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Organisation und Finanzierung der Tourismusförderung in ...

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<strong>Organisation</strong> <strong>und</strong> <strong>F<strong>in</strong>anzierung</strong><br />

<strong>der</strong> Tourismusför<strong>der</strong>ung<br />

<strong>in</strong> Landkreisen<br />

Erfolgsfaktoren – Strategien – gute Beispiele


Schriften<br />

des Deutschen<br />

Landkreistages<br />

Herausgeber:<br />

Projektleitung:<br />

Redaktion:<br />

Gesamtherstellung:<br />

ISSN 0503-9185<br />

Band 99<br />

<strong>der</strong> Veröffentlichungen<br />

des Vere<strong>in</strong>s für Geschichte<br />

<strong>der</strong> Deutschen Landkreise e.V.<br />

Deutscher Landkreistag<br />

Berl<strong>in</strong><br />

Prof. Dr. Mathias Feige,<br />

Karsten He<strong>in</strong>sohn, Markus Seibold<br />

(dwif-Consult<strong>in</strong>g GmbH)<br />

DLT-Pressestelle<br />

Gödecke+Gut, Berl<strong>in</strong>


<strong>Organisation</strong> <strong>und</strong> <strong>F<strong>in</strong>anzierung</strong><br />

<strong>der</strong> Tourismusför<strong>der</strong>ung<br />

<strong>in</strong> Landkreisen<br />

Erfolgsfaktoren – Strategien – gute Beispiele


VORWORT<br />

Der Tourismus spielt im Rahmen<br />

<strong>der</strong> Wirtschaftsstruktur<br />

<strong>in</strong> den Landkreisen e<strong>in</strong>e wesentliche<br />

Rolle <strong>und</strong> trägt <strong>in</strong><br />

nicht unerheblichem Maße<br />

zum Arbeitsplatzangebot bei.<br />

Für e<strong>in</strong>e Vielzahl von Landkreisen<br />

ist <strong>der</strong> Tourismus<br />

e<strong>in</strong>e Branche mit <strong>der</strong> besten<br />

Zukunftsprognose <strong>und</strong> dem<br />

größten wirtschaftlichen Potenzial.<br />

Darüber h<strong>in</strong>aus stellt<br />

er vielerorts e<strong>in</strong>en Stabilisierungsfaktor<br />

bezogen auf die<br />

Herausfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> demografischen<br />

Entwicklung dar. Für die Landkreise kommt<br />

deshalb <strong>der</strong> Entwicklung ihres touristischen Potenzials <strong>und</strong><br />

damit <strong>der</strong> Wertschöpfung <strong>und</strong> Arbeitsplätze im Dienstleistungssektor<br />

große Bedeutung zu.<br />

Die Tourismusför<strong>der</strong>ung ist daher e<strong>in</strong>e wichtige, aber auch<br />

vielfältige Querschnittsaufgabe <strong>der</strong> Landkreise <strong>und</strong> reicht<br />

von <strong>der</strong> Bereitstellung touristischer Infrastruktur wie z.B.<br />

Rad- o<strong>der</strong> Wan<strong>der</strong>wege über die Beteiligung an regionalen<br />

Tourismusorganisationen, die Unterstützung <strong>und</strong> Koord<strong>in</strong>ierung<br />

von Leistungsträgern <strong>und</strong> kreisangehörigen Geme<strong>in</strong>den<br />

bis h<strong>in</strong> zu eigenen Market<strong>in</strong>g- <strong>und</strong> Vertriebsaktivitäten.<br />

Obgleich dieses Engagement von Landkreis zu Landkreis<br />

naturgemäß sehr unterschiedlich ist <strong>und</strong> auch se<strong>in</strong> muss,<br />

besteht e<strong>in</strong>e Reihe von Herausfor<strong>der</strong>ungen, die alle im Tourismus<br />

engagierten Landkreise gleichermaßen – wenn auch<br />

<strong>in</strong> unterschiedlicher Intensität <strong>und</strong> Ausprägung – betreffen:<br />

· In vielen Kreisen gerät die als freiwillige Aufgabe wahrgenommene<br />

Tourismusför<strong>der</strong>ung <strong>in</strong> Anbetracht angespannter<br />

Haushalte weiter unter Druck.<br />

· Zudem handelt es sich bei <strong>der</strong> Tourismusbranche um e<strong>in</strong>en<br />

hochdynamischen Sektor, <strong>der</strong> großem nationalen <strong>und</strong> <strong>in</strong>ternationalen<br />

Wettbewerbsdruck ausgesetzt ist.<br />

· Außerdem ist e<strong>in</strong> Trend h<strong>in</strong> zu größeren Market<strong>in</strong>gstrukturen<br />

<strong>und</strong> zu e<strong>in</strong>er stärkeren Betrachtung touristischer Ziele<br />

aus Besuchersicht (Dest<strong>in</strong>ationen) festzustellen, woraus<br />

sich Notwendigkeiten zur Weiterentwicklung <strong>der</strong> touristischen<br />

Angebotspalette <strong>und</strong> zur Anpassung von <strong>Organisation</strong>sstrukturen<br />

<strong>der</strong> öffentlichen Tourismusför<strong>der</strong>ung ergeben.<br />

Generell müssen deshalb die Möglichkeiten eigener Gestaltung<br />

im Tourismusbereich ständig überprüft <strong>und</strong> an<br />

die neuen Herausfor<strong>der</strong>ungen angepasst werden. All dies<br />

veranlasst die Landkreise als Akteure <strong>in</strong> diesem Umfeld zur<br />

Überprüfung ihrer Strukturen <strong>und</strong> Ressourcen zum Zwecke<br />

e<strong>in</strong>er bestmöglichen Aufstellung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em sich ständig verän<strong>der</strong>nden<br />

Markt.<br />

Zur Unterstützung <strong>der</strong> diesbezüglichen Überlegungen <strong>und</strong><br />

Aktivitäten <strong>der</strong> Landkreise hat <strong>der</strong> Deutsche Landkreistag<br />

4<br />

geme<strong>in</strong>sam mit dem renommierten Deutschen wirtschaftswissenschaftlichen<br />

Institut für Fremdenverkehr (dwif-Consult<strong>in</strong>g)<br />

<strong>und</strong> mit f<strong>in</strong>anzieller Unterstützung des Deutschen<br />

Sparkassen- <strong>und</strong> Giroverbandes den vorliegenden Leitfaden<br />

entwickelt. Er ist gedacht als konkrete, für die Landkreise<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Praxis nutzbare Hilfestellung, die es ermöglicht, unmittelbar<br />

Nutzen für die eigene Arbeit zu ziehen <strong>und</strong> die<br />

Erstellung eigener Tourismuskonzepte zu erleichtern.<br />

Gr<strong>und</strong>lage des Leitfadens bildet e<strong>in</strong>e von Oktober 2010 bis<br />

Januar 2011 durchgeführte Umfrage bei den 301 Landkreisen,<br />

die mit e<strong>in</strong>er erfreulichen Beteiligung von 219 Landkreisen<br />

(ca. 73 %) abgeschlossen werden konnte. Diese Erkenntnisse<br />

bilden die empirische Basis für den Leitfaden <strong>und</strong><br />

stellen darüber h<strong>in</strong>aus Datenmaterial zur Verfügung, das<br />

bislang auf B<strong>und</strong>es- bzw. Län<strong>der</strong>ebene nicht verfügbar war.<br />

Der Leitfaden beleuchtet, welche erfolgversprechenden<br />

Strukturen im – regionalen – Tourismusmanagement <strong>und</strong><br />

-market<strong>in</strong>g bestehen bzw. erfor<strong>der</strong>lich s<strong>in</strong>d <strong>und</strong> welche Rolle<br />

die Landkreise hierbei spielen. Dabei wird <strong>der</strong> Kernfrage<br />

nachgegangen, wie die Landkreise zukünftig mit absehbar<br />

weniger f<strong>in</strong>anziellen Ressourcen für die Tourismusför<strong>der</strong>ung<br />

wirksam agieren können <strong>und</strong> welche organisatorischen<br />

Strukturen dafür empfehlenswert s<strong>in</strong>d. Insofern liegt <strong>der</strong><br />

Schwerpunkt des Leitfadens <strong>in</strong> den Bereichen <strong>Organisation</strong><br />

<strong>und</strong> <strong>F<strong>in</strong>anzierung</strong>.<br />

Die Handreichung folgt e<strong>in</strong>em Baukastensystem mit <strong>in</strong>sgesamt<br />

sieben Kapiteln, <strong>in</strong> dem die e<strong>in</strong>zelnen Faktoren <strong>und</strong><br />

Aspekte <strong>der</strong> kreislichen Tourismusarbeit geschlossen aufbereitet<br />

werden. Durch diesen modularen Aufbau soll <strong>in</strong><br />

Anbetracht <strong>der</strong> höchst unterschiedlichen Situationen <strong>in</strong> den<br />

Landkreisen ermöglicht werden, dass je<strong>der</strong> Landkreis – sei<br />

es auch nur bezogen auf e<strong>in</strong>zelne Kapitel – Anregungen<br />

<strong>und</strong> H<strong>in</strong>weise für die eigene Arbeit erhält.<br />

Wir hoffen, mit <strong>der</strong> vorliegenden Publikation e<strong>in</strong>en Beitrag<br />

dazu leisten zu können, die effektive Aufstellung <strong>der</strong> Landkreise<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Tourismusför<strong>der</strong>ung zu unterstützen.<br />

Denn: Tourismusför<strong>der</strong>ung ist e<strong>in</strong>e kommunale Zukunftsaufgabe!<br />

Berl<strong>in</strong>, im August 2011<br />

Prof. Dr. Hans-Günter Henneke<br />

Geschäftsführendes Präsidialmitglied<br />

des Deutschen Landkreistages


Der Tourismus ist e<strong>in</strong>e wichtige Dienstleistungsbranche<br />

<strong>in</strong> Deutschland <strong>und</strong> zentraler Wirtschafts- <strong>und</strong> Beschäftigungsmotor<br />

für Landkreise <strong>und</strong> Geme<strong>in</strong>den. Gerade für<br />

ansonsten strukturschwache Landkreise hat die Tourismuswirtschaft<br />

e<strong>in</strong>e kaum zu überschätzende Bedeutung <strong>und</strong> ist<br />

– oft e<strong>in</strong>zige – Stütze <strong>der</strong> wirtschaftlichen Entwicklung. Dies<br />

wissen auch die Sparkassen. Sie wollen deshalb als F<strong>in</strong>anzier<br />

<strong>und</strong> Unterstützer helfen, diese wirtschaftlichen Potenziale<br />

zur Entfaltung zu br<strong>in</strong>gen.<br />

Der Deutsche Sparkassen- <strong>und</strong> Giroverband begrüßt daher<br />

das Engagement des Deutschen Landkreistages im Rahmen<br />

des vorliegenden Praxisleitfadens für die Landkreise ausdrücklich.<br />

Sehr gerne haben wir den Praxisleitfaden f<strong>in</strong>anziell<br />

<strong>und</strong> durch unsere Expertise unterstützt.<br />

Sparkassen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> vielen Landkreisen <strong>und</strong> Geme<strong>in</strong>den verlässliche<br />

Partner, wenn es um die Zukunftsbranche Tourismus<br />

geht. Das bestätigt e<strong>in</strong>drucksvoll auch die diesem Leitfaden<br />

für die Tourismusför<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Landkreise zugr<strong>und</strong>e<br />

liegende Umfrage des dwif im Auftrag des Deutschen Landkreistages:<br />

Die Landkreise bewerteten das Tourismusengagement<br />

„ihrer“ Sparkassen überwiegend als positiv <strong>und</strong><br />

sehr positiv. Bei <strong>der</strong> <strong>F<strong>in</strong>anzierung</strong> <strong>der</strong> Tourismusbetriebe <strong>und</strong><br />

<strong>der</strong> öffentlichen touristischen Infrastruktur s<strong>in</strong>d Sparkassen<br />

mit Abstand die wichtigsten Partner.<br />

GRUSSWORT<br />

Diese gute Beurteilung ist nicht zuletzt das Ergebnis e<strong>in</strong>er<br />

langjährigen produktiven Zusammenarbeit: Die B<strong>in</strong>dung<br />

zwischen Sparkassen <strong>und</strong> den Landkreisen als ihren kommunalen<br />

Trägern ist traditionell sehr eng. Sparkassen tragen<br />

maßgeblich zur Mittelstandsf<strong>in</strong>anzierung bei. Sie för<strong>der</strong>n<br />

die wirtschaftliche <strong>und</strong> gesellschaftliche Entwicklung <strong>in</strong> den<br />

Landkreisen.<br />

Die <strong>in</strong> weiten Teilen kle<strong>in</strong> <strong>und</strong> mittelständisch geprägte Tourismuswirtschaft<br />

hat auch wegen ihres arbeitsmarktpolitischen<br />

Stellenwerts e<strong>in</strong>e große volks- <strong>und</strong> regionalpolitische<br />

