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04<br />
<strong>explore</strong>:<br />
November 2006<br />
Das<br />
Kundenmagazin der TÜV NORD Gruppe<br />
Sehen und<br />
gesehen werden<br />
Sinn und Sinnlichkeit des Lichts
04<br />
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<strong>explore</strong>: LEBEN<br />
<strong>explore</strong>: FORSCHUNG<br />
<strong>explore</strong>: FORSCHUNG<br />
<strong>explore</strong>: W ISSEN<br />
<strong>explore</strong>: W ISSEN<br />
<strong>explore</strong>: W ISSEN<br />
<strong>explore</strong>: W ISSEN<br />
02 - <strong>explore</strong>: 4/2006<br />
EDITORIAL<br />
Liebe Leserinnen und Leser,<br />
INHALT<br />
im November werden die Nächte länger, und wir Menschen sehnen uns mehr als sonst<br />
nach Licht. Kinder gehen mit ihrer Laterne durch die Straßen, und auch die Erwachsenen<br />
zünden sich Kerzen an – spätestens im Advent.<br />
Es ist interessant zu sehen, welche Berufsgruppen sich mit Licht befassen: Architekten,<br />
Biologen, Chemiker, Informatiker, Ingenieure, Künstler, Mediziner, Optiker und Physiker,<br />
um nur einige zu nennen. Einigen davon werden Sie in diesem Heft über Licht und<br />
Leben begegnen. Gehen Sie mit uns auf eine Entdeckungsreise darüber, warum Licht<br />
zum Leben dazugehört – zumindest in den allermeisten Fällen. Ich wünsche Ihnen eine<br />
angenehme Lektüre.<br />
Ihr Jochen May, Leiter Konzern-Kommunikation der TÜV NORD AG<br />
04 08<br />
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18<br />
Lebensgenerator Sonne<br />
Das Leben auf der Erde scheint abhängig vom Energiespender Sonnenlicht,<br />
Vollspektrumlampen bieten eine künstliche Alternative.<br />
Wer sieht was wie?<br />
Nicht alle Lebewesen nehmen ihre Umgebung wie der Mensch wahr, der als<br />
Trichromat ein relativ gutes Farbsehen hat. Zapfen und Stäbchen im Auge<br />
beeinflussen, wer was und wie sieht.<br />
Die im Dunkeln sieht man nicht ...<br />
Tiere und Pflanzen der Unterwelt – Überleben ohne Licht.<br />
Das Auge ist nicht objektiv<br />
Der Mensch ist täglich einer Vielzahl von optischen Eindrücken ausgesetzt,<br />
diese müssen von Auge und Gehirn verarbeitet werden. Doch sehen wir wirklich<br />
das, was wir sehen?<br />
Licht- und Schattenspiele<br />
Schwarzweißfilme gehören zu den Filmklassikern. Ob als Statement gegen die<br />
Farbfilm-Massenproduktion oder als optisches Highlight in Horrorfilmen.<br />
Bunt sind alle meine Farben<br />
Farbe ist nicht gleich Farbe. Durch die Regelanwendung der Farbpsychologie<br />
und des Farbdesigns wird die Bildaussage verbessert.<br />
Lichtstrahlen und Sehstrahlen<br />
Animierte Filme sind aus der heutigen Zeit nicht mehr wegzudenken und erfreuen<br />
Jung und Alt gleichermaßen. Doch was ist das Geheimnis hinter diesen<br />
dreidimensionalen Welten? Etwas, das niemand für möglich gehalten hatte.
INHALT<br />
<strong>explore</strong>:<br />
Wer den höchsten Rang in einer Gruppe von Tieren oder Menschen hat, ist<br />
leicht zu erkennen. Er ist immer derjenige, der am meisten angeschaut wird.<br />
Davon kommt auch das Wort Ansehen.<br />
Netzwerk<br />
Verbindungen, Kommunikation, Strukturen – hier bündeln sich an Knotenpunkten<br />
Kompetenz und Know-how für eine gut funktionierende Partnerschaft.<br />
Biolumineszenz: Wenn Lebewesen leuchten<br />
Dank dieses Phänomens geht zahlreichen Lebewesen ohne Anstrengungen<br />
ein Licht auf. Wie, warum und wer leuchtet, wird hier näher erläutert.<br />
Chemilumineszenz –<br />
kaltes Licht aus chemischen Reaktionen<br />
Mittels einfacher Reaktionen ist es leicht zu erzeugen und vielseitig einsetzbar.<br />
Das sensible Glas<br />
Phototropes Glas in Brillen passt sich perfekt den Lichtverhältnissen an und<br />
schützt das Auge des Trägers. Die chemische Struktur dieser Gläser ähnelt<br />
einem Blütenkelch.<br />
Intelligente Fenster<br />
Die Fenster der Zukunft nutzen das Tageslicht und sparen Energie.<br />
Impressum<br />
Wie kommen die Daten auf CD?<br />
Immer kleiner werden die Datenpunkte auf CDs und erhöhen somit die<br />
Speicherkapazität. Technische Neuerungen treiben den Fortschritt voran.<br />
Unterscheiden wie Tag und Nacht<br />
Nachts sind alle Katzen grau, aber nur für das menschliche Auge. Zahlreiche<br />
Lebewesen sehen nachts mehr als am Tag.<br />
<strong>explore</strong>: TÜV NORD<br />
<strong>explore</strong>: INNOVATION<br />
<strong>explore</strong>: FORSCHUNG<br />
<strong>explore</strong>: FORSCHUNG<br />
<strong>explore</strong>: FORSCHUNG<br />
<strong>explore</strong>:<br />
Irenäus Eibl-Eibesfeldt<br />
(*1928),<br />
österreichischer Zoologe und<br />
Verhaltensforscher<br />
19 27 30 33<br />
38<br />
<strong>explore</strong>: TECHNIK<br />
<strong>explore</strong>: TECHNIK<br />
19<br />
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38<br />
<strong>explore</strong>: 4/2006 - 03
Von Hilde-Josephine Post<br />
Das meiste Leben auf der Erde scheint ab-<br />
hängig vom Energiespender Sonnenlicht.<br />
Offensichtlich kommt es aber nicht nur auf die<br />
Wellenlänge, sondern auch auf die Dosis an,<br />
ob es nützt oder schadet. Wissenschaftler<br />
haben festgestellt, dass aufgrund von<br />
Luftverschmutzung immer weniger Sonnen-<br />
licht die Erdoberfläche erreicht.<br />
04 - <strong>explore</strong>: 4/2006<br />
LEBEN Lebensgenerator Sonne<br />
Lebensgene<br />
Die Bedeutung der Ozonschicht in der Atmosphäre<br />
Sichtbares Licht / kurzwellige<br />
Infrarot-Strahlung der Sonne<br />
erreicht die Erdoberfläche<br />
weitgehend ungefiltert<br />
Die Ozonschicht absorbiert die harte UV-<br />
Strahlung aus dem Sonnenlicht<br />
Freies Chlor aus FCKW zerstört Ozon<br />
und macht die Atmosphäre für UV-<br />
Strahlung durchlässig<br />
Stratosphäre<br />
Ozonschicht<br />
Troposphäre
Lebensgenerator Sonne LEBEN<br />
rator Sonne<br />
Die direkte Sonneneinstrahlung auf die Erde kann durch<br />
Vulkanausbrüche, großflächige Waldbrände und Brandrodungen<br />
oder auch durch den Ausstoß von Schadstoffen<br />
erheblich reduziert werden. Wissenschaftler haben festgestellt,<br />
dass sich die Erde seit 1960 aufgrund von Aerosolen und aufgrund<br />
des Treibhauseffekts immer mehr verdunkelt.<br />
<strong>explore</strong>: 4/2006 - 05
Schon die Genesis sowie andere<br />
Schöpfungsmythen stellten Licht in<br />
den Mittelpunkt, und viele Kulturen<br />
und Naturvölker verehren bis heute die<br />
Sonne. Doch noch immer rätseln<br />
Wissenschaftler, wie in der Erdfrühzeit<br />
Leben überhaupt entstehen konnte,<br />
wo doch zu dieser Zeit der natürliche<br />
Filter, die Ozonschicht, völlig fehlte, die<br />
heute Lebewesen vor der zerstörerischen<br />
Kraft der ultravioletten (UV)<br />
Strahlen schützt. Und vor drei<br />
Milliarden Jahren müssen etwa 100mal<br />
mehr UV-Strahlen die Erdoberfläche<br />
erreicht haben – nicht gerade<br />
die freundlichste Voraussetzung für<br />
empfindliche organische Bindungen<br />
wie die RNA (Ribonucleinsäure) als<br />
Träger unseres Erbguts. Ihr Grundgerüst<br />
bilden Zucker-Phosphatmoleküle,<br />
an denen Nucleobasen, also<br />
Stickstoff/Kohlenstoff-Ringsysteme,<br />
hängen. Wissenschaftler glaubten<br />
zunächst, dass sich die ersten RNAähnlichen<br />
Moleküle an dunklen Orten<br />
entwickelt haben. Doch aufgrund von<br />
computergesteuerten Analysen kamen<br />
Forscher um Dr. Armen Mulkidjanian,<br />
Gastdozent an der Universität Osnabrück,<br />
zur Annahme, dass ein Schutzmechanismus<br />
mit im Spiel gewesen<br />
sein musste, und zwar die Fähigkeit<br />
der einzelnen Nucleobasen, UV-<br />
Strahlen zu absorbieren und zügig in<br />
Wärme umzuwandeln. Das könnte die<br />
Ur-RNA vor Brüchen geschützt haben.<br />
„Dadurch war die RNA als Kettenmolekül<br />
weitaus stabiler als ihre Einzelbestandteile<br />
und hatte einen erheb-<br />
Kunstlicht, insbesondere die häufig in der Arbeitswelt eingesetzten<br />
fluoreszierenden Lichtquellen, liefern nur einen Bruchteil des für uns<br />
lebenswichtigen Sonnenlichtspektrums.<br />
06 - <strong>explore</strong>: 4/2006<br />
lichen Überlebensvorteil gegenüber<br />
anderen organischen Molekülen, der<br />
für die Entstehung des Lebens auf<br />
Grundlage der RNA entscheidend<br />
gewesen sein könnte“, erklärt Dr.<br />
Mulkidjanian.<br />
UV-Strahlen können auch heilen<br />
Aus medizinischer Sicht weiß man<br />
heute, dass Sonnenlicht sowohl schädigend<br />
als auch heilend wirken kann.<br />
Mediziner warnen vermehrt vor Krebs<br />
auslösenden Sonnenstrahlen, da die<br />
Ozonschicht infolge der Umweltverschmutzung<br />
immer dünner wird. Doch<br />
schon die alten Griechen und Ägypter<br />
wandten Heilmethoden wie Helio- und<br />
Farbtherapie (ηελιοσ = griechisch<br />
Sonne) an. Der Däne Niels R. Finsen<br />
erhielt 1903 den Nobelpreis unter<br />
anderem für die Entdeckung, dass<br />
Lichttherapie mit ultraviolettstrahlenreichem<br />
Bogenlicht den Heilprozess von<br />
Hauttuberkulose fördert. Alle Energie,<br />
die wir in unseren Körper aufnehmen,<br />
komme von der Sonne, vermutete<br />
Nobelpreisträger Albert Szent-Györgyi<br />
in den 60er-Jahren. Der Biochemiker<br />
und Entdecker des Vitamin C hatte tief<br />
greifende Wirkungen von Licht und<br />
Farben auf Organismen erkannt. Der<br />
amerikanische Forscher und<br />
Buchautor Dr. John Ott kommt im<br />
Buch Health and Light denn auch zu<br />
dem Schluss: Wir brauchen „eine<br />
gewisse Dosis UV-Strahlen, um am<br />
Leben zu bleiben und unser<br />
Immunsystem gesund zu erhalten.“<br />
Jedoch seien Dr. Ott zufolge zu viel<br />
LEBEN Lebensgenerator Sonne<br />
UV-Strahlen schädlich, genauso wie<br />
der lebenswichtige Sauerstoff in Überdosierung<br />
ein neugeborenes Baby<br />
blind machen könne.<br />
In vergangenen Jahrzehnten haben<br />
Schulmediziner die positive Wirkung<br />
der UV-Strahlen als weniger wichtig<br />
bewertet. Das Blatt scheint sich jedoch<br />
zu wenden: Dr. Rolfdieter Krause von<br />
der Medizinischen Klinik mit Schwerpunkt<br />
Nephrologie der Charité in Berlin<br />
fand bei Studien mit Dialysepatienten<br />
heraus, dass die kurzwelligen UV-B-<br />
Strahlen des Sonnenlichts zu hohen<br />
Blutdruck senken können und<br />
Knochenabbau deutlich verlangsamen.<br />
Beide Krankheiten seien auf Vitamin-D-<br />
Mangel zurückzuführen, und Sonnenlicht<br />
kurbele die Vitamin-D-Synthese im<br />
Körper an. Auch auf viele andere<br />
Beschwerden, wie zu hohe Cholesterinwerte<br />
oder Winterdepressionen soll<br />
sich eine Therapie mit UV-Strahlen<br />
positiv auswirken.<br />
Vollspektrumlampen steigern<br />
Leistung<br />
Heute verbringen Menschen in unseren<br />
Breitengraden schätzungsweise<br />
nur noch höchstens ein Zehntel so viel<br />
Zeit unter freiem Himmel wie vor hundert<br />
Jahren. Viele Berufstätige arbeiten<br />
in Büros unter unnatürlichen Lichtbedingungen;<br />
denn Kunstlicht, insbesondere<br />
die häufig in der Arbeitswelt eingesetzten<br />
fluoreszierenden Lichtquellen,<br />
liefern nur einen Bruchteil des<br />
für uns lebenswichtigen Sonnenlicht-<br />
Forscher haben festgestellt, dass die Beleuchtung mit Vollspektrumlicht<br />
gesünder ist als normales kühlweißes fluoreszierendes Licht und weniger<br />
Stress auf das Nervensystem ausübt.
Lebensgenerator Sonne LEBEN<br />
spektrums. Aufgrund seiner langjährigen<br />
Studien über die Wirkung unterschiedlicher<br />
Lichtspektren auf Lebewesen<br />
regte Dr. Ott erstmals die<br />
Entwicklung von Vollspektrumlampen<br />
an, die etwa 96 Prozent des<br />
Tageslichtspektrums erreichen.<br />
Daraufhin beobachtete er 1973 zusammen<br />
mit dem Environmental<br />
Health and Light Research Institute in<br />
Sarasota, Florida, Erstklässler: Diejenigen,<br />
die dem normalen kühlweißen,<br />
fluoreszierenden Röhrenlicht ausgesetzt<br />
waren, zeigten vermehrt<br />
gereiztes, hyperaktives Verhalten mit<br />
Aufmerksamkeitsstörungen.<br />
Die Schüler in den Klassenräumen mit<br />
Vollspektrumlicht hingegen verbesserten<br />
sich im Betragen und in ihren<br />
schulischen Leistungen. Auch ließ sich<br />
erkennen, dass bei ihnen Karies um<br />
ein Drittel weniger häufig vorkam. Der<br />
amerikanische Augenspezialist Dr.<br />
Jacob Liberman resümiert in seinem<br />
Buch Die heilende Kraft des Lichts:<br />
„Inzwischen hat man festgestellt, dass<br />
Vollspektrumbeleuchtung am Arbeitsplatz<br />
signifikant weniger Stress auf das<br />
Nervensystem ausübt als normales<br />
kühlweißes, fluoreszierendes Licht und<br />
die Zahl der krankheitsbedingten<br />
Ausfalltage vermindert.“<br />
Aerosole verdunkeln die Erde<br />
Aber noch ein ganz anderes Phänomen<br />
bereitet den Wissenschaftlern<br />
Kopfzerbrechen. Immer weniger<br />
Sonnenlicht erreicht die Erdoberfläche.<br />
ORF online berichtete, dass „Aerosole<br />
und Treibhauseffekte seit 1960 die<br />
Erde um bis zu 1,3 Prozent pro<br />
Jahrzehnt verdunkelt“ haben. Etwas<br />
südlich von Indien erstreckt sich eine<br />
dicke Dunstglocke, verursacht durch<br />
Ausstoß von Schadstoffen, die in der<br />
Fläche etwa den USA gleichkommt.<br />
„Das am stärksten belastete Gebiet ist<br />
das über dem Golf von Bengalen“, zeigen<br />
Untersuchungsergebnisse des<br />
Max-Planck-Instituts für Chemie von<br />
2004 über Stickoxide in den Monsunübergangszeiten.<br />
Der braune Nebel besteht aus winzigen<br />
Aerosolen (Schmutzpartikel), an<br />
denen Wasserdampf zu feinsten<br />
Tröpfchen kondensiert. Dadurch wird<br />
beispielsweise mehr Sonnenlicht<br />
gestreut und in den Weltraum reflektiert.<br />
Zudem regnen Wolken mit feine-<br />
Kein Vergleich zur Sonne: Handelsübliche Leuchtstoffröhren liefern einen minimalen Bruchteil des<br />
Tageslichtspektrums. Im Gegensatz dazu erreichen Vollspektrumlampen etwa 96 Prozent des<br />
Sonnenlichtspektrums.<br />
<strong>explore</strong>: INFOBOX<br />
ren Tröpfchen nicht so schnell aus. Die<br />
Phänomene führen zu weniger<br />
Sonnenlicht am Boden, zu Klima- und<br />
Wetterveränderungen, was den<br />
Lebenszyklus von Organismen empfindlich<br />
stören kann. Zum Beispiel<br />
kann die Photosyntheseleistung<br />
kleinster pflanzlicher Lebewesen<br />
(Phytoplankton) sinken, von dem sich<br />
wiederum höher entwickelte Organismen<br />
etwa Bartenwale und viele andere<br />
Lebewesen ernähren. Außerdem<br />
spielt Plankton eine große Rolle als<br />
Sauerstofflieferant. Wie sich reduziertes<br />
Sonnenlicht auf den komplexen<br />
Organismus Erde auswirkt, überblickt<br />
der Mensch bisher nur bruchstückhaft,<br />
geschweige denn die Konsequenzen,<br />
die es nach sich zieht.<br />
SONNENLICHTSPEKTRUM:<br />
Die Sonne sendet ein kontinuierliches Spektrum<br />
aus elektromagnetischer Strahlung, von<br />
den extrem kurzwelligen Röntgen- und UV-<br />
Strahlen bis in den langwelligen Bereich der<br />
Infrarotstrahlung und der Radiowellen. Die<br />
Röntgenstrahlung und der größte Teil der UV-<br />
Strahlung erreichen nicht die Erdoberfläche.<br />
Das für den Menschen sichtbare (weiße)<br />
Licht umfasst die Strahlung mit den<br />
Wellenlängen zwischen 380 (Blau-Violett)<br />
und 780 (Rot) Nanometer.<br />
BUCHTIPP:<br />
„Die heilende Kraft des Lichts” von Jacob<br />
Liberman, Piper, 2004, ISBN: 3-492-<br />
220053, 288 Seiten, 9,90 Euro<br />
„Health and Light” von John Ott, Ariel Press,<br />
2002, ISBN: 0898040981, engl., 232<br />
Seiten, 16,50 Euro<br />
<strong>explore</strong>: 4/2006 - 07
Wer sieht was wie?<br />
Von Cornelia Dick-Pfaff<br />
08 - <strong>explore</strong>: 4/2006<br />
FORSCHUNG Wer sieht was wie?<br />
Tiere betrachten die Welt mit anderen Augen als der Mensch<br />
