Fachbereichsarbeit
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ESSEN UND TRINKEN BEI DEMENZ -<br />
eine Herausforderung für die Pflege in der<br />
Langzeitbetreuung<br />
<strong>Fachbereichsarbeit</strong><br />
zur Erlangung des Diploms<br />
für den gehobenen Dienst für Gesundheits- und Krankenpflege<br />
Schule für allgemeine Gesundheits- und Krankenpflege<br />
Oberwart, Expositur Frauenkirchen<br />
Beurteilerin<br />
DKKS Martina Arth<br />
Lehrerin für Gesundheits- und Krankenpflege<br />
Zweitbeurteilerin<br />
Dir. Karin Dolmanits, MSc<br />
vorgelegt von<br />
Bettina Leiner<br />
Podersdorf, November 2011
Ehrenwörtliche Erklärung<br />
Ich erkläre hiermit, dass ich die vorliegende Arbeit selbstständig und ohne<br />
Benutzung anderer als der genannten Materialien angefertigt habe. Alle aus<br />
fremden Quellen direkt oder indirekt übernommenen Gedanken sind als solche<br />
kenntlich gemacht. Außerdem habe ich die Reinschrift der Arbeit einer<br />
Korrektur unterzogen.<br />
Die Arbeit wurde bisher keiner anderen Prüfungskommission vorgelegt. Ich bin<br />
mir bewusst, dass eine falsche Erklärung rechtliche Folgen haben kann.<br />
Podersdorf, im November 2011 Bettina Leiner
Kurzzusammenfassung<br />
„Essen und Trinken hält Leib und Seele zusammen!“ besagt schon ein viel<br />
zitiertes Sprichwort aus dem Volksmund. Doch was passiert, wenn unsere<br />
Sinne nachlassen und uns etwas vortäuschen? Die vorliegende Arbeit soll<br />
einen Anstoß zur Sensibilisierung der Ernährungssituation von demenzkranken<br />
Menschen in Langzeitpflegeeinrichtungen geben.<br />
Demenzerkrankungen stellen die Betroffenen und die betreuenden Personen<br />
vor besonderen Herausforderungen. Der fortschreitende Verlust der kognitiven<br />
Fähigkeiten erfordert spezifische Ansätze des Umgangs und der Unterstützung.<br />
Bei der Nahrungsaufnahme ist dies eine wesentliche Aufgabe der Pflege und<br />
spielt bei der Prävention von Mangelernährung eine tragende Rolle. Durch die<br />
tägliche Interaktion mit pflegebedürftigen dementiell erkrankten Bewohnern<br />
verfügen Pflegefachkräfte über den nötigen Einblick in Risikobereiche sowie<br />
über weitreichende Einflussmöglichkeiten zur Verbesserung der Situation unter<br />
Berücksichtigung der Erhaltung der Selbstständigkeit. Durch Aus- und<br />
Weiterbildung von Pflegefachkräften zur Förderung des Ernährungszustandes<br />
von alten, dementen Personen mit Risikofaktoren einer Mangelernährung, kann<br />
dieser in Langzeitpflegeeinrichtungen entgegengewirkt werden.<br />
Summary<br />
„Eating and drinking holds together body and soul!“ is a popular saying from the<br />
vernacular. However, what happens if our senses decrease and simulate us<br />
something? The present work should give an impulse to the sensitisation of the<br />
food situation of people suffering from dementia in long time care facilities.<br />
Dementia always involves special challenges for the affected persons and their<br />
carers. The progressive loss of the cognitive abilities requires specific attempts<br />
of contact and support. With the absorption of nutrients is this one essential job<br />
of the care and plays with the prevention of lack food a weight-bearing role.<br />
Such a special treatment is an essential part of the care and plays an important<br />
role concerning the prevention of malnutrition. Due to the daily interaction with
patients in need of care, nursing field forces dispose of the necessary insight<br />
into risk areas as well as of far-reaching influence for the improvement of the<br />
situation taking into account the preservation of independency. Basic training<br />
and continuing education for qualified nurses is necessary in order to counteract<br />
risk factors of malnutrition for dementia patients in long time care facilities.
INHALTSVERZEICHNIS<br />
1 EINFÜHRUNG IN DIE PROBLEMATIK .......................................................... 7<br />
2 DEMENZ ......................................................................................................... 9<br />
2.1 Definition Demenz ......................................................................... 9<br />
2.2 Symptome der Demenz ................................................................. 9<br />
2.2.1 Kognitive Symptome ............................................................................ 10<br />
2.2.2 Psychische Störungen und Verhaltensänderungen bei Demenz ........ 11<br />
2.2.3 Verhaltensänderungen ......................................................................... 12<br />
2.2.4 Körperliche Symptome ......................................................................... 12<br />
2.3 Demenzformen ............................................................................ 12<br />
2.3.1 Demenz vom Alzheimer-Typ ................................................................ 13<br />
2.3.2 Vaskuläre Demenz ............................................................................... 13<br />
2.3.3 Frontotemporale Demenz .................................................................... 14<br />
2.3.4 Parkinson oder Lewy-Body-Demenz ................................................... 14<br />
2.4 Stadien der Demenz .................................................................... 15<br />
3 ESSEN UND TRINKEN BEI DEMENZERKRANKUNG ................................ 17<br />
3.1 Die Ernährungssituation von Demenzkranken in<br />
Langzeitpflegeeinrichtungen ........................................................ 17<br />
3.1.1 Altersbedingte körperliche Veränderungen und ihr Einfluss auf das Essen<br />
und Trinken von Demenzkranken ........................................................ 18<br />
3.1.2 Spezielle demenzbedingte Probleme bei der Ernährung .................... 25<br />
3.2 Effektive Maßnahmen zur Verbesserung der Ernährungssituation in<br />
Langzeitpflegeeinrichtungen ........................................................ 26<br />
3.2.1 Esskultur und Essbiographie ............................................................... 26<br />
3.2.2 Erfassung der Ernährungssituation – Screening und Assessment ..... 27<br />
3.3 Praktikable Ernährungskonzepte bei Demenz ............................. 30<br />
3.3.1 Ess- und Trinkhilfen ............................................................................. 30<br />
3.3.2 Fingerfood ............................................................................................ 31<br />
3.3.3 Eat by walking – Essen beim Gehen ................................................... 32<br />
3.3.4 Verabreichung der Nahrung – Demenzkranken beim Essen helfen ... 33<br />
3.3.5 Essen und Trinken bei Schluckstörungen ........................................... 36
4 ZUSAMMENFASSENDE DARSTELLUNG................................................... 38<br />
5 LITERATURVERZEICHNIS .......................................................................... 40<br />
6 ANHANG ...................................................................................................... 42<br />
Anhang 1: Essbiographie nach Biedermann ........................................ 42<br />
Anhang 2: Mini Nutrition Assessment .................................................. 45<br />
Anhang 3: AKE-Screeningbogen ......................................................... 46
1 Einführung in die Problematik<br />
Angesichts des demographischen Wandels wächst die Anzahl der Demenzer-<br />
krankungen und der Anteil der Menschen, die in Langzeitpflegeeinrichtungen<br />
betreut werden. Diese Menschen stellen die betreuenden Pflegefachkräfte vor<br />
besondere Herausforderungen. Der fortschreitende Verlust der kognitiven Fä-<br />
higkeiten erfordert spezielle Ansätze bei der Unterstützung im Rahmen der<br />
Nahrungsaufnahme, welche bei der Prävention von Mangelernährung und einer<br />
möglichst langen Aufrechterhaltung der Selbstständigkeit eine zentrale Rolle<br />
spielen.<br />
Diese Arbeit befasst sich mit folgenden Fragestellungen:<br />
� Welche körperlichen und altersbedingten Veränderungen in Bezug auf das<br />
Ess- und Trinkverhalten müssen Pflegepersonen bei Demenzkranken im Be-<br />
sonderen berücksichtigen?<br />
� Welche Maßnahmen zur Verbesserung der Ernährungssituation von De-<br />
menzkranken in Langzeitbetreuung gibt es?<br />
� Welche Ernährungskonzepte bieten sich für die Ernährung von Menschen<br />
mit Demenz an?<br />
Die vorliegende Arbeit soll den Gesundheits- und Krankenpflegepersonen und<br />
allen Pflegepersonen bewusst machen, welchen wichtigen Stellenwert Essen<br />
und Trinken in der Pflege und Betreuung von demenzkranken Menschen in der<br />
Langzeitpflege einnimmt.<br />
Als Herangehensweise für die Bearbeitung der Fragestellungen wurde eine Li-<br />
teraturrecherche im Internet: Google, Google scholar, Printernet und diversen<br />
Onlineshops für Bücher vorgenommen. Veröffentlichte Diplomarbeiten zum<br />
Thema Ernährung bei Demenz dienten der weiteren Literatursuche.<br />
7
Als Schlüsselwörter dienten:<br />
� Demenz<br />
� Mangelernährung<br />
� Pflege bei Demenz<br />
� Ernährung im Alter<br />
Für das Zitieren der Fachliteratur wurde der Harvard Style gewählt.<br />
Der Hauptteil der Arbeit beginnt mit einer allgemeinen Betrachtung der Begriffe<br />
Demenz, Symptome der Demenz und Demenzformen. Im darauffolgenden Ka-<br />
pitel werden die Ernährungssituation von Demenzkranken und die altersbeding-<br />
ten körperlichen Veränderung sowie demenzspezifische Veränderungen in Be-<br />
zug auf die Ernährung erläutert. Nach der Vorstellung von effektiven Maßnah-<br />
men zur Verbesserung der Ernährungssituation und praktikablen Ernährungs-<br />
konzepten bei Demenz folgt die Zusammenfassung.<br />
8
2 Demenz<br />
Im nachfolgenden Kapitel wird auf die Definition der Demenz und auf das<br />
Krankheitsbild sowie die auftretenden Symptome näher eingegangen. Dem in-<br />
teressierten Leser/der interessierten Leserin bietet sich ein Einblick in die Dia-<br />
gnose und die Symptome der Demenz.<br />
2.1 Definition Demenz<br />
Der Terminus „Demenz“ stammt von dem lateinischen Begriff „dementia“ und<br />
bedeutet „Unvernunft, „ohne Geist“. Die Definition der Weltgesundheitsorgani-<br />
sation WHO lautet: Demenz ist „eine erworbene globale Beeinträchtigung der<br />
höheren Hirnfunktion einschließlich des Gedächtnisses, der Fähigkeit, Alltags-<br />