Bedeutung. Die Sparkassen als Partner <strong>der</strong> Landkreise haben<br />

e<strong>in</strong> ausgeprägtes Interesse daran, dass sich <strong>der</strong> Tourismus<br />

<strong>in</strong> den Landkreisen auch vor dem H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> klammer<br />

kommunaler Budgets <strong>und</strong> zunehmen<strong>der</strong> unternehmerischer<br />

sowie globaler Herausfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Branche weiterh<strong>in</strong><br />

gut entwickelt. Hierzu leistet <strong>der</strong> vorliegende Leitfaden e<strong>in</strong>en<br />

praxistauglichen Beitrag.<br />

Berl<strong>in</strong>, im August 2011<br />

H. Haasis, Landrat a.D.<br />

Präsident Deutscher Sparkassen- <strong>und</strong> Giroverband<br />

5


INHALT<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

Vorbemerkungen ................................................................................................ 7<br />

I. Tourismus als kommunaler Wertschöpfungs- <strong>und</strong> Standortfaktor ..................... 9<br />

II. Erfolgsfaktor Planung <strong>und</strong> Konzeption ...........................................................12<br />

III. Erfolgsfaktor <strong>Organisation</strong> <strong>und</strong> Personal .......................................................15<br />

IV. Erfolgsfaktor F<strong>in</strong>anzen ..................................................................................21<br />

V. Erfolgsfaktor Investitionen ............................................................................25<br />

VI. Erfolgsfaktor Kooperation ............................................................................30<br />

VII. Erfolgsfaktor Trends ....................................................................................33<br />

Anhang: Befragungsergebnisse nach Typen – Basiskennzahlen ...........................35<br />

Quellen ..............................................................................................................36<br />

6


Vorbemerkungen<br />

Befragung <strong>der</strong> Landkreise<br />

Zentrale Gr<strong>und</strong>lage des Leitfadens ist e<strong>in</strong>e Befragung aller<br />

301 Landkreise zwischen Oktober 2010 <strong>und</strong> Januar 2011.<br />

Auf diese Weise wurden Daten <strong>und</strong> E<strong>in</strong>schätzungen gesammelt,<br />

die bislang auf B<strong>und</strong>es- <strong>und</strong> Landesebene nicht verfügbar<br />

waren.<br />

Die Fragen an die Landkreise glie<strong>der</strong>ten sich <strong>in</strong> drei Blöcke:<br />

· Rolle des Tourismus <strong>und</strong> Aufgaben: Bedeutung des Touris-<br />

mus, Wahrnehmung als Dest<strong>in</strong>ation, Ziele des touristischen<br />

Engagements, Rollenverständnis, Aufgaben<br />

· Tourismuspolitik: Hemmfaktoren für die Tourismusent-<br />

wicklung, Zukunftsthemen, touristische Planungsgr<strong>und</strong>lagen,<br />

Kooperationsbeziehungen, Fusionsvorhaben<br />

Befragungsrücklauf nach B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n<br />

Quelle: dwif, DLT 2011, n = 219<br />

Typisierung <strong>der</strong> Landkreise<br />

Gerade weil die Situationen <strong>in</strong> den Landkreisen so unterschiedlich<br />

s<strong>in</strong>d, wurden ausgehend von den Umfrageergebnissen<br />

<strong>in</strong>sgesamt vier Landkreistypen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Tourismusför<strong>der</strong>ung<br />

herausgearbeitet. Diese Typisierung <strong>der</strong> Landkreise<br />

ermöglicht es, im Rahmen des vorliegenden Leitfadens konkrete<br />

H<strong>in</strong>weise für die jeweiligen Typen geben zu können.<br />

Demgegenüber erwies sich e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>teilung <strong>der</strong> Landkreise<br />

im H<strong>in</strong>blick auf regionale Beson<strong>der</strong>heiten, Dest<strong>in</strong>ationstypen<br />

sowie Abhängigkeiten von E<strong>in</strong>wohner- o<strong>der</strong> Übernachtunszahlen<br />

als nicht s<strong>in</strong>nvoll. Demnach stellten sich die Aufgaben<br />

VORBEMERKUNGEN<br />

· <strong>F<strong>in</strong>anzierung</strong>, Personal <strong>und</strong> <strong>Organisation</strong>: Budget, Mit-<br />

telherkunft <strong>und</strong> -verwendung, <strong>Organisation</strong>sform, Personalausstattung<br />

<strong>und</strong> -qualifikation, Investitionsbedarf<br />

Trotz des umfangreichen Fragenkatalogs lag <strong>der</strong> Rücklauf<br />

bei sehr guten 73 %. Die 219 teilnehmenden Landkreise<br />

s<strong>in</strong>d breit über die gesamte B<strong>und</strong>esrepublik von Küsten-<br />

über Seen- <strong>und</strong> Gebirgsregionen bis zu städtisch geprägten<br />

<strong>und</strong> ländlichen Gebieten, von touristischen Top-Regionen bis<br />

zu Potenzialregionen verteilt; e<strong>in</strong> guter Querschnitt mit hoher<br />

Aussagekraft. Dieses starke Engagement belegt e<strong>in</strong>mal<br />

mehr die hohe Bedeutung des Themas für die Landkreise.<br />

<strong>der</strong> Landkreise <strong>und</strong> die dafür e<strong>in</strong>gesetzten F<strong>in</strong>anzmittel als<br />

zentrale Faktoren zur Typisierung <strong>der</strong> Landkreise heraus. Vier<br />

unterschiedliche Typen konnten identifiziert werden (vgl.<br />

Abbildung Seite 8).<br />

In den e<strong>in</strong>zelnen Kapiteln des Leitfadens wird immer wie<strong>der</strong><br />

Bezug auf die Typisierung genommen. Die Übersichtstabelle<br />

am Ende <strong>der</strong> Dokumentation dient als Zusammenstellung<br />

<strong>der</strong> Detailergebnisse. Je<strong>der</strong> Landkreis kann sich anhand se<strong>in</strong>er<br />

eigenen Daten e<strong>in</strong>em <strong>der</strong> vier Typen zuordnen <strong>und</strong> erhält<br />

somit <strong>in</strong>dividuelle Vergleichswerte.<br />

7


VORBEMERKUNGEN<br />

8<br />

Schwerpunkt<br />

Bau / Unterhalt / Betrieb von Infrastruktur<br />

Schwerpunkt kreiseigene<br />

Tourismusmarket<strong>in</strong>gorganisation<br />

Schwerpunkt Mitgliedschaft<br />

<strong>in</strong> touristischen Regionalverbänden<br />

ohne erkennbaren Schwerpunkt<br />

= Mischtyp<br />

Ke<strong>in</strong>e Zuordnung möglich<br />

Basis: 100 % = alle Landkreise mit möglicher Zuordnung über die Budgetverteilung (n = 183) Quelle: dwif, DLT 2011<br />

1. Landkreise mit dem Schwerpunkt Bau/Unterhalt/<br />

Betrieb von Infrastruktur<br />

(Anteil Tourismusbudget für Bau, Unterhalt <strong>und</strong>/o<strong>der</strong> Betrieb<br />

kreiseigener bzw. nicht kreiseigener Infrastruktur > 50%)<br />

16 % <strong>der</strong> Landkreise Ø Übernachtungen: 879.730<br />

Ø E<strong>in</strong>wohner: 180.762<br />

Ø Budget (<strong>in</strong> €): 909.567<br />

2. Landkreise mit dem Schwerpunkt kreiseigene<br />

Tourismusmarket<strong>in</strong>gorganisation<br />

(Anteil Tourismusbudget für die <strong>F<strong>in</strong>anzierung</strong> e<strong>in</strong>er kreiseigenen<br />

Tourismusorganisation > 50%)<br />

28 % <strong>der</strong> Landkreise Ø Übernachtungen: 940.390<br />

Ø E<strong>in</strong>wohner: 181.523<br />

Ø Budget (<strong>in</strong> €): 276.549<br />

3. Landkreise mit dem Schwerpunkt Mitgliedschaft <strong>in</strong><br />

touristischen Regionalverbänden<br />

(Anteil Tourismusbudget für die Mitgliedschaft <strong>in</strong>touristischen<br />

Regionalverbänden > 50%)<br />

30 % <strong>der</strong> Landkreise Ø Übernachtungen: 880.306<br />

Ø E<strong>in</strong>wohner: 178.866<br />

Ø Budget (<strong>in</strong> €): 219.245<br />

4. Landkreise ohne erkennbaren Schwerpunkt = Mischtyp<br />

26 % <strong>der</strong> Landkreise Ø Übernachtungen: 885.996<br />

Ø E<strong>in</strong>wohner: 177.555<br />

Ø Budget (<strong>in</strong> €): 419.979<br />

Quelle: dwif, DLT 2011


I. Tourismus als kommunaler<br />

Wertschöpfungs- <strong>und</strong> Standortfaktor<br />

In den deutschen Landkreisen nimmt <strong>der</strong> Tourismus e<strong>in</strong>e<br />

wichtige Schlüsselposition e<strong>in</strong>, die sich zudem auch <strong>in</strong> Zeiten<br />

<strong>der</strong> weltweiten Wirtschaftskrise als äußerst stabil erwiesen<br />

hat. Er ist Standortfaktor, Job-Motor <strong>und</strong> Imageträger. Die<br />

Landkreise besetzen als Vernetzer, För<strong>der</strong>er <strong>und</strong> Vermittler<br />

wichtige Positionen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Tourismusentwicklung <strong>und</strong> treten<br />

geme<strong>in</strong>sam mit den Akteuren <strong>der</strong> Landes- <strong>und</strong> Ortsebene<br />

für e<strong>in</strong>e prosperierende Branche e<strong>in</strong>. Sie unterstützen<br />

die regionalen Tourismusakteure, entwickeln die öffentliche<br />

Infrastruktur <strong>und</strong> schieben Qualitäts- <strong>und</strong> Qualifizierungs<strong>in</strong>itiativen<br />

an. Allerd<strong>in</strong>gs stehen häufig vergleichsweise kle<strong>in</strong>e<br />

Budgets dem zunehmenden Wettbewerb <strong>und</strong> Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />

bei Investitionen <strong>und</strong> Innovationen gegenüber. Die<br />

Motivation für e<strong>in</strong> Engagement <strong>der</strong> Landkreise <strong>in</strong> <strong>der</strong> Tourismusför<strong>der</strong>ung<br />

<strong>der</strong> Landkreise ist durch die Umfrage klar hervorgetreten:<br />

Neben <strong>der</strong> allgeme<strong>in</strong>en Stärkung <strong>der</strong> örtlichen<br />

Wirtschaft sollen Image <strong>und</strong> Bekanntheit gesteigert <strong>und</strong> die<br />

touristische Infrastruktur ausgebaut werden. Die Erhöhung<br />

<strong>der</strong> Wertschöpfung <strong>und</strong> die Schaffung von Arbeitsplätzen<br />

wurden von den Landkreisen ebenfalls häufig genannt<br />

(vgl. Abbildung).<br />

Ziele <strong>der</strong> Tourismusför<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Landkreise 1<br />

Sicherung/Ausbau<br />

Öffentlicher Infrastruktur<br />

Auf -/Ausbau<br />

touristischer<br />

Infrastruktur<br />

47,6%<br />

Wettbewerbsvorteil im Kampf um<br />

Unternehmensstandorte 13,8%<br />

20,5%<br />

Quelle: dwif, DLT 2011; n = 219<br />

Allgeme<strong>in</strong>e<br />

Stärkung <strong>der</strong><br />

örtlichen Wirtschaft<br />

66,2%<br />

9%<br />

Schaffung von<br />

Arbeitsplätzen<br />

45,7%<br />

6,7%<br />

Attraktivitätssteigerung<br />

Für Wohnbevölkerung<br />

Steigerung von<br />

Image <strong>und</strong><br />

Bekanntheit<br />

50,9%<br />

Erhöhung <strong>der</strong><br />

Wertschöpfung<br />

45,7%<br />

Stabilisierungsfaktor im<br />

Demografischen Wandel<br />

1 Die Prozentwerte <strong>in</strong> <strong>der</strong> Abb. geben den Anteil <strong>der</strong> Landkreise wie<strong>der</strong>, die das jeweilige<br />

Ziel auf e<strong>in</strong>en <strong>der</strong> ersten Plätze (von e<strong>in</strong>s – neun) gesetzt haben.<br />

DIE ROLLE DES TOURISMUS<br />

Im Branchenmix des jeweiligen Landkreises setzen die Experten<br />

<strong>in</strong> den Landkreisen den Tourismus bei <strong>der</strong> Frage nach<br />

se<strong>in</strong>er Bedeutung deutschlandweit auf Platz fünf von sieben.<br />

In jedem vierten Landkreis erreicht er jedoch e<strong>in</strong>e <strong>der</strong> Top-<br />

