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gen zur Wirbeltierfauna im südöstlichen Mauretanien - Gtz

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F-IV/10d Begleitprogramm Tropenökologie (TÖB)<br />

Hemmo Nickel<br />

Ökologische Untersuchun<strong>gen</strong><br />

<strong>zur</strong> <strong>Wirbeltierfauna</strong> <strong>im</strong><br />

<strong>südöstlichen</strong><br />

<strong>Mauretanien</strong><br />

Zwei Fallstudien unter besonderer Berücksichtigung<br />

der Krokodile


F-IV/10d Begleitprogramm Tropenökologie (TÖB)<br />

Hemmo Nickel<br />

Ökologische Untersuchun<strong>gen</strong><br />

<strong>zur</strong> <strong>Wirbeltierfauna</strong> <strong>im</strong><br />

<strong>südöstlichen</strong><br />

<strong>Mauretanien</strong><br />

Zwei Fallstudien unter besonderer<br />

Berücksichtigung der Krokodile<br />

Eschborn, 2003


Herausgeber: Deutsche Gesellschaft für<br />

Technische Zusammenarbeit (GTZ) GmbH<br />

Postfach 5180<br />

D-65726 Eschborn<br />

Verantwortlich:<br />

Autor:<br />

Redaktion:<br />

Produktion:<br />

Schutzgebühr:<br />

ISBN:<br />

Tropenökologisches Begleitprogramm (TÖB)<br />

Dr. Martin Tampe<br />

Email: toeb@gtz.de<br />

Hemmo Nickel<br />

Nassauische Strasse 61, D-10717 Berlin<br />

email: mail@hwattenbach.de<br />

Gaby Hoebart<br />

TZ-Verlagsgesellschaft mbH, D-64380 Rossdorf<br />

€ 5,-<br />

© 2003 Alle Rechte vorbehalten<br />

3-9801067-16-8


Vorwort<br />

Tropische Ökosysteme sind die Lebensgrundlage eines überwie<strong>gen</strong>den Teils der<br />

Weltbevölkerung. Ihre zunehmende Zerstörung und Degradierung insbesondere in<br />

den so<strong>gen</strong>annten Entwicklungsländern gefährden die Bemühun<strong>gen</strong> um eine nachhaltige<br />

Entwicklung und wirksame Armutsbekämpfung.<br />

Durch die gezielte Förderung tropenökologischer Forschung hat das Begleitprogramm<br />

Tropenökologie (TÖB) <strong>im</strong> Rahmen der Entwicklungszusammenarbeit zu<br />

einer effektiveren Aufarbeitung, Verwertung und Umsetzung der in diesem Bereich<br />

gewonnen Erkenntnisse und Erfahrun<strong>gen</strong> beigetra<strong>gen</strong>.<br />

TÖB war bis 2001 ein überregionales Service-Projekt, das <strong>im</strong> Auftrag des Bundesministeriums<br />

für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) von<br />

der Deutschen Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) GmbH durchgeführt<br />

wurde.<br />

Das Programm förderte über 180 projektbegleitende Studien mit tropenökologisch<br />

relevanten Fragestellun<strong>gen</strong>. Hierdurch wurden Konzepte zum Schutz und <strong>zur</strong><br />

nachhalti<strong>gen</strong> Nutzung der tropischen Ökosysteme weiterentwickelt und innovative<br />

Instrumente für eine umweltverträglichere Entwicklungs-zusammenarbeit abgeleitet.<br />

Nach Beendigung seiner aktiven Phase werden noch 19 Vorhaben bis <strong>zur</strong> Veröffentlichung<br />

ihrer Ergebnisse betreut.<br />

Wichtiges Element des Programmkonzeptes war die gemeinsame Bearbeitung<br />

anwendungsorientierter Fragestellun<strong>gen</strong> durch deutsche und lokale Wissenschaftler.<br />

TÖB leistete damit auch einen wichti<strong>gen</strong> Beitrag <strong>zur</strong> praxisrelevanten<br />

Fortbildung von Partnerfachkräften und zum Aufbau von tropenökologischer<br />

Expertise in den Partnerländern.<br />

Mit seiner Publikationsreihe macht das TÖB die Ergebnisse und Handlungsempfehlun<strong>gen</strong><br />

der projektbegleitenden Studien dem interessierten Publikum zugänglich.<br />

Wir freuen uns, Ihnen mit dieser Ausgabe die Ergebnisse unseres jüngsten Forschungsvorhabens<br />

<strong>zur</strong> Verfügung zu stellen.<br />

Marita Steinke<br />

Leiterin des Referats 412 “Umwelt und<br />

nachhaltige Ressourcennutzung”<br />

Bundesministerium für wirtschaftliche<br />

Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ)<br />

Tilman C. Herberg<br />

Leiter der Abteilung 4400<br />

„Umwelt und Infrastruktur“<br />

Deutsche Gesellschaft für Technische<br />

Zusammenarbeit (GTZ) GmbH


Danksagung<br />

Eine Arbeit wie diese kann nicht ohne die Mithilfe Dritter realisiert werden. So<br />

haben eine ganze Reihe von Personen unei<strong>gen</strong>nützig zum Gelin<strong>gen</strong> beigetra<strong>gen</strong>. In<br />

besonderem Maße möchte ich Tara Shine (Ulster) danken. Mit ihrer ungeheuren<br />

Energie und Hilfsbereitschaft und dem Überlassen ei<strong>gen</strong>er Daten hat sie einen be-<br />

sonderen Beitrag zu dieser Arbeit geleistet.<br />

Dank gilt <strong>im</strong> Besonderen der GTZ <strong>Mauretanien</strong>, Dr. Dirk Thies (Nouakchott) und<br />

Thomas Sommerhalter (Aioun El Atrous), die mich administrativ und moralisch<br />

innerhalb Ihrer Projekte unterstützt haben. Nur durch die finanzielle Hilfe des<br />

Tropenökologischen Begleitprogramms der GTZ und der Zeitschrift GEO war<br />

der Forschungsaufenthalt möglich. Hier seien insbesondere Dr. Claus Bätke<br />

(Eschborn) und Stephan Schmitz-Herzberg (Göttin<strong>gen</strong>) <strong>gen</strong>annt. Eine Bereiche-<br />

rung war die Zusammenarbeit mit Bruno Lamarche (Nouakchott), der mich durch<br />

seine Diskussionsbereitschaft und Ausrüstungsge<strong>gen</strong>stände in meiner Arbeit un-<br />

terstützte. In der Vorbereitungsphase waren mir PD. Dr. habil. Michael Veith<br />

(Mainz) und Peter Sound (Boppard) eine große Hilfe.<br />

Für das großzügige Überlassen von Verbreitungsdaten <strong>im</strong> Naturreservat Chott<br />

Boul danke ich Ludovic Messon (Nouakchott). Nicht zuletzt möchte ich den Mit-<br />

arbeitern vom Zoologischen Museum Alexander Koenig für ihre Bereitstellung<br />

von Material und Anregun<strong>gen</strong> danken, besonders Prof. Dr. Wolgang Böhme<br />

(Bonn) und Thomas Wilms (Bad Dürkhe<strong>im</strong>).<br />

Für die Arbeit <strong>im</strong> Feld, die sicherlich nicht <strong>im</strong>mer einfach war, danke ich Daf ould<br />

Selah (Nouakchott), Mohamed Val ould Lelle (Aioun El Atrous) und in ganz be-<br />

sonderem Maße Jaques de maille (Aioun El Atrous), der mir zu einem guten<br />

Freund geworden ist. Gleiches gilt für Doug Walsh (Goungel). Ein Dankeschön<br />

an meine Eltern Margarete und Lothar Nickel, die auch diese Reise wieder finan-<br />

ziell und ideell unterstützt, und die Unordnung vor der Abfahrt mit Geduld ertra-


<strong>gen</strong> haben. Durch den Aufenthalt meines Bruders Friedrich Nickel wurde ich tat-<br />

kräftig in der Feldarbeit unterstützt. Sofie Colette (Aioun El Atrous) musste nicht<br />

nur mich, sondern allerlei Getier in Haus und Garten ertra<strong>gen</strong>. Konrad Neufeld<br />

(Heidelberg) ein Dank für die Wochen, die er mit mir verbracht hat, um das Ex-<br />

peditionsfahrzeug zu reparieren und anschließend 6.000 Kilometer nach Maureta-<br />

nien zu fahren. Valerie Lehmann-Horn (Aioun El Atrous) hat das Manuskript ge-<br />

lesen und durch ihre kritischen Anmerkun<strong>gen</strong> zum Gelin<strong>gen</strong> beigetra<strong>gen</strong>.


Inhaltsverzeichnis<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

1 EINLEITUNG ...............................................................................10<br />

1.1 Beschreibung des EZ-Projektes ...............................................10<br />

1.1.1 Schwerpunkt, in dem das EZ-Projekt arbeitet........................... 12<br />

1.2 Problemanalyse......................................................................14<br />

1.3 Aktueller Wissensstand (State of the art) .................................15<br />

1.4 Beschreibung von Land und Untersuchungsgebiet –<br />

<strong>Mauretanien</strong> ...........................................................................17<br />

1.4.1 Geographie ..................................................................................... 17<br />

1.4.2 Kl<strong>im</strong>a............................................................................................... 19<br />

1.4.3 Geschichte...................................................................................... 19<br />

1.4.4 Politik.............................................................................................. 20<br />

1.4.5 Wirtschaft....................................................................................... 21<br />

1.4.6 Untersuchungsgebiet..................................................................... 21<br />

2 KONZEPTIONELLER ANSATZ ....................................................25<br />

2.1 Zielsetzung.............................................................................25<br />

2.1.1 Oberziel .......................................................................................... 25<br />

2.1.2 Untersuchungsziel......................................................................... 26<br />

2.1.3 Ergebnisse und Aktivitäten............................................................ 27<br />

2.2 Methodische Vorgehensweise.................................................29<br />

2.2.1 Auswahl der Probeflächen ........................................................... 29<br />

2.2.2 Untersuchungsmethoden .............................................................. 30<br />

2.2.3 Analysemethoden.......................................................................... 33<br />

2.3 Bearbeiter und Partner ............................................................34<br />

2.3.1 Bearbeiter ....................................................................................... 34<br />

2.3.2 Wissenschaftliche Betreuung....................................................... 34<br />

2.3.3 Finanzielle Unterstützung ............................................................ 35<br />

2.3.4 Lokale Partner................................................................................ 35<br />

2.3.5 Counterpart....................................................................................... 35<br />

3 DARSTELLUNG DER ERGEBNISSE.............................................37<br />

3.1 TOR1 – Gewässertypisierung..................................................37<br />

I


Ökologische Untersuchun<strong>gen</strong> <strong>zur</strong> <strong>Wirbeltierfauna</strong> <strong>im</strong> <strong>südöstlichen</strong> <strong>Mauretanien</strong><br />

II<br />

3.1.1 Tamourt Bougari ............................................................................37<br />

3.1.2 Guelta Metraucha...........................................................................39<br />

3.1.3 Gâat Mahamouda...........................................................................42<br />

3.2 TOR 2 - Erfassung der Wirbeltierbiodiversität......................... 43<br />

3.1.4 Fische...............................................................................................43<br />

3.1.5 Amphibien.......................................................................................44<br />

3.1.6 Reptilien..........................................................................................45<br />

3.1.7 Säugetiere........................................................................................46<br />

3.1.8 Vögel................................................................................................47<br />

4 ANALYSE UND BEWERTUNG DER ERGEBNISSE...................... 53<br />

4.1 Tamourt Bougari:................................................................... 53<br />

4.2 Guelta Metraucha................................................................... 57<br />

4.3 Gâat Mahamouda................................................................... 60<br />

4.4 Krokodile .............................................................................. 62<br />

4.5 Jagd .................................................................................. 64<br />

4.6 Nutzungskonflikte.................................................................. 66<br />

4.7 Hydrologische Probleme ........................................................ 67<br />

5 HANDLUNGSEMPFEHLUNGEN .................................................. 69<br />

5.1 Empfehlun<strong>gen</strong>, die Untersuchungsgebiete betreffend............... 69<br />

5.1.1 Tamourt Bougari ............................................................................69<br />

5.1.2 Guelta Metraucha:..........................................................................69<br />

5.1.3 Gâat Mahamouda: ..........................................................................70<br />

5.2 Empfehlun<strong>gen</strong> für ausgewählte Tiergruppen............................ 71<br />

5.2.1 Krokodile.........................................................................................71<br />

5.2.2 Fische...............................................................................................72<br />

5.3 Allgemeine Empfehlun<strong>gen</strong> ..................................................... 73<br />

5.3.1 Jagdgesetzgebung...........................................................................73<br />

5.3.2 Sensibilisierung..............................................................................73<br />

5.3.3 Ausbildung......................................................................................74<br />

5.3.4 Weitere Forschung .........................................................................74<br />

5.3.5 Umzäunungsproblematik ..............................................................75<br />

5.4 Empfehlun<strong>gen</strong> für lokale Institutionen .................................... 75<br />

5.3 Empfehlun<strong>gen</strong> für die deutsche EZ (GTZ-Zentrale, BMZ) ....... 77


Tabellenverzeichnis<br />

6 SCHLUSSEVALUIERUNG / SCHLUSSFOLGERUNGEN................79<br />

7 LITERATUR.................................................................................83<br />

Tabellenverzeichnis<br />

Tab. 1: Wasserwerte des Tamourt Bougari <strong>im</strong> November 1999. Bei dem<br />

lan<strong>gen</strong> Transport (über ein Tag) <strong>zur</strong> Analyse sind besonders die<br />

Sauersoff-, Kohlendioxyd-, Nitrat- und Nitritwerten zu<br />

bedenken..................................................................................39<br />

Tab. 2: Wasserwerte des Guelta Metraucha <strong>im</strong> Nov. 1999. Bei dem<br />

lan<strong>gen</strong> Transport (über ein Tag) <strong>zur</strong> Analyse sind besonders die<br />

Sauersoff-, Kohlendioxyd-, Nitrat- und Nitritwerten zu<br />

bedenken..................................................................................41<br />

Tab. 3: Übersicht der erfassten Fischarten...............................................44<br />

Tab. 4: Übersicht der erfassten Amphibien..............................................44<br />

Tab. 5: Übersicht der erfassten Reptilienarten .........................................45<br />

Tab. 6: Übersicht der erfassten Säugetierarten.........................................46<br />

Tab. 7: Übersicht der erfassten Vogelarten..............................................47<br />

III


Ökologische Untersuchun<strong>gen</strong> <strong>zur</strong> <strong>Wirbeltierfauna</strong> <strong>im</strong> <strong>südöstlichen</strong> <strong>Mauretanien</strong><br />

Abbildungsverzeichnis<br />

Abb. 1: Physische Karte <strong>Mauretanien</strong>s. Die Provinzen Assaba, Hodh El<br />

Gharbi und Hodh Ech Chargoui sind rot eingefasst und<br />

charakterisieren das Projektgebiet von GIRNEM. Die blauen<br />

Markierun<strong>gen</strong> zei<strong>gen</strong> die 144 von GIRNEM katalogisierten<br />

Feuchtgebiete. Der Pfeil links weist auf die<br />

Untersuchungsgebiete Bougari und Metraucha hin, während der<br />

rechte Pfeil die Lage von Mahamouda angibt. ........................... 18<br />

Abb. 2: Jährliche Niederschlagsmen<strong>gen</strong> bei Aioun El Atrous von 1946<br />

bis 2000. .................................................................................. 22<br />

Abb. 3: Tamourt Bougari, Blick nach Süd-ost vier Monate nach dem<br />

Ende der Re<strong>gen</strong>zeit .................................................................. 37<br />

Abb. 4: Nymphea lotus typische Seerose................................................ 38<br />

Abb. 5: Guelta Metraucha, Blick von Südosten auf den Haupttümpel.<br />

Links oben ist der Zulauf von der Quelle zu sehen..................... 40<br />

Abb. 6: Mahamouda, Luftaufnahme des mit Acacia nilotica bestandenen<br />

Bereichs <strong>im</strong> Nordosten kurz nach der Re<strong>gen</strong>zeit ........................ 42<br />

Abb. 7: Blick nach Süden auf den zentralen Bereich Mahamoudas,<br />

Amzingui <strong>gen</strong>annt .................................................................... 42<br />

IV


Glossar<br />

Abundanz<br />

Assaba<br />

Ästivation<br />

Biodiversität<br />

Biomonitoring<br />

Datalogger<br />

Fledermausnetz<br />

Gâat<br />

Guelta<br />

Hodh El Chargui<br />

Hodh El Gharbi<br />

Isohyete<br />

Population<br />

Häufigkeit von Organismen in Bezug auf einen Flächen-<br />

oder einen Rauminhalt.<br />

Absolute Individuen-Abundanz, Absolute Arten-<br />

Abundanz, relative Arten-Abundanz<br />

Provinz in Ostmauretanien<br />

= Sommerruhe: Einschränkung der Aktivität und Rückzug<br />

in geeignete natürliche oder selbstgegrabenen Verstecke<br />

zum Überstehen der sommerlichen Hitze- und<br />

Trockenperioden.<br />

Ausdruck der Artenvielfalt einer Gemeinschaft in einem<br />

Lebensraum oder allgemein der Erde.<br />

Mehrmaliges Erfassen der Abundanz mit standardisierten<br />

Methoden über einen längeren Zeitraum hinweg.<br />

Kleine Speicher, die an beliebi<strong>gen</strong> Plätzen ausgelegt<br />

werden können und automatisch Temperatur- und/oder<br />

relative Luftfeuchtedaten aufnehmen. Die<br />

Speicherintervalle sind programmierbar.<br />

Grobmaschiges äußerst feines schwarzes Netz zum Fang<br />

von Vögeln und Fledermäusen, das von den Tieren nicht<br />

lokalisiert werden kann. Es wird mit Stäben senkrecht in<br />

Flugschneisen eingestellt.<br />

Lokale Bezeichnung für ein meist großes, flaches und<br />

temporäres Gewässer ohne spezielle Vegetation.<br />

In nordafrikanischen Gebieten gebräuchliche<br />

Bezeichnung für meist kleine Gewässer in Felsregionen.<br />

Provinz in Ostmauretanien<br />

Provinz in Ostmauretanien<br />

Grenze einer gegebenen Niederschlagsmenge<br />

Gesamtheit der Individuen einer Art in einem best<strong>im</strong>mten<br />

Raum.<br />

5


Ökologische Untersuchun<strong>gen</strong> <strong>zur</strong> <strong>Wirbeltierfauna</strong> <strong>im</strong> <strong>südöstlichen</strong> <strong>Mauretanien</strong><br />

Radiotelemetrie<br />

Tamourt<br />

Vertebraten<br />

Wadi<br />

Abkürzun<strong>gen</strong><br />

6<br />

CBD<br />

CCD<br />

EL<br />

EZ<br />

GIRNEM<br />

GREZOH<br />

GTZ<br />

IUCN<br />

JGUM<br />

Ramsar<br />

ZFMK<br />

Methode, bei der Tiere mit Radiosendern ausgestattet<br />

werden und mit einem Empfänger von der Ferne verfolgt<br />

werden können, um ihre Aktivitätsstrukturen zu<br />

untersuchen<br />

Lokale Bezeichnung für einen Gewässertyp in<br />

<strong>Mauretanien</strong>, der durch die Präsenz von Acacia nilotica<br />

charakterisiert ist.<br />

Wirbeltiere (allg. Fische, Amphibien, Reptilien, Vögel und<br />

Säugetiere)<br />

In nordafrikanischen Gebieten gebräuchliche Bezeichnung<br />

für trockene Flussläufe, die nur temporär Wasser führen.<br />

Convention de la biodiversité / Konvention zum Schutz der<br />

Biodiversität<br />

Convention contre la désertification /<br />

Wüstenbildungskonvention)<br />

Entwicklungsländer<br />

Entwicklungszusammenarbeit<br />

GTZ-Projekt „Gestion integrée des ressources naturelles de<br />

l’Est Mauritanie“<br />

Groupe de recherche des zones humides<br />

Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit<br />

International Union Conservation for Nature<br />

Johannes Gutenberg Universität Mainz<br />

Ramsar Convention of Wetlands, interantionale Konvention,<br />

die sich dem Schutz von Feuchtgebieten und Wasservögeln<br />

verschrieben hat. Gegründet 1971 in Ramsar / Iran<br />

Zoologisches Forschungsinstitut und Museum Koenig


Zusammenfassung<br />

Es werden die drei <strong>im</strong> Gebiet des GIRNEM-Projektes vorkommenden<br />

Feuchtgebietstypen beschrieben. An drei exemplarisch ausgesuchten<br />

Feuchtgebieten (Tamourt Bougari, Guelta Metraucha und Gâat Mahamouda)<br />

wurden möglichst alle Wirbeltierarten erfasst. Anhand der unterschiedlichen<br />

Artenzusammensetzung und ihrer zeitlich variierenden Abundanz wird die<br />

unterschiedliche ökologische Bedeutung der Feuchtgebiete Ostmauretaniens<br />

diskutiert.<br />

Die anthropo<strong>gen</strong>en Einflüsse werden bezüglich ihrer Bedeutung auf die<br />

Wildtierpopulationen untersucht und daraus Vorschläge <strong>zur</strong> ökologisch<br />

vertretbaren Nutzung entwickelt. Dazu werden mögliche zukünftige<br />

Veränderun<strong>gen</strong> in der Nutzung aufgezeigt.<br />

Weiterhin wurde die Biologie von zwei Reliktpopulationen des Nilkrokodils<br />

(Crocodylus niloticus) untersucht. Dabei sind Daten <strong>zur</strong> Reproduktion,<br />

Abundanz, Populationsstruktur, Morphologie, Lebensbedingun<strong>gen</strong> usw.<br />

gesammelt worden. Durch den Vergleich mit anderen Gewässern in der Region<br />

werden die Voraussetzun<strong>gen</strong> für die Besiedlung durch Crocodylus niloticus<br />

aufgezeigt und die Gesamtsituation der Krokodile in <strong>Mauretanien</strong> diskutiert.<br />

Schlagwörter: Reptilia: Crocodylidae: Crocodylus niloticus; Feuchtgebiete,<br />

Ökologie, Biodiversität, Abundanz, Sahel, <strong>Mauretanien</strong>.<br />

7


Ökologische Untersuchun<strong>gen</strong> <strong>zur</strong> <strong>Wirbeltierfauna</strong> <strong>im</strong> <strong>südöstlichen</strong> <strong>Mauretanien</strong><br />