probleme zu lösen, sensomotorischer und sozialer Fertigkeiten der Sprache<br />
und Kommunikation sowie der Kontrolle emotionaler Reaktionen, ohne Be-<br />
wusstseinsstörung. Meist ist der Verlauf progredient (fortschreitend), nicht not-<br />
wendigerweise irreversibel.“ (WHO 1986, zit. in Popp 2006, S. 13).<br />
Unter einem Demenzsyndrom versteht man auch, unabhängig von der Ursa-<br />
che, eine über die Altersnorm hinausgehende längerfristige Störung verschie-<br />
dener geistiger Leistungen, z.B.: Gedächtnis- oder Orientierungsstörungen.<br />
Man spricht dann von einem Demenzsyndrom, wenn die Veränderungen eine<br />
Verschlechterung des gewohnten Leistungsniveaus des Betroffenen bewirken<br />
und den beruflichen oder sozialen Alltag beeinträchtigen (vgl. Kastner & Löbach<br />
2010, S. 9). „Es handle sich nicht um eine eigenständige Diagnose, sondern die<br />
Demenz beschreibt das Zusammentreffen verschiedener Einzelsymptome.“<br />
(ebd.).<br />
2.2 Symptome der Demenz<br />
Aus der Sicht des Laien ist die Gedächtnisstörung das typische Symptom einer<br />
Demenzerkrankung. Veränderungen in diesem Bereich sind jedoch nicht maß-<br />
geblich für eine demenzielle Erkrankung. Eine viel gewichtigere Rolle spielen<br />
9
Beeinträchtigungen im Bereich der Orientierung, der Psyche, des Verhaltens<br />
oder der körperlichen Funktionen und sind auch ausschlaggebend für den wei-<br />
teren Verlauf der Erkrankung. Auf der Suche nach Ursachen für die auftreten-<br />
den Demenzsymptome müssen neben organischen Veränderungen auch bio-<br />
graphische, psychische, genetische, soziale und individuelle Faktoren mit be-<br />
rücksichtigt werden. Diese Faktoren bilden auch einen wichtigen Ansatz in der<br />
Planung von Pflegemaßnahmen oder Therapie (vgl. Kastner & Löbach 2010,<br />
S. 10).<br />
2.2.1 Kognitive Symptome<br />
Zu den kognitiven Symptomen zählen die Störungen der Denkprozesse. Diese<br />
sind die Abnahme der Gedächtnisleistung sowie die Merkfähigkeit, das Auftre-<br />
ten von Wortfindungsstörungen und Orientierungsstörungen, zuerst in fremder<br />
Umgebung und später auch in vertrauter Umgebung (vgl. Kastner & Löbach<br />
2010, S. 10). Zu Beginn der Erkrankung vergessen die Betroffenen zuerst alles,<br />
was zuletzt erlebt wurde. In den meisten Fällen bleiben Erinnerungen mit emo-<br />
tionaler Bedeutung und die Zeit der Kindheit gut im Gedächtnis. Wichtig für die<br />
Betreuung von Demenzerkrankten ist die Aufarbeitung der Kindheit, damit ein<br />
biografisches Arbeiten gewährleistet werden kann. Die spätere Lebensge-<br />
schichte bei fortgeschrittener Erkrankung bleibt verloren (vgl. Steidl & Nigg<br />
2008, S. 91).<br />
Sprachstörungen (Aphasien) treten schon im Frühstadium auf. Bei leichter De-<br />
menz kann es zu Wortfindungsstörungen kommen oder aber der Erkrankte<br />
verwendet Ersatzwörter oder umschreibt Wörter. In der Phase der mittelschwe-<br />
ren Demenz erfindet der Betroffene teilweise Wörter und es kommt zu Störun-<br />
gen des Sprachverständnisses. Im Spätstadium der Demenz reduziert sich die<br />
Sprache zusehends, zuerst sind es Zwei- und Dreiwortsätze, bis hin zu einzel-<br />
nen Wörtern, welche ständig wiederholt werden, wobei diese Veränderungen<br />
nicht automatisch mit der Einschränkung des Wortverständnisses verbunden<br />
sind (vgl. Kastner & Löbach 2010, S. 11–12).<br />
10
Ein weiteres kognitives Symptom stellt die Apraxie (Werkzeugstörung) dar. Es<br />
ist dies eine Störung eines willkürlich- und zielgerichteten Handlungsablaufes<br />
ohne motorisch veränderter Grundlage. Die ersten apraktischen Störungen, wie<br />
zum Beispiel bei der Verwendung von Besteck, Geschirr, Hygieneartikel, bei<br />
der Bedienung von Haushaltsgeräten und Werkzeugen, treten schon im Früh-<br />
stadium auf. Demenzkranke Menschen können beispielsweise vor einem vollen<br />
Mittagsteller sitzen, gegebenenfalls aber nichts damit anfangen, weil sie nicht<br />
wissen, was sie mit dem Besteck machen sollen (vgl. Kastner & Löbach 2010,<br />
S. 12).<br />
Die Störung des Wiedererkennens (Agnosie) führt bei Demenzkranken im Alltag<br />
zu Problemen bei der Nichterkennung von Personen oder des eigenen Zim-<br />
mers. Bestimmte Gegenstände oder Situationen können trotz erhaltener senso-<br />
rischer Funktion nicht als bekannt begriffen werden (vgl. ebd.).<br />
2.2.2 Psychische Störungen und Verhaltensänderungen bei Demenz<br />
Unter psychischen Störungen und Verhaltensänderungen versteht die Pflege-<br />
wissenschaft das „herausfordernde Verhalten“. Unregelmäßigkeiten im Tages-<br />
rhythmus, Veränderungen der Umgebung können Auslöser für „herausfordern-<br />
des Verhalten“ sein. Dazu gehören zum Beispiel das Wandern und die Unruhe<br />
in der Nacht (vgl. ebd., S. 13).<br />
Psychische Symptome<br />
Zu den psychischen Symptomen zählen Angst, Misstrauen, Furcht, Depressivi-<br />
tät, Verkennungen und Halluzinationen sowie Frustrationen. Diese Symptome<br />
können über Phasen hinweg beobachtet werden, sie können sich zurückbilden<br />
oder verändern, verstärken sich jedoch nicht im weiteren Verlauf der Erkran-<br />
kung. Zur Abgrenzung zu anderen psychischen Erkrankungen gilt es, durch<br />
genaue Beobachtung der auftretenden Symptome über deren Verlauf, die Dau-<br />
er, die Auslösesituation und unter Berücksichtigung der Biographie, die auftre-<br />
tenden Symptome zu dokumentieren. Stimmungsschwankungen, depressive<br />
Verstimmung, ungerichtete Angst, Frustration treten unter den psychischen<br />
Symptomen am häufigsten auf (vgl. ebd., S. 13–14).<br />
11
2.2.3 Verhaltensänderungen<br />
Verhaltensänderungen in Form von akuten Verwirrtheitszuständen sind Zeichen<br />
einer mittelschweren Demenz. Auch bei den Verhaltensänderungen gilt es wie-<br />
der zu unterscheiden, ob es sich um normale verstehbare Reaktionen handelt<br />
oder aber um Zeichen von Demenzsymptomen. Das Sammeln oder Verstecken<br />
von Dingen, sexuelle Enthemmung, ständiges An- und Ausziehen, Rufen und<br />
Schreien, Aggressivität, Störungen des Schlaf-/Wach-Rhythmus und das Her-<br />
umlaufen gehören zu den häufigsten Verhaltensänderungen. Diese Verände-<br />
rungen stellen in der Langzeitbetreuung eine große Herausforderung für die<br />
professionelle Betreuung von Demenzerkrankten dar (vgl. Kastner &<br />
Löbach 2010, S. 16).<br />
2.2.4 Körperliche Symptome<br />
Meist im fortgeschrittenen Stadium als Zeichen der schweren Phase kommen<br />
körperliche Symptome hinzu. Es sind dies Gangstörungen mit wiederkehrenden<br />
Stürzen, aufgrund von reduziertem Durst- und Hungergefühl kommt es zu ver-<br />
minderter Nahrungsaufnahme, Probleme beim Schlucken, Inkontinenz und Be-<br />
wegungseinschränkung durch Kontrakturbildungen. Durch diese Veränderun-<br />
gen treten bei der Versorgung von Demenzerkrankten die pflegerischen Maß-<br />
nahmen in den Vordergrund. Neben Aggressivität und massiver Unruhe sind<br />
die körperlichen Symptome die häufigsten Gründe für eine Entscheidung zur<br />
professionellen Pflege in einer Langzeitbetreuung (vgl. ebd., S. 19).<br />
2.3 Demenzformen<br />
Die Demenzen werden eingeteilt in primäre und sekundäre Demenzen. Primäre<br />
Demenzen werden durch direkte Erkrankungen am Gehirn hervorgerufen. Die<br />
Demenz vom Alzheimer-Typ (DAT) ist die häufigste Form, gefolgt von der vas-<br />
kulären Demenz (auch Multi-Infarkt-Demenz genannt), die durch eine Mikrozir-<br />
kulationsstörung im Gehirn ausgelöst wird. Weiters bilden die Frontotemporale<br />
Demenz und die Parkinson- bzw. Lewy-Body-Demenz sowie Mischformen ei-<br />
nen geringen Teil. Die Ursachen einer sekundären Demenz liegen außerhalb<br />
12
des Gehirns, wie z.B. Sauerstoffmangel bei Herzinsuffizienz, Anämie oder<br />
Schilddrüsen-Unterfunktion, Infektionen oder Tumoren, Auswirkungen von Al-<br />
kohol- bzw. Drogenkonsum (vgl. Steidl & Nigg 2008, S. 89).<br />
2.3.1 Demenz vom Alzheimer-Typ<br />
Bei 60 % aller Demenzen handelt es sich um den Alzheimer-Typ, dabei wird<br />
unterteilt zwischen einem Typ mit frühem Beginn (weniger als 65 Jahre) und<br />
einem Typ mit spätem Beginn (mehr als 65 Jahre), wobei die Anzahl der Neu-<br />
erkrankungen im höheren Alter deutlich ansteigt. Die Forschung ist noch auf der<br />
Suche nach der tatsächlichen Ursache für die Alzheimer-Krankheit. Der Abbau-<br />
prozess im Gehirn wird jedoch sehr gut beschrieben. Durch Eiweißablagerun-<br />
gen an den Nervenzellen kommt es zum Funktionsverlust und in weiterer Folge<br />
zum Absterben von Gehirnzellen. So breitet sich die Erkrankung schleichend<br />
über das gesamte Gehirn aus (vgl. Kastner & Löbach 2010, S. 30).<br />
Zu den Kennzeichen der Alzheimer-Krankheit gehört der langsam voranschrei-<br />
tende Krankheitsverlauf. Zu Beginn der Erkrankung treten bei den Betroffenen<br />
Merkfähigkeits- und Wortfindungsstörungen auf. Hinzu kommen Verhaltensstö-<br />
rungen und psychische Veränderungen sowie das Auftreten von körperlichen<br />
Symptomen, wie zum Beispiel Gangstörungen, Schluckbeschwerden bis hin zu<br />
Bettlägerigkeit. Sekundärerkrankungen, wie Infektionen oder die Folgen einer<br />
verminderten Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme sind meist Ursache für das<br />
Ableben der Betroffenen (vgl. ebd.).<br />
Die medikamentöse Basistherapie für Alzheimer-Demenz-Patienten stellen die<br />
Antidementiva dar. Diese Medikamente wirken verzögernd auf das Fortschrei-<br />
ten der Erkrankung und sie haben eine positive Wirkung auf die nicht kognitiven<br />
Begleitsymptome (vgl. ebd., S. 74).<br />
2.3.2 Vaskuläre Demenz<br />
Nach der Alzheimer-Demenz bildet die vaskuläre Demenz die zweithäufigste<br />
Demenzform. Infolge einer Mangeldurchblutung oder einer Gefäßerkrankung im<br />
Gehirn kommt es bei dieser Form der Demenz zu Hirnleistungsstörungen. Im<br />
13
Unterschied zur Alzheimer-Demenz tritt die Verschlechterung der intellektuellen<br />
Fähigkeiten schrittweise und unregelmäßig auf. Neurologische Ausfälle, Stö-<br />
rungen des Gedächtnisses, der Orientierung des Urteilvermögens und des abs-<br />
trakten Denkens zählen weiters zu den Symptomen der vaskulären Demenz<br />
(vgl. Kastner & Löbach 2010, S. 33).<br />
2.3.3 Frontotemporale Demenz<br />
An der Frontotemporalen Demenz leiden in etwa 10 Prozent der Demenzkran-<br />
ken. Bei dieser Form der Demenz stehen zu Beginn nicht die Gedächtnisstö-<br />
