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Ausgabe 7– Dezember 2009<br />
Spezial<br />
Europäischer<br />
Filmpreis<br />
Schwerpunkt<br />
Licht im Film<br />
Der Brancheninformationsdienst der <strong>Filmstiftung</strong> NRW<br />
Setbericht<br />
Die kommenden<br />
Tage Dreharbeiten<br />
1
Interview Sir Ben Kingsley<br />
Appetit auf europäische Filme<br />
Sir Ben Kingsley, hat<br />
der europäische Film an<br />
Bedeutung gewonnen?<br />
Ja, ich glaube, er ist populärer<br />
geworden. Es gibt in der Welt einen<br />
großen Appetit auf narrative Filme<br />
mit starken Charakteren, wie wir sie<br />
in Europa machen. Wir sind tolle<br />
Geschichtenerzähler, darin sind wir<br />
führend in der Welt. Das zeigen<br />
auch die in diesem Jahr nominierten<br />
Filme: Sie sind ganz herausragend.<br />
Warum erzielt Hollywood<br />
trotzdem die größere<br />
Aufmerksamkeit?<br />
Die Filme sind gut, und sie vermarkten<br />
sie gut. Wir müssen einfach<br />
so gut werden wie sie. Es gibt vieles<br />
zu lernen von dem, was Hollywood<br />
macht. Ich stehe mit meinen<br />
Glauben Sie, dass die<br />
Aufmerksamkeit gegenüber<br />
dem Europäischen<br />
Filmpreis in den letzten<br />
Jahren gestiegen ist?<br />
Sie hat sogar deutlich zugenommen.<br />
Und trotzdem braucht es<br />
Zeit, bis das europäische Kino da ist,<br />
wo es hingehört. Das europäische<br />
Kino ist mit seiner kulturellen Vielfalt<br />
ein kompliziertes Gebilde. Bei<br />
der Verleihung des Europäischen<br />
Filmpreises zum Beispiel kommen<br />
Filmschaffende zusammen, die viele<br />
Sprachen sprechen und aus den<br />
unterschiedlichsten kulturellen Hintergründen<br />
stammen. Ihre<br />
Filme erzählen<br />
Geschichten<br />
aus den entferntestenWinkeln<br />
des Konti-<br />
Marion Döring,<br />
Foto: EFA<br />
nents. Die<br />
Schauspieler<br />
sind in ihren<br />
Ländern Stars,<br />
aber man kennt sie nicht unbedingt<br />
überall. Soviel Vielfalt unter einen<br />
Hut zu bringen, ist – im Vergleich<br />
zum amerikanischen Kino – extrem<br />
schwierig. Europa braucht da einfach<br />
länger.<br />
Soll der Europäische<br />
Filmpreis so populär<br />
werden wie der Oscar?<br />
Das wäre ein unrealistisches<br />
Ziel. Die Oscars repräsentieren ein<br />
Kino, das vor allem von den Majors<br />
getragen wird, in dem viel mehr<br />
2<br />
Beinen in beiden Lagern und genieße<br />
es. Ich produziere nun auch<br />
selbst Filme und bin interessiert an<br />
Koproduktionen zwischen USA und<br />
Europa. Das ist sehr belebend und<br />
ermutigend.<br />
Ben Kingsley,<br />
Gründungsmitglied<br />
der EFA ,<br />
Foto: Lolo Vasco<br />
Ist es denn<br />
leichter geworden,europäischeKoproduktionen<br />
zu realisieren?<br />
Ja, ich glaube,<br />
dass alte Eifersüchteleien<br />
und Rivalitäten<br />
keine Rolle mehr<br />
spielen und es dadurch leichter wird<br />
für die Länder des neuen Europa zu<br />
kooperieren und tolle Geschichten<br />
zu erzählen.<br />
Interview Marion Döring, Geschäftsführerin<br />
der European Film Academy (EFA)<br />
Wir gehören zusammen<br />
Geld und für das europäische Kino<br />
unerreichbare Werbebudgets stekken.<br />
Wir werden zwar oft mit den<br />
Oscars verglichen, aber so wie die<br />
Oscar-Verleihung wird unsere Zeremonie<br />
nie sein, das kann sie auch<br />
nicht. Das ist ein anderes Universum.<br />
Was bedeutet es für<br />
Sie, den Filmpreis in Bochum<br />
im Rahmen von<br />
RUHR.2010 zu vergeben?<br />
Für uns ist RUHR.2010 ein toller<br />
Anlass. Zum einen, weil wir selbst<br />
aus einen Kulturhauptstadtprojekt<br />
geboren wurden. Zum anderen,<br />
weil das Ruhrgebiet ein Ort ist, der<br />
stark vom Aufbruch, vom Wandel<br />
geprägt ist. Man spürt, dass es eine<br />
starke, kulturelle Zukunft haben<br />
und sich vielen neuen Herausforderungen<br />
stellen wird – genau so wie<br />
wir auch. Das Ruhrgebiet besteht ja<br />
wie das europäische Kino aus vielen<br />
unterschiedlichen Identitäten.<br />
Und so etwas zusammenzufügen,<br />
das tun wir auf europäischer Ebene<br />
auch. Ich glaube, das passt einfach<br />
gut zusammen!<br />
Haben Sie den Eindruck,<br />
dass auch das<br />
Filmland NRW in den letzten<br />
Jahren an Bedeutung<br />
gewonnen hat?<br />
Ja, man hört von vielen Europäern,<br />
dass sie in NRW produzieren,<br />
mit Unterstützung der <strong>Filmstiftung</strong>.<br />
Da ist viel in Bewegung. „N-R-double-U“,<br />
da weiß jeder, was gemeint<br />
ist.<br />
Die Verleihung der 22. Europäischen Filmpreise durch die European Film Aca-<br />
demy am 12. Dezember in der Bochumer Jahrhunderthalle bildete<br />
den Abschluss einer ereignisreichen Woche, in der die nominierten Filme<br />
gezeigt wurden, junge Filmemacher bei der EFA Master Class Ruhr<br />
in Unna ihre Idole trafen (siehe Seite 26) und Ken Loach in der<br />
Michael Haneke: drei Preise für<br />
„Das weiße Band“.<br />
ank Arte, CNC und der <strong>Filmstiftung</strong> NRW gelingt es<br />
Dmir, meine Filme zu machen. Ich habe es Ihnen zu verdanken,<br />
dass ich in den letzten 15 Jahren meine Kinder<br />
ernähren konnte“, erklärte Ken Loach vor mehr <strong>als</strong> sieben<br />
Jahren während eines Symposiums zur Lage des europäischen<br />
Films, zu dem u.a. auch die <strong>Filmstiftung</strong> NRW europäische<br />
Filmemacher nach Paris geladen hatte.<br />
Viel Zeit ist vergangen. Loachs damalige Forderung nach<br />
Essener Lichtburg mit einer Gala geehrt wurde.<br />
Isabelle Huppert schwärmte vom Kino<br />
<strong>als</strong> Sprache Europas.<br />
Ken Loach in der Lichtburg<br />
Gala für einen Kämpfer im Kollektiv<br />
newsletter 7/2009 – Europäischer Filmpreis<br />
Andrzej Wajda freute sich<br />
über den Fipresci-Preis.<br />
Leinwänden, auf denen die Vielfalt des Kinos zu entdecken<br />
sei, hat jedoch auch in den zurückliegenden Jahren nichts<br />
an Aktualität verloren. Auch auf der Gala, die die EFA am Vorabend<br />
der Verleihung des Europäischen Filmpreises für ihren<br />
Ehrenpreisträger in der Essener Lichtburg veranstaltete,<br />
erwies sich der britische Regisseur <strong>als</strong> Mann mit Haltung, der<br />
nicht müde wird, Missstände auf der Welt anzuprangern.<br />
Immer wieder stehen Protagonisten der Arbeiterklas-
se im Zentrum von Ken Loachs sozialen Dramen<br />
wie etwa „It’s a free world“, „Sweet Sixteen“,<br />
„Just a kiss“ – oder in seinem neuen Werk „Looking<br />
for Eric“, der bei der Ehrengala vor 1.200<br />
Gästen gezeigt wurde. Auch das Ruhrgebiet sei<br />
ein Gebiet voller hart arbeitender Menschen, sagte<br />
NRW-Medienminister Andreas Krautscheid bei<br />
seiner Begrüßungsrede, und deshalb „das perfekte<br />
Setting, um Ken Loach und seine Arbeit zu<br />
feiern“. Die Gala für den britischen Regisseur war<br />
der Abschluss der Europäischen Filmwoche, bei<br />
1.400 Gäste<br />
verfolgten die<br />
Verleihung in der<br />
Jahrhunderthalle.<br />
Fotos: RUHR.2010 /<br />
EFA / Jens Braune<br />
del Angel<br />
Ein bewegender<br />
Moment:<br />
Ken Loach mit<br />
seinem Laudator<br />
Eric Cantona.<br />
Ken Loach und Roland<br />
Emmerich auf<br />
dem roten Teppich.<br />
Die Jahrhunderthalle in Bochum.<br />
der im Ruhrgebiet und in Köln Debütfilme, Kurzfilme<br />
und Spielfilme gezeigt wurden, die für den<br />
22. Europäischen Filmpreis nominiert waren.<br />
Michael Schmid-Ospach, Geschäftsführer der<br />
<strong>Filmstiftung</strong> NRW, erinnerte sich in seiner Begrüßung<br />
an „Carla’s Song“, einen von insgesamt<br />
sechs Filmen, die mit Unterstützung der <strong>Filmstiftung</strong><br />
entstanden. Das Nicaragua-Drama wurde<br />
in Venedig bei einem Special Screening gezeigt.<br />
„Es war ein starker Film und ein wunderbarer<br />
Abend. Wir kamen aus dem Kino und hatten das<br />
Verleihung des Europäischen Filmpreises<br />
Kino ist die Sprache Europas<br />
on Franzosen besetzt, von Briten bombardiert,<br />
Vvon Polen wiederaufgebaut.“ Moderatorin<br />
Anke Engelke genügte ein Satz, um das Ruhrgebiet<br />
europäisch zu verorten. Preisverleihungen<br />
kurzweilig zu inszenieren ist schwierig. Dass es<br />
bei der Verleihung der 22. Europäischen Filmpreise<br />
in der Bochumer Jahrhunderthalle gelang, ist<br />
ein Verdienst der Moderatorin, die mit frechen<br />
Sprüchen und Einspielern durch einen Abend<br />
führte, der vor allem einen Sieger kannte: Michael<br />
Haneke. In dem in rot-schwarz dekorierten Industrietempel<br />
erhielt er von den Mitgliedern der<br />
European Film Academy drei Preise für seinen Film<br />
„Das weiße Band“: bester Film, beste Regie und<br />
bestes Buch. „Ich habe schon viele Preise gewonnen,<br />
aber noch nie für ein Drehbuch. Ich nehme<br />
ihn stellvertretend für alle Autoren, die immer ein<br />
wenig unterdrückt werden“, bedankte sich Haneke,<br />
dessen Film „Caché“ 2005 sogar fünf Europäische<br />
Filmpreise gewonnen hatte.<br />
Die <strong>Filmstiftung</strong> NRW konnte sich an diesem<br />
Abend über zwei Preise für geförderte Filme freuen.<br />
Nach dem Oscar wurde Kate Winslet für ihre<br />
Rolle in „Der Vorleser“ auch <strong>als</strong> beste Darstellerin<br />
in Europa ausgezeichnet. Den Preis nahm Regisseur<br />
Stephen Daldry für sie entgegen, der ihren<br />
Dank an den Romanautor Bernhard Schlink und<br />
den deutschen Cast, allen voran David Kross, ausrichtete.<br />
Auch Kameramann Anthony Dod Mantle, der<br />
den Preis für seine Bilder zu „Antichrist“ und „Slumdog<br />
Millionär“ gewann, hatte es nicht nach Bochum<br />
geschafft, schickte aber von einer Asien-Reise<br />
mit seinem Sohn eine amüsante Videobotschaft<br />
ins Ruhrgebiet.<br />
Die berührendsten Momente der Verleihung<br />
gehörten den Altmeistern, wie etwa Andrzej<br />
Wajda, der für seinen Film „Tatarak“ den Prix Fipresci<br />
erhielt. „Das ist mein erster Preis, den ich von<br />
22. Europäischer Filmpreis: die Gewinner<br />
Europäischer Film<br />
„Das weiße Band“<br />
von Michael Haneke<br />
Europäischer<br />
Regisseur<br />
Michael Haneke<br />
für „Das weiße<br />
Band“<br />
Europäischer<br />
Schauspieler<br />
Tahar Rahim in<br />
„Un Prophete“<br />
Europäische<br />
Schauspielerin<br />
Kate Winslet in<br />
„Der Vorleser“<br />
Europäisches<br />
Drehbuch<br />
Michael Haneke<br />
für „Das weiße<br />
Band“<br />
Carlo Di Palma<br />
Europäischer<br />
Kamerapreis 2009<br />
Anthony Dod<br />
Mantle für<br />
„Antichrist“ &<br />
„Slumdog Millionär“<br />
European Film<br />
Academy Prix<br />
d’Excellence<br />
Brigitte Taillandier,<br />
Francis<br />
Wargnier, Jean-<br />
Paul Hurier &<br />
Marc Doisne<br />
für Sound Design,<br />
„Un Prophete“<br />
warme und gute Gefühl, auf der richtigen Seite<br />
des Lebens zu stehen.“<br />
Von „Kulturzeit“-Moderatorin Tina Mendelsohn<br />
auf seine Bescheidenheit angesprochen, bemerkte<br />
der 73-jährige Loach: Ein Film sei nicht<br />
wie ein Buch das Werk eines Einzelnen, sondern<br />
eine „Kollaboration“, eine Zusammenarbeit. „Es<br />
wäre nicht gerecht, das ganze Lob allein einzustecken.“<br />
Er glaube zwar nicht an Gott, aber an<br />
die Gemeinschaft der Menschen. Leider hätte das<br />
Zusammengehörigkeitsgefühl durch die Politik<br />
Europäische<br />
Filmmusik<br />
Alberto Iglesias<br />
für „Zerrissene<br />
Umarmungen“<br />
Europäische Entdeckung<br />
„Katalin Varga“<br />
von Peter Strickland<br />
European Film<br />
Academy<br />
Animationsfilm<br />
„Mia et le Migou“<br />
von Jacques-Rémy<br />
Girerd & Nora Twomey<br />
European Film<br />
Academy Kurzfilm<br />
„Poste Restante“<br />
von Marcel Lozinski<br />
Kritikern bekomme“, sagte der polnische Regisseur<br />
und betonte: „In Europa kann ich keine Filme<br />
ohne Freunde machen.“ Davon saßen im Publikum<br />
eine ganze Reihe, denn auch <strong>Filmstiftung</strong>sgeschäftsführer<br />
Michael Schmid-Ospach hatte zum<br />
Auftakt der Verleihung unterstrichen: „Ich sehe viele<br />
Freunde hier. Viele davon waren schon in NRW<br />
und haben hier gedreht.“<br />
Zu diesen langjährigen Freunden zählt auch<br />
Ken Loach, der in Bochum für sein Lebenswerk geehrt<br />
wurde (siehe auch Editorial Seite 5). Die Laudatio<br />
hielt Ex-Fußballprofi Eric Cantona, der in seinem<br />
zweiten Leben <strong>als</strong> Schauspieler in Loachs neuem<br />
Film „Looking for Eric“ die Hauptrolle spielt.<br />
Loach erhielt in der umgewidmeten Gaskraftzentrale<br />
des ehemaligen Stahlwerks ebenso Standing<br />
Ovations der rund 1.400 Gäste wie auch Isabelle<br />
Huppert („Cinema could be an european language“),<br />
die die Auszeichnung für ihren europäischen<br />
Beitrag zum Weltkino erhielt.<br />
Der europäische Filmjahrgang 2009 war ein<br />
Cannes-Jahrgang. Die meisten der nominierten Filme,<br />
wie „Antichrist“, „Das weiße Band“, „Fish<br />
Tank“ oder „Un Prophete“ feierten ihre Premiere<br />
an der Croisette. Die Ausschnitte, die während der<br />
Verleihung von Jacques Audiards „Un Prophete“<br />
zu sehen waren, machten neugierig auf mehr. Im<br />
März soll der Film in die deutschen Kinos kommen.<br />
Bleibt zu hoffen, dass auch ein nominierter Beitrag<br />
wie Andrea Arnolds „Fish Tank“ bald einen Starttermin<br />
in Deutschland erhält.<br />
Der 22. Europäische Filmpreis wurde von der<br />
European Film Academy und EFA Productions<br />
präsentiert und unterstützt durch die Kulturhauptstadt<br />
Europas RUHR.2010 „Essen für das Ruhrgebiet“,<br />
den Ministerpräsidenten des Landes<br />
<strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong>, den Minister für Bundesangelegenheiten,<br />
Europa und Medien des Landes<br />
<strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong> und die <strong>Filmstiftung</strong> <strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong>.<br />
European Film<br />
Academy Preis für<br />
ein Lebenswerk<br />
Ken Loach<br />
Europäischer<br />
Beitrag<br />
zum Weltkino<br />
Isabelle Huppert<br />
European Film<br />
Academy<br />
<strong>Dokument</strong>arfilm<br />
2009 – Prix ARTE<br />
„Das Summen<br />
der Insekten –<br />
Bericht einer<br />
Mumie“<br />
von Peter Liechti<br />
Europäischer Koproduktionspreis<br />
– Prix EURIMAGES<br />
Diana Elbaum und<br />
Jani Thiltges<br />
European Film<br />
Academy Preis<br />
der Kritik 2009 –<br />
Prix FIPRESCI<br />
Andrzej Wajda<br />
für „Tatarak“<br />
Publikumspreis<br />
2009 für den<br />
besten<br />
europäischen Film<br />
„Slumdog<br />
Millionär“<br />
von Danny Boyle<br />
des 20. Jahrhunderts stark gelitten. „Ich bin in<br />
den 40er und 50er Jahren aufgewachsen. Dam<strong>als</strong><br />
waren Bildungs- und Gesundheitssystem<br />
noch Dinge, die zusammen gemeistert wurden.“<br />
In den frühen 80er Jahren hätte sich das Bewusstsein<br />
dann gewandelt hin zum Individualismus.<br />
„Dein Nachbar war auf einmal dein Konkurrent.“<br />
Diese Veränderung sei eine Katastrophe für die<br />
Gesellschaft gewesen. Loach: „Was geblieben ist,<br />
ist Zynismus.“ Aber für ihn auch die Hoffnung auf<br />
eine bessere Welt.<br />
Europäischer Filmpreis – newsletter 7/2009 3
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Schwerpunkt: Licht im Film<br />
Die Ruhr<br />
leuchtet<br />
:5 daheim gegen die Bayern verloren und<br />
1 trotzdem hat Bochum am 12. Dezember<br />
gepunktet ... und das sogar auf Champions<br />
League-Niveau. Die Verleihung der Europäischen<br />
Filmpreise in der Bochumer Jahrhunderthalle<br />
ließ nicht nur die Sieger strahlen, sondern<br />
das ganze Ruhrgebiet und war so der perfekte<br />
Prolog für das Kulturhauptstadtjahr der<br />
RUHR.2010.<br />
Dabei war es wenig überraschend für das<br />
fußballverrückte Revier, dass ausgerechnet ein<br />
exzentrischer Ex-Kicker den Hanekes, Boyles,<br />
Daldrys und Wajdas beinahe<br />
die Show stahl. Überraschungsgast,<br />
Fußball-<br />
Gott und Filmschauspieler<br />
Eric Cantona fühlte sich unter<br />
den Filmemachern<br />
sichtlich wohl und hielt die<br />
Laudatio auf Ken Loach,<br />
der schon am Vortag mit einer<br />
Gala in der Essener<br />
Lichtburg geehrt und von<br />
der European Film Academy<br />
in Bochum für sein Lebenswerk<br />
ausgezeichnet<br />
wurde. „Fünf Jahrzehnte<br />
hat er nicht aufgehört, er<br />
selbst zu sein“, lobte der<br />
Franzose Cantona, und Loach blieb sich auch<br />
an diesem Abend treu. Als einer der wenigen<br />
Preisträger nutzte er die kostbare Redezeit für<br />
mehr, <strong>als</strong> nur für einen Dank an seine Crew. Loach<br />
erinnerte daran, dass auf dieser Welt viele<br />
Filmemacher unter Zensur leiden und nicht<br />
die Filme drehen können, die sie wollen. Und<br />
er wiederholte seine Mahnung, dass die meisten<br />
der Filme, die an diesem Abend geehrt<br />
wurden, in vielen Regionen Europas nie auf einer<br />
Leinwand zu sehen sein werden. Loach forderte<br />
die europäische Politik auf, den Film nach<br />
amerikanischem Vorbild stärker zu unterstützen.<br />
Eine Forderung, der sich auch der dreifache Filmpreis-Gewinner<br />
Michael Haneke in Bochum anschloss:<br />
„Der Markt ist amerikanisch geprägt.<br />
Deswegen muss der europäische Film mehr geschützt<br />
werden.“<br />
Es war ein großer Abend in Bochum und<br />
ein früher Höhepunkt der RUHR.2010. Nicht im<br />
Sinne einer Ejaculatio Praecox, sondern <strong>als</strong> Auftakt<br />
einer langen Reihe multipler Kulturorgas-<br />
men, die das Ruhrgebiet 2010 erbeben lassen<br />
werden .<br />
Aber es gibt auch ein Leben nach dem Europäischen<br />
Filmpreis, und in diesem Leben beschäftigen<br />
wir uns im Schwerpunkt des aktuellen<br />
Newsletter mit dem Thema Licht im Film.<br />
Über hell und dunkel sprachen wir dafür mit<br />
dem Kölner Oberbeleuchter Jochen Kratzheller<br />
und „Lebanon“-Regisseur Samuel Maoz, der<br />
froh war, einmal über die technischen Aspekte<br />
seines Films und nicht nur über die biografischen<br />
Hintergründe reden zu können. Fach-<br />
Titel: Jeroen Krabbé in „Albert Schweitzer“,<br />
(Kinostart: 24.12.) Foto: NFP<br />
buchautor Achim Dunker erklärt uns, wie Kameraleute<br />
und Beleuchter auf die Lichtmeister<br />
der klassischen Malerei zurückgreifen, und in einem<br />
Überblick zeigen wir Ihnen, wo es in NRW<br />
am hellsten ist, nämlich genau dort, wo die<br />
Lichtfirmen ihren Sitz haben.<br />
Darüber hinaus bietet das Heft wieder die<br />
bewährten Informationen aus der und über die<br />
Branche in NRW mit Meldungen und aktuellen<br />
Dreharbeiten. Wir blicken bildreich zurück auf<br />
die Verleihung der Jahresfilmprogramm-Prämien<br />
in Köln und waren zu Gast am Set von Lars<br />
Kraumes neuem Film „Die kommenden Tage“,<br />
der u.a. in Köln gedreht wurde.<br />
Viel Vergnügen beim Lesen sowie ein frohes<br />
Fest und ein gesundes, erfolgreiches 2010<br />
wünscht im Namen der gesamten Redaktion<br />
Rüdiger Bertram<br />
Chefredakteur<br />
Inhalt<br />
2 Der Europäische Filmpreis 2009<br />
6 Meldungen<br />
Branche, Aus- und Weiterbildung, Festiv<strong>als</strong>, Preise, Kinos<br />
11 Kinos mit Mehrwert<br />
Die Jahresfilmprogramm-Prämien der <strong>Filmstiftung</strong> NRW<br />
14 „gestern, heute, morgen“<br />
Die Kolumne von Heiko R. Blum<br />
16 MEDIA<br />
16 Ein Hauch von „Blade Runner“<br />
Am Set von Lars Kraumes „Die kommenden Tage“<br />
Schwerpunkt: Licht im Film<br />
18 Drei Lichtquellen reichen<br />
Interview Samuel Maoz<br />
18 50 Prozent Handwerk,<br />
50 Prozent Diplomatie<br />
Interview Jochen Kratzheller<br />
20 Auf den Spuren da Vincis<br />
Achim Dunker über das Licht in Malerei und Film<br />
21 Die Farbe des Bösen<br />
Die Lichtgestaltung in „Tannöd“<br />
22 Leuchttürme des Filmlichts<br />
Lichtfirmen in <strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong><br />
22 Aus Licht geboren<br />
Wie Lichtfirmen dem Medienland NRW Starthilfe gaben<br />
23 Ein spezielles Verhältnis<br />
Oberbeleuchter und Kameraleute<br />
24 Auf dem Sprung<br />
Die Seite für und über den Filmnachwuchs<br />
26 Auf dem Dach des Ruhrgebiets<br />
Die EFA Master Class Ruhr<br />
26 Dreharbeiten in NRW<br />
28 Mit besten Empfehlungen<br />
Kinostarts: „Albert Schweitzer“, „Süt“, „Die Vorstadtkrokodile 2“<br />
13 Impressum<br />
Schwerpunkt Februar<br />
Das Kinojahr 2010<br />
Editorial – newsletter@filmstiftung.de<br />
Der nächste Newsletter erscheint kurz vor der<br />
Berlinale und stellt im Schwerpunkt die wichtigsten<br />
Filme vor, die 2009 in NRW entstanden<br />
und 2010 in den Kinos starten. Ab dem<br />
5. Februar ist das neue Heft online unter<br />
www.filmstiftung.de zu finden.<br />
5
Senator in Köln<br />
Die Berliner Senator Entertainment AG<br />
gründet am 1. Januar die Senator Köln Film<br />
Produktion GmbH. Neben der Entwicklung<br />
und Produktion deutscher Spielfilme will sich das<br />
Unternehmen in der Domstadt auf internationale,<br />
speziell englischsprachige Eigen-<br />
und Koproduktionen konzentrieren.<br />
Wie es in Berlin hieß,<br />
wolle man sich in Köln langfristig<br />
und eng mit lokalen Partnern und<br />
Dienstleistern vernetzen, „um das<br />
große Potenzial des Produktionsstandortes<br />
NRW ideal zu nutzen“.<br />
Insbesondere mit der MMC<br />
Magic Media Company stre-<br />
Helge Sasse, Foto:<br />
Senator Film Verleih be man eine kontinuierliche Partnerschaft<br />
bei der Herstellung von<br />
internationalen Spielfilmen in ihren Studios an.<br />
Die Kölner Niederlassung wird von Senator-Vorstand<br />
Helge Sasse und Ulf Israel geführt. Bevor<br />
Sasse nach Berlin wechselte, war er fast zwei<br />
Jahrzehnte Medienanwalt in Köln, Mitgründer<br />
von Viva TV und Viva-Aufsichtsrat. In Köln hatte<br />
auch Sasses HSW GmbH, die 2005 zunächst<br />
50,09 Prozent des Grundkapit<strong>als</strong> und 2007 weitere<br />
Anteile der Senator Entertainment AG erwarb,<br />
ursprünglich ihren Sitz. Israel, der zum 1.<br />
Januar zu Senator wechselt, leitete in den vergangenen<br />
fünf Jahren die Dortmunder 3L Filmproduktion.<br />
Senator; Tel. (030) 88091-700;<br />
info@senator.de<br />
Das Goodlands-Team Frank Döhmann,<br />
Anja Uhland und Jürgen Vogel mit Michael<br />
Schmid-Ospach (v.l.), Foto: <strong>Filmstiftung</strong> NRW<br />
Köln: Badlands<br />
wird zu Goodlands<br />
Die Berliner Badlands Film hat sich zum 1.<br />
September in eine GmbH umstrukturiert und<br />
gleichzeitig eine neue Tochtergesellschaft gegründet.<br />
Die Goodlands Film GmbH tritt<br />
an die Stelle des vormaligen Kölner Badlands-<br />
Büros (Firmenanschrift: Walter-Gropius-Straße<br />
10, 50126 Bergheim; Büro-Adresse: Neven-Du-<br />
Mont-Straße 14, 50667 Köln). Zugleich wurde<br />
der Gesellschafterkreis erweitert. Bei Badlands<br />
wie bei Goodlands ist nun neben Matthias<br />
Glasner, Lars Kraume und Jürgen Vogel<br />
auch „Der freie Wille“-Produzent Frank Döhmann<br />
mit im Boot, der zugleich auch die Geschäfte<br />
in Köln führt. Produzentin Anja Uhland<br />
soll in der Domstadt wie bisher für den<br />
kreativen Input sorgen und bringt mit „Soundtrack“<br />
ein eigenes Projekt ein. Weitere Vorhaben:<br />
Vogel arbeitet an seinem Regiedebüt<br />
„Denn wir sind anders“, Kraume, dessen Kinofilm<br />
„Die kommenden Tage“ in der Postproduktion<br />
ist, bereitet bereits seinen neuen Film<br />
„Schwestern“ vor, und Glasner will 2011 den<br />
SF/Horror-Streifen „Some Dead Bodies“ mit Vogel<br />
und einem internationalen Cast in NRW in<br />
Szene setzen.<br />
Goodlands, Tel. (0221) 27096945;<br />
uhland@badlands-film.de<br />
6<br />
<strong>Filmstiftung</strong> NRW zieht Bilanz<br />
Förderung am Limit<br />
„2009 ist eines unserer erfolgreichsten Jahre gewesen“,<br />
bilanzierte Michael Schmid-<br />
Ospach, Geschäftsführer der <strong>Filmstiftung</strong><br />
NRW, das vergangene Filmjahr bei der Jahrespressekonferenz<br />
am 8. Dezember in Düsseldorf.<br />
„Wir haben die Balance zwischen Kultur und<br />
Markt halten können.“<br />
Zu den größten Erfolgen der Düsseldorfer<br />
Filmförderung 2009 gehören die 13 Millionen<br />
Kinobesucher, die sich für geförderte Produktionen<br />
der <strong>Filmstiftung</strong> NRW eine Kinokarte gekauft<br />
haben. Das ist der beste Wert seit 2003,<br />
der u.a. Filmen wie „Die Päpstin“, „Der Vorleser“<br />
oder „Wüstenblume“ zu verdanken ist. Hinzu<br />
kam ein Oscar für Kate Winslet in „Der Vorleser“,<br />
hohe Auszeichnungen auf der Berlinale<br />
(„Gigante“), in Cannes („Antichrist“) und Venedig<br />
(„Lebanon“ / „Women without Men“) sowie<br />
eine erneute Steigerung der Drehtage in<br />
NRW auf 1321 – darunter 353 Drehtage, an denen<br />
Abschlussfilme von NRW-Filmstudenten in<br />
Szene gesetzt wurden.<br />
Insgesamt wurden 2009<br />
136 Filme mit rund 30 Millionen<br />
Euro gefördert, die in der<br />
Produktion einen NRW-Effekt<br />
von 228 Prozent erzielte<br />
(2008: 192 Prozent). „Damit<br />
aber stoßen wir an unsere<br />
Grenzen“, mahnte Schmid-<br />
Ospach mit Blick auf die<br />
Großproduktionen, die über<br />
den DFFF, über Produktionsfirmen<br />
wie etwa UFA-Cinema<br />
oder auch aus Los<br />
Angeles nach NRW kämen.<br />
18 Jahre <strong>Filmstiftung</strong><br />
Alles auf Anfang<br />
Der Kölner Filmkritiker Daniel Kothenschulte<br />
hat zum 18. Geburtstag der <strong>Filmstiftung</strong><br />
NRW eine Filmreihe mit zehn geförderten Produktionen<br />
kuratiert, die ab Januar im Kölner<br />
Filmforum NRW zu sehen sein wird. Die Reihe<br />
„Alles auf Anfang“ ist ein persönlicher Rückblick<br />
auf das regionale Filmschaffen, an dessen Anfänge<br />
sich Kothenschulte noch gut erinnern<br />
kann: „Junge Regisseure wie der Wuppertaler<br />
Tom Tykwer wurden schlagartig berühmt, heute<br />
wäre das bedeutend schwieriger. Plötzlich war<br />
es aber auch möglich, internationalen Meistern<br />
bei der Arbeit zuzuschauen. Wie viele andere<br />
meldete ich mich <strong>als</strong> Statist bei Peter Greenaway<br />
und stapfte für eine Tagesgage von 30 DM<br />
mit blauem Gesicht durch die Eröffnungsszene<br />
von ‘Das Baby von Macon’. Das eindrucksvoll-<br />
Allein für die erste Fördersitzung in 2010 seien<br />
drei große Filme aus Hollywood avisiert. So erfreulich<br />
diese Entwicklung sei, müsse man darauf<br />
achten, so Schmid-Ospach, dass „trotz der<br />
Großprojekte noch genügend Geld für kleinere<br />
Produktionen aus NRW übrig bleibt.“<br />
Da tut es gut, dass 2010 zwei Gesellschafter<br />
der <strong>Filmstiftung</strong> ihre Beteiligungen aufstokken.<br />
Das ZDF wird im nächsten Jahr 250.000<br />
Euro mehr, das Land NRW sogar 500.000<br />
Euro zusätzlich in den Fördertopf einzahlen. Das<br />
Landesgeld sei vorranig für die Unterstützung<br />
der kleineren und mittleren Kinobetreiber bei der<br />
Digitalisierung ihrer Leinwände vorgesehen, erklärte<br />
Schmid-Ospach. Am Procedere werde<br />
derzeit gearbeitet, aber klar müsse auch sein,<br />
dass „die Umrüstung nicht ausschließlich über<br />
die öffentliche Hand geleistet werden kann.“<br />
Hier seien alle Beteiligten in der Pflicht.<br />
Alle Zahlen, Fakten und Daten zum Filmjahr<br />
2009 unter www.filmstiftung.de.<br />
Bilanz-Pressekonferenz der <strong>Filmstiftung</strong><br />
im Malkasten Düsseldorf, Foto: <strong>Filmstiftung</strong><br />
ste war dabei der dam<strong>als</strong> 73-jährige Bildgestalter<br />
Sasha Vierny, der durch keinen Sucher mehr<br />
zu schauen brauchte, um ein Bild zu komponieren.“<br />
Im Anschluss an die Vorführungen, der<br />
jeweils eine Einführung in den Film durch Kothenschulte<br />
vorausgeht, ist eine Diskussion<br />
zwischen Mitwirkenden und dem Publikum<br />
geplant. Den Auftakt der Reihe macht am<br />
21. Januar „Zarte Parasiten“, über den Kothenschulte<br />
sagt: „Selten kommt es vor, dass<br />
ein scheinbar leichter Film eine solche Nachhaltigkeit<br />
entwickelt.“ Als weitere Filme sind<br />
u.a. „Der Croupier“, „Nico – Icon“ und „Mein<br />
Freund aus Faro“ geplant.<br />
Alle weiteren Filme und Termine jeweils<br />
zeitnah unter www.filmstiftung.de.<br />
Sylvester Groth und Corinna Kirchhoff<br />
in „Zarte Parasiten“, Foto: Rheinfilm<br />
newsletter 7/2009 – Meldungen<br />
Arri: Full Service<br />
jetzt auch in Köln<br />
Die Münchner Arri Film & TV Services<br />
GmbH hat im November eine Niederlassung in<br />
Köln eröffnet. Sie soll „der wachsenden Bedeutung<br />
des Kölner Raums für die Medienwirtschaft<br />
Rechnung tragen“, so Arri-Vorstand Franz<br />
Kraus. Zusammen mit der in Köln seit 2001<br />
ansässigen Arri Rental und im Verbund mit<br />
den Schwesterfirmen in München und Berlin<br />
kann Niederlassungsleiter Markus Klaff ein<br />
Gesamtpaket für Projekte jeder Größenordnung<br />
anbieten – vom Werbespot über den Fernsehfilm<br />
bis zur internationalen Koproduktion.<br />
Der Full-Service reicht von der Formatberatung<br />
im Vorfeld über die Erarbeitung des Postproduction-Workflows<br />
und die Bereitstellung<br />
des Filmequipments bis hin zur Lichtbestimmung<br />
in einer 60 qm großen Gradingsuite mit<br />
einer 20 qm großen Leinwand. Die Adresse:<br />
Heinrich-Pesch-Straße 7 in 50739 Köln.<br />
Arri Film & TV Services,<br />
Tel. (0221) 57165120;<br />
mklaff@arri.de<br />
Neu: Script<br />
Consulting in Köln<br />
Nach Abschluss ihrer Ausbildung bei der renommierten<br />
amerikanischen Script Consultant Linda<br />
Seger bietet Maren Elbrechtz, die lange<br />
Jahre bei der MMC <strong>als</strong> Producerin gearbeitet<br />
hat, nun von Köln aus ihr Know-how bei der<br />
Stoffentwicklung für Kino- und Fernsehprojekte<br />
an. Das Portfolio ihrer Firma Im wahrsten<br />
Sinne erstreckt sich von der Kurzanalyse bis hin<br />
zur Begleitung des kompletten Development-<br />
Prozesses.<br />
Ebenfalls im Angebot: das Einlesen von Hördrehbüchern,<br />
die gestressten Redakteuren und<br />
Produzenten ermöglichen, unterwegs ein Drehbuch<br />
zu hören statt es zu lesen. „Ich kenne das<br />
aus der Producer-Realität, dass man zu wenig<br />
Zeit hat, all die Drehbücher zu lesen, die man<br />
lesen möchte“, erklärt Elbrechtz, deren Motto<br />
lautet: „Drehbücher sind wie rohe Diamanten.<br />
Je aufmerksamer wir von allen Seiten daran arbeiten,<br />
desto wertvoller werden sie.“ Mehr Infos<br />
unter www.imwahrstensinne.de.<br />
Maren Elbrechtz,<br />
Tel. (0177) 2005602;<br />
elbrechtz@imwahrstensinne.de<br />
NRW: Liaison mit<br />
den Emmy Awards<br />
Als am 23. November im New York Hilton die<br />
diesjährigen International Emmy Awards<br />
und damit die Fernseh-Oscars verliehen wurden,<br />
gehörte auch Markus Schächter zu den Geehrten.<br />
Der ZDF-Intendant nahm aus der Hand<br />
des ehemaligen US-Außenministers Henry<br />
Kissinger den Ehrenpreis Emmy Directorate<br />
Award entgegen. Schächter habe das ZDF<br />
