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Ausgabe 7– Dezember 2009<br />

Spezial<br />

Europäischer<br />

Filmpreis<br />

Schwerpunkt<br />

Licht im Film<br />

Der Brancheninformationsdienst der <strong>Filmstiftung</strong> NRW<br />

Setbericht<br />

Die kommenden<br />

Tage Dreharbeiten<br />

1


Interview Sir Ben Kingsley<br />

Appetit auf europäische Filme<br />

Sir Ben Kingsley, hat<br />

der europäische Film an<br />

Bedeutung gewonnen?<br />

Ja, ich glaube, er ist populärer<br />

geworden. Es gibt in der Welt einen<br />

großen Appetit auf narrative Filme<br />

mit starken Charakteren, wie wir sie<br />

in Europa machen. Wir sind tolle<br />

Geschichtenerzähler, darin sind wir<br />

führend in der Welt. Das zeigen<br />

auch die in diesem Jahr nominierten<br />

Filme: Sie sind ganz herausragend.<br />

Warum erzielt Hollywood<br />

trotzdem die größere<br />

Aufmerksamkeit?<br />

Die Filme sind gut, und sie vermarkten<br />

sie gut. Wir müssen einfach<br />

so gut werden wie sie. Es gibt vieles<br />

zu lernen von dem, was Hollywood<br />

macht. Ich stehe mit meinen<br />

Glauben Sie, dass die<br />

Aufmerksamkeit gegenüber<br />

dem Europäischen<br />

Filmpreis in den letzten<br />

Jahren gestiegen ist?<br />

Sie hat sogar deutlich zugenommen.<br />

Und trotzdem braucht es<br />

Zeit, bis das europäische Kino da ist,<br />

wo es hingehört. Das europäische<br />

Kino ist mit seiner kulturellen Vielfalt<br />

ein kompliziertes Gebilde. Bei<br />

der Verleihung des Europäischen<br />

Filmpreises zum Beispiel kommen<br />

Filmschaffende zusammen, die viele<br />

Sprachen sprechen und aus den<br />

unterschiedlichsten kulturellen Hintergründen<br />

stammen. Ihre<br />

Filme erzählen<br />

Geschichten<br />

aus den entferntestenWinkeln<br />

des Konti-<br />

Marion Döring,<br />

Foto: EFA<br />

nents. Die<br />

Schauspieler<br />

sind in ihren<br />

Ländern Stars,<br />

aber man kennt sie nicht unbedingt<br />

überall. Soviel Vielfalt unter einen<br />

Hut zu bringen, ist – im Vergleich<br />

zum amerikanischen Kino – extrem<br />

schwierig. Europa braucht da einfach<br />

länger.<br />

Soll der Europäische<br />

Filmpreis so populär<br />

werden wie der Oscar?<br />

Das wäre ein unrealistisches<br />

Ziel. Die Oscars repräsentieren ein<br />

Kino, das vor allem von den Majors<br />

getragen wird, in dem viel mehr<br />

2<br />

Beinen in beiden Lagern und genieße<br />

es. Ich produziere nun auch<br />

selbst Filme und bin interessiert an<br />

Koproduktionen zwischen USA und<br />

Europa. Das ist sehr belebend und<br />

ermutigend.<br />

Ben Kingsley,<br />

Gründungsmitglied<br />

der EFA ,<br />

Foto: Lolo Vasco<br />

Ist es denn<br />

leichter geworden,europäischeKoproduktionen<br />

zu realisieren?<br />

Ja, ich glaube,<br />

dass alte Eifersüchteleien<br />

und Rivalitäten<br />

keine Rolle mehr<br />

spielen und es dadurch leichter wird<br />

für die Länder des neuen Europa zu<br />

kooperieren und tolle Geschichten<br />

zu erzählen.<br />

Interview Marion Döring, Geschäftsführerin<br />

der European Film Academy (EFA)<br />

Wir gehören zusammen<br />

Geld und für das europäische Kino<br />

unerreichbare Werbebudgets stekken.<br />

Wir werden zwar oft mit den<br />

Oscars verglichen, aber so wie die<br />

Oscar-Verleihung wird unsere Zeremonie<br />

nie sein, das kann sie auch<br />

nicht. Das ist ein anderes Universum.<br />

Was bedeutet es für<br />

Sie, den Filmpreis in Bochum<br />

im Rahmen von<br />

RUHR.2010 zu vergeben?<br />

Für uns ist RUHR.2010 ein toller<br />

Anlass. Zum einen, weil wir selbst<br />

aus einen Kulturhauptstadtprojekt<br />

geboren wurden. Zum anderen,<br />

weil das Ruhrgebiet ein Ort ist, der<br />

stark vom Aufbruch, vom Wandel<br />

geprägt ist. Man spürt, dass es eine<br />

starke, kulturelle Zukunft haben<br />

und sich vielen neuen Herausforderungen<br />

stellen wird – genau so wie<br />

wir auch. Das Ruhrgebiet besteht ja<br />

wie das europäische Kino aus vielen<br />

unterschiedlichen Identitäten.<br />

Und so etwas zusammenzufügen,<br />

das tun wir auf europäischer Ebene<br />

auch. Ich glaube, das passt einfach<br />

gut zusammen!<br />

Haben Sie den Eindruck,<br />

dass auch das<br />

Filmland NRW in den letzten<br />

Jahren an Bedeutung<br />

gewonnen hat?<br />

Ja, man hört von vielen Europäern,<br />

dass sie in NRW produzieren,<br />

mit Unterstützung der <strong>Filmstiftung</strong>.<br />

Da ist viel in Bewegung. „N-R-double-U“,<br />

da weiß jeder, was gemeint<br />

ist.<br />

Die Verleihung der 22. Europäischen Filmpreise durch die European Film Aca-<br />

demy am 12. Dezember in der Bochumer Jahrhunderthalle bildete<br />

den Abschluss einer ereignisreichen Woche, in der die nominierten Filme<br />

gezeigt wurden, junge Filmemacher bei der EFA Master Class Ruhr<br />

in Unna ihre Idole trafen (siehe Seite 26) und Ken Loach in der<br />

Michael Haneke: drei Preise für<br />

„Das weiße Band“.<br />

ank Arte, CNC und der <strong>Filmstiftung</strong> NRW gelingt es<br />

Dmir, meine Filme zu machen. Ich habe es Ihnen zu verdanken,<br />

dass ich in den letzten 15 Jahren meine Kinder<br />

ernähren konnte“, erklärte Ken Loach vor mehr <strong>als</strong> sieben<br />

Jahren während eines Symposiums zur Lage des europäischen<br />

Films, zu dem u.a. auch die <strong>Filmstiftung</strong> NRW europäische<br />

Filmemacher nach Paris geladen hatte.<br />

Viel Zeit ist vergangen. Loachs damalige Forderung nach<br />

Essener Lichtburg mit einer Gala geehrt wurde.<br />

Isabelle Huppert schwärmte vom Kino<br />

<strong>als</strong> Sprache Europas.<br />

Ken Loach in der Lichtburg<br />

Gala für einen Kämpfer im Kollektiv<br />

newsletter 7/2009 – Europäischer Filmpreis<br />

Andrzej Wajda freute sich<br />

über den Fipresci-Preis.<br />

Leinwänden, auf denen die Vielfalt des Kinos zu entdecken<br />

sei, hat jedoch auch in den zurückliegenden Jahren nichts<br />

an Aktualität verloren. Auch auf der Gala, die die EFA am Vorabend<br />

der Verleihung des Europäischen Filmpreises für ihren<br />

Ehrenpreisträger in der Essener Lichtburg veranstaltete,<br />

erwies sich der britische Regisseur <strong>als</strong> Mann mit Haltung, der<br />

nicht müde wird, Missstände auf der Welt anzuprangern.<br />

Immer wieder stehen Protagonisten der Arbeiterklas-


se im Zentrum von Ken Loachs sozialen Dramen<br />

wie etwa „It’s a free world“, „Sweet Sixteen“,<br />

„Just a kiss“ – oder in seinem neuen Werk „Looking<br />

for Eric“, der bei der Ehrengala vor 1.200<br />

Gästen gezeigt wurde. Auch das Ruhrgebiet sei<br />

ein Gebiet voller hart arbeitender Menschen, sagte<br />

NRW-Medienminister Andreas Krautscheid bei<br />

seiner Begrüßungsrede, und deshalb „das perfekte<br />

Setting, um Ken Loach und seine Arbeit zu<br />

feiern“. Die Gala für den britischen Regisseur war<br />

der Abschluss der Europäischen Filmwoche, bei<br />

1.400 Gäste<br />

verfolgten die<br />

Verleihung in der<br />

Jahrhunderthalle.<br />

Fotos: RUHR.2010 /<br />

EFA / Jens Braune<br />

del Angel<br />

Ein bewegender<br />

Moment:<br />

Ken Loach mit<br />

seinem Laudator<br />

Eric Cantona.<br />

Ken Loach und Roland<br />

Emmerich auf<br />

dem roten Teppich.<br />

Die Jahrhunderthalle in Bochum.<br />

der im Ruhrgebiet und in Köln Debütfilme, Kurzfilme<br />

und Spielfilme gezeigt wurden, die für den<br />

22. Europäischen Filmpreis nominiert waren.<br />

Michael Schmid-Ospach, Geschäftsführer der<br />

<strong>Filmstiftung</strong> NRW, erinnerte sich in seiner Begrüßung<br />

an „Carla’s Song“, einen von insgesamt<br />

sechs Filmen, die mit Unterstützung der <strong>Filmstiftung</strong><br />

entstanden. Das Nicaragua-Drama wurde<br />

in Venedig bei einem Special Screening gezeigt.<br />

„Es war ein starker Film und ein wunderbarer<br />

Abend. Wir kamen aus dem Kino und hatten das<br />

Verleihung des Europäischen Filmpreises<br />

Kino ist die Sprache Europas<br />

on Franzosen besetzt, von Briten bombardiert,<br />

Vvon Polen wiederaufgebaut.“ Moderatorin<br />

Anke Engelke genügte ein Satz, um das Ruhrgebiet<br />

europäisch zu verorten. Preisverleihungen<br />

kurzweilig zu inszenieren ist schwierig. Dass es<br />

bei der Verleihung der 22. Europäischen Filmpreise<br />

in der Bochumer Jahrhunderthalle gelang, ist<br />

ein Verdienst der Moderatorin, die mit frechen<br />

Sprüchen und Einspielern durch einen Abend<br />

führte, der vor allem einen Sieger kannte: Michael<br />

Haneke. In dem in rot-schwarz dekorierten Industrietempel<br />

erhielt er von den Mitgliedern der<br />

European Film Academy drei Preise für seinen Film<br />

„Das weiße Band“: bester Film, beste Regie und<br />

bestes Buch. „Ich habe schon viele Preise gewonnen,<br />

aber noch nie für ein Drehbuch. Ich nehme<br />

ihn stellvertretend für alle Autoren, die immer ein<br />

wenig unterdrückt werden“, bedankte sich Haneke,<br />

dessen Film „Caché“ 2005 sogar fünf Europäische<br />

Filmpreise gewonnen hatte.<br />

Die <strong>Filmstiftung</strong> NRW konnte sich an diesem<br />

Abend über zwei Preise für geförderte Filme freuen.<br />

Nach dem Oscar wurde Kate Winslet für ihre<br />

Rolle in „Der Vorleser“ auch <strong>als</strong> beste Darstellerin<br />

in Europa ausgezeichnet. Den Preis nahm Regisseur<br />

Stephen Daldry für sie entgegen, der ihren<br />

Dank an den Romanautor Bernhard Schlink und<br />

den deutschen Cast, allen voran David Kross, ausrichtete.<br />

Auch Kameramann Anthony Dod Mantle, der<br />

den Preis für seine Bilder zu „Antichrist“ und „Slumdog<br />

Millionär“ gewann, hatte es nicht nach Bochum<br />

geschafft, schickte aber von einer Asien-Reise<br />

mit seinem Sohn eine amüsante Videobotschaft<br />

ins Ruhrgebiet.<br />

Die berührendsten Momente der Verleihung<br />

gehörten den Altmeistern, wie etwa Andrzej<br />

Wajda, der für seinen Film „Tatarak“ den Prix Fipresci<br />

erhielt. „Das ist mein erster Preis, den ich von<br />

22. Europäischer Filmpreis: die Gewinner<br />

Europäischer Film<br />

„Das weiße Band“<br />

von Michael Haneke<br />

Europäischer<br />

Regisseur<br />

Michael Haneke<br />

für „Das weiße<br />

Band“<br />

Europäischer<br />

Schauspieler<br />

Tahar Rahim in<br />

„Un Prophete“<br />

Europäische<br />

Schauspielerin<br />

Kate Winslet in<br />

„Der Vorleser“<br />

Europäisches<br />

Drehbuch<br />

Michael Haneke<br />

für „Das weiße<br />

Band“<br />

Carlo Di Palma<br />

Europäischer<br />

Kamerapreis 2009<br />

Anthony Dod<br />

Mantle für<br />

„Antichrist“ &<br />

„Slumdog Millionär“<br />

European Film<br />

Academy Prix<br />

d’Excellence<br />

Brigitte Taillandier,<br />

Francis<br />

Wargnier, Jean-<br />

Paul Hurier &<br />

Marc Doisne<br />

für Sound Design,<br />

„Un Prophete“<br />

warme und gute Gefühl, auf der richtigen Seite<br />

des Lebens zu stehen.“<br />

Von „Kulturzeit“-Moderatorin Tina Mendelsohn<br />

auf seine Bescheidenheit angesprochen, bemerkte<br />

der 73-jährige Loach: Ein Film sei nicht<br />

wie ein Buch das Werk eines Einzelnen, sondern<br />

eine „Kollaboration“, eine Zusammenarbeit. „Es<br />

wäre nicht gerecht, das ganze Lob allein einzustecken.“<br />

Er glaube zwar nicht an Gott, aber an<br />

die Gemeinschaft der Menschen. Leider hätte das<br />

Zusammengehörigkeitsgefühl durch die Politik<br />

Europäische<br />

Filmmusik<br />

Alberto Iglesias<br />

für „Zerrissene<br />

Umarmungen“<br />

Europäische Entdeckung<br />

„Katalin Varga“<br />

von Peter Strickland<br />

European Film<br />

Academy<br />

Animationsfilm<br />

„Mia et le Migou“<br />

von Jacques-Rémy<br />

Girerd & Nora Twomey<br />

European Film<br />

Academy Kurzfilm<br />

„Poste Restante“<br />

von Marcel Lozinski<br />

Kritikern bekomme“, sagte der polnische Regisseur<br />

und betonte: „In Europa kann ich keine Filme<br />

ohne Freunde machen.“ Davon saßen im Publikum<br />

eine ganze Reihe, denn auch <strong>Filmstiftung</strong>sgeschäftsführer<br />

Michael Schmid-Ospach hatte zum<br />

Auftakt der Verleihung unterstrichen: „Ich sehe viele<br />

Freunde hier. Viele davon waren schon in NRW<br />

und haben hier gedreht.“<br />

Zu diesen langjährigen Freunden zählt auch<br />

Ken Loach, der in Bochum für sein Lebenswerk geehrt<br />

wurde (siehe auch Editorial Seite 5). Die Laudatio<br />

hielt Ex-Fußballprofi Eric Cantona, der in seinem<br />

zweiten Leben <strong>als</strong> Schauspieler in Loachs neuem<br />

Film „Looking for Eric“ die Hauptrolle spielt.<br />

Loach erhielt in der umgewidmeten Gaskraftzentrale<br />

des ehemaligen Stahlwerks ebenso Standing<br />

Ovations der rund 1.400 Gäste wie auch Isabelle<br />

Huppert („Cinema could be an european language“),<br />

die die Auszeichnung für ihren europäischen<br />

Beitrag zum Weltkino erhielt.<br />

Der europäische Filmjahrgang 2009 war ein<br />

Cannes-Jahrgang. Die meisten der nominierten Filme,<br />

wie „Antichrist“, „Das weiße Band“, „Fish<br />

Tank“ oder „Un Prophete“ feierten ihre Premiere<br />

an der Croisette. Die Ausschnitte, die während der<br />

Verleihung von Jacques Audiards „Un Prophete“<br />

zu sehen waren, machten neugierig auf mehr. Im<br />

März soll der Film in die deutschen Kinos kommen.<br />

Bleibt zu hoffen, dass auch ein nominierter Beitrag<br />

wie Andrea Arnolds „Fish Tank“ bald einen Starttermin<br />

in Deutschland erhält.<br />

Der 22. Europäische Filmpreis wurde von der<br />

European Film Academy und EFA Productions<br />

präsentiert und unterstützt durch die Kulturhauptstadt<br />

Europas RUHR.2010 „Essen für das Ruhrgebiet“,<br />

den Ministerpräsidenten des Landes<br />

<strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong>, den Minister für Bundesangelegenheiten,<br />

Europa und Medien des Landes<br />

<strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong> und die <strong>Filmstiftung</strong> <strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong>.<br />

European Film<br />

Academy Preis für<br />

ein Lebenswerk<br />

Ken Loach<br />

Europäischer<br />

Beitrag<br />

zum Weltkino<br />

Isabelle Huppert<br />

European Film<br />

Academy<br />

<strong>Dokument</strong>arfilm<br />

2009 – Prix ARTE<br />

„Das Summen<br />

der Insekten –<br />

Bericht einer<br />

Mumie“<br />

von Peter Liechti<br />

Europäischer Koproduktionspreis<br />

– Prix EURIMAGES<br />

Diana Elbaum und<br />

Jani Thiltges<br />

European Film<br />

Academy Preis<br />

der Kritik 2009 –<br />

Prix FIPRESCI<br />

Andrzej Wajda<br />

für „Tatarak“<br />

Publikumspreis<br />

2009 für den<br />

besten<br />

europäischen Film<br />

„Slumdog<br />

Millionär“<br />

von Danny Boyle<br />

des 20. Jahrhunderts stark gelitten. „Ich bin in<br />

den 40er und 50er Jahren aufgewachsen. Dam<strong>als</strong><br />

waren Bildungs- und Gesundheitssystem<br />

noch Dinge, die zusammen gemeistert wurden.“<br />

In den frühen 80er Jahren hätte sich das Bewusstsein<br />

dann gewandelt hin zum Individualismus.<br />

„Dein Nachbar war auf einmal dein Konkurrent.“<br />

Diese Veränderung sei eine Katastrophe für die<br />

Gesellschaft gewesen. Loach: „Was geblieben ist,<br />

ist Zynismus.“ Aber für ihn auch die Hoffnung auf<br />

eine bessere Welt.<br />

Europäischer Filmpreis – newsletter 7/2009 3


Mit seiner Location-Seite liefert<br />

der Newsletter regelmäßig einen<br />

bebilderten Gruß aus der Regi-<br />

on. Ausgewählt werden die<br />

Motive von Location-Scouts aus<br />

NRW. Alle Bilder und noch viele<br />

weitere finden Sie auch auf der<br />

Seite www.locationnrw.de.<br />

4<br />

Still und starr ...<br />

cinematic places, Rüdiger Jordan<br />

Tel. (0176) 23798622<br />

rj@dieVoliere.com<br />

Udo Wüllenweber,<br />

Tel. (0211) 1577074;<br />

udo.wuellenweber@t-online.de<br />

moods - location scouting pia esten,<br />

Mobil: 0178-5417906;<br />

p.esten@moods-locationscouting.com<br />

ZimmerService, Markus Zimmer<br />

Tel. (0177) 340 66 92;<br />

locationsuche@gmx.de<br />

motivekoeln, Sandra Stromeyer<br />

Tel: (0178) 5593317<br />

sandra@motivekoeln.de<br />

newsletter 7/2009 – Location<br />

tobdesign / setdesign & location, Tobias Roelin<br />

Tel. (0201) 6491071;<br />

Tel. (0172) 5324331;<br />

post@roelin.eu<br />

ZeitRaumRechercheLocation<br />

Stefan Möller,<br />

Tel. (0177) 8223742;<br />

zeitraumrecherchelocation<br />

@web.de


Schwerpunkt: Licht im Film<br />

Die Ruhr<br />

leuchtet<br />

:5 daheim gegen die Bayern verloren und<br />

1 trotzdem hat Bochum am 12. Dezember<br />

gepunktet ... und das sogar auf Champions<br />

League-Niveau. Die Verleihung der Europäischen<br />

Filmpreise in der Bochumer Jahrhunderthalle<br />

ließ nicht nur die Sieger strahlen, sondern<br />

das ganze Ruhrgebiet und war so der perfekte<br />

Prolog für das Kulturhauptstadtjahr der<br />

RUHR.2010.<br />

Dabei war es wenig überraschend für das<br />

fußballverrückte Revier, dass ausgerechnet ein<br />

exzentrischer Ex-Kicker den Hanekes, Boyles,<br />

Daldrys und Wajdas beinahe<br />

die Show stahl. Überraschungsgast,<br />

Fußball-<br />

Gott und Filmschauspieler<br />

Eric Cantona fühlte sich unter<br />

den Filmemachern<br />

sichtlich wohl und hielt die<br />

Laudatio auf Ken Loach,<br />

der schon am Vortag mit einer<br />

Gala in der Essener<br />

Lichtburg geehrt und von<br />

der European Film Academy<br />

in Bochum für sein Lebenswerk<br />

ausgezeichnet<br />

wurde. „Fünf Jahrzehnte<br />

hat er nicht aufgehört, er<br />

selbst zu sein“, lobte der<br />

Franzose Cantona, und Loach blieb sich auch<br />

an diesem Abend treu. Als einer der wenigen<br />

Preisträger nutzte er die kostbare Redezeit für<br />

mehr, <strong>als</strong> nur für einen Dank an seine Crew. Loach<br />

erinnerte daran, dass auf dieser Welt viele<br />

Filmemacher unter Zensur leiden und nicht<br />

die Filme drehen können, die sie wollen. Und<br />

er wiederholte seine Mahnung, dass die meisten<br />

der Filme, die an diesem Abend geehrt<br />

wurden, in vielen Regionen Europas nie auf einer<br />

Leinwand zu sehen sein werden. Loach forderte<br />

die europäische Politik auf, den Film nach<br />

amerikanischem Vorbild stärker zu unterstützen.<br />

Eine Forderung, der sich auch der dreifache Filmpreis-Gewinner<br />

Michael Haneke in Bochum anschloss:<br />

„Der Markt ist amerikanisch geprägt.<br />

Deswegen muss der europäische Film mehr geschützt<br />

werden.“<br />

Es war ein großer Abend in Bochum und<br />

ein früher Höhepunkt der RUHR.2010. Nicht im<br />

Sinne einer Ejaculatio Praecox, sondern <strong>als</strong> Auftakt<br />

einer langen Reihe multipler Kulturorgas-<br />

men, die das Ruhrgebiet 2010 erbeben lassen<br />

werden .<br />

Aber es gibt auch ein Leben nach dem Europäischen<br />

Filmpreis, und in diesem Leben beschäftigen<br />

wir uns im Schwerpunkt des aktuellen<br />

Newsletter mit dem Thema Licht im Film.<br />

Über hell und dunkel sprachen wir dafür mit<br />

dem Kölner Oberbeleuchter Jochen Kratzheller<br />

und „Lebanon“-Regisseur Samuel Maoz, der<br />

froh war, einmal über die technischen Aspekte<br />

seines Films und nicht nur über die biografischen<br />

Hintergründe reden zu können. Fach-<br />

Titel: Jeroen Krabbé in „Albert Schweitzer“,<br />

(Kinostart: 24.12.) Foto: NFP<br />

buchautor Achim Dunker erklärt uns, wie Kameraleute<br />

und Beleuchter auf die Lichtmeister<br />

der klassischen Malerei zurückgreifen, und in einem<br />

Überblick zeigen wir Ihnen, wo es in NRW<br />

am hellsten ist, nämlich genau dort, wo die<br />

Lichtfirmen ihren Sitz haben.<br />

Darüber hinaus bietet das Heft wieder die<br />

bewährten Informationen aus der und über die<br />

Branche in NRW mit Meldungen und aktuellen<br />

Dreharbeiten. Wir blicken bildreich zurück auf<br />

die Verleihung der Jahresfilmprogramm-Prämien<br />

in Köln und waren zu Gast am Set von Lars<br />

Kraumes neuem Film „Die kommenden Tage“,<br />

der u.a. in Köln gedreht wurde.<br />

Viel Vergnügen beim Lesen sowie ein frohes<br />

Fest und ein gesundes, erfolgreiches 2010<br />

wünscht im Namen der gesamten Redaktion<br />

Rüdiger Bertram<br />

Chefredakteur<br />

Inhalt<br />

2 Der Europäische Filmpreis 2009<br />

6 Meldungen<br />

Branche, Aus- und Weiterbildung, Festiv<strong>als</strong>, Preise, Kinos<br />

11 Kinos mit Mehrwert<br />

Die Jahresfilmprogramm-Prämien der <strong>Filmstiftung</strong> NRW<br />

14 „gestern, heute, morgen“<br />

Die Kolumne von Heiko R. Blum<br />

16 MEDIA<br />

16 Ein Hauch von „Blade Runner“<br />

Am Set von Lars Kraumes „Die kommenden Tage“<br />

Schwerpunkt: Licht im Film<br />

18 Drei Lichtquellen reichen<br />

Interview Samuel Maoz<br />

18 50 Prozent Handwerk,<br />

50 Prozent Diplomatie<br />

Interview Jochen Kratzheller<br />

20 Auf den Spuren da Vincis<br />

Achim Dunker über das Licht in Malerei und Film<br />

21 Die Farbe des Bösen<br />

Die Lichtgestaltung in „Tannöd“<br />

22 Leuchttürme des Filmlichts<br />

Lichtfirmen in <strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong><br />