Das sprichwörtliche rote Tuch wird dem Stier kaum derart ins Auge fallen wie dem Menschen.<br />
Vielmehr ist es die Bewegung des Stoffs, die ihn in Rage bringt. Farbenblind ist er zwar nicht,<br />
doch sieht er das Rot eher wie ein Rot-Grün-Blinder. Wie die meisten an Land lebenden Säuger<br />
ist er ein so genannter Dichromat: Für das Farbensehen besitzt er zwei Typen von<br />
Lichtsinneszellen, die in unterschiedlichen Wellenlängenbereichen des Lichts maximal emp-<br />
findlich sind – die so genannten Zapfen.<br />
Wie Tiere sehen<br />
Monochromaten<br />
Monochromaten haben lediglich eine Sorte<br />
Zapfen und nehmen die Umgebung daher nur in<br />
Grauabstufungen wahr. So sehen etwa Wale und Robben<br />
das Meer nicht blau, da sie lediglich einen Zapfentyp haben,<br />
der seine maximale Empfindlichkeit nicht im blauen, sondern<br />
im grünen Bereich des Spektrums erreicht.<br />
Dichromaten<br />
Die meisten Säuger sind Dichromaten.<br />
Sie haben in ihrer Netzhaut zwei in<br />
unterschiedlichen Wellenlängen des<br />
Lichts maximal empfindliche Zapfentypen<br />
und können Farben vermutlich<br />
schlechter unterscheiden als<br />
der Mensch.<br />
Trichromaten<br />
Trichromaten wie etwa der Mensch und einige<br />
Primaten nehmen Farben mit drei Sorten von<br />
Zapfen wahr und haben damit ein vergleichsweise<br />
gutes Farbsehen. Auch Bienen sind<br />
Trichromaten, doch haben sie anstelle eines<br />
Rot-Zapfens einen UV-Zapfen – für sie ist Rot<br />
Schwarz, doch können sie dafür ultraviolett<br />
gefärbte Muster erkennen.<br />
Tetrachromaten<br />
Viele Wirbeltiere wie Fische, Amphibien,<br />
Reptilien und Vögel sind Tetrachromaten und<br />
haben vier unterschiedliche Zapfentypen<br />
und ein außerordentlich gutes Farbwahrnehmungsvermögen.<br />
Viele Tetrachromaten nehmen auch<br />
Licht aus dem ultravioletten Bereich des Spektrums wahr.<br />
Das Spektrum des sichtbaren<br />
Lichts für den Menschen<br />
Simulationen<br />
UV Spektrum
Wer sieht was wie? FORSCHUNG<br />
Säuger haben in einer frühen Entwicklungsphase vermutlich<br />
einen Teil ihres Farbsehens eingebüßt, da sie vornehmlich<br />
im Dämmerlicht aktiv und so weniger auf die bei viel<br />
Licht arbeitenden Zapfen als vielmehr auf die für das<br />
Dämmerungs- und Nachtsehen zuständigen Stäbchen<br />
angewiesen waren. Einen Zapfentyp einzubüßen und mit<br />
nur zwei Zapfen zu leben, war somit vorteilhaft: Der dritte<br />
Zapfentyp war nicht essenziell notwendig, und sein Verlust<br />
könnte die Informationsverarbeitung im Gehirn vereinfacht<br />
und Kapazitäten für andere Leistungen geschaffen haben.<br />
Nur wenige Säuger haben diesen frühen Rückschritt aber<br />
Viel Auge trotz wenig Licht …<br />
haben unterirdisch lebende afrikanische Mulle. Die Nager haben eine überraschend<br />
gut entwickelte Netzhaut, die einen hohen Anteil an Zapfen aufweist,<br />
hat ein deutsch-tschechisches Forscherteam vor zwei Jahren beobachtet.<br />
Der Anteil der Stäbchen ist dagegen geringer als bei vielen oberirdisch<br />
lebenden Nagetieren. Welchen Nutzen die vorwiegend im Dunkeln<br />
lebenden Tiere von der verhältnismäßig geringen Stäbchen- und relativ<br />
hohen Zapfendichte haben, ist den Wissenschaftlern noch unklar.<br />
Einige Beuteltiere sind ebenso wie der Mensch …<br />
Trichromaten; denn auch in ihrer Netzhaut liegen drei unterschiedliche für<br />
das Farbsehen zuständige Arten von Lichtsinneszellen. Das hat ein<br />
deutsch-australisches Forscherteam kürzlich in Verhaltensversuchen mit<br />
Dickschwänzigen Schmalfußbeutelmäusen beobachtet. Allerdings ist mindestens<br />
einer dieser Zapfentypen auch empfindlich für Licht aus dem<br />
ultravioletten Bereich des Spektrums, das der Mensch nicht sieht.<br />
Bienen fliegen auf Blumen …<br />
doch nehmen sie deren Farbenpracht gänzlich anders wahr als der<br />
Mensch. Ihr Farbsehen ist in Richtung des kurzwelligen Spektrums verschoben:<br />
Zwar sehen Bienen UV, Rot jedoch können sie nicht wahrnehmen,<br />
es erscheint ihnen Schwarz. So erkennen sie auf Blüten zum Beispiel<br />
ganz spezifische UV-Muster, welche der Mensch nicht sieht. Abgesehen<br />
von dem anderen Farbensehen unterscheidet sich die Sicht der Biene<br />
auch deshalb von der eines Säugers, weil sie die Welt durch ihre sich aus<br />
zahlreichen Einzelaugen zusammengesetzten Komplexaugen sieht.<br />
Ein äußerst hoch entwickeltes Farbensehen …<br />
ermöglicht es Vögeln, Farbmuster wahrzunehmen, die dem menschlichen<br />
Auge verborgen bleiben. Ihr Farbsehen wird durch farbige Öltröpfchen verfeinert,<br />
die vor den Zapfen liegen und unterschiedliche Teile des<br />
Lichtspektrums bereits im Vorfeld herausfiltern. Die meisten Vögel sind<br />
<strong>explore</strong>: INFOBOX<br />
wieder ausgleichen können, darunter einige Primaten und<br />
der Mensch, die erneut einen dritten Zapfentyp entwickelt<br />
haben und demnach wieder Trichromaten sind.<br />
Im Gegensatz zu den meisten Säugetieren haben Vögel,<br />
Fische und Reptilien ein äußerst weit entwickeltes Farbsehen.<br />
Häufig sind diese sogar Tetrachromaten, haben also<br />
vier Zapfentypen. Sie haben in der Evolution keinen Rückschritt<br />
erlebt, konnten ihr Farbwahrnehmungsvermögen<br />
somit seit Millionen Jahren stets verfeinern und weiterentwickeln<br />
und sind zum Teil wahre Meister im Farbensehen.<br />
Tetrachromaten. Die maximale Empfindlichkeit eines der Zapfentypen liegt<br />
oft im UV-Bereich. Ein Falke auf der Jagd erkennt so etwa schon von weitem,<br />
wo sich das Warten an einem Feldrand lohnt: Mäuse-Urin leuchtet<br />
stark ultraviolett, und die Nager hinterlassen so verräterische Spuren.<br />
Außerdem ist sein Auge wie bei den meisten Greifvögeln lang gezogen<br />
und arbeitet daher auf große Entfernungen äußerst präzise – ähnlich wie<br />
ein Teleobjektiv. Und schließlich sind die Sehzellen dicht an dicht gepackt,<br />
was eine große Auflösung ermöglicht.<br />
Wale und Robben sehen das Meer …<br />
nicht blau; denn den Meeressäugern fehlen die Lichtsinneszellen, die den<br />
blauen Anteil des Lichts absorbieren: die so genannten Blau-Zapfen. Sie<br />
haben lediglich Grün-Zapfen und sind daher farbenblind. Diese Entdeckung<br />
überraschte ein deutsch-schwedisches Forscherteam vor einigen<br />
Jahren. In klarem Meerwasser wird das Licht mit zunehmender Tiefe<br />
immer blauer. Ohne den Blau-Zapfen ist jedoch die Wahrnehmung im<br />
kurzwelligen Bereich des Lichtspektrums stark eingeschränkt. Die<br />
Wissenschaftler nehmen an, dass der Defekt in einer frühen Phase der<br />
Evolution aufgetreten ist, als die Vorfahren der heutigen Meeressäuger auf<br />
dem Weg zurück ins Meer zunächst küstennahe Gewässer bewohnten,<br />
wo das Licht unter Wasser durch Trübstoffe grünlicher ist. Für die Arten,<br />
die später von der Küste weiter ins offene Meer gezogen sind, wäre der<br />
Blau-Zapfen zweifelsohne von Vorteil gewesen. Aber der genetische<br />
Defekt, der dem Verlust zu Grunde liegt, scheint so gravierend, dass er<br />
nicht einfach rückgängig zu machen ist.<br />
Viele Fische sehen UV …<br />
und sind ebenso Tetrachromaten wie die meisten Vögel und Schildkröten.<br />
Besonders gut untersucht ist der Goldfisch. Bei ihm konnten Biologen<br />
schon vor einiger Zeit in Verhaltensversuchen nachweisen, dass er vier<br />
unterschiedliche Zapfentypen besitzt, von denen einer UV-empfindlich ist.<br />
<strong>explore</strong>: 4/2006 - 09
Von Dörte Saße<br />
10 - <strong>explore</strong>: 4/2006<br />
FORSCHUNG Die im Dunkeln sieht man nicht ...<br />
Die im Dunkeln sieht man nicht ...<br />
Höhlen und Grotten, die Tore zur Unterwelt, sind dunkel, kalt und karg. Ganz offensichtlich<br />
lebensfeindlich, zumindest auf den ersten Blick. Doch auf den zweiten Blick finden sich eine<br />
ganze Reihe Tiere und Pflanzen, die nicht nur kurz mal zu Besuch sind, sondern ihr ganzes<br />
Leben hier verbringen.<br />
Rosige Babyhaut, keine Augen mehr und Körper wie ein Schlangendrachen: Der Grottenolm ist ideales „Futter“ für Aberglauben, Mythen und Legenden.
Die im Dunkeln sieht man nicht ... FORSCHUNG<br />
Jedes Kind weiß, dass Drachen seit uralten Zeiten in Höhlen<br />
wohnen. Dort speien sie Feuer, bewachen den einen oder<br />
anderen Schatz und verlassen ihre Wohnstatt nur, wenn es<br />
gilt, eine Jungfrau zu holen. Und es gab greifbare Beweise,<br />
jahrhundertelang, dass Drachen tatsächlich existieren: Die<br />
Bewohner des slowenisch-kroatischen Karstgebirges fanden<br />
immer wieder lebendige Drachenbabys. Bergbäche<br />
spülten sie bei Hochwasser in die Flüsse: fußlange, echsenartige,<br />
hässliche nackte Getiere mit langem Schwanz,<br />
schmalem Drachenkopf, augenlos und mit seltsam roten<br />
Büscheln hinter den Ohren. Wegen ihrer dünnen, bleichrosigen<br />
Haut auch „Menschenfischlein“ genannt, blieben sie<br />
lange rätselhaft und Kern zahlloser Mythen und Gerüchte.<br />
Proteus anguinus (Grottenolm) ist wohl der spektakulärste<br />
Bewohner unterirdischer Dunkelheit in Europa, und hütet<br />
auch heute noch einige Geheimnisse. Das Tier bleibt sein<br />
Leben lang im Larvenstadium, selbst nach der<br />
Geschlechtsreife. So verzichtet es auch nie auf die<br />
Kiemenbüschel, obwohl es wie verwandte Molche und<br />
Salamander eine Lunge entwickelt. Grottenolme können<br />
erstaunliche 80 bis 100 Jahre alt werden, weil ihr<br />
Stoffwechsel extrem langsam arbeitet. Deshalb kommen sie<br />
sogar mehrere Jahre ganz ohne Nahrung aus, wenn<br />
Flohkrebse und Wasserwürmer mal ausbleiben. Und<br />
obwohl die Weibchen normalerweise einige Hundert Eier<br />
ablegen, kann es auch geschehen, dass sie ein oder zwei<br />
voll entwickelte Jungtiere gebären.<br />
Am auffälligsten ist aber, wie schnell die Natur hier nutzlose<br />
Körperfunktionen „abwirft“: Während frisch geschlüpfte<br />
Grottenolme noch dunkle Pigmentflecken und gut entwickelte<br />
Augen samt Sehnerven haben, sind sie anderthalb<br />
Jahre später, in einer lichtlosen Höhle aufgewachsen, komplett<br />
farblos und blind. Die Augen sind verkümmert und<br />
unter einer Hautschicht verschwunden. Damit spart der<br />
Olm Energie, er verlässt sich auf seine umso besser ausgeprägten<br />
Tast- und Geruchssinne. Zudem kann er wie Fische<br />
mit einem so genannten Seitenlinienorgan ferne Wasserbewegungen<br />
erspüren.<br />
Der bleiche, blinde „Menschenfisch“ ist vielleicht das bekannteste<br />
Beispiel für ein Anpassen an unterirdische Umgebungen.<br />
Doch auch anderen Höhlentieren sieht man die<br />
ständig lichtlose Umgebung an: Fehlende Färbung ist<br />
typisch, ob bei Fisch oder Schlange, Krebs oder Insekt, und<br />
manche Tastorgane wie Fühler und Antennen sind sichtbar<br />
vergrößert.<br />
Systematisch erfasst hat solche Merkmale im vorigen<br />
Jahrhundert erstmals der rumänische Biologe Emil<br />
Racovi,tă: Der „Vater der Biospeläologie“, der Wissenschaft<br />
vom Leben in unterirdischen Hohlräumen, lieferte 1907 das<br />
erste wissenschaftliche Werk zum Thema und begründete<br />
die neue Forschungsrichtung. Einige Jahre zuvor war ihm in<br />
einer mallorquinischen Höhle ein bleicher, blinder Krebs<br />
über den Weg gelaufen.<br />
Biospeläologen unterscheiden grob drei Gruppen tierischer<br />
Höhlenbewohner: Die so genannten Trogloxenen sind<br />
eigentlich fremd in der Unterwelt, sie sind nur zufällig in die<br />
Höhle geraten und versuchen, schnell wieder herauszukommen.<br />
Die Troglophilen hingegen finden vorübergehend<br />
Gefallen an der Höhle, vor allem in ihren vorderen<br />
Bereichen, als Schutz vor Wetter und Fressfeinden. Sie<br />
kommen gezielt in die Grotten, zum Beispiel Bären oder<br />
manche Schmetterlingsarten zum Überwintern, oder auch<br />
Fledermäuse. Auch der einzige Höhlen bewohnende Vogel,<br />
der nachtaktive südamerikanische Fettschwalm, nistet und<br />
ruht tagsüber in dunklen Höhlen, wo er sich wie die<br />
Fledermäuse mit Echosignalen orientiert (siehe auch<br />
„Unterscheiden wie Tag und Nacht“ in dieser Ausgabe).<br />
Fledermäuse gehören zu den Trogophilen. Grotten und Höhlen bieten<br />
den nachtaktiven Säugern Schutz vor Wetter und Fressfeinden, denen<br />
sie in ihrer hängenden Ruheposition ausgeliefert wären.<br />
Ihr Futter finden die vorübergehenden Besucher außerhalb<br />
der Höhlen. Doch ihre Hinterlassenschaften im Inneren,<br />
vom Kot bis zu Kadavern, finden ihren Weg als Nahrung zu<br />
den troglobionten Höhlentieren. Diese „echten“ Grottenbewohner<br />
leben tief in weitgehend unzugänglichen Höhlenbereichen<br />
und könnten außerhalb nicht überleben. Sie profitieren<br />
von der gleich bleibenden Dunkelheit, der niedrigen,<br />
aber konstanten Temperatur, von der hohen Luftfeuchtigkeit<br />
und auch davon, dass sich keine Fressfeinde<br />
hierher verirren. Ohnehin leben die meisten Troglobionten<br />
im Wasser, in Mitteleuropa reicht das Spektrum von<br />
Fischen und Vielborstern, Muscheln und Strudelwürmern<br />
bis zu den Wassermilben, Flohkrebsen und dem<br />
Grottenolm. Im Trockenen sind vor allem Käfer, Spinnen<br />
oder Springschwänze ans unterirdische Biotop angepasst.<br />
Pilze und Bakterien brauchen keine Photosynthese, sie ziehen<br />
ihre Nährstoffe aus abgestorbenen organischen<br />
Substanzen. Algen, Farne, Moose und Flechten hingegen<br />
brauchen Licht, können aber noch mit sehr wenig auskommen.<br />
Sie finden sich vor allem in den Eingangsbereichen<br />
von Höhlen. Oder rund um die Leuchten in Schauhöhlen:<br />
als so genannte Lampenflora. So auch in der slowenischen<br />
Höhle von Postojna, früher „Adelsberger Grotten“ genannt,<br />
die schon seit 1883 elektrisch beleuchtet ist. Postojna ist<br />
die angestammte Heimat des Grottenolms. Bei Licht<br />
betrachtet, sagen die Höhlenführer, wirkt er wie eine kleine<br />
Weißwurst-Eidechse...<br />
<strong>explore</strong>: 4/2006 - 11
Das Auge ist<br />
nicht objektiv<br />
Von Dr. Heiner Wolfes<br />
Etwa 80 Prozent der Sinneseindrücke,<br />
die ein Mensch aufnimmt,<br />
entstehen durch das Sehen.<br />
Der Mensch vertraut dem Auge<br />
mehr als allen anderen Wahrnehmungen.<br />
Das menschliche Auge<br />
wird oft mit einer Kamera verglichen,<br />
dies ist, was die optischen<br />
Funktionen angeht, korrekt. Die Fokussierung<br />
der Linse wird von<br />
Muskeln ausgeführt, sie verformen<br />
die Linse und ermöglichen dadurch<br />
ein scharfes Bild. Die Pupille dient<br />
als Blende, sie regelt die Lichtmenge.<br />
Ähnlich wie auf dem Film<br />
der Kamera wird das erzeugte Bild<br />
auf der Retina (Netzhaut) abgebildet.<br />
In der Retina befinden sich Stäbchen<br />
und Zapfen. Die Stäbchen<br />
ermöglichen das Sehen bei geringer<br />
Lichtintensität, vermitteln aber<br />
keine Farbinformationen, deshalb<br />
ist nachts nur Schwarz-Weiß-Sehen<br />
möglich.<br />
Die Zapfen sind Rezeptoren, die nur<br />
bei hoher Lichtintensität aktiv sind<br />
und das Farbsehen ermöglichen<br />
(siehe auch <strong>explore</strong>: 4/2005 „Nachts<br />
sind alle Katzen grau“ und in dieser<br />
Ausgabe „Unterscheiden wie Tag<br />
und Nacht“). Sie können aber<br />
jeweils nur einen schmalen Wellenlängenbereich<br />
der elektromagnetischen<br />
Strahlung registrieren.<br />
12 - <strong>explore</strong>: 4/2006<br />
WISSEN Das Auge ist nicht objektiv<br />
Diese Rose wurde mit Neonlicht (links) Tageslicht (Mitte) und Glühlampenlicht (rechts) fotografiert.<br />
Das Foto zeigt jeweils die objektive Farbumgebung, bei der Betrachtung unter diesen<br />
Lichtverhältnissen wird die Beleuchtungsfarbe vom menschlichen Gehirn gefiltert, der Eindruck ist<br />
jeweils eine rote Rose vor weißem Hintergrund.