rungen im Vordergrund, es treten Veränderungen ausgehend vom vorderen<br />
Hirnlappen im frontalen Gehirn auf. Es sind Symptome wie zum Beispiel<br />
Sprachschwierigkeiten, Persönlichkeitsveränderungen und Verhaltensstörun-<br />
gen, die sich durch sexuelle Enthemmung, Impulsivität, Aggressivität, taktlosem<br />
Umgang mit Mitmenschen oder im Gegenteil durch Gleichgültigkeit, fehlende<br />
Hygiene und Interessensverlust zeigen. Betroffene reagieren nicht mehr adä-<br />
quat auf Situationen, nehmen wie Babys alles in den Mund zum Untersuchen<br />
oder räumen zwanghaft Gegenstände immer wieder an neue Plätze. Zum Un-<br />
terschied zu der Alzheimer Demenz können Betroffene oft noch gut kopfrech-<br />
nen (vgl. Buijssen 2008, S. 27–28).<br />
2.3.4 Parkinson oder Lewy-Body-Demenz<br />
Weitere 10 Prozent aller Demenzerkrankungen sind unter der Parkinson-<br />
und/oder Lewy-Body-Demenz einzuordnen. Vergleichbar mit der Alzheimer-<br />
Krankheit treten spezifische Veränderungen im Gehirn auf. Im Frühstadium zei-<br />
gen sich schon Parkinsonsymptome mit wiederholten Stürzen unklarer Ursa-<br />
che. Typisch für diese Form der Demenz sind die starken Schwankungen zwi-<br />
schen unbeeinträchtigten Phasen und starken Zeichen der Erkrankung. Be-<br />
troffene berichten häufig über szenische Halluzinationen. Die Lewy-Body-<br />
Demenz bildet nur einen kleinen Teil der Demenzen und betreffend einer adä-<br />
quaten Therapie gibt es nur wenig Erfahrung (vgl. Kastner & Löbach 2010,<br />
S. 37).<br />
14
2.4 Stadien der Demenz<br />
Unterschieden werden in der Regel drei Schweregrade der Demenzen.<br />
Leichte Demenz<br />
Die betroffenen Personen sind zum Teil unaufmerksam, zeigen wenig Interesse<br />
am Alltagsgeschehen, sind unentschlossen und zögernd. Die auftretenden De-<br />
fizite im Denk- und Merkvermögen können schon Probleme mit Kontaktperso-<br />
nen bereiten. Daher ziehen sich die Betroffenen aus ihrem sozialen Umfeld zu-<br />
rück, damit ihre auftretenden Defizite unbemerkt bleiben. Alle Aktivitäten des<br />
täglichen Lebens können noch selbständig durchgeführt werden, jedoch treten<br />
sehr starke psychische Belastungen auf, wenn durch die auftretenden Sympto-<br />
me Unverständnis und Spott bei ihren Mitmenschen ausgelöst wird (vgl. Popp<br />
2006, S. 31–32).<br />
Mittelschwere Demenz<br />
Das Stadium der mittelschweren Demenz kann nach außen hin nicht mehr ver-<br />
leugnet werden. Störungen des Langzeitgedächtnisses, örtliche und zeitliche<br />
Orientierungsstörungen, Störungen im Problemlösungsprozess sowie Störun-<br />
gen der Denkfähigkeit treten auf. Die Erkrankten finden in der Folge nicht mehr<br />
den Heimweg, verlegen Dinge und beschuldigen Mitmenschen, diese gestohlen<br />
zu haben. Die Gefährdung durch die Krankheit nimmt in diesem Ausprägungs-<br />
grad zu und macht die Betreuung schwierig, sie erfordert ein gewisses Maß an<br />
Aufsicht und Pflege (vgl. ebd., S. 32).<br />
Schwere Demenz<br />
In diesem Ausprägungsgrad der Demenz wandern Betroffene ziellos umher,<br />
wissen nicht mehr, wie sie heißen, wer sie sind und wo sie sich befinden. Die<br />
betroffenen Personen sprechen unzusammenhängend oder aber die Kommuni-<br />
kation beschränkt sich auf Mimik und Gestik. Durch den fortschreitenden Ver-<br />
lust motorischer Fähigkeiten im weiteren Verlauf kommt es zur ausschließlichen<br />
Bettlägerigkeit mit Stuhl- und Harninkontinenz. Die schwere Demenz stellt für<br />
die Pflege eine enorme Herausforderung dar (vgl. ebd., S. 33).<br />
15
Abschließend ist wichtig aufzuzeigen, dass trotz einer Reihe von Verlusten von<br />
Fähigkeiten dementer Menschen, der Bereich des Persönlichkeitskerns erhal-<br />
ten bleibt. Der/die Betroffene kann zwischen sich und anderen Personen unter-<br />
scheiden und „Nein“ sagen. Die Gefühle bleiben erhalten, die Betroffenen drü-<br />
cken diese, wenn sie die Worte nicht finden, durch Mimik, Gestik, Körperhaltung<br />
und durch ihr Verhalten aus. Und nicht zuletzt bleiben die Bedürfnisse nach<br />
Selbstverwirklichung und Sinnfindung, das Bedürfnis nach Kommunikation und<br />
Wertschätzung, physiologische Bedürfnisse nach Nahrung, Ausscheidung,<br />
Wärme, Luft, Geborgenheit, evtl. nach Sex aufrecht (vgl. Steidl & Nigg 2008,<br />
S. 92).<br />
16
3 Essen und Trinken bei Demenzerkrankung<br />
„Essen und Trinken hält Leib und Seele zusammen!“ besagt schon ein viel zi-<br />
tiertes Sprichwort. Essen und Trinken ist nicht nur lebensnotwendig, sondern<br />
auch ein wichtiger Aspekt für den Körper, die Psyche und den Geist. Der<br />
Mensch entwickelt im Laufe seines Lebens Vorlieben und Abneigungen für be-<br />
stimmte Getränke oder Speisen, individuelle Bedeutungen entstehen im Zu-<br />
sammenhang mit der Ernährung. Mit voranschreitendem Alter lässt häufig der<br />
Appetit nach, worauf sich ein gesunder Mensch einstellen und reagieren kann.<br />
Doch was passiert, wenn unsere Sinne nachlassen und uns etwas vortäu-<br />
schen? Nahrhafte Mahlzeiten, die vor uns stehen, werden nicht mehr als solche<br />
erkannt! Diese Menschen brauchen individuelle Hilfe und Unterstützung, um<br />
eine adäquate Ernährung zu erhalten (vgl. Rückert et al. 2010, S. 13).<br />
3.1 Die Ernährungssituation von Demenzkranken in Langzeitpflege-<br />
einrichtungen<br />
In einer Studie zum Thema Prävalenz der Mangelernährung bei alten Men-<br />
schen untersuchten Hackel et al. die Ernährungssituation von alten Menschen<br />
im Pflegeheim. Hackel et al. sprechen von 19 bis 25 Prozent der Heimbewoh-<br />
ner mit Mangelernährung oder zumindest einem im Risikobereich befindlichen<br />
Ernährungszustand. Für Österreich gibt es jedoch sonst kaum Zahlen, die Auf-<br />
schluss über Mangelernährung und einhergehende Auswirkungen im Alter ge-<br />
ben (vgl. Hackel et al. 2006, S. 18).<br />
Auch zur speziellen Ernährungslage von demenziell erkrankten Menschen in<br />
Deutschland liegen wenige Daten vor. Ausgehend von den genannten Studien<br />
und unter Berücksichtigung, dass 50 bis 80 Prozent der Heimbewohner an De-<br />
menz erkrankt sind, treffen die genannten Zahlen mit hoher Wahrscheinlich auf<br />
Demenzkranke zu. Daten aus dem 4. Deutschen Altenbericht beziffern die un-<br />
tergewichtigen Demenzkranken mit 25 Prozent (vgl. Rüsing o.J., S. 28–29).<br />
17
Eine weitere Studie von Zerkry et al. untersucht den Einfluss von Demenz auf<br />
den Ernährungsstatus von älteren Personen. Ziel der Studie war es, den Ge-<br />
sundheitszustand, den funktionellen Status und den Ernährungszustand von<br />
dementen und nicht dementen Personen zu untersuchen. Das Ergebnis der<br />
Studie ergab, dass Patienten, die an Demenz leiden, häufiger einen schlechten<br />
funktionellen Status und Ernährungsstatus haben als Patienten gleichen Alters<br />
ohne Demenz (vgl. Zekry et al. 2007, S. 83–89).<br />
3.1.1 Altersbedingte körperliche Veränderungen und ihr Einfluss auf das Essen<br />
und Trinken von Demenzkranken<br />
Je älter man wird, desto besser spürt man seinen Körper. Veränderungen treten<br />
zu Tage und Bewegungen, die früher selbstverständlich waren, können zur An-<br />
strengung werden.<br />
Mit steigendem Alter nimmt die aktive Muskelmasse ab und die Kraft lässt nach.<br />
Die Verringerung der Skelettmuskulatur beeinflusst die Knochendichte und die<br />
Funktionsfähigkeit der Gelenke – Sturz und Frakturrisiko sind erhöht. Probleme<br />
mit der Feinmotorik treten auf und das Benutzen von Besteck kann zu einem<br />
Problem werden. Die Sinnesorgane lassen nach und verändern Temperatur-<br />
empfinden, der Geschmacksinn verringert sich, die Riechfähigkeit lässt nach<br />
und Schmeck-, Hör-, Seh- und Tastfähigkeit nehmen ab. Der ältere Mensch hat<br />
ein vermindertes Durstgefühl, der Körper meldet sich nicht auf die zu geringe<br />
Flüssigkeitsmenge. Zu einer gestörten Nahrungsverwertung kann es durch<br />
Veränderungen im Magen-Darm-Trakt kommen (vgl. Rückert et al. 2010, S. 25).<br />
� Sinnesfähigkeiten lassen nach<br />
Der gesunde Mensch ist in der Lage Einschränkungen der Sinnesfähigkeiten zu<br />
kompensieren. Demenzkranke jedoch akzeptieren beispielsweise ihre Brille<br />
nicht, die ihre Sehschwäche ausgleichen könnte. Sie fühlen sich durch die Brille<br />
gestört und verweigern diese, das führt wiederum dazu, dass sie Nahrungsmit-<br />
tel verkennen oder Geschirr auf dem Tisch nicht als solches erkennen. Bei de-<br />
menten Menschen kann der Geruchsinn schon früh beeinträchtigt sein und im<br />
Verlauf der Erkrankung ganz schwinden. Der Verlust des Geruchsinnes, der<br />
18
wichtig ist für das Erkennen und Schmecken von Nahrung, hat große Auswir-<br />
kung auf den Ernährungszustand von betroffenen Menschen und bedeutet auch<br />
eine Einschränkung ihrer Lebensqualität. Zu Problemen kann es kommen,<br />
wenn die Hörfähigkeit abnimmt. Die Betroffenen können ablehnend, gereizt und<br />
ärgerlich auf die verbale Kontaktaufnahme während der Mahlzeiten von Pfle-<br />
genden, die sie mit lauter Stimme ansprechen, reagieren (vgl. Rückert et al.<br />
2010, S. 26).<br />
� Appetit vergeht<br />
Die Intensität der Wahrnehmung von Sehen, Hören, Riechen und Schmecken<br />
sowie Hunger, Sättigung und Durst reduziert sich bei dementen Menschen und<br />
beeinflusst nachhaltig die Nahrungsaufnahme. Der Appetit geht verloren! Das<br />
Hungergefühl, der Appetit und das Nahrungsbedürfnis hängen zusammen.<br />
Kommen keine Signale des Nahrungsbedürfnisses vom Gehirn, entsteht kein<br />
Hungergefühl und der Mensch hat kein Verlangen nach Nahrungsaufnahme.<br />
Speichelmenge und –konsistenz beeinflussen auch das Hunger- bzw. Sätti-<br />
gungsgefühl. Da im Alter weniger Speichelflüssigkeit produziert wird, muss die<br />
Nahrung länger im Mund durchmischt werden, dadurch setzt das Sättigungsge-<br />
fühl ein, bevor ausreichend gegessen wurde. Doch auch wenn der Körper das<br />
Signal nach Nahrungsaufnahme sendet, kann der demente Mensch diese Zei-<br />
chen nicht mehr deuten und vergisst, dass er schon gegessen oder gerade ge-<br />
trunken hat. Hunger kann sich bei den Betroffenen als Unbehaglichkeit äußern<br />
und deren Verhaltensänderung muss erst von den Pflegenden interpretiert wer-<br />
den (vgl. ebd., S. 27).<br />
Um dem Appetitverlust von Demenzkranken entgegenzuwirken, sind Pflegende<br />
herausgefordert die Sinnesreize durch geschmacksintensiveres Essen zu ver-<br />
