KURZGESCHICHTEN - Geothermie
KURZGESCHICHTEN - Geothermie
KURZGESCHICHTEN - Geothermie
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Weltweit wächst die Erdwärmenutzung<br />
Der Trend bestätigt sich: Bereits im vergangenen<br />
Jahr lieferte die U.S.<br />
Geothermal Energy Association (GEA)<br />
Zahlen, die auf ein rapides Wachstum<br />
beim Zubau geothermischer Kraftwerke<br />
hinwiesen. Man brauchte nur die seinerzeit<br />
bekannten neuen Vorhaben zu<br />
addieren, um zu diesem Schluss zu<br />
kommen. Die 2005 während des Geothermischen<br />
Weltkongresses in Antalya<br />
vorgelegten Prognosen gingen noch<br />
von einem Anstieg der installierten Kapazitäten<br />
von knapp 9.000 MW auf<br />
10.000 MW aus. GEA-Chef Galwell ging<br />
aber bereits ein Jahr später davon aus,<br />
dass dieser Wert noch deutlich bis an<br />
die 13.000 MW ansteigen werde.<br />
Nun legte die GEA einen neuen Zwischenbericht<br />
zum Stand der Dinge vor.<br />
Der zeigt interessante Zahlen und Entwicklungen.<br />
Auf der Basis der derzeit<br />
vorliegenden weltweiten Daten ergibt<br />
sich bis 2010 eine Steigerung der geo-<br />
thermischen Kraftwerksleistungen um<br />
55% gegenüber 2000 auf mindestens<br />
13.500 MW.<br />
Fast bemerkenswerter ist noch ein anderer<br />
Vergleich. Im Jahr 2000 lieferten<br />
in 21 Ländern Erdwärmekraftwerke<br />
Strom in die Netze, 2010 werden 46<br />
Staaten in die geothermische Stromliga<br />
aufgestiegen sein, ein Zuwachs um<br />
120%. Viele dieser Neulinge verfügen<br />
nicht über die klassischen Heißwasserund<br />
Dampfressourcen. Hier müssen,<br />
wie in Deutschland oder bei den Nachbarn<br />
in Österreich, Niedertemperaturkraftwerke<br />
errichtet werden. Gab es<br />
2005 in 15 Staaten Aktivitäten zum Bau<br />
von Erdwärmekraftwerken, ist deren<br />
Zahl in 2007 bereits auf 40 gestiegen.<br />
Die <strong>Geothermie</strong> dringt weltweit in Märkte<br />
vor, die ihr vor wenigen Jahren noch<br />
weitgehend verschlossen schienen.<br />
Es könnte auch noch „dicker“ kommen.<br />
Mit knapp 2600 MW halten die USA<br />
derzeit die Tabellenspitze. Es sieht ganz<br />
Australiens Hot Dry Rock Dynamik<br />
John Howard, konservativer Premierminister<br />
von down under, ist kein Freund<br />
erneuerbarer Energien. Er setzt auf Kohle<br />
und Kernkraft. Allerdings mögen seine<br />
Aussies nicht mehr so recht mitspielen.<br />
Nun, in Wahlkampfzeiten, geht es<br />
im jede Stimme. Das brachte ihn auf die<br />
Idee, den Klimawandel mit Energiesparlampen<br />
zu bekämpfen.<br />
Aber natürlich nicht allein damit. 500<br />
Mio. australische Dollar, das sind knapp<br />
300 Mio. EUR, spendiert seine Regierung<br />
für die Forschung und Entwicklung<br />
von Methoden zur Reduktion von klima-<br />
schädlichen Treibhausgasen. Allerdings<br />
sind dafür nur knapp 45 Mio. Euro für<br />
die Erneuerbaren Energieträger vorgesehen.<br />
Der größte Betrag geht in die<br />
Entwicklung von Clean-Coal-Technologien.<br />
Für die <strong>Geothermie</strong> ist im Gegensatz<br />
