / BONAPARTE PARTE / JURI URI GAGARIN GA G GARI ARI ARIN<br />

22.05. THE NEW AMSTERDAMS ERDA D MS / KID ID DAKO DAKOTA AKO AKOTA TA<br />

07.06. SATURDAY LOOKS KS GOOD OD TO O ME M MME<br />

E/ E /<br />

AMANDA ROGERS RS + BAND BAN AND<br />

15.06. WILLY DEVILLE<br />

17.06. JAGUAR LOVE<br />

20.06. THE NOTWIST / VERY<br />

RY SPECIAL SPEC PEC PECIAL IAL GU GUEST GUESTS EST ESTS<br />

02.10. THE WO<strong>MB</strong>ATS S<br />

13.10. SUPERPUNK<br />

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gold soundz @ jubez<br />

So. 04.05. TIMESBOLD<br />

20:30 Uhr Glitterhouse Records-Act<br />

SWR3 und Jazzclub päsentieren<br />

Mo. 05.05. TOK TOK TOK<br />

20:30 Uhr „Reach Out And Sway Your<br />

Booty“ – Live Tour 2008<br />

Do. 08.05. MARTIN SONNEBORN<br />

20 Uhr Multimedialesung –<br />

“Ich tat es für mein Land”<br />

Mount Caldera<br />

& gold soundz @ jubez<br />

& www.kgruppe.de.vu präsentieren<br />

Fr. 09.05. CURSED<br />

& GREGOR SAMSA<br />

Supports: Planks & Mr. Willis Of Ohio<br />

20 Uhr Noise/Soundtrack/Doom<br />

Screamo-Show deluxe<br />

Mi. 14.05. EZIO<br />

20:30 Uhr Acoustic Duo – live<br />

gold soundz @ jubez<br />

Sa. <strong>24</strong>.05. AMANDA ROGERS<br />

20:30 Uhr elfengleicher<br />

& sphärischer Indie<br />

Mount Caldera<br />

& gold soundz @ jubez präsentieren<br />

So. 25.05. HORSE THE BAND<br />

Supports: Fear The Skyline & Laser<br />

Boys & Broken Wing Theory<br />

20 Uhr Der Wahnsinn hat einen<br />

Namen. Teenage Mutant<br />

Hero Pizza!<br />

Jubez und Jazzclub präsentieren:<br />

Di. 27.05. FREDRIKA STAHL<br />

20:30 Uhr „Tribute to Spring“ Tour<br />

gold soundz @ jubez<br />

Do. 29.05. GET WELL SOON<br />

20:30 Uhr Deutschlands Top-<br />

Slowpop-Miniorchester<br />

Im Rahmen der Projekttage<br />

„SKILLZ OF ROCK –<br />

Jugend und Ihre Sounds“<br />

Do. 19.06. GIRLS & MUSIC<br />

& Fr. 20.06. Workshops, Vorträge,<br />

Lesungen, Filme, Konzerte,<br />

DJanes and more<br />

Mai 2008<br />

Kvvk.+Reservierung:<br />

JUBEZ, Am Kronenpl. 1<br />

Mo-Fr, 14-18 Uhr<br />

Tel: 0721-935193<br />

Fax: 0721-9351955<br />

www.jubez.de<br />

KARLSRUHE<br />

Juni 2008


Do. 01.05.<br />

EMIL BULLS<br />

Alternative Metal<br />

Support: SILENT DECAY & GRANTIG<br />

Fr. 02.05. 19:00 Uhr<br />

SCHANDMAUL<br />

Mittelalter Rock | In der Festhalle Durlach!<br />

Support: THE SEER<br />

Do. 08.05. 19:00 Uhr<br />

HOT WATER MUSIC<br />

Punk Rock | Veranstalter: Mountcaldera<br />

Support: REKORDER & SUPPORT<br />

Fr. 16.05. 19:00 Uhr<br />

TANGENT, RITUAL &<br />

BEARDFISH<br />

Prog - Festival<br />

Do. 22.05.<br />

KATE MOSH<br />

Indie-Rock<br />

Der Rockpalast im Mai im WDR Fernsehen<br />

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Aufzeichnung der 22. Rocknacht 2008 in Köln<br />

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Aufzeichnung der 22. Rocknacht 2008 in Köln<br />

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Aufzeichnung von Rock am Ring 2007<br />

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Highlights des Crossroads-Festival-Auftritts 2007 in Bonn<br />

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Aufzeichnung des Crossroads Festiv<strong>als</strong> 2008 in Bonn�<br />

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Aufzeichnung von Rock am Ring 2007<br />

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Aufzeichnungen der Visions Parties vom März und<br />