„durch eine turbulente Vergangenheit geführt<br />
und es gut positioniert für eine phantastische<br />
Zukunft“, so Kissinger in seiner Lobrede.<br />
Ausgezeichnet wurde auch die Berliner TV-<br />
Produzentin Regina Ziegler, die gemeinsam<br />
mit ZDF-Redaktionsleiter Heiner Gatzemeier<br />
für den Dreiteiler „Die Wölfe“ den Emmy in
Europe’s Finest<br />
verjüngt<br />
sein Programm<br />
Der digitale Filmverleih Europe’s Finest in<br />
Köln hat seinen Filmstock erweitert. Dazu gehören<br />
u.a. „Better Things” von Duane Hopkins,<br />
„Let’s Make Money” von Erwin Wagenhofer,<br />
„White Night Wedding“ von Baltasar<br />
Kormákur und „Das Vaterspiel” von<br />
Michael Glawogger. Alle Filme waren Festivalerfolge,<br />
u.a. in Cannes und Berlin. Bisher<br />
lagen ihre Verleihrechte allein bei Celluloid<br />
Dreams (CD). Durch die Kooperation mit<br />
Europe’s Finest werden diese Titel demnächst<br />
auch in Ländern im Kino zu sehen sein, für die<br />
CD-Präsidentin Hengameh Panahi bisher keinen<br />
lokalen Verleih gefunden hatte: „Mit The<br />
Auteurs betreiben wir in Zusammenarbeit mit<br />
The Criterion Collection die erste globale Videoon-Demand-Plattform<br />
und Kino-Community. Die<br />
digitale Kinodistribution durch Europe’s Finest<br />
Mediencluster NRW:<br />
breite Vernetzung geplant<br />
Mit der neuen Mediencluster NRW GmbH verfügt <strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong><br />
über eine zentrale Medien-Standortagentur, deren wichtigste Aufgaben<br />
Geschäftsführer Marc Ziegler nicht in der Inszenierung großer<br />
Standortkampagnen sieht, sondern vorrangig in der gezielten Vernetzung<br />
der Medienbranche in ihrer ganzen Breite. Besonders im Fokus: die immer<br />
schneller wachsende Konvergenz der Medien und die „Stärkung der<br />
eigenen Stärken“, etwa durch die Schaffung eines Media Biz Tank. „Mit<br />
unserer Arbeit möchten wir den strukturellen Wandel der Medienbranche<br />
aktiv begleiten“, so Ziegler anlässlich der Eröffnung des Cluster-Büros<br />
in Köln (Hohenzollernring 75-77). „Dabei stehen zunächst Themen<br />
rund um die Digitalisierung im Zentrum unserer inhaltlichen Ausrichtung.“<br />
In den ersten 100 Tagen seiner Amtszeit hat Ziegler deshalb u.a. Filmproduzenten<br />
und Spiele-Entwickler zusammengebracht. Neben der Propagierung<br />
weiterer „konvergenter Themen“ vor allem in Sachen IT soll<br />
der „Mediasummit NRW – Werbung der Zukunft“ eines der Highlights<br />
2010 werden. „Die Truppe ist engagiert und motiviert“, lobte NRW-Medienminister<br />
Andreas Krautscheid den Start der Agentur. Zugleich<br />
betonte er, dass sich die Philosophie des Landes gegenüber früheren Förderkonzepten<br />
geändert habe: „Nicht der Staat hebt Potenziale, sondern<br />
die Branchen selbst.“ Man setze in der Förderpolitik auf Wettbewerbe,<br />
wobei die Entscheidungen bei unabhängigen Juroren lägen: „Das Land<br />
will die Förderung nicht steuern.“ Krautscheid ermunterte Medienunternehmen<br />
zudem, sich verstärkt um die „klassische Mittelstandsförderung“<br />
der NRW.Bank zu bemühen: „Geld ist genug da.“ Mehr Infos unter:<br />
www.medien.nrw.de<br />
Mediencluster NRW, Tel. (0221) 949910-0;<br />
cluster@medien.nrw.de<br />
Im Hintergrund New York, im Vordergrund die Teilnehmer der Emmy-Initiative,<br />
Foto: International Academy of Television<br />
Kinofest Lünen:<br />
klangvolles<br />
Jubiläum zum 20.<br />
Rund 8.000 Besucher gratulierten im November dem Kinofest<br />
Lünen. Gefeiert wurde vom 19. bis zum 22. der 20.<br />
Geburtstag mit zahlreichen Extras und vielen Freunden des<br />
Festiv<strong>als</strong>, unter ihnen Michael Schmid-Ospach, Fritz<br />
Pleitgen, Ilja Richter, der launig die Eröffnungsgala moderierte,<br />
sowie Peter Lohmeyer, der nicht weniger launig<br />
zum Abschluss des Festiv<strong>als</strong> durch die Preisverleihung führte.<br />
Dort konnte sich Regisseur Norbert Baumgarten gemeinsam<br />
mit seiner Produzentin Anke Hartwig (Junifilm)<br />
über den erstm<strong>als</strong> vergebenen Produzentenpreis<br />
freuen. Den von Bavaria Film mit 25.000<br />
Euro dotierten Preis sprach die Jury (Hermine<br />
Huntgeburth, Matthias Esche, Rainer<br />
Gansera und Michael Schmid-Ospach) Baumgartens<br />
„verrücktem, erfindungsreichem, wagemutigem“<br />
Film „Mensch Kotschi“ zu. Die Vorliebe<br />
der Lüner Kinobesucher für den <strong>Dokument</strong>arfilm,<br />
bestätigte sich auch beim Jubiläum: Der<br />
von der <strong>Filmstiftung</strong> NRW auf 20.000 Euro aufgestockte<br />
Publikumspreis Lüdia ging an „Pianomania“,<br />
in dem Lilian Franck und Robert<br />
Cibis ein fein bebildertes Porträt des Klavierstimmers<br />
Stefan Knüpfer liefern.<br />
Zwei weitere Preise vergab das Publikum an<br />
zwei Stammgäste des Festiv<strong>als</strong>: Zum einen zeichnete<br />
es den Kurzfilm „Edgar“ mit dem Preis „Er-<br />
der Kategorie Miniserie in New York in Empfang nahm.<br />
Abseits des roten Teppichs fand am nächsten Mittag ein<br />
Arbeitsessen statt, bei dem deutsche und amerikanische Produzenten<br />
und Filmförderer aus NRW konkrete Kooperationsmöglichkeiten<br />
ausloteten. Teilnehmer waren u.a. Preisträger<br />
Schächter, Jan Mojto (Eos Entertainment), Wolfgang<br />
Fandrich (MDR), Leopold Hoesch (Broadview TV),<br />
Bruce Tuchmann (MGM Networks), Michael Smeaton<br />
(Smeaton Entertainment), Simon Sutton (HBO),<br />
Nancy Dubuc und Dirk Hogstra (beide History Chanel)<br />
und Stephen Segaller (WNET/Thirteen). Die Filmförderer<br />
waren mit Henning Hehemann (Staatskanzlei<br />
NRW), Claudia Droste-Deselaers (<strong>Filmstiftung</strong><br />
NRW) und Joachim Gerth (Landesanstalt für Medien<br />
NRW LfM) vertreten.<br />
Eingeladen hatten NRW-Medienminister Andreas<br />
Krautscheid, LfM-Direktor Norbert Schneider und Michael<br />
Schmid-Ospach, Geschäftsführer der Filmstif-<br />
ist der nächste Schritt unserer Strategie für die<br />
neuen digitalen Vertriebswege.“ So bietet die in<br />
Köln ansässige Digital Cinema Distribution<br />
Platform Kinofilme in 2K-Auflösung inklusive<br />
der Vorführungsrechte für digitale Kinos an.<br />
Untertitel sowie Marketingmaterialien werden<br />
je nach Territorium und Zielgruppe zugesteuert<br />
und ermöglichen eine flexible Programmierung.<br />
„Als Dienstleister für Weltvertriebe, Archive und<br />
andere Rechteinhaber wollen wir Filmen eine<br />
zweite Chance in den europäischen Kinos verschaffen.<br />
Neben den Filmklassikern bauen wir<br />
derzeit eine zweite Schiene auf, die gezielt das<br />
junge Arthouse-Publikum anspricht“, sagt Tilman<br />
Scheel, CEO von Europe’s Finest. Sein Katalog<br />
umfasst inzwischen mehr <strong>als</strong> 50 europäische<br />
Filmklassiker von Truffaut über Kaurismäki<br />
und Hitchcock bis Visconti und Rossellini.<br />
Eine Liste aller Filme gibt es auf<br />
www.finest-film.com.<br />
„White Night Wedding“: Neuzugang im digitalen<br />
Filmverleih Europe’s Finest, Foto: Celluloid Dreams<br />
ste Hilfe“ aus und damit das Regiedebüt des Schauspielers<br />
Fabian Busch, der seit Jahren nach Lünen reist, um dort<br />
u.a. die Jugendjury zu betreuen. Zum anderen bedachte das<br />
Publikum Ralf Möllenhoff, der seit Jahren regelmäßig mit<br />
Low-Budget-Splatterfilmen die Spätschiene des Festiv<strong>als</strong> belebt,<br />
mit der Auszeichnung „Ruhrpott“. „Ich spüre ein großes<br />
‚weiter so!’“, bilanzierte Festivalleiter Michael Wiedemann<br />
angesichts der erfreulichen Resonanz auf das diesjährige<br />
Programm, das neben den bewährten Reihen auch<br />
Highlights aus den vergangenen 20 Jahren präsentierte.<br />
Kinofest Lünen, Tel. (02306) 707329;<br />
info@kinofest-luenen.de<br />
Der Publikumspreis Lüdia ging an „Pianomania“, das Porträt<br />
des Klavierstimmers Stefan Knüpfer, Foto: Kinofest Lünen<br />
tung NRW. Die drei sind Schirmherren der Kooperation mit<br />
der International Academy of Television, die, so<br />
Schneider, eine „produktive Plattform für deutsch-amerikanische<br />
Joint-Ventures“ sein soll. Inzwischen gehe es dabei<br />
längst um konkrete Koproduktionen, sagt Gerths, der die<br />
„Emmy-Initiative“ zusammen mit Schneider gestartet hatte.<br />
Es gebe ein verstärktes Interesse der amerikanischen Partner<br />
an den Möglichkeiten des europäischen Fördersystems. Beim<br />
Lunch erläuterte Droste-Deselaers den US-Kollegen das Procedere.<br />
„Erst verlieben, dann verheiraten“, fasst Produzent<br />
Hoesch <strong>als</strong> deutscher Academy-Botschafter das Oberthema<br />
der Initiative zusammen. Hoesch: „Bei der Erschließung neuer<br />
Märkte ist es von enormem Wert, wenn man die Rückendeckung<br />
einer so marktgerecht aufgesetzten Maßnahme hat<br />
wie die NRW-Kooperation mit den Emmys.“ Für die auf fünf<br />
Jahre angelegte Initiative stehen Mittel in Höhe von 250.000<br />
Dollar zur Verfügung.<br />
LfM, Tel. (0211) 77007-124; jgerth@lfm-nrw.de<br />
Meldungen – newsletter 7/2009 7
Harun Farocki im<br />
Museum Ludwig<br />
Eine Ausstellung sowie ein umfangreiches Filmprogramm<br />
mit den Werken des Künstlers und<br />
Filmemachers Harun Farocki zeigt derzeit das<br />
Kölner Museum Ludwig. Die Einzelausstellung,<br />
die noch bis zum 7. März läuft, verbindet<br />
Farockis filmisches Schaffen für Kino und Fernsehen<br />
mit seinen Installationen zu einer umfassenden<br />
Werkschau. In den Räumen des Museums<br />
findet sich neben seiner jüngsten Installation<br />
„Immersion“ auch die aufwändige und auf<br />
unterschiedlichen Ebenen faszinierende Mehrfachprojektion<br />
„Deep Play“, mit der Harun Farocki<br />
bei der documenta XII vertreten war.<br />
„Deep Play“ ist ein Echtzeit-<strong>Dokument</strong> des WM-<br />
Fin<strong>als</strong>piels zwischen Frankreich und Italien, das<br />
in zahlreichen Projektionen aus unterschiedlichsten<br />
Quellen, Perspektiven und Optionen montiert<br />
wurde. Begleitet wird die Ausstellung von<br />
einer Filmreihe im Filmforum NRW des Muse-<br />
Düsseldorf:<br />
Auszeichnung für<br />
Iris Berben<br />
Für ihren stetigen Einsatz gegen Rechtsextremismus<br />
und Antisemitismus ehrte der Düsseldorfer<br />
Freundeskreis Heinrich Heine Mitte<br />
November in Düsseldorf Iris Berben mit seiner<br />
„Auszeichnung für Zivilcourage”. Berben sei<br />
mit ihrem Einsatz für Toleranz, Aussöhnung und<br />
die Aufarbeitung des Holocaust ein „Vorbild für<br />
die Jugend“. Beim Festakt, bei dem Michel<br />
Friedman die Laudatio hielt, wurde Berben mit<br />
einer Statuette des Düsseldorfer Künstlers Jörg<br />
Immendorff geehrt. „Ob in ‚Krupp’ oder ‚Buddenbrooks’,<br />
durch Iris Bergen gibt es Geschichten<br />
und Menschen, die man nicht vergisst. Wie<br />
gut, dass in dieser Branche Berühmtheit nicht<br />
nur für die Karriere benutzt wird, sondern auch,<br />
8<br />
Farocki in Köln: Die Videoinstallation „Deep Play“<br />
läuft auf 12 Bildschirmen, Foto: Farocki<br />
ums, die im Januar noch mit drei Terminen fortgesetzt<br />
wird. Am 15. Januar sind die Filme „Die<br />
Schöpfer der Einkaufswelten“ und „Nicht ohne<br />
Risiko“ zu sehen, am 29. Januar folgen „Die<br />
Schulung“ sowie „Die Bewerbung“, am 5. Februar<br />
schließt die Reihe mit „Erkennen und Verfolgen“<br />
sowie „Aufschub“. Alle Infos und Termine<br />
unter www.museenkoeln.de/museum-ludwig.<br />
Laudator Michel Friedman, Iris Berben<br />
und Karl-Heinz Theisen, der Vorsitzende<br />
des Freundeskreises Heinrich Heine (v.l.)<br />
Foto: Freundeskreis Heinrich Heine<br />
um sich für unsere Gesellschaft zu engagieren“,<br />
würdigte <strong>Filmstiftung</strong>schef Michael Schmid-<br />
Ospach die Schauspielerin. Zu den bisherigen<br />
Preisträgern gehören unter anderem Walter<br />
Kempowski, Ralph Giordano und der<br />
Theologe Hans Küng.<br />
„Caché“: bester Film der Dekade, Foto: Les Films du Losange<br />
„Caché“ zum Dekadenstar gewählt<br />
Aetas volat, die Zeit rennt: Schon ist das erste Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts vorbei und damit<br />
die Zeit gekommen, den besten Film der Dekade zu wählen. Die London Times hat vorgelegt<br />
und eine Top 100 der letzten zehn Jahre veröffentlicht. Platz eins ging an Michael Hanekes Kinofilm<br />
„Caché“, der von der <strong>Filmstiftung</strong> NRW gefördert wurde und 2005 den Europäischen<br />
Filmpreis gewann. „Ich bin überrascht, dass ‚Caché‘ ein Erfolg war, weil es kein einfacher Film<br />
ist. Vielleicht ist das Publikum doch nicht so dumm, wie manche Mainstream-Filmemacher oftm<strong>als</strong><br />
glauben“, freute sich Haneke, der für seine Regie in Cannes mit der Goldenen Palme ausgezeichnet<br />
wurde, über das Votum.<br />
Duisburger Filmwoche:<br />
Lage erkannt<br />
Wie er einst im Krieg aus Duisburg weggekommen<br />
ist, erzählt ein Herr im Trailer der 33. Duisburger<br />
Filmwoche passend zum Motto „Erkenne<br />
die Lage“. Das taten 2009 auch zahlreiche<br />
Filmemacher, die extra nach Duisburg gekommen<br />
waren, um dort ihren Film persönlich<br />
vorzustellen und in der anschließenden Diskussion<br />
zu vertreten. Mit positivem Ergebnis gelang<br />
dies vor allem der Österreicherin Katharina<br />
Copony: Ihr Beitrag „Oceanul Mare“ wurde mit<br />
einem der Hauptpreise ausgezeichnet, dem mit<br />
6.000 Euro dotierten 3sat-<strong>Dokument</strong>arfilmpreis.<br />
Aber auch Harun Farokki,<br />
immer wieder gern gesehener<br />
Gast der Filmwoche, konnte<br />
sich über den gleich hoch dotiertenArte-<strong>Dokument</strong>arfilmpreis<br />
freuen für seinen filmischen<br />
Essay „Zum Vergleich“, in dem er<br />
eine kleine Kulturgeschichte des<br />
Ziegelsteins entwirft. Der Förderpreis<br />
der Stadt Duisburg<br />
(5.000 Euro) wurde der Regisseurin<br />
Nele Wohlatz für ihren Film<br />
„Schneeränder“ zugesprochen.<br />
Den <strong>Dokument</strong>arfilmpreis des<br />
Goethe-Instituts (2.000 Euro)<br />
Kinderhörspielpreis:<br />
Post<br />
aus dem Graben<br />
Für ihr Hörspiel „Feldpost für Pauline“ erhielt<br />
Maja Nielsen den mit 5.000 Euro dotierten<br />
Deutschen Kinderhörspielpreis, den die<br />
<strong>Filmstiftung</strong> NRW und die ARD mit Unterstützung<br />
der Stadt Wuppertal vergibt. Verliehen<br />
wurde die Auszeichnung am 8. November<br />
im Rahmen der ARD Hörspieltage in<br />
Karlsruhe durch <strong>Filmstiftung</strong>sgeschäftsführer<br />
Michael Schmid-Ospach.<br />
In ihrem preisgekrönten Stück, das vom<br />
WDR produziert wurde, erzählt die Autorin von<br />
einem Mädchen, das verspätete Feldpostbriefe<br />
aus dem 1. Weltkrieg erhält, die eigentlich an<br />
ihre Urgroßmutter gerichtet waren. „Große Geschichte<br />
wird dank der anrührenden Liebesgeschichte<br />
konkret erfahrbar, der Schrecken des<br />
Krieges verliert in der Perspektive Paulines auch<br />
für Kinder und Jugendliche des 21. Jahrhunderts<br />
nichts von seiner Brisanz“, lobte die Jury, die erstm<strong>als</strong><br />
auch eine Top 5 der besten Kinderhörspiele<br />
veröffentlichte:<br />
Münsterland:<br />
Drehbuchpreis für<br />
„Nordic Walking“<br />
Bennie Roeters ist der Gewinner des Drehbuchförderpreises<br />
des Filmservice Münster.Land.<br />
Der Filmservice feiert in diesem Jahr<br />
seinen zehnten Geburtstag und vergibt den Preis<br />
zum fünften Mal. Der niederländische Autor erhält<br />
die Auszeichnung für seinen Drehbuchentwurf<br />
„Nordic Walking“, in dem er die Geschichte<br />
eines älteren Ehepaars erzählt, das überraschend<br />
noch einmal Nachwuchs bekommt. Belobigungen<br />
gingen an „Jill“ der niederländischen<br />
Autorin Simone Duwel, „School-Shooter“<br />
newsletter 7/2009 – Meldungen<br />
gewann „Shanghai Fiction“ von Julia Albrecht<br />
und Busso von Müller. Wer die Diskussionen<br />
zu allen Wettbewerbsfilmen nachlesen<br />
möchte, kann sich die jeweiligen Protokolle<br />
von der Website des Festiv<strong>als</strong> <strong>herunterladen</strong><br />
(www.duisburger-filmwoche.de). Zu<br />
den vielen Premieren, die die Filmwoche erlebte,<br />
gehörten die Uraufführung von James<br />
Bennings Film „Ruhr“ und die ersten vier Filme<br />
des dok you-Wettbewerbs, die mit Unterstützung<br />
der Projektpartner <strong>Filmstiftung</strong><br />
NRW, Land NRW sowie WDR entstanden.<br />
Duisburger Filmwoche,<br />
Tel. (0203) 283-4187;<br />
info@duisburger-filmwoche.de<br />
„Schneeränder“ von Nele Wohlatz bekam den Förderpreis<br />
der Stadt Duisburg, Foto: Duisburger Filmwoche<br />
Preisträgerin Maja Nielsen (Mitte) mit Jurymitglied<br />
Karin Lorenz und Michael Schmid-Ospach,<br />
Foto: SWR/Peter A. Schmidt<br />
1. „Feldpost für Pauline“ von Maja<br />
Nielsen, WDR<br />
2. „Wie man unsterblich wird“ von Sally<br />
Nicholls/Karlheinz Koinegg , WDR<br />
3. „Peter Pan“ von James M.<br />
Barrie/Judith Lorentz (Text) und Henrik<br />
Albrecht (Musik), NDR<br />
4. „Hitlers Kanarienvogel“ von Sandi<br />
Toksvig/Margit Kreß, NDR<br />
5. „Der Räuber von Kardemomme“ von<br />
Thorbjörn Egner/Claudia Kattanek,<br />
WDR<br />
von Thorsten Nesch sowie „Das Wunder von<br />
Bergenbüttel“ des Autorenduos Vera Wittrock<br />
und Frank Robin Ziegler.<br />
Die fünfköpfige Jury, zu der u.a. Drehbuchautor<br />
Christoph Busch, Gebhard Henke<br />
und Michael Schmid-Ospach gehörten,<br />
wählte die Projekte aus über 59 eingereichten<br />
„Geschichten für die Provinz“ aus, die von Autoren<br />
aus Deutschland, den Niederlanden, Belgien,<br />
Österreich, Frankreich und Dänemark eingesandt<br />
wurden. Der Drehbuchförderpreis ist mit<br />
3.000 Euro dotiert und beinhaltet auf Wunsch<br />
auch die fachliche Begleitung bei der Ausarbeitung<br />
durch einen erfahrenen Drehbuchautoren.<br />
www.muenster.de/<br />
stadt/filmservice/
WDR-Symposium zum Wandel<br />
der Identitäten<br />
Von Heimat<br />
zu heim@<br />
VON WOLFGANG HIPPE<br />
nter dem Titel „Plötzlich so viel Heimat“ lud<br />
Uder WDR im Oktober zu einem Symposium<br />
ins Filmforum NRW im Kölner Museum Ludwig ein.<br />
Wissenschaftler, Regisseure und Autoren diskutieren<br />
über die neue Aktualität und Konjunktur eines<br />
sich wandelnden Heimatbegriffs in Film, Kultur<br />
und Gesellschaft.<br />
Der österreichische Schriftsteller Josef Haslinger<br />
war <strong>als</strong> einziger in der Lage, den Begriff „Heimat“<br />
kurz und präzise bestimmen zu können. In<br />
seinem heimischen Dialekt bedeutet das Wort ins<br />
Hochdeutsche übersetzt soviel wie „Hemd“. Andere<br />
Referenten des WDR-Symposiums taten sich<br />
Ende Oktober in Köln schwerer, die damit angesprochene<br />
„Identität im Wandel“ zu beschreiben.<br />
Prof. Martin Zimmermann, Historiker und Beirat der<br />
mitveranstaltenden Gerda-Henkel-Stiftung, wies auf<br />
den aktuellen Trend hin, „das Politische zugunsten<br />
von Einzelschicksalen verschwinden zu lassen“. Diskutanten<br />
wie Filmemacherin Jutta Brückner („Sprache<br />
ist Heimat“), der Publizist Shi Ming („zugleich<br />
Notlage und Erlösung“), der Sozialpsychologe Harald<br />
Welzer („nach Bedarf konstruierte Erinnerung“)<br />
oder Diedrich Diedrichsen („verkrüppelte Entfremdungskritik“)<br />
waren sich mindestens darüber einig,<br />
dass „Heimat“ wesentlich subjektiv gefärbt ist, sich<br />
eher umschreiben <strong>als</strong> definieren lässt, sich eher aus<br />
dem Gefühl <strong>als</strong> aus dem Verstand speist und sich<br />
weniger auf einen konkreten Ort bezieht <strong>als</strong> viel-<br />
mehr die Identifikation mit imaginierten Bildern herstellen<br />
will. Dabei bewegt sich der traditionelle Begriff<br />
stark ideologieverdächtig im Dreieck zwischen<br />
verklärter Vergangenheit, den zerstörerischen Folgen<br />
der Industrialisierung und dem Gegensatz von<br />
Stadt und Land(schaft). Der deutsche Heimatfilm<br />
bot seinen Zuschauern in den 1950ern denn auch<br />
die nötige Idylle, um die eben vergangene schwere<br />
NS-Zeit vergessen zu machen und sich via Heide<br />
und bunter Berge mit der bundesrepublikanischen<br />
Gegenwart zu versöhnen. Diese Bilder leben<br />
heute in den diversen Musikantenstadeln von ARD<br />
und ZDF fort.<br />
Der „neue deutsche Heimatfilm“ wollte dies<br />
schon in den 1970er Jahren realistisch korrigieren,<br />
doch auch heute noch ist „Heimatfilm ein belasteter<br />
Begriff“, so Filmemacher Andreas Kleinert. Vor<br />
allem, weil er mittlerweile gleich mehrfach mit gebrochenen<br />
und komplexeren Lebenswelten konfrontiert<br />
ist. Nicht nur, dass „Erinnerungsorte zunehmend<br />
virtuell“ und lokale Erinnerungskulturen<br />
vom „migrantischen Blick“ berührt werden, wie die<br />
Medienwissenschaftlerin Deniz Göktürk (Berkley)<br />
darlegte. Dieser „Blickwechsel“ prägt zunehmend<br />
die ganze Gesellschaft, so die Medienwissenschaftlerin<br />
Vittoria Borsò (Düsseldorf). Gegen den „Mythos<br />
der ursprünglichen regionalen Verortung“ gerät<br />
der Rohstoff „Heimat“ in Bewegung. Die damit<br />
verbundene Vorstellung einer „lebenswerten<br />
Welt“ ist nur noch im Plural denkbar. Schlüsselbegriffe<br />
dieser Trends: die Hybridität der Kulturen einerseits,<br />
das Leben in der kulturellen Diaspora andererseits,<br />
so die Filmwissenschaftlerin Carrie Tarr<br />
(London) in einer exemplarischen Analyse des französischen<br />
Migrantenkinos. Und, so Borso, „Heimat<br />
und heim@“ werden sich in Zukunft weiter durchdringen.<br />
Meldungen – newsletter@filmstiftung.de<br />
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JEROEN<br />
KRABBÉ<br />
BARBARA<br />
HERSHEY<br />
Weihnachten im Kino<br />
„Emily Scream“ von David Lynch: Brühl zeigt <strong>als</strong> erste Stadt in Deutschland die Kunst<br />
des Regisseurs, Foto: David Lynch<br />
„Dark Splendor“: Lynch in Brühl<br />
Noch bis zum 21. März zeigt das Max Ernst Museum Brühl Kunst von David Lynch.<br />
Seine Gemälde, Aquarelle, Lithographien, Zeichnungen und Fotografien, die erstm<strong>als</strong> in einem<br />
deutschen Museum zu sehen sind, werden ergänzt durch eine Rauminstallation und<br />
weniger bekannte Kurzfilme aus der Akademiezeit des Kultregisseurs. Wie seine Filme führt<br />
auch die Ausstellung „Dark Splendor“ den Betrachter „in eine Welt, in der das Abgründige<br />
und Unerklärliche regiert“. Für Besucher unter 18 Jahren empfiehlt das Museum die Begleitung<br />
eines Erwachsenen, da „einige der in der Ausstellung gezeigten Kunstwerke Ihre<br />
Wert- oder Moralvorstellungen verletzen können“.<br />
www.maxernstmuseum.de<br />
JUDITH<br />
GODRÈCHE<br />
SAMUEL<br />
WEST<br />
V O N D E N P RO D U Z E N T E N<br />
V O N „ L U T H E R “<br />
JONATHAN<br />
FIRTH<br />
G lück ist das einzige,<br />
Das sich verdoppelt, wenn man es teilt.<br />
(Albert Schweitzer)<br />
Meldungen – newsletter www.albertschweitzer-derfilm.de<br />
7/2009 9<br />
9
Preise für geförderte Filme<br />
Potsdam, Wien<br />
und Doha<br />
Mit dem Kindertiger für das beste verfilmte<br />
Drehbuch wurde Christian Ditter Mitte November<br />
in Potsdam ausgezeichnet. Der Regisseur<br />
und Autor erhielt die mit 25.000 Euro dotierte<br />
Auszeichnung für seinen Film „Vorstadtkrokodile“.<br />
Verliehen wird der von der Filmförderungsanstalt<br />
gestiftete Preis von Vision<br />
Kino und dem Kinderkanal KI.KA.<br />
In Wien setzte Jessica Hausner ihren Festival-Siegeszug<br />
fort. Auf der Viennale erhielt<br />
ihr Film „Lourdes“, der in Deutschland gerade<br />
mit dem Prädikat „Besonders wertvoll“ ausgezeichnet<br />
wurde, den mit 14.000 Euro dotierten<br />
Spielfilmpreis. Nach der Premiere und den Auszeichnungen<br />
in Venedig gewann „Lourdes“<br />
auch Preise auf den Festiv<strong>als</strong> in Sevilla und Warschau.<br />
Auf dem Ableger des New Yorker Tribeca<br />
Filmfestiv<strong>als</strong> in Doha (Quatar) gewann „Granatäpfel<br />
und Myrrhe“ der Regisseurin Najwa Najjar<br />
den mit 50.000 US Dollar dotierten Publikumspreis,<br />
den der Tribeca-Gründer Robert de Niro<br />
in Doha persönlich überreichte.<br />
Bei den 15. Nordischen Filmtagen Lü-<br />
Düsseldorf:<br />
Filmfestival<br />
„Jüdische Welten“<br />
Am 10. Dezember ging im Düsseldorfer Programmkino<br />
Black Box die 5. Ausgabe des Internationalen<br />
Filmfestiv<strong>als</strong><br />
„Jüdische Welten“ zu Ende, bei<br />
der aktuelle Filme zu sehen waren,<br />
die sich sowohl thematisch <strong>als</strong> auch<br />
geografisch mit Aspekten jüdischer<br />
Schicksale, Traditionen und Geschichten<br />
befassten. „Wir möchten<br />
nach vorne schauen und daher eine<br />
breite Palette des modernen jü-<br />
Kurzfilmtage: Oberhausen is calling<br />
Die 56. Ausgabe der Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen findet 2010 vom 29. April<br />
bis 4. Mai statt. Das Festival ruft dazu auf, bis zum 15. Februar Filme einzuschicken, „die den Mut<br />
haben, etwas Neues zu wagen“. Bewerbungen für den Musikvideopreis haben Zeit bis zum 17.<br />
Februar. Teilnahmebedingungen und Formulare gibt es ab sofort unter www.kurzfilmtage.de.<br />
n Belgien führte ein neues Filmförderungsgesetz namens Tax<br />
IShelter in den letzten Jahren zu einem Boom international erfolgreicher<br />
Filme. Grund genug, um in Eupen, der Hauptstadt<br />
der deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens, Filmproduzenten<br />
sowie Förderer aus Belgien und Deutschland zusammen zu<br />
bringen.<br />
Die <strong>Filmstiftung</strong> NRW und das Medienzentrum der<br />
Deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens organisierten<br />
in Zusammenarbeit mit der AWEX (Agence wallonne à l’exportation<br />
et aux Investissements étrangers) und Brussels Export<br />
am 18. November das Treffen mit rund 75 Teilnehmern in<br />
einer zum Restaurant umgebauten Fabrik. Dort traf etwa Little<br />
Shark, die Kölner Produktionsfirma von Sönke Wortmann<br />
auf Entre chien et loup, die Brüsseler Produzenten des Berlinale-Siegers<br />
„Irina Palm“. Die Finanzierung der lakonischen Komödie<br />
mit Marianne Faithful wurde in einer Fallstudie vorgestellt.<br />
10<br />
beck konnte sich Regisseur Jörgen Bergmark<br />
über den NDR-Spielfilmpreis für sein<br />
Ehe-Drama „Eine vernünftige Lösung“ freuen,<br />
das <strong>als</strong> deutsch-schwedische Koproduktion ent-<br />
dischen Lebens zeigen, weit von den üblichen<br />
Klischees“, betonte Festivalkuratorin Erika Rubinstein.<br />
Unter den acht gezeigten Filmen waren<br />
erstm<strong>als</strong> auch zwei russischsprachige Filme:<br />
„Yolki Palki“ des israelisch-russischen Regisseurs<br />
Alexander Gentelev und „The Gift to Stalin“<br />
von Rustem Abdrashov.<br />
„The Gift to<br />
Stalin“ von<br />
Rustem Abdrashov<br />
war einer<br />
von zwei russischsprachigen<br />
Filmen des Festiv<strong>als</strong><br />
Foto: Festival<br />
Jüdische Welten<br />
Personalie Staatskanzlei<br />
Seit Ende Oktober leitet Rainer Weiland nun<br />
auch offiziell die Gruppe Medien und Telekommunikation<br />
in der NRW-Staatskanzlei,<br />
der er bereits kommissarisch vorstand.<br />
Weiland koordiniert damit die medienpolitischen<br />
Aufgaben in der Düsseldorfer Staatskanzlei und<br />
berichtet an Staatssekretär Michael Mertens<br />
und NRW-Medienminister Andreas Krautscheid.<br />
Die Position Weilands <strong>als</strong> Leiter des Re-<br />
Neu bei der EFA<br />
Deutsch-Belgisches Koproduktionstreffen<br />
Wo Firmen Filme<br />
finanzieren<br />
VON GÜNTER H. JEKUBZIK<br />
stand. Mit dem Goldenen Biber wurde Franz<br />
Müllers Kinofilm „Die Liebe der Kinder“ auf<br />
den 31. Biberacher Filmfestspielen Anfang<br />
November ausgezeichnet.<br />
Die European Film Academy (EFA), die am<br />
12. Dezember in der Bochumer Jahrhunderthalle<br />
die Europäischen Filmpreise vergibt, hat<br />
Claudia Droste-Deselaers <strong>als</strong> neues Mitglied<br />
in ihre Reihen aufgenommen. Die stellvertretende<br />
Geschäftsführerin und Leiterin der Produktionsförderung<br />
der <strong>Filmstiftung</strong> NRW ist<br />
damit eines von rund 2.000 Mitgliedern der EFA,<br />
die aus den nominierten Produktionen die Preis-<br />
Die anwesenden Filmförderer stellten ebenfalls ihre Förderinstrumentarien<br />
vor. André Sommerlatte, Medienreferent der<br />
Deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens, fasste die Idee des belgischen<br />
Tax Shelter dabei so zusammen: „Belgien war bis vor einigen<br />
Jahren ein Land der Autorenfilme. Die Zersplitterung auch<br />
der Märkte – Flamen, Wallonen und die Deutschsprachige Gemeinschaft<br />
– ließ es gar nicht zu, Filme mit großen Budgets zu<br />
machen. Erst das Tax Shelter-Gesetz ermöglichte es, privat ge-<br />
newsletter 7/2009 – Meldungen<br />
„Lourdes“ auf Erfolgskurs: Nach Venedig<br />
gewann der Film auch Preise auf den Festiv<strong>als</strong><br />
in Sevilla und Warschau. Foto: stadt kino wien<br />
ferats Pressewirtschaft, Medienwirtschaft, Film<br />
und Fernsehen übernimmt Benedikt Berg-<br />
Walz, der bislang dem Referat Interaktive Medien,<br />
Medienkompetenz und Medienveranstaltungen<br />
vorstand. Diese Position soll nun via Stellenausschreibung<br />
neu besetzt werden. Rainer<br />
Weiland ist auch Mitglied des Fördergremiums<br />
der <strong>Filmstiftung</strong> NRW.<br />
www.medien.nrw.de<br />
träger wählen. Um sich mit EFA-Kollegen über<br />
ihre Favoriten zu beraten, braucht die gelernte<br />
Fotografin, die die Hochschule für Film und<br />
Fernsehen in München absolvierte, nicht weit<br />
zu gehen. Im Mai wurde ihr Kollege Martin<br />
Schneider, Leiter Verwaltung/Finanzen der<br />
<strong>Filmstiftung</strong> NRW und in der Geschäftsführung<br />
der ifs – internationale filmschule köln,<br />
in den EFA-Kreis aufgenommen, dem auch <strong>Filmstiftung</strong>schef<br />
Michael Schmid-Ospach seit<br />
2001 angehört.<br />
neriertes Geld in Filme zu investieren.“ Tax Shelter erlaubt in Belgien<br />
steuerpflichtigen Unternehmern, Unternehmensgewinne in<br />
Filme zu investieren. Zum Charakter dieser Investments gehört<br />
es, dass die Firmen im Hintergrund bleiben und meist nicht genannt<br />
werden wollen.<br />
Das „Networking“ bis spät in die Nacht und eine allgemeine<br />
Zufriedenheit der Teilnehmer, „die nichts Großes erwartet haben,<br />
aber etwas bekamen in ganz genau der richtigen Größe“,<br />
verbucht André Sommerlatte schon jetzt <strong>als</strong> Erfolg. Bei zwei Filmen<br />
konnte der Abend in Eupen direkt konkretes Interesse verzeichnen.<br />
Peter Kreutz von der Kölner aquafilm unterzeichnete<br />
schon eine Woche später in Brüssel eine Vereinbarung zur<br />
Zusammenarbeit mit der belgischen Dragons Films Productions<br />
und der französischen Sirocco Films, um unter der Regie<br />
von Gérard Corbiau („Farinelli“) den Film „Dreamer“ nach<br />
einem Drehbuch von Orson Welles und einer Vorlage von Karen<br />
Blixen umzusetzen.