Summary<br />

This work describes three wetlands existing in the area of the GIRNEM project.<br />

At three exemplarily chosen wetlands all species of the vertebrates have been<br />

seized as accurately as possible. From the divers composition of the species and<br />

their temporary varying abundance the different ecological <strong>im</strong>portance of the<br />

Eastern Mauritanian Wetlands is discussed.<br />

The anthropo<strong>gen</strong>ic <strong>im</strong>pacts are examined regarding to their <strong>im</strong>portance for the<br />

wildlife populations. From these results propositions for the ecological<br />

justifiable use are developed. Therefore possible changes of the land use in the<br />

future are demonstrated.<br />

On top of that the biology of two relict populations of the crocodile of the Nile<br />

have been looked into. In the course of this some data have been collected<br />

concerning reproduction, abundance, structure of the population, morphology,<br />

conditions of life etc.. With the comparison with other inshore waters in the<br />

region the preconditions for the population of Crocodilus niloticus have been<br />

shown and the <strong>gen</strong>eral situation of the crocodiles in Mauritania has been<br />

discussed.<br />

Keywords: Reptilia: Crocodylidae: Crocodilus niloticus; wetlands; ecology;<br />

biodiversity; abundance; Sahel; Mauritania.<br />

8


1 Einleitung<br />

1.1 Beschreibung des EZ-Projektes<br />

GIRNEM<br />

Assab<br />

10<br />

Hodh<br />

Gharbi<br />

Gharbi<br />

Hod<br />

El<br />

Chargu<br />

Einleitung<br />

Die wissenschaftliche Arbeit, die in diesem Bericht<br />

beschrieben werden soll, wurde <strong>im</strong> Rahmen des<br />

Projektes GIRNEM der GTZ in Ost-<strong>Mauretanien</strong><br />

geleistet. GIRNEM steht für « Gestion Intégrée des<br />

Ressources Naturelles dans l’Est Mauritanien »,<br />

Integriertes Management der natürlichen Ressourcen<br />

Ostmauretaniens.<br />

Projekt-Träger ist das Mauretanische Ministerium<br />

für Ländliche Entwicklung und Umwelt (Direktion für Vieh- und<br />

Landwirtschaft). Finanziert wird das Vorhaben durch die GTZ, die Kreditanstalt<br />

für Wiederaufbau und Entwicklung (KfW) und das Europäisches Programm<br />

(EP). Mittlerweile befindet sich das Projekt in seiner vierten Phase.<br />

Begonnen hat GIRNEM seine Aktivitäten 1991 mit der Anlage von<br />

Schutzwäldern ge<strong>gen</strong> die Versandung von Straßen und anderen öffentlichen<br />

Infrastrukturmaßnahmen. In einem zweiten Schritt wurde der Ansatz <strong>zur</strong><br />

„integrierten dörflichen Ressourcenbewirtschaftung“ verfolgt, welcher in einer<br />

breiten Anzahl von sozial und landwirtschaftlich ausgerichteten<br />

Kleinstmaßnahmen mündete. Im Verlauf der dritten Projektphase ab 1997 wurde<br />

deutlich, dass mit den verfolgten Ansätzen nur ein kleiner Anteil der<br />

Gesamtbevölkerung erreicht werden konnte. Außerdem zeigte sich, dass die<br />

Zerstörung natürlicher Ressourcen <strong>im</strong> Projektgebiet weitgehend<br />

meteorologische Ursachen hatte und nicht irreversibel ist. Umfangreiche<br />

Untersuchun<strong>gen</strong> zeigten in der dritten Projektphase die enorme wirtschaftliche<br />

und ökologische Bedeutung der Viehhaltung auf. Die Erarbeitung einer


Einleitung<br />

Gesetzesgrundlage <strong>zur</strong> Bewirtschaftung der Weideressourcen auf der Grundlage<br />

traditioneller Rechte folgte. Dieser so<strong>gen</strong>annte Code Pastoral sichert den Zugang<br />

der Viehhalter zu den Weidegründen und insbesondere zu den Wasserstellen.<br />

Die jetzige vierte Phase (2000 – 2004) hat deshalb fol<strong>gen</strong>des Oberziel:<br />

Die Bevölkerung Ostmauretaniens nutzt die neue Gesetzeslage (Code<br />

Pastoral) <strong>zur</strong> einer nachhalti<strong>gen</strong> Nutzung der Weidegebiete und<br />

verbessert ihre Einkommensbasis durch organisatorische Maßnahmen<br />

und Investitionen.<br />

In dieser Phase sollen fol<strong>gen</strong>de Ziele erreicht werden:<br />

• Regionale Nutzungspläne für Weideflächen und Gebiete hoher Biodiversität<br />

sind in partizipativer Weise erarbeitet und technisch unterstützt.<br />

• Die notwendi<strong>gen</strong> Voraussetzun<strong>gen</strong> für eine Anwendung des Code Pastoral<br />

und der Regionalen Nutzungspläne sind gestaltet.<br />

• Die Organisationen der Zielgruppen sind in der Lage, die Interessen ihrer<br />

Mitglieder zu vertreten und ihnen entsprechende Leistun<strong>gen</strong> anzubieten.<br />

• Die vorgesehenen Investitionen sind in Absprache und Mitfinanzierung<br />

getätigt worden.<br />

Die Gesamtkosten des Projekts sind für die gesamte Laufzeit von 15 Jahren auf<br />

27.300.000 DM veranschlagt. Der Anteil der deutschen TZ beträgt dabei<br />

13.000.000 DM. Der bisherige TZ Beitrag Deutschlands beläuft sich auf<br />

6.300.000 DM. Die aktuelle Phase wird von deutscher Seite mit 4.600.000 DM<br />

aus Mitteln der TZ und mit 1.200.000 DM aus Mitteln der FZ finanziert.<br />

Wie bereits erwähnt, ist die wirtschaftliche Grundlage des Projektgebietes die<br />

mobile Tierhaltung. Dies bedeutet eine intensive Form der Nutzung natürlicher<br />

Ressourcen, die räumlich und zeitlich flexibel ist und sich an die natürlichen<br />

11


Ökologische Untersuchun<strong>gen</strong> <strong>zur</strong> <strong>Wirbeltierfauna</strong> <strong>im</strong> <strong>südöstlichen</strong> <strong>Mauretanien</strong><br />

Bedingun<strong>gen</strong> anpassen kann. Als Nomaden können die Viehhalter den regional<br />

sehr unterschiedlichen Niederschlä<strong>gen</strong> fol<strong>gen</strong> und die Vegetationsdecke<br />

nachhaltig nutzen.<br />

Bei einer 50-prozenti<strong>gen</strong> Deckung des nationalen Verbrauchs und einer 90-<br />

prozenti<strong>gen</strong> Deckung des nationalen Lebendviehverkaufs leistet sie einen Bei-<br />

trag von über 80 Prozent der Einkommen in Ostmauretanien. Doch das<br />

wirtschaftliche Potenzial der Tierhaltung ist noch lange nicht ausgeschöpft. In<br />

der Vergan<strong>gen</strong>heit haben sich die öffentlichen Investitionen in Anlehnung an die<br />

<strong>im</strong> Südsahel dominanten Sesshaftensysteme fast ausschließlich auf den Agrar-<br />

und Forstsektor konzentriert. Tatsächlich zeigt sich <strong>im</strong> Zusammenhang einer<br />

wachsenden sesshaften Bevölkerung das Bedürfnis, die Landwirtschaft auszu-<br />

weiten, um die Selbstversorgung mit Lebensmitteln zu verbessern. Aber Regel-<br />

mäßig führen diese Investitionen, geleitet von kurzfristi<strong>gen</strong> Interessen, zu einer<br />

Verringerung der Weideflächen und gefährden durch die veränderte Nutzung<br />

der Feuchtgebiete die Viehtriebwege und strategischen Wasserstellen für die<br />

mobile Viehwirtschaft. Diese sind ebenso durch Infrastrukturmaßnahmen<br />

gefährdet, wie beispielsweise Staudämme, die ohne Umweltverträglichkeits-<br />

prüfun<strong>gen</strong> erstellt werden. Un<strong>gen</strong>aue Regelun<strong>gen</strong> der Nutzungsrechte rufen<br />

Konflikte zwischen den sesshaften Ackerbauern und den Tierhaltern hervor.<br />

1.1.1 Schwerpunkt, in dem das EZ-Projekt arbeitet<br />

Seit der Umorientierung vor etwa fünf Jahren versucht GIRNEM Ansätze <strong>zur</strong><br />

Lösung der Konflikte zwischen sesshaften Ackerbauern und mobilen Vieh-<br />

haltern zu entwickeln. Dazu wurde eine Weideordnung mit Gesetzeskraft (Code<br />

Pastoral) geschaffen, welche besonders auf der Basis islamischer Recht-<br />

sprechung (Sharia) und den traditionellen Land- und Herdenmanagement-<br />

methoden beruht. Dabei sind die Prinzipien, der von <strong>Mauretanien</strong> ratifizierten<br />

internationalen Konventionen (Wüstenbildungskonvention (CCD) und<br />

Biodiversitätskonvention (CBD)) mit in den Code Pastoral eingeflossen.<br />

12


Einleitung<br />

Traditionell sind die Berufsstände <strong>im</strong> Viehwirtschaftsektor in Stammesverbän-<br />

den, und vor bzw. nachgelagert in Ständen organisiert. In jüngerer Zeit kommen<br />

dazu moderne Organisationsformen wie Genossenschaften und Berufsverbände,<br />

welche die klassischen Organisationsformen teilweise überlagern, mit Ihnen<br />

identisch sind, oder auch versuchen, deren Rolle zu übernehmen und zu<br />

erweitern. Alles in allem sind die traditionellen Organisationsformen<br />

geschwächt, aber die neuen Strukturen sind nur teilweise funktionell und<br />

effektiv. Mit Hilfe von GIRNEM sollen Vertreter der demokratisch<br />

legit<strong>im</strong>ierten, dezentralen Strukturen, insbesondere die Nutzungsverbände darin<br />

unterstützt werden, gemeinsam einen konfliktvermeidenden Landnutzungsplan<br />

zu erstellen. Das Ziel ist, die mobile Viehzucht zu fördern und strategisch<br />

besonders wichtige Feuchtgebiete zugänglich zu halten. So interveniert das<br />

Projekt in erster Linie in den Bereichen ländliche Entwicklung und Verwaltung<br />

der natürlichen Ressourcen, so wie sie <strong>im</strong> Rahmen der EZ mit <strong>Mauretanien</strong><br />

vereinbart wurden. Der konzeptionelle Ansatz des Projekts basiert auf der<br />

Förderung des Potenzials <strong>zur</strong> Selbsthilfe und Partizipation der ländlichen<br />

Bevölkerung und damit der Armutsbekämpfung, wie sie auch in der A<strong>gen</strong>da 21,<br />

Kapitel 12, 15 und 32 gefordert wird.<br />

Durch den Erhalt der Feuchtgebiete bei gleichzeitiger Nutzung durch die<br />

Viehhaltung Ostmauretaniens entsteht eine klassische Win-Win-Situation<br />

zwischen Ökonomie und Ökologie da zum einen, nach Meinung des Projekts<br />

GIRNEM, die traditionelle Viehzucht ökologisch angepasst ist, und zum<br />

anderen sowohl Viehzüchter als auch Wildtiere eine ähnliche, sich nicht<br />

ausschließende Ressourcennutzung betreiben. Schließlich hat sich das<br />

Ökosystem „Weideland, mobile Viehhaltung und Feuchtgebiete“ über Tausende<br />

von Jahren entwickelt und bewährt.<br />

13


Ökologische Untersuchun<strong>gen</strong> <strong>zur</strong> <strong>Wirbeltierfauna</strong> <strong>im</strong> <strong>südöstlichen</strong> <strong>Mauretanien</strong><br />

1.2 Problemanalyse<br />

Die Desertifikationsbekämpfung ist seit UNCOD 1977 ein Schwerpunkt der<br />

internationalen EZ <strong>im</strong> ariden und semi-ariden Afrika. Dies wurde durch die CCD<br />

noch verstärkt. Spätestens nach dem Umweltgipfel in Rio de Janeiro sind auch der<br />

Umweltschutz und die Erhaltung der Biodiversität durch die Unter-zeichnung der<br />

internationalen Konventionen durch viele Dritte-Welt-Länder als feste Ziel-setzung<br />

innerhalb der EZ verankert. Eine der Hauptursachen für Konflikte <strong>im</strong> Nordsahel,<br />

speziell auch in <strong>Mauretanien</strong>, ist der Zugang zu Wasser. Wie oben schon beschrie-<br />

ben, bestehen die Nutzungskonflikte vornehmlich zwischen der mobilen Viehzucht<br />

und dem zumeist subven-tionierten Ackerbau. Es besteht jedoch noch ein dritter<br />

Konflikt, der bisher in der Projektarbeit zu wenig Beachtung gefunden hat.<br />

Im speziellen Fall arider Regionen ergibt sich für alle der dort lebenden Tier-<br />

arten das Problem, dass sie Wasserstellen aufsuchen müssen. Diese sind jedoch<br />

in der Anzahl begrenzt. Es kann also schnell zu Nutzungskonflikten zwischen<br />

Mensch und Wildtieren kommen. Können die Wildtiere an Wasserstellen aber<br />

nicht ausreichend heran, kann dies leicht zu großräumi<strong>gen</strong> negativen Beeinflus-<br />

sun<strong>gen</strong> der Bestandszahlen betroffener Arten führen. Erste ornithologische<br />

Untersuchun<strong>gen</strong> haben ergeben, dass die ostmauretanischen Feuchtgebiete sehr<br />

wichtige „Stepstones“ für paläarktische Zugvögel darstellen, die die Sahara auf<br />

ihrem Zug überqueren.<br />

Aber die Feuchtgebiete werden neben der Funktion als Viehtränke und Acker-<br />

fläche auch subsistenziell von der lokalen Bevölkerung <strong>gen</strong>utzt, beispielsweise<br />

durch Fischfang oder <strong>zur</strong> Brennholzbeschaffung. Diese Art der Ressourcen-<br />

nutzung ist schon sehr alt und hat sich in der Vergan<strong>gen</strong>heit als nachhaltig<br />

erwiesen. Unklar ist jedoch, wie sich eine intensivierte und veränderte Nutzung<br />

bedingt durch Bevölkerungswachstum und neue soziokulturelle Veränderun<strong>gen</strong><br />

in Zukunft auswirken wird.<br />

14


Einleitung<br />

Um ein ökologisches System beurteilen zu können, benötigt man Kenntnisse<br />

über die Artenzusammensetzung und die Artenverteilung. Im ersten Schritt muss<br />

es darum gehen, den Ist-Zustand der Biodiversität und Populationszahlen zu<br />

ermitteln. Der zweite Schritt besteht in der Überprüfung der Populationsgrößen<br />

und Verschiebun<strong>gen</strong> der Artenzusammensetzung über einen längeren Zeitraum,<br />

das sog. Biomonitoring. Nur so lassen sich die veränderten Nutzungsgewohn-<br />

heiten und -intensitäten des Menschen in ihrer ökologischen Auswirkung<br />

erkennen. Oft ist es aber nicht möglich, alle Arten einer Artengemeinschaft zu<br />

berücksichti<strong>gen</strong>. Vielmehr ist es sinnvoll, charakteristische, leicht zu<br />

beobachtende und auf Umweltveränderun<strong>gen</strong> besonders empfindliche Arten<br />

auszuwählen. Solche Zeiger- oder Indikatorarten zu finden, erfordert aber<br />

Kenntnisse von ökologischen Kreisläufen und Zusammenhän<strong>gen</strong>. Für das<br />

GIRNEM-Projekt besteht die Aufgabe, die <strong>im</strong> Sinne der oben<strong>gen</strong>annten<br />

Konventionen ökologisch besonders wertvollen Feuchtgebiete zu schützen bzw.<br />

die ökologisch verträgliche Nutzung zu fördern und in die Landnutzungsplanung<br />

aufzunehmen. Hierfür fehlt es dem Projekt an Kriterien <strong>gen</strong>auso, wie einem<br />

System, mit dem die Nachhaltigkeit, und damit letzten Endes der Erfolg solcher<br />

EZ-Maßnahmen abgeschätzt werden kann.<br />

1.3 Aktueller Wissensstand (State of the art)<br />

Es bleibt ganz klar festzuhalten, dass über die Biodiversität speziell in<br />

Ostmauretanien nur sehr wenig bekannt ist. Damit fehlt die Grundlage für jede<br />

weitere Beurteilung. Erst <strong>im</strong> Jahr 1999 gelang es einer Mitarbeiterin (SHINE et<br />

al. 2001) des GIRNEM-Projektes, die seit 1935 als ausgestorben geltenden<br />

Nilkrokodile Ostmauretaniens (MONOD 1935) wiederzuentdecken. Bis dato<br />

dachte man, dass Nilkrokodile in der Sahara nur noch in einer kleinen<br />

Population (fünf Exemplare) <strong>im</strong> Ennedi-Gebirge <strong>im</strong> Tschad vorkämen. An allen<br />

15


Ökologische Untersuchun<strong>gen</strong> <strong>zur</strong> <strong>Wirbeltierfauna</strong> <strong>im</strong> <strong>südöstlichen</strong> <strong>Mauretanien</strong><br />

Stellen <strong>im</strong> nördlichen Afrika, an denen Krokodile zu finden waren, sind diese<br />

Tiere heute ausgestorben. Untersuchun<strong>gen</strong> <strong>zur</strong> Biologie des Nilkrokodils gibt es<br />

relativ viele (POORLY & GANS 1976, POORLY 1969, u. a.). Diese Untersu-<br />

chun<strong>gen</strong> beziehen sich meist auf Farmtiere oder auf Regionen des südlichen und<br />

östlichen Afrika. Die Situation, in der diese Art <strong>im</strong> Nord-Sahel <strong>Mauretanien</strong>s<br />

überlebt, ist jedoch sehr ungewöhnlich. Wie diese Tiere es schaffen, in einem<br />

solchen für sie extremen Lebensraum zu überleben, wurde bisher noch nie<br />

untersucht. Untersuchun<strong>gen</strong> solcher Extremsituationen sind gut dafür geeignet,<br />

die ökologischen Nischen einer Art besser best<strong>im</strong>men zu können.<br />

Wie lückenhaft die Kenntnisse allein über das Vorkommen von Arten in<br />

<strong>Mauretanien</strong> sind, zeigt die Tatsache, dass während dieser Arbeit mindestens<br />

neun Wirbeltierarten in <strong>Mauretanien</strong> nachgewiesen wurden, die bisher aus<br />

diesem Land nicht bekannt waren. Darunter auch zwei Säugetiere. Sicher sind<br />

noch weitere zu erwarten.<br />

Bisher wurden lediglich entlang der Atlantikküste nennenswerte<br />

Biodiversitätsstudien durchgeführt. Dabei wurde bei dem von der EU<br />

finanzierten Projekt versucht, die gesamte <strong>Wirbeltierfauna</strong> des mauretanischen<br />

Littorals zu erfassen. Aber auch diese Studie kann nicht als erschöpfend<br />

betrachtet werden, da durch den Verfasser dieses Berichtes <strong>im</strong> Nationalpark<br />

Diawling <strong>im</strong> Süden des Landes zwei bisher nicht bekannte Schlan<strong>gen</strong>arten (Bitis<br />

arietans, Rhamphiophis oxyrhynchus) und ein Chamäleon (Chamaeleo<br />

africanus) nachgewiesen werden konnten. Eine ebenfalls von der EU in Auftrag<br />

gegebene Studie <strong>zur</strong> Biodiversität ganz <strong>Mauretanien</strong>s (La monographie<br />

nationale sur la diversité biologique de Mauritanie) ist noch sehr lückenhaft.<br />

Arbeiten <strong>zur</strong> Ökologie best<strong>im</strong>mter Lebensräume gibt es lediglich, wenn auch<br />

nur in Ansätzen, aus den Nationalparks Banc d’Arguin (CAMPREDON 2000) und<br />

Diawling (Diawara, 1999). Die einzi<strong>gen</strong> Vorarbeiten auf dem Gebiet der<br />

Feuchtgebiete Ostmauretaniens stammen vom Projekt GIRNEM selbst. Durch<br />

16


die Arbeit von TARA SHINE sind über 144 der Gewässer in den drei Ost-<br />

Provinzen katalogisiert worden. Dabei wurden grobe Daten <strong>zur</strong> Größe,<br />

Vegetation und anthropo<strong>gen</strong>er Nutzung der Feuchtgebiete auf<strong>gen</strong>ommen.<br />

Vereinzelt wurden Daten <strong>zur</strong> Situation der Wasservögel erhoben. Daraus<br />

resultieren die ersten Hinweise, dass die Feuchtgebiete Ostmauretaniens für<br />

Einleitung<br />

paläarktische Zugvögel eine weit größere Rolle spielen, als allgemein bekannt<br />

war. Aus der Zahl der katalogisierten Gewässer wurden neun ökonomisch und<br />

ökologisch wichtige Wasserstellen (Boichiche, Bougari, Goungel, Chl<strong>im</strong>,<br />

Goungel, Oum Lellé, Sawana, Tali El Kadar und Tamchekett) ausgesucht und<br />

näher betrachtet. Im Rahmen der Untersuchun<strong>gen</strong> wurden die sozioökonomische<br />

Funktion der Feuchtgebiete für die lokale Bevölkerung best<strong>im</strong>mt (DUNFORD,<br />

2000). Weiterhin wurden erste faunistische und floristische Erfassun<strong>gen</strong><br />

durchgeführt (DIA 2000, DAHA 2000). Im wesentlichen ging es dabei um die<br />

Zählung von Wasservögeln (DIAWARA 2000 a u. 2000 b) Selbst die weni<strong>gen</strong><br />

ermittelten Daten ergaben, dass die Feuchtgebiete <strong>im</strong> Osten eine sehr große<br />

Rolle in der Zugvogelproblematik (Konvention der wandernden Tierarten,<br />

A<strong>gen</strong>da 21) spielen. Noch unter der Leitung von Dr. Dirk F. Thies, dem<br />

ehemali<strong>gen</strong> Ansprechpartner des GIRNEM-Projektes, wurden daraufhin drei der<br />

Feuchtgebiete als Ramsar-Schutzgebiet vorgeschla<strong>gen</strong>.<br />

1.4 Beschreibung von Land und Untersuchungsgebiet –<br />

<strong>Mauretanien</strong><br />

1.4.1 Geographie<br />

Das Land <strong>im</strong> Nordwesten Afrikas ist mit einer Fläche von 1.025.520 km² das<br />

geographische Bindeglied zwischen dem arabischen Maghreb und dem<br />

westlichen Schwarzafrika. <strong>Mauretanien</strong> erstreckt sich vom 5. bis 18. Breitengrad<br />

von der westafrikanischen Atlantikküste westwärts. Die Nord Südausdehnung<br />

liegt zwischen den Län<strong>gen</strong>graden von 15 bis 28 und reicht nordwärts in die<br />

17


Ökologische Untersuchun<strong>gen</strong> <strong>zur</strong> <strong>Wirbeltierfauna</strong> <strong>im</strong> <strong>südöstlichen</strong> <strong>Mauretanien</strong><br />

Sahara hinein. Im Norden grenzt es an Westsahara und Algerien, <strong>im</strong> Süden an<br />

Senegal und <strong>im</strong> Osten an Mali.<br />

18<br />

26<br />

24<br />

22<br />

20<br />

18<br />

16<br />

16 14 12 10 08 06<br />

Abb. 1: Physische Karte <strong>Mauretanien</strong>s. Die Provinzen Assaba, Hodh El<br />

Gharbi und Hodh Ech Chargoui sind rot eingefasst und<br />

charakterisieren das Projektgebiet von GIRNEM. Die blauen<br />

Markierun<strong>gen</strong> zei<strong>gen</strong> die 144 von GIRNEM katalogisierten<br />

Feuchtgebiete. Der Pfeil links weist auf die Untersuchungsgebiete<br />

Bougari und Metraucha hin, während der rechte Pfeil die Lage von<br />

Mahamouda angibt.


