gen zur Wirbeltierfauna im südöstlichen Mauretanien - Gtz
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F-IV/10d Begleitprogramm Tropenökologie (TÖB)<br />
Hemmo Nickel<br />
Ökologische Untersuchun<strong>gen</strong><br />
<strong>zur</strong> <strong>Wirbeltierfauna</strong> <strong>im</strong><br />
<strong>südöstlichen</strong><br />
<strong>Mauretanien</strong><br />
Zwei Fallstudien unter besonderer Berücksichtigung<br />
der Krokodile
F-IV/10d Begleitprogramm Tropenökologie (TÖB)<br />
Hemmo Nickel<br />
Ökologische Untersuchun<strong>gen</strong><br />
<strong>zur</strong> <strong>Wirbeltierfauna</strong> <strong>im</strong><br />
<strong>südöstlichen</strong><br />
<strong>Mauretanien</strong><br />
Zwei Fallstudien unter besonderer<br />
Berücksichtigung der Krokodile<br />
Eschborn, 2003
Herausgeber: Deutsche Gesellschaft für<br />
Technische Zusammenarbeit (GTZ) GmbH<br />
Postfach 5180<br />
D-65726 Eschborn<br />
Verantwortlich:<br />
Autor:<br />
Redaktion:<br />
Produktion:<br />
Schutzgebühr:<br />
ISBN:<br />
Tropenökologisches Begleitprogramm (TÖB)<br />
Dr. Martin Tampe<br />
Email: toeb@gtz.de<br />
Hemmo Nickel<br />
Nassauische Strasse 61, D-10717 Berlin<br />
email: mail@hwattenbach.de<br />
Gaby Hoebart<br />
TZ-Verlagsgesellschaft mbH, D-64380 Rossdorf<br />
€ 5,-<br />
© 2003 Alle Rechte vorbehalten<br />
3-9801067-16-8
Vorwort<br />
Tropische Ökosysteme sind die Lebensgrundlage eines überwie<strong>gen</strong>den Teils der<br />
Weltbevölkerung. Ihre zunehmende Zerstörung und Degradierung insbesondere in<br />
den so<strong>gen</strong>annten Entwicklungsländern gefährden die Bemühun<strong>gen</strong> um eine nachhaltige<br />
Entwicklung und wirksame Armutsbekämpfung.<br />
Durch die gezielte Förderung tropenökologischer Forschung hat das Begleitprogramm<br />
Tropenökologie (TÖB) <strong>im</strong> Rahmen der Entwicklungszusammenarbeit zu<br />
einer effektiveren Aufarbeitung, Verwertung und Umsetzung der in diesem Bereich<br />
gewonnen Erkenntnisse und Erfahrun<strong>gen</strong> beigetra<strong>gen</strong>.<br />
TÖB war bis 2001 ein überregionales Service-Projekt, das <strong>im</strong> Auftrag des Bundesministeriums<br />
für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) von<br />
der Deutschen Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) GmbH durchgeführt<br />
wurde.<br />
Das Programm förderte über 180 projektbegleitende Studien mit tropenökologisch<br />
relevanten Fragestellun<strong>gen</strong>. Hierdurch wurden Konzepte zum Schutz und <strong>zur</strong><br />
nachhalti<strong>gen</strong> Nutzung der tropischen Ökosysteme weiterentwickelt und innovative<br />
Instrumente für eine umweltverträglichere Entwicklungs-zusammenarbeit abgeleitet.<br />
Nach Beendigung seiner aktiven Phase werden noch 19 Vorhaben bis <strong>zur</strong> Veröffentlichung<br />
ihrer Ergebnisse betreut.<br />
Wichtiges Element des Programmkonzeptes war die gemeinsame Bearbeitung<br />
anwendungsorientierter Fragestellun<strong>gen</strong> durch deutsche und lokale Wissenschaftler.<br />
TÖB leistete damit auch einen wichti<strong>gen</strong> Beitrag <strong>zur</strong> praxisrelevanten<br />
Fortbildung von Partnerfachkräften und zum Aufbau von tropenökologischer<br />
Expertise in den Partnerländern.<br />
Mit seiner Publikationsreihe macht das TÖB die Ergebnisse und Handlungsempfehlun<strong>gen</strong><br />
der projektbegleitenden Studien dem interessierten Publikum zugänglich.<br />
Wir freuen uns, Ihnen mit dieser Ausgabe die Ergebnisse unseres jüngsten Forschungsvorhabens<br />
<strong>zur</strong> Verfügung zu stellen.<br />
Marita Steinke<br />
Leiterin des Referats 412 “Umwelt und<br />
nachhaltige Ressourcennutzung”<br />
Bundesministerium für wirtschaftliche<br />
Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ)<br />
Tilman C. Herberg<br />
Leiter der Abteilung 4400<br />
„Umwelt und Infrastruktur“<br />
Deutsche Gesellschaft für Technische<br />
Zusammenarbeit (GTZ) GmbH
Danksagung<br />
Eine Arbeit wie diese kann nicht ohne die Mithilfe Dritter realisiert werden. So<br />
haben eine ganze Reihe von Personen unei<strong>gen</strong>nützig zum Gelin<strong>gen</strong> beigetra<strong>gen</strong>. In<br />
besonderem Maße möchte ich Tara Shine (Ulster) danken. Mit ihrer ungeheuren<br />
Energie und Hilfsbereitschaft und dem Überlassen ei<strong>gen</strong>er Daten hat sie einen be-<br />
sonderen Beitrag zu dieser Arbeit geleistet.<br />
Dank gilt <strong>im</strong> Besonderen der GTZ <strong>Mauretanien</strong>, Dr. Dirk Thies (Nouakchott) und<br />
Thomas Sommerhalter (Aioun El Atrous), die mich administrativ und moralisch<br />
innerhalb Ihrer Projekte unterstützt haben. Nur durch die finanzielle Hilfe des<br />
Tropenökologischen Begleitprogramms der GTZ und der Zeitschrift GEO war<br />
der Forschungsaufenthalt möglich. Hier seien insbesondere Dr. Claus Bätke<br />
(Eschborn) und Stephan Schmitz-Herzberg (Göttin<strong>gen</strong>) <strong>gen</strong>annt. Eine Bereiche-<br />
rung war die Zusammenarbeit mit Bruno Lamarche (Nouakchott), der mich durch<br />
seine Diskussionsbereitschaft und Ausrüstungsge<strong>gen</strong>stände in meiner Arbeit un-<br />
terstützte. In der Vorbereitungsphase waren mir PD. Dr. habil. Michael Veith<br />
(Mainz) und Peter Sound (Boppard) eine große Hilfe.<br />
Für das großzügige Überlassen von Verbreitungsdaten <strong>im</strong> Naturreservat Chott<br />
Boul danke ich Ludovic Messon (Nouakchott). Nicht zuletzt möchte ich den Mit-<br />
arbeitern vom Zoologischen Museum Alexander Koenig für ihre Bereitstellung<br />
von Material und Anregun<strong>gen</strong> danken, besonders Prof. Dr. Wolgang Böhme<br />
(Bonn) und Thomas Wilms (Bad Dürkhe<strong>im</strong>).<br />
Für die Arbeit <strong>im</strong> Feld, die sicherlich nicht <strong>im</strong>mer einfach war, danke ich Daf ould<br />
Selah (Nouakchott), Mohamed Val ould Lelle (Aioun El Atrous) und in ganz be-<br />
sonderem Maße Jaques de maille (Aioun El Atrous), der mir zu einem guten<br />
Freund geworden ist. Gleiches gilt für Doug Walsh (Goungel). Ein Dankeschön<br />
an meine Eltern Margarete und Lothar Nickel, die auch diese Reise wieder finan-<br />
ziell und ideell unterstützt, und die Unordnung vor der Abfahrt mit Geduld ertra-
<strong>gen</strong> haben. Durch den Aufenthalt meines Bruders Friedrich Nickel wurde ich tat-<br />
kräftig in der Feldarbeit unterstützt. Sofie Colette (Aioun El Atrous) musste nicht<br />
nur mich, sondern allerlei Getier in Haus und Garten ertra<strong>gen</strong>. Konrad Neufeld<br />
(Heidelberg) ein Dank für die Wochen, die er mit mir verbracht hat, um das Ex-<br />
peditionsfahrzeug zu reparieren und anschließend 6.000 Kilometer nach Maureta-<br />
nien zu fahren. Valerie Lehmann-Horn (Aioun El Atrous) hat das Manuskript ge-<br />
lesen und durch ihre kritischen Anmerkun<strong>gen</strong> zum Gelin<strong>gen</strong> beigetra<strong>gen</strong>.
Inhaltsverzeichnis<br />
Inhaltsverzeichnis<br />
1 EINLEITUNG ...............................................................................10<br />
1.1 Beschreibung des EZ-Projektes ...............................................10<br />
1.1.1 Schwerpunkt, in dem das EZ-Projekt arbeitet........................... 12<br />
1.2 Problemanalyse......................................................................14<br />
1.3 Aktueller Wissensstand (State of the art) .................................15<br />
1.4 Beschreibung von Land und Untersuchungsgebiet –<br />
<strong>Mauretanien</strong> ...........................................................................17<br />
1.4.1 Geographie ..................................................................................... 17<br />
1.4.2 Kl<strong>im</strong>a............................................................................................... 19<br />
1.4.3 Geschichte...................................................................................... 19<br />
1.4.4 Politik.............................................................................................. 20<br />
1.4.5 Wirtschaft....................................................................................... 21<br />
1.4.6 Untersuchungsgebiet..................................................................... 21<br />
2 KONZEPTIONELLER ANSATZ ....................................................25<br />
2.1 Zielsetzung.............................................................................25<br />
2.1.1 Oberziel .......................................................................................... 25<br />
2.1.2 Untersuchungsziel......................................................................... 26<br />
2.1.3 Ergebnisse und Aktivitäten............................................................ 27<br />
2.2 Methodische Vorgehensweise.................................................29<br />
2.2.1 Auswahl der Probeflächen ........................................................... 29<br />
2.2.2 Untersuchungsmethoden .............................................................. 30<br />
2.2.3 Analysemethoden.......................................................................... 33<br />
2.3 Bearbeiter und Partner ............................................................34<br />
2.3.1 Bearbeiter ....................................................................................... 34<br />
2.3.2 Wissenschaftliche Betreuung....................................................... 34<br />
2.3.3 Finanzielle Unterstützung ............................................................ 35<br />
2.3.4 Lokale Partner................................................................................ 35<br />
2.3.5 Counterpart....................................................................................... 35<br />
3 DARSTELLUNG DER ERGEBNISSE.............................................37<br />
3.1 TOR1 – Gewässertypisierung..................................................37<br />
I
Ökologische Untersuchun<strong>gen</strong> <strong>zur</strong> <strong>Wirbeltierfauna</strong> <strong>im</strong> <strong>südöstlichen</strong> <strong>Mauretanien</strong><br />
II<br />
3.1.1 Tamourt Bougari ............................................................................37<br />
3.1.2 Guelta Metraucha...........................................................................39<br />
3.1.3 Gâat Mahamouda...........................................................................42<br />
3.2 TOR 2 - Erfassung der Wirbeltierbiodiversität......................... 43<br />
3.1.4 Fische...............................................................................................43<br />
3.1.5 Amphibien.......................................................................................44<br />
3.1.6 Reptilien..........................................................................................45<br />
3.1.7 Säugetiere........................................................................................46<br />
3.1.8 Vögel................................................................................................47<br />
4 ANALYSE UND BEWERTUNG DER ERGEBNISSE...................... 53<br />
4.1 Tamourt Bougari:................................................................... 53<br />
4.2 Guelta Metraucha................................................................... 57<br />
4.3 Gâat Mahamouda................................................................... 60<br />
4.4 Krokodile .............................................................................. 62<br />
4.5 Jagd .................................................................................. 64<br />
4.6 Nutzungskonflikte.................................................................. 66<br />
4.7 Hydrologische Probleme ........................................................ 67<br />
5 HANDLUNGSEMPFEHLUNGEN .................................................. 69<br />
5.1 Empfehlun<strong>gen</strong>, die Untersuchungsgebiete betreffend............... 69<br />
5.1.1 Tamourt Bougari ............................................................................69<br />
5.1.2 Guelta Metraucha:..........................................................................69<br />
5.1.3 Gâat Mahamouda: ..........................................................................70<br />
5.2 Empfehlun<strong>gen</strong> für ausgewählte Tiergruppen............................ 71<br />
5.2.1 Krokodile.........................................................................................71<br />
5.2.2 Fische...............................................................................................72<br />
5.3 Allgemeine Empfehlun<strong>gen</strong> ..................................................... 73<br />
5.3.1 Jagdgesetzgebung...........................................................................73<br />
5.3.2 Sensibilisierung..............................................................................73<br />
5.3.3 Ausbildung......................................................................................74<br />
5.3.4 Weitere Forschung .........................................................................74<br />
5.3.5 Umzäunungsproblematik ..............................................................75<br />
5.4 Empfehlun<strong>gen</strong> für lokale Institutionen .................................... 75<br />
5.3 Empfehlun<strong>gen</strong> für die deutsche EZ (GTZ-Zentrale, BMZ) ....... 77
Tabellenverzeichnis<br />
6 SCHLUSSEVALUIERUNG / SCHLUSSFOLGERUNGEN................79<br />
7 LITERATUR.................................................................................83<br />
Tabellenverzeichnis<br />
Tab. 1: Wasserwerte des Tamourt Bougari <strong>im</strong> November 1999. Bei dem<br />
lan<strong>gen</strong> Transport (über ein Tag) <strong>zur</strong> Analyse sind besonders die<br />
Sauersoff-, Kohlendioxyd-, Nitrat- und Nitritwerten zu<br />
bedenken..................................................................................39<br />
Tab. 2: Wasserwerte des Guelta Metraucha <strong>im</strong> Nov. 1999. Bei dem<br />
lan<strong>gen</strong> Transport (über ein Tag) <strong>zur</strong> Analyse sind besonders die<br />
Sauersoff-, Kohlendioxyd-, Nitrat- und Nitritwerten zu<br />
bedenken..................................................................................41<br />
Tab. 3: Übersicht der erfassten Fischarten...............................................44<br />
Tab. 4: Übersicht der erfassten Amphibien..............................................44<br />
Tab. 5: Übersicht der erfassten Reptilienarten .........................................45<br />
Tab. 6: Übersicht der erfassten Säugetierarten.........................................46<br />
Tab. 7: Übersicht der erfassten Vogelarten..............................................47<br />
III
Ökologische Untersuchun<strong>gen</strong> <strong>zur</strong> <strong>Wirbeltierfauna</strong> <strong>im</strong> <strong>südöstlichen</strong> <strong>Mauretanien</strong><br />
Abbildungsverzeichnis<br />
Abb. 1: Physische Karte <strong>Mauretanien</strong>s. Die Provinzen Assaba, Hodh El<br />
Gharbi und Hodh Ech Chargoui sind rot eingefasst und<br />
charakterisieren das Projektgebiet von GIRNEM. Die blauen<br />
Markierun<strong>gen</strong> zei<strong>gen</strong> die 144 von GIRNEM katalogisierten<br />
Feuchtgebiete. Der Pfeil links weist auf die<br />
Untersuchungsgebiete Bougari und Metraucha hin, während der<br />
rechte Pfeil die Lage von Mahamouda angibt. ........................... 18<br />
Abb. 2: Jährliche Niederschlagsmen<strong>gen</strong> bei Aioun El Atrous von 1946<br />
bis 2000. .................................................................................. 22<br />
Abb. 3: Tamourt Bougari, Blick nach Süd-ost vier Monate nach dem<br />
Ende der Re<strong>gen</strong>zeit .................................................................. 37<br />
Abb. 4: Nymphea lotus typische Seerose................................................ 38<br />
Abb. 5: Guelta Metraucha, Blick von Südosten auf den Haupttümpel.<br />
Links oben ist der Zulauf von der Quelle zu sehen..................... 40<br />
Abb. 6: Mahamouda, Luftaufnahme des mit Acacia nilotica bestandenen<br />
Bereichs <strong>im</strong> Nordosten kurz nach der Re<strong>gen</strong>zeit ........................ 42<br />
Abb. 7: Blick nach Süden auf den zentralen Bereich Mahamoudas,<br />
Amzingui <strong>gen</strong>annt .................................................................... 42<br />
IV
Glossar<br />
Abundanz<br />
Assaba<br />
Ästivation<br />
Biodiversität<br />
Biomonitoring<br />
Datalogger<br />
Fledermausnetz<br />
Gâat<br />
Guelta<br />
Hodh El Chargui<br />
Hodh El Gharbi<br />
Isohyete<br />
Population<br />
Häufigkeit von Organismen in Bezug auf einen Flächen-<br />
oder einen Rauminhalt.<br />
Absolute Individuen-Abundanz, Absolute Arten-<br />
Abundanz, relative Arten-Abundanz<br />
Provinz in Ostmauretanien<br />
= Sommerruhe: Einschränkung der Aktivität und Rückzug<br />
in geeignete natürliche oder selbstgegrabenen Verstecke<br />
zum Überstehen der sommerlichen Hitze- und<br />
Trockenperioden.<br />
Ausdruck der Artenvielfalt einer Gemeinschaft in einem<br />
Lebensraum oder allgemein der Erde.<br />
Mehrmaliges Erfassen der Abundanz mit standardisierten<br />
Methoden über einen längeren Zeitraum hinweg.<br />
Kleine Speicher, die an beliebi<strong>gen</strong> Plätzen ausgelegt<br />
werden können und automatisch Temperatur- und/oder<br />
relative Luftfeuchtedaten aufnehmen. Die<br />
Speicherintervalle sind programmierbar.<br />
Grobmaschiges äußerst feines schwarzes Netz zum Fang<br />
von Vögeln und Fledermäusen, das von den Tieren nicht<br />
lokalisiert werden kann. Es wird mit Stäben senkrecht in<br />
Flugschneisen eingestellt.<br />
Lokale Bezeichnung für ein meist großes, flaches und<br />
temporäres Gewässer ohne spezielle Vegetation.<br />
In nordafrikanischen Gebieten gebräuchliche<br />
Bezeichnung für meist kleine Gewässer in Felsregionen.<br />
Provinz in Ostmauretanien<br />
Provinz in Ostmauretanien<br />
Grenze einer gegebenen Niederschlagsmenge<br />
Gesamtheit der Individuen einer Art in einem best<strong>im</strong>mten<br />
Raum.<br />
5
Ökologische Untersuchun<strong>gen</strong> <strong>zur</strong> <strong>Wirbeltierfauna</strong> <strong>im</strong> <strong>südöstlichen</strong> <strong>Mauretanien</strong><br />
Radiotelemetrie<br />
Tamourt<br />
Vertebraten<br />
Wadi<br />
Abkürzun<strong>gen</strong><br />
6<br />
CBD<br />
CCD<br />
EL<br />
EZ<br />
GIRNEM<br />
GREZOH<br />
GTZ<br />
IUCN<br />
JGUM<br />
Ramsar<br />
ZFMK<br />
Methode, bei der Tiere mit Radiosendern ausgestattet<br />
werden und mit einem Empfänger von der Ferne verfolgt<br />
werden können, um ihre Aktivitätsstrukturen zu<br />
untersuchen<br />
Lokale Bezeichnung für einen Gewässertyp in<br />
<strong>Mauretanien</strong>, der durch die Präsenz von Acacia nilotica<br />
charakterisiert ist.<br />
Wirbeltiere (allg. Fische, Amphibien, Reptilien, Vögel und<br />
Säugetiere)<br />
In nordafrikanischen Gebieten gebräuchliche Bezeichnung<br />
für trockene Flussläufe, die nur temporär Wasser führen.<br />
Convention de la biodiversité / Konvention zum Schutz der<br />
Biodiversität<br />
Convention contre la désertification /<br />
Wüstenbildungskonvention)<br />
Entwicklungsländer<br />
Entwicklungszusammenarbeit<br />
GTZ-Projekt „Gestion integrée des ressources naturelles de<br />
l’Est Mauritanie“<br />
Groupe de recherche des zones humides<br />
Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit<br />
International Union Conservation for Nature<br />
Johannes Gutenberg Universität Mainz<br />
Ramsar Convention of Wetlands, interantionale Konvention,<br />
die sich dem Schutz von Feuchtgebieten und Wasservögeln<br />
verschrieben hat. Gegründet 1971 in Ramsar / Iran<br />
Zoologisches Forschungsinstitut und Museum Koenig
Zusammenfassung<br />
Es werden die drei <strong>im</strong> Gebiet des GIRNEM-Projektes vorkommenden<br />
Feuchtgebietstypen beschrieben. An drei exemplarisch ausgesuchten<br />
Feuchtgebieten (Tamourt Bougari, Guelta Metraucha und Gâat Mahamouda)<br />
wurden möglichst alle Wirbeltierarten erfasst. Anhand der unterschiedlichen<br />
Artenzusammensetzung und ihrer zeitlich variierenden Abundanz wird die<br />
unterschiedliche ökologische Bedeutung der Feuchtgebiete Ostmauretaniens<br />
diskutiert.<br />
Die anthropo<strong>gen</strong>en Einflüsse werden bezüglich ihrer Bedeutung auf die<br />
Wildtierpopulationen untersucht und daraus Vorschläge <strong>zur</strong> ökologisch<br />
vertretbaren Nutzung entwickelt. Dazu werden mögliche zukünftige<br />
Veränderun<strong>gen</strong> in der Nutzung aufgezeigt.<br />
Weiterhin wurde die Biologie von zwei Reliktpopulationen des Nilkrokodils<br />
(Crocodylus niloticus) untersucht. Dabei sind Daten <strong>zur</strong> Reproduktion,<br />