22 Aus Licht geboren<br />

Wie Lichtfirmen dem Medienland NRW Starthilfe gaben<br />

23 Ein spezielles Verhältnis<br />

Oberbeleuchter und Kameraleute<br />

24 Auf dem Sprung<br />

Die Seite für und über den Filmnachwuchs<br />

26 Auf dem Dach des Ruhrgebiets<br />

Die EFA Master Class Ruhr<br />

26 Dreharbeiten in NRW<br />

28 Mit besten Empfehlungen<br />

Kinostarts: „Albert Schweitzer“, „Süt“, „Die Vorstadtkrokodile 2“<br />

13 Impressum<br />

Schwerpunkt Februar<br />

Das Kinojahr 2010<br />

Editorial – newsletter@filmstiftung.de<br />

Der nächste Newsletter erscheint kurz vor der<br />

Berlinale und stellt im Schwerpunkt die wichtigsten<br />

Filme vor, die 2009 in NRW entstanden<br />

und 2010 in den Kinos starten. Ab dem<br />

5. Februar ist das neue Heft online unter<br />

www.filmstiftung.de zu finden.<br />

5


Senator in Köln<br />

Die Berliner Senator Entertainment AG<br />

gründet am 1. Januar die Senator Köln Film<br />

Produktion GmbH. Neben der Entwicklung<br />

und Produktion deutscher Spielfilme will sich das<br />

Unternehmen in der Domstadt auf internationale,<br />

speziell englischsprachige Eigen-<br />

und Koproduktionen konzentrieren.<br />

Wie es in Berlin hieß,<br />

wolle man sich in Köln langfristig<br />

und eng mit lokalen Partnern und<br />

Dienstleistern vernetzen, „um das<br />

große Potenzial des Produktionsstandortes<br />

NRW ideal zu nutzen“.<br />

Insbesondere mit der MMC<br />

Magic Media Company stre-<br />

Helge Sasse, Foto:<br />

Senator Film Verleih be man eine kontinuierliche Partnerschaft<br />

bei der Herstellung von<br />

internationalen Spielfilmen in ihren Studios an.<br />

Die Kölner Niederlassung wird von Senator-Vorstand<br />

Helge Sasse und Ulf Israel geführt. Bevor<br />

Sasse nach Berlin wechselte, war er fast zwei<br />

Jahrzehnte Medienanwalt in Köln, Mitgründer<br />

von Viva TV und Viva-Aufsichtsrat. In Köln hatte<br />

auch Sasses HSW GmbH, die 2005 zunächst<br />

50,09 Prozent des Grundkapit<strong>als</strong> und 2007 weitere<br />

Anteile der Senator Entertainment AG erwarb,<br />

ursprünglich ihren Sitz. Israel, der zum 1.<br />

Januar zu Senator wechselt, leitete in den vergangenen<br />

fünf Jahren die Dortmunder 3L Filmproduktion.<br />

Senator; Tel. (030) 88091-700;<br />

info@senator.de<br />

Das Goodlands-Team Frank Döhmann,<br />

Anja Uhland und Jürgen Vogel mit Michael<br />

Schmid-Ospach (v.l.), Foto: <strong>Filmstiftung</strong> NRW<br />

Köln: Badlands<br />

wird zu Goodlands<br />

Die Berliner Badlands Film hat sich zum 1.<br />

September in eine GmbH umstrukturiert und<br />

gleichzeitig eine neue Tochtergesellschaft gegründet.<br />

Die Goodlands Film GmbH tritt<br />

an die Stelle des vormaligen Kölner Badlands-<br />

Büros (Firmenanschrift: Walter-Gropius-Straße<br />

10, 50126 Bergheim; Büro-Adresse: Neven-Du-<br />

Mont-Straße 14, 50667 Köln). Zugleich wurde<br />

der Gesellschafterkreis erweitert. Bei Badlands<br />

wie bei Goodlands ist nun neben Matthias<br />

Glasner, Lars Kraume und Jürgen Vogel<br />

auch „Der freie Wille“-Produzent Frank Döhmann<br />

mit im Boot, der zugleich auch die Geschäfte<br />

in Köln führt. Produzentin Anja Uhland<br />

soll in der Domstadt wie bisher für den<br />

kreativen Input sorgen und bringt mit „Soundtrack“<br />

ein eigenes Projekt ein. Weitere Vorhaben:<br />

Vogel arbeitet an seinem Regiedebüt<br />

„Denn wir sind anders“, Kraume, dessen Kinofilm<br />

„Die kommenden Tage“ in der Postproduktion<br />

ist, bereitet bereits seinen neuen Film<br />

„Schwestern“ vor, und Glasner will 2011 den<br />

SF/Horror-Streifen „Some Dead Bodies“ mit Vogel<br />

und einem internationalen Cast in NRW in<br />

Szene setzen.<br />

Goodlands, Tel. (0221) 27096945;<br />

uhland@badlands-film.de<br />

6<br />

<strong>Filmstiftung</strong> NRW zieht Bilanz<br />

Förderung am Limit<br />

„2009 ist eines unserer erfolgreichsten Jahre gewesen“,<br />

bilanzierte Michael Schmid-<br />

Ospach, Geschäftsführer der <strong>Filmstiftung</strong><br />

NRW, das vergangene Filmjahr bei der Jahrespressekonferenz<br />

am 8. Dezember in Düsseldorf.<br />

„Wir haben die Balance zwischen Kultur und<br />

Markt halten können.“<br />

Zu den größten Erfolgen der Düsseldorfer<br />

Filmförderung 2009 gehören die 13 Millionen<br />

Kinobesucher, die sich für geförderte Produktionen<br />

der <strong>Filmstiftung</strong> NRW eine Kinokarte gekauft<br />

haben. Das ist der beste Wert seit 2003,<br />

der u.a. Filmen wie „Die Päpstin“, „Der Vorleser“<br />

oder „Wüstenblume“ zu verdanken ist. Hinzu<br />

kam ein Oscar für Kate Winslet in „Der Vorleser“,<br />

hohe Auszeichnungen auf der Berlinale<br />

(„Gigante“), in Cannes („Antichrist“) und Venedig<br />

(„Lebanon“ / „Women without Men“) sowie<br />

eine erneute Steigerung der Drehtage in<br />

NRW auf 1321 – darunter 353 Drehtage, an denen<br />

Abschlussfilme von NRW-Filmstudenten in<br />

Szene gesetzt wurden.<br />

Insgesamt wurden 2009<br />

136 Filme mit rund 30 Millionen<br />

Euro gefördert, die in der<br />

Produktion einen NRW-Effekt<br />

von 228 Prozent erzielte<br />

(2008: 192 Prozent). „Damit<br />

aber stoßen wir an unsere<br />

Grenzen“, mahnte Schmid-<br />

Ospach mit Blick auf die<br />

Großproduktionen, die über<br />

den DFFF, über Produktionsfirmen<br />

wie etwa UFA-Cinema<br />

oder auch aus Los<br />

Angeles nach NRW kämen.<br />

18 Jahre <strong>Filmstiftung</strong><br />

Alles auf Anfang<br />

Der Kölner Filmkritiker Daniel Kothenschulte<br />

hat zum 18. Geburtstag der <strong>Filmstiftung</strong><br />

NRW eine Filmreihe mit zehn geförderten Produktionen<br />

kuratiert, die ab Januar im Kölner<br />

Filmforum NRW zu sehen sein wird. Die Reihe<br />

„Alles auf Anfang“ ist ein persönlicher Rückblick<br />

auf das regionale Filmschaffen, an dessen Anfänge<br />

sich Kothenschulte noch gut erinnern<br />

kann: „Junge Regisseure wie der Wuppertaler<br />

Tom Tykwer wurden schlagartig berühmt, heute<br />

wäre das bedeutend schwieriger. Plötzlich war<br />

es aber auch möglich, internationalen Meistern<br />

bei der Arbeit zuzuschauen. Wie viele andere<br />

meldete ich mich <strong>als</strong> Statist bei Peter Greenaway<br />

und stapfte für eine Tagesgage von 30 DM<br />

mit blauem Gesicht durch die Eröffnungsszene<br />

von ‘Das Baby von Macon’. Das eindrucksvoll-<br />

Allein für die erste Fördersitzung in 2010 seien<br />

drei große Filme aus Hollywood avisiert. So erfreulich<br />

diese Entwicklung sei, müsse man darauf<br />

achten, so Schmid-Ospach, dass „trotz der<br />

Großprojekte noch genügend Geld für kleinere<br />

Produktionen aus NRW übrig bleibt.“<br />

Da tut es gut, dass 2010 zwei Gesellschafter<br />

der <strong>Filmstiftung</strong> ihre Beteiligungen aufstokken.<br />

Das ZDF wird im nächsten Jahr 250.000<br />

Euro mehr, das Land NRW sogar 500.000<br />

Euro zusätzlich in den Fördertopf einzahlen. Das<br />

Landesgeld sei vorranig für die Unterstützung<br />

der kleineren und mittleren Kinobetreiber bei der<br />

Digitalisierung ihrer Leinwände vorgesehen, erklärte<br />

Schmid-Ospach. Am Procedere werde<br />

derzeit gearbeitet, aber klar müsse auch sein,<br />

dass „die Umrüstung nicht ausschließlich über<br />

die öffentliche Hand geleistet werden kann.“<br />

Hier seien alle Beteiligten in der Pflicht.<br />

Alle Zahlen, Fakten und Daten zum Filmjahr<br />

2009 unter www.filmstiftung.de.<br />

Bilanz-Pressekonferenz der <strong>Filmstiftung</strong><br />

im Malkasten Düsseldorf, Foto: <strong>Filmstiftung</strong><br />

ste war dabei der dam<strong>als</strong> 73-jährige Bildgestalter<br />

Sasha Vierny, der durch keinen Sucher mehr<br />

zu schauen brauchte, um ein Bild zu komponieren.“<br />

Im Anschluss an die Vorführungen, der<br />

jeweils eine Einführung in den Film durch Kothenschulte<br />

vorausgeht, ist eine Diskussion<br />

zwischen Mitwirkenden und dem Publikum<br />

geplant. Den Auftakt der Reihe macht am<br />

21. Januar „Zarte Parasiten“, über den Kothenschulte<br />

sagt: „Selten kommt es vor, dass<br />

ein scheinbar leichter Film eine solche Nachhaltigkeit<br />

entwickelt.“ Als weitere Filme sind<br />

u.a. „Der Croupier“, „Nico – Icon“ und „Mein<br />

Freund aus Faro“ geplant.<br />

Alle weiteren Filme und Termine jeweils<br />

zeitnah unter www.filmstiftung.de.<br />

Sylvester Groth und Corinna Kirchhoff<br />

in „Zarte Parasiten“, Foto: Rheinfilm<br />

newsletter 7/2009 – Meldungen<br />

Arri: Full Service<br />

jetzt auch in Köln<br />

Die Münchner Arri Film & TV Services<br />

GmbH hat im November eine Niederlassung in<br />

Köln eröffnet. Sie soll „der wachsenden Bedeutung<br />

des Kölner Raums für die Medienwirtschaft<br />

Rechnung tragen“, so Arri-Vorstand Franz<br />

Kraus. Zusammen mit der in Köln seit 2001<br />

ansässigen Arri Rental und im Verbund mit<br />

den Schwesterfirmen in München und Berlin<br />

kann Niederlassungsleiter Markus Klaff ein<br />

Gesamtpaket für Projekte jeder Größenordnung<br />

anbieten – vom Werbespot über den Fernsehfilm<br />

bis zur internationalen Koproduktion.<br />

Der Full-Service reicht von der Formatberatung<br />

im Vorfeld über die Erarbeitung des Postproduction-Workflows<br />

und die Bereitstellung<br />

des Filmequipments bis hin zur Lichtbestimmung<br />

in einer 60 qm großen Gradingsuite mit<br />

einer 20 qm großen Leinwand. Die Adresse:<br />

Heinrich-Pesch-Straße 7 in 50739 Köln.<br />

Arri Film & TV Services,<br />

Tel. (0221) 57165120;<br />

mklaff@arri.de<br />

Neu: Script<br />

Consulting in Köln<br />

Nach Abschluss ihrer Ausbildung bei der renommierten<br />

amerikanischen Script Consultant Linda<br />

Seger bietet Maren Elbrechtz, die lange<br />

Jahre bei der MMC <strong>als</strong> Producerin gearbeitet<br />

hat, nun von Köln aus ihr Know-how bei der<br />

Stoffentwicklung für Kino- und Fernsehprojekte<br />

an. Das Portfolio ihrer Firma Im wahrsten<br />

Sinne erstreckt sich von der Kurzanalyse bis hin<br />

zur Begleitung des kompletten Development-<br />

Prozesses.<br />

Ebenfalls im Angebot: das Einlesen von Hördrehbüchern,<br />

die gestressten Redakteuren und<br />

Produzenten ermöglichen, unterwegs ein Drehbuch<br />

zu hören statt es zu lesen. „Ich kenne das<br />

aus der Producer-Realität, dass man zu wenig<br />

Zeit hat, all die Drehbücher zu lesen, die man<br />

lesen möchte“, erklärt Elbrechtz, deren Motto<br />

lautet: „Drehbücher sind wie rohe Diamanten.<br />

Je aufmerksamer wir von allen Seiten daran arbeiten,<br />

desto wertvoller werden sie.“ Mehr Infos<br />

unter www.imwahrstensinne.de.<br />

Maren Elbrechtz,<br />

Tel. (0177) 2005602;<br />

elbrechtz@imwahrstensinne.de<br />

NRW: Liaison mit<br />

den Emmy Awards<br />

Als am 23. November im New York Hilton die<br />

diesjährigen International Emmy Awards<br />

und damit die Fernseh-Oscars verliehen wurden,<br />

gehörte auch Markus Schächter zu den Geehrten.<br />

Der ZDF-Intendant nahm aus der Hand<br />

des ehemaligen US-Außenministers Henry<br />

Kissinger den Ehrenpreis Emmy Directorate<br />

Award entgegen. Schächter habe das ZDF<br />

„durch eine turbulente Vergangenheit geführt<br />

und es gut positioniert für eine phantastische<br />

Zukunft“, so Kissinger in seiner Lobrede.<br />

Ausgezeichnet wurde auch die Berliner TV-<br />

Produzentin Regina Ziegler, die gemeinsam<br />

mit ZDF-Redaktionsleiter Heiner Gatzemeier<br />

für den Dreiteiler „Die Wölfe“ den Emmy in


Europe’s Finest<br />

verjüngt<br />

sein Programm<br />

Der digitale Filmverleih Europe’s Finest in<br />

Köln hat seinen Filmstock erweitert. Dazu gehören<br />

u.a. „Better Things” von Duane Hopkins,<br />

„Let’s Make Money” von Erwin Wagenhofer,<br />

„White Night Wedding“ von Baltasar<br />

Kormákur und „Das Vaterspiel” von<br />

Michael Glawogger. Alle Filme waren Festivalerfolge,<br />

u.a. in Cannes und Berlin. Bisher<br />

lagen ihre Verleihrechte allein bei Celluloid<br />

Dreams (CD). Durch die Kooperation mit<br />

Europe’s Finest werden diese Titel demnächst<br />

auch in Ländern im Kino zu sehen sein, für die<br />

CD-Präsidentin Hengameh Panahi bisher keinen<br />

lokalen Verleih gefunden hatte: „Mit The<br />

Auteurs betreiben wir in Zusammenarbeit mit<br />

The Criterion Collection die erste globale Videoon-Demand-Plattform<br />

und Kino-Community. Die<br />

digitale Kinodistribution durch Europe’s Finest<br />

Mediencluster NRW:<br />

breite Vernetzung geplant<br />

Mit der neuen Mediencluster NRW GmbH verfügt <strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong><br />

über eine zentrale Medien-Standortagentur, deren wichtigste Aufgaben<br />

Geschäftsführer Marc Ziegler nicht in der Inszenierung großer<br />

Standortkampagnen sieht, sondern vorrangig in der gezielten Vernetzung<br />

der Medienbranche in ihrer ganzen Breite. Besonders im Fokus: die immer<br />

schneller wachsende Konvergenz der Medien und die „Stärkung der<br />

eigenen Stärken“, etwa durch die Schaffung eines Media Biz Tank. „Mit<br />

unserer Arbeit möchten wir den strukturellen Wandel der Medienbranche<br />

aktiv begleiten“, so Ziegler anlässlich der Eröffnung des Cluster-Büros<br />

in Köln (Hohenzollernring 75-77). „Dabei stehen zunächst Themen<br />

rund um die Digitalisierung im Zentrum unserer inhaltlichen Ausrichtung.“<br />

In den ersten 100 Tagen seiner Amtszeit hat Ziegler deshalb u.a. Filmproduzenten<br />

und Spiele-Entwickler zusammengebracht. Neben der Propagierung<br />

weiterer „konvergenter Themen“ vor allem in Sachen IT soll<br />

der „Mediasummit NRW – Werbung der Zukunft“ eines der Highlights<br />

2010 werden. „Die Truppe ist engagiert und motiviert“, lobte NRW-Medienminister<br />

Andreas Krautscheid den Start der Agentur. Zugleich<br />

betonte er, dass sich die Philosophie des Landes gegenüber früheren Förderkonzepten<br />

geändert habe: „Nicht der Staat hebt Potenziale, sondern<br />

die Branchen selbst.“ Man setze in der Förderpolitik auf Wettbewerbe,<br />

wobei die Entscheidungen bei unabhängigen Juroren lägen: „Das Land<br />

will die Förderung nicht steuern.“ Krautscheid ermunterte Medienunternehmen<br />

zudem, sich verstärkt um die „klassische Mittelstandsförderung“<br />

der NRW.Bank zu bemühen: „Geld ist genug da.“ Mehr Infos unter:<br />

www.medien.nrw.de<br />

Mediencluster NRW, Tel. (0221) 949910-0;<br />

cluster@medien.nrw.de<br />

Im Hintergrund New York, im Vordergrund die Teilnehmer der Emmy-Initiative,<br />

Foto: International Academy of Television<br />

Kinofest Lünen:<br />

klangvolles<br />

Jubiläum zum 20.<br />

Rund 8.000 Besucher gratulierten im November dem Kinofest<br />

Lünen. Gefeiert wurde vom 19. bis zum 22. der 20.<br />

Geburtstag mit zahlreichen Extras und vielen Freunden des<br />

Festiv<strong>als</strong>, unter ihnen Michael Schmid-Ospach, Fritz<br />

Pleitgen, Ilja Richter, der launig die Eröffnungsgala moderierte,<br />

sowie Peter Lohmeyer, der nicht weniger launig<br />

zum Abschluss des Festiv<strong>als</strong> durch die Preisverleihung führte.<br />

Dort konnte sich Regisseur Norbert Baumgarten gemeinsam<br />

mit seiner Produzentin Anke Hartwig (Junifilm)<br />

über den erstm<strong>als</strong> vergebenen Produzentenpreis<br />

freuen. Den von Bavaria Film mit 25.000<br />

Euro dotierten Preis sprach die Jury (Hermine<br />

Huntgeburth, Matthias Esche, Rainer<br />

Gansera und Michael Schmid-Ospach) Baumgartens<br />

„verrücktem, erfindungsreichem, wagemutigem“<br />

Film „Mensch Kotschi“ zu. Die Vorliebe<br />

der Lüner Kinobesucher für den <strong>Dokument</strong>arfilm,<br />

bestätigte sich auch beim Jubiläum: Der<br />

von der <strong>Filmstiftung</strong> NRW auf 20.000 Euro aufgestockte<br />

Publikumspreis Lüdia ging an „Pianomania“,<br />

in dem Lilian Franck und Robert<br />

Cibis ein fein bebildertes Porträt des Klavierstimmers<br />

Stefan Knüpfer liefern.<br />

Zwei weitere Preise vergab das Publikum an<br />

zwei Stammgäste des Festiv<strong>als</strong>: Zum einen zeichnete<br />

es den Kurzfilm „Edgar“ mit dem Preis „Er-<br />

der Kategorie Miniserie in New York in Empfang nahm.<br />

Abseits des roten Teppichs fand am nächsten Mittag ein<br />

Arbeitsessen statt, bei dem deutsche und amerikanische Produzenten<br />

und Filmförderer aus NRW konkrete Kooperationsmöglichkeiten<br />

ausloteten. Teilnehmer waren u.a. Preisträger<br />

Schächter, Jan Mojto (Eos Entertainment), Wolfgang<br />

Fandrich (MDR), Leopold Hoesch (Broadview TV),<br />

Bruce Tuchmann (MGM Networks), Michael Smeaton<br />

(Smeaton Entertainment), Simon Sutton (HBO),<br />

Nancy Dubuc und Dirk Hogstra (beide History Chanel)<br />

und Stephen Segaller (WNET/Thirteen). Die Filmförderer<br />

waren mit Henning Hehemann (Staatskanzlei<br />

NRW), Claudia Droste-Deselaers (<strong>Filmstiftung</strong><br />

NRW) und Joachim Gerth (Landesanstalt für Medien<br />

NRW LfM) vertreten.<br />

Eingeladen hatten NRW-Medienminister Andreas<br />

Krautscheid, LfM-Direktor Norbert Schneider und Michael<br />

Schmid-Ospach, Geschäftsführer der Filmstif-<br />

ist der nächste Schritt unserer Strategie für die<br />

neuen digitalen Vertriebswege.“ So bietet die in<br />

Köln ansässige Digital Cinema Distribution<br />

Platform Kinofilme in 2K-Auflösung inklusive<br />

der Vorführungsrechte für digitale Kinos an.<br />

Untertitel sowie Marketingmaterialien werden<br />

je nach Territorium und Zielgruppe zugesteuert<br />

und ermöglichen eine flexible Programmierung.<br />

„Als Dienstleister für Weltvertriebe, Archive und<br />

andere Rechteinhaber wollen wir Filmen eine<br />

zweite Chance in den europäischen Kinos verschaffen.<br />

Neben den Filmklassikern bauen wir<br />

derzeit eine zweite Schiene auf, die gezielt das<br />

junge Arthouse-Publikum anspricht“, sagt Tilman<br />

Scheel, CEO von Europe’s Finest. Sein Katalog<br />

umfasst inzwischen mehr <strong>als</strong> 50 europäische<br />

Filmklassiker von Truffaut über Kaurismäki<br />

und Hitchcock bis Visconti und Rossellini.<br />

Eine Liste aller Filme gibt es auf<br />

www.finest-film.com.<br />

„White Night Wedding“: Neuzugang im digitalen<br />

Filmverleih Europe’s Finest, Foto: Celluloid Dreams<br />

ste Hilfe“ aus und damit das Regiedebüt des Schauspielers<br />

Fabian Busch, der seit Jahren nach Lünen reist, um dort<br />

u.a. die Jugendjury zu betreuen. Zum anderen bedachte das<br />

Publikum Ralf Möllenhoff, der seit Jahren regelmäßig mit<br />

Low-Budget-Splatterfilmen die Spätschiene des Festiv<strong>als</strong> belebt,<br />

mit der Auszeichnung „Ruhrpott“. „Ich spüre ein großes<br />

‚weiter so!’“, bilanzierte Festivalleiter Michael Wiedemann<br />

angesichts der erfreulichen Resonanz auf das diesjährige<br />

Programm, das neben den bewährten Reihen auch<br />

Highlights aus den vergangenen 20 Jahren präsentierte.<br />

Kinofest Lünen, Tel. (02306) 707329;<br />

info@kinofest-luenen.de<br />

Der Publikumspreis Lüdia ging an „Pianomania“, das Porträt<br />

des Klavierstimmers Stefan Knüpfer, Foto: Kinofest Lünen<br />

tung NRW. Die drei sind Schirmherren der Kooperation mit<br />

der International Academy of Television, die, so<br />

Schneider, eine „produktive Plattform für deutsch-amerikanische<br />

Joint-Ventures“ sein soll. Inzwischen gehe es dabei<br />

längst um konkrete Koproduktionen, sagt Gerths, der die<br />

„Emmy-Initiative“ zusammen mit Schneider gestartet hatte.<br />

Es gebe ein verstärktes Interesse der amerikanischen Partner<br />

an den Möglichkeiten des europäischen Fördersystems. Beim<br />

Lunch erläuterte Droste-Deselaers den US-Kollegen das Procedere.<br />

„Erst verlieben, dann verheiraten“, fasst Produzent<br />

Hoesch <strong>als</strong> deutscher Academy-Botschafter das Oberthema<br />

der Initiative zusammen. Hoesch: „Bei der Erschließung neuer<br />

Märkte ist es von enormem Wert, wenn man die Rückendeckung<br />

einer so marktgerecht aufgesetzten Maßnahme hat<br />

wie die NRW-Kooperation mit den Emmys.“ Für die auf fünf<br />

Jahre angelegte Initiative stehen Mittel in Höhe von 250.000<br />

Dollar zur Verfügung.<br />

LfM, Tel. (0211) 77007-124; jgerth@lfm-nrw.de<br />

Meldungen – newsletter 7/2009 7


Harun Farocki im<br />

Museum Ludwig<br />

Eine Ausstellung sowie ein umfangreiches Filmprogramm<br />

mit den Werken des Künstlers und<br />

Filmemachers Harun Farocki zeigt derzeit das<br />

Kölner Museum Ludwig. Die Einzelausstellung,<br />

die noch bis zum 7. März läuft, verbindet<br />

Farockis filmisches Schaffen für Kino und Fernsehen<br />

mit seinen Installationen zu einer umfassenden<br />

Werkschau. In den Räumen des Museums<br />

findet sich neben seiner jüngsten Installation<br />

„Immersion“ auch die aufwändige und auf<br />

unterschiedlichen Ebenen faszinierende Mehrfachprojektion<br />

„Deep Play“, mit der Harun Farocki<br />

bei der documenta XII vertreten war.<br />

„Deep Play“ ist ein Echtzeit-<strong>Dokument</strong> des WM-<br />

Fin<strong>als</strong>piels zwischen Frankreich und Italien, das<br />

in zahlreichen Projektionen aus unterschiedlichsten<br />

Quellen, Perspektiven und Optionen montiert<br />

wurde. Begleitet wird die Ausstellung von<br />

einer Filmreihe im Filmforum NRW des Muse-<br />

Düsseldorf:<br />

Auszeichnung für<br />

Iris Berben<br />

Für ihren stetigen Einsatz gegen Rechtsextremismus<br />

und Antisemitismus ehrte der Düsseldorfer<br />

Freundeskreis Heinrich Heine Mitte<br />

November in Düsseldorf Iris Berben mit seiner<br />

„Auszeichnung für Zivilcourage”. Berben sei<br />

mit ihrem Einsatz für Toleranz, Aussöhnung und<br />

die Aufarbeitung des Holocaust ein „Vorbild für<br />

die Jugend“. Beim Festakt, bei dem Michel<br />

Friedman die Laudatio hielt, wurde Berben mit<br />

einer Statuette des Düsseldorfer Künstlers Jörg<br />

Immendorff geehrt. „Ob in ‚Krupp’ oder ‚Buddenbrooks’,<br />

durch Iris Bergen gibt es Geschichten<br />

und Menschen, die man nicht vergisst. Wie<br />

gut, dass in dieser Branche Berühmtheit nicht<br />

nur für die Karriere benutzt wird, sondern auch,<br />

8<br />

Farocki in Köln: Die Videoinstallation „Deep Play“<br />

läuft auf 12 Bildschirmen, Foto: Farocki<br />

ums, die im Januar noch mit drei Terminen fortgesetzt<br />

wird. Am 15. Januar sind die Filme „Die<br />

Schöpfer der Einkaufswelten“ und „Nicht ohne<br />

Risiko“ zu sehen, am 29. Januar folgen „Die<br />

Schulung“ sowie „Die Bewerbung“, am 5. Februar<br />

schließt die Reihe mit „Erkennen und Verfolgen“<br />

sowie „Aufschub“. Alle Infos und Termine<br />

unter www.museenkoeln.de/museum-ludwig.<br />

Laudator Michel Friedman, Iris Berben<br />

und Karl-Heinz Theisen, der Vorsitzende<br />

des Freundeskreises Heinrich Heine (v.l.)<br />

Foto: Freundeskreis Heinrich Heine<br />

um sich für unsere Gesellschaft zu engagieren“,<br />

würdigte <strong>Filmstiftung</strong>schef Michael Schmid-<br />

Ospach die Schauspielerin. Zu den bisherigen<br />

Preisträgern gehören unter anderem Walter<br />

Kempowski, Ralph Giordano und der<br />

Theologe Hans Küng.<br />

„Caché“: bester Film der Dekade, Foto: Les Films du Losange<br />

„Caché“ zum Dekadenstar gewählt<br />

Aetas volat, die Zeit rennt: Schon ist das erste Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts vorbei und damit<br />

die Zeit gekommen, den besten Film der Dekade zu wählen. Die London Times hat vorgelegt<br />

und eine Top 100 der letzten zehn Jahre veröffentlicht. Platz eins ging an Michael Hanekes Kinofilm<br />

„Caché“, der von der <strong>Filmstiftung</strong> NRW gefördert wurde und 2005 den Europäischen<br />

Filmpreis gewann. „Ich bin überrascht, dass ‚Caché‘ ein Erfolg war, weil es kein einfacher Film<br />

ist. Vielleicht ist das Publikum doch nicht so dumm, wie manche Mainstream-Filmemacher oftm<strong>als</strong><br />

glauben“, freute sich Haneke, der für seine Regie in Cannes mit der Goldenen Palme ausgezeichnet<br />

wurde, über das Votum.<br />

Duisburger Filmwoche:<br />

Lage erkannt<br />

Wie er einst im Krieg aus Duisburg weggekommen<br />

ist, erzählt ein Herr im Trailer der 33. Duisburger<br />

Filmwoche passend zum Motto „Erkenne<br />

die Lage“. Das taten 2009 auch zahlreiche<br />

Filmemacher, die extra nach Duisburg gekommen<br />

waren, um dort ihren Film persönlich<br />

vorzustellen und in der anschließenden Diskussion<br />

zu vertreten. Mit positivem Ergebnis gelang<br />

dies vor allem der Österreicherin Katharina<br />

Copony: Ihr Beitrag „Oceanul Mare“ wurde mit<br />

einem der Hauptpreise ausgezeichnet, dem mit<br />

6.000 Euro dotierten 3sat-<strong>Dokument</strong>arfilmpreis.<br />

Aber auch Harun Farokki,<br />

immer wieder gern gesehener<br />

Gast der Filmwoche, konnte<br />

sich über den gleich hoch dotiertenArte-<strong>Dokument</strong>arfilmpreis<br />

freuen für seinen filmischen<br />

Essay „Zum Vergleich“, in dem er<br />

eine kleine Kulturgeschichte des<br />

Ziegelsteins entwirft. Der Förderpreis<br />

der Stadt Duisburg<br />

(5.000 Euro) wurde der Regisseurin<br />

Nele Wohlatz für ihren Film<br />

„Schneeränder“ zugesprochen.<br />

Den <strong>Dokument</strong>arfilmpreis des<br />

Goethe-Instituts (2.000 Euro)<br />

Kinderhörspielpreis:<br />

Post<br />

aus dem Graben<br />

Für ihr Hörspiel „Feldpost für Pauline“ erhielt<br />

Maja Nielsen den mit 5.000 Euro dotierten<br />

Deutschen Kinderhörspielpreis, den die<br />

<strong>Filmstiftung</strong> NRW und die ARD mit Unterstützung<br />

der Stadt Wuppertal vergibt. Verliehen<br />

wurde die Auszeichnung am 8. November<br />

im Rahmen der ARD Hörspieltage in<br />

Karlsruhe durch <strong>Filmstiftung</strong>sgeschäftsführer<br />

Michael Schmid-Ospach.<br />

In ihrem preisgekrönten Stück, das vom<br />

WDR produziert wurde, erzählt die Autorin von<br />

einem Mädchen, das verspätete Feldpostbriefe<br />

aus dem 1. Weltkrieg erhält, die eigentlich an<br />

ihre Urgroßmutter gerichtet waren. „Große Geschichte<br />

wird dank der anrührenden Liebesgeschichte<br />

konkret erfahrbar, der Schrecken des<br />

Krieges verliert in der Perspektive Paulines auch<br />

für Kinder und Jugendliche des 21. Jahrhunderts<br />

nichts von seiner Brisanz“, lobte die Jury, die erstm<strong>als</strong><br />

auch eine Top 5 der besten Kinderhörspiele<br />

veröffentlichte:<br />

Münsterland:<br />

Drehbuchpreis für<br />

„Nordic Walking“<br />

Bennie Roeters ist der Gewinner des Drehbuchförderpreises<br />

des Filmservice Münster.Land.<br />

Der Filmservice feiert in diesem Jahr<br />

seinen zehnten Geburtstag und vergibt den Preis<br />

zum fünften Mal. Der niederländische Autor erhält<br />

die Auszeichnung für seinen Drehbuchentwurf<br />

„Nordic Walking“, in dem er die Geschichte<br />

eines älteren Ehepaars erzählt, das überraschend<br />

noch einmal Nachwuchs bekommt. Belobigungen<br />

gingen an „Jill“ der niederländischen<br />

Autorin Simone Duwel, „School-Shooter“<br />

newsletter 7/2009 – Meldungen<br />

gewann „Shanghai Fiction“ von Julia Albrecht<br />

und Busso von Müller. Wer die Diskussionen<br />

zu allen Wettbewerbsfilmen nachlesen<br />

möchte, kann sich die jeweiligen Protokolle<br />

von der Website des Festiv<strong>als</strong> <strong>herunterladen</strong><br />

(www.duisburger-filmwoche.de). Zu<br />

den vielen Premieren, die die Filmwoche erlebte,<br />

gehörten die Uraufführung von James<br />

Bennings Film „Ruhr“ und die ersten vier Filme<br />

des dok you-Wettbewerbs, die mit Unterstützung<br />

der Projektpartner <strong>Filmstiftung</strong><br />

NRW, Land NRW sowie WDR entstanden.<br />

Duisburger Filmwoche,<br />

Tel. (0203) 283-4187;<br />

info@duisburger-filmwoche.de<br />

„Schneeränder“ von Nele Wohlatz bekam den Förderpreis<br />

der Stadt Duisburg, Foto: Duisburger Filmwoche<br />

Preisträgerin Maja Nielsen (Mitte) mit Jurymitglied<br />

Karin Lorenz und Michael Schmid-Ospach,<br />

Foto: SWR/Peter A. Schmidt<br />

1. „Feldpost für Pauline“ von Maja<br />

Nielsen, WDR<br />

2. „Wie man unsterblich wird“ von Sally<br />

Nicholls/Karlheinz Koinegg , WDR<br />

3. „Peter Pan“ von James M.<br />

Barrie/Judith Lorentz (Text) und Henrik<br />

Albrecht (Musik), NDR<br />

4. „Hitlers Kanarienvogel“ von Sandi<br />

Toksvig/Margit Kreß, NDR<br />

5. „Der Räuber von Kardemomme“ von<br />

Thorbjörn Egner/Claudia Kattanek,<br />

WDR<br />

von Thorsten Nesch sowie „Das Wunder von<br />

Bergenbüttel“ des Autorenduos Vera Wittrock<br />

und Frank Robin Ziegler.<br />

Die fünfköpfige Jury, zu der u.a. Drehbuchautor<br />

Christoph Busch, Gebhard Henke<br />

und Michael Schmid-Ospach gehörten,<br />

wählte die Projekte aus über 59 eingereichten<br />

„Geschichten für die Provinz“ aus, die von Autoren<br />

aus Deutschland, den Niederlanden, Belgien,<br />

Österreich, Frankreich und Dänemark eingesandt<br />

wurden. Der Drehbuchförderpreis ist mit<br />

3.000 Euro dotiert und beinhaltet auf Wunsch<br />

auch die fachliche Begleitung bei der Ausarbeitung<br />

durch einen erfahrenen Drehbuchautoren.<br />

www.muenster.de/<br />

stadt/filmservice/


WDR-Symposium zum Wandel<br />

der Identitäten<br />

Von Heimat<br />

zu heim@<br />

VON WOLFGANG HIPPE<br />

nter dem Titel „Plötzlich so viel Heimat“ lud<br />

Uder WDR im Oktober zu einem Symposium<br />

ins Filmforum NRW im Kölner Museum Ludwig ein.<br />

Wissenschaftler, Regisseure und Autoren diskutieren<br />

über die neue Aktualität und Konjunktur eines<br />

sich wandelnden Heimatbegriffs in Film, Kultur<br />

und Gesellschaft.<br />

Der österreichische Schriftsteller Josef Haslinger<br />

war <strong>als</strong> einziger in der Lage, den Begriff „Heimat“<br />

kurz und präzise bestimmen zu können. In<br />

seinem heimischen Dialekt bedeutet das Wort ins<br />

Hochdeutsche übersetzt soviel wie „Hemd“. Andere<br />

Referenten des WDR-Symposiums taten sich<br />

Ende Oktober in Köln schwerer, die damit angesprochene<br />

„Identität im Wandel“ zu beschreiben.<br />

Prof. Martin Zimmermann, Historiker und Beirat der<br />

mitveranstaltenden Gerda-Henkel-Stiftung, wies auf<br />

den aktuellen Trend hin, „das Politische zugunsten<br />

von Einzelschicksalen verschwinden zu lassen“. Diskutanten<br />

wie Filmemacherin Jutta Brückner („Sprache<br />

ist Heimat“), der Publizist Shi Ming („zugleich<br />

Notlage und Erlösung“), der Sozialpsychologe Harald<br />

Welzer („nach Bedarf konstruierte Erinnerung“)<br />

oder Diedrich Diedrichsen („verkrüppelte Entfremdungskritik“)<br />

waren sich mindestens darüber einig,<br />

dass „Heimat“ wesentlich subjektiv gefärbt ist, sich<br />

eher umschreiben <strong>als</strong> definieren lässt, sich eher aus<br />

dem Gefühl <strong>als</strong> aus dem Verstand speist und sich<br />

weniger auf einen konkreten Ort bezieht <strong>als</strong> viel-<br />

mehr die Identifikation mit imaginierten Bildern herstellen<br />

will. Dabei bewegt sich der traditionelle Begriff<br />

stark ideologieverdächtig im Dreieck zwischen<br />

verklärter Vergangenheit, den zerstörerischen Folgen<br />

der Industrialisierung und dem Gegensatz von<br />

Stadt und Land(schaft). Der deutsche Heimatfilm<br />

bot seinen Zuschauern in den 1950ern denn auch<br />

die nötige Idylle, um die eben vergangene schwere<br />

NS-Zeit vergessen zu machen und sich via Heide<br />

und bunter Berge mit der bundesrepublikanischen<br />

Gegenwart zu versöhnen. Diese Bilder leben<br />

heute in den diversen Musikantenstadeln von ARD<br />

und ZDF fort.<br />

Der „neue deutsche Heimatfilm“ wollte dies<br />

schon in den 1970er Jahren realistisch korrigieren,<br />

doch auch heute noch ist „Heimatfilm ein belasteter<br />

Begriff“, so Filmemacher Andreas Kleinert. Vor<br />

allem, weil er mittlerweile gleich mehrfach mit gebrochenen<br />

und komplexeren Lebenswelten konfrontiert<br />

ist. Nicht nur, dass „Erinnerungsorte zunehmend<br />

virtuell“ und lokale Erinnerungskulturen<br />

vom „migrantischen Blick“ berührt werden, wie die<br />

Medienwissenschaftlerin Deniz Göktürk (Berkley)<br />

darlegte. Dieser „Blickwechsel“ prägt zunehmend<br />

die ganze Gesellschaft, so die Medienwissenschaftlerin<br />

Vittoria Borsò (Düsseldorf). Gegen den „Mythos<br />

der ursprünglichen regionalen Verortung“ gerät<br />

der Rohstoff „Heimat“ in Bewegung. Die damit<br />

verbundene Vorstellung einer „lebenswerten<br />

Welt“ ist nur noch im Plural denkbar. Schlüsselbegriffe<br />

dieser Trends: die Hybridität der Kulturen einerseits,<br />

das Leben in der kulturellen Diaspora andererseits,<br />

so die Filmwissenschaftlerin Carrie Tarr<br />

(London) in einer exemplarischen Analyse des französischen<br />

Migrantenkinos. Und, so Borso, „Heimat<br />

und heim@“ werden sich in Zukunft weiter durchdringen.<br />

Meldungen – newsletter@filmstiftung.de<br />

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JEROEN<br />

KRABBÉ<br />

BARBARA<br />

HERSHEY<br />

Weihnachten im Kino<br />

„Emily Scream“ von David Lynch: Brühl zeigt <strong>als</strong> erste Stadt in Deutschland die Kunst<br />

des Regisseurs, Foto: David Lynch<br />

„Dark Splendor“: Lynch in Brühl<br />

Noch bis zum 21. März zeigt das Max Ernst Museum Brühl Kunst von David Lynch.<br />

Seine Gemälde, Aquarelle, Lithographien, Zeichnungen und Fotografien, die erstm<strong>als</strong> in einem<br />

deutschen Museum zu sehen sind, werden ergänzt durch eine Rauminstallation und<br />

weniger bekannte Kurzfilme aus der Akademiezeit des Kultregisseurs. Wie seine Filme führt<br />

auch die Ausstellung „Dark Splendor“ den Betrachter „in eine Welt, in der das Abgründige<br />

und Unerklärliche regiert“. Für Besucher unter 18 Jahren empfiehlt das Museum die Begleitung<br />

eines Erwachsenen, da „einige der in der Ausstellung gezeigten Kunstwerke Ihre<br />

