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Kulturblatt Aronia - und Beratungszentrum Arenenberg

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Bildungs- <strong>und</strong> <strong>Beratungszentrum</strong><br />

<strong>Arenenberg</strong><br />

Gemüse- <strong>und</strong> Beerenbau<br />

<strong>Kulturblatt</strong> <strong>Aronia</strong><br />

Beschreibung <strong>und</strong> botanische Zugehörigkeit<br />

Die Apfelbeere <strong>Aronia</strong> melanocarpa stammt aus dem Osten Nordamerikas <strong>und</strong> gehört<br />

zur Familie der Rosaceae. Das bis zu 3 m hohe Gehölz ist sehr anpassungsfähig <strong>und</strong><br />

extrem frosthart. Die Blätter des Apfelbeerstrauches sind glänzend tiefgrün <strong>und</strong><br />

lederartig. Die Blüten ähneln denen des Apfels, sind aber kleiner.<br />

Abb. 1: <strong>Aronia</strong>-Blüte<br />

Abb. 2: Reife <strong>Aronia</strong>-Früchte<br />

Ernährungsphysiologische Aspekte<br />

Abb. 3: <strong>Aronia</strong>-Anlage<br />

<strong>Aronia</strong>-Früchte können zu Saft, Fruchtwein, Likör, Lebensmittelfarbe, Fruchtjoghurt <strong>und</strong><br />

Marmelade verarbeitet sowie als Trockenbeeren verzehrt werden. Es gibt auch Sorten,<br />

deren Früchte unverarbeitet geniessbar sind. Die Früchte enthalten Eisen (12 mg/100<br />

ml Saft), Jod (0.0064 mg/100 ml), Pektin, Folsäure <strong>und</strong> zahlreiche Vitamine (Provitamin<br />

A, C, B1, B2). Besonders wertvoll ist die Apfelbeere aufgr<strong>und</strong> ihrer sek<strong>und</strong>ären<br />

Inhaltsstoffe. Sie enthält hauptsächlich Anthocyane <strong>und</strong> Procyanidine, was ihre<br />

ges<strong>und</strong>heitliche Wirkung ausmacht. In der Medizin wird <strong>Aronia</strong> aufgr<strong>und</strong> ihrer Blutdruck<br />

<strong>und</strong> Cholesterin senkenden Wirkung eingesetzt. Die ges<strong>und</strong>en Früchte wirken wegen<br />

ihres Gerbsäuregehalts antiseptisch <strong>und</strong> als Antioxidantien.<br />

Anbau <strong>und</strong> Pflege<br />

Anbautechnische Voraussetzungen/Standortansprüche<br />

Die Apfelbeere ist feuchtigkeitsliebend. Das Gehölz ist optimal an ein kontinentales<br />

Klima angepasst <strong>und</strong> gedeiht bestens an sonnigen Standorten. <strong>Aronia</strong> ist anspruchslos<br />

<strong>und</strong> wächst auf mittelschweren Böden mit guter Wasserführung. Selbst saure oder<br />

leicht salzhaltige Böden werden noch vertragen. <strong>Aronia</strong> gedeiht auch noch in Lagen, die<br />

für andere Obstarten nicht mehr geeignet sind.<br />

8268 Salenstein Dr. Claudia Willging / Peter Konrad 2010<br />

T +41 71 663 33 00 / F +41 71 663 33 19<br />

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Winterhärte<br />

Die Sträucher sind extrem winterhart <strong>und</strong> überstehen Temperaturen bis zu -30 °C ohne<br />

Schaden. Die Blüten erscheinen erst Ende April / Anfang Mai. Um diese Zeit sind sie<br />

kaum mehr spätfrostgefährdet.<br />

Bodenvorbereitung<br />

Vor dem Anpflanzen wird der Boden 30 bis 40 cm tief gepflügt oder mit dem<br />

Spatenpflug bearbeitet. Es empfiehlt sich eine Unkrautbekämpfung mit Basta oder<br />