Abundanz, Populationsstruktur, Morphologie, Lebensbedingun<strong>gen</strong> usw.<br />
gesammelt worden. Durch den Vergleich mit anderen Gewässern in der Region<br />
werden die Voraussetzun<strong>gen</strong> für die Besiedlung durch Crocodylus niloticus<br />
aufgezeigt und die Gesamtsituation der Krokodile in <strong>Mauretanien</strong> diskutiert.<br />
Schlagwörter: Reptilia: Crocodylidae: Crocodylus niloticus; Feuchtgebiete,<br />
Ökologie, Biodiversität, Abundanz, Sahel, <strong>Mauretanien</strong>.<br />
7
Ökologische Untersuchun<strong>gen</strong> <strong>zur</strong> <strong>Wirbeltierfauna</strong> <strong>im</strong> <strong>südöstlichen</strong> <strong>Mauretanien</strong><br />
Summary<br />
This work describes three wetlands existing in the area of the GIRNEM project.<br />
At three exemplarily chosen wetlands all species of the vertebrates have been<br />
seized as accurately as possible. From the divers composition of the species and<br />
their temporary varying abundance the different ecological <strong>im</strong>portance of the<br />
Eastern Mauritanian Wetlands is discussed.<br />
The anthropo<strong>gen</strong>ic <strong>im</strong>pacts are examined regarding to their <strong>im</strong>portance for the<br />
wildlife populations. From these results propositions for the ecological<br />
justifiable use are developed. Therefore possible changes of the land use in the<br />
future are demonstrated.<br />
On top of that the biology of two relict populations of the crocodile of the Nile<br />
have been looked into. In the course of this some data have been collected<br />
concerning reproduction, abundance, structure of the population, morphology,<br />
conditions of life etc.. With the comparison with other inshore waters in the<br />
region the preconditions for the population of Crocodilus niloticus have been<br />
shown and the <strong>gen</strong>eral situation of the crocodiles in Mauritania has been<br />
discussed.<br />
Keywords: Reptilia: Crocodylidae: Crocodilus niloticus; wetlands; ecology;<br />
biodiversity; abundance; Sahel; Mauritania.<br />
8
1 Einleitung<br />
1.1 Beschreibung des EZ-Projektes<br />
GIRNEM<br />
Assab<br />
10<br />
Hodh<br />
Gharbi<br />
Gharbi<br />
Hod<br />
El<br />
Chargu<br />
Einleitung<br />
Die wissenschaftliche Arbeit, die in diesem Bericht<br />
beschrieben werden soll, wurde <strong>im</strong> Rahmen des<br />
Projektes GIRNEM der GTZ in Ost-<strong>Mauretanien</strong><br />
geleistet. GIRNEM steht für « Gestion Intégrée des<br />
Ressources Naturelles dans l’Est Mauritanien »,<br />
Integriertes Management der natürlichen Ressourcen<br />
Ostmauretaniens.<br />
Projekt-Träger ist das Mauretanische Ministerium<br />
für Ländliche Entwicklung und Umwelt (Direktion für Vieh- und<br />
Landwirtschaft). Finanziert wird das Vorhaben durch die GTZ, die Kreditanstalt<br />
für Wiederaufbau und Entwicklung (KfW) und das Europäisches Programm<br />
(EP). Mittlerweile befindet sich das Projekt in seiner vierten Phase.<br />
Begonnen hat GIRNEM seine Aktivitäten 1991 mit der Anlage von<br />
Schutzwäldern ge<strong>gen</strong> die Versandung von Straßen und anderen öffentlichen<br />
Infrastrukturmaßnahmen. In einem zweiten Schritt wurde der Ansatz <strong>zur</strong><br />
„integrierten dörflichen Ressourcenbewirtschaftung“ verfolgt, welcher in einer<br />
breiten Anzahl von sozial und landwirtschaftlich ausgerichteten<br />
Kleinstmaßnahmen mündete. Im Verlauf der dritten Projektphase ab 1997 wurde<br />
deutlich, dass mit den verfolgten Ansätzen nur ein kleiner Anteil der<br />
Gesamtbevölkerung erreicht werden konnte. Außerdem zeigte sich, dass die<br />
Zerstörung natürlicher Ressourcen <strong>im</strong> Projektgebiet weitgehend<br />
meteorologische Ursachen hatte und nicht irreversibel ist. Umfangreiche<br />
Untersuchun<strong>gen</strong> zeigten in der dritten Projektphase die enorme wirtschaftliche<br />
und ökologische Bedeutung der Viehhaltung auf. Die Erarbeitung einer
Einleitung<br />
Gesetzesgrundlage <strong>zur</strong> Bewirtschaftung der Weideressourcen auf der Grundlage<br />
traditioneller Rechte folgte. Dieser so<strong>gen</strong>annte Code Pastoral sichert den Zugang<br />
der Viehhalter zu den Weidegründen und insbesondere zu den Wasserstellen.<br />
Die jetzige vierte Phase (2000 – 2004) hat deshalb fol<strong>gen</strong>des Oberziel:<br />
Die Bevölkerung Ostmauretaniens nutzt die neue Gesetzeslage (Code<br />
Pastoral) <strong>zur</strong> einer nachhalti<strong>gen</strong> Nutzung der Weidegebiete und<br />
verbessert ihre Einkommensbasis durch organisatorische Maßnahmen<br />
und Investitionen.<br />
In dieser Phase sollen fol<strong>gen</strong>de Ziele erreicht werden:<br />
• Regionale Nutzungspläne für Weideflächen und Gebiete hoher Biodiversität<br />
sind in partizipativer Weise erarbeitet und technisch unterstützt.<br />
• Die notwendi<strong>gen</strong> Voraussetzun<strong>gen</strong> für eine Anwendung des Code Pastoral<br />
und der Regionalen Nutzungspläne sind gestaltet.<br />
• Die Organisationen der Zielgruppen sind in der Lage, die Interessen ihrer<br />
Mitglieder zu vertreten und ihnen entsprechende Leistun<strong>gen</strong> anzubieten.<br />
• Die vorgesehenen Investitionen sind in Absprache und Mitfinanzierung<br />
getätigt worden.<br />
Die Gesamtkosten des Projekts sind für die gesamte Laufzeit von 15 Jahren auf<br />
27.300.000 DM veranschlagt. Der Anteil der deutschen TZ beträgt dabei<br />
13.000.000 DM. Der bisherige TZ Beitrag Deutschlands beläuft sich auf<br />
6.300.000 DM. Die aktuelle Phase wird von deutscher Seite mit 4.600.000 DM<br />
aus Mitteln der TZ und mit 1.200.000 DM aus Mitteln der FZ finanziert.<br />
Wie bereits erwähnt, ist die wirtschaftliche Grundlage des Projektgebietes die<br />
mobile Tierhaltung. Dies bedeutet eine intensive Form der Nutzung natürlicher<br />
Ressourcen, die räumlich und zeitlich flexibel ist und sich an die natürlichen<br />
11
Ökologische Untersuchun<strong>gen</strong> <strong>zur</strong> <strong>Wirbeltierfauna</strong> <strong>im</strong> <strong>südöstlichen</strong> <strong>Mauretanien</strong><br />
Bedingun<strong>gen</strong> anpassen kann. Als Nomaden können die Viehhalter den regional<br />
sehr unterschiedlichen Niederschlä<strong>gen</strong> fol<strong>gen</strong> und die Vegetationsdecke<br />
nachhaltig nutzen.<br />
Bei einer 50-prozenti<strong>gen</strong> Deckung des nationalen Verbrauchs und einer 90-<br />
prozenti<strong>gen</strong> Deckung des nationalen Lebendviehverkaufs leistet sie einen Bei-<br />
trag von über 80 Prozent der Einkommen in Ostmauretanien. Doch das<br />
wirtschaftliche Potenzial der Tierhaltung ist noch lange nicht ausgeschöpft. In<br />
der Vergan<strong>gen</strong>heit haben sich die öffentlichen Investitionen in Anlehnung an die<br />
<strong>im</strong> Südsahel dominanten Sesshaftensysteme fast ausschließlich auf den Agrar-<br />
und Forstsektor konzentriert. Tatsächlich zeigt sich <strong>im</strong> Zusammenhang einer<br />
wachsenden sesshaften Bevölkerung das Bedürfnis, die Landwirtschaft auszu-<br />
weiten, um die Selbstversorgung mit Lebensmitteln zu verbessern. Aber Regel-<br />
mäßig führen diese Investitionen, geleitet von kurzfristi<strong>gen</strong> Interessen, zu einer<br />
Verringerung der Weideflächen und gefährden durch die veränderte Nutzung<br />
der Feuchtgebiete die Viehtriebwege und strategischen Wasserstellen für die<br />
mobile Viehwirtschaft. Diese sind ebenso durch Infrastrukturmaßnahmen<br />
gefährdet, wie beispielsweise Staudämme, die ohne Umweltverträglichkeits-<br />
prüfun<strong>gen</strong> erstellt werden. Un<strong>gen</strong>aue Regelun<strong>gen</strong> der Nutzungsrechte rufen<br />
Konflikte zwischen den sesshaften Ackerbauern und den Tierhaltern hervor.<br />
1.1.1 Schwerpunkt, in dem das EZ-Projekt arbeitet<br />
Seit der Umorientierung vor etwa fünf Jahren versucht GIRNEM Ansätze <strong>zur</strong><br />
Lösung der Konflikte zwischen sesshaften Ackerbauern und mobilen Vieh-<br />
haltern zu entwickeln. Dazu wurde eine Weideordnung mit Gesetzeskraft (Code<br />
Pastoral) geschaffen, welche besonders auf der Basis islamischer Recht-<br />
sprechung (Sharia) und den traditionellen Land- und Herdenmanagement-<br />
methoden beruht. Dabei sind die Prinzipien, der von <strong>Mauretanien</strong> ratifizierten<br />
internationalen Konventionen (Wüstenbildungskonvention (CCD) und<br />
Biodiversitätskonvention (CBD)) mit in den Code Pastoral eingeflossen.<br />
12
Einleitung<br />
Traditionell sind die Berufsstände <strong>im</strong> Viehwirtschaftsektor in Stammesverbän-<br />
den, und vor bzw. nachgelagert in Ständen organisiert. In jüngerer Zeit kommen<br />
dazu moderne Organisationsformen wie Genossenschaften und Berufsverbände,<br />
welche die klassischen Organisationsformen teilweise überlagern, mit Ihnen<br />
identisch sind, oder auch versuchen, deren Rolle zu übernehmen und zu<br />
erweitern. Alles in allem sind die traditionellen Organisationsformen<br />
geschwächt, aber die neuen Strukturen sind nur teilweise funktionell und<br />
effektiv. Mit Hilfe von GIRNEM sollen Vertreter der demokratisch<br />
legit<strong>im</strong>ierten, dezentralen Strukturen, insbesondere die Nutzungsverbände darin<br />
unterstützt werden, gemeinsam einen konfliktvermeidenden Landnutzungsplan<br />
zu erstellen. Das Ziel ist, die mobile Viehzucht zu fördern und strategisch<br />
besonders wichtige Feuchtgebiete zugänglich zu halten. So interveniert das<br />
Projekt in erster Linie in den Bereichen ländliche Entwicklung und Verwaltung<br />
der natürlichen Ressourcen, so wie sie <strong>im</strong> Rahmen der EZ mit <strong>Mauretanien</strong><br />
vereinbart wurden. Der konzeptionelle Ansatz des Projekts basiert auf der<br />
Förderung des Potenzials <strong>zur</strong> Selbsthilfe und Partizipation der ländlichen<br />
Bevölkerung und damit der Armutsbekämpfung, wie sie auch in der A<strong>gen</strong>da 21,<br />
Kapitel 12, 15 und 32 gefordert wird.<br />
Durch den Erhalt der Feuchtgebiete bei gleichzeitiger Nutzung durch die<br />
Viehhaltung Ostmauretaniens entsteht eine klassische Win-Win-Situation<br />
zwischen Ökonomie und Ökologie da zum einen, nach Meinung des Projekts<br />
GIRNEM, die traditionelle Viehzucht ökologisch angepasst ist, und zum<br />
anderen sowohl Viehzüchter als auch Wildtiere eine ähnliche, sich nicht<br />
ausschließende Ressourcennutzung betreiben. Schließlich hat sich das<br />
Ökosystem „Weideland, mobile Viehhaltung und Feuchtgebiete“ über Tausende<br />
von Jahren entwickelt und bewährt.<br />
13
Ökologische Untersuchun<strong>gen</strong> <strong>zur</strong> <strong>Wirbeltierfauna</strong> <strong>im</strong> <strong>südöstlichen</strong> <strong>Mauretanien</strong><br />
1.2 Problemanalyse<br />
Die Desertifikationsbekämpfung ist seit UNCOD 1977 ein Schwerpunkt der<br />
internationalen EZ <strong>im</strong> ariden und semi-ariden Afrika. Dies wurde durch die CCD<br />
noch verstärkt. Spätestens nach dem Umweltgipfel in Rio de Janeiro sind auch der<br />
Umweltschutz und die Erhaltung der Biodiversität durch die Unter-zeichnung der<br />
internationalen Konventionen durch viele Dritte-Welt-Länder als feste Ziel-setzung<br />
innerhalb der EZ verankert. Eine der Hauptursachen für Konflikte <strong>im</strong> Nordsahel,<br />
speziell auch in <strong>Mauretanien</strong>, ist der Zugang zu Wasser. Wie oben schon beschrie-<br />
ben, bestehen die Nutzungskonflikte vornehmlich zwischen der mobilen Viehzucht<br />
und dem zumeist subven-tionierten Ackerbau. Es besteht jedoch noch ein dritter<br />
Konflikt, der bisher in der Projektarbeit zu wenig Beachtung gefunden hat.<br />
Im speziellen Fall arider Regionen ergibt sich für alle der dort lebenden Tier-<br />
arten das Problem, dass sie Wasserstellen aufsuchen müssen. Diese sind jedoch<br />
in der Anzahl begrenzt. Es kann also schnell zu Nutzungskonflikten zwischen<br />
Mensch und Wildtieren kommen. Können die Wildtiere an Wasserstellen aber<br />
nicht ausreichend heran, kann dies leicht zu großräumi<strong>gen</strong> negativen Beeinflus-<br />
sun<strong>gen</strong> der Bestandszahlen betroffener Arten führen. Erste ornithologische<br />
Untersuchun<strong>gen</strong> haben ergeben, dass die ostmauretanischen Feuchtgebiete sehr<br />
wichtige „Stepstones“ für paläarktische Zugvögel darstellen, die die Sahara auf<br />
ihrem Zug überqueren.<br />
Aber die Feuchtgebiete werden neben der Funktion als Viehtränke und Acker-<br />
fläche auch subsistenziell von der lokalen Bevölkerung <strong>gen</strong>utzt, beispielsweise<br />
durch Fischfang oder <strong>zur</strong> Brennholzbeschaffung. Diese Art der Ressourcen-<br />
nutzung ist schon sehr alt und hat sich in der Vergan<strong>gen</strong>heit als nachhaltig<br />
erwiesen. Unklar ist jedoch, wie sich eine intensivierte und veränderte Nutzung<br />
bedingt durch Bevölkerungswachstum und neue soziokulturelle Veränderun<strong>gen</strong><br />
in Zukunft auswirken wird.<br />
14
Einleitung<br />
Um ein ökologisches System beurteilen zu können, benötigt man Kenntnisse<br />
über die Artenzusammensetzung und die Artenverteilung. Im ersten Schritt muss<br />
es darum gehen, den Ist-Zustand der Biodiversität und Populationszahlen zu<br />
ermitteln. Der zweite Schritt besteht in der Überprüfung der Populationsgrößen<br />
und Verschiebun<strong>gen</strong> der Artenzusammensetzung über einen längeren Zeitraum,<br />
das sog. Biomonitoring. Nur so lassen sich die veränderten Nutzungsgewohn-<br />
heiten und -intensitäten des Menschen in ihrer ökologischen Auswirkung<br />
erkennen. Oft ist es aber nicht möglich, alle Arten einer Artengemeinschaft zu<br />
berücksichti<strong>gen</strong>. Vielmehr ist es sinnvoll, charakteristische, leicht zu<br />
beobachtende und auf Umweltveränderun<strong>gen</strong> besonders empfindliche Arten<br />
auszuwählen. Solche Zeiger- oder Indikatorarten zu finden, erfordert aber<br />
Kenntnisse von ökologischen Kreisläufen und Zusammenhän<strong>gen</strong>. Für das<br />
GIRNEM-Projekt besteht die Aufgabe, die <strong>im</strong> Sinne der oben<strong>gen</strong>annten<br />
Konventionen ökologisch besonders wertvollen Feuchtgebiete zu schützen bzw.<br />
die ökologisch verträgliche Nutzung zu fördern und in die Landnutzungsplanung<br />
aufzunehmen. Hierfür fehlt es dem Projekt an Kriterien <strong>gen</strong>auso, wie einem<br />
System, mit dem die Nachhaltigkeit, und damit letzten Endes der Erfolg solcher<br />
EZ-Maßnahmen abgeschätzt werden kann.<br />
1.3 Aktueller Wissensstand (State of the art)<br />
Es bleibt ganz klar festzuhalten, dass über die Biodiversität speziell in<br />
Ostmauretanien nur sehr wenig bekannt ist. Damit fehlt die Grundlage für jede<br />
weitere Beurteilung. Erst <strong>im</strong> Jahr 1999 gelang es einer Mitarbeiterin (SHINE et<br />
al. 2001) des GIRNEM-Projektes, die seit 1935 als ausgestorben geltenden<br />
Nilkrokodile Ostmauretaniens (MONOD 1935) wiederzuentdecken. Bis dato<br />
dachte man, dass Nilkrokodile in der Sahara nur noch in einer kleinen<br />
Population (fünf Exemplare) <strong>im</strong> Ennedi-Gebirge <strong>im</strong> Tschad vorkämen. An allen<br />
15
Ökologische Untersuchun<strong>gen</strong> <strong>zur</strong> <strong>Wirbeltierfauna</strong> <strong>im</strong> <strong>südöstlichen</strong> <strong>Mauretanien</strong><br />
Stellen <strong>im</strong> nördlichen Afrika, an denen Krokodile zu finden waren, sind diese<br />
Tiere heute ausgestorben. Untersuchun<strong>gen</strong> <strong>zur</strong> Biologie des Nilkrokodils gibt es<br />
relativ viele (POORLY & GANS 1976, POORLY 1969, u. a.). Diese Untersu-<br />
chun<strong>gen</strong> beziehen sich meist auf Farmtiere oder auf Regionen des südlichen und<br />
östlichen Afrika. Die Situation, in der diese Art <strong>im</strong> Nord-Sahel <strong>Mauretanien</strong>s<br />
überlebt, ist jedoch sehr ungewöhnlich. Wie diese Tiere es schaffen, in einem<br />
solchen für sie extremen Lebensraum zu überleben, wurde bisher noch nie<br />
untersucht. Untersuchun<strong>gen</strong> solcher Extremsituationen sind gut dafür geeignet,<br />
die ökologischen Nischen einer Art besser best<strong>im</strong>men zu können.<br />
Wie lückenhaft die Kenntnisse allein über das Vorkommen von Arten in<br />
<strong>Mauretanien</strong> sind, zeigt die Tatsache, dass während dieser Arbeit mindestens<br />
neun Wirbeltierarten in <strong>Mauretanien</strong> nachgewiesen wurden, die bisher aus<br />
diesem Land nicht bekannt waren. Darunter auch zwei Säugetiere. Sicher sind<br />
noch weitere zu erwarten.<br />
Bisher wurden lediglich entlang der Atlantikküste nennenswerte<br />
Biodiversitätsstudien durchgeführt. Dabei wurde bei dem von der EU<br />
finanzierten Projekt versucht, die gesamte <strong>Wirbeltierfauna</strong> des mauretanischen<br />
Littorals zu erfassen. Aber auch diese Studie kann nicht als erschöpfend<br />
betrachtet werden, da durch den Verfasser dieses Berichtes <strong>im</strong> Nationalpark<br />
Diawling <strong>im</strong> Süden des Landes zwei bisher nicht bekannte Schlan<strong>gen</strong>arten (Bitis<br />
arietans, Rhamphiophis oxyrhynchus) und ein Chamäleon (Chamaeleo<br />
africanus) nachgewiesen werden konnten. Eine ebenfalls von der EU in Auftrag<br />
gegebene Studie <strong>zur</strong> Biodiversität ganz <strong>Mauretanien</strong>s (La monographie<br />
nationale sur la diversité biologique de Mauritanie) ist noch sehr lückenhaft.<br />
Arbeiten <strong>zur</strong> Ökologie best<strong>im</strong>mter Lebensräume gibt es lediglich, wenn auch<br />
nur in Ansätzen, aus den Nationalparks Banc d’Arguin (CAMPREDON 2000) und<br />
Diawling (Diawara, 1999). Die einzi<strong>gen</strong> Vorarbeiten auf dem Gebiet der<br />
Feuchtgebiete Ostmauretaniens stammen vom Projekt GIRNEM selbst. Durch<br />
16
die Arbeit von TARA SHINE sind über 144 der Gewässer in den drei Ost-<br />
Provinzen katalogisiert worden. Dabei wurden grobe Daten <strong>zur</strong> Größe,<br />
Vegetation und anthropo<strong>gen</strong>er Nutzung der Feuchtgebiete auf<strong>gen</strong>ommen.<br />
Vereinzelt wurden Daten <strong>zur</strong> Situation der Wasservögel erhoben. Daraus<br />
resultieren die ersten Hinweise, dass die Feuchtgebiete Ostmauretaniens für<br />
Einleitung<br />
paläarktische Zugvögel eine weit größere Rolle spielen, als allgemein bekannt<br />
war. Aus der Zahl der katalogisierten Gewässer wurden neun ökonomisch und<br />
ökologisch wichtige Wasserstellen (Boichiche, Bougari, Goungel, Chl<strong>im</strong>,<br />
Goungel, Oum Lellé, Sawana, Tali El Kadar und Tamchekett) ausgesucht und<br />
näher betrachtet. Im Rahmen der Untersuchun<strong>gen</strong> wurden die sozioökonomische<br />
Funktion der Feuchtgebiete für die lokale Bevölkerung best<strong>im</strong>mt (DUNFORD,<br />
2000). Weiterhin wurden erste faunistische und floristische Erfassun<strong>gen</strong><br />
durchgeführt (DIA 2000, DAHA 2000). Im wesentlichen ging es dabei um die<br />
Zählung von Wasservögeln (DIAWARA 2000 a u. 2000 b) Selbst die weni<strong>gen</strong><br />
ermittelten Daten ergaben, dass die Feuchtgebiete <strong>im</strong> Osten eine sehr große<br />
Rolle in der Zugvogelproblematik (Konvention der wandernden Tierarten,<br />
A<strong>gen</strong>da 21) spielen. Noch unter der Leitung von Dr. Dirk F. Thies, dem<br />
ehemali<strong>gen</strong> Ansprechpartner des GIRNEM-Projektes, wurden daraufhin drei der<br />
Feuchtgebiete als Ramsar-Schutzgebiet vorgeschla<strong>gen</strong>.<br />
1.4 Beschreibung von Land und Untersuchungsgebiet –<br />
<strong>Mauretanien</strong><br />
1.4.1 Geographie<br />
Das Land <strong>im</strong> Nordwesten Afrikas ist mit einer Fläche von 1.025.520 km² das<br />
geographische Bindeglied zwischen dem arabischen Maghreb und dem<br />
westlichen Schwarzafrika. <strong>Mauretanien</strong> erstreckt sich vom 5. bis 18. Breitengrad<br />
von der westafrikanischen Atlantikküste westwärts. Die Nord Südausdehnung<br />
liegt zwischen den Län<strong>gen</strong>graden von 15 bis 28 und reicht nordwärts in die<br />
17
Ökologische Untersuchun<strong>gen</strong> <strong>zur</strong> <strong>Wirbeltierfauna</strong> <strong>im</strong> <strong>südöstlichen</strong> <strong>Mauretanien</strong><br />
Sahara hinein. Im Norden grenzt es an Westsahara und Algerien, <strong>im</strong> Süden an<br />
Senegal und <strong>im</strong> Osten an Mali.<br />
18<br />
26<br />
24<br />
22<br />
20<br />
18<br />
16<br />
16 14 12 10 08 06<br />
Abb. 1: Physische Karte <strong>Mauretanien</strong>s. Die Provinzen Assaba, Hodh El<br />
Gharbi und Hodh Ech Chargoui sind rot eingefasst und<br />
charakterisieren das Projektgebiet von GIRNEM. Die blauen<br />
Markierun<strong>gen</strong> zei<strong>gen</strong> die 144 von GIRNEM katalogisierten<br />
Feuchtgebiete. Der Pfeil links weist auf die Untersuchungsgebiete<br />
Bougari und Metraucha hin, während der rechte Pfeil die Lage von<br />
Mahamouda angibt.