Wert- oder Moralvorstellungen verletzen können“.<br />

www.maxernstmuseum.de<br />

JUDITH<br />

GODRÈCHE<br />

SAMUEL<br />

WEST<br />

V O N D E N P RO D U Z E N T E N<br />

V O N „ L U T H E R “<br />

JONATHAN<br />

FIRTH<br />

G lück ist das einzige,<br />

Das sich verdoppelt, wenn man es teilt.<br />

(Albert Schweitzer)<br />

Meldungen – newsletter www.albertschweitzer-derfilm.de<br />

7/2009 9<br />

9


Preise für geförderte Filme<br />

Potsdam, Wien<br />

und Doha<br />

Mit dem Kindertiger für das beste verfilmte<br />

Drehbuch wurde Christian Ditter Mitte November<br />

in Potsdam ausgezeichnet. Der Regisseur<br />

und Autor erhielt die mit 25.000 Euro dotierte<br />

Auszeichnung für seinen Film „Vorstadtkrokodile“.<br />

Verliehen wird der von der Filmförderungsanstalt<br />

gestiftete Preis von Vision<br />

Kino und dem Kinderkanal KI.KA.<br />

In Wien setzte Jessica Hausner ihren Festival-Siegeszug<br />

fort. Auf der Viennale erhielt<br />

ihr Film „Lourdes“, der in Deutschland gerade<br />

mit dem Prädikat „Besonders wertvoll“ ausgezeichnet<br />

wurde, den mit 14.000 Euro dotierten<br />

Spielfilmpreis. Nach der Premiere und den Auszeichnungen<br />

in Venedig gewann „Lourdes“<br />

auch Preise auf den Festiv<strong>als</strong> in Sevilla und Warschau.<br />

Auf dem Ableger des New Yorker Tribeca<br />

Filmfestiv<strong>als</strong> in Doha (Quatar) gewann „Granatäpfel<br />

und Myrrhe“ der Regisseurin Najwa Najjar<br />

den mit 50.000 US Dollar dotierten Publikumspreis,<br />

den der Tribeca-Gründer Robert de Niro<br />

in Doha persönlich überreichte.<br />

Bei den 15. Nordischen Filmtagen Lü-<br />

Düsseldorf:<br />

Filmfestival<br />

„Jüdische Welten“<br />

Am 10. Dezember ging im Düsseldorfer Programmkino<br />

Black Box die 5. Ausgabe des Internationalen<br />

Filmfestiv<strong>als</strong><br />

„Jüdische Welten“ zu Ende, bei<br />

der aktuelle Filme zu sehen waren,<br />

die sich sowohl thematisch <strong>als</strong> auch<br />

geografisch mit Aspekten jüdischer<br />

Schicksale, Traditionen und Geschichten<br />

befassten. „Wir möchten<br />

nach vorne schauen und daher eine<br />

breite Palette des modernen jü-<br />

Kurzfilmtage: Oberhausen is calling<br />

Die 56. Ausgabe der Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen findet 2010 vom 29. April<br />

bis 4. Mai statt. Das Festival ruft dazu auf, bis zum 15. Februar Filme einzuschicken, „die den Mut<br />

haben, etwas Neues zu wagen“. Bewerbungen für den Musikvideopreis haben Zeit bis zum 17.<br />

Februar. Teilnahmebedingungen und Formulare gibt es ab sofort unter www.kurzfilmtage.de.<br />

n Belgien führte ein neues Filmförderungsgesetz namens Tax<br />

IShelter in den letzten Jahren zu einem Boom international erfolgreicher<br />

Filme. Grund genug, um in Eupen, der Hauptstadt<br />

der deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens, Filmproduzenten<br />

sowie Förderer aus Belgien und Deutschland zusammen zu<br />

bringen.<br />

Die <strong>Filmstiftung</strong> NRW und das Medienzentrum der<br />

Deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens organisierten<br />

in Zusammenarbeit mit der AWEX (Agence wallonne à l’exportation<br />

et aux Investissements étrangers) und Brussels Export<br />

am 18. November das Treffen mit rund 75 Teilnehmern in<br />

einer zum Restaurant umgebauten Fabrik. Dort traf etwa Little<br />

Shark, die Kölner Produktionsfirma von Sönke Wortmann<br />

auf Entre chien et loup, die Brüsseler Produzenten des Berlinale-Siegers<br />

„Irina Palm“. Die Finanzierung der lakonischen Komödie<br />

mit Marianne Faithful wurde in einer Fallstudie vorgestellt.<br />

10<br />

beck konnte sich Regisseur Jörgen Bergmark<br />

über den NDR-Spielfilmpreis für sein<br />

Ehe-Drama „Eine vernünftige Lösung“ freuen,<br />

das <strong>als</strong> deutsch-schwedische Koproduktion ent-<br />

dischen Lebens zeigen, weit von den üblichen<br />

Klischees“, betonte Festivalkuratorin Erika Rubinstein.<br />

Unter den acht gezeigten Filmen waren<br />

erstm<strong>als</strong> auch zwei russischsprachige Filme:<br />

„Yolki Palki“ des israelisch-russischen Regisseurs<br />

Alexander Gentelev und „The Gift to Stalin“<br />

von Rustem Abdrashov.<br />

„The Gift to<br />

Stalin“ von<br />

Rustem Abdrashov<br />

war einer<br />

von zwei russischsprachigen<br />

Filmen des Festiv<strong>als</strong><br />

Foto: Festival<br />

Jüdische Welten<br />

Personalie Staatskanzlei<br />

Seit Ende Oktober leitet Rainer Weiland nun<br />

auch offiziell die Gruppe Medien und Telekommunikation<br />

in der NRW-Staatskanzlei,<br />

der er bereits kommissarisch vorstand.<br />

Weiland koordiniert damit die medienpolitischen<br />

Aufgaben in der Düsseldorfer Staatskanzlei und<br />

berichtet an Staatssekretär Michael Mertens<br />

und NRW-Medienminister Andreas Krautscheid.<br />

Die Position Weilands <strong>als</strong> Leiter des Re-<br />

Neu bei der EFA<br />

Deutsch-Belgisches Koproduktionstreffen<br />

Wo Firmen Filme<br />

finanzieren<br />

VON GÜNTER H. JEKUBZIK<br />

stand. Mit dem Goldenen Biber wurde Franz<br />

Müllers Kinofilm „Die Liebe der Kinder“ auf<br />

den 31. Biberacher Filmfestspielen Anfang<br />

November ausgezeichnet.<br />

Die European Film Academy (EFA), die am<br />

12. Dezember in der Bochumer Jahrhunderthalle<br />

die Europäischen Filmpreise vergibt, hat<br />

Claudia Droste-Deselaers <strong>als</strong> neues Mitglied<br />

in ihre Reihen aufgenommen. Die stellvertretende<br />

Geschäftsführerin und Leiterin der Produktionsförderung<br />

der <strong>Filmstiftung</strong> NRW ist<br />

damit eines von rund 2.000 Mitgliedern der EFA,<br />

die aus den nominierten Produktionen die Preis-<br />

Die anwesenden Filmförderer stellten ebenfalls ihre Förderinstrumentarien<br />

vor. André Sommerlatte, Medienreferent der<br />

Deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens, fasste die Idee des belgischen<br />

Tax Shelter dabei so zusammen: „Belgien war bis vor einigen<br />

Jahren ein Land der Autorenfilme. Die Zersplitterung auch<br />

der Märkte – Flamen, Wallonen und die Deutschsprachige Gemeinschaft<br />

– ließ es gar nicht zu, Filme mit großen Budgets zu<br />

machen. Erst das Tax Shelter-Gesetz ermöglichte es, privat ge-<br />

newsletter 7/2009 – Meldungen<br />

„Lourdes“ auf Erfolgskurs: Nach Venedig<br />

gewann der Film auch Preise auf den Festiv<strong>als</strong><br />

in Sevilla und Warschau. Foto: stadt kino wien<br />

ferats Pressewirtschaft, Medienwirtschaft, Film<br />

und Fernsehen übernimmt Benedikt Berg-<br />

Walz, der bislang dem Referat Interaktive Medien,<br />

Medienkompetenz und Medienveranstaltungen<br />

vorstand. Diese Position soll nun via Stellenausschreibung<br />

neu besetzt werden. Rainer<br />

Weiland ist auch Mitglied des Fördergremiums<br />

der <strong>Filmstiftung</strong> NRW.<br />

www.medien.nrw.de<br />

träger wählen. Um sich mit EFA-Kollegen über<br />

ihre Favoriten zu beraten, braucht die gelernte<br />

Fotografin, die die Hochschule für Film und<br />

Fernsehen in München absolvierte, nicht weit<br />

zu gehen. Im Mai wurde ihr Kollege Martin<br />

Schneider, Leiter Verwaltung/Finanzen der<br />

<strong>Filmstiftung</strong> NRW und in der Geschäftsführung<br />

der ifs – internationale filmschule köln,<br />

in den EFA-Kreis aufgenommen, dem auch <strong>Filmstiftung</strong>schef<br />

Michael Schmid-Ospach seit<br />

2001 angehört.<br />

neriertes Geld in Filme zu investieren.“ Tax Shelter erlaubt in Belgien<br />

steuerpflichtigen Unternehmern, Unternehmensgewinne in<br />

Filme zu investieren. Zum Charakter dieser Investments gehört<br />

es, dass die Firmen im Hintergrund bleiben und meist nicht genannt<br />

werden wollen.<br />

Das „Networking“ bis spät in die Nacht und eine allgemeine<br />

Zufriedenheit der Teilnehmer, „die nichts Großes erwartet haben,<br />

aber etwas bekamen in ganz genau der richtigen Größe“,<br />

verbucht André Sommerlatte schon jetzt <strong>als</strong> Erfolg. Bei zwei Filmen<br />

konnte der Abend in Eupen direkt konkretes Interesse verzeichnen.<br />

Peter Kreutz von der Kölner aquafilm unterzeichnete<br />

schon eine Woche später in Brüssel eine Vereinbarung zur<br />

Zusammenarbeit mit der belgischen Dragons Films Productions<br />

und der französischen Sirocco Films, um unter der Regie<br />

von Gérard Corbiau („Farinelli“) den Film „Dreamer“ nach<br />

einem Drehbuch von Orson Welles und einer Vorlage von Karen<br />

Blixen umzusetzen.


Bernadette Heerwagen und Daniel Brühl („Die kommenden Tage“) sorgten mit den<br />

Kinoprämien für Freude bei Christian Müller-Espey und Werner Laberenz von der<br />

Lichtburg in Wetter<br />

Strate-Laudator Mario Krebs<br />

mit Michael Beckmann<br />

(Twentieth Cent Fox)<br />

Jürgen Breuer (Babylon Hagen),<br />

Senta Berger und Christian Schmalz<br />

(Off-Broadway Köln)<br />

Finanzspritze auch für das Kur-Theater<br />

Hennef: die Betreiber Brigitte König und<br />

Daniel Huys mit ihrem Paten Daniel Brühl<br />

Volker Pannenbecker (Hansa Kino Lemgo),<br />

Senta Berger und Regisseur Oskar Roehler<br />

Die Schauspielerin und<br />

Moderatorin Nadine Krüger,<br />

hier mit Gastgeber Michael<br />

Schmid-Ospach, führte<br />

durch den Abend im Savoy<br />

Daniel Brühl war ein<br />

begehrter Interviewpartner<br />

auf dem roten Teppich<br />

Anke Teuber und Andrea Gollnow vom Kino<br />

Endstation Bochum mit „Päpstin“ Johanna Wokalek<br />

Spitzenprämien für<br />

Spitzen-Kinobetreiber:<br />

die prominenten Paten<br />

überreichten Prämien<br />

bis zu 18.000 Euro<br />

Sonderehrung für Manfred Kremer:<br />

Britta Lengowski (Kinoförderung<br />

der <strong>Filmstiftung</strong> NRW) überreicht<br />

dem langjährigen Betreiber<br />

des Kölner Kinos „Theater am<br />

Weißhaus“ ein Präsent<br />

Steffen Kuchenreuther<br />

(SPIO) ehrte den Warburger<br />

Kinobetreiber<br />

Heribert Schlinker (links,<br />

u.a. FFA, HDF) für<br />

seine Verdienste um die<br />

Filmwirtschaft<br />

Das Savoy-Kino in Düsseldorf<br />

bot einen würdigen Rahmen für die<br />

Vergabe von insgesamt 429.000 Euro<br />

an 58 engagierte Filmtheater aus<br />

<strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong><br />

Jahresfilmprogramm-Prämien der<br />

<strong>Filmstiftung</strong> NRW<br />

Kinos mit<br />

Mehrwert<br />

as Geld kann ich gut gebrauchen für mein<br />

DKino in Berlin.“ Nicht nur Kinobetreiber aus<br />

<strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong> freuten sich am 4. November<br />

im Düsseldorfer Savoy-Theater bei der Verleihung<br />

der Jahresfilmprogramm-Prämien.<br />

Auch Regisseur, Produzent und Kinobetreiber Michael<br />

Verhoeven kam der mit 20.000 Euro dotierte<br />

Strate-Preis, den er an diesem Abend gemeinsam<br />

mit seiner Ehefrau Senta Berger für ihre<br />

gemeinsamen Verdienste um den deutschen<br />

Film erhielt, gut zupass. Produzent Mario Krebs<br />

hielt die Laudatio für die Auszeichnung, die die<br />

<strong>Filmstiftung</strong> NRW mit dem HDF Kino e.V. vergibt.<br />

Insgesamt wurden an diesem Abend 58<br />

NRW-Kinos für ihr herausragendes Programm mit<br />

Prämien in Höhe von 429.000 Euro geehrt. Die<br />

Höchstprämie ging dabei mit 18.000 Euro an das<br />

Cinema in Münster, das noch vor ein paar Jahren<br />

vor dem Aus stand. Mit dem Innovationspreis<br />

Kino, den NRW-Medienminister Andreas Krautscheid<br />

überreichte, wurde die Essener Lichtburg<br />

und die Filmpalette<br />

in Köln<br />

ausgezeichnet.<br />

Eine besondereEhrung<br />

für seinenjahrelangen<br />

Einsatz für<br />

den Film erhielt<br />

der überraschteWarburger<br />

Kinobetreiber<br />

Heribert Schlinker.<br />

„In Zeiten der Krise<br />

können sich die Kinobetreiber<br />

auf zwei<br />

Partner verlassen: die<br />

Besucher und die<br />

<strong>Filmstiftung</strong> NRW“,<br />

bekräftigte <strong>Filmstiftung</strong>s-Geschäftsführer Michael<br />

Schmid-Ospach das Engagement der Düsseldorfer<br />

Filmförderung für die Filmtheater. Zuvor<br />

hatte bereits Medienminister Andreas Krautscheid<br />

Unterstützung für die NRW-Kinos bei der Digitalisierung<br />

angekündigt.Um sich für die Arbeit der<br />

Kinos zu bedanken, waren auch in diesem Jahr<br />

wieder viele Prominente zur Prämien-Verleihung<br />

gekommen, wie etwa das „Päpstin“-Team mit<br />

Sönke Wortmann, Johanna Wokalek und Anatole<br />

Taubman sowie auch Lars Kraume, der gemeinsam<br />

mit Daniel Brühl und Bernadette Heerwagen<br />

Bilder vom Dreh zu seinem neuen Film<br />

„Die kommenden Tage“ mitgebracht hatte. Oskar<br />

Roehler war mit Gudrun Landgrebe angereist,<br />

um seinen Film „Jud Süß – Film ohne Gewissen“<br />

vorzustellen. Außerdem zeigte Produzentin Sonja<br />

Ewers Szenen aus der preisgekrönten Koproduktion<br />

„Lebanon“ und Strate-Preisträgerin Senta<br />

Berger machte mit Ausschnitten neugierig auf<br />

ihren neuen Film „Satte Farben vor Schwarz“, in<br />

dem sie neben Bruno Ganz die Hauptrolle spielt.<br />

Bei der Spendensammlung, die in diesem Jahr<br />

der Elterninitiative Herzkranker Kinder und Jugendlicher<br />

Bonn e.V. und dem Trebe Café, einer Hilfsinitiative<br />

für obdachlose Mädchen in Düsseldorf<br />

zu Gute kommt, gingen bislang 5.400 Euro ein.<br />

Innovationspreis:<br />

NRW-Medienminister<br />

Andreas Krautscheid<br />

mit den<br />

Preisträgern Marianne<br />

Menze, Lichtburg<br />

Essen, und<br />

Joachim Kühn,<br />

Filmpalette Köln<br />

Paten und<br />

Preisträger,<br />

(linke Reihe<br />

vorne): Oskar Roehler, Bernadette Heerwagen, Daniel Brühl, Gudrun Landgrebe, Nadine<br />

Krüger und NRW-Medienminister Andreas Krautscheid; (hinten): Anatole Taubman, Sönke<br />

Wortmann, Johanna Wokalek, <strong>Filmstiftung</strong>s-Geschäftsführer Michael Schmid-Ospach,<br />

Senta Berger, Michael Verhoeven und Lars Kraume<br />

Die Strate-Preisträger:<br />

Ehepaar Senta Berger und<br />

Michael Verhoeven mit<br />

Michael Schmid-Ospach<br />

Das „Päpstin“-<br />

Team mit Johanna<br />

Wokalek,<br />

Sönke Wortmann<br />

und Anatole<br />

Taubman freute<br />

sich, dass am<br />

Jafi-Tag die Eine-<br />

Millionen-Zuschauer-Hürde geknackt worden war. Mittlerweile steuert der NRWgeförderte<br />

Film auf 2,5 Millionen Besucher zu.<br />

Ehrung der Kinobetreiber, die Prämien zwischen 9.000 und 13.000 Euro erhielten<br />

Sönke Wortmann mit den engagierten<br />

Kinobetreiberinnen Gabriele Rosslenbroich<br />

und Margarete Papenhoff (Weltspiegel<br />

Mettman und Kino Ratingen)<br />

Direkt vom Set nach<br />

Düsseldorf zur Jafi:<br />

das Team von „Die<br />

kommenden Tage“<br />

(Regisseur Lars Kraume,<br />

Bernadette Heerwagen,<br />

Johanna Wokalek<br />

und Daniel<br />

Brühl) mit Moderatorin<br />

Nadine Krüger (l.)<br />

Prämien aus den Händen von Johanna<br />

Wokalek für Klaus Dieter Klepsch (Schloßtheater<br />

Münster) und Joachim Wahle,<br />

dessen Filmtheater in Winterberg zum ersten<br />

Mal dabei war<br />

Gudrun Landgrebe<br />

und Oskar Roehler<br />

machten Lust auf<br />

ihr aktuelles<br />

Projekt „Jud Süß – Film ohne<br />

Gewissen“<br />

Meldungen – newsletter 7/2009 11


Grimme: Gemeinsam bis 2014<br />

Bis zum Jahr 2014 und damit bis zur fünfzigsten<br />

Ausrichtung des Grimme-Preises bleibt Uwe<br />

Kammann in Marl Direktor und Geschäftsführer<br />

des Adolf-Grimme Institutes, dem er<br />

seit Mai 2005 vorsteht. Zuvor<br />

war er über zwanzig<br />

Jahre Redakteur des<br />

Evangelischen Pressedienstes<br />

in Frankfurt. Die<br />

einstimmig getroffene Entscheidung<br />

kommentierte<br />

Uwe Kammann,<br />

Foto: Adolf-Grimme-<br />

Institut/Jens Becker<br />

SchulkinoWochen:<br />

Sehen lernen<br />

Ihren Unterricht vom Klassenzimmer in den Kinosaal<br />

verlegen können Schulen zwischen Rhein<br />

und Weser während der SchulkinoWochen<br />

NRW, die vom 21. Januar bis zum 10. Februar<br />

stattfinden. Für das Programm stehen mehr<br />

<strong>als</strong> 160 Filme zur Verfügung – von aktuellen Kinohits<br />

über beliebte Klassiker und <strong>Dokument</strong>arfilme<br />

bis zu Animationen und neuerdings<br />

auch Kurzfilmen – alles unter dem Motto: „Mit<br />

Filmen sehen lernen“. Detaillierte Infos unter<br />

www.filmundschule.nrw.de. Dort findet<br />

sich auch die Hotline des Projektteams, das im<br />

LWL-Medienzentrum für <strong>Westfalen</strong> unter<br />

der Leitung von Marlies Baak-Witjes die<br />

Schulkinowochen von Münster aus koordiniert.<br />

Bielefeld: Torte und<br />

Filme zum 20.<br />

Jedes Jahr im Herbst entrollt das Filmhaus<br />

Bielefeld den roten Teppich für die ostwestfälische<br />

Filmszene. Zur 20. Auflage des regionalen<br />

Film- und Videowettbewerbs gab<br />

es eine Riesentorte mit dem Motto des diesjährigen<br />

Festiv<strong>als</strong>: „Gratuliere!“. Dementsprechend<br />

liefen am 27. November im Theaterlabor 35 kurze<br />

filmische Auseinandersetzungen mit dem<br />

Thema „Feiern“ über die Leinwand. Der Hauptpreis<br />

und damit die Trophäe „Der kleine Plumpe“<br />

ging an Hagen Klaile und Florian Gerding<br />

für ihren Film „Muss besser werden“. Den<br />

2. Preis gewann der Bielefelder Paul Leger für<br />

seinen Film „Hi, Tiger“. Michel Esselbrügge,<br />

ebenfalls aus Bielefeld, konnte sich <strong>als</strong> Träger<br />

des 3. Preises mit seinem Film „Die Auferstehung<br />

des Silvanus“ auch <strong>als</strong> Publikumsfavorit<br />

durchsetzen. Filmhaus-Vorstand Ronald<br />

Herzog war zufrieden: „Die Vernetzung der<br />

Szene und die Förderung des filmischen Nachwuchses<br />

wird durch solche Veranstaltungen bestens<br />

bewirkt.“<br />

www.filmhaus-bielefeld.de.<br />

12<br />

Michael Schmid-<br />

Ospach, Vorsitzender<br />

des Grimme-Aufsichtsrates<br />

und Geschäftsführer der<br />

<strong>Filmstiftung</strong> Nord-<br />

rhein-<strong>Westfalen</strong>, <strong>als</strong> ein klares Signal für<br />

„Qualität und Kontinuität“ des Hauses. Eine der<br />

zentralen Aufgaben seiner neuen Amtszeit sieht<br />

Kammann in der Schaffung neuer Strukturen,<br />

die sich aus der zunehmenden Konvergenz der<br />

Medien für das Institut ergeben werden. Dazu<br />

zählt auch die Integration des ebenfalls in Marl<br />

ansässigen Europäische Zentrum für Me-<br />

dienkompetenz (ecmc). Mit dem ecmc, so<br />

Schmid-Ospach, werde eine interessante Institution<br />

in die Arbeit unter dem Namen des<br />

WDR-Intendanten integriert. Die von den Gesellschaftern<br />

beider Einrichtungen beschlossene<br />

Eingliederung trägt der Tatsache Rechnung,<br />

dass deren Aufgabenbereiche weitgehend dekkungsgleich<br />

sind. Zudem sind die Gesellschafter<br />

beider Institute teilweise identisch. Das Grimme-Institut<br />

wird getragen vom Deutschen<br />

Volkshochschul-Verband, der <strong>Filmstiftung</strong><br />

NRW, dem WDR, dem ZDF, der Landesanstalt<br />

für Medien <strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong><br />

(LfM) und der Stadt Marl. Gesellschafter des<br />

ecmc sind die LfM, die Stadt Marl, der WDR und<br />

das Land <strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong>. „Im Zuge<br />

der Fusion plant das Land, <strong>als</strong> Gesellschafter<br />

bei Grimme einzusteigen“, so Andreas<br />

Krautscheid, NRW-Minister für Bundesangelegenheiten,<br />

Europa und Medien. Ein Schritt, der<br />

von allen bisherigen Gesellschaftern ausdrücklich<br />

begrüßt wird.<br />

Adolf-Grimme-Institut, Tel. (02365)<br />

9189-0; info@grimme-institut.de<br />

CIVIS sucht Filme<br />

Bis zum 20. Januar läuft die Einreichfrist für CI-<br />

VIS, den europäischen Medienpreis für Integration<br />

und kulturelle Vielfalt. Gesucht werden Radio-<br />

und Fernsehprogramme sowie journalistische<br />

Internetangebote, „die sich in überzeugender<br />

Weise der Themen Integration und kulturelle<br />

Vielfalt in Europa annehmen“. Dotiert ist<br />

der CIVIS mit insgesamt 46.000 Euro. Mit dem<br />

Young CIVIS Media Prize wird außerdem<br />

ein europäischer Förderpreis für junge Journalisten<br />

sowie Studierende der Film- und Medienhochschulen<br />

vergeben. Mehr Infos unter<br />

www.civismedia.eu.<br />

Münster: Geheimnis<br />

des Lichts<br />

Der niederländische Kameramann René Begas<br />

weiß viel über Licht und über das geheime<br />

Leben der Frösche. Gemeinsam mit WDR-<br />

Wissenschaftsmoderator Ranga Yogeshwar<br />

hat er sie im vietnamesischen Dschungel aufgespürt,<br />

ausgeleuchtet und aufgenommen.<br />

Jetzt reicht er sein Wissen an die Teilnehmer eines<br />

Lichtseminars (18.-20.12.) der Filmwerkstatt<br />

Münster weiter. Mehr Infos zu „Licht<br />

2 – Gestaltung und Synergie“ unter www.<br />

filmwerkstatt.muenster.de.<br />

„Weniger Geld, mehr Programm, viel Begeisterung“<br />

– so resümiert Veranstalter Michael P.<br />

Aust das 6. Film- und Medienmusik-Festival<br />

SoundTrack Cologne. Aust freut sich über<br />

knapp 3.600 Veranstaltungsbesuche und rund<br />

600 Akkreditierte. Bei der Preisverleihung am 21.<br />

November im Gloria-Theater sorgten Hollywood-Komponist<br />

John Frizzell (u.a. „Alien –<br />

Die Wiedergeburt“), Lola-Preisträger Niki Reiser<br />

(„Im Winter ein Jahr“) und „Die Päpstin“-<br />

Komponist Marcel Barsotti für die richtigen<br />

Tonlagen. Sie übergaben den Filmmusikpreis<br />

New Sound in European Film, der in der<br />

Fünf Jahre LaDoc:<br />

Varda gratuliert<br />

Zur Feier ihres fünfjährigen Bestehens macht sich<br />

das Kölner <strong>Dokument</strong>arfilm-Frauen-Netzwerk<br />

LaDoc ein besonderes Geburtstagsgeschenk.<br />

Gleich auf dreierlei Weise widmen sich<br />

die Frauen Agnes Varda und ihrem Werk.<br />

Selbstverständlich wird die Grande Dame des<br />

französischen Kinos auch persönlich anwesend<br />

sein. In einer ausführlichen Retrospektive sind<br />

ab dem 30. Dezember Filme wie „Le Bonheur<br />

– Glück aus dem Blickwinkel des Mannes“, „Daguerreotypen<br />

– Leute aus meiner<br />

Straße“, „Mauerbilder“<br />

oder „Jane B. ... wie Birkin“ zu<br />

sehen. Höhepunkt der Reihe:<br />

das Double-Feature „Die<br />

Sammler und die Sammlerin“<br />

und „Zwei Jahre danach“ mit<br />

einem anschließenden Gespräch<br />

mit der Filmemacherin<br />

und Künstlerin. Alle Filme und<br />

die LaDoc-Lecture mit Varda<br />

finden im Kölner Odeon statt.<br />

Dort ist auch vorab im ständigen<br />

Programm das aktuelle<br />

Werk „Die Strände von Agnès“<br />

zu sehen, das 2009 den César<br />

<strong>als</strong> bester <strong>Dokument</strong>arfilm gewann<br />

und für den Oscar nominiert<br />

war. Daneben wird es im<br />

Kölner Institut Français eine<br />

Fotoausstellung geben; dort<br />

wird auch die Arbeit der bildenden<br />

Künstlerin Varda gewürdigt.<br />

Ihre Installation „Patatutopia“<br />

ist vom 15. Januar bis 10.<br />

Metropol: 30 und<br />

schon bald 70<br />

Im Juni 2010 wird das Düsseldorfer Metropol<br />

70 Jahre alt. Grund zum Feiern gab es aber<br />

schon im November. Vor 30 Jahren übernahm<br />

Udo Heimansberg das älteste Filmtheater am<br />

Platz und führt es – seit 1983 gemeinsam mit<br />

Kalle Somnitz – durch das Auf und Ab der<br />

Lichtspiel-Sparte. Seit 1998 ist das Kino im Stadtteil<br />

Bilk Teil von Heimansbergs und Somnitz`<br />

Düsseldorfer Filmkunstkino GmbH. Der<br />

ursprüngliche Saal – im Krieg erbaut, zerstört<br />

und 1949 wiedererbaut – hatte einmal über 800<br />

Plätze. 1965 wurde er abgerissen und durch einen<br />

Saal mit 199 Plätzen und ein Hotel ersetzt.<br />

Seit 1992 besteht das Metropol aus dem Cinerama<br />

mit 125 Sitzplätzen, dem Phantom (42)<br />

und dem Kinocafé Playtime. Hier lässt Theater-<br />

Soundtrack Cologne: klingende Momente<br />

Kategorie Filmscore an Sounddesigner Felix<br />

Rösch und in der Kategorie Sounddesign an<br />

Komponist Philip Specht (beide Düsseldorf)<br />

ging. Komponistin Anna Solovieva-Drubich<br />

aus Russland erhielt eine Lobende Anerkennung.<br />

Erstm<strong>als</strong> vergeben wurde der mit 1.500 Euro dotierte<br />

Peer-Raben-Music-Award für die beste<br />

Musik in einem Kurzfilm. Dessen Kriterien –<br />

innovative und dramaturgisch nachvollziehbare<br />

Verwendung von Musik und Ton in Beziehung<br />

zum Bild – erfüllte der Kurzfilm „Noirville“ mit<br />

der Musik des Filmkomponisten Titas Petrikis<br />

aus Litauen. Der zum zweiten Mal verliehe-<br />

newsletter 7/2009 – Meldungen<br />

Februar in der Orangerie – Theater im Volksgarten<br />

zu besichtigen.<br />

LaDoc wurde 2003 von unabhängigen Kölner<br />

Autorinnen, Regisseurinnen, Cutterinnen<br />

und Kamerafrauen mit dem Ziel gegründet, die<br />

eigenen Produktionsbedingungen zu verbessern.<br />

Die regelmäßigen LaDoc-Lectures sollen „einen<br />

direkten Einblick in den Berufsalltag einer Branche<br />

mit hohem Glamourfaktor geben. Ihre besondere<br />

Qualität liegt darin, dass Filmschaffende<br />

selbst ihre Gäste präsentieren“, so Mitorganisatorin<br />

Elfriede Schmitt.<br />

www.ladoc.de.<br />

Agnes Varda in „Die Strände von Agnès“, Foto: cine-tamaris.com<br />

Jubiläen im Metropol: Udo Heimansberg (l.)<br />

und Kalle Somnitz in Feierlaune, Foto: Eric Horst<br />

leiter Frank Wickinghoff das Filmprogramm<br />

mit dem Getränkeangebot korrespondieren.<br />

Metropol, Tel. (0211) 349709;<br />

metropol@filmkunstkinos.de<br />

ne Deutsche Fernsehmusikpreis, den die<br />

Cologne Conference und der Veranstalter<br />

stiften, ging an den Weinheimer Komponisten<br />

Biber Gullatz und seinen Kölner Kollegen Andreas<br />

Schäfer für ihren Filmscore zu „Der verlorene<br />

Vater“. Den beiden sei es gelungen, „mit<br />

ihrer Melodie auch diejenigen Momente zum<br />

Klingen zu bringen, die ohne Musik auskommen“,<br />

so die Jury. Das könnte sicherlich auch Dirigent<br />

und Can-Mitgründer Irmin Schmidt,<br />

der für sein Lebenswerk <strong>als</strong> Filmkomponist (u.a.<br />

„Rote Erde“, „Palermo Shooting“) mit dem<br />

SoundTrack Cologne Ehrenpreis ausgezeichnet<br />

wurde. Mehr Infos zum Festival unter<br />

www.soundtrackcologne.de.