3-Platzierungen. Auf Rang 1 des Gesamtrank<strong>in</strong>gs landet mit<br />

Abstand das Verarbeitende Gewerbe, gefolgt vom Handwerk<br />

<strong>und</strong> den Dienstleistungen ohne Tourismus. E<strong>in</strong>zelhandel, Tourismus<br />

<strong>und</strong> Bauwirtschaft liegen auf den weiteren Plätzen eng<br />

beie<strong>in</strong>an<strong>der</strong>. Schlusslicht <strong>in</strong> <strong>der</strong> E<strong>in</strong>schätzung <strong>der</strong> Landkreise<br />

ist die Land- <strong>und</strong> Forstwirtschaft. Für die kommenden Jahre<br />

gehen die Befragten von e<strong>in</strong>em klaren Bedeutungsgew<strong>in</strong>n<br />

des Tourismus aus: Drei Viertel <strong>der</strong> Landkreise erwarten e<strong>in</strong>e<br />

überdurchschnittliche Entwicklung im Branchenvergleich.<br />

Demzufolge s<strong>in</strong>d belastbare Fakten zur wirtschaftlichen Bedeutung<br />

als Gr<strong>und</strong>lage für das politische Handeln beson<strong>der</strong>s<br />

wichtig. Denn Risiken für die Tourismusentwicklung sehen die<br />

Landkreise <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e <strong>in</strong> <strong>F<strong>in</strong>anzierung</strong>sfragen (mangelnde<br />

Eigenmittel, zu ger<strong>in</strong>ges Market<strong>in</strong>gbudget) sowie <strong>in</strong> qualitativen<br />

wie quantitativen Defiziten <strong>der</strong> touristischen Infrastruktur.<br />

H<strong>in</strong>zu kommt <strong>der</strong> Hemmfaktor För<strong>der</strong>bürokratie <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e teils<br />

zu ger<strong>in</strong>g ausgeprägte Kooperationskultur. Rechtliche Bestimmungen<br />

(z. B. Bau-, Planungs- o<strong>der</strong> Ordnungsrecht) spielen <strong>in</strong><br />

diesem Zusammenhang e<strong>in</strong>e eher untergeordnete Rolle.<br />

Wirtschaftsfaktor Tourismus<br />

Wie lässt sich die wirtschaftliche Bedeutung des Tourismus<br />

näher ermitteln? Alle Berechnungen zum Wirtschaftsfaktor<br />

Tourismus beziehen sich auf die touristische Wertschöpfungs-<br />

kette. Sie beschreibt alle Phasen e<strong>in</strong>er Reise – von <strong>der</strong> Informa-<br />

tion über die Buchung, die Anreise, den Aufenthalt bis zur Abreise<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> Reisenachbereitung <strong>und</strong> verdeutlicht die Breiten-<br />

wirkung des Multiproduktes Tourismus (vgl. Abbildung).<br />

Touristische Wertschöpfungskette <strong>und</strong> Bedeutung<br />

für den Wirtschaftsfaktor Tourismus<br />

Vorbereiten, Informieren:<br />

Reiseführer, Prospekte, Internet<br />

Buchung:<br />

Reisebüros, (Bus-) Reiseveranstalter,<br />

Airl<strong>in</strong>es, Deutsche Bahn, Internet<br />

ABREISE<br />

Dienstleistungen<br />

& Service<br />

Shopp<strong>in</strong>g<br />

& Ausflug<br />

Unterhaltung<br />

& Kultur<br />

Betrachtungsebene<br />

des Wirtschaftsfaktors<br />

Tourismus vor Ort<br />

Besichtigen<br />

Wan<strong>der</strong>n <strong>und</strong> Radfahren<br />

Quelle: dwif 2010 verän<strong>der</strong>t nach ADAC 2003<br />

Nachbereiten:<br />

Re<strong>in</strong>igung, Fotoentwicklung etc.<br />

Er<strong>in</strong>nern & Kommunizieren:<br />

Erzählen von positiven (Ø 3 mal) <strong>und</strong><br />

negativen (Ø 10 mal) Erlebnissen<br />

ANREISE<br />

Ankommen<br />

& Orientieren<br />

Übernachten<br />

& Wohnen<br />

Essen<br />

& Tr<strong>in</strong>ken<br />

9


DIE ROLLE DES TOURISMUS<br />

Die Berechnungen beziehen sich immer nur auf diejenigen<br />

Umsätze <strong>und</strong> E<strong>in</strong>kommenswirkungen, die im Reisegebiet<br />

entstehen. Denn nur diese kann man ihr unmittelbar<br />

zurechnen: Die Ausgaben <strong>der</strong> Touristen für das Hotel o<strong>der</strong><br />

die Ferienwohnung, <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gastronomie, für Museums- <strong>und</strong><br />

Freizeitparkbesuche o<strong>der</strong> für E<strong>in</strong>käufe.<br />

Buchungsprovisionen z. B. für Reisebüros zu Hause, Bahntickets<br />

o<strong>der</strong> Benz<strong>in</strong>kosten für die H<strong>in</strong>- <strong>und</strong> Rückreise sowie die<br />

Kosten für die Fotos für das Er<strong>in</strong>nerungsalbum fallen dagegen<br />

nicht am Zielort an <strong>und</strong> werden daher <strong>in</strong> diese Berechnung<br />

nicht e<strong>in</strong>bezogen. Nur durch diesen Vor-Ort-Ansatz<br />

lassen sich die direkten Umsätze durch die Ausgaben <strong>der</strong><br />

Touristen konkret <strong>und</strong> zweifelsfrei <strong>der</strong> betrachteten Dest<strong>in</strong>ation<br />

zurechnen.<br />

Tourismus: Milliardengeschäft <strong>und</strong> Job-Motor<br />

Der Wirtschaftsfaktor Tourismus wurde für die 301 Landkreise<br />

<strong>in</strong>sgesamt berechnet. 2 Neben dem Übernachtungstourismus<br />

<strong>in</strong> gewerblichen Beherbergungsbetrieben tragen weitere<br />

Tourismussegmente maßgeblich zum Nachfragevolumen<br />

bei. Hierzu zählen vor allem <strong>der</strong> Tagestourismus mit über<br />

1,5 Mrd. Aufenthaltstagen sowie <strong>der</strong> Privatvermietermarkt<br />

<strong>und</strong> das Touristikcamp<strong>in</strong>g. 3 Nach aktuellen Berechnungen<br />

summiert sich das Nachfragevolumen 2010 auf knapp 1,9<br />

Mrd. Aufenthaltstage. Der daraus resultierende touristische<br />

Umsatz beläuft sich auf 73,4 Mrd. €, wobei <strong>der</strong> Übernachtungstourismus<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> Tagestourismus e<strong>in</strong>e ähnlich hohe<br />

Bedeutung haben (vgl. Abbildung).<br />

Selbstverständlich s<strong>in</strong>d E<strong>in</strong>zelanalysen jedes Landkreises<br />

möglich, im Rahmen dieses Leitfadens jedoch nicht darstellbar.<br />

Die Ergebnisse von drei beispielhaften Landkreisen geben<br />

aber e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>druck von den Dimensionen: 4<br />

10<br />

Touristische Umsätze <strong>in</strong> den deutschen Landkreisen 2010<br />

Quelle: dwif 2011<br />

Aufenthaltstage<br />

<strong>in</strong> Millionen<br />

2 E<strong>in</strong>e Übertragbarkeit <strong>der</strong> Durchschnittswerte auf e<strong>in</strong>zelne Landkreise ist aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>in</strong>dividuellen touristischen Nachfrage- <strong>und</strong> Angebotsstrukturen nicht möglich.<br />

3 Nicht berücksichtigt werden konnten die Übernachtungen <strong>in</strong> den Privatwohnungen <strong>der</strong><br />

E<strong>in</strong>heimischen sowie das Segment Dauercamp<strong>in</strong>g. Dies kann nur nach E<strong>in</strong>zelanalysen<br />

bzw. Primärerhebungen <strong>in</strong> den jeweiligen Landkreisen realisiert werden.<br />

4 Die Daten stammen aus geson<strong>der</strong>ten <strong>und</strong> veröffentlichten Auftragsuntersuchungen <strong>der</strong><br />

Landkreise.<br />

Landkreis Emsland (Nie<strong>der</strong>sachsen):<br />

· 11 Mio. Aufenthaltstage<br />

· 250 Mio. € Bruttoumsatz<br />

· Beschäftigungseffekt: 7.200 Personen<br />

Ma<strong>in</strong>-Tauber-Kreis (Baden-Württemberg):<br />

· 6 Mio. Aufenthaltstage<br />

· 259 Mio. € Bruttoumsatz<br />

· Beschäftigungseffekt: 6.000 Personen<br />

Vogtlandkreis (Sachsen):<br />

· 12 Mio. Aufenthaltstage<br />

· 348 Mio. € Bruttoumsatz<br />

· Beschäftigungseffekt: 11.200 Personen<br />

Wirtschaftsfaktor Tourismus <strong>in</strong> den Landkreisen:<br />

Täglich bewegen sich durchschnittlich mehr als<br />

5 Mio. Touristen <strong>in</strong> den Landkreisen Deutschlands,<br />

die r<strong>und</strong> 200 Mio. € <strong>in</strong> den Zielgebieten<br />

ausgeben.<br />

Ø Tagesausgaben <strong>in</strong> €<br />

Umsätze (brutto)<br />

<strong>in</strong> Milliarden €<br />

Übernachtungen gewerblich 247 108,80 26,9<br />

Übernachtungen Privatvermieter 80 73,50 5,9<br />

Übernachtungen Touristikcamp<strong>in</strong>g 23 46,50 1,1<br />

Tagesbesucherverkehr 1.520 26,00 39,5<br />

Gesamt 1.870 39,30 73,4


Zu den größten Profiteuren des Tourismus <strong>in</strong> den Landkreisen<br />

Deutschlands zählen das Gastgewerbe <strong>und</strong> <strong>der</strong> E<strong>in</strong>zelhandel.<br />

Die dritte Gruppe s<strong>in</strong>d Dienstleistungsunternehmen,<br />

zu denen u. a. die Bereiche Kultur, Freizeit <strong>und</strong> Verkehr zählen<br />

(vgl. Abbildung).<br />

Profitierende Branchen vom touristischen Umsatz<br />

Dienstleistungen<br />

13,4 Mrd. €<br />

E<strong>in</strong>zelhandel<br />

25,1 Mrd. €<br />

Quelle: dwif 2011<br />

Der Tourismus ist e<strong>in</strong>e äußerst service<strong>in</strong>tensive Branche. Entsprechend<br />

schafft <strong>und</strong> sichert er e<strong>in</strong>e Vielzahl unterschiedlicher<br />

Arbeitsplätze. Fast alle dieser Arbeitsverhältnisse s<strong>in</strong>d<br />

dadurch gekennzeichnet, dass sie nicht ausschließlich vom<br />

Tourismus leben (Kellner <strong>und</strong> Verkäufer bedienen z. B. auch<br />

E<strong>in</strong>heimische), was e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>deutige Erfassung <strong>und</strong> Zuordnung<br />

umso schwieriger macht. Daher kann nur e<strong>in</strong> Äquivalent ermittelt<br />

werden. Aus dem touristischen E<strong>in</strong>kommensbeitrag<br />

(Wertschöpfung) lässt sich e<strong>in</strong> Beschäftigungseffekt von<br />

1,55 Mio. Personen ableiten (<strong>in</strong>klusive nicht erwerbstätiger,<br />

aber mit zu versorgen<strong>der</strong> Haushaltsmitglie<strong>der</strong>). Damit trägt<br />

die Tourismusbranche erheblich zur Sicherung von Beschäftigung<br />

<strong>und</strong> E<strong>in</strong>kommen <strong>in</strong> den Landkreisen bei. Die Bandbreite<br />

<strong>der</strong> mit dem Tourismus verb<strong>und</strong>enen Arbeitsplätze<br />

reicht von anspruchsvollen Managementpositionen bis h<strong>in</strong><br />

zu Arbeitsplätzen, die ger<strong>in</strong>gqualifizierten Arbeitskräften<br />

e<strong>in</strong>e Perspektive bieten.<br />

Wirtschaftsfaktor Tourismus <strong>in</strong> den Landkreisen<br />

1,87 Mrd.<br />

Touristische<br />

Aufenthaltstage<br />

Quelle: dwif 2011<br />

16,3%<br />

34,2%<br />

47,5%<br />

73,4 Mrd. €<br />

Touristischer<br />

Bruttoumsatz<br />

Gastgewerbe<br />

(Beherbergung<br />

<strong>und</strong> Gastronomie)<br />

34,9 Mrd. €<br />

5 Nicht berücksichtigt, weil auf dieser Ebene nicht e<strong>in</strong>deutig zuzuweisen <strong>und</strong> quantifizier-<br />

bar, s<strong>in</strong>d weitere Steuern wie Gewerbesteuer, Kurtaxe, Fremdenverkehrsabgabe, Zweit-<br />

wohnungssteuer o<strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>steuer.<br />