April 2008 in Köln<br />

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Fr. 23.05.<br />

A TRIBUTE TO JOHNNY CASH:<br />

HANK CASH<br />

Deutschlands beste Johnny Cash Coverband<br />

Sa. <strong>24</strong>.05.<br />

THEY MIGHT BE<br />

STARS - FESTIVAL<br />

local heroes | Soundnugget CD-Release Party<br />

Mit: SOUNDNUGGET & THE NEW HERITAGE<br />

Mi. 28.05. 19:00 Uhr<br />

HATE ETERNAL,<br />

CEPHALIC CARNAGE,<br />

DEADBORN &<br />

SKELETONWITCH<br />

Death Metal | Veranstalter: Mountcaldera<br />

Mi. 30.07. 19:00 Uhr<br />

CONVERGE<br />

Hardcore | Veranstalter: Mountcaldera<br />

Support: INTEGRITY, COLISEUM & THE PLIGHT<br />

Einlass: 20 Uhr (falls nicht anders vermerkt)<br />

Tel. 0721/ 37 72 74 · www.substage.de<br />

E-Mail: info@substage.de<br />

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BLOOD RED SHOES<br />

28.04.08 · Köln, Gebäude 9<br />

BLACKMAIL<br />

30.04.08 · Bochum, Zeche<br />

MGMT<br />

02.05.08 · Köln, Luxor<br />

NAVEL<br />

03.05.08 · Köln, Underground<br />

HOLLY GOLIGHTLY<br />

06.05.08 · Köln, Studio 672<br />

THE HOOSIERS<br />

07.05.08 · Köln, Luxor<br />

THE MOST<br />

SERENE REPUBLIC<br />

14.05.08 · Köln, Gebäude 9<br />

VAMPIRE WEEKEND<br />

18.05.08 · Köln, Luxor<br />

PATRICE<br />

27.05.08 · Köln, Gloria<br />

31.05.08 · Essen, Weststadthalle<br />

THE DUKE SPIRIT<br />

28.05.08 · Köln, Gebäude 9<br />

ZOX<br />

<strong>24</strong>.06.08 · Köln, Die Werkstatt<br />

BEN FOLDS<br />

02.07.08 · Bochum, Zeche<br />

Do. <strong>24</strong>.04. • Luxor • Köln<br />

4LYN<br />

Da geht’s 129<br />

Di. 29.04. • Luxor • Köln<br />

special guest:<br />

BLACKMAIL DIORAMIC<br />

Do. 01.05. • Luxor • Köln<br />

YOUNG KNIVES<br />

Fr. 02.05. • Stollwerck • Köln<br />

MONSTERS ARE BACK 2008<br />

DIRTY DEEDS ‘79 • NEWTALLICA • GUNZ’N’ROSES<br />

So. 04.05. • Luxor • Köln<br />

MADRUGADA<br />

Mo. 05.05. • Luxor • Köln<br />

BELL X1<br />

Di. 06.05. • Luxor • Köln<br />

THE LONG BLONDES<br />

Do. 08.05. • Luxor • Köln<br />

BALKAN BEAT BOX<br />

Mo. 12.05. • Luxor • Köln<br />

SUMO<br />

Do. 15.05. • Luxor • Köln<br />

plus<br />

special guest<br />

ROGUE WAVE<br />

Fr. 16.05. • Luxor • Köln<br />

WIRTZ<br />

Di. 20.05. • Luxor • Köln<br />

LUCERO<br />

Do. 22.05. • Stollwerck • Köln<br />

WEDNESDAY13<br />

Fr. 23.05. • Kulturkirche • Köln<br />

YAEL NAIM<br />

So. 25.05. • Luxor • Köln<br />

HOOVERPHONIC<br />

Di. 27.05. • Kulturkirche • Köln<br />

OTTMAR LIEBERT<br />

Do. 29.05. • Luxor • Köln<br />

THE RED JUMPSUIT APPARATUS<br />

Sa. 31.05. • Stadtgarten • Köln<br />

GAVIN DeGRAW<br />

Di. 03.06. • Luxor • Köln<br />

special guest:<br />

HAYLEY SALES<br />

BOB MOULD<br />

Fr. 06.06. • MTC • Köln<br />

FIGHTING WITH WIRE<br />

Mo. 09.06. • Kulturkirche • Köln<br />

DUFFY<br />

Di. 10.06. • Gebäude 9 • Köln<br />

TAPES ‘N’ TAPES<br />

Mi. 18.06. • Luxor • Köln<br />

JAGUAR LOVE<br />

Do. 19.06. • Zeche • Bochum<br />

plus<br />

special guest<br />

ROSE TATTOO<br />

TICKET HOTLINE 01805 - 96 22 22<br />

(0,14 € /min, Mobilfunkpreise können abweichen)


130 All the next<br />

All The Next No. 1<strong>61</strong> ≥ 26.05.08<br />

SCARLETT JOHANSSON, HADOUKEN!,<br />

SANTOGOLD, THE TING TINGS, BOOKA<br />

SHADE, MARTHA WAINWRIGHT, THE<br />

FRATELLIS, THE FUTUREHEADS

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