stärken. Da die Wahrnehmung von „süß“ meist sehr lange erhalten bleibt, ent-<br />
wickeln demenzkranke Menschen eine Vorliebe für Süßspeisen. Jedoch gehört<br />
jede Veränderung bezüglich des Appetitverlustes durch den Hausarzt abgeklärt.<br />
Chronische Erkrankungen, Schmerzen oder psychische Belastungen können<br />
den Appetit mindern und das Risiko einer Mangelernährung erhöhen (vgl. ebd.,<br />
S. 28).<br />
19
Zu den bedeutendsten Ursachen der Appetitlosigkeit und der Gewichtsabnah-<br />
me zählen Nebenwirkungen der Medikamente. Bei länger anhaltenden Ess-<br />
und Trinkproblemen sollte unbedingt der Hausarzt eingeschaltet werden und<br />
eventuell eine Alternative zu den verordneten Medikamenten überlegt oder eine<br />
Medikamentenpause vorübergehend angeordnet werden, um einen direkten<br />
Zusammenhang zu den Medikamenten ein- beziehungsweise ausschließen zu<br />
können (vgl. Wojnar 2007, S. 121).<br />
� Altersbedingte Veränderungen des Verdauungstraktes<br />
Im Alter verändert sich auch die ganze Verdauung. Beginnend mit der Mund-<br />
höhle, dem Magen, der Leber, der Galle, der Bauchspeicheldrüse bis hin zum<br />
Darm kann die Funktion eingeschränkt sein. Die zur Aufspaltung der Nahrung<br />
benötigten Enzyme sind vermindert, die Produktion der Gallenflüssigkeit zur<br />
Fettverdauung reduziert, dünnflüssige Stühle können die Folge sein. Konse-<br />
quenzen dieser Veränderungen können für demenzkranke Menschen in Form<br />
von Schmerzen, Blähungen, Verstopfungen, Durchfälle oder Veränderungen an<br />
der Mundschleimhaut zu Problemen werden, wobei der Demenzkranke sich<br />
sein Unwohlsein nicht erklären kann und mit den Umständen nicht zurecht-<br />
kommt (vgl. Rückert et al. 2010, S. 28).<br />
� Flüssigkeitsbedarf<br />
Aufgrund des verminderten Durstempfindens ist es für ältere Menschen schwie-<br />
rig, die empfohlene Trinkmenge von eineinhalb bis zwei Litern zu sich zu neh-<br />
men. Auch die Vorsorge vieler Senioren gegen abends schon weniger zu trin-<br />
ken, damit sie nicht in der Nacht aufstehen müssen, wird zur Negativspirale.<br />
Um den Flüssigkeitsmangel auszugleichen, versucht der Körper mehr Wasser<br />
durch die Nieren zu resorbieren, der Harn wird konzentriert und Hautverände-<br />
rungen können auftreten. Als nächsten Schritt, falls diese Flüssigkeitsmenge<br />
nicht ausreicht, greift der Körper auf die Gewebsflüssigkeit zurück. Ein schneller<br />
Ausgleich des Flüssigkeitsmangels im Alter kann vom Körper nicht mehr so<br />
schnell bewerkstelligt werden. Es kann an heißen Tagen binnen kurzem bei<br />
Fieber, Durchfall und Erbrechen oder durch die Einnahme von Wassertabletten<br />
zu hohem Flüssigkeits– und Salzverlust kommen. Beschwerden wie beispiels-<br />
20
weise Orientierungsstörungen, Blasenentzündungen, Verwirrtheitszustände,<br />
aggressive Verhaltensweisen, Schwindel, Apathie (Teilnahmslosigkeit) bis hin<br />
zu Bewusstlosigkeit, sollten die ersten Anzeichen nicht erkannt werden, können<br />
auftreten (vgl. Rückert et al. 2010, S. 29).<br />
Crawley (2010, S. 25) hebt hervor, dass die ausreichende Flüssigkeitsaufnah-<br />
me ausschlaggebend ist, um Konzentrationsschwäche, Kopfschmerzen, Vergif-<br />
tungen durch Medikamente, Blaseninfektionen, Verstopfung, Schläfrigkeit und<br />
damit Stürzen vorzubeugen.<br />
Für alle an der Pflege Beteiligten ist es von großer Bedeutung Anzeichen eines<br />
Flüssigkeitsmangels zu beobachten und rechtzeitig unter Einbeziehung eines<br />
Arztes zu reagieren. Erste Hinweise auf einen Flüssigkeitsmangel können sein:<br />
eine trockene Zunge, Längsfurchen auf der Zunge, ausgetrocknete Mund-<br />
schleimhäute und Achselhöhlen, eingefallene Augen, wenig und konzentrierter<br />
Harn, Verwirrtheit, Sprachstörungen, ein niedriger Blutdruck und erhöhte Puls-<br />
frequenz (vgl. Rückert et al. 2010, S. 30).<br />
Um einer Dehydratation entgegenzuwirken, empfehlen Rückert et al. (2010, S.<br />
30) ein Trinkprotokoll zu führen. Ein Trinkplan über die Verteilung der Trink-<br />
menge über den Tag, unter Beachtung der persönlichen Vorlieben, der passen-<br />
den Konsistenz für den betreffenden Bewohner, kann hilfreich sein. Entschei-<br />
dend sind auch Temperatur, Geschmack und Aussehen oder das passende<br />
Trinkgefäß, ob ausreichend getrunken wird (vgl. ebd., S. 30).<br />
� Energie- und Nährstoffbedarf<br />
Als Folge der gesamten Veränderungen beim älteren Menschen kommt es<br />
auch zur Veränderung des Nährstoff- und Kalorienbedarfs. Bei älteren Men-<br />
schen – ab dem 65. Lebensjahr – gibt es verschiedene Gruppen. Einerseits<br />
eine große Gruppe von aktiven Senioren, aber auch eine hohe Anzahl an Men-<br />
schen, die sehr krank sind und an mehreren Krankheiten gleichzeitig leiden<br />
(Multimorbidität). Das macht es schwierig eine allgemeingültige Zufuhrempfeh-<br />
lung herauszuarbeiten. Lebensstil und Gesundheitszustand von älteren Men-<br />
schen beeinflussen den individuellen Kalorienbedarf. Immobile Senioren mit<br />
21
wenig Bewegung haben einen sehr niedrigen Kalorienbedarf dadurch sinkt<br />
auch der Grundumsatz (vgl. Rückert et al. 2010, S. 30–31).<br />
Empfehlungen der täglichen Energiezufuhr für gesunde Senioren über 65 Jah-<br />
ren bei einer mittleren Aktivität belaufen sich bei Männern um die 2300 Kilokalo-<br />
rien und für Frauen werden um die 1800 Kilokalorien berechnet. Treten jedoch<br />
starke Einschränkungen in der Mobilität auf, beispielsweise bei bettlägerigen<br />
Menschen, kann der Energiebedarf dem Grundumsatz gleichen und zirka<br />
1170 Kilokalorien betragen. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE)<br />
geht bei der Verpflegung von Senioren in Altenheimen von einem durchschnitt-<br />
lichen Energieverbrauch von 1800 Kilokalorien aus (vgl. ebd., S. 31).<br />
Demenzkranke Menschen haben jedoch einen sehr unterschiedlichen Energie-<br />
bedarf. Aufgrund des gesteigerten Bewegungsdranges bei sehr mobilen Perso-<br />
nen kann der Energiebedarf extrem steigen und bis zu 4000 Kilokalorien über<br />
24 Stunden vergleichbar mit dem Energiebedarf eines Spitzensportlers liegen.<br />
Für die Pflege bedeutet dies, bei einer ohnehin schwierigen Ernährungssituati-<br />
on, die Herausforderung bei diesen Personen den Mehrbedarf zu decken. De-<br />
menzkranke in einem fortgeschrittenen Stadium, die mehr schlafen und nicht<br />
mehr so aktiv sind, haben im Vergleich zu nicht dementen Menschen einen<br />
niedrigeren Energiebedarf (vgl. ebd.).<br />
Durch den niedrigeren Gesamtenergiebedarf ist jedoch darauf zu achten, dass<br />
der Bedarf an Mineralstoffen, Spurenelementen und Vitaminen überwiegend<br />
unverändert bleibt oder sogar mit dem Alter zunimmt. Calcium, Vitamin C, Fol-<br />
säure und Vitamin B12 sind wichtige Bestandteile unserer Nahrung, die teilwei-<br />
se bei gesunden Senioren auch nicht ausreichend abgedeckt werden. Die Ver-<br />
zögerung des Voranschreitens einer Osteoporose durch eine ausreichende<br />
Calcium- und Vitamin D- Versorgung kann beeinflusst werden. Milch und Milch-<br />
produkte sowie Obst- und Gemüse bilden einen wichtigen Teil der Calciumver-<br />
sorgung. Die Empfehlung der DGE für Personen über 65 Jahren für die tägliche<br />
Aufnahme von Calcium liegt bei 1000 mg/Tag und für Vitamin-D bei 10 �g/Tag.<br />
Damit der Körper ausreichend mit Vitamin D versorgt wird, kann zum einen die<br />
Eigensynthese durch UV-Licht angekurbelt werden, zum anderen kann über die<br />
22
Nahrung beispielsweise durch fetten Seefisch die Aufnahme von Vitamin D ver-<br />
bessert werden. Spaziergänge im Freien sollten regelmäßig stattfinden, was bei<br />
immobilen Personen oder bettlägerigen Menschen schwer durchzuführen ist.<br />
Daher können unter Umständen Nahrungszusätze oder Vitamin- und Mineral-<br />
stoffpräparate zur ausreichenden Versorgung von Vitamin-D und Calcium ein-<br />
gesetzt werden (vgl. Rückert et al. 2010, S. 32).<br />
Durch die Veränderung der Funktionsfähigkeit des Magens kann die Aufnahme<br />
von Calcium, Eisen und Vitamin B12 beeinträchtigt sein. Ein Mangel an Folsäu-<br />
re und Vitamin B12 wird oft in Verbindung mit auftretenden Gedächtnisverlusten<br />
gebracht. Diese können durch den Ausgleich wieder rückgängig gemacht wer-<br />
den. Derzeit ist noch nicht ausreichend geklärt, ob bei einer beginnenden De-<br />
menz, die gezielte Therapie mit Vitamin B12 und Folsäure die geistige Leis-<br />
tungsfähigkeit verbessern kann. Weiters ist wichtig zu erwähnen, dass eine ge-<br />
zielte Therapie mit Nährstoff- oder Multivitamin- und Mineralstoffpräparaten nur<br />
unter ärztlicher Anordnung durchgeführt werden darf (vgl. ebd., S. 32–33).<br />
� Veränderungen von Mund und Zähnen<br />
Durch das Nachlassen der Kaumuskulatur und durch den Verlust von Zähnen<br />
ist die Kaufunktion im Alter reduziert. Nahrungsmittel können nicht mehr so gut<br />
zerkleinert und gekaut werden. Die Speichelproduktion wird geringer und die<br />
Geschmacksknospen verringern sich im Laufe der Zeit. Der Speisebrei kann<br />
aufgrund nachlassender Kräfte nicht mehr so gut durchmischt und zur Speise-<br />
röhre weiter transportiert werden. Die Kontrolle über die Zungenmuskulatur<br />
lässt nach und die Nahrung wird nicht gut geformt. Diese Probleme bei der<br />
Nahrungsaufnahme können durch Breikost und eingedickte Flüssigkeiten groß-<br />
teils ausgeglichen werden (vgl. ebd., S. 33–34).<br />
Probleme mit den Zähnen können oft sehr schmerzhaft sein. Die Schmerzen<br />
entstehen durch Zahnstümpfe, sanierungsbedürftige Zähne oder schlecht sit-<br />
zende Prothesen. Diese Probleme wiederum haben zur Folge, dass die Be-<br />
troffenen das Essen und Trinken verweigern oder nur mehr Nahrung zu sich<br />
nehmen, die sie nicht mehr kauen müssen, was wiederum zu Fehl- oder Man-<br />
gelernährung und daraus resultierenden Krankheiten führen kann. Für alle Pfle-<br />
23
gepersonen ist es daher wichtig, altersbedingte Veränderungen von krankhaf-<br />
ten Veränderungen zu unterscheiden und adäquat auf diese zu reagieren. So<br />
kann sich beispielsweise ein Eisenmangel oder Vitaminmangel durch eine ver-<br />
änderte Mundschleimhaut und/oder Einrisse der Mundwinkel zeigen. Für die<br />
betroffenen Personen wird das Essen zur Qual, wenn mit dem Mundöffnen je-<br />
des Mal starke Schmerzen verbunden sind und dies kann dazu führen, dass<br />