34,7 Mrd. €<br />

Touristische<br />

Wertschöpfung<br />

DIE ROLLE DES TOURISMUS<br />

Dem Tourismus kommt auch als Quelle für Steuere<strong>in</strong>nahmen<br />

e<strong>in</strong>e erhebliche Bedeutung zu. Das tourismusbezogene<br />

E<strong>in</strong>kommen- <strong>und</strong> Mehrwertsteueraufkommen aus den 301<br />

Landkreisen belief sich 2010 auf 7,9 Mrd. € 5 . Investitionen<br />

<strong>in</strong> den Tourismus sorgen also nicht nur für Umsatz bei den<br />

Unternehmen, son<strong>der</strong>n die öffentliche Hand profitiert unmittelbar.<br />

Die Landkreise Berchtesgadener Land (Bayern)<br />

<strong>und</strong> Rhe<strong>in</strong>gau-Taunus (Hessen) verdeutlichen dies mit rechnerischen<br />

Steuerzuflüssen an die kommunalen Haushalte <strong>in</strong><br />

Höhe von 9,2 Mio. bzw. 7,4 Mio. €.<br />

Vielfältiger Standortfaktor Tourismus<br />

Doch <strong>der</strong> Tourismus ist nicht nur als monetärer Nutzenstifter<br />

anzusehen, er wirkt sich <strong>in</strong> vielerlei H<strong>in</strong>sicht positiv <strong>in</strong><br />

den Landkreisen aus. Es steht außer Zweifel, dass sich <strong>der</strong><br />

Bekanntheitsgrad maßgeblich aus <strong>der</strong> touristischen Attraktivität<br />

ableitet <strong>und</strong> diese unmittelbaren E<strong>in</strong>fluss auf die allgeme<strong>in</strong>e<br />

Standortattraktivität, den Wohnwert <strong>und</strong> nicht zuletzt<br />

das Image e<strong>in</strong>es Gebietes hat. Auch die Ausstattung mit<br />

spezifischer Infrastruktur ist vielerorts ganz wesentlich <strong>der</strong><br />

Tatsache geschuldet, dass die Bereitstellung u. a. aus touristischen<br />

Beweggründen heraus erfolgte. Deren <strong>F<strong>in</strong>anzierung</strong><br />

wurde zum Teil über touristische För<strong>der</strong>programme ermöglicht.<br />

Viele Freizeitbä<strong>der</strong>, Veranstaltungshallen, Wan<strong>der</strong>- <strong>und</strong><br />

Radwegenetze würden nicht o<strong>der</strong> nicht <strong>in</strong> <strong>der</strong> Qualität <strong>und</strong><br />

Menge existieren, gäbe es den Tourismus dort nicht. Auch<br />

die Gastronomie- <strong>und</strong> E<strong>in</strong>zelhandels- sowie die Dienstleistungsvielfalt<br />

wäre mancherorts ohne Tourismus wesentlich<br />

e<strong>in</strong>geschränkter. Das Tourismusengagement zahlt sich mith<strong>in</strong><br />

aus – <strong>in</strong> Euro <strong>und</strong> Cent für alle Branchen ebenso wie <strong>in</strong><br />

Attraktivität <strong>und</strong> Lebensqualität für E<strong>in</strong>wohner <strong>und</strong> Gäste.<br />

H<strong>in</strong>weise für die Praxis<br />

· Die Betrachtung <strong>der</strong> (gewerblichen) Übernachtungen<br />

reicht für e<strong>in</strong>e Gesamte<strong>in</strong>schätzung <strong>der</strong> Bedeutung <strong>und</strong><br />

Entwicklung des Tourismus nicht aus. Die weiteren Segmente<br />

<strong>und</strong> das Gästeverhalten s<strong>in</strong>d wichtige Voraussetzungen.<br />

· Achtung: Überregionale Daten <strong>und</strong> Ausgabenwerte eignen<br />

sich nicht zur direkten Übertragung auf Regionen o<strong>der</strong> Orte.<br />

· E<strong>in</strong>zelhandel <strong>und</strong> Dienstleistungsanbieter s<strong>in</strong>d zentrale<br />

Partner im Tourismus.<br />

· Die arbeitsmarktpolitische Bedeutung des Tourismus kann<br />

nur durch e<strong>in</strong> Beschäftigtenäquivalent näherungsweise<br />

wie<strong>der</strong>geben werden.<br />

2,8 %<br />

Beitrag zum<br />

Primäre<strong>in</strong>kommen<br />

1,55 Mio.<br />

Beschäftigungseffekte<br />

<strong>in</strong> Personen<br />

11


ERFOLGSFAKTOR PLANUNG UND KONZEPTION<br />

II. Erfolgsfaktor Planung <strong>und</strong> Konzeption<br />

Für e<strong>in</strong>e wirksame Tourismusför<strong>der</strong>ung ist es notwendig,<br />

die eigenen Aktivitäten zielgerichtet <strong>und</strong> konzeptionell anzugehen.<br />

Tourismuskonzeptionen, die die wichtigsten Ziele,<br />

Zielgruppen, Strategien <strong>und</strong> Maßnahmen für den Tourismus<br />

e<strong>in</strong>er Geme<strong>in</strong>de, e<strong>in</strong>er Stadt, e<strong>in</strong>es Landkreises o<strong>der</strong><br />

e<strong>in</strong>es Reisegebietes dokumentieren, bilden e<strong>in</strong>e essenzielle<br />

Gr<strong>und</strong>lage für e<strong>in</strong>e strategisch ausgerichtete Tourismusentwicklung.<br />

Ob sie nun als Tourismuskonzeption, Leitbild, Masterplan<br />

o<strong>der</strong> Strategiepapier bezeichnet werden – ohne e<strong>in</strong>e<br />

an den Marktbedürfnissen ausgerichtete <strong>und</strong> mit den wichtigsten<br />

Akteuren geme<strong>in</strong>sam erarbeitete Dokumentation<br />

<strong>der</strong> wichtigsten Ziele <strong>und</strong> Maßnahmen, ist e<strong>in</strong> abgestimmtes<br />

Agieren <strong>und</strong> Zusammenwirken von öffentlicher Hand, Tourismusmarket<strong>in</strong>gorganisationen<br />

(TMO) <strong>und</strong> Leistungsträgern<br />

kaum möglich.<br />

1. Befragungsergebnisse<br />

Die Befragung <strong>der</strong> Landkreise ermittelte e<strong>in</strong>en aktuellen Überblick<br />

über <strong>der</strong>en Arbeit mit konzeptionellen Gr<strong>und</strong>lagen:<br />

· Fast je<strong>der</strong> zweite Landkreis (47 %) verfügt über e<strong>in</strong>en Kreisentwicklungsplan,<br />

<strong>der</strong> die Leitl<strong>in</strong>ien für die Entwicklung <strong>der</strong><br />

wichtigsten Themenfel<strong>der</strong>, darunter meist auch <strong>der</strong> Tourismus,<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er geme<strong>in</strong>samen Planungsgr<strong>und</strong>lage zusammenführt.<br />

· 39 % <strong>der</strong> Landkreise haben e<strong>in</strong> eigenes Tourismuskonzept.<br />

31 % verfolgen <strong>in</strong> Ergänzung dazu ihre tourismusspezifischen<br />

Market<strong>in</strong>gaktivitäten auf <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>lage e<strong>in</strong>es<br />

kurz- bis mittelfristigen Market<strong>in</strong>gplans. Je nach Landkreistyp<br />

schwanken die Anteile <strong>der</strong> Landkreise mit kreiseigener<br />

Konzeption zwischen 30 <strong>und</strong> 53 %; die Landkreise mit<br />

Schwerpunkt auf Mitgliedschaft <strong>in</strong> touristischen Regionalverbänden<br />

weisen dabei den niedrigsten <strong>und</strong> die Landkreise<br />

mit e<strong>in</strong>er eigenen Tourismusmarket<strong>in</strong>gorganisation<br />

den höchsten Anteilswert auf.<br />

12<br />

Touristische Planungsgr<strong>und</strong>lagen<br />

Tourismusverband/Region<br />

75,8%<br />

Landkreis<br />

38,8%<br />

Quelle: dwif 2011, DLT 2011; n=219<br />

Tourismusverband/Region<br />

83,1%<br />

Landkreis<br />

30,6%<br />

Tourismuskonzept Market<strong>in</strong>gplan<br />

Landkreis<br />

59,4%<br />

Konzepte für spezielle<br />

touristische Segmente<br />

· Von den Landkreisen, die sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> Befragung als eigenständige<br />

Dest<strong>in</strong>ation/Zielgebiet ausgewiesen haben, verfügen<br />

allerd<strong>in</strong>gs lediglich 56 % über e<strong>in</strong>e eigene Tourismuskonzeption.<br />

Bei den übrigen Landkreisen hat nur knapp<br />

je<strong>der</strong> dritte Landkreis e<strong>in</strong>e kreiseigene Tourismusstrategie.<br />

· Zusätzlich haben im Schnitt sechs von zehn Landkreisen<br />

(59 %) ausgewählte Themen o<strong>der</strong> Segmente über spezifische<br />

Fachkonzeptionen vertieft. Wegekonzeptionen, Aktivtourismus<br />

<strong>und</strong> Wellness/Ges<strong>und</strong>heitstourismus standen<br />

dabei im Vor<strong>der</strong>gr<strong>und</strong>.<br />

· E<strong>in</strong>e weitaus größere Bedeutung haben Tourismuskonzepte<br />

von Tourismusverbänden mit meist größerer Ausdehnung,<br />

bei denen e<strong>in</strong> Landkreis e<strong>in</strong>en Teilraum des Gesamtgebietes<br />

e<strong>in</strong>nimmt. 76 % aller Landkreise können auf e<strong>in</strong>e<br />

Planungsgr<strong>und</strong>lage e<strong>in</strong>es regionalen Tourismusverbandes<br />

verweisen. Von e<strong>in</strong>em eigenen Market<strong>in</strong>gplan dieses Tourismusverbandes<br />

können sogar 83 % <strong>der</strong> Landkreise berichten.<br />

E<strong>in</strong> Tourismuskonzept bzw. e<strong>in</strong> strategischer<br />

Masterplan sowie e<strong>in</strong> Market<strong>in</strong>gkonzept s<strong>in</strong>d<br />

Gr<strong>und</strong>voraussetzung für das zielgerichtete <strong>und</strong><br />

effiziente Arbeiten e<strong>in</strong>er Tourismusmarket<strong>in</strong>gorganisation.<br />

· Aufschlussreich s<strong>in</strong>d die E<strong>in</strong>schätzungen <strong>der</strong> Befragten zur<br />

Berücksichtigung ihrer Landkreis<strong>in</strong>teressen <strong>in</strong> den Tourismuskonzepten<br />

des Reisegebiets <strong>und</strong> des B<strong>und</strong>eslandes.<br />

Während je nach Landkreistyp zwischen 66 % (kreiseigene<br />

Tourismusmarket<strong>in</strong>gorganisation) bis bestenfalls 94 % (Mitgliedschaft<br />

<strong>in</strong> Regionalverbänden) mit <strong>der</strong> Berücksichtigung<br />

des eigenen Landkreises im regionalen Tourismuskonzept<br />

ja ne<strong>in</strong> weiß nicht<br />

71,7%<br />

16,4%<br />

11,9%<br />

Regionales<br />

Tourismuskonzept<br />

Planerische Gr<strong>und</strong>lagen auf regionaler Ebene Zufriedenheit<br />

38,8%<br />

18,7%<br />

42,5%<br />

Landestourismuskonzept


zufrieden s<strong>in</strong>d, stellt sich die Situation bei den Tourismuskonzeptionen<br />

auf B<strong>und</strong>eslandebene deutlich an<strong>der</strong>s dar.<br />

Nur 85 von 219 befragten Landkreisen (39 %) äußerten<br />

sich zufrieden.<br />

· E<strong>in</strong>e weitere Erkenntnis ist, dass es e<strong>in</strong>e Vielzahl von Landkreisen<br />

gibt, die sowohl über e<strong>in</strong> kreiseigenes Tourismuskonzept<br />

verfügen, als auch über e<strong>in</strong> separates Konzept<br />

des regionalen Tourismusverbandes. Dies ist immerh<strong>in</strong> bei<br />

e<strong>in</strong>em Drittel <strong>der</strong> Landkreise <strong>der</strong> Fall (33 %).<br />

2. Handlungsbedarfe <strong>und</strong> Lösungsansätze<br />

· Gr<strong>und</strong>sätzlich sollten konzeptionelle Gr<strong>und</strong>lagen <strong>in</strong> allen<br />