Bei 2,6 Millionen Einwohnern (Stand 1993) ergeben sich statistisch durch-<br />
Einleitung<br />
schnittlich 2,3 Menschen pro km². Die Besiedlungsdichte ist jedoch sehr unter-<br />
schiedlich. Allein ca. 20 Prozent der Bevölkerung leben in der Hauptstadt. Der<br />
andere Teil besiedelt vornehmlich den niederschlagsreicheren Süden des Landes.<br />
Hinter dem tief gele<strong>gen</strong>en Küstenstreifen mit der Hauptstadt Nouakchott<br />
erheben sich die flachen Ebenen, die nur gele<strong>gen</strong>tlich von einzelnen Gipfeln und<br />
westwärts gerichteten Stufen durchbrochen sind. Im Inland und damit <strong>im</strong><br />
größten Teil des Landes befinden sich die Sanddünen der Sahara, und <strong>im</strong><br />
äußersten Süden beginnt die halbwüstenartige Vegetation des Sahel. Der einzige<br />
permanente Fluss ist der Senegal, der die Grenze zu dem gleichnami<strong>gen</strong><br />
Nachbarland zieht. An seinen Ufern liegt auch das fruchtbarste Land mit dem<br />
Großteil der nationalen Landbewirtschaftung. In der Sahara ist die Vegetation<br />
auf Oasen und trockene Flussbette, die so<strong>gen</strong>annten Wadis, beschränkt.<br />
1.4.2 Kl<strong>im</strong>a<br />
Das Kl<strong>im</strong>a ist heiß und trocken. Die Re<strong>gen</strong>zeit von Juni bis August versorgt das<br />
Land mit dem Jahresniederschlag, der in Nouakchott durchschnittlich 158 mm<br />
beträgt und nach Süden <strong>im</strong>mer mehr, bis zu einem Max<strong>im</strong>um von etwa 500 mm,<br />
zun<strong>im</strong>mt. Während der Monate November bis Februar sind die Temperaturen<br />
zwischen 20 und 35 °C am niedrigsten. Vor Beginn der Re<strong>gen</strong>zeit in den<br />
Monaten April und Mai sind die Temperaturen mit bis zu 50 °C am höchsten.<br />
Durch die Bewölkung sind die Sommermonate etwas kühler.<br />
1.4.3 Geschichte<br />
Im frühen 15. Jahrhundert landeten portugiesische Händler an der Küste des<br />
heuti<strong>gen</strong> <strong>Mauretanien</strong> und gründeten dort Handelsposten für knapp 200 Jahre,<br />
bis ihnen die Briten, Holländer und Franzosen das Land streitig machten. Am<br />
Ende obsiegten die Franzosen. <strong>Mauretanien</strong> wurde erst Protektorat (1903), dann<br />
Kolonie (1920). Vierzig Jahre später wurden die Mauretanier in die Unabhäng-<br />
19
Ökologische Untersuchun<strong>gen</strong> <strong>zur</strong> <strong>Wirbeltierfauna</strong> <strong>im</strong> <strong>südöstlichen</strong> <strong>Mauretanien</strong><br />
igkeit entlassen. Da allerdings meldete sich sogleich ein neuer Interessent:<br />
Marokko erhob Ansprüche auf das Land. Erst 1970, nachdem alle Verhandlung-<br />
en <strong>zur</strong> Vereinigung der beiden Staaten gescheitert waren, erkannte Marokko<br />
<strong>Mauretanien</strong>s Unabhängigkeit an. Nachdem Spanien 1975 seinen Verzicht auf<br />
das ehemalige Spanisch-Sahara erklärt hatte, besetzte <strong>Mauretanien</strong> den Süden,<br />
Marokko den Norden des Gebiets. Beide bekämpften, mit massiver fran-<br />
zösischer Unterstützung, die Rebellen der „Frente Polisario“, die 1976 die<br />
Unabhängigkeit von „Westsahara“ ausriefen. Während des Krieges putschte die<br />
Armee, 1980 gab <strong>Mauretanien</strong> alle Ansprüche auf Westsahara auf, unterzeich-<br />
nete ein Friedensabkommen mit der Polisario, normalisierte die diplomatischen<br />
Beziehun<strong>gen</strong> zum wichtigsten Polisario-Verbündeten Algerien und kündigte ein<br />
Verteidigungsabkommen mit Marokko. 1984 folgte einem neuen Putsch eine<br />
Kehrtwende: die Beziehun<strong>gen</strong> zu Marokko wurden normalisiert.<br />
1.4.4 Politik<br />
Bei diesem Staatstreich übernahm der damalige Colonel Maaouya Ould Sidi<br />
Ahmed Taya die Regierung des Landes. Trotz zahlreicher Umsturzversuche ist<br />
er nach wie vor Staatsoberhaupt. Das Land war zunächst zahlreichen Spannung-<br />
en ausgesetzt. Ethnische Konflikte nahmen in Folge einer Wirtschafts-krise zu.<br />
Schließlich kam es nach Streitereien um Weide- und Anbaurechte zu Gewalt-<br />
taten ge<strong>gen</strong> schwarze Landwirte aus dem Senegaltal. Im Ge<strong>gen</strong>zug wurden <strong>im</strong><br />
Senegal Zehntausende von Mauren Opfer von Übergriffen und flüchteten außer<br />
Landes. Nur dem Druck der ehemali<strong>gen</strong> Kolonialmacht Frankreich ist es<br />
zuzuschreiben, dass es nicht zu einem Krieg der Nachbarländer kam. Der zu<br />
Beginn der 90er Jahre weltweit aufkommende „wind of change“ brachte auch<br />
<strong>Mauretanien</strong> eine politische Wende. Seit 1991 gibt es eine neue Verfassung,<br />
sogar Oppositionsparteien sind zugelassen.<br />
Etwa 99 Prozent der Bevölkerung bekennen sich zum Islam, der gleichzeitig<br />
Staatsreligion der „Islamischen Republik <strong>Mauretanien</strong>s“ ist. Die Amtssprache ist<br />
20
Arabisch, der gesprochene Dialekt heißt Hassaniya. Französisch spielt als<br />
Einleitung<br />
Arbeitssprache eine gewisse Rolle. Das Rechtssystem baut auf der islamischen<br />
Scharia auf, ist aber mit dem französischen Zivilrecht kombiniert. Die Scharia<br />
steht teilweise <strong>im</strong> Konflikt mit dem internationalen Rechtsverständnis, an dem<br />
sich auch die ratifizierten Konventionen orientieren. Dadurch entstehen oft<br />
rechtsfreie Räume, die zu in weiten Bereichen zu Rechtsunsicherheit führen.<br />
1.4.5 Wirtschaft<br />
Das durchschnittliche Jahreseinkommen je Einwohner beträgt 465 $ (US). Die<br />
nationale Wirtschaft stützt sich vor allem auf die Fischerei, gefolgt von der<br />
Gewinnung von Eisenerz. Dritte Einnahmequelle sind EZ – Projekte. Der<br />
gesamte Süden des Landes wird von der Viehwirtschaft dominiert. Feld- und<br />
Ackerbau wird fast ausschließlich <strong>zur</strong> Deckung des ei<strong>gen</strong>en Bedarfs betrieben.<br />
1.4.6 Untersuchungsgebiet<br />
Das Projektgebiet <strong>im</strong> Osten <strong>Mauretanien</strong>s umfasst die drei Verwaltungs-<br />
provinzen Assaba, Hodh El Gharbi und Hodh Ech Chargui, was einer Fläche<br />
von mehr als der Hälfte Deutschlands entspricht. Die Bevölkerung der drei<br />
Ostprovinzen umfasst 700.000 Einwohner (3,5 Einwohner pro km 2 ), davon 12 %<br />
Städter, 62 % sesshafte Landbevölkerung und 26 % Nomaden. Die drei<br />
Regionen erstrecken sich weit in die Sahara hinein. Eine permanente Sesshaft-<br />
igkeit der Menschen ist nur in Oasen möglich. Der südliche Teil des Projekt-<br />
gebietes ist als nord-sahelisches Ökosystem charakterisiert mit mittleren<br />
Jahresniederschlä<strong>gen</strong> zwischen 100 und 400 mm und starken räumlichen und<br />
zeitlichen Schwankun<strong>gen</strong>.Die Feuchtgebiete des nördlichen Sahel stellen ein<br />
sehr variables ökologisches System dar. Diese Flexibilität äußert sich nicht nur<br />
in einer räumlichen D<strong>im</strong>ension, sondern auch in einer zeitlichen. Dabei ist die<br />
Veränderung der Habitate nicht nur <strong>im</strong> jährlichen Wechsel zwischen Trocken-<br />
und Re<strong>gen</strong>zeit zu sehen, sondern auch in hefti<strong>gen</strong> Schwankun<strong>gen</strong> der<br />
21
Ökologische Untersuchun<strong>gen</strong> <strong>zur</strong> <strong>Wirbeltierfauna</strong> <strong>im</strong> <strong>südöstlichen</strong> <strong>Mauretanien</strong><br />
Niederschlagsereignisse <strong>im</strong> Laufe mehrerer Jahre.<br />
JN<br />
in<br />
mm<br />
Offene Wasserstellen treten meist zeitlich Jahre begrenzt als Feuchtbiotop auf und<br />
werden als solche von den Wildtieren <strong>gen</strong>utzt. Dabei sind die ökologischen<br />
Nutzungsstrategien der verschiedenen Tierarten sehr different. So gibt es<br />
Tiergruppen, die besonders häufig in der Re<strong>gen</strong>zeit anzutreffen sind, während<br />
andere gerade in der Trockenzeit an den Wasserlöchern beobachtet werden<br />
können. Wieder andere wie z. B. Fische sind direkt auf Wasservorkommen<br />
angewiesen. Andere frequentieren sie lediglich als Trinkwasserressource. Auch<br />
daraus entstehen ganz ei<strong>gen</strong>e ökologische Anpassun<strong>gen</strong>.<br />
Solche in verschiedenen D<strong>im</strong>ensionen oszillierenden Systeme ökologisch<br />
zu erfassen und zu begreifen stellt eine hohe Herausforderung dar.<br />
Erkenntnisse über die Funktion dieser hoch dynamischen Ökosysteme<br />
setzen sich erst in neuerer Zeit langsam durch und werden nun auch,<br />
zumindest in Teilbereichen, in Naturschutzstrategien auf<strong>gen</strong>ommen (vgl.<br />
z.B. Ramsar-Konvention). Oft wurde der ökologische Wert solcher<br />
Lebensräume unterschätzt.<br />
Das Gebiet um die Stadt Aioun El Atrous liegt <strong>im</strong> Bereich der 200 mm-Isohyete<br />
und damit in der Kontaktzone zwischen den großräumi<strong>gen</strong> Ökosystemen Wüste<br />
und Savanne. Aus diesem Grund treffen hier Tierarten aufeinander, die dem<br />
22<br />
600<br />
500<br />
400<br />
300<br />
200<br />
100<br />
0<br />
Abb. 2: Jährliche Niederschlagsmen<strong>gen</strong> bei Aioun El Atrous von 1946 bis<br />
2000.<br />
Aioun El Atrous<br />
Auf fünf Jahre gemittelte Niederschlagswerte<br />
Mittlerer JN : 235,1 mm<br />
19<br />
46 19<br />
48 19<br />
50 19<br />
52 19<br />
54 19<br />
56 19<br />
58 19<br />
60 19<br />
62 19<br />
64 19<br />
66 19<br />
68 19<br />
70 19<br />
72 19<br />
74 19<br />
76 19<br />
78 19<br />
80 19<br />
82 19<br />
84 19<br />
86<br />
JN<br />
∑JN/5<br />
19<br />
88 19<br />
90 19<br />
92 19<br />
94 19<br />
96 19<br />
98 20<br />
00
einen oder dem anderen ökologischen System zugerechnet werden können.<br />
Einleitung<br />
Solche Kontaktzonen zeichnen sich meist durch eine besondere Artenvielfalt<br />
aus. Die tierischen Bewohner eines solchen Habitats müssen sich also in ihren<br />
ökologischen Ansprüchen subopt<strong>im</strong>alen bzw. grenzwerti<strong>gen</strong> Gegebenheiten<br />
anpassen, womit sie ge<strong>gen</strong>über Veränderun<strong>gen</strong> der Lebensbedingun<strong>gen</strong> sehr<br />
sensibel werden.<br />
Bei den Untersuchungsgebieten handelt es sich um drei unterschiedliche Typen<br />
von Gewässerformen, die in dieser Ausprägung <strong>im</strong> ganzen nördlichen Sahel zu<br />
finden sind. Als Gueltas werden Wasserstellen in Felsgebieten bezeichnet. Meist<br />
sind sie klein bis sehr klein in der Ausdehnung. Sie entstehen in undurchlässi<strong>gen</strong><br />
Felspfannen und werden in der Regel durch Niederschläge gespeist, in<br />
selteneren Fällen auch durch Quellen. Unter der Bezeichnung Guelta sind sie <strong>im</strong><br />
ganzen nordafrikanischen Raum, auch in der Sahara anzutreffen.<br />
Der zweite untersuchte Gewässertyp soll hier Tamourt <strong>gen</strong>annt werden, da es<br />
keinen treffenden Begriff <strong>im</strong> Deutschen gibt. Die Bezeichnung Tamourt hat die<br />
maurische Bevölkerung geprägt. Tamourt bedeutet übersetzt so viel wie: Der<br />
Ort, an dem der Amour wächst. Dieser Baum -Acacia nilotica 1 - ist auf ganz<br />
best<strong>im</strong>mte wiederkehrende Überschwemmungs-Ereignisse angewiesen und<br />
somit Zeigerpflanze für diesen Lebensraum. Im Prinzip handelt es sich um<br />
Senken, die sich in der Re<strong>gen</strong>zeit mit Wasser füllen. Die Wassertiefe ist in der<br />
Regel <strong>im</strong> Verhältnis <strong>zur</strong> Gewässerfläche gering. Meist sind sie nach der<br />
Re<strong>gen</strong>zeit nicht tiefer als 1,5 Meter, höchstens 2 Meter. Diese Tamourts sind<br />
temporärer Natur und trocknen während der niederschlagslosen Zeit mehr oder<br />
weniger regelmäßig aus.<br />
1 Manche Botaniker sprechen von Acacia nilotica nur als Unterart von Acacia scorpioides.<br />
Hier soll der Einfachheit halber, unabhänig von der systematischen Disskusion von Acacia<br />
nilotica gesprochen werden.<br />
23
Ökologische Untersuchun<strong>gen</strong> <strong>zur</strong> <strong>Wirbeltierfauna</strong> <strong>im</strong> <strong>südöstlichen</strong> <strong>Mauretanien</strong><br />
Die dritte Form stehender Gewässer <strong>im</strong> mauretanischen Sahel nennt man Gâat.<br />
Es sind flache von Re<strong>gen</strong>wasser gespeiste Seen, deren Ausdehnun<strong>gen</strong> sich in der<br />
Trockenzeit so schnell ändern, dass sich praktisch keine Vegetation halten kann,<br />
die in ir<strong>gen</strong>deiner Weise auf Wasser angewiesen ist oder empfindlich auf<br />
Überschwemmun<strong>gen</strong> reagiert. Zur <strong>gen</strong>auen Beschreibung der ausgewählten<br />
Feuchtgebiete vgl. Kapitel 3.1.<br />
Alle Untersuchungsgebiete lie<strong>gen</strong> <strong>im</strong> Bereich von 200 mm bis 250 mm<br />
Niederschlag <strong>im</strong> Jahresmittel. Die 150-mm-Isohyete, die als die südliche Grenze<br />
der Sahara angesehen wird, liegt etwa 100 bis 150 Kilometer nördlich der<br />
Untersuchungsgebiete.<br />
24
2 Konzeptioneller Ansatz<br />
2.1 Zielsetzung<br />
2.1.1 Oberziel<br />
Das GTZ-Projekt GIRNEM wurde und wird durch verschiedene<br />
Konzeptioneller Ansatz<br />
Untersuchun<strong>gen</strong> <strong>im</strong> Rahmen von Diplomarbeiten und Dissertationen begleitet.<br />
Dabei ging es um die Erfassung traditioneller Methoden in der Landwirtschaft<br />
unter soziologischen Gesichtspunkten und um die Zusammenhänge von anthro-<br />
po<strong>gen</strong>en Einflüssen auf die Feuchtgebiete Ostmauretaniens. Hier soll die<br />
vorgelegte Arbeit anknüpfen und versuchen, das Gesamtbild durch eine ökolo-<br />
gische Betrachtungsweise zu erweitern. Ziel von GIRNEM ist es, unter Bezug-<br />
nahme auf den Code Pastoral eine Raumordnungsplanung zu erstellen, die<br />
sowohl den ökologischen als auch den ökonomischen Ansprüchen gerecht wird.<br />
Die Kenntnis der ökologischen Zusammenhänge ist unentbehrlich für die<br />
Gewährleistung der Nachhaltigkeit von Maßnahmen <strong>im</strong> Rahmen der interna-<br />
tionalen Wüstenbildungs- und Biodiversitätskonvention (CCD / CBD), wie sie<br />
durch die GTZ in <strong>Mauretanien</strong> umgesetzt wird.<br />
Wie schon erwähnt, ist die Biodiversität ein wichtiges Kriterium für die<br />
Bewertung von schutzwürdi<strong>gen</strong> Habitaten. Spätestens durch die Unterzeichnung<br />
der Konventionen <strong>zur</strong> Erhaltung der Biologischen Vielfalt (CBD), auf dem<br />
Weltgipfel in Rio de Janeiro wurde klar, dass die Erhaltung der Artenfülle nur<br />
durch internationale Zusammenarbeit und unter Mithilfe der Industrieländer zu<br />
bewerkstelli<strong>gen</strong> ist. Im Sinne dieser Konvention soll die vorlie<strong>gen</strong>de Arbeit<br />
einen Beitrag zu deren Umsetzung leisten.<br />
Sowohl <strong>Mauretanien</strong> als auch Deutschland haben beide Konventionen ratifiziert,<br />
womit die Inhalte des Regelwerks für beide Länder rechtsverbindlich geworden<br />
sind. Der sich in <strong>Mauretanien</strong> stellende Konflikt um den Zugang zu Feucht-<br />
25
Ökologische Untersuchun<strong>gen</strong> <strong>zur</strong> <strong>Wirbeltierfauna</strong> <strong>im</strong> <strong>südöstlichen</strong> <strong>Mauretanien</strong><br />
gebieten ist auch in anderen Ländern der Sahel-Region anzutreffen. Es wird<br />
daher an<strong>gen</strong>ommen, dass die in <strong>Mauretanien</strong> entwickelten Kriterien auch in<br />
anderen Ländern dieser Trockenregion Anwendung finden können.<br />
Wichtig ist es, einen Kriterienkatalog zu entwickeln, mittels dessen Schutz-<br />
prioritäten ausgesprochen werden können und mit dessen Hilfe zukünftige<br />
Veränderun<strong>gen</strong> in der Nutzung der Feuchtgebiete in ihrer ökologischen<br />
Auswirkung abzuschätzen sind. Die notwendi<strong>gen</strong> ökonomischen Kriterien<br />
werden bereits vom Projekt in Zusammenhang mit den betroffenen Zielgruppen<br />
entwickelt. Einfach messbare, qualitative und quantitative ökologische Kriterien<br />
müssen noch entwickelt werden. Hierbei sind nicht nur wissenschaftliche<br />
Kriterien maßgeblich, sondern ebenso soziokulturelle und sozioökonomische,<br />
welche die Sicht der Bevölkerung widerspiegelt. Des weiteren müssen<br />
Fachleute darin geschult werden, diese Kriterien anzuwenden und in den<br />
partizipativen Raumordnungsplanungsprozess einzubrin<strong>gen</strong>. Nur so ist eine<br />
sinnvolle Umsetzung des neu geschaffenen Weidegesetzes (Code Pastoral)<br />
gegeben, dessen Implementierung <strong>im</strong> Feld Ziel des Projektes GIRNEM ist.<br />
2.1.2 Untersuchungsziel<br />
Die Entwicklung eines kompletten Kriterienkatalogs und die Ausweisung einer<br />
umfassenden Liste von Indikatorarten für best<strong>im</strong>mte Veränderun<strong>gen</strong> in der<br />
Nutzung der Feuchtgebiete Ostmauretaniens hätte den Rahmen gesprengt, der in<br />
vorlie<strong>gen</strong>den Arbeit geleistet werden kann. Das Hauptau<strong>gen</strong>merk wurde deshalb<br />
auf die erstmalige Erfassung der Wirbeltierbiodiversität von drei, exemplarisch<br />
ausgesuchten, unterschiedlichen Feuchtgebietstypen Ostmauretaniens gelegt.<br />
Es soll damit die Basis geschaffen werden, mit deren Hilfe eine weitere<br />
Beobachtung durch Biomonitoring sinnvoll durchgeführt werden kann. Es ist zu<br />
erwarten, dass die verschiedenen Feuchtgebietstypen – Tamourt, Guelta und<br />
Gâat – unterschiedliche Artenzusammensetzun<strong>gen</strong> aufweisen. Die speziellen<br />
26
Konzeptioneller Ansatz<br />
ökologischen Unterschiede dieser Feuchtgebietstypen sind, wenn es um eine<br />
Nutzung oder um den Schutz geht, wichtige Entscheidungskriterien.<br />
Erklärtes Ziel der Untersuchung ist es, dem Projekt<br />
Entscheidungskriterien <strong>zur</strong> Beobachtung durch Biomonitoring an die<br />
Hand zu geben und lokale Helfer in der Erfassung und Bewertung zu<br />
schulen. Nur so lassen sich zukünftige Veränderun<strong>gen</strong> in der<br />
Biodiversität feststellen.<br />
Das zweite Ziel der Untersuchung richtete sich auf die Frage, ob und wie weit<br />
sich die Lebensweise der Krokodile in einer Tamourt-Situation und an einem<br />
Guelta unterscheiden. Die Fragestellung ist dabei inwieweit sich die Nutzung<br />
