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Sozialraumanalyse - Verein Wiener Jugendzentren

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SOZIALRAUM ANALYSE<br />

LEBEN AM STADTRAND<br />

BASSENA 10 2010


2<br />

Impressum:<br />

Bassena 10, Familien- und Kommunikationszentrum<br />

Ada-Christen-Gasse 2, 1100 Wien<br />

Tel. 01/688 53 57, www.bassena10.at<br />

Die Bassena 10 ist eine Einrichtung des <strong>Verein</strong>s <strong>Wiener</strong> <strong>Jugendzentren</strong>.<br />

<strong>Sozialraumanalyse</strong> 2009


INHALT<br />

Seite 4<br />

Seite 4<br />

Seite 5<br />

Seite 6<br />

Seite 7<br />

Seite 10<br />

Seite 13<br />

Seite 16<br />

Seite 18<br />

Seite 19<br />

Seite 22<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

Einleitung<br />

Vorwort<br />

Wer ist die Bassena10?<br />

Was ist eine <strong>Sozialraumanalyse</strong>?<br />

Verwendete Methoden<br />

Definition des Sozialraumes<br />

Per-Albin-Hansson-Siedlung<br />

Öffentlicher Raum<br />

Ältere Menschen<br />

Familien mit Kindern<br />

Institutionenbefragung<br />

Perspektiven und Herausforderungen<br />

an den Sozialraum<br />

Ada-Christen-Gasse 2 1100 Wien Tel: 01/688 53 57 www.bassena10.at<br />

3


4<br />

Vorwort<br />

Im Frühjahr 2009 begannen wir mit unserer<br />

<strong>Sozialraumanalyse</strong>. Dabei standen der öffentliche<br />

Raum rund um das Familien- und Kommunikationszentrum,<br />

die Bassena selber, aber auch die<br />

umliegenden Siedlungsteile im Zentrum unserer<br />

Untersuchung. Die Motivation den sich ständig<br />

verändernden – weil auch um die Thermensiedlung<br />

größer gewordenen – Sozialraum einer genaueren<br />

und systematischen Betrachtung zu unterziehen,<br />

hatte mehrere Gründe.<br />

Zum einen ist das Gemeinwesen der Ausgangspunkt<br />

unserer Arbeit und das Wissen über die Siedlung,<br />

die dort lebende Bevölkerung und deren Wahrnehmung<br />

der Möglichkeiten und Probleme im Gemeinwesen<br />

erlaubt uns unsere Arbeit entsprechend<br />

zu gestalten. Aber auch die Bedeutung der Bassena<br />

zu evaluieren erscheint uns von zentraler Bedeutung.<br />

So können die Ergebnisse der Analyse für unsere<br />

tägliche Arbeit herangezogen und Schlussfolgerungen<br />

aus diesen Erkenntnissen zur weiteren<br />

Qualifizierung unserer Arbeit verwendet werden.<br />

Aber auch die aktuellen Entwicklungen im Stadtteil<br />

können nur dann wirklich entsprechend bewertet<br />

und bearbeitet werden, wenn wir davon auch<br />

fundiert Kenntnis haben. Dazu ist es notwendig im<br />

Sozialraum präsent zu sein, die Veränderungen<br />

schnell zu erkennen und darauf zu reagieren. Entsprechend<br />

einer gemeinwesenorientierten Arbeit,<br />

einen der wichtigsten Arbeitsansätze der Bassena<br />

10, braucht es dabei sinnvolle Vorgehensweisen<br />

und Methoden des Herangehens, um auch zu<br />

schlüssigen Ergebnissen zu kommen. Für uns mit<br />

ein Grund die Methode der <strong>Sozialraumanalyse</strong> zu<br />

verwenden.<br />

VORWORT<br />

Bedingt durch die Tatsache, dass die BewohnerInnen<br />

zu uns in die Einrichtung kommen, ist unser<br />

Engagement im öffentlichen Raum geringer. Somit<br />

bot die <strong>Sozialraumanalyse</strong> für uns auch die Möglichkeit,<br />

diesen neu kennen zu lernen. Durch die<br />

vermehrte Anwesenheit der MitarbeiterInnen im<br />

Stadtteil wurde auch die Aufmerksamkeit der<br />

BewohnerInnen für die Bassena 10 geschärft, durch<br />

animative Methoden kamen wir mit Menschen aus<br />

der Siedlung ins Gespräch und konnten so auch<br />

Informationen über unsere Einrichtung vermitteln.<br />

Wir adaptierten den Methodenmix der <strong>Sozialraumanalyse</strong><br />

für unsere Bedürfnisse und schauten<br />

welche Methoden in welcher Form für uns nötig und<br />

sinnvoll sind, um möglichst treffende Aussagen<br />

davon ableiten zu können. Da nicht alle Methoden<br />

für unsere Zielgruppen anwendbar sind – diese<br />

Methoden für eine <strong>Sozialraumanalyse</strong> wurden<br />

ursprünglich für die Jugendarbeit entwickelt – haben<br />

wir diese leicht adaptiert und teilweise erweitert, um<br />

sie für unsere Bedürfnisse und im Rahmen unserer<br />

Arbeit besser einsetzbar zu machen. Die Grundstruktur<br />

wurde nicht wesentlich verändert.<br />

Zusammenfassend können wir sagen, dass durch<br />

dieses Projekt neue Zugänge zu den Bewohner-<br />

Innen geschaffen wurden, wir den Sozialraum für<br />

uns wieder neu erschlossen und ein teilweise<br />

geändertes Bild davon bekommen haben. Soziale<br />

Zusammenhänge zu sehen, sie zu interpretieren und<br />

so für die BewohnerInnen entsprechende Unterstützungen<br />

anbieten zu können, sehen wir – neben der<br />

Evaluierung unserer Arbeit in der Bassena – als<br />

einen Gewinn dieses Projektes an.<br />

<strong>Sozialraumanalyse</strong> 2009


BASSENA 10<br />

Wer ist die Bassena10<br />

Die Bassena 10 ist ein Ende der 1970-er Jahre<br />

gegründeter Treff, der anfänglich vorwiegend für<br />

Mütter und deren Kinder im Olof-Palme-Hof konzipiert<br />

war und zum <strong>Verein</strong> <strong>Wiener</strong> <strong>Jugendzentren</strong><br />