Landkreisen vorhanden se<strong>in</strong>, <strong>in</strong> denen <strong>der</strong> Tourismus e<strong>in</strong>e<br />

spürbare Rolle als Wirtschaftsfaktor spielt <strong>und</strong> gezielt weiterentwickelt<br />

werden soll. Aussagen zu Zielen, Zielgruppen,<br />

Themenschwerpunkten für die Infrastrukturentwicklung<br />

<strong>und</strong> Vermarktung sowie zu Maßnahmenschwerpunkten<br />

s<strong>in</strong>d wichtige <strong>in</strong>haltliche Bauste<strong>in</strong>e dieser Konzepte. Darauf<br />

aufbauende, separate Market<strong>in</strong>gkonzepte s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />

bei bedeutenden touristischen Dest<strong>in</strong>ationen mit ausreichenden<br />

Market<strong>in</strong>gbudgets angebracht.<br />

· Aber nicht je<strong>der</strong> Landkreis benötigt zwangsläufig e<strong>in</strong>e kreis-<br />

eigene Tourismuskonzeption <strong>und</strong> e<strong>in</strong> Market<strong>in</strong>gkonzept.<br />

Bei den Landkreisen, bei denen es sich um e<strong>in</strong>e eigene Tourismusdest<strong>in</strong>ation,<br />

im besten Falle mit e<strong>in</strong>er eigenen Tourismusmarket<strong>in</strong>gorganisation<br />

bzw. -abteilung handelt, ist dies<br />

allerd<strong>in</strong>gs unabd<strong>in</strong>gbar.<br />

· Wenn Landkreise jedoch Teil e<strong>in</strong>er größeren übergeordneten<br />

Dest<strong>in</strong>ation s<strong>in</strong>d, ist e<strong>in</strong>e geme<strong>in</strong>sam mit allen Gebietse<strong>in</strong>heiten<br />

des Reisegebietes erarbeitete Tourismuskonzeption<br />

auf <strong>der</strong> Ebene des regionalen Tourismusverbandes<br />

zielführen<strong>der</strong>. Doppelkonstellationen von kreiseigener <strong>und</strong><br />

Tourismuskonzeption e<strong>in</strong>es übergreifenden regionalen<br />

Tourismusverbandes bergen das Risiko von Konkurrenzeffekten,<br />

Doppelarbeiten <strong>und</strong> <strong>der</strong> Unterstützung gegenläufiger<br />

Strategien. Vielmehr sollte e<strong>in</strong>e von Tourismusverbänden<br />

<strong>und</strong> Landkreisen geme<strong>in</strong>sam erarbeitete strategische<br />

Gr<strong>und</strong>richtung verfolgt <strong>und</strong> Personal- <strong>und</strong> Mittelkapazitäten<br />

gebündelt werden.<br />

· Selbstverständlich können aus <strong>der</strong> Konzeption <strong>der</strong> übergeordneten<br />

Dest<strong>in</strong>ation strategische Schlussfolgerungen für<br />

die Ebene <strong>der</strong> beteiligten Landkreise <strong>in</strong> Form von eigenen<br />

Strategiepapieren gezogen werden. Dabei ist jedoch e<strong>in</strong>e<br />

Konzentration auf die für den Landkreis relevanten Segmente,<br />

z. B. Infrastrukturentwicklung, zu empfehlen.<br />

· Die Befragung hat deutlich gemacht, dass sich die Landkreise<br />

mit den Konzeptionen <strong>der</strong> regionalen Tourismusverbände<br />

mehrheitlich identifizieren können, während dies<br />

bei den Landeskonzepten deutlich weniger <strong>der</strong> Fall ist. Das<br />

Ergebnis ist wenig überraschend, da sich Landesstrategien<br />

angesichts des europaweiten Konkurrenzdrucks <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

zunehmenden Professionalisierung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Mittelverwendung<br />

<strong>und</strong> im Market<strong>in</strong>g zwangsläufig auf die erfolgversprechendsten<br />

Segmente <strong>und</strong> Regionen konzentrieren müssen.<br />

ERFOLGSFAKTOR PLANUNG UND KONZEPTION<br />

Nicht jede Dest<strong>in</strong>ation f<strong>in</strong>det sich daher entsprechend dem<br />

eigenen Geltungsanspruch auf <strong>der</strong> Landesebene berücksichtigt,<br />

was oft auch fast unvermeidlich ist. Vor diesem<br />

H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> s<strong>in</strong>d die Tourismusregionen <strong>und</strong> Landkreise gut<br />

beraten, die konzeptionellen Vorgaben <strong>der</strong> Landesebene<br />

bestmöglich <strong>in</strong> die eigenen Konzepte e<strong>in</strong>fließen zu lassen<br />

<strong>und</strong> im Bereich <strong>der</strong> Infrastruktur- <strong>und</strong> Produktentwicklung<br />

vor allem die Themen aufzugreifen, die von <strong>der</strong> Landesebene<br />

<strong>in</strong> nationalen Werbestrategien transportiert werden.<br />

Dies schließt jedoch nicht aus, dass e<strong>in</strong> Landkreis bzw. e<strong>in</strong>e<br />

Tourismusdest<strong>in</strong>ation nicht auch eigene (Nischen-)Themen<br />

besetzen <strong>und</strong> bearbeiten kann, die nicht zu den Schwerpunkten<br />

<strong>der</strong> Landesstrategie gehören. Wenn Kompetenz<br />

<strong>und</strong> Angebotsqualität <strong>in</strong> diesem speziellen Thema beson<strong>der</strong>s<br />

ausgeprägt s<strong>in</strong>d, dann ist auch dies möglich.<br />

3. Weitere H<strong>in</strong>weise<br />

· Breite Beteiligung: Tourismuskonzeptionen auf Dest<strong>in</strong>ations-<br />

o<strong>der</strong> Landkreisebene sollten bereits <strong>in</strong> <strong>der</strong> Erarbeitungsphase<br />

zur Akzeptanzför<strong>der</strong>ung immer unter breiter E<strong>in</strong>beziehung<br />

aller relevanten Akteure (Leistungsträger, Touristiker,<br />

Verwaltung, ggf. Bevölkerung) erarbeitet werden.<br />

· Höhere Verb<strong>in</strong>dlichkeit durch Kreistagsbeschluss: Um <strong>in</strong>nerhalb<br />

e<strong>in</strong>er Region e<strong>in</strong> abgestimmtes Handeln zu gewährleisten,<br />

empfiehlt sich e<strong>in</strong> Beschluss <strong>in</strong>nerhalb des<br />

Kreistags. Dies verleiht <strong>der</strong> Konzeption e<strong>in</strong>e höhere Geltung<br />

<strong>und</strong> Verb<strong>in</strong>dlichkeit <strong>und</strong> stellt e<strong>in</strong>e breite Information<br />

aller Beteiligten <strong>der</strong> Region sicher.<br />

Kont<strong>in</strong>uierliche Umsetzungsbegleitung <strong>und</strong> -kontrolle:<br />

Wichtige Erfolgsfaktoren für die anschließende Umsetzung<br />

von Tourismuskonzeptionen s<strong>in</strong>d die Installation e<strong>in</strong>es begleitenden<br />

Umsetzungsmanagements von Beg<strong>in</strong>n an <strong>und</strong><br />

e<strong>in</strong>e regelmäßige Evaluation des Umsetzungsstandes. Tourismuskonzeptionen<br />

sollten zudem regelmäßig an verän<strong>der</strong>te<br />

Rahmenbed<strong>in</strong>gungen angepasst werden. Insbeson<strong>der</strong>e<br />

Maßnahmenprioritäten können sich im Laufe <strong>der</strong> Zeit<br />

verän<strong>der</strong>n <strong>und</strong> müssen angepasst werden.<br />

· Gültigkeit von Konzepten: Zu den Laufzeiten von Tourismuskonzeptionen<br />

gibt es zwar ke<strong>in</strong>e festen Vorgaben. In<br />

<strong>der</strong> Regel werden sie aber auf fünf bis maximal zehn Jahre<br />

ausgelegt. Erfahrungsgemäß wird häufig bereits nach ungefähr<br />

fünf Jahren <strong>der</strong> bisherige Umsetzungserfolg bilanziert<br />

<strong>und</strong> das Konzept im Rahmen e<strong>in</strong>er Fortschreibung aktualisiert.<br />

Diese stellt die gr<strong>und</strong>sätzliche Strategie nicht <strong>in</strong> Frage,<br />

nimmt jedoch <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e auf <strong>der</strong> Maßnahmenebene<br />

wichtige neue Weichenstellungen bzw. Korrekturen vor.<br />

· In größeren E<strong>in</strong>heiten denken: Die Bereitschaft, <strong>in</strong> übergeordneten<br />

E<strong>in</strong>heiten zu denken <strong>und</strong> zu wirken, ist sehr<br />

unterschiedlich ausgeprägt. Während die e<strong>in</strong>en versuchen,<br />

alle möglichen Synergiemöglichkeiten auszuschöpfen <strong>und</strong><br />

Personalkapazitäten, f<strong>in</strong>anzielle Mittel <strong>und</strong> Market<strong>in</strong>gaktivitäten<br />

zu bündeln o<strong>der</strong> gar geme<strong>in</strong>same <strong>Organisation</strong>se<strong>in</strong>heiten<br />

zu bilden, um sich zu stärken <strong>und</strong> dadurch<br />

konkurrenzfähig zu bleiben bzw. auf dem Markt erkennbar<br />

zu werden, reiben sich die an<strong>der</strong>e Reisegebiete <strong>in</strong><br />

13


ERFOLGSFAKTOR PLANUNG UND KONZEPTION<br />

„Kirchturmdenken“ <strong>und</strong> zahlreichen unnötigen Doppelarbeiten<br />

auf. Dies wird etwa deutlich <strong>in</strong> <strong>der</strong> gleichzeitigen<br />

Herausgabe e<strong>in</strong>er Vielzahl von Imageprospekten für e<strong>in</strong>zelne<br />

Orte, für Landkreise <strong>und</strong> zusätzlich für die Dest<strong>in</strong>ationse<strong>in</strong>heit<br />

sowie von Beherbergungsverzeichnissen <strong>in</strong> unterschiedlichsten<br />

Layouts. Teilweise wirken die Aktivitäten <strong>der</strong><br />

verschiedenen Akteure <strong>und</strong> Orte sogar e<strong>in</strong>an<strong>der</strong> entgegen<br />

o<strong>der</strong> stärken Konkurrenzstellungen. Diese negativen Effekte<br />

werden <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e dann verstärkt, wenn <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

Reisegebiet o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>em Landkreis aus touristischer Sicht<br />

unterschiedlich starke Partner angesiedelt s<strong>in</strong>d. So f<strong>in</strong>den<br />

sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Zielgebiet nicht selten traditionsreiche Tourismusorte<br />

mit besucherstarken Freizeite<strong>in</strong>richtungen <strong>und</strong><br />

hoher Übernachtungs<strong>in</strong>tensität <strong>und</strong> Geme<strong>in</strong>den, <strong>in</strong> denen<br />

sich die Tourismusentwicklung erst im Anfangsstadium bef<strong>in</strong>det.<br />

Bei solchen Konstellationen s<strong>in</strong>d die „Starken“ häufig<br />

davon überzeugt, ohne die an<strong>der</strong>en nach außen besser<br />

zur Geltung zu kommen <strong>und</strong> professioneller arbeiten<br />

zu können. Die „Schwachen“ wie<strong>der</strong>um wollen nicht nur<br />

Beiwerk <strong>und</strong> Geldgeber für die regionalen Leuchttürme<br />

se<strong>in</strong>. Die Bereitschaft zur Entwicklung e<strong>in</strong>er geme<strong>in</strong>samen<br />

Leitidee <strong>und</strong> Strategie wird dadurch deutlich geschwächt.<br />

Hier ist im Vorfeld viel Überzeugungsarbeit zu leisten.<br />

14<br />

Idealtypische Bestandteile e<strong>in</strong>er Tourismuskonzeption<br />

· Stärken<br />

· Schwächen<br />

· Chancen<br />

· Risiken<br />

Quelle: dwif 2011<br />

Analyse<br />

· Nachfrage<br />

· Infrastruktur/Angebot<br />

· Qualität<br />

· <strong>Organisation</strong> <strong>und</strong><br />

Kooperation<br />

· Innenmarket<strong>in</strong>g<br />

SWOT<br />

Leitbild <strong>und</strong> Ziele<br />

· Selbstverständnis<br />

· Ziele nach den wichtigsten<br />

Themenfel<strong>der</strong>n<br />

· Leitl<strong>in</strong>ien<br />

Positionierung<br />

· Alle<strong>in</strong>stellungsmerkmal<br />

· Hauptzielgruppen<br />

· wichtigste<br />

· (Profilierungs-)Themen<br />

· Der Gast orientiert sich anhand von Reisegebieten: Das<br />

sprichwörtliche „Kirchturmdenken“ m<strong>in</strong><strong>der</strong>t nach wie vor<br />

vielerorts die Bereitschaft, über den eigenen Tellerrand<br />

h<strong>in</strong>auszusehen. Dabei entscheidet sich e<strong>in</strong> Gast bei se<strong>in</strong>er<br />