Bernadette Heerwagen und Daniel Brühl („Die kommenden Tage“) sorgten mit den<br />
Kinoprämien für Freude bei Christian Müller-Espey und Werner Laberenz von der<br />
Lichtburg in Wetter<br />
Strate-Laudator Mario Krebs<br />
mit Michael Beckmann<br />
(Twentieth Cent Fox)<br />
Jürgen Breuer (Babylon Hagen),<br />
Senta Berger und Christian Schmalz<br />
(Off-Broadway Köln)<br />
Finanzspritze auch für das Kur-Theater<br />
Hennef: die Betreiber Brigitte König und<br />
Daniel Huys mit ihrem Paten Daniel Brühl<br />
Volker Pannenbecker (Hansa Kino Lemgo),<br />
Senta Berger und Regisseur Oskar Roehler<br />
Die Schauspielerin und<br />
Moderatorin Nadine Krüger,<br />
hier mit Gastgeber Michael<br />
Schmid-Ospach, führte<br />
durch den Abend im Savoy<br />
Daniel Brühl war ein<br />
begehrter Interviewpartner<br />
auf dem roten Teppich<br />
Anke Teuber und Andrea Gollnow vom Kino<br />
Endstation Bochum mit „Päpstin“ Johanna Wokalek<br />
Spitzenprämien für<br />
Spitzen-Kinobetreiber:<br />
die prominenten Paten<br />
überreichten Prämien<br />
bis zu 18.000 Euro<br />
Sonderehrung für Manfred Kremer:<br />
Britta Lengowski (Kinoförderung<br />
der <strong>Filmstiftung</strong> NRW) überreicht<br />
dem langjährigen Betreiber<br />
des Kölner Kinos „Theater am<br />
Weißhaus“ ein Präsent<br />
Steffen Kuchenreuther<br />
(SPIO) ehrte den Warburger<br />
Kinobetreiber<br />
Heribert Schlinker (links,<br />
u.a. FFA, HDF) für<br />
seine Verdienste um die<br />
Filmwirtschaft<br />
Das Savoy-Kino in Düsseldorf<br />
bot einen würdigen Rahmen für die<br />
Vergabe von insgesamt 429.000 Euro<br />
an 58 engagierte Filmtheater aus<br />
<strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong><br />
Jahresfilmprogramm-Prämien der<br />
<strong>Filmstiftung</strong> NRW<br />
Kinos mit<br />
Mehrwert<br />
as Geld kann ich gut gebrauchen für mein<br />
DKino in Berlin.“ Nicht nur Kinobetreiber aus<br />
<strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong> freuten sich am 4. November<br />
im Düsseldorfer Savoy-Theater bei der Verleihung<br />
der Jahresfilmprogramm-Prämien.<br />
Auch Regisseur, Produzent und Kinobetreiber Michael<br />
Verhoeven kam der mit 20.000 Euro dotierte<br />
Strate-Preis, den er an diesem Abend gemeinsam<br />
mit seiner Ehefrau Senta Berger für ihre<br />
gemeinsamen Verdienste um den deutschen<br />
Film erhielt, gut zupass. Produzent Mario Krebs<br />
hielt die Laudatio für die Auszeichnung, die die<br />
<strong>Filmstiftung</strong> NRW mit dem HDF Kino e.V. vergibt.<br />
Insgesamt wurden an diesem Abend 58<br />
NRW-Kinos für ihr herausragendes Programm mit<br />
Prämien in Höhe von 429.000 Euro geehrt. Die<br />
Höchstprämie ging dabei mit 18.000 Euro an das<br />
Cinema in Münster, das noch vor ein paar Jahren<br />
vor dem Aus stand. Mit dem Innovationspreis<br />
Kino, den NRW-Medienminister Andreas Krautscheid<br />
überreichte, wurde die Essener Lichtburg<br />
und die Filmpalette<br />
in Köln<br />
ausgezeichnet.<br />
Eine besondereEhrung<br />
für seinenjahrelangen<br />
Einsatz für<br />
den Film erhielt<br />
der überraschteWarburger<br />
Kinobetreiber<br />
Heribert Schlinker.<br />
„In Zeiten der Krise<br />
können sich die Kinobetreiber<br />
auf zwei<br />
Partner verlassen: die<br />
Besucher und die<br />
<strong>Filmstiftung</strong> NRW“,<br />
bekräftigte <strong>Filmstiftung</strong>s-Geschäftsführer Michael<br />
Schmid-Ospach das Engagement der Düsseldorfer<br />
Filmförderung für die Filmtheater. Zuvor<br />
hatte bereits Medienminister Andreas Krautscheid<br />
Unterstützung für die NRW-Kinos bei der Digitalisierung<br />
angekündigt.Um sich für die Arbeit der<br />
Kinos zu bedanken, waren auch in diesem Jahr<br />
wieder viele Prominente zur Prämien-Verleihung<br />
gekommen, wie etwa das „Päpstin“-Team mit<br />
Sönke Wortmann, Johanna Wokalek und Anatole<br />
Taubman sowie auch Lars Kraume, der gemeinsam<br />
mit Daniel Brühl und Bernadette Heerwagen<br />
Bilder vom Dreh zu seinem neuen Film<br />
„Die kommenden Tage“ mitgebracht hatte. Oskar<br />
Roehler war mit Gudrun Landgrebe angereist,<br />
um seinen Film „Jud Süß – Film ohne Gewissen“<br />
vorzustellen. Außerdem zeigte Produzentin Sonja<br />
Ewers Szenen aus der preisgekrönten Koproduktion<br />
„Lebanon“ und Strate-Preisträgerin Senta<br />
Berger machte mit Ausschnitten neugierig auf<br />
ihren neuen Film „Satte Farben vor Schwarz“, in<br />
dem sie neben Bruno Ganz die Hauptrolle spielt.<br />
Bei der Spendensammlung, die in diesem Jahr<br />
der Elterninitiative Herzkranker Kinder und Jugendlicher<br />
Bonn e.V. und dem Trebe Café, einer Hilfsinitiative<br />
für obdachlose Mädchen in Düsseldorf<br />
zu Gute kommt, gingen bislang 5.400 Euro ein.<br />
Innovationspreis:<br />
NRW-Medienminister<br />
Andreas Krautscheid<br />
mit den<br />
Preisträgern Marianne<br />
Menze, Lichtburg<br />
Essen, und<br />
Joachim Kühn,<br />
Filmpalette Köln<br />
Paten und<br />
Preisträger,<br />
(linke Reihe<br />
vorne): Oskar Roehler, Bernadette Heerwagen, Daniel Brühl, Gudrun Landgrebe, Nadine<br />
Krüger und NRW-Medienminister Andreas Krautscheid; (hinten): Anatole Taubman, Sönke<br />
Wortmann, Johanna Wokalek, <strong>Filmstiftung</strong>s-Geschäftsführer Michael Schmid-Ospach,<br />
Senta Berger, Michael Verhoeven und Lars Kraume<br />
Die Strate-Preisträger:<br />
Ehepaar Senta Berger und<br />
Michael Verhoeven mit<br />
Michael Schmid-Ospach<br />
Das „Päpstin“-<br />
Team mit Johanna<br />
Wokalek,<br />
Sönke Wortmann<br />
und Anatole<br />
Taubman freute<br />
sich, dass am<br />
Jafi-Tag die Eine-<br />
Millionen-Zuschauer-Hürde geknackt worden war. Mittlerweile steuert der NRWgeförderte<br />
Film auf 2,5 Millionen Besucher zu.<br />
Ehrung der Kinobetreiber, die Prämien zwischen 9.000 und 13.000 Euro erhielten<br />
Sönke Wortmann mit den engagierten<br />
Kinobetreiberinnen Gabriele Rosslenbroich<br />
und Margarete Papenhoff (Weltspiegel<br />
Mettman und Kino Ratingen)<br />
Direkt vom Set nach<br />
Düsseldorf zur Jafi:<br />
das Team von „Die<br />
kommenden Tage“<br />
(Regisseur Lars Kraume,<br />
Bernadette Heerwagen,<br />
Johanna Wokalek<br />
und Daniel<br />
Brühl) mit Moderatorin<br />
Nadine Krüger (l.)<br />
Prämien aus den Händen von Johanna<br />
Wokalek für Klaus Dieter Klepsch (Schloßtheater<br />
Münster) und Joachim Wahle,<br />
dessen Filmtheater in Winterberg zum ersten<br />
Mal dabei war<br />
Gudrun Landgrebe<br />
und Oskar Roehler<br />
machten Lust auf<br />
ihr aktuelles<br />
Projekt „Jud Süß – Film ohne<br />
Gewissen“<br />
Meldungen – newsletter 7/2009 11
Grimme: Gemeinsam bis 2014<br />
Bis zum Jahr 2014 und damit bis zur fünfzigsten<br />
Ausrichtung des Grimme-Preises bleibt Uwe<br />
Kammann in Marl Direktor und Geschäftsführer<br />
des Adolf-Grimme Institutes, dem er<br />
seit Mai 2005 vorsteht. Zuvor<br />
war er über zwanzig<br />
Jahre Redakteur des<br />
Evangelischen Pressedienstes<br />
in Frankfurt. Die<br />
einstimmig getroffene Entscheidung<br />
kommentierte<br />
Uwe Kammann,<br />
Foto: Adolf-Grimme-<br />
Institut/Jens Becker<br />
SchulkinoWochen:<br />
Sehen lernen<br />
Ihren Unterricht vom Klassenzimmer in den Kinosaal<br />
verlegen können Schulen zwischen Rhein<br />
und Weser während der SchulkinoWochen<br />
NRW, die vom 21. Januar bis zum 10. Februar<br />
stattfinden. Für das Programm stehen mehr<br />
<strong>als</strong> 160 Filme zur Verfügung – von aktuellen Kinohits<br />
über beliebte Klassiker und <strong>Dokument</strong>arfilme<br />
bis zu Animationen und neuerdings<br />
auch Kurzfilmen – alles unter dem Motto: „Mit<br />
Filmen sehen lernen“. Detaillierte Infos unter<br />
www.filmundschule.nrw.de. Dort findet<br />
sich auch die Hotline des Projektteams, das im<br />
LWL-Medienzentrum für <strong>Westfalen</strong> unter<br />
der Leitung von Marlies Baak-Witjes die<br />
Schulkinowochen von Münster aus koordiniert.<br />
Bielefeld: Torte und<br />
Filme zum 20.<br />
Jedes Jahr im Herbst entrollt das Filmhaus<br />
Bielefeld den roten Teppich für die ostwestfälische<br />
Filmszene. Zur 20. Auflage des regionalen<br />
Film- und Videowettbewerbs gab<br />
es eine Riesentorte mit dem Motto des diesjährigen<br />
Festiv<strong>als</strong>: „Gratuliere!“. Dementsprechend<br />
liefen am 27. November im Theaterlabor 35 kurze<br />
filmische Auseinandersetzungen mit dem<br />
Thema „Feiern“ über die Leinwand. Der Hauptpreis<br />
und damit die Trophäe „Der kleine Plumpe“<br />
ging an Hagen Klaile und Florian Gerding<br />
für ihren Film „Muss besser werden“. Den<br />
2. Preis gewann der Bielefelder Paul Leger für<br />
seinen Film „Hi, Tiger“. Michel Esselbrügge,<br />
ebenfalls aus Bielefeld, konnte sich <strong>als</strong> Träger<br />
des 3. Preises mit seinem Film „Die Auferstehung<br />
des Silvanus“ auch <strong>als</strong> Publikumsfavorit<br />
durchsetzen. Filmhaus-Vorstand Ronald<br />
Herzog war zufrieden: „Die Vernetzung der<br />
Szene und die Förderung des filmischen Nachwuchses<br />
wird durch solche Veranstaltungen bestens<br />
bewirkt.“<br />
www.filmhaus-bielefeld.de.<br />
12<br />
Michael Schmid-<br />
Ospach, Vorsitzender<br />
des Grimme-Aufsichtsrates<br />
und Geschäftsführer der<br />
<strong>Filmstiftung</strong> Nord-<br />
rhein-<strong>Westfalen</strong>, <strong>als</strong> ein klares Signal für<br />
„Qualität und Kontinuität“ des Hauses. Eine der<br />
zentralen Aufgaben seiner neuen Amtszeit sieht<br />
Kammann in der Schaffung neuer Strukturen,<br />
die sich aus der zunehmenden Konvergenz der<br />
Medien für das Institut ergeben werden. Dazu<br />
zählt auch die Integration des ebenfalls in Marl<br />
ansässigen Europäische Zentrum für Me-<br />
dienkompetenz (ecmc). Mit dem ecmc, so<br />
Schmid-Ospach, werde eine interessante Institution<br />
in die Arbeit unter dem Namen des<br />
WDR-Intendanten integriert. Die von den Gesellschaftern<br />
beider Einrichtungen beschlossene<br />
Eingliederung trägt der Tatsache Rechnung,<br />
dass deren Aufgabenbereiche weitgehend dekkungsgleich<br />
sind. Zudem sind die Gesellschafter<br />
beider Institute teilweise identisch. Das Grimme-Institut<br />
wird getragen vom Deutschen<br />
Volkshochschul-Verband, der <strong>Filmstiftung</strong><br />
NRW, dem WDR, dem ZDF, der Landesanstalt<br />
für Medien <strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong><br />
(LfM) und der Stadt Marl. Gesellschafter des<br />
ecmc sind die LfM, die Stadt Marl, der WDR und<br />
das Land <strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong>. „Im Zuge<br />
der Fusion plant das Land, <strong>als</strong> Gesellschafter<br />
bei Grimme einzusteigen“, so Andreas<br />
Krautscheid, NRW-Minister für Bundesangelegenheiten,<br />
Europa und Medien. Ein Schritt, der<br />
von allen bisherigen Gesellschaftern ausdrücklich<br />
begrüßt wird.<br />
Adolf-Grimme-Institut, Tel. (02365)<br />
9189-0; info@grimme-institut.de<br />
CIVIS sucht Filme<br />
Bis zum 20. Januar läuft die Einreichfrist für CI-<br />
VIS, den europäischen Medienpreis für Integration<br />
und kulturelle Vielfalt. Gesucht werden Radio-<br />
und Fernsehprogramme sowie journalistische<br />
Internetangebote, „die sich in überzeugender<br />
Weise der Themen Integration und kulturelle<br />
Vielfalt in Europa annehmen“. Dotiert ist<br />
der CIVIS mit insgesamt 46.000 Euro. Mit dem<br />
Young CIVIS Media Prize wird außerdem<br />
ein europäischer Förderpreis für junge Journalisten<br />
sowie Studierende der Film- und Medienhochschulen<br />
vergeben. Mehr Infos unter<br />
www.civismedia.eu.<br />
Münster: Geheimnis<br />
des Lichts<br />
Der niederländische Kameramann René Begas<br />
weiß viel über Licht und über das geheime<br />
Leben der Frösche. Gemeinsam mit WDR-<br />
Wissenschaftsmoderator Ranga Yogeshwar<br />
hat er sie im vietnamesischen Dschungel aufgespürt,<br />
ausgeleuchtet und aufgenommen.<br />
Jetzt reicht er sein Wissen an die Teilnehmer eines<br />
Lichtseminars (18.-20.12.) der Filmwerkstatt<br />
Münster weiter. Mehr Infos zu „Licht<br />
2 – Gestaltung und Synergie“ unter www.<br />
filmwerkstatt.muenster.de.<br />
„Weniger Geld, mehr Programm, viel Begeisterung“<br />
– so resümiert Veranstalter Michael P.<br />
Aust das 6. Film- und Medienmusik-Festival<br />
SoundTrack Cologne. Aust freut sich über<br />
knapp 3.600 Veranstaltungsbesuche und rund<br />
600 Akkreditierte. Bei der Preisverleihung am 21.<br />
November im Gloria-Theater sorgten Hollywood-Komponist<br />
John Frizzell (u.a. „Alien –<br />
Die Wiedergeburt“), Lola-Preisträger Niki Reiser<br />
(„Im Winter ein Jahr“) und „Die Päpstin“-<br />
Komponist Marcel Barsotti für die richtigen<br />
Tonlagen. Sie übergaben den Filmmusikpreis<br />
New Sound in European Film, der in der<br />
Fünf Jahre LaDoc:<br />
Varda gratuliert<br />
Zur Feier ihres fünfjährigen Bestehens macht sich<br />
das Kölner <strong>Dokument</strong>arfilm-Frauen-Netzwerk<br />
LaDoc ein besonderes Geburtstagsgeschenk.<br />
Gleich auf dreierlei Weise widmen sich<br />
die Frauen Agnes Varda und ihrem Werk.<br />
Selbstverständlich wird die Grande Dame des<br />
französischen Kinos auch persönlich anwesend<br />
sein. In einer ausführlichen Retrospektive sind<br />
ab dem 30. Dezember Filme wie „Le Bonheur<br />
– Glück aus dem Blickwinkel des Mannes“, „Daguerreotypen<br />
– Leute aus meiner<br />
Straße“, „Mauerbilder“<br />
oder „Jane B. ... wie Birkin“ zu<br />
sehen. Höhepunkt der Reihe:<br />
das Double-Feature „Die<br />
Sammler und die Sammlerin“<br />
und „Zwei Jahre danach“ mit<br />
einem anschließenden Gespräch<br />
mit der Filmemacherin<br />
und Künstlerin. Alle Filme und<br />
die LaDoc-Lecture mit Varda<br />
finden im Kölner Odeon statt.<br />
Dort ist auch vorab im ständigen<br />
Programm das aktuelle<br />
Werk „Die Strände von Agnès“<br />
zu sehen, das 2009 den César<br />
<strong>als</strong> bester <strong>Dokument</strong>arfilm gewann<br />
und für den Oscar nominiert<br />
war. Daneben wird es im<br />
Kölner Institut Français eine<br />
Fotoausstellung geben; dort<br />
wird auch die Arbeit der bildenden<br />
Künstlerin Varda gewürdigt.<br />
Ihre Installation „Patatutopia“<br />
ist vom 15. Januar bis 10.<br />
Metropol: 30 und<br />
schon bald 70<br />
Im Juni 2010 wird das Düsseldorfer Metropol<br />
70 Jahre alt. Grund zum Feiern gab es aber<br />
schon im November. Vor 30 Jahren übernahm<br />
Udo Heimansberg das älteste Filmtheater am<br />
Platz und führt es – seit 1983 gemeinsam mit<br />
Kalle Somnitz – durch das Auf und Ab der<br />
Lichtspiel-Sparte. Seit 1998 ist das Kino im Stadtteil<br />
Bilk Teil von Heimansbergs und Somnitz`<br />
Düsseldorfer Filmkunstkino GmbH. Der<br />
ursprüngliche Saal – im Krieg erbaut, zerstört<br />
und 1949 wiedererbaut – hatte einmal über 800<br />
Plätze. 1965 wurde er abgerissen und durch einen<br />
Saal mit 199 Plätzen und ein Hotel ersetzt.<br />
Seit 1992 besteht das Metropol aus dem Cinerama<br />
mit 125 Sitzplätzen, dem Phantom (42)<br />
und dem Kinocafé Playtime. Hier lässt Theater-<br />
Soundtrack Cologne: klingende Momente<br />
Kategorie Filmscore an Sounddesigner Felix<br />
Rösch und in der Kategorie Sounddesign an<br />
Komponist Philip Specht (beide Düsseldorf)<br />
ging. Komponistin Anna Solovieva-Drubich<br />
aus Russland erhielt eine Lobende Anerkennung.<br />
Erstm<strong>als</strong> vergeben wurde der mit 1.500 Euro dotierte<br />
Peer-Raben-Music-Award für die beste<br />
Musik in einem Kurzfilm. Dessen Kriterien –<br />
innovative und dramaturgisch nachvollziehbare<br />
Verwendung von Musik und Ton in Beziehung<br />
zum Bild – erfüllte der Kurzfilm „Noirville“ mit<br />
der Musik des Filmkomponisten Titas Petrikis<br />
aus Litauen. Der zum zweiten Mal verliehe-<br />
newsletter 7/2009 – Meldungen<br />
Februar in der Orangerie – Theater im Volksgarten<br />
zu besichtigen.<br />
LaDoc wurde 2003 von unabhängigen Kölner<br />
Autorinnen, Regisseurinnen, Cutterinnen<br />
und Kamerafrauen mit dem Ziel gegründet, die<br />
eigenen Produktionsbedingungen zu verbessern.<br />
Die regelmäßigen LaDoc-Lectures sollen „einen<br />
direkten Einblick in den Berufsalltag einer Branche<br />
mit hohem Glamourfaktor geben. Ihre besondere<br />
Qualität liegt darin, dass Filmschaffende<br />
selbst ihre Gäste präsentieren“, so Mitorganisatorin<br />
Elfriede Schmitt.<br />
www.ladoc.de.<br />
Agnes Varda in „Die Strände von Agnès“, Foto: cine-tamaris.com<br />
Jubiläen im Metropol: Udo Heimansberg (l.)<br />
und Kalle Somnitz in Feierlaune, Foto: Eric Horst<br />
leiter Frank Wickinghoff das Filmprogramm<br />
mit dem Getränkeangebot korrespondieren.<br />
Metropol, Tel. (0211) 349709;<br />
metropol@filmkunstkinos.de<br />
ne Deutsche Fernsehmusikpreis, den die<br />
Cologne Conference und der Veranstalter<br />
stiften, ging an den Weinheimer Komponisten<br />
Biber Gullatz und seinen Kölner Kollegen Andreas<br />
Schäfer für ihren Filmscore zu „Der verlorene<br />
Vater“. Den beiden sei es gelungen, „mit<br />
ihrer Melodie auch diejenigen Momente zum<br />
Klingen zu bringen, die ohne Musik auskommen“,<br />
so die Jury. Das könnte sicherlich auch Dirigent<br />
und Can-Mitgründer Irmin Schmidt,<br />
der für sein Lebenswerk <strong>als</strong> Filmkomponist (u.a.<br />
„Rote Erde“, „Palermo Shooting“) mit dem<br />
SoundTrack Cologne Ehrenpreis ausgezeichnet<br />
wurde. Mehr Infos zum Festival unter<br />
www.soundtrackcologne.de.