gehört. Ursprünglich als Freizeiteinrichtung geplant,<br />

entwickelte sich die Einrichtung ab 1993 unter einer<br />

neuen Leitung schnell zu einem Treffpunkt für<br />

Familien mit Kindern und Erwachsene der gesamten<br />

Siedlung. Da es in den einzelnen Wohnblöcken zu<br />

wenige Gemeinschaftseinrichtungen gab, wurde die<br />

Bassena schnell als gemütlicher Treffpunkt entdeckt<br />

und schätzen gelernt. Ein professionelles Team mit<br />

Kompetenzen in verschiedenen Bereichen und ein<br />

angenehmes Ambiente sorgten für einen guten<br />

Rahmen.<br />

Durch die hohe Nachfrage wurden die, anfangs<br />

auf der Stiege A in der 5. Ebene gelegenen, Räumlichkeiten<br />

(zwei zusammengelegte Wohnungen)<br />

allerdings zu klein. Ein Umzug in ein größeres Lokal<br />

(ebenerdig, barrierefrei, von allen Seiten einsehbar),<br />

welches sich ebenfalls im Olof-Palme-Hof befindet,<br />

verbesserte ab 2000 die enge räumliche Situation.<br />

Die Bassena versteht sich ein Ort der Begegnung<br />

und als Informationsdrehscheibe für Menschen<br />

aller Altersgruppen aus möglichst verschiedenen<br />

Gesellschaftsschichten und Kulturen.<br />

Das breit gestreute Angebot, bestimmt durch die Interessen,<br />

Wünsche und Anforderungen der BewohnerInnen,<br />

reicht von Einzelfallhilfe für Personen in<br />

schwierigen Lebenssituationen, über Betreuung von<br />

Gruppen – Familien mit Kindern, Alleinerzieher-<br />

Innen und SeniorInnen in den unterschiedlichsten<br />

Lebenslagen – bis hin zu gemeinwesenorientierter<br />

Arbeit und Projekten mit BewohnerInnen zu unterschiedlichen<br />

Themen. Die Angebote gehen dabei<br />

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5<br />

von politisch integrativen Aspekten wie Akzeptanz<br />

der Verschiedenartigkeit der Menschen und ihrer<br />

Lebensformen, der Förderung der Kommunikation<br />

und der Zusammenführung verschiedener Generationen<br />

aus.<br />

Menschen aus der Isolation zu holen, Selbständigkeit<br />

und Eigeninitiative zu fördern, Stabilisierung in<br />

Krisensituationen zu bieten und Konfliktlösungsstrategien<br />

zu entwickeln sowie politisches Bewusstsein<br />

anzuregen sind integrative Arbeitsprinzipien des<br />

Teams.<br />

Der konstante Kontakt und die Kommunikation mit<br />

den Leuten der Siedlung ermöglicht dabei eine gute<br />

Abstimmung der Angebote für die einzelnen<br />

Zielgruppen.<br />

Durch sozialpolitische Änderungen und die<br />

Wirtschaftskrise der letzten Jahre werden soziale<br />

Einrichtungen noch mehr aufgesucht. Soziale Arbeit,<br />

immer schon der größte Schwerpunkt der<br />

Arbeit der Bassena, wird daher immer mehr von den<br />

BesucherInnen eingefordert. Dazu kommt der Anspruch<br />

auch im freizeitpädagogischen und Bildungsbereich<br />

tätig zu sein. Dies alles unter Dach<br />

und Fach zu bringen und dabei qualitativ hochwertige<br />

Arbeit zu leisten ist ein vorrangiges Ziel.<br />

Die Bassena genießt bei den BewohnerInnen der<br />

Per-Albin-Hansson-Siedlung bezüglich dieser Anforderungen<br />

– wie diese Untersuchung zeigt – einen<br />

hohen Stellenwert.


SOZIALRAUMANALYSE<br />

6<br />

Was ist eine <strong>Sozialraumanalyse</strong>?<br />

Es gibt verschiedene Intentionen, Formen und<br />

Methoden eine <strong>Sozialraumanalyse</strong> durchzuführen.<br />

Die von uns gewählte Form einer qualitativen<br />

Untersuchung soll den MitarbeiterInnen von sozialen<br />

Einrichtungen die Möglichkeit eröffnen, einen<br />

bestimmten, öffentlichen Raum aus der Sicht<br />

unterschiedlicher Zielgruppen, in Bezug auf ihre<br />

Aneignungsmöglichkeiten hin zu untersuchen.<br />

Dabei stehen nicht so sehr die ‚objektiven’ Strukturen<br />

– wie die Form der Bebauung oder die Dichte<br />

sozialer Einrichtungen usw.–, sondern die lebensweltlichen<br />

Interpretationen, Deutungen und Sichtweisen<br />

der Zielgruppen bezüglich ihrer Lebensräume<br />

im Vordergrund.<br />

Es geht also darum, wie die unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen<br />

den ihnen zur Verfügung stehenden<br />

öffentlichen Raum für ihre Bedürfnisse nutzen, wie<br />

sie Plätze, Orte und Situationen deuten und sehen,<br />

und welche Qualitäten diese in Hinsicht auf ihre Lebensführung<br />

haben. Dabei werden unterschiedliche<br />

Zielgruppen auch divergierende Interpretationen<br />

desselben geben, werden ihn auch unterschiedlich<br />

nutzen und ihren Bedürfnissen entsprechend sehen.<br />

Chancen und Barrieren ihrer Entfaltungsmöglichkeiten<br />

im öffentlichen Raum – zu denen wir auch<br />

halböffentliche (wie die Bassena) oder kommerzielle<br />

(wie das EKAZENT) Räume zählen – zu erkunden,<br />

können als Grundlage für Konzepte sozialräumlicher<br />

Arbeit herangezogen werden.<br />

Die hier verwendeten Methoden der <strong>Sozialraumanalyse</strong><br />

wurden ursprünglich für die Jugendarbeit<br />

entwickelt, da gerade diese Gruppe den öffentlichen<br />

Raum stark für sich nutzt.<br />

<strong>Sozialraumanalyse</strong> 2009


Verwendete Methoden und Durchführung 1<br />

Nadelmethode<br />

Die Nadelmethode als animatives Verfahren diente<br />

uns bei unserem Projekt als sehr gute Einstiegshilfe.<br />

Durch die Verwendung von verschiedenfärbigen<br />

Pinnadeln konnten charakteristische Orte, Plätze<br />

oder Räume auf dem Stadtplan bezeichnet werden.<br />

Die unterschiedlichen Farben entsprachen dem<br />

Alter, dem Geschlecht, dem Wohnort und den<br />

Lieblingsorten in dem untersuchten Sozialraum. Da<br />

diese Methode relativ einfach zu handhaben ist –<br />

eine Styroportafel mit einem Plan wurde auf einer<br />

großen Pinwand in der Bassena befestigt – aber<br />

doch schon erste Erkenntnisse über den Sozialraum<br />

bringt, ist sie als Einstieg in eine <strong>Sozialraumanalyse</strong><br />

sehr empfehlenswert.<br />

Durch beiläufige Gespräche über Aneignungsformen<br />

und Qualitäten des Stadtteiles mit den<br />

jeweiligen Zielgruppen entstehen erste Bilder über<br />

diesen. Aber auch das Wissen über bestimmte<br />

sozialräumliche Gegebenheiten, wie z.B. altersspezifische<br />

Treffpunkte, war Ausgangspunkt für die<br />

Anwendung weiterer sozialräumlicher Methoden.<br />

Darüber hinaus adaptierte das Team der Bassena<br />

10 diese Methode noch insoweit, als sie zusätzlich<br />

zum „Nadeln“ von Orten auch noch eine Abfrage<br />

von prägenden Einflüssen bzw. dem Freizeitverhalten<br />

durchführten. Diese Erkenntnisse halfen uns<br />

bei der weiteren Vorgehensweise, da wir durch die<br />

Angaben zu ihrer Freizeitgestaltung auch Aufschlüsse<br />

über die Qualitäten des Stadtteiles bekamen.<br />

Mobiles Nadelprojekt<br />

Die Vorgangsweise beim mobilen Nadelprojekt ist<br />

im Grunde genommen dieselbe, wie bei der<br />

Nadelmethode, mit dem Unterschied dass hier im<br />

öffentlichen Raum agiert wird. Mittels einer mobilen<br />

Stadtteilkarte, die auf einer kleinen Styroporplatte<br />

Ada-Christen-Gasse 2 1100 Wien Tel: 01/688 53 57 www.bassena10.at<br />

7<br />

befestigt ist, werden Personen angesprochen und<br />

gebeten ausgewählte Orte auf dieser zu „nadeln“.<br />

Auch hier wurden Wohnort, Lieblingsplatz oder<br />

beliebter Treffpunkt und Plätze die gemieden werden,<br />

unterschieden.<br />

Unsere Befragungsorte waren der Nord-, West- und<br />

Ostteil der Per-Albin-Hansson-Siedlung, zusätzlich<br />

kam noch die Thermensiedlung Oberlaa dazu.<br />

Bei den Personen wurde – wie bei der Nadelmethode<br />

– zwischen SeniorInnen, Familien mit Kindern und<br />

AlleinerzieherInnen unterschieden.<br />

Ausgestattet mit einer mobilen Stadtteilkarte begaben<br />

wir uns auf ausgewählte Plätze (Nord, Ost und<br />

West und Thermensiedlung) und gingen auf<br />

PassantInnen zu um Kontakt herzustellen. Die<br />

meisten, neugierig geworden durch die „Styroporplatte“<br />

und das Interesse zu „nadeln“, gaben<br />

bereitwillig Auskunft und waren zudem äußerst<br />

kommunikativ, so dass sich eine anschließende<br />

Anwendung der Methode Fremdbilderkundung<br />

(siehe unten) geradezu aufdrängte und oft zu sehr<br />

ausführlichen Gesprächen führte.<br />

Fremdbilderkundung<br />

Die Methode der Fremdbilderkundung ist „eine<br />

Form der Befragung von PassantInnen im öffentlichen<br />

Raum, in der es um die subjektive Bewertung<br />

einer Einrichtung und deren Angebote geht“ (Krisch<br />

2009, S. 141) Hier wird z.B. gefragt, ob die<br />

Einrichtung und deren Angebote bekannt sind, oder<br />

wie die Arbeit der Einrichtung, wenn sie den<br />

befragten Personen bekannt ist, eingeschätzt wird.<br />

Es ging bei dieser <strong>Sozialraumanalyse</strong> in der<br />

Fremdbilderkundung, also einerseits um den Bekanntheitsgrad,<br />

als auch um die Einschätzung der<br />

Arbeit und Angebote der Einrichtung Bassena 10.