Bei 2,6 Millionen Einwohnern (Stand 1993) ergeben sich statistisch durch-<br />

Einleitung<br />

schnittlich 2,3 Menschen pro km². Die Besiedlungsdichte ist jedoch sehr unter-<br />

schiedlich. Allein ca. 20 Prozent der Bevölkerung leben in der Hauptstadt. Der<br />

andere Teil besiedelt vornehmlich den niederschlagsreicheren Süden des Landes.<br />

Hinter dem tief gele<strong>gen</strong>en Küstenstreifen mit der Hauptstadt Nouakchott<br />

erheben sich die flachen Ebenen, die nur gele<strong>gen</strong>tlich von einzelnen Gipfeln und<br />

westwärts gerichteten Stufen durchbrochen sind. Im Inland und damit <strong>im</strong><br />

größten Teil des Landes befinden sich die Sanddünen der Sahara, und <strong>im</strong><br />

äußersten Süden beginnt die halbwüstenartige Vegetation des Sahel. Der einzige<br />

permanente Fluss ist der Senegal, der die Grenze zu dem gleichnami<strong>gen</strong><br />

Nachbarland zieht. An seinen Ufern liegt auch das fruchtbarste Land mit dem<br />

Großteil der nationalen Landbewirtschaftung. In der Sahara ist die Vegetation<br />

auf Oasen und trockene Flussbette, die so<strong>gen</strong>annten Wadis, beschränkt.<br />

1.4.2 Kl<strong>im</strong>a<br />

Das Kl<strong>im</strong>a ist heiß und trocken. Die Re<strong>gen</strong>zeit von Juni bis August versorgt das<br />

Land mit dem Jahresniederschlag, der in Nouakchott durchschnittlich 158 mm<br />

beträgt und nach Süden <strong>im</strong>mer mehr, bis zu einem Max<strong>im</strong>um von etwa 500 mm,<br />

zun<strong>im</strong>mt. Während der Monate November bis Februar sind die Temperaturen<br />

zwischen 20 und 35 °C am niedrigsten. Vor Beginn der Re<strong>gen</strong>zeit in den<br />

Monaten April und Mai sind die Temperaturen mit bis zu 50 °C am höchsten.<br />

Durch die Bewölkung sind die Sommermonate etwas kühler.<br />

1.4.3 Geschichte<br />

Im frühen 15. Jahrhundert landeten portugiesische Händler an der Küste des<br />

heuti<strong>gen</strong> <strong>Mauretanien</strong> und gründeten dort Handelsposten für knapp 200 Jahre,<br />

bis ihnen die Briten, Holländer und Franzosen das Land streitig machten. Am<br />

Ende obsiegten die Franzosen. <strong>Mauretanien</strong> wurde erst Protektorat (1903), dann<br />

Kolonie (1920). Vierzig Jahre später wurden die Mauretanier in die Unabhäng-<br />

19


Ökologische Untersuchun<strong>gen</strong> <strong>zur</strong> <strong>Wirbeltierfauna</strong> <strong>im</strong> <strong>südöstlichen</strong> <strong>Mauretanien</strong><br />

igkeit entlassen. Da allerdings meldete sich sogleich ein neuer Interessent:<br />

Marokko erhob Ansprüche auf das Land. Erst 1970, nachdem alle Verhandlung-<br />

en <strong>zur</strong> Vereinigung der beiden Staaten gescheitert waren, erkannte Marokko<br />

<strong>Mauretanien</strong>s Unabhängigkeit an. Nachdem Spanien 1975 seinen Verzicht auf<br />

das ehemalige Spanisch-Sahara erklärt hatte, besetzte <strong>Mauretanien</strong> den Süden,<br />

Marokko den Norden des Gebiets. Beide bekämpften, mit massiver fran-<br />

zösischer Unterstützung, die Rebellen der „Frente Polisario“, die 1976 die<br />

Unabhängigkeit von „Westsahara“ ausriefen. Während des Krieges putschte die<br />

Armee, 1980 gab <strong>Mauretanien</strong> alle Ansprüche auf Westsahara auf, unterzeich-<br />

nete ein Friedensabkommen mit der Polisario, normalisierte die diplomatischen<br />

Beziehun<strong>gen</strong> zum wichtigsten Polisario-Verbündeten Algerien und kündigte ein<br />

Verteidigungsabkommen mit Marokko. 1984 folgte einem neuen Putsch eine<br />

Kehrtwende: die Beziehun<strong>gen</strong> zu Marokko wurden normalisiert.<br />

1.4.4 Politik<br />

Bei diesem Staatstreich übernahm der damalige Colonel Maaouya Ould Sidi<br />

Ahmed Taya die Regierung des Landes. Trotz zahlreicher Umsturzversuche ist<br />

er nach wie vor Staatsoberhaupt. Das Land war zunächst zahlreichen Spannung-<br />

en ausgesetzt. Ethnische Konflikte nahmen in Folge einer Wirtschafts-krise zu.<br />

Schließlich kam es nach Streitereien um Weide- und Anbaurechte zu Gewalt-<br />

taten ge<strong>gen</strong> schwarze Landwirte aus dem Senegaltal. Im Ge<strong>gen</strong>zug wurden <strong>im</strong><br />

Senegal Zehntausende von Mauren Opfer von Übergriffen und flüchteten außer<br />

Landes. Nur dem Druck der ehemali<strong>gen</strong> Kolonialmacht Frankreich ist es<br />

zuzuschreiben, dass es nicht zu einem Krieg der Nachbarländer kam. Der zu<br />

Beginn der 90er Jahre weltweit aufkommende „wind of change“ brachte auch<br />

<strong>Mauretanien</strong> eine politische Wende. Seit 1991 gibt es eine neue Verfassung,<br />

sogar Oppositionsparteien sind zugelassen.<br />

Etwa 99 Prozent der Bevölkerung bekennen sich zum Islam, der gleichzeitig<br />

Staatsreligion der „Islamischen Republik <strong>Mauretanien</strong>s“ ist. Die Amtssprache ist<br />

20


Arabisch, der gesprochene Dialekt heißt Hassaniya. Französisch spielt als<br />

Einleitung<br />

Arbeitssprache eine gewisse Rolle. Das Rechtssystem baut auf der islamischen<br />

Scharia auf, ist aber mit dem französischen Zivilrecht kombiniert. Die Scharia<br />

steht teilweise <strong>im</strong> Konflikt mit dem internationalen Rechtsverständnis, an dem<br />

sich auch die ratifizierten Konventionen orientieren. Dadurch entstehen oft<br />

rechtsfreie Räume, die zu in weiten Bereichen zu Rechtsunsicherheit führen.<br />

1.4.5 Wirtschaft<br />

Das durchschnittliche Jahreseinkommen je Einwohner beträgt 465 $ (US). Die<br />

nationale Wirtschaft stützt sich vor allem auf die Fischerei, gefolgt von der<br />

Gewinnung von Eisenerz. Dritte Einnahmequelle sind EZ – Projekte. Der<br />

gesamte Süden des Landes wird von der Viehwirtschaft dominiert. Feld- und<br />

Ackerbau wird fast ausschließlich <strong>zur</strong> Deckung des ei<strong>gen</strong>en Bedarfs betrieben.<br />

1.4.6 Untersuchungsgebiet<br />

Das Projektgebiet <strong>im</strong> Osten <strong>Mauretanien</strong>s umfasst die drei Verwaltungs-<br />

provinzen Assaba, Hodh El Gharbi und Hodh Ech Chargui, was einer Fläche<br />

von mehr als der Hälfte Deutschlands entspricht. Die Bevölkerung der drei<br />

Ostprovinzen umfasst 700.000 Einwohner (3,5 Einwohner pro km 2 ), davon 12 %<br />

Städter, 62 % sesshafte Landbevölkerung und 26 % Nomaden. Die drei<br />

Regionen erstrecken sich weit in die Sahara hinein. Eine permanente Sesshaft-<br />

igkeit der Menschen ist nur in Oasen möglich. Der südliche Teil des Projekt-<br />

gebietes ist als nord-sahelisches Ökosystem charakterisiert mit mittleren<br />

Jahresniederschlä<strong>gen</strong> zwischen 100 und 400 mm und starken räumlichen und<br />

zeitlichen Schwankun<strong>gen</strong>.Die Feuchtgebiete des nördlichen Sahel stellen ein<br />

sehr variables ökologisches System dar. Diese Flexibilität äußert sich nicht nur<br />

in einer räumlichen D<strong>im</strong>ension, sondern auch in einer zeitlichen. Dabei ist die<br />

Veränderung der Habitate nicht nur <strong>im</strong> jährlichen Wechsel zwischen Trocken-<br />

und Re<strong>gen</strong>zeit zu sehen, sondern auch in hefti<strong>gen</strong> Schwankun<strong>gen</strong> der<br />

21


Ökologische Untersuchun<strong>gen</strong> <strong>zur</strong> <strong>Wirbeltierfauna</strong> <strong>im</strong> <strong>südöstlichen</strong> <strong>Mauretanien</strong><br />

Niederschlagsereignisse <strong>im</strong> Laufe mehrerer Jahre.<br />

JN<br />

in<br />

mm<br />

Offene Wasserstellen treten meist zeitlich Jahre begrenzt als Feuchtbiotop auf und<br />

werden als solche von den Wildtieren <strong>gen</strong>utzt. Dabei sind die ökologischen<br />

Nutzungsstrategien der verschiedenen Tierarten sehr different. So gibt es<br />

Tiergruppen, die besonders häufig in der Re<strong>gen</strong>zeit anzutreffen sind, während<br />

andere gerade in der Trockenzeit an den Wasserlöchern beobachtet werden<br />

können. Wieder andere wie z. B. Fische sind direkt auf Wasservorkommen<br />

angewiesen. Andere frequentieren sie lediglich als Trinkwasserressource. Auch<br />

daraus entstehen ganz ei<strong>gen</strong>e ökologische Anpassun<strong>gen</strong>.<br />

Solche in verschiedenen D<strong>im</strong>ensionen oszillierenden Systeme ökologisch<br />

zu erfassen und zu begreifen stellt eine hohe Herausforderung dar.<br />

Erkenntnisse über die Funktion dieser hoch dynamischen Ökosysteme<br />

setzen sich erst in neuerer Zeit langsam durch und werden nun auch,<br />

zumindest in Teilbereichen, in Naturschutzstrategien auf<strong>gen</strong>ommen (vgl.<br />

z.B. Ramsar-Konvention). Oft wurde der ökologische Wert solcher<br />

Lebensräume unterschätzt.<br />

Das Gebiet um die Stadt Aioun El Atrous liegt <strong>im</strong> Bereich der 200 mm-Isohyete<br />

und damit in der Kontaktzone zwischen den großräumi<strong>gen</strong> Ökosystemen Wüste<br />

und Savanne. Aus diesem Grund treffen hier Tierarten aufeinander, die dem<br />

22<br />

600<br />

500<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

0<br />

Abb. 2: Jährliche Niederschlagsmen<strong>gen</strong> bei Aioun El Atrous von 1946 bis<br />

2000.<br />

Aioun El Atrous<br />

Auf fünf Jahre gemittelte Niederschlagswerte<br />

Mittlerer JN : 235,1 mm<br />

19<br />

46 19<br />

48 19<br />

50 19<br />

52 19<br />

54 19<br />

56 19<br />

58 19<br />

60 19<br />

62 19<br />

64 19<br />

66 19<br />

68 19<br />

70 19<br />

72 19<br />

74 19<br />

76 19<br />

78 19<br />

80 19<br />

82 19<br />

84 19<br />

86<br />

JN<br />

∑JN/5<br />

19<br />

88 19<br />

90 19<br />

92 19<br />

94 19<br />

96 19<br />

98 20<br />

00


einen oder dem anderen ökologischen System zugerechnet werden können.<br />

Einleitung<br />

Solche Kontaktzonen zeichnen sich meist durch eine besondere Artenvielfalt<br />

aus. Die tierischen Bewohner eines solchen Habitats müssen sich also in ihren<br />

ökologischen Ansprüchen subopt<strong>im</strong>alen bzw. grenzwerti<strong>gen</strong> Gegebenheiten<br />

anpassen, womit sie ge<strong>gen</strong>über Veränderun<strong>gen</strong> der Lebensbedingun<strong>gen</strong> sehr<br />

sensibel werden.<br />

Bei den Untersuchungsgebieten handelt es sich um drei unterschiedliche Typen<br />

von Gewässerformen, die in dieser Ausprägung <strong>im</strong> ganzen nördlichen Sahel zu<br />

finden sind. Als Gueltas werden Wasserstellen in Felsgebieten bezeichnet. Meist<br />

sind sie klein bis sehr klein in der Ausdehnung. Sie entstehen in undurchlässi<strong>gen</strong><br />

Felspfannen und werden in der Regel durch Niederschläge gespeist, in<br />

selteneren Fällen auch durch Quellen. Unter der Bezeichnung Guelta sind sie <strong>im</strong><br />

ganzen nordafrikanischen Raum, auch in der Sahara anzutreffen.<br />

Der zweite untersuchte Gewässertyp soll hier Tamourt <strong>gen</strong>annt werden, da es<br />

keinen treffenden Begriff <strong>im</strong> Deutschen gibt. Die Bezeichnung Tamourt hat die<br />

maurische Bevölkerung geprägt. Tamourt bedeutet übersetzt so viel wie: Der<br />

Ort, an dem der Amour wächst. Dieser Baum -Acacia nilotica 1 - ist auf ganz<br />

best<strong>im</strong>mte wiederkehrende Überschwemmungs-Ereignisse angewiesen und<br />

somit Zeigerpflanze für diesen Lebensraum. Im Prinzip handelt es sich um<br />

Senken, die sich in der Re<strong>gen</strong>zeit mit Wasser füllen. Die Wassertiefe ist in der<br />

Regel <strong>im</strong> Verhältnis <strong>zur</strong> Gewässerfläche gering. Meist sind sie nach der<br />

Re<strong>gen</strong>zeit nicht tiefer als 1,5 Meter, höchstens 2 Meter. Diese Tamourts sind<br />

temporärer Natur und trocknen während der niederschlagslosen Zeit mehr oder<br />

weniger regelmäßig aus.<br />

1 Manche Botaniker sprechen von Acacia nilotica nur als Unterart von Acacia scorpioides.<br />

Hier soll der Einfachheit halber, unabhänig von der systematischen Disskusion von Acacia<br />

nilotica gesprochen werden.<br />

23


Ökologische Untersuchun<strong>gen</strong> <strong>zur</strong> <strong>Wirbeltierfauna</strong> <strong>im</strong> <strong>südöstlichen</strong> <strong>Mauretanien</strong><br />

Die dritte Form stehender Gewässer <strong>im</strong> mauretanischen Sahel nennt man Gâat.<br />

Es sind flache von Re<strong>gen</strong>wasser gespeiste Seen, deren Ausdehnun<strong>gen</strong> sich in der<br />

Trockenzeit so schnell ändern, dass sich praktisch keine Vegetation halten kann,<br />

die in ir<strong>gen</strong>deiner Weise auf Wasser angewiesen ist oder empfindlich auf<br />

Überschwemmun<strong>gen</strong> reagiert. Zur <strong>gen</strong>auen Beschreibung der ausgewählten<br />

Feuchtgebiete vgl. Kapitel 3.1.<br />

Alle Untersuchungsgebiete lie<strong>gen</strong> <strong>im</strong> Bereich von 200 mm bis 250 mm<br />

Niederschlag <strong>im</strong> Jahresmittel. Die 150-mm-Isohyete, die als die südliche Grenze<br />

der Sahara angesehen wird, liegt etwa 100 bis 150 Kilometer nördlich der<br />

Untersuchungsgebiete.<br />

24


2 Konzeptioneller Ansatz<br />

2.1 Zielsetzung<br />

2.1.1 Oberziel<br />

Das GTZ-Projekt GIRNEM wurde und wird durch verschiedene<br />

Konzeptioneller Ansatz<br />

Untersuchun<strong>gen</strong> <strong>im</strong> Rahmen von Diplomarbeiten und Dissertationen begleitet.<br />

Dabei ging es um die Erfassung traditioneller Methoden in der Landwirtschaft<br />

unter soziologischen Gesichtspunkten und um die Zusammenhänge von anthro-<br />

po<strong>gen</strong>en Einflüssen auf die Feuchtgebiete Ostmauretaniens. Hier soll die<br />

vorgelegte Arbeit anknüpfen und versuchen, das Gesamtbild durch eine ökolo-<br />

gische Betrachtungsweise zu erweitern. Ziel von GIRNEM ist es, unter Bezug-<br />

nahme auf den Code Pastoral eine Raumordnungsplanung zu erstellen, die<br />

sowohl den ökologischen als auch den ökonomischen Ansprüchen gerecht wird.<br />

Die Kenntnis der ökologischen Zusammenhänge ist unentbehrlich für die<br />

Gewährleistung der Nachhaltigkeit von Maßnahmen <strong>im</strong> Rahmen der interna-<br />

tionalen Wüstenbildungs- und Biodiversitätskonvention (CCD / CBD), wie sie<br />

durch die GTZ in <strong>Mauretanien</strong> umgesetzt wird.<br />

Wie schon erwähnt, ist die Biodiversität ein wichtiges Kriterium für die<br />

Bewertung von schutzwürdi<strong>gen</strong> Habitaten. Spätestens durch die Unterzeichnung<br />

der Konventionen <strong>zur</strong> Erhaltung der Biologischen Vielfalt (CBD), auf dem<br />

Weltgipfel in Rio de Janeiro wurde klar, dass die Erhaltung der Artenfülle nur<br />

durch internationale Zusammenarbeit und unter Mithilfe der Industrieländer zu<br />

bewerkstelli<strong>gen</strong> ist. Im Sinne dieser Konvention soll die vorlie<strong>gen</strong>de Arbeit<br />

einen Beitrag zu deren Umsetzung leisten.<br />

Sowohl <strong>Mauretanien</strong> als auch Deutschland haben beide Konventionen ratifiziert,<br />

womit die Inhalte des Regelwerks für beide Länder rechtsverbindlich geworden<br />

sind. Der sich in <strong>Mauretanien</strong> stellende Konflikt um den Zugang zu Feucht-<br />

25


Ökologische Untersuchun<strong>gen</strong> <strong>zur</strong> <strong>Wirbeltierfauna</strong> <strong>im</strong> <strong>südöstlichen</strong> <strong>Mauretanien</strong><br />

gebieten ist auch in anderen Ländern der Sahel-Region anzutreffen. Es wird<br />

daher an<strong>gen</strong>ommen, dass die in <strong>Mauretanien</strong> entwickelten Kriterien auch in<br />

anderen Ländern dieser Trockenregion Anwendung finden können.<br />

Wichtig ist es, einen Kriterienkatalog zu entwickeln, mittels dessen Schutz-<br />

prioritäten ausgesprochen werden können und mit dessen Hilfe zukünftige<br />

Veränderun<strong>gen</strong> in der Nutzung der Feuchtgebiete in ihrer ökologischen<br />

Auswirkung abzuschätzen sind. Die notwendi<strong>gen</strong> ökonomischen Kriterien<br />

werden bereits vom Projekt in Zusammenhang mit den betroffenen Zielgruppen<br />

entwickelt. Einfach messbare, qualitative und quantitative ökologische Kriterien<br />

müssen noch entwickelt werden. Hierbei sind nicht nur wissenschaftliche<br />

Kriterien maßgeblich, sondern ebenso soziokulturelle und sozioökonomische,<br />

welche die Sicht der Bevölkerung widerspiegelt. Des weiteren müssen<br />

Fachleute darin geschult werden, diese Kriterien anzuwenden und in den<br />

partizipativen Raumordnungsplanungsprozess einzubrin<strong>gen</strong>. Nur so ist eine<br />

sinnvolle Umsetzung des neu geschaffenen Weidegesetzes (Code Pastoral)<br />

gegeben, dessen Implementierung <strong>im</strong> Feld Ziel des Projektes GIRNEM ist.<br />

2.1.2 Untersuchungsziel<br />

Die Entwicklung eines kompletten Kriterienkatalogs und die Ausweisung einer<br />

umfassenden Liste von Indikatorarten für best<strong>im</strong>mte Veränderun<strong>gen</strong> in der<br />

Nutzung der Feuchtgebiete Ostmauretaniens hätte den Rahmen gesprengt, der in<br />

vorlie<strong>gen</strong>den Arbeit geleistet werden kann. Das Hauptau<strong>gen</strong>merk wurde deshalb<br />

auf die erstmalige Erfassung der Wirbeltierbiodiversität von drei, exemplarisch<br />

ausgesuchten, unterschiedlichen Feuchtgebietstypen Ostmauretaniens gelegt.<br />

Es soll damit die Basis geschaffen werden, mit deren Hilfe eine weitere<br />

Beobachtung durch Biomonitoring sinnvoll durchgeführt werden kann. Es ist zu<br />

erwarten, dass die verschiedenen Feuchtgebietstypen – Tamourt, Guelta und<br />

Gâat – unterschiedliche Artenzusammensetzun<strong>gen</strong> aufweisen. Die speziellen<br />