KunstFilmBiennale: Genres verbinden<br />

s war voll bei der diesjährigen Premiere der<br />

EKunstFilmBiennale, die vom 28. Oktober bis<br />

zum 1. November in Köln und Bonn stattfand.<br />

Der Venedig-Sieger „Lebanon“ zog, und so blieb<br />

im großen Kinosaal des Cinedoms kein Platz<br />

mehr frei. Der Film von Samuel Maoz, der von<br />

der Kölner Ariel Films produziert wurde, ließ<br />

kaum einen der Besucher ungerührt und war<br />

der perfekte Festivalauftakt für den künstlerischen<br />

Leiter Heinz Peter Schwerfel.<br />

Rund 4.500 Cineasten, Kunstfreunde und<br />

Filminteressierte kamen dieses Jahr zur Kunst-<br />

FilmBiennale, um sich 160 Filme im Rahmen der<br />

vom Land NRW geförderten Veranstaltung anzuschauen.<br />

In zwei Diskussionsrunden in der<br />

Kunsthochschule für Medien Köln und dem<br />

Kunstmuseum Bonn diskutierten Künstler mit<br />

Kuratoren über aktuelle Fragen des Films zwischen<br />

Kunst und Kino. Darüber hinaus präsentierten<br />

acht Kölner Galerien sowie das Kölner<br />

Museum Ludwig parallel zum Festival Ausstellungen<br />

von Künstlern, die über oder mit bewegten<br />

Bildern arbeiten.<br />

Die diesjährige KunstFilmBiennale, eine Initiative<br />

der SK Stiftung Kultur, der Kunststiftung<br />

NRW und der Stadt Köln, die in Kooperation mit<br />

der <strong>Filmstiftung</strong> NRW sowie der VG Bild-Kunst<br />

stattfindet, hat sich in der Sicht des Festival-Geschäftsführers<br />

Gerhard Kock gegenüber der Vorjahresveranstaltung<br />

gesteigert: „Wir sind ja eher<br />

in der bildenden Kunst gestartet und haben uns<br />

jetzt in die Filmkunst erweitert.“ Die Grenze zwischen<br />

diesen Bereichen wird nicht nur in seiner<br />

Sicht immer fließender: „Nehmen Sie beispielsweise<br />

Steve McQueen, einen arrivierten Künst-<br />

NRW & Israel:<br />

Gute Partner<br />

seit zehn Jahren<br />

„Als ich den Israel Film Fund übernahm, lag der<br />

israelische Film am Boden. Die ersten, die trotzdem<br />

zu uns kamen, und uns die Hand reichten,<br />

waren Michael Schmid-Ospach und die <strong>Filmstiftung</strong><br />

NRW.“ Sichtlich bewegt blickte Katriel<br />

Schory, Chef des Israel Film Fund, zurück auf<br />

zehn Jahre Zusammenarbeit zwischen der NRW-<br />

Filmförderung und den Filmemachern seines<br />

Landes.<br />

Die <strong>Filmstiftung</strong> NRW hatte die Eröffnung<br />

der KunstFilmBiennale durch Samuel Maoz´ in<br />

Venedig preisgekrönten Film „Lebanon“ zum<br />

Anlass genommen, zu Ehren<br />

von Katriel Schory zu einem<br />

Empfang zu laden. Unter den<br />

Gästen waren u.a. Udo Kier,<br />

Kameramann Ed Lachman, Hajo<br />

Schomerus, die NRW-Produzenten<br />

Bettina Brokemper,<br />

Marcelo Busse, Markus Halberschmidt,<br />

Helga Binder und Sonja<br />

Ewers sowie der israelische<br />

Regisseur Maoz selbst, der am<br />

Ende des Festiv<strong>als</strong> für seinen<br />

von der <strong>Filmstiftung</strong> NRW geförderten<br />

Film den Publikumspreis<br />

gewann.<br />

„Es gibt keinen Vertrag über die Zusammenarbeit<br />

zwischen Israel und NRW, es ist eine Zusammenarbeit<br />

der Begegnungen und Filme“;<br />

betonte <strong>Filmstiftung</strong>schef Michael Schmid-<br />

Katriel Schory (l.) und<br />

Michael Schmid-Ospach<br />

im Düsseldorfer Savoy,<br />

Foto: Heike Herbertz<br />

ler, und dessen Arbeit ‚Hunger‘. Das ist ein Film,<br />

der die Qualität vieler Filmemacher übertrifft,<br />

aber McQueen würde sich nicht <strong>als</strong> Filmemacher<br />

bezeichnen.“ Und so wollte das Symposium<br />

„Experimentalfilm heute. Verloren<br />

zwischen Kunst und Kino?“ einen<br />

Überblick über die Entwicklung der<br />

Begriffe geben. Dabei verwies Matthias<br />

Müller, Lehrer an der Kunsthochschule<br />

für Medien in Köln, darauf,<br />

dass Experimental und Avantgarde<br />

<strong>als</strong> Begriffspaar immer noch eine<br />

Rolle spielten: „Aber auch die Klassifizierung<br />

<strong>als</strong> nicht vermarktbare Spielfilme<br />

hält sich.“ Filmgeschichte sei<br />

hauptsächlich in der Sprache der<br />

Geldanlage geschrieben worden. Dabei,<br />

so der Hochschullehrer, hätte die<br />

historische Avantgarde die Verbindung<br />

von Alltag und Kunst zum Ziel<br />

gehabt: „Im frühen Film gab es auch<br />

keine Trennung von Filmen für die<br />

Massen und Filmen <strong>als</strong> Kunst.“<br />

Mittlerweile hätten Experimentalfilmer wieder<br />

Vorlagen für den „Mainstream“ geprägt:<br />

„MTV- und Oliver Stone-Leute durchforsten die<br />

Archive. Und die verwackelte Handkamera ist<br />

mittlerweile Standard in jeder Cop-Show. Der<br />

Kapitalismus frisst einfach alles.“<br />

Lars Henrik Gass, Leiter der Internationalen<br />

Kurzfilmtage Oberhausen, ergänzte: „Es war der<br />

Musikfilm, der den Experimentalfilm aus seiner<br />

Erstarrung befreit hat.“ Er kritisierte: „Das Abweichende<br />

ist zum rein formalen Element geworden.<br />

Begrifflichkeit und Inhalt sind dem Ex-<br />

Ospach, der Schory für seinen Mut würdigte,<br />

auch kontroverse Stoffe wie „Paradise Now“<br />

oder „Die syrische Braut“ zu unterstützen. „Dafür<br />

hat er viel Ärger bekommen und oft die Frage<br />

gehört, ob er einer israelischen oder palästinensischen<br />

Filmförderung vorsteht.“<br />

„Mein Job ist es, den Filmemachern in meinem<br />

Land den Rücken freizuhalten“, erklärte<br />

Schory dazu und ergänzte. „Wir machen Filme<br />

against all odds. Aber Filme sind nun mal unser<br />

Leben.“<br />

Schmid-Ospach erinnerte auch an die ersten<br />

Kontakte vor zehn Jahren, <strong>als</strong> israelische Filmstudenten<br />

nach Bonn reisten, um sich dort mit<br />

Kommilitonen und Filmemachern aus NRW zu<br />

treffen. Aus diesem Treffen entwickelte sich eine<br />

kontinuierliche Kooperation, aus der bislang<br />

19 Koproduktionen zwischen<br />

Produzenten aus Israel und<br />

NRW hervor gingen. Dazu zählen<br />

Produktionen wie „Lemon<br />

Tree“, „Paradise Now“, „Lebanon“<br />

oder auch der Triangle<br />

Dialogue, eine Zusammenarbeit<br />

von Filmstudenten aus<br />

Köln, Jerusalem und Warschau.<br />

Bei der Eröffnung der<br />

KunstFilmBiennale im Anschluss<br />

an den Empfang blickte<br />

Schmid-Ospach noch einmal<br />

zurück auf die Preisverleihung<br />

in Venedig, wo mit Maoz und<br />

Shirin Neshat Filmemacher aus Israel und dem<br />

Iran geehrt wurden, die mehr verbindet <strong>als</strong><br />

trennt. Denn, so Schmid-Ospach: „Die Botschaft<br />

dieser Filme ist Frieden.“<br />

perimentalfilm abhanden gekommen. Nur eine<br />

kleine Community befasst sich heute noch<br />

mit dem Experimentalfilm, der komplett ins Abseits<br />

geraten ist. In den Fragebögen vieler Institutionen<br />

und Förderstiftungen kommt die Rubrik<br />

‚Experimentalfilm‘ nicht einmal mehr vor.“<br />

Heike Melba-Fendel mit Samual Maoz und dem<br />

Leiter des Kulturamts Köln, Konrad Schmidt-<br />

Werthern, bei der Überreichung des Publikumspreises<br />

für „Lebanon", Fotos: Bernd Arnold<br />

Wie sehr die Szene weiterhin in Bewegung<br />

ist und sich gängigen Definitionen entzieht, hat<br />

auch die Preisverleihung gezeigt. Einen der beiden<br />

Hauptpreise erhielt der finnische Künstler<br />

Jani Ruscica für den Kurzfilm „Evolutions“. In eine<br />

künstlerische Richtung geht auch der ebenfalls<br />

prämierte Kinoerstling des russischen Dramatikers<br />

Vasilij Sigarev („Wolfy“), der den mit<br />

15.000 Euro dotierten Preis der <strong>Filmstiftung</strong><br />

NRW für Filme ab 60 Minuten Länge erhielt. Der<br />

amerikanische Künstler Adam Leech wurde für<br />

IFFF: 2010 wieder in Köln<br />

Impressum<br />

Herausgeberin:<br />

Tanja Güß<br />

Chefredakteur:<br />

Rüdiger Bertram<br />

CvD:<br />

Stefanie Hadding<br />

Redaktion:<br />

Oliver Baumgarten, Katharina<br />

Blum, Peter Hanemann (A.R.T.)<br />

Wolfgang Hippe (A.R.T.)<br />

Christian Seebaum<br />

Mitarbeiter<br />

dieser Ausgabe:<br />

Uwe Mies, Michael Dlugosch,<br />

Anna Koskoda, Günter<br />

Jekubzik, Heiko R. Blum,<br />

Wilfried Urbe, Achim Dunker,<br />

Martin Block, Susanne<br />

Grüneklee, Heike<br />

Meyer-Döring (MEDIA)<br />

Redaktionsassistenz:<br />

Lena Kraan<br />

Gestaltung/Layout:<br />

inrhein, düsseldorf,<br />

alfred friese<br />

Titel:<br />

„Albert Schweitzer“;<br />

Foto: NFP<br />

Redaktionsschluss:<br />

4. Dezember 2009<br />

Anzeigenbetreuung:<br />

Lena Kraan,<br />

Tel. (0211) 9305024<br />

Anzeigenschluss<br />

für die nächste Ausgabe:<br />

15. Januar 2010<br />

Der newsletter ist kostenlos<br />

und kann bei der <strong>Filmstiftung</strong><br />

NRW wahlweise <strong>als</strong> Print-<br />

Version oder <strong>als</strong> <strong>PDF</strong> abonniert<br />

werden. Sobald das <strong>PDF</strong> zum<br />

Download zur Verfügung<br />

steht, werden Sie per Mail<br />

informiert.<br />

Die Eröffnung der KunstFilmBiennale<br />

fand im Cinedom im Kölner Mediapark statt.<br />

„Speech Bubble“ mit dem Preis des<br />

Verbandes der deutschen Filmkritik<br />

geehrt.<br />

Die beiden erstm<strong>als</strong> vergebenen<br />

Publikumspreise für lange und kurze Filme des<br />

Internationalen Wettbewerbs, dessen Filmauswahl<br />

von Nikolaj Nikitin kuratiert wurde, erhielten<br />

der Premierenfilm „Lebanon“ und der Kurzspielfilm<br />

„love you more“ der Londoner Künstlerin<br />

Sam Taylor-Wood. „Lebanon“ hatte bereits<br />

den Goldenen Löwen in Venedig gewonnen,<br />

aber bis zur KunstFilmBiennale noch keinen Verleih<br />

in Deutschland gefunden. „Jetzt, während<br />

unseres Festiv<strong>als</strong>, hat der Film einen Verleih gefunden.<br />

Das ist für mich eines der positivsten Ergebnisse<br />

unserer Veranstaltung“, freut sich Kock.<br />

von Wilfried Urbe<br />

Die nächste Ausgabe des Internationalen Frauenfilmfestiv<strong>als</strong> Dortmund|Köln (IFFF) wird<br />

vom 14. bis 18. April 2010 turnusgemäß wieder am Rhein stattfinden. Während die Einreichfrist<br />

für die Reihen „Panorama“ und „Queer Cinema“ bereits abgelaufen ist, besteht noch bis zum 8.<br />

Januar die Möglichkeit, Beiträge für den Internationalen Debütspielfilm-Wettbewerb einzusenden.<br />

Das entsprechende Formular gibt es <strong>als</strong> Download unter www.frauenfilmfestival.eu.<br />

Der Fokus der Kölner Ausgabe widmet sich Arbeiten von Regisseurinnen aus der Balkanregion,<br />

kuratiert von Journalistin und Filmemacherin Rada Sesic gemeinsam mit Betty Schiel und<br />

Sonja Hofmann.<br />

IFFF Dortmund|Köln, Tel. (0231) 5025162; info@frauenfilmfestival.eu<br />

Die Berücksichtigung von<br />

Terminen richtet sich<br />

nach dem Erscheinen des<br />

Newsletters im Internet.<br />

Das kann leider dazu führen,<br />

dass Termine bereits überholt<br />

sind, wenn die Druckausgabe<br />

des Newsletter ausgeliefert<br />

wird, bietet aber die größtmögliche<br />

Aktualität für die<br />

Download-Nutzer. Wir bitten<br />

dafür um Verständnis.<br />

Danke an alle Produzenten,<br />

Sender & Verleiher für<br />

ihre Unterstützung und<br />

die Bilder zu ihren Filmen.<br />

Tel.: (0211) 93 05 00<br />

Fax: (0211) 93 05 085<br />

Kaistraße 14<br />

40221 Düsseldorf<br />

newsletter@filmstiftung.de<br />

Meldungen – newsletter 7/2009 13


Heiko R. Blum,<br />

Foto: Heike Herbertz<br />

14<br />

In seiner Kolumne „gestern,<br />

heute, morgen“ blickt der<br />

Kölner Filmjournalist Heiko R.<br />

Blum zurück und nach vorne<br />

und widmet sich dabei sowohl<br />

aktuellen Filmthemen <strong>als</strong> auch Geschichten<br />

abseits des Tagesgeschäfts.<br />

Heiko R. Blum: „gestern, heute, morgen“<br />

3D – mehr <strong>als</strong> nur Effekte<br />

ch kann mich sehr gut an jenen freundlichen Septemberabend<br />

I1972 erinnern, <strong>als</strong> ich über den Münchner Lehnbachplatz schlenderte<br />

und die Kinoreklame für den amerikanischen Horrorfilm „Das<br />

Kabinett des Professor Bondi“ las. Begeistert von dem Titeldarsteller<br />

Vincent Price zog es mich in Roy del Ruths Brillenfilm hinein,<br />

doch die Enttäuschung war groß: Ich hatte gerade bei einer<br />

Augenoperation den Verlust des plastischen Sehens erlitten, so<br />

dass ich die 3D-Effekte nicht wirklich erleben konnte. Das Wachsfigurenkabinett<br />

des wahnsinnigen Wissenschaftlers, der mit seinem<br />

stummen Butler (Charles Bronson) das Haus führt, faszinierte<br />

jedoch auch ohne die Wahrnehmung der dritten Dimension,<br />

weil das szenische Umfeld entsprechend gruselig war. Meist waren<br />

die frühen 3D-Filme effektvolle Thriller mit oberflächlichen Effekten,<br />

wie „Bwana, der Teufel“ von Arch Oboler von 1952. Im<br />

Film ging es um einen Menschen fressenden Löwen, der durch<br />

die 3D-Effekte geradezu aus der Leinwand herauszuspringen<br />

schien.<br />

Doch auch anspruchsvolle Themen wie William Shakespeares<br />

„Der Widerspenstigen Zähmung“ in der Verfilmung von Cole Porters<br />

Musical „Kiss Me, Kate!“ in den 1950ern fanden begeisterte<br />

Zuschauer. Leider hat man für die deutsche Version der schwungvollen<br />

Show, bei der man das Gefühl hatte, die Tänzer würden in<br />

den Zuschauerraum hineintanzen, die Liedtexte synchronisiert und<br />

damit den blendenden Sängern die Stimmen weggenommen.<br />

Auch Alfred Hitchcock hatte 1954 mit „Dial M for Murder“ mit<br />

Ray Milland und Grace Kelly einen effektvollen Thriller gedreht. Der<br />

Film spielt ausschließlich in Innenräumen, eines der besten Krimikammerspiele<br />

mit dezenten plastischen Effekten.<br />

Wenn man solche Filme im Normalformat sieht, wird der Unterschied<br />

deutlich: Der Löwen-Film wirkt wie ein oberflächliches<br />

Spektakel, das Shakespeare-Musical und der Hitchcock-Film verlieren<br />

nichts von ihren inhaltlichen und formalen Reizen.<br />

Die Eröffnung der Filmfestspiele in Cannes mit dem amerikanischen,<br />

dreidimensionalen Trickfilm „Oben“ hat dem lange vergessenen<br />

Kinoformat wieder Aufmerksamkeit beschert, mit dem<br />

in den 50er und 60er Jahren die amerikanische Traumfabrik das<br />

Überleben geprobt hatte. Während andere Kinotechniken wie Cinemascope<br />

sich allmählich etablierten, setzte sich der 3D-Film wegen<br />

seiner komplizierten Produktions-, Projektions- und Rezeptionstechnik<br />

jedoch nicht durch, obwohl es immer wieder Versuche<br />

gab, solche Filme ins Kino zu bringen. Seit ein paar Jahren nun<br />

gibt es in den größeren deutschen Städten Kinos, die regelmäßig<br />

dreidimensionale Filme zeigen, angefangen mit Naturepen, inzwischen<br />

aber auch Abenteuer- und Fantasy-Filme. Das große Interesse<br />

der amerikanischen Pixar Studios spricht für eine weltweite<br />

Wiederbelebung dieser Kunst, die bei ihrer Erstauflage den verschiedenen<br />

Kinderkrankheiten zu erliegen drohte. Zahlreiche Studios<br />

und Filmemacher bekunden Interesse am dreidimensionalen<br />

Kino. Auch bei uns in Deutschland lebt inzwischen die dritte Dimension<br />

auf. So versuchte Wim Wenders, kurz vor Pina Bauschs<br />

überraschendem Tod einen <strong>Dokument</strong>arfilm über die Wuppertaler<br />

Tanzkünstlerin in 3D zu realisieren. Nach Dreharbeiten im Herbst<br />

wird der Film im kommenden Jahr fertig gestellt. Sowohl „Oben“<br />

<strong>als</strong> auch „Pina Bausch“ belegen, dass die neuen 3D-Versuche nicht<br />

mehr nur auf formale Spielereien und Effekte schielen, sondern<br />

interessante Stoffe und Themen kongenial ergänzen.<br />

W-film: Auf<br />

der Suche<br />

nach dem Film<br />

2000 gründete Stephan Winkler<br />

seine Firma W-film, mit der er<br />

Kurz-, <strong>Dokument</strong>ar- und Spielfilme<br />

entwickelt, produziert und verleiht.<br />

Bekannt wurde<br />

er zuerst mit seinem<br />

Label<br />

„Night of the<br />

Shorts“, bei dem<br />

regelmäßig preisgekrönteKurzfil-<br />

Stephan<br />

Winkler,<br />

Foto: W-film<br />

me gezeigt werden.<br />

2003 folgte<br />

der W-film Filmverleih,<br />

der u.a.<br />

Petra Seegers <strong>Dokument</strong>arfilm „Auf<br />

der Suche nach dem Gedächtnis“<br />

über den Gehirnforscher und Nobelpreisträger<br />

Eric Kandel im Portfolio<br />

hat. Der Film, der im Juni in die Kinos<br />

startete, entwickelte sich zum<br />

Langläufer und ist noch bis weit ins<br />

Jahr 2010 gebucht. Ganz aktuell<br />

lädt W-film vom 21. bis 23. Dezember<br />

ins Kölner Filmhaus, wo unter<br />

dem Titel „Christmas Shorts“ ein<br />

weihnachtliches Kurzfilmprogramm<br />

gezeigt wird. Für den Newsletter erzählte<br />

Stephan Winkler vom Erfolg<br />

des Kandel-Films und seinen weiteren<br />

Plänen.<br />

„Auf der Suche nach<br />

dem Gedächtnis“ läuft<br />

seit Juni im Kino, und ein<br />

Ende ist nicht abzusehen.<br />

Was macht den Film zu einem<br />

Langläufer?<br />

Jeder, der in den Film geht, ist<br />

positiv berührt und erzählt es weiter.<br />

Außerdem hat die Anwesenheit<br />

von Eric Kandel bei den Premieren<br />

und die Kinotour mit Regisseurin Petra<br />

Seeger sicher sehr geholfen. Das<br />

Thema des Films ist aktuell, die intensive<br />

Verleiharbeit, genaue Zielgruppenansprache,Expertentermine<br />

sowie die großartige Pressearbeit<br />

von Antje Krumm haben zu diesem<br />

Ergebnis geführt.<br />

Eric Kandel in „Auf der Suche nach<br />

dem Gedächtnis“, Foto: FilmForm Köln<br />

Wie haben Sie ihn<br />

positioniert?<br />

Neben der klassischen Vermarktung<br />

haben wir uns besonders<br />

auf Kooperationen mit Partnern wie<br />

z.B. Wissenschaftszug, Max-Planck-<br />

Institut, Science Lab, Gedächtnis-<br />

Training-Netzwerke, Psychologen,<br />

Neurologen und Universitäten in<br />

den jeweiligen Spielstädten konzentriert.<br />

Mit „Wenn Ärzte töten“<br />

läuft seit Anfang Dezember<br />

eine weitere Doku<br />

vom W-film Filmverleih<br />

in den Kinos. Wollen Sie<br />

sich auf das Genre spezialisieren,<br />

oder bleiben Sie<br />

auch dem Kurzfilm treu?<br />

Wir werden uns nicht allein<br />

auf <strong>Dokument</strong>arfilme spezialisieren.<br />

Unsere nächsten Starts sind zwei<br />

Spielfilme aus Spanien und Brasilien,<br />

eine deutsche <strong>Dokument</strong>ation und<br />

die zweite spanische Kurzfilmkompilation<br />

der erfolgreichen „Tapas<br />

Mixtas“ aus der Kinoreihe „Night of<br />

the Shorts“. Der Kurzfilm bleibt ein<br />

fester Bestandteil unserer Verleiharbeit,<br />

aber wir erweitern unser Spektrum.<br />

Was sind die weiteren<br />

Pläne von W-film?<br />

Ab 2010 wird W-film auch<br />

wieder eigene Filme, einen <strong>Dokument</strong>ar-<br />

und einen Spielfilm, für das<br />

Kino herstellen und an internationalen<br />

Koproduktionen beteiligt sein.<br />

Aktuell arbeiten wir an dem Spielfilm<br />

„Philipp & Julie“, eine deutschspanische<br />

Koproduktion.<br />

www.wfilm.com.<br />

Käutner Preis für Schlingensief<br />

Der Helmut Käutner Preis geht 2010 an den Film- und Theaterregisseur<br />

Christoph Schlingensief. Die Auszeichnung, mit der die Stadt Düsseldorf<br />

seit 1982 alle zwei Jahre an den in Düsseldorf geborenen Käutner<br />

erinnert, ist mit 10.000 Euro dotiert und wird im März an<br />

Schlingensief vergeben. 2008 war Berlinale-Chef Dieter<br />

Kosslick mit dem Preis ausgezeichnet worden. Zu den<br />

bisherigen Preisträgern gehören außerdem Wim Wenders,<br />

Bernhard Wicki und Hildegard Knef.<br />

„Mit Christoph Schlingensief würdigt der Rat der Stadt<br />

Düsseldorf eine Persönlichkeit, die sich in mehr <strong>als</strong> zwei<br />

Christoph Schlin- Jahrzehnten für die deutsche Filmkultur eingesetzt hat.<br />

gensief, Foto: Aino Er hat seine Karriere am experimentellen Rande des Ki-<br />

Laberenz<br />

nos begonnen und ist bis ins medienwirksame Zentrum<br />

vorgestoßen, ohne sich jem<strong>als</strong> in den Mainstream zu begeben“, begründete<br />