der Gewässer durch die lokale Bevölkerung und die Ansprüche der Krokodile<br />
überschneiden und ob die Panzerechsen sich als Indikatorart für eine öko-<br />
logische Nutzung eignen. Außerdem soll abgeschätzt werden, ob eine neue<br />
Inwertsetzung der Krokodilpopulationen, z.B. durch Tourismus, mit dem Ziel<br />
der Erhaltung der Tierpopulationen vereinbar ist. Dies alles kann nur beurteilt<br />
werden, wenn wir über die Lebensweise und die Habitatsansprüche dieser<br />
äußerst seltenen Tiere Bescheid wissen. Wichtig sind Erkenntnisse über die<br />
Stabilität der Populationen, die aktuellen Bestandszahlen und den <strong>gen</strong>etischen<br />
Austausch der verschiedenen Populationen.<br />
Eine weitere Aufgabe bestand darin, in Zusammenarbeit mit der GTZ<br />
<strong>Mauretanien</strong> und dem Magazin GEO einen Film über die Arbeit mit den<br />
Krokodilen zu verwirklichen.<br />
2.1.3 Ergebnisse und Aktivitäten<br />
Erste Aufgabe ist eine sinnvolle Auswahl der Untersuchungsgebiete (vgl.<br />
Kapitel 2.2.1). Voraussetzung ist, dass die Feuchtgebiete einem der drei<br />
Gewässertypen entsprechen und Wasser aufweisen. Wichtig ist die Akzeptanz<br />
der Bevölkerung für die Arbeiten. Hierzu müssen die Veranwortlichen vor Ort<br />
27
Ökologische Untersuchun<strong>gen</strong> <strong>zur</strong> <strong>Wirbeltierfauna</strong> <strong>im</strong> <strong>südöstlichen</strong> <strong>Mauretanien</strong><br />
über die Tätigkeiten aufgeklärt und um Erlaubnis gebeten werden.<br />
Als Ergebnis der Arbeit wird zweitens erwartet, dass von den drei untersuchten<br />
Feuchtgebieten schätzungsweise 90% der Fischarten, 80% der Säugetierarten,<br />
90% der Amphibienarten, 90% der Reptilienarten und 70% der Vogelarten<br />
best<strong>im</strong>mt und erfasst sind. Um dieses Ziel zu erreichen, müssen:<br />
• alle Tiere gefan<strong>gen</strong> werden, die nicht durch reines Beobachten (Großsäugern,<br />
28<br />
Vögel) mit dem Fernglas best<strong>im</strong>mt werden können.<br />
• von allen Reptilien, Amphibien, Fischen und Kleinsäugern Belegexemplare<br />
gesammelt und konserviert werden<br />
• Beobachtungsgänge auch in der Nacht durchgeführt werden.<br />
• die Untersuchun<strong>gen</strong> eine Vegetationsperiode umfassen. (Während einige<br />
Arten vor allem in der Trockenzeit besonders häufig auftreten, sind andere<br />
nur in der Re<strong>gen</strong>zeit zu beobachten)<br />
• die Beobachtun<strong>gen</strong> so oft wie mögich durchgeführt werden, um auch seltene<br />
Arten und Durchzügler zu erfassen.<br />
Für die Suche in der Nacht sind vor allem starke Handscheinwerfer mit der<br />
Möglichkeit. diese über die Elektrik des Fahrzeugs wiederaufzuladen<br />
notwendig. Um allen Arten gleichermaßen habhaft zu werden, braucht man<br />
jeweils adäquate Fangmethoden (vgl. Kap. 2.2.), (Wurfnetz, Stellnet,<br />
Fledermausnetze, Kescher, Schlag- und Lebendfallen verschiedener Größe,<br />
Handschuhe). Wichtig ist auch entsprechende Best<strong>im</strong>mungsliteratur.<br />
Als weiteres Ziel wird drittens - neben der Sammlung für das ZFMK - auch eine<br />
Vergleichssammlung für die Universität Nouakchott angelegt (vgl. Kap. 6.2.).<br />
Die Lebensweise der Krokodile (Crocodylus niloticus) ist viertens durch die<br />
Beobachtung sämtlicher Parameter (Paarung, Jagd und Nahrungsaufnahme,
Konzeptioneller Ansatz<br />
Nistverhalten, Reproduktion, Trockenruhe, Aktivitätszeiten) möglichst <strong>gen</strong>au<br />
ermittelt. Durch die Besenderung von acht Krokodilen können das Wanderver-<br />
halten und der <strong>gen</strong>etischen Austausch zwischen den Populationen abschätzt<br />
werden. Dazu müssen an einem Tamourt und einem Guelta jeweils vier<br />
Exemplare von mindestens von 90 cm gefan<strong>gen</strong> werden. Opt<strong>im</strong>al wäre die<br />
Besenderung von jeweils einem Pärchen und zwei semiadulten Tieren.<br />
Voraussetzung dafür sind ein Boot mit zwei Ruderern und einem Fänger mit<br />
Fangschlinge, gute Handlampen und/oder Krokodilfallen (Pittmanfallen).<br />
Weiterhin werden fünftens allgemeine Daten <strong>zur</strong> Ökologie der Gewässer erhobe.<br />
Hierzu zählen Wassertemperatur, Wassertiefe, Wassergüte.<br />
Nicht zuletzt werden Projekt-Mitarbeiter und ein Student der Universität<br />
Nouakchott in die Feldarbeit und Best<strong>im</strong>mungsarbeit eingeführt und<br />
ausgebildet.<br />
2.2 Methodische Vorgehensweise<br />
2.2.1 Auswahl der Probeflächen<br />
Bei der Auswahl der Untersuchungsgebiete mussten die fol<strong>gen</strong>den Parameter<br />
berücksichtigt werden:<br />
• der Untersuchungsstandort muss innerhalb des Projektgebietes von GIRNEM<br />
lie<strong>gen</strong> (Hodh El Gharbi, Hodh Ech Chargui, Assaba)<br />
• mit einem Fahrzeug zu erreichen sein<br />
• die Strecke zum Untersuchungsgebiet muss in zeitlicher und finanzieller<br />
Relation zum Ergebnis stehen<br />
• die Untersuchungsstandorte sollten nicht zu weit auseinanderlie<strong>gen</strong><br />
29
Ökologische Untersuchun<strong>gen</strong> <strong>zur</strong> <strong>Wirbeltierfauna</strong> <strong>im</strong> <strong>südöstlichen</strong> <strong>Mauretanien</strong><br />
• es müssen Krokodile vorkommen<br />
• die Größe des Gebietes muss überschaubar sein (< 10 km2)<br />
• die lokale Bevölkerung muss mit den Forschungsarbeiten einverstanden sein<br />
• es sollte so wenig wie möglich anthropo<strong>gen</strong>er Einfluss auf die<br />
30<br />
unterschiedlichen Gewässerhabitate bestehen<br />
• die ausgewählten Gewässer müssen typisch sein für den jeweili<strong>gen</strong><br />
Gewässertyp2<br />
2.2.2 Untersuchungsmethoden<br />
Um ein Bild der tatsächlichen Artenzusammensetzung, in diesem Fall der<br />
<strong>Wirbeltierfauna</strong> zu bekommen, wurden verschiedene, den Tiergruppen<br />
angepasste Methoden zum Fang und <strong>zur</strong> Best<strong>im</strong>mung angewandt.<br />
Fische: Die Fische wurden mit Stellnetz, Wurfnetz, oder per Hand gefan<strong>gen</strong> und<br />
nach dem Töten durch einen Schlag auf den Kopf in 90%igem Ethanol<br />
konserviert.<br />
Amphibien: Sie wurden meist mit der Hand ergriffen oder mit dem Kescher<br />
gefan<strong>gen</strong>. Das Abtöten erfolgte mit Essigsäureethylester. Um ein starkes<br />
Schrumpfen der Präparate zu vermeiden, wurden die Frösche erst zwei bis drei<br />
2 Mahmouda wurde als Vertreter eines Gâats ausgewählt, obwohl es in eini<strong>gen</strong> Bereichen kein<br />
typische Gâat darstellt. Neben den großen freien Wasserflächen, die typisch für einen Gâat<br />
sind, hat Mahamuda auch Flächen, die eher als Tamourt charakterisiert sind. Diese sind aber<br />
relativ klein. Außerdem hält der Zentralbereich von Mahamouda ganzjährig Wasser, so dass<br />
dort üppige Seerosenbestände wachsen. Meist sind Gâats zeitlich auf wenige Wochen oder<br />
Monate be<strong>gen</strong>zt. Daher reicht die Zeit für die Entwicklung einer Wasserpflanzenvegetation<br />
normalerweise nicht aus. Weiterhin gibt es in Mahamouda keine Krokodile. Trotzdem wurde<br />
Mahamouda in die Untersuchung auf<strong>gen</strong>ommen, da es zu dieser Zeit das einzige Gâat<br />
darstellte, das Wasser aufwies. Außerdem gab es Hinweise seitens vorangegan<strong>gen</strong>er<br />
Untersuchun<strong>gen</strong> durch das Projekt GIRNEM, auf die besondere ökologisch Bedeutung dieses<br />
Feuchtgebietes. Nicht zuletzt seier Größe we<strong>gen</strong>. (vgl. dazu Kapitel 3.1 u. 4.).
Konzeptioneller Ansatz<br />
Tage in 70%iges Ethanol gelegt um dann in 90%i<strong>gen</strong> Ethanol überführt zu<br />
werden (vgl. PIECHOCKI, 1986).<br />
Reptilien: Schlan<strong>gen</strong> und Echsen wurden mit der Hand gefan<strong>gen</strong>, größere und<br />
giftige Arten auch mit Zuhilfenahme von Handschuhen. So weit nötig, wurden<br />
Belegexemplare durch Essigsäureethylester getötet und der Sammlung<br />
beigefügt. Die Konservierung erfolgte in 90%igem Ethanol.<br />
Vögel: Vögel wurden zu best<strong>im</strong>mten Zeiten mit Feldstechern beobachtet,<br />
best<strong>im</strong>mt und gezählt (nach BERTHOLD et al. 1974). Dabei wurden alle<br />
Exemplare mitgezählt, die sich <strong>im</strong> Bereich von bis zu 200 Meter um das<br />
Gewässer aufhielten.<br />
Säuger: An Säugetieren wurden lediglich Nagetiere und Fledermäuse<br />
gefan<strong>gen</strong>. Der Fang von Mäusen erfolgte meist mit Hilfe von Aluminium-<br />
Lebendfallen (6,5 cm H, 4,5 cm B, u. 16 cm L) um die Tiere später fotografieren<br />
zu können. Nur zwe<strong>im</strong>al wurden auch Schlagfallen für Ratten bzw. Mäuse<br />
ausgelegt. Um der Fledermäuse habhaft zu werden, wurden vor Höhlenein-<br />
gän<strong>gen</strong> oder kleinen Wasserflächen Fledermausnetze (s. Glossar) aufgestellt.<br />
Die Beobachtun<strong>gen</strong> und Best<strong>im</strong>mun<strong>gen</strong> der größeren Säuger erfolgte bei regel-<br />
mäßi<strong>gen</strong> Beobachtungsgän<strong>gen</strong> am Tage und in der Nacht Nachts wurden starke<br />
Scheinwerfer eingesetzt.<br />
Krokodile: Die Arbeit mit den Krokodilen teilte sich in drei Teile auf. Der erste<br />
Teil beschränkte sich auf die Beobachtung der Tiere und ihrer<br />
Lebensgewohnheiten in den Untersuchungsgebieten. Dabei wurden erfasst die<br />
• Zahl der dort lebenden Tiere<br />
• Größenverteilung unter den Tieren (da Reptilien zeitlebens wachsen ergeben<br />
sich daraus Rückschlüsse auf Alterszusammensetzung, Populationsstruktur)<br />
31
Ökologische Untersuchun<strong>gen</strong> <strong>zur</strong> <strong>Wirbeltierfauna</strong> <strong>im</strong> <strong>südöstlichen</strong> <strong>Mauretanien</strong><br />
• Anzahl der von den Krokodilen selbst gegrabenen Höhlen, deren Länge, Form<br />
32<br />
und Größe<br />
• Natürliche Höhlen und deren Nutzung durch Krokodile in den Felsgebieten<br />
• Ort und Größe der Nester, sowie deren Anzahl<br />
• Eizahl und Zahl der Schlüpflinge pro Nest<br />
Weiterhin wurden Kotproben gesammelt und untersucht, so wie Aktivitätszeiten<br />
und Aktionsradien festgestellt.<br />
Der zweite Teil der Untersuchun<strong>gen</strong> setzte den Fang der Krokodile voraus.<br />
Damit sollten exakte morphologische Daten (Länge, Beschuppung, Proportionen<br />
usw.) und das Geschlecht best<strong>im</strong>mt werden. Bei allen gefan<strong>gen</strong>en Krokodilen<br />
wurden Gewebebeproben <strong>gen</strong>ommen, um sie <strong>gen</strong>etisch untersuchen zu können.<br />
Gleichzeitig wurde jedes Exemplar individuell markiert (in dem ihnen jeweils<br />
unterschiedliche Schuppen am Schwanz kupiert wurden) und wieder in die<br />
Freiheit entlassen. An einem adulten Krokodil wurde ein Radiosender<br />
angebracht um die Aktivitätsradien zu erforschen.<br />
Der dritte Teil der Arbeit bestand darin, weitere Gewässer, an denen Krokodile<br />
vorkommen, aufzusuchen. Dabei wurde versucht, grobe Daten <strong>zur</strong> Anzahl der<br />
dort lebenden Exemplare zu bekommen. Außerdem wurden andere<br />
Feuchtgebiete aufgesucht, um festzustellen welche Parameter letztendlich<br />
ausschlaggebend ist für die Präsenz von Krokodilen <strong>im</strong> mauretanischen<br />
Nordsahel. Dabei wurden die aufgesuchten Gewässer an Hand einer Liste von<br />
Parametern verglichen:<br />
• Größe des Feuchtgebietes<br />
• Zeitraum in dem offenes Wasser <strong>zur</strong> Verfügung steht
• Bewuchs und Vegetation<br />
• Vorkommen von potenziellen Beutetieren (z.B. Fische)<br />
• Relief des Gebietes<br />
• Wasserwerte 3<br />
Konzeptioneller Ansatz<br />
• Jagddruck durch den Menschen (ermittelt durch Befragung der ansässi<strong>gen</strong><br />
Bevölkerung)<br />
2.2.3 Analysemethoden<br />
Durch den Wegfall der Radiotelemetrie-Arbeit 4 erübrigt sich eine <strong>gen</strong>aue<br />
Beschreibung der Analyseverfahren, weil damit der ganze versuchsmäßig<br />
aufgebaute Teil der Arbeit entfiel. Die Auswertung der Datalogger <strong>zur</strong><br />
Temperatur- und Luftfeuchtigkeitsmessung erfolgte mit Hilfe der Germini®<br />
Software.<br />
Zur Bewertung der erfassten Arten und ihrer Ökologie wurden die beobachteten<br />
Informationen mit Literaturdaten verglichen und diskutiert<br />
3 Dieser Punkt entfiel, da die mitgebrachten Chemikalien unter der Hitze so sehr litten, dass<br />
sie nicht mehr brauchbar waren. Die vorlie<strong>gen</strong>den Daten stammen von Untersuchun<strong>gen</strong> die<br />
TARA SHINE 2000 durchgeführt hat (vgl. Kapitel 3).<br />
4 Es wurde nur ein Krokodil aus dem Guelta Metraucha besendert. Da dieses Guelta über<br />
permanentes Wasser verfügt, konnte keine Aktivität außerhalb des Gewässers festgestellt<br />
werden. Möglich wäre auch, dass das Tier den Sender wieder verloren hat.<br />
33
Ökologische Untersuchun<strong>gen</strong> <strong>zur</strong> <strong>Wirbeltierfauna</strong> <strong>im</strong> <strong>südöstlichen</strong> <strong>Mauretanien</strong><br />
2.3 Bearbeiter und Partner<br />
2.3.1 Bearbeiter<br />
Cand. rer. nat. Hemmo Nickel<br />
Michael Müller Ring 31<br />
55123 Mainz<br />
Tel.: +49-(0)6131-364203<br />
Fax.: +49-(0)6131-364203<br />
E-Mail 1: hemmo_nickel@hotmail.com<br />
E-mail 2: nickh000@mail.uni-mainz.de<br />
2.3.2 Wissenschaftliche Betreuung<br />
Prof. Dr. Wolfgang Böhme<br />
Zoologisches Forschungsinstitut und Museum Alexander<br />
Koenig (ZFMK)<br />
Adenauerallee 160<br />
55113 Bonn<br />
Tel.: +49-(0)228-91222-50<br />
Fax.: +49-(0)228-216979<br />
E-Mail: w.boehme.zfmk@uni-bonn.de<br />
PD. Dr. habil. Michael Veith<br />
Johannes Gutenberg Universität Mainz<br />
Institut für Zoologie / Abt. Ökologie<br />
Becherweg 13<br />
55099 Mainz<br />
Tel.: +49-(0)6131-39-24411<br />
Fax.: +49-(0)6131-39-23731<br />
E-Mail: michael@oekologie.biologie.uni-mainz.de<br />
34
2.3.3 Finanzielle Unterstützung<br />
Diese Arbeit wurde <strong>im</strong> Wesentlichen durch das Tropenökologische<br />
Konzeptioneller Ansatz<br />
Begleitprogramm der GTZ (TÖB) gefördert. Durch die Filmabteilung des<br />
populärwissenschaftlichen Magazins GEO wurde ein weiterer Teil der Arbeit<br />
finanziert. Davon wurden mit den 10 000 DM des TÖB vornehmlich<br />
Transportkosten und Lebensunterhalt bestritten, während die 8 000 DM der<br />
Filmarbeit weitgehend für Forschungsmaterialien verwendet wurden. Fallen,<br />
Behältnisse und Präparationsmaterial wurden vom ZFMK gestellt. Die JGUM<br />
half mit Dataloggern und Telemetrieausrüstung aus. Der Rest von etwa 5000<br />
DM wurde aus privaten Mitteln bestritten. Die Zusammenarbeit mit dem lokalen<br />
Counterpart wurde durch das Projekt CCB/CBD ermöglicht.<br />
2.3.4 Lokale Partner<br />
GTZ – Projekt GIRNEM<br />
BP 5217<br />
Nouakchott, <strong>Mauretanien</strong><br />
Dr. Abdelkader Ould Mohamed Saleck<br />
Faculté des Sciences et Techniques à l’Université de Nouakchott 5<br />
Nouakchott, <strong>Mauretanien</strong><br />
2.3.5 Counterpart<br />
Daf Ould Sehla<br />
B.P. 2062<br />
Nouakchott, Mauritanie<br />
Tel.: 00222-254576<br />
E-Mail: daf@univ-nkc.mr<br />
5 Die Universität Nouakchott ist eine Einrichtung der Université Cheick Anta Diop in Dakar /<br />
Senegal<br />
35
3 Darstellung der Ergebnisse<br />
3.1 TOR1 – Gewässertypisierung<br />
3.1.1 Tamourt Bougari<br />
Lage: 16° 32' 08'' N 10° 47'54'' W<br />
Darstellung der Ergebnisse<br />
Größe: bei max<strong>im</strong>alem Wasserstand ca. 30 Hektar Der Wasserzufluss<br />
dieses Tamourts erfolgt größtenteils über ein Wadi aus dem Nordosten, welches<br />
das Wasser einer Hochebene <strong>im</strong> Osten sammelt. Durch eine hohe Dünenkette<br />
Abb. 3: Tamourt Bougari, Blick nach Süd-<br />
ost vier Monate nach dem Ende der<br />
Re<strong>gen</strong>zeit<br />
(ca. 20 Meter) <strong>im</strong> Westen<br />
und Südwesten wird das<br />
Wasser aufgestaut. Wird eine<br />
max<strong>im</strong>ale Wassertiefe von<br />
etwa zwei Metern<br />
überschritten, fließt das<br />
überschüssige Wasser weiter<br />
nach Süden ab. Nach Osten<br />
hin erstreckt sich eine sandige Fläche bis <strong>zur</strong> etwa zwei Kilometer entfernten<br />
Plateaukante. Die Wasserausbreitung erfolgt <strong>im</strong> wesentlichen <strong>im</strong> südlichen und<br />
nördlichen Bereich des Tamourt. Bei der Austrocknung des Gewässers zieht<br />
sich das Wasser dort zuerst <strong>zur</strong>ück. Daher ist dieser Bereich weitgehend<br />
vegetationslos. Acacia nilotica wächst vor allem am Ostufer, <strong>im</strong> Norden und<br />
Süden, entlang des Westufers, aber nicht <strong>im</strong> zentralen westlichen Bereich. Die<br />
gemessenen max<strong>im</strong>alen Tiefen für die Zone, in der Acacia nilotica wächst,<br />
lie<strong>gen</strong> zwischen 80 und 120 Zent<strong>im</strong>eter. Der zentrale Bereich ist mit bis zu 200<br />
37
Ökologische Untersuchun<strong>gen</strong> <strong>zur</strong> <strong>Wirbeltierfauna</strong> <strong>im</strong> <strong>südöstlichen</strong> <strong>Mauretanien</strong><br />
Zent<strong>im</strong>etern anscheinend zu tief. Die Wasserflora beschränkt sich auf drei<br />
38<br />
Abb. 4: Nymphea lotus<br />
typische Seerose<br />
Arten: Nymphaea lotus als<br />
Schw<strong>im</strong>mblattpflanze, Utricularia spec. als<br />
Unterwasserpflanze und die Schw<strong>im</strong>mpflanze<br />
Pistia stratiotes, die durch Tankfahrzeuge zum<br />
Straßenbau eingeführt wurde. Eine<br />
Ufervegetation mit Schilf o. ä. fehlt. Entlang<br />
der Ufer wächst vor allem <strong>im</strong> Westen Ziziphus<br />
mauritania, Balanites aegyptiaca, Acacia<br />
ehrenbergiana und Acacia senegal. Im Norden<br />
und Süden kommt die Dumpalme, Hyphaene<br />
thebaica hinzu. Die Ufer <strong>im</strong> Südosten sind<br />
besonders mit Calotropis procera<br />
bewachsenen. Die weitere Umgebung mit<br />
Sandböden ist durch Leptadenia pyrotechnica<br />
charakterisiert.<br />
Selbst nach relativ niederschlagsreichen Jahren, wie es die Jahre 2000 und 2001<br />
waren, trocknet der Tamourt Bougari komplett aus. Die gänzlich wasserlose Zeit<br />
beschränkt sich jedoch auf nur ein, höchstens zwei Monate.
