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Ein Erfolg - Deutscher Fechter-Bund eV

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Perspektive Peking<br />

Auf gutem Weg<br />

Nicolas Limbach wäre um ein Haar der große Hieb bei<br />

seiner ersten Aktiven-WM gelungen. „Die Medaille war<br />

doch praktisch da“, stöhnte DFB-Sportdirektor Claus<br />

Janka. Im Viertelfinale führte der erst 19-jährige<br />

Dormagener gegen den russischen Weltranglistenersten<br />

Alexej Jakimenko mit 14:12 und verlor noch mit 14:15. „Ich<br />

hatte zwei Matchbälle. In den ersten fünf Minuten nach<br />

dem Gefecht war die Enttäuschung groß, doch danach<br />

überwog die Freude, im Finale gewesen zu sein“, meinte der<br />

WM-Achte, der eine Duftmarke für die Zukunft setzte und<br />

noch viel von sich reden machen will: „Im nächsten Jahr<br />

kommt hoffentlich mehr raus.“<br />

Die Geradlinigkeit, mit der Limbach seinen Weg in<br />

der Säbelzunft geht, ist verblüffend. Bei der Junioren-<br />

WM 2000 startete er seine internationale Laufbahn<br />

mit Platz 61 im <strong>Ein</strong>zel. Fünf Jahre später gehört er<br />

zum erweiterten Kreis der Weltspitze, den die<br />

Konkurrenz aufmerksam beobachtet. Schließlich<br />

gewann er in der vergangenen Weltcupsaison in Athen, wurde in<br />

Teheran Dritter und erreichte in Budapest Platz sieben. „Vor einem<br />

Jahr hätte ich nicht einmal daran gedacht, in Leipzig dabei zu sein“,<br />

sagte der Junioren-weltmeister selbst etwas erstaunt über seine<br />

rasante Entwicklung. „Meine schlechteste Leistung im Weltcup war<br />

ein Platz unter den letzten 32. Deshalb bin ich mit dem<br />

Bewusstsein, jeden schlagen zu können, an den Start gegangen“,<br />

berichtete er. „Man muss selbstbewusst rangehen, sonst hat man<br />

keine Chance.“ Trotz dieser Erkenntnis und der <strong>Erfolg</strong>e vor der<br />

Heim-WM bekam er in der Messestadt vor seinem Debüt dennoch<br />

leichtes Nervenflattern. „Ich dachte, ich hätte schon alles gesehen,<br />

doch vor dem ersten Gefecht war ich sehr nervös“, bekannte<br />

Limbach.<br />

<strong>Ein</strong>en nicht minder viel versprechenden WM-<strong>Ein</strong>stand hatte der<br />

gleichaltrige Björn Hübner. Der <strong>Fechter</strong> aus Tauberbischofsheim<br />

kam bis in die Runde der letzten 16 und musste sich erst Oleg<br />

Schturbabin (Ukraine/13:15) knapp geschlagen geben. „Der letzte<br />

Treffer war klar meiner“, monierte er – vergeblich. Schon im letzten<br />

WM 2005 - HERRENSÄBEL<br />

Limbach-Gefecht gab es einiges Rumoren über zweifelhafte<br />

Kampfrichterentscheidungen, bei denen ein Videobeweis möglicherweise<br />

der Gerechtigkeit gedient hätte. „Wir gehen davon aus,<br />

dass sich die Fehlentscheidungen am Ende eines Turniers ausgleichen“,<br />

meinte Limbach und fügte an: „Bei uns ist zudem auch viel<br />

Schauspielerei dabei.“ Beeindruckt war Janka von den beiden „jungen<br />

Wilden“ bei ihrer WM-Premiere: „Die haben völlig respektlos<br />

gefochten.“ Nach einer Virusinfektion war dagegen Dennis Bauer<br />

nicht ganz auf der Höhe seiner Leistungsfähigkeit und verlor in der<br />

Runde der letzten 32 gegen Stanislaw Pozdniakov (Russland/-<br />

8:12), der 1996 Olympiasieger geworden war und in Leipzig erst<br />

im Goldduell gegen den Rumänen Mihai Covaliu unterlag. Der<br />

Eislinger Christian Kraus schied in der ersten Runde gegen den<br />

Polen Marcin Koniusz aus. Dabei hatte sich der 27-jährige von der<br />

TSG Eislingen nach hervorragenden Vorleistungen im Weltcup –<br />

Platz zwei in Moskau, Dritter in Sofia und Fünfter in Bonn – einiges<br />

ausgerechnet. Nach der<br />

verpatzten Olympiaqualifikation<br />

2004 wollten die<br />

deutschen Säbelherren,<br />

von 2000 bis 2003<br />

immer unter den ersten<br />

Vier der Welt, mit der<br />

Mannschaft<br />

Wiedergutmachung<br />

betreiben und sich an<br />

vorderster Front zurükkmelden.<br />

Dies gelang<br />

nicht ganz. Im<br />

Achtelfinale gegen<br />

Rumänien lief es mit<br />

Limbach jubelt (oben) und Hübner hardert.<br />

Fotos: Gloger<br />

„Man muss selbstbewusst rangehen,<br />

sonst hat man keine Chance.“<br />

WM-Achter Nicolas Limbach nach seinem großen Debüt<br />

45:32 noch glatt. Olympiasieger Frankreich verbaute Limbach und<br />

seinen Mitstreitern danach den weiteren Weg (36:45). „Wir wollten<br />

mehr, aber es war nicht möglich“, resümierte <strong>Bund</strong>estrainer Joachim<br />

Rieg. Und Routinier Dennis Bauer meinte: „Bis zum 24:24 hatte ich<br />

geglaubt, sie schlagen zu können. Hier war kein Gegner übermächtig.“<br />

Im Kampf um Platz fünf, dem anvisierten Minimalziel, war<br />

allerdings die Luft raus. Die USA gewannen das Duell mit 45:34<br />

deutlich. „Ich denke dennoch, dass wir zufrieden sein können. Wir<br />

sind eine junge Mannschaft und wollen bei den Olympischen<br />

Spielen 2008 in Peking stark sein“, sagte Limbach. Auch für Rieg<br />

ging am Ende der sechste Rang in Ordnung: „Sechster von 25<br />

Mannschaften zu werden, zeigt, dass wir zur erweiterten Weltspitze<br />

gehören. Die Mannschaft hat Perspektive.“ Orientieren kann sich<br />

das Rieg-Team am Finale zwischen Russland und Italien (45:44),<br />

das vielleicht der fechterische Höhepunkt der WM war. „Dies ist<br />

eine Sternstunde gewesen. Bei meinen 30 Weltmeisterschaften, die<br />

ich gesehen habe, habe ich so etwas noch nicht erlebt“, sagte DFB-<br />

Vizepräsident Wilfried Wolfgarten begeistert.<br />

Andreas Schirmer<br />

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