Das Auge ist nicht objektiv WISSEN<br />
Gefilterte Wahrnehmung<br />
Mit der Wahrnehmung verhält es sich<br />
anders als bei der objektiven Bildregistrierung<br />
durch den Film: Das<br />
Auge bewegt sich ständig, um die<br />
wahrgenommenen Gegenstände abzutasten<br />
und um sich einen Gesamteindruck<br />
der Umgebung zu bilden.<br />
Dennoch vollführt das von den Augen<br />
dem Gehirn vermittelte Bild keine<br />
Torkelbewegungen, weil die Bildinformationen<br />
in vielfältiger Weise gefiltert<br />
werden. Die optische Wahrnehmung<br />
identifiziert aus wenigen Informationsbruchstücken<br />
bekannte, im Gehirn<br />
gespeicherte Gegenstände. Ein Baum<br />
wird nicht in seinen einzelnen Bestandteilen<br />
„Blätter, Äste und Stamm“ wahrgenommen,<br />
sondern als im Gehirn<br />
gespeichertes Objekt „Baum“. Wenige<br />
Anhaltspunkte reichen dem Gehirn, ein<br />
Bild zusammenzusetzen. Diese Gestaltergänzung<br />
gespeicherter Gegenstände<br />
ist die Grundlage von optischen<br />
Täuschungen. Mehr als die<br />
Hälfte des menschlichen Hirns bear-<br />
Die gleiche Farbe wird vor unterschiedlichen Hintergründen unterschiedlich wahrgenommen.<br />
Die rote Kasserole erscheint uns vor einem dunklen Hintergrund heller als vor<br />
einem hellen Hintergrund. Der schraffierte Kreis löst sich vom schraffierten Hintergrund<br />
schlecht ab, vor einem unstrukturierten, weißen Hintergrund wird die Figur klar erkannt.<br />
beitet visuelle Reize. Daher können wir<br />
ein zweidimensionales Bild dreidimensional<br />
sehen, wenn mehrere Anhaltspunkte<br />
erkannt werden, die auf Räumlichkeit<br />
schließen lassen.<br />
Kontraste<br />
Das Auge des Menschen benötigt<br />
Kontraste, um richtig sehen zu können.<br />
Die biologische Konstruktion des<br />
menschlichen Auges ermöglicht es<br />
zwar, Farben Gelb, Rot, Blau und alle<br />
Zwischentöne zu erkennen, es kann<br />
aber einzelne Farben im Spektrum nur<br />
abhängig vom Umfeld bewerten. Ein<br />
Objekt wird nur dann wahrgenommen,<br />
wenn es sich durch Kontrast von seiner<br />
Umgebung abhebt. Dies kann ein<br />
struktureller oder ein Farbenkontrast<br />
sein. Objekte, die sich strukturell wenig<br />
vom Hintergrund abheben, werden<br />
kaum erkannt.<br />
Farbenkorrektur des Lichts<br />
Das Licht auf unserem Planeten wandelt<br />
sich im Laufe eines Tages:<br />
Morgens und abends herrscht langwelliges<br />
(rotes) Licht vor, mittags dominiert<br />
kurzwelliges (blaues) Licht. Diese<br />
Schwankungen nehmen wir aber nicht<br />
wahr, weil ein Farbkonstanzsystem<br />
eine Farbanpassung der Wahrnehmung<br />
korrigiert. Daher ist der Eindruck<br />
eines Gegenstands, der vom Tageslicht<br />
beleuchtet wird, der gleiche, wenn<br />
er vom grünen Neonlicht oder gelben<br />
Glühlampenlicht beleuchtet wird. Ein<br />
objektiver fotografischer Film zeigt<br />
daher den Gegenstand in vermeintlichen<br />
Falschfarben.<br />
Fazit<br />
Der Mensch ist täglich einer Flut von<br />
optischen Eindrücken ausgesetzt, aus<br />
der Informationen herausgefiltert werden<br />
müssen. Durch optisches Gedächtnis<br />
und Gestaltergänzung kann<br />
das Gehirn die wesentlichen Informationen<br />
aufarbeiten. Der Mensch<br />
sieht daher nur das, was er sehen will,<br />
nicht was ihm tatsächlich als optische<br />
Information angeboten wird.<br />
Informationsbruchstücke reichen, um ein Objekt<br />
zu identifizieren. Das menschliche Gehirn vergleicht<br />
gespeicherte Bilder mit dem betrachteten<br />
Objekt, es werden Linien fortgedacht und zu<br />
einem Ganzen zusammengesetzt. Dies ist in der<br />
Abbildung links an zwei nicht vorhandenen Dreiecken<br />
zu erkennen. Wenige Informationen reichen,<br />
um einen Gegenstand zu charakterisieren.<br />
Dies ist auch der Fall bei dem hier dargestellten<br />
Dromedar: Wenige Punkte markieren den<br />
Umriss des Tieres. Der Mensch zweifelt Gesehenes<br />
selten an, da ihm seine Sichtweise in<br />
der Evolution vor vielen Gefahren bewahrt hat.<br />
Sie ließ ihn Raubtiere erkennen, selbst wenn nur<br />
etwas Fell durch einen Busch schimmerte.<br />
<strong>explore</strong>: 4/2006 - 13
Von Dr. Doris Marszk<br />
Als der Farbfilm aufkam, hielt sich der Jubel in Grenzen.<br />
Beim ersten Farbfilm überhaupt, Rouben Mamoulians Becky<br />
Sharp aus dem Jahr 1935, monierten die Kritiker sogar die<br />
verschwenderischen Farben. Farbe im Film wurde zunächst<br />
nicht wahrgenommen als eine lang erwartete Möglichkeit<br />
der realistischen Darstellung, sondern, im Gegenteil, als<br />
etwas Künstliches. „Farbe wurde zunächst eingesetzt für<br />
das Märchenhafte, das Expressive“, sagt Filmwissenschaftler<br />
Professor Dr. Norbert Grob von der Universität<br />
Mainz. „Schwarzweiß dagegen galt als das Authentische<br />
und Echte.“ Schwarzweiß war nicht nur mit den Anfängen<br />
des Filmschaffens um 1900 verbunden – Filme wurden auch<br />
zunächst fast ausschließlich zur Abbildung realer Vorgänge<br />
eingesetzt. Die Brüder Lumière, die Erfinder des<br />
Cinématographen, dokumentierten die Krönung des Zaren<br />
Nikolaus II., filmten die Fütterung eines Babys oder das<br />
Einfahren eines Zuges. Die große Zeit des erzählenden<br />
Stummfilms begann in den Jahren nach 1910.<br />
14 - <strong>explore</strong>: 4/2006<br />
WISSEN Licht- und Schattenspiele<br />
Licht- Licht-<br />
und Schattenspiele<br />
Schattenspiele<br />
Vor etwa 70 Jahren kam der erste Farbfilm der Welt in die Kinos. Doch der Schwarzweißfilm war<br />
und ist nicht totzukriegen. Wichtige Filme der neueren und neuesten Zeit sind, zumindest teil-<br />
weise, in Schwarzweiß gedreht. Was lässt Filmemacher auch heute noch immer wieder auf<br />
Schwarzweiß zurückgreifen?<br />
Lange Schatten und ein<br />
spärliches Licht können<br />
eine Szene erst so richtig<br />
trostlos erscheinen<br />
lassen. Hier eine Szene<br />
aus dem Film „Die<br />
freudlose Gasse“ von<br />
Georg Wilhelm Pabst<br />
aus dem Jahr 1925.<br />
Schwarzweiß wurde 1960 eine<br />
künstlerische Entscheidung<br />
Erst mit der Zunahme der Farbfilmproduktionen verlor der<br />
Farbfilm sein Image als Material des Unwirklichen.<br />
Gleichzeitig wurde Schwarzweiß zunehmend als das<br />
Künstliche angesehen. „Ab etwa 1960 war die Entscheidung<br />
für Schwarzweiß eine künstlerische Entscheidung“,<br />
sagt Professor Grob. Das lag nicht zuletzt<br />
daran, dass Farbfilme nun nicht mehr teurer waren als<br />
Schwarzweißfilme. Zu den Filmen, die bewusst in<br />
Schwarzweiß gedreht wurden, gehören die frühen Filme der<br />
„Nouvelle Vague“ wie François Truffauts Sie küssten und sie<br />
schlugen ihn (1959), Jules und Jim (1962) und Die süße<br />
Haut (1964) oder Jean-Luc Godards Außer Atem (1960).<br />
Schwarzweiß stand hier zum einen für eine Hommage an<br />
die amerikanischen B-Movies der 30er- und 40er-Jahre.<br />
Zum anderen sollte die Verwendung von Schwarzweiß auch<br />
als Bruch mit dem Selbstverständlichen verstanden werden,<br />
mit den Massenproduktionen in Farbe.
Licht- und Schattenspiele WISSEN<br />
Doch Schwarzweiß hat auch unabhängig von einem künstlerisch-politischen<br />
Credo seine ganz eigene Wirkung.<br />
„Grundsätzlich kann man alles, was man in Schwarzweiß<br />
drehen kann, auch in Farbe drehen“, sagt Medienwissenschaftler<br />
Professor Dr. Knut Hickethier von der Universität<br />
Hamburg. „Aber Schwarzweiß wirkt grafischer und flächiger.<br />
Die Bildkomposition tritt stärker hervor.“ In der Schwarzweißfotografie<br />
und dem Schwarzweißfilm gibt es im<br />
Wesentlichen drei Arten, mit Licht umzugehen: Im Normalstil<br />
wird die Szene so ausgeleuchtet, dass alle Details gut zu<br />
sehen sind. Bei der Low-Key-Beleuchtung bleiben große<br />
Teile des Bildes dunkel, und es entstehen schroffe Hell-<br />
Dunkel-Kontraste. Bei der High-Key-Beleuchtung schließlich<br />
erscheint die ganze Szene gleichmäßig und fast ohne<br />
Schatten (siehe <strong>explore</strong>: 4/2005, „Schwarz auf Weiß –<br />
Faszination Fotografie“).<br />
Licht- und Schatteneffekte betonen das Zwielichtige<br />
Bei der Low-Key-Beleuchtung wird das Unheimliche meist<br />
noch unheimlicher und das Trostlose noch trostloser. So<br />
beschreibt Professor Hickethier in seinem Buch „Film- und<br />
Fernsehanalyse“ Licht und Schatten in dem Film Die freudlose<br />
Gasse von Georg Wilhelm Pabst (1925): „Die Straße ist<br />
in Dunkelheit getaucht. Das Licht ist spärlich, schemenhaft<br />
ist eine Häuserecke zu erkennen. Im Vordergrund Leute, die<br />
auf der Straße gehen. Die Häuser machen zudem einen<br />
altertümlichen, verwahrlosten Eindruck. Die Architektur charakterisiert<br />
das Milieu und die Elendssituation. Eine<br />
Straßenlampe gibt ein schwaches Licht, beleuchtet ein<br />
Plakat, das darunter hängt.“<br />
„Auch der Kriminalfilm neigt vom Genre her zu Schwarzweiß“,<br />
sagt Professor Hickethier. Man denke nur an die Spur<br />
des Falken (1941) von John Huston, der manchen als<br />
Inbegriff des Film Noir gilt. In diesem Film, nach dem Buch<br />
Der Malteser Falke von Dashiell Hammett, wird nach allen<br />
Regeln der Kunst mit Licht und Schatten gespielt. Viele<br />
Szenen sind so ausgeleuchtet, dass hinter den Figuren<br />
überdimensionale Schatten auftauchen, die das Geschehen<br />
unter eine zusätzliche ständige Bedrohung stellen. Mit den<br />
Schatten der Jalousie, die sich auf der Figur der rätselhaften<br />
Brigid O'Shaughnessy abzeichnen, wird ihr zwielichtiger<br />
Charakter unterstrichen.<br />
Licht- und Schatteneffekte, die im Schwarzweißfilm so gut<br />
zur Geltung kommen, machen Schwarzweiß auch beim<br />
Thriller zur ersten Wahl, etwa in dem Film Die Wendeltreppe<br />
(1945) von Robert Siodmak. In diesem Film geht ein Mörder<br />
um, der es auf Frauen abgesehen hat, die irgendein körperliches<br />
Gebrechen haben. Der Mittelpunkt der Geschichte ist<br />
das Haus der Misses Warren, der die stumme Helen Chapel<br />
als Gesellschafterin dient. Neben typischen Horrorelementen<br />
wie Gewitter, klappernden Fensterläden und schlagenden<br />
Gattern entsteht das Grauen auch aus Licht- und<br />
Schatteneffekten. „Bei diesem Film“, so Professor<br />
Hickethier, „wäre es wirklich schwierig, diese unheimliche<br />
Atmosphäre in Farbe rüberzubringen.“<br />
Schwarzweiß-Szenen als Zitat<br />
Schwarzweiß kann auch gleichsam ein Zitat oder ein erzählerisches<br />
Mittel sein. So gibt es Filme, die eigentlich in Farbe sind,<br />
aber bei Rückblenden auf Schwarzweiß zurückgreifen. Gern<br />
wird heute Schwarzweiß auch in Farbfilmen eingesetzt, wenn<br />
an ein nicht-fiktives historisches Ereignis erinnert werden soll.<br />
Der Regisseur Edgar Reitz beispielsweise nutzte dieses<br />
Verfahren in seiner Heimat-Trilogie. Schwarzweiß wird also<br />
auch heute noch manchmal bewusst eingesetzt, um<br />
Authentizität zu vermitteln.<br />
Als typischer Fall von Schwarzweiß als Zitat kann wohl George<br />
Clooneys Film Good Night and Good Luck (2005) gelten, dessen<br />
Held, der Fernsehjournalist Edward A. Murrow, gegen<br />
Senator McCarthy kämpft, der in jedem kritischen Geist gleich<br />
einen Kommunisten wittert. Der Film spielt 1953, als das<br />
Fernsehen nur Schwarzweiß kannte. Der Fernsehjournalist<br />
Edward Murrow konnte von seinen Zeitgenossen nur in<br />
Schwarzweiß gesehen werden, also wird seine Geschichte<br />
eben so präsentiert.<br />
TV-Serien in Schwarzweiß sind heute nicht mehr möglich<br />
„Wenn man Gute Zeiten, schlechte Zeiten den Zuschauern in<br />
Schwarzweiß präsentieren würde, gäbe es wahrscheinlich<br />
Zuschauerproteste“, vermutet Professor Hickethier. Schwarzweiß<br />
als Norm ist tot. Einfach so einen Film oder gar eine<br />
Fernsehserie in Schwarzweiß zu drehen, ist praktisch nicht<br />
mehr möglich. Dennoch: Als Kunstgriff, als künstlerisches<br />
Credo, als Hommage oder als Zitat lebt der Schwarzweißfilm<br />
weiter. Und so lange es ein cineastisch interessiertes Publikum<br />
gibt, wird dies auch so bleiben.<br />
<strong>explore</strong>: INFOBOX<br />
Einige Schwarzweißfilme der jüngsten Zeit:<br />
Schindlers Liste (USA 1993), Regie: Steven Spielberg,<br />
DVD im Handel erhältlich<br />
Kubanisch Rauchen (A / D 1998), Regie: Stephan Wagner<br />
Der vermutlich letzte Schwarzweißfilm weltweit, der auf Orwo-Material<br />
(DDR-Filmmaterial „Original Wolfen“) gedreht wurde.<br />
Coffee and Cigarettes (USA 2003), Regie: Jim Jarmusch,<br />
DVD im Handel erhältlich<br />
Sin City (USA 2005), Regie: Frank Miller / Robert Rodriguez<br />
Von einigen Szenen abgesehen, ist der Film in hochauflösendem<br />
Schwarzweiß gedreht und erinnert so an die gleichnamige Comic-Serie.<br />
Sehr brutal. DVD im Handel erhältlich<br />
Good Night, and Good Luck (USA 2005), Regie: George Clooney,<br />
DVD ab dem 17. November erhältlich<br />
Einige Schwarzweiß-Klassiker:<br />
Die freudlose Gasse (D 1925), Regie: Georg Wilhelm Pabst, Stummfilm<br />
Die Spur des Falken (USA 1941), Regie: John Huston<br />
Film Noir; DVD im Handel erhältlich<br />
Die Wendeltreppe (USA 1946), Regie: Robert Siodmak<br />
Thriller; nur die DVD der englischen Originalfassung<br />
The Spiral Staircase erhältlich<br />
Außer Atem (F 1959), Regie: Jean-Luc Godard<br />
Film der Nouvelle Vague, DVD im Handel erhältlich<br />
<strong>explore</strong>: 4/2006 - 15
16 - <strong>explore</strong>: 4/2006<br />
WISSEN Bunt sind alle meine Farben<br />
Bunt sind alle meine Farben<br />
Von Dr. Heiner Wolfes<br />
„Die Menschen empfinden im Allgemeinen eine große Freude an der Farbe. Das Auge bedarf ihrer, wie es des<br />
Lichtes bedarf“ (Goethe, Zur Farbenlehre).<br />
Es wird geschätzt, dass mehr als die Hälfte aller Informationen, die ein Mensch aufnimmt, Farbinformationen sind.<br />
Farbreize der Medien bestimmen unser Leben und unser Kaufverhalten. Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass<br />
schon die Gründungsväter der Fotografie wie Niépce im Jahre 1860 versuchten, farbige Bilder zu erstellen.<br />
Was ist Farbe?<br />
Die Strahlen des „sichtbaren“ elektromagnetischen<br />
Spektrums, die auf das<br />
Auge treffen, werden von den Sehzellen<br />
in Farbvalenz umgewandelt und<br />
erst vom Gehirn in einen Farbeindruck<br />
umgewandelt. Aus den Signalen der<br />
drei Zapfenarten in der menschlichen<br />
Netzhaut für die drei Grundfarben Rot,<br />
Grün und Blau entsteht dann unter<br />
Berücksichtigung der Gesamthelligkeit<br />
die Wahrnehmung der Farbe.<br />
Auf dieser spektralen Empfindlichkeit<br />
der Zapfen basierte auch die erste wissenschaftliche<br />
Dreifarbentheorie, die<br />
maßgeblich von Herrmann von Helmholtz<br />
(1850) entwickelt wurde. Er hatte<br />
beobachtet, dass man aus dem farbigen<br />
Licht dreier Primärfarben jede<br />
beliebige Farbe mischen kann. Zu den<br />
bunten Grundfarben (Orange-)Rot,<br />
Grün und (Violett-)Blau gehört noch<br />
die unbunte Grundfarbe Schwarz. Die<br />
Mischung der drei Farben ergibt Weiß,<br />
die Abwesenheit aller Farben Schwarz.<br />
Dieses Prinzip der additiven Mischung<br />
wird zum Beispiel bei Farbmonitoren<br />
angewandt.<br />
Kalte Farben: Das vorherrschende Blau dieses<br />
Novembermorgens an der Avus in Berlin<br />
erzeugt eine kühle Stimmung.<br />
Dreiklang: Die höchste Stufe der Farbharmonie<br />
ist die Kombination von drei Farben, die sich<br />
im Itten-Farbkreis in einem gleichseitigen<br />
Dreieck gegenüberliegen. Hier wird ein<br />
Farbdreiklang aus den Farben Gelb, Rot und<br />
Blau gezeigt.<br />
Demgegenüber basieren die Wahrnehmung<br />
der Körperfarben und auch<br />
die Farbfotografie auf dem Prinzip der<br />
subtraktiven Mischung. Dies findet<br />
bereits an der Oberfläche der Materialien<br />
statt. Das Licht trifft auf ein Objekt<br />
und wird teilweise absorbiert, das restliche<br />
abgestrahlte Licht ergibt dann<br />
den Farbeindruck. Ein Objekt, das<br />
keine Farbe reflektiert, erscheint daher<br />
schwarz, ein Gegenstand der alle<br />
Farben reflektiert, weiß. Ein rotes<br />
Objekt absorbiert also alle Farben<br />
außer Rot und reflektiert die Farbe Rot.<br />
Solche Farben werden wegen der<br />
Absorption auch als Subtraktionsfarben<br />
bezeichnet. Die meisten kommerziellen<br />
Farbfilme beruhen auf diesem<br />
Prinzip, da sich aus den drei<br />
Primärfarben Gelb, Magentarot und<br />
Cyanblau alle Zwischenfarben mischen<br />
lassen, wobei als Basisfarbe die<br />
unbunte Grundfarbe Weiß benötigt<br />
wird, um die Differenzwerte auszufüllen.<br />
Bei Farbdias liefert der Projektor<br />
das weiße Licht, beim Drucken oder<br />
Malen sind es die weißen Untergründe.<br />
Klassifizierung der Farben<br />
Leonardo da Vinci (1452 bis 1519) versuchte<br />
als einer der ersten, Farben zu<br />
ordnen und zu klassifizieren; auch<br />
Johann Wolfgang von Goethe (1749<br />
bis 1832) beschäftigte sich intensiv mit<br />
der Farbenlehre und mit der sinnlichen<br />
und psychischen Wirkung der Farben.<br />
In der Folgezeit gab es eine Vielzahl<br />
von Systemen und Versuchen, die<br />
Farben zu ordnen und zu systematisieren.<br />
Der Maler Philipp Otto Runge<br />
erkannte die unbunten Grundfarben<br />
Schwarz und Weiß als unverzichtbar<br />
für ein logisches Ordnungssystem für<br />
alle Farben. Farbkreise können diese<br />
Sachverhalte nicht wiedergeben, deshalb<br />
wurden schon sehr früh Farbenkörper<br />
(Kugel, Pyramide, Doppelkegel,<br />
Tetraeder, Würfel) vorgeschlagen, um<br />
die große Palette der Farben zu erfassen.<br />
Das neueste dreidimensionale<br />
Ordnungssystem auf naturwissenschaftlicher<br />
Basis ist der Rhomboeder-<br />
Farbenraum von Küppers. Bekannt<br />
geworden ist auch der Farbkreis von<br />
Johannes Itten (1961), der die subjektiven<br />
Wirkungen von Farben aus der<br />
Sicht eines Malers beschreibt.<br />
Kalt-Warm-Kontrast: Die Kombination des<br />
warmen Gelbs einer Sonnenblume mit dem<br />
kalten Blau des Sommerhimmels führt zu<br />
einem spannungsreichen Farbkontrast.