SOZIALRAUMANALYSE<br />

8<br />

In diesem Projekt wurde, wie schon oben erwähnt,<br />

diese Methode hauptsächlich mit der mobilen<br />

Nadelmethode kombiniert. Ausschlaggebend dafür<br />

war, dass sich Personen leichter dazu bereit erklärten,<br />

über das „Nadeln“, auch den Fragekatalog der<br />

Fremdbilderkundung zu beantworten. Kombiniert<br />

mit der mobilen Nadelmethode, weckte dies das<br />

Interesse der angesprochenen Personen und führte<br />

fast immer zu kurzen oder auch ausführlichen<br />

Interviews. Die Kombination der beiden Methoden<br />

führte auch dazu, dass wir eher als „ForscherIn“ und<br />

nicht so sehr als Bassena-MitarbeiterInnen auf die<br />

Personen wirkten.<br />

Strukturierte Stadtteilbegehung<br />

Zwei Aspekte dieses Verfahrens sind: einerseits die<br />

Festlegung bestimmter Routen im Stadtteil, andererseits<br />

geht es auch darum, diese vielschichtige<br />

Wechselwirkung des Stadtteiles systematisch zu erfassen<br />

und seine komplexen sozialräumlichen<br />

Zusammenhänge abzubilden.<br />

Bei der strukturierten Stadtteilbegehung geht es im<br />

ersten Schritt darum, den in Beobachtungssegmente<br />

unterteilten Sozialraum systematisch zu begehen,<br />

ihn nach bestimmten Kriterien zu beschreiben,<br />

persönliche Eindrücke über den Sozialraum zu<br />

sammeln, aber auch auf den begangenen Routen<br />

unmittelbare Eindrücke über die differenzierten<br />

Stadtteile zu bekommen.<br />

Wir gingen zu unterschiedlichen Zeiten an verschiedenen<br />

Tagen die Routen ab, um eine größtmögliche<br />

Aussage über den Sozialraum zu erlangen.<br />

Wichtig ist, in diesem ersten Schritt unsere Eindrücke<br />

festzuhalten, was wir durch eine ausführliche<br />

Fotodokumentation gewährleisteten. Für uns erschlossen<br />

sich neue Einsichten in den Sozialraum,<br />

da doch unsere Wege und damit auch unsere<br />

Wahrnehmungshorizonte im Stadtteil – einer Routine<br />

folgend – eigentlich immer die gleichen waren.<br />

<strong>Sozialraumanalyse</strong> 2009


Durch diese neuen Einblicke ist ein besseres<br />

Verstehen des Stadtteils möglich und es ergeben<br />

sich neue Aspekte, wie sich der Sozialraum<br />

konstituiert.<br />

Wichtig für diese Begehungen war es auch sich<br />

einen Beobachtungsleitfaden zurecht zu legen um<br />

die Komplexität des Sozialraumes gut erfassen zu<br />

können. Die Beobachtungsrundgänge wurden immer<br />

von zwei MitarbeiterInnen durchgeführt. Über<br />

die strukturierten Stadtteilrundgänge gelang es, bedeutende<br />

Ausschnitte des Stadtteils sehr differenziert<br />

zu beobachten und zu beschreiben.<br />

Als zweiter Schritt wurde die Stadtteilbegehung in<br />

der Folge auch mit BewohnerInnen der Siedlung<br />

durchgeführt. Wir legten ein Augenmerk darauf, für<br />

diese Beobachtungsrundgänge BewohnerInnen zu<br />

finden, welche als Schlüsselpersonen bezeichnet<br />

werden können, wie z.B. MietervertreterInnen oder<br />

HausmeisterInnen. Diese als ExpertInnen anzusprechen<br />

und wahrzunehmen ist dabei wichtig und hilfreich,<br />

um mehr Verständnis über die sozialräumlichen<br />

Zusammenhänge zu erhalten. Sie geben die Begehungsrouten<br />

vor, wobei es wichtig erscheint, den<br />

Stadtteil schon durch den vorhergehenden Beobachtungsrundgang<br />

zu kennen. Ihre Sichtweise auf<br />

den Sozialraum ist aber für unser Projekt von großer<br />

inhaltlicher Wichtigkeit, da es zu einem besseren<br />

Verständnis führt. Wie sich die einzelnen Gruppen<br />

den Stadtteil aneignen, wie sie sich in diesem bewegen,<br />

wie sie ihn nutzen, all diese Interaktionen<br />

sind für ein Verstehen desselben von unschätzbarem<br />

Wert. Auch hier wurde zur Dokumentation wieder<br />

eine Kamera verwendet um die unterschiedlichen<br />

Sichtweisen auf ein und denselben Ort zu<br />

ermöglichen.<br />

Institutionenbefragung<br />

Bei der Institutionenbefragung wurden Organisationen,<br />

die sich im weiteren Sinne mit unseren<br />

Ada-Christen-Gasse 2 1100 Wien Tel: 01/688 53 57 www.bassena10.at<br />

9<br />

Zielgruppen (Familien mit Kindern, SeniorInnen,<br />

AlleinerzieherInnen) befassen, mithilfe eines Interviewleitfadens<br />

über die Situation der Zielgruppen<br />

befragt.<br />

Hauptsächlich gilt es dabei herauszufinden, wie die<br />

Institutionen die Stärken und Schwächen des<br />

Sozialraumes für verschiedene Bevölkerungsgruppen<br />

einschätzen. Die Fragen des Interviewleitfadens<br />

beziehen sich dabei auf die Einschätzung<br />

der sozialräumlichen Situation der BewohnerInnen<br />

mit Stärken und Schwachstellen, der Stadtteilsituation<br />

im Detail und der Mobilität unserer Zielgruppen.<br />

Weitere wichtige Fragestellungen betreffen Kenntnisse<br />

über andere Institutionen sowie bestehende<br />

Vernetzungszusammenhänge.<br />

Da die <strong>Sozialraumanalyse</strong> der Per-Albin-Hansson-<br />

Siedlung vom Familien- und Kommunikationszentrum<br />

Bassena 10 ausgeht, interessierte uns darüber hinaus,<br />

ob und welche Informationen über die Arbeit<br />

der Bassena 10 vorhanden sind und wie die Rolle<br />

der Bassena im Sozialraum bewertet wird.<br />

Die Gespräche werden mit Fachkräften der jeweiligen<br />

Einrichtungen geführt. Die im Stadtteil<br />

ansässigen Institutionen können als „ExpertInnen“<br />

über die sozialräumlichen Zusammenhänge unserer<br />

Zielgruppen gesehen werden und bilden so wichtige<br />

Perspektiven sozialer Entwicklungen und Problemstellungen<br />

ab. Für die sozialräumlich orientierte<br />

Arbeit der Bassena 10 ist es somit wichtig, die unterschiedlichen<br />

Meinungsbilder über die lebensweltliche<br />

Situation ihrer Zielgruppen in Erfahrung zu<br />

bringen um so auch mögliche Ressourcen zu<br />

erkennen und neue Unterstützungsformen und<br />

Angebote zu setzen.