Reise <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie nicht für e<strong>in</strong>e adm<strong>in</strong>istrative Gebietse<strong>in</strong>heit,<br />

son<strong>der</strong>n für das Freizeitangebot o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>en Beherbergungsbetrieb<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Tourismusdest<strong>in</strong>ation, die se<strong>in</strong>en<br />

persönlichen Ansprüchen am ehesten entspricht. Im S<strong>in</strong>ne<br />

<strong>der</strong> Markenbildung <strong>und</strong> -stärkung sollten daher alle Aktivitäten<br />

<strong>der</strong> verschiedenen Gebietskörperschaften e<strong>in</strong>en <strong>und</strong><br />

nicht mehrere Dest<strong>in</strong>ationsbegriffe unterstützen. In <strong>der</strong><br />

Umsetzung sollte sich dies dar<strong>in</strong> wi<strong>der</strong>spiegeln, dass alle<br />

tourismusrelevanten Publikationen des Tourismusverbandes<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> zugehörigen Landkreise <strong>und</strong> Geme<strong>in</strong>den optisch<br />

sofort als Bestandteil dieser Dest<strong>in</strong>ation erkennbar s<strong>in</strong>d. Unterschiedliche<br />

Layouts <strong>in</strong> Abhängigkeit von <strong>der</strong> sie herausgebenden<br />

adm<strong>in</strong>istrativen E<strong>in</strong>heit helfen hier nicht weiter.<br />

<strong>Organisation</strong>s- <strong>und</strong><br />

Kooperationsstrukturen<br />

· Tourismusmarket<strong>in</strong>gorganisation<br />

· Kooperationsstrukturen<br />

· Umsetzungsmanagement<br />

Market<strong>in</strong>g- <strong>und</strong><br />

Vertriebsstrategie<br />

· Produktentwicklung<br />

· Market<strong>in</strong>g<br />

· Vertrieb<br />

Handlungsfel<strong>der</strong>/<br />

Maßnahmenkatalog<br />

· Ausgangssituation<br />

· Maßnahmenbeschreibung<br />

· Prioritäten<br />

· Fristen<br />

· Projektverantwortung<br />

· Umsetzungskontrolle<br />

· Controll<strong>in</strong>g


III. Erfolgsfaktor <strong>Organisation</strong> <strong>und</strong> Personal<br />

Tourismusför<strong>der</strong>ung muss nicht nur planerisch <strong>und</strong> konzeptionell<br />

vorbereitet, son<strong>der</strong>n auch organisatorisch <strong>und</strong> personell<br />

umgesetzt werden. Zu beachten ist dabei, dass Tourismus<br />

e<strong>in</strong>e Querschnittsbranche mit komplexen Strukturen<br />

<strong>und</strong> gegenseitigen Abhängigkeiten ist. Dies liegt e<strong>in</strong>erseits<br />

an dem touristischen Produkt selbst, das mit e<strong>in</strong>em herkömmlichen<br />

Konsumgut nicht vergleichbar ist, an<strong>der</strong>erseits<br />

an <strong>der</strong> teilweisen Überorganisation <strong>der</strong> Branche.<br />

Die nachfolgende Abbildung zeigt dabei das zu berücksichtigende<br />

komplexe Beziehungsgeflecht <strong>der</strong> verschiedenen Akteure.<br />

Idealmodell <strong>der</strong> <strong>Organisation</strong>sstrukturen im Tourismus:<br />

Das Drei-Ebenen-Modell<br />

Landesebene<br />

Regionsebene<br />

Lokale Ebene<br />

Landestourismusorganisation<br />

Regionale<br />

Tourismusorganisation<br />

Lokale Tourismusorganisation<br />

Leistungsträger<br />

Landkreis<br />

Gebietsgeme<strong>in</strong>schaft<br />

Ortsgeme<strong>in</strong>schaft<br />

Insbeson<strong>der</strong>e auf regionaler Ebene kommt es vielfach zu Überschneidungen<br />

<strong>und</strong> Doppel- o<strong>der</strong> sogar Mehrfachzuständigkeiten.<br />

Neben den „offiziellen“ regionalen Tourismusorganisationen<br />

(Regionalverbänden) kümmern sich auch die Landkreise<br />

um touristische Belange. Darüber h<strong>in</strong>aus bestehen sog. Gebietsgeme<strong>in</strong>schaften,<br />

die z. B. den Tourismus <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Teilregion o<strong>der</strong><br />

e<strong>in</strong>em Flusstal entwickeln <strong>und</strong> vermarkten. Auf <strong>der</strong> lokalen Ebene<br />

gibt es sowohl die Orte, die sich zu überörtlichen Geme<strong>in</strong>schaften<br />

zusammenschließen, als auch jene, die e<strong>in</strong>en eigenen<br />

Ortsvere<strong>in</strong> betreiben <strong>und</strong> außerdem Mitglied <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em thematischen<br />

Netzwerk s<strong>in</strong>d. Gleichzeitig kümmert sich e<strong>in</strong>e kaum<br />

quantifizierbare Fülle von <strong>Organisation</strong>en auf allen Ebenen wie<strong>der</strong>um<br />

um Teilräume, ausgewählte Aspekte o<strong>der</strong> Themen. 6<br />

In vielen B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n besteht zudem ke<strong>in</strong>e verb<strong>in</strong>dliche abstrakte<br />

Aufgabenteilung, we<strong>der</strong> zwischen den e<strong>in</strong>zelnen <strong>Organisation</strong>en<br />

noch auf <strong>und</strong> zwischen den e<strong>in</strong>zelnen Ebenen.<br />

E<strong>in</strong>e verb<strong>in</strong>dliche Def<strong>in</strong>ition, welche <strong>Organisation</strong>en wofür<br />

zuständig s<strong>in</strong>d, sucht man daher meist vergebens. E<strong>in</strong>zig <strong>der</strong><br />

Begriff Dest<strong>in</strong>ation – im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er wettbewerbsfähigen tou-<br />

ristischen E<strong>in</strong>heit – gibt e<strong>in</strong>en gewissen Orientierungsrahmen. 7<br />

Umso wichtiger ist es, den Themenkomplex <strong>Organisation</strong><br />

ERFOLGSFAKTOR ORGANISATION UND PERSONAL<br />

<strong>und</strong> Personal als e<strong>in</strong>en <strong>der</strong> Schwerpunkte im Rahmen des<br />

vorliegenden Leitfadens für die Landkreise aufzubereiten.<br />

Es geht um das Engagement <strong>der</strong> Landkreise, e<strong>in</strong>e effiziente<br />

Arbeitsteilung mit an<strong>der</strong>en Partnern <strong>und</strong> die Vermeidung<br />

von Doppelstrukturen <strong>und</strong> zielführende <strong>Organisation</strong>sformen.<br />

Insbeson<strong>der</strong>e zwischen Landkreisen <strong>und</strong> regionalen<br />

Tourismusverbänden ist dies von großer Bedeutung. Auch<br />

das Personal <strong>und</strong> dessen Qualifikation ist e<strong>in</strong> entscheiden<strong>der</strong><br />

Faktor für e<strong>in</strong>e erfolgreiche Tourismusför<strong>der</strong>ung. Im Zuge<br />

e<strong>in</strong>er weiteren Professionalisierung <strong>der</strong> Branche <strong>und</strong> <strong>der</strong> For<strong>der</strong>ung<br />

nach e<strong>in</strong>em noch effizienteren Mittele<strong>in</strong>satz rückt<br />

darüber h<strong>in</strong>aus das Controll<strong>in</strong>g zunehmend <strong>in</strong> den Fokus.<br />

Camp<strong>in</strong>gverband Bä<strong>der</strong>verband<br />

Touristische Straßen<br />

Touristische<br />

Projekte/Initiativen<br />

Touristische<br />

Projekte/Initiativen<br />

Wirtschaftsför<strong>der</strong>ung/Standortmarket<strong>in</strong>g<br />

Regionalmanagement/<br />

market<strong>in</strong>g<br />

Produktkooperationen<br />

City/Stadtmarket<strong>in</strong>g<br />

Landestourismus<br />

Regionale Wirtschaftsför<strong>der</strong>ung<br />

Großschutzgebiete<br />

Lokale Wirtschaftsför<strong>der</strong>ung<br />

1. Befragungsergebnisse<br />

· Der größte Teil <strong>der</strong> Landkreise unterstützt den Tourismus über<br />

die Mitgliedschaft <strong>in</strong> regionalen Tourismusverbänden (51 %).<br />

Dies geschieht häufig auch mit e<strong>in</strong>er zusätzlichen landkreis<strong>in</strong>ternen<br />

Verankerung des Tourismus <strong>in</strong> <strong>der</strong> allgeme<strong>in</strong>en Wirtschaftsför<strong>der</strong>ung,<br />

e<strong>in</strong>em sonstigen Amt o<strong>der</strong> als Stabstelle<br />

(vgl. Abbildung). E<strong>in</strong> deutlicher touristischer Schwerpunkt<br />

zeigt sich bei <strong>der</strong> <strong>Organisation</strong> im Rahmen e<strong>in</strong>er kreiseigenen<br />

Tourismusorganisation. Doch selbst <strong>in</strong> dieser Gruppe sieht<br />

sich nur je<strong>der</strong> vierte Landkreis als eigene Dest<strong>in</strong>ation. Die <strong>Organisation</strong>sform<br />

des eigenen Tourismusamtes wird eher von<br />

Regionen mit ger<strong>in</strong>ger Tourismus<strong>in</strong>tensität – häufig auch aufgr<strong>und</strong><br />

des Fehlens schlagkräftiger Tourismusverbände – genutzt,<br />

denn diese Landkreise weisen im Durchschnitt die mit<br />

Abstand ger<strong>in</strong>gsten Übernachtungszahlen auf.<br />

6 OSV 2011, S. 88.<br />

7 Die Sparkassen-Tourismusbarometer Ostdeutschland, Schleswig-Holste<strong>in</strong>, Nie<strong>der</strong>sachsen,<br />

Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz <strong>und</strong> Saarland haben sich 2011 geme<strong>in</strong>sam dem Thema „<strong>Organisation</strong><br />

<strong>und</strong> <strong>F<strong>in</strong>anzierung</strong> im Tourismus“ gewidmet. Die Jahresberichte bieten auch für die Land-<br />

kreise wichtige weiterführende Informationen <strong>und</strong> Anregungen mit dem Fokus auf <strong>der</strong><br />

regionalen <strong>und</strong> lokalen Ebene.<br />

…<br />

…<br />

…<br />

…<br />

Quelle: dwif 2011 <strong>in</strong> OSV 2011<br />

15


ERFOLGSFAKTOR ORGANISATION UND PERSONAL<br />

· Befragt nach ihrer Selbste<strong>in</strong>schätzung zur Rolle <strong>der</strong> Landkreise<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Tourismusför<strong>der</strong>ung für die jeweilige Region<br />

sehen sie sich <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie als Vernetzer/Vermittler bzw.<br />

Steuerungs<strong>in</strong>stitution/Koord<strong>in</strong>ator. Darüber h<strong>in</strong>aus wird die<br />

För<strong>der</strong>er- <strong>und</strong> Geldgeberfunktion von jedem dritten bis<br />

vierten Landkreis als sehr wichtig angesehen. Aktivitäten<br />

im Market<strong>in</strong>g <strong>und</strong> als touristischer Dienstleister werden<br />

ebenfalls angeführt (vgl. Abbildung).<br />

· E<strong>in</strong> Blick auf die Landkreistypen zeigt schlüssige E<strong>in</strong>schätzungen:<br />

Vertreter des Typs „kreiseigene Tourismusmarket<strong>in</strong>gorganisation“<br />

sehen ihre Rolle verstärkt im Market<strong>in</strong>g-<br />

<strong>und</strong> Dienstleistungsbereich. Diese Funktionen wie auch<br />

die des Vernetzers <strong>und</strong> Koord<strong>in</strong>ators s<strong>in</strong>d beim Typ „Mitgliedschaft<br />

<strong>in</strong> Regionalverbänden“ unterdurchschnittlich<br />

ausgeprägt. Hier haben sich die Landkreise häufig auf e<strong>in</strong>e<br />

begleitende Rolle zurückgezogen.<br />

16<br />

<strong>Organisation</strong>sformen, <strong>in</strong> denen die Landkreise Tourismusför<strong>der</strong>ung betreiben<br />

<strong>in</strong> Prozent<br />

Regionale<br />

Tourismusorganisation<br />

51,1%<br />

Quelle: dwif, DLT 2011, n=219<br />

Rolle des Landkreises <strong>in</strong> Bezug auf den Tourismus 8<br />

Market<strong>in</strong>gorganisation<br />

Dienstleistungs<strong>in</strong>stitution<br />

Quelle: dwif, DLT 2011, n=219<br />

Allgeme<strong>in</strong>e<br />

Wirtschaftsför<strong>der</strong>ung<br />

46,6%<br />

3,7%<br />

Vernetzer/Vermittler<br />

Steuerungs<strong>in</strong>stitution/Koord<strong>in</strong>ator<br />

Geldgeber<br />

För<strong>der</strong>er<br />

Sonstiges<br />

Amt<br />

14,6% 20,6% 28,3% 30,1% 43,8% 48,9%<br />

Stabsstelle<br />

19,6%<br />

Eigenes<br />

Tourismusamt<br />

5,5%<br />

Kreiseigene<br />

Tourismusorganisation<br />

11,9%<br />

Steigen<strong>der</strong> Grad <strong>der</strong> Selbstorganisation <strong>der</strong> Landkreise<br />

