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Jahrbuch - Verein für Geschichte und Kultur

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<strong>Jahrbuch</strong> 2007 103<br />

aus mit Fragen der menschlichen Existenz konfrontiert, die eine differenzierte<br />

Sichtweise <strong>und</strong> ein kritisches Urteilen ermöglichen. Diese Denkhaltung wird<br />

aber von vielen Schülern auf den Bereich der Schule beschränkt <strong>und</strong> nicht notwendigerweise<br />

auch auf das außerschulische Leben übertragen. Erleichtert wird<br />

eine solche Einstellung noch dadurch, dass die literarischen Texte ohnehin aus<br />

einer Welt stammen, die den Schülern nicht aus eigener Erfahrung vertraut ist.<br />

Hinzu kommt, dass in der mennonitischen Gesellschaft sehr oft ein Deutschlandbild<br />

vermittelt wird, das negativ gekennzeichnet ist. In der theologischen<br />

Schwarz-Weiß-Malerei wird Deutschland in düsteren Farben gemalt, wobei pauschalierend<br />

betont wird, dass die B<strong>und</strong>esbürger größtenteils gottlos sind, zügellos<br />

leben <strong>und</strong> dem Konsum verfallen sind. Dabei wird, bewusst oder unbewusst,<br />

unterschlagen, dass in der B<strong>und</strong>esrepublik genau so wie überall in der Welt eine<br />

Minderheit bestrebt ist, ihr Leben nach den Lehren Jesu zu führen <strong>und</strong> viele ein<br />

ethisches Bewusstsein entwickelt haben, das sie zur Bekämpfung von Elend <strong>und</strong><br />

Hunger sowie zum Einsatz <strong>für</strong> Recht <strong>und</strong> Gerechtigkeit in der Welt motiviert,<br />

<strong>und</strong> sie damit einen Beitrag zur Realisierung der Menschenwürde in einem demokratischen<br />

Staat leisten.<br />

Gerade in weitgehend isoliert lebenden Gesellschaften ist es notwendig, dass<br />

man sich durch Lektüre mit der sich ständig wandelnden Welt vertraut macht.<br />

Denn im Zuge der Globalisierung ist eine geographische oder geistige Isolierung<br />

heutzutage nicht mehr aufrecht zu halten. Wir alle leben heute in einer Welt, in<br />

der mehr angeboten wird, als der Mensch brauchen kann. Es ist daher unabdingbar,<br />

dass der Mensch lernt, sich eine begründete <strong>und</strong> nicht nur eine übernommene<br />

Meinung zu bilden, sich Maßstäbe anzueignen, die ihm helfen, sich in einer<br />

Welt der Widersprüche <strong>und</strong> der Konflikte zurecht zu finden.<br />

Um dahin zu gelangen, ist es erforderlich, dass man zu einem neuen Verständnis<br />

von Intention <strong>und</strong> Funktion der Literatur gelangt. Autoren, die echte Lebenshilfe<br />

bieten, sind solche, die eigene oder fremde Konfliktsituationen aus verschiedenen<br />

Perspektiven darstellen, um sich selber Klarheit zu verschaffen. Sie stellen<br />

nicht nur vorzeigbare Personen dar, sondern schildern, wie ein Mensch in dieser<br />

Welt suchend, irrend <strong>und</strong> sich schließlich zurechtfindend durch diese Welt geht.<br />

Auf diese Weise kann der Leser selber entscheiden, welche Aktionen <strong>und</strong> Reaktionen<br />

der Protagonisten <strong>für</strong> sein eigenes Leben hilfreich sein können. Sachbücher<br />

genauso wie Belletristik können zur Erweiterung der Kenntnis <strong>und</strong> zur<br />

Vertiefung der Erkenntnis beitragen <strong>und</strong> damit zu einem differenzierten Urteil<br />

<strong>und</strong> einer toleranten Denkhaltung beitragen. Schnell geschriebene pädagogische

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