Glyphosat, so dass das Pflanzbeet unkrautfrei ist.<br />

Fruchtfolge<br />

Apfelbeeren gedeihen am besten auf Parzellen, auf denen vorher eine Gründüngung<br />

angelegt wurde. Auch Naturwiesen <strong>und</strong> Kunstwiesen sind gute Vorkulturen. Mais ist als<br />

Vorkultur ungeeignet, da sie den Boden zu feucht hinterlässt.<br />

Pflanzung <strong>und</strong> Anbausysteme<br />

Die Pflanzung von <strong>Aronia</strong> <strong>und</strong> die Wahl des Anbausystems hängen davon ab, ob die<br />

Ernte maschinell oder von Hand erfolgen soll. Der Anbau ist sowohl in der Ebene als<br />

auch in Hanglage möglich. Gepflanzt wird Anfang November. Vor dem Einpflanzen<br />

werden die Wurzeln der zweijährigen Stöcke in eine Lehmlösung gelegt. Eine<br />

maschinelle Pflanzung ist möglich, am besten mit dem Pflanzlochbohrer. Damit lässt<br />

sich eine Pflanzleistung von 450 Pflanzen pro St<strong>und</strong>e erzielen. Stehen die Pflanzen auf<br />

feuchtem Boden, so brauchen sie nach der Pflanzung nicht geschnitten werden. Bei<br />

trockeneren Standorten empfiehlt es sich, die Triebe auf 3 bis 4 Knospen zu kürzen.<br />

Soll die Ernte maschinell erfolgen, beträgt der Reihenabstand 4,5 m, bei Handernte<br />

genügen 3 m. Die Abstände in den Reihen liegen für beide Methoden bei 1 m. Damit<br />

ergibt sich eine Pflanzdichte von 2323 Pfl/ha bzw. 3434 Pfl/ha, je nach Reihenabstand.<br />

Der Pflanzstreifen wird auch bei der älteren Kultur gemulcht, ansonsten sollte der<br />

Mittelgang befahrbar bleiben, etwa durch Einsaat von Grasmischungen.<br />

Erziehung <strong>und</strong> Schnitt<br />

Der Schnitt erfolgt im Februar. Hierbei werden die Triebe um ca. 1/3 eingekürzt. Ab dem<br />

4. bis 6. Standjahr ist ein regelmässiger Auslichtungsschnitt notwendig.<br />

Bewässerung<br />

Nach der Pflanzung muss die Apfelbeere gut angegossen werden, um das Anwachsen<br />

zu gewährleisten. <strong>Aronia</strong> ist eine feuchtigkeitsliebende Pflanze, sie kann aber ohne<br />

Bewässerung kultiviert werden. Besonders zur Zeit der Fruchtbildung im Juli/August<br />

steigt der Wasserbedarf an. Hier sind bei längeren Trockenzeiten Wassergaben<br />

sinnvoll.<br />

Düngung<br />

In den ersten 2 bis 3 Standjahren ist keine Düngung erforderlich.<br />

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Sorten<br />

In Europa werden hauptsächlich die Sorten ‚Nero’ <strong>und</strong> ‚Viking’ angebaut. ‚Nero’ erreicht<br />

eine Höhe von 1,5 m <strong>und</strong> eine Breite von 2 m. Die Blüten sind z. T. leicht rosa, die<br />

Dolden bestehen aus 10 bis 20 Einzelblüten. Die Früchte haben einen Durchmesser<br />

von 12 mm, sind r<strong>und</strong>lich <strong>und</strong> violett bis blauschwarz. In der Schweiz wird vor allem<br />

‚Viking’ angebaut. Die Einzelfrüchte wiegen ca. 1,5 g.<br />

Vermehrung<br />

<strong>Aronia</strong> kann auf unterschiedliche Arten vegetativ vermehrt werden: Stecklinge, Ableger,<br />

Abrisse oder Wurzelausläufer. Auch die Veredelung auf Eberesche (Sorbus aucuparia)<br />