Darstellung der Ergebnisse<br />
Tab. 1: Wasserwerte des Tamourt Bougari <strong>im</strong> November 1999. Bei dem<br />
PH LEIT-<br />
FÄHIGKEIT<br />
Units ms/cm<br />
GELÖSTES<br />
O2<br />
lan<strong>gen</strong> Transport (über ein Tag) <strong>zur</strong> Analyse sind besonders die<br />
Sauersoff-, Kohlendioxyd-, Nitrat- und Nitritwerten zu bedenken.<br />
HÄRTE CALCIUM MAGNESIUM NATRIUM KALIUM<br />
o Fr mg/l mg/l mg/l mg/l<br />
6,79 0,11 13,61 24 5,7 1,43 20<br />
FREIES CO2 BICARBONAT SULFAT CHLORID NITRAT NITRIT EISEN<br />
mg/l mg/l mg/l mg/l mg/l mg/l mg/l mg/l<br />
6,05 0 32,86 45 14 17 0,104
Ökologische Untersuchun<strong>gen</strong> <strong>zur</strong> <strong>Wirbeltierfauna</strong> <strong>im</strong> <strong>südöstlichen</strong> <strong>Mauretanien</strong><br />
Partien charakrisiert. Im Bereich des Guelta ist das Tal nur etwa 30 Meter breit<br />
und wird durch dreißig bis vierzig Meter hohe steile Felswände begrenzt. Im<br />
weiteren Verlauf sind vor allem Dumpalmen typisch. Die fol<strong>gen</strong>de Ebene ist mit<br />
Leptadenia pyrotechnica bewachsen und entlang der Ufer findet sich Calotropis<br />
40<br />
Abb. 5: Guelta Metraucha, Blick von<br />
Südosten auf den Haupttümpel. Links<br />
oben ist der Zulauf von der Quelle zu<br />
sehen.<br />
procera. Nach dem Re<strong>gen</strong><br />
halten sich an vielen<br />
Stellen, auf dem ersten<br />
Kilometer nach dem<br />
ei<strong>gen</strong>tlichen Guelta, viele<br />
temporäre<br />
Kleinstgewässer, die aber<br />
alle <strong>im</strong> Laufe der<br />
Tockenzeit austrocknen.<br />
Unter den Felsen halten<br />
sich dage<strong>gen</strong><br />
Freuchtigkeit und<br />
vereinzelt kleine<br />
Wasseransammlun<strong>gen</strong> noch länger. Oberhalb des Gueltas befindet sich nochmal<br />
eine große Felsterrasse (ca. 40 x 50 Meter), auf der sich über das ganze Jahr<br />
zwei kleine Tümpel halten. Der übruge Teil der Terrasse ist versandet, ein<br />
Phänomen, was Phänomen, das laut lokaler Bevölkerung erst seit fünf Jahren<br />
bestehtDieVegetation in diesem felsi<strong>gen</strong> Talbereich ist sehr artenreich aber nicht<br />
sehr individuenstark. Als wichtigstes seien hier <strong>gen</strong>annt Acacia nilotica,<br />
Hyphaene thebaica, Aeschynomene elaphroxylon, Balanites agyptiaca, Ziziphus<br />
mauritania, Tamarindus indica u.a.. Vereinzelt treten Pflanzenarten auf, die<br />
regulär erst viel weiter südlich verbreitet sind. Wasserpfanzen fehlen völlig, bis<br />
auf eine Nymphaea lotus. Am Ufer des Gueltas wachsen einige Sumpfgräser.
Darstellung der Ergebnisse<br />
Das ei<strong>gen</strong>tliche Guelta trocknet nicht aus. Es wird durch eine Quelle gespeißt,<br />
die sich am Fuße der südliche Felswand befindet und über einen kleinen Bach<br />
(dreißig Meter) in das Guelta mündet. Die Menge des austretenden Wassers ist<br />
je nach Jahreszeit unterschiedlich. Der Wasserstand <strong>im</strong> Guelta ändert sich jedoch<br />
nicht, denn das überschüssige Wasser fließt ab bzw. versickert <strong>im</strong> sandi<strong>gen</strong><br />
Grund der Wadi.<br />
Tab. 2: Wasserwerte des Guelta Metraucha <strong>im</strong> Nov. 1999. Bei dem lan<strong>gen</strong><br />
Transport (über ein Tag) <strong>zur</strong> Analyse sind besonders die Sauersoff-<br />
Kohlendioxyd-, Nitrat- und Nitritwerten zu bedenken.<br />
pH Leitfähigkeit Härte Calcium Magnesium Natrium Kalium<br />
Units ms/cm<br />
o Fr mg/l mg/l mg/l mg/l<br />
6,92 0,33 8 10,01 4,84 7,04 12,42<br />
gelöstes O2 freies CO2 Bicarbonat Sulphat Chlorid Nitrat Nitrit Eisen<br />
mg/l mg/l mg/l mg/l mg/l mg/l mg/l mg/l<br />
6,3 0 25,24 4,8 15 26,26 0,985
Ökologische Untersuchun<strong>gen</strong> <strong>zur</strong> <strong>Wirbeltierfauna</strong> <strong>im</strong> <strong>südöstlichen</strong> <strong>Mauretanien</strong><br />
3.1.3 Gâat Mahamouda<br />
Lage: 16° 18' bis 16° 31' N 7° 31' bis 7° 44' W<br />
Größe: bei max. Wasserstand über 16 000 Hektar (VAN WETTEN et al. 1990)<br />
Mahamouda hat ein sehr großes Wassereinzugsgebiet. Die hauptsächliche<br />
42<br />
Abb. 6 Mahamouda, Luftaufnahme des<br />
mit Acacia nilotica bestandenen Bereichs <strong>im</strong><br />
Nordosten kurz nach der Re<strong>gen</strong>zeit.<br />
nach der Re<strong>gen</strong>zeit kilometerweit in<br />
die Ebene ausbreitet. Der zentrale<br />
Bereich ist durch eine Senke<br />
charakterisiert, die nochmal etwa 75<br />
bis 100 Zent<strong>im</strong>eter tiefer liegt als<br />
die Umgebung. Dieser Amzingui<br />
<strong>gen</strong>annte Bereich hat etwa eine<br />
Fläche von 2500 Hektar. und weist in<br />
der Regel auch in der Trockenzeit<br />
Wasser auf. Das letzte<br />
Austrocknungsereignis liegt sieben Jahre <strong>zur</strong>ück.<br />
Menge des Wassers fließt<br />
über einige Wadis aus<br />
dem Südosten in die<br />
Senke. Im Norden wird<br />
sie von einer Dünenkette<br />
begrenzt <strong>im</strong> Westen durch<br />
eine felsig steinige<br />
Hügelkette. Die südliche<br />
Region ist sehr flach und<br />
bietet keine Begrenzung,<br />
so dass sich das Wasser<br />
Abb. 7 Blick nach Süden auf<br />
den zentralen Bereich Mahamoudas,<br />
Amzingui <strong>gen</strong>annt.
Darstellung der Ergebnisse<br />
Die gesamte Schwemmlandebene ist praktisch vegetationslos. Nur am Rande<br />
des Amzingui wächst Aeschynomene elaphroxylon. Das steinige Westufer wird<br />
durch Acacia seyal dominiert. Nach Nordosten schließt sich ein Gebiet von ca.<br />
1000 Hektar mit Acacia nilotica an das Amzingui an. In der nördlichen und<br />
östlichen Region findet man vonehmlich eine mosaikartige Pflanzendecke aus<br />
Typha spec., Cassia spec. und Ipomoea spec.. Im Wasser wächst in großer<br />
Dichte Nymphaea lotus.<br />
Die Nutzung durch den Menschen beschränkt sich <strong>im</strong> wesentlichen auf die<br />
Viehtränkung. VAN WETTEN, spricht 1990von 6000 bis 7000 Schafen und Zie<strong>gen</strong><br />
und etwa 1500 Rindern (November 1987) am Amzingui. Die Acacia nilotca<br />
Bestände werden nicht <strong>gen</strong>utzt und Landwirtschaft spielt so gut wie keine Rolle.<br />
Lediglich <strong>im</strong> Schwemmland ganz <strong>im</strong> Süden wird etwas Hirse angebaut.<br />
Wasserwerte wurden von Mahamouda nicht auf<strong>gen</strong>ommen.<br />
3.2 TOR 2 - Erfassung der Wirbeltierbiodiversität<br />
Die erfassten und beobachteten Tiere werden tabellarisch aufgeführt. Dabei sind<br />
sie jeweils nach den Untersuchungsgebieten geordnet. Zu bedenken ist, dass<br />
Mahamouda erst am Ende der Untersuchungszeit mit in die nähere Betrachtung<br />
gezo<strong>gen</strong> wurde (Insgesamt wurde das Gebiet nur drei Mal besucht, zusammen 6<br />
Tage).<br />
3.1.4 Fische<br />
Im Guelta und <strong>im</strong> Tamourt wurden alle Arten selbst gefan<strong>gen</strong>. Es ist sehr<br />
unwahrscheinlich, dass hier eine Art übersehen worden ist. Die Beobachtun<strong>gen</strong><br />
in Mahamouda beziehen sich auf Reste von Fischen die Fischer <strong>zur</strong>ückgelassen<br />
haben (eine Fangaktion mit dem Boot war aus zeitlichen Gründen nicht<br />
durchführbar). Da normalerweise auch Clarias-Arten gefischt werden, aber<br />
keine Reste gefunden werden konnten, gehen wir davon aus, dass der<br />
Afrikanische Lun<strong>gen</strong>fisch die einzige Fischart in dem Gewässer darstellt.<br />
43
Ökologische Untersuchun<strong>gen</strong> <strong>zur</strong> <strong>Wirbeltierfauna</strong> <strong>im</strong> <strong>südöstlichen</strong> <strong>Mauretanien</strong><br />
Tab. 3: Übersicht der erfassten Fischarten<br />
Guelta: Metraucha Tamourt: Bougari Gâat: Mahamouda<br />
Clarias anguillaris Clarias anguillaris<br />
Tilapia zillii Tilapia zillii<br />
3.1.5 Amphibien<br />
44<br />
Protopterus annectens Protopterus annectens<br />
Keines der Untersuchungsgebiete wurde während oder kurz nach einem<br />
Niederschlagsereignis besucht. Aus diesem Grunde taucht Bufo pentoni und<br />
Tomopterna cryptotis nicht auf dieser Liste auf. Diese beiden Arten verbrin<strong>gen</strong><br />
die Trockenzeit sehr tief eingegraben <strong>im</strong> Boden (RÖDEL 1996) sie kommen aber<br />
dort zumindest in der Nähe sicher vor.<br />
Tab. 4: Übersicht der erfassten Amphibien<br />
Guelta: Metraucha Tamourt: Bougari Gâat: Mahamouda<br />
Hoplobatrachus<br />
occipitalis<br />
Hoplobatrachus<br />
occipitalis<br />
Bufo xeros Bufo xeros<br />
Hilderantia ornata<br />
Hoplobatrachus<br />
occipitalis<br />
Bufo regularis<br />
Ptychadena<br />
maccarthyensis
3.1.6 Reptilien<br />
Alle Arten mit Ausnahme von Varanus niloticus, Python sebae und<br />
Darstellung der Ergebnisse<br />
Psammophis elegans wurden gefan<strong>gen</strong> und lie<strong>gen</strong> als Belegexemplare vor. Der<br />
Felsenpython konnte in Mahamouda nur an Hand von Spuren und einem toten<br />
Tier nachgewiesen werden. In Bougari und Metraucha wurde er vom Verfasser<br />
selbst nie beobachtet. Am Tamourt Bougari wurden jedoch Spuren gefunden<br />
und es existieren Fotos eines weiteren Projektmitarbeiters. Vom Guelta<br />
Metaucha gibt es glaubwürdige Schilderun<strong>gen</strong> von Einhe<strong>im</strong>ischen.<br />
Tab. 5: Übersicht der erfassten Reptilienarten<br />
Guelta: Metraucha Tamourt: Bougari Gâat: Mahamouda<br />
Crocodylus niloticus Crocodylus niloticus<br />
Agama boulengeri<br />
Agama boueti Agama boueti Agama boueti<br />
Tarentola parvicarinata Tarentola parvicarinata<br />
Tarentola ephippiata<br />
Tropiocolotes<br />
tripolitanus<br />
Acanthodacylus spec.<br />
Hemidactylus brooki<br />
Tropiocolotes<br />
tripolitanus<br />
Varanus niloticus Varanus niloticus Varanus niloticus<br />
(Python sebae) (Python sebae) Python sebae<br />
45
Ökologische Untersuchun<strong>gen</strong> <strong>zur</strong> <strong>Wirbeltierfauna</strong> <strong>im</strong> <strong>südöstlichen</strong> <strong>Mauretanien</strong><br />
Haemorhois dorri<br />
Psammophis elegans<br />
3.1.7 Säugetiere<br />
Die Erfassung der Säuger bezieht sich <strong>im</strong> wesentlichen auf Beobachtun<strong>gen</strong>.<br />
Gesammelt wurden nur Acomys cahirinus, Mastomys hildebrantii und Gerbillus<br />
cf. agag. Bei den Hasen könnte es sich auch um Lepus victoriae handeln (vgl.<br />
BÖHME & HUTTERER 1978). Die Arten sind nach äußeren Merkmalen auf große<br />
Entfernung nicht unterscheidbar.<br />
Tab. 6: Übersicht der erfassten Säugetierarten<br />
Guelta: Metraucha Tamourt: Bougari Gâat: Mahamouda<br />
Paraechinus<br />
aethiopicus<br />
46<br />
Felis libyca<br />
Genetta <strong>gen</strong>etta Genetta <strong>gen</strong>etta<br />
Procavia ruficeps<br />
Tadarida aegyptiaca<br />
Canis aureus<br />
Vulpes pallida Vulpes pallida<br />
Crivettictis civetta<br />
(Lepus capensis) (Lepus capensis)
Velovia vae<br />
Acomys cahirinus<br />
Mastomys hildebrantii<br />
Papio papio<br />
3.1.8 Vögel<br />
Euxerus erytropus<br />
Gerbillus cf. agag<br />
Arvicantis niloticus<br />
Darstellung der Ergebnisse<br />
Phacochoerus africanus<br />
Die Vogelarten wurden nur aufgeführt, wenn sie eindeutig best<strong>im</strong>mt werden<br />
konnten. Lediglich die Frage ob es sich um die Stein-, Galerida cristata oder<br />
Theklalerche Galerida theklae handelte muss offen bleiben.<br />
Tab. 7: Übersicht der erfassten Vogelarten<br />
Guelta: Metraucha Tamourt: Bougari Gâat: Mahamouda<br />
Actophilornis africanus Actophilornis africanus<br />
Apus pallidus<br />
Anas querquedula<br />
Ardea cinerea Ardea cinerea Ardea cinerea<br />
47
Ökologische Untersuchun<strong>gen</strong> <strong>zur</strong> <strong>Wirbeltierfauna</strong> <strong>im</strong> <strong>südöstlichen</strong> <strong>Mauretanien</strong><br />
Charadrius dubius<br />
Cigonia abd<strong>im</strong>ii<br />
48<br />
Ardea melanocephala<br />
Ardea purpurea Ardea purpurea<br />
Ardeola ralloides Ardeola ralloides<br />
Bubalornis albirostris<br />
Bubulcus ibis Bubulcus ibis<br />
Burhinus capensis<br />
Calidris minuta<br />
Capr<strong>im</strong>ulgus cl<strong>im</strong>curus<br />
Charadrius hiaticula<br />
Circaetus gallicus<br />
Chlidonias hybrida<br />
Chlidonias leucopterus<br />
Circus pygargus<br />
Coracias abysiniica Coracias abysiniica Coracias abysiniica<br />
Corvus albus Corvus albus<br />
Corvus rufficollis Corvus rufficollis<br />
Dendrocygna viduata
Emberiza buchanani<br />
Euplectes afer<br />
Galerida<br />
cristata/theklae ?<br />
Darstellung der Ergebnisse<br />
Dendrocygna bicolor<br />
Egretta alba Egretta alba<br />
Egretta garztta<br />
Elanus caeruleus<br />
Eremopterix nigriceps<br />
Eremopterixleucotis<br />
Fulica atra<br />
Falco biarmicus<br />
Gallinula chloropus Gallinula chloropus<br />
H<strong>im</strong>antopus<br />
h<strong>im</strong>antopus<br />
Hippolais allida<br />
Hirundo rustica<br />
Lagaonosticta rufopicta Lagaonosticta rufopicta<br />
Lagonosticta senegala Lagonosticta senegala<br />
Lamprotornis caudatus Lamprotornis caudatus<br />
H<strong>im</strong>antopus<br />
h<strong>im</strong>antopus<br />
49
Ökologische Untersuchun<strong>gen</strong> <strong>zur</strong> <strong>Wirbeltierfauna</strong> <strong>im</strong> <strong>südöstlichen</strong> <strong>Mauretanien</strong><br />
Lamprotornis<br />
chalybaeus<br />
Motacilla alba<br />
50<br />
Lamprotornis<br />
chalybaeus<br />
Lamprotornis pulcher<br />
Micronissus gabar<br />
Motacilla flava Motacilla flava<br />
Nycticorax nycticorax<br />
Lanius excubitor<br />
Leptoplilos<br />
crumeniferus<br />
Merops apiaster<br />
Merops persicus<br />
Milvus migrans Milvus migrans<br />
Oena capensis Oena capensis Oena capensis<br />
Passer griseus Passer griseus<br />
Passer luteus Passer luteus<br />
Pelecanus onocrotalus<br />
Phalacrocorax<br />
africanus<br />
Phalacrocorax carbo
Phoenicurus moussieri<br />
Ptilopachus petrosus<br />
Ptyonoprogne fuligula<br />
Oenanthe leucopyga<br />
Scopus umbretta<br />
Streptopelia<br />
senegalensis<br />
Thamnolaea<br />
cinnamomeiventris<br />
Psittacula krameri<br />
Riparia riparia<br />
Rostratula benghalensis<br />
Streptopelia<br />
senegalensis<br />
Tockus fasciatus<br />
Darstellung der Ergebnisse<br />
Platalea leucorodia<br />
Plectropterus<br />
gambiensis<br />
Plegadis falcinellus<br />
Pterocles exustus<br />
Sarkidiornis melanotos<br />
Streptopelia<br />
senegalensis<br />
Tachybaptus ruficollis<br />
51
Ökologische Untersuchun<strong>gen</strong> <strong>zur</strong> <strong>Wirbeltierfauna</strong> <strong>im</strong> <strong>südöstlichen</strong> <strong>Mauretanien</strong><br />
Tringa ochropus<br />
Tyto alba<br />
52<br />
Tockus nasutus<br />
Tringa glareola<br />
Upupa epops Upupa epops<br />
Vanellus spinosus<br />
Vidua macroura<br />
Tringa nebularia<br />
Tringa stagnatilis
4 Analyse und Bewertung der Ergebnisse<br />
4.1 Tamourt Bougari:<br />
Analyse und Bewertung der Ergebnisse<br />
Der Tamourt ist mit 59% der weitaus häufigste Gewässertyp in Ostmauretanien<br />
(DIAGANA, 2001). Charakterisiert ist er durch das Vorkommen von Acacia<br />
nilotica. Diese Tatsache klingt sehr s<strong>im</strong>pel, ist aber von einer sehr<br />
weitreichenden ökologischen Konsequenz. Acacia nilotica benötigt für ihr<br />
Wachstum ganz best<strong>im</strong>mte periodische Überschwemmungsereignisse (s.o.).<br />
Durch die Existenz dieses Baumes wird nicht nur diese Situation angezeigt,<br />
sondern auch ein Hinweis auf ökologische Zusammenhänge gegeben.<br />
Die Unregelmäßigkeit der Niederschläge in Raum, Zeit und Menge wird<br />
dadurch ausgeglichen, dass ein Tamourt einen sehr großen<br />
Wassereinzugsbereich besitzt. In diesem läuft mehr Wasser zusammen,<br />
als er halten kann. Überschüssiges Wasser fließt durch einen Überlauf<br />
ab. Im Wachstumsbereich von Acacia nilotica wird die max. Wassertiefe<br />
1,5 Meter nicht überschritten.<br />
Durch dieses regulative System ist auch bei weniger ergiebi<strong>gen</strong> Re<strong>gen</strong>zeiten<br />
<strong>gen</strong>ü<strong>gen</strong>d Wasser garantiert. Aus diesem Grund kann sich eine Fauna halten,<br />
deren Arten sonst erst <strong>im</strong> re<strong>gen</strong>reicheren Süden eine weite Verbreitung<br />
aufweisen (z.B. Nilwaran, (Varanus niloticus), Frösche (Ptychadena spec.,<br />
Kassina senegalensis)). Evolutiv können sich Tiere umso besser an extreme<br />
Umweltbedingun<strong>gen</strong> anpassen, je regelmäßiger sie sind. Solche<br />
hydrogeologischen Systeme können, wenn sie entsprechend große Men<strong>gen</strong><br />
abfließendes Oberflächenwasser sammeln, relativ weit nach Norden, in die<br />
Wüstenrandbereiche hinein vorkommen (z.B. Tamourt Na âj / Targant). Durch<br />
die geringe Niederschlagsmenge und die Tatsache, dass Niederschlagsereignisse<br />