Bunt sind alle meine Farben WISSEN<br />
Kalt-Warm-Kontrast: Die warme Farbe Rot drängt sich in den Vordergrund, die kalte Farbe Grün<br />
bildet den Hintergrund. Rot und Grün liegen sich im Farbkreis gegenüber und verstärken sich<br />
gegenseitig. Das Bild ist ausgewogen, weil die Signalfarbe Rot die kalte Farbe Grün dominiert.<br />
Farbfotografie<br />
Der wirkliche Durchbruch der Farbfotografie<br />
gelang im Jahre 1936, als<br />
Agfa und Kodak die ersten kommerziellen<br />
Farbdiafilme zum Verkauf anboten,<br />
die in drei Schichten die drei Subtraktionsfarben<br />
enthielten. Nach diesem<br />
Prinzip der damals vorgestellten<br />
Filme funktionieren auch heute noch<br />
fast alle gängigen Farbfilme.<br />
In den 50er-Jahren des vergangenen<br />
Jahrhunderts wurde die Farbfotografie<br />
auch für die Normalbürger verfügbar<br />
und war nicht länger ein Medium der<br />
Mode- und Journalfotografen. Die<br />
ersten Amateurfotografien dieser<br />
Epoche waren vor allem bunt, weil<br />
man zum ersten Mal mit dem Medium<br />
„Farbe“ umgehen konnte. Für die<br />
Ästhetik der professionellen Fotografen<br />
gab es aber neue Herausforderungen,<br />
die sich zunächst an der<br />
klassischen Malerei orientierten.<br />
Die planvolle Wahl der Farben ist für<br />
die Wirkung eines Farbbilds aber von<br />
entscheidender Bedeutung. Dies führte<br />
zu den neuen geisteswissenschaftlichen<br />
Disziplinen des Farbdesigns und<br />
der Farbpsychologie. Farben suggerieren<br />
Ideen und Begriffe, die verwendet<br />
werden können, um dem Farbbild zu-<br />
sätzliche Eindruckskraft und Gewicht<br />
zu geben. Dies ist vor allem kulturell<br />
bedingt, psychologische Empfindungen<br />
sind abhängig von individuellen<br />
Erfahrungen und Überlieferungen<br />
über Jahrhunderte. Menschen eines<br />
gleichen Kulturkreises haben ähnliche<br />
Farbempfindungen. In Deutschland<br />
werden die warmen Farben Gelb und<br />
Rot mit Sonne, Reife, Optimismus<br />
sowie Wärme, Blut und Gefahr assoziiert.<br />
Dagegen symbolisieren die kalten<br />
Farben Grün und Blau Natur, Frische<br />
und Ruhe oder Kälte, Wasser und<br />
Harmonie. Bei uns steht Weiß für<br />
Unschuld, Leichtigkeit und Leere,<br />
Schwarz für Trauer, Macht und<br />
Unglück. In anderen Kulturkreisen<br />
steht die Farbe Weiß für Trauer, die<br />
Farbe Grün für Religion.<br />
Bildelemente in hellen Farben erscheinen<br />
leichter als Objekte, die dunkel<br />
sind. Fotos, die in hellen, gesättigten<br />
Farben gehalten sind, erzeugen mehr<br />
Aufmerksamkeit als Bilder in gedeckten,<br />
dunklen Farbtönen. Diese Erkenntnisse<br />
werden in der Werbebranche<br />
für die Gestaltung von Produkten<br />
ausgenutzt. Häufig werden<br />
Farbkontraste genutzt, um Stimmungen<br />
zu transportieren. Dabei<br />
orientiert man sich am Farbkreis von<br />
Itten. Fotos, in denen warme Farben<br />
vorherrschen, werden als angenehm,<br />
Fotos mit kalten Farben als abweisend<br />
empfunden. Die Kombination von kalten<br />
und warmen Farben (Kalt-Warm-<br />
Kontrast) erzeugt Spannung im Bild.<br />
Häufig werden auch Farbdreiklänge<br />
angewandt, um ein Produkt möglichst<br />
optimal zu präsentieren.<br />
Uns umgeben jeden Tag viele<br />
Farbbilder. Die meisten Werbefotos<br />
sind nach den Regeln der Farbpsychologie<br />
und des Farbdesigns aufgebaut,<br />
um die angepriesenen Produkte<br />
optimal zu präsentieren. Ein<br />
Amateurfotograf kann durch Anwendung<br />
dieser Regeln die Aussage<br />
seiner Bilder deutlich verbessern.<br />
<strong>explore</strong>: INFOBOX<br />
BUCHTIPP:<br />
„Das Foto, Bildaufbau und Farbdesign“ von<br />
Harald Mante, Gitching, 2000 ISBN:<br />
3933131561, 49,45 Euro<br />
LINKS:<br />
http://www.colorsystem.com<br />
http://de.wikipedia.org/wiki/Farbwahrnehmung<br />
Der Farbkreis:<br />
Der Farbkreis wurde von Itten aus den<br />
Erfahrungen der Kunstpädagogik entwickelt.<br />
Ausgehend von den drei Farben erster<br />
Ordnung (Gelb, Rot und Blau) sind die<br />
Mischfarben höherer Ordnung darum angeordnet.<br />
Die Farben sind in einem Kreis angeordnet,<br />
kalte Farben liegen auf der linken,<br />
warme Farben auf der rechten Seite des<br />
Kreises. Farben, die sich gegenüberliegen,<br />
sind Komplementärfarben und verstärken sich<br />
gegenseitig, wenn sie in einem Bild miteinander<br />
kombiniert werden. Dieser Farbkontrast<br />
führt zu dramatischen Bildwirkungen. Farben,<br />
die sich in einem gleichseitigen Dreieck gegenüberliegen,<br />
ergeben einen Farbendreiklang.<br />
Dieser Farbkreis beschreibt subjektive<br />
Wahrnehmungen, gibt aber die physikalischen<br />
Beschreibungen der Farben, wie sie für technische<br />
Anwendungen (Farbfotografie, Farbfernsehen,<br />
Farbdrucke, Farbenindustrie) benötigt<br />
werden, nicht richtig wieder. Zum<br />
Beispiel fehlen die wichtigen Farben Weiß und<br />
Schwarz, und die Farben erster Ordnung sind<br />
keine Primärfarben.<br />
<strong>explore</strong>: 4/2006 - 17
Lichtstrahlen und Sehstrahlen<br />
Von Prof. Dr. Thomas J. Schult<br />
18 - <strong>explore</strong>: 4/2006<br />
WISSEN Lichtstrahlen und Sehstrahlen<br />
Animierte Filme wirken immer realistischer, die Szenen plastischer. Wie schaffen es<br />
Computergrafiker, dreidimensionale Welten so natürlich wirken zu lassen?<br />
Viele Grafiker, viele Computer, viel Zeit:<br />
das sind die Rohstoffe für einen<br />
Animationsfilm. Grafiker entwerfen am<br />
Rechner zunächst dreidimensionale<br />
Figuren und<br />
Objekte, die einmal die<br />
Filmszenen bevölkern sollen.<br />
Texturen verwandeln<br />
die glatten Körper in<br />
Figuren mit Ausdruck – oft<br />
reicht es, ein Foto quasi auf<br />
einen Körper zu tapezieren.<br />
Durch Bump Maps werden<br />
Risse und Dellen erzeugt, die<br />
einen Körper erst lebendig<br />
werden lassen. Transparenz<br />
und Reflexionsverhalten der<br />
Objekte sind schließlich festzulegen,<br />
um im nächsten Schritt<br />
das Rendern zu ermöglichen,<br />
also die Produktion dreidimensional<br />
wirkender „Fotos“ der<br />
Szenerie aus virtuellen Figuren<br />
und Lichtquellen.<br />
Ausgefeilte Beleuchtungsmodelle<br />
suggerieren dabei Räumlichkeit, wo<br />
keine ist: Virtuelles Licht kommt<br />
punktförmig oder diffus, wird von<br />
Oberflächen reflektiert oder gebrochen,<br />
wirft harte oder weiche<br />
Schatten. Spiegelungen kommen<br />
auch ohne Spiegel vor, wenn zum<br />
Beispiel der rote Teppich die angrenzende<br />
weiße Wand rosa färbt.<br />
Doch die Physik der Lichtverhältnisse<br />
ist so komplex, dass sie selbst mit<br />
massivem Computereinsatz nicht in<br />
den Griff zu bekommen ist. 3D-<br />
Software beschränkt sich deshalb darauf,<br />
einen kleinen Ausschnitt der<br />
Beleuchtungssituation zu modellieren.<br />
Wichtigstes Prinzip dabei: nur solche<br />
Lichtstrahlen berechnen, die auch<br />
wirklich zu sehen sind. Alle anderen<br />
vergeuden nur Rechenzeit. Deshalb<br />
verfolgt Software nicht einfach alle<br />
Strahlen, die von Lichtquellen in der<br />
Szenerie ausgesendet werden, weil<br />
die meisten ohnehin nicht die<br />
Augen der Betrachter erreichen.<br />
Stattdessen beachtet sie hauptsächlich<br />
die Sehstrahlen, geht<br />
also rückwärts vom Auge bis<br />
zum Sender des Lichts.<br />
Doch auch mit dieser<br />
Einschränkung wird es auf<br />
absehbare Zeit nicht möglich<br />
sein, wirklich fotorealistische<br />
Animationen in Echtzeit auf<br />
dem Computer laufen zu<br />
lassen, zum Beispiel in<br />
Computerspielen. An die<br />
Bildqualität von Animationsfilmen<br />
im Kino werden<br />
jedoch hohe Anforderungen<br />
gestellt, und<br />
mehrere Jahre Zeit stehen<br />
oft auch zur<br />
Verfügung. Filmstudios<br />
lassen daher ganze<br />
Rechnerparks, so genannteRenderfarmen,<br />
monatelang<br />
die Lichtverhältnisse<br />
in den Szenen berechnen<br />
und die<br />
Ansichten erzeugen, damit sie<br />
wirklich echt aussehen.<br />
„Während ein Realfilm acht bis zwölf<br />
Wochen engster Zusammenarbeit<br />
beim Dreh auf dem Set erfordert,<br />
waren es bei Urmel aus dem Eis zwei<br />
Jahre“, sagt Regisseur Holger Tappe.<br />
„In unserer Art der Filmherstellung gibt<br />
es jede Woche einen aktualisierten<br />
Film, der sich Schritt für Schritt weiter<br />
entwickelt. Wenn er beispielsweise<br />
eine neue Szene enthält, dann existiert<br />
zu dieser möglicherweise erst einmal<br />
eine Zeichnung – und ein paar Tage<br />
später ist diese dann animiert. Die<br />
Figuren bewegen sich dann in einem<br />
Schwarzweißbild. Der nächste Schritt<br />
wäre schließlich die Farbe.“ Der Vorteil:<br />
„Die Szenen können laufend optimiert<br />
werden. Und so arbeitet man dann<br />
auch am Drehbuch, an der Regie, an<br />
der Kamera, also an der ganzen<br />
Struktur laufend weiter.“<br />
<strong>explore</strong>: INFOBOX<br />
Bei der Motion-Capture-Technik kupfern die<br />
Filmemacher natürliche Bewegungen ab,<br />
indem sie Menschen in besonders präparierte<br />
Anzüge stecken und ihre Bewegungen aufzeichnen.<br />
Alternativ kommt die Key-Frame-<br />
Technik zum Einsatz: Am Computer wird nur<br />
ein kleiner Teil der für den Film benötigten<br />
Bilder gezeichnet. Der Computer berechnet<br />
die restlichen Bilder automatisch und sorgt für<br />
flüssige Bewegungen.<br />
Von Gaya nach Titiwu: Animationsfilme<br />
aus Deutschland<br />
Seit fast drei Jahren gibt es Abend füllende<br />
3D-Animationen auch aus Deutschland.<br />
Holger Tappe, Absolvent eines Design-<br />
Studiengangs der Fachhochschule Hannover,<br />
gab mit seiner Firma Ambient Entertainment<br />
sein Kinodebüt mit dem Spielfilm Back to<br />
Gaya, der in Motion-Capture-Technik produziert<br />
wurde. Im vergangenen Sommer folgte<br />
der zweite Streich: Urmel aus dem Eis nach<br />
Max Kruses Kinderbuchklassiker. „Die Bilder<br />
entstanden quasi in kompletter Handarbeit in<br />
der Key-Frame-Technik“, so Trappe. „Wir<br />
wollten bewusst, dass sich die Figuren übertriebener,<br />
also eindeutiger bewegen, weil<br />
Kinder mit solchen optischen Elementen leichter<br />
umgehen können.“<br />
LINKS:<br />
Website zum Urmel-Film<br />
www.urmelausdemeis-derfilm.de<br />
Technik des Gaya-Films<br />
www.heise.de/ct/04/07/088
Unser Netzwerk<br />
Verbindungen, die Kunden nutzen<br />
19 - <strong>explore</strong>: 4/2006
TÜV NORD NETZWERK<br />
Mehr zu den mit � gekennzeichneten<br />
Themen unter:<br />
www.tuev-nord.de/<strong>explore</strong><br />
„Ein Gütezeichen auf<br />
hohem Niveau“<br />
Im Umgang mit Unternehmen wollen<br />
viele Behörden besser werden<br />
als ihr Ruf. Elf Kommunen aus ganz<br />
Deutschland, davon acht aus Nordrhein-Westfalen,<br />
haben deshalb im<br />
April in Düsseldorf die „Gütegemeinschaft<br />
Mittelstandsorientierte<br />
Kommunalverwaltung“ gegründet.<br />
Das Prinzip: Die Gütegemeinschaft<br />
verleiht den Kommunen nach<br />
erfolgreicher Zertifizierung das<br />
Recht, ein entsprechendes Gütesiegel<br />
zu tragen und sich damit als<br />
unternehmerfreundliche Verwaltung<br />
zu präsentieren. Als Zertifizierungsgesellschaft<br />
wurde TÜV NORD<br />
CERT ausgewählt. „Die Zusammenarbeit<br />
soll sicherstellen, dass das<br />
Gütezeichen auf hohem Niveau eine<br />
universelle Bedeutung in Deutschland<br />
erlangt“, sagt Dr. Ortrun<br />
Janson-Mundel, Projektleiterin RAL<br />
Gütezeichen Mittelstandsorientierte<br />
Kommunalverwaltung bei TÜV<br />
NORD CERT. Die Güte- und Prüfbestimmungen<br />
wurden in Zusammenarbeit<br />
mit dem RAL (Deutsches<br />
Institut für Gütesicherung und Kennzeichnung)<br />
entwickelt. Zusätzlich zu<br />
den elf Kommunen, die seit April<br />
dabei sind, planen zurzeit bereits<br />
mehr als 50 weitere Kommunen<br />
der Gütegemeinschaft beizutreten<br />
und sich zertifizieren zu lassen.<br />
Das erste Zertifizierungsaudit wurde<br />
jetzt erfolgreich im Kreis Dithmarschen<br />
vorgenommen. Die Verleihung<br />
des Gütezeichens ist für<br />
November geplant.<br />
<strong>explore</strong>: 4/2006 - 20<br />
Kontakt:<br />
Dr. Ortrun Janson-<br />
Mundel<br />
ojanson-mundel@<br />
tuev-nord.de<br />
0201 825-3404<br />
Kontakt:<br />
Ulrich Unger<br />
uunger@<br />
tuev-nord.de<br />
0511 986-1971<br />
Kontakt:<br />
Klaus Jahnke<br />
kjahnke@<br />
tuev-nord.de<br />
0511 986-1700<br />
„Die Potenzialanalyse soll bei<br />
der Personalauswahl das<br />
persönliche Gespräch sinnvoll<br />
ergänzen und zu sicheren<br />
Entscheidungen führen“<br />
Bei der Auswahl von Mitarbeitern geht<br />
TÜV NORD Mobilität jetzt neue Wege<br />
– mit der Potenzialanalyse der TÜV<br />
NORD Akademie. Das Analyse-Instrument<br />
wurde ursprünglich durch die<br />
TÜV NORD Akademie zur Suche<br />
nach Vertriebsmitarbeitern und technischen<br />
Führungskräften entwickelt.<br />
Zum Ablauf der Potenzialanalyse:<br />
Dabei steht ein Fragebogen mit mehr<br />
als hundert Fragen im Vordergrund,<br />
den Bewerber online ausfüllen. Dieser<br />
Fragebogen wird anschließend ausgewertet,<br />
das Ergebnisprofil wird grafisch<br />
zusammengefasst: Wo liegen<br />
Stärken und Verbesserungspotenziale<br />
von Bewerbern? „Wir haben die<br />
Potenzialanalyse als neue Dienstleistung<br />
im Januar mit großem Erfolg<br />
eingeführt“, sagt Ulrich Unger, Leiter<br />
der Geschäftsstelle Hannover der<br />
TÜV NORD Akademie. Sie wurde<br />
dann speziell auf die Anforderungen<br />
von TÜV NORD Mobilität an Prüfingenieure<br />
und Sachverständige<br />
zugeschnitten und wird bereits erfolgreich<br />
eingesetzt.<br />
„Mit diesem Verfahren wollen wir erreichen,<br />
dass neu einzustellende Mitarbeiter<br />
weitestgehend unseren<br />
Stellenanforderungen entsprechen“,<br />
sagt Klaus Jahnke, Personalchef<br />
von TÜV NORD Mobilität. „Die Akzeptanz<br />
bei Bewerbern ist hoch, da die<br />
Ergebnisse den Bewerbern im Vorstellungsgespräch<br />
bekannt gegeben<br />
werden und sie ein persönliches<br />
Feedback erhalten“, sagt Klaus<br />
Jahnke. Allerdings könne und solle<br />
die Potenzialanalyse das persönliche<br />
Gespräch nicht ersetzen. Vielmehr<br />
solle das neue Instrument „ein persönliches<br />
Gespräch sinnvoll ergänzen<br />
und zu sicheren Auswahlentscheidungen<br />
führen“, so der Personalchef.<br />
Die Treffsicherheit, mit der Methode<br />
Potenzialanalyse eine gute Personalauswahl<br />
zu treffen, liegt nach Angaben<br />
der TÜV NORD Akademie bei<br />
85 Prozent. �<br />
Kontakt:<br />
Hubert Nowak<br />
hnowak@<br />
tuev-nord.de<br />
0201 825-2683<br />
„Wir wollen den liberalisierten<br />
Markt nutzen“<br />
Nach der langjährigen guten Zusammenarbeit<br />
zwischen TÜV NORD<br />
Systems und der Infracor GmbH<br />
haben die beiden Partner jetzt das<br />
Gemeinschaftsunternehmen TÜV<br />
NORD InfraChem gegründet. An der<br />
neuen Gesellschaft mit Sitz im<br />
Blicken zuversichtlich in die Zukunft (v. l. n. r.):<br />
Klaus-Dieter Kaßmann, Willibrord Lampen, Dr.<br />
Klaus Kleinherbers und Hubert Nowak.<br />
Chemiepark Marl sind TÜV NORD<br />
Systems mit 51 Prozent und Infracor<br />
mit 49 Prozent beteiligt. „Wir bündeln<br />
unsere Stärken und sind so gut gerüstet<br />
für die Herausforderungen des<br />
liberalisierten Marktes der Technischen<br />
Anlagensicherheit“, sagt Hubert<br />
Nowak, Regionalleiter TÜV NORD<br />
Systems Essen. Er führt das neue<br />
Unternehmen gemeinsam mit Dr.<br />
Klaus-Dieter Kaßmann, bei Infracor<br />
verantwortlich für den Bereich<br />
Technische Anlagensicherheit.<br />
Aufgabe von TÜV NORD InfraChem<br />
ist die Prüfung und Inspektion von<br />
Chemieanlagen sowie die Erbringung
von sicherheitstechnischen Dienstleistungen.<br />
Infracor verfügt über<br />
besondere Kompetenzen für die<br />
Prüfung von Anlagen in der chemischen<br />
Industrie und umfassende<br />
Erfahrungen mit den Kunden im Chemiepark<br />
Marl. TÜV NORD Systems<br />
bringt weit reichende Kenntnisse aus<br />
unterschiedlichen Branchen und spezielle<br />
Prüfberechtigungen mit, zum<br />
Beispiel als Zugelassene Überwachungsstelle<br />
für überwachungsbedürftige<br />
Anlagen.<br />
TÜV NORD InfraChem startet mit<br />
acht Mitarbeitern; alle sind bestens mit<br />
den Spezifika chemischer Anlagen<br />
vertraut. An eine Aufstockung des<br />
Personals im Zuge einer Geschäftsausweitung<br />
ist gedacht.<br />
„Selbstverständlich wollen wir die<br />
Dienstleistungen von TÜV NORD<br />
InfraChem auch neuen Kunden, vornehmlich<br />
aus der chemischen Industrie,<br />
anbieten und sehen hierfür beste<br />
Voraussetzungen. Wir wollen den liberalisierten<br />
Markt nutzen, um unser<br />
Geschäft kontinuierlich auszubauen“,<br />
so Hubert Nowak. �<br />
Kontakt:<br />
Jürgen W. Mulisch<br />
jmulisch@tuev-nord.de<br />
040 8557-2348<br />
„Software DIMy weckt<br />
großes Interesse“<br />
Als Partner der nationalen und internationalen<br />
Prozessindustrie hat sich TÜV<br />
NORD Systems während der Achema<br />
2006 in Frankfurt präsentiert.<br />
Branchenmanager Jürgen W. Mulisch<br />
von der TÜV NORD Gruppe war mit<br />
dem Messeverlauf mehr als zufrieden:<br />
„Wir haben viele Unternehmen von<br />
unserer Kompetenzvielfalt überzeugt.“<br />
Das betreffe vor allem die Verbesserung<br />
der Sicherheit und Verfügbarkeit<br />
von Raffinerien und chemischen Anlagen:<br />
„Wir haben hier ein riesiges<br />
Know-how“, bestätigt Mulisch, der<br />
mit seinem Team weltweit Unternehmen<br />
bei der Umsetzung von<br />
Sicherheits- und Verfügbarkeitskonzepten<br />
unterstützt.<br />
DIMy wird weltweit von etwa 400 Unternehmen<br />
an hunderten von Arbeitsplätzen<br />
bei Planung, Bau und Inverkehrbringen von<br />
drucktragenden Bauteilen eingesetzt.<br />
Präsentation von TÜV NORD Systems während der Achema in Frankfurt.<br />
Neben Themen wie Störfall-, Explosions-<br />
und Umweltschutz fand vor<br />
allem die Software DIMy große Aufmerksamkeit.<br />
Die Software, die Unterstützung<br />