26


Konzeptioneller Ansatz<br />

ökologischen Unterschiede dieser Feuchtgebietstypen sind, wenn es um eine<br />

Nutzung oder um den Schutz geht, wichtige Entscheidungskriterien.<br />

Erklärtes Ziel der Untersuchung ist es, dem Projekt<br />

Entscheidungskriterien <strong>zur</strong> Beobachtung durch Biomonitoring an die<br />

Hand zu geben und lokale Helfer in der Erfassung und Bewertung zu<br />

schulen. Nur so lassen sich zukünftige Veränderun<strong>gen</strong> in der<br />

Biodiversität feststellen.<br />

Das zweite Ziel der Untersuchung richtete sich auf die Frage, ob und wie weit<br />

sich die Lebensweise der Krokodile in einer Tamourt-Situation und an einem<br />

Guelta unterscheiden. Die Fragestellung ist dabei inwieweit sich die Nutzung<br />

der Gewässer durch die lokale Bevölkerung und die Ansprüche der Krokodile<br />

überschneiden und ob die Panzerechsen sich als Indikatorart für eine öko-<br />

logische Nutzung eignen. Außerdem soll abgeschätzt werden, ob eine neue<br />

Inwertsetzung der Krokodilpopulationen, z.B. durch Tourismus, mit dem Ziel<br />

der Erhaltung der Tierpopulationen vereinbar ist. Dies alles kann nur beurteilt<br />

werden, wenn wir über die Lebensweise und die Habitatsansprüche dieser<br />

äußerst seltenen Tiere Bescheid wissen. Wichtig sind Erkenntnisse über die<br />

Stabilität der Populationen, die aktuellen Bestandszahlen und den <strong>gen</strong>etischen<br />

Austausch der verschiedenen Populationen.<br />

Eine weitere Aufgabe bestand darin, in Zusammenarbeit mit der GTZ<br />

<strong>Mauretanien</strong> und dem Magazin GEO einen Film über die Arbeit mit den<br />

Krokodilen zu verwirklichen.<br />

2.1.3 Ergebnisse und Aktivitäten<br />

Erste Aufgabe ist eine sinnvolle Auswahl der Untersuchungsgebiete (vgl.<br />

Kapitel 2.2.1). Voraussetzung ist, dass die Feuchtgebiete einem der drei<br />

Gewässertypen entsprechen und Wasser aufweisen. Wichtig ist die Akzeptanz<br />

der Bevölkerung für die Arbeiten. Hierzu müssen die Veranwortlichen vor Ort<br />

27


Ökologische Untersuchun<strong>gen</strong> <strong>zur</strong> <strong>Wirbeltierfauna</strong> <strong>im</strong> <strong>südöstlichen</strong> <strong>Mauretanien</strong><br />

über die Tätigkeiten aufgeklärt und um Erlaubnis gebeten werden.<br />

Als Ergebnis der Arbeit wird zweitens erwartet, dass von den drei untersuchten<br />

Feuchtgebieten schätzungsweise 90% der Fischarten, 80% der Säugetierarten,<br />

90% der Amphibienarten, 90% der Reptilienarten und 70% der Vogelarten<br />

best<strong>im</strong>mt und erfasst sind. Um dieses Ziel zu erreichen, müssen:<br />

• alle Tiere gefan<strong>gen</strong> werden, die nicht durch reines Beobachten (Großsäugern,<br />

28<br />

Vögel) mit dem Fernglas best<strong>im</strong>mt werden können.<br />

• von allen Reptilien, Amphibien, Fischen und Kleinsäugern Belegexemplare<br />

gesammelt und konserviert werden<br />

• Beobachtungsgänge auch in der Nacht durchgeführt werden.<br />

• die Untersuchun<strong>gen</strong> eine Vegetationsperiode umfassen. (Während einige<br />

Arten vor allem in der Trockenzeit besonders häufig auftreten, sind andere<br />

nur in der Re<strong>gen</strong>zeit zu beobachten)<br />

• die Beobachtun<strong>gen</strong> so oft wie mögich durchgeführt werden, um auch seltene<br />

Arten und Durchzügler zu erfassen.<br />

Für die Suche in der Nacht sind vor allem starke Handscheinwerfer mit der<br />

Möglichkeit. diese über die Elektrik des Fahrzeugs wiederaufzuladen<br />

notwendig. Um allen Arten gleichermaßen habhaft zu werden, braucht man<br />

jeweils adäquate Fangmethoden (vgl. Kap. 2.2.), (Wurfnetz, Stellnet,<br />

Fledermausnetze, Kescher, Schlag- und Lebendfallen verschiedener Größe,<br />

Handschuhe). Wichtig ist auch entsprechende Best<strong>im</strong>mungsliteratur.<br />

Als weiteres Ziel wird drittens - neben der Sammlung für das ZFMK - auch eine<br />

Vergleichssammlung für die Universität Nouakchott angelegt (vgl. Kap. 6.2.).<br />

Die Lebensweise der Krokodile (Crocodylus niloticus) ist viertens durch die<br />

Beobachtung sämtlicher Parameter (Paarung, Jagd und Nahrungsaufnahme,


Konzeptioneller Ansatz<br />

Nistverhalten, Reproduktion, Trockenruhe, Aktivitätszeiten) möglichst <strong>gen</strong>au<br />

ermittelt. Durch die Besenderung von acht Krokodilen können das Wanderver-<br />

halten und der <strong>gen</strong>etischen Austausch zwischen den Populationen abschätzt<br />

werden. Dazu müssen an einem Tamourt und einem Guelta jeweils vier<br />

Exemplare von mindestens von 90 cm gefan<strong>gen</strong> werden. Opt<strong>im</strong>al wäre die<br />

Besenderung von jeweils einem Pärchen und zwei semiadulten Tieren.<br />

Voraussetzung dafür sind ein Boot mit zwei Ruderern und einem Fänger mit<br />

Fangschlinge, gute Handlampen und/oder Krokodilfallen (Pittmanfallen).<br />

Weiterhin werden fünftens allgemeine Daten <strong>zur</strong> Ökologie der Gewässer erhobe.<br />

Hierzu zählen Wassertemperatur, Wassertiefe, Wassergüte.<br />

Nicht zuletzt werden Projekt-Mitarbeiter und ein Student der Universität<br />

Nouakchott in die Feldarbeit und Best<strong>im</strong>mungsarbeit eingeführt und<br />

ausgebildet.<br />

2.2 Methodische Vorgehensweise<br />

2.2.1 Auswahl der Probeflächen<br />

Bei der Auswahl der Untersuchungsgebiete mussten die fol<strong>gen</strong>den Parameter<br />

berücksichtigt werden:<br />

• der Untersuchungsstandort muss innerhalb des Projektgebietes von GIRNEM<br />

lie<strong>gen</strong> (Hodh El Gharbi, Hodh Ech Chargui, Assaba)<br />

• mit einem Fahrzeug zu erreichen sein<br />

• die Strecke zum Untersuchungsgebiet muss in zeitlicher und finanzieller<br />

Relation zum Ergebnis stehen<br />

• die Untersuchungsstandorte sollten nicht zu weit auseinanderlie<strong>gen</strong><br />

29


Ökologische Untersuchun<strong>gen</strong> <strong>zur</strong> <strong>Wirbeltierfauna</strong> <strong>im</strong> <strong>südöstlichen</strong> <strong>Mauretanien</strong><br />

• es müssen Krokodile vorkommen<br />

• die Größe des Gebietes muss überschaubar sein (< 10 km2)<br />

• die lokale Bevölkerung muss mit den Forschungsarbeiten einverstanden sein<br />

• es sollte so wenig wie möglich anthropo<strong>gen</strong>er Einfluss auf die<br />

30<br />

unterschiedlichen Gewässerhabitate bestehen<br />

• die ausgewählten Gewässer müssen typisch sein für den jeweili<strong>gen</strong><br />

Gewässertyp2<br />

2.2.2 Untersuchungsmethoden<br />

Um ein Bild der tatsächlichen Artenzusammensetzung, in diesem Fall der<br />

<strong>Wirbeltierfauna</strong> zu bekommen, wurden verschiedene, den Tiergruppen<br />

angepasste Methoden zum Fang und <strong>zur</strong> Best<strong>im</strong>mung angewandt.<br />

Fische: Die Fische wurden mit Stellnetz, Wurfnetz, oder per Hand gefan<strong>gen</strong> und<br />

nach dem Töten durch einen Schlag auf den Kopf in 90%igem Ethanol<br />

konserviert.<br />

Amphibien: Sie wurden meist mit der Hand ergriffen oder mit dem Kescher<br />

gefan<strong>gen</strong>. Das Abtöten erfolgte mit Essigsäureethylester. Um ein starkes<br />

Schrumpfen der Präparate zu vermeiden, wurden die Frösche erst zwei bis drei<br />

2 Mahmouda wurde als Vertreter eines Gâats ausgewählt, obwohl es in eini<strong>gen</strong> Bereichen kein<br />

typische Gâat darstellt. Neben den großen freien Wasserflächen, die typisch für einen Gâat<br />

sind, hat Mahamuda auch Flächen, die eher als Tamourt charakterisiert sind. Diese sind aber<br />

relativ klein. Außerdem hält der Zentralbereich von Mahamouda ganzjährig Wasser, so dass<br />

dort üppige Seerosenbestände wachsen. Meist sind Gâats zeitlich auf wenige Wochen oder<br />

Monate be<strong>gen</strong>zt. Daher reicht die Zeit für die Entwicklung einer Wasserpflanzenvegetation<br />

normalerweise nicht aus. Weiterhin gibt es in Mahamouda keine Krokodile. Trotzdem wurde<br />

Mahamouda in die Untersuchung auf<strong>gen</strong>ommen, da es zu dieser Zeit das einzige Gâat<br />

darstellte, das Wasser aufwies. Außerdem gab es Hinweise seitens vorangegan<strong>gen</strong>er<br />

Untersuchun<strong>gen</strong> durch das Projekt GIRNEM, auf die besondere ökologisch Bedeutung dieses<br />

Feuchtgebietes. Nicht zuletzt seier Größe we<strong>gen</strong>. (vgl. dazu Kapitel 3.1 u. 4.).


Konzeptioneller Ansatz<br />

Tage in 70%iges Ethanol gelegt um dann in 90%i<strong>gen</strong> Ethanol überführt zu<br />

werden (vgl. PIECHOCKI, 1986).<br />

Reptilien: Schlan<strong>gen</strong> und Echsen wurden mit der Hand gefan<strong>gen</strong>, größere und<br />

giftige Arten auch mit Zuhilfenahme von Handschuhen. So weit nötig, wurden<br />

Belegexemplare durch Essigsäureethylester getötet und der Sammlung<br />

beigefügt. Die Konservierung erfolgte in 90%igem Ethanol.<br />

Vögel: Vögel wurden zu best<strong>im</strong>mten Zeiten mit Feldstechern beobachtet,<br />

best<strong>im</strong>mt und gezählt (nach BERTHOLD et al. 1974). Dabei wurden alle<br />

Exemplare mitgezählt, die sich <strong>im</strong> Bereich von bis zu 200 Meter um das<br />

Gewässer aufhielten.<br />

Säuger: An Säugetieren wurden lediglich Nagetiere und Fledermäuse<br />

gefan<strong>gen</strong>. Der Fang von Mäusen erfolgte meist mit Hilfe von Aluminium-<br />

Lebendfallen (6,5 cm H, 4,5 cm B, u. 16 cm L) um die Tiere später fotografieren<br />

zu können. Nur zwe<strong>im</strong>al wurden auch Schlagfallen für Ratten bzw. Mäuse<br />

ausgelegt. Um der Fledermäuse habhaft zu werden, wurden vor Höhlenein-<br />

gän<strong>gen</strong> oder kleinen Wasserflächen Fledermausnetze (s. Glossar) aufgestellt.<br />

Die Beobachtun<strong>gen</strong> und Best<strong>im</strong>mun<strong>gen</strong> der größeren Säuger erfolgte bei regel-<br />

mäßi<strong>gen</strong> Beobachtungsgän<strong>gen</strong> am Tage und in der Nacht Nachts wurden starke<br />

Scheinwerfer eingesetzt.<br />

Krokodile: Die Arbeit mit den Krokodilen teilte sich in drei Teile auf. Der erste<br />

Teil beschränkte sich auf die Beobachtung der Tiere und ihrer<br />

Lebensgewohnheiten in den Untersuchungsgebieten. Dabei wurden erfasst die<br />

• Zahl der dort lebenden Tiere<br />

• Größenverteilung unter den Tieren (da Reptilien zeitlebens wachsen ergeben<br />

sich daraus Rückschlüsse auf Alterszusammensetzung, Populationsstruktur)<br />

31


Ökologische Untersuchun<strong>gen</strong> <strong>zur</strong> <strong>Wirbeltierfauna</strong> <strong>im</strong> <strong>südöstlichen</strong> <strong>Mauretanien</strong><br />

• Anzahl der von den Krokodilen selbst gegrabenen Höhlen, deren Länge, Form<br />

32<br />

und Größe<br />

• Natürliche Höhlen und deren Nutzung durch Krokodile in den Felsgebieten<br />

• Ort und Größe der Nester, sowie deren Anzahl<br />

• Eizahl und Zahl der Schlüpflinge pro Nest<br />

Weiterhin wurden Kotproben gesammelt und untersucht, so wie Aktivitätszeiten<br />

und Aktionsradien festgestellt.<br />

Der zweite Teil der Untersuchun<strong>gen</strong> setzte den Fang der Krokodile voraus.<br />

Damit sollten exakte morphologische Daten (Länge, Beschuppung, Proportionen<br />

usw.) und das Geschlecht best<strong>im</strong>mt werden. Bei allen gefan<strong>gen</strong>en Krokodilen<br />

wurden Gewebebeproben <strong>gen</strong>ommen, um sie <strong>gen</strong>etisch untersuchen zu können.<br />

Gleichzeitig wurde jedes Exemplar individuell markiert (in dem ihnen jeweils<br />

unterschiedliche Schuppen am Schwanz kupiert wurden) und wieder in die<br />

Freiheit entlassen. An einem adulten Krokodil wurde ein Radiosender<br />

angebracht um die Aktivitätsradien zu erforschen.<br />

Der dritte Teil der Arbeit bestand darin, weitere Gewässer, an denen Krokodile<br />

vorkommen, aufzusuchen. Dabei wurde versucht, grobe Daten <strong>zur</strong> Anzahl der<br />

dort lebenden Exemplare zu bekommen. Außerdem wurden andere<br />

Feuchtgebiete aufgesucht, um festzustellen welche Parameter letztendlich<br />

ausschlaggebend ist für die Präsenz von Krokodilen <strong>im</strong> mauretanischen<br />

Nordsahel. Dabei wurden die aufgesuchten Gewässer an Hand einer Liste von<br />

Parametern verglichen:<br />

• Größe des Feuchtgebietes<br />

• Zeitraum in dem offenes Wasser <strong>zur</strong> Verfügung steht


• Bewuchs und Vegetation<br />

• Vorkommen von potenziellen Beutetieren (z.B. Fische)<br />

• Relief des Gebietes<br />

• Wasserwerte 3<br />

Konzeptioneller Ansatz<br />

• Jagddruck durch den Menschen (ermittelt durch Befragung der ansässi<strong>gen</strong><br />

Bevölkerung)<br />

2.2.3 Analysemethoden<br />

Durch den Wegfall der Radiotelemetrie-Arbeit 4 erübrigt sich eine <strong>gen</strong>aue<br />

Beschreibung der Analyseverfahren, weil damit der ganze versuchsmäßig<br />

aufgebaute Teil der Arbeit entfiel. Die Auswertung der Datalogger <strong>zur</strong><br />

Temperatur- und Luftfeuchtigkeitsmessung erfolgte mit Hilfe der Germini®<br />

Software.<br />

Zur Bewertung der erfassten Arten und ihrer Ökologie wurden die beobachteten<br />

Informationen mit Literaturdaten verglichen und diskutiert<br />

3 Dieser Punkt entfiel, da die mitgebrachten Chemikalien unter der Hitze so sehr litten, dass<br />

sie nicht mehr brauchbar waren. Die vorlie<strong>gen</strong>den Daten stammen von Untersuchun<strong>gen</strong> die<br />

TARA SHINE 2000 durchgeführt hat (vgl. Kapitel 3).<br />

4 Es wurde nur ein Krokodil aus dem Guelta Metraucha besendert. Da dieses Guelta über<br />

permanentes Wasser verfügt, konnte keine Aktivität außerhalb des Gewässers festgestellt<br />

werden. Möglich wäre auch, dass das Tier den Sender wieder verloren hat.<br />

33


Ökologische Untersuchun<strong>gen</strong> <strong>zur</strong> <strong>Wirbeltierfauna</strong> <strong>im</strong> <strong>südöstlichen</strong> <strong>Mauretanien</strong><br />

2.3 Bearbeiter und Partner<br />

2.3.1 Bearbeiter<br />

Cand. rer. nat. Hemmo Nickel<br />

Michael Müller Ring 31<br />

55123 Mainz<br />

Tel.: +49-(0)6131-364203<br />

Fax.: +49-(0)6131-364203<br />

E-Mail 1: hemmo_nickel@hotmail.com<br />

E-mail 2: nickh000@mail.uni-mainz.de<br />

2.3.2 Wissenschaftliche Betreuung<br />

Prof. Dr. Wolfgang Böhme<br />

Zoologisches Forschungsinstitut und Museum Alexander<br />

Koenig (ZFMK)<br />

Adenauerallee 160<br />

55113 Bonn<br />

Tel.: +49-(0)228-91222-50<br />

Fax.: +49-(0)228-216979<br />

E-Mail: w.boehme.zfmk@uni-bonn.de<br />

PD. Dr. habil. Michael Veith<br />

Johannes Gutenberg Universität Mainz<br />

Institut für Zoologie / Abt. Ökologie<br />

Becherweg 13<br />

55099 Mainz<br />

Tel.: +49-(0)6131-39-24411<br />

Fax.: +49-(0)6131-39-23731<br />

E-Mail: michael@oekologie.biologie.uni-mainz.de<br />

34


2.3.3 Finanzielle Unterstützung<br />

Diese Arbeit wurde <strong>im</strong> Wesentlichen durch das Tropenökologische<br />

Konzeptioneller Ansatz<br />

Begleitprogramm der GTZ (TÖB) gefördert. Durch die Filmabteilung des<br />

populärwissenschaftlichen Magazins GEO wurde ein weiterer Teil der Arbeit<br />

finanziert. Davon wurden mit den 10 000 DM des TÖB vornehmlich<br />

Transportkosten und Lebensunterhalt bestritten, während die 8 000 DM der<br />

Filmarbeit weitgehend für Forschungsmaterialien verwendet wurden. Fallen,<br />

Behältnisse und Präparationsmaterial wurden vom ZFMK gestellt. Die JGUM<br />

half mit Dataloggern und Telemetrieausrüstung aus. Der Rest von etwa 5000<br />

DM wurde aus privaten Mitteln bestritten. Die Zusammenarbeit mit dem lokalen<br />

Counterpart wurde durch das Projekt CCB/CBD ermöglicht.<br />

2.3.4 Lokale Partner<br />

GTZ – Projekt GIRNEM<br />

BP 5217<br />

Nouakchott, <strong>Mauretanien</strong><br />

Dr. Abdelkader Ould Mohamed Saleck<br />

Faculté des Sciences et Techniques à l’Université de Nouakchott 5<br />

Nouakchott, <strong>Mauretanien</strong><br />

2.3.5 Counterpart<br />

Daf Ould Sehla<br />

B.P. 2062<br />

Nouakchott, Mauritanie<br />

Tel.: 00222-254576<br />

E-Mail: daf@univ-nkc.mr<br />

5 Die Universität Nouakchott ist eine Einrichtung der Université Cheick Anta Diop in Dakar /<br />

Senegal<br />

35


3 Darstellung der Ergebnisse<br />

3.1 TOR1 – Gewässertypisierung<br />

3.1.1 Tamourt Bougari<br />

Lage: 16° 32' 08'' N 10° 47'54'' W<br />

Darstellung der Ergebnisse<br />

Größe: bei max<strong>im</strong>alem Wasserstand ca. 30 Hektar Der Wasserzufluss<br />

dieses Tamourts erfolgt größtenteils über ein Wadi aus dem Nordosten, welches<br />

das Wasser einer Hochebene <strong>im</strong> Osten sammelt. Durch eine hohe Dünenkette<br />

Abb. 3: Tamourt Bougari, Blick nach Süd-<br />

ost vier Monate nach dem Ende der<br />

Re<strong>gen</strong>zeit<br />

(ca. 20 Meter) <strong>im</strong> Westen<br />

und Südwesten wird das<br />

Wasser aufgestaut. Wird eine<br />

max<strong>im</strong>ale Wassertiefe von<br />

etwa zwei Metern<br />

überschritten, fließt das<br />

überschüssige Wasser weiter<br />

nach Süden ab. Nach Osten<br />

hin erstreckt sich eine sandige Fläche bis <strong>zur</strong> etwa zwei Kilometer entfernten<br />

Plateaukante. Die Wasserausbreitung erfolgt <strong>im</strong> wesentlichen <strong>im</strong> südlichen und<br />

nördlichen Bereich des Tamourt. Bei der Austrocknung des Gewässers zieht<br />

sich das Wasser dort zuerst <strong>zur</strong>ück. Daher ist dieser Bereich weitgehend<br />

vegetationslos. Acacia nilotica wächst vor allem am Ostufer, <strong>im</strong> Norden und<br />

Süden, entlang des Westufers, aber nicht <strong>im</strong> zentralen westlichen Bereich. Die<br />

gemessenen max<strong>im</strong>alen Tiefen für die Zone, in der Acacia nilotica wächst,<br />

lie<strong>gen</strong> zwischen 80 und 120 Zent<strong>im</strong>eter. Der zentrale Bereich ist mit bis zu 200<br />

37


Ökologische Untersuchun<strong>gen</strong> <strong>zur</strong> <strong>Wirbeltierfauna</strong> <strong>im</strong> <strong>südöstlichen</strong> <strong>Mauretanien</strong><br />

Zent<strong>im</strong>etern anscheinend zu tief. Die Wasserflora beschränkt sich auf drei<br />

38<br />

Abb. 4: Nymphea lotus<br />

typische Seerose<br />

Arten: Nymphaea lotus als<br />

Schw<strong>im</strong>mblattpflanze, Utricularia spec. als<br />

Unterwasserpflanze und die Schw<strong>im</strong>mpflanze<br />

Pistia stratiotes, die durch Tankfahrzeuge zum<br />

Straßenbau eingeführt wurde. Eine<br />

Ufervegetation mit Schilf o. ä. fehlt. Entlang<br />

der Ufer wächst vor allem <strong>im</strong> Westen Ziziphus<br />

mauritania, Balanites aegyptiaca, Acacia<br />

ehrenbergiana und Acacia senegal. Im Norden<br />

und Süden kommt die Dumpalme, Hyphaene<br />

thebaica hinzu. Die Ufer <strong>im</strong> Südosten sind<br />

besonders mit Calotropis procera<br />

bewachsenen. Die weitere Umgebung mit<br />

Sandböden ist durch Leptadenia pyrotechnica<br />

charakterisiert.<br />

Selbst nach relativ niederschlagsreichen Jahren, wie es die Jahre 2000 und 2001<br />

waren, trocknet der Tamourt Bougari komplett aus. Die gänzlich wasserlose Zeit<br />

beschränkt sich jedoch auf nur ein, höchstens zwei Monate.