die Jury ihre Entscheidung.<br />

newsletter 7/2009 – Meldungen<br />

Das Essener Filmstudio Glückauf vor der Renovierung,<br />

Foto: Essener Filmkunsttheater<br />

Essen: Glückauf für<br />

das Filmstudio!<br />

„In den kommenden 20 Jahren wird im ältesten<br />

Kino des Ruhrgebiets wieder Filmkunst gezeigt<br />

werden können. Das ist sicher!“, verspricht der<br />

Verein Rettet das Filmstudio, angeführt<br />

von den Essener Kinobetreibern Marianne<br />

Menze und Hans-Peter Hüster. Am 18.<br />

Dezember ist es soweit: Das 1924 eingeweihte<br />

Essener Filmstudio Glückauf wird wieder<br />

eröffnet. Als Eröffnungsfilm läuft in einer<br />

Vorpremiere Fatih Akins „Soul Kitchen“. Tags<br />

drauf werden weitere filmische Leckerbissen geboten.<br />

Um 15.30 Uhr untermalen Solisten der<br />

Essener Philharmoniker unter der Leitung<br />

von Helmut Imig den Stummfilm „Abenteuer<br />

eines Journalisten“ von 1914. Um 17 Uhr<br />

folgt Robert Flahertys „Nanuk der Eskimo“.<br />

Das Festprogramm setzt sich fast eine Woche<br />

lang mit sechs weiteren Vorpremieren fort, bei<br />

denen im Ticketpreis von 3,50 Euro ein zehnminütiger<br />

Film über die Aufbauarbeiten und ein<br />

Glas Sekt enthalten sind.<br />

Bei der Renovierung, die das nostalgische<br />

Flair bewahrt hat, halfen neben vielen anderen<br />

die Europäische Union, das Land NRW,<br />

die Stadt Essen, die Sparkasse Essen, die<br />

NRW-Stiftung und die <strong>Filmstiftung</strong><br />

NRW. Dieter Gorny, Künstlerischer Direktor<br />

der Kulturhauptstadt RUHR.2010 und<br />

Aufsichtsratsvorsitzender der <strong>Filmstiftung</strong><br />

NRW, hatte sich dafür eingesetzt, dass das Filmstudio<br />

ein Projekt der Europäischen Kulturhauptstadt<br />

wurde. Mehr zum Eröffnungsprogramm:<br />

www.essener-filmkunsttheater.de.<br />

Blicke aus Bochum<br />

Die <strong>als</strong> „Blicke aus dem Ruhrgebiet“ eingeführten<br />

Filmtage im Bochumer Endstation Kino<br />

heißen seit der am 29. November zu Ende gegangenen<br />

17. Ausgabe Blicke – Filmfestival<br />

des Ruhrgebiets. Damit verweist der Name<br />

nun endlich eindeutig auf die Festivalform,<br />

die die Macher Gabi Hinderberger und<br />

Wolfgang Kriener bereits seit einiger Zeit<br />

etabliert haben: Gezeigt werden Arbeiten von<br />

Filmemachern aus der Region beziehungsweise<br />

Filme über das Ruhrgebiet. Fünf Preise wurden<br />

am Festiv<strong>als</strong>onntag vergeben. So sprach die<br />

aus Michael Girke, Peter Simon und Dirk<br />

Steinkühler bestehende Jury den von den<br />

Stadtwerken Bochum mit 1.500 Euro dotierten<br />

Blicke Filmpreis dem Mülheimer Filmemacher<br />

Rainer Komers für dessen neuen<br />

Film „Miltown, Montana“ zu. Der mit 1.000<br />

Euro dotierte Medienkunst Filmpreis Ruhr<br />

ging an die ehemaligen Bochumer Sylvie<br />

Boisseau und Frank Westermeyer für ihr<br />

Video „Chinesisch von Vorteil“. Weitere Auszeichnungen<br />

erhielten zudem der 12-sekündige<br />

„Flashlights“ von Stefan Zeyn sowie „Kohldampf<br />

am Heiligabend“ von Daniel Hein aus<br />

Dortmund.<br />

Blicke, Tel. (0234) 26616;<br />

info@blicke.org


Im Januar startet eine Buttgereit-<br />

Retrospektive im Filmmuseum Düsseldorf,<br />

Foto: Filmmuseum Düsseldorf<br />

Filmmuseum<br />

Düsseldorf: Splatter<br />

und Szenefilme<br />

Unter dem Titel „Sex.Murder.Art. Kino im Spagat<br />

zwischen Kunst und Splatter“ widmet das<br />

Filmmuseum Düsseldorf dem Berliner Filmemacher<br />

Jörg Buttgereit eine umfangreiche<br />

Retrospektive. Eröffnet wird sie am 8. und<br />

9. Januar mit einem Programm in Anwesenheit<br />

des Künstlers, in dessen Werk der Kölner Filmkritiker<br />

Daniel Kothenschulte einführt. Bis<br />

zum 28. Januar sind dann täglich weitere Filme<br />

in der Black Box zu sehen. Buttgereit wurde <strong>als</strong><br />

Kind hauptsächlich durch Godzilla- und Frankenstein-Filme<br />

sozialisiert, die er in „Horror Heaven“<br />

mit seiner zur Konfirmation geschenkten<br />

Super-8-Kamera umgehend neu verfilmte. Seine<br />

Filme liefen u.a. im Berliner Szeneladen Risiko<br />

auf der Yorckstraße, wo Blixa Bargeld<br />

hinterm Tresen stand und Nick Cave seinen<br />

Weltuntergangsmelodien nachsann.<br />

„Der gläserne Schlüssel“ ist der Titel einer<br />

Studioausstellung im Filmmuseum Düsseldorf<br />

mit Fotografien von Oliver Kern, die<br />

vom 24. Januar bis zum 28. März zu sehen ist.<br />

Der Titel ist ein Synonym und meint die begehrten<br />

Eintrittskarten, die Zugang zur Zauberwelt<br />

eines Filmfestiv<strong>als</strong> versprechen. Kern fotografierte<br />

die Bilder auf der Berlinale von 1998 bis<br />

2004 am Rande der aktuellen Berichterstattung<br />

bei offiziellen Anlässen oder Parties.<br />

www.duesseldorf.de/kultur/<br />

filmmuseum/<br />

Düsseldorf zeigt<br />

Kunstfilme<br />

Die Filmwerkstatt Düsseldorf präsentiert<br />

gemeinsam mit der Arbeitsgemeinschaft<br />

Kunstfilmtag am 19. Dezember im Theatersaal<br />

des Künstlervereins Malkasten den Kunstfilmtag<br />

2009. „Geräusch, Musik, Sprache,<br />

Stille – subtil, leise oder laut: In seiner räumlichen<br />

Präsenz schafft der Ton nicht nur eine Verdichtung<br />

von Atmosphären und Stimmungen,<br />

sondern hat auch die Fähigkeit, das bewegte<br />

Bild zu kontrastieren oder zu präzisieren“, so die<br />

Veranstalter. Im Januar folgen eine Reihe weiterer<br />

Filme zum Thema Kunst.<br />

www.filmwerkstattduesseldorf.de.<br />

„Wirklichkeitsspiele“ beim Filmbüro NW<br />

Es hat inzwischen schon Tradition, dass das<br />

Filmbüro NW zum Jahresausklang ein Symposion<br />

für Filmschaffende in NRW veranstaltet.<br />

Der Titel gebende Begriff „Wirklichkeitsspiele“<br />

wurde in den Anfängen des Fernsehens für<br />

Grenzgänge zwischen <strong>Dokument</strong>arfilm und Fiktion<br />

verwendet. Diese Vermischung, in Zeiten<br />

des Direct Cinema und Cinema Verité radikal abgelehnt,<br />

ist inzwischen beinahe zur (Fernseh)-<br />

Norm geworden, und die Diskussion darum, wie<br />

weit Inszenierung und dramaturgischer Eingriff<br />

im <strong>Dokument</strong>arfilmbereich gehen darf, erhitzt<br />

immer wieder die Gemüter. Am 3. Dezember<br />

diskutierten Publizisten, Filmwissenschaftler, Regisseure<br />

und Produzenten diese Entwicklung<br />

und das Unbehagen an der Mischform. Den Anfang<br />

machten Egon Netenjakob (Filmjournalist)<br />

und Dietrich Leder (KHM), die zeigen<br />

konnten, wie radikal, spannend und improvisativ<br />

der <strong>Dokument</strong>arfilm in den 60er und 70er<br />

Jahren sein durfte. „Das war wie Jazz“, so Egon<br />

Netenjakob.<br />

Wie weit der Einsatz von fiktionalen Formen im<br />

<strong>Dokument</strong>arfilm gehen darf und wie weit er gehen<br />

sollte, darüber stritten auf dem ersten Panel<br />

Beate Schlanstein, Christoph Hüb-<br />

Unlimited: Vernetzt<br />

und zufrieden<br />

„Sie sehen eine zufriedene Festivalleiterin vor<br />

sich“, freute sich Marita Quaas bei der Preisverleihung<br />

am 22. November im Festivalkino Odeon.<br />

Über 2.000 Besuche verzeichnete die 3. Ausgabe<br />

des Europäischen Kurzfilmfestiv<strong>als</strong> Unlimited<br />

in Köln. Durch gemeinsame Veranstaltungen<br />

mit den zeitgleich veranstalteten Festiv<strong>als</strong><br />

SoundTrackCologne und Cinepänz<br />

hätten sich Synergien, ein umfangreicheres Programm<br />

und ein attraktives Rahmenangebot ergeben.<br />

Im Wettbewerb Europa vergab die Jury<br />

den 1. Preis an den Debüt-Kurzspielfilm „Légende<br />

de Jean L’Inversé“ von Philippe la<br />

Mensch.<br />

Der Preis besteht im Ankauf des Gewinnerfilms<br />

durch WDR/Arte. Der 2. Preis ging an<br />

Mikhail Zheleznikovs Kurzdokumentation<br />

„Budka“. Das Preisgeld in Höhe von 750 Euro<br />

hatte die Kölner Produktionsfirma Zeitsprung<br />

Entertainment gestiftet. 500 Euro stiftete der<br />

WDR für den 3. Preis, den Laurie Hill für ih-<br />

1. Preis für die Doku<br />

„Man stirbt“ von<br />

Patrick Doberenz<br />

und Philipp Enders<br />

im Wettbewerb<br />

NRW, Foto: KHM<br />

Meldungen – newsletter 7/2009<br />

ner, Carl-Ludwig Rettinger und Petra<br />

Seeger und kamen dabei zu dem Ergebnis,<br />

dass es (nicht nur) abseits der seriellen und historischen<br />

Formate wichtig ist, den Einsatz von<br />

Reenactment oder Visual Effects immer wieder<br />

zu überprüfen und wenn möglich auf starke<br />

Charaktere und Originaltöne zu setzen.<br />

Das zweite Panel beleuchtete die verschiedenen<br />

Ansätze im Detail: Axel Engstfeld und Volker<br />

Heise zeigten die planvoll-dramaturgischen<br />

Aspekte ihrer Arbeit <strong>als</strong> Dienstleister („Terra<br />

X“) oder auch auf dem Experimentierfeld dokumentarischer<br />

Fernsehformen („24h Berlin“).<br />

Gonzalo Arijon und Bettina Blümner<br />

(„Prinzessinnenbad“) betonten die enge und untrennbare<br />

Verbindung von filmischer Form und<br />

Inhalt.<br />

Den Abschluss des Symposions bildete der Kinofilm<br />

„Stranded“ des Regisseurs Gonzalo Arijon,<br />

der anschließend im Gespräch mit dem <strong>Dokument</strong>arfilmer<br />

Robert Krieg spannende Details<br />

zu seinem Umgang mit den Spielszenen in<br />

seinem Film und seiner Zusammenarbeit mit<br />

dem Kameramann César Charlone („City of<br />

God“) zum Besten gab.<br />

von Susanne Grüneklee<br />

ren Animationsfilm „Photograph of Jesus“ bekam.<br />

Den Publikumspreis des Europäischen<br />

Wettbewerbs gewann Jeremy Clapin mit seinem<br />

Animationsfilm „Skhizein“. Dafür stiftete<br />

das Kölner Stadtmagazin choices 500 Euro. Im<br />

Wettbewerb NRW vergab die Jury den 1.Preis<br />

an Patrick Doberenz und Philipp Enders<br />

und ihre Kurzdokumentation „Man stirbt“. Der<br />

Preis besteht aus Filmtechnikmiete im Wert von<br />

2.500 Euro, gestiftet von der Kölner Camcar.<br />

Den 2. Preis gewann Johannes Duncker mit<br />

dem Kurzspielfilm „Iki Arada Bir Denizde“. Dafür<br />

hatte die Kölner Niederlassung des Medien-<br />

Versicherers Caninenberg & Schouten 500<br />

Euro gestiftet. Peter Hümmeler und Kim<br />

Düsselberg schließlich, die mit „Soltau“ überzeugten,<br />

konnten sich über den Publikumspreis<br />

NRW und über 1.000 Euro Preisgeld freuen. Stifter<br />

waren hier Unitymedia und KultCrossing.<br />

Unlimited wurde u.a. von der Stadt<br />

Köln, der <strong>Filmstiftung</strong> NRW und dem<br />

Land NRW gefördert.<br />

Unlimited; Tel. (0221) 67774116;<br />

info@kurzfilmfreun.de<br />

Heike Parplies gewann den <strong>Filmstiftung</strong> NRW Schnitt<br />

Preis Spielfilm für die Montage von „Alle anderen",<br />

Foto: Film+<br />

Film+: ausgezeichnete<br />

Editoren<br />

Die neunte Ausgabe des Kölner Montageforums<br />

Film+ endete am 30. November mit der<br />

Preisverleihung im Filmforum NRW im Museum<br />

Ludwig, wo zunächst Regisseur Peter Timm<br />

eine humorvolle Laudatio auf die Hommage-<br />

Trägerin Barbara Hennings hielt. Die Editorin,<br />

die sowohl den Geißendörfer Ehrenpreis<br />

Schnitt <strong>als</strong> auch eine Ehrung des BFS<br />

– Bundesverbandes Filmschnitt erhielt,<br />

war zuvor bereits während der Eröffnung von<br />

ihrem langjährigen Regiepartner Michael Verhoeven<br />

geehrt worden und stellte über das<br />

Wochenende Arbeiten aus 47 Schnittjahren vor.<br />

Während des Montageforums konnte sich im<br />

Wettbewerb um den mit 7.500 Euro dotierten<br />

<strong>Filmstiftung</strong> NRW Schnitt Preis Spielfilm<br />

Editorin Heike Parplies mit ihrer Montage<br />

von „Alle anderen“ bei der Jury (Andrew<br />

Bird, Christina Bentlage, Anna Brüggemann,<br />

Matthias Schellenberg, Sven<br />

Taddicken) durchsetzen. Den gleich hoch dotierten<br />

Bild-Kunst Schnitt Preis <strong>Dokument</strong>arfilm<br />

vergab die Jury (Rolf-Rüdiger<br />

Hamacher, Karin Jurschick, Wolfgang<br />

Reinke, Hajo Schomerus, Corinna Wichmann)<br />

an Gesa Marten für ihre Arbeit an<br />

„pereSTROIKA – umBAU einer Wohnung“. Über<br />

den in diesem Jahr einmalig von der <strong>Filmstiftung</strong><br />

NRW und dem Ministerpräsidenten<br />

des Landes NRW gemeinsam mit 2.500<br />

Euro dotierten Förderpreis Schnitt freute sich Editorin<br />

Szilvia Ruszev („Wagah“). Den inhaltlichen<br />

Schwerpunkt der Diskussionsrunden bildete<br />

der Genreschnitt, über den u.a. Jens Klüber<br />

mit den beiden bei der Kölner Action<br />

Concept beschäftigten Editoren Björn Gruber<br />

und Martin Habig sprach.<br />

Film+, Tel. (0221) 2858706;<br />

info@filmplus.de<br />

„Teza“ in Köln<br />

Im Januar ist der äthiopische Regisseur Haile Gerima<br />

Gast an der Kölner Kunsthochschule für<br />

Medien. Filminitiativ Köln, das auch das Afrika-Filmfest<br />

„Jenseits von Europa“ in der Domstadt<br />

organisiert, nimmt den Besuch zum Anlass, gemeinsam<br />

mit Pandora Film und in Kooperation<br />

mit dem WDR. Gerimas vielfach ausgezeichneten<br />

und von der <strong>Filmstiftung</strong> NRW geförderten<br />

Film „Teza“ in Anwesenheit des Regisseurs<br />

am 24. Januar im Filmforum NRW zu zeigen.<br />

www.filminitiativ.de<br />

15


Insight Out<br />

Digitales Produzieren<br />

in Film & TV<br />

igitales Produzieren ist<br />

DThema der von MEDIA<br />

geförderten Weiterbildungsmaßnahme<br />

der Hochschule<br />

für Film und Fernsehen (HFF)<br />

Konrad Wolf, die sich an Produzenten,<br />

Herstellungs- und<br />

Aufnahmeleiter, Kameraleute,<br />

Postproduktions-Experten,<br />

Medienwissenschaftler sowie<br />

Journalisten und Filmhochschullehrer<br />

richtet. An<br />

fünf Tagen treffen<br />

die Teilnehmer von<br />

Insight Out rund<br />

30 internationale<br />

Experten und erhalten<br />

einen Überblick<br />

über den gesamten<br />

Prozess<br />

des digitalen Produzierens<br />

von der<br />

Finanzierung bis<br />

zur Projektion.<br />

Vorträge und Diskussionen<br />

werden<br />

ergänzt durch<br />

praktische Workshops,<br />

in denen digitaleArbeitsabläufe<br />

vor Ort getestet<br />

werden können.Anmeldungen<br />

zu einzelnen<br />

Workshops sind<br />

möglich. Teilnehmer<br />

des gesamten<br />

Programms können<br />

sich erstmalig<br />

auch mit einem eigenen<br />

digitalen<br />

m kleinen und mittleren Unternehmen der<br />

Uaudiovisuellen Branche die Zusammenarbeit<br />

mit Banken zu erleichtern, plant die Europäische<br />

Kommission, das MEDIA 2007-Programm<br />

um einen Production Guarantee<br />

Fund zu erweitern. Das ist das Ergebnis einer<br />

Studie zum Thema „Die Rolle der Banken in der<br />

Europäischen Filmindustrie“, die von der Kommission<br />

im Mai 2009 veröffentlicht wurde. Im<br />

Zeitraum von 2010 bis 2013 werden dafür voraussichtlich<br />

Fördermittel in Höhe von acht Mil-<br />

16<br />

Projekt um eine<br />

Beratung im Hinblick<br />

auf Budget<br />

und Entwicklung<br />

bewerben. Die<br />

Teilnehmerzahl ist<br />

auf 70 begrenzt.<br />

2010 findet<br />

Insight Out vom 22. bis zum<br />

26. März statt. Ein eintägiger<br />

Workshop kostet 120 Euro,<br />

die Teilnahme an der Konferenz<br />

mit Frühbucherrabatt<br />

bis zum 31. Januar<br />

650 Euro für drei Tage,<br />

bzw. 950 Euro für<br />

fünf Tage. Später eingehende<br />

Anmeldungen<br />

kosten 800 bzw. 1.200<br />

Euro. Anmeldungen<br />

sind bis zum 7. Januar<br />

für Stipendien und bis<br />

zum 28. Februar für<br />

Projektberatungen<br />

möglich. Weitere Informationen:www.insightout-training.net<br />

Für die MEDIA-Seite des<br />

Newsletter berichtet Produzent<br />

Thorsten Flassnöcker von<br />

der Zieglerfilm Köln über seine<br />

Erfahrungen mit Insight<br />

Out:<br />

Warum haben<br />

Sie sich für die Teilnahme<br />

an Insight<br />

Out entschieden?<br />

Weil wir uns bei Zieglerfilm<br />

Köln immer wieder die<br />

Frage stellen, wie sich die di-<br />

Insight Out-Teilnehmer 2009,<br />

Foto: Cristian Pirjol<br />

Thorsten Flassnöcker,<br />

Foto:<br />

Zieglerfilm Köln<br />

gitalen Innovationen auf<br />

dem Feld der Film- und Fernsehproduktion<br />

und Postproduktion<br />

auf unsere tagtägliche<br />

Arbeit auswirken.<br />

Fragen wie „Drehen<br />

wir digital<br />

oder auf Film? Wie<br />

sieht unser optimaler<br />

Workflow<br />

aus?“ stellen sich<br />

vor jedem Projekt<br />

neu. Die Woche in<br />

Babelsberg gab<br />

mir die Möglichkeit,<br />

den Wissensstand<br />

2009 auf europäischer<br />

Ebene zu diskutieren.<br />

Was hat Ihnen<br />

die Teilnahme gebracht?<br />

Durch die diversen Vorträge<br />

und Workshops ergab<br />

sich die Gelegenheit, mit Kollegen<br />

aus ganz Europa, aber<br />

eben auch aus Deutschland,<br />

deren Stand der Entwicklung,<br />

die Vorlieben und Meinungen<br />

abzugleichen. Mir sind nach<br />

der Teilname die diversen<br />

Möglichkeiten und Vorteile<br />

des digitalen Workflows klarer.<br />

Wem würden<br />

Sie die Teilnahme an<br />

Insight Out empfehlen?<br />

Insight Out setzt in jedem<br />

Jahr unterschiedliche<br />

Schwerpunkte. In 2009 war<br />

das Programm so breit aufgestellt,<br />

dass viele Berufsfelder<br />

der Film- und Fernsehwirtschaft<br />

abgedeckt waren.<br />

Ignas Miskinis „LowLights",<br />

von MEDIA i2i gefördert,<br />

Foto: Bernd Spauke<br />

Guarantee Fund für Produzenten geplant<br />

lionen Euro bereitgestellt. Im Januar 2010 soll<br />

die Ausschreibung, in der sich Finanzorganisationen<br />

um die Verwaltung des Garantiefonds<br />

bewerben können, erfolgen.<br />

Durch die Absicherung privater Kredite<br />

durch den MEDIA Garantiefond, sollen Banken<br />

animiert werden, verstärkt in Filmproduktionen<br />

zu investieren. Damit beteiligt sich der Garantiefonds<br />

an den finanziellen Risiken für Produzenten,<br />

die mit der Aufnahme von Bankdarlehen<br />

verbunden sind.<br />

Finanzierungsförderung<br />

i2i Audiovisual<br />

Rund drei Millionen Euro stellt die Europäische<br />

Kommission für die Finanzierungsförderung<br />

i2i Audiovisual zur Verfügung.<br />

Die i2i-Förderung richtet sich an europäische<br />

Produzenten und unterstützt Finanzierungskosten<br />

für Kino- und Fernsehproduktionen<br />

(Spiel-, <strong>Dokument</strong>ar- und Animationsfilme),<br />

wie etwa Versicherungskosten,<br />

Darlehenszinsen und Fertigstellungsgarantien.<br />

Unabhängige Produktionsunternehmen<br />

können dafür maximal zwei Projekte<br />

einreichen und pro Projekt Förderbeträge<br />

zwischen 5.000 und 50.000 Euro bzw.<br />

maximal 50 Prozent der Gesamtkosten<br />

beantragen. Aus NRW erhielten zuletzt die<br />

Kölner Produktionsfirmen Dagstar Film für<br />

den Kinofilm „LowLights“ und die Tatfilm<br />

für ihre Dramen „Within the Whirlwind“<br />

und „Das Vaterspiel“ eine i2i-Förderung.<br />

Die Einreichtermine für 2010 sind der<br />

5. Februar für Projekte mit erstem Drehtag<br />

nach dem 1. Juli 2009, deren Verträge<br />

für die beantragten Bereiche<br />

zwischen dem 1. Juli 2009 und 5. Februar<br />

2010 unterschrieben sind, und<br />

der<br />

7. Juli 2010 für Projekte mit erstem<br />

Drehtag nach dem 1. Januar 2010<br />

und Vertragsunterzeichnung zwischen<br />

dem 1. Januar und 7. Juli 2010.<br />

Werden die Verträge früher unterzeichnet,<br />

werden die förderbaren Kosten erst ab<br />

dem 1. Juli 2009 bzw. dem 1. Januar 2010<br />

angerechnet.<br />

Aktuelle Aufrufe<br />

und Einreichtermine<br />

von MEDIA<br />

Finanzierungsförderung i2i<br />

Audiovisual (siehe Meldung)<br />

5. Februar 2010 / 7. Juli 2010<br />

Projektentwicklung Einzelprojekte<br />

und Projektpakete<br />

12. April 2010<br />

Projektentwicklung Interaktive<br />

Projekte 12. April 2010<br />

TV-Ausstrahlung<br />

5. März 2010<br />

28. Juni 2010<br />

Selektive Verleihförderung<br />

1. April 2010<br />

1. Juli 2010<br />

Festivalförderung<br />

30. April 2010 für Festiv<strong>als</strong>, die<br />

zwischen dem 1. November 2010<br />

und 30. April 2011 stattfinden<br />

Promotion/Marktzugang<br />

30. Juni 2010 für Aktionen,<br />

die zwischen dem 1. Januar 2011<br />

und dem 31. Mai 2011 beginnen.<br />

newsletter 7/2009 – MEDIA / Setbesuch<br />

In dieser Nacht sieht<br />

Köln aus wie Bangkok.<br />

Nicht ganz Köln,<br />

aber eine kleine Straße<br />

im Zentrum des Nacht-<br />

lebens ist zur asiatischen<br />

Basarstraße geworden,<br />

mit Garküchen und<br />

fliegenden Händlern,<br />

die eingelegte Gurken,<br />

Kirschen und Oliven<br />

feilbieten, Kleidung<br />

und Glühbirnen.<br />

Menschen drängen<br />

sich auf dem kurzen<br />

Straßenstück, auf dem<br />

Lars Kraume „Die kom-<br />

menden Tage“ dreht.<br />

Im Film wird dies eine<br />

Nacht im Jahr 2018<br />

sein – und der Ort der<br />

Handlung ist nicht<br />

Asien, sondern Berlin.<br />

ür sein Drehbuch habe er Entwicklungen<br />

Fvon heute einfach weiter gedacht, sagt Lars<br />

Kraume. Besonders die in vielen Bereichen bevorstehende<br />

Ressourcenknappheit werde früher<br />

oder später dazu führen, dass sich die Lebensverhältnisse<br />

global angleichen. Und das –<br />

jedenfalls nach unseren Standards – nicht zum<br />

Besseren. Als „film d’anticipation“ hat ein französischer<br />

Darsteller „Die kommenden Tage“ bezeichnet,<br />

das treffe es weit besser <strong>als</strong> „Science<br />

Fiction“, meint der Regisseur, „aber eigentlich<br />

ist es ein Melodram“. Erzählt wird über den Zeitraum<br />

von 15 Jahren die Geschichte einer Berliner<br />

Familie, deren Tochter Laura sich zwischen<br />

ihrer großen Liebe und der Gründung einer eigenen<br />

Familie entscheiden muss. Emotionale<br />

Verwicklungen treffen auf soziale Probleme, einen<br />

fernen Krieg um Öl und Terrorismus. Die<br />

Hauptrollen spielen Bernadette Heerwagen, Johanna<br />

Wokalek, Daniel Brühl, August Diehl, Susanne<br />

Lothar und Ernst Stötzner.<br />

„Und bitte!“ – Auf Kommando setzen sich<br />

die Menschen auf der Basarstraße, die bis dahin<br />

wie erstarrt gewirkt hatten, in Bewegung.<br />

Zunächst könnte man noch zweifeln, ob wirklich<br />

alle hier hin gehören oder sich nicht doch<br />

ein paar Kölner Nachtschwärmer auf den Set<br />

verloren haben. Jetzt aber scheint jeder Statist<br />

genau zu wissen, was er zu tun, wohin er sich


zu bewegen hat. Die Schauspieler Bernadette<br />

Heerwagen <strong>als</strong> Laura und August Diehl <strong>als</strong> Konstantin,<br />

der am Beginn einer Beziehung zu Laura<br />

steht, bahnen sich, erst gehend, dann laufend<br />

den Weg durch das Gewimmel zwischen<br />

den Verkaufsständen zum Hintereingang eines<br />

Kinos. Der Kamera-Dolly begleitet sie flink auf<br />

den auf dem Bürgersteig verlegten Schienen.<br />

Auf dem Wagen sind gleich zwei moderne digitale<br />

RED-Kameras montiert, eine mit 40mm-<br />

, die andere mit 25mm-Objektiv. Auf der kleinen<br />

Videoausspiegelung erinnert das von der<br />

Optik verdichtete Treiben vor den dampfenden<br />

Garküchen ein wenig an die wohl berühmteste<br />

pessimistische Zukunftsvision: Ridley Scotts<br />

„Blade Runner“.<br />

Auch Regisseur Lars Kraume ist zufrieden<br />

mit dem, was er auf dem Kontrollmonitor sieht,<br />

und bestätigt, dass Ähnlichkeit zum „Blade Runner“-Look<br />

in dieser Szene nicht ganz unbeabsichtigt<br />

ist. Auf Regen allerdings – der in Scotts<br />

Film häufig fällt – hat er nicht zuletzt aus Kostengründen<br />

verzichtet. Auch so ist diese Szene<br />

mit insgesamt 200 Statisten und Ausstattung<br />

einer ganzen Straße eine der teuersten des<br />

Films. Dennoch wirkt Kraume, dessen noch junge<br />

Laufbahn bereits mit zwei Adolf-Grimme-<br />

Preisen geschmückt ist, locker und entspannt.<br />

Jetzt zahlt sich aus, dass auch Regieassistent und<br />

Setbesuch bei „Die kommenden Tage“<br />

Ein Hauch von<br />

„Blade Runner“<br />

VON CHRISTIAN SEEBAUM<br />

Szenenbildnerin bereits seit einem Jahr mit dem<br />

Projekt befasst sind. Alles ist perfekt vorbereitet.<br />

„Das ist so ein Drehtag, an dem es für den<br />

Regisseur fast nichts mehr zu tun gibt. Ich stehe<br />

mir hier die Beine in den Bauch“, meint Kraume<br />

und liebäugelt scherzhaft mit der Idee, sich<br />

für ein paar Kölsch in die Eckkneipe zu verdrükken.<br />

Und er erzählt vom vorangegangenen,<br />

ganz andersartigen Dreh in einer Villa in Wuppertal,<br />

wo es extrem stressig gewesen sei, sechs<br />

Vollblut-Schauspieler gleichzeitig im Auge zu behalten<br />

und auf jedes Wort zu achten.<br />

Neben Wuppertal und Köln waren Arnsfeld,<br />

Arnsberg und Düsseldorf Drehorte für „Die<br />

kommenden Tage“ in NRW, wo 20 der insgesamt<br />

50 Drehtage angesetzt waren. Anschließend<br />

geht es weiter nach Berlin, dann zum Abschluss<br />

nach Tirol. Insgesamt sind vier Länderförderungen<br />

an dem 6,5-Millionen-Euro-Projekt<br />

beteiligt, die <strong>Filmstiftung</strong> NRW mit 1,1 Millionen.<br />

„Die kommenden Tage“ wird produziert<br />

von der noch jungen Firma Badlands Film in Zusammenarbeit<br />

mit UFA Cinema und koprodu-<br />

ziert von WDR, Arte und Degeto. Der Film wird<br />

in den deutschsprachigen Gebieten von Universal<br />

Pictures International Germany im Kino und<br />

für Home-Entertainment in Kooperation mit<br />

UFA Cinema Verleih GmbH ausgewertet. Badlands<br />

Film, von Kraume mit Matthias Glasner,<br />

Jürgen Vogel und Frank Döhmann ins Leben gerufen,<br />

soll die kreativen und kaufmännischen<br />

Aspekte der Filmproduktion noch enger verbinden<br />

und zum Markenzeichen werden für Filme,<br />

die „emotional und eigenwillig sind, und aus der<br />

Konformität uninspirierter Massenware herausfallen“,<br />

wie es auf der Badlands-Website heißt.<br />

„Im Grunde“, erläutert Kraume, „ist das die alte<br />

United-Artists-Idee“.<br />

Nach einer Umbaupause steht in dieser<br />

Nacht Krawall auf dem Drehplan: Laura alias<br />

Bernadette Heerwagen sitzt in einem Bus, der<br />

in eine Demonstration gegen den Krieg in Turkmenistan<br />

gerät. Die Kamera ist im Bus, draußen<br />

werden die mit Helmen, Kappen und Masken<br />

liebevoll kostümierten Statisten, die die Demonstranten<br />

geben, vom Regieassistenten ermahnt:<br />

„Die kommenden Tage“: Emotionale Verwicklungen<br />

treffen auf soziale Probleme und einen fernen Krieg<br />

um Öl und Terrorismus. Foto: Ralf Braum<br />

„Keine Beulen in den Bus schlagen, bitte!“ Auf<br />

den Schildern, die die Demonstranten mit sich<br />

führen, steht „Stoppt das Blutvergießen“, „Krieg<br />

= Terror“ oder „Zeit der Gegengewalt“. Probeweise<br />

werden Protestrufe skandiert. „Wir sind<br />

der Widerstand!“ oder „Stürme! Stürme! Stürme!“<br />

– im Film der Name einer terroristischen<br />

Vereinigung – hallt es durch die Nacht. Von den<br />

Anwohnern lässt sich niemand blicken. Sie sind<br />

abgehärtet, denn in dieser Straße herrscht am<br />

Wochenende reges Treiben bis zum frühen<br />

Morgen, und bei Dreharbeiten sind wenigstens<br />

die Statisten zwischen den Takes nahezu geräuschlos.<br />

Geduldig marschiert der Demotrupp immer<br />

wieder auf den Bus los, schlägt – nicht zu fest<br />

– auf die Seiten, bewirft die Scheibe mit Farbbeuteln,<br />

die erst beim wiederholten Versuch<br />

auch wirklich platzen. Mitternacht ist vorbei, und<br />

die 30 „Polizisten“, deren Mannschaftswagen<br />

um die Ecke geparkt ist, sind noch gar nicht zum<br />

Einsatz gekommen. Lars Kraume weiß, was ihn<br />

erwartet: „Nachtdrehs sind hart. Selbst wenn<br />

man im Rhythmus ist, ist um drei Uhr bei allen<br />

der Akku leer.“ Die Hälfte von „Die kommenden<br />

Tage“ ist bereits abgedreht. Aber manche<br />

lange Nacht steht noch bevor.<br />

Setbesuch – newsletter 7/2009 17


Schwierige Licht-Bedingungen beim Dreh<br />

im Panzer: Yoav Donat (links) und Zohar Strauss<br />

in „Lebanon“, Fotos: Celluloid Dreams<br />

Der Kölner Jochen Kratzheller<br />

arbeitet seit 15 Jahren <strong>als</strong><br />

Lichttechniker und wirkte <strong>als</strong><br />

Oberbeleuchter bei Kinofilmen<br />

wie „Maria an Callas“, „Die<br />

Vorstadtkrokodile“, „Hangtime“<br />

oder jüngst „Die Vorstadt-<br />

krokodile 2“ mit. Im Gespräch<br />

mit Oliver Baumgarten erzählt<br />

der Beleuchtungsprofi, was<br />

seinen Beruf ausmacht, und<br />

wie man ihn erlernt.<br />

18<br />

Regisseur<br />

Samuel Maoz<br />

Interview Jochen Kratzheller<br />

50 Prozent<br />

Handwerk,<br />

50 Prozent<br />

Diplomatie<br />

Der israelische Filmautor und Kameramann Samuel Maoz gewann mit seinem<br />

Spielfilmdebüt „Lebanon“ den Goldenen Löwen der diesjährigen Filmfestspiele<br />

in Venedig. Im Gespräch mit dem Newsletter gibt er Einblicke in die gestalterischen<br />