KunstFilmBiennale: Genres verbinden<br />
s war voll bei der diesjährigen Premiere der<br />
EKunstFilmBiennale, die vom 28. Oktober bis<br />
zum 1. November in Köln und Bonn stattfand.<br />
Der Venedig-Sieger „Lebanon“ zog, und so blieb<br />
im großen Kinosaal des Cinedoms kein Platz<br />
mehr frei. Der Film von Samuel Maoz, der von<br />
der Kölner Ariel Films produziert wurde, ließ<br />
kaum einen der Besucher ungerührt und war<br />
der perfekte Festivalauftakt für den künstlerischen<br />
Leiter Heinz Peter Schwerfel.<br />
Rund 4.500 Cineasten, Kunstfreunde und<br />
Filminteressierte kamen dieses Jahr zur Kunst-<br />
FilmBiennale, um sich 160 Filme im Rahmen der<br />
vom Land NRW geförderten Veranstaltung anzuschauen.<br />
In zwei Diskussionsrunden in der<br />
Kunsthochschule für Medien Köln und dem<br />
Kunstmuseum Bonn diskutierten Künstler mit<br />
Kuratoren über aktuelle Fragen des Films zwischen<br />
Kunst und Kino. Darüber hinaus präsentierten<br />
acht Kölner Galerien sowie das Kölner<br />
Museum Ludwig parallel zum Festival Ausstellungen<br />
von Künstlern, die über oder mit bewegten<br />
Bildern arbeiten.<br />
Die diesjährige KunstFilmBiennale, eine Initiative<br />
der SK Stiftung Kultur, der Kunststiftung<br />
NRW und der Stadt Köln, die in Kooperation mit<br />
der <strong>Filmstiftung</strong> NRW sowie der VG Bild-Kunst<br />
stattfindet, hat sich in der Sicht des Festival-Geschäftsführers<br />
Gerhard Kock gegenüber der Vorjahresveranstaltung<br />
gesteigert: „Wir sind ja eher<br />
in der bildenden Kunst gestartet und haben uns<br />
jetzt in die Filmkunst erweitert.“ Die Grenze zwischen<br />
diesen Bereichen wird nicht nur in seiner<br />
Sicht immer fließender: „Nehmen Sie beispielsweise<br />
Steve McQueen, einen arrivierten Künst-<br />
NRW & Israel:<br />
Gute Partner<br />
seit zehn Jahren<br />
„Als ich den Israel Film Fund übernahm, lag der<br />
israelische Film am Boden. Die ersten, die trotzdem<br />
zu uns kamen, und uns die Hand reichten,<br />
waren Michael Schmid-Ospach und die <strong>Filmstiftung</strong><br />
NRW.“ Sichtlich bewegt blickte Katriel<br />
Schory, Chef des Israel Film Fund, zurück auf<br />
zehn Jahre Zusammenarbeit zwischen der NRW-<br />
Filmförderung und den Filmemachern seines<br />
Landes.<br />
Die <strong>Filmstiftung</strong> NRW hatte die Eröffnung<br />
der KunstFilmBiennale durch Samuel Maoz´ in<br />
Venedig preisgekrönten Film „Lebanon“ zum<br />
Anlass genommen, zu Ehren<br />
von Katriel Schory zu einem<br />
Empfang zu laden. Unter den<br />
Gästen waren u.a. Udo Kier,<br />
Kameramann Ed Lachman, Hajo<br />
Schomerus, die NRW-Produzenten<br />
Bettina Brokemper,<br />
Marcelo Busse, Markus Halberschmidt,<br />
Helga Binder und Sonja<br />
Ewers sowie der israelische<br />
Regisseur Maoz selbst, der am<br />
Ende des Festiv<strong>als</strong> für seinen<br />
von der <strong>Filmstiftung</strong> NRW geförderten<br />
Film den Publikumspreis<br />
gewann.<br />
„Es gibt keinen Vertrag über die Zusammenarbeit<br />
zwischen Israel und NRW, es ist eine Zusammenarbeit<br />
der Begegnungen und Filme“;<br />
betonte <strong>Filmstiftung</strong>schef Michael Schmid-<br />
Katriel Schory (l.) und<br />
Michael Schmid-Ospach<br />
im Düsseldorfer Savoy,<br />
Foto: Heike Herbertz<br />
ler, und dessen Arbeit ‚Hunger‘. Das ist ein Film,<br />
der die Qualität vieler Filmemacher übertrifft,<br />
aber McQueen würde sich nicht <strong>als</strong> Filmemacher<br />
bezeichnen.“ Und so wollte das Symposium<br />
„Experimentalfilm heute. Verloren<br />
zwischen Kunst und Kino?“ einen<br />
Überblick über die Entwicklung der<br />
Begriffe geben. Dabei verwies Matthias<br />
Müller, Lehrer an der Kunsthochschule<br />
für Medien in Köln, darauf,<br />
dass Experimental und Avantgarde<br />
<strong>als</strong> Begriffspaar immer noch eine<br />
Rolle spielten: „Aber auch die Klassifizierung<br />
<strong>als</strong> nicht vermarktbare Spielfilme<br />
hält sich.“ Filmgeschichte sei<br />
hauptsächlich in der Sprache der<br />
Geldanlage geschrieben worden. Dabei,<br />
so der Hochschullehrer, hätte die<br />
historische Avantgarde die Verbindung<br />
von Alltag und Kunst zum Ziel<br />
gehabt: „Im frühen Film gab es auch<br />
keine Trennung von Filmen für die<br />
Massen und Filmen <strong>als</strong> Kunst.“<br />
Mittlerweile hätten Experimentalfilmer wieder<br />
Vorlagen für den „Mainstream“ geprägt:<br />
„MTV- und Oliver Stone-Leute durchforsten die<br />
Archive. Und die verwackelte Handkamera ist<br />
mittlerweile Standard in jeder Cop-Show. Der<br />
Kapitalismus frisst einfach alles.“<br />
Lars Henrik Gass, Leiter der Internationalen<br />
Kurzfilmtage Oberhausen, ergänzte: „Es war der<br />
Musikfilm, der den Experimentalfilm aus seiner<br />
Erstarrung befreit hat.“ Er kritisierte: „Das Abweichende<br />
ist zum rein formalen Element geworden.<br />
Begrifflichkeit und Inhalt sind dem Ex-<br />
Ospach, der Schory für seinen Mut würdigte,<br />
auch kontroverse Stoffe wie „Paradise Now“<br />
oder „Die syrische Braut“ zu unterstützen. „Dafür<br />
hat er viel Ärger bekommen und oft die Frage<br />
gehört, ob er einer israelischen oder palästinensischen<br />
Filmförderung vorsteht.“<br />
„Mein Job ist es, den Filmemachern in meinem<br />
Land den Rücken freizuhalten“, erklärte<br />
Schory dazu und ergänzte. „Wir machen Filme<br />
against all odds. Aber Filme sind nun mal unser<br />
Leben.“<br />
Schmid-Ospach erinnerte auch an die ersten<br />
Kontakte vor zehn Jahren, <strong>als</strong> israelische Filmstudenten<br />
nach Bonn reisten, um sich dort mit<br />
Kommilitonen und Filmemachern aus NRW zu<br />
treffen. Aus diesem Treffen entwickelte sich eine<br />
kontinuierliche Kooperation, aus der bislang<br />
19 Koproduktionen zwischen<br />
Produzenten aus Israel und<br />
NRW hervor gingen. Dazu zählen<br />
Produktionen wie „Lemon<br />
Tree“, „Paradise Now“, „Lebanon“<br />
oder auch der Triangle<br />
Dialogue, eine Zusammenarbeit<br />
von Filmstudenten aus<br />
Köln, Jerusalem und Warschau.<br />
Bei der Eröffnung der<br />
KunstFilmBiennale im Anschluss<br />
an den Empfang blickte<br />
Schmid-Ospach noch einmal<br />
zurück auf die Preisverleihung<br />
in Venedig, wo mit Maoz und<br />
Shirin Neshat Filmemacher aus Israel und dem<br />
Iran geehrt wurden, die mehr verbindet <strong>als</strong><br />
trennt. Denn, so Schmid-Ospach: „Die Botschaft<br />
dieser Filme ist Frieden.“<br />
perimentalfilm abhanden gekommen. Nur eine<br />
kleine Community befasst sich heute noch<br />
mit dem Experimentalfilm, der komplett ins Abseits<br />
geraten ist. In den Fragebögen vieler Institutionen<br />
und Förderstiftungen kommt die Rubrik<br />
‚Experimentalfilm‘ nicht einmal mehr vor.“<br />
Heike Melba-Fendel mit Samual Maoz und dem<br />
Leiter des Kulturamts Köln, Konrad Schmidt-<br />
Werthern, bei der Überreichung des Publikumspreises<br />
für „Lebanon", Fotos: Bernd Arnold<br />
Wie sehr die Szene weiterhin in Bewegung<br />
ist und sich gängigen Definitionen entzieht, hat<br />
auch die Preisverleihung gezeigt. Einen der beiden<br />
Hauptpreise erhielt der finnische Künstler<br />
Jani Ruscica für den Kurzfilm „Evolutions“. In eine<br />
künstlerische Richtung geht auch der ebenfalls<br />
prämierte Kinoerstling des russischen Dramatikers<br />
Vasilij Sigarev („Wolfy“), der den mit<br />
15.000 Euro dotierten Preis der <strong>Filmstiftung</strong><br />
NRW für Filme ab 60 Minuten Länge erhielt. Der<br />
amerikanische Künstler Adam Leech wurde für<br />
IFFF: 2010 wieder in Köln<br />
Impressum<br />
Herausgeberin:<br />
Tanja Güß<br />
Chefredakteur:<br />
Rüdiger Bertram<br />
CvD:<br />
Stefanie Hadding<br />
Redaktion:<br />
Oliver Baumgarten, Katharina<br />
Blum, Peter Hanemann (A.R.T.)<br />
Wolfgang Hippe (A.R.T.)<br />
Christian Seebaum<br />
Mitarbeiter<br />
dieser Ausgabe:<br />
Uwe Mies, Michael Dlugosch,<br />
Anna Koskoda, Günter<br />
Jekubzik, Heiko R. Blum,<br />
Wilfried Urbe, Achim Dunker,<br />
Martin Block, Susanne<br />
Grüneklee, Heike<br />
Meyer-Döring (MEDIA)<br />
Redaktionsassistenz:<br />
Lena Kraan<br />
Gestaltung/Layout:<br />
inrhein, düsseldorf,<br />
alfred friese<br />
Titel:<br />
„Albert Schweitzer“;<br />
Foto: NFP<br />
Redaktionsschluss:<br />
4. Dezember 2009<br />
Anzeigenbetreuung:<br />
Lena Kraan,<br />
Tel. (0211) 9305024<br />
Anzeigenschluss<br />
für die nächste Ausgabe:<br />
15. Januar 2010<br />
Der newsletter ist kostenlos<br />
und kann bei der <strong>Filmstiftung</strong><br />
NRW wahlweise <strong>als</strong> Print-<br />
Version oder <strong>als</strong> <strong>PDF</strong> abonniert<br />
werden. Sobald das <strong>PDF</strong> zum<br />
Download zur Verfügung<br />
steht, werden Sie per Mail<br />
informiert.<br />
Die Eröffnung der KunstFilmBiennale<br />
fand im Cinedom im Kölner Mediapark statt.<br />
„Speech Bubble“ mit dem Preis des<br />
Verbandes der deutschen Filmkritik<br />
geehrt.<br />
Die beiden erstm<strong>als</strong> vergebenen<br />
Publikumspreise für lange und kurze Filme des<br />
Internationalen Wettbewerbs, dessen Filmauswahl<br />
von Nikolaj Nikitin kuratiert wurde, erhielten<br />
der Premierenfilm „Lebanon“ und der Kurzspielfilm<br />
„love you more“ der Londoner Künstlerin<br />
Sam Taylor-Wood. „Lebanon“ hatte bereits<br />
den Goldenen Löwen in Venedig gewonnen,<br />
aber bis zur KunstFilmBiennale noch keinen Verleih<br />
in Deutschland gefunden. „Jetzt, während<br />
unseres Festiv<strong>als</strong>, hat der Film einen Verleih gefunden.<br />
Das ist für mich eines der positivsten Ergebnisse<br />
unserer Veranstaltung“, freut sich Kock.<br />
von Wilfried Urbe<br />
Die nächste Ausgabe des Internationalen Frauenfilmfestiv<strong>als</strong> Dortmund|Köln (IFFF) wird<br />
vom 14. bis 18. April 2010 turnusgemäß wieder am Rhein stattfinden. Während die Einreichfrist<br />
für die Reihen „Panorama“ und „Queer Cinema“ bereits abgelaufen ist, besteht noch bis zum 8.<br />
Januar die Möglichkeit, Beiträge für den Internationalen Debütspielfilm-Wettbewerb einzusenden.<br />
Das entsprechende Formular gibt es <strong>als</strong> Download unter www.frauenfilmfestival.eu.<br />
Der Fokus der Kölner Ausgabe widmet sich Arbeiten von Regisseurinnen aus der Balkanregion,<br />
kuratiert von Journalistin und Filmemacherin Rada Sesic gemeinsam mit Betty Schiel und<br />
Sonja Hofmann.<br />
IFFF Dortmund|Köln, Tel. (0231) 5025162; info@frauenfilmfestival.eu<br />
Die Berücksichtigung von<br />
Terminen richtet sich<br />
nach dem Erscheinen des<br />
Newsletters im Internet.<br />
Das kann leider dazu führen,<br />
dass Termine bereits überholt<br />
sind, wenn die Druckausgabe<br />
des Newsletter ausgeliefert<br />
wird, bietet aber die größtmögliche<br />
Aktualität für die<br />
Download-Nutzer. Wir bitten<br />
dafür um Verständnis.<br />
Danke an alle Produzenten,<br />
Sender & Verleiher für<br />
ihre Unterstützung und<br />
die Bilder zu ihren Filmen.<br />
Tel.: (0211) 93 05 00<br />
Fax: (0211) 93 05 085<br />
Kaistraße 14<br />
40221 Düsseldorf<br />
newsletter@filmstiftung.de<br />
Meldungen – newsletter 7/2009 13
Heiko R. Blum,<br />
Foto: Heike Herbertz<br />
14<br />
In seiner Kolumne „gestern,<br />
heute, morgen“ blickt der<br />
Kölner Filmjournalist Heiko R.<br />
Blum zurück und nach vorne<br />
und widmet sich dabei sowohl<br />
aktuellen Filmthemen <strong>als</strong> auch Geschichten<br />
abseits des Tagesgeschäfts.<br />
Heiko R. Blum: „gestern, heute, morgen“<br />
3D – mehr <strong>als</strong> nur Effekte<br />
ch kann mich sehr gut an jenen freundlichen Septemberabend<br />
I1972 erinnern, <strong>als</strong> ich über den Münchner Lehnbachplatz schlenderte<br />
und die Kinoreklame für den amerikanischen Horrorfilm „Das<br />
Kabinett des Professor Bondi“ las. Begeistert von dem Titeldarsteller<br />
Vincent Price zog es mich in Roy del Ruths Brillenfilm hinein,<br />
doch die Enttäuschung war groß: Ich hatte gerade bei einer<br />
Augenoperation den Verlust des plastischen Sehens erlitten, so<br />
dass ich die 3D-Effekte nicht wirklich erleben konnte. Das Wachsfigurenkabinett<br />
des wahnsinnigen Wissenschaftlers, der mit seinem<br />
stummen Butler (Charles Bronson) das Haus führt, faszinierte<br />
jedoch auch ohne die Wahrnehmung der dritten Dimension,<br />
weil das szenische Umfeld entsprechend gruselig war. Meist waren<br />
die frühen 3D-Filme effektvolle Thriller mit oberflächlichen Effekten,<br />
wie „Bwana, der Teufel“ von Arch Oboler von 1952. Im<br />
Film ging es um einen Menschen fressenden Löwen, der durch<br />
die 3D-Effekte geradezu aus der Leinwand herauszuspringen<br />
schien.<br />
Doch auch anspruchsvolle Themen wie William Shakespeares<br />
„Der Widerspenstigen Zähmung“ in der Verfilmung von Cole Porters<br />
Musical „Kiss Me, Kate!“ in den 1950ern fanden begeisterte<br />
Zuschauer. Leider hat man für die deutsche Version der schwungvollen<br />
Show, bei der man das Gefühl hatte, die Tänzer würden in<br />
den Zuschauerraum hineintanzen, die Liedtexte synchronisiert und<br />
damit den blendenden Sängern die Stimmen weggenommen.<br />
Auch Alfred Hitchcock hatte 1954 mit „Dial M for Murder“ mit<br />
Ray Milland und Grace Kelly einen effektvollen Thriller gedreht. Der<br />
Film spielt ausschließlich in Innenräumen, eines der besten Krimikammerspiele<br />
mit dezenten plastischen Effekten.<br />
Wenn man solche Filme im Normalformat sieht, wird der Unterschied<br />
deutlich: Der Löwen-Film wirkt wie ein oberflächliches<br />
Spektakel, das Shakespeare-Musical und der Hitchcock-Film verlieren<br />
nichts von ihren inhaltlichen und formalen Reizen.<br />
Die Eröffnung der Filmfestspiele in Cannes mit dem amerikanischen,<br />
dreidimensionalen Trickfilm „Oben“ hat dem lange vergessenen<br />
Kinoformat wieder Aufmerksamkeit beschert, mit dem<br />
in den 50er und 60er Jahren die amerikanische Traumfabrik das<br />
Überleben geprobt hatte. Während andere Kinotechniken wie Cinemascope<br />
sich allmählich etablierten, setzte sich der 3D-Film wegen<br />
seiner komplizierten Produktions-, Projektions- und Rezeptionstechnik<br />
jedoch nicht durch, obwohl es immer wieder Versuche<br />
gab, solche Filme ins Kino zu bringen. Seit ein paar Jahren nun<br />
gibt es in den größeren deutschen Städten Kinos, die regelmäßig<br />
dreidimensionale Filme zeigen, angefangen mit Naturepen, inzwischen<br />
aber auch Abenteuer- und Fantasy-Filme. Das große Interesse<br />
der amerikanischen Pixar Studios spricht für eine weltweite<br />
Wiederbelebung dieser Kunst, die bei ihrer Erstauflage den verschiedenen<br />
Kinderkrankheiten zu erliegen drohte. Zahlreiche Studios<br />
und Filmemacher bekunden Interesse am dreidimensionalen<br />
Kino. Auch bei uns in Deutschland lebt inzwischen die dritte Dimension<br />
auf. So versuchte Wim Wenders, kurz vor Pina Bauschs<br />
überraschendem Tod einen <strong>Dokument</strong>arfilm über die Wuppertaler<br />
Tanzkünstlerin in 3D zu realisieren. Nach Dreharbeiten im Herbst<br />
wird der Film im kommenden Jahr fertig gestellt. Sowohl „Oben“<br />
<strong>als</strong> auch „Pina Bausch“ belegen, dass die neuen 3D-Versuche nicht<br />
mehr nur auf formale Spielereien und Effekte schielen, sondern<br />
interessante Stoffe und Themen kongenial ergänzen.<br />
W-film: Auf<br />
der Suche<br />
nach dem Film<br />
2000 gründete Stephan Winkler<br />
seine Firma W-film, mit der er<br />
Kurz-, <strong>Dokument</strong>ar- und Spielfilme<br />
entwickelt, produziert und verleiht.<br />
Bekannt wurde<br />
er zuerst mit seinem<br />
Label<br />
„Night of the<br />
Shorts“, bei dem<br />
regelmäßig preisgekrönteKurzfil-<br />
Stephan<br />
Winkler,<br />
Foto: W-film<br />
me gezeigt werden.<br />
2003 folgte<br />
der W-film Filmverleih,<br />
der u.a.<br />
Petra Seegers <strong>Dokument</strong>arfilm „Auf<br />
der Suche nach dem Gedächtnis“<br />
über den Gehirnforscher und Nobelpreisträger<br />
Eric Kandel im Portfolio<br />
hat. Der Film, der im Juni in die Kinos<br />
startete, entwickelte sich zum<br />
Langläufer und ist noch bis weit ins<br />
Jahr 2010 gebucht. Ganz aktuell<br />
lädt W-film vom 21. bis 23. Dezember<br />
ins Kölner Filmhaus, wo unter<br />
dem Titel „Christmas Shorts“ ein<br />
weihnachtliches Kurzfilmprogramm<br />
gezeigt wird. Für den Newsletter erzählte<br />
Stephan Winkler vom Erfolg<br />
des Kandel-Films und seinen weiteren<br />
Plänen.<br />
„Auf der Suche nach<br />
dem Gedächtnis“ läuft<br />
seit Juni im Kino, und ein<br />
Ende ist nicht abzusehen.<br />
Was macht den Film zu einem<br />
Langläufer?<br />
Jeder, der in den Film geht, ist<br />
positiv berührt und erzählt es weiter.<br />
Außerdem hat die Anwesenheit<br />
von Eric Kandel bei den Premieren<br />
und die Kinotour mit Regisseurin Petra<br />
Seeger sicher sehr geholfen. Das<br />
Thema des Films ist aktuell, die intensive<br />
Verleiharbeit, genaue Zielgruppenansprache,Expertentermine<br />
sowie die großartige Pressearbeit<br />
von Antje Krumm haben zu diesem<br />
Ergebnis geführt.<br />
Eric Kandel in „Auf der Suche nach<br />
dem Gedächtnis“, Foto: FilmForm Köln<br />
Wie haben Sie ihn<br />
positioniert?<br />
Neben der klassischen Vermarktung<br />
haben wir uns besonders<br />
auf Kooperationen mit Partnern wie<br />
z.B. Wissenschaftszug, Max-Planck-<br />
Institut, Science Lab, Gedächtnis-<br />
Training-Netzwerke, Psychologen,<br />
Neurologen und Universitäten in<br />
den jeweiligen Spielstädten konzentriert.<br />
Mit „Wenn Ärzte töten“<br />
läuft seit Anfang Dezember<br />
eine weitere Doku<br />
vom W-film Filmverleih<br />
in den Kinos. Wollen Sie<br />
sich auf das Genre spezialisieren,<br />
oder bleiben Sie<br />
auch dem Kurzfilm treu?<br />
Wir werden uns nicht allein<br />
auf <strong>Dokument</strong>arfilme spezialisieren.<br />
Unsere nächsten Starts sind zwei<br />
Spielfilme aus Spanien und Brasilien,<br />
eine deutsche <strong>Dokument</strong>ation und<br />
die zweite spanische Kurzfilmkompilation<br />
der erfolgreichen „Tapas<br />
Mixtas“ aus der Kinoreihe „Night of<br />
the Shorts“. Der Kurzfilm bleibt ein<br />
fester Bestandteil unserer Verleiharbeit,<br />
aber wir erweitern unser Spektrum.<br />
Was sind die weiteren<br />
Pläne von W-film?<br />
Ab 2010 wird W-film auch<br />
wieder eigene Filme, einen <strong>Dokument</strong>ar-<br />
und einen Spielfilm, für das<br />
Kino herstellen und an internationalen<br />
Koproduktionen beteiligt sein.<br />
Aktuell arbeiten wir an dem Spielfilm<br />
„Philipp & Julie“, eine deutschspanische<br />
Koproduktion.<br />
www.wfilm.com.<br />
Käutner Preis für Schlingensief<br />
Der Helmut Käutner Preis geht 2010 an den Film- und Theaterregisseur<br />
Christoph Schlingensief. Die Auszeichnung, mit der die Stadt Düsseldorf<br />
seit 1982 alle zwei Jahre an den in Düsseldorf geborenen Käutner<br />
erinnert, ist mit 10.000 Euro dotiert und wird im März an<br />
Schlingensief vergeben. 2008 war Berlinale-Chef Dieter<br />
Kosslick mit dem Preis ausgezeichnet worden. Zu den<br />
bisherigen Preisträgern gehören außerdem Wim Wenders,<br />
Bernhard Wicki und Hildegard Knef.<br />
„Mit Christoph Schlingensief würdigt der Rat der Stadt<br />
Düsseldorf eine Persönlichkeit, die sich in mehr <strong>als</strong> zwei<br />
Christoph Schlin- Jahrzehnten für die deutsche Filmkultur eingesetzt hat.<br />
gensief, Foto: Aino Er hat seine Karriere am experimentellen Rande des Ki-<br />
Laberenz<br />
nos begonnen und ist bis ins medienwirksame Zentrum<br />
vorgestoßen, ohne sich jem<strong>als</strong> in den Mainstream zu begeben“, begründete<br />
die Jury ihre Entscheidung.<br />
newsletter 7/2009 – Meldungen<br />
Das Essener Filmstudio Glückauf vor der Renovierung,<br />
Foto: Essener Filmkunsttheater<br />
Essen: Glückauf für<br />
das Filmstudio!<br />
„In den kommenden 20 Jahren wird im ältesten<br />
Kino des Ruhrgebiets wieder Filmkunst gezeigt<br />
werden können. Das ist sicher!“, verspricht der<br />
Verein Rettet das Filmstudio, angeführt<br />
von den Essener Kinobetreibern Marianne<br />
Menze und Hans-Peter Hüster. Am 18.<br />
Dezember ist es soweit: Das 1924 eingeweihte<br />
Essener Filmstudio Glückauf wird wieder<br />
eröffnet. Als Eröffnungsfilm läuft in einer<br />
Vorpremiere Fatih Akins „Soul Kitchen“. Tags<br />
drauf werden weitere filmische Leckerbissen geboten.<br />
Um 15.30 Uhr untermalen Solisten der<br />
Essener Philharmoniker unter der Leitung<br />
von Helmut Imig den Stummfilm „Abenteuer<br />
eines Journalisten“ von 1914. Um 17 Uhr<br />
folgt Robert Flahertys „Nanuk der Eskimo“.<br />
Das Festprogramm setzt sich fast eine Woche<br />
lang mit sechs weiteren Vorpremieren fort, bei<br />
denen im Ticketpreis von 3,50 Euro ein zehnminütiger<br />
Film über die Aufbauarbeiten und ein<br />
Glas Sekt enthalten sind.<br />
Bei der Renovierung, die das nostalgische<br />
Flair bewahrt hat, halfen neben vielen anderen<br />
die Europäische Union, das Land NRW,<br />
die Stadt Essen, die Sparkasse Essen, die<br />
NRW-Stiftung und die <strong>Filmstiftung</strong><br />
NRW. Dieter Gorny, Künstlerischer Direktor<br />
der Kulturhauptstadt RUHR.2010 und<br />
Aufsichtsratsvorsitzender der <strong>Filmstiftung</strong><br />
NRW, hatte sich dafür eingesetzt, dass das Filmstudio<br />
ein Projekt der Europäischen Kulturhauptstadt<br />
wurde. Mehr zum Eröffnungsprogramm:<br />
www.essener-filmkunsttheater.de.<br />
Blicke aus Bochum<br />
Die <strong>als</strong> „Blicke aus dem Ruhrgebiet“ eingeführten<br />
Filmtage im Bochumer Endstation Kino<br />
heißen seit der am 29. November zu Ende gegangenen<br />
17. Ausgabe Blicke – Filmfestival<br />
des Ruhrgebiets. Damit verweist der Name<br />
nun endlich eindeutig auf die Festivalform,<br />
die die Macher Gabi Hinderberger und<br />
Wolfgang Kriener bereits seit einiger Zeit<br />
etabliert haben: Gezeigt werden Arbeiten von<br />
Filmemachern aus der Region beziehungsweise<br />
Filme über das Ruhrgebiet. Fünf Preise wurden<br />
am Festiv<strong>als</strong>onntag vergeben. So sprach die<br />
aus Michael Girke, Peter Simon und Dirk<br />
Steinkühler bestehende Jury den von den<br />
Stadtwerken Bochum mit 1.500 Euro dotierten<br />
Blicke Filmpreis dem Mülheimer Filmemacher<br />
Rainer Komers für dessen neuen<br />
Film „Miltown, Montana“ zu. Der mit 1.000<br />
Euro dotierte Medienkunst Filmpreis Ruhr<br />
ging an die ehemaligen Bochumer Sylvie<br />
Boisseau und Frank Westermeyer für ihr<br />
Video „Chinesisch von Vorteil“. Weitere Auszeichnungen<br />
erhielten zudem der 12-sekündige<br />
„Flashlights“ von Stefan Zeyn sowie „Kohldampf<br />
am Heiligabend“ von Daniel Hein aus<br />
Dortmund.<br />
Blicke, Tel. (0234) 26616;<br />
info@blicke.org
Im Januar startet eine Buttgereit-<br />
Retrospektive im Filmmuseum Düsseldorf,<br />
Foto: Filmmuseum Düsseldorf<br />
Filmmuseum<br />
Düsseldorf: Splatter<br />
und Szenefilme<br />
Unter dem Titel „Sex.Murder.Art. Kino im Spagat<br />
zwischen Kunst und Splatter“ widmet das<br />
Filmmuseum Düsseldorf dem Berliner Filmemacher<br />
Jörg Buttgereit eine umfangreiche<br />
Retrospektive. Eröffnet wird sie am 8. und<br />
9. Januar mit einem Programm in Anwesenheit<br />
des Künstlers, in dessen Werk der Kölner Filmkritiker<br />
Daniel Kothenschulte einführt. Bis<br />
zum 28. Januar sind dann täglich weitere Filme<br />
in der Black Box zu sehen. Buttgereit wurde <strong>als</strong><br />
Kind hauptsächlich durch Godzilla- und Frankenstein-Filme<br />
sozialisiert, die er in „Horror Heaven“<br />
mit seiner zur Konfirmation geschenkten<br />
Super-8-Kamera umgehend neu verfilmte. Seine<br />
Filme liefen u.a. im Berliner Szeneladen Risiko<br />
auf der Yorckstraße, wo Blixa Bargeld<br />
hinterm Tresen stand und Nick Cave seinen<br />
Weltuntergangsmelodien nachsann.<br />
„Der gläserne Schlüssel“ ist der Titel einer<br />
Studioausstellung im Filmmuseum Düsseldorf<br />
mit Fotografien von Oliver Kern, die<br />
vom 24. Januar bis zum 28. März zu sehen ist.<br />
Der Titel ist ein Synonym und meint die begehrten<br />
Eintrittskarten, die Zugang zur Zauberwelt<br />
eines Filmfestiv<strong>als</strong> versprechen. Kern fotografierte<br />
die Bilder auf der Berlinale von 1998 bis<br />
2004 am Rande der aktuellen Berichterstattung<br />
bei offiziellen Anlässen oder Parties.<br />
www.duesseldorf.de/kultur/<br />
filmmuseum/<br />
Düsseldorf zeigt<br />
Kunstfilme<br />
Die Filmwerkstatt Düsseldorf präsentiert<br />
gemeinsam mit der Arbeitsgemeinschaft<br />
Kunstfilmtag am 19. Dezember im Theatersaal<br />
des Künstlervereins Malkasten den Kunstfilmtag<br />
2009. „Geräusch, Musik, Sprache,<br />
Stille – subtil, leise oder laut: In seiner räumlichen<br />
Präsenz schafft der Ton nicht nur eine Verdichtung<br />
von Atmosphären und Stimmungen,<br />
sondern hat auch die Fähigkeit, das bewegte<br />
Bild zu kontrastieren oder zu präzisieren“, so die<br />
Veranstalter. Im Januar folgen eine Reihe weiterer<br />
Filme zum Thema Kunst.<br />
www.filmwerkstattduesseldorf.de.<br />
„Wirklichkeitsspiele“ beim Filmbüro NW<br />
Es hat inzwischen schon Tradition, dass das<br />
Filmbüro NW zum Jahresausklang ein Symposion<br />
für Filmschaffende in NRW veranstaltet.<br />
Der Titel gebende Begriff „Wirklichkeitsspiele“<br />
wurde in den Anfängen des Fernsehens für<br />
Grenzgänge zwischen <strong>Dokument</strong>arfilm und Fiktion<br />
verwendet. Diese Vermischung, in Zeiten<br />
des Direct Cinema und Cinema Verité radikal abgelehnt,<br />
ist inzwischen beinahe zur (Fernseh)-<br />
Norm geworden, und die Diskussion darum, wie<br />
weit Inszenierung und dramaturgischer Eingriff<br />
im <strong>Dokument</strong>arfilmbereich gehen darf, erhitzt<br />
immer wieder die Gemüter. Am 3. Dezember<br />
diskutierten Publizisten, Filmwissenschaftler, Regisseure<br />
und Produzenten diese Entwicklung<br />
und das Unbehagen an der Mischform. Den Anfang<br />
machten Egon Netenjakob (Filmjournalist)<br />
und Dietrich Leder (KHM), die zeigen<br />
konnten, wie radikal, spannend und improvisativ<br />
der <strong>Dokument</strong>arfilm in den 60er und 70er<br />
Jahren sein durfte. „Das war wie Jazz“, so Egon<br />
Netenjakob.<br />
Wie weit der Einsatz von fiktionalen Formen im<br />
<strong>Dokument</strong>arfilm gehen darf und wie weit er gehen<br />
sollte, darüber stritten auf dem ersten Panel<br />
Beate Schlanstein, Christoph Hüb-<br />
Unlimited: Vernetzt<br />
und zufrieden<br />
„Sie sehen eine zufriedene Festivalleiterin vor<br />
sich“, freute sich Marita Quaas bei der Preisverleihung<br />
am 22. November im Festivalkino Odeon.<br />
Über 2.000 Besuche verzeichnete die 3. Ausgabe<br />
des Europäischen Kurzfilmfestiv<strong>als</strong> Unlimited<br />
in Köln. Durch gemeinsame Veranstaltungen<br />
mit den zeitgleich veranstalteten Festiv<strong>als</strong><br />
SoundTrackCologne und Cinepänz<br />
hätten sich Synergien, ein umfangreicheres Programm<br />
und ein attraktives Rahmenangebot ergeben.<br />
Im Wettbewerb Europa vergab die Jury<br />
den 1. Preis an den Debüt-Kurzspielfilm „Légende<br />
de Jean L’Inversé“ von Philippe la<br />
Mensch.<br />
Der Preis besteht im Ankauf des Gewinnerfilms<br />
durch WDR/Arte. Der 2. Preis ging an<br />
Mikhail Zheleznikovs Kurzdokumentation<br />
„Budka“. Das Preisgeld in Höhe von 750 Euro<br />
hatte die Kölner Produktionsfirma Zeitsprung<br />
Entertainment gestiftet. 500 Euro stiftete der<br />
WDR für den 3. Preis, den Laurie Hill für ih-<br />
1. Preis für die Doku<br />
„Man stirbt“ von<br />
Patrick Doberenz<br />
und Philipp Enders<br />
im Wettbewerb<br />
NRW, Foto: KHM<br />
Meldungen – newsletter 7/2009<br />
ner, Carl-Ludwig Rettinger und Petra<br />
Seeger und kamen dabei zu dem Ergebnis,<br />
dass es (nicht nur) abseits der seriellen und historischen<br />
Formate wichtig ist, den Einsatz von<br />
Reenactment oder Visual Effects immer wieder<br />
zu überprüfen und wenn möglich auf starke<br />
Charaktere und Originaltöne zu setzen.<br />
Das zweite Panel beleuchtete die verschiedenen<br />
Ansätze im Detail: Axel Engstfeld und Volker<br />
Heise zeigten die planvoll-dramaturgischen<br />
Aspekte ihrer Arbeit <strong>als</strong> Dienstleister („Terra<br />
X“) oder auch auf dem Experimentierfeld dokumentarischer<br />
Fernsehformen („24h Berlin“).<br />
Gonzalo Arijon und Bettina Blümner<br />
(„Prinzessinnenbad“) betonten die enge und untrennbare<br />
Verbindung von filmischer Form und<br />
Inhalt.<br />
Den Abschluss des Symposions bildete der Kinofilm<br />
„Stranded“ des Regisseurs Gonzalo Arijon,<br />
der anschließend im Gespräch mit dem <strong>Dokument</strong>arfilmer<br />
Robert Krieg spannende Details<br />
zu seinem Umgang mit den Spielszenen in<br />
seinem Film und seiner Zusammenarbeit mit<br />
dem Kameramann César Charlone („City of<br />
God“) zum Besten gab.<br />
von Susanne Grüneklee<br />