meist sehr lokal auftreten, gibt es in ganz Ostmauretanien keine Fließgewässer.<br />
Alles Wasser sammelt sich praktisch in Senken. Damit kommt es zu<br />
53
Ökologische Untersuchun<strong>gen</strong> <strong>zur</strong> <strong>Wirbeltierfauna</strong> <strong>im</strong> <strong>südöstlichen</strong> <strong>Mauretanien</strong><br />
Verinselun<strong>gen</strong> der Biotope und ihrer Tierpopulationen. Die Isolation der<br />
Populationen ist dabei proportional <strong>zur</strong> Wasserabhängigkeit und der Mobilität<br />
der Tierarten. Der Effekt zeigt sich selbst bei Vögeln. In Bougari ist der Anteil<br />
der afrotropischen Nichtwasservögel mit 61 % auffällig hoch. Mit zunehmender<br />
Trockenzeit n<strong>im</strong>mt die Artenzahl <strong>im</strong>mer mehr zu, um mit dem ersten Re<strong>gen</strong><br />
schlagartig abzunehmen, weil sich die Tiere weiträumig verteilen.<br />
Im Ge<strong>gen</strong>satz zu Gâats, steht der relativen Artenfülle (auf die Fläche bezo<strong>gen</strong>)<br />
an Tamourten eine geringe Individuendichte ge<strong>gen</strong>über. Dies lässt sich auf<br />
deutlich mehr ökologische Nischen <strong>zur</strong>ückführen, die ein Tamourt bietet. Neben<br />
der Präsenz des Wassers spielt hier der dichte und hohe Baumbestand durch<br />
Acacia nilotica eine bedeutende Rolle. Hier finden Tiere Verstecke, Futter,<br />
Schatten, Brutplätze usw.. Durch die hohe Anzahl an Pr<strong>im</strong>ärkonsumenten<br />
werden schließlich auch viele Räuber angezo<strong>gen</strong>, wie z.B. der Honigdachs<br />
(Mellivora capensis), die Zibetkatze (Crivettictis civetta), die Ginsterkatze<br />
(Genetta <strong>gen</strong>etta), die Falbkatze (Felis libyca) und der Blassfuchs (Vulpes<br />
pallida) (s. Tab. Kpl. 3).<br />
Als Lebensraum und Futtergründe für Wat- und Wasservögel spielen die<br />
Tamourte eine untergeordnete Rolle. Als Brutgebiete sind sie für diese jedoch<br />
enorm wichtig (Tamourt Talli, Brutkolonie mit ca. 500 Brutpaaren Kuhreihern,<br />
Bubulcus ibis) da viele Arten hierzu dichte Bäumbestände benöti<strong>gen</strong>.<br />
Der untersuchte Tamourt Bougari unterscheidet sich von allen anderen<br />
Tamourten durch die Schw<strong>im</strong>mpflanze Pistia stratiotes. Vermutlich wurde sie<br />
durch Tankwa<strong>gen</strong> während Bauarbeiten für die nahe Teerstraße eingeführt.<br />
Diese Schw<strong>im</strong>mpflanze bedeckt heute etwa 30 Prozent der Wasseroberfläche.<br />
Sie besiedelt die Flachwasser- und Uferbereiche. Denkbar wäre, dass gerade<br />
diese Pflanze <strong>zur</strong> Verlandung beiträgt. Neben dem Eintrag an Biomasse fördert,<br />
die trichterförmig aufra<strong>gen</strong>de Wuchsform von Pistia den Eintrag äolischer<br />
54
Analyse und Bewertung der Ergebnisse<br />
Sed<strong>im</strong>ente. Sollte dies zutreffen, ergibt sich die Frage, inwieweit sich der<br />
Nährstoffeintrag durch Haustiere negativ auswirkt. Ansonsten ist die<br />
Verlandung sahelischer Feuchtgebiete durch Pflanzenwuchs eher untypisch, da<br />
eine Ufervegetation fehlt.<br />
Die Acacia nilotica-Bestände Bougaris scheinen sehr alt zu sein. Größere<br />
Bäume dieser Art kennt der Verfasser nur noch aus Tamchekett. Überhaupt<br />
scheint es einen Süd-Nord-Gradienten zu geben, mit den größeren Bäumen <strong>im</strong><br />
Norden. Das Holz von Acacia nilotica wird gerne als Bauholz und <strong>zur</strong><br />
Herstellung von Holzkohle verwendet. Offiziell dürfen nur tote Teile geschla<strong>gen</strong><br />
werden. Auffällig in Bougari ist, dass große, gefällte Stämme nicht<br />
weiterverwendet werden. Nur selten werden die Stämme zu Holzkohle<br />
weiterverarbeitet. Für die dort lebenden Krokodile hat dies den praktischen<br />
Nutzen, dass die Stämme als Sonnenplätze besetzt werden können. Acacia<br />
nilotica-Holz ist schwerer als Wasser und schw<strong>im</strong>mt daher nicht. Viele Stämme<br />
sind so weit vom Ufer entfernt, dass sich die Tiere von herannahenden<br />
Menschen nicht stören lassen. Sonst müssten sich die Tiere am Ufer sonnen. Da<br />
das Gewässer häufig von Menschen frequentiert wird, können sich durch<br />
fehlende Thermoregulation Nachteile für die Reptilien ergeben. Der Verfasser<br />
konnte am Tage nur drei Mal Krokodile beobachten, die sich am Ufer sonnten.<br />
Die maurische Bevölkerung konsumiert in der Regel keinen Fisch.<br />
Üblicherweise sind es Fischer aus Mali, die sich die Nutzungsrechte bei den<br />
anlie<strong>gen</strong>den Dörfern erbeten. Die Fangmethoden sind sehr einfach. Wenn der<br />
Tamourt anfängt auszutrocknen, wird so lange gewartet, bis die Fische so<br />
zusammengedrängt sind, dass sie mit einem Stock erschla<strong>gen</strong> werden können.<br />
Ist abzusehen, dass das Gewässer bis <strong>zur</strong> Re<strong>gen</strong>zeit nicht austrocknet, werden<br />
die Fische normalerweise geangelt. Netze kommen selten zum Einsatz. Erbeutet<br />
werden in der Regel Protopterus annectens und Clarias anguillaris.<br />
Erstaunlicherweise wird der schnellwüchsige Tilapia zillii verschmäht. Zur<br />
55
Ökologische Untersuchun<strong>gen</strong> <strong>zur</strong> <strong>Wirbeltierfauna</strong> <strong>im</strong> <strong>südöstlichen</strong> <strong>Mauretanien</strong><br />
Konservierung werden die Fische geräuchert. Dies ist die einzige Möglichkeit,<br />
die Fische für den lan<strong>gen</strong> Weg nach Mali, manchmal bis Bamako, zu<br />
konservieren. Der Verbrauch an Holz kann dabei Ausmaße annehmen, die zu<br />
einer Übernutzung der vorhandenen Ressource führen. Für den speziellen Fall in<br />
Bougari ist dies sicherlich (noch) nicht gravierend.<br />
Der Ertrag an Frischfisch belief sich nach ei<strong>gen</strong>en Schätzun<strong>gen</strong> (2001) auf etwa<br />
2 Tonnen. Eine weitere Studie (DIAGANA, 2001) durch das Projekt GIRNEM<br />
geht nach Befragung der Bevölkerung von 1 Tonne geräuchertem Fisch aus, mit<br />
einem Verkaufswert in Mali von etwa 550 Euro. Verwendet wurde<br />
ausschließlich Clarias anguillaris. Die zwei Fischerfamilien bestanden aus<br />
insgesamt 7 Personen. Ein kleiner Teil des Fangs wurde an die anwohnende<br />
Dorfbevölkerung verteilt.<br />
In Bougari gibt es, die Fische betreffend, eine interessante Situation. Der<br />
Tamourt wird in der Re<strong>gen</strong>zeit über ein Wadi gespeist, das vorher über einen<br />
Felsabbruch und ein dort lie<strong>gen</strong>des Guelta (Metraucha) fließt. Dieses Guelta<br />
trocknet selbst nach drei, vier niederschlagsarmen Jahren nicht aus. Es wird<br />
durch eine Quelle zusätzlich gespeist. In dem relativ kleinen Felsbecken leben<br />
zwei Fischarten (Tilapia zillii, Clarias anguillaris). Beide kommen auch <strong>im</strong><br />
Tamourt vor. Trocknet dieser aus, sterben zuerst die Buntbarsche, Tilapia zillii<br />
und später auch die Kiemensackwelse, Clarias anguillaris. Der Wels kann zwar<br />
selbst <strong>im</strong> feuchten Schlamm überleben, weil er atmosphärische Luft atmen kann,<br />
er vermag sich aber nicht in den Boden einzugraben und dort zu überdauern wie<br />
der Lun<strong>gen</strong>fisch. Im Tamourt kommen also drei Fischarten vor, von denen zwei<br />
nur durch <strong>im</strong>mer wieder stattfindende Neubesiedlung durch die<br />
Gueltapopulation dort leben. Daraus ergeben sich Konsequenzen die in Kap. 6.1.<br />
besprochen werden.<br />
Insgesamt betrachtet, lässt sich für Bougari keine Ressourcennutzung feststellen,<br />
56
Analyse und Bewertung der Ergebnisse<br />
die über ein nachhaltiges Maß hinausgeht. Ganz <strong>im</strong> Ge<strong>gen</strong>teil. In Bereichen wie<br />
dem Fischfang ist sie noch nicht ausgeschöpft. An anderen Tamourts kann die<br />
Situation ganz anders aussehen, wie <strong>im</strong> fol<strong>gen</strong>den kurz beschrieben werden soll.<br />
Finden sich relativ viele Fischarten in einem Gewässer, lässt dies auf ein<br />
Wiederbesiedlungssystem schließen oder darauf, dass das Feuchtgebiet über<br />
mehrere Jahre nicht ausgetrocknet ist. Ist letzteres der Fall, dann gilt: Je mehr<br />
Fischarten (außer Protopterus annectens) vorkommen, umso länger lie<strong>gen</strong> die<br />
Austrocknungsereignisse auseinander. Im Tamourt Talli beispielsweise lebten<br />
Protopterus annectens, Clarias anguillaris und Barbus cf. pobeguini.<br />
Vermutlich wurden sie von Wasservögeln hierher verschleppt, da es in dieser<br />
Region keine Felsgebiete mit Gueltas o. ä. gibt. Nach Aussa<strong>gen</strong> der<br />
Bevölkerung trocknete der Tamourt vor sechs Jahren das letzte Mal komplett<br />
aus. Zumindest die beiden Arten Clarias anguillaris und Barbus cf. pobeguini<br />
müssen in dieser Zeit durch Vögel eingeschleppt worden sein, denn sie können<br />
ein totales Austrocknen des Tamourt nicht überleben. Nach dem Talli 2001<br />
durch Abpumpen gewaltiger Wassermen<strong>gen</strong> für den Straßenbau stark<br />
geschrumpft ist und in der Re<strong>gen</strong>zeit kaum Niederschlag gefallen ist, ist er<br />
dieses Jahr komplett trockengefallen. Clarias anguillaris und Barbus cf.<br />
pobeguini sind dadurch verschwunden. Die Fischer haben damit eine nutzbare<br />
Art verloren.<br />
4.2 Guelta Metraucha<br />
Als Guelta werden allgemein Wasserstellen in Felsregionen des ariden<br />
Nordafrika bezeichnet. In der Regel werden sie durch Re<strong>gen</strong>wasser gespeist.<br />
Seltener, wie <strong>im</strong> Fall Metraucha, sor<strong>gen</strong> Quellen für eine Wasserversorgung.<br />
Gueltas sind in der Sahara die vorherrschende Form offenen Wassers, da die<br />
Niederschlagswahrscheinlichkeit in Bergregionen höher ist und die Felsbecken<br />
oft tief und beschattet sind, so dass die Verdunstung reduziert ist. Die<br />
57
Ökologische Untersuchun<strong>gen</strong> <strong>zur</strong> <strong>Wirbeltierfauna</strong> <strong>im</strong> <strong>südöstlichen</strong> <strong>Mauretanien</strong><br />
Bezeichnung Guelta bezieht sich nur auf die Lage der Wasserstelle. Der Begriff<br />
Guelta sagt weder etwas aus über Größe, noch über die Zeitspanne in der<br />
Wasser vorhanden.<br />
Die ökologische Bedeutung eines Gueltas ist damit proportional <strong>zur</strong><br />
Dauer, in der Wasser <strong>zur</strong> Verfügung steht. Die Besonderheit des<br />
Ökosystems Guelta ergibt sich aus dem Zusammenspiel zwischen der<br />
Präsenz von Wasser und dem Vorkommen von Tierarten, die auf<br />
Felshabitate spezialisiert sind.<br />
Für Metraucha sind bei den Säugetieren vor allem Pavian (Papio papio),<br />
Klippschliefer (Procavia capensis), Senegal-Gundi (Velovia vae) und<br />
Stachelmaus (Acomys cahirinus) zu nennen. Selbst unter den Vögeln gibt es<br />
einige, die sich auf Felshabitate spezialisiert haben z.B. das Felsen-Rebhuhn<br />
(Ptilopachus petrosus), die Hausammer (Emberiza striolata), die Felsentaube<br />
(Columba livia) und der Fels-Termitenschmätzer (Thamnolea<br />
cinnamomeiventis). Keine der hier <strong>gen</strong>annten Arten wurde jemals an dem nur<br />
drei Kilometer entfernten Tamourt Bougari beobachtet. Neben diesen<br />
Felsspezialisten nutzen natürlich viele andere Arten Metraucha einfach als<br />
Trickwasservorkommen, wie z.B. die nachgewiesene Ginsterkatze (Genetta<br />
<strong>gen</strong>etta) oder der Wüstenigel (Paraechinus aethiopicus). Durch das hetero<strong>gen</strong>e<br />
Relief entsteht die unterschiedlichste Wasserversorgung für Pflanzen. Dies<br />
bringt eine sehr artenreiche Vegetation hervor mit vielen schatti<strong>gen</strong> Plätzen und<br />
unterschiedlichsten Kleinsthabitaten, die wiederum eine hohe Faunendiversität<br />
ermöglicht. So befinden sich auf kleinem Raum relativ viele Arten, jedoch mit<br />
jeweils weni<strong>gen</strong> Individuen.<br />
Durch den relativ guten Schutz vor Räubern in Felshabitaten nehmen Gueltas als<br />
Brutgebiete für Vögel eine wichtige Rolle ein. Im Falle von Metraucha konnten<br />
Nistnachweise von Nachtreihern (Nycticorax nycticora), der Schleiereule (Tyto<br />
alba) und Euplectes afer erbracht werden. Für Zugvögel spielt Metraucha eine<br />
58
Analyse und Bewertung der Ergebnisse<br />
untergeordnete Rolle. Mit einer Ausnahme. Es konnte der äußerst seltene und<br />
scheue Schwarzstorch mehrfach hier beobachtet werden. Er benötigt<br />
deckungsreiche, versteckte Rückzugsgebiete.<br />
Eine weitere Besonderheit stellt Metraucha durch seine Fischfauna dar. Durch<br />
die permanente Wasserversorgung können sich hier Buntbarsch (Tilapia zillii)<br />
und Kiemensackwels (Clarias anguillaris) halten (s. o.)<br />
Bisher wurde Metraucha lediglich von Hirten als Tränke für ihr Vieh <strong>gen</strong>utzt.<br />
Durch den vornehmlich felsi<strong>gen</strong> Untergrund findet keinerlei Agrikultur statt. Im<br />
Untersuchungsjahr 2001 wurde jedoch, nach Aussage der Bevölkerung, das<br />
erste Mal in diesem Guelta gefischt. Dies stellt in zweierlei Hinsicht ein<br />
Problem dar. Erstens können Krokodile sich in den verwendeten Stellnetzen<br />
verfan<strong>gen</strong> und ersticken (vgl. 4. Krokodile) und zweitens ist die Wassermenge<br />
so klein, dass ohne Probleme alle größeren reproduktionsfähi<strong>gen</strong> Fische<br />
abgefan<strong>gen</strong> werden können. Im besonderen Fall von Metraucha ist damit die<br />
Wiederbesiedlung des Tamourt Bougari mit Fischen weniger effektiv.<br />
Generell gesehen repräsentieren Gueltas, sowohl in ihrer Fläche als auch in ihrer<br />
Häufigkeit nur einen kleinen Teil der Feuchtgebiete Ostmauretaniens.<br />
Höchstens 9% (DIAGANA, 2001) der von GIRNEM katalogisierten<br />
Feuchtgebiete <strong>im</strong> Projektgebiet entsprechen diesem Typ. Zusätzlich werden die<br />
meisten Gueltas durch Anle<strong>gen</strong> von Gärten und kleinen Obstanla<strong>gen</strong> <strong>gen</strong>utzt.<br />
Häufig werden die relativ kleinen Gebiete dafür eingezäunt oder die Menschen<br />
leben in unmittelbarer Nähe und Wildtiere sind dadurch vom Zugang zum<br />
Wasser ausgeschlossen. Dies trifft in erster Linie auf größere Vögel und<br />
Säugetiere zu. Bertoffen sind vor allem Affen, wie der Pavian (Papio papio) und<br />
der Husarenaffe (Erythrocebus patas). Sie können verheerende Schäden in<br />
Pflanzun<strong>gen</strong> anrichten und werden daher oft getötet. Sie sind aber als<br />
Felsbewohner auf Gueltas für ihr Trinkwasser angewiesen. In Metraucha<br />
59
Ökologische Untersuchun<strong>gen</strong> <strong>zur</strong> <strong>Wirbeltierfauna</strong> <strong>im</strong> <strong>südöstlichen</strong> <strong>Mauretanien</strong><br />
bestehen diese Konflikte um die Ressource Wasser zwischen Wildtier und<br />
Mensch nicht. Dies zeigt sich schon durch die Tatsache, dass hier mehrfach<br />
große Gruppen von Pavianen (bis zu 70 Tiere) beobachtet werden konnten.<br />
Zusammen mit der relativen Größe des Gebietes und der permanenten<br />
Wasserversorgung ist es aus ökologischer Sicht ein sehr wertvolles Gebiet.<br />
4.3 Gâat Mahamouda<br />
Typisch für beide Formen der permanenten als auch der temporären Gâats ist,<br />
dass sie in sehr flachen Senken entstehen. Durch die große Ausdehnung bei<br />
geringer Wassertiefe verringern sie in der Trockenzeit sehr schnell ihre Fläche.<br />
Nur sehr wenige Pflanzen schaffen es, sich der schnell ändernden<br />
Feuchtigkeitssituation anzupassen. Daraus ergibt sich das Fehlen einer<br />
Uferrandvegetation und Acacia nilotica, typische Pflanze der weiteren<br />
Randbereiche ist Acacia seyal. In der Trockenzeit entstehen große<br />
vegetationslose Flächen. Diese werden nachts zum Biotop von Hasen (Lepus<br />
capesis) und Nachtschwalben der Familie Capriulgidae.<br />
Die wichtigste ökologische Bedeutung der Gâats ist die Funktion als<br />
Lebensraum für Wasservögel. Besonders Gänse und Entenvögel sind auf<br />
vegetationslose, freie Wasserflächen angewiesen. Stelz- und Watvögel<br />
benöti<strong>gen</strong> flache Uferzonen.<br />
Durch ihre große Ausdehnung bieten sie Lebensraum für viele, oft Tausende<br />
Individuen. Die Artenzahl ist dage<strong>gen</strong> <strong>im</strong> Verhältnis <strong>zur</strong> Fläche gering. Ähnlich<br />
wie bei den Pflanzen, können Gâats nur von Tierarten besiedelt werden, die<br />
flexibel <strong>gen</strong>ug auf Veränderun<strong>gen</strong> des Wasserstandes reagieren können und nicht<br />
auf Vegetation angewiesen sind. Im wesentlich sind dies Vögel und größere<br />
Säugetiere die mobil <strong>gen</strong>ug sind. Ausnahmen bilden extrem angepasste Tierarten,<br />
wie z.B. der Lun<strong>gen</strong>fisch (Protopterus annectens) und einige Am-phibienarten,<br />
60<br />
die sogar mehrjährige Trockenperioden <strong>im</strong> Boden überdauern können.