SOZIALRAUMANALYSE<br />

10<br />

Der Sozialraum Per-Albin-Hansson-Siedlung<br />

Gegenstand der <strong>Sozialraumanalyse</strong> der Bassena<br />

10 waren der im Süden des 10. Bezirks liegende<br />

Stadtteil Per-Albin-Hansson-Siedlung und die angrenzende<br />

Thermensiedlung Oberlaa. Die Ende<br />

der 1960er Jahre errichtete Per-Albin-Hansson-<br />

Siedlung ist eine Städtische Wohnhausanlage, die<br />

Thermensiedlung Oberlaa wurde als von der Stadt<br />

Wien ab Ende der 1990er Jahre als geförderter<br />

Wohnbau (Miet- und Eigentumswohnungen) errichtet.<br />

In diesem Stadtteil wohnen rund 17.600<br />

Personen.<br />

Die Per-Albin-Hansson-Siedlung kann, ausgehend<br />

von der architektonischen Gestaltung der Bauten,<br />

in die West-, Ost- und die Nordsiedlung eingeteilt<br />

werden, zusätzlich wurden bei den angewandten<br />

Methoden der Olof-Palme-Hof, ein Wohnkomplex,<br />

der die „Hanssonsiedlung“ zur Favoritenstraße<br />

abschließt, und der angrenzende Laaerbergpark<br />

untersucht. Jeder Teil hat seine typische Bebauung:<br />

In der Westsiedlung gibt es hauptsächlich Reihenhäuser,<br />

die Ostsiedlung setzt sich aus großen,<br />

mehrgeschoßigen Wohnblöcke zusammen und in<br />

der Nordsiedlung gibt es kleine, niedrige Wohneinheiten,<br />

der Olof-Palme-Hof ist ein Gebäude mit 12<br />

Stockwerken, das als „Wahrzeichen“ der Siedlung<br />

gilt. In allen Bereichen ist die Identifikation mit der<br />

„Hanssonsiedlung“ sehr hoch, die <strong>Sozialraumanalyse</strong><br />

hat ergeben, dass die Siedlung beim Großteil<br />

der BewohnerInnen ein positives Image hat, die<br />

Wohnzufriedenheit ist sehr hoch.<br />

Die Westsiedlung erscheint bei der Stadtteilbegehung<br />

primär als Wohngebiet mit ländlichem Charakter,<br />

sie wirkt ruhig und bietet den BewohnerInnen viele<br />

Grünflächen. Die kürzlich sanierte Nordsiedlung ist<br />

geprägt vom Gymnasium in der Pichelmayrgasse<br />

und dem Hort am Holeyplatz, d.h. tagsüber sind<br />

sehr viele Kinder und Jugendliche unterwegs.<br />

<strong>Sozialraumanalyse</strong> 2009


Beliebte Treffpunkte im öffentlichen Raum sind der<br />

Ballspielplatz bei der ehemaligen Einkaufszeile und<br />

ein kleines Rondeau. Auch in diesem Teil der Per-<br />

Albin-Hansson-Siedlung sind keine Gewerbebetriebe<br />

angesiedelt. In der Ostsiedlung gibt es vor<br />

den Fenstern der niedrigen Häuser einige Gärten,<br />

die von den BewohnerInnen aufmerksam gepflegt<br />

wer-den. Ein großer Teil der Grünflächen darf aber<br />

aufgrund von Verboten durch die Hausverwaltung<br />

<strong>Wiener</strong> Wohnen nicht genutzt werden, so sind z.B.<br />

Radfahren und Fußballspielen in der gesamten<br />

Siedlung nicht erlaubt.<br />

Der Kinderspielplatz zwischen den Wohnblöcken ist<br />

in gutem Zustand, jedoch gibt es dort keine<br />

Kommunikations- und Begegnungsräume (z.B.<br />

Bänke, Pavillon o.ä.) für die BewohnerInnen.<br />

Im Ostteil gibt es neben anderen sozialen Einrichtungen<br />

auch ein Jugendzentrum des <strong>Verein</strong>s<br />

<strong>Wiener</strong> <strong>Jugendzentren</strong>. Auffällig war bei den Stadtteilbegehungen<br />

jedoch, dass Räume und Plätze für<br />

Jugendliche in der Siedlung sehr rar sind. Der<br />

Olof-Palme-Hof mit dem angrenzenden Laaerbergpark<br />

wirkt aufgrund des Einkaufszentrums sehr<br />

urban, hat aber auch einen hohen Anteil an<br />

Grünflächen.<br />

Neben Einkaufsmöglichkeiten bietet der Olof-<br />

Palme-Hof ein gutes Netz an Ärzten und sozialen<br />

Einrichtungen (z.B. Städtische Bücherei, Außenstelle<br />

der Volkshochschule, Haus der Begegnung, Polizei,<br />

Sozialpädagogische Beratungsstelle der MAG ELF,<br />

Bassena 10, Schülerhilfe etc.).<br />

Das Einkaufszentrum stellt den pulsierenden Mittelpunkt<br />

der Per-Albin-Hansson-Siedlung dar, auch<br />

im Park sind tagsüber sehr viele vor allem ältere<br />

Menschen und BewohnerInnen mit Hunden unterwegs,<br />

am Wochenende nutzen den Park auch viele<br />

Familien. Der sehr schön gepflegte Laaerbergpark<br />

Ada-Christen-Gasse 2 1100 Wien Tel: 01/688 53 57 www.bassena10.at<br />

11<br />

bietet sowohl für Kinder, Jugendliche, Erwachsene,<br />

Familien und ältere Menschen Aufenthalts- und<br />

Gestaltungsmöglichkeiten.<br />

In der „Hanssonsiedlung“ errichtete die Gemeinde<br />

Wien viele Kinderbetreuungseinrichtungen, unterschiedliche<br />

Schulen und Kinderspielplätze, da zum<br />

Zeitpunkt der Erbauung der Städtischen Wohnhausanlage<br />

vor allem Familien mit Kindern in die<br />

Wohnungen gezogen sind. Mittlerweile hat sich die<br />

demografische Struktur verändert, darauf wird in<br />

dieser Broschüre noch eingegangen, und es wohnen<br />

sehr viele ältere Menschen in der „Hanssonsiedlung“.<br />

Angebote für SeniorInnen sowie Freizeitangebote<br />

für Erwachsene ohne Kinder gibt es jedoch nach<br />

wie vor recht wenige.<br />

Die Infrastruktur im Bereich der Nahversorgung in<br />

der Siedlung beschränkt sich mit wenigen Ausnahmen<br />

auf das Einkaufszentrum im Bereich des Olof-Palme-<br />

Hofes und wird von den BewohnerInnen als ausreichend<br />

für den täglichen Bedarf gesehen. Größere<br />

Einkäufe müssen in den angrenzenden Bezirksteilen<br />

oder in Innerfavoriten gemacht werden. Die ärztliche<br />

Versorgung und die Ausstattung mit sozialen Einrichtungen<br />

sind sehr gut. Hinsichtlich der Indoor-<br />

Angebote, öffentlicher Räume etc. für SeniorInnen<br />

gibt es einen erhöhten Bedarf in der Siedlung.<br />

In der <strong>Sozialraumanalyse</strong> haben wir auch die in vergangenen<br />