ren Animationsfilm „Photograph of Jesus“ bekam.<br />
Den Publikumspreis des Europäischen<br />
Wettbewerbs gewann Jeremy Clapin mit seinem<br />
Animationsfilm „Skhizein“. Dafür stiftete<br />
das Kölner Stadtmagazin choices 500 Euro. Im<br />
Wettbewerb NRW vergab die Jury den 1.Preis<br />
an Patrick Doberenz und Philipp Enders<br />
und ihre Kurzdokumentation „Man stirbt“. Der<br />
Preis besteht aus Filmtechnikmiete im Wert von<br />
2.500 Euro, gestiftet von der Kölner Camcar.<br />
Den 2. Preis gewann Johannes Duncker mit<br />
dem Kurzspielfilm „Iki Arada Bir Denizde“. Dafür<br />
hatte die Kölner Niederlassung des Medien-<br />
Versicherers Caninenberg & Schouten 500<br />
Euro gestiftet. Peter Hümmeler und Kim<br />
Düsselberg schließlich, die mit „Soltau“ überzeugten,<br />
konnten sich über den Publikumspreis<br />
NRW und über 1.000 Euro Preisgeld freuen. Stifter<br />
waren hier Unitymedia und KultCrossing.<br />
Unlimited wurde u.a. von der Stadt<br />
Köln, der <strong>Filmstiftung</strong> NRW und dem<br />
Land NRW gefördert.<br />
Unlimited; Tel. (0221) 67774116;<br />
info@kurzfilmfreun.de<br />
Heike Parplies gewann den <strong>Filmstiftung</strong> NRW Schnitt<br />
Preis Spielfilm für die Montage von „Alle anderen",<br />
Foto: Film+<br />
Film+: ausgezeichnete<br />
Editoren<br />
Die neunte Ausgabe des Kölner Montageforums<br />
Film+ endete am 30. November mit der<br />
Preisverleihung im Filmforum NRW im Museum<br />
Ludwig, wo zunächst Regisseur Peter Timm<br />
eine humorvolle Laudatio auf die Hommage-<br />
Trägerin Barbara Hennings hielt. Die Editorin,<br />
die sowohl den Geißendörfer Ehrenpreis<br />
Schnitt <strong>als</strong> auch eine Ehrung des BFS<br />
– Bundesverbandes Filmschnitt erhielt,<br />
war zuvor bereits während der Eröffnung von<br />
ihrem langjährigen Regiepartner Michael Verhoeven<br />
geehrt worden und stellte über das<br />
Wochenende Arbeiten aus 47 Schnittjahren vor.<br />
Während des Montageforums konnte sich im<br />
Wettbewerb um den mit 7.500 Euro dotierten<br />
<strong>Filmstiftung</strong> NRW Schnitt Preis Spielfilm<br />
Editorin Heike Parplies mit ihrer Montage<br />
von „Alle anderen“ bei der Jury (Andrew<br />
Bird, Christina Bentlage, Anna Brüggemann,<br />
Matthias Schellenberg, Sven<br />
Taddicken) durchsetzen. Den gleich hoch dotierten<br />
Bild-Kunst Schnitt Preis <strong>Dokument</strong>arfilm<br />
vergab die Jury (Rolf-Rüdiger<br />
Hamacher, Karin Jurschick, Wolfgang<br />
Reinke, Hajo Schomerus, Corinna Wichmann)<br />
an Gesa Marten für ihre Arbeit an<br />
„pereSTROIKA – umBAU einer Wohnung“. Über<br />
den in diesem Jahr einmalig von der <strong>Filmstiftung</strong><br />
NRW und dem Ministerpräsidenten<br />
des Landes NRW gemeinsam mit 2.500<br />
Euro dotierten Förderpreis Schnitt freute sich Editorin<br />
Szilvia Ruszev („Wagah“). Den inhaltlichen<br />
Schwerpunkt der Diskussionsrunden bildete<br />
der Genreschnitt, über den u.a. Jens Klüber<br />
mit den beiden bei der Kölner Action<br />
Concept beschäftigten Editoren Björn Gruber<br />
und Martin Habig sprach.<br />
Film+, Tel. (0221) 2858706;<br />
info@filmplus.de<br />
„Teza“ in Köln<br />
Im Januar ist der äthiopische Regisseur Haile Gerima<br />
Gast an der Kölner Kunsthochschule für<br />
Medien. Filminitiativ Köln, das auch das Afrika-Filmfest<br />
„Jenseits von Europa“ in der Domstadt<br />
organisiert, nimmt den Besuch zum Anlass, gemeinsam<br />
mit Pandora Film und in Kooperation<br />
mit dem WDR. Gerimas vielfach ausgezeichneten<br />
und von der <strong>Filmstiftung</strong> NRW geförderten<br />
Film „Teza“ in Anwesenheit des Regisseurs<br />
am 24. Januar im Filmforum NRW zu zeigen.<br />
www.filminitiativ.de<br />
15
Insight Out<br />
Digitales Produzieren<br />
in Film & TV<br />
igitales Produzieren ist<br />
DThema der von MEDIA<br />
geförderten Weiterbildungsmaßnahme<br />
der Hochschule<br />
für Film und Fernsehen (HFF)<br />
Konrad Wolf, die sich an Produzenten,<br />
Herstellungs- und<br />
Aufnahmeleiter, Kameraleute,<br />
Postproduktions-Experten,<br />
Medienwissenschaftler sowie<br />
Journalisten und Filmhochschullehrer<br />
richtet. An<br />
fünf Tagen treffen<br />
die Teilnehmer von<br />
Insight Out rund<br />
30 internationale<br />
Experten und erhalten<br />
einen Überblick<br />
über den gesamten<br />
Prozess<br />
des digitalen Produzierens<br />
von der<br />
Finanzierung bis<br />
zur Projektion.<br />
Vorträge und Diskussionen<br />
werden<br />
ergänzt durch<br />
praktische Workshops,<br />
in denen digitaleArbeitsabläufe<br />
vor Ort getestet<br />
werden können.Anmeldungen<br />
zu einzelnen<br />
Workshops sind<br />
möglich. Teilnehmer<br />
des gesamten<br />
Programms können<br />
sich erstmalig<br />
auch mit einem eigenen<br />
digitalen<br />
m kleinen und mittleren Unternehmen der<br />
Uaudiovisuellen Branche die Zusammenarbeit<br />
mit Banken zu erleichtern, plant die Europäische<br />
Kommission, das MEDIA 2007-Programm<br />
um einen Production Guarantee<br />
Fund zu erweitern. Das ist das Ergebnis einer<br />
Studie zum Thema „Die Rolle der Banken in der<br />
Europäischen Filmindustrie“, die von der Kommission<br />
im Mai 2009 veröffentlicht wurde. Im<br />
Zeitraum von 2010 bis 2013 werden dafür voraussichtlich<br />
Fördermittel in Höhe von acht Mil-<br />
16<br />
Projekt um eine<br />
Beratung im Hinblick<br />
auf Budget<br />
und Entwicklung<br />
bewerben. Die<br />
Teilnehmerzahl ist<br />
auf 70 begrenzt.<br />
2010 findet<br />
Insight Out vom 22. bis zum<br />
26. März statt. Ein eintägiger<br />
Workshop kostet 120 Euro,<br />
die Teilnahme an der Konferenz<br />
mit Frühbucherrabatt<br />
bis zum 31. Januar<br />
650 Euro für drei Tage,<br />
bzw. 950 Euro für<br />
fünf Tage. Später eingehende<br />
Anmeldungen<br />
kosten 800 bzw. 1.200<br />
Euro. Anmeldungen<br />
sind bis zum 7. Januar<br />
für Stipendien und bis<br />
zum 28. Februar für<br />
Projektberatungen<br />
möglich. Weitere Informationen:www.insightout-training.net<br />
Für die MEDIA-Seite des<br />
Newsletter berichtet Produzent<br />
Thorsten Flassnöcker von<br />
der Zieglerfilm Köln über seine<br />
Erfahrungen mit Insight<br />
Out:<br />
Warum haben<br />
Sie sich für die Teilnahme<br />
an Insight<br />
Out entschieden?<br />
Weil wir uns bei Zieglerfilm<br />
Köln immer wieder die<br />
Frage stellen, wie sich die di-<br />
Insight Out-Teilnehmer 2009,<br />
Foto: Cristian Pirjol<br />
Thorsten Flassnöcker,<br />
Foto:<br />
Zieglerfilm Köln<br />
gitalen Innovationen auf<br />
dem Feld der Film- und Fernsehproduktion<br />
und Postproduktion<br />
auf unsere tagtägliche<br />
Arbeit auswirken.<br />
Fragen wie „Drehen<br />
wir digital<br />
oder auf Film? Wie<br />
sieht unser optimaler<br />
Workflow<br />
aus?“ stellen sich<br />
vor jedem Projekt<br />
neu. Die Woche in<br />
Babelsberg gab<br />
mir die Möglichkeit,<br />
den Wissensstand<br />
2009 auf europäischer<br />
Ebene zu diskutieren.<br />
Was hat Ihnen<br />
die Teilnahme gebracht?<br />
Durch die diversen Vorträge<br />
und Workshops ergab<br />
sich die Gelegenheit, mit Kollegen<br />
aus ganz Europa, aber<br />
eben auch aus Deutschland,<br />
deren Stand der Entwicklung,<br />
die Vorlieben und Meinungen<br />
abzugleichen. Mir sind nach<br />
der Teilname die diversen<br />
Möglichkeiten und Vorteile<br />
des digitalen Workflows klarer.<br />
Wem würden<br />
Sie die Teilnahme an<br />
Insight Out empfehlen?<br />
Insight Out setzt in jedem<br />
Jahr unterschiedliche<br />
Schwerpunkte. In 2009 war<br />
das Programm so breit aufgestellt,<br />
dass viele Berufsfelder<br />
der Film- und Fernsehwirtschaft<br />
abgedeckt waren.<br />
Ignas Miskinis „LowLights",<br />
von MEDIA i2i gefördert,<br />
Foto: Bernd Spauke<br />
Guarantee Fund für Produzenten geplant<br />
lionen Euro bereitgestellt. Im Januar 2010 soll<br />
die Ausschreibung, in der sich Finanzorganisationen<br />
um die Verwaltung des Garantiefonds<br />
bewerben können, erfolgen.<br />
Durch die Absicherung privater Kredite<br />
durch den MEDIA Garantiefond, sollen Banken<br />
animiert werden, verstärkt in Filmproduktionen<br />
zu investieren. Damit beteiligt sich der Garantiefonds<br />
an den finanziellen Risiken für Produzenten,<br />
die mit der Aufnahme von Bankdarlehen<br />
verbunden sind.<br />
Finanzierungsförderung<br />
i2i Audiovisual<br />
Rund drei Millionen Euro stellt die Europäische<br />
Kommission für die Finanzierungsförderung<br />
i2i Audiovisual zur Verfügung.<br />
Die i2i-Förderung richtet sich an europäische<br />
Produzenten und unterstützt Finanzierungskosten<br />
für Kino- und Fernsehproduktionen<br />
(Spiel-, <strong>Dokument</strong>ar- und Animationsfilme),<br />
wie etwa Versicherungskosten,<br />
Darlehenszinsen und Fertigstellungsgarantien.<br />
Unabhängige Produktionsunternehmen<br />
können dafür maximal zwei Projekte<br />
einreichen und pro Projekt Förderbeträge<br />
zwischen 5.000 und 50.000 Euro bzw.<br />
maximal 50 Prozent der Gesamtkosten<br />
beantragen. Aus NRW erhielten zuletzt die<br />
Kölner Produktionsfirmen Dagstar Film für<br />
den Kinofilm „LowLights“ und die Tatfilm<br />
für ihre Dramen „Within the Whirlwind“<br />
und „Das Vaterspiel“ eine i2i-Förderung.<br />
Die Einreichtermine für 2010 sind der<br />
5. Februar für Projekte mit erstem Drehtag<br />
nach dem 1. Juli 2009, deren Verträge<br />
für die beantragten Bereiche<br />
zwischen dem 1. Juli 2009 und 5. Februar<br />
2010 unterschrieben sind, und<br />
der<br />
7. Juli 2010 für Projekte mit erstem<br />
Drehtag nach dem 1. Januar 2010<br />
und Vertragsunterzeichnung zwischen<br />
dem 1. Januar und 7. Juli 2010.<br />
Werden die Verträge früher unterzeichnet,<br />
werden die förderbaren Kosten erst ab<br />
dem 1. Juli 2009 bzw. dem 1. Januar 2010<br />
angerechnet.<br />
Aktuelle Aufrufe<br />
und Einreichtermine<br />
von MEDIA<br />
Finanzierungsförderung i2i<br />
Audiovisual (siehe Meldung)<br />
5. Februar 2010 / 7. Juli 2010<br />
Projektentwicklung Einzelprojekte<br />
und Projektpakete<br />
12. April 2010<br />
Projektentwicklung Interaktive<br />
Projekte 12. April 2010<br />
TV-Ausstrahlung<br />
5. März 2010<br />
28. Juni 2010<br />
Selektive Verleihförderung<br />
1. April 2010<br />
1. Juli 2010<br />
Festivalförderung<br />
30. April 2010 für Festiv<strong>als</strong>, die<br />
zwischen dem 1. November 2010<br />
und 30. April 2011 stattfinden<br />
Promotion/Marktzugang<br />
30. Juni 2010 für Aktionen,<br />
die zwischen dem 1. Januar 2011<br />
und dem 31. Mai 2011 beginnen.<br />
newsletter 7/2009 – MEDIA / Setbesuch<br />
In dieser Nacht sieht<br />
Köln aus wie Bangkok.<br />
Nicht ganz Köln,<br />
aber eine kleine Straße<br />
im Zentrum des Nacht-<br />
lebens ist zur asiatischen<br />
Basarstraße geworden,<br />
mit Garküchen und<br />
fliegenden Händlern,<br />
die eingelegte Gurken,<br />
Kirschen und Oliven<br />
feilbieten, Kleidung<br />
und Glühbirnen.<br />
Menschen drängen<br />
sich auf dem kurzen<br />
Straßenstück, auf dem<br />
Lars Kraume „Die kom-<br />
menden Tage“ dreht.<br />
Im Film wird dies eine<br />
Nacht im Jahr 2018<br />
sein – und der Ort der<br />
Handlung ist nicht<br />
Asien, sondern Berlin.<br />
ür sein Drehbuch habe er Entwicklungen<br />
Fvon heute einfach weiter gedacht, sagt Lars<br />
Kraume. Besonders die in vielen Bereichen bevorstehende<br />
Ressourcenknappheit werde früher<br />
oder später dazu führen, dass sich die Lebensverhältnisse<br />
global angleichen. Und das –<br />
jedenfalls nach unseren Standards – nicht zum<br />
Besseren. Als „film d’anticipation“ hat ein französischer<br />
Darsteller „Die kommenden Tage“ bezeichnet,<br />
das treffe es weit besser <strong>als</strong> „Science<br />
Fiction“, meint der Regisseur, „aber eigentlich<br />
ist es ein Melodram“. Erzählt wird über den Zeitraum<br />
von 15 Jahren die Geschichte einer Berliner<br />
Familie, deren Tochter Laura sich zwischen<br />
ihrer großen Liebe und der Gründung einer eigenen<br />
Familie entscheiden muss. Emotionale<br />
Verwicklungen treffen auf soziale Probleme, einen<br />
fernen Krieg um Öl und Terrorismus. Die<br />
Hauptrollen spielen Bernadette Heerwagen, Johanna<br />
Wokalek, Daniel Brühl, August Diehl, Susanne<br />
Lothar und Ernst Stötzner.<br />
„Und bitte!“ – Auf Kommando setzen sich<br />
die Menschen auf der Basarstraße, die bis dahin<br />
wie erstarrt gewirkt hatten, in Bewegung.<br />
Zunächst könnte man noch zweifeln, ob wirklich<br />
alle hier hin gehören oder sich nicht doch<br />
ein paar Kölner Nachtschwärmer auf den Set<br />
verloren haben. Jetzt aber scheint jeder Statist<br />
genau zu wissen, was er zu tun, wohin er sich
zu bewegen hat. Die Schauspieler Bernadette<br />
Heerwagen <strong>als</strong> Laura und August Diehl <strong>als</strong> Konstantin,<br />
der am Beginn einer Beziehung zu Laura<br />
steht, bahnen sich, erst gehend, dann laufend<br />
den Weg durch das Gewimmel zwischen<br />
den Verkaufsständen zum Hintereingang eines<br />
Kinos. Der Kamera-Dolly begleitet sie flink auf<br />
den auf dem Bürgersteig verlegten Schienen.<br />
Auf dem Wagen sind gleich zwei moderne digitale<br />
RED-Kameras montiert, eine mit 40mm-<br />
, die andere mit 25mm-Objektiv. Auf der kleinen<br />
Videoausspiegelung erinnert das von der<br />
Optik verdichtete Treiben vor den dampfenden<br />
Garküchen ein wenig an die wohl berühmteste<br />
pessimistische Zukunftsvision: Ridley Scotts<br />
„Blade Runner“.<br />
Auch Regisseur Lars Kraume ist zufrieden<br />
mit dem, was er auf dem Kontrollmonitor sieht,<br />
und bestätigt, dass Ähnlichkeit zum „Blade Runner“-Look<br />
in dieser Szene nicht ganz unbeabsichtigt<br />
ist. Auf Regen allerdings – der in Scotts<br />
Film häufig fällt – hat er nicht zuletzt aus Kostengründen<br />
verzichtet. Auch so ist diese Szene<br />
mit insgesamt 200 Statisten und Ausstattung<br />
einer ganzen Straße eine der teuersten des<br />
Films. Dennoch wirkt Kraume, dessen noch junge<br />
Laufbahn bereits mit zwei Adolf-Grimme-<br />
Preisen geschmückt ist, locker und entspannt.<br />
Jetzt zahlt sich aus, dass auch Regieassistent und<br />
Setbesuch bei „Die kommenden Tage“<br />
Ein Hauch von<br />
„Blade Runner“<br />
VON CHRISTIAN SEEBAUM<br />
Szenenbildnerin bereits seit einem Jahr mit dem<br />
Projekt befasst sind. Alles ist perfekt vorbereitet.<br />
„Das ist so ein Drehtag, an dem es für den<br />
Regisseur fast nichts mehr zu tun gibt. Ich stehe<br />
mir hier die Beine in den Bauch“, meint Kraume<br />
und liebäugelt scherzhaft mit der Idee, sich<br />
für ein paar Kölsch in die Eckkneipe zu verdrükken.<br />
Und er erzählt vom vorangegangenen,<br />
ganz andersartigen Dreh in einer Villa in Wuppertal,<br />
wo es extrem stressig gewesen sei, sechs<br />
Vollblut-Schauspieler gleichzeitig im Auge zu behalten<br />
und auf jedes Wort zu achten.<br />
Neben Wuppertal und Köln waren Arnsfeld,<br />
Arnsberg und Düsseldorf Drehorte für „Die<br />
kommenden Tage“ in NRW, wo 20 der insgesamt<br />
50 Drehtage angesetzt waren. Anschließend<br />
geht es weiter nach Berlin, dann zum Abschluss<br />
nach Tirol. Insgesamt sind vier Länderförderungen<br />
an dem 6,5-Millionen-Euro-Projekt<br />
beteiligt, die <strong>Filmstiftung</strong> NRW mit 1,1 Millionen.<br />
„Die kommenden Tage“ wird produziert<br />
von der noch jungen Firma Badlands Film in Zusammenarbeit<br />
mit UFA Cinema und koprodu-<br />
ziert von WDR, Arte und Degeto. Der Film wird<br />
in den deutschsprachigen Gebieten von Universal<br />
Pictures International Germany im Kino und<br />
für Home-Entertainment in Kooperation mit<br />
UFA Cinema Verleih GmbH ausgewertet. Badlands<br />
Film, von Kraume mit Matthias Glasner,<br />
Jürgen Vogel und Frank Döhmann ins Leben gerufen,<br />
soll die kreativen und kaufmännischen<br />
Aspekte der Filmproduktion noch enger verbinden<br />
und zum Markenzeichen werden für Filme,<br />
die „emotional und eigenwillig sind, und aus der<br />
Konformität uninspirierter Massenware herausfallen“,<br />
wie es auf der Badlands-Website heißt.<br />
„Im Grunde“, erläutert Kraume, „ist das die alte<br />
United-Artists-Idee“.<br />
Nach einer Umbaupause steht in dieser<br />
Nacht Krawall auf dem Drehplan: Laura alias<br />
Bernadette Heerwagen sitzt in einem Bus, der<br />
in eine Demonstration gegen den Krieg in Turkmenistan<br />
gerät. Die Kamera ist im Bus, draußen<br />
werden die mit Helmen, Kappen und Masken<br />
liebevoll kostümierten Statisten, die die Demonstranten<br />
geben, vom Regieassistenten ermahnt:<br />
„Die kommenden Tage“: Emotionale Verwicklungen<br />
treffen auf soziale Probleme und einen fernen Krieg<br />
um Öl und Terrorismus. Foto: Ralf Braum<br />
„Keine Beulen in den Bus schlagen, bitte!“ Auf<br />
den Schildern, die die Demonstranten mit sich<br />
führen, steht „Stoppt das Blutvergießen“, „Krieg<br />
= Terror“ oder „Zeit der Gegengewalt“. Probeweise<br />
werden Protestrufe skandiert. „Wir sind<br />
der Widerstand!“ oder „Stürme! Stürme! Stürme!“<br />
– im Film der Name einer terroristischen<br />
Vereinigung – hallt es durch die Nacht. Von den<br />
Anwohnern lässt sich niemand blicken. Sie sind<br />
abgehärtet, denn in dieser Straße herrscht am<br />
Wochenende reges Treiben bis zum frühen<br />
Morgen, und bei Dreharbeiten sind wenigstens<br />
die Statisten zwischen den Takes nahezu geräuschlos.<br />
Geduldig marschiert der Demotrupp immer<br />
wieder auf den Bus los, schlägt – nicht zu fest<br />
– auf die Seiten, bewirft die Scheibe mit Farbbeuteln,<br />
die erst beim wiederholten Versuch<br />
auch wirklich platzen. Mitternacht ist vorbei, und<br />
die 30 „Polizisten“, deren Mannschaftswagen<br />
um die Ecke geparkt ist, sind noch gar nicht zum<br />
Einsatz gekommen. Lars Kraume weiß, was ihn<br />
erwartet: „Nachtdrehs sind hart. Selbst wenn<br />
man im Rhythmus ist, ist um drei Uhr bei allen<br />
der Akku leer.“ Die Hälfte von „Die kommenden<br />
Tage“ ist bereits abgedreht. Aber manche<br />
lange Nacht steht noch bevor.<br />
Setbesuch – newsletter 7/2009 17
Schwierige Licht-Bedingungen beim Dreh<br />
im Panzer: Yoav Donat (links) und Zohar Strauss<br />
in „Lebanon“, Fotos: Celluloid Dreams<br />
Der Kölner Jochen Kratzheller<br />
arbeitet seit 15 Jahren <strong>als</strong><br />
Lichttechniker und wirkte <strong>als</strong><br />
Oberbeleuchter bei Kinofilmen<br />
wie „Maria an Callas“, „Die<br />
Vorstadtkrokodile“, „Hangtime“<br />
oder jüngst „Die Vorstadt-<br />
krokodile 2“ mit. Im Gespräch<br />
mit Oliver Baumgarten erzählt<br />
der Beleuchtungsprofi, was<br />
seinen Beruf ausmacht, und<br />
wie man ihn erlernt.<br />
18<br />
Regisseur<br />
Samuel Maoz<br />
Interview Jochen Kratzheller<br />
50 Prozent<br />
Handwerk,<br />
50 Prozent<br />
Diplomatie<br />
Der israelische Filmautor und Kameramann Samuel Maoz gewann mit seinem<br />
Spielfilmdebüt „Lebanon“ den Goldenen Löwen der diesjährigen Filmfestspiele<br />
in Venedig. Im Gespräch mit dem Newsletter gibt er Einblicke in die gestalterischen<br />
Prozesse des Films und den Umgang mit Licht im Innern eines Panzers.<br />
Jochen Kratzheller,<br />
Foto: Westside<br />
newsletter 7/2009 – Schwerpunkt<br />
Als Oberbeleuchter stehen Sie<br />
dem Licht-Department vor. Wie<br />
groß ist Ihre Crew in der Regel?<br />
Neben mir der Best Boy, ein Beleuchter<br />
und ein Assistent: Das ist eine gut aufgestellte<br />
Truppe für einen Fernsehfilm. Bei Kinoproduktionen<br />
ist eine solche Vierer-Crew hingegen<br />
Standard und wird je nach Aufwand um einen<br />
Beleuchter aufgestockt. Der Best Boy ist meine<br />
rechte Hand und hat definitiv schon mehr<br />
Verantwortung <strong>als</strong> der Beleuchter, weil er mir<br />
den Rücken freihält und die gesamte Organisation<br />
übernimmt. Der Assistent ist dann im<br />
Grunde der Lehrling, wenn man so will.<br />
Ein offizieller Lehrberuf ist es<br />
aber nicht, oder?<br />
Ich mache seit 15 Jahren nichts anderes.<br />
Ich arbeite zehn bis 15 Stunden am Tag in diesem<br />
Job, und bei jedem einzelnen Motiv, bei jedem<br />
Aufbau lerne ich wieder etwas Neues.<br />
Wenn du <strong>als</strong>o viel arbeitest, sammelst du immense<br />
Erfahrungen. Ich bin verantwortlich für<br />
viele Tonnen Material, einen damit verbundenen<br />
Fuhrpark und entsprechend viel Personal,<br />
um das ganze Equipment zu bewegen. Ein<br />
Zeugnis, das mich <strong>als</strong> gelernte Fachkraft auszeichnet,<br />
gibt es aber nicht. Produktionen und<br />
Kameramänner bedienen sich meiner Vita, um
Wie plant man den Dreh in einem<br />
Panzer?<br />
In gewisser Weise war es eine Versuchsanordnung<br />
mit immer neuen Herausforderungen.<br />
Es war ja so, dass außer den Schauspielern<br />
für niemanden sonst Platz im Set war.<br />
Und die Kamera?<br />
Die war natürlich auch drin, aber der Kameramann<br />
musste draußen bleiben. Er betrachtete<br />
die Aufnahmen über einen Monitor.<br />
Wie hat man sich das vorzustellen?<br />
Es gab diesen kleinen Raum, den wir gebaut<br />
hatten. Die Kamera wurde über einen Arm<br />
von außen gesteuert. Da Wandsegmente herausgenommen<br />
werden konnten, hatten wir<br />
hinreichend Spielraum für die Blickwinkel.<br />
sich ein Bild meiner Fähigkeiten zu machen. Obwohl<br />
das Berufsbild des Beleuchters in letzter<br />
Zeit viel klarer strukturiert wurde, gibt es meines<br />
Wissens noch keine Möglichkeit, das <strong>als</strong><br />
Ausbildungsberuf zu lernen.<br />
Und wie wird man Beleuchter?<br />
Ein üblicher Werdegang ist, dass du <strong>als</strong><br />
Praktikant bei einem Lichtverleiher anfängst und<br />
dich dann hocharbeitest. Ich zum Beispiel war<br />
bei Maier Bros. in Köln der erste Praktikant der<br />
Firma. Das Schöne dort ist, dass man einmal die<br />
Woche Praktikantenunterricht bekommt, zu<br />
dem ich heute ab und an <strong>als</strong> Gastdozent eingeladen<br />
werde und ein bis zwei Stunden aus<br />
der Praxis unterrichte: Statik, Lampenform, Setbenehmen,<br />
Aggregattechnik, Filterkunde, Lampentechnik,<br />
Lichtfarbenlehre usw. – man muss<br />
ja in dem Beruf von allem etwas können.<br />
In der Tat, das Berufsbild des<br />
Oberbeleuchters, das der Bundesverband<br />
Beleuchtung und Bühne e.V.<br />
gelistet hat, klingt wirklich eindrucksvoll…<br />
Als Praktikant beim Lampenverleiher beginnt<br />
es damit, dass du die Lampen kennen<br />
lernst, die gesamte Bandbreite, die du dann notfalls<br />
auch reparieren können musst. Nach einem<br />
Und das Licht?<br />
Es gab genug. Ich bin ja gelernter Kameramann<br />
und der festen Überzeugung, dass drei<br />
Lichtquellen absolut genügen, um eine Szene<br />
auszuleuchten. Das ist meine Regel. Hier hatten<br />
wir eine Hauptlampe in der Mitte des<br />
Raums; sie war an einem Arm befestigt und<br />
Interview Samuel Maoz<br />
Drei<br />
Lichtquellen<br />
reichen<br />
VON UWE MIES<br />
konnte in der Höhe variabel gefahren werden.<br />
Außerdem waren an den Wänden sechs kleinere<br />
Lampen angebracht; die sieht man ja auch<br />
im Film. Die waren mit Magneten an den Wänden<br />
befestigt und konnten von außen über weitere<br />
Magneten sehr schnell an die gewünschten<br />
Positionen bewegt werden. Und es gab die<br />
Leuchten aus dem Cockpit des Fahrers. Das<br />
reichte.<br />
Dunkelheit steht gemeinhin für<br />
Bedrohung im Kino.<br />
Jahr beim Verleiher versuchst du, <strong>als</strong> Assistent<br />
in eine Crew zu kommen. Der klassische Werdegang<br />
dort beginnt damit, den LKW zu organisieren,<br />
den Überblick zu behalten, das Material<br />
ans Set zu liefern und abends wieder zurück<br />
zu laden. Als nächstes macht man für einige Produktionen<br />
den Aggregatfahrer. Je nachdem, wie<br />
viele Produktionen du gemacht hast, kannst du<br />
nach etwa zwei Jahren Assistenz schon Beleuchter<br />
sein, danach kommt dann Best Boy und<br />
schließlich Oberbeleuchter.<br />
Wo verorten Sie sich im kreativen<br />
Prozess des Filmemachens?<br />
Ich definiere meinen Beruf so, dass ich<br />
dem Kameramann zuarbeite, um dessen Lichtkonzept<br />
umzusetzen. Wenn ich dem Kameramann<br />
etwas anbieten kann und er lässt sich darauf<br />
ein, dann freut mich das sehr. Sagt er jede<br />
Lampe einzeln an, ist das im Grunde okay, aber<br />
auf Dauer für mich eben auch langweilig. Meiner<br />
Erfahrung nach aber nehmen Kameramänner<br />
es gerne an, wenn jemand ein bisschen mitdenkt.<br />
Ein schönes Erlebnis ist, wenn man vorgeleuchtet<br />
hat, der Kameramann kommt rein<br />
und sagt: Okay, das drehen wir so.<br />
Ja, aber hier bedeutet der dunkle Innenraum<br />
des Panzers auch eine gewisse Geborgenheit<br />
und Schutz. Es ist das Licht von außen, das<br />
uns die Grausamkeit des Krieges nahe bringt.<br />
Das ist eine gewollte Verkehrung gängiger Erzählmittel.<br />
Technisch klingt das alles sehr<br />
einfach.<br />
Das war es auch; LowTech sozusagen. Wir<br />
hatten ja nicht viel Geld, <strong>als</strong>o mussten wir praktikable<br />
Lösungen finden, die billig sind. Deshalb<br />
fanden auch 80 Prozent der Aufnahmen gar<br />
nicht im Inneren des Panzersets statt. Das waren<br />
dann eben die Nah- und Großaufnahmen.<br />
Ansonsten reichte eine Wand <strong>als</strong> Hintergrund,<br />
um die Illusion zu wahren.<br />
Auf welchem Material haben<br />
Sie gedreht?<br />
35mm-Film wäre zu umständlich für diesen<br />
Dreh gewesen. Also haben wir mit 16mm-<br />
Film gearbeitet. Allerdings kam noch ein völlig<br />
neues Material dazu, das RED heißt. Und tatsächlich<br />
ist unser Film der erste, der auf REDund<br />
auf Filmmaterial entstand.<br />
Was muss man sich unter RED<br />
vorstellen?<br />
Eine neue Kamera. Kein Video. Es ist ein<br />
digitales System, das allein auf binärer Basis aufzeichnet<br />
und erst auf der Festplatte in bewegte<br />
Bilder umrechnet. Die Ergebnisse sind sensationell,<br />
selbst Experten konnten keinen Unterschied<br />
zu herkömmlichem Filmmaterial feststellen.<br />
Einerseits bin ich davon begeistert, andererseits<br />
hoffe ich natürlich, dass ich damit<br />
nicht für einen weiteren Tod des Kino-Films verantwortlich<br />
sein werde.<br />
Warum haben Sie damit<br />
experimentiert?<br />
In welchem Moment der Produktion<br />
sprechen Sie mit dem Kameramann<br />
Lichtkonzept und Stimmungen<br />
durch?<br />
Weit vor dem Dreh werden die Grundvoraussetzungen<br />
besprochen, ohne schon allzu<br />
sehr ins Detail zu gehen – sehr selten nämlich<br />
gibt es schon komplett aufgelöste Drehbücher,<br />
bevor man auf Motivsuche geht. Zeitnah während<br />
des Drehs geht man dann vielleicht am<br />
Abend vorher ins Motiv und bespricht sich. Ich<br />
bin irgendwann dazu übergegangen, relativ detaillierte<br />
Lichtpläne zu machen, in denen es auch<br />
darum geht, die komplette Logistik am Drehort<br />
zu organisieren. Nach diesen Plänen wird am<br />
Origin<strong>als</strong>chauplatz dann aufgebaut. Mit dem<br />
Kameramann gehe ich exakt durch, in welche<br />
Richtung er pro Take drehen wird, damit ich<br />
dann weiß, wann ich welches Licht wohin stellen<br />
muss. Aber auch dieser Plan ist bis zum Zeitpunkt<br />
des Drehs ein sich ständig entwickelnder<br />
kreativer Prozess, auf den wir immer wieder neu<br />
reagieren müssen.<br />
Der Kameramann ist Ihr engster<br />
Bezug am Set – wie würden Sie<br />
die Arbeitsbeziehung definieren?<br />
Ich denke, 50 Prozent meiner Arbeit ist<br />
Handwerk, 50 Prozent Diplomatie. Jeder Kameramann<br />
ist anders, und man muss versuchen,<br />
Geldmangel; ich hätte nicht den ganzen<br />
Film realisieren können. Und wir standen unter<br />
Zeitdruck, sonst hätten die Fördergelder binnen<br />
eines Jahres oder weniger zurückerstattet<br />
werden müssen. Also entschloss ich mich, mit<br />
dem Budget so viel wie möglich zu drehen; das<br />
waren etwa 70 Prozent des Films.<br />
Was entstand zuerst?<br />
Die Außenszenen, weil das die Eindrück<br />
sind, auf die die Schauspieler im Panzer reagieren.<br />
Als nächstes entstanden die Szenen, für die<br />
wir unser Panzerset benötigten. Zuletzt kamen<br />
die Groß- und Nahaufnahmen, bis das Geld alle<br />
war.<br />
Wie viel Drehzeit hatten Sie<br />
veranschlagt?<br />
Insgesamt 33 Tage. Und auch hier war<br />
RED eine große Hilfe, denn man überträgt die<br />
Daten von der Kamera ins Avid-Programm und<br />
beginnt mit der Arbeit. Das herkömmliche Filmmaterial<br />
muss erst eingelegt und wieder ausgebaut<br />
werden; das sind pro Tag bis zu zwei<br />
Stunden. Dann noch der Transport ins Labor zur<br />
Entwicklung. Wir sparten mit RED <strong>als</strong>o sehr viel<br />
Zeit und Geld. Denn statt teurer Filmrollen genügte<br />
eine externe Festplatte.<br />
Was wurde mit RED gedreht?<br />
Die erste und die letzte Einstellung – das<br />
Feld mit den Sonnenblumen, außerdem Studioaufnahmen.<br />
Insgesamt waren es 30 Prozent des<br />
Filmes.<br />