nichts mehr gegessen und getrunken wird (vgl. Rückert et al. 2010, S. 34).<br />
Um krankhafte Veränderungen im Mund zu verhindern, ist die Mundpflege bei<br />
Demenzkranken ein wichtiger Teil der Pflege. Verbleibende echte Zähne sollten<br />
so lange wie möglich noch von den Demenzkranken selbst geputzt werden. Die<br />
Pflege beobachtet und leitet die Betroffenen zum richtigen Zähneputzen an. Bei<br />
Prothesenträgern werden zusätzlich zur Pflege täglich die Mundschleimhaut<br />
sowie der richtige Sitz des Zahnersatzes geprüft. Zahnprothesen sollen so lan-<br />
ge wie möglich getragen werden. Wichtig zu erwähnen ist, dass die Pflege nicht<br />
vergessen darf, dass der Mund und die Lippen zu den intimsten und wahrneh-<br />
mungsstärksten Bereichen unseres Körpers gehören (vgl. ebd., S. 35).<br />
Demenzkranke Menschen stellen die Pflege oft vor große Herausforderungen.<br />
Sie weigern sich bei der Mundpflege den Mund zu öffnen, lassen die Zähne<br />
nicht putzen und die Mundhöhle nicht kontrollieren. Dabei ist kaum festzustel-<br />
len, ob sich die Betroffenen in ihrer Intimsphäre verletzt fühlen oder einfach die<br />
Notwendigkeit der Mund- und Zahnpflege nicht erkennen. Deshalb muss das<br />
Personal in der Pflege für die Übernahme einer professionellen Zahn- und<br />
Mundpflege bei älteren Menschen geschult werden. Dabei können Zahnärzte<br />
mit ihrem Wissen Hilfestellung bieten sowie regelmäßige zahnmedizinische<br />
Kontrolltermine an dementen Heimbewohnern durchführen (vgl. ebd., S. 36).<br />
� Bewegung und Ernährung<br />
Die Beweglichkeit und die Ernährungssituation von Menschen stehen in allen<br />
Lebensabschnitten in engem Zusammenhang. Speziell im Alter lassen die kör-<br />
perlichen Aktivitäten nach, Muskelmasse nimmt ab, Knochen und Knorpel ver-<br />
ändern sich und als Folge davon haben ältere Menschen auch keinen so gro-<br />
ßen Appetit mehr. Die Gruppe von demenzkranken Menschen, die sich in der<br />
24
Phase des starken Bewegungsdrangs befinden, im Gegensatz zu nicht demen-<br />
ten Senioren, trainiert den Körper, hat keine Probleme mit dem Appetit und der<br />
Kalorienbedarf ist entsprechend erhöht. Jedoch birgt der starke Bewegungs-<br />
drang wiederum die Gefahr von Stürzen. Die andere Gruppe von Demenzkran-<br />
ken, deren körperliche Aktivitäten eingeschränkt sind, leiden an Kräfteverlust,<br />
was an Armen und Händen zur weitgehenden Unfähigkeit des selbstständigen<br />
Essens und Trinkens führen kann. Für eine problemlose Nahrungsaufnahme ist<br />
auch die aufrechte Haltung der betroffenen Person wichtig. Fehlt jedoch die<br />
nötige Kraft zur aufrechten Körperhaltung kann der Schluckakt beeinträchtigt<br />
sein und die demente Person kann sich häufiger verschlucken. Beispielsweise<br />
fördern Rollstühle ohne verstärkten Rückenteil die Bildung von Rundrücken.<br />
Dies trägt dazu bei, dass Mahlzeiten und Getränke schlechter aufgenommen<br />
werden (vgl. Rückert et al. 2010, S. 37–38).<br />
3.1.2 Spezielle demenzbedingte Probleme bei der Ernährung<br />
Zusätzlich zu den altersbedingten Veränderungen gibt es zahlreiche demenz-<br />
spezifische Probleme, die die Ernährungssituation erschweren und von der<br />
Pflege berücksichtigt werden müssen. Die Betroffenen können aufgrund man-<br />
gelnder Konzentration nicht bis zum Ende der Mahlzeit bei der Sache bleiben<br />
und lassen sich durch Lärm und Hektik ablenken. Durch Überstimulation durch<br />
die Umgebung, Ruhelosigkeit und gesteigertem Bewegungsdrang fühlen sich<br />
Demenzkranke mit der Esssituation überfordert. Koordinierungsschwierigkeiten<br />
bei der Benutzung von Essbesteck können auftreten oder die Betroffenen ver-<br />
gessen wie das Besteck benutzt wird. Mangelnde Sicherheit beim Essen führt<br />
zum Kleckern und Tischmanieren gehen verloren. Demenzkranke leiden an<br />
Appetitminderung, es fehlt ihnen aber auch die Einsicht in die Notwendigkeit<br />
von Essen und Trinken. Sie vergessen auf die Mahlzeiten, reagieren nicht adä-<br />
quat auf Hunger und Durst, verweigern – aus Sicht des Kranken – ungeeignete<br />
Nahrung aufgrund von Wahnvorstellungen und Vergiftungsängsten. Durch die<br />
Beeinträchtigung der Koordination der Kaumuskel ist es den Betroffenen nur<br />
unter Anleitung möglich, Nahrung im Mund zu zerkleinern und zu schlucken. Oft<br />
kann Bevormundung, die die Erkrankten durch die Hilfestellung des Pflegeper-<br />
25
sonals erleben, zu Aggression führen. Unter Umständen können Vorlieben bzw.<br />
Abneigungen nicht mehr sprachlich zum Ausdruck gebracht werden (vgl. Rü-<br />
sing o.J., S. 26).<br />
3.2 Effektive Maßnahmen zur Verbesserung der Ernährungssituation in Lang-<br />
zeitpflegeeinrichtungen<br />
Um eine Verbesserung der Ernährungssituation von demenzkranken Menschen<br />
in Langzeitpflegeeinrichtungen zu bewirken, sollten die individuelle Esskultur<br />
des Betroffenen sowie seine Essbiographie, wie im folgenden Kapitel beschrie-<br />
ben wird, erhoben werden. Im darauf folgenden Kapitel wird auf die Wichtigkeit<br />
von Einschätzungsverfahren zum Ernährungszustand von dementen Bewoh-<br />
nern verwiesen.<br />
3.2.1 Esskultur und Essbiographie<br />
Essen und Trinken nimmt auf fast alle Lebensbereiche Einfluss, wirkt auf das<br />
Wohlbefinden jedes Einzelnen und regt den Geist und die Sinne an. Während<br />
einer guten Mahlzeit werden Kontakte gepflegt und das gesellschaftliche Mitei-<br />
nander gestärkt. Durch das Einhalten von Regeln und Tischsitten wird Gemein-<br />
schaft gebildet. Einflüsse wie Religion, Arbeitsleben, das Klima sowie Flora und<br />
Fauna eines Landes und das Zur-Verfügung-Stehen von Nahrungsmitteln prä-<br />
gen das individuelle Essverhalten. Durch Lieblingsspeisen kann Zuneigung<br />
vermittelt werden und manch andere Speisen können Erinnerungen wecken<br />
oder Heimat bedeuten (vgl. Rückert et al. 2010, S. 19).<br />
Folgende Lebensphasen lassen sich unter den Ernährungsgesichtspunkten<br />
unterscheiden: Ein Neugeborenes ist in Bezug auf seine Ernährung und Ver-<br />
sorgung gänzlich von anderen abhängig. Mit zunehmendem Erwachsenwerden,<br />
wird der Mensch immer unabhängiger und selbstverantwortlicher für seine Er-<br />
nährung. Und die Wahrscheinlichkeit von anderen, in Bezug auf die Ernährung,<br />
abhängig zu werden, nimmt im hohen Alter wieder zu. Im Erwachsenenalter<br />
ergeben sich weitere Unterschiede zwischen Mann und Frau. Obwohl sich im-<br />
mer mehr Männer für das Kochen interessieren, ist es vorwiegend noch Frau-<br />
26
ensache. Die jungen Frauen sammeln Erfahrungen bei der Zubereitung von<br />
Mahlzeiten im Elternhaus und entwickeln ihren eigenen Koch- und Verpfle-<br />
gungsstil. Die Männer spielen dabei oftmals die Konsumentenrolle (vgl. Bie-<br />
dermann 2011, S. 13).<br />
Im hohen Alter kommen wieder Wünsche und Gelüste nach dem Essen hoch,<br />
das man als Kind von seiner Mutter gekocht bekommen hat, wieder hoch. Erin-<br />
nerungen an das Zuhause, wo die Mutter schon die Lieblingsspeisen auf dem<br />
Herd stehen hatte, wenn man von der Schule nach Hause gekommen ist, wer-<br />
den wach. Mit solchen Kindheitserinnerungen gelingt es demente Menschen in<br />
fortgeschrittenem Stadium aus ihrer Selbstversunkenheit zu holen. Speisen, die<br />
in ihrer Kindheit gekocht wurden, regen durch ihren Geruch und Geschmack an,<br />
können den Appetit steigern und demente Menschen durch diese äußeren Rei-<br />
ze anregen und in unsere Welt zurückholen. Aus diesem Grund ist es sehr<br />
wichtig, die Essbiographie (siehe Anhang 1) jedes einzelnen Bewohners in der<br />
Langzeitpflege genau zu kennen, um auf Vorlieben, Bedürfnisse und Essge-<br />
wohnheiten individuell eingehen zu können und dadurch die Lebensqualität zu<br />
verbessern (vgl. ebd., S. 16–17).<br />
Crawley (2010, S. 37) betont, wie wichtig die Kommunikation zwischen den äl-<br />
teren Menschen, ihren Verwandten und anderen bzw. früheren Pflegenden für<br />
die Biographiearbeit ist. Auch im Hinblick darauf, dass stationäre Einrichtungen<br />
immer multikultureller werden, müssen diese Informationen unbedingt schriftlich<br />
festgehalten werden, damit alle an der Pflege Beteiligten Zugriff haben, um kul-<br />
turelle und religiöse Essgewohnheiten respektieren können (vgl. ebd.).<br />
3.2.2 Erfassung der Ernährungssituation – Screening und Assessment<br />
Durch eine gleichbleibende und systematische Beobachtung und Analyse von<br />
verändertem Ess- und Trinkverhalten können Fehl- und Mangelernährung ent-<br />
gegengearbeitet werden. Dazu bedarf es einer lückenlosen Erfassung, Bewer-<br />
tung und Dokumentation der Nahrungsaufnahme von allen an der Pflege betei-<br />
ligten Personen, um spezifische Maßnahmen oder Therapien für die Betroffe-<br />
nen zu planen. Das Screening (engl. Rasterung, Aussieben) hilft bei der Aufde-<br />
27
ckung von Symptomen. Als Warnsignale werden das aktuelle Körpergewicht<br />
und der Body-Mass-Index (BMI) herangezogen, jedoch sagen diese Werte al-<br />
leine noch nichts über eine Mangelernährung aus. Mit einem Assessmentver-<br />
fahren (engl. Abschätzung, Einschätzung) werden Symptome beispielsweise<br />
aus dem Screening beurteilt oder bewertet und aufgezeigt, welche Ressourcen<br />
vorhanden sind. Aus diesen Resultaten können Schritte zur Verbesserung der<br />
Ernährungssituation abgeleitet werden (vgl. Rückert et al. 2010, S. 51).<br />
� Mini Nutritional Assessment (MNA)<br />
Zur Erfassung und Beurteilung des Ernährungszustandes älterer Menschen<br />
wurde das Mini Nutritional Assessment (siehe Anhang 2) entwickelt. Der Frage-<br />
bogen unterteilt sich in Voranamnese bestehend aus 6 Fragen und einem<br />
Anamneseteil mit zwölf Fragen. Beinhaltet sind die Bereiche Anthropometrie mit<br />
4 Fragen zu BMI, Arm- und Wadenumfang sowie Gewichtsverlust. Weiters wird<br />
der Allgemeinzustand mit Fragen zu Appetit, Mobilität, akuter Krankheit, psychi-<br />
scher Verfassung, Wohnsituation, Medikamenten, Hautproblemen und Selbst-<br />
ständigkeit beurteilt. Zu den Ernährungsgewohnheiten werden Fragen zu der<br />
Anzahl der Mahlzeiten, Lebensmittelauswahl und Trinkmenge gestellt. Ab-<br />
schließend werden 2 Fragen zur Selbsteinschätzung des Gesundheitszustan-<br />
des beantwortet. Für jede Antwort werden Punkte vergeben. Sollte jedoch die<br />
Voranamnese 11 Punkte oder weniger ergeben, besteht die Gefahr einer Man-<br />
