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Einfluss für Konzerne Produkte und Konsum - EU-Koordination

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Energie, Klima �<br />

Nationale Allokationspläne<br />

müssen nachgebessert werden<br />

<strong>EU</strong>-Kommission weist Pläne von zehn<br />

Mitgliedstaaten zurück<br />

Die <strong>EU</strong>-Kommission hat zehn <strong>EU</strong>- Mitgliedstaaten<br />

aufgefordert, ihre Nationalen Allokationspläne<br />

(NAP) <strong>für</strong> die zweite Phase<br />

des Emissionshandelssystems von 2008<br />

bis 2012 zu überarbeiten. Deutschland,<br />

Griechenland, Irland, Lettland, Litauen,<br />

Luxemburg, Malta, die Slowakei, Schweden<br />

<strong>und</strong> Großbritannien wurden aufgefordert<br />

ihre Pläne zu korrigieren.<br />

Umweltkommissar Stavros Dimas begründete<br />

seine Ablehnung damit, dass die<br />

entsprechenden NAPs der Industrie zu<br />

großzügig Emissionszertifikate zuteilen.<br />

Dimas betonte, man wolle eine Wiederholung<br />

des Debakels vom Mai 2006 vermeiden,<br />

als die Preise <strong>für</strong> CO2 wegen eines<br />

deutlichen Überangebots einbrachen.<br />

Damals rutschten die Preise von 30 auf<br />

13 Euro pro Zertifikat ab. Die Knappheit<br />

der Lizenzen sei aber die Voraussetzung<br />

<strong>für</strong> ein effektives Emissionshandelssystem.<br />

Kraftwerke <strong>und</strong> Industriebetriebe stießen<br />

2005 in der <strong>EU</strong> 2,5 Prozent weniger klimaschädliches<br />

Kohlendioxid (CO2) aus,<br />

als ihnen im Rahmen der Nationalen Allokationspläne<br />

zugestanden wurde. Damit<br />

entstand ein Überschuss an Zertifikaten<br />

im Wert von gut 63 Millionen Tonnen CO2.<br />

Nur sechs <strong>EU</strong>-Länder stießen mehr CO2<br />

aus als Zertifikate zugeteilt wurden.<br />

Kommission stutzt deutschen NAP<br />

deutlich zurecht<br />

Deutschland verzeichnete den absolut<br />

größten Überschuss an Zertifikaten. Die<br />

deutschen Unternehmen stießen 2005<br />

vier Prozent oder 21 Millionen Tonnen<br />

weniger CO2 aus, als ihnen laut NAP zustand.<br />

Deutschland muss nun seine vorgeschlagene<br />

Emissionsobergrenze am deutlichsten<br />

nach unten korrigieren. Die B<strong>und</strong>esregierung<br />

hatte die Obergrenze, nachdem<br />

eine Ablehnung der Kommission vorauszusehen<br />

war, zwar bereits freiwillig von<br />

482 auf 465 Millionen Tonnen reduziert,<br />

diesen Vorstoß erachtete die Kommission<br />

allerdings nicht als ausreichend. Sie legte<br />

nun eine Höchstgrenze von 453,1 Millionen<br />

Tonnen CO2 <strong>für</strong> die am Emissionshandel<br />

teilnehmenden deutschen Unternehmen<br />

fest. In der ersten Phase von<br />

2005 bis 2007 liegt die Obergrenze bei<br />

499 Millionen Tonnen.<br />

Frankreich sollte eigentlich ebenfalls eine<br />

Abmahnung erhalten - in letzter Minute<br />

zog die Regierung in Paris ihren Allokationsplan<br />

aber zurück <strong>und</strong> entging damit<br />

einer öffentlichen Zurückweisung durch<br />

die Kommission. Kommissar Dimas erhielt<br />

die Zusicherung, dass der französische<br />

Plan Mitte Dezember neu eingereicht wird.<br />

Der britische Allokationsplan ist der einzige<br />

NAP, der nicht aufgr<strong>und</strong> der Vergabe<br />

von zu vielen Zertifikaten abgewiesen<br />

wurde. Die Kommission bemängelte lediglich,<br />

dass eine Anlage auf Gibraltar nicht in<br />

der Liste über industrielle Anlagen aufgeführt<br />

wurde.<br />

Auch europäische Banken wollen<br />

strengere Allokationspläne<br />

Am Abend vor der Entscheidung erhielt<br />

Kommissionspräsident José Barroso einen<br />

Brief von ECIS (European Carbon Investors<br />

and Services), einer Gruppe von 13<br />

Investitionsbanken, unter anderem ABN<br />