Und der Panzer stand tatsächlich<br />
in den Blumen?<br />
Nein, das war ein digitaler Trickeffekt,<br />
denn die israelische Armee stellte uns keine<br />
Hardware zur Verfügung. Also mussten wir<br />
tricksen. Aber es ist die einzige Trickaufnahme<br />
im Film.<br />
seinen jeweiligen Stil zu treffen. Gleichzeitig<br />
muss man es aber logistisch und finanziell auch<br />
der Produktion recht machen. Da steht man oftm<strong>als</strong><br />
zwischen den Stühlen und muss versuchen<br />
zu vermitteln.<br />
Welche Lichtsituation ist für Sie<br />
eine wirkliche Herausforderung?<br />
Wir haben für den zweiten Teil von „Die<br />
Vorstadtkrokodile“ gerade in einem Bergwerk<br />
gedreht, das war eine große Herausforderung,<br />
auch von der Logistik her. Das bewegte sich auf<br />
einem Terrain, wo es kaum Erfahrungswerte<br />
gab, weshalb hinterher auch Kosten entstanden<br />
sind, die wir vorher nicht gesehen haben.<br />
Das hatte vor allem mit der Stromversorgung<br />
zu tun. Das Motiv lag 800 Meter tief parallel im<br />
Berg, 60 Meter unter der Oberfläche. Wir haben<br />
zwei Monate vor Drehbeginn angefangen,<br />
das Motiv zu besichtigen, haben Spezialisten<br />
kommen lassen, haben Lampen und Geräte getestet.<br />
Man muss sich vorstellen, da herrschen<br />
95 Prozent Luftfeuchtigkeit und konstant 10<br />
Grad. Wenn in so einem Bergwerk das Licht<br />
ausgeht, dann ist es schwarz. Du siehst definitiv<br />
nichts. Das war eine wirklich interessante Erfahrung.<br />
Schwerpunkt – newsletter 7/2009 19
as Licht <strong>als</strong> gemalte Ausleuchtung,<br />
D<strong>als</strong> Inszenierung von Raum und Person<br />
tritt in Europa erst in der Renaissance<br />
auf. Dann jedoch nicht auf Leinwand,<br />
sondern <strong>als</strong> Fresko: Es ist das Action Painting<br />
des 16. Jahrhunderts. Gemalt wurde<br />
auf dem frischen, feuchten Wandputz<br />
von Sakralbauten, nachträgliches Korrigieren<br />
war nicht möglich. Die Bildwirkung<br />
war dann besonders, wenn die gemalte<br />
Lichtführung innerhalb des Bildes mit der<br />
Lichtsituation des Präsentationsortes übereinstimmte:<br />
Fiel z.B. das Tageslicht von<br />
rechts auf die Wand, war es besser, auch<br />
im Bild die Sonne von rechts scheinen zu<br />
lassen, denn so stimmte das Standortlicht<br />
mit dem Bildlicht überein. Es wirkte realistischer.<br />
Klingt einleuchtend, geradezu<br />
banal, aber man musste erst mal darauf<br />
kommen.<br />
Eines der berühmtesten Fresken ist sicher<br />
„Das Abendmahl“ von Leonardo da<br />
Vinci, auch wenn die Abbildung von Jesus<br />
und seinen Jüngern nicht „al fresco“,<br />
sondern auf das trockene Mauerwerk („al<br />
secco“) gemalt wurde. Der von da Vinci<br />
gemalte Lichtschein auf den Gesichtern<br />
kommt nicht von den am linken Bildrand<br />
befindlichen Fenstern, sondern fällt so ins<br />
Bild wie das Tageslicht in die Kirche Santa<br />
Maria delle Grazie. Das Licht „dringt“<br />
somit in das Bild ein und ergibt zusammen<br />
mit der dam<strong>als</strong> revolutionär neuen Zentralperspektive<br />
eine bis dahin noch nie dagewesene<br />
Plastizität.<br />
Leonardo setzte sich auch theoretisch<br />
mit der Lichtführung auseinander und definierte<br />
fünf verschiedene Lichtqualitäten:<br />
1. das gerichtete Licht, wie es von der<br />
Sonne, dem Mond und Flammen scheint<br />
2. das ungerichtete, breite Licht, das<br />
durch eine Tür oder Fenster fällt<br />
3. das umgebende Tageslicht, ohne<br />
Sonnenstrahlen<br />
4. das reflektierte Licht<br />
5. das Licht, das transparente Materialien<br />
wie beispielsweise Papier oder Leinwand<br />
durchdrungen hat<br />
Diese Einteilung legt den Schluss nahe,<br />
dass Leonardo da Vinci auch in der Lage<br />
war, diese zu malen und die Wirkungen<br />
gezielt einzusetzen. Den Lichtern stellt<br />
er drei Arten von Schatten gegenüber: die<br />
beiden Schatten des gerichteten und ungerichteten<br />
Lichts und der Schatten, der<br />
durch das umgebende Tageslicht entsteht.<br />
Auch machte sich Leonardo Gedanken<br />
über das, was wir heute Verlauf nennen:<br />
„Ein solches Helldunkel bildet sich<br />
einmal am beleuchteten Körper beim allmählichen<br />
Übergang vom Körperlicht<br />
zum Körperschatten, zum andern aber im<br />
Spannungsraum zwischen Leuchtlicht und<br />
Finsternis im Medium der Atmosphäre“.<br />
Leonardo da Vinci beschreibt hier das<br />
Geheimnis, was wir heute im Film vage<br />
<strong>als</strong> „Stimmung“ bezeichnen, das wechselnde<br />
Zusammenspiel von Licht und<br />
Schatten.<br />
Lichtwechsel, die Variation des Hell-<br />
Dunkel-Überganges, und seien sie noch<br />
so gering, machen den Reiz des lichtgestalteten<br />
Filmbilds aus. Aber nicht nur das,<br />
sondern es transportiert auch die Emotion<br />
in das Gesicht des Darstellers. Dazu ein<br />
kleines Gedankenexperiment. Stellen Sie<br />
20<br />
Mit „Die chinesische Sonne scheint immer von unten“ hat der Kölner Achim<br />
Dunker das Fachbuch zu Licht und Schatten im Film verfasst. Gerade ist sein<br />
neues Buch „eins zu hundert: Die Möglichkeiten der Kameragestaltung“<br />
erschienen. Für den Newsletter befasst er sich mit Licht in Malerei und Film<br />
und dem Einfluss Caravaggios auf die bewegten Bilder von heute.<br />
Licht in Malerei und Film<br />
Auf den<br />
Spuren<br />
da Vincis<br />
VON ACHIM DUNKER<br />
sich einen schwarzen Konferenztisch vor,<br />
an dem jemand sitzt. Von oben, außerhalb<br />
des Bildfeldes, wird mit gerichtetem<br />
Licht die Stelle vor der Person beleuchtet.<br />
Da der Tisch fast alles Licht schluckt, passiert<br />
im Bild lichtmäßig nichts. Nimmt unser<br />
gedanklicher Darsteller nun einen Brief,<br />
ein <strong>Dokument</strong> oder ein Blatt mit Notizen<br />
zur Hand, so wird ein Teil des Lichts von<br />
unten in sein Gesicht reflektiert. Die Menge<br />
wird so gering sein, dass es keine Auswirkung<br />
auf die Belichtung hat, aber die<br />
Stimmung ändert sich entscheidend. Das<br />
Reflexlicht von unten verleiht dem Schauspieler<br />
die Nuance von Unheimlichkeit im<br />
Ausdruck, die der Zuschauer braucht, um<br />
in den Augen des Darstellers zu erkennen,<br />
dass die Geschichte jetzt eine Wendung<br />
nimmt.<br />
Aber nicht auf Leonardo da Vinci berufen<br />
sich viele Kameraleute, sondern auf<br />
die Maler des Frühbarocks und des Barocks.<br />
Salopp gesagt ist Hell-Dunkel-Malerei<br />
in dieser Zeitspanne der Kunstgeschichte<br />
das, was die „Schwarze Serie“ der<br />
Filmgeschichte ist. Der hierbei herausragende<br />
Maler, nach dem auch eine ganze<br />
Gruppe benannt wurde, ist Caravaggio.<br />
Er setzt ein Licht von konturenscharfer<br />
Härte ein. Die Kunstgeschichte zu Beginn<br />
des 20. Jahrhunderts bezeichnete<br />
diesen Effekt abfällig <strong>als</strong> „Kellerlicht“.<br />
Wahrscheinlich geht die Bezeichnung auf<br />
das Bild „Die Berufung des Matthäus“ zurück.<br />
Die dargestellte Szene spielt allerdings<br />
nicht im Keller, sondern vor dem<br />
Zöllnerhaus. Das gemalte Licht folgt hier<br />
dem Standortlicht der Contarelli-Kapelle,<br />
<strong>als</strong>o dem Präsentationsplatz, für den das<br />
Bild gemalt worden ist. Die Bilder Caravaggios<br />
erwecken für einen Filmbeleuchter<br />
den Eindruck, <strong>als</strong> wären sie mit Profilscheinwerfern<br />
exakt ausgeleuchtet und<br />
das Modell dürfte sich keinen Zentimeter<br />
bewegen, denn sonst tauchte irgendwo<br />
ein unerwünschter, störender oder gar<br />
zerstörender Schatten auf. Wie etwa bei<br />
dem Gemälde „Amor siegt über alles“,<br />
das in der Berliner Gemäldegalerie hängt<br />
– und das, obwohl sich der nackte Jüngling<br />
voller Lebenslust, wie zufällig und völlig<br />
ungezwungen in einer schwierigen Pose<br />
präsentiert. Für jemanden, der sich im<br />
Gerätepark eines Filmlichtverleihs auskennt,<br />
ist der Nachbau einer derartigen<br />
Ausleuchtung kein Problem: einen exakt<br />
fokussierbaren Stufenlinsenscheinwerfer<br />
oder besser noch einen Verfolgerspot in<br />
Rembrandt-Stil: Bewegt sich der<br />
Darsteller nur drei Zentimeter nach vorne,<br />
so wird sein Gesicht zur undurchsichtigen<br />
Maske. Fotos: Achim Dunker<br />
newsletter 7/2009 – Schwerpunkt<br />
sechs, sieben Metern Höhe über dem lachenden<br />
Amor montiert, dann noch ein<br />
wenig Grundaufhellung und fertig. Aber<br />
in welches Licht hat Caravaggio sein Model<br />
gesetzt? Was für eine künstliche oder<br />
natürliche Lichtquelle mag das zu seiner<br />
Zeit gewesen sein, die das Licht eines modernen<br />
Filmlichtscheinwerfers lieferte? „Eine<br />
interessante Frage“, befand eine achselzuckende,<br />
promovierte Kunsthistorikerin,<br />
deren Spezialgebiet das Licht in der Barock-Malerei<br />
ist. Gemeinsames Nachdenken<br />
führte uns dann zu einer möglichen<br />
Lösung: Es kann sich nur um das Licht der<br />
hoch stehenden italienischen Mittagssonne<br />
handeln, das durch Fenster in einen<br />
sehr hohen, dunklen Raum fällt, wie in einem<br />
Kirchenschiff.<br />
Ein Beispiel für den „Caravaggio-Stil“,<br />
d.h. das Ausleuchten mit einem hartfokussierten<br />
Scheinwerfer, findet sich in dem<br />
Film „Der letzte Tango in Paris“. Die Szene<br />
beginnt ungefähr in der 43. Minute.<br />
Die Lichtstimmung des Films ist zu Beginn<br />
ziemlich konturlos, immer ein bedeckter<br />
Himmel, der sich auch in die Innenräume<br />
fortpflanzt. Wenig direktes Licht, dann eine<br />
längere Szene im Garten, in der die<br />
Hauptfigur Jeanne (gespielt von Maria<br />
Schneider) über ihre Kindheit und Jugend<br />
erzählt. Der Himmel reißt auf, und das Motiv<br />
bekommt Sonne. Die nun folgende Sequenz<br />
ist im Licht Caravaggios gedreht.<br />
Der Kameramann Vittorio Storaro, der in<br />
Interviews schon öfters seine „Nähe zu Caravaggio“<br />
betonte, nimmt gewissermaßen<br />
die Sonne mit in das Apartment, in dem<br />
sich Paul (Marlon Brando) und Jeanne treffen.<br />
Paul erzählt aus seinem Leben, eine<br />
fast fünfminütige Großaufnahme ohne<br />
Schnitt. Ausgeleuchtet ist er von einem<br />
einzigen fokussierten Scheinwerfer auf Augenhöhe.<br />
Scharfe Schatten auf seinem Gesicht,<br />
von seiner Hand und der Mundharmonika<br />
geben die Stimmung. Auch ändert<br />
sich das Licht, wenn Jeanne durch den<br />
Lichtkegel geht. Trotz des harten, brutalen<br />
Lichts, das sicher auch für den Schauspieler<br />
nicht angenehm war, hat die Szene<br />
eine faszinierende und intime Stimmung.<br />
Ich habe den dreifach Oscar gekrönten<br />
Kameramann Vittorio Storaro<br />
nach seiner Absicht bei dieser Szene gefragt.<br />
Er meinte: „Ich bin es selbst, der die<br />
Schatten auf Marlons Gesicht wirft. Der<br />
Grund dafür ist, dass die Figur Paul (Marlon<br />
Brando) in dieser Szene das erste Mal<br />
wirklich über sich selbst spricht, und ich<br />
wollte die Zuschauer Marias Präsenz durch<br />
ihren Schatten spüren lassen. Er sprach mit<br />
ihr, nicht zu sich selbst«.<br />
Wie präsent die über dreihundert Jahre<br />
alten (Vor)bilder sind, bestätigt auch<br />
Gordon Willis in einem Interview. Das Hell-<br />
Dunkel in „Der Pate“ sei, so sagte er, von<br />
Rembrandt inspiriert. Unter den amerikanischen<br />
Kollegen brachte ihm die Lichtgestaltung<br />
den Titel „Prince of Darkness“<br />
ein: „Ich bin in manchen Szenen vielleicht<br />
etwas zu weit gegangen, aber das ist<br />
Rembrandt auch.“<br />
Achim Dunker: „eins zu hundert.<br />
Die Möglichkeiten der Kameragestaltung“,<br />
UVK Verlagsgesellschaft,<br />
Konstanz 2009
Die Lichtgestaltung in „Tannöd“<br />
Die Farbe<br />
des Bösen<br />
VON MARTIN BLOCK<br />
inster“, „düster“, „dunkel“ sind die beherr-<br />
Fschenden Beschreibungen der Grundstimmung<br />
des Films und der von Stéphane Kuthy fotografierten<br />
und von Niels Maier ausgeleuchteten<br />
Bilder eines grausamen Verbrechens mit sechs<br />
Toten, das der Film nachstellt. Es hatte sich in den<br />
20er Jahren zugetragen und zählt noch heute zu<br />
den großen ungelösten deutschen Kriminalfällen.<br />
In ihrem Romandebüt übertrug Krimiautorin<br />
Andrea Maria Schenkel den Fall in die 50er<br />
Jahre und erhielt dafür 2007 den Deutschen Krimipreis.<br />
Mehr <strong>als</strong> eine Million Mal verkaufte der<br />
Bestseller sich und wurde zudem in zahlreiche<br />
Sprachen übersetzt. Die Regisseurin Bettina Oberli<br />
bezeichnet ihre Romanadaption <strong>als</strong> eine „universelle<br />
Geschichte über das Böse“.<br />
Über viele Filme sagt man, sie seien mit Licht<br />
geschrieben worden. „Tannöd“ ist eher mit<br />
Schatten und Dunkelheit gestaltet – was kein<br />
wirklicher Gegensatz ist. Das Team drehte vom<br />
Spätsommer bis in den Winter 2008 unter anderem<br />
in der rauhen Eifel nahe der belgischen<br />
Grenze. Ein Nachdreh fand im April statt. Für<br />
seine Bilder wählte Kameramann Kuthy 35-mm-<br />
Film, den er im Super-35-Cinemascopeformat<br />
belichtete: „Das Material hat einfach eine bessere<br />
Tiefenwirkung und Lichtdarstellung <strong>als</strong> digitale<br />
Aufnahmen.“ Teilweise reizte Kuthy es bis<br />
an seine technischen Grenzen aus: „Die kurzen<br />
Wintertage, viel Regen und auch Schneefall bei<br />
den Außenaufnahmen machten die Arbeit extrem<br />
schwierig. Wir haben einmal spätnachmittags<br />
im dunklen Wald auf dem letzten Zacke<br />
einige ziemlich unterbelichtete Aufnahmen gemacht.<br />
Nur der digitale Scan ermöglichte uns<br />
schließlich die Korrekturen, die sie noch gerettet<br />
haben. Die Takes hätte ich ohne das Wissen<br />
um die Möglichkeiten der digitalen Postpro-<br />
Nicht besonders oft beschäftigen Filmkritiken sich mit der Arbeit<br />
von Beleuchtern und Kameraleuten. In vielen Besprechungen<br />
zu „Tannöd“ von Bettina Oberli jedoch sind „finster“, „düster“<br />
und „dunkel“ die häufigsten Adjektive. Für den Newsletter sprach<br />
Martin Block über das „Tannöd“-Licht mit Kameramann<br />
Stéphane Kuthy und Oberbeleuchter Niels Maier.<br />
duktion erst gar nicht mehr gedreht.“ Diese Aufnahmen<br />
an einem Wegkreuz im Wald zählen<br />
zu den eindrucksvollsten Bildern des Films.<br />
Die dichten Tannenwälder, so Kuthy, seien<br />
Motive von großer visueller Kraft. Sie geben<br />
dem Thriller eine besonders unheimliche Atmosphäre.<br />
„Wir haben viele Nachtszenen, und es<br />
herrscht trübes, kühles, schwarz-grau-bläuliches<br />
Licht vor. Die einzige Farbe ist Blutrot.“ Doch<br />
auch sie wird nur sehr sparsam und symbolbeladen<br />
eingesetzt. Schnee, der teils künstlich gemacht<br />
wurde und teils im Herbst überraschend<br />
fiel, verstärkt den emotional kalten Eindruck<br />
manchen Bildes.<br />
In der Lichtkomposition der Innenaufnahmen<br />
brachte Kuthy den Mut auf, oftm<strong>als</strong> mehr<br />
<strong>als</strong> die Hälfte der extrem breiten Leinwand dunkel<br />
zu lassen, ein genretypischer Verweis auf die<br />
Geheimnisse, Lügen und Halbwahrheiten, mit<br />
denen Protagonistin Kathrin, gespielt von Julia<br />
Jentsch, sich konfrontiert sieht.<br />
In einen krassen Gegensatz zu den dunkelkühlen<br />
Sequenzen der zahlreichen Rückblenden<br />
in den Winter, die das Verbrechen schildern,<br />
setzt Kuthy eine andere Zeitebene: „Der Sommer<br />
wird mit ruhigen Bildern und Fahrten erzählt,<br />
ich habe ihn bewusst etwas zu sonnig,<br />
sehr hell und manchmal überstrahlt fotografiert.“<br />
Für die Nachtaufnahmen in der Sommerzeit<br />
wählt er warme Farben, im Winter sind sie<br />
bläulich und grau. Um die kalte Jahreszeit und<br />
ihre beklemmende Stimmung zu betonen, benutzt<br />
er hier auch häufig die Handkamera, der<br />
Schnitt von Michael Schaerer verstärkt noch die<br />
latente Unruhe.<br />
Kuthy <strong>als</strong> „Licht setzender Kameramann“<br />
arbeitete eng mit Niels Maier zusammen. Der<br />
Mit-Inhaber des Kölner Lichtverleihs Maier Bros.<br />
lässt es sich nicht nehmen, immer wieder auch<br />
selbst Filme zu beleuchten und sich für die Dauer<br />
der Dreharbeiten von seinen Ehrenfelder Firmenhallen<br />
zu verabschieden. Die „Tannöd“-Arbeiten<br />
hat der Oberbeleuchter in besonderer Erinnerung:<br />
„Es war eine der schönsten Beleuchter-Tätigkeiten,<br />
die ich jem<strong>als</strong> gemacht habe.<br />
Stéphane beschrieb mir ohne viele technische<br />
Julia Jentsch in „Tannöd“, Foto: Wüste Film West,<br />
Constantin und Hugofilm/Foto: Tom Trambow<br />
Vorgaben nur eine Stimmung, und ich habe ihm<br />
daraufhin Angebote gemacht. Fast immer lag<br />
ich dabei richtig. Es war eine Kommunikation<br />
mit fast blindem Vertrauen, obwohl wir zum ersten<br />
Mal zusammengearbeitet haben.“ Kuthy<br />
trug zwar stets die letzte Verantwortung für das<br />
Bild, doch Maier konnte aus seinem langjährigen<br />
Erfahrungsschatz viele Anregungen einbringen,<br />
um das natürliche Licht zu steuern, es wegzunehmen<br />
oder künstliches Licht hinzuzugeben.<br />
So setzte er beispielsweise umgebaute Jumbo-<br />
Jet-Landescheinwerfer ein, um aus verhangenen<br />
Spätsommertagen, die kein direktes Sonnenlicht<br />
boten, scheinbare Hochsommertage<br />
zu zaubern.<br />
Fast geblendet wird der Zuschauer in einer<br />
Schlüsselszene. Hauptfigur Kathrin erkennt, wie<br />
sehr sie selbst in die Geheimnisse verstrickt ist.<br />
Sie erleidet einen Fieberschub, der mit einer assoziativen<br />
Montage und vielen Überblendungen<br />
visualisiert wird. Sie durchsteht und kuriert<br />
ihre Erkrankung in einem Krankenzimmer, das<br />
vom Ausstattungsdepartment (Szenenbild: Christiane<br />
Krumwiede) fast monochrom weiß gehalten<br />
war und das strahlend ausgeleuchtet<br />
wurde. Um zu zeigen, dass die Erkrankung sich<br />
über mehrere Tage hinzieht, hatte Maier außen<br />
vor dem Fenster des Krankenzimmer-Motivs die<br />
Scheinwerfer so beweglich installiert, dass er mit<br />
ihnen den Sonnenlauf nachstellen konnte – ein<br />
hoher Aufwand für einen kurzen Eindruck von<br />
nur wenigen Sekunden. Ein Zeichen für die große<br />
Sorgfalt, mit der Kuthy und Maier das Licht<br />
für „Tannöd“ kreativ eingesetzt haben.<br />
Schwerpunkt – newsletter 7/2009 21
er Helios-Turm in Köln-Ehrenfeld ist<br />
Dder einzige Leuchtturm der Welt, der<br />
nicht am Meer steht, sondern mitten in<br />
der Stadt. Ursprünglich sollte der 44 Meter<br />
hohe Turm in die einst deutsche Kolonie<br />
Sansibar verfrachtet werden. Doch<br />
es kam anders: 1890 tauschten die Deutschen<br />
mit den britischen Kolonialmächten<br />
Sansibar gegen Helgoland ein. Weil<br />
dort bereits ein Leuchtturm stand, gab es<br />
für den Helios-Turm keine Verwendung.<br />
So blieb der Turm in Ehrenfeld und diente<br />
der einstigen Helios Elektrizitäts AG <strong>als</strong><br />
Leuchtreklame. Was Wunder, wenn sich<br />
im Leuchtfeuer des Industriedenkm<strong>als</strong><br />
praktisch alle Kölner Filmlicht-Firmen niedergelassen<br />
haben. So könnte ein Leuchtturmwärter,<br />
wenn es ihn denn gäbe, der<br />
Firma Maier Bros. – über das Kino Cinenova<br />
hinweg – in den Hinterhof blicken<br />
Gegründet wurde das Unternehmen<br />
1989 von Niels und Knut Maier und Frank<br />
Pirozzi, die bis dahin <strong>als</strong> Lichtdesigner in<br />
der Kölner Event-Location Alter Wartesaal<br />
gearbeitet hatten. Heute ist Maier Bros.<br />
auch in Leipzig, München und Saara/<br />
Thüringen präsent und verleiht Licht- und<br />
Kamera-Equipment sowie Fahrzeuge für<br />
Produktionen in ganz Europa.<br />
In Deutschland standen in diesem<br />
Jahr u.a. „Tannöd“, „Zweiohrküken“ und<br />
„Boxhagener Platz“ auf der Referenzliste.<br />
In Köln disponiert Oliver Ludwig das Licht-<br />
Equipment und hält Ordnung im Lichtlager.<br />
Auf Lager hat er zunächst das, was<br />
alle Lichtfirmen bereithalten: Tages- und<br />
Kunstlicht, Leuchtstoffröhrenscheinwerfer,<br />
Kabelage, Stromaggregate und die<br />
dazu gehörige Peripherie. Eine Herausforderung<br />
des Maierschen Potenzi<strong>als</strong> war die<br />
Ausleuchtung des Films „7 Zwerge – Der<br />
Wald ist nicht genug“. Dabei ging es darum,<br />
in einem wirklichen Wald eine bewusste<br />
Künstlichkeit zu erzeugen, die den<br />
Eindruck von Studiolicht vermittelte. Dafür<br />
brauchte man extrem viel gleißendes<br />
Kunstlicht. Niels Maier erinnert sich: „Wir<br />
haben tonnenweise schweres Equipment<br />
ür die Anfänge des Medienlandes NRW stehen nicht nur Na-<br />
Fmen wie Johannes Rau, Wolfgang Clement, Friedrich Nowottny<br />
und Helmut Thoma. Ohne die Initiative und das Engagement<br />
mittelständischer Gründer hätte Rau das Medienland beim 1. Medienforum<br />
NRW 1989 in Dortmund nicht ausrufen können. Dementsprechend<br />
gibt es viele Geschichten „von unten“. Die bekannteste<br />
ist die des früheren RTL-Produktionsleiters Adam Musialik,<br />
der einst in Hürth-Efferen austreten musste, dabei ein leerstehendes<br />
Holzlager in Augenschein nahm und gleich auf die Idee<br />
kam, hier Studios zu bauen.<br />
Die Gebrüder Helmut und Bernd Breuer, die ihr Geld mit großen<br />
Kränen verdienten und denen die Schuppen gehörten, setzten<br />
die Idee um. So entstand die MMC Magic Media Company<br />
und damit Europas größter Studiobetrieb. Dabei waren es vornehmlich<br />
Lichtfirmen, die – neben einigen wenigen TV-Produzenten<br />
– über Jahre das Terrain bestellten. So hatte die von Großvater<br />
Rudi Busch 1966 gegründete Düsseldorfer Filmlicht R. u.<br />
J. Busch zunächst für Industriefilme von Mannesmann und Thyssen<br />
das Licht gestellt und dann Werbung für Afri Cola und Waschmittel<br />
von Henkel beleuchtet. Ab 1980 war man mit einem TV-<br />
Großauftrag beschäftigt – mit über 400 Live Sendungen des<br />
„WWF-Clubs“. Enkel Mario Busch erinnert sich: „Dam<strong>als</strong> gab es<br />
nur uns und Pütz in Köln.“<br />
Die Geschichte der Firma Pütz beginnt im Stadtteil Kalk, wo<br />
22<br />
Das Filmland <strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong> strahlt hell bis über seine Grenzen hinweg.<br />
Daran haben auch die vielen Lichtfirmen ihren Anteil, die sich am Rhein<br />
niedergelassen haben. Für den Newsletter lädt Peter Hanemann zu einer<br />
Führung zu einigen der leuchtendsten NRW-Lichtspendern.<br />
Lichtfirmen in NRW<br />
Leuchttürme<br />
des Filmlichts<br />
VON PETER HANEMANN<br />
in unwegsamem Gelände bewegt.“<br />
Zwei Seemeilen weiter westlich bietet<br />
die Camcar OHG Full Service – Kamera-<br />
und Tontechnik, Grip einen Fuhrpark<br />
und natürlich Licht. Mit Camcar-Equipment<br />
wurden u.a. die TV-Serien „Stolberg“<br />
und „Lutter“ beleuchtet. Die Kameraleute<br />
und Beleuchter, die sich bei Lichtdisponent<br />
Marco Stolzenberg einfinden,<br />
haben meist ihre Licht-Liste dabei, die sie<br />
sich nach der Motivbesichtung zusammengestellt<br />
haben. Beratung zu allen<br />
denkbaren Lichtquellen gibt es inklusive<br />
– bei Bedarf auch Tipps, welche freien Beleuchter<br />
für Projekte verfügbar sein könnten.<br />
„Das ist aber eher selten“, sagt Oliver<br />
Graff, der das inzwischen 20 Mitarbeiter<br />
starke Unternehmen 1991 gegründet<br />
hat und es zusammen mit Bruder Frank<br />
führt. Besonders stolz sind die beiden auf<br />
ihre serviceorientierten Öffnungszeiten.<br />
Dazu gehört auch ein Nachtübergaberaum,<br />
zu dem die Kunden rund um die<br />
Uhr Zugang haben.<br />
Wie Lichtfirmen den Start des<br />
Medienlandes NRW beschleunigten<br />
Aus Licht<br />
geboren<br />
VON PETER HANEMANN<br />
die Pützens Traktoren für Schausteller transportierten und ab und<br />
an einen Scheinwerfer für den WDR. Mit dem richtigen Riecher<br />
übernahm Günter Pütz, der bei Ford Autoschlosser gelernt hatte,<br />
nach dem Tode des Vaters dessen Fuhrpark und stieg Mitte<br />
der 70er Jahre in den Verleih von Lichttechnik für TV- und Bühnenproduktionen<br />
ein. Acht Jahre arbeitete Pütz für den WDR und<br />
beleuchtete u.a. „Klimbim“ und die Serie „Ein Herz und eine Seele“.<br />
Er stellte das Licht für praktisch alle Filme, die Rainer Werner<br />
Fassbinder in NRW gedreht hat. Aus Gesprächen mit TV-Leuten<br />
wusste der geschäftstüchtige Kölner, dass kleine Studios für<br />
Von Köln-Bickendorf geht es nach<br />
Köln-Ossendorf, wo – immer noch im<br />
Blinkfeuer von Helios – die Cinegate technische<br />
Geräte für die Herstellung von Kino-<br />
und Fernsehfilmen, TV-Serien, <strong>Dokument</strong>ationen,<br />
Werbefilmen und Musikvideos<br />
vermietet. Mit im Angebot: ein 710<br />
qm großes tonfestes Studio. Cinegate ist<br />
ein Unternehmen der börsennotierten<br />
Procon MultiMedia AG und versteht sich<br />
<strong>als</strong> Weltdienstleister der Medien-, Entertainment-<br />
und Veranstaltungsindustrie.<br />
Dementsprechend gilt das Versprechen,<br />
den Kunden das Material rechtzeitig an<br />
jedem Ort der Welt zur Verfügung stellen<br />
zu können. Die Referenzliste der beleuchteten<br />
Kinofilme – von „Valley of Flowers“<br />
über „Walküre“ bis „Ghost“ – bestätigt die<br />
weltweite Vernetzung.<br />
Weltweit ist auch Pillefilm (Köln/Wiesbaden)<br />
unterwegs. Die von dem 1996<br />
verstorbenen Kameratechniker und<br />
Weltenbummler Klaus Pille 1974 gegründete<br />
Firma verleiht seit den 1980er Jah-<br />
newsletter 7/2009 – Schwerpunkt<br />
ren Kamera-, Licht- und Bühnenequipment<br />
– in Köln ebenfalls in Helios-Nähe.<br />
Hier bedienen Geschäftsführer Martin Höhe<br />
und Disponent Christian Hilgart mit<br />
sechs weiteren Mitarbeitern vornehmlich<br />
Kunden aus dem Bereich Werbefilm.<br />
Wenn bei Pille ein Spielfilm dran ist, kann<br />
es sogar zum Oscar reichen. Für „Slumdog<br />
Millionär“ lieferte Pille Kamera-Equipment,<br />
das bei den Dreharbeiten in Bombay<br />
eingesetzt wurde.<br />
Am Richtfeuer des Helios-Turms orientieren<br />
sich auch Lichtfirmen, die sich auf<br />
Comedy-Formate und TV-Shows spezialisiert<br />
haben. So ist die Magic Light +<br />
Sound GmbH praktisch Marktführer in<br />
Köln-West und Hürth, wo sie in den<br />
MMC- und NOB-Studios so viele TV-Sendungen<br />
beleuchtet hat, dass Geschäftsführer<br />
Marco Pütz sie nicht mehr zählen<br />
kann. Der von Pütz beleuchtete Kinofilm<br />
„Die fabelhafte Welt der Amélie“ bleibt indes<br />
unvergessen.<br />
Seit der Junior die Geschäftsleitung<br />
(Eigner: Bernd und Helmut Breuer) 1999<br />
von Vater Günter übernahm, hat er das<br />
Unternehmen mit Niederlassungen in<br />
Hannover, Hamburg, Berlin, Frankfurt/M.<br />
und München stark ausgebaut. Ein paar<br />
Sendungen weniger beleuchtet am anderen<br />
Ende der Stadt in Köln-Mülheim die<br />
Cape Cross GmbH. Auf der Referenzliste<br />
stehen viele TV-Serien und Comedy-Formate,<br />
die auch in Mülheim produziert<br />
werden – von „Stromberg“ bis „TV total“.<br />
Von Köln-Mülheim ist es nicht weit bis<br />
Düsseldorf, wo man mit dem Fernsehturm<br />
über einen eigenen Leuchtturm verfügt.<br />
In dessen Sichtweite leitet Thomas<br />
Adamczack auf dem Gelände der Voss TV<br />
Studios die im Juli eröffnete Niederlassung<br />
von Cinegate. Zuvor hatte schon Camcar<br />
eine Düsseldorfer Dependance gegründet.<br />
Graffs hatte dort auf Aufträge aus der<br />
Werbebranche gesetzt. Die meisten neuen<br />
Kunden seien indes aus dem Ruhrgebiet<br />
gekommen – vor allem mit Nachfragen<br />
nach kleinem Licht bis Digi-Beta.<br />
Produktionen gesucht wurden. Voll im Trend baute Pütz zu Beginn<br />
der 1980er Jahre die ehemalige Werkstatt des Vaters zu einem<br />
350qm-Studio um.<br />
Alfred Biolek war der erste im Studio – mit seiner ersten Sendung<br />
rund ums Kochen. In Kalk fanden sich dann zahlreiche weitere<br />
Prominente ein – von Christine Kaufmann bis Peter Alexander.<br />
Besonders stolz war Pütz auf einen Eintrag von Joseph Beuys<br />
im Kalker Gästebuch: „Bei Pütz...alles bestens“.<br />
Pütz behielt seinen Riecher und wechselte auf die grüne Wiese<br />
nach Köln-Ossendorf. Ab 1980 entstand hier neben Jörg Weilands<br />
Video Company das Studio Köln <strong>als</strong> Kern des künftigen Medienzentrums.<br />
Während auf der geschäftlichen Seite die MMC<br />
nach und nach Studio Köln übernahm, gedieh auf der privaten<br />
Seite die Freundschaft zwischen Pütz und den Gebrüdern Breuer.<br />
Was wiederum geschäftliche Folgen hatte: 1996 holte der<br />
dam<strong>als</strong> geschäftsführende MMC-Gesellschafter Helmut Breuer<br />
Pütz in die Geschäftsführung. Die beiden bauten ein Dienstleistungsumfeld<br />
für Film- und Fernsehproduktionen auf, das in<br />
Europa seinesgleichen suchte. Mittendrin: Pütz` Lichtfirma Magic<br />
Light + Sound. Seitdem ist viel Wasser den Rhein herunter<br />
geflossen. Bereits 1999 übergab Günter Pütz die Geschäftsführung<br />
von Magic Light + Sound an Sohn Marco. Dann folgte die<br />
Demission <strong>als</strong> MMC-Geschäftsführer. Pütz konzentrierte sich fortan<br />
auf die Event-Branche.