bei der Dimensionierung von<br />
druckbeanspruchten Bauteilen bietet,<br />
ist weltweit bei etwa 400 Unternehmen<br />
im Einsatz. Seit 20 Jahren wird<br />
DIMy von den Fachleuten der TÜV<br />
NORD Gruppe ständig weiter entwickelt<br />
und an neueste Regelwerke angepasst.<br />
„DIMy ist ein modulares<br />
Software-System, das individuell und<br />
kosteneffizient nach anwenderspezifischen<br />
Bedürfnissen zusammengestellt<br />
werden kann“, lobt Mulisch<br />
das Produkt.<br />
TÜV NORD NETZWERK<br />
Kontakt:<br />
Olaf Blumenthal<br />
oblumenthal@<br />
tuev-nord.de<br />
0511 986-2670<br />
„Arztpraxen können jetzt<br />
das TÜV-Siegel ,QM geprüft‘<br />
erreichen“<br />
Seit April bietet das Softwareunternehmen<br />
MCS ein neues Qualitätsmanagement-Modul<br />
(QM) für niedergelassene<br />
Ärzte an.<br />
Das Modul ist in die Praxissoftware<br />
MCS-Isynet integriert und stellt eine<br />
sinnvolle Ergänzung oder Alternative<br />
zu den Modellen der Krankenversicherungen<br />
und Kassenärztlichen<br />
Bundesvereinigung dar. Checklisten,<br />
Ablaufbeschreibungen und abrufbare<br />
Gesetzestexte unterstützen den Anwender<br />
beim Aufbau seines QM-<br />
Systems, das vollständig digital<br />
abgebildet werden kann.<br />
TÜV NORD CERT hat das Konzept<br />
überzeugt: Zum 1. Juli ist eine Kooperationsvereinbarung<br />
mit MCS in<br />
Kraft getreten. Die Mediziner können<br />
jetzt das TÜV-Siegel „QM geprüft“ für<br />
ihre Praxis erwerben. Die Überprüfung<br />
erfolgt durch medizinische Fachauditoren<br />
von TÜV NORD CERT.<br />
Damit jede Praxis gut auf die Prüfung<br />
durch TÜV NORD CERT vorbereitet<br />
ist, begleiten speziell ausgebildete<br />
Mitarbeiter von MCS und MCS-<br />
Partnern die Praxen bundesweit bei<br />
der Einführung ihres Qualitätsmanagements.<br />
Mit der Kooperation hat<br />
MCS einen erfahrenen Partner für<br />
ihre Kunden gewonnen: Bereits seit<br />
1996 zertifiziert TÜV NORD CERT<br />
QM-Systeme im Gesundheits- und<br />
Sozialwesen.<br />
21 - <strong>explore</strong>: 4/2006
TÜV NORD NETZWERK<br />
<strong>explore</strong>: 4/2006 - 22<br />
Kontakt:<br />
Stephan Kuß<br />
skuss@tuev-nord.de<br />
0201 825-2412<br />
„TÜV NORD GebäudeCheck<br />
findet Mängel an Sekundärbauteilen“<br />
Um die Sicherheit von Hallen oder<br />
anderen großen Gebäuden mit<br />
Publikumsverkehr zu gewährleisten,<br />
rät TÜV NORD Industrieberatung zu<br />
einer bautechnischen Untersuchung<br />
von Dachtragwerken. Hintergrund<br />
dieser Empfehlung sind Hallendacheinstürze<br />
in der jüngsten Vergangenheit.<br />
Dabei gelten beispielsweise die<br />
auf den Dächern liegenden Schneelasten<br />
als Auslöser, jedoch nicht<br />
allein als Ursache, weil bei solchen<br />
Einstürzen auch Mängel an Sekundärteilen<br />
festgestellt wurden. Diese<br />
entstehen zum Beispiel durch unsachgemäße<br />
Bauausführung bei<br />
der Errichtung oder unzureichend<br />
inspizierte Dachtragwerke.<br />
Um dem entgegen zu wirken, hat<br />
TÜV NORD Industrieberatung den<br />
TÜV NORD GebäudeCheck entwickelt,<br />
er hat zwei Phasen.<br />
Phase 1: kritische Gebäude erkennen.<br />
Die Konstruktionsart des Bauwerks<br />
wird erfasst und erkennbare<br />
Mängel dokumentiert. Dann folgt die<br />
Beurteilung der Tragkonstruktion<br />
und ein Vorschlag für Handlungsempfehlungen<br />
mit dem Ziel, Risiken<br />
zu erkennen und auszuschließen. In<br />
Phase 2 beurteilt ein Bautechnik-<br />
Fachmann von TÜV NORD Industrieberatung<br />
die erkannten Risiken<br />
und fertigt abschließend einen Inspektionsbericht<br />
an. Dieser gibt Aufschluss<br />
über die Stand- und Verkehrssicherheit<br />
und damit Gewissheit<br />
über die tatsächlich vorhandene<br />
Tragfähigkeit des Gebäudes. �<br />
Kontakt:<br />
Dr. Klaus Oberste-<br />
Lehn<br />
koberste-lehn@<br />
tuev-nord.de<br />
0201 825-2207<br />
Kontakt:<br />
Ina Walter<br />
„Ethik wird ein harter<br />
Erfolgsfaktor“<br />
iwalter@tuev-nord.de<br />
0511 986-2650<br />
Scharfer Wettbewerb und hoher Innovationsdruck<br />
prägen heute das<br />
Wirtschaftsleben. Dabei steigt auch<br />
die Gefahr, dass sich Unternehmen<br />
gegenüber Kunden, Lieferanten, Mitarbeitern<br />
und Anteilseignern unlauter<br />
oder skrupellos verhalten. Dem kann<br />
man vorbeugen. Die Einführung eines<br />
Ethik-Managementsystems ist der<br />
erste Schritt. Darin definiert ein Unternehmen<br />
Richtlinien und Werte, die für<br />
den Umgang mit allen unternehmensrelevanten<br />
Zielgruppen ausschlaggebend<br />
sind. Mit der Zertifizierung des<br />
Ethik-Managementsystems durch<br />
eine unabhängige Institution wird<br />
sichergestellt, dass die aufgestellten<br />
Prinzipien und Werte auch gelebt und<br />
umgesetzt werden. Hier bietet sich<br />
TÜV NORD CERT als Partner an. TÜV<br />
Schritte zum Ethik-Zertifikat – alle wichtigen<br />
Infos in der Broschüre „Erfolg durch ein<br />
wert(e)volles Miteinander“ zusammengefasst.<br />
NORD CERT ist das erste Unternehmen<br />
in Deutschland, das eine<br />
Zertifizierung wirtschaftsethischer<br />
Unternehmensführung in Kooperation<br />
mit dem Ethikverband der deutschen<br />
Wirtschaft e.V. anbietet. Das individuell<br />
auf die Belange eines Unternehmens<br />
ausgerichtete Ethik-Managementsystem<br />
bietet Schutz vor einem<br />
nur schwer wieder herstellbaren<br />
Reputationsverlust und stellt sicher,<br />
dass kein Mitarbeiter ungestraft nach<br />
ungesetzlichen und unfairen Praktiken<br />
handelt. Es hilft zudem, die Integrität<br />
und Wettbewerbsfähigkeit des<br />
Unternehmens zu stärken und die<br />
Leistungskultur der Mitarbeiter zu fördern.<br />
Die freiwillige Zertifizierung eines<br />
Ethik-Managementsystems durch<br />
TÜV NORD CERT ist damit eine wichtige<br />
Investition in die Zukunftsfähigkeit<br />
des Unternehmens. �<br />
Kontakt:<br />
Roger Eggers<br />
reggers@tuev-nord.de<br />
0511 986-2167<br />
„Digitales Kontrollgerät löst<br />
Fahrtenschreiber ab“<br />
TÜV NORD Mobilität bietet an allen<br />
TÜV-STATIONEN in Sachsen-Anhalt<br />
Kontrollgerätekarten für Lkw und<br />
Busse an. Hintergrund: Seit Mai müssen<br />
alle erstmals in der EU zugelassenen<br />
Lkw über 3,5 Tonnen und Omnibusse<br />
mit mehr als neun Sitzplätzen<br />
Daten über ein digitales Kontrollgerät<br />
elektronisch speichern. Damit werden<br />
der analoge Fahrtenschreiber und das<br />
bisherige EG-Kontrollgerät ersetzt.<br />
Das digitale Kontrollgerät ist im Armaturenbrett<br />
des Fahrzeugs eingebaut<br />
und zeichnet Zeit, Geschwindigkeit<br />
und Entfernung der Fahrten sowie<br />
Ruhezeiten und weitere Tätigkeiten<br />
des Fahrers auf. Wichtig für Fuhrparks<br />
und Speditionen sind Fahrer- und<br />
Unternehmenskarten. Die Kontrollgerätekarte<br />
kostet 31,50 Euro für<br />
Fahrer und 29 Euro für Unternehmer.<br />
Informationen gibt es bei TÜV NORD<br />
Mobilität unter der Telefonnummer<br />
0800 8070600.
Kontakt:<br />
Joachim Kesting<br />
jkesting@tuev-nord.de<br />
0221 25081980<br />
„Wir geben Fachleuten<br />
für Gebäude interessante<br />
Impulse“<br />
Der „Gebäudetechnik-Nachmittag“<br />
von TÜV NORD Systems war ein<br />
voller Erfolg. Mehr als 50 Entscheider<br />
haben sich im Deutschen Sport &<br />
Olympia Museum in Köln zu unterschiedlichen<br />
Themen informiert: Im<br />
Mittelpunkt standen der Energieausweis<br />
für Gebäude, Kostenoptimierungen<br />
beim Bau und Betrieb von<br />
Aufzugsanlagen sowie bautechnische<br />
Untersuchungen von Dachtrag-<br />
werken. „Ziel war es, Verantwortlichen<br />
und Entscheidern durch fachkundige<br />
Referenten Impulse für ihre tägliche<br />
Arbeit zu geben. Das haben wir erreicht,<br />
wie uns viele Teilnehmer nach<br />
der Veranstaltung bestätigt haben“,<br />
bilanziert Joachim Kesting, Leiter der<br />
Geschäftsstelle Köln von TÜV NORD<br />
Systems. Künftig wolle man mit ähnlichen<br />
Veranstaltungen Entscheider<br />
unterschiedlicher Branchen in Köln<br />
ansprechen.<br />
Die TÜV NORD Gruppe hat breite<br />
Kompetenzen in der Gebäudetechnik,<br />
angefangen von Planung und<br />
Bauausführung über den Betrieb,<br />
Sanierung und Umbau bis hin zum<br />
Rückbau. Dabei unterstützen Bau-<br />
Ingenieure, Architekten sowie<br />
Ingenieure aus Gebäudetechnik und<br />
Umweltschutz mit ihrem Know-how<br />
ihre Kunden bei der Lösung komplexer<br />
Aufgabenstellungen. In Köln ist<br />
die TÜV NORD Gruppe mit mehreren<br />
Geschäftsfeldern vertreten, unter<br />
anderem seit einem Jahr mit der<br />
Geschäftsstelle von TÜV NORD<br />
Systems. Joachim Kesting: „Wir verstehen<br />
uns als regionales Eingangstor<br />
zum gesamten Erfahrungsschatz und<br />
Leistungsvermögen der TÜV NORD<br />
Gruppe, betreuen Kunden zwischen<br />
Krefeld und Bonn, von Aachen bis<br />
Gummersbach.“ �<br />
Energieausweis für Gebäude, Kostenoptimierung bei Bau und Betrieb von Aufzugsanlagen sowie<br />
bautechnische Untersuchungen von Dachtragwerken: Darüber informierten sich im Deutschen<br />
Sport & Olympia Museum in Köln mehr als 50 Entscheider beim „Gebäudetechnik-Nachmittag“<br />
von TÜV NORD Systems in Köln.<br />
Verantwortliche und Entscheider haben<br />
Impulse für ihre tägliche Arbeit erhalten.<br />
TÜV NORD NETZWERK<br />
Kontakt:<br />
Hendrik Schorcht<br />
hschorcht@<br />
tuev-nord.de<br />
030 201774-566<br />
„Das ist ein Meilenstein<br />
und Türöffner“<br />
Das Bundesministerium für Verkehr,<br />
Bau und Stadtentwicklung (BMVBS)<br />
hat TÜV NORD CERT den Auftrag<br />
zur Auditierung der Deutschen Flugsicherung<br />
(DFS) erteilt. Im Rahmen<br />
des Zertifizierungsverfahrens wird<br />
überprüft, ob die DFS neueste europäische<br />
Standards als Flugsicherungsorganisation<br />
erfüllt. Dies wiederum<br />
ist Voraussetzung für den Erhalt<br />
einer europaweit geltenden Zulassung<br />
für die Kontroll- und Sicherungsaufgaben<br />
der DFS. Das von<br />
TÜV NORD CERT geführte internationale<br />
Konsortium (NLR, TU Braunschweig,<br />
AFI) ist die erste so genannte<br />
„Anerkannte Organisation“ in<br />
Europa, die EU-weit im Rahmen der<br />
Zertifizierung von Flugsicherungsorganisationen<br />
tätig werden kann.<br />
Hintergrund der DFS-Auditierung<br />
durch TÜV NORD CERT sind Bestrebungen<br />
der EU, einen einheitlich<br />
geregelten europaweiten Luftraum zu<br />
schaffen und einheitliche Standards<br />
für alle Flugsicherungsorganisationen<br />
durchzusetzen.<br />
Die Auftragsvergabe an TÜV NORD<br />
CERT bewertet Professor Dr. Elmar<br />
Giemulla, Branchenmanager des<br />
Geschäftsfelds Aviation bei der TÜV<br />
NORD Gruppe, als Meilenstein und<br />
Türöffner zugleich. „Wir sind damit<br />
sowohl in Europa aber auch weltweit<br />
in einem der wichtigsten Bereiche<br />
des Luftverkehrs Innovationsführer“,<br />
so Giemulla. Hendrik Schorcht, im<br />
neu gegründeten Geschäftsbereich<br />
Aviation für Projektentwicklung und<br />
Koordination zuständig, bewertet den<br />
Einstieg in europaweite Zertifizierungsprozesse<br />
ebenfalls positiv: „In<br />
einem immer stärker durch internationale<br />
Einflüsse geprägten Luftverkehrsmarkt<br />
können nur international<br />
agierende und kompetente Unternehmen<br />
bestehen. Für die TÜV<br />
NORD Gruppe öffnen sich im Bereich<br />
Flugsicherung neue, interessante und<br />
hochinnovative Märkte.“<br />
23 - <strong>explore</strong>: 4/2006
TÜV NORD NETZWERK<br />
<strong>explore</strong>: 4/2006 - 24<br />
Kontakt:<br />
Dr. Harald Bosse<br />
hbosse@<br />
tuev-nord.de<br />
040 8557-2677<br />
„Personalzertifizierung weist<br />
Kompetenzzuwachs nach“<br />
Aus technischen, wirtschaftlichen<br />
und gesellschaftlichen Entwicklungen<br />
erwachsen stetig neue Anforderungen<br />
an die Unternehmen<br />
und ihre Beschäftigten.<br />
Immer öfter übernehmen Mitarbeiter<br />
und Führungskräfte neue Aufgaben,<br />
für die sie neue Kenntnisse und<br />
Fähigkeiten benötigen. Unternehmen,<br />
die ihren Wert erhalten und<br />
steigern möchten, investieren in die<br />
Bildung ihrer Mitarbeiter. Längst gilt<br />
die Erstausbildung dabei aber nicht<br />
mehr als Messlatte für berufliche<br />
Weiterentwicklungen. Stattdessen<br />
setzen die Anforderungen des Wettbewerbs<br />
einen ständigen Zuwachs<br />
an Kompetenz voraus. Hier setzt<br />
das Instrument der Personalzertifizierung<br />
an, mit dessen Hilfe eine<br />
effiziente und strategische Personalplanung<br />
deutlich erleichtert wird.<br />
Die TÜV NORD Akademie betreibt<br />
eine entsprechende Personalzertifizierungsstelle<br />
und kommt den Bedürfnissen<br />
des Marktes nach qualifizierter,<br />
neutraler Prüfung und Zertifizierung<br />
von Personal entgegen.<br />
Die TÜV NORD Akademie bietet<br />
bundesweit Zertifikats-Lehrgänge<br />
firmenintern oder in offener modularer<br />
Form an.<br />
Durch den praxisnahen Wissenstransfer<br />
erhalten die Verantwortlichen<br />
nicht nur das aktuelle Fachwissen,<br />
sondern auch die erforderliche<br />
Rechts- und Handlungssicherheit.<br />
Im Jahr 2006 haben etwa<br />
1.700 Personen ein Personenzertifikat<br />
erworben. Besonders häufig<br />
wurde die Personenzertifizierung<br />
von Qualitätsmanagement-Personal<br />
in Anspruch genommen. �<br />
Welche Personengruppen zertifiziert<br />
werden, zeigt nebenstehende<br />
Übersicht.<br />
Kontakt:<br />
Kay Jürgensen<br />
kjuergensen@<br />
tuev-nord.de<br />
0511 986-2530<br />
„Wir haben das erste<br />
IRIS-Zertifikat für die<br />
Schienenfahrzeugindustrie<br />
ausgestellt“<br />
Die Schienenverkehrsmärkte sind europaweit<br />
im Wandel. Es gibt Privatisierungen<br />
und Umstrukturierungen, steigende<br />
Qualitätsanforderungen und einen<br />
zunehmenden Wettbewerb. Zugleich<br />
haben sich die größten Bahntechnik-Unternehmen<br />
Europas, hierzu<br />
gehören Siemens, Bombardier und<br />
Alstom, für einen eigenen Qualitätsmanagement-Standard<br />
entschieden,<br />
den International Railway Industry<br />
Standard, kurz: IRIS. TÜV NORD<br />
CERT hat in Europa dabei die Nase<br />
vorn. „Wir haben das erste IRIS-<br />
Zertifikatsübergabe bei Hanning + Kahl:<br />
Unser Bild zeigt (von links) Michael Wix,<br />
General Manager IRIS Management Center<br />
in Brüssel, Wolfgang Helas, Geschäftsführer<br />
Hanning + Kahl und Harald Brandt von<br />
TÜV NORD CERT.<br />
Zertifikat überhaupt ausgestellt“, sagt<br />
Kay Jürgensen, der als Auditleiter für<br />
die Zertifizierung von Hanning & Kahl<br />
nach IRIS zuständig war. Gedacht ist<br />
IRIS für die gesamte Bahnindustrie,<br />
also für Betreiber genauso wie Systemintegratoren<br />
und Zulieferer. Mittler-<br />
Für folgende Personengruppen<br />
werden Zertifizierungen angeboten:<br />
• Arbeitsschutzmanagement-<br />
Beauftragter (TÜV)<br />
• Brandschutzbeauftragter (TÜV)<br />
• Datenschutzbeauftragter (TÜV)<br />
• GmbH-Geschäftsführer (TÜV)<br />
• Projektmanager (TÜV)<br />
• Qualitätsmanagement-Personal<br />
(mit Branchenschwerpunkten)<br />
• Quality Representative (TÜV)<br />
• Risikomanager (TÜV)<br />
weile hat TÜV NORD CERT mit der<br />
Gutehoffnungshütte Radsatz GmbH<br />
(Oberhausen) und der Firma Böllhoff<br />
(Bielefeld) zwei weitere IRIS-Zertifikate<br />
vergeben. Und die Nachfrage national<br />
und international steigt: „Systemintegratoren<br />
wie Bombardier und Alstom<br />
fordern inzwischen von ihren Lieferanten<br />
eine IRIS-Zertifizierung“, weiß<br />
Jürgensen. Auch auf Branchenveranstaltungen<br />
wie beispielsweise der<br />
INNOTRANS habe sich die positive<br />
Nachfrage nach IRIS-Zertifikaten bestätigt.<br />
Bislang ist der neue Standard<br />
nur für den so genannten Rolling<br />
Stock vorgesehen, also für Unternehmen,<br />
die Schienenfahrzeuge oder Teile<br />
dafür produzieren. Ab Mai 2007 wird<br />
auch der Bereich Maintenance und ab<br />
2008 voraussichtlich auch der Bereich<br />
Signaling an einer IRIS-Zertifizierung<br />
teilnehmen können. Mitarbeiter von<br />
TÜV NORD CERT sind an der Weiterentwicklung<br />
des neuen IRIS-Standards<br />
aktiv beteiligt.<br />
Neben TÜV NORD CERT dürfen derzeit<br />
noch sieben andere Zertifiziergesellschaften<br />
nach IRIS zertifizieren. „Zu<br />
Recht ist die Hürde für die Zertifizierungsanbieter<br />
hoch, denn wer nach<br />
einem Branchenstandard zertifizieren<br />
will, benötigt Fachkenntnisse“, sagt<br />
Jürgensen. Ein IRIS-Zertifikat ist drei<br />
Jahre lang gültig, jährliche Überwachungsaudits<br />
sind dabei vorgeschrieben.<br />
„Nur so ist eine hohe Qualität<br />
sichergestellt“, betont Jürgensen. Das<br />
Besondere an IRIS: Für die Auditbewertung<br />
wird ein Scoring-Verfahren<br />
zugrunde gelegt, mit dem ein so genannter<br />
„Reifegrad“ ermittelt wird.<br />
„Durch diese differenzierte Beurteilung<br />
erhalten die Unternehmen Ansätze für<br />
mögliche Verbesserungspotenziale<br />
ihres Systems“, erläutert Jürgensen.<br />
Dazu kommen zehn so genannte<br />
„K.-o.-Kriterien“. „Scheitert ein Unternehmen<br />
an einem dieser K.-o.-Kriterien,<br />
ist das gesamte Audit nicht bestanden“,<br />
warnt Jürgensen. �<br />
• Sicherheitsbeauftragter beim Reglementierten<br />
Beauftragten (gem. Luftsicherheitsgesetz)<br />
• Teamleiter (TÜV)<br />
• Trainer der Erwachsenenbildung<br />
• Umweltmanagement-Personal (TÜV)<br />
Ab 2007 sind weitere Personalzertifizierungen<br />
im Programm:<br />
• Hygienebeauftragter in<br />
Pflegeeinrichtungen (TÜV)<br />
• IT-Sicherheitsbeauftragter (TÜV)<br />
• Six Sigma Projektmanager – Green Belt (TÜV)
Kontakt:<br />
Dr. Klaus Oberste-<br />
Lehn<br />
koberste-lehn@<br />
tuev-nord.de<br />
0201 825-2207<br />
„OK für Kids-Gütesiegel:<br />
Das ist in Deutschland<br />
einzigartig“<br />
Das bundesweit erste Gütesiegel für<br />
einen kinderfreundlichen Freizeitpark<br />
geht nach Nordrhein-Westfalen: Der<br />
Deutsche Kinderschutzbund NRW<br />
(DKSB) hat gemeinsam mit TÜV<br />
NORD CERT die Wonderland Studios<br />