Darstellung der Ergebnisse<br />

Tab. 1: Wasserwerte des Tamourt Bougari <strong>im</strong> November 1999. Bei dem<br />

PH LEIT-<br />

FÄHIGKEIT<br />

Units ms/cm<br />

GELÖSTES<br />

O2<br />

lan<strong>gen</strong> Transport (über ein Tag) <strong>zur</strong> Analyse sind besonders die<br />

Sauersoff-, Kohlendioxyd-, Nitrat- und Nitritwerten zu bedenken.<br />

HÄRTE CALCIUM MAGNESIUM NATRIUM KALIUM<br />

o Fr mg/l mg/l mg/l mg/l<br />

6,79 0,11 13,61 24 5,7 1,43 20<br />

FREIES CO2 BICARBONAT SULFAT CHLORID NITRAT NITRIT EISEN<br />

mg/l mg/l mg/l mg/l mg/l mg/l mg/l mg/l<br />

6,05 0 32,86 45 14 17 0,104


Ökologische Untersuchun<strong>gen</strong> <strong>zur</strong> <strong>Wirbeltierfauna</strong> <strong>im</strong> <strong>südöstlichen</strong> <strong>Mauretanien</strong><br />

Partien charakrisiert. Im Bereich des Guelta ist das Tal nur etwa 30 Meter breit<br />

und wird durch dreißig bis vierzig Meter hohe steile Felswände begrenzt. Im<br />

weiteren Verlauf sind vor allem Dumpalmen typisch. Die fol<strong>gen</strong>de Ebene ist mit<br />

Leptadenia pyrotechnica bewachsen und entlang der Ufer findet sich Calotropis<br />

40<br />

Abb. 5: Guelta Metraucha, Blick von<br />

Südosten auf den Haupttümpel. Links<br />

oben ist der Zulauf von der Quelle zu<br />

sehen.<br />

procera. Nach dem Re<strong>gen</strong><br />

halten sich an vielen<br />

Stellen, auf dem ersten<br />

Kilometer nach dem<br />

ei<strong>gen</strong>tlichen Guelta, viele<br />

temporäre<br />

Kleinstgewässer, die aber<br />

alle <strong>im</strong> Laufe der<br />

Tockenzeit austrocknen.<br />

Unter den Felsen halten<br />

sich dage<strong>gen</strong><br />

Freuchtigkeit und<br />

vereinzelt kleine<br />

Wasseransammlun<strong>gen</strong> noch länger. Oberhalb des Gueltas befindet sich nochmal<br />

eine große Felsterrasse (ca. 40 x 50 Meter), auf der sich über das ganze Jahr<br />

zwei kleine Tümpel halten. Der übruge Teil der Terrasse ist versandet, ein<br />

Phänomen, was Phänomen, das laut lokaler Bevölkerung erst seit fünf Jahren<br />

bestehtDieVegetation in diesem felsi<strong>gen</strong> Talbereich ist sehr artenreich aber nicht<br />

sehr individuenstark. Als wichtigstes seien hier <strong>gen</strong>annt Acacia nilotica,<br />

Hyphaene thebaica, Aeschynomene elaphroxylon, Balanites agyptiaca, Ziziphus<br />

mauritania, Tamarindus indica u.a.. Vereinzelt treten Pflanzenarten auf, die<br />

regulär erst viel weiter südlich verbreitet sind. Wasserpfanzen fehlen völlig, bis<br />

auf eine Nymphaea lotus. Am Ufer des Gueltas wachsen einige Sumpfgräser.


Darstellung der Ergebnisse<br />

Das ei<strong>gen</strong>tliche Guelta trocknet nicht aus. Es wird durch eine Quelle gespeißt,<br />

die sich am Fuße der südliche Felswand befindet und über einen kleinen Bach<br />

(dreißig Meter) in das Guelta mündet. Die Menge des austretenden Wassers ist<br />

je nach Jahreszeit unterschiedlich. Der Wasserstand <strong>im</strong> Guelta ändert sich jedoch<br />

nicht, denn das überschüssige Wasser fließt ab bzw. versickert <strong>im</strong> sandi<strong>gen</strong><br />

Grund der Wadi.<br />

Tab. 2: Wasserwerte des Guelta Metraucha <strong>im</strong> Nov. 1999. Bei dem lan<strong>gen</strong><br />

Transport (über ein Tag) <strong>zur</strong> Analyse sind besonders die Sauersoff-<br />

Kohlendioxyd-, Nitrat- und Nitritwerten zu bedenken.<br />

pH Leitfähigkeit Härte Calcium Magnesium Natrium Kalium<br />

Units ms/cm<br />

o Fr mg/l mg/l mg/l mg/l<br />

6,92 0,33 8 10,01 4,84 7,04 12,42<br />

gelöstes O2 freies CO2 Bicarbonat Sulphat Chlorid Nitrat Nitrit Eisen<br />

mg/l mg/l mg/l mg/l mg/l mg/l mg/l mg/l<br />

6,3 0 25,24 4,8 15 26,26 0,985


Ökologische Untersuchun<strong>gen</strong> <strong>zur</strong> <strong>Wirbeltierfauna</strong> <strong>im</strong> <strong>südöstlichen</strong> <strong>Mauretanien</strong><br />

3.1.3 Gâat Mahamouda<br />

Lage: 16° 18' bis 16° 31' N 7° 31' bis 7° 44' W<br />

Größe: bei max. Wasserstand über 16 000 Hektar (VAN WETTEN et al. 1990)<br />

Mahamouda hat ein sehr großes Wassereinzugsgebiet. Die hauptsächliche<br />

42<br />

Abb. 6 Mahamouda, Luftaufnahme des<br />

mit Acacia nilotica bestandenen Bereichs <strong>im</strong><br />

Nordosten kurz nach der Re<strong>gen</strong>zeit.<br />

nach der Re<strong>gen</strong>zeit kilometerweit in<br />

die Ebene ausbreitet. Der zentrale<br />

Bereich ist durch eine Senke<br />

charakterisiert, die nochmal etwa 75<br />

bis 100 Zent<strong>im</strong>eter tiefer liegt als<br />

die Umgebung. Dieser Amzingui<br />

<strong>gen</strong>annte Bereich hat etwa eine<br />

Fläche von 2500 Hektar. und weist in<br />

der Regel auch in der Trockenzeit<br />

Wasser auf. Das letzte<br />

Austrocknungsereignis liegt sieben Jahre <strong>zur</strong>ück.<br />

Menge des Wassers fließt<br />

über einige Wadis aus<br />

dem Südosten in die<br />

Senke. Im Norden wird<br />

sie von einer Dünenkette<br />

begrenzt <strong>im</strong> Westen durch<br />

eine felsig steinige<br />

Hügelkette. Die südliche<br />

Region ist sehr flach und<br />

bietet keine Begrenzung,<br />

so dass sich das Wasser<br />

Abb. 7 Blick nach Süden auf<br />

den zentralen Bereich Mahamoudas,<br />

Amzingui <strong>gen</strong>annt.


Darstellung der Ergebnisse<br />

Die gesamte Schwemmlandebene ist praktisch vegetationslos. Nur am Rande<br />

des Amzingui wächst Aeschynomene elaphroxylon. Das steinige Westufer wird<br />

durch Acacia seyal dominiert. Nach Nordosten schließt sich ein Gebiet von ca.<br />

1000 Hektar mit Acacia nilotica an das Amzingui an. In der nördlichen und<br />

östlichen Region findet man vonehmlich eine mosaikartige Pflanzendecke aus<br />

Typha spec., Cassia spec. und Ipomoea spec.. Im Wasser wächst in großer<br />

Dichte Nymphaea lotus.<br />

Die Nutzung durch den Menschen beschränkt sich <strong>im</strong> wesentlichen auf die<br />

Viehtränkung. VAN WETTEN, spricht 1990von 6000 bis 7000 Schafen und Zie<strong>gen</strong><br />

und etwa 1500 Rindern (November 1987) am Amzingui. Die Acacia nilotca<br />

Bestände werden nicht <strong>gen</strong>utzt und Landwirtschaft spielt so gut wie keine Rolle.<br />

Lediglich <strong>im</strong> Schwemmland ganz <strong>im</strong> Süden wird etwas Hirse angebaut.<br />

Wasserwerte wurden von Mahamouda nicht auf<strong>gen</strong>ommen.<br />

3.2 TOR 2 - Erfassung der Wirbeltierbiodiversität<br />

Die erfassten und beobachteten Tiere werden tabellarisch aufgeführt. Dabei sind<br />

sie jeweils nach den Untersuchungsgebieten geordnet. Zu bedenken ist, dass<br />

Mahamouda erst am Ende der Untersuchungszeit mit in die nähere Betrachtung<br />

gezo<strong>gen</strong> wurde (Insgesamt wurde das Gebiet nur drei Mal besucht, zusammen 6<br />

Tage).<br />

3.1.4 Fische<br />

Im Guelta und <strong>im</strong> Tamourt wurden alle Arten selbst gefan<strong>gen</strong>. Es ist sehr<br />

unwahrscheinlich, dass hier eine Art übersehen worden ist. Die Beobachtun<strong>gen</strong><br />

in Mahamouda beziehen sich auf Reste von Fischen die Fischer <strong>zur</strong>ückgelassen<br />

haben (eine Fangaktion mit dem Boot war aus zeitlichen Gründen nicht<br />

durchführbar). Da normalerweise auch Clarias-Arten gefischt werden, aber<br />

keine Reste gefunden werden konnten, gehen wir davon aus, dass der<br />

Afrikanische Lun<strong>gen</strong>fisch die einzige Fischart in dem Gewässer darstellt.<br />

43


Ökologische Untersuchun<strong>gen</strong> <strong>zur</strong> <strong>Wirbeltierfauna</strong> <strong>im</strong> <strong>südöstlichen</strong> <strong>Mauretanien</strong><br />

Tab. 3: Übersicht der erfassten Fischarten<br />

Guelta: Metraucha Tamourt: Bougari Gâat: Mahamouda<br />

Clarias anguillaris Clarias anguillaris<br />

Tilapia zillii Tilapia zillii<br />

3.1.5 Amphibien<br />

44<br />

Protopterus annectens Protopterus annectens<br />

Keines der Untersuchungsgebiete wurde während oder kurz nach einem<br />

Niederschlagsereignis besucht. Aus diesem Grunde taucht Bufo pentoni und<br />

Tomopterna cryptotis nicht auf dieser Liste auf. Diese beiden Arten verbrin<strong>gen</strong><br />

die Trockenzeit sehr tief eingegraben <strong>im</strong> Boden (RÖDEL 1996) sie kommen aber<br />

dort zumindest in der Nähe sicher vor.<br />

Tab. 4: Übersicht der erfassten Amphibien<br />

Guelta: Metraucha Tamourt: Bougari Gâat: Mahamouda<br />

Hoplobatrachus<br />

occipitalis<br />

Hoplobatrachus<br />

occipitalis<br />

Bufo xeros Bufo xeros<br />

Hilderantia ornata<br />

Hoplobatrachus<br />

occipitalis<br />

Bufo regularis<br />

Ptychadena<br />

maccarthyensis


3.1.6 Reptilien<br />

Alle Arten mit Ausnahme von Varanus niloticus, Python sebae und<br />

Darstellung der Ergebnisse<br />

Psammophis elegans wurden gefan<strong>gen</strong> und lie<strong>gen</strong> als Belegexemplare vor. Der<br />

Felsenpython konnte in Mahamouda nur an Hand von Spuren und einem toten<br />

Tier nachgewiesen werden. In Bougari und Metraucha wurde er vom Verfasser<br />

selbst nie beobachtet. Am Tamourt Bougari wurden jedoch Spuren gefunden<br />

und es existieren Fotos eines weiteren Projektmitarbeiters. Vom Guelta<br />

Metaucha gibt es glaubwürdige Schilderun<strong>gen</strong> von Einhe<strong>im</strong>ischen.<br />

Tab. 5: Übersicht der erfassten Reptilienarten<br />

Guelta: Metraucha Tamourt: Bougari Gâat: Mahamouda<br />

Crocodylus niloticus Crocodylus niloticus<br />

Agama boulengeri<br />

Agama boueti Agama boueti Agama boueti<br />

Tarentola parvicarinata Tarentola parvicarinata<br />

Tarentola ephippiata<br />

Tropiocolotes<br />

tripolitanus<br />

Acanthodacylus spec.<br />

Hemidactylus brooki<br />

Tropiocolotes<br />

tripolitanus<br />

Varanus niloticus Varanus niloticus Varanus niloticus<br />

(Python sebae) (Python sebae) Python sebae<br />

45


Ökologische Untersuchun<strong>gen</strong> <strong>zur</strong> <strong>Wirbeltierfauna</strong> <strong>im</strong> <strong>südöstlichen</strong> <strong>Mauretanien</strong><br />

Haemorhois dorri<br />

Psammophis elegans<br />

3.1.7 Säugetiere<br />

Die Erfassung der Säuger bezieht sich <strong>im</strong> wesentlichen auf Beobachtun<strong>gen</strong>.<br />

Gesammelt wurden nur Acomys cahirinus, Mastomys hildebrantii und Gerbillus<br />

cf. agag. Bei den Hasen könnte es sich auch um Lepus victoriae handeln (vgl.<br />

BÖHME & HUTTERER 1978). Die Arten sind nach äußeren Merkmalen auf große<br />

Entfernung nicht unterscheidbar.<br />

Tab. 6: Übersicht der erfassten Säugetierarten<br />

Guelta: Metraucha Tamourt: Bougari Gâat: Mahamouda<br />

Paraechinus<br />

aethiopicus<br />

46<br />

Felis libyca<br />

Genetta <strong>gen</strong>etta Genetta <strong>gen</strong>etta<br />

Procavia ruficeps<br />

Tadarida aegyptiaca<br />

Canis aureus<br />

Vulpes pallida Vulpes pallida<br />

Crivettictis civetta<br />

(Lepus capensis) (Lepus capensis)


Velovia vae<br />

Acomys cahirinus<br />

Mastomys hildebrantii<br />

Papio papio<br />

3.1.8 Vögel<br />

Euxerus erytropus<br />

Gerbillus cf. agag<br />

Arvicantis niloticus<br />

Darstellung der Ergebnisse<br />

Phacochoerus africanus<br />

Die Vogelarten wurden nur aufgeführt, wenn sie eindeutig best<strong>im</strong>mt werden<br />

konnten. Lediglich die Frage ob es sich um die Stein-, Galerida cristata oder<br />

Theklalerche Galerida theklae handelte muss offen bleiben.<br />

Tab. 7: Übersicht der erfassten Vogelarten<br />

Guelta: Metraucha Tamourt: Bougari Gâat: Mahamouda<br />

Actophilornis africanus Actophilornis africanus<br />

Apus pallidus<br />

Anas querquedula<br />

Ardea cinerea Ardea cinerea Ardea cinerea<br />

47


Ökologische Untersuchun<strong>gen</strong> <strong>zur</strong> <strong>Wirbeltierfauna</strong> <strong>im</strong> <strong>südöstlichen</strong> <strong>Mauretanien</strong><br />

Charadrius dubius<br />

Cigonia abd<strong>im</strong>ii<br />

48<br />

Ardea melanocephala<br />

Ardea purpurea Ardea purpurea<br />

Ardeola ralloides Ardeola ralloides<br />

Bubalornis albirostris<br />

Bubulcus ibis Bubulcus ibis<br />

Burhinus capensis<br />

Calidris minuta<br />

Capr<strong>im</strong>ulgus cl<strong>im</strong>curus<br />

Charadrius hiaticula<br />

Circaetus gallicus<br />

Chlidonias hybrida<br />

Chlidonias leucopterus<br />

Circus pygargus<br />

Coracias abysiniica Coracias abysiniica Coracias abysiniica<br />

Corvus albus Corvus albus<br />

Corvus rufficollis Corvus rufficollis<br />

Dendrocygna viduata


Emberiza buchanani<br />

Euplectes afer<br />

Galerida<br />

cristata/theklae ?<br />

Darstellung der Ergebnisse<br />

Dendrocygna bicolor<br />

Egretta alba Egretta alba<br />

Egretta garztta<br />

Elanus caeruleus<br />

Eremopterix nigriceps<br />

Eremopterixleucotis<br />

Fulica atra<br />

Falco biarmicus<br />

Gallinula chloropus Gallinula chloropus<br />

H<strong>im</strong>antopus<br />

h<strong>im</strong>antopus<br />

Hippolais allida<br />

Hirundo rustica<br />

Lagaonosticta rufopicta Lagaonosticta rufopicta<br />

Lagonosticta senegala Lagonosticta senegala<br />

Lamprotornis caudatus Lamprotornis caudatus<br />

H<strong>im</strong>antopus<br />

h<strong>im</strong>antopus<br />

49


Ökologische Untersuchun<strong>gen</strong> <strong>zur</strong> <strong>Wirbeltierfauna</strong> <strong>im</strong> <strong>südöstlichen</strong> <strong>Mauretanien</strong><br />

Lamprotornis<br />

chalybaeus<br />

Motacilla alba<br />

50<br />

Lamprotornis<br />

chalybaeus<br />

Lamprotornis pulcher<br />

Micronissus gabar<br />

Motacilla flava Motacilla flava<br />

Nycticorax nycticorax<br />

Lanius excubitor<br />

Leptoplilos<br />

crumeniferus<br />

Merops apiaster<br />

Merops persicus<br />

Milvus migrans Milvus migrans<br />

Oena capensis Oena capensis Oena capensis<br />

Passer griseus Passer griseus<br />

Passer luteus Passer luteus<br />

Pelecanus onocrotalus<br />

Phalacrocorax<br />

africanus<br />

Phalacrocorax carbo


Phoenicurus moussieri<br />

Ptilopachus petrosus<br />

Ptyonoprogne fuligula<br />

Oenanthe leucopyga<br />

Scopus umbretta<br />

Streptopelia<br />

senegalensis<br />

Thamnolaea<br />

cinnamomeiventris<br />

Psittacula krameri<br />

Riparia riparia<br />

Rostratula benghalensis<br />

Streptopelia<br />

senegalensis<br />

Tockus fasciatus<br />

Darstellung der Ergebnisse<br />

Platalea leucorodia<br />

Plectropterus<br />

gambiensis<br />

Plegadis falcinellus<br />

Pterocles exustus<br />

Sarkidiornis melanotos<br />

Streptopelia<br />

senegalensis<br />

Tachybaptus ruficollis<br />

51


Ökologische Untersuchun<strong>gen</strong> <strong>zur</strong> <strong>Wirbeltierfauna</strong> <strong>im</strong> <strong>südöstlichen</strong> <strong>Mauretanien</strong><br />

Tringa ochropus<br />

Tyto alba<br />

52<br />

Tockus nasutus<br />

Tringa glareola<br />

Upupa epops Upupa epops<br />

Vanellus spinosus<br />

Vidua macroura<br />

Tringa nebularia<br />

Tringa stagnatilis


4 Analyse und Bewertung der Ergebnisse<br />

4.1 Tamourt Bougari:<br />

Analyse und Bewertung der Ergebnisse<br />

Der Tamourt ist mit 59% der weitaus häufigste Gewässertyp in Ostmauretanien<br />

(DIAGANA, 2001). Charakterisiert ist er durch das Vorkommen von Acacia<br />

nilotica. Diese Tatsache klingt sehr s<strong>im</strong>pel, ist aber von einer sehr<br />

weitreichenden ökologischen Konsequenz. Acacia nilotica benötigt für ihr<br />

Wachstum ganz best<strong>im</strong>mte periodische Überschwemmungsereignisse (s.o.).<br />

Durch die Existenz dieses Baumes wird nicht nur diese Situation angezeigt,<br />

sondern auch ein Hinweis auf ökologische Zusammenhänge gegeben.<br />

Die Unregelmäßigkeit der Niederschläge in Raum, Zeit und Menge wird<br />

dadurch ausgeglichen, dass ein Tamourt einen sehr großen<br />

Wassereinzugsbereich besitzt. In diesem läuft mehr Wasser zusammen,<br />

als er halten kann. Überschüssiges Wasser fließt durch einen Überlauf<br />

ab. Im Wachstumsbereich von Acacia nilotica wird die max. Wassertiefe<br />

1,5 Meter nicht überschritten.<br />

Durch dieses regulative System ist auch bei weniger ergiebi<strong>gen</strong> Re<strong>gen</strong>zeiten<br />

<strong>gen</strong>ü<strong>gen</strong>d Wasser garantiert. Aus diesem Grund kann sich eine Fauna halten,<br />

deren Arten sonst erst <strong>im</strong> re<strong>gen</strong>reicheren Süden eine weite Verbreitung<br />

aufweisen (z.B. Nilwaran, (Varanus niloticus), Frösche (Ptychadena spec.,<br />

Kassina senegalensis)). Evolutiv können sich Tiere umso besser an extreme<br />

Umweltbedingun<strong>gen</strong> anpassen, je regelmäßiger sie sind. Solche<br />

hydrogeologischen Systeme können, wenn sie entsprechend große Men<strong>gen</strong><br />

abfließendes Oberflächenwasser sammeln, relativ weit nach Norden, in die<br />

Wüstenrandbereiche hinein vorkommen (z.B. Tamourt Na âj / Targant). Durch<br />

die geringe Niederschlagsmenge und die Tatsache, dass Niederschlagsereignisse<br />

meist sehr lokal auftreten, gibt es in ganz Ostmauretanien keine Fließgewässer.<br />