10 Jahren errichtete Thermensiedlung<br />

Oberlaa, die im Süden an die Per-Albin-Hansson-<br />

Siedlung anschließt, untersucht. Diese geförderte<br />

Wohnhausanlage zeichnet sich durch einen hohen<br />

Bevölkerungsanteil von Kindern und jungen Familien<br />

aus und stellt diesbezüglich einen Kontrapunkt zur<br />

Per-Albin-Hansson-Siedlung dar, wo – aufgrund der<br />

Errichtungen Ende der 1960er Jahre und der hohen<br />

Wohnzufriedenheit – mittlerweile sehr viele ältere<br />

und alte Menschen wohnen. Die Identifikation der<br />

BewohnerInnen mit der Thermensiedlung ist nicht so


SOZIALRAUMANALYSE<br />

12<br />

hoch wie die der MieterInnen der „Hanssonsiedlung“.<br />

Die Thermensiedlung hat keinen zentralen Platz,<br />

kein Zentrum, was die Entwicklung von guten<br />

Nachbarschaftsnetzwerken, Gemeinsamkeiten in<br />

der Siedlung schwieriger macht. Wichtige Plätze<br />

und Kommunikationsräume sind die zwei Kinderspielplätze<br />

und der Supermarkt Hofer. Ein Bedarf<br />

an Freizeiteinrichtungen und kulturellen Angeboten<br />

ebenso wie an sozialen Institutionen konnte verortet<br />

werden, vorhanden sind ein Kindergarten mit Hort<br />

und die Organisation „Jugend am Werk“. Die<br />

Entfernung zu den öffentlichen Verkehrsmitteln<br />

wurde von einigen BewohnerInnen bemängelt.<br />

Die Bassena 10 stellt laut Fremdbilderkundung im<br />

Sozialraum für viele BewohnerInnen eine wichtige<br />

Institution dar, die Nachfrage nach den Angeboten<br />

ist sehr groß. Je nach Siedlungsteil liegt die Bekanntheit<br />

der Einrichtung zwischen 40% (in der<br />

Thermensiedlung) und 85% (Ostsiedlung). Das Alter<br />

der befragten 208 BewohnerInnen (davon 66<br />

männlich, 142 weiblich 2 ) spielt bei der Bekanntheit<br />

der Bassena keine Rolle, interessant ist aber der<br />

Bekanntheitsgrad nach dem Geschlecht – so kennen<br />

75% der gefragten Frauen die Bassena, aber nur<br />

25% der gefragten Männer. Die Bassena fungiert<br />

für die Befragten einerseits als Ort, an dem sie ihre<br />

Freizeit verbringen können, Generationen miteinander<br />

in Kontakt kommen, andererseits als wichtige<br />

Bildungsstätte und soziale Einrichtung.<br />

1 Die folgenden Verfahren und Methoden sind dem Buch „Sozialräumliche<br />

Methodik der Jugendarbeit. Aktivierende Zugänge und<br />

praxisleitende Verfahren“ von Richard Krisch entnommen, welches<br />

2009 im JUVENTA Verlag (Weinheim und München) erschienen ist.<br />

2 In der Per-Albin-Hansson-Siedlung und der Thermensiedlung wohnen<br />

mehr Frauen (gesamt 5.170) als Männer (gesamt 3.764). Details<br />

siehe „Demografische Daten“.<br />

<strong>Sozialraumanalyse</strong> 2009


ÖFFENTLICHER RAUM<br />

Öffentlicher Raum<br />

Die Per-Albin-Hansson-Siedlung liegt am Stadtrand<br />

von Wien und erweckt bei einer Stadtteilbegehung<br />

auch den Eindruck einer ländlichen, ruhigen<br />

Siedlung. Die „Hanssonsiedlung“ ist primär Wohngebiet<br />

mit einem hohen Erholungswert auf Grund<br />

vieler Grünflächen und großzügiger angrenzender<br />

Parks.<br />

Vieles hier in der Siedlung spricht für den<br />

„Dorfcharakter“, sie kann als ein in sich<br />

geschlossenes System betrachtet werden. Den<br />

Dorfplatz bildet das Einkaufszentrum, das jener Ort<br />

ist, an dem sich alle Generationen und Kulturen<br />

treffen. Hier besteht die Möglichkeit eines<br />

Austausches, eines Knüpfens von Kontakten über<br />

die Siedlungsteilgrenzen, kulturelle Unterschiede<br />

aber auch Generationen hinaus. Im „Dorf“ gibt es<br />

Schulen, Kindergärten, Kirchen und eine gute<br />

infrastrukturelle, soziale und medizinische Versorgung<br />

der BewohnerInnen, es gibt Gasthäuser<br />

und die Bassena 10, die die Funktion eines Theaters,<br />

eines Cafés, der Bildungseinrichtung wahrnimmt.<br />

Alle für den Alltag notwendigen Angebote sind von<br />

den BewohnerInnen fußläufig erreichbar.<br />

Der Öffentliche Raum rund um die Per-Albin-Hansson-Siedlung<br />

bietet mit den zwei großen Parkanlagen<br />

Volkspark Laaerberg und dem Gelände der ehemaligen<br />

<strong>Wiener</strong> internationalen Gartenbaumesse<br />

(kurz WIG) am Rand der Siedlung sehr viele Möglichkeiten<br />

spazieren zu gehen bzw. sich im Grünen<br />

aufzuhalten, seine Freizeit draußen zu verbringen.<br />

Auch der Kurpark Oberlaa bietet Naherholungsmöglichkeiten<br />

in der Nähe.<br />

Im Öffentlichen Raum haben wir festgestellt, dass<br />

sich die Bevölkerungsgruppen in für sie „typischen“,<br />

ihren Bedürfnissen gerecht werdenden Räumen<br />

aufhalten. So sieht man Familien mit Kindern fast<br />

Ada-Christen-Gasse 2 1100 Wien Tel: 01/688 53 57 www.bassena10.at<br />

13<br />

immer in der Nähe von Spielplätzen, während ältere<br />

Personen vorrangig ruhige Rückzugsräume nutzen.<br />

Für Jugendliche gibt es in der Siedlung und im<br />

angrenzenden öffentlichen Raum zu wenige Räume<br />

und Plätze, an denen sie sich aufhalten, die sie sich<br />

aneignen können – das war sowohl in den<br />

Begehungen der Siedlung mit und ohne<br />

Schlüsselpersonen aus der Siedlung als auch in der<br />

Institutionenbefragung Thema. Positives Beispiel<br />

eines Ortes, an dem sich Jugendliche ungestört und<br />

frei aufhalten können, ist der Laaerbergpark.<br />

Die Verkehrsanbindung ist sowohl für den Individual-<br />

als auch für den Öffentlichen Verkehr gut, die<br />

BewohnerInnen schätzen die Linie 67 sehr, da sie<br />

mit dieser in „die Stadt“, sprich Innerfavoriten,<br />

gelangen. Für einige, vor allem ältere Personen ist<br />

der Weg zu den Stationen der Öffentlichen<br />

Verkehrsmittel, abhängig vom Siedlungsteil in dem<br />

sie wohnen, recht weit.<br />

Wie bereits im Kapitel zum Sozialraum Per-Albin-<br />

Hansson-Siedlung thematisiert, ist die Wohnzufriedenheit<br />

vor allem der BewohnerInnen der<br />

„Hanssonsiedlung“ sehr hoch. Es kann davon<br />

ausgegangen werden, dass nicht nur die Städtische<br />

Wohnhausanlage selbst sondern auch das Umfeld,<br />

die Infrastruktur, der öffentliche Raum um die<br />

Siedlung sowie die verkehrstechnische Anbindung<br />

für die hohe Wohnzufriedenheit Ausschlag gebend<br />

ist.