im Movie Park Germany in Bottrop-<br />
Kirchhellen mit dem Zertifikat „OK für<br />
Kids“ ausgezeichnet.<br />
„Mit dem Gütesiegel ,OK für Kids’<br />
geben wir einen Impuls für mehr kinderfreundliche<br />
Dienstleistungen und<br />
Produkte in Deutschland. Damit starten<br />
wir einen Wettbewerb, dessen<br />
Gewinner schon heute feststehen: die<br />
Kinder“, so die Vize-Präsidentin des<br />
Kinderschutzbundes, Marlis Herterich.<br />
NRW-Familienminister Armin Laschet<br />
sprach von einem „wichtigen Schritt<br />
in Richtung einer kinderfreundlichen<br />
Gesellschaft“; denn für die Zertifi-<br />
zierung seien ausschließlich die Bedürfnisse<br />
und Interessen von Kindern<br />
ausschlaggebend. „Das ist in<br />
Deutschland einzigartig“, so Laschet.<br />
Ein Jahr lang hatten der Kinderschutzbund<br />
und TÜV NORD CERT<br />
harte Kriterien für den Freizeitpark-<br />
Check entwickelt – und ein breites<br />
Spektrum beleuchtet: von speziellen<br />
Kindermenüs bis zu kindgerechtem<br />
Spielspaß und Inventar. „Wickel- und<br />
Stillecken, ein Erste-Hilfe-Service mit<br />
optimaler Kinderversorgung, kinderleicht<br />
zu bedienende Toiletten und ein<br />
Kummerkasten für die Kids – die Liste<br />
der Checkpunkte, mit denen wir eine<br />
optimale Kinderfreizeit getestet<br />
haben, ist lang“, versichert der Geschäftsführer<br />
des Deutschen Kinderschutzbundes<br />
NRW, Friedhelm Güthoff.<br />
Auch auf barrierefreie Kinderbereiche<br />
und ein attraktives Spielspaßangebot,<br />
das die Belange behinderter<br />
Kinder berücksichtigt, hatten der<br />
Deutsche Kinderschutzbund und TÜV<br />
NORD CERT großen Wert gelegt. �<br />
Beste Schulnote für den Freizeitspaß: das Prädikat „OK für Kids“. Das bundesweit erste Gütesiegel<br />
für einen kinderfreundlichen Freizeitpark geht nach Nordrhein-Westfalen. Der Deutsche<br />
Kinderschutzbund NRW (DKSB) zeichnete gemeinsam mit TÜV NORD CERT die Wonderland<br />
Studios im Movie Park Germany in Bottrop-Kirchhellen mit dem Zertifikat „OK für Kids“ aus.<br />
TÜV NORD NETZWERK<br />
Kontakt:<br />
Olaf Blumenthal<br />
oblumenthal@<br />
tuev-nord.de<br />
0511-986 2670<br />
„Eltern und Schüler sollen<br />
sich auf die Schülerhilfe<br />
sicher verlassen können“<br />
TÜV NORD CERT hat den Auftrag<br />
erhalten, in den nächsten drei Jahren<br />
alle 1.000 Nachhilfe-Schulen der<br />
Schülerhilfe in Deutschland und<br />
Österreich nach ISO 9001 zu zertifizieren.<br />
Ende September fiel der Startschuss<br />
für das Audit der Zentrale in<br />
Gelsenkirchen. In der ersten Runde<br />
werden etwa 130 Schulen geprüft.<br />
„Anhand eines fest definierten Qualitätskriterien-Katalogs<br />
bewerten wir<br />
unter anderem die fachliche und pädagogische<br />
Eignung der Nachhilfelehrer<br />
sowie die sinnvolle Zusammensetzung<br />
und Größe der Lerngruppen“,<br />
sagt Olaf Blumenthal von TÜV<br />
NORD CERT. „Beleuchtet werden<br />
beispielsweise die gründliche Einarbeitung<br />
der Nachhilfelehrer und die<br />
Orientierung des Unterrichts an den<br />
individuellen Anforderungen der<br />
Schüler.“ Bewertet wird auch eine<br />
schülergerechte Atmosphäre. So sind<br />
Rauchen und Handys tabu. „Basis<br />
der Überprüfung ist die Dokumentation<br />
des Managementsystems, die<br />
von den Auditoren kritisch hinterfragt<br />
wird“, sagt Olaf Blumenthal. „Zur<br />
kontinuierlichen Verbesserung der<br />
Qualität werden regelmäßig Schüler,<br />
Eltern und Mitarbeiter befragt.“<br />
Zum Hintergrund: Die deutschlandweit<br />
vertretene Schülerhilfe unterstützt<br />
Kinder und Jugendliche dabei,<br />
ihre schulischen Fähigkeiten per<br />
Nachhilfe zu verbessern. In der Anfangsphase<br />
der Einführung des Qualitätsmanagementsystems<br />
wurden<br />
bereits die Zentrale und 130 weitere<br />
Schülerhilfen in Deutschland und<br />
Österreich nach DIN EN ISO 9001<br />
zertifiziert.<br />
25 - <strong>explore</strong>: 4/2006
TÜV NORD NETZWERK<br />
<strong>explore</strong>: 4/2006 - 26<br />
Kontakt:<br />
Gerhard Roos<br />
aviation@<br />
tuev-nord.de<br />
030 201774 567<br />
„Ich kann nur empfehlen,<br />
Maßnahmen zu ergreifen“<br />
Die Luftsicherheit wird durch nationale<br />
und internationale Verordnungen<br />
geregelt. Das Aviation<br />
Training Center der TÜV NORD<br />
Akademie leistet dabei einen<br />
wesentlichen Beitrag, indem es<br />
Unternehmen rechtzeitig auf die<br />
Erfüllung neuer gesetzlicher Anforderungen<br />
vorbereitet.<br />
Flugplatzbetreibern und Luftfahrtunternehmen<br />
müssen Sicherheitspersonal<br />
und Luftsicherheitskontrollkräfte<br />
entsprechend der Vorgaben<br />
schulen. Dies gilt auch für<br />
den Reglementierten Beauftragten,<br />
der die Zulassung durch das<br />
Luftfahrtbundesamt (LBA) bereits<br />
erhalten hat. Der Reglementierte<br />
Beauftragte ist ein Rechtssubjekt,<br />
welches für die Sicherheit der<br />
Luftfracht verantwortlich ist. Seine<br />
Zulassung kann nur dann erfolgreich<br />
erhalten bleiben, wenn<br />
Schulungs- und Weiterbildungsmaßnahmen<br />
eingehalten werden.<br />
Und: Ohne die Zulassung droht ein<br />
erheblicher Wettbewerbsnachteil.<br />
„Ich kann deshalb jedem zugelassenen<br />
Reglementierten Beauftragten<br />
nur dringend empfehlen,<br />
die vom LBA im Internet veröffentlichten<br />
Zulassungsvoraussetzungen<br />
zu studieren und die entsprechenden<br />
Maßnahmen zu ergreifen – am<br />
besten mit Unterstützung durch<br />
das Aviation Training Center“, sagt<br />
Gerhard Roos von TÜV NORD<br />
Aviation.<br />
Kontakt:<br />
Karl-Heinz Schwedt<br />
kschwedt@<br />
tuev-nord.de<br />
0511 986-1455<br />
„TÜV NORD CERT zertifiziert<br />
jetzt auch ‚Unter-Tage-<br />
Geräte‘“<br />
TÜV NORD CERT ist eines der wenigen<br />
Unternehmen in Deutschland, das<br />
für Prüfungen und Zertifizierungen von<br />
explosionsgeschützten Betriebsmitteln<br />
der Gruppe I anerkannt ist. Damit darf<br />
das Unternehmen Geräte zertifizieren,<br />
die unter Tage eingesetzt werden. TÜV<br />
NORD CERT hatte sich einem Re-<br />
Akkreditierungsaudit nach Richtlinie<br />
94/9/EG (ATEX) durch die Zentralstelle<br />
MESSEN 2006 / 2007 – Treffpunkt<br />
(Auszug aus dem Messekalender)<br />
der Länder für Sicherheitstechnik<br />
(ZLS) unterzogen und erfolgreich abgeschlossen.<br />
Zudem wurde die Akkreditierung<br />
erweitert: Das Tätigkeitsfeld<br />
der notifizierten Stelle umfasst<br />
Prüfungen und Zertifizierungen von<br />
elektrischen und nichtelektrischen<br />
Geräten, Komponenten und Sicherheits-,<br />
Kontroll- und Regelvorrichtungen<br />
der Gerätegruppe I und II in<br />
allen Kategorien und Zündschutzarten.<br />
„Darüber hinaus sind wir auch für<br />
Prüfungen und Zertifizierungen nach<br />
vielen weiteren Richtlinien und Standards<br />
akkreditiert, so dass Kunden<br />
von einem breit angelegten Dienstleistungsspektrum<br />
profitieren können“,<br />
so Karl-Heinz Schwedt, Leiter der<br />
Zertifizierungsstelle für explosionsgeschützte<br />
Geräte. �<br />
TÜV NORD Windsymposium 2006<br />
15. November 2006, Cap San Diego, Hamburg<br />
DEWEK 2006<br />
22. und 23. November 2006, Congress Center Bremen, Deutsches<br />
Windenergie-Institut, Stand: C5, Halle: Hanse Saal, 8. Deutsche<br />
Windenergiekonferenz, The Technical Conference<br />
Profi Service Tage 2006<br />
25. und 26. November 2006, Lokhalle Göttingen,<br />
Fachmesse rund ums Automobil, COPARTS<br />
ESSEN MOTOR SHOW 2006<br />
1. bis 10. Dezember 2006, Messe Essen, Halle: 10, Stand: 301/302,<br />
Weltmesse für Automobile, Tuning, Motorsport und Classics<br />
Oldenburger Rohrleitungsforum 2007<br />
8. und 9. Februar 2007, FH-Gebäude des Instituts für<br />
Rohrleitungsbau an der FH Olg., Stand: EG-H-11<br />
E-world energy & water 2007<br />
6. bis 8. Februar 2007, Messe Essen, Halle: 3, Stand: 173<br />
International Fair and Congress<br />
IREE – Railway Equipment, New Delhi, Indien 2007<br />
13. bis 16. Februar 2007, Neu Delhi, Gemeinschaftsstand BmfWT<br />
9. Kraftwerkstechnik-Symposium der<br />
TÜV NORD Gruppe<br />
Februar 2007, Hamburg, TÜV NORD Akademie<br />
enertec 2007<br />
5. bis 8. März 2007, Messe Leipzig, Stand: A31,<br />
internationale Fachmesse für Energie<br />
CeBIT 2007<br />
15. bis 21. März 2007, Messe Hannover, The World’s Leading<br />
Event for Information Technology, Telecommunications, Software &<br />
Services<br />
Altenpflege + Pro Pflege 2007<br />
20. bis 22. März 2007, Messe Nürnberg, Fachmesse und Kongress<br />
für Pflege, Therapie und Betreuung
Biolumineszenz: Wenn Lebewesen leuchten INNOVATION<br />
Biolumineszenz:<br />
Wenn Lebewesen leuchten<br />
Bei den nordamerikanischen Leuchtkäfern der Art Photinus pyralis verständigen sich Weibchen und Männchen durch Blinksignale.<br />
Von Dr. Joachim Czichos<br />
Der Mensch hat die Glühlampe erfunden, um Licht zu erzeugen. Die Natur hat das<br />
Glühwürmchen hervorgebracht – eine wesentlich effizientere Lichtquelle. Es wandelt chemische<br />
Energie nahezu verlustfrei in kaltes Licht um. Bei der Glühlampe dagegen geht 95 Prozent der<br />
zur Lichterzeugung eingesetzten elektrischen Energie als Wärme verloren. Die Glühwürmchen<br />
und einige andere Insekten stellen mit ihrer Fähigkeit zu leuchten eine Besonderheit unter den<br />
an Land lebenden Tieren dar. In der Tiefsee dagegen beherrschen 90 Prozent der Lebewesen<br />
diese Kunst der Biolumineszenz und profitieren auf unterschiedliche Weise davon.<br />
<strong>explore</strong>: 4/2006 - 27
Wie leuchten sie?<br />
Wenn Lebewesen durch chemische Reaktionen sichtbares<br />
Licht erzeugen, erfolgt das einerseits immer nach dem gleichen<br />
Prinzip: Ein Luziferin (Leuchtstoff) wird mithilfe einer<br />
Luziferase (Enzym) oxidiert, wobei Energie in Form von<br />
Licht entsteht. Andererseits hat jeder Organismus seine<br />
eigene Variante der Biolumineszenz entwickelt. Unterschiedliche<br />
Arten von Luziferinen und zahlreiche Varianten<br />
der Luziferase lassen Licht in sämtlichen Farben erstrahlen.<br />
Im Gegensatz zu den gelblich leuchtenden Glühwürmchen<br />
erzeugen Quallen und die meisten anderen Lebewesen der<br />
Tiefsee blaues oder blaugrünes Licht. Strahlung dieser<br />
Wellenlängen durchdringt das Wasser besonders gut.<br />
Wenn einige Organismen Fluoreszenzlicht aussenden,<br />
beruht das auf einem zusätzlich vorhandenen Protein, das<br />
nach Anregung durch die Biolumineszenz-Reaktion fluoresziert.<br />
Ein Beispiel dafür ist das so genannte „Grün fluoreszierende<br />
Protein (GFP)“ der Qualle Aequorea, das inzwi-<br />
28 - <strong>explore</strong>: 4/2006<br />
INNOVATION Biolumineszenz: Wenn Lebewesen leuchten<br />
Die Qualle Aequorea victoria lebt an der<br />
nordamerikanischen Pazifikküste. Sie erreicht<br />
einen Durchmesser von bis zu zehn<br />
Zentimeter. Erst eine Berührung oder andere<br />
Störung löst eine Biolumineszenz-<br />
Reaktion aus, die am Glockenrand des<br />
Quallenkörpers in eine grünliche Fluoreszenz-Strahlung<br />
umgewandelt wird.<br />
schen in der biomedizinischen Forschung für die<br />
Markierung von Zellen eine wichtige Rolle spielt.<br />
Welche Lebewesen können leuchten?<br />
Die Fähigkeit zur Biolumineszenz hat sich im Lauf der<br />
Evolution mehrmals entwickelt. Von Einzellern bis zu<br />
Fischen gibt es in allen Tiergruppen Licht erzeugende<br />
Arten. Bei auf dem Land lebenden Wirbeltieren und den<br />
höheren Pflanzen kommt die Biolumineszenz gar nicht vor.<br />
Einige Pilzarten wie der Hallimasch wiederum können<br />
leuchten und locken dadurch Insekten zur Verbreitung der<br />
Sporen an. Die Licht erzeugende Reaktion diente ursprünglich<br />
wohl nur dazu, aggressive Sauerstoffverbindungen<br />
unschädlich zu machen. Erst später könnten dann neben<br />
einigen Insekten vor allem Meeresorganismen wie<br />
Bakterien, Algen, Quallen, Schnecken, Muscheln, Krebse,<br />
Würmer, Tintenfische und Fische diese Fähigkeit auf unterschiedliche<br />
Weise zu ihrem Vorteil genutzt haben.
Biolumineszenz: Wenn Lebewesen leuchten INNOVATION<br />
Die Wachsrose Anemonia sulcata gehört zu den Korallentieren von<br />
Mittelmeer und Atlantik. Sie ist nicht nur zur Biolumineszenz fähig, sondern<br />
hat auch fluoreszierende Proteine.<br />
Aber nicht jedes biolumineszente Tier leuchtet selbst.<br />
Einige Tiefseefische und Tintenfische setzen dazu<br />
Leuchtbakterien ein. So tragen weibliche Anglerfische ein<br />
Leuchtorgan als Köder an der Angel über dem Maul. Die<br />
darin wachsenden Bakterien schalten alle gleichzeitig ihr<br />
Licht ein, wenn sie eine bestimmte Konzentration erreicht<br />
haben. Frei lebende Leuchtbakterien lassen die Meeresoberfläche<br />
milchig schimmern. Andere Kleinstlebewesen<br />
wie die Dinoflagellaten der Gattung Noctiluca erzeugen das<br />
Meeresleuchten. Diese einzelligen Algen werden durch<br />
mechanische Reize wie Wasserströmungen zum Leuchten<br />
angeregt. Tiere dagegen kontrollieren die Biolumineszenz<br />
über Nervensignale und leuchten entweder kontinuierlich<br />
oder erzeugen Lichtblitze, die zwischen 0,1 und 10<br />
Sekunden andauern.<br />
Warum leuchten sie?<br />
Die Frage nach dem Zweck des Leuchtens ist in einigen<br />
Fällen leicht zu beantworten. Erwachsene Glühwürmchen<br />
nutzen es zur Kommunikation bei der Partnersuche, und<br />
Anglerfische locken damit Beute an. Aber im Meer kann<br />
Licht auch die Funktion haben, abzuschrecken oder sich zu<br />
tarnen. So lassen Ruderfußkrebse, die den größten Teil des<br />
tierischen Planktons ausmachen, die Biolumineszenz<br />
außerhalb des Körpers ablaufen, indem sie bei Gefahr<br />
durch spezielle Drüsen leuchtende Wolken ausstoßen. Das<br />
blendet den Angreifer und ermöglicht die Flucht in die<br />
Dunkelheit. So wie Eidechsen ihren Schwanz abwerfen,<br />
können Haarsterne oder Quallen leuchtende Körperteile<br />
abstoßen, um Feinde zu verwirren. Paradoxerweise kann<br />
eine blinkende Körperbeleuchtung auch zur Tarnung dienen.<br />
Die dunkle Unterseite ist nämlich von unten betrachtet<br />
gegen die helle Wasseroberfläche gut sichtbar. Daher lösen<br />
manche Tiere ihre Silhouette durch zahlreiche Leuchtpunkte<br />
auf der unteren Körperseite auf. In vielen Fällen ist<br />
der Zweck des Leuchtens allerdings noch ungeklärt. Selbst<br />
bei den bereits gut untersuchten Glühwürmchen gibt es<br />
dazu noch offene Fragen.<br />
Der Hallimasch wächst in Büscheln auf Baumstümpfen und totem<br />
Holz. Nur bei völliger Dunkelheit ist die Biolumineszenz seiner<br />
Pilzhyphen sichtbar.<br />
<strong>explore</strong>: INFOBOX<br />
„Glühwürmchen, Glühwürmchen, schimmre…“<br />
Unsere einheimischen Glühwürmchen, offiziell Leuchtkäfer genannt,<br />
leuchten bereits, bevor sie aus dem Ei schlüpfen. Auch wenn dann die<br />
Larven auf Schneckenjagd gehen, leuchten sie schwach. Warum weiß<br />
man nicht. Als Taschenlampe dürfte das Leuchtorgan, weil es sich wie<br />
beim voll entwickelten Leuchtkäfer auf der Unterseite des Hinterleibs<br />
befindet, wenig nützlich sein. Nach mehreren Häutungen verwandeln<br />
sich die Larven über das Puppenstadium in Leuchtkäfer, die keine<br />
Nahrung mehr aufnehmen. Die Bezeichnung „Würmchen“ bezieht sich<br />
übrigens auf das Aussehen der flügellosen oder stummelflügeligen<br />
Weibchen. Diese haben die Leuchtorgane der Larven nicht übernommen,<br />
sondern neue gebildet. Sie bestehen aus einer mittleren Schicht<br />
von Leuchtzellen, in denen das Licht erzeugt wird, einer äußeren durchsichtigen<br />
Haut, durch die das Licht austreten kann und aus einer inneren<br />
Zellschicht, voll gepackt mit Salzkristallen, die das Licht nach außen<br />
reflektieren. In den Sommernächten schaltet das Weibchen bis zu drei<br />
Stunden lang ihre Lampen ein. Es entsteht ein kontinuierlich leuchtendes<br />
Lichtmuster aus Balken und Flecken, das die umher fliegenden<br />
Männchen anlockt. Amerikanische Leuchtkäfer hingegen erkennen sich<br />
an Blinkzeichen, deren Rhythmus von Art zu Art unterschiedlich ist. Das<br />
tägliche Einschalten des Leuchtorgans nach Einbruch der Dunkelheit<br />
steuert in jedem Fall eine innere Uhr.<br />
In Deutschland gibt es drei Arten von Leuchtkäfern<br />
Der einzige Leuchtkäfer, der bei uns gleichzeitig leuchtet und fliegt, ist<br />
das Männchen des Lamprohiza splendidula (Kleiner Leuchtkäfer, Gemeines<br />
Glühwürmchen oder Johanniswürmchen). Alle weiblichen<br />
Leuchtkäfer sind flugunfähig. Beim Lampyris noctiluca (Großer Leuchtkäfer)<br />
zeigten nur die Weibchen ein deutlich erkennbares Leuchten.<br />
Für den kleinsten Vertreter, Phosphaenus hemipterus (Kurzflügel-<br />
Leuchtkäfer), hat das schwache Glühen des Weibchens keine ersichtliche<br />
Funktion mehr: Das ebenfalls flugunfähige Männchen macht sich bei<br />
Tageslicht auf die Partnersuche.<br />
LINKS:<br />
Über Biolumineszenz: http://de.wikipedia.org/wiki/Biolumineszenz<br />
Bilder von leuchtenden Tiefseeorganismen:<br />
www.lifesci.ucsb.edu/~biolum<br />
Infos über Leuchtkäfer: www.chemie.uni-jena.de/<br />
institute/oc/weiss/gloworm.htm, www.lampyridae.de.vu,<br />
www.gluehwuermchen.ch<br />
<strong>explore</strong>: 4/2006 - 29
30 - <strong>explore</strong>: 4/2006<br />
INNOVATION Chemilumineszenz – kaltes Licht aus chemischen Reaktionen<br />
Chemilumineszenz –<br />
kaltes Licht aus chemischen Reaktionen<br />
Von Dr. Klaus-D. Röker<br />
Eine laue Sommernacht: Das Programm des Open-Air-Konzerts ist inzwischen bei sentimen-<br />
talen Balladen angekommen. Tausende von Feuerzeugen werden zum Takt der Musik<br />
geschwenkt. Aber nicht nur Feuerzeuge, einige Besucher haben Plastik-Leuchtstäbe in der<br />
Hand. Das sanfte Licht passt sicherlich gut zur Stimmung der Veranstaltung und fördert die<br />
Emotionen. Für Raucher unter den Zuschauern stellen die Leuchtstäbe allerdings keinen ganz<br />
vollwertigen Ersatz für die Feuerzeuge dar: Zum Anzünden der Zigaretten taugen diese<br />
Leuchtstäbe nicht – sie emittieren kaltes Licht.