uf der Website der Bundesagen-<br />
Atur für Arbeit heißt es: „Beleuchter/innen<br />
müssen über eine gute körperliche<br />
Konstitution verfügen, um<br />
die teilweise schweren Scheinwerfer<br />
aufzuhängen. Muskelkraft ist außerdem<br />
nötig, um das technische Equipment<br />
jeweils zum Ort des Geschehens<br />
zu transportieren. Genau nach<br />
den vereinbarten Vorgaben installieren<br />
sie die Geräte, sorgen für die richtigen<br />
Einstellungen und Farbeffekte.“<br />
Doch nicht nur gute Physis, auch<br />
„soziale Kompetenz“ wird angemahnt,<br />
denn Filmarbeit ist Teamarbeit.<br />
Eine Schlüsselstelle in jedem<br />
Filmteam nimmt die Beziehung zwischen<br />
Oberbeleuchtern und Kameraleuten<br />
ein.<br />
Es sei ein „ganz spezielles Verhältnis“<br />
zwischen dem Chef der Lichtabteilung<br />
und dem Kameramann, erklärt<br />
Klaus Pahl, fast drei Jahrzehnte<br />
Oberbeleuchter und außerdem<br />
Vorstand des Bundesverbandes Beleuchtung<br />
& Bühne. Und er sieht die<br />
Kameramänner keineswegs grundsätzlich<br />
im Vorteil: „Als Oberbeleuchter<br />
hat man viel mehr Möglichkeiten,<br />
etwas mitzubekommen. Kameraleute<br />
machen die Ausbildung bei nur einem<br />
Kameramann, und viele übernehmen<br />
dessen Stil.“ Als Oberbeleuchter<br />
bekomme man besonders<br />
von jungen Kameraleuten – gerade<br />
von denen, die nicht allein in der Praxis,<br />
sondern an Filmschulen gelernt<br />
haben – neue, unkonventionelle Anregungen.<br />
Ansonsten bestünde, besonders<br />
bei sehr eingespielten Oberbeleuchter-Kameramann-Kombinationen,<br />
die Gefahr, dass ein einmal<br />
bewährtes Vorgehen immer wieder<br />
reproduziert werde, nach dem Motto:<br />
„Das machen wir wie immer.“<br />
Wichtig für die Zusammenarbeit sei<br />
vor allem Vertrauen: „Manche Kameraleute<br />
haben sehr feste, extrem aufwändig<br />
zu realisierende Vorstellungen.<br />
Dann muss das Vertrauen des<br />
Kameramanns in den Oberbeleuchter<br />
da sein, dass man denselben Effekt<br />
auch weniger aufwändig hin bekommt.“<br />
Wenn der Kollege an der Kamera<br />
denn überhaupt weiß, was er<br />
oder sie will. Mit Schrecken erinnert<br />
sich Klaus Pahl an den Dreh von „Oi!<br />
Warning“: „Da war die Kamerafrau<br />
so überfordert, dass sie sechs Stunden<br />
brauchte, um ein Schlafzimmer<br />
einzuleuchten. – Und dann wollte<br />
sie immer noch unbedingt, dass der<br />
Baum vor dem Fenster gefällt wird,<br />
weil nicht genug Licht herein kam.“<br />
Nach einer Woche hatte Pahl genug:<br />
„Sie oder ich!“ Die Kameraposition<br />
wurde neu besetzt.<br />
Am liebsten sind Klaus Pahl Kameramänner<br />
mit viel Erfahrung,<br />
„von denen ich auch noch etwas lernen<br />
kann“. Auch wenn es mit dem<br />
Erfahrung sammeln nicht leichter geworden<br />
sei: „Früher waren Pornofilme<br />
der Bereich, in dem Kameraleute<br />
Praxis gesammelt haben.“ Heute<br />
Viel Licht und ein wenig Schatten prägen das Verhältnis von Oberbeleuchtern<br />
zu Kameraleuten. Die einen kommen aus der Praxis, die anderen meist<br />
über die Theorie zum Film. Für den Newsletter hat Christian Seebaum mit drei<br />
Oberbeleuchtern über ihre Position am Set gesprochen.<br />
Oberbeleuchter und Kameraleute<br />
Ein<br />
spezielles<br />
Verhältnis<br />
VON CHRISTIAN SEEBAUM<br />
werde oft für die Abschlussfilme eines<br />
Kameraschul-Absolventen großer<br />
Aufwand betrieben. Da komme<br />
es dann schon mal vor, dass ein beeindruckter<br />
Redakteur einen beteiligten<br />
Kameramann für eine große<br />
Fernsehproduktion engagiere – wo<br />
er dann aber viel schneller und unter<br />
Druck arbeiten müsse und die Erwartungen<br />
nicht erfüllen könne, weil<br />
die Praxis fehle.<br />
Pahls Oberbeleuchter-Kollege<br />
Grube Venn („Supertex“, „Strajk –<br />
Die Heldin von Danzig“) hat sehr gute<br />
Erfahrungen mit Nachwuchs an<br />
der Kamera gemacht: „Die jungen<br />
Kollegen bringen neue Ideen mit, eine<br />
ganz neue Bildsprache.“ Im Ge-<br />
gensatz zur alten Schule von Kameraleuten,<br />
die nach exakten Anweisungen<br />
handelten, setzten viele junge<br />
mehr auf gemeinsame Entwicklung<br />
von Beleuchtungslösungen. Besonders<br />
dann, wenn die Vorbereitungszeit<br />
es erlaubt, dass der Oberbeleuchter<br />
bereits einige Wochen<br />
vor Drehbeginn hinzugezogen<br />
wird. „Das Verhältnis Oberbeleuchter/Kameramann<br />
lässt sich vergleichen<br />
mit dem zwischen Regisseur<br />
und Regieassistent“, meint Grube<br />
Venn. Und: „Das menschliche Verhältnis<br />
ist ganz wichtig.“<br />
„Dass das Verhältnis sehr speziell<br />
ist, erkennt man schon daran, dass<br />
es immer Wunschkandidaten gibt:<br />
Beleuchterplan von Jochen Kratzheller<br />
für einen Nachtdreh aus dem Film<br />
„Hangtime“ von Wolfgang Groos.<br />
Der Kameramann wünscht sich seinen<br />
Assistenten und seinen Oberbeleuchter“,<br />
meint Niels Maier („Das<br />
Vaterspiel“, „Teufelskicker“, „Tannöd“)<br />
von der Kölner Firma Maier<br />
Bros. „Ich mag beides“, sagt er, „den<br />
frischen Kontakt zu einem neuen Kameramann,<br />
aber auch, wenn ich mit<br />
einem Kameramann den sechsten,<br />
siebten oder achten Film drehe.“ Dabei<br />
könne er sowohl den sehr bestimmenden<br />
<strong>als</strong> auch den in ihren<br />
Vorgaben eher vagen Kameraleuten<br />
etwas abgewinnen. Doch: „Mir<br />
macht es am meisten Spaß, wenn<br />
der Kameramann mir eine Stimmung<br />
vorgibt.“<br />
Letztlich, meint Maier, sei der<br />
Kameramann immer die entscheidende<br />
Instanz. „Meine Aufgabe ist,<br />
die Vorstellung des Kameramannes<br />
umzusetzen.“ Die Hierarchie sei<br />
wichtig, weil der Kameramann letztlich<br />
immer verantwortlich sei. Doch<br />
auch die Harmonie müsse gerade<br />
auf diesen Positionen stimmen, im<br />
Interesse des ganzen Teams: „Wenn<br />
es da hapert, zieht das alle anderen<br />
runter.“ Immerhin: In über zwanzig<br />
Berufsjahren hat Niels Maier<br />
menschlich vor allem gute Erfahrungen<br />
gemacht und es gebe nur einen<br />
einzigen Kameramann, mit dem er<br />
nicht mehr arbeiten würde. Mit<br />
Überzeugung sagt er: „Oberbeleuchter<br />
ist mein Traumberuf!“<br />
„Film und Kino brauchen<br />
Licht zum Leben – Licht,<br />
das im Kinosaal <strong>als</strong> Projektionsstrahl<br />
sichtbar wird:<br />
ein „LICHTBLICK“ eben!“<br />
Joachim Ortmanns,<br />
Geschäftsführer Lichtblick<br />
Film<br />
Der Name LICHTFILM<br />
entstand während der Arbeit<br />
an meinem ersten eigenen<br />
Film „Schatten der<br />
Zukunft“ (Preis der Deutschen<br />
Filmkritik) über<br />
deutsch-jüdisch-palästinensische<br />
Verwicklungen,<br />
<strong>als</strong>o die Schattenseiten gemeinsamer<br />
Geschichte.<br />
Licht und Schatten bilden<br />
immer eine Symbiose, sie<br />
sind Synonym für Kinematographie.<br />
Wenn ein Regisseur<br />
Tiefe erzeugen will,<br />
muss die Kameraarbeit<br />
diese durch Licht und<br />
Schatten produzieren. Eigentlich<br />
müssten alle Firmen<br />
LICHTFILM heißen.<br />
Lichtfilm-Gründer Wolfgang<br />
Bergmann<br />
FILMLICHTER verfolgte<br />
von Anfang an den<br />
Grundgedanken, die digitale<br />
Entwicklung im Kino<br />
mitzugestalten. Bei der<br />
Namensfindung haben<br />
wir viele Begriffe berücksichtigt<br />
und fanden den<br />
Schlüssel – ob digital oder<br />
35mm – doch immer beim<br />
Licht. Zudem wollten wir<br />
<strong>als</strong> junger Verleih die Branche<br />
aus einem neuen Blickwinkel<br />
betrachten. Um ein<br />
wenig „Licht“ ins Dunkel<br />
der traditionellen Wege<br />
des Filmverleihs zu bringen,<br />
versuchen wir auch<br />
heute noch, uns jedem<br />
Film gezielt zu widmen<br />
und immer neue Wege der<br />
Vermarktung zu finden.<br />
Nur so können wir im Kino<br />
auch zukünftig ein Publikum<br />
erreichen und es für<br />
das Flimmern der großen<br />
Leinwand begeistern.<br />
Filmlichter-Gründerin Verena<br />
Aimée Oefler<br />
Schwerpunkt – newsletter 7/2009 23
ifs: Bewerbungsfristen<br />
laufen<br />
An der ifs internationalen filmschule<br />
köln beginnt die Bewerbungsphase für den 5.<br />
Jahrgang des Bachelor-Studiengangs Film<br />
mit den Schwerpunkten Drehbuch, Filmregie<br />
und Kreativ Produzieren. Start ist im September<br />
2010. Bewerber und Neugierige informiert die<br />
Hochschule am 26. Februar um 17 Uhr in den<br />
eigenen Räumen in der Werderstraße über Inhalte<br />
und Strukturen des Studiengangs. Die Bewerbungsphase<br />
endet am 1. April. Infos und Bewerbungsunterlagen<br />
gibt es ab Mitte Dezember<br />
auch auf www.filmschule.de.<br />
Neu ist der Bachelor-Studiengang Kamera,<br />
den die ifs im kommenden Jahr erstm<strong>als</strong><br />
anbietet. Dabei kooperieren die Studierenden<br />
in den Projektmodulen eng mit den Studiengängen<br />
Film, Editing Bild und Ton sowie weiteren<br />
Weiterbildungsprogrammen der ifs, insbesondere<br />
Szenenbild, Kostümbild und Schauspiel. Ein<br />
weiterer Kooperationspartner ist die Kunsthochschule<br />
für Medien Köln. Das siebensemestrige<br />
Studium startet zum Wintersemester<br />
2010/2011. Die Bewerbungsphase endet am<br />
15. April. Der Termin für den Info-Abend zum<br />
Studiengang Kamera ist der 12. März um 17 Uhr<br />
in der ifs.<br />
Im April nächsten Jahres startet außerdem<br />
wieder ein berufsbegleitendes Autorenprogramm<br />
(Weiterbildung Drehbuch), das professionellen<br />
Drehbuchautoren individuelle Stoffentwicklung<br />
ermöglicht. Im Mittelpunkt steht die Verwendung<br />
psychologisch definierter Genreaspekte.<br />
Erfahrungsgemäß positionieren sich die Absolventen<br />
mit ihren genrespezifischen Erzählungen<br />
auf dem zusehends formatierten Markt wesentlich<br />
deutlicher <strong>als</strong> zuvor. Die Weiterbildung,<br />
die im Januar 2011 endet, wird von den Drama-<br />
Ruge-Stipendien:<br />
Der Countdown läuft<br />
Noch bis zum 1. April können Nachwuchs-<strong>Dokument</strong>arfilmer ihre Bewerbungen<br />
für ein Gerd Ruge Projekt-Stipendium einreichen. 2010<br />
vergibt die <strong>Filmstiftung</strong> NRW die in Deutschland einzigartigen Stipendien<br />
in einer Gesamthöhe von 100.000 Euro bereits zum neunten Mal.<br />
Das Geld soll den Stipendiaten ermöglichen, innerhalb von 18 Monaten<br />
einen hochwertigen Kino-<strong>Dokument</strong>arfilm zu entwickeln.<br />
Für eine Bewerbung sind ein Treatment, eine Kalkulation, eine Vita sowie<br />
eine Filmographie des Antragsstellers notwendig. Über die Vergabe<br />
entscheidet eine unabhängige Fachjury unter Vorsitz des Journalisten und<br />
Namengebers Gerd Ruge. Weitere Informationen bei der <strong>Filmstiftung</strong><br />
erteilt Susanna Felgener (susannafelgener@filmstiftung.de). Das Antragsformular<br />
ist unter www.filmstiftung.de abrufbar.<br />
24<br />
turgen Susan Schulte, Petra Lüschow, Daniel<br />
Speck und Georg Heinzen betreut.<br />
Editoren und Schnittassistenten, die das Final-Cut-Pro-System<br />
kennen lernen möchten und<br />
mit Avid oder vergleichbaren Schnittsystemen<br />
arbeiten, bietet die ifs vom 22. bis 25. Januar<br />
einen Filmmontage-Workshop an. Editor<br />
Kawe Vakil zeigt am Schnittplatz alle wichtigen<br />
Schritte – von der Vorbereitung der Montage<br />
bis zur Ausspielung. Die Teilnehmer können<br />
dann ihre neuen Kenntnisse direkt an den<br />
Schnittplätzen ausprobieren. Anmeldeschluss ist<br />
der 8. Januar.<br />
Last but not least freut sich die ifs über Festival-Erfolge<br />
ihrer Studierenden. So gewannen<br />
Peter Hümmeler und Kim Düsselberg mit<br />
ihrem Abschlussfilm „Soltau“ beim Kölner Kurzfilmfestival<br />
Unlimited den Publikumspreis im<br />
Wettbewerb NRW. Zuvor hatten Matthias<br />
vom Schemm, Nima Kianzad, Jan Klügel,<br />
Peter Aufderhaar, Iris Schneider und<br />
Thorsten Klein mit „My Little Boy“ beim<br />
Schwul-Lesbischen Filmfest in Hannover<br />
den Publikumspreis Die goldene Perle in Bronze<br />
gewonnen. Mit der Perle im Gepäck geht es<br />
im Dezember zum Rencontres Henri Langlois<br />
International Film Schools Festival<br />
nach Poitiers. In China wird im Dezember auf<br />
dem Guangzhou International Documentary<br />
Film Festival außerdem das von<br />
der <strong>Filmstiftung</strong> NRW initiierte <strong>Dokument</strong>arfilmprojekt<br />
„A Triangle Dialogue“ gezeigt, das<br />
in Zusammenarbeit der Filmhochschulen in Köln,<br />
Warschau und Jerusalem entstand.<br />
ifs, Tel. (0221) 9201880;<br />
info@filmschule.de<br />
ifs-Erfolg: „Soltau“ fuhr beim Kölner<br />
Kurzfilmfestival Unlimited den Publikumspreis<br />
ein. Foto: Paul Pieck<br />
KHM: Preise für<br />
Studenten und<br />
Absolventen<br />
An einem einzigen Wochenende (21.-22.11.) erhielten<br />
Studierende der Kunsthochschule<br />
für Medien Köln (KHM) sieben Auszeichnungen.<br />
Die ersten Preise gab es in Köln. Beim dortigen<br />
Kurzfilmfestival Unlimited gewann die<br />
Doku „Man stirbt“, der gemeinsame Abschlussfilm<br />
von Patrick Doberenz und Philipp Enders,<br />
den 1. Preis der Jury. Für den 3D-Animationsfilm<br />
„Nachtschatten“, den Abschlussfilm<br />
von Eike Mosler, kreierte die Jury einen zusätzlichen<br />
3. Preis. Die nächste Station war Düsseldorf,<br />
wo Ingo Monitor mit seinem Spielund<br />
Abschlussfilm „Eni“ beim 7. Filmfest der<br />
Heinrich-Heine-Universität den Publikumspreis<br />
gewann. 100 Kilometer weiter standen<br />
Dana Linkiewicz und Marcus Overbeck<br />
beim Kinofest Lünen im Rampenlicht. Linkiewicz`<br />
<strong>Dokument</strong>ar- und Abschlussfilm „Anne<br />
Perry – Interiors“ gewann den Preis für die<br />
beste Filmmusik. Die Filmkomponisten Karim<br />
Sebastian Elias und Dieter Schleip und<br />
KHM-Sieger bei der KunstFilmBiennale:<br />
„Gregor Alexis" von Jana Debus, Foto: KHM/Debus<br />
Regisseur Peter Timm zeichneten dafür den<br />
Komponisten Olaf Taranczewski aus. Overbeck<br />
gewann mit seinem Abschlussfilm „2012“<br />
den Westfälischen Filmpreis für mittellangen Filme.<br />
Beim Internationalen Festival der<br />
Filmhochschulen München 2009 waren<br />
wiederum Doberenz und Enders mit „Man<br />
stirbt“ vertreten. Sie erhielten in der Kategorie<br />
„Bestes Drehbuch“ eine Lobende Erwähnung.<br />
Dortmund: Bühne, Buch & DVD<br />
Mit einer Live Performance und einem Buch plus DVD präsentiert<br />
der Fachbereich Design der Fachhochschule<br />
Dortmund aktuelle Ergebnisse seiner künstlerischen und<br />
wissenschaftlichen Arbeit. „Reflektor“ (Arnoldsche Verlagsanstalt)<br />
versammelt <strong>als</strong> Jahrbuch ‘09 die besten Leistungen<br />
des Jahres in den Disziplinen Foto, Grafikdesign, Objektdesign<br />
und Raumdesign sowie Kamera. Die beiliegende<br />
DVD „Documentaries?“ präsentiert neben sieben experimentellen<br />
<strong>Dokument</strong>arfilmen die ADC-Newcomer 2008.<br />
Nach Aufführungen im Dezember ist die interaktive und intermediale<br />
Performance „Suite intermediale“ Anfang Februar<br />
im Forum Freies Düsseldorf zu sehen. Das Stück ist Gegenstand<br />
und Ergebnis des Forschungs- und künstlerischen Ent-<br />
newsletter 7/2009 – Auf dem Sprung – die Seite für den Filmnachwuchs<br />
Auch im restlichen November überzeugten<br />
die Arbeiten von KHM-Studenten viele Juries –<br />
bundes- bis weltweit. Der Preisregen begann im<br />
Rahmen der Kölner KunstFilmBiennale, wo<br />
Jana Debus für ihren Film „Gregor Alexis“ den<br />
1. Preis des Bild-Kunst-Förderpreises für experimentellen<br />
Film 2009 bekam. Zeitgleich wurde Insa<br />
Onken beim 52. Internationalen Leipziger<br />
Festival für <strong>Dokument</strong>ar- und Animationsfilm<br />
für ihre Boxer-Doku „Rich Brother“<br />
mit dem Preis für den besten deutschen <strong>Dokument</strong>arfilm<br />
2009 („Goldene Taube“) geehrt.<br />
Außerdem gingen 2009 zwei Förderpreise<br />
des Landes NRW in der Sparte Medienkunst an<br />
Studentin Johanna Reich und Diplomandin<br />
Eli Cortiñas Hidalgo. Juliane Großheim<br />
und Hannes Lang kehrten geehrt vom Kasseler<br />
<strong>Dokument</strong>arfilm- und Videofest<br />
zurück – Großheim mit einer Lobenden Erwähnung<br />
für ihren Abschlussfilm „Die Kinder<br />
vom Friedrichshof“, Lang mit einem A38-Produktions-Stipendium<br />
für seinen Abschlussfilm<br />
„Leavenworth, WA.“. Beim Alcine Film Festival<br />
Madrid 2009 wurde Quimu Casalprim<br />
i Suárez mit seinem experimentellen<br />
Kurzfilm „Zeitriss“ für seine Leistung im Bereich<br />
Schnitt ausgezeichnet. Absolvent Andreas<br />
Muxel erhielt für seine Abschlussarbeit „Connect“<br />
den Hauptpreis des Turiner Piemonte<br />
Share Festiv<strong>als</strong> 2009. Die Jury hatte aus<br />
über 300 Einsendungen sechs Finalisten ausgewählt.<br />
Mit-Absolvent Ralf Baecker konnte<br />
sich in Turin über eine Lobende Erwähnung für<br />
seine Abschlussarbeit „Rechnender Raum“ freuen.<br />
Anna Hepp und Henning Ricke schließlich<br />
vertraten die KHM beim International<br />
Student Film and Video Festival of Beijing<br />
Film Academy 2009. Hepp gewann<br />
mit ihrer Abschlussarbeit „Ein Tag und eine Ewigkeit“<br />
den Outstanding Student Award, Ricke mit<br />
seinem Science-Fiction-Film „D-I-M – Deus-in-<br />
Machina“ den Publikumspreis.<br />
Anfang 2010 lädt die Hochschule wieder<br />
Absolventen mit aktuellen Filmproduktionen ein.<br />
Die Reihe „Best of KHM“ beginnt am 13. Januar<br />
mit Almut Getto und ihrem Spielfilm „Ganz<br />
nah bei Dir“, der soeben in die Kinos gekommen<br />
ist. Anschließend unterhält sie sich mit Peter<br />
Bringmann. Am 20. Januar folgt Franz<br />
Müller mit seinem Spielfilm „Die Liebe der Kinder“.<br />
Mit ihm spricht Gebhard Henke.<br />
Schließlich sind am 27. Januar Corinna Wichmann<br />
und Erik Winker mit ihrem <strong>Dokument</strong>arfilm<br />
„Schlag.Fertig“ vor Ort. Ihr Gesprächspartner<br />
ist Thomas Schmitt, wie Bringmann<br />
und Henke KHM-Professor im Bereich Film.<br />
KHM, Tel. (0221) 201890;<br />
info@khm.de<br />
wicklungsprojektes „IIP“ (interaktive, intermediale Performance).<br />
Partner der FH Dortmund sind dabei das Düsseldorfer<br />
Theater der Klänge und das ICEM der Folkwang<br />
Hochschule. Im Stück verweben sich die von Sensoren erfassten<br />
Bewegungen der Tänzer mit Videobildern und elektronischer<br />
Musik in Echtzeit, womit wiederum die Bewegungsdynamik<br />
gesteuert wird. Jörg U. Lensing, Professor<br />
für Ton und Klanggestaltung und Leiter des Projekts: „Viel<br />
spannender <strong>als</strong> die richtige Genrebezeichnung für diese Art<br />
von intermedialem Tanzkonzert ist das Entdecken von Regeln<br />
der Spielbarkeit einer solchen Aktion.“<br />
FH Dortmund, Tel.( 0231) 9112469;<br />
joerg.lensing@fh-dortmund.de
er Weg zur Kunst ist kurz, wenn man<br />
Din einem Atelier aufwächst. Lisa Violetta<br />
Gaß hat lebhafte Erinnerungen an<br />
ihre frühe Kindheit im Atelier für Glaskunst,<br />
das ihre Eltern auch heute noch in<br />
Wiesbaden betreiben. An Materialien und<br />
Gerüche und die besondere Atmosphäre,<br />
wenn im kreativen Prozess, im Ausprobieren<br />
und Verwerfen, Neues entsteht.<br />
Vielleicht würde sie selber heute mit Glas-<br />
mehl malen und in glühender Hitze Skulpturen<br />
formen – wenn nicht das Cello dazwischen<br />
gekommen wäre.<br />
Mit sechs Jahren hat sie sich verliebt<br />
in die Cellomusik aus der Wohnung über<br />
der ihrer Kindergartenfreundin. Und dann<br />
in das Instrument mit seinen runden Formen.<br />
Sie begann Cellounterricht zu nehmen,<br />
und ab da waren „die Finger heilig“<br />
– und die Arbeit mit Glas, die ohne Verletzungen<br />
nicht abgeht, tabu. Lisa Violettas<br />
Berufswunsch wandelte sich zu Cellistin<br />
und blieb lange dabei – bis Pedro Almodóvar<br />
in das Leben der Teenagerin trat.<br />
Almodóvars emotionales Drama „Alles<br />
über meine Mutter“ wurde zum Schlüsselerlebnis,<br />
das den Wunsch weckte, alles<br />
über die Möglichkeiten des Films zu erfahren.<br />
Weil sich aber die Mitarbeit bei Filmdrehs<br />
und regelmäßiger Schulbesuch<br />
kaum vereinbaren lassen, landete Lisa Violetta<br />
Gaß zunächst beim Theater. Als Regie-Hospitantin<br />
bekam sie beim Jugendclub<br />
des Hessischen Staatstheaters in<br />
Wiesbaden die Chance, an jedem Wochenende<br />
die Arbeit mit den Schauspielern<br />
hautnah zu begleiten: „Das war sehr,<br />
sehr spannend, eine ganz andere Welt.“<br />
Einen weiteren wichtigen Impuls lieferte<br />
eine Hospitanz beim SFB Fernsehen. „Als<br />
ich zurück war dachte ich, meine ganzen<br />
Klassenkameraden sind ja total langwei-<br />
Ihr Abschlussfilm „Gisberta“ war im November beim Kinofest Lünen zu sehen.<br />
Ein <strong>Dokument</strong>arfilmprojekt über eine Transsexuelle ist fast fertig, Stoffe<br />
für den ersten langen Spielfilm sind in Arbeit. Die ifs-Absolventin Lisa Violetta<br />
Gaß brennt darauf, sich nun „in der freien Wildbahn“ auszuprobieren.<br />
Porträt Lisa Violetta Gaß<br />
Mehr <strong>als</strong><br />
Unterhaltung<br />
VON CHRISTIAN SEEBAUM<br />
lig, ich will jetzt ins Berufsleben! Aber da<br />
hatte ich ja noch zwei Jahre Schule vor<br />
mir.“<br />
Der erste Zugang zum Filmgeschäft<br />
nach dem Abitur war für Lisa Violetta Gaß<br />
die Website www.crew-united.de.<br />
Schließlich muss man nicht unbedingt wissen,<br />
was Kamerabühnenassistenz bedeutet,<br />
um sich für eine solche zu bewerben.<br />
„Hast Du ein bisschen Kraft und Lust, dich<br />
total fertig zu machen?“, kam die Rückfrage<br />
der Produktionsfirma Action Concept,<br />
„dann komm zu uns“. Klar, hatte sie.<br />
Und die Erwartungen wurden beim Dreh<br />
zum Kung-Fu-Film „Kampfansage“ vollauf<br />
erfüllt. „Es gab viele Außendrehs bei<br />
minus sechs Grad, da sind die Kameraschienen<br />
am Boden festgefroren. Wir haben<br />
voll durchgepowert, und nach anderthalb<br />
Wochen haben alle gesagt: Ich<br />
spring ab, das ist mir viel zu viel! Während<br />
ich immer dachte: Ja! Weiter, weiter!“<br />
Drei Jahre lang reihten sich Praktika<br />
und Assistenzen bei diversen Produktionen<br />
aneinander, arbeitsreich und so<br />
schlecht bezahlt, dass es ohne familiäre<br />
Lisa Violetta Gaß,<br />
Foto: Isabell Brenner<br />
Unterstützung nicht möglich gewesen<br />
wäre. „Ich habe ganz tolle Eltern. Die haben<br />
immer gesagt: Das einzige, was im<br />
Leben zählt, ist, dass man glücklich ist. Das<br />
Leben ist so kurz, deshalb mach’ das, worauf<br />
du Lust hast. Geh’, wohin dein Herz<br />
dich trägt.“<br />
Die erste Runde von Bewerbungen<br />
bei den großen deutschen Filmschulen<br />
blieb für die 21-Jährige ohne Erfolg – zu<br />
jung, zu wenig Lebenserfahrung, war die<br />
Antwort. Dafür wuchs mit den zahlreichen<br />
Praktika ihre Erfahrung im Filmbereich,<br />
„nicht nur in technischer Hinsicht,<br />
sondern auch in persönlicher: Worauf<br />
muss man achten? Wo muss man die Leute<br />
auffangen? Wo muss man ihnen auch<br />
wieder etwas geben? Wo muss man sie<br />
total ziehen, damit noch mehr rauskommt?<br />
Das sind alles Erfahrungen, die<br />
mir heute sehr helfen beim Filmemachen.<br />
“<br />
Ab 2007 studierte Lisa Violetta Gaß<br />
dann Regie an der internationalen filmschule<br />
köln (ifs), sieben Semester, in denen<br />
sieben kurze Filme entstanden sind.<br />
Einer handelt von Soldaten im Bunker, ein<br />
anderer von einer jungen Musikerin, die<br />
sich über das Improvisieren frei spielt. „Es<br />
ist eine Stärke der ifs, dass man so viele<br />
Filme dreht.“ So dicht sei das Programm<br />
für die Studierenden, dass manchmal etwas<br />
wenig Zeit bleibe, das Gelernte auch<br />
sacken zu lassen, erzählt Lisa Violetta Gaß.<br />
Und auch von Köln hat sie kaum mehr<br />
mitbekommen <strong>als</strong> das Schulumfeld.<br />
Dagny Dewath und Ferdinand Lehmann<br />
in „Gisberta“, Foto: Max Hüttermann<br />
Ihren Abschlussfilm „Gisberta“, der in<br />
einem Heim für schwer erziehbare Jugendliche<br />
spielt, hat Lisa Violetta Gaß in<br />
Berlin gedreht. Der Film erzählt von Außenseitertum,<br />
Gewalt und sexuellem Erwachen,<br />
einer explosiven Mischung, die<br />
wie zwangsläufig auf ein tragisches Finale<br />
zuläuft. Dabei hat die 25-Jährige viel mit<br />
Improvisation gearbeitet und ist mit der<br />
beweglichen Kamera ganz nah an die Figuren<br />
herangerückt, auf der Suche nach<br />