DEMOGRAFISCHE DATEN<br />

14<br />

Demografische Daten 3<br />

Die größten BesucherInnen-Gruppen des Familien-<br />

und Kommunikationszentrums Bassena 10 sind<br />

Familien mit Kindern bis 10 Jahren und Erwachsene<br />

ab 45 Jahren. Diese BesucherInnen können in den<br />

verschiedenen Teilen des Sozialraums verortet<br />

werden. So sind in der Thermensiedlung 65% der<br />

BewohnerInnen zur Gruppe der Kinder und<br />

Jungfamilien zu zählen. Die Ostsiedlung hingegen<br />

weist den höchsten Teil an über 45-Jährigen auf.<br />

Durch die Erweiterung des Sozialraums durch die in<br />

den letzten zehn Jahren erbaute Thermensiedlung<br />

ist wieder eine größere Ausgeglichenheit der<br />

BesucherInnen-Gruppen gegeben. Trotzdem ist die<br />

Gruppe der über 45-Jährigen geringfügig größer<br />

als die gesamte Gruppe der 0 bis 44-jährigen<br />

BewohnerInnen. Die über 60-Jährigen, eine wichtige<br />

Zielgruppe der Bassena 10 machen ca. 38 % der<br />

gesamten BewohnerInnen aus.<br />

3 Auswertung aus dem örtlichen Melderegister Wien: EinwohnerInnen<br />

mit Hauptwohnsitz nach Geschlecht, Staatsangehörigkeit, Altersgruppen<br />

und räumlichen Einheiten: Stand 31.12.2009 (Quelle:<br />

MA 62/MA 14)<br />

<strong>Sozialraumanalyse</strong> 2009


BewohnerInnen mit nicht österreichischer<br />

Staatsbürgerschaft<br />

BewohnerInnen<br />

Ada-Christen-Gasse 2 1100 Wien Tel: 01/688 53 57 www.bassena10.at<br />

BewohnerInnen mit österreichischer<br />

Staatsbürgerschaft<br />

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16<br />

ÄLTERE MENSCHEN<br />

Ältere Menschen<br />

Das Thema „Ältere Menschen“ beschäftigt die<br />

BewohnerInnen der Siedlung. Durch die Besiedlung<br />

bis Ende der 1960er Jahre und vermutlich durch die<br />

hohe Wohnzufriedenheit wohnen in der Siedlung<br />

verhältnismäßig viele ältere und alte Menschen. Bei<br />

der <strong>Sozialraumanalyse</strong> und der anschließenden<br />

Auswertung und Interpretation wurde besonderes<br />

Augenmerk auf diese Personengruppe und ihre<br />

Bedürfnisse, Gewohnheiten, Wahrnehmungen,<br />

Lieblingsplätze in der Siedlung etc. gelegt.<br />

Wie nehmen ältere Menschen die Siedlung<br />

wahr?<br />

Da viele ältere Menschen nicht mehr so mobil sind<br />

und daher auf die infrastrukturelle Aufschließung<br />

sowie auf Freizeitangebote in ihrem näheren Umfeld<br />

angewiesen sind, ist es interessant diese Frage<br />

genauer zu beleuchten. Ein Mobilitätsverlust bedeutet<br />

eine größere Abhängigkeit von Versorgungseinrichtungen<br />

in unmittelbarer Nähe. Es bedeutet<br />

zudem auch die Angewiesenheit auf öffentliche<br />

Verkehrsmittel um größere Distanzen zu<br />

überwinden. Eine gute Ausstattung sowohl in der<br />

Nahversorgung als auch mit ÄrztInnen ist daher<br />

notwendig und in der Per-Albin-Hansson-Siedlung<br />

auch gegeben, einzig ein Orthopäde wird vermisst.<br />

Auch die Nahversorgung ist vorhanden, mit der<br />

Einschränkung, dass das Einkaufszentrum (Ekazent)<br />

nicht zentral, d.h. in gleicher Entfernung von allen<br />

Siedlungsteilen, gelegen ist. Dasselbe gilt für die<br />

Nähe zu den öffentlichen Verkehrsmitteln, allen<br />

voran der Straßenbahnlinie 67, die die Bewohner-<br />

Innen nach Innerfavoriten und zur U-Bahnlinie U1<br />

bringt. Der Individualverkehr ist für diese Zielgruppe<br />

kein vorrangiges Problem.<br />

Lebensgewohnheiten von älteren und alten Leuten<br />

lassen sich dahingehend beschreiben, als diese<br />

<strong>Sozialraumanalyse</strong> 2009


weniger soziale Kontakte als junge BewohnerInnen<br />

haben, dadurch ergibt sich mitunter ein Problem mit<br />

<strong>Verein</strong>samung – Freundschaften und Bekannte in<br />

der Nachbarschaft werden auf Grund von Todesfällen<br />

und Abwanderung weniger.<br />

Die BewohnerInnen stellen auch ein Abnehmen der<br />

Nachbarschaftskontakte fest. Auch die Kommunikation<br />

verschiedener Generationen miteinander<br />

nimmt ab, zudem wurden Konflikte der verschiedenen<br />

Bedürfnisse junger und älterer BewohnerInnen<br />

beobachtet. Kinder und Jugendliche brauchen Platz<br />

um sich auszutoben, zu lärmen und Spaß zu haben<br />

– ältere und alte Personen haben zunehmend ein<br />

höheres Bedürfnis nach Ruhe. Hier gilt es, die intergenerative<br />

Arbeit zu verstärken, damit die<br />

unterschiedlichen BewohnerInnengruppen auch<br />

aufeinander Rücksicht nehmen und die gegenseitigen<br />

Bedürfnisse kennen lernen.<br />

Wo hält sich die Zielgruppe im Sozialraum<br />

gerne auf?<br />

Durch das Vorhandensein vieler Naherholungsorte<br />

z.B. Laaerberpark mit Laaerbergbad, WIG mit<br />

Therme Oberlaa, dem revitalisierten Liesingbach,<br />

aber auch dem „Birkenwald“ gibt es – wie die<br />

Auswertung der Nadelmethode ergeben hat – eine<br />

Fülle von Lieblingsorten und –plätzen älterer<br />

Menschen der Siedlung. Inmitten von Grünräumen<br />

fühlen sie sich wohl und verbringen gerne ihre<br />

Freizeit. Die räumliche Nähe der Grünräume ist vor<br />

allem auch für nicht so mobile SeniorInnen günstig.<br />

Ruhige schattige Orte und Plätze mit Bänken und<br />

Tischen werden hier bevorzugt. Auch in der<br />

unmittelbaren Umgebung zu ihren Wohnungen sind<br />

sie häufig anzutreffen. Dies geht auch aus der<br />

Beobachtung hervor, dass es in der Siedlung viele<br />

Plätze und kleine Gärten gibt, welche von ihnen<br />

selbst gestaltet wurden. Die Freizeit können die<br />

BewohnerInnen laut eigenen Angaben gut gestalten.<br />

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17<br />

Es gibt ihrer Meinung nach genügend Möglichkeiten,<br />

wobei hier sportliche Aktivitäten am häufigsten<br />

genannt wurden. Kulturelle Angebote sind nicht sehr<br />

zahlreich vorhanden, das Haus der Begegnung<br />

bietet solche immer wieder einmal an.<br />

Die Bassena 10 wird von den SeniorInnen einerseits<br />

als Institution für die Siedlung sehr geschätzt, die<br />

Nachfrage nach den Angeboten ist sehr groß.<br />

Andererseits wird die Kompetenz der MitarbeiterInnen<br />

in der Gemeinwesenarbeit, als VermittlerInnen,<br />

in der Förderung des Miteinanders in der Siedlung<br />

als wichtig erachtet. Auch der rege Zulauf und das<br />

positive Feedback von unseren BesucherInnen<br />

machen die Wichtigkeit der Gesundheits- und<br />

Bildungsangebote und kultureller Veranstaltungen<br />

deutlich, einige BewohnerInnen äußerten auch den<br />

Wunsch nach weiteren Kulturangeboten wie z.B.<br />

einer Literaturgruppe für Erwachsene oder<br />

Fotografie-Workshops. Eine wichtige Dimension in<br />

der Arbeit der Einrichtung ist die intergenerative<br />

Arbeit, die Vernetzung und Kommunikation zwischen<br />

den Generationen.