Chemilumineszenz – kaltes Licht aus chemischen Reaktionen INNOVATION<br />
Licht und Wärme sind in unserer<br />
Erfahrungswelt eng miteinander verbunden.<br />
Die Sonne, glühende Metalle,<br />
auch unsere Glühlampen strahlen<br />
Wärme und Licht aus. Es gelten hier<br />
die Strahlungsgesetze. Der Leuchtstab<br />
dagegen bezieht seine Leuchtenergie<br />
aus einer chemischen Reaktion,<br />
die bei der Umgebungstemperatur<br />
abläuft: Dieser Prozess wird<br />
allgemein als Chemilumineszenz oder<br />
Chemolumineszenz bezeichnet.<br />
Römpp´s Chemielexikon definiert<br />
Chemilumineszenz als die mit chemischen<br />
Reaktionen verbundene<br />
Lumineszenz, also die Aussendung<br />
von sichtbarem oder ultraviolettem,<br />
gegebenenfalls auch infrarotem Licht<br />
unterhalb der Glühtemperatur der<br />
beteiligten Substanzen.<br />
Die in der belebten Natur bei Insekten<br />
und Meeresorganismen anzutreffende<br />
Biolumineszenz stellt einen Sonderfall<br />
der Chemilumineszenz dar (siehe<br />
„Biolumineszenz: Wenn Lebewesen<br />
leuchten“ in diesem Heft).<br />
Chemilumineszenz<br />
1669 hatte der Hamburger Alchemist<br />
Henning Brandt bei seinen Versuchen,<br />
den Stein der Weisen herzustellen, aus<br />
menschlichem Urin eine geheimnisvolle,<br />
weißliche Substanz erhalten, die im<br />
Dunkeln leuchtete. Er hatte bei seinen<br />
Experimenten Phosphor [von ϕωζ−<br />
ϕροζ (griech.: lichttragend)] hergestellt.<br />
Das faszinierende Leuchten, die<br />
Chemilumineszenz, war seinerzeit eine<br />
echte Alchemistenkuriosität, die zum<br />
Beispiel auch den berühmten Leibniz<br />
im höchsten Maße interessierte.<br />
Das eigentlich gar nicht so seltene<br />
Phänomen der Chemilumineszenz bei<br />
chemischen Reaktionen war bis zu<br />
diesem Zeitpunkt der Aufmerksamkeit<br />
Fachbegriffe der medizinischen Diagnostik<br />
der Naturforscher entgangen. Dieses<br />
ist auch nicht verwunderlich: Bei vielen<br />
Umsetzungen sind die Lichtausbeuten<br />
sehr gering und liegen erheblich niedriger<br />
als bei den biologischen Systemen.<br />
Leuchtphänomene werden<br />
daher mit bloßem Auge kaum wahrgenommen<br />
und bedürfen zum Nachweis<br />
geeigneter Detektion.<br />
Einige Reaktionen zeigen allerdings<br />
bemerkenswerte Lichtausbeuten:<br />
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1928 wurde erstmals das intensive,<br />
strahlende Leuchten bei der alkalischen<br />
Oxidation des Luminols beschrieben.<br />
Eine große Anzahl von<br />
Metallverbindungen, wie beispielsweise<br />
der im Blut enthaltene Eisen-<br />
komplex, katalysieren die Reaktion.<br />
Die Umsetzung führt zu einem elektronisch<br />
angeregten Reaktionsprodukt,<br />
dem 3-Amino-Phthalsäure-Dianion,<br />
dieses geht unter Lichtemission in den<br />
Grundzustand über.<br />
In der forensischen Chemie (Gerichts-<br />
Chemie) wird die Luminol-Reaktion<br />
zum Nachweis von Blut verwendet.<br />
Leuchtstäbe, die auf Chemilumineszenz<br />
basieren, dienen nicht nur als<br />
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Bei den Knickleuchtstäben wird eine im Reaktionsgemisch gelöste Komponente, der Fluorophor, zum<br />
Leuchten angeregt. Die Farbe des Lichts hängt von der chemischen Struktur des Fluorophors ab.<br />
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Stimmungsbeleuchtung, sondern werden<br />
als von jeglicher Elektrizitätsquelle<br />
unabhängige Notbeleuchtung eingesetzt.<br />
Die transparenten, verformbaren<br />
Kunststoffhüllen der so genannten<br />
Leuchtstäbe oder Knicklichter enthal-<br />
Antigen Stoff, der die Bildung von Antikörpern im Organismus bewirkt.<br />
Antikörper Körpereigenes Protein, welches in einer Immunreaktion spezifisch an das Antigen bindet.<br />
Enzym Protein, das eine chemische Reaktion katalysiert.<br />
Biochemische Reaktionen laufen mithilfe von Enzymen ab.<br />
Immunoassay Gruppe von Nachweismethoden in der Bioanalytik, die auf der Grundlage der spezifischen Bindung von<br />
Antikörpern und Antigenen beruhen.<br />
Peroxidasen Gruppe von Enzymen, die eine Oxidation katalysieren, enthalten häufig Eisen, Proteine, Eiweißkörper, aufgebaut aus<br />
Aminosäuren.<br />
<strong>explore</strong>: 4/2006 - 31
ten als chemische Komponenten<br />
einen in einem Lösungsmittel gelösten<br />
Oxalsäureester sowie eine fluoreszenzfähige<br />
chemische Verbindung. In<br />
der Röhre befindet sich weiterhin ein<br />
Glasröhrchen mit dem Oxidationsmittel<br />
Wasserstoffperoxid. Wenn dieses<br />
Röhrchen durch Knicken des<br />
Kunststoffrohrs zerbrochen wird, reagieren<br />
die Komponenten miteinander.<br />
Durch die chemische Reaktion wird ein<br />
Reaktionsprodukt im elektronisch<br />
angeregten Zustand erzeugt. Die<br />
elektronische Energie wird auf die fluoreszenzfähige<br />
Komponente übertragen.<br />
Diese gibt die Energie in Form<br />
von sichtbarem Licht ab. Die fluoreszenzfähige<br />
Verbindung kann variiert<br />
werden, die Farbe des emittierten<br />
Lichts ist somit nahezu frei wählbar.<br />
Die Stäbe haben, allerdings mit abnehmender<br />
Intensität über die Zeit, eine<br />
Leuchtdauer von 8 bis zu 24 Stunden.<br />
Anwendungen<br />
Romantisch leuchtende Dekorationsartikel<br />
wie die eingangs erwähnten<br />
Leuchtstäbe haben ihre Szene und<br />
ihren Markt gefunden. In Überlebens-<br />
Kits findet man die Knicklichter als<br />
Not- und Signalbeleuchtung. Ganz<br />
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32 - <strong>explore</strong>: 4/2006<br />
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INNOVATION Chemilumineszenz – kaltes Licht aus chemischen Reaktionen<br />
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besondere Bedeutung hat die Detektion<br />
chemilumineszenter Reaktionen in<br />
der Analytik erreicht: Mithilfe moderner<br />
Technik lassen sich sehr schwache<br />
Lichtemissionen und damit extrem<br />
geringe Stoffmengen präzise bestimmen.<br />
Von der Vielzahl der wichtigen<br />
Anwendungen seien nur zwei Verfahren<br />
exemplarisch angesprochen.<br />
Bei der quantitativen Bestimmung von<br />
Stickoxiden in Luft oder Abgasen beispielsweise<br />
von Verbrennungsmotoren<br />
hat sich ein Verfahren etabliert, das die<br />
von Chemilumineszenz begleitete<br />
Reaktion von Stickstoff-Monoxid [NO]<br />
mit Ozon [O 3] zu Stickstoffdioxid [NO 2]<br />
benutzt:<br />
NO+O 3<br />
NO 2+O 2+Licht<br />
Hohe Bedeutung hat Chemilumineszenz<br />
im Bereich der medizinischen<br />
Diagnostik: Zum Nachweis von<br />
physiologisch wirksamen Substanzen<br />
in Körperflüssigkeiten werden immunologische<br />
Nachweisverfahren verwendet,<br />
so genannte Immunoassays.<br />
Hierbei können extrem geringe Konzentrationen<br />
zum Beispiel von Antikörpern<br />
im Blut nachgewiesen wer-<br />
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Die Luminol-Reaktion gehört zu den Kabinettstücken der Chemie-Experimentalvorlesungen.<br />
den. Das Verfahren beruht auf der spezifischen<br />
Bindung von Antigen und<br />
Antikörper. Die Detektion des Antigen/Antikörper-Reaktionsprodukts<br />
wird möglich, wenn man Antigen oder<br />
Antikörper zuvor in geeigneter Weise<br />
mit einem Enzym markiert, welches<br />
einer qualitativen und quantitativen<br />
Bestimmung zugänglich ist. Hierbei<br />
haben sich unter anderem Chemilumineszenz-Immunoassays<br />
besonders<br />
bewährt: Ein die Chemilumineszenzreaktion<br />
katalysierendes Enzym<br />
(Peroxidase) wird dabei, entsprechend<br />
dem jeweiligem Verfahren, an Antigen<br />
oder Antikörper gekoppelt. Der Antikörper/Antigen-Komplex<br />
wird nach geeigneter<br />
Isolierung mit einer Luminol/Wasserstoffperoxid-Lösung<br />
in Kontakt<br />
gebracht. Ist die gesuchte Substanz<br />
vorhanden, wird Licht emittiert.<br />
Die Anwendung der Chemilumineszenz<br />
hat wesentlich zum Fortschritt<br />
der Analysetechnik beigetragen:<br />
Darüber hinaus aber hat das „kalte“<br />
Licht nichts an seiner Faszination verloren.<br />
Die Luminol-Reaktion gehört<br />
nach wie vor zu den Glanzlichtern der<br />
Demonstrationsversuche an Schule<br />
und Hochschule.<br />
<strong>explore</strong>: INFOBOX<br />
LINKS:<br />
Chemilumineszenz mit Experimenten:<br />
www.uni-bayreuth.de/departments/<br />
didaktikchemie/umat/chemolumineszenz/<br />
chemolum.htm<br />
Überblick über Chemilumineszenz und<br />
Biolumineszenz:<br />
www2.uni-jena.de/chemie/institute/<br />
oc/weiss/lumineszenz.htm<br />
The Chemiluminescence Homepage:<br />
www.shsu.edu/~chm_tgc/<br />
chemilumdir/chemiluminescence2.html<br />
Allgemeine Informationen zu Lumineszenz,<br />
Antigen, Antikörper, Immunoassay etc.:<br />
http://de.wikipedia.org
Das sensible Glas INNOVATION<br />
Das sensible Glas<br />
Von Hertha Kerz<br />
Phototropes Glas passt sich den Lichtverhältnissen an, indem es sich bei zunehmender Helligkeit<br />
verdunkelt und bei abnehmender Helligkeit wieder aufhellt.<br />
Phototrope Gläser verdunkeln oder hellen sich je nach Strahlungsintensität selbstständig auf, damit man immer den Durchblick behält.<br />
Mineralische phototrope Gläser bestehen aus chemikalienund<br />
temperaturbeständigem Borosilikatglas, dem bei der<br />
Schmelze Silberverbindungen, so genannte Silberhalogenide,<br />
als phototrope Substanz zugegeben werden.<br />
Durch einen weiteren Tempervorgang bei 600 Grad Celsius<br />
entsteht die phototrope Eigenschaft. Dauer und Temperatur<br />
der Wärmebehandlung legen die Reaktionsgeschwindigkeit<br />
und den Grad der Eindunkelung des Glases fest.<br />
Völlige Verdunklung der Gläser<br />
tritt bei hoher Strahlenintensität<br />
ein. Die Farbvariationen der<br />
phototropen Gläser reichen wie<br />
bei herkömmlichen Sonnenbrillen<br />
von Braun über Grau<br />
und Grün bis zu Schwarz.<br />
Bei geringer Strahlung verdunkeln<br />
sich phototrope Gläser nur<br />
gering und passen sich den<br />
Lichtverhältnissen<br />
gebung an.<br />
der Um-<br />
Fehlt die direkte Sonnenlichteinstrahlung,<br />
dann erscheinen<br />
phototrope Gläser<br />
wie durchsichtige Brillengläser.<br />
Organische phototrope Gläser bestehen aus speziellem<br />
Kunststoff. Unter seiner Oberfläche werden bei der<br />
Photochromisation Millionen von Indolino-Spironaphthoxazinen<br />
eingelagert. Wenn diese Moleküle von UV- oder<br />
kurzwelligem blauem Licht getroffen werden, ändert sich<br />
ihre chemische Struktur. Blütenkelchen gleich, öffnen sie<br />
sich und färben das Glas ein. Lässt die Strahlungsintensität<br />
nach, klappen sie wieder zu und das Glas hellt sich auf.<br />
<strong>explore</strong>: INFOBOX<br />
LINKS:<br />
www.tk-online.de/centaurus/generator/tk-online.de/<br />
05__gute__besserung/050__behandeln/09__weitere__behandlungen/<br />
02__augenglaeser/augenglaeser.html<br />
www.perret-optic.ch/Soleil_ozone_yeux/soleil_ozone_yeux_d_3.htm<br />
www.zeiss.de/4125680F0055C122/EmbedTitelIntern/<br />
Kap_E/$File/KAP_E.pdf<br />
BUCHTIPPS:<br />
„Optik und Technik der Brille“ von Heinz Diepes und Ralf Blendowske,<br />
Heidelberg, 2002, ISBN 3922269613, 34,50 Euro<br />
„Lexikon der Optik“ von Harry Paul, 2003, ISBN 3827414229, 49 Euro<br />
„Das Brillen-Buch – Sehen und gesehen werden“ von Beate Ludwig<br />
und Henry Walter; Hamburg, 2000, ISBN 3203840251, 16,90 Euro<br />
<strong>explore</strong>: 4/2006 - 33
34 - <strong>explore</strong>: 4/2006<br />
TECHNIK Intelligente Fenster – komfortable Verdunkelung auf Knopfdruck<br />
Intelligente Fenster – komfortable<br />
Verdunkelung auf Knopfdruck<br />
Von Almut Bruschke-Reimer<br />
So sehr wir die Sonne auch sonst genießen: Sitzt man<br />
hinter Glasscheiben, werden grelles Licht und Hitze<br />
schnell zur Qual. Jalousien und Rollläden sind zwar<br />
eine Lösung, doch sie versperren die Sicht nach draußen<br />
und machen meist sogar den Griff zum<br />
Lichtschalter nötig. Dabei ließe sich durch konsequente<br />
Nutzung von Tageslicht anstelle elektrischer<br />
Beleuchtung in Gebäuden viel Energie sparen.<br />
Wissenschaftler forschen deshalb seit Jahren nach<br />
Alternativen. Ihre Vision: Intelligente Verglasungen, die<br />
den Lichtfluss ganz automatisch ans Wetter anpassen.<br />
Am Fraunhofer Institut für Solare Energiesysteme (ISE) in<br />
Freiburg arbeiten Forscher gleich an vier unterschiedlichen<br />
Möglichkeiten, Verglasungen abzudunkeln. „Wir experimentieren<br />
mit so genannten gaschromen, elektrochromen,<br />
photoelektrochromen und photochromen Gläsern“, berichtet<br />
Andreas Georg vom ISE-Marktbereich Fassaden und<br />
Fenster. Die Vielfalt ist sinnvoll, denn je nach Anwendungsbereich<br />
ist eine andere Methode besser geeignet.<br />
Das linke Foto zeigt thermotrope Verglasung einsetzender Schaltung, das Glas verdunkelt sich langsam.<br />
Den vollständig geschalteten Zustand sieht man rechts. Die Besonderheit ist, dass sich die Verglasung<br />
nur im direkt bestrahlten Bereich einschaltet.<br />
Gas färbt Fenster blau<br />
„Die gaschrome Variante hat ihre Stärken beispielsweise bei<br />
großflächigen Anwendungen wie Fassaden, da der<br />
Schichtaufbau sehr einfach ist“, erzählt Georg. Für den<br />
Verdunkelungseffekt überziehen Forscher die Innenseiten<br />
der Scheiben mit transparentem Wolframoxid. Beim<br />
Einleiten von geringen Mengen Wasserstoff in den<br />
Scheibenzwischenraum färbt sich dieser Überzug blau und<br />
sperrt 85 Prozent des Sonnenlichts aus. Die Durchsicht<br />
bleibt jedoch erhalten. Ist wieder Helligkeit erwünscht, wird<br />
auf Knopfdruck einfach Sauerstoff zugeführt, und die blaue<br />
Farbe verflüchtigt sich. Das ganze geschieht in einem<br />
geschlossenen Gaskreislauf mithilfe eines kleinen Elektrolyseurs,<br />
der unsichtbar in der Fensterbrüstung der Fassade<br />
versteckt ist. Gaschrome Fenster haben die Wissenschaftler<br />
bereits im eigenen Institutsgebäude in Betrieb.<br />
Für kleinere Flächen wie abblendbare Innenspiegel nutzen<br />
Autofirmen schon heute mit Strom geschaltete elektrochrome<br />
Systeme. Für größere Anwendungen im Fahrzeug wie<br />
zum Beispiel Sonnendächer sind dagegen eher photoelektrochrome<br />
Gläser interessant.<br />
Sie reagieren nach dem<br />
Einschalten sensibel auf Licht.<br />
„Elektrochrome Systeme, die mit<br />
Spannung arbeiten, könnten bei<br />
längerem Stillstand des Fahrzeugs<br />
die Batterie überstrapazieren“,<br />
sagt Georg. Bei photoelektrochromen<br />
Autogläsern hingegen liefert<br />
die Sonne die Energie fürs<br />
Verfärben selbst.<br />
Photochrome Scheiben funktionieren<br />
ähnlich, jedoch völlig autonom,<br />
und sind für Sonnenbrillen im<br />
Gebrauch. Da sie bei starker<br />
Einstrahlung aber auch in der kalten<br />
Jahrzeit dunkel werden, wenn<br />
solare Wärme höchst erwünscht<br />
ist, sind sie für Gebäude nicht die<br />
erste Wahl. Im Vorteil sind hier<br />
wiederum thermotrope Schreiben,<br />
die das Fraunhofer Institut für<br />
Bauphysik (IBP) in Stuttgart ent-
Intelligente Fenster – komfortable Verdunkelung auf Knopfdruck TECHNIK<br />
wickelt hat. Sie trüben sich nur bei Hitze ein. Da sie dann<br />
nicht mehr durchsichtig sind, eigenen sie sich besonders<br />
gut für Oberlichter oder als transluzente Wärmedämmung.<br />
Markteinführung noch ungewiss<br />
Trotz großer Fortschritte in der Forschung: Noch ist nicht<br />
klar, wann die innovativen Verglasungen einmal großflächig<br />
zum Einsatz kommen werden. Mehrere Firmen, die in den<br />
vergangenen Jahren Pilotversuche gestartet hatten, haben<br />
<strong>explore</strong>: INFOBOX<br />
Schalt- und regelbare Glassysteme<br />
„Symbole. Botschaften für Eingeweihte“<br />
<strong>explore</strong>: NACHTRAG zu Heft 2/2006<br />
Elektrochrom<br />
Meissener Marken<br />
Die Scheiben wechseln durch elektrischen Strom die Farbe.<br />
Als Johann Friedrich Böttger am 28. März 1709 in einem „Memorial“<br />
Gaschrom<br />
seinem König und Kurfürsten meldete, das Porzellan erfunden zu<br />
Das Glas verfärbt sich durch Kontakt mit einem Gas im<br />
haben, wurde damit ein Grundstein für die weltweite Berühmtheit des<br />
Scheibenzwischenraum.<br />
Meissener Porzellans, aber auch für die nicht minder bekannten<br />
Photochrom<br />
Unter Lichteinfluss entsteht eine graue oder braune Einfärbung.<br />
Meissener Marken gelegt.<br />
Photoelektrochrom<br />
Der Steinbrücksche Vorschlag vom 8. November 1722, für Meissener<br />
Photochrome Verglasungen mit blauer Einfärbung und Steuerung<br />
Porzellane „... ein Stückgen aus dem Chur. sächs. Wapen, als etwa<br />
über einen Schalter.<br />
die Chur-Schwerdter ...“ zu nutzen, stellte dabei nur einen vorläufigen<br />
Thermochrom und thermotrop<br />
Höhepunkt in der Markenentwicklung der Manufaktur dar. Mit den<br />
Temperaturabhängige Scheiben, die sich von transparent nach<br />
„Gekreutzen Schwertern“ trat eine Marke den Siegeszug um die Welt<br />
opak eintrüben.<br />
Sonnenbrille für das Flugzeug<br />
an, die noch heute, in Bezug auf ihre historische Entwicklung und<br />
Bekanntheit, ihresgleichen sucht.<br />
Intelligente Fenster haben auch über den Wolken beste Aussichten: Als Das traditionsreichste sächsische Unternehmen, die „Mutter“ der<br />
weltweit erstes Verkehrsflugzeug soll die neue Boeing 787 mit elektro- europäischen Porzellan-Manufakturen, begann bereits kurz nach seinisch<br />
abdunkelbaren Fensterscheiben ausgestattet sein. Die innovatiner Gründung 1710 mit der Einführung und Benutzung von Marken.<br />
ven Gläser werden es Passagieren ermöglichen, ihre Fenster selbst- Damit ist es der älteste bis heute ununterbrochen produzierte<br />
ständig einzustellen.<br />
Markenartikelhersteller.<br />
Impressum:<br />
<strong>explore</strong>:<br />
Kundenmagazin der<br />
TÜV NORD Gruppe<br />
Verlag und Herausgeber:<br />
TÜV NORD AG,<br />
Am TÜV 1, 30519 Hannover<br />
www.tuev-nord.de/<strong>explore</strong><br />
<strong>explore</strong>@tuev-nord.de<br />
Erscheinungsweise:<br />
viermal jährlich<br />
Redaktion:<br />
TÜV NORD AG<br />
Konzern-Kommunikation<br />
Jochen May (V.i.S.d.P.); Tim Kreitlow<br />
Konzeption und Gestaltung:<br />
TÜV NORD Gruppe, 30519 Hannover<br />
Gestaltung:<br />
MPR Dr. Muth Public Relations GmbH,<br />
20354 Hamburg<br />
Satz, Lithographie & Druck:<br />
diaprint KG, 30952 Ronnenberg-Empelde<br />
Wissenschaftlicher Beirat:<br />
Prof. Dr.-Ing. E.h. Dr. h.c. Eike Lehmann<br />
Prof. Dr. Günter Maaß<br />
Prof. Dr. Friedhelm Noack<br />
Fotos:<br />
CINETEXT Bild & Textarchiv GmbH (S. 2, 14)<br />
Corbis (Titel, S. 17, 36, 40)<br />
erdkunde-wissen.de (S. 4)<br />
European Space Agency (S. 5)<br />
Falcom Media Group AG (S. 2, 18)<br />
getty-images (S. 3, 27, 30, 38)<br />
diese wegen technischer oder geschäftlicher Probleme<br />
inzwischen wieder eingestellt. Auch wenn einzelne Systeme<br />
schon im Gebrauch sind, muss es zuerst gelingen, sie noch<br />
kostengünstiger und stabiler herzustellen. Zudem müssen<br />
vor allem interessierte Firmenpartner gefunden werden, die<br />
bereit sind, Kapital zu investieren, so die Einschätzung des<br />
Fachinformationszentrums Karlsruhe. Langfristig ist bei<br />
intelligenten Fenstern nach Ansicht des Forschungszentrums<br />
Jülich aber ein Milliardenmarkt zu erwarten.<br />
KGS (Zeiss) (S. 3, 33)<br />
Nicole Heinzel (S. 2, 8, 31, 32)<br />
Picture Aliance (S. 2, 10, 11, 28, 29)<br />
Rodenstock (S. 33)<br />
Tobias Thies (S. 2, 4, 5, 7, 37)<br />
TÜV NORD Gruppe (S. 2, 3, 19, 20, 21,<br />
22, 23, 24, 25, 26)<br />
TU München, Fakultät für Architektur, Lehrstuhl<br />
für Bioklimatik und Haustechnik (S. 34)<br />
Dr. Heiner Wolfes (S. 12, 13, 16)<br />
www.vollspektrum-licht.ch (S. 6)<br />
Nachdruck, auch auszugsweise, nur<br />
mit schriftlicher Genehmigung des<br />
Herausgebers.<br />
Leserbriefe sind herzlich willkommen.<br />
<strong>explore</strong>: 4/2006 - 35
Wie kommen die<br />
Daten auf die CD?<br />
Von Jan Oliver Löfken<br />
36 - <strong>explore</strong>: 4/2006<br />
TECHNIK Wie kommen die Daten auf die CD?<br />
Ohne Laserlicht kann eine CD oder DVD weder beschrieben noch gelesen wer-<br />
den. <strong>explore</strong>: erklärt, wie es funktioniert, und was in Zukunft noch auf den<br />
Verbraucher zukommt.<br />
Immer kleiner werden die Datenpunkte auf<br />
den silbrig schimmerndern Datenscheiben<br />
und erhöhen so die Speicherkapazität von<br />
etwa 700 Megabytes bei einer CD heute<br />
auf knapp 50.000 Megabytes bei doppelseitigen<br />
DVDs des BluRay-Standards.<br />
Rasante Entwicklung<br />
200 bis 500 Mal pro Minute dreht sich<br />
die schillernde Scheibe im CD-Player.<br />
Ein roter Laserstrahl tastet dabei die<br />
Datenspur auf Erhebungen und<br />
Senken ab. Diese entsprechen jeweils<br />
den digitalen Werten „1“ und „0“. Wie<br />
eine Spirale reihen sich die einzelnen<br />
Datenpunkte auf eine Gesamtlänge<br />
von gut neun Kilometern aneinander.<br />
700 Megabytes Daten oder 80 Minuten<br />
Musik in hoher digitaler Qualität lassen<br />
sich so auf einfachen CDs speichern<br />
und auslesen.