Prozesse des Films und den Umgang mit Licht im Innern eines Panzers.<br />

Jochen Kratzheller,<br />

Foto: Westside<br />

newsletter 7/2009 – Schwerpunkt<br />

Als Oberbeleuchter stehen Sie<br />

dem Licht-Department vor. Wie<br />

groß ist Ihre Crew in der Regel?<br />

Neben mir der Best Boy, ein Beleuchter<br />

und ein Assistent: Das ist eine gut aufgestellte<br />

Truppe für einen Fernsehfilm. Bei Kinoproduktionen<br />

ist eine solche Vierer-Crew hingegen<br />

Standard und wird je nach Aufwand um einen<br />

Beleuchter aufgestockt. Der Best Boy ist meine<br />

rechte Hand und hat definitiv schon mehr<br />

Verantwortung <strong>als</strong> der Beleuchter, weil er mir<br />

den Rücken freihält und die gesamte Organisation<br />

übernimmt. Der Assistent ist dann im<br />

Grunde der Lehrling, wenn man so will.<br />

Ein offizieller Lehrberuf ist es<br />

aber nicht, oder?<br />

Ich mache seit 15 Jahren nichts anderes.<br />

Ich arbeite zehn bis 15 Stunden am Tag in diesem<br />

Job, und bei jedem einzelnen Motiv, bei jedem<br />

Aufbau lerne ich wieder etwas Neues.<br />

Wenn du <strong>als</strong>o viel arbeitest, sammelst du immense<br />

Erfahrungen. Ich bin verantwortlich für<br />

viele Tonnen Material, einen damit verbundenen<br />

Fuhrpark und entsprechend viel Personal,<br />

um das ganze Equipment zu bewegen. Ein<br />

Zeugnis, das mich <strong>als</strong> gelernte Fachkraft auszeichnet,<br />

gibt es aber nicht. Produktionen und<br />

Kameramänner bedienen sich meiner Vita, um


Wie plant man den Dreh in einem<br />

Panzer?<br />

In gewisser Weise war es eine Versuchsanordnung<br />

mit immer neuen Herausforderungen.<br />

Es war ja so, dass außer den Schauspielern<br />

für niemanden sonst Platz im Set war.<br />

Und die Kamera?<br />

Die war natürlich auch drin, aber der Kameramann<br />

musste draußen bleiben. Er betrachtete<br />

die Aufnahmen über einen Monitor.<br />

Wie hat man sich das vorzustellen?<br />

Es gab diesen kleinen Raum, den wir gebaut<br />

hatten. Die Kamera wurde über einen Arm<br />

von außen gesteuert. Da Wandsegmente herausgenommen<br />

werden konnten, hatten wir<br />

hinreichend Spielraum für die Blickwinkel.<br />

sich ein Bild meiner Fähigkeiten zu machen. Obwohl<br />

das Berufsbild des Beleuchters in letzter<br />

Zeit viel klarer strukturiert wurde, gibt es meines<br />

Wissens noch keine Möglichkeit, das <strong>als</strong><br />

Ausbildungsberuf zu lernen.<br />

Und wie wird man Beleuchter?<br />

Ein üblicher Werdegang ist, dass du <strong>als</strong><br />

Praktikant bei einem Lichtverleiher anfängst und<br />

dich dann hocharbeitest. Ich zum Beispiel war<br />

bei Maier Bros. in Köln der erste Praktikant der<br />

Firma. Das Schöne dort ist, dass man einmal die<br />

Woche Praktikantenunterricht bekommt, zu<br />

dem ich heute ab und an <strong>als</strong> Gastdozent eingeladen<br />

werde und ein bis zwei Stunden aus<br />

der Praxis unterrichte: Statik, Lampenform, Setbenehmen,<br />

Aggregattechnik, Filterkunde, Lampentechnik,<br />

Lichtfarbenlehre usw. – man muss<br />

ja in dem Beruf von allem etwas können.<br />

In der Tat, das Berufsbild des<br />

Oberbeleuchters, das der Bundesverband<br />

Beleuchtung und Bühne e.V.<br />

gelistet hat, klingt wirklich eindrucksvoll…<br />

Als Praktikant beim Lampenverleiher beginnt<br />

es damit, dass du die Lampen kennen<br />

lernst, die gesamte Bandbreite, die du dann notfalls<br />

auch reparieren können musst. Nach einem<br />

Und das Licht?<br />

Es gab genug. Ich bin ja gelernter Kameramann<br />

und der festen Überzeugung, dass drei<br />

Lichtquellen absolut genügen, um eine Szene<br />

auszuleuchten. Das ist meine Regel. Hier hatten<br />

wir eine Hauptlampe in der Mitte des<br />

Raums; sie war an einem Arm befestigt und<br />

Interview Samuel Maoz<br />

Drei<br />

Lichtquellen<br />

reichen<br />

VON UWE MIES<br />

konnte in der Höhe variabel gefahren werden.<br />

Außerdem waren an den Wänden sechs kleinere<br />

Lampen angebracht; die sieht man ja auch<br />

im Film. Die waren mit Magneten an den Wänden<br />

befestigt und konnten von außen über weitere<br />

Magneten sehr schnell an die gewünschten<br />

Positionen bewegt werden. Und es gab die<br />

Leuchten aus dem Cockpit des Fahrers. Das<br />

reichte.<br />

Dunkelheit steht gemeinhin für<br />

Bedrohung im Kino.<br />

Jahr beim Verleiher versuchst du, <strong>als</strong> Assistent<br />

in eine Crew zu kommen. Der klassische Werdegang<br />

dort beginnt damit, den LKW zu organisieren,<br />

den Überblick zu behalten, das Material<br />

ans Set zu liefern und abends wieder zurück<br />

zu laden. Als nächstes macht man für einige Produktionen<br />

den Aggregatfahrer. Je nachdem, wie<br />

viele Produktionen du gemacht hast, kannst du<br />

nach etwa zwei Jahren Assistenz schon Beleuchter<br />

sein, danach kommt dann Best Boy und<br />

schließlich Oberbeleuchter.<br />

Wo verorten Sie sich im kreativen<br />

Prozess des Filmemachens?<br />

Ich definiere meinen Beruf so, dass ich<br />

dem Kameramann zuarbeite, um dessen Lichtkonzept<br />

umzusetzen. Wenn ich dem Kameramann<br />

etwas anbieten kann und er lässt sich darauf<br />

ein, dann freut mich das sehr. Sagt er jede<br />

Lampe einzeln an, ist das im Grunde okay, aber<br />

auf Dauer für mich eben auch langweilig. Meiner<br />

Erfahrung nach aber nehmen Kameramänner<br />

es gerne an, wenn jemand ein bisschen mitdenkt.<br />

Ein schönes Erlebnis ist, wenn man vorgeleuchtet<br />

hat, der Kameramann kommt rein<br />

und sagt: Okay, das drehen wir so.<br />

Ja, aber hier bedeutet der dunkle Innenraum<br />

des Panzers auch eine gewisse Geborgenheit<br />

und Schutz. Es ist das Licht von außen, das<br />

uns die Grausamkeit des Krieges nahe bringt.<br />

Das ist eine gewollte Verkehrung gängiger Erzählmittel.<br />

Technisch klingt das alles sehr<br />

einfach.<br />

Das war es auch; LowTech sozusagen. Wir<br />

hatten ja nicht viel Geld, <strong>als</strong>o mussten wir praktikable<br />

Lösungen finden, die billig sind. Deshalb<br />

fanden auch 80 Prozent der Aufnahmen gar<br />

nicht im Inneren des Panzersets statt. Das waren<br />

dann eben die Nah- und Großaufnahmen.<br />

Ansonsten reichte eine Wand <strong>als</strong> Hintergrund,<br />

um die Illusion zu wahren.<br />

Auf welchem Material haben<br />

Sie gedreht?<br />

35mm-Film wäre zu umständlich für diesen<br />

Dreh gewesen. Also haben wir mit 16mm-<br />

Film gearbeitet. Allerdings kam noch ein völlig<br />

neues Material dazu, das RED heißt. Und tatsächlich<br />

ist unser Film der erste, der auf REDund<br />

auf Filmmaterial entstand.<br />

Was muss man sich unter RED<br />

vorstellen?<br />

Eine neue Kamera. Kein Video. Es ist ein<br />

digitales System, das allein auf binärer Basis aufzeichnet<br />

und erst auf der Festplatte in bewegte<br />

Bilder umrechnet. Die Ergebnisse sind sensationell,<br />

selbst Experten konnten keinen Unterschied<br />

zu herkömmlichem Filmmaterial feststellen.<br />

Einerseits bin ich davon begeistert, andererseits<br />

hoffe ich natürlich, dass ich damit<br />

nicht für einen weiteren Tod des Kino-Films verantwortlich<br />

sein werde.<br />

Warum haben Sie damit<br />

experimentiert?<br />

In welchem Moment der Produktion<br />

sprechen Sie mit dem Kameramann<br />

Lichtkonzept und Stimmungen<br />

durch?<br />

Weit vor dem Dreh werden die Grundvoraussetzungen<br />

besprochen, ohne schon allzu<br />

sehr ins Detail zu gehen – sehr selten nämlich<br />

gibt es schon komplett aufgelöste Drehbücher,<br />

bevor man auf Motivsuche geht. Zeitnah während<br />

des Drehs geht man dann vielleicht am<br />

Abend vorher ins Motiv und bespricht sich. Ich<br />

bin irgendwann dazu übergegangen, relativ detaillierte<br />

Lichtpläne zu machen, in denen es auch<br />

darum geht, die komplette Logistik am Drehort<br />

zu organisieren. Nach diesen Plänen wird am<br />

Origin<strong>als</strong>chauplatz dann aufgebaut. Mit dem<br />

Kameramann gehe ich exakt durch, in welche<br />

Richtung er pro Take drehen wird, damit ich<br />

dann weiß, wann ich welches Licht wohin stellen<br />

muss. Aber auch dieser Plan ist bis zum Zeitpunkt<br />

des Drehs ein sich ständig entwickelnder<br />

kreativer Prozess, auf den wir immer wieder neu<br />

reagieren müssen.<br />

Der Kameramann ist Ihr engster<br />

Bezug am Set – wie würden Sie<br />

die Arbeitsbeziehung definieren?<br />

Ich denke, 50 Prozent meiner Arbeit ist<br />

Handwerk, 50 Prozent Diplomatie. Jeder Kameramann<br />

ist anders, und man muss versuchen,<br />

Geldmangel; ich hätte nicht den ganzen<br />

Film realisieren können. Und wir standen unter<br />

Zeitdruck, sonst hätten die Fördergelder binnen<br />

eines Jahres oder weniger zurückerstattet<br />

werden müssen. Also entschloss ich mich, mit<br />

dem Budget so viel wie möglich zu drehen; das<br />

waren etwa 70 Prozent des Films.<br />

Was entstand zuerst?<br />

Die Außenszenen, weil das die Eindrück<br />

sind, auf die die Schauspieler im Panzer reagieren.<br />

Als nächstes entstanden die Szenen, für die<br />

wir unser Panzerset benötigten. Zuletzt kamen<br />

die Groß- und Nahaufnahmen, bis das Geld alle<br />

war.<br />

Wie viel Drehzeit hatten Sie<br />

veranschlagt?<br />

Insgesamt 33 Tage. Und auch hier war<br />

RED eine große Hilfe, denn man überträgt die<br />

Daten von der Kamera ins Avid-Programm und<br />

beginnt mit der Arbeit. Das herkömmliche Filmmaterial<br />

muss erst eingelegt und wieder ausgebaut<br />

werden; das sind pro Tag bis zu zwei<br />

Stunden. Dann noch der Transport ins Labor zur<br />

Entwicklung. Wir sparten mit RED <strong>als</strong>o sehr viel<br />

Zeit und Geld. Denn statt teurer Filmrollen genügte<br />

eine externe Festplatte.<br />

Was wurde mit RED gedreht?<br />

Die erste und die letzte Einstellung – das<br />

Feld mit den Sonnenblumen, außerdem Studioaufnahmen.<br />

Insgesamt waren es 30 Prozent des<br />

Filmes.<br />

Und der Panzer stand tatsächlich<br />

in den Blumen?<br />

Nein, das war ein digitaler Trickeffekt,<br />

denn die israelische Armee stellte uns keine<br />

Hardware zur Verfügung. Also mussten wir<br />

tricksen. Aber es ist die einzige Trickaufnahme<br />

im Film.<br />

seinen jeweiligen Stil zu treffen. Gleichzeitig<br />

muss man es aber logistisch und finanziell auch<br />

der Produktion recht machen. Da steht man oftm<strong>als</strong><br />

zwischen den Stühlen und muss versuchen<br />

zu vermitteln.<br />

Welche Lichtsituation ist für Sie<br />

eine wirkliche Herausforderung?<br />

Wir haben für den zweiten Teil von „Die<br />

Vorstadtkrokodile“ gerade in einem Bergwerk<br />

gedreht, das war eine große Herausforderung,<br />

auch von der Logistik her. Das bewegte sich auf<br />

einem Terrain, wo es kaum Erfahrungswerte<br />

gab, weshalb hinterher auch Kosten entstanden<br />

sind, die wir vorher nicht gesehen haben.<br />

Das hatte vor allem mit der Stromversorgung<br />

zu tun. Das Motiv lag 800 Meter tief parallel im<br />

Berg, 60 Meter unter der Oberfläche. Wir haben<br />

zwei Monate vor Drehbeginn angefangen,<br />

das Motiv zu besichtigen, haben Spezialisten<br />

kommen lassen, haben Lampen und Geräte getestet.<br />

Man muss sich vorstellen, da herrschen<br />

95 Prozent Luftfeuchtigkeit und konstant 10<br />

Grad. Wenn in so einem Bergwerk das Licht<br />

ausgeht, dann ist es schwarz. Du siehst definitiv<br />

nichts. Das war eine wirklich interessante Erfahrung.<br />

Schwerpunkt – newsletter 7/2009 19


as Licht <strong>als</strong> gemalte Ausleuchtung,<br />

D<strong>als</strong> Inszenierung von Raum und Person<br />

tritt in Europa erst in der Renaissance<br />

auf. Dann jedoch nicht auf Leinwand,<br />

sondern <strong>als</strong> Fresko: Es ist das Action Painting<br />

des 16. Jahrhunderts. Gemalt wurde<br />

auf dem frischen, feuchten Wandputz<br />

von Sakralbauten, nachträgliches Korrigieren<br />

war nicht möglich. Die Bildwirkung<br />

war dann besonders, wenn die gemalte<br />

Lichtführung innerhalb des Bildes mit der<br />

Lichtsituation des Präsentationsortes übereinstimmte:<br />

Fiel z.B. das Tageslicht von<br />

rechts auf die Wand, war es besser, auch<br />

im Bild die Sonne von rechts scheinen zu<br />

lassen, denn so stimmte das Standortlicht<br />

mit dem Bildlicht überein. Es wirkte realistischer.<br />

Klingt einleuchtend, geradezu<br />

banal, aber man musste erst mal darauf<br />

kommen.<br />

Eines der berühmtesten Fresken ist sicher<br />

„Das Abendmahl“ von Leonardo da<br />

Vinci, auch wenn die Abbildung von Jesus<br />

und seinen Jüngern nicht „al fresco“,<br />

sondern auf das trockene Mauerwerk („al<br />

secco“) gemalt wurde. Der von da Vinci<br />

gemalte Lichtschein auf den Gesichtern<br />

kommt nicht von den am linken Bildrand<br />

befindlichen Fenstern, sondern fällt so ins<br />

Bild wie das Tageslicht in die Kirche Santa<br />

Maria delle Grazie. Das Licht „dringt“<br />

somit in das Bild ein und ergibt zusammen<br />

mit der dam<strong>als</strong> revolutionär neuen Zentralperspektive<br />

eine bis dahin noch nie dagewesene<br />

Plastizität.<br />

Leonardo setzte sich auch theoretisch<br />

mit der Lichtführung auseinander und definierte<br />

fünf verschiedene Lichtqualitäten:<br />

1. das gerichtete Licht, wie es von der<br />

Sonne, dem Mond und Flammen scheint<br />

2. das ungerichtete, breite Licht, das<br />

durch eine Tür oder Fenster fällt<br />

3. das umgebende Tageslicht, ohne<br />

Sonnenstrahlen<br />

4. das reflektierte Licht<br />

5. das Licht, das transparente Materialien<br />

wie beispielsweise Papier oder Leinwand<br />

durchdrungen hat<br />

Diese Einteilung legt den Schluss nahe,<br />

dass Leonardo da Vinci auch in der Lage<br />

war, diese zu malen und die Wirkungen<br />

gezielt einzusetzen. Den Lichtern stellt<br />

er drei Arten von Schatten gegenüber: die<br />

beiden Schatten des gerichteten und ungerichteten<br />

Lichts und der Schatten, der<br />

durch das umgebende Tageslicht entsteht.<br />

Auch machte sich Leonardo Gedanken<br />

über das, was wir heute Verlauf nennen:<br />

„Ein solches Helldunkel bildet sich<br />

einmal am beleuchteten Körper beim allmählichen<br />

Übergang vom Körperlicht<br />

zum Körperschatten, zum andern aber im<br />

Spannungsraum zwischen Leuchtlicht und<br />

Finsternis im Medium der Atmosphäre“.<br />

Leonardo da Vinci beschreibt hier das<br />

Geheimnis, was wir heute im Film vage<br />

<strong>als</strong> „Stimmung“ bezeichnen, das wechselnde<br />

Zusammenspiel von Licht und<br />

Schatten.<br />

Lichtwechsel, die Variation des Hell-<br />

Dunkel-Überganges, und seien sie noch<br />

so gering, machen den Reiz des lichtgestalteten<br />

Filmbilds aus. Aber nicht nur das,<br />

sondern es transportiert auch die Emotion<br />

in das Gesicht des Darstellers. Dazu ein<br />

kleines Gedankenexperiment. Stellen Sie<br />

20<br />

Mit „Die chinesische Sonne scheint immer von unten“ hat der Kölner Achim<br />

Dunker das Fachbuch zu Licht und Schatten im Film verfasst. Gerade ist sein<br />

neues Buch „eins zu hundert: Die Möglichkeiten der Kameragestaltung“<br />

erschienen. Für den Newsletter befasst er sich mit Licht in Malerei und Film<br />

und dem Einfluss Caravaggios auf die bewegten Bilder von heute.<br />

Licht in Malerei und Film<br />

Auf den<br />

Spuren<br />

da Vincis<br />

VON ACHIM DUNKER<br />

sich einen schwarzen Konferenztisch vor,<br />

an dem jemand sitzt. Von oben, außerhalb<br />

des Bildfeldes, wird mit gerichtetem<br />

Licht die Stelle vor der Person beleuchtet.<br />

Da der Tisch fast alles Licht schluckt, passiert<br />

im Bild lichtmäßig nichts. Nimmt unser<br />

gedanklicher Darsteller nun einen Brief,<br />

ein <strong>Dokument</strong> oder ein Blatt mit Notizen<br />

zur Hand, so wird ein Teil des Lichts von<br />

unten in sein Gesicht reflektiert. Die Menge<br />

wird so gering sein, dass es keine Auswirkung<br />

auf die Belichtung hat, aber die<br />

Stimmung ändert sich entscheidend. Das<br />

Reflexlicht von unten verleiht dem Schauspieler<br />

die Nuance von Unheimlichkeit im<br />

Ausdruck, die der Zuschauer braucht, um<br />

in den Augen des Darstellers zu erkennen,<br />

dass die Geschichte jetzt eine Wendung<br />

nimmt.<br />

Aber nicht auf Leonardo da Vinci berufen<br />

sich viele Kameraleute, sondern auf<br />

die Maler des Frühbarocks und des Barocks.<br />

Salopp gesagt ist Hell-Dunkel-Malerei<br />

in dieser Zeitspanne der Kunstgeschichte<br />

das, was die „Schwarze Serie“ der<br />

Filmgeschichte ist. Der hierbei herausragende<br />

Maler, nach dem auch eine ganze<br />

Gruppe benannt wurde, ist Caravaggio.<br />

Er setzt ein Licht von konturenscharfer<br />

Härte ein. Die Kunstgeschichte zu Beginn<br />

des 20. Jahrhunderts bezeichnete<br />

diesen Effekt abfällig <strong>als</strong> „Kellerlicht“.<br />

Wahrscheinlich geht die Bezeichnung auf<br />

das Bild „Die Berufung des Matthäus“ zurück.<br />

Die dargestellte Szene spielt allerdings<br />

nicht im Keller, sondern vor dem<br />

Zöllnerhaus. Das gemalte Licht folgt hier<br />

dem Standortlicht der Contarelli-Kapelle,<br />

<strong>als</strong>o dem Präsentationsplatz, für den das<br />

Bild gemalt worden ist. Die Bilder Caravaggios<br />

erwecken für einen Filmbeleuchter<br />

den Eindruck, <strong>als</strong> wären sie mit Profilscheinwerfern<br />

exakt ausgeleuchtet und<br />

das Modell dürfte sich keinen Zentimeter<br />

bewegen, denn sonst tauchte irgendwo<br />

ein unerwünschter, störender oder gar<br />

zerstörender Schatten auf. Wie etwa bei<br />

dem Gemälde „Amor siegt über alles“,<br />

das in der Berliner Gemäldegalerie hängt<br />

– und das, obwohl sich der nackte Jüngling<br />

voller Lebenslust, wie zufällig und völlig<br />

ungezwungen in einer schwierigen Pose<br />

präsentiert. Für jemanden, der sich im<br />

Gerätepark eines Filmlichtverleihs auskennt,<br />

ist der Nachbau einer derartigen<br />

Ausleuchtung kein Problem: einen exakt<br />

fokussierbaren Stufenlinsenscheinwerfer<br />

oder besser noch einen Verfolgerspot in<br />

Rembrandt-Stil: Bewegt sich der<br />

Darsteller nur drei Zentimeter nach vorne,<br />

so wird sein Gesicht zur undurchsichtigen<br />

Maske. Fotos: Achim Dunker<br />

newsletter 7/2009 – Schwerpunkt<br />

sechs, sieben Metern Höhe über dem lachenden<br />

Amor montiert, dann noch ein<br />

wenig Grundaufhellung und fertig. Aber<br />

in welches Licht hat Caravaggio sein Model<br />

gesetzt? Was für eine künstliche oder<br />

natürliche Lichtquelle mag das zu seiner<br />

Zeit gewesen sein, die das Licht eines modernen<br />

Filmlichtscheinwerfers lieferte? „Eine<br />

interessante Frage“, befand eine achselzuckende,<br />

promovierte Kunsthistorikerin,<br />

deren Spezialgebiet das Licht in der Barock-Malerei<br />

ist. Gemeinsames Nachdenken<br />

führte uns dann zu einer möglichen<br />

Lösung: Es kann sich nur um das Licht der<br />

hoch stehenden italienischen Mittagssonne<br />

handeln, das durch Fenster in einen<br />

sehr hohen, dunklen Raum fällt, wie in einem<br />

Kirchenschiff.<br />

Ein Beispiel für den „Caravaggio-Stil“,<br />

d.h. das Ausleuchten mit einem hartfokussierten<br />

Scheinwerfer, findet sich in dem<br />

Film „Der letzte Tango in Paris“. Die Szene<br />

beginnt ungefähr in der 43. Minute.<br />

Die Lichtstimmung des Films ist zu Beginn<br />

ziemlich konturlos, immer ein bedeckter<br />

Himmel, der sich auch in die Innenräume<br />

fortpflanzt. Wenig direktes Licht, dann eine<br />

längere Szene im Garten, in der die<br />

Hauptfigur Jeanne (gespielt von Maria<br />

Schneider) über ihre Kindheit und Jugend<br />

erzählt. Der Himmel reißt auf, und das Motiv<br />

bekommt Sonne. Die nun folgende Sequenz<br />

ist im Licht Caravaggios gedreht.<br />

Der Kameramann Vittorio Storaro, der in<br />

Interviews schon öfters seine „Nähe zu Caravaggio“<br />

betonte, nimmt gewissermaßen<br />

die Sonne mit in das Apartment, in dem<br />

sich Paul (Marlon Brando) und Jeanne treffen.<br />

Paul erzählt aus seinem Leben, eine<br />

fast fünfminütige Großaufnahme ohne<br />

Schnitt. Ausgeleuchtet ist er von einem<br />

einzigen fokussierten Scheinwerfer auf Augenhöhe.<br />

Scharfe Schatten auf seinem Gesicht,<br />

von seiner Hand und der Mundharmonika<br />

geben die Stimmung. Auch ändert<br />

sich das Licht, wenn Jeanne durch den<br />

Lichtkegel geht. Trotz des harten, brutalen<br />

Lichts, das sicher auch für den Schauspieler<br />

nicht angenehm war, hat die Szene<br />

eine faszinierende und intime Stimmung.<br />

Ich habe den dreifach Oscar gekrönten<br />

Kameramann Vittorio Storaro<br />

nach seiner Absicht bei dieser Szene gefragt.<br />

Er meinte: „Ich bin es selbst, der die<br />

Schatten auf Marlons Gesicht wirft. Der<br />

Grund dafür ist, dass die Figur Paul (Marlon<br />

Brando) in dieser Szene das erste Mal<br />

wirklich über sich selbst spricht, und ich<br />

wollte die Zuschauer Marias Präsenz durch<br />

ihren Schatten spüren lassen. Er sprach mit<br />

ihr, nicht zu sich selbst«.<br />

Wie präsent die über dreihundert Jahre<br />

alten (Vor)bilder sind, bestätigt auch<br />

Gordon Willis in einem Interview. Das Hell-<br />

Dunkel in „Der Pate“ sei, so sagte er, von<br />

Rembrandt inspiriert. Unter den amerikanischen<br />

Kollegen brachte ihm die Lichtgestaltung<br />

den Titel „Prince of Darkness“<br />

ein: „Ich bin in manchen Szenen vielleicht<br />

etwas zu weit gegangen, aber das ist<br />

Rembrandt auch.“<br />

Achim Dunker: „eins zu hundert.<br />

Die Möglichkeiten der Kameragestaltung“,<br />

UVK Verlagsgesellschaft,<br />

Konstanz 2009


Die Lichtgestaltung in „Tannöd“<br />

Die Farbe<br />

des Bösen<br />

VON MARTIN BLOCK<br />

inster“, „düster“, „dunkel“ sind die beherr-<br />

Fschenden Beschreibungen der Grundstimmung<br />

des Films und der von Stéphane Kuthy fotografierten<br />

und von Niels Maier ausgeleuchteten<br />

Bilder eines grausamen Verbrechens mit sechs<br />

Toten, das der Film nachstellt. Es hatte sich in den<br />

20er Jahren zugetragen und zählt noch heute zu<br />

den großen ungelösten deutschen Kriminalfällen.<br />

In ihrem Romandebüt übertrug Krimiautorin<br />

Andrea Maria Schenkel den Fall in die 50er<br />

Jahre und erhielt dafür 2007 den Deutschen Krimipreis.<br />

Mehr <strong>als</strong> eine Million Mal verkaufte der<br />

Bestseller sich und wurde zudem in zahlreiche<br />

Sprachen übersetzt. Die Regisseurin Bettina Oberli<br />

bezeichnet ihre Romanadaption <strong>als</strong> eine „universelle<br />

Geschichte über das Böse“.<br />

Über viele Filme sagt man, sie seien mit Licht<br />

geschrieben worden. „Tannöd“ ist eher mit<br />

Schatten und Dunkelheit gestaltet – was kein<br />

wirklicher Gegensatz ist. Das Team drehte vom<br />

Spätsommer bis in den Winter 2008 unter anderem<br />

in der rauhen Eifel nahe der belgischen<br />

Grenze. Ein Nachdreh fand im April statt. Für<br />

seine Bilder wählte Kameramann Kuthy 35-mm-<br />

Film, den er im Super-35-Cinemascopeformat<br />

belichtete: „Das Material hat einfach eine bessere<br />

Tiefenwirkung und Lichtdarstellung <strong>als</strong> digitale<br />

Aufnahmen.“ Teilweise reizte Kuthy es bis<br />

an seine technischen Grenzen aus: „Die kurzen<br />

Wintertage, viel Regen und auch Schneefall bei<br />

den Außenaufnahmen machten die Arbeit extrem<br />

schwierig. Wir haben einmal spätnachmittags<br />

im dunklen Wald auf dem letzten Zacke<br />

einige ziemlich unterbelichtete Aufnahmen gemacht.<br />

Nur der digitale Scan ermöglichte uns<br />

schließlich die Korrekturen, die sie noch gerettet<br />

haben. Die Takes hätte ich ohne das Wissen<br />

um die Möglichkeiten der digitalen Postpro-<br />

Nicht besonders oft beschäftigen Filmkritiken sich mit der Arbeit<br />

von Beleuchtern und Kameraleuten. In vielen Besprechungen<br />

zu „Tannöd“ von Bettina Oberli jedoch sind „finster“, „düster“<br />

und „dunkel“ die häufigsten Adjektive. Für den Newsletter sprach<br />

Martin Block über das „Tannöd“-Licht mit Kameramann<br />

Stéphane Kuthy und Oberbeleuchter Niels Maier.<br />

duktion erst gar nicht mehr gedreht.“ Diese Aufnahmen<br />

an einem Wegkreuz im Wald zählen<br />

zu den eindrucksvollsten Bildern des Films.<br />

Die dichten Tannenwälder, so Kuthy, seien<br />

Motive von großer visueller Kraft. Sie geben<br />

dem Thriller eine besonders unheimliche Atmosphäre.<br />

„Wir haben viele Nachtszenen, und es<br />

herrscht trübes, kühles, schwarz-grau-bläuliches<br />

Licht vor. Die einzige Farbe ist Blutrot.“ Doch<br />

auch sie wird nur sehr sparsam und symbolbeladen<br />

eingesetzt. Schnee, der teils künstlich gemacht<br />

wurde und teils im Herbst überraschend<br />

fiel, verstärkt den emotional kalten Eindruck<br />

manchen Bildes.<br />

In der Lichtkomposition der Innenaufnahmen<br />

brachte Kuthy den Mut auf, oftm<strong>als</strong> mehr<br />

<strong>als</strong> die Hälfte der extrem breiten Leinwand dunkel<br />

zu lassen, ein genretypischer Verweis auf die<br />

Geheimnisse, Lügen und Halbwahrheiten, mit<br />

denen Protagonistin Kathrin, gespielt von Julia<br />

Jentsch, sich konfrontiert sieht.<br />

In einen krassen Gegensatz zu den dunkelkühlen<br />

Sequenzen der zahlreichen Rückblenden<br />

in den Winter, die das Verbrechen schildern,<br />

setzt Kuthy eine andere Zeitebene: „Der Sommer<br />

wird mit ruhigen Bildern und Fahrten erzählt,<br />

ich habe ihn bewusst etwas zu sonnig,<br />

sehr hell und manchmal überstrahlt fotografiert.“<br />

Für die Nachtaufnahmen in der Sommerzeit<br />

wählt er warme Farben, im Winter sind sie<br />

bläulich und grau. Um die kalte Jahreszeit und<br />

ihre beklemmende Stimmung zu betonen, benutzt<br />

er hier auch häufig die Handkamera, der<br />

Schnitt von Michael Schaerer verstärkt noch die<br />

latente Unruhe.<br />

Kuthy <strong>als</strong> „Licht setzender Kameramann“<br />

arbeitete eng mit Niels Maier zusammen. Der<br />

Mit-Inhaber des Kölner Lichtverleihs Maier Bros.<br />

lässt es sich nicht nehmen, immer wieder auch<br />

selbst Filme zu beleuchten und sich für die Dauer<br />

der Dreharbeiten von seinen Ehrenfelder Firmenhallen<br />

zu verabschieden. Die „Tannöd“-Arbeiten<br />

hat der Oberbeleuchter in besonderer Erinnerung:<br />

„Es war eine der schönsten Beleuchter-Tätigkeiten,<br />

die ich jem<strong>als</strong> gemacht habe.<br />

Stéphane beschrieb mir ohne viele technische<br />

Julia Jentsch in „Tannöd“, Foto: Wüste Film West,<br />

Constantin und Hugofilm/Foto: Tom Trambow<br />

Vorgaben nur eine Stimmung, und ich habe ihm<br />

daraufhin Angebote gemacht. Fast immer lag<br />

ich dabei richtig. Es war eine Kommunikation<br />

mit fast blindem Vertrauen, obwohl wir zum ersten<br />

Mal zusammengearbeitet haben.“ Kuthy<br />

trug zwar stets die letzte Verantwortung für das<br />

Bild, doch Maier konnte aus seinem langjährigen<br />

Erfahrungsschatz viele Anregungen einbringen,<br />

um das natürliche Licht zu steuern, es wegzunehmen<br />

oder künstliches Licht hinzuzugeben.<br />

So setzte er beispielsweise umgebaute Jumbo-<br />

Jet-Landescheinwerfer ein, um aus verhangenen<br />

Spätsommertagen, die kein direktes Sonnenlicht<br />

boten, scheinbare Hochsommertage<br />

zu zaubern.<br />

Fast geblendet wird der Zuschauer in einer<br />

Schlüsselszene. Hauptfigur Kathrin erkennt, wie<br />

sehr sie selbst in die Geheimnisse verstrickt ist.<br />

Sie erleidet einen Fieberschub, der mit einer assoziativen<br />

Montage und vielen Überblendungen<br />

visualisiert wird. Sie durchsteht und kuriert<br />

ihre Erkrankung in einem Krankenzimmer, das<br />

vom Ausstattungsdepartment (Szenenbild: Christiane<br />

Krumwiede) fast monochrom weiß gehalten<br />

war und das strahlend ausgeleuchtet<br />

wurde. Um zu zeigen, dass die Erkrankung sich<br />

über mehrere Tage hinzieht, hatte Maier außen<br />

vor dem Fenster des Krankenzimmer-Motivs die<br />

Scheinwerfer so beweglich installiert, dass er mit<br />

ihnen den Sonnenlauf nachstellen konnte – ein<br />

hoher Aufwand für einen kurzen Eindruck von<br />

nur wenigen Sekunden. Ein Zeichen für die große<br />

Sorgfalt, mit der Kuthy und Maier das Licht<br />

für „Tannöd“ kreativ eingesetzt haben.<br />

Schwerpunkt – newsletter 7/2009 21


er Helios-Turm in Köln-Ehrenfeld ist<br />

Dder einzige Leuchtturm der Welt, der<br />

nicht am Meer steht, sondern mitten in<br />

der Stadt. Ursprünglich sollte der 44 Meter<br />

hohe Turm in die einst deutsche Kolonie<br />

Sansibar verfrachtet werden. Doch<br />

es kam anders: 1890 tauschten die Deutschen<br />

mit den britischen Kolonialmächten<br />

Sansibar gegen Helgoland ein. Weil<br />

dort bereits ein Leuchtturm stand, gab es<br />

für den Helios-Turm keine Verwendung.<br />

So blieb der Turm in Ehrenfeld und diente<br />

der einstigen Helios Elektrizitäts AG <strong>als</strong><br />

Leuchtreklame. Was Wunder, wenn sich<br />

im Leuchtfeuer des Industriedenkm<strong>als</strong><br />

praktisch alle Kölner Filmlicht-Firmen niedergelassen<br />

haben. So könnte ein Leuchtturmwärter,<br />

wenn es ihn denn gäbe, der<br />

Firma Maier Bros. – über das Kino Cinenova<br />

hinweg – in den Hinterhof blicken<br />

Gegründet wurde das Unternehmen<br />

1989 von Niels und Knut Maier und Frank<br />

Pirozzi, die bis dahin <strong>als</strong> Lichtdesigner in<br />

der Kölner Event-Location Alter Wartesaal<br />

gearbeitet hatten. Heute ist Maier Bros.<br />

auch in Leipzig, München und Saara/<br />

Thüringen präsent und verleiht Licht- und<br />

Kamera-Equipment sowie Fahrzeuge für<br />

Produktionen in ganz Europa.<br />

In Deutschland standen in diesem<br />

Jahr u.a. „Tannöd“, „Zweiohrküken“ und<br />

„Boxhagener Platz“ auf der Referenzliste.<br />

In Köln disponiert Oliver Ludwig das Licht-<br />

Equipment und hält Ordnung im Lichtlager.<br />

Auf Lager hat er zunächst das, was<br />

alle Lichtfirmen bereithalten: Tages- und<br />

Kunstlicht, Leuchtstoffröhrenscheinwerfer,<br />

Kabelage, Stromaggregate und die<br />

dazu gehörige Peripherie. Eine Herausforderung<br />

des Maierschen Potenzi<strong>als</strong> war die<br />

Ausleuchtung des Films „7 Zwerge – Der<br />

Wald ist nicht genug“. Dabei ging es darum,<br />

in einem wirklichen Wald eine bewusste<br />

Künstlichkeit zu erzeugen, die den<br />

Eindruck von Studiolicht vermittelte. Dafür<br />

brauchte man extrem viel gleißendes<br />

Kunstlicht. Niels Maier erinnert sich: „Wir<br />

haben tonnenweise schweres Equipment<br />

ür die Anfänge des Medienlandes NRW stehen nicht nur Na-<br />

Fmen wie Johannes Rau, Wolfgang Clement, Friedrich Nowottny<br />

und Helmut Thoma. Ohne die Initiative und das Engagement<br />

mittelständischer Gründer hätte Rau das Medienland beim 1. Medienforum<br />

NRW 1989 in Dortmund nicht ausrufen können. Dementsprechend<br />

gibt es viele Geschichten „von unten“. Die bekannteste<br />

ist die des früheren RTL-Produktionsleiters Adam Musialik,<br />

der einst in Hürth-Efferen austreten musste, dabei ein leerstehendes<br />

Holzlager in Augenschein nahm und gleich auf die Idee<br />

kam, hier Studios zu bauen.<br />

Die Gebrüder Helmut und Bernd Breuer, die ihr Geld mit großen<br />

Kränen verdienten und denen die Schuppen gehörten, setzten<br />

die Idee um. So entstand die MMC Magic Media Company<br />

und damit Europas größter Studiobetrieb. Dabei waren es vornehmlich<br />

Lichtfirmen, die – neben einigen wenigen TV-Produzenten<br />

– über Jahre das Terrain bestellten. So hatte die von Großvater<br />

Rudi Busch 1966 gegründete Düsseldorfer Filmlicht R. u.<br />

J. Busch zunächst für Industriefilme von Mannesmann und Thyssen<br />

das Licht gestellt und dann Werbung für Afri Cola und Waschmittel<br />

von Henkel beleuchtet. Ab 1980 war man mit einem TV-<br />

Großauftrag beschäftigt – mit über 400 Live Sendungen des<br />

„WWF-Clubs“. Enkel Mario Busch erinnert sich: „Dam<strong>als</strong> gab es<br />

nur uns und Pütz in Köln.“<br />

Die Geschichte der Firma Pütz beginnt im Stadtteil Kalk, wo<br />

22<br />

Das Filmland <strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong> strahlt hell bis über seine Grenzen hinweg.<br />