18<br />

FAMILIEN MIT KINDERN<br />

Familien mit Kindern<br />

Familien mit Kindern und Alleinerziehende halten<br />

sich gerne, ebenso wie die älteren Menschen, in<br />

den Grünräumen und auf den Spielplätzen in und<br />

um die „Hanssonsiedlung“ auf. Lieblingsorte dieser<br />

Personengruppe sind also verständlicherweise jene,<br />

an denen für Kinder Spiel- und Bewegungsmöglichkeiten<br />

bestehen. Diese Möglichkeiten gibt<br />

es auch innerhalb der Siedlung, wodurch diese<br />

Gruppe im urbaneren Teil der Siedlung häufiger<br />

anzutreffen ist als z.B. SeniorInnen. Allerdings<br />

werden die Grünflächen in der Städtischen Wohnhausanlage<br />

wie bereits erwähnt durch die<br />

Hausverwaltung mit Verboten belegt (Radfahren,<br />

Fußballspielen und Skaten verboten), was die<br />

Möglichkeiten, den Raum zu nutzen, für die jungen<br />

BewohnerInnen natürlich einschränkt.<br />

Beliebt sind bei Jungfamilien auch spezielle Attraktionen<br />

wie z.B. Wasserspielplätze, die sich in den<br />

Naherholungsbereichen befinden. Ebendiese werden<br />

von der Zielgruppe als eine Stärke des Sozialraumes<br />

angesehen, genauso wie das Einkaufszentrum<br />

und das viele Grün in der Siedlung. Durch<br />

eine größere Mobilität der Familien mit Kindern<br />

werden auch weiter vom Wohnraum entfernt liegende<br />

Angebote und Einrichtungen genützt.<br />

Familien mit Kindern und Alleinerziehende sind eine<br />

wichtige Zielgruppe für die Bassena 10. Familien<br />

mit Klein- und Kleinstkindern – also jenen die noch<br />

nicht in Krippen oder Kindergärten gehen bzw. bei<br />

Tagesmüttern untergebracht sind – aber auch<br />

Familien mit Kindern, die in ihrer Freizeit weitere<br />

Angebote nutzen möchten, sehen in der Bassena<br />

eine sinnvolle und notwendige Institution.<br />

Die gute Lage und Erreichbarkeit im Olof-Palme-<br />

Hof und die Niederschwelligkeit der Angebote für<br />

Kinder, Familien und Frauen zeichnen die Bas-<br />

<strong>Sozialraumanalyse</strong> 2009


INSTITUTIONEN<br />

sena 10 aus, die räumliche und soziale Qualität der<br />

Einrichtung ist für die BesucherInnen wichtig.<br />

Institutionenbefragung<br />

Die Institutionenbefragung der <strong>Sozialraumanalyse</strong><br />

der Bassena 10 im Stadtteil Per-Albin-Hanssonsiedlung<br />

wurde im Zeitraum Oktober 2009 bis März<br />

2010 durchgeführt.<br />

Es handelt sich bei der Institutionenbefragung um<br />

eine Methode der <strong>Sozialraumanalyse</strong>. Bei dieser<br />

werden ExpertInnen verschiedener Organisationen,<br />

die mit dem Stadtteil und deren BewohnerInnen,<br />

(eingegrenzt auf unsere Zielgruppen: Familien mit<br />

Kindern und SeniorInnen) zu tun haben, ausgewählt<br />

und mittels eines Leitfadeninterviews befragt.<br />

Das Hauptaugenmerk bei dieser Befragung lag in<br />

der Einschätzung der sozialräumlichen Situation der<br />

BewohnerInnen aus Sicht der ExpertInnen. Welche<br />

Stärken und Schwächen weist die Siedlung als<br />

Sozialraum auf? Wie wird die Siedlung als Sozial-<br />

und Lebensraum für unsere Zielgruppen gesehen,<br />

wie die soziale Lage der BewohnerInnen eingeschätzt.<br />

Welche Kenntnisse über die Bassena 10 und andere<br />

Einrichtungen im Stadtteil sind vorhanden? Gibt es<br />

Vernetzung oder Zusammenarbeit mit anderen<br />

Einrichtungen?<br />

Zusammmenfassung einiger zentraler Einschätzungen<br />

seitens in der Siedlung und Umgebung<br />

ansässiger Organisation:<br />

Die Einkommensstruktur im Sozialraum ist eine<br />

sehr unterschiedliche. So wohnen in der Thermensiedlung<br />

großteils Mittelschicht- und besser gestellte<br />

Mittelschichtangehörige mit einem mittleren bis<br />

höheren Einkommen, wo hingegen in Teilen der<br />

Westsiedlung – hier im speziellen in den Wohnblöcken<br />

Ada-Christen-Gasse 2 1100 Wien Tel: 01/688 53 57 www.bassena10.at<br />

19<br />

entlang der Per-Albin-Hansson-Straße – Menschen<br />

mit niedrigerem Einkommen angesiedelt sind.<br />

Die größten Teile der BewohnerInnen sind PensionistInnen,<br />

ArbeiterInnen und Angestellte. In der<br />

Per-Albin-Hansson-Siedlung Ost (in den großen<br />

Wohnblöcken und im Olof-Palme-Hof) wohnen<br />

ebenfalls einige Mittelschichtangehörige. Die soziale<br />

Situation sei noch nicht angespannt, die Auswirkungen<br />

von wirtschaftlichen Einbussen machen<br />

sich in letzter Zeit teilweise bemerkbar, Arbeitslosigkeit<br />

sei momentan noch kein Thema.<br />

Organisationen berichten, dass scheinbar durch<br />

den Zuzug von Menschen mit Migrationshintergrund<br />

in den Stadtteil Probleme im Zusammenleben der<br />

verschiedenen Kulturen entstanden seien. Es ist<br />

dabei von den Institutionen festgestellt worden, dass<br />

es zu einer ansteigenden AusländerInnenfeindlichkeit<br />

gekommen sei. Probleme im Zusammenleben<br />

werden aus ihrer Sicht meistens mit MigrantInnen in<br />

Verbindung gebracht, unabhängig davon, wer<br />

VerursacherIn des Problems ist. Hier sollte man auch<br />

präventiv arbeiten, ist die verbreitete Meinung der<br />

VertreterInnen der Organisationen.<br />

Auch der Generationskonflikt ist Thema in der<br />

Siedlung. Im Zusammenleben der verschiedenen<br />

Generationen gebe es kein Miteinander, sondern<br />

nur ein Nebeneinander. Die Kommunikation sei<br />

schwierig, da die beteiligten Parteien nur schwer<br />

zueinander fänden. Die Nachbarschaftshilfe wird<br />

von den Institutionen als nicht sehr gut aber doch<br />

vorhanden eingeschätzt.<br />

Die Meinung über die Siedlung in Hinblick auf<br />

Wohnzufriedenheit und infrastrukturielle Ausstattung<br />

ist die, dass die befragten Institutionen davon<br />

ausgehen, dass die BewohnerInnen sehr zufrieden<br />

sind – es sei alles für das tägliche Leben Notwendige<br />

vorhanden, die Versorgung mit ÄrztInnen sei gut,


20<br />

INSTITUTIONEN<br />

einzig die Verkehrsanbindung innerhalb der Siedlung<br />

wird als problematisch gesehen, vor allem für alte<br />

Leute (weite Wege von den Verkehrsmitteln nach<br />

Hause bzw. weite Wege innerhalb der Siedlung).<br />

Der Vorschlag eines „Citybusses“ (kleiner Bus der<br />

auch in die kleinen Gasserl fahren kann) wurde uns<br />

einige Male unterbreitet.<br />

Die Verlängerung der U-Bahn nach Rothneusiedl<br />

wird von den Befragten als gut und sinnvoll eingeschätzt.<br />

Treffpunkte im Sozialraum sind nur wenigen<br />

Institutionen bekannt, die Ausstattung mit<br />

Grünflächen und Parks sehen jedoch alle als ein<br />

großes Plus in der Siedlung.<br />

Eine Ganztagsschule wäre aus Sicht der<br />

Schulsozialarbeit eine wichtige Einrichtung, da es<br />

neben dem Jugendzentrum für jugendliche SchülerInnen<br />

kaum Möglichkeiten gebe, den Nachmittag<br />

betreut zu verbringen und sinnvoll zu gestalten, es<br />

fehle an attraktiven Angeboten. Dieser Wunsch<br />

komme auch von den SchülerInnen und ihren Eltern.<br />

Die Versorgungslage mit Kindergärten wird als sehr<br />

gut eingestuft, auch die Zusammenarbeit zwischen<br />

Kindertagesheimen und Schulen wird als gut<br />

bewertet.<br />

Die Situation der Jugendlichen wird als ungünstig<br />

im Sozialraum angesehen. Es gebe keine klar definierten<br />

Orte für Jugendliche, wo sie sich aufhalten<br />

oder zurückziehen können, ohne mit anderen<br />

Gruppen „zusammen zu stoßen“, in einen Nutzungskonflikt<br />

zu geraten. Aus der Sicht der<br />

Institutionen gebe es ein großes Bedürfnis nach<br />