<strong>und</strong> Vogelbeere ist erfolgreich. Die Mikrovermehrung (In-Vitro) ist eine gute Methode,<br />

ges<strong>und</strong>es Pflanzmaterial zu erhalten, das frei von Pilzen <strong>und</strong> anderen Krankheiten ist.<br />

Die generative Vermehrung über Samen ist ebenso möglich.<br />

Anbau weltweit<br />

Die grössten Anbaugebiete befinden sich in Russland, Polen, Slowakei, Tschechien,<br />

Ungarn, Ostdeutschland <strong>und</strong> Skandinavien.<br />

Krankheiten <strong>und</strong> Schädlinge<br />

Bisher traten bei uns nur Läuse als Schädlinge auf. Evtl. können Schäden durch Mäuse<br />

zum Problem werden.<br />

Ernte <strong>und</strong> Ertrag<br />

Apfelbeeren werden Ende September/Anfang Oktober geerntet. Maschinell erfolgt sie<br />

durch rütteln oder kämmen, ähnlich wie bei Johannisbeeren. Mit dem ersten<br />

Fruchtansatz kann bereits im Jahr nach der Pflanzung gerechnet werden. Zum<br />

Vollertrag kommt der Strauch nach 3 bis 4 Jahren <strong>und</strong> ergibt einen Ertrag von 2 kg/m 2 .<br />

Gefrorene Früchte bringen eine Saftausbeute von 75 bis 80 %, frische etwas weniger.<br />

Nach bisherigen Erfahrungen können <strong>Aronia</strong>-Früchte bei 0 °C bis 2 °C bis zu 4 Monate<br />

gelagert werden. Eine sehr gute Haltbarkeit bis zur nächsten Ernte wird auch durch<br />

Schockfrosten erzielt.<br />

Abb. 4 u. 5: Maschinelle <strong>Aronia</strong>-Ernte<br />

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Betriebswirtschaftliche Daten<br />

Erstellungskosten für eine <strong>Aronia</strong>-Anlage<br />

Im Folgenden ist eine provisorische Berechnung der Kosten für die Erstellung einer <strong>Aronia</strong>-<br />

Anlage dargestellt. Da es noch sehr wenige Erfahrungen mit dem <strong>Aronia</strong>-Anbau gibt, sind<br />

diese Daten lediglich als grobe Annäherungswerte zu verstehen. Sie beruhen einerseits auf<br />

den ersten Anlagen in der Schweiz <strong>und</strong> andererseits auf Schätzwerten aus anderen<br />

Kulturen. Zukünftig bedarf es einer stetigen Überarbeitung dieser Daten.<br />

Akh / ha SFr. / Akh SFr. / Pfl. Pfl. / ha Kosten / ha<br />

Pflanzen 5.50 SFr. 2300 12'650 SFr.<br />

Sonstige Kosten 750 SFr.<br />

Einzäunung 6'800 SFr.<br />

Investitionskosten Anlage 20'200 SFr.<br />

Zugkraft- <strong>und</strong><br />

Maschinenkosten (pauschal) 500 SFr.<br />

Arbeitskosten (Pflanzung etc.) 90 28.00 SFr. 2'520 SFr.<br />

Gesamtkosten Anlageerstellung 23'220 SFr.<br />

Als Erlös wird mit etwa 5 bis 5,50 SFr. / kg gerechnet. Als Hauptkostenfaktor werden die<br />

Arbeitskosten für die Ernte mit knapp 2000 h zu Buche schlagen.<br />

Literatur<br />

� Griesbacher, A. (2009): Anbaueignung der Apfelbeere in Österreich (<strong>Aronia</strong> melanocarpa Michx. Elliott); Diplomarbeit zur<br />

Erlangung des „Diplom-HLFL-Ingenieur“, 95 S.<br />

� Grün, S. u. J. Neidhardt (2007): <strong>Aronia</strong> – Unentdeckte Heilpflanze. Edition bunteh<strong>und</strong>e, Regensburg, 71 S.<br />

� Schmidli, P. (2009): mündliche Mitteilung.<br />

� Stäheli, K. (2009): mündliche Mitteilung.<br />

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