gelernährung, so wird das nachfolgende Assessment weiter durchgeführt. Das<br />
MNA bietet der Pflege den Vorteil, dass es in kurzer Zeit (10 – 20 Minuten)<br />
durchführbar ist und Bluttests, spezielles Ernährungswissen oder andere Hilfs-<br />
mittel nicht benötigt. Bei jeder Aufnahme und in regelmäßigen Abständen (ein-<br />
mal im Quartal) empfiehlt sich die Durchführung dieser Einschätzung (vgl. Smo-<br />
liner 2008, S. 58–59).<br />
� AKE-Screeningbogen<br />
Der AKE-Screeningbogen (siehe Anhang 3) ist ein spezieller Fragebogen zur<br />
Erfassung des Ernährungsstatus in der geriatrischen Langzeitpflege. Er ist auf<br />
die Situation in Pflegeheimen abgestimmt. Entwickelt wurde der Screeningbo-<br />
28
gen von der österreichischen Arbeitsgemeinschaft für klinische Ernährung (vgl.<br />
Smoliner 2008, S. 59).<br />
� Subjective Global Assessment<br />
Ein weiteres einfaches Assessmentinstrument ist das Subjective Global Asses-<br />
sment, das sich aus einem Anamneseteil und einer kurzen körperlichen Unter-<br />
suchung zusammensetzt und damit den Schwerpunkt auf den Gewichtsverlauf<br />
der letzten sechs Monate legt (vgl. ebd., S. 59).<br />
Die Einteilung des Gewichtsverlustes erfolgt in:<br />
o weniger als 5% in den letzten sechs Monaten,<br />
o 5– 10% in den letzten sechs Monaten und<br />
o mehr als 10% in den letzten sechs Monaten.<br />
Die Konzentration der körperlichen Untersuchung liegt auf Zeichen des Ge-<br />
wichtsverlustes, Verlust von Unterhautfettgewebe und Muskulatur sowie Knö-<br />
chelödemen. Ein weiterer Punkt der Untersuchung konzentriert sich auf Anga-<br />
ben zur Nahrungsaufnahme, Symptome des gastrointestinalen Traktes und die<br />
Leistungsfähigkeit. Des Weiteren werden auch bestehende Krankheiten und<br />
ihre Auswirkungen auf den Stoffwechsel beurteilt. Das Ergebnis der Einschät-<br />
zung zeigt den Gesamteindruck und wird in drei Kategorien unterschieden:<br />
o „Wohl ernährt“ (SGA A)<br />
o „Mild oder moderat mangelernährt / mit Verdacht auf Mangelernährung“<br />
(SGA B)<br />
o „Schwer unterernährt“ (SGA C).<br />
Das Subjective Global Assessment dient der Momentaufnahme des Ernäh-<br />
rungszustandes, ist in der Zeit von 2 – 5 Minuten sehr rasch durchführbar, aber<br />
zur Verlaufskontrolle des Ernährungszustandes weniger geeignet (vgl. ebd.,<br />
S. 59).<br />
Zur Erfassung von Mangelernährung bei älteren Menschen durch Laborwerte<br />
stellt Smoliner (2008, S. 59) fest, dass diese eine weniger große Rolle spielen.<br />
29
Ergebnisse können beispielsweise durch akute Entzündungen beeinflusst wer-<br />
den und Normwerte im Alter an Aussagekraft verlieren. Laboruntersuchungen<br />
auf bestimmte Nährstoff- bzw. Mikronährstoffdefizite sind nicht unbedingt not-<br />
wendig, außer bei einem begründeten Verdacht. Dazu gibt die Deutsche Ge-<br />
sellschaft für Ernährungsmedizin (DGEM) als Zeichen einer Mangelernährung<br />
einen Albuminspiegel von < 35 g/l an (vgl. Smoliner 2008, S. 59 + S. 63).<br />
3.3 Praktikable Ernährungskonzepte bei Demenz<br />
Damit demenzkranke Bewohner so lange wie möglich selbstständig Nahrung zu<br />
sich nehmen können, liegt es an der Pflege, Ressourcen der Betroffenen zu<br />
erkennen und diese so lange wie möglich zu fördern und aufrechtzuerhalten.<br />
3.3.1 Ess- und Trinkhilfen<br />
Im Laufe der fortschreitenden Demenz verändert sich die Fähigkeit, für eine<br />
ausgewogene Ernährung zu sorgen. Die Nahrungszufuhr mit Messer und Gabel<br />
ist im Frühstadium noch gut möglich. Im mittleren Stadium kommt es in Folge<br />
zunehmender Apraxie (Werkzeugstörung) zu Störungen im Umgang mit dem<br />
Besteck und durch Agnosie (das Essen wird nicht als solches erkannt) der Nah-<br />
rung und des Hungers zu verminderter Nahrungsaufnahme (vgl. Biedermann<br />
2011, S. 30).<br />
Mahlzeiten sollen für alle Beteiligten zu einem angenehmen Erlebnis in ent-<br />
spannter Atmosphäre werden. Für das Pflegepersonal stellt sich die Aufgabe<br />
eine den Defiziten und Fähigkeiten des Menschen angepasste Art der Nah-<br />
rungsaufnahme auszusuchen (vgl. Wojnar 2007, S. 127). Ess- und Trinkhilfen<br />
bieten eine Erleichterung bei körperlichen Beeinträchtigungen und fördern die<br />
Selbstständigkeit, wobei der Nutzen immer zuerst individuell getestet werden<br />
muss, da durch Ausgrenzung, die der Betroffene empfinden kann, Scham und<br />
Nahrungsverweigerung möglich sind. Deshalb empfiehlt es sich Ess- und Trink-<br />
hilfen so neutral wie möglich zu wählen (vgl. Menebröcker & Rebbe 2008,<br />
S. 18).<br />
30
Für den dementen Menschen mit Ess- und Trinkproblemen kann Besteck, das<br />
gut handhabbar ist, eine große Hilfe sein. Zu den am häufigsten verwendeten<br />
Hilfsmitteln zählen: Tassen mit großen Henkeln und schwerem Boden, Teller<br />
mit höher gezogenem Rand und rutschfestem Boden sowie rutschfeste Unter-<br />
lagsmatten. Bei der Wahl der richtigen Hilfsmittel können Ergotherapeuten die<br />
Pflegepersonen unterstützen (vgl. Crawley 2010, S. 58).<br />
3.3.2 Fingerfood<br />
Damit demente Menschen so lange wie möglich ihre Selbstständigkeit und da-<br />
mit auch ihre Selbstachtung und ihre Unabhängigkeit in ihrer Nahrungsaufnah-<br />
me erhalten können, eignet sich der kreative Weg des Fingerfood.<br />
Unter dem Begriff Fingerfood versteht man die direkte Nahrungsaufnahme von<br />
der Hand zum Mund. Diese Kostform zählt zu einer gesunden, wertvollen Er-<br />
nährung, bei der Nahrungsmittel in 1,5 x 1,5 cm Stücke geschnitten bezie-<br />
hungsweise entsprechend angerichtet werden. Fingerfood sollte in geeigneter<br />
Konsistenz und Temperatur von den Essenden in ein bis zwei Bissen gegessen<br />
werden können. Dabei wird von den Pflegenden stets auf die Hygiene geachtet<br />
(vgl. Biedermann 2011, S. 51).<br />
Für viele demente Menschen, die von Unruhe getrieben werden, nicht ruhig bei<br />
Tisch sitzen können, oder während der Mahlzeit herumwandern, bietet Finger-<br />
food eine gute Alternative („eat by walking“). Aus dem jeweiligen Tagesmenü<br />
sollte Fingerfood abgeleitet werden, damit der Aufwand für die Küche reduziert<br />
wird (vgl. Rückert 2010, S. 85). Um mit dem Fingerfood–System eine angemes-<br />
sene Nährstoffaufnahme zu gewährleisten, sollten die Nahrungsaufnahmen auf<br />
fünf kleinere Mahlzeiten pro Tag unter Berücksichtigung der Vorlieben der ein-<br />
zelnen Personen aufgeteilt werden (vgl. Crawley 2010, S. 64).<br />
Durchführung:<br />
Fingerfood ist als Teil eines aktivierenden Pflegekonzeptes zu sehen und eignet<br />
sich für Demenzkranke, die ihre Hände bei der Nahrungsaufnahme zu Hilfe<br />
nehmen, mit dem Essen spielen oder Probleme bei der Benützung von Besteck<br />
haben. Die Auswahl und die Zubereitung der Lebensmittel werden nach dem<br />
31
Rahmen einer gesunden Ernährung durchgeführt. Die Wochenplanung sollte<br />
sich nach Abwechslung in Farbe, Geschmack und Präsentation richten. Das<br />
Essen, das sich grundsätzlich vom Tagesmenü ableitet, wird immer frisch zube-<br />
reitet und in fingerfoodgerechte Stücke in der Größe ca. 1,5 x 1,5 cm aufge-<br />
schnitten. Das Fingerfood sollte auf einem einfarbigen Teller möglichst über-<br />
sichtlich, so dass die Betroffenen die Stückchen gut greifen können, warm/heiß<br />
serviert werden. Damit das Essen nicht zu trocken ist, wird ausreichend Sauce<br />
in einem Becher serviert, so kann je nach kognitiven Fähigkeiten zu den Spei-<br />
sen getippt oder dazu getrunken werden. Biedermann (2011, S. 77) empfiehlt,<br />
täglich 10–15 gr. hochwertiges Pflanzenöl unter die Speisen zu mischen, damit<br />
der Bedarf an mehrfach ungesättigten Fettsäuren gedeckt wird.<br />
Der Tisch wird für die Mahlzeiten immer mit Besteck eingedeckt, der Bewohner<br />
kann frei wählen, ob er mit den Fingern oder mit dem Besteck isst. Ansonsten<br />
ist der Tisch normal einzudecken mit Tischtuch, Servietten und Trinkglas. Damit<br />
die Betroffenen nicht irritiert und abgelenkt werden, wird auf sonstige Verzie-<br />
rungen verzichtet. Für die Mahlzeit selbst bekommt der Bewohner so viel Zeit,<br />
wie er braucht, und sollte das Essen kalt werden, wärmen Pflegende die Mahl-<br />
zeit neuerlich auf (vgl. ebd., S. 78).<br />
3.3.3 Eat by walking – Essen beim Gehen<br />
Unter „Eat by walking“ versteht man Essen von Fingerfood während des Ge-<br />
hens, dies wird auch als Baustein eines aktivierenden Pflegekonzeptes gese-<br />
hen. Es handelt sich hierbei um einen Zusatzeffekt des Konzeptes Fingerfood,<br />
das auf verschiedenen Tellern angerichtet und auf den beliebten Wegen der<br />
Bewohner verführerisch aufgestellt wird. „Eat by walking“ eignet sich für demen-<br />
te Bewohner, die aus psychischen und physischen Gründen nicht in Ruhe sit-<br />
zend essen können und stattdessen ständig in Bewegung sind. Aber auch für<br />
alle anderen Bewohner, die gerne unterwegs einen kleinen Happen zu sich<br />
nehmen wollen, ist es geeignet (vgl. ebd., S. 83).<br />
Einige demente Menschen werden von Unruhe getrieben, sie können nicht ru-<br />
hig sitzen, wirken angespannt, nervös und wandern rastlos umher. Messungen<br />
32
haben ergeben, dass demente Menschen, die ständig umherwandern, bis zu 8<br />
Kilometer täglich zurücklegen. Häufig leiden diese Bewohner an Unterernäh-<br />
rung und es stellt für die Pflege eine große Herausforderung dar, eine Lösung<br />
für eine optimale Nahrungsaufnahme zu finden. „Eat by walking“ bietet den Be-<br />
troffenen die Lösung während der Mahlzeit nicht sitzen bleiben zu müssen, sie<br />
können während ihrer Wanderungen an verschiedenen Stellen kleine Häpp-<br />
chen zu sich nehmen. In der Literatur wird beschrieben, dass die Bewohner<br />
positiv auf das Angebot der Essstände reagieren und sich gerne davon bedie-<br />
nen (vgl. Biedermann 2011, S. 84).<br />
3.3.4 Verabreichung der Nahrung – Demenzkranken beim Essen helfen<br />
Abhängig vom fortgeschrittenen Stadium der Demenz kommt es dazu, dass<br />
weder der schön gedeckte Tisch, die angenehme Atmosphäre oder die liebevol-<br />
le Dekoration der Speisen am Teller ausreichen, den Erkrankten zum Essen zu<br />
animieren. Es liegt an der Pflegeperson, die Art der Nahrungsverabreichung auf<br />
die Fähigkeiten des dementen Menschen anzupassen. Die Literatur beschreibt:<br />
Erfahrungen zeigen, dass die Beziehung zwischen der Pflegeperson und des<br />