Amro, Barclays Capital <strong>und</strong> Deutsche<br />

Bank, in dem er aufgefordert wurde, trotz<br />

des politischen Drucks durch die Mitgliedstaaten<br />

eine harte Linie bei der Überprüfung<br />

der NAP einzunehmen. Die NAP<br />

müssten zu einem realistischen Preis <strong>für</strong><br />

Kohlenstoffzertifikate führen, der ausreiche,<br />

um Investitionen in saubere Technologien<br />

lohnend zu machen.<br />

Vergabeverfahren bevorzugt noch<br />

immer große Verschmutzer<br />

Umweltverbände wie WWF, Climate Action<br />

Network <strong>und</strong> Greenpeace begrüßten die<br />

Entscheidung der <strong>EU</strong>-Kommission, die Emissionsobergrenzen<br />

<strong>für</strong> die Mitgliedstaaten<br />

zu senken. Sie kritisierten aber, das<br />

die Verfahren der Zertifikatevergabe nicht<br />

verbessert worden seien. Die Allokationspläne<br />

müssten so ausgelegt sein, dass<br />

derjenige, der mehr verschmutze, auch<br />

mehr zahlen müsse. Dies sei momentan<br />

nicht der Fall.<br />

Der WWF hatte Anfang November deutliche<br />

Kritik an den NAP geübt. Polen habe<br />

die „lächerlichste“ Obergrenze in Europa,<br />

Frankreich habe „keine Ambitionen“ <strong>und</strong><br />

„inflationiere“ seine Emissionsziele.<br />

Deutschland wurde wegen der Subventionierung<br />

von neuen, hoch verschmutzenden<br />

Kraftwerken als „Paradies <strong>für</strong> Klima-<br />

Killer“ bezeichnet. Deutschland möchte<br />

neue Kraftwerke 14 Jahre ohne Redukti-<br />

onsanforderung laufen lassen. Solch langen<br />

Garantien seien in Zeiten des Klimawandels<br />

nicht hinnehmbar, befand der<br />

WWF.<br />

Lediglich Großbritannien wurde wegen<br />

der Entscheidung, sieben Prozent der<br />

Zertifikate zu versteigern, gelobt. Die <strong>für</strong><br />

die zweite Phase geplante Reduzierung<br />

um 3,5 Prozent wurde aber nur mit „ausreichend“<br />

bewertet.<br />

WWF: Zertifikate sollten zu 100 %<br />

versteigert werden<br />

Der WWF Deutschland zeigte sich erleichtert<br />

über die Kommissionsentscheidung<br />

die Obergrenze <strong>für</strong> Zertifikate zu senken.<br />

Gleichzeitig bemängelte die Umweltorganisation,<br />

dass die <strong>EU</strong>-Kommission eine<br />

Verschiebung der Emissionsreduktionen<br />

in die Zukunft zulasse. Dies zeige sich in<br />

der unzureichenden Ausstattung der Reserve<br />

<strong>für</strong> Neuanlagen mit zehn Millionen<br />

Tonnen. Notwendig sei ein Bereithalten<br />

von Zertifikaten in Höhe von r<strong>und</strong> 40 Millionen<br />

Tonnen.<br />

Auch bei der Versteigerung der Emissionszertifikate<br />

müsse Deutschland noch<br />

nachbessern. Die <strong>EU</strong> erlaubt, dass bis zu<br />

zehn Prozent der zu vergebenden Zertifikate<br />

versteigert werden können. Bisher<br />

habe sich das deutsche Umweltministerium<br />

aber nicht getraut, dieses marktwirtschaftliche<br />

Instrument einzusetzen <strong>und</strong><br />

damit eine wichtige Chance verschenkt, so<br />

der WWF. Die Zertifikate müssten nun so<br />

schnell wie möglich <strong>und</strong> möglichst vollständig<br />

versteigert werden. Außerdem<br />

müsse der Flugverkehr noch vor 2012 in<br />

das System einbezogen werden. (tl) �<br />

Siehe auch die folgenden Beiträge.<br />

• Weitere Informationen<br />

WWF Deutschland, Regine Günther, Klimaschutz<br />

<strong>und</strong> Energiepolitik, Rebstöcker<br />

Str. 55, 60326 Frankfurt/M.<br />

Tel. 069 / 79144142<br />

eMail: guenther@wwf.de<br />

www.wwf.de<br />

Climate Action Network (CAN) Europe,<br />

Matthias Duwe, Rue del la Charite 48,<br />

B-1210 Brüssel<br />

Tel. 0032 2 / 22952-24, Fax -29<br />

eMail: matthias@climnet.org<br />

www.climnet.org<br />

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