einem „naturalistischen Stil“, bei dem die<br />
Darsteller weniger spielen, <strong>als</strong> einfach sind.<br />
Es gehe ihr in ihren Filmen darum, sagt<br />
Lisa Violetta Gaß, nicht bloß zu unterhalten,<br />
sondern auch etwas zu vermitteln, es<br />
soll „etwas hängen bleiben“. Das gilt auch<br />
für ihr aktuelles dokumentarisches Projekt,<br />
das sie in Zusammenarbeit mit der ifs fertig<br />
stellen wird. Es ist das Porträt der Mannzu-Frau-Transsexuellen<br />
Yvonne, die seit<br />
Jahren ein Doppelleben führt: im Job <strong>als</strong><br />
Mann, privat <strong>als</strong> Frau. „Es gibt nicht DEN<br />
Transsexuellen“, betont die Filmemacherin,<br />
„jeder Mensch ist individuell.“ Und so<br />
soll auch ihre <strong>Dokument</strong>ation weniger ein<br />
Film zum Thema Transsexualismus sein, <strong>als</strong><br />
einfach das Porträt eines interessanten, außergewöhnlichen<br />
Menschen. Ein Zugang,<br />
mit dem sicher auch Pedro Almodóvar gut<br />
leben könnte.<br />
Auf dem Sprung – die Seite für den Filmnachwuchs – newsletter 7/2009 25
23 junge Filmemacher aus ganz Europa machten sich <strong>als</strong> Gäste der EFA Master Class RUHR,<br />
die im Rahmen der Europäischen Filmpreisverleihung stattfand, auf einer Entdeckungsreise durch<br />
das Ruhrgebiet. Die Tour de Ruhr war Teil eines viertägigen Programms, zu dem auch Vorträge<br />
ow!“ Der Blick vom Hochofen im Land-<br />
Wschaftspark Duisburg-Nord ist spektakulär:<br />
Verlassene und verrostete Industrieanlagen,<br />
im Hintergrund rauchende Schlote der<br />
Stahlgiganten. Dazu dramatisch gebauschte<br />
Winterwolken. Spätestens bei diesem Anblick<br />
sind die jungen Regisseure restlos begeistert.<br />
Sie dürfen <strong>als</strong> Gäste der European Film Academy<br />
(EFA) an einer viertägigen Master Class<br />
teilnehmen und bekommen dabei eine Führung<br />
zu den reizvollen Locations des Ruhrgebiets.<br />
An diesem Nachmittag stehen der Duisburger<br />
Innenhafen und der Landschaftspark<br />
Duisburg-Nord auf dem Plan. Die jungen Filmemacher<br />
spazieren durch den ehemaligen<br />
Industriehafen und sehen, wie die alten Speicher<br />
im Laufe der Jahre umgewandelt wurden<br />
in Bürogebäude und moderne Gastronomie.<br />
Asitha Ameresekere aus England ist begeistert:<br />
„Ich mag solche alte Industriebrachen. Ich<br />
schreibe gerade meinen neuen Film, der auch<br />
in so einer Gegend in Nord-England spielt“,<br />
sagt der Brite mit singhalesischen Wurzeln.<br />
Sein Kurzfilm „14“ ist nominiert für den EFA<br />
Short Film, der im Rahmen der Europäischen<br />
Filmpreise in Bochum vergeben wurde.<br />
Von den insgesamt 13 jungen Filmemachern,<br />
die für den europäischen Kurzfilmpreis<br />
nominiert sind, nehmen zehn an der EFA Master<br />
Class in der Unna Massimo, einem der<br />
Kreativ.Quartiere der Metropole Ruhr, teil. Dazu<br />
kommen noch fünf Regisseure, die für den<br />
European Discovery Preis nominiert sind, sowie<br />
acht Absolventen der NRW-Filmhochschulen,<br />
der Kunsthochschule für Medien (KHM),<br />
der internationalen filmschule Köln (ifs) und<br />
der Fachhochschule in Dortmund. Bei diesem<br />
Projekt der EFA in Zusammenarbeit mit der<br />
Kulturhauptstadt Europas RUHR.2010 können<br />
die junge Regisseure von den Größen ihres<br />
Fachs lernen: Danny Boyle, Peter Liechti und<br />
Nino Kirtadzé.<br />
An den ersten Abenden der Master Class<br />
wurden alle nominierten Kurzfilme präsentiert<br />
- und diskutiert. „Es ist interessant zu sehen,<br />
wie unterschiedlich – je nach Herkunft – die<br />
Geschichten erzählt werden“, findet Christi-<br />
26<br />
von Danny Boyle, Peter Liechti und Nino Kirtadzé gehörten.<br />
EFA Masterclass RUHR<br />
Auf<br />
dem<br />
Dach des<br />
Ruhrgebiets<br />
na Ebelt, Absolventin der KHM. Da sie selbst<br />
ihre Filme nicht zeigen konnten, wollen die<br />
NRW-Studenten mit ihren ausländischen Regie-Kollegen<br />
noch einen privaten Austausch<br />
organisieren, erzählt Lisa Violetta Gass von der<br />
ifs. Der Kontakt zu anderen Filmschaffenden<br />
ist den Teilnehmern der Master Class wichtig.<br />
„Normalerweise ist man ja immer allein, vor<br />
allem wenn man schreibt“, sagt Ameresekere,<br />
der gemeinsam mit dem Polen Pawel Ferdek<br />
bereits vergangenes Jahr am Talent Campus<br />
der Berlinale teilgenommen hat. In Unna<br />
treffen sich die beiden erstm<strong>als</strong> wieder.<br />
Begeisterung löste bereits der erste Tag der<br />
Master Class aus. Die beiden <strong>Dokument</strong>arfilmer<br />
Peter Liechti und Nino Kirtadzé stellten die<br />
Frage „Was können wir vom <strong>Dokument</strong>arfilm<br />
lernen?“ „Es war besonders interessant, weil<br />
die beiden so unterschiedliche Ausrichtungen<br />
repräsentieren: die persönlichen, gefühlvollen<br />
Filme des Schweizers Peter Liechti und die Filme<br />
von Nino Kirtadzé aus Georgien, die eher<br />
gesellschaftliche Probleme aufgreifen“, erzählt<br />
Valéry Rosier aus Belgien, dessen Kurzfilm<br />
„Good Night“ für den europäischen Filmpreis<br />
nominiert ist. Er nimmt viele Anregungen und<br />
Denkanstöße mit nach Hause. Johanna Wagner<br />
aus Schweden, die mit ihrer Kurzdoku „Peter<br />
in Radioland“ ins Rennen geht und zurzeit<br />
in Edinburgh studiert, findet die Diskussionen<br />
mit den langjährigen Profis deswegen so spannend,<br />
„weil man sieht, wie sie genauso mit al-<br />
Danny Boyle mit Teilnehmern der Masterclass,<br />
Foto: Daniel Gasenzer<br />
lem gerungen haben wie wir, die gleichen Probleme<br />
hatten“.<br />
Für Paul Negoescu aus Rumänien ist der<br />
Tag mit Oscarpreisträger Danny Boyle („Slumdog<br />
Millionär“) das Highlight der Master Class.<br />
„Ich mag Boyles Ansichten und möchte von<br />
ihm lernen“, sagt der junge Regisseur, der für<br />
„Renovare“ für den EFA Short Film nominiert<br />
ist. Er ist einer der wenigen der ausländischen<br />
Gäste, die NRW bereits kennen. Sein letzter<br />
Film war eine deutsch-rumänische Koproduktion<br />
und wurde in Köln geschnitten. Das<br />
deutsch-rumänische Team habe einen guten<br />
Mix ergeben, „auch wenn wir alle sehr unterschiedlich<br />
waren: die Deutschen so pünktlich<br />
und genau, die Rumänen eher chaotisch. Aber<br />
alles hat gut geklappt.“ Da die Finanzierungsmöglichkeiten<br />
für Filme in NRW viel besser sind<br />
<strong>als</strong> in Rumänien, würde er gerne auch weitere<br />
Projekte hier realisieren.<br />
Angesichts der spektakulären Locations<br />
kann sich das auch Meni Philip aus Israel vorstellen,<br />
der mit „Sinner“ ins Rennen um den<br />
besten europäischen Kurzfilm geht. Bei der Besichtigung<br />
des ehemaligen Hochofens meint<br />
er sofort begeistert: „Das ist ein Ort für einen<br />
Film. Ich möchte ein Drehbuch für diesen Ort<br />
schreiben. Mein Kameramann findet ihn bestimmt<br />
auch toll.“<br />
newsletter 7/2009 – Europäischer Filmpreis / Dreharbeiten<br />
Tod in Istanbul –<br />
Jeder hat<br />
seinen Preis<br />
Nach dem Kinofilm „Boxhagener Platz“, den er<br />
mit Claussen+Wöbke+Putz gedreht hat,<br />
kehrt Regisseur Matti Geschonneck wieder<br />
zum ZDF und Network Movie zurück. Am<br />
27. Oktober begannen in Köln die Dreharbeiten<br />
zu Geschonnecks neuem Film „Tod in<br />
Istanbul – Jeder hat seinen Preis“ (AT).<br />
Heino Ferch spielt darin einen Kriminalbeamten,<br />
der den Tod an seiner in Istanbul ermordeten<br />
Geliebten selbst aufklären will und dabei<br />
die Wege eines von Jürgen Vogel gespielten<br />
verdeckten BKA-Ermittlers kreuzt, der den Fall<br />
ebenfalls verfolgt. Ina Weisse steht <strong>als</strong> weitere<br />
BKA-Beamtin, Peter Simonischek <strong>als</strong><br />
deren Chef vor der Kamera. Das Drehbuch hat<br />
Geschonnecks Stammautorin Hannah Hollinger<br />
geschrieben. Produziert wird der Thriller<br />
von Wolfgang Cimera, Producerin ist Andrea<br />
Rullmann. Verantwortliche Redakteure<br />
sind Stefanie von Heydwolff und ZDF-<br />
Fernsehfilm-Chef Reinhold Elschot, der damit<br />
erstm<strong>als</strong> ein Projekt seiner früheren Firma<br />
betreut. Die Dreharbeiten in Köln und Istanbul<br />
endeten Anfang Dezember.<br />
Network Movie Köln, Tel. (0221)<br />
948880; contact@networkmovie.de<br />
Oliver Koritke und Katharina Schüttler in „Schurkenstück",<br />
Foto: WDR/greenskyfilms/Martin Rottenkolber<br />
Schurkenstück<br />
Krimi-Spezialist Torsten C. Fischer dreht<br />
noch bis zum 22. Dezember seinen neuen Film<br />
„Schurkenstück“ in Köln und Umgebung.<br />
Als Schauspieler sind Katharina Schüttler,<br />
Franz Dinda, Sebastian Urzendowsky<br />
und Oliver Korittke dabei.<br />
Schüttler spielt die gefragte Theaterregisseurin<br />
Fanny Dannewald, die ein Experiment wagt: Mit<br />
Inhaftierten einer Jugendstrafanstalt will sie<br />
Friedrich Dürrenmatts „Der Besuch der alten Dame“<br />
auf ihre Theaterbühne bringen. Begleitet<br />
wird sie dabei von Anstaltssozialarbeiter Peter<br />
Kilian (Korittke), der dem Vorhaben eher distanziert<br />
gegenüber steht.<br />
Fischer realisiert ein Drehbuch von Eva und<br />
Volker A. Zahn. Die Kamera bei dem WDR-<br />
Fernsehfilm führt Benedict Neuenfels.<br />
„Schurkenstück“ ist die erste Eigenproduktion<br />
der greenskyfilms mit Sitz in Köln und Ludwigsburg.<br />
Produzent ist Philipp Steffens, verantwortlicher<br />
WDR-Redakteur Alexander<br />
Wesemann. Der Film soll im kommenden Jahr<br />
im Ersten gesendet werden.<br />
greenskyfilms, Tel. (0221) 3014800;<br />
info@greenskyfilms.com
Hindenburg &<br />
Vom Glück<br />
nur ein Schatten<br />
Das Glück geht auf die Reise: Bis zum 18. Dezember<br />
wurde in Duisburg an 18 von 65 Drehtagen<br />
der große historische Zweiteiler „Vom<br />
Glück nur ein Schatten“gedreht. In der<br />
Hauptrolle spielt Maria Furtwängler eine<br />
Frau und Mutter in der Stunde Null. Die ebenso<br />
emotionale wie moderne Geschichte inszeniert<br />
Miguel Alexandre nach einem Buch von<br />
Thomas Kirchner. In weiteren Rollen sind<br />
Pasquale Aleardi, Dorka Gryllus, Rosel<br />
Zech, Günther Maria Halmer, Nicole Marischka<br />
und Heikko Deutschmann zu sehen.<br />
Im nächsten Jahr geht der Dreh in Bayern<br />
und in Berlin weiter. Vorlage für den Zweiteiler<br />
sind die gleichnamigen Erinnerungen von Uwe-<br />
Karsten Heye, dem ehemaligen Sprecher der<br />
Bundesregierung. „Vom Glück nur ein Schatten“<br />
ist eine Produktion der teamWorx Television<br />
& Film GmbH, in Koproduktion mit dem<br />
ZDF. Produzenten sind Nico Hofmann, Dr.<br />
Jürgen Schuster und Benjamin Benedict,<br />
die Redaktion im ZDF liegt bei Heike Hempel<br />
und Alexander Bickel.<br />
Takiye –<br />
Im Namen<br />
Gottes<br />
Seit dem 3. November laufen in<br />
NRW die Dreharbeiten zu dem mit<br />
deutschen und türkischen Darstellern<br />
besetzten Politthriller „Takiye – Im<br />
Namen Gottes“ (AT). Vor der Kamera<br />
von Axel Block stehen Erhan<br />
Emre, Stipe Erceg, Michael<br />
Mendl, Özay Fecht und Su-<br />
Beeindruckende Konstruktion: die Passagierkabine<br />
der Hindenburg, Foto: RTL/Erik Lee Steingroever<br />
Dass die Hindenburg gut angekommen ist, lässt<br />
sich leider nicht sagen, aber der Dreh der Eventproduktion<br />
„Hindenburg“ (AT) in den Hallen<br />
der Kölner MMC-Studios wird am 14. Dezember<br />
im Kasten sein. Der spektakuläre Zweiteiler<br />
über das Hindenburg-Unglück vom 6. Mai 1937,<br />
bei dem sich der Stolz der deutschen Luftschifffahrt<br />
in ein flammendes Inferno verwandelte,<br />
wird mit einem Rekord-Budget von über zehn<br />
Millionen Euro produziert. Der internationale<br />
Cast von Regisseur Philipp Kadelbach<br />
setzt sich aus Maximilian Simonischek,<br />
Lauren Lee Smith, Heiner Lauterbach,<br />
Greta Scacchi, Stacy Keach, Ulrich Noethen,<br />
Christiane Paul, Hannes Jaenikke<br />
und Robert Seeliger zusammen. „Hindenburg“<br />
ist eine teamWorx-Produktion in<br />
Koproduktion mit RTL und EOS Entertainment<br />
(Jan Mojto). Die Redaktion liegt bei Sascha<br />
Mürl (RTL). Sascha Schwingel, Jürgen<br />
Schuster und Katrin Goetter produzieren<br />
das TV-Event, dessen Ausstrahlung für das<br />
Frühjahr 2011 geplant ist.<br />
teamWorx, Tel. (0221) 8006940;<br />
info@teamWorx.de<br />
Home for Christmas<br />
Nach dem großen Festivalerfolg „O’Horten“ realisiert Bent Hamer auch seinen neuen Film mit<br />
der Kölner Pandora Film: Die kleine, fiktionale Stadt Skogli in Nordschweden ist der Schauplatz<br />
von „Home for Christmas“. Nach den Shortstories „Only Soft Presents under the Tree” von<br />
Levi Henriksen finden eine Reihe von turbulenten Geschichten am Heiligen Abend statt.<br />
Seit dem 9. November wird in Schweden gedreht, in Duisburg und Mönchengladbach finden vom<br />
18. bis zum 22. Januar dann weitere fünf der insgesamt 37 Drehtage statt. Als Darsteller sind Fridtjof<br />
Saheim, Tone Mostraum und Alma Norström im Einsatz. Die Kamera führt John C.<br />
Rosenlund. Der Pandora Film Verleih wird den Film, an dem auch ZDF/Arte (Redakteur:<br />
Meinolf Zurhorst) beteiligt ist, ins Kino bringen.<br />
Pandora Film, Tel. (0221) 973320; info@pandorafilm.com<br />
Stipe Erceg (l.) und Erhan Emre in „Takiye“,<br />
Foto: WDR/Bernd Spauke<br />
zan Anbeh. Die Regie führt der Niederländer Ben Verbong, das Buch schrieb Kadir Sözen,<br />
der zudem <strong>als</strong> Produzent verantwortlich zeichnet. Erzählt wird die Geschichte einer türkischen Familie,<br />
die an den kriminellen Machenschaften einer Organisation zerbricht, die vorgibt, im Namen<br />
Gottes zu handeln. „Takiye – Im Namen Gottes“ wird von der Kölner Filmfabrik in Koproduktion<br />
mit dem WDR realisiert, der die Federführung bei diesem Projekt hat (Redaktion: Wolf-Dietrich<br />
Brücker), dem BR (Redaktion: Bettina Ricklefs) und der Degeto (Redaktion: Jörn Klamroth).<br />
Gedreht wird bis Januar 2010 u.a. in Duisburg und Köln, die Ausstrahlung ist für Herbst 2010<br />
geplant.<br />
Filmfabrik, Tel. (0221) 9347670; info@filmfabrik.net<br />
Pina<br />
Eine Hommage an Pina<br />
Bausch, die große Choreographin<br />
und Erneuerin des<br />
Tanzes, und eine tiefe Verbeugung<br />
vor der Schönheit,<br />
die sie in die Welt gesetzt<br />
hat, entsteht beim Wuppertaler<br />
Tanztheater<br />
unter der Regie von Wim<br />
Wenders in 3D. Die Chance<br />
und das Privileg, die noch<br />
von Pina Bausch selbst einstudierten<br />
Stücke in 3D gültig<br />
festzuhalten, will die<br />
Neue Road Movies Berlin nicht verstreichen<br />
lassen. Die Produktionsfirma arbeitet nach<br />
den ersten Aufnahmen im Herbst im kommenden<br />
Frühjahr weiter daran, diese Stücke gut aufzuheben<br />
und somit einem Publikum in der ganzen<br />
Welt zugänglich zu machen.<br />
Das Team der deutsch-französischen Koproduktion<br />
der Neue Road Movies Berlin mit Eurowide<br />
Film Production fängt dabei mit<br />
dem Wuppertaler Tanztheater<br />
unter anderem in Ausschnitten<br />
aus Bauschs berühmten Stücken<br />
„Café Müller“, „Das Frühlingsopfer“<br />
und „Vollmond“<br />
den kreativen Geist der weltberühmten<br />
Choreographin ein. „Pina“<br />
wird komplett in NRW in Szene<br />
gesetzt. Weitere Partner des 3D-<br />
Tanzfilmprojektes sind das ZDF,<br />
Meldungen – newsletter@filmstiftung.de<br />
ANZEIGE<br />
3D-Dreharbeiten zu „Pina“, Foto: Donata Wenders<br />
3sat und Arte, der zuständige Redakteur ist<br />
Wolfgang Bergmann.<br />
Neue Road Movies,<br />
Tel. (030) 814529350;<br />
office@neueroadmovies.com<br />
Robert Sturm und Dominique Mercy (künstlerische<br />
Leiter Tanztheater Wuppertal), Wim Wenders,<br />
Gian-Piero Ringel (Produzent), Michael Schmid-<br />
Ospach, Peter Junge (Oberbürgermeister von<br />
Wuppertal) und Peter Pabst (Bühnenbild Tanztheater).<br />
(v.l.) Foto: Uwe Schinkel<br />
27
Albert Schweitzer –<br />
Ein Leben<br />
für Afrika<br />
Kinostart: 24. Dezember<br />
Verleih: NFP (Verleih), Warner Bros.<br />
(Vertrieb)<br />
hrfurcht vor dem Leben – dieser lebensbe-<br />
Ejahende ethische Ausdruck steht prägend für<br />
das Leben von Albert Schweitzer. Als Gelehrter<br />
hatte er bereits relevante Studien zu Religionsphilosophie<br />
und Musikwissenschaft verfasst;<br />
seine Werke „Geschichte der Leben-Jesu-Forschung“<br />
und „Johann Sebastian Bach“ sind bis<br />
heute Standardwerke. Dann entschloss er sich<br />
zum Studium der Medizin und ging <strong>als</strong> Arzt<br />
nach Französisch-Zentralafrika. 1913 gründete<br />
er in Gabun das Urwaldkrankenhaus Lambaréné.<br />
Die Arbeit dort und seine mahnenden<br />
Worte gegen die Rüstungspolitik der Atommächte<br />
brachten ihm 1952 den Friedensnobelpreis<br />
ein. 1965 starb Albert Schweitzer im Alter<br />
von 90 Jahren.<br />
Eher spät in Schweitzers Leben, im Jahre<br />
1949, steigt die filmische Biografie ein. Schweitzer<br />
reist mit seiner Frau in die Vereinigten Staaten,<br />
um Spenden zu sammeln und vor der atomaren<br />
Bedrohung zu warnen. Damit rückt er ins<br />
Visier des US-Geheimdienstes, der mit gezielten<br />
Verleumdungskampagnen Schweitzer in Misskredit<br />
bringt. Die Existenz des Urwaldhospit<strong>als</strong><br />
Lambaréné steht auf Messers Schneide.<br />
„Wir erzählen eine Geschichte, die wirklich<br />
passiert ist, aber die Welt heute hat sie vergessen<br />
oder nie erfahren“, sagt Produzent Alexander<br />
Thies, der nach dem überraschenden Blockbuster-Erfolg<br />
mit „Luther“ nun mit einem Bio-<br />
Pic über eine der großen humanistischen Persönlichkeiten<br />
des 20. Jahrhunderts nachlegt. Unter<br />
der Regie des Briten Gavin Millar („Danny,<br />
der Champion“) spielen der niederländische<br />
Schauspielstar und Filmautor Jeroen Krabbé und<br />
Barbara Hershey das Ehepaar Schweitzer, Armin<br />
Rohde tritt in einer relevanten Nebenrolle <strong>als</strong> Albert<br />
Einstein auf. Wie schon vor zehn Jahren mit<br />
„Bonhoeffer“ plante Thies auch dieses Mal den<br />
Dreh in englischer Sprache, um den Film international<br />
lancieren zu können. Wenngleich die<br />
relevanten Schauplätze des Films New York und<br />
Gabun sind, fanden sämtliche Dreharbeiten in<br />
Südafrika, in Kapstadt und Port St. Johns statt.<br />
Deutschland/Südafrika 2009<br />
Regie: Gavin Millar; Drehbuch: James Brabazon,<br />
David Howard; Darsteller: Jeroen Krabbé, Barbara<br />
Hershey, Judith Godrèche, Samuel West, Jeanette<br />
Hain, Patrice Naiambana, Jonathan Firth, Armin<br />
Rohde, Eleonore Weisgerber; Produktion: Salinas<br />
Filmgesellschaft und Two Oceans Production in Koproduktion<br />
mit ARD Degeto unter Senderbeteiligung<br />
von Arte; www.albertschweitzer-derfilm.de<br />
Geförderte Kinofilme der <strong>Filmstiftung</strong> NRW<br />
Mit besten<br />
Empfehlungen<br />
Süt<br />
Kinostart: 14. Januar<br />
Verleih: mitosfilm<br />
üt“, auf Deutsch „Milch“, ist der zweite Teil<br />
Seiner filmischen Trilogie des türkischen Regisseurs<br />
Semih Kaplanoglu, die mit „Yumurta“<br />
(2007; auf Deutsch: „Ei“) begann und mit dem<br />
in Produktion befindlichen Film „Bal“ („Honig“)<br />
enden wird. Der nach dem Protagonisten der<br />
Filme benannte „Yusuf“-Dreiteiler erzählt die Geschichte<br />
eines etwa 20-jährigen Türken (Melih<br />
Selçuk), der zusammen mit seiner Mutter Zehra<br />
(Basak Köklükaya) in der anatolischen Provinz<br />
lebt. „Süt“ schildert, wie den beiden die<br />
Grundlage ihres Lebensunterhalts entzogen<br />
wird: Zehra und Yusuf verkaufen Milchprodukte,<br />
die sich von Tag zu Tag schlechter absetzen<br />
lassen, da immer mehr Supermärkte in der Umgebung<br />
entstehen. Als eines Tages in das Leben<br />
der Mutter ein neuer Mann tritt, verliert Yusuf<br />
seinen Status <strong>als</strong> männliches Oberhaupt der<br />
Familie. Für den Sohn ein harter Schlag in der<br />
patriarchalisch orientierten Gesellschaft. Yusuf,<br />
der musisch interessiert ist und Gedichte ver-<br />
Vorstadtkrokodile 2: Die coolste Bande<br />
ist wieder da!<br />
Kinostart: 21. Januar<br />
Verleih: Constantin Film Verleih<br />
ie Vorstadtkrokodile sind die coolste Ban-<br />
Dde der Stadt. Man hat die Dinge im Griff<br />
und jetzt, in den Sommerferien, lässt es sich besonders<br />
gut leben. Schließlich gibt es ein neues<br />
Hauptquartier, was gut für das Selbstbewusstsein<br />
ist, und bei einigen Mitgliedern auch<br />
zaghafte Versuche in Richtung erster Liebe, was<br />
nicht immer gut ist für das Selbstbewusstsein.<br />
Das alles aber ist plötzlich Makulatur,<br />
<strong>als</strong> die Eltern von Olli<br />
und Maria durch dubiose<br />
Machenschaften in ihrer Firma<br />
kurz vor der Pleite stehen und<br />
deshalb sogar in eine andere<br />
Stadt ziehen müssten. So weit<br />
kann die Bande es unmöglich<br />
kommen lassen, und so nehmen<br />
sich die Vorstadtkrokodile<br />
der Angelegenheit an. Auch<br />
Kais ältere Cousine Jenny<br />
bringt sich mit ihren Schminkkünsten<br />
tatkräftig ein, und<br />
schon bald ist man einem<br />
üblen Komplott auf der Spur.<br />
Es ist noch kein Jahr vergangen,<br />
dass Christian Ditters<br />
frisch aufpoliertes Kino-Update<br />
des Jugendbuchklassikers<br />
von Max von der Grün mit rasanten<br />
Verfolgungsjagden<br />
newsletter 7/2009 – Kinovorschau<br />
fasst, anstatt, wie seine Mutter es verlangt, hart<br />
zu arbeiten, weiß nicht, wie es nun weitergehen<br />
soll.<br />
Im Mittelpunkt des Films steht die Beziehung<br />
zwischen Mutter und Sohn in der traditionellen<br />
türkischen Gesellschaft. Semih Kaplanoglu<br />
meint, dass, bildlich gesprochen, ein Sohn ein<br />
Leben lang von der Milch seiner Mutter abhängig<br />
sei. Wenn die Mutter sich neu orientiert, ein<br />
neues Leben beginnt und damit den Sohn sozusagen<br />
von der Mutterbrust absetzt, stellt sich<br />
für den Regisseur die Frage: „Wird der Sohn es<br />
dann schaffen, auf eigenen Füßen zu stehen?“<br />
Kaplanoglu denkt in seinem Film darüber nach,<br />
„warum türkische Jugendliche am Übergang<br />
von der Kindheit zum Erwachsensein eine solch<br />
schwere Zeit haben“.<br />
„Süt“ lief im Wettbewerb der 65. Filmfestspiele<br />
Venedig 2008.<br />
Türkei / Deutschland / Frankreich 2008<br />
Regie: Semih Kaplanoglu; Drehbuch: Semih Kaplanoglu,<br />
Orcun Köksal; Darsteller: Melih Selçuk, Basak<br />
Köklükaya, Riza Akin, Saadet Ifl›l Aksoy, Alev<br />
Uçarer, fierif Erol, Orçun Köksal; Produzenten: Semih<br />
Kaplanoglu, Bettina Brokemper, Johannes Rexin,<br />
Guillaume De Seille; Produktion: Kaplan Film<br />
Production in Koproduktion mit Heimatfilm und<br />
Arizona Films; www.mitosfilm.com<br />
und schweißtreibenden Spannungsszenen den<br />
deutschen Jugendfilmsektor aufmischte. Die Mischung<br />
aus cooler Attitüde und ehrlich gelebter<br />
Freundschaft zog rund 600.000 Zuschauer<br />
in die Kinos und konnte neben wichtigen einheimischen<br />
Preisen – Kinder-Medien-Preis „Weißer<br />
Elefant“ und Drehbuchpreis „Kindertiger“<br />
– auch auf internationalen Festiv<strong>als</strong> in Tel Aviv<br />
und Amsterdam Wellen schlagen.<br />
Für die Fortsetzung konnte Regisseur und<br />
Ko-Drehbuchautor Christian Ditter das bewährte<br />
Grundensemble mit der kessen Ella Maria<br />
Gollmer aufstocken, während die Erwachsenenrollen<br />
um Nora Tschirner, Maria Schrader und<br />
Smudo nun mit Esther Schweins und Dietmar<br />
<strong>als</strong> Eltern von Olli und Maria hochkarätige Ergänzung<br />
mit viel Ruhrgebietsfeeling erfahren.<br />
Passend zur schauspielerischen Bodenhaftung<br />
fanden auch die Dreharbeiten an NRW-Schauplätzen<br />
in Duisburg, Kleinenbremen (Porta Westfalica),<br />
Dortmund, Hückelhoven und Köln statt.<br />
Ein stilsicher geschnürtes Unterhaltungspaket<br />
<strong>als</strong>o, das ganz im Sinne guter Fortsetzungen<br />
schnell zum Punkt kommt und dann umso tüchtiger<br />
loslegt.<br />
Deutschland 2009<br />
Regie: Christian Ditter, Neil Ennever; Drehbuch:<br />
Neil Ennever, Christian Ditter; Darsteller: Nick Romeo<br />
Reimann, Fabian Halbig, Javidan Imani, David<br />
Hürten, Robin Walter, Ella Maria Gollmer, Manuel<br />
Steitz, Leonie Tepe; Produzenten: Christian Becker,<br />
Lena Olbrich; Produktion: Westside Filmproduktion<br />
und Rat Pack Filmproduktion in Koproduktion mit<br />
Constantin Film Produktion<br />
www.vorstadtkrokodile.film.de