Alles Wasser sammelt sich praktisch in Senken. Damit kommt es zu<br />

53


Ökologische Untersuchun<strong>gen</strong> <strong>zur</strong> <strong>Wirbeltierfauna</strong> <strong>im</strong> <strong>südöstlichen</strong> <strong>Mauretanien</strong><br />

Verinselun<strong>gen</strong> der Biotope und ihrer Tierpopulationen. Die Isolation der<br />

Populationen ist dabei proportional <strong>zur</strong> Wasserabhängigkeit und der Mobilität<br />

der Tierarten. Der Effekt zeigt sich selbst bei Vögeln. In Bougari ist der Anteil<br />

der afrotropischen Nichtwasservögel mit 61 % auffällig hoch. Mit zunehmender<br />

Trockenzeit n<strong>im</strong>mt die Artenzahl <strong>im</strong>mer mehr zu, um mit dem ersten Re<strong>gen</strong><br />

schlagartig abzunehmen, weil sich die Tiere weiträumig verteilen.<br />

Im Ge<strong>gen</strong>satz zu Gâats, steht der relativen Artenfülle (auf die Fläche bezo<strong>gen</strong>)<br />

an Tamourten eine geringe Individuendichte ge<strong>gen</strong>über. Dies lässt sich auf<br />

deutlich mehr ökologische Nischen <strong>zur</strong>ückführen, die ein Tamourt bietet. Neben<br />

der Präsenz des Wassers spielt hier der dichte und hohe Baumbestand durch<br />

Acacia nilotica eine bedeutende Rolle. Hier finden Tiere Verstecke, Futter,<br />

Schatten, Brutplätze usw.. Durch die hohe Anzahl an Pr<strong>im</strong>ärkonsumenten<br />

werden schließlich auch viele Räuber angezo<strong>gen</strong>, wie z.B. der Honigdachs<br />

(Mellivora capensis), die Zibetkatze (Crivettictis civetta), die Ginsterkatze<br />

(Genetta <strong>gen</strong>etta), die Falbkatze (Felis libyca) und der Blassfuchs (Vulpes<br />

pallida) (s. Tab. Kpl. 3).<br />

Als Lebensraum und Futtergründe für Wat- und Wasservögel spielen die<br />

Tamourte eine untergeordnete Rolle. Als Brutgebiete sind sie für diese jedoch<br />

enorm wichtig (Tamourt Talli, Brutkolonie mit ca. 500 Brutpaaren Kuhreihern,<br />

Bubulcus ibis) da viele Arten hierzu dichte Bäumbestände benöti<strong>gen</strong>.<br />

Der untersuchte Tamourt Bougari unterscheidet sich von allen anderen<br />

Tamourten durch die Schw<strong>im</strong>mpflanze Pistia stratiotes. Vermutlich wurde sie<br />

durch Tankwa<strong>gen</strong> während Bauarbeiten für die nahe Teerstraße eingeführt.<br />

Diese Schw<strong>im</strong>mpflanze bedeckt heute etwa 30 Prozent der Wasseroberfläche.<br />

Sie besiedelt die Flachwasser- und Uferbereiche. Denkbar wäre, dass gerade<br />

diese Pflanze <strong>zur</strong> Verlandung beiträgt. Neben dem Eintrag an Biomasse fördert,<br />

die trichterförmig aufra<strong>gen</strong>de Wuchsform von Pistia den Eintrag äolischer<br />

54


Analyse und Bewertung der Ergebnisse<br />

Sed<strong>im</strong>ente. Sollte dies zutreffen, ergibt sich die Frage, inwieweit sich der<br />

Nährstoffeintrag durch Haustiere negativ auswirkt. Ansonsten ist die<br />

Verlandung sahelischer Feuchtgebiete durch Pflanzenwuchs eher untypisch, da<br />

eine Ufervegetation fehlt.<br />

Die Acacia nilotica-Bestände Bougaris scheinen sehr alt zu sein. Größere<br />

Bäume dieser Art kennt der Verfasser nur noch aus Tamchekett. Überhaupt<br />

scheint es einen Süd-Nord-Gradienten zu geben, mit den größeren Bäumen <strong>im</strong><br />

Norden. Das Holz von Acacia nilotica wird gerne als Bauholz und <strong>zur</strong><br />

Herstellung von Holzkohle verwendet. Offiziell dürfen nur tote Teile geschla<strong>gen</strong><br />

werden. Auffällig in Bougari ist, dass große, gefällte Stämme nicht<br />

weiterverwendet werden. Nur selten werden die Stämme zu Holzkohle<br />

weiterverarbeitet. Für die dort lebenden Krokodile hat dies den praktischen<br />

Nutzen, dass die Stämme als Sonnenplätze besetzt werden können. Acacia<br />

nilotica-Holz ist schwerer als Wasser und schw<strong>im</strong>mt daher nicht. Viele Stämme<br />

sind so weit vom Ufer entfernt, dass sich die Tiere von herannahenden<br />

Menschen nicht stören lassen. Sonst müssten sich die Tiere am Ufer sonnen. Da<br />

das Gewässer häufig von Menschen frequentiert wird, können sich durch<br />

fehlende Thermoregulation Nachteile für die Reptilien ergeben. Der Verfasser<br />

konnte am Tage nur drei Mal Krokodile beobachten, die sich am Ufer sonnten.<br />

Die maurische Bevölkerung konsumiert in der Regel keinen Fisch.<br />

Üblicherweise sind es Fischer aus Mali, die sich die Nutzungsrechte bei den<br />

anlie<strong>gen</strong>den Dörfern erbeten. Die Fangmethoden sind sehr einfach. Wenn der<br />

Tamourt anfängt auszutrocknen, wird so lange gewartet, bis die Fische so<br />

zusammengedrängt sind, dass sie mit einem Stock erschla<strong>gen</strong> werden können.<br />

Ist abzusehen, dass das Gewässer bis <strong>zur</strong> Re<strong>gen</strong>zeit nicht austrocknet, werden<br />

die Fische normalerweise geangelt. Netze kommen selten zum Einsatz. Erbeutet<br />

werden in der Regel Protopterus annectens und Clarias anguillaris.<br />

Erstaunlicherweise wird der schnellwüchsige Tilapia zillii verschmäht. Zur<br />

55


Ökologische Untersuchun<strong>gen</strong> <strong>zur</strong> <strong>Wirbeltierfauna</strong> <strong>im</strong> <strong>südöstlichen</strong> <strong>Mauretanien</strong><br />

Konservierung werden die Fische geräuchert. Dies ist die einzige Möglichkeit,<br />

die Fische für den lan<strong>gen</strong> Weg nach Mali, manchmal bis Bamako, zu<br />

konservieren. Der Verbrauch an Holz kann dabei Ausmaße annehmen, die zu<br />

einer Übernutzung der vorhandenen Ressource führen. Für den speziellen Fall in<br />

Bougari ist dies sicherlich (noch) nicht gravierend.<br />

Der Ertrag an Frischfisch belief sich nach ei<strong>gen</strong>en Schätzun<strong>gen</strong> (2001) auf etwa<br />

2 Tonnen. Eine weitere Studie (DIAGANA, 2001) durch das Projekt GIRNEM<br />

geht nach Befragung der Bevölkerung von 1 Tonne geräuchertem Fisch aus, mit<br />

einem Verkaufswert in Mali von etwa 550 Euro. Verwendet wurde<br />

ausschließlich Clarias anguillaris. Die zwei Fischerfamilien bestanden aus<br />

insgesamt 7 Personen. Ein kleiner Teil des Fangs wurde an die anwohnende<br />

Dorfbevölkerung verteilt.<br />

In Bougari gibt es, die Fische betreffend, eine interessante Situation. Der<br />

Tamourt wird in der Re<strong>gen</strong>zeit über ein Wadi gespeist, das vorher über einen<br />

Felsabbruch und ein dort lie<strong>gen</strong>des Guelta (Metraucha) fließt. Dieses Guelta<br />

trocknet selbst nach drei, vier niederschlagsarmen Jahren nicht aus. Es wird<br />

durch eine Quelle zusätzlich gespeist. In dem relativ kleinen Felsbecken leben<br />

zwei Fischarten (Tilapia zillii, Clarias anguillaris). Beide kommen auch <strong>im</strong><br />

Tamourt vor. Trocknet dieser aus, sterben zuerst die Buntbarsche, Tilapia zillii<br />

und später auch die Kiemensackwelse, Clarias anguillaris. Der Wels kann zwar<br />

selbst <strong>im</strong> feuchten Schlamm überleben, weil er atmosphärische Luft atmen kann,<br />

er vermag sich aber nicht in den Boden einzugraben und dort zu überdauern wie<br />

der Lun<strong>gen</strong>fisch. Im Tamourt kommen also drei Fischarten vor, von denen zwei<br />

nur durch <strong>im</strong>mer wieder stattfindende Neubesiedlung durch die<br />

Gueltapopulation dort leben. Daraus ergeben sich Konsequenzen die in Kap. 6.1.<br />

besprochen werden.<br />

Insgesamt betrachtet, lässt sich für Bougari keine Ressourcennutzung feststellen,<br />

56


Analyse und Bewertung der Ergebnisse<br />

die über ein nachhaltiges Maß hinausgeht. Ganz <strong>im</strong> Ge<strong>gen</strong>teil. In Bereichen wie<br />

dem Fischfang ist sie noch nicht ausgeschöpft. An anderen Tamourts kann die<br />

Situation ganz anders aussehen, wie <strong>im</strong> fol<strong>gen</strong>den kurz beschrieben werden soll.<br />

Finden sich relativ viele Fischarten in einem Gewässer, lässt dies auf ein<br />

Wiederbesiedlungssystem schließen oder darauf, dass das Feuchtgebiet über<br />

mehrere Jahre nicht ausgetrocknet ist. Ist letzteres der Fall, dann gilt: Je mehr<br />

Fischarten (außer Protopterus annectens) vorkommen, umso länger lie<strong>gen</strong> die<br />

Austrocknungsereignisse auseinander. Im Tamourt Talli beispielsweise lebten<br />

Protopterus annectens, Clarias anguillaris und Barbus cf. pobeguini.<br />

Vermutlich wurden sie von Wasservögeln hierher verschleppt, da es in dieser<br />

Region keine Felsgebiete mit Gueltas o. ä. gibt. Nach Aussa<strong>gen</strong> der<br />

Bevölkerung trocknete der Tamourt vor sechs Jahren das letzte Mal komplett<br />

aus. Zumindest die beiden Arten Clarias anguillaris und Barbus cf. pobeguini<br />

müssen in dieser Zeit durch Vögel eingeschleppt worden sein, denn sie können<br />

ein totales Austrocknen des Tamourt nicht überleben. Nach dem Talli 2001<br />

durch Abpumpen gewaltiger Wassermen<strong>gen</strong> für den Straßenbau stark<br />

geschrumpft ist und in der Re<strong>gen</strong>zeit kaum Niederschlag gefallen ist, ist er<br />

dieses Jahr komplett trockengefallen. Clarias anguillaris und Barbus cf.<br />

pobeguini sind dadurch verschwunden. Die Fischer haben damit eine nutzbare<br />

Art verloren.<br />

4.2 Guelta Metraucha<br />

Als Guelta werden allgemein Wasserstellen in Felsregionen des ariden<br />

Nordafrika bezeichnet. In der Regel werden sie durch Re<strong>gen</strong>wasser gespeist.<br />

Seltener, wie <strong>im</strong> Fall Metraucha, sor<strong>gen</strong> Quellen für eine Wasserversorgung.<br />

Gueltas sind in der Sahara die vorherrschende Form offenen Wassers, da die<br />

Niederschlagswahrscheinlichkeit in Bergregionen höher ist und die Felsbecken<br />

oft tief und beschattet sind, so dass die Verdunstung reduziert ist. Die<br />

57


Ökologische Untersuchun<strong>gen</strong> <strong>zur</strong> <strong>Wirbeltierfauna</strong> <strong>im</strong> <strong>südöstlichen</strong> <strong>Mauretanien</strong><br />

Bezeichnung Guelta bezieht sich nur auf die Lage der Wasserstelle. Der Begriff<br />

Guelta sagt weder etwas aus über Größe, noch über die Zeitspanne in der<br />

Wasser vorhanden.<br />

Die ökologische Bedeutung eines Gueltas ist damit proportional <strong>zur</strong><br />

Dauer, in der Wasser <strong>zur</strong> Verfügung steht. Die Besonderheit des<br />

Ökosystems Guelta ergibt sich aus dem Zusammenspiel zwischen der<br />

Präsenz von Wasser und dem Vorkommen von Tierarten, die auf<br />

Felshabitate spezialisiert sind.<br />

Für Metraucha sind bei den Säugetieren vor allem Pavian (Papio papio),<br />

Klippschliefer (Procavia capensis), Senegal-Gundi (Velovia vae) und<br />

Stachelmaus (Acomys cahirinus) zu nennen. Selbst unter den Vögeln gibt es<br />

einige, die sich auf Felshabitate spezialisiert haben z.B. das Felsen-Rebhuhn<br />

(Ptilopachus petrosus), die Hausammer (Emberiza striolata), die Felsentaube<br />

(Columba livia) und der Fels-Termitenschmätzer (Thamnolea<br />

cinnamomeiventis). Keine der hier <strong>gen</strong>annten Arten wurde jemals an dem nur<br />

drei Kilometer entfernten Tamourt Bougari beobachtet. Neben diesen<br />

Felsspezialisten nutzen natürlich viele andere Arten Metraucha einfach als<br />

Trickwasservorkommen, wie z.B. die nachgewiesene Ginsterkatze (Genetta<br />

<strong>gen</strong>etta) oder der Wüstenigel (Paraechinus aethiopicus). Durch das hetero<strong>gen</strong>e<br />

Relief entsteht die unterschiedlichste Wasserversorgung für Pflanzen. Dies<br />

bringt eine sehr artenreiche Vegetation hervor mit vielen schatti<strong>gen</strong> Plätzen und<br />

unterschiedlichsten Kleinsthabitaten, die wiederum eine hohe Faunendiversität<br />

ermöglicht. So befinden sich auf kleinem Raum relativ viele Arten, jedoch mit<br />

jeweils weni<strong>gen</strong> Individuen.<br />

Durch den relativ guten Schutz vor Räubern in Felshabitaten nehmen Gueltas als<br />

Brutgebiete für Vögel eine wichtige Rolle ein. Im Falle von Metraucha konnten<br />

Nistnachweise von Nachtreihern (Nycticorax nycticora), der Schleiereule (Tyto<br />

alba) und Euplectes afer erbracht werden. Für Zugvögel spielt Metraucha eine<br />

58


Analyse und Bewertung der Ergebnisse<br />

untergeordnete Rolle. Mit einer Ausnahme. Es konnte der äußerst seltene und<br />

scheue Schwarzstorch mehrfach hier beobachtet werden. Er benötigt<br />

deckungsreiche, versteckte Rückzugsgebiete.<br />

Eine weitere Besonderheit stellt Metraucha durch seine Fischfauna dar. Durch<br />

die permanente Wasserversorgung können sich hier Buntbarsch (Tilapia zillii)<br />

und Kiemensackwels (Clarias anguillaris) halten (s. o.)<br />

Bisher wurde Metraucha lediglich von Hirten als Tränke für ihr Vieh <strong>gen</strong>utzt.<br />

Durch den vornehmlich felsi<strong>gen</strong> Untergrund findet keinerlei Agrikultur statt. Im<br />

Untersuchungsjahr 2001 wurde jedoch, nach Aussage der Bevölkerung, das<br />

erste Mal in diesem Guelta gefischt. Dies stellt in zweierlei Hinsicht ein<br />

Problem dar. Erstens können Krokodile sich in den verwendeten Stellnetzen<br />

verfan<strong>gen</strong> und ersticken (vgl. 4. Krokodile) und zweitens ist die Wassermenge<br />

so klein, dass ohne Probleme alle größeren reproduktionsfähi<strong>gen</strong> Fische<br />

abgefan<strong>gen</strong> werden können. Im besonderen Fall von Metraucha ist damit die<br />

Wiederbesiedlung des Tamourt Bougari mit Fischen weniger effektiv.<br />

Generell gesehen repräsentieren Gueltas, sowohl in ihrer Fläche als auch in ihrer<br />

Häufigkeit nur einen kleinen Teil der Feuchtgebiete Ostmauretaniens.<br />

Höchstens 9% (DIAGANA, 2001) der von GIRNEM katalogisierten<br />

Feuchtgebiete <strong>im</strong> Projektgebiet entsprechen diesem Typ. Zusätzlich werden die<br />

meisten Gueltas durch Anle<strong>gen</strong> von Gärten und kleinen Obstanla<strong>gen</strong> <strong>gen</strong>utzt.<br />

Häufig werden die relativ kleinen Gebiete dafür eingezäunt oder die Menschen<br />

leben in unmittelbarer Nähe und Wildtiere sind dadurch vom Zugang zum<br />

Wasser ausgeschlossen. Dies trifft in erster Linie auf größere Vögel und<br />

Säugetiere zu. Bertoffen sind vor allem Affen, wie der Pavian (Papio papio) und<br />

der Husarenaffe (Erythrocebus patas). Sie können verheerende Schäden in<br />

Pflanzun<strong>gen</strong> anrichten und werden daher oft getötet. Sie sind aber als<br />

Felsbewohner auf Gueltas für ihr Trinkwasser angewiesen. In Metraucha<br />

59


Ökologische Untersuchun<strong>gen</strong> <strong>zur</strong> <strong>Wirbeltierfauna</strong> <strong>im</strong> <strong>südöstlichen</strong> <strong>Mauretanien</strong><br />

bestehen diese Konflikte um die Ressource Wasser zwischen Wildtier und<br />

Mensch nicht. Dies zeigt sich schon durch die Tatsache, dass hier mehrfach<br />

große Gruppen von Pavianen (bis zu 70 Tiere) beobachtet werden konnten.<br />

Zusammen mit der relativen Größe des Gebietes und der permanenten<br />

Wasserversorgung ist es aus ökologischer Sicht ein sehr wertvolles Gebiet.<br />

4.3 Gâat Mahamouda<br />

Typisch für beide Formen der permanenten als auch der temporären Gâats ist,<br />

dass sie in sehr flachen Senken entstehen. Durch die große Ausdehnung bei<br />

geringer Wassertiefe verringern sie in der Trockenzeit sehr schnell ihre Fläche.<br />

Nur sehr wenige Pflanzen schaffen es, sich der schnell ändernden<br />

Feuchtigkeitssituation anzupassen. Daraus ergibt sich das Fehlen einer<br />

Uferrandvegetation und Acacia nilotica, typische Pflanze der weiteren<br />

Randbereiche ist Acacia seyal. In der Trockenzeit entstehen große<br />

vegetationslose Flächen. Diese werden nachts zum Biotop von Hasen (Lepus<br />

capesis) und Nachtschwalben der Familie Capriulgidae.<br />

Die wichtigste ökologische Bedeutung der Gâats ist die Funktion als<br />

Lebensraum für Wasservögel. Besonders Gänse und Entenvögel sind auf<br />

vegetationslose, freie Wasserflächen angewiesen. Stelz- und Watvögel<br />

benöti<strong>gen</strong> flache Uferzonen.<br />

Durch ihre große Ausdehnung bieten sie Lebensraum für viele, oft Tausende<br />

Individuen. Die Artenzahl ist dage<strong>gen</strong> <strong>im</strong> Verhältnis <strong>zur</strong> Fläche gering. Ähnlich<br />

wie bei den Pflanzen, können Gâats nur von Tierarten besiedelt werden, die<br />

flexibel <strong>gen</strong>ug auf Veränderun<strong>gen</strong> des Wasserstandes reagieren können und nicht<br />

auf Vegetation angewiesen sind. Im wesentlich sind dies Vögel und größere<br />

Säugetiere die mobil <strong>gen</strong>ug sind. Ausnahmen bilden extrem angepasste Tierarten,<br />

wie z.B. der Lun<strong>gen</strong>fisch (Protopterus annectens) und einige Am-phibienarten,<br />

60<br />

die sogar mehrjährige Trockenperioden <strong>im</strong> Boden überdauern können.