Kommunikation, die Orte wo man diesem<br />

nachgehen kann sind nach Einschätzung und<br />

Erfahrung der Institutionen nicht oder nur bedingt<br />

vorhanden. Treffpunkte und Kommunikationsorte<br />

bei den einzelnen Stiegen oder im öffentlichen Raum<br />

sollten gemeinsam mit den BewohnerInnen gestaltet<br />

und konzipiert werden.<br />

<strong>Sozialraumanalyse</strong> 2009


Die Möglichkeiten der Freizeitgestaltung für<br />

SeniorInnen sei eingeschränkt. Es wurde ein „SeniorInnenspielplatz“<br />

mit speziellen Angeboten<br />

angeregt, betreut durch eine Institution welche die<br />

generationsübergreifende Arbeit unterstützen sollte.<br />

Auf dem kulturellen Sektor wird ein Mangel geortet.<br />

Das Haus der Begegnung und die Bibliothek sind<br />

aus Sicht einiger Institutionen mögliche Orte, an<br />

gemeinschaftlichen Veranstaltungen teilzuhaben.<br />

Die Überalterung der Siedlung wird von den<br />

Institutionen als solche gesehen, jedoch stellen die<br />

Organisationen fest, dass es wieder mehr Familien<br />

mit Kindern gebe, was sie darauf zurückführen, dass<br />

es zu einer Umstrukturierung der BewohnerInnen<br />

komme, weil leer stehende Wohnungen großteils<br />

mit jungen Familien mit Kindern besiedelt werden.<br />

Prägend für den Sozialraum ist aber die Gruppe der<br />

über 60-Jährigen.<br />

Früher hatten einige soziale Einrichtungen eine<br />

„Zweigstelle“ direkt in der „Hanssonsiedlung“, heute<br />

ist dies bei einigen Institutionen leider nicht mehr<br />

möglich, was es für einige MitarbeiterInnen schwierig<br />

macht, den direkten Kontakt zu Sozialraum zu<br />

halten. Dies sei für alle Beteiligten ein nicht zu<br />

unterschätzender Nachteil. Durch regionale<br />

Vernetzung soll und kann dieser Entwicklung<br />

teilweise entgegen gewirkt werden. Vernetzung sei<br />

für alle Institutionen ein wichtiger Punkt für die<br />

zukünftige Arbeit im Stadtteil.<br />

Ada-Christen-Gasse 2 1100 Wien Tel: 01/688 53 57 www.bassena10.at<br />

21


PERSPEKTIVEN UND<br />

HERAUSFORDERUNGEN<br />

22<br />

Perspektiven und Herausforderungen<br />

Ausgehend von den an der Untersuchung beteiligten<br />

BewohnerInnen und sozialen Einrichtungen und den<br />

von ihnen benannten Stärken und Schwächen des<br />

Sozialraumes, ergeben sich für die Bassena neue<br />

Perspektiven und interessante Herausforderungen.<br />

Es ist auf alle Fälle notwendig, und auch im Hinblick<br />

der Bündelung von Ressourcen unumgänglich,<br />

diese Herausforderungen und neuen Aufgaben<br />

nicht einer einzelnen Institution zuzuordnen, sondern<br />

gemeinsam an Lösungsstrategien zu arbeiten.<br />

Es sei noch einmal daran erinnert, dass es sich bei<br />

den Ergebnissen um eine Zusammenfassung der<br />

Äußerungen der BewohnerInnen, dass es sich um<br />

ihre Sichtweisen des Sozialraumes, also ihrer<br />

Siedlung handelt. Stärken und Schwächen werden<br />

hier gegenübergestellt und ohne Wertung aufgezeigt.<br />

Die Schlussfolgerungen daraus sollten zu Strategien<br />

und Lösungsansätzen im Umgang mit vorhandenen<br />

Problemen führen nicht zu einer Bestätigung<br />

bekannter Muster.<br />

Wie schon eingangs erwähnt, ist ein Zusammenspiel<br />

möglichst aller, an solchen Prozessen beteiligter,<br />

wünschenswert. Präventionsarbeit ist unumgänglich,<br />

um solche Sozialräume nicht zu stigmatisieren.<br />

Auf vorhandene Ängste und Missstände einzugehen,<br />

diese ernst zu nehmen und an gemeinsamen<br />

Lösungsstrategien zu arbeiten, sollte im Fokus stehen.<br />

Die Problemlagen und Bedürfnisse der unterschiedlichen<br />

BewohnerInnen zu sehen und sie bei<br />

der Bearbeitung der Selben zu unterstützen kann die<br />

Wohnzufriedenheit und die Identifikation mit der<br />

Siedlung weiter stärken und verbessern.<br />

Diese Herausforderungen können auch eine neue<br />

Chance im Zusammenleben beinhalten und trag-<br />

<strong>Sozialraumanalyse</strong> 2009


fähige Zukunftsperspektiven bieten, die für die<br />

Lösung vorhandener Probleme notwendig sind.<br />

Probleme mit Fremdem und Unbekanntem – in<br />

welcher Art und Weise auch immer – sind bekannt<br />

und auch in diesem Sozialraum, in dieser Siedlung<br />

eine Realität. Die Gründe dafür sind vielschichtigste<br />

und erfordern eine kontinuierliche Bearbeitung und<br />

Auseinandersetzung. Soziale Probleme, <strong>Verein</strong>samung,<br />

fehlende soziale Netze oder ökonomische<br />

Schwierigkeiten seinen hier stellvertretend genannt.<br />

Klassische Konfliktsituationen – wie etwa Lärm –<br />

entpuppen sich bei näherem Hinsehen mitunter<br />

auch als „Stellvertreter-Auseinandersetzungen“ und<br />

bedürfen eines aufeinander Zugehens, Kommunizierens<br />

und des ernsthaften Versuchens gemeinsame<br />

Lösungen zu finden.<br />

Die mangelhafte Kommunikation, etwa zwischen<br />

Generationen, oder zwischen Kulturen bietet einen<br />

weiteren wichtigen Ansatzpunkt der sozialen Arbeit<br />

in diesem Stadtteil. Der Gewinn, der aus der Vielfalt<br />

von Kulturen und Auffassungen gezogen werden<br />

kann, wird als solcher zu wenig gesehen. Hier ist es<br />

notwendig gerade die Vielfalt als Chance für den<br />

Einzelnen zu sehen und diese Erkenntnis auch zu<br />

den BewohnerInnen zu transportieren.<br />

Eine weitere Herausforderung ist ein möglicher<br />

Generationenkonflikt. Im Moment bietet die Siedlung<br />

den Eindruck der Überalterung, was für bestimmte<br />

Teile des Sozialraumes seine Gültigkeit hat. Diese<br />

Überalterung gilt aber nicht für den gesamten<br />

Stadtteil, da etwa die Thermensiedlung Oberlaa<br />

von vielen Familien mit Kindern bezogen wurde. Es<br />

ist daher eine sich in den nächsten Jahren ändernde<br />

Bevölkerungsstruktur, ausgehend von der Entwicklung<br />

der letzten Jahre, zu erwarten, d.h. es<br />

werden wieder mehr junge Familien mit Kindern in<br />

Ada-Christen-Gasse 2 1100 Wien Tel: 01/688 53 57 www.bassena10.at<br />

23<br />

der Siedlung wohnen und in weiterer Folge vermehrt<br />

Jugendliche. Momentan herrscht ein Mangel an<br />

Angeboten für die älteren BewohnerInnen der<br />

Siedlung. Hier sollte in unmittelbarer Zukunft daran<br />

gearbeitet werden dem Ganzen eine Verbesserung<br />

zu teil werden zu lassen. Man darf dabei jedoch<br />

nicht den Blick auf Kinder und Jugendliche verlieren,<br />

da diese in Zukunft wieder stärker im Stadtteil<br />

anzutreffen sein werden. Eine ausgewogene<br />

Mischung ist erstrebenswert.<br />

Es ist jetzt wichtig, im Sozialraum präventiv zu arbeiten,<br />

um aufkommende Probleme nicht erst groß<br />

und schwerwiegend werden zu lassen. Zu diesem<br />

Zwecke sollte die Vernetzung im Sozialraum<br />

genauer durchleuchtet werden um Kapazitäten und<br />

Ressourcen festzustellen und einschätzen, in welchen<br />

Bereichen es Unterstützung für die BewohnerInnen<br />

braucht und wie diese aussehen könnte. So könnte<br />

es gelingen Spannungen und soziale Brennpunkte<br />

im Vorfeld zu beseitigen. Diese, und auch zukünftige<br />

Herausforderungen werden in den nächsten Jahren<br />

Teil der Arbeit im Stadtteil sein. Gute Vernetzung<br />

und Kooperation könnten neben guten Rahmen-<br />

bedingungen eine wertvolle Voraussetzung sein, um<br />

gute und effiziente Arbeit zum Wohle des<br />

Sozialraumes zu leisten.


24<br />

<strong>Sozialraumanalyse</strong> 2009

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