· Bei <strong>der</strong> Frage nach den wichtigsten Zukunftsthemen erreichen<br />

Market<strong>in</strong>g, Qualität <strong>und</strong> Qualifizierung die Top-Werte.<br />

· Die Top 5 <strong>der</strong> touristischen Aufgaben <strong>der</strong> Landkreise s<strong>in</strong>d<br />

breit gestreut <strong>und</strong> reichen von <strong>der</strong> <strong>Organisation</strong> über die<br />

Beratung bis zur <strong>F<strong>in</strong>anzierung</strong>: 58 % <strong>der</strong> Landkreise bewerten<br />

die Interessenvertretung <strong>und</strong> Mitarbeit über die<br />

Mitgliedschaft <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em regionalen Tourismusverband als<br />

Aufgabe mit hoher Priorität. Es folgen die Beratung von<br />

Geme<strong>in</strong>den (47 %), die Qualitätsentwicklung (42 %) <strong>und</strong><br />

die Beratung von Leistungsträgern (40 %). Auf Rang fünf<br />

<strong>der</strong> wichtigsten Aufgaben <strong>der</strong> Landkreise <strong>in</strong> <strong>der</strong> Tourismusför<strong>der</strong>ung<br />

folgt die (Mit-)<strong>F<strong>in</strong>anzierung</strong> touristischer E<strong>in</strong>richtungen<br />

(37 %) (vgl. Tabelle im Anhang).<br />

Der Tourismus braucht wettbewerbsfähige <strong>Organisation</strong>en<br />

von <strong>der</strong> Orts- bis zur Landesebene.<br />

Dies schließt auch die Landkreise mit e<strong>in</strong>. Dabei<br />

müssen Anfor<strong>der</strong>ungen an wettbewerbsfähige<br />

<strong>Organisation</strong>en def<strong>in</strong>iert werden.<br />

· Bei <strong>der</strong> Schwerpunktsetzung <strong>der</strong> Aufgaben nach Landkreistypen<br />

s<strong>in</strong>d jedoch auch e<strong>in</strong>ige Beson<strong>der</strong>heiten festzustellen:<br />

Die Beratung von Geme<strong>in</strong>den <strong>und</strong> die Betreuung von<br />

Investoren spielt beim Typ „Infrastruktur“ e<strong>in</strong>e überdurchschnittlich<br />

große Rolle. Die Landkreise des Typs „kreiseigene<br />

Tourismusmarket<strong>in</strong>gorganisation“ zeigen <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />

e<strong>in</strong>en Aufgabenschwerpunkt <strong>in</strong> <strong>der</strong> Qualitätsentwicklung.<br />

8 Die Prozentwerte <strong>in</strong> <strong>der</strong> Abbildung geben den Anteil <strong>der</strong> Landkreise wie<strong>der</strong>, die die ent-<br />

sprechende Rolle als „sehr wichtig“ bezeichnet haben. Die vierstufige Skala reichte von „sehr<br />

wichtige Rolle“ bis „ke<strong>in</strong>e Rolle“.


· Dagegen s<strong>in</strong>d beim Typ „Mitgliedschaft <strong>in</strong> Regionalverbänden“<br />

fast alle Aufgaben unterdurchschnittlich bewertet.<br />

Dies bestätigt die Vermutung e<strong>in</strong>er eher begleitenden Rolle<br />

dieser Landkreise.<br />

· Der Schwerpunkt bei Infrastrukturprojekten liegt auf dem<br />

touristischen Wegenetz, Freizeite<strong>in</strong>richtungen <strong>und</strong> Besucherzentren<br />

sowie <strong>der</strong> touristischen Beschil<strong>der</strong>ung. Ferner<br />

s<strong>in</strong>d viele Landkreise bei Qualitäts<strong>in</strong>itiativen o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Unterstützung<br />

von Veranstaltungen aktiv. Interessant ist das<br />

Ergebnis bei <strong>der</strong> Frage nach dem Aufbau e<strong>in</strong>es Buchungs-<br />

<strong>und</strong> Reservierungssystems: R<strong>und</strong> 45 % aller Landkreise des<br />

Typs „kreiseigene Tourismusmarket<strong>in</strong>gorganisation“ setzen<br />

<strong>der</strong>artige vertriebsorientierte Projekte ganz oben auf ihre<br />

Agenda. Bei allen an<strong>der</strong>en Landkreistypen s<strong>in</strong>d hier nur<br />

E<strong>in</strong>zelnennungen zu beobachten.<br />

· Die Analyse <strong>der</strong> Personalausstattung <strong>der</strong> Landkreise im Tourismus<br />

muss zweigeteilt werden. Auf <strong>der</strong> e<strong>in</strong>en Seite geht<br />

es um die Zahl <strong>der</strong> Mitarbeiter mit direkter Anstellung beim<br />

Landkreis: Die Spanne reicht von null bis 15 Beschäftigte<br />

(Ø: 1,8) – immer aufsummiert auf Vollzeitstellen <strong>und</strong> nicht<br />

auf die Personenzahl. Mehr als 53 % <strong>der</strong> Landkreise halten<br />

maximal e<strong>in</strong>e Vollzeitstelle für touristische Aufgaben vor,<br />

weitere 38 % mehr als e<strong>in</strong>e bis zu fünf Stellen. Auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en<br />

Seite werden über Mitgliedsbeiträge <strong>in</strong> touristischen<br />

Regionalverbänden o<strong>der</strong> sonstigen För<strong>der</strong>maßnahmen<br />

weitere Stellen von den Landkreisen (teil)f<strong>in</strong>anziert: Hier<br />

reicht die Spanne von null bis 29 (Ø: 2,4).<br />

· Die Zahl <strong>der</strong> Mitarbeiter mit direkter Anstellung beim Landkreis<br />

steht <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em deutlichen Zusammenhang mit den <strong>Organisation</strong>sformen:<br />

Während das Personal <strong>in</strong> Landkreisen<br />

mit kreiseigener Tourismusorganisation o<strong>der</strong> eigenem Tourismusamt<br />

durchschnittlich 3,3 Vollzeitstellen umfasst, liegen<br />

die übrigen <strong>Organisation</strong>sformen zwischen 1,6 <strong>und</strong> 1,8.<br />

· E<strong>in</strong> breites Spektrum bilden die Qualifikationen <strong>der</strong> für den<br />

Tourismus verantwortlichen Personen (Leitungsebene) <strong>in</strong><br />

den Landkreisen ab. Sie reichen von Hochschul- <strong>und</strong> Fachhochschulabschlüssen<br />

<strong>in</strong> den unterschiedlichsten Studiengängen<br />

über Ausbildungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Verwaltung bis zu kaufmännischen<br />

Ausbildungsberufen. Auffällig ist, dass nur e<strong>in</strong><br />

gutes Drittel <strong>der</strong> Landkreise die Führungspositionen mit<br />

Mitarbeitern besetzt hat, die über e<strong>in</strong>en ausgesprochenen<br />

touristischen Schwerpunkt <strong>in</strong> ihrer Qualifikation verfügen<br />

(vgl. Abbildung).<br />

· Die Entwicklung <strong>der</strong> Personalausstattung ist als äußerst<br />

stabil zu bewerten. R<strong>und</strong> 84 % <strong>der</strong> befragten Landkreise<br />

sehen <strong>in</strong> den nächsten Jahren ke<strong>in</strong>e Verän<strong>der</strong>ungen auf<br />

sich zukommen. Etwa je<strong>der</strong> zehnte Landkreis erwartet sogar<br />

e<strong>in</strong>en Ausbau <strong>der</strong> Mitarbeiterzahl. Demgegenüber stehen<br />

nur knapp 7 %, die den Personalbestand im Tourismus<br />

zurückfahren müssen.<br />

ERFOLGSFAKTOR ORGANISATION UND PERSONAL<br />

Personalstrukturen <strong>in</strong> den Landkreisen<br />

Anzahl <strong>der</strong> Vollzeitstellen im Tourismus mit<br />

direkter Anstellung beim Landkreis<br />

> 10 bis 15 Stellen: 1%<br />

> 5 bis 10 Stellen: 3%<br />

> 4 bis 5 Stellen: 2%<br />

> 3 bis 4 Stellen: 7%<br />

> 2 bis 3 Stellen: 11%<br />

> 1 bis 2 Stellen: 19%<br />

Quelle: dwif, DLT 2011, n=219<br />

ke<strong>in</strong>e Angabe: 4%<br />

Hoch- bzw. Fachhochschulabschluss<br />

ohne touristischem Schwerpunkt:<br />

45%<br />

ke<strong>in</strong>e Stelle: 10%<br />

bis zu e<strong>in</strong>er Stelle: 43%<br />

Qualifikation <strong>der</strong> für den Tourismus<br />

verantwortlichen Person <strong>in</strong> den Landkreisen<br />

Kaufmännische Ausbildung: 2% Sonstige Qualifikation: 2%<br />

Kaufmännische Ausbildung<br />

im Tourismus: 13%<br />

Ausbildung <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Verwaltung: 13%<br />

Hoch- bzw. Fachhochschulabschluss<br />

mit touristischem Schwerpunkt:<br />

33%<br />

17


ERFOLGSFAKTOR ORGANISATION UND PERSONAL<br />

2. Handlungsbedarfe <strong>und</strong> Lösungsansätze<br />

· Das Rollenverständnis <strong>der</strong> Landkreise im Rahmen <strong>der</strong> Tourismusför<strong>der</strong>ung<br />

konnte im Rahmen <strong>der</strong> Befragung klar herausgearbeitet<br />

werden: Priorität haben zumeist Aufgaben<br />

r<strong>und</strong> um die Funktionen Vernetzer/Vermittler sowie Steuerer/Koord<strong>in</strong>ator.<br />

Gerade im Bereich <strong>der</strong> Infrastrukturentwicklung,<br />

bei <strong>der</strong> Unterstützung von Son<strong>der</strong>projekten <strong>und</strong><br />

<strong>der</strong> Basisf<strong>in</strong>anzierung regionaler Tourismusorganisationen<br />

s<strong>in</strong>d die Landkreise darüber h<strong>in</strong>aus auch als För<strong>der</strong>er <strong>und</strong><br />

Geldgeber gefragt.<br />

· Die Bedeutung <strong>der</strong> touristischen Wege<strong>in</strong>frastruktur (Wan<strong>der</strong>wege,<br />

Radwege o<strong>der</strong> allgeme<strong>in</strong>e Verkehrserschließung)<br />

setzt <strong>in</strong> hohem Maße e<strong>in</strong> Handeln <strong>und</strong> Denken über die<br />

Grenzen von Gebietskörperschaften h<strong>in</strong>aus voraus. Dabei<br />

ist die große Bedeutung <strong>der</strong> Landkreise für die (Mit-)<strong>F<strong>in</strong>anzierung</strong><br />

unbestritten. Erlebte Enttäuschungen <strong>der</strong> Gäste an<br />

<strong>der</strong> Landkreis- o<strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>degrenze wirken auch negativ<br />

auf diejenigen Akteure, die ihre Hausaufgaben gemacht<br />

haben. Daher ist die Abstimmung <strong>und</strong> geme<strong>in</strong>same Umsetzung<br />

mit allen Beteiligten entscheidend (vgl. Kapitel „Erfolgsfaktor<br />

Kooperation“).<br />

· Für e<strong>in</strong>e effiziente Tourismusför<strong>der</strong>ung s<strong>in</strong>d professionelle<br />

<strong>Organisation</strong>sformen unerlässlich. E<strong>in</strong>e allgeme<strong>in</strong>gültige<br />

Standardempfehlung gibt es jedoch nicht. Vielmehr kommt<br />

es darauf an, die <strong>Organisation</strong>sform mit den zu erfüllenden<br />

Aufgaben <strong>und</strong> den gegebenen Strukturen im jeweiligen<br />

Landkreis abzustimmen. Durch die Schwerpunktsetzung<br />

auf die Mitgliedschaft <strong>in</strong> regionalen Tourismusorganisationen<br />

kann sich <strong>der</strong> Landkreis auf se<strong>in</strong>e genannten touristischen<br />

Kernaufgaben konzentrieren <strong>und</strong> stärkt gleichzeitig<br />

die regionale Tourismusorganisation.<br />

· Regionale Tourismusorganisationen werden <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel<br />

als e<strong>in</strong>getragener Vere<strong>in</strong> (63 %) o<strong>der</strong> GmbH (30 %) geführt.<br />

