Einfluss für Konzerne Produkte und Konsum - EU-Koordination
Einfluss für Konzerne Produkte und Konsum - EU-Koordination
Einfluss für Konzerne Produkte und Konsum - EU-Koordination
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Global �<br />
Kein großer Wurf in Nairobi<br />
von Klaus Milke, Germanwatch 1<br />
Die Klimakonferenz COP 12 konnte<br />
den Erwartungen nicht gerecht werden<br />
Ungefähr 93 Euro muss man zusätzlich<br />
aufbringen, um den Klimaausgleich über<br />
„atmosfair“ 2 <strong>für</strong> den Flug von Deutschland<br />
nach Nairobi <strong>und</strong> zurück zu bezahlen.<br />
Die finnische Ratspräsidentschaft hatte,<br />
um mit gutem Beispiel voranzugehen,<br />
<strong>für</strong> die gesamte <strong>EU</strong> die Reise in Kenias<br />
Hauptstadt mit atmosfair klimafre<strong>und</strong>licher<br />
gestaltet. Eines der vielen kleinen guten<br />
Ergebnisse von Nairobi. Den großen Wurf<br />
hat es jedoch nicht gegeben. Der Klimagipfel<br />
in Nairobi (COP 12 3 ) vom 6. bis 17.<br />
November 2006 konnte den hohen Erwartungen<br />
in Deutschland <strong>und</strong> in vielen anderen<br />
Teilen der Welt nicht gerecht werden.<br />
Kompromiss zur Kyoto-Überprüfung:<br />
Klimaschutz 2007 Chefsache?<br />
An die Tür <strong>für</strong> ernsthafte Klimaschutzverhandlungen<br />
sowohl mit Industrie- als auch<br />
mit Schwellenländern <strong>für</strong> die Zeit nach<br />
2012 wurde in Nairobi zwar geklopft, aber<br />
die Tür ist noch nicht geöffnet. Dieser<br />
Durchbruch zu einem umfassenden Verhandlungsmandat<br />
kann allerdings durch<br />
einen jetzt erzielten Kompromiss zur<br />
Überprüfung des bisherigen Kyoto- Prozesses<br />
im nächsten Jahr gelingen.<br />
Dann aber muss der Klimaschutz in den<br />
wichtigsten Staaten zur Chefsache werden<br />
<strong>und</strong> 2007 müssen die Regierungschefs<br />
den Weg dahin ebnen. Es geht nicht länger,<br />
dass die Regierungen in Sonntagsreden<br />
den Klimawandel als wichtigstes<br />
Problem bezeichnen <strong>und</strong> es dann bei solchen<br />
Verhandlungen als Nebensache behandeln.<br />
Zu Recht hat UN- Generalsekretär<br />
Kofi Annan in Kenias Hauptstadt darauf<br />
hingewiesen, dass der Klimawandel inzwischen<br />
die Bedeutung großer sicherheitspolitischer<br />
Krisen erreicht habe.<br />
1 Der Autor ist Vorstandsvorsitzender von Germanwatch<br />
<strong>und</strong> war mit einem Team dieser Nord-Südpolitischen<br />
Nichtregierungsorganisation 14 Tage<br />
beim Klimagipfel in Nairobi.<br />
2 www.atmosfair.de<br />
3 COP: Conference of the Parties - Vertragsstaatenkonferenz<br />
Ankündigungen von <strong>EU</strong> <strong>und</strong><br />
Deutschland setzten Akzente<br />
Bei den Ministerverhandlungen setzte Minister<br />
Gabriel seitens der Europäer mit<br />
der Ankündigung, dass Deutschland bis<br />
2020 zu einer CO2-Reduzierung um 40 %<br />
bereit sei, wenn die <strong>EU</strong> um 30 % reduziere,<br />
als einer der wenigen die erforderlichen<br />
Akzente. Das lässt auf eine verantwortungsvolle<br />
Rolle während der deutschen<br />
<strong>EU</strong>- Ratspräsidentschaft im ersten<br />
Halbjahr 2007 hoffen. Finnland als amtierende<br />
Ratspräsidentschaft bemühte sich<br />
in den Verhandlungen in der Troika zusammen<br />
mit der <strong>EU</strong>- Kommission <strong>und</strong><br />
Deutschland um eine gute <strong>Koordination</strong><br />
<strong>und</strong> trug mit dazu bei, dass die <strong>EU</strong> insgesamt<br />
eine konstruktive Rolle spielte.<br />
Erzielte Ergebnisse<br />
Bei den Verhandlungen wurden folgende<br />
Fortschritte erreicht, die beim künftigen<br />
Klimaregime eine wichtige Rolle spielen<br />
dürften:<br />
- Die Staatengemeinschaft sandte das klare<br />
Signal aus, dass es nach 2012 weitere<br />
Reduktionsziele <strong>für</strong> die Industriestaaten<br />