Analyse und Bewertung der Ergebnisse<br />
Eine weitere wichtige Bedeutung der Gâats resultiert aus ihrer Funktion<br />
als Futtergründe für paläarktische Zugvögel (PZ), nach bzw. vor ihrem<br />
Flug über die Sahara (BRUDERER & JENNI 1988). Dies ist nach dem<br />
erschöpfenden Zug für die Tiere überlebenswichtig.<br />
Im Januar 2000 wurden in Mahamouda über 55 000 Wasservögel gezählt, <strong>im</strong><br />
Vergleich dazu <strong>im</strong> September 2000 nur etwas über 2000 (YELLI, 2000).<br />
Über die Lebensweise der afrotropischen Wasservögel und ihr Zugverhalten in<br />
<strong>Mauretanien</strong> ist auf Grund mangelnder Forschung zu wenig bekannt, um<br />
darüber Aussa<strong>gen</strong> zu machen. Durch das Fehlen von Baumvegetation sind die<br />
Gâats, abgesehen von weni<strong>gen</strong> bodenbrütende Arten wie Kiebitze, keine<br />
Brutgebiete.<br />
Im speziellen Fall von Mahamouda, das als Untersuchungsgebiet ausgesucht<br />
wurde, besteht das Problem, dass es nur teilweise repräsentativ für ein typisches<br />
Gâat ist (vgl. 2.2.1). Erstens steht ganzjährig Wasser <strong>zur</strong> Verfügung und<br />
zweitens lie<strong>gen</strong> <strong>im</strong> Nordosten kleine Teile, die als Tamourt zu charakterisieren<br />
sind. Die Fauna ist somit deutlich vielfältiger als zu erwarten. So kommt neben<br />
dem Goldschakal, (Canis aureus) das Warzenschwein, (Phacochoerus<br />
africanus) vor. Das Warzenschwein hat hier <strong>im</strong> gesamten Ostmauretanien seine<br />
nördlichste Verbreitung. In dem Bereich, der mit Acacia nilotica bewachsen ist,<br />
und in der steini<strong>gen</strong> Hügelkette, die sich <strong>im</strong> Westen an Mahamouda anschließt,<br />
trifft man auf ungewöhnlich viele afrotropische Nichtwasservögel. Auch der<br />
seltene Felsenpython (Python sebae)scheint auf dieses Gebiet spezialisiert zu<br />
sein. Im Osten wird Mahamouda ebenfalls durch eine steinige Hügelkette<br />
begrenzt. Als für Gâats eher untypische Arten sind auch die beiden Geckos<br />
(Tropiocolotes tripolitanus, Hemidacthylus brooki) zu nennen, die Steine als<br />
Verstecke brauchen. Eine weitere Besonderheit ist die Pflanze Ipomoea spec..,<br />
die in <strong>Mauretanien</strong> vom Autor sonst nur noch am Lac Aleg gesichtet wurde. Sie<br />
61
Ökologische Untersuchun<strong>gen</strong> <strong>zur</strong> <strong>Wirbeltierfauna</strong> <strong>im</strong> <strong>südöstlichen</strong> <strong>Mauretanien</strong><br />
ist die einzige Pflanze, die die freien Flächen <strong>im</strong> Süden besiedelt und dabei<br />
dichte Horste bildet. Daraus entstehen Kleinstbiotope für Amphibien (Bufo<br />
regularis) und Schlan<strong>gen</strong> (Echis leucogaster), die dort sonst nicht überleben<br />
könnten.<br />
Die untypische Vielfalt an Biotopen Mahamoudas ist die Grundlage einer<br />
ungewöhnlichen Artenfülle. Außerdem ist es das größte Feuchtgebiet in<br />
ganz <strong>Mauretanien</strong> (außer Lac Rkîz, der ei<strong>gen</strong>tlich nur ein ehemaliger<br />
Arm des Senegalfusses ist) und wichtigstes Rückzugsgebiet für die<br />
seltenen und geschützten Trappenvögel, wie z.B. Ardeotis arabs.<br />
Mahamouda ist ökologisch eines der wichtigsten Feuchtgebiete<br />
Ostmauretaniens!<br />
Wie alle Feuchtgebiete werden auch Gâats als Viehtränke <strong>gen</strong>utzt. Darüber<br />
hinaus sind die freien Flächen, die durch den Rückzug des Wassers entstehen,<br />
ideal, um Hackfeldbau zu betreiben. Große Flächen werden so ackerbaulich<br />
<strong>gen</strong>utzt. Konflikte zwischen Ökonomie und Ökologie treten dabei nicht auf.<br />
Sobald das Wasser verschwunden ist, suchen sich die Wildtiere andere Stellen.<br />
Selbst die Einzäunung der Ackerflächen bleibt für das Tierleben unerheblich.<br />
Die Dörfer bei Mahamouda lie<strong>gen</strong> relativ weit von dem permanent<br />
wasserführenden Teil entfernt und befinden sich <strong>im</strong> überschwemmungssicheren<br />
Norden. Die Versorgung mit Brennholz wird durch näher lie<strong>gen</strong>de Bestände von<br />
Acacia seyal und Balanites aegyptiaca gedeckt. Abholzung von Acacia nilotica<br />
findet nicht statt. Als einziger negativer anthropo<strong>gen</strong>er Einfluss in Mahamouda<br />
ist die unkontrollierte Jagd zu nennen. Diese wird <strong>im</strong> übernächsten Abschnitt<br />
gesondert diskutiert.<br />
4.4 Krokodile<br />
Nach den Untersuchun<strong>gen</strong> deutet alles darauf hin, dass die Krokodile nur an<br />
zwei der drei untersuchten Feuchtgebietstypen zu finden sind. Gâats, auch wenn<br />
62
Analyse und Bewertung der Ergebnisse<br />
sie permanent Wasser führen (beispielsweise Mahamouda und Lac Aleg),<br />
werden nicht von Krokodilen besiedelt. Auch Tamourts werden nur besiedelt,<br />
wenn in einer Entfernung bis 5 km <strong>im</strong> Umkreis Felsregionen anzutreffen sind.<br />
Von der Bevölkerung wird <strong>im</strong>mer wieder berichtet, dass die Reptilien sich be<strong>im</strong><br />
Austrocknen der Gewässer in die Felsgebiete <strong>zur</strong>ückziehen. Telemetrisch konnte<br />
das letzten Endes nicht bewiesen werden. Es liegt aber nahe, dass es sich so<br />
verhält. Tamourts ohne Felsregionen in der Nähe werden nur dann besiedelt,<br />
wenn die Ufer des Gewässers Hänge aufweisen, die es den Krokodilen erlauben,<br />
selbst Gänge zu graben, in denen sie die Trockenzeit überdauern können. Solche<br />
Baue konnten bisher allerdings nur in Bougari und Tâmchekket nachgewiesen<br />
werden. Auffällig ist, dass Krokodile <strong>im</strong> Süden der Provinzen Hodh Ech<br />
Chargui und Hodh El Gharbi fehlen. Der Verfasser führt dies auf<br />
unkontrollierte Jagd <strong>zur</strong>ück. Im Ge<strong>gen</strong>satz zu den Mauren ja<strong>gen</strong> die Ethnien <strong>im</strong><br />
Süden Krokodile. Trotz Bejagung gibt es allerdings heute noch Vorkommen von<br />
Crocodylus niloticus in Felsregionen des südlichen Assaba. Die maurische<br />
Bevölkerung glaubt, dass die Wasservorkommen versie<strong>gen</strong>, sollten die<br />
Krokodile aussterben. Einen heili<strong>gen</strong> Charakter wie es den Krokodilen teilweise<br />
<strong>im</strong> Südsahel nachgesagt wird, haben sie für die Mauren allerdings nicht. Es gibt<br />
auch Krokodilpopulationen, die nach ei<strong>gen</strong>en Beobachtun<strong>gen</strong> nicht<br />
überlebensfähig sind. In Mat Mata <strong>im</strong> Targant z.B. konnten nach der Re<strong>gen</strong>zeit<br />
vier der angeblichen fünf adulten Exemplare nachgewiesen werden, jedoch<br />
keine Jungtiere. Dies liegt sicher an den natürlichen kl<strong>im</strong>atischen<br />
Gegebenheiten.<br />
Trotzdem lässt sich festhalten, dass die Situation der Krokodile in<br />
Ostmauretanien, so wie sie sich heute darstellt, als stabil angesehen<br />
werden kann. Die Bestandszahlen sind nicht hoch aber ein gravierender<br />
negativer anthropo<strong>gen</strong>er Einfluss auf die Krokodilpopulationen konnte<br />
in Ostmauretanien nicht festgestellt werden.<br />
63
Ökologische Untersuchun<strong>gen</strong> <strong>zur</strong> <strong>Wirbeltierfauna</strong> <strong>im</strong> <strong>südöstlichen</strong> <strong>Mauretanien</strong><br />
Entlang des Senegal und seinem Nebenfluss Karakoro sieht es dage<strong>gen</strong> anders<br />
aus. Dort sind Krokodile heute extrem selten bzw. ausgestorben. Dies gilt für<br />
beide dort vorkommenden Arten (Crocodylus niloticus, Crocodylus<br />
cataphractus). Ein Grund dafür ist sicherlich die Stellnetzfischrei. Vor allem<br />
Jungtiere verfan<strong>gen</strong> sich in den Netzen und ertrinken. Lediglich <strong>im</strong> Djoudj<br />
Nationalpark (Senegal) ist das Nilkrokodil noch häufig anzutreffen.<br />
4.5 Jagd<br />
Die Untersuchun<strong>gen</strong> haben gezeigt, dass der negative Einfluss des Menschen<br />
auf die Wildtierpopulationen an den Feuchtgebieten meist lokal begrenzt,<br />
reversibel und wenig gravierend ist. Die Landwirtschaft ist wenig intensiv,<br />
Dünger- und Pestizideinsatz findet schon aus Kostengründen nicht statt. Es gibt<br />
jedoch best<strong>im</strong>mte Tiergruppen, die in der Vergan<strong>gen</strong>heit drastische Rückgänge<br />
in ihren Bestandszahlen zu verzeichnen haben. Der Grund hierfür ist nach<br />
Meinung des Verfassers in der unkontrollierten Jagd zu suchen. Viele Arten sind<br />
schon ausgerottet (z.B Säbelanthilope, (Oryx dammah), Wasserbock (Kobus<br />
ellipsiprymnus), Strauß (Struthio camelus), Leieranthilope (Damaliscus<br />
lunatus), Kuhanthilope (Alcelaphus buselaphus)) Andere, wie Mendesanthilope<br />
(Addax nasomaculatus), Damagazelle (Gazella dama) und Mähnenschaf<br />
(Ammotragus laervia) stehen kurz davor. Selbst die anpassungsfähi<strong>gen</strong><br />
Gazellenarten (Dorcasgazelle, Gazella dorcas und Thomsongazelle, Gazella<br />
rufifrons) sind in <strong>Mauretanien</strong> sehr selten geworden. Als Negativbeweis für den<br />
starken Einfluss der Jagd kann das Warzenschwein (Phacochoerus africanus)<br />
dienen. Es darf aus religiösen Gründen nicht gegessen werden und ist deshalb<br />
als einziges Großwild <strong>im</strong> Süden noch häufiger anzutreffen. Die Dürrejahre der<br />
Siebziger und Achtziger hatten schon die Lebenssituation der Tiere<br />
verschlechtert. Aber vor allem haben neuere und effektivere Jagdmethoden, wie<br />
das Schießen aus Fahrzeu<strong>gen</strong> heraus, <strong>zur</strong> Reduktion der Populationszahlen<br />
beigetra<strong>gen</strong>. Gerade in ariden Gebieten können Tiere so besonders schnell<br />
64
Analyse und Bewertung der Ergebnisse<br />
ausgerottet werden. Dies liegt zum einen, aufgrund der extremen<br />
Lebensbedingun<strong>gen</strong>, an der gerin<strong>gen</strong> Reproduktionsrate. Zudem kann in<br />
ungünsti<strong>gen</strong> Jahren die Jungtiersterblichkeit beinahe bei 100 Prozent lie<strong>gen</strong>.<br />
Zum anderen erlaubt die über weite Entfernun<strong>gen</strong> freie Sicht auf die Herden, die<br />
keine Deckung finden, mit Auto und Gewehr einen raschen Jagderfolg.<br />
Die Bevölkerung <strong>Mauretanien</strong>s ist zwar nicht groß, aber <strong>im</strong> ganzen Land<br />
verteilt. Das heißt, größere Rückzugsgebiete für das Wild fehlen. Sind die<br />
Tierarten erst ausgestorben, werden in Zukunft alle Möglichkeiten der<br />
nachhalti<strong>gen</strong> Nutzung wie z.B. durch touristische Jagd hinfällig. Die<br />
diesbezügliche Wildtiernutzung wurde <strong>im</strong>mer wieder in ihrer ökologischen<br />
Vertretbarkeit diskutiert (WILSON (Hrsg.), 1992, GTZ & BfN, 2000). Die<br />
Realität in <strong>Mauretanien</strong> und eini<strong>gen</strong> anderen Maghrebländern ist aber so, dass<br />
<strong>im</strong>mer häufiger zahlungskräftige Jagdgesellschaften aus dem arabischen Raum<br />
kommen, um die Tierarten zu ja<strong>gen</strong>, die es bei ihnen schon nicht mehr gibt. Die<br />
gesamte Tradition der Falknerei in Saudi-Arabien dient z.B. nur dazu, kleinere<br />
Trappenarten zu erbeuten. Eine nachhaltige Nutzung von Wildtierbeständen<br />
kann aber nur dann erfolgreich sein, wenn zwei Bedingun<strong>gen</strong> erfüllt sind: a) die<br />
Jagd nach populationsökologischen Gesichtspunkten geregelt ist und b) diese<br />
von der Bevölkerung akzeptiert und kontrolliert wird, nach dem Prinzip - Schutz<br />
durch Partizipation (JELDEN, et al 1998). Die Ausweisung von Schutzgebieten<br />
würde die Kontrollmöglichkeiten erhöhen, aber ein Schutzgebiet für Huftiere<br />
und ihre Räuber müsste riesige D<strong>im</strong>ensionen aufweisen. Dies hängt mit den<br />
räumlichen und annuellen Schwankun<strong>gen</strong> der Niederschläge zusammen, und mit<br />
den begrenzten Futterreserven. Nicht umsonst lie<strong>gen</strong> die größten Nationalparks<br />
Afrikas in der Sahara und <strong>im</strong> Sahel (Das Aïr und Ténéré National Reserve <strong>im</strong><br />
Niger und das Ouadi R<strong>im</strong>é-Ouadi Ach<strong>im</strong> Faunal Reserve <strong>im</strong> Tschad.).<br />
65
Ökologische Untersuchun<strong>gen</strong> <strong>zur</strong> <strong>Wirbeltierfauna</strong> <strong>im</strong> <strong>südöstlichen</strong> <strong>Mauretanien</strong><br />
4.6 Nutzungskonflikte<br />
Laut GIRNEM stellt das Hauptproblem <strong>im</strong> Nutzungskonflikt von transhumanter<br />
Viehhaltung und Ackerbau die Umzäunung von Feuchtgebieten dar. Das<br />
Problem existiert nach Ansicht des Verfassers heute erst an weni<strong>gen</strong> Stellen.<br />
Von etwa 25 besuchten Feuchtgebieten, die alle in ir<strong>gen</strong>deiner Weise durch den<br />
Menschen <strong>gen</strong>utzt wurden, war nur eines (Boichiche) komplett umzäunt. Für<br />
GIRNEM ist die Ausgangssituation positiv, da nur bestehende Situationen<br />
erhalten werden müssen. Wasser ist in der Tradition der Menschen arider und<br />
semiarider Gebiete Allgemeingut. Durch Einzäunun<strong>gen</strong> wird privater<br />
Besitzanspruch geltend gemacht. Das führt zwangsläufig zu Konflikten (vgl.<br />
1.1). Trotzdem hat der Präsident hat vor eini<strong>gen</strong> Monaten den Startschuss zu<br />
einem gewalti<strong>gen</strong> Programm <strong>zur</strong> Einzäunung von Ackerbauflächen gegeben! So<br />
können mächtige Nutzergruppen in die Versuchung geraten sich mittels Zäunen<br />
exklusive Nutzungsrechte zu sichern. Allerdings wird der Zugang <strong>zur</strong> Ressource<br />
Wasser <strong>im</strong> Code Pastoral geregelt, der besagt: An jedem Gewässer muss der<br />
Zugang für das Vieh der Nomaden garantiert sein.<br />
Dies ist ebenfalls für die Wildtiere wie z.B. Gazellen oder größere Räuber<br />
positiv.<br />
Die absolute Ablehnung der Zäune sollte das Projekt jedoch überdenken. Der<br />
positive Effekt eines Zaunes, in Bezug auf dessen ökonomischen Nutzen<br />
hinsichtlich des verminderten Ernteverlustes und der gewonnenen Zeitersparnis<br />
muss berücksichtigt werden. Auch wenn die Inwertsetzung von Zeit <strong>im</strong>mer<br />
schlecht ermittelbar ist, so sollte nicht nur die Frage nach der Amortisierung des<br />
verhinderten Ernteertrages betrachtet werden. Denn selbst wenn keine andere<br />
ökonomisch relevante Verwendung der ersparten Zeit offensichtlich ist, so ist<br />
sie dennoch Voraussetzung für eine Weiterentwicklung der Wirtschaft bzw. der<br />
Arbeitsteilung.<br />
66
4.7 Hydrologische Probleme<br />
Analyse und Bewertung der Ergebnisse<br />
Bis heute ist über die Bildung und Entstehungsgeschichte von Tamourts nichts<br />
bekannt. Damit sind Auswirkun<strong>gen</strong> von Eingriffen in gegebene hydrologische<br />
Systeme, wie Dammbau oder das Ausbaggern von Wasserstellen nicht<br />
abzuschätzen. Interessanterweise konnte beobachtet werden, dass Acacia<br />
nilotica an einem Tamourt <strong>im</strong>mer einer Generation angehört. Dies legt die<br />
Vermutung nahe, dass die Bedingun<strong>gen</strong> für die Ke<strong>im</strong>ung von Acacia nilotica<br />
nur selten eintreten oder die Bildung eines Gewässers relativ plötzlich erfolgt.<br />
Nur wenn die Biologie von Acacia nilotica verstanden wird und der<br />
hydrogeologische Zusammenhang bekannt ist, können Fra<strong>gen</strong> <strong>zur</strong> Nutzung<br />
derselben und des Tamourts beantwortet werden. So sind in Talli beispielsweise<br />
fast alle Akazien abgestorben. Wahrscheinlich weil über die letzten Jahre zu viel<br />
und zu lange Wasser stand. Heute werden die Bäume <strong>zur</strong> Holzgewinnung<br />
gefällt. Damit ist das Schicksal einer der größten Nistkolonien des Kuhreihers<br />
(Bubulcus ibis) in Ostmauretanien, von etwa 500 Brutpaaren, in Gefahr.<br />
67
5 Handlungsempfehlun<strong>gen</strong><br />
5.1 Empfehlun<strong>gen</strong>, die Untersuchungsgebiete betreffend<br />
5.1.1 Tamourt Bougari<br />
Handlungsempfehlun<strong>gen</strong><br />
Dieser Tamourt ist durch seine Nähe zu unterschiedlichen Biotopen (Sanddünen,<br />
Felsen) und die großen Acacia nilotica-Bestände sehr artenreich. Dies betrifft<br />
sowohl die Fauna als auch die Flora. Die Nutzung durch den Menschen, wie sie<br />
sich heute darstellt, könnte nicht besser sein. Das Dorf ist ca. einen Kilometer<br />
entfernt, sodass Wildtiere nachts unbehelligt zum Trinken kommen können. Die<br />
Krokodile werden nicht verfolgt, sondern Dritten ge<strong>gen</strong>über verteidigt. Da der<br />
Tamourt Bougari in der Re<strong>gen</strong>zeit durch die Fischbestände Metrauchas <strong>im</strong>mer<br />
wieder neu besiedelt wird, können <strong>im</strong> Tamourt jedes Jahr alle Fische abgefischt<br />
werden, denn sie sterben durch das Trockenfallen ohnehin. Nur ein kleiner Teil<br />
ist durch Zäune für ackerbauliche Tätigkeiten abgesperrt.<br />
• GIRNEM wird empfohlen den jetzi<strong>gen</strong> Zustand zu erhalten.<br />
• Lediglich die Nutzung der Holzbestände sollte kontrolliert werden.<br />
• Ge<strong>gen</strong> eine gezielte touristische Nutzung spricht nichts, ganz <strong>im</strong> Ge<strong>gen</strong>teil.<br />
5.1.2 Guelta Metraucha:<br />
Dieses Guelta ist in seiner landschaftlichen Schönheit, Größe und in seiner<br />
Naturbelassenheit einzigartig in Ost-<strong>Mauretanien</strong>. Im Jahr 2001 konnten die<br />
ersten Fischer beobachtet werden, die in diesem Guelta fischten (Stellnetze und<br />
Angelschnüre mit etwa 100 Haken). Wie oben schon angesprochen ist in<br />
Metraucha durch die geringe Größe der Wasserfläche ein Abfan<strong>gen</strong> aller<br />
reproduktionsfähiger Fische leicht möglich. Erstens hat dies negative<br />
Auswirkun<strong>gen</strong> auf die Bestandszahlen der Fische <strong>im</strong> Tamourt und <strong>im</strong> Guelta,<br />
und zweitens können sich die Krokodile in den Netzen verfan<strong>gen</strong> und ersticken.<br />
69
Ökologische Untersuchun<strong>gen</strong> <strong>zur</strong> <strong>Wirbeltierfauna</strong> <strong>im</strong> <strong>südöstlichen</strong> <strong>Mauretanien</strong><br />
Die Bemühun<strong>gen</strong> seitens GIRNEM sollten dahin gehen, das Abfischen in<br />
Metraucha zu unterbinden.<br />
• Sollte sich in Zukunft eine touristische Nutzung der Region einstellen (von<br />
70<br />
wohlhabenden Mauren wird die Region schon heute als<br />
Wochenendausflugsziel <strong>gen</strong>utzt) muss <strong>gen</strong>au kontrolliert werden, ob sich die<br />
Bestandszahlen von besonders betroffenen Tieren (Krokodile, Paviane,<br />
Schwarzstörche, Brutkolonie von Nyctocorax nycticorax) verringern.<br />
• Für Besuche sollten feste Tageszeiten ausgemacht sein, damit sich bei den<br />
Wildtieren ein Gewöhnungseffekt einstellen kann.<br />
• Besser wäre es, die Region unter besonderen Schutz zu stellen und nur das<br />
Tränken der Haustiere zu erlauben.<br />
5.1.3 Gâat Mahamouda:<br />
Auch wenn Mahamouda unter ökonomischen Aspekten keine herausra<strong>gen</strong>de<br />
Rolle spielt, so sollte dieses Feuchtgebiet we<strong>gen</strong> seiner ökologischen<br />
Bedeutsamkeit viel mehr Beachtung finden. Es ist das größte Feuchtgebiet<br />
<strong>Mauretanien</strong>s überhaupt (mit Ausnahme des Lac Rkiz) und bietet Lebensraum<br />
für Tausende von Wasser- und Zugvögeln.<br />
• Es ist sehr wichtig, dass GIRNEM die Anerkennung dieses Feuchtgebietes als<br />
Ramsar-Schutzgebiet weiter betreibt.<br />
Mahamouda ist auch ein äußerst wichtiges Brutgebiet für Trappen-Vögel.<br />
Nir<strong>gen</strong>ds sonst in <strong>Mauretanien</strong> können diese vom Aussterben betroffenen<br />
Großvögel in dieser Regelmäßigkeit beobachtet werden wie in Mahamouda.<br />
Leider ist diese Tatsache auch unter Jägern bekannt und die Trappen werden<br />
selbst von Mitarbeitern ausländischer NRG`s bejagt.