dementen Menschen nachweislich ausschlaggebend dafür ist, wie viel Nahrung<br />
der/die Betroffene zu sich nimmt. Wobei hier die Fähigkeit des Betreuenden im<br />
Vordergrund steht, trotz auftretender Ablenkungen beim Essen, stressfrei und<br />
ohne Druck, dem Kranken die Kontrolle über die Beziehung und über die Situa-<br />
tion zu ermöglichen (vgl. Wojnar 2007, S. 135–136).<br />
Im mittleren Stadium ist es das Ziel, dem Erkrankten so lange wie möglich seine<br />
Selbstständigkeit zu erhalten. Manchmal kann es ausreichen, dem Betroffenen<br />
den Löffel oder die Gabel in die Hand zu geben und durch langsames Führen<br />
des Armes die Bewegung zum Mund zu unterstützen. Das Führen der eigenen<br />
Hand zum Mund führt dazu, dass die demente Person den Mund reflektorisch<br />
öffnet. Ist der Betroffene durch die Umgebung leicht ablenkbar oder im fortge-<br />
schrittenen Stadium, kann es hilfreich sein, bei dieser Art der Unterstützung<br />
hinter der Person zu stehen, um „unsichtbar“ zu sein. Bei schwerer Demenz<br />
bleibt die Fähigkeit erhalten, Handlungsabläufe nachzuahmen. Dazu kann die<br />
Pflegeperson gegenüber dem Betroffenen sitzen und gemeinsam die Bewe-<br />
33
gungen durchführen und dabei darauf achten, dass sich der Erkrankte ohne<br />
Ablenkung dem Essen widmen kann (vgl. Wojnar 2007, S. 137).<br />
„Essenreichen“<br />
Im fortgeschrittenen Stadium der Demenz ist der Erkrankte vollständig abhän-<br />
gig in seiner Flüssigkeits- und Nahrungsaufnahme und auf die Hilfe von Pfle-<br />
genden angewiesen. Das Essenreichen im pflegerischen Alltag ist eine mehr-<br />
mals täglich anzutreffende Handlung in der Langzeitbetreuung, wird aber in der<br />
deutschsprachigen Literatur für Pflegeberufe nur in einem geringen Ausmaß<br />
behandelt. Durch Mangel an Wissen im Bereich des „Essenreichens“ und Zeit-<br />
druck der Pflegenden kommt es zu Konflikten im Bereich der Nahrungsaufnah-<br />
me und häufig auch zu Nahrungsverweigerung (vgl. Biedermann 2011, S. 41).<br />
Situation von Pflegefachkräften bei der Unterstützung der Nahrungsaufnahme<br />
von demenzkranken Bewohnern:<br />
Die Literatur beschreibt, dass nicht ausreichendes Ess- und Trinkverhalten De-<br />
menzkranker für die betreuenden Pflegepersonen als besonders belastend<br />
empfunden wird. Hilfe wird von den pflegebedürftigen Personen nicht ange-<br />
nommen und dadurch entsteht das Gefühl der Hilflosigkeit und des Versagens,<br />
Angst um das Leben der demenzkranken Person, Ärger, Ekel, Scham und Em-<br />
pörung. Die Aufgabe, Demenzkranken bei der Ernährung zu helfen, wird in der<br />
Literatur auch als unangenehme Pflicht beschrieben und oft von Pflegenden an<br />
Hilfskräfte delegiert (vgl. Rüsing o.J., S. 42).<br />
Dementen Menschen beim Essen zu helfen, sollte von den Pflegenden als The-<br />
rapie mit dem Bewohner gesehen werden, in der man dem Menschen senso-<br />
risch, emotional und sozial anregen und körperlich nahe sein kann. Die Gefühle<br />
des Betroffenen, der durch den Verlust seiner Fähigkeiten sich in Abhängigkeit<br />
der Pflegeperson begibt und damit seine Würde und Selbstständigkeit verliert,<br />
sollten dabei nicht vergessen werden (vgl. Crawley 2010, S. 50).<br />
Crawley (2010, S. 52–53) hält den Pflegenden vor Augen, dass sie sich immer<br />
wieder in die Situation der dementen Person hineinversetzten sollen, der sie<br />
beim Essen helfen. Und sie sollten für sich reflektieren, wie es sich anfühlen<br />
34
muss, wenn einem das Essen ohne verbale Kommunikation in den Mund ge-<br />
schoben wird. Folgende Fragen helfen dabei: Passt die Temperatur der Spei-<br />
sen, wie viel Zeit benötigen sie zum Essen, wie gut oder schlecht schmeckt das<br />
Essen oder werden ihnen die Speisen vorher beschrieben? Die Autorin be-<br />
schreibt diese Reflexion als essentiell für alle, die in dieser bedeutsamen Rolle<br />
sind, anderen Personen beim Essen und Trinken zu helfen (vgl. Crawley 2010,<br />
S. 52–53).<br />
Nachfolgend finden sich Tipps, wie man eine Person beim Essen unterstützen<br />
kann:<br />
Grundsätzlich sollte die Person nur von einer Pflegenden bei der Nahrungsauf-<br />
nahme unterstützt werden. Zuerst stellt die Pflegeperson sicher, dass ihr Be-<br />
wohner ihre Brille, Zahnersatz und / oder Hörgerät trägt, und bringt ihn in auf-<br />
rechte Sitzposition. Beim Essenreichen sollte die Pflegeperson auf Augenhöhe<br />
oder darunter sitzen, entweder direkt vor oder leicht seitlich des Bewohners. Es<br />
werden immer nur kleine Bissen gereicht, die aber noch im Mund fühlbar sind.<br />
Die Person, die das Essen angereicht bekommt, muss genügend Zeit haben,<br />
um jeden einzelnen Bissen runterzuschlucken. Bei der Nahrungsaufnahme darf<br />
niemals Zwang ausgeübt werden, lediglich Hilfestellung. Während der Nah-<br />
rungsaufnahme soll die Pflegeperson immer Augenkontakt halten und mit kei-<br />
nen anderen Personen sprechen als mit dem Bewohner selbst. Pflegende, die<br />
das Essen anreichen, sollten die Speisen verbal in deutlicher Sprache be-<br />
schreiben, besonders wenn es sich um pürierte Mahlzeiten handelt. Vorsicht ist<br />
geboten, wenn die demente Person während der Essenseinnahme spricht, da<br />
die Gefahr besteht sich zu verschlucken. Im späteren Stadium der Demenz<br />
kann es hilfreich sein, den Betroffenen mit den Worten: „Öffnen Sie jetzt bitte<br />
Ihren Mund“, „Kauen Sie jetzt“ oder „Schlucken Sie bitte hinunter“ anzuleiten.<br />
Die Berührung der Lippen der betroffenen Person mit dem Essen, kann als<br />
Hinweis zum Öffnen des Mundes verstanden werden. Aussagen, wie zum Bei-<br />
spiel: „Riecht das aber gut“ oder das „Zu-prosten“ beim Trinken, können hilfrei-<br />
che Ermutigungen sein (vgl. Crawley 2010, S. 51).<br />
35
Demente Menschen bei der täglichen Nahrungsaufnahme zu unterstützen, ist<br />
meist sehr zeitaufwendig und bedarf von den Pflegepersonen besondere Kom-<br />
munikationsfähigkeit und Empathie. Nur durch Anpassung der Hilfestellung an<br />
den Rhythmus, die Ressourcen und das Tempo der Bewohner kann die Nah-<br />
rungsaufnahme positiv beeinflusst werden.<br />
3.3.5 Essen und Trinken bei Schluckstörungen<br />
Im späten Stadium der Demenz treten zunehmend Schluckbeschwerden auf<br />
und die Auswahl der Konsistenz der Nahrung muss auf die individuellen Res-<br />
sourcen des Betroffenen angepasst werden.<br />
Bei leichten Schluckstörungen kann in der Regel normal gegessen werden, zu<br />
beachten ist, dass die Mahlzeiten nicht bröselig oder faserig sind. Ungeeignet<br />
sind Speisen mit verschiedenartiger Konsistenz, wie beispielsweise Suppe mit<br />
Einlage. Für den Betroffenen bereitet die unterschiedliche Konsistenz Probleme<br />
bei der Koordination des Schluckaktes. Gelegentlich bereitet nur das Zerklei-<br />
nern von Fleischstücken oder Fisch ein Problem für die Bewohner. In dieser<br />
Situation empfiehlt es sich nur das Fleisch oder den Fisch zu pürieren und alle<br />
anderen Beilagen als weiche Kost zu servieren. Bei erheblichen Schluckprob-<br />
lemen verwendet man pürierte Kost. Bei der pürierten Kost handelt es sich um<br />
Speisen, die mit dem Mixer zerkleinert werden und keine Fasern oder Stücke<br />
enthalten. Sollten sich einzelne Speisen nicht gleichmäßig zerkleinern lassen,<br />
bietet sich ein Haarsieb an, um eine homogene Masse zu erhalten, um Proble-<br />
me beim Schlucken zu vermeiden (vgl. Menebröcker & Rebbe 2008, S. 16).<br />
Wird für eine/n Bewohner/in pürierte Kost vorbereitet, ist es wichtig, dass diese<br />
Mahlzeit frisch zubereitet und erst kurz vor dem Servieren püriert wird, damit<br />
Farbe, Geruch und Nährstoffe erhalten bleiben. Als Anhaltspunkt sollte zum<br />
besseren Erkennen der Speisen jeweils ein unzerkleinerter Teil der pürierten<br />
Speise am Teller dazugelegt werden. Da das Auge beim Essen mit isst, emp-<br />
fiehlt es sich, pürierte Kost durch Schablonen in erkennbare Form zu bringen. In<br />
regelmäßigen Abständen sollte auch überprüft werden, ob sich bei einem de-<br />
menten Bewohner mit Kauproblemen, die Kautätigkeit wieder verbessert hat.<br />
36
Denn durch das Kauen können Speisen besser wahrgenommen werden und<br />
der Speichelfluss wird angeregt (vgl. Rückert et al. 2010, S. 86).<br />
Getränke<br />
Die hohe Fließgeschwindigkeit von Getränken kann für demente Bewohner mit<br />
Schluckbeschwerden zum Problem werden, infolge verschluckt sich der/die Pa-<br />
tient/in und kann das Trinken daraufhin ablehnen. Warme oder kalte Flüssigkei-<br />
ten lassen sich durch Einrühren von neutralen Dickungsmitteln mit einer Gabel<br />
oder einem Schneebesen ohne Probleme eindicken und nach einer Ruhezeit<br />
von einer Minute kann das Getränk in gewünschter Konsistenz verabreicht wer-<br />
den. Die Konsistenz lässt sich von sirup- oder puddingartig auf die individuelle<br />
Schluckproblematik des Betroffenen einstellen. Mit kalten Getränken kann der<br />
Schluckreflex eher ausgelöst werden als mit warmen (vgl. Menebröcker & Reb-<br />
be 2008, S. 17).<br />
37
4 Zusammenfassende Darstellung<br />
Wichtig für die angemessene Ernährung für alle Bewohner einer Langzeitpfle-<br />
geeinrichtung ist das Arbeiten nach Richtlinien eines Verpflegungskonzepts,<br />
das immer wieder an die neuesten Erkenntnisse angepasst wird. Diese Ver-<br />
pflegungskonzepte beinhalten Informationen über ernährungsphysiologische<br />
Erkenntnisse, über den individuellen Bedarf an Flüssigkeit, Nährstoffen und Ka-<br />
lorien und auch Informationen über Ursachen von Fehl- und Mangelernährung.<br />
Hinweise zur Unterstützung beim Essen und zur Gestaltung der Essumgebung<br />
werden ebenso beschrieben wie die Definition der Verantwortungsbereiche<br />
und, wie die Abläufe zu kontrollieren sind (vgl. Rückert et al. 2010, S. 74).<br />
Rückert et al. (2010, S. 75) betonen die Wichtigkeit der Kenntnisse und das<br />
Wissen über Ursache und Auslöser für eine veränderte Nahrungs- und Flüssig-<br />
keitsaufnahme für alle an der Pflege Beteiligten. Das Ernährungskonzept sollte<br />
auch Auswirkungen, die sich aufgrund von Veränderungen im menschlichen<br />
Körper ergeben, beinhalten und sich daraus ergebende Interventionen be-<br />
schreiben. Dies stellt eine einheitliche Vorgehensweise sicher (vgl. ebd.).<br />
Um Fehl- und Mangelernährung bzw. Dehydratation vorzubeugen, bedarf es<br />
der besonderen pflegerischen Betreuung. Als Ausgangspunkt dienen die Ernäh-<br />