Analyse und Bewertung der Ergebnisse<br />

Eine weitere wichtige Bedeutung der Gâats resultiert aus ihrer Funktion<br />

als Futtergründe für paläarktische Zugvögel (PZ), nach bzw. vor ihrem<br />

Flug über die Sahara (BRUDERER & JENNI 1988). Dies ist nach dem<br />

erschöpfenden Zug für die Tiere überlebenswichtig.<br />

Im Januar 2000 wurden in Mahamouda über 55 000 Wasservögel gezählt, <strong>im</strong><br />

Vergleich dazu <strong>im</strong> September 2000 nur etwas über 2000 (YELLI, 2000).<br />

Über die Lebensweise der afrotropischen Wasservögel und ihr Zugverhalten in<br />

<strong>Mauretanien</strong> ist auf Grund mangelnder Forschung zu wenig bekannt, um<br />

darüber Aussa<strong>gen</strong> zu machen. Durch das Fehlen von Baumvegetation sind die<br />

Gâats, abgesehen von weni<strong>gen</strong> bodenbrütende Arten wie Kiebitze, keine<br />

Brutgebiete.<br />

Im speziellen Fall von Mahamouda, das als Untersuchungsgebiet ausgesucht<br />

wurde, besteht das Problem, dass es nur teilweise repräsentativ für ein typisches<br />

Gâat ist (vgl. 2.2.1). Erstens steht ganzjährig Wasser <strong>zur</strong> Verfügung und<br />

zweitens lie<strong>gen</strong> <strong>im</strong> Nordosten kleine Teile, die als Tamourt zu charakterisieren<br />

sind. Die Fauna ist somit deutlich vielfältiger als zu erwarten. So kommt neben<br />

dem Goldschakal, (Canis aureus) das Warzenschwein, (Phacochoerus<br />

africanus) vor. Das Warzenschwein hat hier <strong>im</strong> gesamten Ostmauretanien seine<br />

nördlichste Verbreitung. In dem Bereich, der mit Acacia nilotica bewachsen ist,<br />

und in der steini<strong>gen</strong> Hügelkette, die sich <strong>im</strong> Westen an Mahamouda anschließt,<br />

trifft man auf ungewöhnlich viele afrotropische Nichtwasservögel. Auch der<br />

seltene Felsenpython (Python sebae)scheint auf dieses Gebiet spezialisiert zu<br />

sein. Im Osten wird Mahamouda ebenfalls durch eine steinige Hügelkette<br />

begrenzt. Als für Gâats eher untypische Arten sind auch die beiden Geckos<br />

(Tropiocolotes tripolitanus, Hemidacthylus brooki) zu nennen, die Steine als<br />

Verstecke brauchen. Eine weitere Besonderheit ist die Pflanze Ipomoea spec..,<br />

die in <strong>Mauretanien</strong> vom Autor sonst nur noch am Lac Aleg gesichtet wurde. Sie<br />

61


Ökologische Untersuchun<strong>gen</strong> <strong>zur</strong> <strong>Wirbeltierfauna</strong> <strong>im</strong> <strong>südöstlichen</strong> <strong>Mauretanien</strong><br />

ist die einzige Pflanze, die die freien Flächen <strong>im</strong> Süden besiedelt und dabei<br />

dichte Horste bildet. Daraus entstehen Kleinstbiotope für Amphibien (Bufo<br />

regularis) und Schlan<strong>gen</strong> (Echis leucogaster), die dort sonst nicht überleben<br />

könnten.<br />

Die untypische Vielfalt an Biotopen Mahamoudas ist die Grundlage einer<br />

ungewöhnlichen Artenfülle. Außerdem ist es das größte Feuchtgebiet in<br />

ganz <strong>Mauretanien</strong> (außer Lac Rkîz, der ei<strong>gen</strong>tlich nur ein ehemaliger<br />

Arm des Senegalfusses ist) und wichtigstes Rückzugsgebiet für die<br />

seltenen und geschützten Trappenvögel, wie z.B. Ardeotis arabs.<br />

Mahamouda ist ökologisch eines der wichtigsten Feuchtgebiete<br />

Ostmauretaniens!<br />

Wie alle Feuchtgebiete werden auch Gâats als Viehtränke <strong>gen</strong>utzt. Darüber<br />

hinaus sind die freien Flächen, die durch den Rückzug des Wassers entstehen,<br />

ideal, um Hackfeldbau zu betreiben. Große Flächen werden so ackerbaulich<br />

<strong>gen</strong>utzt. Konflikte zwischen Ökonomie und Ökologie treten dabei nicht auf.<br />

Sobald das Wasser verschwunden ist, suchen sich die Wildtiere andere Stellen.<br />

Selbst die Einzäunung der Ackerflächen bleibt für das Tierleben unerheblich.<br />

Die Dörfer bei Mahamouda lie<strong>gen</strong> relativ weit von dem permanent<br />

wasserführenden Teil entfernt und befinden sich <strong>im</strong> überschwemmungssicheren<br />

Norden. Die Versorgung mit Brennholz wird durch näher lie<strong>gen</strong>de Bestände von<br />

Acacia seyal und Balanites aegyptiaca gedeckt. Abholzung von Acacia nilotica<br />

findet nicht statt. Als einziger negativer anthropo<strong>gen</strong>er Einfluss in Mahamouda<br />

ist die unkontrollierte Jagd zu nennen. Diese wird <strong>im</strong> übernächsten Abschnitt<br />

gesondert diskutiert.<br />

4.4 Krokodile<br />

Nach den Untersuchun<strong>gen</strong> deutet alles darauf hin, dass die Krokodile nur an<br />

zwei der drei untersuchten Feuchtgebietstypen zu finden sind. Gâats, auch wenn<br />

62


Analyse und Bewertung der Ergebnisse<br />

sie permanent Wasser führen (beispielsweise Mahamouda und Lac Aleg),<br />

werden nicht von Krokodilen besiedelt. Auch Tamourts werden nur besiedelt,<br />

wenn in einer Entfernung bis 5 km <strong>im</strong> Umkreis Felsregionen anzutreffen sind.<br />

Von der Bevölkerung wird <strong>im</strong>mer wieder berichtet, dass die Reptilien sich be<strong>im</strong><br />

Austrocknen der Gewässer in die Felsgebiete <strong>zur</strong>ückziehen. Telemetrisch konnte<br />

das letzten Endes nicht bewiesen werden. Es liegt aber nahe, dass es sich so<br />

verhält. Tamourts ohne Felsregionen in der Nähe werden nur dann besiedelt,<br />

wenn die Ufer des Gewässers Hänge aufweisen, die es den Krokodilen erlauben,<br />

selbst Gänge zu graben, in denen sie die Trockenzeit überdauern können. Solche<br />

Baue konnten bisher allerdings nur in Bougari und Tâmchekket nachgewiesen<br />

werden. Auffällig ist, dass Krokodile <strong>im</strong> Süden der Provinzen Hodh Ech<br />

Chargui und Hodh El Gharbi fehlen. Der Verfasser führt dies auf<br />

unkontrollierte Jagd <strong>zur</strong>ück. Im Ge<strong>gen</strong>satz zu den Mauren ja<strong>gen</strong> die Ethnien <strong>im</strong><br />

Süden Krokodile. Trotz Bejagung gibt es allerdings heute noch Vorkommen von<br />

Crocodylus niloticus in Felsregionen des südlichen Assaba. Die maurische<br />

Bevölkerung glaubt, dass die Wasservorkommen versie<strong>gen</strong>, sollten die<br />

Krokodile aussterben. Einen heili<strong>gen</strong> Charakter wie es den Krokodilen teilweise<br />

<strong>im</strong> Südsahel nachgesagt wird, haben sie für die Mauren allerdings nicht. Es gibt<br />

auch Krokodilpopulationen, die nach ei<strong>gen</strong>en Beobachtun<strong>gen</strong> nicht<br />

überlebensfähig sind. In Mat Mata <strong>im</strong> Targant z.B. konnten nach der Re<strong>gen</strong>zeit<br />

vier der angeblichen fünf adulten Exemplare nachgewiesen werden, jedoch<br />

keine Jungtiere. Dies liegt sicher an den natürlichen kl<strong>im</strong>atischen<br />

Gegebenheiten.<br />

Trotzdem lässt sich festhalten, dass die Situation der Krokodile in<br />

Ostmauretanien, so wie sie sich heute darstellt, als stabil angesehen<br />

werden kann. Die Bestandszahlen sind nicht hoch aber ein gravierender<br />

negativer anthropo<strong>gen</strong>er Einfluss auf die Krokodilpopulationen konnte<br />

in Ostmauretanien nicht festgestellt werden.<br />

63


Ökologische Untersuchun<strong>gen</strong> <strong>zur</strong> <strong>Wirbeltierfauna</strong> <strong>im</strong> <strong>südöstlichen</strong> <strong>Mauretanien</strong><br />

Entlang des Senegal und seinem Nebenfluss Karakoro sieht es dage<strong>gen</strong> anders<br />

aus. Dort sind Krokodile heute extrem selten bzw. ausgestorben. Dies gilt für<br />

beide dort vorkommenden Arten (Crocodylus niloticus, Crocodylus<br />

cataphractus). Ein Grund dafür ist sicherlich die Stellnetzfischrei. Vor allem<br />

Jungtiere verfan<strong>gen</strong> sich in den Netzen und ertrinken. Lediglich <strong>im</strong> Djoudj<br />

Nationalpark (Senegal) ist das Nilkrokodil noch häufig anzutreffen.<br />

4.5 Jagd<br />

Die Untersuchun<strong>gen</strong> haben gezeigt, dass der negative Einfluss des Menschen<br />

auf die Wildtierpopulationen an den Feuchtgebieten meist lokal begrenzt,<br />

reversibel und wenig gravierend ist. Die Landwirtschaft ist wenig intensiv,<br />

Dünger- und Pestizideinsatz findet schon aus Kostengründen nicht statt. Es gibt<br />

jedoch best<strong>im</strong>mte Tiergruppen, die in der Vergan<strong>gen</strong>heit drastische Rückgänge<br />

in ihren Bestandszahlen zu verzeichnen haben. Der Grund hierfür ist nach<br />

Meinung des Verfassers in der unkontrollierten Jagd zu suchen. Viele Arten sind<br />

schon ausgerottet (z.B Säbelanthilope, (Oryx dammah), Wasserbock (Kobus<br />

ellipsiprymnus), Strauß (Struthio camelus), Leieranthilope (Damaliscus<br />

lunatus), Kuhanthilope (Alcelaphus buselaphus)) Andere, wie Mendesanthilope<br />

(Addax nasomaculatus), Damagazelle (Gazella dama) und Mähnenschaf<br />

(Ammotragus laervia) stehen kurz davor. Selbst die anpassungsfähi<strong>gen</strong><br />

Gazellenarten (Dorcasgazelle, Gazella dorcas und Thomsongazelle, Gazella<br />

rufifrons) sind in <strong>Mauretanien</strong> sehr selten geworden. Als Negativbeweis für den<br />

starken Einfluss der Jagd kann das Warzenschwein (Phacochoerus africanus)<br />

dienen. Es darf aus religiösen Gründen nicht gegessen werden und ist deshalb<br />

als einziges Großwild <strong>im</strong> Süden noch häufiger anzutreffen. Die Dürrejahre der<br />

Siebziger und Achtziger hatten schon die Lebenssituation der Tiere<br />

verschlechtert. Aber vor allem haben neuere und effektivere Jagdmethoden, wie<br />

das Schießen aus Fahrzeu<strong>gen</strong> heraus, <strong>zur</strong> Reduktion der Populationszahlen<br />

beigetra<strong>gen</strong>. Gerade in ariden Gebieten können Tiere so besonders schnell<br />

64


Analyse und Bewertung der Ergebnisse<br />

ausgerottet werden. Dies liegt zum einen, aufgrund der extremen<br />

Lebensbedingun<strong>gen</strong>, an der gerin<strong>gen</strong> Reproduktionsrate. Zudem kann in<br />

ungünsti<strong>gen</strong> Jahren die Jungtiersterblichkeit beinahe bei 100 Prozent lie<strong>gen</strong>.<br />

Zum anderen erlaubt die über weite Entfernun<strong>gen</strong> freie Sicht auf die Herden, die<br />

keine Deckung finden, mit Auto und Gewehr einen raschen Jagderfolg.<br />

Die Bevölkerung <strong>Mauretanien</strong>s ist zwar nicht groß, aber <strong>im</strong> ganzen Land<br />

verteilt. Das heißt, größere Rückzugsgebiete für das Wild fehlen. Sind die<br />

Tierarten erst ausgestorben, werden in Zukunft alle Möglichkeiten der<br />

nachhalti<strong>gen</strong> Nutzung wie z.B. durch touristische Jagd hinfällig. Die<br />

diesbezügliche Wildtiernutzung wurde <strong>im</strong>mer wieder in ihrer ökologischen<br />

Vertretbarkeit diskutiert (WILSON (Hrsg.), 1992, GTZ & BfN, 2000). Die<br />

Realität in <strong>Mauretanien</strong> und eini<strong>gen</strong> anderen Maghrebländern ist aber so, dass<br />

<strong>im</strong>mer häufiger zahlungskräftige Jagdgesellschaften aus dem arabischen Raum<br />

kommen, um die Tierarten zu ja<strong>gen</strong>, die es bei ihnen schon nicht mehr gibt. Die<br />

gesamte Tradition der Falknerei in Saudi-Arabien dient z.B. nur dazu, kleinere<br />

Trappenarten zu erbeuten. Eine nachhaltige Nutzung von Wildtierbeständen<br />

kann aber nur dann erfolgreich sein, wenn zwei Bedingun<strong>gen</strong> erfüllt sind: a) die<br />

Jagd nach populationsökologischen Gesichtspunkten geregelt ist und b) diese<br />

von der Bevölkerung akzeptiert und kontrolliert wird, nach dem Prinzip - Schutz<br />

durch Partizipation (JELDEN, et al 1998). Die Ausweisung von Schutzgebieten<br />

würde die Kontrollmöglichkeiten erhöhen, aber ein Schutzgebiet für Huftiere<br />

und ihre Räuber müsste riesige D<strong>im</strong>ensionen aufweisen. Dies hängt mit den<br />

räumlichen und annuellen Schwankun<strong>gen</strong> der Niederschläge zusammen, und mit<br />

den begrenzten Futterreserven. Nicht umsonst lie<strong>gen</strong> die größten Nationalparks<br />

Afrikas in der Sahara und <strong>im</strong> Sahel (Das Aïr und Ténéré National Reserve <strong>im</strong><br />

Niger und das Ouadi R<strong>im</strong>é-Ouadi Ach<strong>im</strong> Faunal Reserve <strong>im</strong> Tschad.).<br />

65


Ökologische Untersuchun<strong>gen</strong> <strong>zur</strong> <strong>Wirbeltierfauna</strong> <strong>im</strong> <strong>südöstlichen</strong> <strong>Mauretanien</strong><br />

4.6 Nutzungskonflikte<br />

Laut GIRNEM stellt das Hauptproblem <strong>im</strong> Nutzungskonflikt von transhumanter<br />

Viehhaltung und Ackerbau die Umzäunung von Feuchtgebieten dar. Das<br />

Problem existiert nach Ansicht des Verfassers heute erst an weni<strong>gen</strong> Stellen.<br />

Von etwa 25 besuchten Feuchtgebieten, die alle in ir<strong>gen</strong>deiner Weise durch den<br />

Menschen <strong>gen</strong>utzt wurden, war nur eines (Boichiche) komplett umzäunt. Für<br />

GIRNEM ist die Ausgangssituation positiv, da nur bestehende Situationen<br />

erhalten werden müssen. Wasser ist in der Tradition der Menschen arider und<br />

semiarider Gebiete Allgemeingut. Durch Einzäunun<strong>gen</strong> wird privater<br />

Besitzanspruch geltend gemacht. Das führt zwangsläufig zu Konflikten (vgl.<br />

1.1). Trotzdem hat der Präsident hat vor eini<strong>gen</strong> Monaten den Startschuss zu<br />

einem gewalti<strong>gen</strong> Programm <strong>zur</strong> Einzäunung von Ackerbauflächen gegeben! So<br />

können mächtige Nutzergruppen in die Versuchung geraten sich mittels Zäunen<br />

exklusive Nutzungsrechte zu sichern. Allerdings wird der Zugang <strong>zur</strong> Ressource<br />

Wasser <strong>im</strong> Code Pastoral geregelt, der besagt: An jedem Gewässer muss der<br />

Zugang für das Vieh der Nomaden garantiert sein.<br />

Dies ist ebenfalls für die Wildtiere wie z.B. Gazellen oder größere Räuber<br />

positiv.<br />

Die absolute Ablehnung der Zäune sollte das Projekt jedoch überdenken. Der<br />

positive Effekt eines Zaunes, in Bezug auf dessen ökonomischen Nutzen<br />

hinsichtlich des verminderten Ernteverlustes und der gewonnenen Zeitersparnis<br />

muss berücksichtigt werden. Auch wenn die Inwertsetzung von Zeit <strong>im</strong>mer<br />

schlecht ermittelbar ist, so sollte nicht nur die Frage nach der Amortisierung des<br />

verhinderten Ernteertrages betrachtet werden. Denn selbst wenn keine andere<br />

ökonomisch relevante Verwendung der ersparten Zeit offensichtlich ist, so ist<br />

sie dennoch Voraussetzung für eine Weiterentwicklung der Wirtschaft bzw. der<br />

Arbeitsteilung.<br />

66


4.7 Hydrologische Probleme<br />

Analyse und Bewertung der Ergebnisse<br />

Bis heute ist über die Bildung und Entstehungsgeschichte von Tamourts nichts<br />

bekannt. Damit sind Auswirkun<strong>gen</strong> von Eingriffen in gegebene hydrologische<br />

Systeme, wie Dammbau oder das Ausbaggern von Wasserstellen nicht<br />

abzuschätzen. Interessanterweise konnte beobachtet werden, dass Acacia<br />

nilotica an einem Tamourt <strong>im</strong>mer einer Generation angehört. Dies legt die<br />

Vermutung nahe, dass die Bedingun<strong>gen</strong> für die Ke<strong>im</strong>ung von Acacia nilotica<br />

nur selten eintreten oder die Bildung eines Gewässers relativ plötzlich erfolgt.<br />

Nur wenn die Biologie von Acacia nilotica verstanden wird und der<br />

hydrogeologische Zusammenhang bekannt ist, können Fra<strong>gen</strong> <strong>zur</strong> Nutzung<br />

derselben und des Tamourts beantwortet werden. So sind in Talli beispielsweise<br />

fast alle Akazien abgestorben. Wahrscheinlich weil über die letzten Jahre zu viel<br />

und zu lange Wasser stand. Heute werden die Bäume <strong>zur</strong> Holzgewinnung<br />

gefällt. Damit ist das Schicksal einer der größten Nistkolonien des Kuhreihers<br />

(Bubulcus ibis) in Ostmauretanien, von etwa 500 Brutpaaren, in Gefahr.<br />

67


5 Handlungsempfehlun<strong>gen</strong><br />

5.1 Empfehlun<strong>gen</strong>, die Untersuchungsgebiete betreffend<br />

5.1.1 Tamourt Bougari<br />

Handlungsempfehlun<strong>gen</strong><br />

Dieser Tamourt ist durch seine Nähe zu unterschiedlichen Biotopen (Sanddünen,<br />

Felsen) und die großen Acacia nilotica-Bestände sehr artenreich. Dies betrifft<br />

sowohl die Fauna als auch die Flora. Die Nutzung durch den Menschen, wie sie<br />

sich heute darstellt, könnte nicht besser sein. Das Dorf ist ca. einen Kilometer<br />

entfernt, sodass Wildtiere nachts unbehelligt zum Trinken kommen können. Die<br />

Krokodile werden nicht verfolgt, sondern Dritten ge<strong>gen</strong>über verteidigt. Da der<br />

Tamourt Bougari in der Re<strong>gen</strong>zeit durch die Fischbestände Metrauchas <strong>im</strong>mer<br />

wieder neu besiedelt wird, können <strong>im</strong> Tamourt jedes Jahr alle Fische abgefischt<br />

werden, denn sie sterben durch das Trockenfallen ohnehin. Nur ein kleiner Teil<br />

ist durch Zäune für ackerbauliche Tätigkeiten abgesperrt.<br />

• GIRNEM wird empfohlen den jetzi<strong>gen</strong> Zustand zu erhalten.<br />

• Lediglich die Nutzung der Holzbestände sollte kontrolliert werden.<br />

• Ge<strong>gen</strong> eine gezielte touristische Nutzung spricht nichts, ganz <strong>im</strong> Ge<strong>gen</strong>teil.<br />

5.1.2 Guelta Metraucha:<br />

Dieses Guelta ist in seiner landschaftlichen Schönheit, Größe und in seiner<br />

Naturbelassenheit einzigartig in Ost-<strong>Mauretanien</strong>. Im Jahr 2001 konnten die<br />

ersten Fischer beobachtet werden, die in diesem Guelta fischten (Stellnetze und<br />

Angelschnüre mit etwa 100 Haken). Wie oben schon angesprochen ist in<br />

Metraucha durch die geringe Größe der Wasserfläche ein Abfan<strong>gen</strong> aller<br />

reproduktionsfähiger Fische leicht möglich. Erstens hat dies negative<br />

Auswirkun<strong>gen</strong> auf die Bestandszahlen der Fische <strong>im</strong> Tamourt und <strong>im</strong> Guelta,<br />

und zweitens können sich die Krokodile in den Netzen verfan<strong>gen</strong> und ersticken.<br />

69


Ökologische Untersuchun<strong>gen</strong> <strong>zur</strong> <strong>Wirbeltierfauna</strong> <strong>im</strong> <strong>südöstlichen</strong> <strong>Mauretanien</strong><br />

Die Bemühun<strong>gen</strong> seitens GIRNEM sollten dahin gehen, das Abfischen in<br />

Metraucha zu unterbinden.<br />

• Sollte sich in Zukunft eine touristische Nutzung der Region einstellen (von<br />

70<br />

wohlhabenden Mauren wird die Region schon heute als<br />

Wochenendausflugsziel <strong>gen</strong>utzt) muss <strong>gen</strong>au kontrolliert werden, ob sich die<br />

Bestandszahlen von besonders betroffenen Tieren (Krokodile, Paviane,<br />

Schwarzstörche, Brutkolonie von Nyctocorax nycticorax) verringern.<br />

• Für Besuche sollten feste Tageszeiten ausgemacht sein, damit sich bei den<br />

Wildtieren ein Gewöhnungseffekt einstellen kann.<br />

• Besser wäre es, die Region unter besonderen Schutz zu stellen und nur das<br />

Tränken der Haustiere zu erlauben.<br />

5.1.3 Gâat Mahamouda:<br />

Auch wenn Mahamouda unter ökonomischen Aspekten keine herausra<strong>gen</strong>de<br />

Rolle spielt, so sollte dieses Feuchtgebiet we<strong>gen</strong> seiner ökologischen<br />

Bedeutsamkeit viel mehr Beachtung finden. Es ist das größte Feuchtgebiet<br />

<strong>Mauretanien</strong>s überhaupt (mit Ausnahme des Lac Rkiz) und bietet Lebensraum<br />

für Tausende von Wasser- und Zugvögeln.<br />

• Es ist sehr wichtig, dass GIRNEM die Anerkennung dieses Feuchtgebietes als<br />

Ramsar-Schutzgebiet weiter betreibt.<br />

Mahamouda ist auch ein äußerst wichtiges Brutgebiet für Trappen-Vögel.<br />

Nir<strong>gen</strong>ds sonst in <strong>Mauretanien</strong> können diese vom Aussterben betroffenen<br />

Großvögel in dieser Regelmäßigkeit beobachtet werden wie in Mahamouda.<br />

Leider ist diese Tatsache auch unter Jägern bekannt und die Trappen werden<br />

selbst von Mitarbeitern ausländischer NRG`s bejagt.