• Daher sollte dringlichst die Jagd geregelt werden (s. u.).<br />
Handlungsempfehlun<strong>gen</strong><br />
• Aufklärung ist sehr wichtig und sollte auch die Mitarbeitern ausländischer<br />
NRG`s umfassen (Vorbildfunktion).<br />
5.2 Empfehlun<strong>gen</strong> für ausgewählte Tiergruppen<br />
5.2.1 Krokodile<br />
Immer wieder gab während des Aufenthaltes des Autors Gerüchte, nach denen<br />
der Südosten durch eine direkte Flugverbindung für den Tourismus geöffnet<br />
werden soll. Damit würde auch das Thema Ökotourismus eine ganz neue<br />
Bedeutung erhalten. In diesem Fall sind die Krokodile sicherlich eine wichtige<br />
Attraktion der Region. Werden einige fundamentale Regeln beachtet, sind für<br />
die Krokodilpopulationen in Bougari oder Tamchekett keine ernstzunehmende<br />
negative Einflüsse anzunehmen. In diesem Zusammenhang ist wichtig:<br />
• Monitoring der Bestandzahlen. (Am einfachsten geschieht dies Nachts durch<br />
einen Kontrollgang um das Gewässer herum. Dies ist aber nur sinnvoll, wenn<br />
der Wasserstand noch mehr als einen halben Meter beträgt.)<br />
• An Gueltas feste Besuchszeiten und Beobachtungspunkte. (Durch ständiger<br />
Störung durch den Menschen kann es zu Stress und zu Problemen bei der<br />
Thermoregulation der Tiere kommen. Durch die Regelmäßigkeit gewöhnen<br />
sich die Tiere schneller an die Situation. An größeren Gewässern können die<br />
Krokodile <strong>im</strong> Bedarfsfall ausweichen.)<br />
• Schutz der Eiablageplätze. (Aus Beobachtun<strong>gen</strong> ergibt sich, dass die Gelege<br />
der Krokodile in Bougari <strong>im</strong>mer in die Nähe der selbstgegraben Höhlen<br />
gelegt werden. Eine Verdichtung des Boden an diesen Stellen kann die<br />
Schlupfzahlen negativ beeinflussen.)<br />
71
Ökologische Untersuchun<strong>gen</strong> <strong>zur</strong> <strong>Wirbeltierfauna</strong> <strong>im</strong> <strong>südöstlichen</strong> <strong>Mauretanien</strong><br />
• Die beste Möglichkeit wäre , wenn GIRNEM zwei oder drei lokale Guides<br />
72<br />
ausbilden könnte, die die oben <strong>gen</strong>annten Aufgaben erfüllen und zusätzlich<br />
Besucher zu den Krokodilen führen und Hintergrundinformationen geben<br />
können.<br />
• Dies sollte zu festgesetzten Gebühren geschehen.<br />
• Ideal wäre die Finanzierung eines Hinweisschildes an der Asphaltsraße bei<br />
Foumelcherat.<br />
In Tâmchekket scheint es Probleme für die Krokodile zu geben geeignete<br />
Höhlen zu bauen und Plätze <strong>zur</strong> Eiablage zu finden. Dies resultiert aus der<br />
Tatsache, dass die Stelle, an der sich das letzte Wasser hält und an die die<br />
Krokodile sich <strong>zur</strong>ückziehen, <strong>gen</strong>utzt wird, um Gärten zu bewirtschaften und <strong>zur</strong><br />
Lehmgewinnung um Ziegel herzustellen.<br />
• Man sollte mit den Anwohnern sprechen, ob man nicht Möglichkeiten für die<br />
Krokodile schaffen könnte in das abgezäunte Stück zu gelan<strong>gen</strong>.<br />
• Außerdem sollte geprüft werden ob die Ausschachtungsarbeiten <strong>zur</strong><br />
Lehmziegelgewinnung nicht schon bald so tief sind, dass die<br />
wasserundurchlässige Schicht durchstoßen werden könnte.<br />
5.2.2 Fische<br />
Fisch spielt als Proteinquelle für die mauretanische Bevölkerung bisher keine<br />
große Rolle. Es gibt jedoch <strong>im</strong>mer mehr die Tendenz Fisch zu essen (z.B. durch<br />
Zuzug von Ethnien aus dem Süden). Heute wird „frischer“ Seefisch aus<br />
Nouakchott mit dem Flugzeug eingeflo<strong>gen</strong>.<br />
• Eine zusätzliche Nutzung kann sein, die Feuchtgebiete durch künstlichen Besatz<br />
(bzw. schnellere Wiederansiedlung nach Austrocknungsereignissen) best<strong>im</strong>mter<br />
schnellwüchsiger he<strong>im</strong>ischer Fischarten wie z.B. Tilapia zillii zu nutzen.
Handlungsempfehlun<strong>gen</strong><br />
• Als besonders geeignet erscheint dem Verfasser ein künstliches Gewässer in<br />
einem aufgegebenen Steinbruch ganz in der Nähe Aiouns, das sogar<br />
permanent Wasser aufweist.<br />
Tilapia werden seit langem weltweit in Kultur gehalten und auf entsprechende<br />
Erfahrung kann sicherlich <strong>zur</strong>ückgegriffen werden. Von den malischen Fischern<br />
wird dieser Fisch nicht gefan<strong>gen</strong>. Vermutlich lässt er sich nicht gut trocknen<br />
oder lohnt durch die Größe nicht. Als Frischfisch ließe er sich dage<strong>gen</strong> z.B. in<br />
Aioun El Atrous sicher verkaufen.<br />
5.3 Allgemeine Empfehlun<strong>gen</strong><br />
5.3.1 Jagdgesetzgebung<br />
Die Jagdgesetzgebung muss klar und verständlich sein. Wichtig in dem<br />
Zusammenhang ist ein dezentralisiertes Management und eine dezentrale<br />
Verantwortung.<br />
• Denkbar wäre gegebenenfalls ein „Code de Gestion des Ressources<br />
Naturelles“.<br />
• Realistischer ist, dass ein Projekt den langwieri<strong>gen</strong> Weg ähnlich wie<br />
GIRNEM beschreitet und nach dem selben Modell den „Code Forestier“ neu<br />
formuliert.<br />
5.3.2 Sensibilisierung<br />
Auch wenn Sensibilisierung in ihrer Effektivität überschätzt wird, lässt sich das<br />
Problem unkontrollierter Jagd wahrscheinlich nur so eindämmen. Eine Kontrolle<br />
ist in <strong>Mauretanien</strong>, mit seiner weitläufi<strong>gen</strong> Besiedlungsstruktur praktisch<br />
unmöglich.<br />
• In die Sensibilisierung sollten besonders Schulen mit einbezo<strong>gen</strong> werden. Die<br />
begonnenen Bemühun<strong>gen</strong> wie Poster, Broschüren und<br />
73
Ökologische Untersuchun<strong>gen</strong> <strong>zur</strong> <strong>Wirbeltierfauna</strong> <strong>im</strong> <strong>südöstlichen</strong> <strong>Mauretanien</strong><br />
74<br />
Informationsveranstaltun<strong>gen</strong> sollten weitergeführt werden.<br />
• Vielleicht kann hier eine Zusammenarbeit mit der UNICEF synergetisch<br />
hergestellt werden.<br />
• Neben der lokalen Bevölkerung sollte die Sensibilisierung auch andere<br />
Nationalitäten bzw. Mitarbeiter von EZ-Projekten umfassen, da jede<br />
Sensibilisation sinnlos ist, wenn sich die Propagierenden selbst nicht daran<br />
halten.<br />
5.3.3 Ausbildung<br />
Die Erfassung und Zählung von Populationen bezog sich bisher nur auf kleine<br />
Gruppen auffälliger Tiere und Pflanzen. Dies wird in Zukunft nicht ausreichend<br />
sein.<br />
• Für <strong>gen</strong>auere Erfassun<strong>gen</strong> ist eine gute fachliche Ausbildung der lokalen<br />
Mitarbeiter drin<strong>gen</strong>d notwendig<br />
5.3.4 Weitere Forschung<br />
Bei den Feuchtgebieten des Sahel handelt es sich um hochdynamische<br />
Ökosysteme, deren Funktion nur langfristig zu erfassen ist.<br />
• Nur durch mehrjährige Monitoring-Arbeit lassen sich überhaupt Aussa<strong>gen</strong> zu<br />
Veränderun<strong>gen</strong> machen.<br />
• Die Ansätze, die durch das GIRNEM-Projekt und diese Arbeit gelegt wurden,<br />
müssen auch in Zukunft weitergeführt werden, insbesondere die<br />
Vogelzählun<strong>gen</strong>. Aus ökologischer Sicht sollte das Monitoring der Vögel<br />
sämtliche Arten umfassen und nicht nur die Wasservögel. Hier wäre eine<br />
Zusammenarbeit mit GTZ-Projekten in anderen Sahelländern sicher sinnvoll.<br />
• Eine wichtige ungeklärte Frage ist die, wie, wo und warum Tamourts
Handlungsempfehlun<strong>gen</strong><br />
überhaupt entstehen. Hierzu sollte sich GIRNEM um eine projektbegleitende<br />
hydrogeologische Dissertation bemühen.<br />
5.3.5 Umzäunungsproblematik<br />
Wenn sich die Umzäunung nicht vermeiden lässt, sollte <strong>im</strong> Hinblick auf<br />
Wildtiere auf den fol<strong>gen</strong>de Punkte geachtet werden.<br />
• Die Zugangsstellen sollten so weit wie möglich von den Siedlun<strong>gen</strong> entfernt<br />
sein.So wäre gewährleistet, dass die Wildtiere weitestgehend störungsfreien<br />
Zugang haben.<br />
• Sinnvollerweise sollten dies auch die Stellen sein, an denen sich das Wasser<br />
am längsten hält. Dies stünde nicht <strong>im</strong> Konflikt mit dem Ackerbau, da keine<br />
Bewässerungslandwirtschaft betrieben wird.<br />
5.4 Empfehlun<strong>gen</strong> für lokale Institutionen<br />
Die reine Erfassung der Biodiversität, ist ein auch mit relativ wenig Mitteln<br />
durchführbarer Forschungszweig. Häufig werden jedoch aus verständlichen<br />
Gründen anwendungsorientierte Forschungsvorhaben bevorzugt.<br />
Die bisheri<strong>gen</strong> Untersuchun<strong>gen</strong> in Ostmauretanien, die durch die GTZ bzw. von<br />
GIRNEM finanziert wurden, bezo<strong>gen</strong> sich bisher auf kleine Gruppen von Flora<br />
und Fauna. Meist handelte es sich um große und auffällige Pflanzen und Tiere<br />
(Bäume, Wasservögel).<br />
In Zukunft wird es aber nicht ausreichen sich auf „auffällige“ Gruppen zu<br />
beschränken. Oft spielen diese Arten sogar ökologisch eine untergeordnete<br />
Rolle. Für ein sinnvolles Arbeiten auf dem <strong>gen</strong>annten Gebiet, fehlt es<br />
mauretanischen Wissenschaftlern an:<br />
75
Ökologische Untersuchun<strong>gen</strong> <strong>zur</strong> <strong>Wirbeltierfauna</strong> <strong>im</strong> <strong>südöstlichen</strong> <strong>Mauretanien</strong><br />
• Fachliteratur<br />
• Vergleichsammlung von Tieren und Pflanzen<br />
• Fortbildungsmaßnahmen<br />
Eine Vergleichssammlung ist nicht nur gut in der Lehre z.B. an der Universität<br />
oder bei der Ausbildung von lokalen Helfern (z.B. Wildhütern) einzusetzen,<br />
sondern ist mit wenig finanziellem Aufwand und mit Ei<strong>gen</strong>initiative leicht<br />
aufzubauen. Daraus lassen sich auch leicht Kooperationen mit anderen<br />
Forschungsinstituten und Museen <strong>im</strong> Ausland aufbauen. Diese Institutionen sind<br />
<strong>im</strong>mer an der Unterstützung solcher Sammlun<strong>gen</strong> interessiert, wenn sich daraus<br />
z.B. die Möglichkeit zum Tausch oder Kauf von Teilen der Sammlun<strong>gen</strong><br />
ergeben (Win-win Situation). Besteht eine biologische Sammlung, ergeben sich<br />
viele internationale Kontakte von ganz alleine, weil solche Sammlun<strong>gen</strong> <strong>im</strong>mer<br />
wieder von Wissenschaftlern aus aller Welt <strong>gen</strong>utzt werden. Kein<br />
Wissenschaftler, der sich mit der Fauna Westafrikas beschäftigt, kann dies<br />
beispielsweise ohne Berücksichtigung der zoologischen Sammlung des IFAN-<br />
Institutes in Dakar (Senegal) tun.<br />
Über längere Sicht können an Hand solcher Aufsammlun<strong>gen</strong> wichtige Aussa<strong>gen</strong><br />
über Besiedlungstendenzen oder Aussterbeprozesse gemacht werden.<br />
Entscheidend ist, dass die Impulse für eine solche Arbeit aus dem EL selbst<br />
kommen. Damit lassen sich Bedingun<strong>gen</strong> viel besser aushandeln. Ausländische<br />
Spezialisten könnten beispielsweise verpflichtet werden<br />
Fortbildungsveranstaltun<strong>gen</strong> zu halten u.s.w..<br />
Auch die Frage fehlender Literatur kann sicher durch offizielle<br />
Kooperationsvereinbarun<strong>gen</strong> zwischen Universitäten und ihren Bibliotheken<br />
entschärft werden. Heute sind durch digitale Mittel sicherlich viel mehr<br />
Möglichkeiten gegeben als früher.<br />
76
Handlungsempfehlun<strong>gen</strong><br />
5.3 Empfehlun<strong>gen</strong> für die deutsche EZ (GTZ-Zentrale, BMZ)<br />
Durch die Verabschiedung der A<strong>gen</strong>da 21 ist die Erhaltung der Biodiversität<br />
weiter in den Mittelpunkt der EZ gerückt. Die „Hotspots“ der Artenvielfalt<br />
lie<strong>gen</strong> in den EL. In den wenigsten dieser Länder ist die vorkommenden Arten<br />
überhaupt bekannt. „Heute fliegt die Menschheit auf andere Planeten aber die<br />
Vielfalt des Lebens auf der Erde ist nicht einmal auf die Zehnerpotenz <strong>gen</strong>au<br />
bekannt“ (WILSON 1985). Die EL sind in den seltensten Fällen in der Lage, diese<br />
Arbeit in der Schnelligkeit durchzuführen, wie Biotope zerstört werden. Hier tut<br />
eine internatonale Zusammenarbeit Not. Trotzdem erscheint die Mehrzahl der<br />
Kooperationsvereinbarun<strong>gen</strong> <strong>im</strong>mer noch durch den persönlichen Kontakt vor<br />
Ort, sprich mit den GTZ-Projekten in den EL, stattzufinden und nicht über eine<br />
institutionelle Zusammenarbeit von GTZ, dem BMZ und den<br />
Forschungseinrichtun<strong>gen</strong> in Deutschland. Positiv wäre, wenn Kooperationen<br />
schon auf dieser Ebene vereinbart werden würden. Viele Universitäten und<br />
Museen in Deutschland in ihrer Arbeit auf best<strong>im</strong>mte geografische Regionen<br />
spezialisiert. Wenn dies berücksichtigt wird könnten unterschiedliche Aspekte<br />
und Projekte koordinierter durch die Forschungseinrichtun<strong>gen</strong> begleitet werden.<br />
77
6 Schlussevaluierung / Schlussfolgerun<strong>gen</strong><br />
Schlussevaluierung / Schlussfolgerun<strong>gen</strong><br />
Durch die vorlie<strong>gen</strong>de Arbeit konnte gezeigt werden, dass sich die drei<br />
untersuchten Gewässertypen nicht nur in ihrer Erscheinungsform, sondern auch<br />
in ihrer ökologischen Funktion unterscheiden. Ob Guelta, Tamourt oder Gâat,<br />
alle diese Feuchtgebiete sind charakterisiert durch Tierarten die ausschließlich<br />
oder hauptsächlich an einen Typ dieser Feuchtgebiete gebunden sind. Gleich-<br />
zeitig sind aber auch die Nutzungsformen der Feuchtgebiete durch die<br />
Bevölkerung teilweise unterschiedlich. Daraus resultiert, dass auch die Gründe<br />
für eine Gefährdung sehr verschieden sind. So wurde versucht die Strategien<br />
zum Schutz und <strong>zur</strong> nachhalti<strong>gen</strong> Nutzung der Ostmauretanischen Feuchtgebiete<br />
entsprechend den Gewässertypen zu diskutieren. Dabei wurden auch negative<br />
Einflüsse berücksichtigt, die durch veränderte Nutzungsformen erst in Zukunft<br />
auftreten können.<br />
Die unkontrollierte Jagd ist das einzige Problem in <strong>Mauretanien</strong>, dass die<br />
Wildtierpopulationen nicht nur lokal sondern landesweit betrifft. Daher wird sie<br />
vor allem <strong>im</strong> Hinblick auf die besondere Situation in ariden und semiariden<br />
Gebieten diskutiert.<br />
Die Gueltas spielen vor allem als Trinkwasserreserven und Nahrungsgründe für<br />
Wildtiere eine große Rolle. Hier sind es besonders an Felsregionen angepasste<br />
größere Säugetiere wie z.B. Paviane, Karakal und Klippschliefer , die durch den<br />
Einfluss des Menschen betroffen sind. Der Konflikt entsteht dadurch, dass viele<br />
Gueltas zum Anle<strong>gen</strong> von Oasenkulturen <strong>gen</strong>utzt werden. Durch die<br />
unmittelbare Präsenz des Menschen werden Wildtiere von der Ressource<br />
Wasser abgeschnitten. Richten die Tiere Schäden in den Kulturen an werden sie<br />
getötet oder vertrieben. Für Metraucha konnte nachgewiesen werden, dass das<br />
Guelta für die Wiederbesiedlung des Tamourt Bougari mit Fischen<br />
verantwortlich ist, denn <strong>im</strong> Ge<strong>gen</strong>satz zum Tamourt trocknet das Guelta nicht<br />
79
Ökologische Untersuchun<strong>gen</strong> der <strong>Wirbeltierfauna</strong> <strong>im</strong> <strong>südöstlichen</strong> <strong>Mauretanien</strong><br />
aus. Es sollte versucht werden, einzelne Gueltas zu schützen.<br />
Für die Tamourts konnte gezeigt werden, dass die Besonderheit darin liegt, dass<br />
sie für afrotropische Vögel wichtige Rückzugsgebiete darstellen. Dabei scheint<br />
weniger die pr<strong>im</strong>äre Tatsache eine Rolle zu spielen, dass Wasser vorhanden ist,<br />
sondern sekundär, dass Acacia nilotica die dichtesten und höchsten<br />
Baumbestände <strong>im</strong> Nordsahel bildet. Weiterhin sind die Tamourts für viele<br />
andere Vogelarten, auch für solche die hauptsächlich andere Gewässer als<br />
Nahrungsgrund aufsuchen (z.B. Kuhreiher) wichtige Brutgebiete. Aber auch für<br />
andere Wildtiere stellen Tamourts wichtige Lebensräume dar, auch wenn sie<br />
nicht alleine auf diesen best<strong>im</strong>mten Gewässertyp angewiesen sind. Die<br />
Gefährdung stellt in erster Linie das Abholzen der Bäume als Bau und<br />
Brennholz dar. Einzäunun<strong>gen</strong> nehmen unter Artenschutzaspekten keinen<br />
negativen Einfluss, da alle Großsäuger, die so vom Zugang zum Wasser<br />
abgeschnitten sein könnten heute ausgestorben sind.<br />
Durch die Untersuchun<strong>gen</strong> <strong>zur</strong> Ökologie der Gâats konnte nachgewiesen<br />
werden, dass sie eine äußerst wichtige Funktion als Überwinterungsgebiet für<br />
paläarktische Stelz- und Wasservögel übernehmen. In wie weit sie für den<br />
innerafrikanischen Vogelzug eine Rolle spielen muss aber noch offen bleiben.<br />
Anthropo<strong>gen</strong> <strong>gen</strong>utzt werden Gâats zum einen als Viehtränke, und wenn sich<br />
das Wasser <strong>zur</strong>ückgezo<strong>gen</strong> hat als Ackerland. Ein negativer Einfuß durch die<br />
Nutzung konnte hier nicht festgestellt werden. Allein durch seine Größe ist<br />
Mahamouda ein wichtiger Faktor für die Vogelfauna <strong>Mauretanien</strong>s aber auch für<br />
viele Zugvögel aus Europa. Die Aufnahme des Feuchtgebietes in die Liste der<br />
Ramsar-Schutzgebiete sollte von GIRNEM vorangetrieben werden.<br />
Die Erfassung der Artenvielfalt ist sehr positiv ausgefallen und hat die<br />
angegebene Werte (vgl. 2.1.3.) erreicht. Neun Wirbeltierarten konnten neu für<br />
<strong>Mauretanien</strong> nachgewiesen werden. Allein bei den Vögeln konnten lediglich<br />
80
Schlussevaluierung / Schlussfolgerun<strong>gen</strong><br />
etwa 50% der zu erwartenden Arten beobachtet werden. Dies lag am<br />
unterschätzten Arbeitsaufwand <strong>im</strong> logistischen und administrativen Bereich.<br />
Insgesamt gesehen müssten die Untersuchun<strong>gen</strong> noch standardisierter<br />
durchgeführt werden, als das als Einzelperson möglich war.<br />
Zur ökologischen Situation der Krokodile Ostmauretaniens konnten <strong>im</strong> Laufe<br />
der Untersuchung viele neue und interessante Daten erhoben werden. Vor allem<br />
<strong>im</strong> Bereich Reproduktion, Aktivitätsphasen, Populationszahlen usw.. Allerdings<br />
muss die telemetrische Arbeit als gescheitert betrachtet werden. Der Fang<br />
<strong>gen</strong>ü<strong>gen</strong>d großer Krokodile war mit der <strong>zur</strong> Verfügung stehenden manpower<br />
nicht möglich. Dadurch konnten einzelne Fra<strong>gen</strong> wie z.B. Aktivitätsradien,<br />
<strong>gen</strong>etischer Austausch zwischen den Populationen oder Verteilung der Tiere in<br />
den Wohnhöhlen nur durch deutlich schwierigere direkte Beobachtung erfol<strong>gen</strong>.<br />
Wichtigste Erkenntnis der Arbeit ist, dass es sich bei den untersuchten<br />
Feuchtgebieten in Metraucha und Bougari um kleine, aber stabile,<br />
überlebensfähige Populationen handelt. Ein negativer Einfluss durch<br />
anthropo<strong>gen</strong>e Nutzung der untersuchten Feuchtgebiete für die Krokodile besteht<br />
praktisch kaum. Im Ge<strong>gen</strong>teil, die Krokodile werden von der anwohnenden<br />
Bevölkerung geschützt.<br />
Die nebenbei gesammelten Gewebeproben haben mittlerweile ergeben, dass die<br />
Krokodile in <strong>Mauretanien</strong> einer neuen westafrikanischen Art angehören, die<br />
bisher als Unterart des Nilkrokodils angesehen wurde (BÖHME, SHINE, NICKEL et<br />
al. in press.). Gemäß den internationalen Regeln der Nomenklatur wird die Art<br />
Crocodylus suchus heißen. Bisher ist diese Art aus <strong>Mauretanien</strong>, Senegal, Mali<br />
und Burkina Faso bekannt.<br />
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