Daran haben auch die vielen Lichtfirmen ihren Anteil, die sich am Rhein<br />

niedergelassen haben. Für den Newsletter lädt Peter Hanemann zu einer<br />

Führung zu einigen der leuchtendsten NRW-Lichtspendern.<br />

Lichtfirmen in NRW<br />

Leuchttürme<br />

des Filmlichts<br />

VON PETER HANEMANN<br />

in unwegsamem Gelände bewegt.“<br />

Zwei Seemeilen weiter westlich bietet<br />

die Camcar OHG Full Service – Kamera-<br />

und Tontechnik, Grip einen Fuhrpark<br />

und natürlich Licht. Mit Camcar-Equipment<br />

wurden u.a. die TV-Serien „Stolberg“<br />

und „Lutter“ beleuchtet. Die Kameraleute<br />

und Beleuchter, die sich bei Lichtdisponent<br />

Marco Stolzenberg einfinden,<br />

haben meist ihre Licht-Liste dabei, die sie<br />

sich nach der Motivbesichtung zusammengestellt<br />

haben. Beratung zu allen<br />

denkbaren Lichtquellen gibt es inklusive<br />

– bei Bedarf auch Tipps, welche freien Beleuchter<br />

für Projekte verfügbar sein könnten.<br />

„Das ist aber eher selten“, sagt Oliver<br />

Graff, der das inzwischen 20 Mitarbeiter<br />

starke Unternehmen 1991 gegründet<br />

hat und es zusammen mit Bruder Frank<br />

führt. Besonders stolz sind die beiden auf<br />

ihre serviceorientierten Öffnungszeiten.<br />

Dazu gehört auch ein Nachtübergaberaum,<br />

zu dem die Kunden rund um die<br />

Uhr Zugang haben.<br />

Wie Lichtfirmen den Start des<br />

Medienlandes NRW beschleunigten<br />

Aus Licht<br />

geboren<br />

VON PETER HANEMANN<br />

die Pützens Traktoren für Schausteller transportierten und ab und<br />

an einen Scheinwerfer für den WDR. Mit dem richtigen Riecher<br />

übernahm Günter Pütz, der bei Ford Autoschlosser gelernt hatte,<br />

nach dem Tode des Vaters dessen Fuhrpark und stieg Mitte<br />

der 70er Jahre in den Verleih von Lichttechnik für TV- und Bühnenproduktionen<br />

ein. Acht Jahre arbeitete Pütz für den WDR und<br />

beleuchtete u.a. „Klimbim“ und die Serie „Ein Herz und eine Seele“.<br />

Er stellte das Licht für praktisch alle Filme, die Rainer Werner<br />

Fassbinder in NRW gedreht hat. Aus Gesprächen mit TV-Leuten<br />

wusste der geschäftstüchtige Kölner, dass kleine Studios für<br />

Von Köln-Bickendorf geht es nach<br />

Köln-Ossendorf, wo – immer noch im<br />

Blinkfeuer von Helios – die Cinegate technische<br />

Geräte für die Herstellung von Kino-<br />

und Fernsehfilmen, TV-Serien, <strong>Dokument</strong>ationen,<br />

Werbefilmen und Musikvideos<br />

vermietet. Mit im Angebot: ein 710<br />

qm großes tonfestes Studio. Cinegate ist<br />

ein Unternehmen der börsennotierten<br />

Procon MultiMedia AG und versteht sich<br />

<strong>als</strong> Weltdienstleister der Medien-, Entertainment-<br />

und Veranstaltungsindustrie.<br />

Dementsprechend gilt das Versprechen,<br />

den Kunden das Material rechtzeitig an<br />

jedem Ort der Welt zur Verfügung stellen<br />

zu können. Die Referenzliste der beleuchteten<br />

Kinofilme – von „Valley of Flowers“<br />

über „Walküre“ bis „Ghost“ – bestätigt die<br />

weltweite Vernetzung.<br />

Weltweit ist auch Pillefilm (Köln/Wiesbaden)<br />

unterwegs. Die von dem 1996<br />

verstorbenen Kameratechniker und<br />

Weltenbummler Klaus Pille 1974 gegründete<br />

Firma verleiht seit den 1980er Jah-<br />

newsletter 7/2009 – Schwerpunkt<br />

ren Kamera-, Licht- und Bühnenequipment<br />

– in Köln ebenfalls in Helios-Nähe.<br />

Hier bedienen Geschäftsführer Martin Höhe<br />

und Disponent Christian Hilgart mit<br />

sechs weiteren Mitarbeitern vornehmlich<br />

Kunden aus dem Bereich Werbefilm.<br />

Wenn bei Pille ein Spielfilm dran ist, kann<br />

es sogar zum Oscar reichen. Für „Slumdog<br />

Millionär“ lieferte Pille Kamera-Equipment,<br />

das bei den Dreharbeiten in Bombay<br />

eingesetzt wurde.<br />

Am Richtfeuer des Helios-Turms orientieren<br />

sich auch Lichtfirmen, die sich auf<br />

Comedy-Formate und TV-Shows spezialisiert<br />

haben. So ist die Magic Light +<br />

Sound GmbH praktisch Marktführer in<br />

Köln-West und Hürth, wo sie in den<br />

MMC- und NOB-Studios so viele TV-Sendungen<br />

beleuchtet hat, dass Geschäftsführer<br />

Marco Pütz sie nicht mehr zählen<br />

kann. Der von Pütz beleuchtete Kinofilm<br />

„Die fabelhafte Welt der Amélie“ bleibt indes<br />

unvergessen.<br />

Seit der Junior die Geschäftsleitung<br />

(Eigner: Bernd und Helmut Breuer) 1999<br />

von Vater Günter übernahm, hat er das<br />

Unternehmen mit Niederlassungen in<br />

Hannover, Hamburg, Berlin, Frankfurt/M.<br />

und München stark ausgebaut. Ein paar<br />

Sendungen weniger beleuchtet am anderen<br />

Ende der Stadt in Köln-Mülheim die<br />

Cape Cross GmbH. Auf der Referenzliste<br />

stehen viele TV-Serien und Comedy-Formate,<br />

die auch in Mülheim produziert<br />

werden – von „Stromberg“ bis „TV total“.<br />

Von Köln-Mülheim ist es nicht weit bis<br />

Düsseldorf, wo man mit dem Fernsehturm<br />

über einen eigenen Leuchtturm verfügt.<br />

In dessen Sichtweite leitet Thomas<br />

Adamczack auf dem Gelände der Voss TV<br />

Studios die im Juli eröffnete Niederlassung<br />

von Cinegate. Zuvor hatte schon Camcar<br />

eine Düsseldorfer Dependance gegründet.<br />

Graffs hatte dort auf Aufträge aus der<br />

Werbebranche gesetzt. Die meisten neuen<br />

Kunden seien indes aus dem Ruhrgebiet<br />

gekommen – vor allem mit Nachfragen<br />

nach kleinem Licht bis Digi-Beta.<br />

Produktionen gesucht wurden. Voll im Trend baute Pütz zu Beginn<br />

der 1980er Jahre die ehemalige Werkstatt des Vaters zu einem<br />

350qm-Studio um.<br />

Alfred Biolek war der erste im Studio – mit seiner ersten Sendung<br />

rund ums Kochen. In Kalk fanden sich dann zahlreiche weitere<br />

Prominente ein – von Christine Kaufmann bis Peter Alexander.<br />

Besonders stolz war Pütz auf einen Eintrag von Joseph Beuys<br />

im Kalker Gästebuch: „Bei Pütz...alles bestens“.<br />

Pütz behielt seinen Riecher und wechselte auf die grüne Wiese<br />

nach Köln-Ossendorf. Ab 1980 entstand hier neben Jörg Weilands<br />

Video Company das Studio Köln <strong>als</strong> Kern des künftigen Medienzentrums.<br />

Während auf der geschäftlichen Seite die MMC<br />

nach und nach Studio Köln übernahm, gedieh auf der privaten<br />

Seite die Freundschaft zwischen Pütz und den Gebrüdern Breuer.<br />

Was wiederum geschäftliche Folgen hatte: 1996 holte der<br />

dam<strong>als</strong> geschäftsführende MMC-Gesellschafter Helmut Breuer<br />

Pütz in die Geschäftsführung. Die beiden bauten ein Dienstleistungsumfeld<br />

für Film- und Fernsehproduktionen auf, das in<br />

Europa seinesgleichen suchte. Mittendrin: Pütz` Lichtfirma Magic<br />

Light + Sound. Seitdem ist viel Wasser den Rhein herunter<br />

geflossen. Bereits 1999 übergab Günter Pütz die Geschäftsführung<br />

von Magic Light + Sound an Sohn Marco. Dann folgte die<br />

Demission <strong>als</strong> MMC-Geschäftsführer. Pütz konzentrierte sich fortan<br />

auf die Event-Branche.


uf der Website der Bundesagen-<br />

Atur für Arbeit heißt es: „Beleuchter/innen<br />

müssen über eine gute körperliche<br />

Konstitution verfügen, um<br />

die teilweise schweren Scheinwerfer<br />

aufzuhängen. Muskelkraft ist außerdem<br />

nötig, um das technische Equipment<br />

jeweils zum Ort des Geschehens<br />

zu transportieren. Genau nach<br />

den vereinbarten Vorgaben installieren<br />

sie die Geräte, sorgen für die richtigen<br />

Einstellungen und Farbeffekte.“<br />

Doch nicht nur gute Physis, auch<br />

„soziale Kompetenz“ wird angemahnt,<br />

denn Filmarbeit ist Teamarbeit.<br />

Eine Schlüsselstelle in jedem<br />

Filmteam nimmt die Beziehung zwischen<br />

Oberbeleuchtern und Kameraleuten<br />

ein.<br />

Es sei ein „ganz spezielles Verhältnis“<br />

zwischen dem Chef der Lichtabteilung<br />

und dem Kameramann, erklärt<br />

Klaus Pahl, fast drei Jahrzehnte<br />

Oberbeleuchter und außerdem<br />

Vorstand des Bundesverbandes Beleuchtung<br />

& Bühne. Und er sieht die<br />

Kameramänner keineswegs grundsätzlich<br />

im Vorteil: „Als Oberbeleuchter<br />

hat man viel mehr Möglichkeiten,<br />

etwas mitzubekommen. Kameraleute<br />

machen die Ausbildung bei nur einem<br />

Kameramann, und viele übernehmen<br />

dessen Stil.“ Als Oberbeleuchter<br />

bekomme man besonders<br />

von jungen Kameraleuten – gerade<br />

von denen, die nicht allein in der Praxis,<br />

sondern an Filmschulen gelernt<br />

haben – neue, unkonventionelle Anregungen.<br />

Ansonsten bestünde, besonders<br />

bei sehr eingespielten Oberbeleuchter-Kameramann-Kombinationen,<br />

die Gefahr, dass ein einmal<br />

bewährtes Vorgehen immer wieder<br />

reproduziert werde, nach dem Motto:<br />

„Das machen wir wie immer.“<br />

Wichtig für die Zusammenarbeit sei<br />

vor allem Vertrauen: „Manche Kameraleute<br />

haben sehr feste, extrem aufwändig<br />

zu realisierende Vorstellungen.<br />

Dann muss das Vertrauen des<br />

Kameramanns in den Oberbeleuchter<br />

da sein, dass man denselben Effekt<br />

auch weniger aufwändig hin bekommt.“<br />

Wenn der Kollege an der Kamera<br />

denn überhaupt weiß, was er<br />

oder sie will. Mit Schrecken erinnert<br />

sich Klaus Pahl an den Dreh von „Oi!<br />

Warning“: „Da war die Kamerafrau<br />

so überfordert, dass sie sechs Stunden<br />

brauchte, um ein Schlafzimmer<br />

einzuleuchten. – Und dann wollte<br />

sie immer noch unbedingt, dass der<br />

Baum vor dem Fenster gefällt wird,<br />

weil nicht genug Licht herein kam.“<br />

Nach einer Woche hatte Pahl genug:<br />

„Sie oder ich!“ Die Kameraposition<br />

wurde neu besetzt.<br />

Am liebsten sind Klaus Pahl Kameramänner<br />

mit viel Erfahrung,<br />

„von denen ich auch noch etwas lernen<br />

kann“. Auch wenn es mit dem<br />

Erfahrung sammeln nicht leichter geworden<br />

sei: „Früher waren Pornofilme<br />

der Bereich, in dem Kameraleute<br />

Praxis gesammelt haben.“ Heute<br />

Viel Licht und ein wenig Schatten prägen das Verhältnis von Oberbeleuchtern<br />

zu Kameraleuten. Die einen kommen aus der Praxis, die anderen meist<br />

über die Theorie zum Film. Für den Newsletter hat Christian Seebaum mit drei<br />

Oberbeleuchtern über ihre Position am Set gesprochen.<br />

Oberbeleuchter und Kameraleute<br />

Ein<br />

spezielles<br />

Verhältnis<br />

VON CHRISTIAN SEEBAUM<br />

werde oft für die Abschlussfilme eines<br />

Kameraschul-Absolventen großer<br />

Aufwand betrieben. Da komme<br />

es dann schon mal vor, dass ein beeindruckter<br />

Redakteur einen beteiligten<br />

Kameramann für eine große<br />

Fernsehproduktion engagiere – wo<br />

er dann aber viel schneller und unter<br />

Druck arbeiten müsse und die Erwartungen<br />

nicht erfüllen könne, weil<br />

die Praxis fehle.<br />

Pahls Oberbeleuchter-Kollege<br />

Grube Venn („Supertex“, „Strajk –<br />

Die Heldin von Danzig“) hat sehr gute<br />

Erfahrungen mit Nachwuchs an<br />

der Kamera gemacht: „Die jungen<br />

Kollegen bringen neue Ideen mit, eine<br />

ganz neue Bildsprache.“ Im Ge-<br />

gensatz zur alten Schule von Kameraleuten,<br />

die nach exakten Anweisungen<br />

handelten, setzten viele junge<br />

mehr auf gemeinsame Entwicklung<br />

von Beleuchtungslösungen. Besonders<br />

dann, wenn die Vorbereitungszeit<br />

es erlaubt, dass der Oberbeleuchter<br />

bereits einige Wochen<br />

vor Drehbeginn hinzugezogen<br />

wird. „Das Verhältnis Oberbeleuchter/Kameramann<br />

lässt sich vergleichen<br />

mit dem zwischen Regisseur<br />

und Regieassistent“, meint Grube<br />

Venn. Und: „Das menschliche Verhältnis<br />

ist ganz wichtig.“<br />

„Dass das Verhältnis sehr speziell<br />

ist, erkennt man schon daran, dass<br />

es immer Wunschkandidaten gibt:<br />

Beleuchterplan von Jochen Kratzheller<br />

für einen Nachtdreh aus dem Film<br />

„Hangtime“ von Wolfgang Groos.<br />

Der Kameramann wünscht sich seinen<br />

Assistenten und seinen Oberbeleuchter“,<br />

meint Niels Maier („Das<br />

Vaterspiel“, „Teufelskicker“, „Tannöd“)<br />

von der Kölner Firma Maier<br />

Bros. „Ich mag beides“, sagt er, „den<br />

frischen Kontakt zu einem neuen Kameramann,<br />

aber auch, wenn ich mit<br />

einem Kameramann den sechsten,<br />

siebten oder achten Film drehe.“ Dabei<br />

könne er sowohl den sehr bestimmenden<br />

<strong>als</strong> auch den in ihren<br />

Vorgaben eher vagen Kameraleuten<br />

etwas abgewinnen. Doch: „Mir<br />

macht es am meisten Spaß, wenn<br />

der Kameramann mir eine Stimmung<br />

vorgibt.“<br />

Letztlich, meint Maier, sei der<br />

Kameramann immer die entscheidende<br />

Instanz. „Meine Aufgabe ist,<br />

die Vorstellung des Kameramannes<br />

umzusetzen.“ Die Hierarchie sei<br />

wichtig, weil der Kameramann letztlich<br />

immer verantwortlich sei. Doch<br />

auch die Harmonie müsse gerade<br />

auf diesen Positionen stimmen, im<br />

Interesse des ganzen Teams: „Wenn<br />

es da hapert, zieht das alle anderen<br />

runter.“ Immerhin: In über zwanzig<br />

Berufsjahren hat Niels Maier<br />

menschlich vor allem gute Erfahrungen<br />

gemacht und es gebe nur einen<br />

einzigen Kameramann, mit dem er<br />

nicht mehr arbeiten würde. Mit<br />

Überzeugung sagt er: „Oberbeleuchter<br />

ist mein Traumberuf!“<br />

„Film und Kino brauchen<br />

Licht zum Leben – Licht,<br />

das im Kinosaal <strong>als</strong> Projektionsstrahl<br />

sichtbar wird:<br />

ein „LICHTBLICK“ eben!“<br />

Joachim Ortmanns,<br />

Geschäftsführer Lichtblick<br />

Film<br />

Der Name LICHTFILM<br />

entstand während der Arbeit<br />

an meinem ersten eigenen<br />

Film „Schatten der<br />

Zukunft“ (Preis der Deutschen<br />

Filmkritik) über<br />

deutsch-jüdisch-palästinensische<br />

Verwicklungen,<br />

<strong>als</strong>o die Schattenseiten gemeinsamer<br />

Geschichte.<br />

Licht und Schatten bilden<br />

immer eine Symbiose, sie<br />

sind Synonym für Kinematographie.<br />

Wenn ein Regisseur<br />

Tiefe erzeugen will,<br />

muss die Kameraarbeit<br />

diese durch Licht und<br />

Schatten produzieren. Eigentlich<br />

müssten alle Firmen<br />

LICHTFILM heißen.<br />

Lichtfilm-Gründer Wolfgang<br />

Bergmann<br />

FILMLICHTER verfolgte<br />

von Anfang an den<br />

Grundgedanken, die digitale<br />

Entwicklung im Kino<br />

mitzugestalten. Bei der<br />

Namensfindung haben<br />

wir viele Begriffe berücksichtigt<br />

und fanden den<br />

Schlüssel – ob digital oder<br />

35mm – doch immer beim<br />

Licht. Zudem wollten wir<br />

<strong>als</strong> junger Verleih die Branche<br />

aus einem neuen Blickwinkel<br />

betrachten. Um ein<br />

wenig „Licht“ ins Dunkel<br />

der traditionellen Wege<br />

des Filmverleihs zu bringen,<br />

versuchen wir auch<br />

heute noch, uns jedem<br />

Film gezielt zu widmen<br />

und immer neue Wege der<br />

Vermarktung zu finden.<br />

Nur so können wir im Kino<br />

auch zukünftig ein Publikum<br />

erreichen und es für<br />

das Flimmern der großen<br />

Leinwand begeistern.<br />

Filmlichter-Gründerin Verena<br />

Aimée Oefler<br />

Schwerpunkt – newsletter 7/2009 23


ifs: Bewerbungsfristen<br />

laufen<br />

An der ifs internationalen filmschule<br />

köln beginnt die Bewerbungsphase für den 5.<br />

Jahrgang des Bachelor-Studiengangs Film<br />

mit den Schwerpunkten Drehbuch, Filmregie<br />

und Kreativ Produzieren. Start ist im September<br />

2010. Bewerber und Neugierige informiert die<br />

Hochschule am 26. Februar um 17 Uhr in den<br />

eigenen Räumen in der Werderstraße über Inhalte<br />

und Strukturen des Studiengangs. Die Bewerbungsphase<br />

endet am 1. April. Infos und Bewerbungsunterlagen<br />

gibt es ab Mitte Dezember<br />

auch auf www.filmschule.de.<br />

Neu ist der Bachelor-Studiengang Kamera,<br />

den die ifs im kommenden Jahr erstm<strong>als</strong><br />

anbietet. Dabei kooperieren die Studierenden<br />

in den Projektmodulen eng mit den Studiengängen<br />

Film, Editing Bild und Ton sowie weiteren<br />

Weiterbildungsprogrammen der ifs, insbesondere<br />

Szenenbild, Kostümbild und Schauspiel. Ein<br />

weiterer Kooperationspartner ist die Kunsthochschule<br />

für Medien Köln. Das siebensemestrige<br />

Studium startet zum Wintersemester<br />

2010/2011. Die Bewerbungsphase endet am<br />

15. April. Der Termin für den Info-Abend zum<br />

Studiengang Kamera ist der 12. März um 17 Uhr<br />

in der ifs.<br />

Im April nächsten Jahres startet außerdem<br />

wieder ein berufsbegleitendes Autorenprogramm<br />

(Weiterbildung Drehbuch), das professionellen<br />

Drehbuchautoren individuelle Stoffentwicklung<br />

ermöglicht. Im Mittelpunkt steht die Verwendung<br />

psychologisch definierter Genreaspekte.<br />

Erfahrungsgemäß positionieren sich die Absolventen<br />

mit ihren genrespezifischen Erzählungen<br />

auf dem zusehends formatierten Markt wesentlich<br />

deutlicher <strong>als</strong> zuvor. Die Weiterbildung,<br />

die im Januar 2011 endet, wird von den Drama-<br />

Ruge-Stipendien:<br />

Der Countdown läuft<br />

Noch bis zum 1. April können Nachwuchs-<strong>Dokument</strong>arfilmer ihre Bewerbungen<br />

für ein Gerd Ruge Projekt-Stipendium einreichen. 2010<br />

vergibt die <strong>Filmstiftung</strong> NRW die in Deutschland einzigartigen Stipendien<br />

in einer Gesamthöhe von 100.000 Euro bereits zum neunten Mal.<br />

Das Geld soll den Stipendiaten ermöglichen, innerhalb von 18 Monaten<br />

einen hochwertigen Kino-<strong>Dokument</strong>arfilm zu entwickeln.<br />

Für eine Bewerbung sind ein Treatment, eine Kalkulation, eine Vita sowie<br />

eine Filmographie des Antragsstellers notwendig. Über die Vergabe<br />

entscheidet eine unabhängige Fachjury unter Vorsitz des Journalisten und<br />

Namengebers Gerd Ruge. Weitere Informationen bei der <strong>Filmstiftung</strong><br />

erteilt Susanna Felgener (susannafelgener@filmstiftung.de). Das Antragsformular<br />

ist unter www.filmstiftung.de abrufbar.<br />

24<br />

turgen Susan Schulte, Petra Lüschow, Daniel<br />

Speck und Georg Heinzen betreut.<br />

Editoren und Schnittassistenten, die das Final-Cut-Pro-System<br />

kennen lernen möchten und<br />

mit Avid oder vergleichbaren Schnittsystemen<br />

arbeiten, bietet die ifs vom 22. bis 25. Januar<br />

einen Filmmontage-Workshop an. Editor<br />

Kawe Vakil zeigt am Schnittplatz alle wichtigen<br />

Schritte – von der Vorbereitung der Montage<br />

bis zur Ausspielung. Die Teilnehmer können<br />

dann ihre neuen Kenntnisse direkt an den<br />

Schnittplätzen ausprobieren. Anmeldeschluss ist<br />

der 8. Januar.<br />

Last but not least freut sich die ifs über Festival-Erfolge<br />

ihrer Studierenden. So gewannen<br />

Peter Hümmeler und Kim Düsselberg mit<br />

ihrem Abschlussfilm „Soltau“ beim Kölner Kurzfilmfestival<br />

Unlimited den Publikumspreis im<br />

Wettbewerb NRW. Zuvor hatten Matthias<br />

vom Schemm, Nima Kianzad, Jan Klügel,<br />

Peter Aufderhaar, Iris Schneider und<br />

Thorsten Klein mit „My Little Boy“ beim<br />

Schwul-Lesbischen Filmfest in Hannover<br />

den Publikumspreis Die goldene Perle in Bronze<br />

gewonnen. Mit der Perle im Gepäck geht es<br />

im Dezember zum Rencontres Henri Langlois<br />

International Film Schools Festival<br />

nach Poitiers. In China wird im Dezember auf<br />

dem Guangzhou International Documentary<br />

Film Festival außerdem das von<br />

der <strong>Filmstiftung</strong> NRW initiierte <strong>Dokument</strong>arfilmprojekt<br />

„A Triangle Dialogue“ gezeigt, das<br />

in Zusammenarbeit der Filmhochschulen in Köln,<br />

Warschau und Jerusalem entstand.<br />

ifs, Tel. (0221) 9201880;<br />

info@filmschule.de<br />

ifs-Erfolg: „Soltau“ fuhr beim Kölner<br />

Kurzfilmfestival Unlimited den Publikumspreis<br />

ein. Foto: Paul Pieck<br />

KHM: Preise für<br />

Studenten und<br />

Absolventen<br />

An einem einzigen Wochenende (21.-22.11.) erhielten<br />

Studierende der Kunsthochschule<br />

für Medien Köln (KHM) sieben Auszeichnungen.<br />

Die ersten Preise gab es in Köln. Beim dortigen<br />

Kurzfilmfestival Unlimited gewann die<br />

Doku „Man stirbt“, der gemeinsame Abschlussfilm<br />

von Patrick Doberenz und Philipp Enders,<br />

den 1. Preis der Jury. Für den 3D-Animationsfilm<br />

„Nachtschatten“, den Abschlussfilm<br />

von Eike Mosler, kreierte die Jury einen zusätzlichen<br />

3. Preis. Die nächste Station war Düsseldorf,<br />

wo Ingo Monitor mit seinem Spielund<br />

Abschlussfilm „Eni“ beim 7. Filmfest der<br />

Heinrich-Heine-Universität den Publikumspreis<br />

gewann. 100 Kilometer weiter standen<br />

Dana Linkiewicz und Marcus Overbeck<br />

beim Kinofest Lünen im Rampenlicht. Linkiewicz`<br />

<strong>Dokument</strong>ar- und Abschlussfilm „Anne<br />

Perry – Interiors“ gewann den Preis für die<br />

beste Filmmusik. Die Filmkomponisten Karim<br />

Sebastian Elias und Dieter Schleip und<br />

KHM-Sieger bei der KunstFilmBiennale:<br />

„Gregor Alexis" von Jana Debus, Foto: KHM/Debus<br />

Regisseur Peter Timm zeichneten dafür den<br />

Komponisten Olaf Taranczewski aus. Overbeck<br />

gewann mit seinem Abschlussfilm „2012“<br />

den Westfälischen Filmpreis für mittellangen Filme.<br />

Beim Internationalen Festival der<br />

Filmhochschulen München 2009 waren<br />

wiederum Doberenz und Enders mit „Man<br />

stirbt“ vertreten. Sie erhielten in der Kategorie<br />

„Bestes Drehbuch“ eine Lobende Erwähnung.<br />

Dortmund: Bühne, Buch & DVD<br />

Mit einer Live Performance und einem Buch plus DVD präsentiert<br />

der Fachbereich Design der Fachhochschule<br />

Dortmund aktuelle Ergebnisse seiner künstlerischen und<br />

wissenschaftlichen Arbeit. „Reflektor“ (Arnoldsche Verlagsanstalt)<br />

versammelt <strong>als</strong> Jahrbuch ‘09 die besten Leistungen<br />

des Jahres in den Disziplinen Foto, Grafikdesign, Objektdesign<br />

und Raumdesign sowie Kamera. Die beiliegende<br />

DVD „Documentaries?“ präsentiert neben sieben experimentellen<br />

<strong>Dokument</strong>arfilmen die ADC-Newcomer 2008.<br />

Nach Aufführungen im Dezember ist die interaktive und intermediale<br />

Performance „Suite intermediale“ Anfang Februar<br />

im Forum Freies Düsseldorf zu sehen. Das Stück ist Gegenstand<br />

und Ergebnis des Forschungs- und künstlerischen Ent-<br />

newsletter 7/2009 – Auf dem Sprung – die Seite für den Filmnachwuchs<br />

Auch im restlichen November überzeugten<br />

die Arbeiten von KHM-Studenten viele Juries –<br />

bundes- bis weltweit. Der Preisregen begann im<br />

Rahmen der Kölner KunstFilmBiennale, wo<br />

Jana Debus für ihren Film „Gregor Alexis“ den<br />

1. Preis des Bild-Kunst-Förderpreises für experimentellen<br />

Film 2009 bekam. Zeitgleich wurde Insa<br />

Onken beim 52. Internationalen Leipziger<br />

Festival für <strong>Dokument</strong>ar- und Animationsfilm<br />

für ihre Boxer-Doku „Rich Brother“<br />

mit dem Preis für den besten deutschen <strong>Dokument</strong>arfilm<br />

2009 („Goldene Taube“) geehrt.<br />

Außerdem gingen 2009 zwei Förderpreise<br />

des Landes NRW in der Sparte Medienkunst an<br />

Studentin Johanna Reich und Diplomandin<br />

Eli Cortiñas Hidalgo. Juliane Großheim<br />

und Hannes Lang kehrten geehrt vom Kasseler<br />

<strong>Dokument</strong>arfilm- und Videofest<br />

zurück – Großheim mit einer Lobenden Erwähnung<br />

für ihren Abschlussfilm „Die Kinder<br />

vom Friedrichshof“, Lang mit einem A38-Produktions-Stipendium<br />

für seinen Abschlussfilm<br />

„Leavenworth, WA.“. Beim Alcine Film Festival<br />

Madrid 2009 wurde Quimu Casalprim<br />

i Suárez mit seinem experimentellen<br />

Kurzfilm „Zeitriss“ für seine Leistung im Bereich<br />

Schnitt ausgezeichnet. Absolvent Andreas<br />

Muxel erhielt für seine Abschlussarbeit „Connect“<br />

den Hauptpreis des Turiner Piemonte<br />

Share Festiv<strong>als</strong> 2009. Die Jury hatte aus<br />

über 300 Einsendungen sechs Finalisten ausgewählt.<br />

Mit-Absolvent Ralf Baecker konnte<br />

sich in Turin über eine Lobende Erwähnung für<br />

seine Abschlussarbeit „Rechnender Raum“ freuen.<br />

Anna Hepp und Henning Ricke schließlich<br />

vertraten die KHM beim International<br />

Student Film and Video Festival of Beijing<br />

Film Academy 2009. Hepp gewann<br />

mit ihrer Abschlussarbeit „Ein Tag und eine Ewigkeit“<br />

den Outstanding Student Award, Ricke mit<br />

seinem Science-Fiction-Film „D-I-M – Deus-in-<br />

Machina“ den Publikumspreis.<br />

Anfang 2010 lädt die Hochschule wieder<br />

Absolventen mit aktuellen Filmproduktionen ein.<br />

Die Reihe „Best of KHM“ beginnt am 13. Januar<br />

mit Almut Getto und ihrem Spielfilm „Ganz<br />

nah bei Dir“, der soeben in die Kinos gekommen<br />

ist. Anschließend unterhält sie sich mit Peter<br />

Bringmann. Am 20. Januar folgt Franz<br />

Müller mit seinem Spielfilm „Die Liebe der Kinder“.<br />

Mit ihm spricht Gebhard Henke.<br />

Schließlich sind am 27. Januar Corinna Wichmann<br />

und Erik Winker mit ihrem <strong>Dokument</strong>arfilm<br />

„Schlag.Fertig“ vor Ort. Ihr Gesprächspartner<br />

ist Thomas Schmitt, wie Bringmann<br />

und Henke KHM-Professor im Bereich Film.<br />

KHM, Tel. (0221) 201890;<br />

info@khm.de<br />

wicklungsprojektes „IIP“ (interaktive, intermediale Performance).<br />

Partner der FH Dortmund sind dabei das Düsseldorfer<br />

Theater der Klänge und das ICEM der Folkwang<br />

Hochschule. Im Stück verweben sich die von Sensoren erfassten<br />

Bewegungen der Tänzer mit Videobildern und elektronischer<br />

Musik in Echtzeit, womit wiederum die Bewegungsdynamik<br />

gesteuert wird. Jörg U. Lensing, Professor<br />

für Ton und Klanggestaltung und Leiter des Projekts: „Viel<br />

spannender <strong>als</strong> die richtige Genrebezeichnung für diese Art<br />

von intermedialem Tanzkonzert ist das Entdecken von Regeln<br />

der Spielbarkeit einer solchen Aktion.“<br />

FH Dortmund, Tel.( 0231) 9112469;<br />

joerg.lensing@fh-dortmund.de


er Weg zur Kunst ist kurz, wenn man<br />

Din einem Atelier aufwächst. Lisa Violetta<br />

Gaß hat lebhafte Erinnerungen an<br />

ihre frühe Kindheit im Atelier für Glaskunst,<br />

das ihre Eltern auch heute noch in<br />

Wiesbaden betreiben. An Materialien und<br />

Gerüche und die besondere Atmosphäre,<br />

wenn im kreativen Prozess, im Ausprobieren<br />

und Verwerfen, Neues entsteht.<br />

Vielleicht würde sie selber heute mit Glas-<br />

mehl malen und in glühender Hitze Skulpturen<br />

formen – wenn nicht das Cello dazwischen<br />

gekommen wäre.<br />

Mit sechs Jahren hat sie sich verliebt<br />

in die Cellomusik aus der Wohnung über<br />

der ihrer Kindergartenfreundin. Und dann<br />

in das Instrument mit seinen runden Formen.<br />

Sie begann Cellounterricht zu nehmen,<br />

und ab da waren „die Finger heilig“<br />

– und die Arbeit mit Glas, die ohne Verletzungen<br />

nicht abgeht, tabu. Lisa Violettas<br />

Berufswunsch wandelte sich zu Cellistin<br />

und blieb lange dabei – bis Pedro Almodóvar<br />

in das Leben der Teenagerin trat.<br />

Almodóvars emotionales Drama „Alles<br />

über meine Mutter“ wurde zum Schlüsselerlebnis,<br />

das den Wunsch weckte, alles<br />

über die Möglichkeiten des Films zu erfahren.<br />

Weil sich aber die Mitarbeit bei Filmdrehs<br />

und regelmäßiger Schulbesuch<br />

kaum vereinbaren lassen, landete Lisa Violetta<br />

Gaß zunächst beim Theater. Als Regie-Hospitantin<br />

bekam sie beim Jugendclub<br />

des Hessischen Staatstheaters in<br />

Wiesbaden die Chance, an jedem Wochenende<br />

die Arbeit mit den Schauspielern<br />

hautnah zu begleiten: „Das war sehr,<br />

sehr spannend, eine ganz andere Welt.“<br />

Einen weiteren wichtigen Impuls lieferte<br />

eine Hospitanz beim SFB Fernsehen. „Als<br />

ich zurück war dachte ich, meine ganzen<br />

Klassenkameraden sind ja total langwei-<br />

Ihr Abschlussfilm „Gisberta“ war im November beim Kinofest Lünen zu sehen.<br />

Ein <strong>Dokument</strong>arfilmprojekt über eine Transsexuelle ist fast fertig, Stoffe<br />

für den ersten langen Spielfilm sind in Arbeit. Die ifs-Absolventin Lisa Violetta<br />