• Daher sollte dringlichst die Jagd geregelt werden (s. u.).<br />

Handlungsempfehlun<strong>gen</strong><br />

• Aufklärung ist sehr wichtig und sollte auch die Mitarbeitern ausländischer<br />

NRG`s umfassen (Vorbildfunktion).<br />

5.2 Empfehlun<strong>gen</strong> für ausgewählte Tiergruppen<br />

5.2.1 Krokodile<br />

Immer wieder gab während des Aufenthaltes des Autors Gerüchte, nach denen<br />

der Südosten durch eine direkte Flugverbindung für den Tourismus geöffnet<br />

werden soll. Damit würde auch das Thema Ökotourismus eine ganz neue<br />

Bedeutung erhalten. In diesem Fall sind die Krokodile sicherlich eine wichtige<br />

Attraktion der Region. Werden einige fundamentale Regeln beachtet, sind für<br />

die Krokodilpopulationen in Bougari oder Tamchekett keine ernstzunehmende<br />

negative Einflüsse anzunehmen. In diesem Zusammenhang ist wichtig:<br />

• Monitoring der Bestandzahlen. (Am einfachsten geschieht dies Nachts durch<br />

einen Kontrollgang um das Gewässer herum. Dies ist aber nur sinnvoll, wenn<br />

der Wasserstand noch mehr als einen halben Meter beträgt.)<br />

• An Gueltas feste Besuchszeiten und Beobachtungspunkte. (Durch ständiger<br />

Störung durch den Menschen kann es zu Stress und zu Problemen bei der<br />

Thermoregulation der Tiere kommen. Durch die Regelmäßigkeit gewöhnen<br />

sich die Tiere schneller an die Situation. An größeren Gewässern können die<br />

Krokodile <strong>im</strong> Bedarfsfall ausweichen.)<br />

• Schutz der Eiablageplätze. (Aus Beobachtun<strong>gen</strong> ergibt sich, dass die Gelege<br />

der Krokodile in Bougari <strong>im</strong>mer in die Nähe der selbstgegraben Höhlen<br />

gelegt werden. Eine Verdichtung des Boden an diesen Stellen kann die<br />

Schlupfzahlen negativ beeinflussen.)<br />

71


Ökologische Untersuchun<strong>gen</strong> <strong>zur</strong> <strong>Wirbeltierfauna</strong> <strong>im</strong> <strong>südöstlichen</strong> <strong>Mauretanien</strong><br />

• Die beste Möglichkeit wäre , wenn GIRNEM zwei oder drei lokale Guides<br />

72<br />

ausbilden könnte, die die oben <strong>gen</strong>annten Aufgaben erfüllen und zusätzlich<br />

Besucher zu den Krokodilen führen und Hintergrundinformationen geben<br />

können.<br />

• Dies sollte zu festgesetzten Gebühren geschehen.<br />

• Ideal wäre die Finanzierung eines Hinweisschildes an der Asphaltsraße bei<br />

Foumelcherat.<br />

In Tâmchekket scheint es Probleme für die Krokodile zu geben geeignete<br />

Höhlen zu bauen und Plätze <strong>zur</strong> Eiablage zu finden. Dies resultiert aus der<br />

Tatsache, dass die Stelle, an der sich das letzte Wasser hält und an die die<br />

Krokodile sich <strong>zur</strong>ückziehen, <strong>gen</strong>utzt wird, um Gärten zu bewirtschaften und <strong>zur</strong><br />

Lehmgewinnung um Ziegel herzustellen.<br />

• Man sollte mit den Anwohnern sprechen, ob man nicht Möglichkeiten für die<br />

Krokodile schaffen könnte in das abgezäunte Stück zu gelan<strong>gen</strong>.<br />

• Außerdem sollte geprüft werden ob die Ausschachtungsarbeiten <strong>zur</strong><br />

Lehmziegelgewinnung nicht schon bald so tief sind, dass die<br />

wasserundurchlässige Schicht durchstoßen werden könnte.<br />

5.2.2 Fische<br />

Fisch spielt als Proteinquelle für die mauretanische Bevölkerung bisher keine<br />

große Rolle. Es gibt jedoch <strong>im</strong>mer mehr die Tendenz Fisch zu essen (z.B. durch<br />

Zuzug von Ethnien aus dem Süden). Heute wird „frischer“ Seefisch aus<br />

Nouakchott mit dem Flugzeug eingeflo<strong>gen</strong>.<br />

• Eine zusätzliche Nutzung kann sein, die Feuchtgebiete durch künstlichen Besatz<br />

(bzw. schnellere Wiederansiedlung nach Austrocknungsereignissen) best<strong>im</strong>mter<br />

schnellwüchsiger he<strong>im</strong>ischer Fischarten wie z.B. Tilapia zillii zu nutzen.


Handlungsempfehlun<strong>gen</strong><br />

• Als besonders geeignet erscheint dem Verfasser ein künstliches Gewässer in<br />

einem aufgegebenen Steinbruch ganz in der Nähe Aiouns, das sogar<br />

permanent Wasser aufweist.<br />

Tilapia werden seit langem weltweit in Kultur gehalten und auf entsprechende<br />

Erfahrung kann sicherlich <strong>zur</strong>ückgegriffen werden. Von den malischen Fischern<br />

wird dieser Fisch nicht gefan<strong>gen</strong>. Vermutlich lässt er sich nicht gut trocknen<br />

oder lohnt durch die Größe nicht. Als Frischfisch ließe er sich dage<strong>gen</strong> z.B. in<br />

Aioun El Atrous sicher verkaufen.<br />

5.3 Allgemeine Empfehlun<strong>gen</strong><br />

5.3.1 Jagdgesetzgebung<br />

Die Jagdgesetzgebung muss klar und verständlich sein. Wichtig in dem<br />

Zusammenhang ist ein dezentralisiertes Management und eine dezentrale<br />

Verantwortung.<br />

• Denkbar wäre gegebenenfalls ein „Code de Gestion des Ressources<br />

Naturelles“.<br />

• Realistischer ist, dass ein Projekt den langwieri<strong>gen</strong> Weg ähnlich wie<br />

GIRNEM beschreitet und nach dem selben Modell den „Code Forestier“ neu<br />

formuliert.<br />

5.3.2 Sensibilisierung<br />

Auch wenn Sensibilisierung in ihrer Effektivität überschätzt wird, lässt sich das<br />

Problem unkontrollierter Jagd wahrscheinlich nur so eindämmen. Eine Kontrolle<br />

ist in <strong>Mauretanien</strong>, mit seiner weitläufi<strong>gen</strong> Besiedlungsstruktur praktisch<br />

unmöglich.<br />

• In die Sensibilisierung sollten besonders Schulen mit einbezo<strong>gen</strong> werden. Die<br />

begonnenen Bemühun<strong>gen</strong> wie Poster, Broschüren und<br />

73


Ökologische Untersuchun<strong>gen</strong> <strong>zur</strong> <strong>Wirbeltierfauna</strong> <strong>im</strong> <strong>südöstlichen</strong> <strong>Mauretanien</strong><br />

74<br />

Informationsveranstaltun<strong>gen</strong> sollten weitergeführt werden.<br />

• Vielleicht kann hier eine Zusammenarbeit mit der UNICEF synergetisch<br />

hergestellt werden.<br />

• Neben der lokalen Bevölkerung sollte die Sensibilisierung auch andere<br />

Nationalitäten bzw. Mitarbeiter von EZ-Projekten umfassen, da jede<br />

Sensibilisation sinnlos ist, wenn sich die Propagierenden selbst nicht daran<br />

halten.<br />

5.3.3 Ausbildung<br />

Die Erfassung und Zählung von Populationen bezog sich bisher nur auf kleine<br />

Gruppen auffälliger Tiere und Pflanzen. Dies wird in Zukunft nicht ausreichend<br />

sein.<br />

• Für <strong>gen</strong>auere Erfassun<strong>gen</strong> ist eine gute fachliche Ausbildung der lokalen<br />

Mitarbeiter drin<strong>gen</strong>d notwendig<br />

5.3.4 Weitere Forschung<br />

Bei den Feuchtgebieten des Sahel handelt es sich um hochdynamische<br />

Ökosysteme, deren Funktion nur langfristig zu erfassen ist.<br />

• Nur durch mehrjährige Monitoring-Arbeit lassen sich überhaupt Aussa<strong>gen</strong> zu<br />

Veränderun<strong>gen</strong> machen.<br />

• Die Ansätze, die durch das GIRNEM-Projekt und diese Arbeit gelegt wurden,<br />

müssen auch in Zukunft weitergeführt werden, insbesondere die<br />

Vogelzählun<strong>gen</strong>. Aus ökologischer Sicht sollte das Monitoring der Vögel<br />

sämtliche Arten umfassen und nicht nur die Wasservögel. Hier wäre eine<br />

Zusammenarbeit mit GTZ-Projekten in anderen Sahelländern sicher sinnvoll.<br />

• Eine wichtige ungeklärte Frage ist die, wie, wo und warum Tamourts


Handlungsempfehlun<strong>gen</strong><br />

überhaupt entstehen. Hierzu sollte sich GIRNEM um eine projektbegleitende<br />

hydrogeologische Dissertation bemühen.<br />

5.3.5 Umzäunungsproblematik<br />

Wenn sich die Umzäunung nicht vermeiden lässt, sollte <strong>im</strong> Hinblick auf<br />

Wildtiere auf den fol<strong>gen</strong>de Punkte geachtet werden.<br />

• Die Zugangsstellen sollten so weit wie möglich von den Siedlun<strong>gen</strong> entfernt<br />

sein.So wäre gewährleistet, dass die Wildtiere weitestgehend störungsfreien<br />

Zugang haben.<br />

• Sinnvollerweise sollten dies auch die Stellen sein, an denen sich das Wasser<br />

am längsten hält. Dies stünde nicht <strong>im</strong> Konflikt mit dem Ackerbau, da keine<br />

Bewässerungslandwirtschaft betrieben wird.<br />

5.4 Empfehlun<strong>gen</strong> für lokale Institutionen<br />

Die reine Erfassung der Biodiversität, ist ein auch mit relativ wenig Mitteln<br />

durchführbarer Forschungszweig. Häufig werden jedoch aus verständlichen<br />

Gründen anwendungsorientierte Forschungsvorhaben bevorzugt.<br />

Die bisheri<strong>gen</strong> Untersuchun<strong>gen</strong> in Ostmauretanien, die durch die GTZ bzw. von<br />

GIRNEM finanziert wurden, bezo<strong>gen</strong> sich bisher auf kleine Gruppen von Flora<br />

und Fauna. Meist handelte es sich um große und auffällige Pflanzen und Tiere<br />

(Bäume, Wasservögel).<br />

In Zukunft wird es aber nicht ausreichen sich auf „auffällige“ Gruppen zu<br />

beschränken. Oft spielen diese Arten sogar ökologisch eine untergeordnete<br />

Rolle. Für ein sinnvolles Arbeiten auf dem <strong>gen</strong>annten Gebiet, fehlt es<br />

mauretanischen Wissenschaftlern an:<br />

75


Ökologische Untersuchun<strong>gen</strong> <strong>zur</strong> <strong>Wirbeltierfauna</strong> <strong>im</strong> <strong>südöstlichen</strong> <strong>Mauretanien</strong><br />

• Fachliteratur<br />

• Vergleichsammlung von Tieren und Pflanzen<br />

• Fortbildungsmaßnahmen<br />

Eine Vergleichssammlung ist nicht nur gut in der Lehre z.B. an der Universität<br />

oder bei der Ausbildung von lokalen Helfern (z.B. Wildhütern) einzusetzen,<br />

sondern ist mit wenig finanziellem Aufwand und mit Ei<strong>gen</strong>initiative leicht<br />

aufzubauen. Daraus lassen sich auch leicht Kooperationen mit anderen<br />

Forschungsinstituten und Museen <strong>im</strong> Ausland aufbauen. Diese Institutionen sind<br />

<strong>im</strong>mer an der Unterstützung solcher Sammlun<strong>gen</strong> interessiert, wenn sich daraus<br />

z.B. die Möglichkeit zum Tausch oder Kauf von Teilen der Sammlun<strong>gen</strong><br />

ergeben (Win-win Situation). Besteht eine biologische Sammlung, ergeben sich<br />

viele internationale Kontakte von ganz alleine, weil solche Sammlun<strong>gen</strong> <strong>im</strong>mer<br />

wieder von Wissenschaftlern aus aller Welt <strong>gen</strong>utzt werden. Kein<br />

Wissenschaftler, der sich mit der Fauna Westafrikas beschäftigt, kann dies<br />

beispielsweise ohne Berücksichtigung der zoologischen Sammlung des IFAN-<br />

Institutes in Dakar (Senegal) tun.<br />

Über längere Sicht können an Hand solcher Aufsammlun<strong>gen</strong> wichtige Aussa<strong>gen</strong><br />

über Besiedlungstendenzen oder Aussterbeprozesse gemacht werden.<br />

Entscheidend ist, dass die Impulse für eine solche Arbeit aus dem EL selbst<br />

kommen. Damit lassen sich Bedingun<strong>gen</strong> viel besser aushandeln. Ausländische<br />

Spezialisten könnten beispielsweise verpflichtet werden<br />

Fortbildungsveranstaltun<strong>gen</strong> zu halten u.s.w..<br />

Auch die Frage fehlender Literatur kann sicher durch offizielle<br />

Kooperationsvereinbarun<strong>gen</strong> zwischen Universitäten und ihren Bibliotheken<br />

entschärft werden. Heute sind durch digitale Mittel sicherlich viel mehr<br />

Möglichkeiten gegeben als früher.<br />

76


Handlungsempfehlun<strong>gen</strong><br />

5.3 Empfehlun<strong>gen</strong> für die deutsche EZ (GTZ-Zentrale, BMZ)<br />

Durch die Verabschiedung der A<strong>gen</strong>da 21 ist die Erhaltung der Biodiversität<br />

weiter in den Mittelpunkt der EZ gerückt. Die „Hotspots“ der Artenvielfalt<br />

lie<strong>gen</strong> in den EL. In den wenigsten dieser Länder ist die vorkommenden Arten<br />

überhaupt bekannt. „Heute fliegt die Menschheit auf andere Planeten aber die<br />

Vielfalt des Lebens auf der Erde ist nicht einmal auf die Zehnerpotenz <strong>gen</strong>au<br />

bekannt“ (WILSON 1985). Die EL sind in den seltensten Fällen in der Lage, diese<br />

Arbeit in der Schnelligkeit durchzuführen, wie Biotope zerstört werden. Hier tut<br />

eine internatonale Zusammenarbeit Not. Trotzdem erscheint die Mehrzahl der<br />

Kooperationsvereinbarun<strong>gen</strong> <strong>im</strong>mer noch durch den persönlichen Kontakt vor<br />

Ort, sprich mit den GTZ-Projekten in den EL, stattzufinden und nicht über eine<br />

institutionelle Zusammenarbeit von GTZ, dem BMZ und den<br />

Forschungseinrichtun<strong>gen</strong> in Deutschland. Positiv wäre, wenn Kooperationen<br />

schon auf dieser Ebene vereinbart werden würden. Viele Universitäten und<br />

Museen in Deutschland in ihrer Arbeit auf best<strong>im</strong>mte geografische Regionen<br />

spezialisiert. Wenn dies berücksichtigt wird könnten unterschiedliche Aspekte<br />

und Projekte koordinierter durch die Forschungseinrichtun<strong>gen</strong> begleitet werden.<br />

77


6 Schlussevaluierung / Schlussfolgerun<strong>gen</strong><br />

Schlussevaluierung / Schlussfolgerun<strong>gen</strong><br />

Durch die vorlie<strong>gen</strong>de Arbeit konnte gezeigt werden, dass sich die drei<br />

untersuchten Gewässertypen nicht nur in ihrer Erscheinungsform, sondern auch<br />

in ihrer ökologischen Funktion unterscheiden. Ob Guelta, Tamourt oder Gâat,<br />

alle diese Feuchtgebiete sind charakterisiert durch Tierarten die ausschließlich<br />

oder hauptsächlich an einen Typ dieser Feuchtgebiete gebunden sind. Gleich-<br />

zeitig sind aber auch die Nutzungsformen der Feuchtgebiete durch die<br />

Bevölkerung teilweise unterschiedlich. Daraus resultiert, dass auch die Gründe<br />

für eine Gefährdung sehr verschieden sind. So wurde versucht die Strategien<br />

zum Schutz und <strong>zur</strong> nachhalti<strong>gen</strong> Nutzung der Ostmauretanischen Feuchtgebiete<br />

entsprechend den Gewässertypen zu diskutieren. Dabei wurden auch negative<br />

Einflüsse berücksichtigt, die durch veränderte Nutzungsformen erst in Zukunft<br />

auftreten können.<br />

Die unkontrollierte Jagd ist das einzige Problem in <strong>Mauretanien</strong>, dass die<br />

Wildtierpopulationen nicht nur lokal sondern landesweit betrifft. Daher wird sie<br />

vor allem <strong>im</strong> Hinblick auf die besondere Situation in ariden und semiariden<br />

Gebieten diskutiert.<br />

Die Gueltas spielen vor allem als Trinkwasserreserven und Nahrungsgründe für<br />

Wildtiere eine große Rolle. Hier sind es besonders an Felsregionen angepasste<br />

größere Säugetiere wie z.B. Paviane, Karakal und Klippschliefer , die durch den<br />

Einfluss des Menschen betroffen sind. Der Konflikt entsteht dadurch, dass viele<br />

Gueltas zum Anle<strong>gen</strong> von Oasenkulturen <strong>gen</strong>utzt werden. Durch die<br />

unmittelbare Präsenz des Menschen werden Wildtiere von der Ressource<br />

Wasser abgeschnitten. Richten die Tiere Schäden in den Kulturen an werden sie<br />

getötet oder vertrieben. Für Metraucha konnte nachgewiesen werden, dass das<br />

Guelta für die Wiederbesiedlung des Tamourt Bougari mit Fischen<br />

verantwortlich ist, denn <strong>im</strong> Ge<strong>gen</strong>satz zum Tamourt trocknet das Guelta nicht<br />

79


Ökologische Untersuchun<strong>gen</strong> der <strong>Wirbeltierfauna</strong> <strong>im</strong> <strong>südöstlichen</strong> <strong>Mauretanien</strong><br />

aus. Es sollte versucht werden, einzelne Gueltas zu schützen.<br />

Für die Tamourts konnte gezeigt werden, dass die Besonderheit darin liegt, dass<br />

sie für afrotropische Vögel wichtige Rückzugsgebiete darstellen. Dabei scheint<br />

weniger die pr<strong>im</strong>äre Tatsache eine Rolle zu spielen, dass Wasser vorhanden ist,<br />

sondern sekundär, dass Acacia nilotica die dichtesten und höchsten<br />

Baumbestände <strong>im</strong> Nordsahel bildet. Weiterhin sind die Tamourts für viele<br />

andere Vogelarten, auch für solche die hauptsächlich andere Gewässer als<br />

Nahrungsgrund aufsuchen (z.B. Kuhreiher) wichtige Brutgebiete. Aber auch für<br />

andere Wildtiere stellen Tamourts wichtige Lebensräume dar, auch wenn sie<br />

nicht alleine auf diesen best<strong>im</strong>mten Gewässertyp angewiesen sind. Die<br />

Gefährdung stellt in erster Linie das Abholzen der Bäume als Bau und<br />

Brennholz dar. Einzäunun<strong>gen</strong> nehmen unter Artenschutzaspekten keinen<br />

negativen Einfluss, da alle Großsäuger, die so vom Zugang zum Wasser<br />

abgeschnitten sein könnten heute ausgestorben sind.<br />

Durch die Untersuchun<strong>gen</strong> <strong>zur</strong> Ökologie der Gâats konnte nachgewiesen<br />

werden, dass sie eine äußerst wichtige Funktion als Überwinterungsgebiet für<br />

paläarktische Stelz- und Wasservögel übernehmen. In wie weit sie für den<br />

innerafrikanischen Vogelzug eine Rolle spielen muss aber noch offen bleiben.<br />

Anthropo<strong>gen</strong> <strong>gen</strong>utzt werden Gâats zum einen als Viehtränke, und wenn sich<br />

das Wasser <strong>zur</strong>ückgezo<strong>gen</strong> hat als Ackerland. Ein negativer Einfuß durch die<br />

Nutzung konnte hier nicht festgestellt werden. Allein durch seine Größe ist<br />

Mahamouda ein wichtiger Faktor für die Vogelfauna <strong>Mauretanien</strong>s aber auch für<br />

viele Zugvögel aus Europa. Die Aufnahme des Feuchtgebietes in die Liste der<br />

Ramsar-Schutzgebiete sollte von GIRNEM vorangetrieben werden.<br />

Die Erfassung der Artenvielfalt ist sehr positiv ausgefallen und hat die<br />

angegebene Werte (vgl. 2.1.3.) erreicht. Neun Wirbeltierarten konnten neu für<br />

<strong>Mauretanien</strong> nachgewiesen werden. Allein bei den Vögeln konnten lediglich<br />

80


Schlussevaluierung / Schlussfolgerun<strong>gen</strong><br />

etwa 50% der zu erwartenden Arten beobachtet werden. Dies lag am<br />

unterschätzten Arbeitsaufwand <strong>im</strong> logistischen und administrativen Bereich.<br />

Insgesamt gesehen müssten die Untersuchun<strong>gen</strong> noch standardisierter<br />

durchgeführt werden, als das als Einzelperson möglich war.<br />

Zur ökologischen Situation der Krokodile Ostmauretaniens konnten <strong>im</strong> Laufe<br />

der Untersuchung viele neue und interessante Daten erhoben werden. Vor allem<br />

<strong>im</strong> Bereich Reproduktion, Aktivitätsphasen, Populationszahlen usw.. Allerdings<br />

muss die telemetrische Arbeit als gescheitert betrachtet werden. Der Fang<br />

<strong>gen</strong>ü<strong>gen</strong>d großer Krokodile war mit der <strong>zur</strong> Verfügung stehenden manpower<br />

nicht möglich. Dadurch konnten einzelne Fra<strong>gen</strong> wie z.B. Aktivitätsradien,<br />

<strong>gen</strong>etischer Austausch zwischen den Populationen oder Verteilung der Tiere in<br />

den Wohnhöhlen nur durch deutlich schwierigere direkte Beobachtung erfol<strong>gen</strong>.<br />

Wichtigste Erkenntnis der Arbeit ist, dass es sich bei den untersuchten<br />

Feuchtgebieten in Metraucha und Bougari um kleine, aber stabile,<br />

überlebensfähige Populationen handelt. Ein negativer Einfluss durch<br />

anthropo<strong>gen</strong>e Nutzung der untersuchten Feuchtgebiete für die Krokodile besteht<br />

praktisch kaum. Im Ge<strong>gen</strong>teil, die Krokodile werden von der anwohnenden<br />

Bevölkerung geschützt.<br />

Die nebenbei gesammelten Gewebeproben haben mittlerweile ergeben, dass die<br />

Krokodile in <strong>Mauretanien</strong> einer neuen westafrikanischen Art angehören, die<br />

bisher als Unterart des Nilkrokodils angesehen wurde (BÖHME, SHINE, NICKEL et<br />

al. in press.). Gemäß den internationalen Regeln der Nomenklatur wird die Art<br />

Crocodylus suchus heißen. Bisher ist diese Art aus <strong>Mauretanien</strong>, Senegal, Mali<br />

und Burkina Faso bekannt.<br />

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