Wie kommen die Daten auf die CD? TECHNIK<br />
Datenpunkte: Gepresst<br />
oder eingebrannt<br />
Anfang der 1980er-Jahre läutete diese<br />
Entwicklung der Elektronikkonzerne<br />
Sony und Philips das Ende der<br />
Vinylplatte ein. Und die Entwicklung<br />
schreitet mit großen Schritten voran.<br />
Längst erreicht die DVD (Digital<br />
Versatile Disc) ebenfalls mit roten<br />
Lasern mit einem Speichervolumen<br />
von 4.700 Megabytes höhere Verkaufszahlen<br />
als die CD und bietet<br />
ganze Spielfilme in gestochen scharfen<br />
Bildern. Kaum hat die DVD die<br />
Marktführerschaft für diese Speicherscheiben<br />
erlangt, drängt bereits die<br />
nächste Generation dieser optischen<br />
Datenträger in den Markt. Unter den<br />
Produktnamen BluRay und HD-DVD<br />
(High Definition Digital Versatile Disc)<br />
merken sie sich auf zwei beschreibbaren<br />
Seiten bis zu 50.000 Megabytes<br />
(siehe auch <strong>explore</strong>: 4/2005 „Gleißendes<br />
Licht statt elektrischer Ladung“).<br />
Ob CD oder BluRay, all diese Scheiben<br />
sind ähnlich aufgebaut und funktionieren<br />
im Grunde nach dem gleichen<br />
Prinzip. Hauptsächlich bestehen die<br />
etwa einen Millimeter dünnen Datenträger<br />
aus dem durchsichtigen Kunststoff<br />
Polycarbonat. Darauf folgt eine<br />
etwa 100 Millionstel Millimeter dicke,<br />
reflektierende Schicht, aus der die einzelnen<br />
Datenpunkte, so genannte Pits,<br />
ausgelesen werden. Bei nicht wieder<br />
beschreibbaren DVDs und CDs pressen<br />
die Hersteller die Datenpunkte<br />
bereits dauerhaft in die Oberfläche des<br />
Polycarbonat-Trägers. Wiederbeschreibbare<br />
Datenträger verfügen<br />
dagegen über eine spezielle Aufzeichnungsschicht.<br />
Dazu dient eine<br />
Legierung aus den Metallen Silber,<br />
Indium, Antimon und Tellurium. Mit<br />
intensivem Laserlicht lassen sich hier<br />
Daten „einbrennen“, wie es im Volksmund<br />
heißt. Dabei heizt der Laser das<br />
Material für winzige Bruchteile einer<br />
Sekunde auf bis zu 700 Grad Celsius<br />
auf. Das Speichermaterial ändert dabei<br />
seine Phase, es wechselt von einer<br />
polykristallinen Struktur in eine ungeordnet<br />
amorphe.<br />
Lesen mit reflektiertem Laserlicht<br />
Diese beiden Zustände unterscheiden<br />
sich grundlegend in ihrem Reflexionsverhalten,<br />
der Grundlage für das<br />
Durch ihren kleineren Fokuspunkt können blaue Laser kleinere Strukturen und somit mehr Daten<br />
ertasten. Von der CD zur DVD: Schrumpfende Pits für mehr Daten.<br />
Auslesen von Daten; denn ganz gleich<br />
ob dauerhaft eingeprägt oder reversibel<br />
eingebrannt, für den Leseprozess<br />
ist das Reflexionsvermögen von zentraler<br />
Bedeutung. In beiden Fällen<br />
tastet der Lesestrahl über die Erhebungen<br />
und Senken einer gepressten<br />
CD oder über die fein strukturierte<br />
Aufreihung von polykristallinen und<br />
amorphen Bereichen in der Aufzeichnungsschicht.<br />
Ein digitaler Datenpunkt<br />
wird dann als solcher erkannt,<br />
wenn sich die Reflexion des Laserlichts<br />
ändert. Eine empfindliche Fotodiode<br />
fängt die sich so rasch ändernden,<br />
zurückgeworfenen Lichtsignale auf und<br />
wandelt diese in einen elektronischen,<br />
digitalen Datensatz um.<br />
10.000 Umdrehungen pro Minute<br />
Für die seit den 1980er-Jahren fast um<br />
die 100fache gesteigerte Kapazität der<br />
glänzenden Scheiben ist die Größe der<br />
einzelnen Datenpunkte verantwortlich.<br />
Dehnte sich ein solcher Pit bei einer CD<br />
noch auf fast einem Millionstel Meter<br />
(Mikrometer, μm) aus, schrumpfte er<br />
bei aktuellen BluRay-Scheiben auf<br />
weniger als die Hälfte. Zugleich konnte<br />
die Spurweite der Pit-Spirale von 1,6<br />
μm auf gut 0,7 μm reduziert werden.<br />
Und mit Rotationsgeschwindigkeiten<br />
von 10.000 Umdrehungen pro Minute<br />
vervielfachte sich die Schreib- und<br />
Lesegeschwindigkeit der Scheiben.<br />
Ultraviolette Laser und Hologramme<br />
Für diese geschrumpften Pits sind rote<br />
Laser jedoch nicht zu gebrauchen. Ihre<br />
Wellenlänge von 780 Nanometern ist<br />
zu groß, um die feinen Strukturen zu<br />
erkennen. Erst mit der Entwicklung von<br />
blau strahlenden Lasern mit einer<br />
Wellenlänge von 405 Nanometern war<br />
dieser Kapazitätssprung möglich.<br />
Trotz dieses Erfolgs ist ein Ende der<br />
Entwicklung noch nicht abzusehen. Mit<br />
weiter geschrumpften Pits haben Entwickler<br />
des japanischen Elektronikkonzerns<br />
Sharp schon eine weitere Verdopplung<br />
der Datendichte auf 100<br />
Gigabytes erreicht, genug für neun<br />
Stunden Video in HDTV-Qualität. Andere<br />
Forscher nutzen statt heute üblichen<br />
zwei Speicherschichten pro<br />
Scheibe sogar vier bis acht davon. Und<br />
erst jüngst bauten Wissenschaftler von<br />
den NTT Basic Research Laboratories<br />
im japanischen Atsugi eine Leuchtdiode<br />
mit der derzeitig kürzesten<br />
Wellenlänge von nur 210 Nanometern.<br />
Entsprechende Laser könnten bald folgen<br />
und mit diesen ultravioletten<br />
Strahlen für das kommende Jahrzehnt<br />
den nächsten Kapazitätssprung auf<br />
mindestens 500.000 Megabytes pro<br />
Scheibe vorbereiten. Parallel arbeiten<br />
Wissenschaftler an mit Lasern in die<br />
Scheiben eingeprägten Minihologrammen,<br />
welche die Pit-Technologie ablösen<br />
könnte. Auch hier lockt ein Vielfaches<br />
an Speicherkapazität bei<br />
schnelleren Zugriffszeiten.<br />
<strong>explore</strong>: INFOBOX<br />
LINKS:<br />
Infodienst rund um CD/DVD:<br />
www.media-infodienst.de/<br />
Das gelüftete DVD-Geheimnis:<br />
www.dvddemystifiziert.de/3.html<br />
HD-DVD-Konsortium: www.hddvdprg.com/<br />
BluRay-Konsortium: www.blu-raydisc.com/<br />
Holographic Versatile Disc-Konsortium:<br />
www.hvd-alliance.org/<br />
<strong>explore</strong>: 4/2006 - 37
38 - <strong>explore</strong>: 4/2006<br />
TECHNIK Unterscheiden wie Tag und Nacht<br />
Unterscheiden<br />
wie Tag und Nacht<br />
Von Dörte Saße<br />
Nachtsicht ist dem menschlichen Auge nicht gegeben, es wird mit fal-<br />
lender Nacht immer blinder. Viele Tiere hingegen haben unterschiedliche<br />
Methoden entwickelt, um auch im Dunkeln „sehen“ zu können – und der<br />
Mensch als Erfinder tut es ihnen mit Technik inzwischen gleich.<br />
Sitzt ein Mensch nachts am Lagerfeuer, sieht er erst einmal<br />
nichts – mit Ausnahme der alles überstrahlenden Flammen,<br />
deren direkter Umgebung, und vielleicht den hellsten Sternen<br />
am Firmament. Nur in einiger Entfernung vom Feuer<br />
gewöhnt sich Auge langsam ans Dunkel und erkennt vielleicht<br />
sogar die Milchstraße. Während die Sterne selbst<br />
leuchten, spiegelt der Mond nur den Schein der Sonne<br />
wider. Und genauso tun es die vielen „leuchtenden“ Augenpaare<br />
im Gebüsch, die den Menschen plötzlich anstarren<br />
und ihn zügig zum Feuer zurücktreiben: Sie reflektieren nur<br />
dessen Licht.<br />
Verantwortlich ist das Tapetum lucidum (auf Deutsch etwa<br />
„lichter Teppich“), eine Membran hinter der Netzhaut, die<br />
wie ein Restlichtverstärker das wenige einfallende Licht<br />
reflektiert. Sie schickt es noch einmal zurück durch die<br />
Netzhaut, so dass die lichtempfindlichen Sinneszellen dort<br />
mindestens die doppelte Lichtmenge auswerten können.<br />
Augen von Katzen und vieler anderer nachtaktiver Tiere<br />
sind auf Helligkeit optimiert, die des Menschen auf Farbe<br />
und Kontrast. Unsere Netzhaut hat viele farbempfindliche<br />
Zapfen, je mehr pro Quadratzentimeter, desto besser lassen<br />
sich farbige Umgebungen im Detail auswerten. Die<br />
Zapfen sind allerdings nicht sehr lichtempfindlich, und das<br />
Farbsehen versagt schon in der Dämmerung – ab dann<br />
sind alle Katzen grau. Die zweite Art der Lichtsinneszellen in<br />
der Netzhaut, die Stäbchen, unterscheiden nur zwischen<br />
hell und dunkel. Sie halten den „Sichtbetrieb“ länger aufrecht,<br />
bis der Mensch in sehr schwachen Lichtverhältnissen<br />
tatsächlich im Dunkeln steht.
Unterscheiden wie Tag und Nacht TECHNIK<br />
Tierische Leistungen<br />
Die Katze hingegen sieht noch ausgezeichnet. Neben dem<br />
Tapetum lucidum hat sie deutlich mehr lichtempfindliche<br />
Stäbchen in ihrer Netzhaut. Und obendrein kann sie ihre Pupille<br />
viel größer und weiter stellen als der Mensch, so dass<br />
größere Lichtmengen bis zur Netzhaut vordringen. Sie ist aktiv,<br />
solange noch schwächster Lichtschein ihr Auge erreicht.<br />
Erst dann schlägt die Stunde der wahren Meister der<br />
Dunkelheit: Fledermäuse arbeiten mit Ultraschall, und der<br />
einzige Höhlen bewohnende Vogel, der südamerikanische<br />
Fettschwalm, verwendet eine hörbare Art des Echolots.<br />
Schlangen und manche Nachtinsekten hingegen nutzen<br />
Wärmestrahlung im Infrarotbereich, das sie mit Spezialorganen<br />
wahrnehmen können. Alle anderen nachtaktiven<br />
oder in ständiger Dunkelheit lebenden Tiere verlassen sich<br />
auf andere Sinnesorgane: auf ihr hochempfindliches Gehör<br />
sowie auf Geruchs- und Tastsinn; denn als Nicht-Jäger<br />
genügt es ihnen, in Deckung zu bleiben und sich langsamer<br />
vorwärtszubewegen.<br />
Der Mensch strebt nach mehr. Und so genügte es nicht, die<br />
Nacht mit Fackeln, Glühlampen und LED zum Tag zu<br />
machen, die Lichtaussendung zu erhöhen. Auch auf der<br />
Empfängerseite, bei der Lichtwahrnehmung, musste<br />
Verbesserung her. So versuchte die Menschheit, alle<br />
Wahrnehmungsmethoden der Natur nachzubauen.<br />
Menschliche Technik<br />
Dem Tapetum lucidum entspricht die Restlichtverstärkung,<br />
die in passiven Nachtsichtgeräten zum Einsatz kommt. Sie<br />
zeigt ein irritierend grünes Bild der Umgebung, ähnlich den<br />
Grautönen, die das Auge sehen könnte, wäre es empfindlicher.<br />
Hoch empfindliche Photozellen intensivieren schwachen<br />
Lichtschein und geben ihn per Bildwandler wieder.<br />
Echte Nachtsichtgeräte für die totale Dunkelheit arbeiten<br />
vor allem mit Infrarotstrahlung: Die aktive Variante enthält<br />
einen Infrarotstrahler, mit dem sie die Umgebung ausleuchtet,<br />
fürs menschliche Auge unsichtbar, und die reflektierten<br />
Strahlen wieder aufnimmt.<br />
Die passive Variante kann nur jene Bereiche ihrer Umgebung<br />
wahrnehmen, die selbst Infrarotstrahlen, also Wärme, senden.<br />
Damit lassen sich also lebende Tiere und Menschen bei<br />
Nacht sehen, ähnlich wie Schlangen ihre Mäusebeute,<br />
solange die Körpertemperatur ungleich der Umgebungstemperatur<br />
ist. Als Thermokamera mit sehr fein abgestufter<br />
Temperaturwahrnehmung kommt das Prinzip auch in<br />
Technik und Medizin zum Einsatz, ob nun Architekten<br />
Kältebrücken in einem Gebäude suchen oder Ärzte berührungslos<br />
einem Fiebernden die Stirn fühlen wollen.<br />
Radar hingegen arbeitet wie Delfin und Fledermaus: Ein<br />
Sendegerät schickt elektromagnetische Wellen in die<br />
Umgebung, und ein Empfangsgerät registriert Richtung und<br />
Intensität der zurückkommenden Welle. So kann man<br />
erkennen, wie weit ein Gegenstand entfernt und wie groß er<br />
ist. Ähnlich funktioniert der Einsatz von Ultraschallsensoren,<br />
mit denen zum Beispiel Autos beim Einparken nie mehr<br />
gegen die Garagenwand fahren, Roboter sich eigenständig<br />
durch die Gegend bewegen und moderne Blindenstöcke<br />
ihre Benutzer vor Hindernissen warnen. Der Unterschied<br />
zwischen Radar und Ultraschall liegt in der Wellenlänge und<br />
in der unterschiedlichen Reichweite. Nach demselben<br />
Grundprinzip funktioniert auch die neueste Entwicklung, das<br />
Millimeterwellen-Sichtgerät, mit dem Militär, Grenzkontrolle<br />
und Polizei sogar durch dünne Wände leuchten können.<br />
Otto und Ottilie Normalverbraucher bemerken die<br />
Nachtsicht-Nachahmung vor allem in Digitalkameras, die<br />
auch bei relativer Dunkelheit noch deutlich mehr Details zeigen<br />
als analoge Kameras mit Silberjodid-Film. Und inzwischen<br />
beginnen Autohersteller mit dem Einbau von<br />
Sichthilfen: Dank eines Ultraschallsystems namens „Park<br />
Mate“ sollen Fahrzeuge künftig ganz eigenständig Parklücken<br />
finden und sich passgenau hineinbegeben können.<br />
Und der Fahrerassistent „Night Vision“ setzt auf eine<br />
Wärmebildkamera, die nachts schwer sichtbare Menschen<br />
und Tiere auf der Fahrbahn erkennen hilft: auch die schwarze<br />
Katze, die von links nach rechts die Straße quert.<br />
Methode Wellenlänge Anwendung in der Natur Anwendung in der Technik<br />
Restlichtverstärkung sichtbares Licht Tapetum lucidum in nachtaktiven Restlichtverstärker in<br />
380 bis 760 Nanometer Tieren Nachtsichtgeräten<br />
Infrarotlicht Wärmestrahlung 780 Grubenorgan bei der Schlangen, Wärmebildkamera<br />
Nano- bis 1 Millimeter Wärmerezeptoren in der Haut<br />
Millimeterwellen 1 bis 10 Millimeter – „Wanddurchleuchter“, Radargeräte,<br />
Bewegungsmelder<br />
Ultraschall auch abhängig vom umgebenden Fledermaus und Delfin arbeiten mit „hörender“ Blindenstock,<br />
Medium, zum Beispiel Luft oder Ultraschall, eine hörbare Art des Fahrzeug-Abstandshalter<br />
Wasser 100 Meter bis 8 Kilometer Echolots<br />
Unterstützung hörbarer Ton von 15 Hz bis Ohr nachtaktiver Tiere, zum Beispiel kombinierte Bewegungsdurch<br />
Gehör 18.000 Hz Eulen (bis hin zum Infraschall) Geräusch-Melder<br />
Unterstützung – Tasthaare und Erschütterungs- Braille-Zeile, Blindenstock<br />
durch Tastsinn rezeptoren blinder Höhlentiere<br />
Von Menschen entwickelte Technik hat meist schon funktionierende Vorbilder in der Natur.<br />
<strong>explore</strong>: 4/2006 - 39
... ich sehe dich nicht,<br />
siehst du mich?