zu früheren Jahren nichts mehr<br />
vorgesehen. Zwischen 2000 und 2006<br />
waren insgesamt umgerechnet rund<br />
16.5 Mio. Euro aus Bundesmitteln zur<br />
Verfügung gestellt worden.<br />
Solche Signale aus Canberra sind zwar<br />
lästig, ungeachtet davon gewinnt aber<br />
der australische <strong>Geothermie</strong>-Markt<br />
Das Foto zeigt den Dampfseparator während des Haupt-Produktionstestes in der<br />
Habanero #2 (Mai 2005).<br />
Tiefe <strong>Geothermie</strong> Strom<br />
danach aus, dass trotz des permanenten<br />
Gegenwindes der Bush-Administration,<br />
sich die Zubauzahlen binnen weniger<br />
Jahre verdoppeln. 5200 MW entsprechen<br />
4 großen Kernkraftwerken.<br />
Damit sind aber die Möglichkeiten noch<br />
lange nicht ausgereizt und neue Technologien<br />
wie die Enhanced Geothermal<br />
Systems (EGS) noch überhaupt nicht in<br />
Betracht gezogen. Dabei hatte eine<br />
auch mit Unterstützung europäischer<br />
Wissenschaftler erstellte Studie des MIT<br />
solchen Systemen enormen Chancen in<br />
den USA eingeräumt. Die Politik der<br />
westlichen Bundesstaaten, egal von<br />
welcher Partei dominiert, setzt bei ihren<br />
Entscheidungen daher verstärkt auf die<br />
eigenen geothermischen Ressourcen.<br />
In diesem Fall kümmert sie der Mann<br />
im Weißen Haus so wenig wie der Mann<br />
im Mond. Die Bush-Leute gelten als Repräsentanten<br />
der alten Industrie. Das<br />
Herz der neuen schlägt woanders.<br />
mehr und mehr an Dynamik. Mittlerweile<br />
geht man davon aus, dass die Wirtschaft<br />
bis 2012 rund 500 Mio. australische<br />
Dollar (gut 300 Mio. Euro) in die<br />
Exploration von geothermischen Ressourcen<br />
investieren wird. Dahinter steht<br />
eine kontinuierlich wachsende Industrie,<br />
auch mit vielen Beteiligten aus dem<br />
klassischen und einflussreichen Bergbau-<br />
und Energiesektor. Dafür Geld an<br />
den Börsen einzusammeln scheint kein<br />
Problem.<br />
Ob das wiederum dem Kabinettstisch lästig<br />
gewesen oder nicht? Egal. Jedenfalls<br />
rang sich die Regierung zu der Prognose<br />
durch, die <strong>Geothermie</strong> könne bis<br />
2050 bis zu 10% zur Deckung des Energiebedarfs<br />
des Landes beitragen. Die<br />
Gemengelage Wahlkampf, Klimadiskussion<br />
und beharrliches Lobbying<br />
brachte schließlich <strong>Geothermie</strong>-Industrie<br />
und Regierung an einen Tisch:<br />
Ende März trafen sich zwei Minister mit<br />
den Hauptakteuren aus der Industrie zu<br />
einem ersten Roundtable. Das wichtigste<br />
Ergebnis war ein Versprechen: Es<br />
wird ein langfristiges Rahmenprogramm<br />
zur Entwicklung der Geothermischen<br />
Industrie aufgestellt, in dessen Zentrum<br />
die HDR-Technologie stehen soll. Adrian<br />
Williams, Chef von Geodynamics,<br />
dem Unternehmen, das im Cooper<br />
Basin das weltweit größte HDR-Vorhaben<br />
entwickelt, wertete das Gespräch<br />
als einen bemerkenswerten Fortschritt.<br />
Umweltminister Turnbull hoffte sogar,<br />
dass geothermische Kraftwerke einen<br />
Geothermische Energie 55/2007 6