geben soll <strong>und</strong> dass bis 2050 die<br />
weltweiten Emissionen um deutlich mehr<br />
als 50 % gesenkt werden sollen.<br />
- Es wurden die Kriterien <strong>für</strong> den Anpassungsfonds<br />
festgelegt, der in Zukunft eine<br />
große Bedeutung haben wird. Er wird<br />
durch ein innovatives internationales Finanzinstrument<br />
gespeist, das im Kyoto-<br />
Protokoll entwickelt worden ist. Für jedes<br />
Zertifikat, das im Rahmen des projektbezogenen<br />
Emissionshandels in<br />
Entwicklungsländern (Clean Development<br />
Mechanism, CDM) gekauft wird,<br />
wird eine zweiprozentige Abgabe in den<br />
Adaptationsfonds eingezahlt werden. Bis<br />
2020 werden das zwar nur etwa 250<br />
Mio. Dollar sein. Aber in Zukunft könnten<br />
es Milliarden werden. Zudem läge es in<br />
der Logik der Sache, dass in Zukunft<br />
auch der projektbezogene Emissionshandel<br />
in Industrieländern (Joint Implementation)<br />
sowie internationaler Emissionshandel<br />
mit einer solchen Abgabe<br />
belegt wird.<br />
- Es gelang auch, den Nairobi-Aktionsplan<br />
<strong>für</strong> Anpassungsmaßnahmen zu verabschieden.<br />
Damit können jetzt in den<br />
nächsten fünf Jahren Anpassungsmaßnahmen<br />
an die zum Teil bereits dramatischen<br />
Klimaveränderungen in Entwicklungsländern<br />
vorbereitet werden.<br />
Zusätzliche Impulse<br />
Am Rande des Gipfels gab es erneut zusätzliche<br />
Impulse, wie z. B.:<br />
- Der mehrfach vorgestellte Stern-Report<br />
hat die ökonomische Dimension des Klimawandels<br />
<strong>und</strong> die Kosten des Nichtstuns<br />
<strong>für</strong> alle sehr klar werden lassen.<br />
- CAN Europe <strong>und</strong> Germanwatch haben<br />
erneut den Klimaschutz-Index („Nairobi-<br />
Klima-Index“) veröffentlicht, der die Klimaschutzanstrengungen<br />
der 56 wichtigsten<br />
Emittenten in einem Ranking<br />
darstellt. Zwar kann keiner unter den<br />
Top 10 (1. Schweden, 2. Deutschland)<br />
behaupten, ausreichend CO2 zu reduzieren.<br />
Doch es gibt wichtige Schwellenländer<br />
(6. Argentinien, 8. Brasilien, 9. Indien,<br />
mit denen eine neue Klimaschutz-<br />
Allianz sinnvoll erscheint.<br />
Afrika vom Klimawandel besonders<br />
betroffen<br />
Nairobi war ein sehr afrikanischer Gipfel<br />
<strong>und</strong> Kenia hat sich alle Mühe gegeben, ein<br />
guter Gastgeber zu sein. Der Kontext „Klima<br />
<strong>und</strong> Entwicklung“ <strong>und</strong> die Sorgen der<br />
schon heute vom Klimawandel Hauptbetroffenen<br />
im Süden <strong>und</strong> ganz besonders<br />
in Afrika kamen besonders zum Tragen.<br />
Das Wahrzeichen Kenias ist der Mount<br />
Kenia, englisch „Mount of Whiteness“ wegen<br />
des schneebedeckten Gipfels. Das<br />
Wasser ist eines der Hauptprobleme Kenias.<br />
Wenn die Gletscher auch dort geschmolzen<br />
sind, wird es <strong>für</strong> die Menschen<br />
<strong>und</strong> Ökosysteme noch schwieriger. Die<br />
Millennium-Entwicklungsziele rücken so in<br />
weite Ferne.<br />
Nächster Gipfel: Hoffnung auf noch<br />
mehr öffentlichen Druck<br />
Für den nächsten Klimagipfel bewirbt sich<br />
Indonesien mit Djakarta bzw. Bali, dem<br />
Mallorca der Australier. Es wäre zu hoffen,<br />
dass dann der jetzt schon hohe Aufmerksamkeitsgrad<br />
<strong>für</strong> das Klimathema noch<br />
mehr wächst <strong>und</strong> es <strong>für</strong> die Regierung<br />
gänzlich unmöglich wird, den Anti- Klimaschutz-Kurs<br />
aufrecht zu erhalten. �<br />
• Weitere Informationen<br />
Germanwatch, Vorstandsvorsitzender<br />
Klaus Milke, Haakestr. 83, 21075<br />
Hamburg<br />
Tel. 040-79143121, Fax -7923590<br />
mobil 0172 / 4072837<br />
eMail: milke@germanwatch.org<br />
www.germanwatch.org<br />
� Textende � Kontakt/weitere Informationen � aktiv werden! DNR <strong>EU</strong>-R<strong>und</strong>schreiben 12.06/01.07 5