est. 1888 - Visit Wales
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Sie sollten allerdings Ausdauer mitbringen<br />
und auch Schwindelfreiheit. Nina besaß<br />
beides und führte ihren immer stärker<br />
keuchenden und leicht ängstlich<br />
dreinschauenden Onkel mit Feuereifer bis in<br />
eine der Turmspitzen der Burg.<br />
Doch ich muss zugeben, dass sich der<br />
Aufstieg lohnte. Wir waren uns beide einig,<br />
dass die Aussicht von der Turmspitze, unter<br />
der Möwen und Tauben durch die Lüfte<br />
kreisten, zu den Highlights unseres<br />
Ausflugs zählte.<br />
Conwy war vom ersten Moment an immer<br />
schon viel mehr als nur eine reine<br />
Verteidigungsanlage. Es war auch<br />
Verwaltungszentrum und ein Symbol für<br />
die Macht des Königs, doch es war der<br />
bodenständigere Teil seiner Geschichte, der<br />
Nina in ihren Bann zog. Irgendwann gingen<br />
wir durch eine recht unscheinbare Tür und<br />
erblickten fasziniert einen Raum, der einst<br />
das Burggefängnis war.<br />
38<br />
Der Gedanke daran, dort eingesperrt zu<br />
sein, war schon schlimm genug; doch<br />
darunter gab es sogar noch ein Verlies mit<br />
einem wirklich winzigen Lichtfenster und<br />
einer Falltüre, über die es zu erreichen war.<br />
Es muss sehr dunkel und deprimierend<br />
gewesen sein und, wie Nina bemerkt, ohne<br />
Toiletteneinrichtungen auch sehr übel<br />
riechend.<br />
Ungeachtet dessen war die Burg einst auch<br />
ein Luxuspalast. In einem der Türme<br />
befindet sich inzwischen eine Ausstellung<br />
über Burgkapellen. Dort bekommt man eine<br />
Vorstellung davon, wie opulent einige Räume<br />
wohl zu ihrer Blütezeit ausgeschmückt<br />
waren. Im darüber liegenden Stockwerk<br />
befindet sich die königliche Kapelle: ein<br />
Rundzimmer mit hohen, schmalen<br />
Spitzbogenfenstern und einer<br />
wunderschönen Gewölbedecke aus Stein.<br />
Über eine kleine Wendeltreppe gelangten<br />
wir zur „Beobachtungskammer”,. Ein kleiner<br />
Raum, der dem König dazu diente, an den<br />
unter ihm stattfindenden Gottesdiensten,<br />
in Privatsphäre und komfortabler<br />
Umgebung, teilzunehmen. Der Raum hat<br />
sogar eine eigene Toilette. Wir mussten<br />
kichern, als uns bewusst wurde, dass wir<br />
genau dort standen, wo der mächtige<br />
Edward I einstmals für kleine Königstiger<br />
musste.<br />
Was Conwy für mich unter anderem so<br />
besonders macht, ist die Tatsache, dass<br />
während der Entstehung der Burg<br />
gleichzeitig auch eine fast zwei Kilometer<br />
lange Stadtmauer mit Toren und Türmen<br />
errichtet wurde. Diese Mauer gehört zu den<br />
b<strong>est</strong>erhaltenen der Welt und wenn man<br />
will, kann man, wie Nina und ich, weite Teile<br />
davon entlanglaufen.<br />
Der Blick auf die Burgstadt und die<br />
umliegende Landschaft ist einfach<br />
unbeschreiblich. Nina und ich gingen der<br />
Frage auf den Grund, wie man wohl die