Gaß brennt darauf, sich nun „in der freien Wildbahn“ auszuprobieren.<br />

Porträt Lisa Violetta Gaß<br />

Mehr <strong>als</strong><br />

Unterhaltung<br />

VON CHRISTIAN SEEBAUM<br />

lig, ich will jetzt ins Berufsleben! Aber da<br />

hatte ich ja noch zwei Jahre Schule vor<br />

mir.“<br />

Der erste Zugang zum Filmgeschäft<br />

nach dem Abitur war für Lisa Violetta Gaß<br />

die Website www.crew-united.de.<br />

Schließlich muss man nicht unbedingt wissen,<br />

was Kamerabühnenassistenz bedeutet,<br />

um sich für eine solche zu bewerben.<br />

„Hast Du ein bisschen Kraft und Lust, dich<br />

total fertig zu machen?“, kam die Rückfrage<br />

der Produktionsfirma Action Concept,<br />

„dann komm zu uns“. Klar, hatte sie.<br />

Und die Erwartungen wurden beim Dreh<br />

zum Kung-Fu-Film „Kampfansage“ vollauf<br />

erfüllt. „Es gab viele Außendrehs bei<br />

minus sechs Grad, da sind die Kameraschienen<br />

am Boden festgefroren. Wir haben<br />

voll durchgepowert, und nach anderthalb<br />

Wochen haben alle gesagt: Ich<br />

spring ab, das ist mir viel zu viel! Während<br />

ich immer dachte: Ja! Weiter, weiter!“<br />

Drei Jahre lang reihten sich Praktika<br />

und Assistenzen bei diversen Produktionen<br />

aneinander, arbeitsreich und so<br />

schlecht bezahlt, dass es ohne familiäre<br />

Lisa Violetta Gaß,<br />

Foto: Isabell Brenner<br />

Unterstützung nicht möglich gewesen<br />

wäre. „Ich habe ganz tolle Eltern. Die haben<br />

immer gesagt: Das einzige, was im<br />

Leben zählt, ist, dass man glücklich ist. Das<br />

Leben ist so kurz, deshalb mach’ das, worauf<br />

du Lust hast. Geh’, wohin dein Herz<br />

dich trägt.“<br />

Die erste Runde von Bewerbungen<br />

bei den großen deutschen Filmschulen<br />

blieb für die 21-Jährige ohne Erfolg – zu<br />

jung, zu wenig Lebenserfahrung, war die<br />

Antwort. Dafür wuchs mit den zahlreichen<br />

Praktika ihre Erfahrung im Filmbereich,<br />

„nicht nur in technischer Hinsicht,<br />

sondern auch in persönlicher: Worauf<br />

muss man achten? Wo muss man die Leute<br />

auffangen? Wo muss man ihnen auch<br />

wieder etwas geben? Wo muss man sie<br />

total ziehen, damit noch mehr rauskommt?<br />

Das sind alles Erfahrungen, die<br />

mir heute sehr helfen beim Filmemachen.<br />

“<br />

Ab 2007 studierte Lisa Violetta Gaß<br />

dann Regie an der internationalen filmschule<br />

köln (ifs), sieben Semester, in denen<br />

sieben kurze Filme entstanden sind.<br />

Einer handelt von Soldaten im Bunker, ein<br />

anderer von einer jungen Musikerin, die<br />

sich über das Improvisieren frei spielt. „Es<br />

ist eine Stärke der ifs, dass man so viele<br />

Filme dreht.“ So dicht sei das Programm<br />

für die Studierenden, dass manchmal etwas<br />

wenig Zeit bleibe, das Gelernte auch<br />

sacken zu lassen, erzählt Lisa Violetta Gaß.<br />

Und auch von Köln hat sie kaum mehr<br />

mitbekommen <strong>als</strong> das Schulumfeld.<br />

Dagny Dewath und Ferdinand Lehmann<br />

in „Gisberta“, Foto: Max Hüttermann<br />

Ihren Abschlussfilm „Gisberta“, der in<br />

einem Heim für schwer erziehbare Jugendliche<br />

spielt, hat Lisa Violetta Gaß in<br />

Berlin gedreht. Der Film erzählt von Außenseitertum,<br />

Gewalt und sexuellem Erwachen,<br />

einer explosiven Mischung, die<br />

wie zwangsläufig auf ein tragisches Finale<br />

zuläuft. Dabei hat die 25-Jährige viel mit<br />

Improvisation gearbeitet und ist mit der<br />

beweglichen Kamera ganz nah an die Figuren<br />

herangerückt, auf der Suche nach<br />

einem „naturalistischen Stil“, bei dem die<br />

Darsteller weniger spielen, <strong>als</strong> einfach sind.<br />

Es gehe ihr in ihren Filmen darum, sagt<br />

Lisa Violetta Gaß, nicht bloß zu unterhalten,<br />

sondern auch etwas zu vermitteln, es<br />

soll „etwas hängen bleiben“. Das gilt auch<br />

für ihr aktuelles dokumentarisches Projekt,<br />

das sie in Zusammenarbeit mit der ifs fertig<br />

stellen wird. Es ist das Porträt der Mannzu-Frau-Transsexuellen<br />

Yvonne, die seit<br />

Jahren ein Doppelleben führt: im Job <strong>als</strong><br />

Mann, privat <strong>als</strong> Frau. „Es gibt nicht DEN<br />

Transsexuellen“, betont die Filmemacherin,<br />

„jeder Mensch ist individuell.“ Und so<br />

soll auch ihre <strong>Dokument</strong>ation weniger ein<br />

Film zum Thema Transsexualismus sein, <strong>als</strong><br />

einfach das Porträt eines interessanten, außergewöhnlichen<br />

Menschen. Ein Zugang,<br />

mit dem sicher auch Pedro Almodóvar gut<br />

leben könnte.<br />

Auf dem Sprung – die Seite für den Filmnachwuchs – newsletter 7/2009 25


23 junge Filmemacher aus ganz Europa machten sich <strong>als</strong> Gäste der EFA Master Class RUHR,<br />

die im Rahmen der Europäischen Filmpreisverleihung stattfand, auf einer Entdeckungsreise durch<br />

das Ruhrgebiet. Die Tour de Ruhr war Teil eines viertägigen Programms, zu dem auch Vorträge<br />

ow!“ Der Blick vom Hochofen im Land-<br />

Wschaftspark Duisburg-Nord ist spektakulär:<br />

Verlassene und verrostete Industrieanlagen,<br />

im Hintergrund rauchende Schlote der<br />

Stahlgiganten. Dazu dramatisch gebauschte<br />

Winterwolken. Spätestens bei diesem Anblick<br />

sind die jungen Regisseure restlos begeistert.<br />

Sie dürfen <strong>als</strong> Gäste der European Film Academy<br />

(EFA) an einer viertägigen Master Class<br />

teilnehmen und bekommen dabei eine Führung<br />

zu den reizvollen Locations des Ruhrgebiets.<br />

An diesem Nachmittag stehen der Duisburger<br />

Innenhafen und der Landschaftspark<br />

Duisburg-Nord auf dem Plan. Die jungen Filmemacher<br />

spazieren durch den ehemaligen<br />

Industriehafen und sehen, wie die alten Speicher<br />

im Laufe der Jahre umgewandelt wurden<br />

in Bürogebäude und moderne Gastronomie.<br />

Asitha Ameresekere aus England ist begeistert:<br />

„Ich mag solche alte Industriebrachen. Ich<br />

schreibe gerade meinen neuen Film, der auch<br />

in so einer Gegend in Nord-England spielt“,<br />

sagt der Brite mit singhalesischen Wurzeln.<br />

Sein Kurzfilm „14“ ist nominiert für den EFA<br />

Short Film, der im Rahmen der Europäischen<br />

Filmpreise in Bochum vergeben wurde.<br />

Von den insgesamt 13 jungen Filmemachern,<br />

die für den europäischen Kurzfilmpreis<br />

nominiert sind, nehmen zehn an der EFA Master<br />

Class in der Unna Massimo, einem der<br />

Kreativ.Quartiere der Metropole Ruhr, teil. Dazu<br />

kommen noch fünf Regisseure, die für den<br />

European Discovery Preis nominiert sind, sowie<br />

acht Absolventen der NRW-Filmhochschulen,<br />

der Kunsthochschule für Medien (KHM),<br />

der internationalen filmschule Köln (ifs) und<br />

der Fachhochschule in Dortmund. Bei diesem<br />

Projekt der EFA in Zusammenarbeit mit der<br />

Kulturhauptstadt Europas RUHR.2010 können<br />

die junge Regisseure von den Größen ihres<br />

Fachs lernen: Danny Boyle, Peter Liechti und<br />

Nino Kirtadzé.<br />

An den ersten Abenden der Master Class<br />

wurden alle nominierten Kurzfilme präsentiert<br />

- und diskutiert. „Es ist interessant zu sehen,<br />

wie unterschiedlich – je nach Herkunft – die<br />

Geschichten erzählt werden“, findet Christi-<br />

26<br />

von Danny Boyle, Peter Liechti und Nino Kirtadzé gehörten.<br />

EFA Masterclass RUHR<br />

Auf<br />

dem<br />

Dach des<br />

Ruhrgebiets<br />

na Ebelt, Absolventin der KHM. Da sie selbst<br />

ihre Filme nicht zeigen konnten, wollen die<br />

NRW-Studenten mit ihren ausländischen Regie-Kollegen<br />

noch einen privaten Austausch<br />

organisieren, erzählt Lisa Violetta Gass von der<br />

ifs. Der Kontakt zu anderen Filmschaffenden<br />

ist den Teilnehmern der Master Class wichtig.<br />

„Normalerweise ist man ja immer allein, vor<br />

allem wenn man schreibt“, sagt Ameresekere,<br />

der gemeinsam mit dem Polen Pawel Ferdek<br />

bereits vergangenes Jahr am Talent Campus<br />

der Berlinale teilgenommen hat. In Unna<br />

treffen sich die beiden erstm<strong>als</strong> wieder.<br />

Begeisterung löste bereits der erste Tag der<br />

Master Class aus. Die beiden <strong>Dokument</strong>arfilmer<br />

Peter Liechti und Nino Kirtadzé stellten die<br />

Frage „Was können wir vom <strong>Dokument</strong>arfilm<br />

lernen?“ „Es war besonders interessant, weil<br />

die beiden so unterschiedliche Ausrichtungen<br />

repräsentieren: die persönlichen, gefühlvollen<br />

Filme des Schweizers Peter Liechti und die Filme<br />

von Nino Kirtadzé aus Georgien, die eher<br />

gesellschaftliche Probleme aufgreifen“, erzählt<br />

Valéry Rosier aus Belgien, dessen Kurzfilm<br />

„Good Night“ für den europäischen Filmpreis<br />

nominiert ist. Er nimmt viele Anregungen und<br />

Denkanstöße mit nach Hause. Johanna Wagner<br />

aus Schweden, die mit ihrer Kurzdoku „Peter<br />

in Radioland“ ins Rennen geht und zurzeit<br />

in Edinburgh studiert, findet die Diskussionen<br />

mit den langjährigen Profis deswegen so spannend,<br />

„weil man sieht, wie sie genauso mit al-<br />

Danny Boyle mit Teilnehmern der Masterclass,<br />

Foto: Daniel Gasenzer<br />

lem gerungen haben wie wir, die gleichen Probleme<br />

hatten“.<br />

Für Paul Negoescu aus Rumänien ist der<br />

Tag mit Oscarpreisträger Danny Boyle („Slumdog<br />

Millionär“) das Highlight der Master Class.<br />

„Ich mag Boyles Ansichten und möchte von<br />

ihm lernen“, sagt der junge Regisseur, der für<br />

„Renovare“ für den EFA Short Film nominiert<br />

ist. Er ist einer der wenigen der ausländischen<br />

Gäste, die NRW bereits kennen. Sein letzter<br />

Film war eine deutsch-rumänische Koproduktion<br />

und wurde in Köln geschnitten. Das<br />

deutsch-rumänische Team habe einen guten<br />

Mix ergeben, „auch wenn wir alle sehr unterschiedlich<br />

waren: die Deutschen so pünktlich<br />

und genau, die Rumänen eher chaotisch. Aber<br />

alles hat gut geklappt.“ Da die Finanzierungsmöglichkeiten<br />

für Filme in NRW viel besser sind<br />

<strong>als</strong> in Rumänien, würde er gerne auch weitere<br />

Projekte hier realisieren.<br />

Angesichts der spektakulären Locations<br />

kann sich das auch Meni Philip aus Israel vorstellen,<br />

der mit „Sinner“ ins Rennen um den<br />

besten europäischen Kurzfilm geht. Bei der Besichtigung<br />

des ehemaligen Hochofens meint<br />

er sofort begeistert: „Das ist ein Ort für einen<br />

Film. Ich möchte ein Drehbuch für diesen Ort<br />

schreiben. Mein Kameramann findet ihn bestimmt<br />

auch toll.“<br />

newsletter 7/2009 – Europäischer Filmpreis / Dreharbeiten<br />

Tod in Istanbul –<br />

Jeder hat<br />

seinen Preis<br />

Nach dem Kinofilm „Boxhagener Platz“, den er<br />

mit Claussen+Wöbke+Putz gedreht hat,<br />

kehrt Regisseur Matti Geschonneck wieder<br />

zum ZDF und Network Movie zurück. Am<br />

27. Oktober begannen in Köln die Dreharbeiten<br />

zu Geschonnecks neuem Film „Tod in<br />

Istanbul – Jeder hat seinen Preis“ (AT).<br />

Heino Ferch spielt darin einen Kriminalbeamten,<br />

der den Tod an seiner in Istanbul ermordeten<br />

Geliebten selbst aufklären will und dabei<br />

die Wege eines von Jürgen Vogel gespielten<br />

verdeckten BKA-Ermittlers kreuzt, der den Fall<br />

ebenfalls verfolgt. Ina Weisse steht <strong>als</strong> weitere<br />

BKA-Beamtin, Peter Simonischek <strong>als</strong><br />

deren Chef vor der Kamera. Das Drehbuch hat<br />

Geschonnecks Stammautorin Hannah Hollinger<br />

geschrieben. Produziert wird der Thriller<br />

von Wolfgang Cimera, Producerin ist Andrea<br />

Rullmann. Verantwortliche Redakteure<br />

sind Stefanie von Heydwolff und ZDF-<br />

Fernsehfilm-Chef Reinhold Elschot, der damit<br />

erstm<strong>als</strong> ein Projekt seiner früheren Firma<br />

betreut. Die Dreharbeiten in Köln und Istanbul<br />

endeten Anfang Dezember.<br />

Network Movie Köln, Tel. (0221)<br />

948880; contact@networkmovie.de<br />

Oliver Koritke und Katharina Schüttler in „Schurkenstück",<br />

Foto: WDR/greenskyfilms/Martin Rottenkolber<br />

Schurkenstück<br />

Krimi-Spezialist Torsten C. Fischer dreht<br />

noch bis zum 22. Dezember seinen neuen Film<br />

„Schurkenstück“ in Köln und Umgebung.<br />

Als Schauspieler sind Katharina Schüttler,<br />

Franz Dinda, Sebastian Urzendowsky<br />

und Oliver Korittke dabei.<br />

Schüttler spielt die gefragte Theaterregisseurin<br />

Fanny Dannewald, die ein Experiment wagt: Mit<br />

Inhaftierten einer Jugendstrafanstalt will sie<br />

Friedrich Dürrenmatts „Der Besuch der alten Dame“<br />

auf ihre Theaterbühne bringen. Begleitet<br />

wird sie dabei von Anstaltssozialarbeiter Peter<br />

Kilian (Korittke), der dem Vorhaben eher distanziert<br />

gegenüber steht.<br />

Fischer realisiert ein Drehbuch von Eva und<br />

Volker A. Zahn. Die Kamera bei dem WDR-<br />

Fernsehfilm führt Benedict Neuenfels.<br />

„Schurkenstück“ ist die erste Eigenproduktion<br />

der greenskyfilms mit Sitz in Köln und Ludwigsburg.<br />

Produzent ist Philipp Steffens, verantwortlicher<br />

WDR-Redakteur Alexander<br />

Wesemann. Der Film soll im kommenden Jahr<br />

im Ersten gesendet werden.<br />

greenskyfilms, Tel. (0221) 3014800;<br />

info@greenskyfilms.com


Hindenburg &<br />

Vom Glück<br />

nur ein Schatten<br />

Das Glück geht auf die Reise: Bis zum 18. Dezember<br />

wurde in Duisburg an 18 von 65 Drehtagen<br />

der große historische Zweiteiler „Vom<br />

Glück nur ein Schatten“gedreht. In der<br />

Hauptrolle spielt Maria Furtwängler eine<br />

Frau und Mutter in der Stunde Null. Die ebenso<br />

emotionale wie moderne Geschichte inszeniert<br />

Miguel Alexandre nach einem Buch von<br />

Thomas Kirchner. In weiteren Rollen sind<br />

Pasquale Aleardi, Dorka Gryllus, Rosel<br />

Zech, Günther Maria Halmer, Nicole Marischka<br />

und Heikko Deutschmann zu sehen.<br />

Im nächsten Jahr geht der Dreh in Bayern<br />

und in Berlin weiter. Vorlage für den Zweiteiler<br />

sind die gleichnamigen Erinnerungen von Uwe-<br />

Karsten Heye, dem ehemaligen Sprecher der<br />

Bundesregierung. „Vom Glück nur ein Schatten“<br />

ist eine Produktion der teamWorx Television<br />

& Film GmbH, in Koproduktion mit dem<br />

ZDF. Produzenten sind Nico Hofmann, Dr.<br />

Jürgen Schuster und Benjamin Benedict,<br />

die Redaktion im ZDF liegt bei Heike Hempel<br />

und Alexander Bickel.<br />

Takiye –<br />

Im Namen<br />

Gottes<br />

Seit dem 3. November laufen in<br />

NRW die Dreharbeiten zu dem mit<br />

deutschen und türkischen Darstellern<br />

besetzten Politthriller „Takiye – Im<br />

Namen Gottes“ (AT). Vor der Kamera<br />

von Axel Block stehen Erhan<br />

Emre, Stipe Erceg, Michael<br />

Mendl, Özay Fecht und Su-<br />

Beeindruckende Konstruktion: die Passagierkabine<br />

der Hindenburg, Foto: RTL/Erik Lee Steingroever<br />

Dass die Hindenburg gut angekommen ist, lässt<br />

sich leider nicht sagen, aber der Dreh der Eventproduktion<br />

„Hindenburg“ (AT) in den Hallen<br />

der Kölner MMC-Studios wird am 14. Dezember<br />

im Kasten sein. Der spektakuläre Zweiteiler<br />

über das Hindenburg-Unglück vom 6. Mai 1937,<br />

bei dem sich der Stolz der deutschen Luftschifffahrt<br />

in ein flammendes Inferno verwandelte,<br />

wird mit einem Rekord-Budget von über zehn<br />

Millionen Euro produziert. Der internationale<br />

Cast von Regisseur Philipp Kadelbach<br />

setzt sich aus Maximilian Simonischek,<br />

Lauren Lee Smith, Heiner Lauterbach,<br />

Greta Scacchi, Stacy Keach, Ulrich Noethen,<br />

Christiane Paul, Hannes Jaenikke<br />

und Robert Seeliger zusammen. „Hindenburg“<br />

ist eine teamWorx-Produktion in<br />

Koproduktion mit RTL und EOS Entertainment<br />

(Jan Mojto). Die Redaktion liegt bei Sascha<br />

Mürl (RTL). Sascha Schwingel, Jürgen<br />

Schuster und Katrin Goetter produzieren<br />

das TV-Event, dessen Ausstrahlung für das<br />

Frühjahr 2011 geplant ist.<br />

teamWorx, Tel. (0221) 8006940;<br />

info@teamWorx.de<br />

Home for Christmas<br />

Nach dem großen Festivalerfolg „O’Horten“ realisiert Bent Hamer auch seinen neuen Film mit<br />

der Kölner Pandora Film: Die kleine, fiktionale Stadt Skogli in Nordschweden ist der Schauplatz<br />

von „Home for Christmas“. Nach den Shortstories „Only Soft Presents under the Tree” von<br />

Levi Henriksen finden eine Reihe von turbulenten Geschichten am Heiligen Abend statt.<br />

Seit dem 9. November wird in Schweden gedreht, in Duisburg und Mönchengladbach finden vom<br />

18. bis zum 22. Januar dann weitere fünf der insgesamt 37 Drehtage statt. Als Darsteller sind Fridtjof<br />

Saheim, Tone Mostraum und Alma Norström im Einsatz. Die Kamera führt John C.<br />

Rosenlund. Der Pandora Film Verleih wird den Film, an dem auch ZDF/Arte (Redakteur:<br />

Meinolf Zurhorst) beteiligt ist, ins Kino bringen.<br />

Pandora Film, Tel. (0221) 973320; info@pandorafilm.com<br />

Stipe Erceg (l.) und Erhan Emre in „Takiye“,<br />

Foto: WDR/Bernd Spauke<br />

zan Anbeh. Die Regie führt der Niederländer Ben Verbong, das Buch schrieb Kadir Sözen,<br />

der zudem <strong>als</strong> Produzent verantwortlich zeichnet. Erzählt wird die Geschichte einer türkischen Familie,<br />

die an den kriminellen Machenschaften einer Organisation zerbricht, die vorgibt, im Namen<br />

Gottes zu handeln. „Takiye – Im Namen Gottes“ wird von der Kölner Filmfabrik in Koproduktion<br />

mit dem WDR realisiert, der die Federführung bei diesem Projekt hat (Redaktion: Wolf-Dietrich<br />

Brücker), dem BR (Redaktion: Bettina Ricklefs) und der Degeto (Redaktion: Jörn Klamroth).<br />

Gedreht wird bis Januar 2010 u.a. in Duisburg und Köln, die Ausstrahlung ist für Herbst 2010<br />

geplant.<br />

Filmfabrik, Tel. (0221) 9347670; info@filmfabrik.net<br />

Pina<br />

Eine Hommage an Pina<br />

Bausch, die große Choreographin<br />

und Erneuerin des<br />

Tanzes, und eine tiefe Verbeugung<br />

vor der Schönheit,<br />

die sie in die Welt gesetzt<br />

hat, entsteht beim Wuppertaler<br />

Tanztheater<br />

unter der Regie von Wim<br />

Wenders in 3D. Die Chance<br />

und das Privileg, die noch<br />

von Pina Bausch selbst einstudierten<br />

Stücke in 3D gültig<br />

festzuhalten, will die<br />

Neue Road Movies Berlin nicht verstreichen<br />

lassen. Die Produktionsfirma arbeitet nach<br />

den ersten Aufnahmen im Herbst im kommenden<br />

Frühjahr weiter daran, diese Stücke gut aufzuheben<br />

und somit einem Publikum in der ganzen<br />

Welt zugänglich zu machen.<br />

Das Team der deutsch-französischen Koproduktion<br />

der Neue Road Movies Berlin mit Eurowide<br />

Film Production fängt dabei mit<br />

dem Wuppertaler Tanztheater<br />

unter anderem in Ausschnitten<br />

aus Bauschs berühmten Stücken<br />

„Café Müller“, „Das Frühlingsopfer“<br />

und „Vollmond“<br />

den kreativen Geist der weltberühmten<br />

Choreographin ein. „Pina“<br />

wird komplett in NRW in Szene<br />

gesetzt. Weitere Partner des 3D-<br />

Tanzfilmprojektes sind das ZDF,<br />

Meldungen – newsletter@filmstiftung.de<br />

ANZEIGE<br />

3D-Dreharbeiten zu „Pina“, Foto: Donata Wenders<br />

3sat und Arte, der zuständige Redakteur ist<br />

Wolfgang Bergmann.<br />

Neue Road Movies,<br />

Tel. (030) 814529350;<br />

office@neueroadmovies.com<br />

Robert Sturm und Dominique Mercy (künstlerische<br />

Leiter Tanztheater Wuppertal), Wim Wenders,<br />

Gian-Piero Ringel (Produzent), Michael Schmid-<br />

Ospach, Peter Junge (Oberbürgermeister von<br />

Wuppertal) und Peter Pabst (Bühnenbild Tanztheater).<br />

(v.l.) Foto: Uwe Schinkel<br />

27


Albert Schweitzer –<br />

Ein Leben<br />

für Afrika<br />

Kinostart: 24. Dezember<br />

Verleih: NFP (Verleih), Warner Bros.<br />

(Vertrieb)<br />

hrfurcht vor dem Leben – dieser lebensbe-<br />

Ejahende ethische Ausdruck steht prägend für<br />

das Leben von Albert Schweitzer. Als Gelehrter<br />

hatte er bereits relevante Studien zu Religionsphilosophie<br />

und Musikwissenschaft verfasst;<br />

seine Werke „Geschichte der Leben-Jesu-Forschung“<br />

und „Johann Sebastian Bach“ sind bis<br />

heute Standardwerke. Dann entschloss er sich<br />

zum Studium der Medizin und ging <strong>als</strong> Arzt<br />

nach Französisch-Zentralafrika. 1913 gründete<br />

er in Gabun das Urwaldkrankenhaus Lambaréné.<br />

Die Arbeit dort und seine mahnenden<br />

Worte gegen die Rüstungspolitik der Atommächte<br />

brachten ihm 1952 den Friedensnobelpreis<br />

ein. 1965 starb Albert Schweitzer im Alter<br />

von 90 Jahren.<br />

Eher spät in Schweitzers Leben, im Jahre<br />

1949, steigt die filmische Biografie ein. Schweitzer<br />

reist mit seiner Frau in die Vereinigten Staaten,<br />

um Spenden zu sammeln und vor der atomaren<br />

Bedrohung zu warnen. Damit rückt er ins<br />

Visier des US-Geheimdienstes, der mit gezielten<br />

Verleumdungskampagnen Schweitzer in Misskredit<br />

bringt. Die Existenz des Urwaldhospit<strong>als</strong><br />

Lambaréné steht auf Messers Schneide.<br />

„Wir erzählen eine Geschichte, die wirklich<br />

passiert ist, aber die Welt heute hat sie vergessen<br />

oder nie erfahren“, sagt Produzent Alexander<br />

Thies, der nach dem überraschenden Blockbuster-Erfolg<br />

mit „Luther“ nun mit einem Bio-<br />

Pic über eine der großen humanistischen Persönlichkeiten<br />

des 20. Jahrhunderts nachlegt. Unter<br />

der Regie des Briten Gavin Millar („Danny,<br />

der Champion“) spielen der niederländische<br />

Schauspielstar und Filmautor Jeroen Krabbé und<br />

Barbara Hershey das Ehepaar Schweitzer, Armin<br />

Rohde tritt in einer relevanten Nebenrolle <strong>als</strong> Albert<br />

Einstein auf. Wie schon vor zehn Jahren mit<br />

„Bonhoeffer“ plante Thies auch dieses Mal den<br />

Dreh in englischer Sprache, um den Film international<br />

lancieren zu können. Wenngleich die<br />

relevanten Schauplätze des Films New York und<br />

Gabun sind, fanden sämtliche Dreharbeiten in<br />

Südafrika, in Kapstadt und Port St. Johns statt.<br />

Deutschland/Südafrika 2009<br />

Regie: Gavin Millar; Drehbuch: James Brabazon,<br />

David Howard; Darsteller: Jeroen Krabbé, Barbara<br />

Hershey, Judith Godrèche, Samuel West, Jeanette<br />

Hain, Patrice Naiambana, Jonathan Firth, Armin<br />

Rohde, Eleonore Weisgerber; Produktion: Salinas<br />

Filmgesellschaft und Two Oceans Production in Koproduktion<br />

mit ARD Degeto unter Senderbeteiligung<br />

von Arte; www.albertschweitzer-derfilm.de<br />

Geförderte Kinofilme der <strong>Filmstiftung</strong> NRW<br />

Mit besten<br />

Empfehlungen<br />

Süt<br />

Kinostart: 14. Januar<br />

Verleih: mitosfilm<br />

üt“, auf Deutsch „Milch“, ist der zweite Teil<br />

Seiner filmischen Trilogie des türkischen Regisseurs<br />

Semih Kaplanoglu, die mit „Yumurta“<br />

(2007; auf Deutsch: „Ei“) begann und mit dem<br />

in Produktion befindlichen Film „Bal“ („Honig“)<br />

enden wird. Der nach dem Protagonisten der<br />

Filme benannte „Yusuf“-Dreiteiler erzählt die Geschichte<br />

eines etwa 20-jährigen Türken (Melih<br />

Selçuk), der zusammen mit seiner Mutter Zehra<br />

(Basak Köklükaya) in der anatolischen Provinz<br />

lebt. „Süt“ schildert, wie den beiden die<br />

Grundlage ihres Lebensunterhalts entzogen<br />

wird: Zehra und Yusuf verkaufen Milchprodukte,<br />

die sich von Tag zu Tag schlechter absetzen<br />

lassen, da immer mehr Supermärkte in der Umgebung<br />

entstehen. Als eines Tages in das Leben<br />

der Mutter ein neuer Mann tritt, verliert Yusuf<br />

seinen Status <strong>als</strong> männliches Oberhaupt der<br />

Familie. Für den Sohn ein harter Schlag in der<br />

patriarchalisch orientierten Gesellschaft. Yusuf,<br />

der musisch interessiert ist und Gedichte ver-<br />

Vorstadtkrokodile 2: Die coolste Bande<br />

ist wieder da!<br />

Kinostart: 21. Januar<br />

Verleih: Constantin Film Verleih<br />

ie Vorstadtkrokodile sind die coolste Ban-<br />

Dde der Stadt. Man hat die Dinge im Griff<br />

und jetzt, in den Sommerferien, lässt es sich besonders<br />

gut leben. Schließlich gibt es ein neues<br />

Hauptquartier, was gut für das Selbstbewusstsein<br />

ist, und bei einigen Mitgliedern auch<br />

zaghafte Versuche in Richtung erster Liebe, was<br />

nicht immer gut ist für das Selbstbewusstsein.<br />

Das alles aber ist plötzlich Makulatur,<br />

<strong>als</strong> die Eltern von Olli<br />

und Maria durch dubiose<br />

Machenschaften in ihrer Firma<br />

kurz vor der Pleite stehen und<br />

deshalb sogar in eine andere<br />

Stadt ziehen müssten. So weit<br />

kann die Bande es unmöglich<br />

kommen lassen, und so nehmen<br />

sich die Vorstadtkrokodile<br />

der Angelegenheit an. Auch<br />

Kais ältere Cousine Jenny<br />

bringt sich mit ihren Schminkkünsten<br />

tatkräftig ein, und<br />

schon bald ist man einem<br />

üblen Komplott auf der Spur.<br />

Es ist noch kein Jahr vergangen,<br />

dass Christian Ditters<br />

frisch aufpoliertes Kino-Update<br />

des Jugendbuchklassikers<br />

von Max von der Grün mit rasanten<br />

Verfolgungsjagden<br />

newsletter 7/2009 – Kinovorschau<br />

fasst, anstatt, wie seine Mutter es verlangt, hart<br />

zu arbeiten, weiß nicht, wie es nun weitergehen<br />

soll.<br />

Im Mittelpunkt des Films steht die Beziehung<br />

zwischen Mutter und Sohn in der traditionellen<br />

türkischen Gesellschaft. Semih Kaplanoglu<br />

meint, dass, bildlich gesprochen, ein Sohn ein<br />

Leben lang von der Milch seiner Mutter abhängig<br />

sei. Wenn die Mutter sich neu orientiert, ein<br />

neues Leben beginnt und damit den Sohn sozusagen<br />

von der Mutterbrust absetzt, stellt sich<br />

für den Regisseur die Frage: „Wird der Sohn es<br />

dann schaffen, auf eigenen Füßen zu stehen?“<br />

Kaplanoglu denkt in seinem Film darüber nach,<br />

„warum türkische Jugendliche am Übergang<br />

von der Kindheit zum Erwachsensein eine solch<br />

schwere Zeit haben“.<br />

„Süt“ lief im Wettbewerb der 65. Filmfestspiele<br />

Venedig 2008.<br />

Türkei / Deutschland / Frankreich 2008<br />

Regie: Semih Kaplanoglu; Drehbuch: Semih Kaplanoglu,<br />

Orcun Köksal; Darsteller: Melih Selçuk, Basak<br />

Köklükaya, Riza Akin, Saadet Ifl›l Aksoy, Alev<br />

Uçarer, fierif Erol, Orçun Köksal; Produzenten: Semih<br />

Kaplanoglu, Bettina Brokemper, Johannes Rexin,<br />

Guillaume De Seille; Produktion: Kaplan Film<br />

Production in Koproduktion mit Heimatfilm und<br />

Arizona Films; www.mitosfilm.com<br />

und schweißtreibenden Spannungsszenen den<br />

deutschen Jugendfilmsektor aufmischte. Die Mischung<br />

aus cooler Attitüde und ehrlich gelebter<br />

Freundschaft zog rund 600.000 Zuschauer<br />

in die Kinos und konnte neben wichtigen einheimischen<br />

Preisen – Kinder-Medien-Preis „Weißer<br />

Elefant“ und Drehbuchpreis „Kindertiger“<br />

– auch auf internationalen Festiv<strong>als</strong> in Tel Aviv<br />

und Amsterdam Wellen schlagen.<br />

Für die Fortsetzung konnte Regisseur und<br />

Ko-Drehbuchautor Christian Ditter das bewährte<br />

Grundensemble mit der kessen Ella Maria<br />

Gollmer aufstocken, während die Erwachsenenrollen<br />

um Nora Tschirner, Maria Schrader und<br />

Smudo nun mit Esther Schweins und Dietmar<br />

<strong>als</strong> Eltern von Olli und Maria hochkarätige Ergänzung<br />

mit viel Ruhrgebietsfeeling erfahren.<br />

Passend zur schauspielerischen Bodenhaftung<br />

fanden auch die Dreharbeiten an NRW-Schauplätzen<br />

in Duisburg, Kleinenbremen (Porta Westfalica),<br />

Dortmund, Hückelhoven und Köln statt.<br />

Ein stilsicher geschnürtes Unterhaltungspaket<br />

<strong>als</strong>o, das ganz im Sinne guter Fortsetzungen<br />

schnell zum Punkt kommt und dann umso tüchtiger<br />

loslegt.<br />

Deutschland 2009<br />

Regie: Christian Ditter, Neil Ennever; Drehbuch:<br />

Neil Ennever, Christian Ditter; Darsteller: Nick Romeo<br />

Reimann, Fabian Halbig, Javidan Imani, David<br />

Hürten, Robin Walter, Ella Maria Gollmer, Manuel<br />

Steitz, Leonie Tepe; Produzenten: Christian Becker,<br />

Lena Olbrich; Produktion: Westside Filmproduktion<br />

und Rat Pack Filmproduktion in Koproduktion mit<br />

Constantin Film Produktion<br />

www.vorstadtkrokodile.film.de

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