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3 Gender Mainstreaming - EQUAL - ESF

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26<br />

Kinderversorgung an die Adresse der Frauen<br />

reproduziert wird. Die Widersprüche aus<br />

einem anderen Blickwinkel betrachtet: Die<br />

Qualifizierung von Männern inPflegeberufen<br />

leistet zwar einerseits einen Beitrag zur Auf–<br />

hebung der geschlechtsspezifischen Arbeits–<br />

marktsegregation, ihr unmittelbarer „Durch–<br />

marsch“ in Leitungspositionen von Pflege–<br />

einrichtungen stellt jedoch andererseits die<br />

alte Ordnung bzw. die bekannten männlichen<br />

Hierarchiestrukturen erneut her bzw. baut sie<br />

aus. Wie sollen solche Maßnahmen hinsichtlich<br />

ihres Beitrages zur Gleichstellung der<br />

Geschlechter bewertet werden? Welche<br />

Indikatoren können auf der Projektebene<br />

zweifelsfrei einen Fortschritt zu mehr<br />

Gerechtigkeit zwischen den Geschlechtern<br />

anzeigen? Zu diesen Fragen gibt es keine<br />

befriedigenden Antworten. Es scheint eher<br />

der Fall zu sein, dass die Bemühungen in der<br />

Projekt-Praxis die komplexen Strukturen der<br />

strukturellen Diskriminierung nicht lösen<br />

können und die Antworten auch politischer<br />

Herkunft sein müssen. Dies zeigt auch der<br />

folgende Abschnitt.<br />

<strong>Gender</strong>-Praxis<br />

Im Rahmen des Projektes des Bundesministeriums<br />

für Familie, Senioren, Frauen und<br />

Jugend „Von der Strategie zur Praxis –<strong>Gender</strong><br />

<strong>Mainstreaming</strong> in Förderprojekten der<br />

Europäischen Strukturfonds“ 3 wurde eine<br />

Seminarreihe in Form von <strong>Gender</strong>trainings<br />

für Verwaltungen und Projektträger, die<br />

innerhalb der Europäischen Strukturfondsförderung<br />

tätig sind, durchgeführt. In vielen<br />

Seminaren wurde die Problematik diskutiert,<br />

wie die Wirksamkeit einer Strategie, die sich<br />

im Wesentlichen auf Prozesse und Verfahrensabläufe<br />

bezieht, in einer „kleinteiligen“<br />

Maßnahme bewertet werden kann. Neben<br />

den o.g. Widersprüchen sind die Projekte<br />

einer Fülle von Rahmenbedingungen unterworfen<br />

und werden von Akteurinnen und<br />

Akteuren getragen, die zum Teil noch weit<br />

davon entfernt sind, mit <strong>Gender</strong> <strong>Mainstreaming</strong><br />

in Berührung zu stehen. Das Beispiel der<br />

berufsbegleitenden Qualifizierung zeigt hierbei<br />

deutlich, welche Grenzen gesetzt sind,<br />

wenn z.B. Unternehmen an arbeitsmarkt- und<br />

beschäftigungspolitischen Projekten beteiligt<br />

sind: Die Betriebsleitung bzw. die Personalabteilung<br />

einer Firma entscheidet darüber,<br />

wer aneiner berufsbegleitenden Qualifizie-<br />

rung teilnimmt. Welche Chancen hat ein<br />

Bildungs- oder Qualifizierungsträger, Einfluss<br />

auf die Auswahl der Teilnehmenden auszuüben<br />

–sofern dieser von der <strong>Gender</strong> <strong>Mainstreaming</strong>-Strategie<br />

überzeugt ist und in dieser<br />

speziellen Frage der berufsbegleitenden<br />

Qualifizierung die geschlechtsspezifische<br />

Segmentierung des Arbeitsmarktes mit zum<br />

Gegenstand der Zielsetzungen erhebt?<br />

Welche Diskussionsprozesse und wie viel<br />

Überzeugungsarbeit sind notwendig, um beispielsweise<br />

in gewerblich-technischen Fortbildungen<br />

statt der üblichen 100Prozent<br />

Männer ein Drittel Frauen wiederzufinden? 4<br />

Und: Ist das dann schon <strong>Gender</strong>? Natürlich<br />

nicht. Es ist ein Indikator, wenn auch einer,<br />

der inzwischen niemanden mehr zufrieden<br />

stellen dürfte. Dieses Beispiel veranschaulicht<br />

die Notwendigkeit, tatsächlich alle<br />

Prozessbeteiligten systematisch und verbindlich<br />

indie Gesamtstrategie von <strong>Gender</strong><br />

<strong>Mainstreaming</strong> einzubinden.<br />

Grundlegende Fragestellungen sind bei dem<br />

Blick auf die „<strong>Gender</strong>-Praxis“ festzuhalten:<br />

Welche Analysen liegen bei welchen<br />

Planungen vor, und in welcher Tiefenschärfe<br />

wurden geschlechtsspezifische<br />

Daten und „Kontext-Informationen“ zu<br />

Grunde gelegt?<br />

Welche politischen Rahmenbedingungen<br />

finden wir in der Arbeitsmarkt- und<br />

Beschäftigungspolitik vor, und sind diese<br />

überhaupt kompatibel mit einer<br />

geschlechtergerechten Ausrichtung?<br />

Inwieweit werden sogenannte Zielkonflikte<br />

5 als Ausweichmanöver benutzt, um<br />

dem Querschnittsziel Chancengleichheit<br />

von Frauen und Männern bereits im<br />

Ansatz den Garaus zu machen?<br />

Eindrücke aus den Länderaktivitäten<br />

Obwohl sich die Programmperiode für die<br />

laufende EU-Strukturfondsförderung bereits<br />

in der Halbzeit befindet, liegen keine umfassenden,<br />

länderübergreifenden Materialien<br />

vor, die den Bedarf aneiner praxisbezogenen<br />

Auseinandersetzung mit dem Thema befriedigen<br />

könnten. Marianne Weg hat eine<br />

umfassende und aktuelle Bilanz der Länderaktivitäten<br />

6 zur Verfügung gestellt, die sich<br />

wesentlich auf politische Beschlüsse von<br />

Landesregierungen bezieht (Koalitionsvereinbarungen,<br />

Kabinettbeschlüsse und pro-

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