rungsanamnese und Beobachtungen des Ernährungsverhaltens, davon leiten<br />
sich gezielte Pflegeinterventionen ab. Verschiedene Assessmentverfahren so-<br />
wie Protokolle zur Dokumentation von Flüssigkeits- und Nahrungszufuhr kön-<br />
nen eingesetzt werden, um individuelle Pflegeprobleme zu erkennen. Die Pfle-<br />
ge ist verantwortlich für Überlegungen zur passenden Konsistenz von Nah-<br />
rungsmitteln, dem passenden Einsatz von Hilfsmitteln und auch der Anspruch<br />
auf Hilfestellung anderer Professionen, wie beispielsweise aus dem Verpfle-<br />
gungsbereich oder Fachkräfte der Logopädie. Die Unterstützung bei der Nah-<br />
rungsaufnahme sollte schließlich nach dem Prinzip der aktivierenden Pflege<br />
und nach dem Grundsatz der größtmöglichen Selbstständigkeit erfolgen (vgl.<br />
Böttjer & Strube 2006, S. 23).<br />
38
Abschließend ist festzuhalten, dass die Verpflegung von dementiell erkrankten<br />
Menschen in Langzeitpflegeheimen in Zukunft auch weiterhin einen großen<br />
Stellenwert einnehmen wird. Aufgrund der steigenden Lebenserwartung hat<br />
auch die Zahl der Menschen deutlich zugenommen, die im Alter an einer De-<br />
menz erkranken und zur Betreuung in Langzeitpflegeinrichtungen untergebracht<br />
sind. Verantwortliche von Langzeitpflegeeinrichtungen sollten in der Zukunft<br />
ihre Mitarbeiter vermehrt darauf vorbereiten, dass die Verpflegung von De-<br />
menzkranken eine verantwortungsvolle Aufgabe ist, und auch dafür sorgen,<br />
dass diese ausreichend Zeit dafür zur Verfügung gestellt bekommen. Ebenso<br />
wichtig ist, die Fähigkeiten der Pflegefachkräfte zu fördern und ihre Qualifikatio-<br />
nen mit notwendigen Schulungsmaßnahmen zu sichern. Durch fehlende fachli-<br />
che und soziale Kompetenz von Mitarbeitern in Pflegeheimen wird die Unsi-<br />
cherheit in der Betreuung von demenzkranken Menschen verstärkt. Durch die<br />
Vertiefung von Wissen zum Thema Ernährung bei Demenz können Pflegende<br />
den hohen Anforderungen bei der Ernährungsversorgung von Demenzkranken<br />
positiv entgegentreten.<br />
39
5 Literaturverzeichnis<br />
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lage, Vincentz Network, Hannover.<br />
Böttjer, Monika & Strube, Helga 2006, Neue Impulse für bewohnerorientierte<br />
Verpflegungskonzepte. Vincentz Network, Hannover.<br />
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lag, Weinheim und Basel.<br />
Crawley, Helen 2010, Essen und Trinken bei Demenz. 3. Auflage, Überset-<br />
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Hackl, J. Michael; Jeske, Martina; Galvan, Oliver; Strauhal, Iris; Gothe Mat-<br />
teucci, Raffaella 2006, „Prävalenz der Mangelernährung bei alten Menschen“,<br />
Journal für Ernährungsmedizin 2006, Heft 1, S. 13–20.<br />
Kastner, Ulrich & Löbach, Rita 2010, Handbuch Demenz. 2. Auflage, Urban &<br />
Fischer Verlag, München.<br />
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Rückert, Willi; Arnold, Radka; Bauer-Söllner, Brigitte; Brinner, Claudia; Ding-<br />
Greiner, Christina; Kolb, Christian; Lärm, Mechthild; Mybes, Ursula; Schreier,<br />
Magda & Vanorek, Renate (Hg.) 2010, Ernährung bei Demenz. Gemeinsam für<br />
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Rüsing, Detlef o.J., „Herausforderung Ernährung – zwischen Kalorienzufuhr<br />
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40
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Claudia (Hg.) 2008, Ernährung in der Altenpflege. Elsevier GmbH, München,<br />
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Steidl, Siegfried & Nigg, Bernhard 2008, Gerontologie, Geriatrie und Geron-<br />
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Zekry, Dina; Herrmann, Francois R.; Grandejan, Raphael; Meynet, Marie-<br />
Pierre; Michel, Jean-Pierre; Gold, Gabriel; Krause, Karl-Heinz 2007, „Demented<br />
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S. 83-89.<br />
41
6 Anhang<br />
Anhang 1: Essbiographie nach Biedermann<br />
Essbiografie1 (frei nach Biederman2)<br />
Dementierende(r)3 : ___________________________________________________<br />
Wo hat der Dementierende seine Kindheit verbracht?<br />
Land ______________________________________________________________<br />
Stadt _______________________________________________________________<br />
Region? ____________________________________________________________<br />
Wo ist der Dementierende aufgewachsen?<br />
o in einer Großfamilie (ab 6 Personen)<br />
o in einer Kleinfamilie (bis 5 Personen)<br />
Hat der Dementierende<br />
in der Familie gefrühstückt? ja nein<br />
gemeinsam das Mittagessen eingenommen? ja nein<br />
gemeinsam das Nachtessen genossen? ja nein<br />
Atmosphäre<br />
Wurde während des Essens gesprochen? ja nein<br />
Wurde Radio dazu gehört? ja nein<br />
War jeden Tag der Tisch mit einem Tischtuch versehen? ja nein<br />
Wurde jeden Tag ein Dessert serviert? ja nein<br />
Atmosphäre rund um den Tisch:<br />
___________________________________________________________________<br />
An welche spezielle, schöne Atmosphäre am Tisch erinnert sich der Dementierende<br />
gerne?<br />
___________________________________________________________________<br />
Hat der Dementierende auch schreckliche Erlebnisse rund um das Essen?<br />
___________________________________________________________________<br />
Welche Speisen isst der Dementierende heute am liebsten?<br />
___________________________________________________________________<br />
Kindheit<br />
Wurde für die Kinder ein spezielles Frühstück angeboten? Ja nein<br />
Was war das Lieblingsessen während der Kindheit?<br />
___________________________________________________________________<br />
Welche Getränke wurden in ihrer Kindheit zum Essen serviert?<br />
___________________________________________________________________<br />
Gab es ein Geburtstagsdessert? ja nein<br />
42
Frühstück<br />
Um welche Uhrzeit wurde gefrühstückt? ___________________________________<br />
Wurde der Tisch zum Frühstück speziell aufgedeckt? Ja nein<br />
Gab es das besondere Frühstück? ja nein<br />
Was wurde die Woche über zum Frühstück gereicht?<br />
___________________________________________________________________<br />
Was wurde am Sonntag Spezielles zum Frühstück angeboten?<br />
__________________________________________________________________ _<br />
Mittagessen<br />
Um welche Zeit wurde das Mittagessen eingenommen?_______________________<br />
Wurde für das Mittagessen im Alltag speziell aufgedeckt? ja nein<br />
Gab es Getränke zum Mittagessen? ja nein<br />
Gab es Suppenteller und anschließend flache Teller? ja nein<br />
Wie wurde das Mittagessen gereicht (Teller- Plattenservice)?<br />
___________________________________________________________________<br />
Gab es zu bestimmten Wochentagen ein besonders Mittagessen? Wann, was?<br />
___________________________________________________________________<br />
Was wurde an Sonntagen hauptsächlich zum Mittagessen gekocht?<br />
___________________________________________________________________<br />
Gab es nach dem Mittagessen immer einen Kaffee? ja nein<br />
Abendessen<br />
Wann wurde das Abendessen eingenommen? ______________________________<br />
Gab es warmes Essen oder eher kaltes Abendessen? ________________________<br />
An welche Abendessen erinnert sich der Dementierende gerne?<br />
___________________________________________________________________<br />
Welche Abendessen mochte der Dementierende besonders?<br />
___________________________________________________________________<br />
Welche weniger? _____________________________________________________<br />
Welche Abendessen wurden während der Woche angeboten?<br />
___________________________________________________________________<br />
Gab es besondere Abendessen am Sonntag?<br />
___________________________________________________________________<br />
Gab es besondere Abendessen, wenn ja welche?<br />
___________________________________________________________________<br />
43
Besondere Anlässe<br />
Wurde an Sonn- und Feiertagen speziell aufgedeckt? ja nein<br />
Welche Traditionen wurden zu welchen Mahlzeiten gepflegt?<br />
___________________________________________________________________<br />
Was wurde zu Ostern gegessen?<br />
___________________________________________________________________<br />
Was wurde traditionell am Heiligen Abend gegessen?<br />
___________________________________________________________________<br />
Gab es an Weihnachten „das Familiengericht“?<br />
___________________________________________________________________<br />
Welche traditionellen Gerichte wurden am Silvester gegessen?<br />
___________________________________________________________________<br />
Gibt es diese Gerichte nun bei den Kindern des Dementierenden auch? ja nein<br />
1 Mit zunehmendem Alter werden oftmals die Wünsche nach dem Essen, welches man<br />
als Kind genießen durfte, wieder wach. Essensrituale, welche vor allem in der Familie<br />
gepflegt wurden, geben für einen dementen Menschen Sicherheit und Geborgenheit.<br />
Deshalb ist es wichtig, die Vorlieben und Essensgewohnheiten eines betagten Menschen<br />
zu kennen.<br />
Besonders dann wenn die Nahrungsaufnahme nur noch mit Unterstützung möglich ist,<br />
können Aromen und Gerüche, welche angenehme Erinnerungen wecken, dem Dementen<br />
Wohlbefinden vermitteln und somit auch die Nahrungsaufnahme erleichtern. Besonders<br />
in stationären Einrichtungen sollten mit Hilfe einer Essbiografie die Vorlieben<br />
und Abneigungen des Bewohners frühzeitig erfasst werden, wenn also die Demenzerkrankung<br />
noch nicht so weit fortgeschritten ist. Wenn eine Anamnese mit dem Bewohner<br />
nicht mehr möglich ist, können Angehörige und Freunde versuchen, möglichst viel<br />
Informationen über das Essverhalten des Betroffenen zu liefern. Diese Essbiografie<br />
basiert auf dem Buch von M. Biedermann "Essen als Basale Stimulation" und wurde<br />
für das Alzheimer–Forum modifiziert von Jochen Wagner und Christian Kolb.<br />
2 Biedermann M., Essen als Basale Stimulation, Vincentz, 2003<br />
3 Zur besseren Lesbarkeit wird unabhängig vom Geschlecht der Person im Folgenden<br />
nur die männliche Form „der Dementierende“ benutzt.<br />
44
Anhang 2: Mini Nutrition Assessment<br />
45
Anhang 3: AKE-Screeningbogen<br />
46