Die <strong>Organisation</strong> als Regiebetrieb (Amt als Teil <strong>der</strong><br />

Verwaltung) <strong>und</strong> Zweckverband ist dagegen eher selten.<br />

Die Rechtsform ist für e<strong>in</strong>e effiziente Tourismusför<strong>der</strong>ung<br />

zwar längst nicht mehr alle<strong>in</strong> entscheidend; sie gibt allerd<strong>in</strong>gs<br />

gewisse Handlungsspielräume vor. So s<strong>in</strong>d GmbH<br />

z. B. f<strong>in</strong>anziell <strong>und</strong> personell flexibler, erfor<strong>der</strong>n gleichzeitig<br />

aber auch e<strong>in</strong>e größere Wirtschaftlichkeit, da das Gesamtdeckungspr<strong>in</strong>zip<br />

des kommunalen Haushaltes fehlt.<br />

· Die <strong>Organisation</strong> <strong>der</strong> Tourismusför<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Landkreise<br />

über e<strong>in</strong> eigenständiges Tourismusamt o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e kreiseigene<br />

Tourismusorganisation ist nur dann s<strong>in</strong>nvoll, wenn es<br />

ke<strong>in</strong>e schlagkräftige regionale Tourismusorganisation gibt<br />

bzw. <strong>der</strong> Landkreis nach objektiven Kriterien e<strong>in</strong>e eigene<br />

Dest<strong>in</strong>ation darstellt. Die aktuellen Strukturen sollten von<br />

jedem Landkreis überprüft <strong>und</strong> bei Bedarf entsprechend<br />

angepasst werden.<br />

· Aktivitäten <strong>der</strong> Landkreise im Market<strong>in</strong>g <strong>und</strong> als touristischer<br />

Dienstleister können daneben durchaus ihre Berechtigung<br />

haben, wenn diese Aufgaben nicht durch e<strong>in</strong>e regionale<br />

Tourismus(market<strong>in</strong>g)organisation übernommen<br />

werden können. Ansonsten ist e<strong>in</strong>e Auslagerung an eben<br />

18<br />

diese vorzuziehen. Die wahrgenommenen Aufgaben <strong>und</strong><br />

bestehenden Strukturen sollten dah<strong>in</strong>gehend geprüft werden.<br />

Über die Mitgliedschaft o<strong>der</strong> den Gesellschafterstatus<br />

bei <strong>der</strong> regionalen Tourismusorganisation kann sich <strong>der</strong><br />

Landkreis e<strong>in</strong> gewisses Maß an Mitbestimmung erhalten.<br />

Bei den aus Landkreissicht wichtigsten Zukunftsthemen<br />

Market<strong>in</strong>g, Qualität <strong>und</strong> Qualifizierung sollten sich die<br />

Landkreise daher über die Steuerungs- <strong>und</strong> Koord<strong>in</strong>ierungsfunktion<br />

engagieren. Das operative Geschäft <strong>und</strong> die<br />

eigentliche Umsetzung s<strong>in</strong>d h<strong>in</strong>gegen bei den regionalen<br />

<strong>und</strong> teilweise sogar bei den Landestourismusorganisationen<br />

(z. B. überregionale Qualitätslabel) o<strong>der</strong> den IHK (z. B.<br />

Qualifizierungsangebote) anzusiedeln.<br />

· Vertriebsaktivitäten e<strong>in</strong>er Dest<strong>in</strong>ation erfor<strong>der</strong>n e<strong>in</strong>e kritische<br />

Masse an Angeboten, aber auch <strong>in</strong> Bezug auf das<br />

Gästepotenzial. Erst dann können sich die Installation e<strong>in</strong>es<br />

eigenen Produktmanagements <strong>und</strong> e<strong>in</strong>es Key Accounts sowie<br />

die Kosten für die Vermarktung buchbarer Angebote<br />

<strong>und</strong> e<strong>in</strong> Buchungs- <strong>und</strong> Reservierungssystem etc. rentieren.<br />

Ist dies nicht <strong>der</strong> Fall, sollte diese Aufgabe bei den Orten <strong>und</strong><br />

Leistungsträgern selbst verbleiben. Doch selbst bei e<strong>in</strong>er<br />

großen Vielfalt an Angeboten, starken Partnern <strong>und</strong> vielen<br />

Gästen muss <strong>der</strong> Vertrieb e<strong>in</strong>er Region gebündelt werden<br />

<strong>und</strong> sollte nicht auf mehrere <strong>Organisation</strong>en verteilt werden.<br />

Dadurch profitieren alle Akteure, ob über steigende<br />

eigenerwirtschaftete Mittel o<strong>der</strong> die Tourismus(market<strong>in</strong>g)<br />

för<strong>der</strong>ung über e<strong>in</strong>e Sockelf<strong>in</strong>anzierung.<br />

· E<strong>in</strong> umfassendes Controll<strong>in</strong>g touristischer Aktivitäten wird<br />

immer wichtiger. Doch die Erfolgsmessung ist nicht <strong>in</strong> jedem<br />

Bereich leicht: Die Resonanz auf Infrastrukturangebote<br />

lässt sich etwa über E<strong>in</strong>trittskarten bei Freizeite<strong>in</strong>richtungen<br />

o<strong>der</strong> die Nutzungsfrequenz von Radwegen (Zählsysteme)<br />

messen. Der Erfolg von Market<strong>in</strong>gmaßnahmen ist weitaus<br />

schwieriger zu erfassen, aber ebenso wichtig. Ansatzpunkte<br />

bieten Medienresonanzanalysen für die PR-Abteilung<br />

o<strong>der</strong> die Anzahl <strong>der</strong> Anrufe sowie Page Impressions <strong>und</strong><br />

Visits im Internet. Außerdem liefern gezielte Marktforschungsanalysen<br />

detaillierte Erkenntnisse (z. B. zum Thema<br />

Image <strong>und</strong> Bekanntheit).<br />

Mögliche Kriterien zur Bewertung <strong>der</strong> Wettbewerbsfähigkeit<br />

von Dest<strong>in</strong>ationen<br />

Übernachtungsgäste<br />

Bekanntheitsgrad<br />

Bettenzahl<br />

Tagesgäste<br />

Verbreitung<br />

Klassifizierungssysteme<br />

Marktstärke<br />

Quelle: dwif 2011 <strong>in</strong> Anlehnung an OSV 2011<br />

Strategische Arbeitsweise<br />

Managementstärke<br />

Market<strong>in</strong>gbudget<br />

Gesamtetat<br />

Eigenerwirtschaftete<br />

Mittel<br />

Controll<strong>in</strong>g<br />

Partnerschaften<br />

Qualitätsmanagementsystem


· Die Wettbewerbsfähigkeit e<strong>in</strong>er Dest<strong>in</strong>ation bzw. ihrer touristischen<br />

<strong>Organisation</strong> kann nur anhand von belastbaren<br />

Kennzahlen messbar gemacht werden. Diese werden nach<br />

Marktstärke (Nachfragevolumen, Bekanntheitsgrad, Verbreitung<br />

von Klassifizierungssystemen etc.) <strong>und</strong> Managementstärke<br />

(strategische Arbeitsweise, f<strong>in</strong>anzielle Ausstattung,<br />

Controll<strong>in</strong>g etc.) unterschieden. Insbeson<strong>der</strong>e die<br />

Managementstärke spielt e<strong>in</strong>e entscheidende Rolle, wird<br />

jedoch noch zu selten <strong>in</strong> die Bewertung mit e<strong>in</strong>bezogen.<br />

Das Sparkassen-Tourismusbarometer Ostdeutschland 2011<br />

bietet e<strong>in</strong>en Selbsttest für regionale Tourismusorganisationen<br />

mit <strong>in</strong>sgesamt zwölf Kriterien e<strong>in</strong>schließlich e<strong>in</strong>er Bewertungsmatrix.<br />

Dieser Schnelltest ersetzt zwar ke<strong>in</strong>e ausführliche<br />

Analyse e<strong>in</strong>er Dest<strong>in</strong>ation, ist aber bei e<strong>in</strong>er ersten<br />

E<strong>in</strong>schätzung <strong>und</strong> Orientierung hilfreich (vgl. Abbildung). 10<br />

· Der optimale Personalstellenplan hängt von den Aufgaben<br />

<strong>und</strong> Zielstellungen <strong>der</strong> Landkreise <strong>und</strong> <strong>Organisation</strong>en<br />

ab. Ferner hat bei regionalen Tourismusorganisationen die<br />

Rechtsform e<strong>in</strong>en gewissen E<strong>in</strong>fluss darauf. Die entscheidende<br />

Frage für den Landkreis ist jedoch, ob e<strong>in</strong>e Zuständigkeit<br />

für den „Bau, Betrieb <strong>und</strong> Unterhalt touristischer<br />

Infrastruktur“ (z. B. Therme, Parkplatz, Rad- <strong>und</strong> Wan<strong>der</strong>weg)<br />

besteht. Ist dies <strong>der</strong> Fall, steigt auch <strong>der</strong> Personalbedarf.<br />

Innerhalb <strong>der</strong> Landkreisstrukturen ist von e<strong>in</strong>er Person<br />

als M<strong>in</strong>destausstattung auszugehen, um e<strong>in</strong>en festen<br />

Ansprechpartner r<strong>und</strong> um alle Fragen des Tourismus zu<br />

gewährleisten. Als absolutes M<strong>in</strong>imum zur Erfüllung <strong>der</strong><br />

gr<strong>und</strong>legenden Aufgaben e<strong>in</strong>er Tourismusorganisation<br />

werden m<strong>in</strong>destens zwei Mitarbeiter benötigt (e<strong>in</strong>e Vollzeit-<br />

<strong>und</strong> e<strong>in</strong>e Teilzeitkraft).<br />

· Bei <strong>der</strong> Personalpolitik sollte auch <strong>der</strong> touristische H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong><br />

berücksichtigt werden. Den Mitarbeitern sollten tourismusspezifische<br />

Weiterbildungsmaßnahmen ermöglicht<br />

werden. Ansonsten besteht langfristig die Gefahr, dass sich<br />

die Tourismusarbeit <strong>in</strong> den Landkreisen von den Touristikern<br />

<strong>in</strong> den Verbänden <strong>und</strong> den Leistungsträgern abkoppelt.<br />

3. Weitere H<strong>in</strong>weise<br />

· Dest<strong>in</strong>ationen, nicht adm<strong>in</strong>istrative Grenzen: Zu häufig<br />

enden die Zuständigkeiten touristischer <strong>Organisation</strong>en an<br />

den Grenzen von Gebietskörperschaften, die für den Gast<br />

nicht existieren. Die Landkreise sollten daher mit den relevanten<br />

Nachbargebieten kooperieren.<br />

· Reiseverkäufe <strong>und</strong> die Aufteilung des „Kuchens“: Häufig<br />

versucht jede touristische <strong>Organisation</strong> für sich, ihre Eigenmittel<br />

<strong>und</strong> damit ihre f<strong>in</strong>anzielle Situation über Vertriebsaktivitäten<br />

zu verbessern. Oft entstehen dadurch jedoch<br />

Kannibalisierungseffekte, die den Nutzen je<strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen<br />

Maßnahme m<strong>in</strong><strong>der</strong>n. Auch erfor<strong>der</strong>t <strong>der</strong> Vertrieb von Tourismusprodukten<br />

nicht unerhebliche Ressourcen. E<strong>in</strong> Engagement<br />

erfor<strong>der</strong>t spezialisiertes Fachpersonal, die Schaffung<br />

<strong>der</strong> technischen Voraussetzungen <strong>und</strong> zum Teil die<br />

Klärung rechtlicher Fragen (z. B. Rolle als Veranstalter). Der<br />

professionelle Vertrieb sollte, wie auch das Market<strong>in</strong>g, soweit<br />

wie möglich durch die regionale Tourismusorganisation<br />

übernommen werden.<br />

ERFOLGSFAKTOR ORGANISATION UND PERSONAL<br />

· Objektive Bewertung: Ob e<strong>in</strong>e regionale Tourismusmarket<strong>in</strong>gorganisation<br />

schlagkräftig ist <strong>und</strong> professionelle Arbeit<br />

leistet, ist nicht immer auf den ersten Blick zu erkennen.<br />

Dementsprechend fällt e<strong>in</strong>e objektive Beurteilung durch die<br />

Landkreise häufig schwer <strong>und</strong> gegebenenfalls auch z. B.<br />

die Übertragung von Market<strong>in</strong>gaufgaben auf die regionale<br />

Tourismusorganisation. Hier stellen die skizzierten Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

e<strong>in</strong>e Hilfestellung dar.<br />

· Individualität vs. E<strong>in</strong>heitlichkeit: E<strong>in</strong>heitliche Kriterien <strong>und</strong><br />

Kennzahlen zur Bewertung <strong>der</strong> Wettbewerbsfähigkeit touristischer<br />

<strong>Organisation</strong>en von Dest<strong>in</strong>ationen (Regionen) <strong>und</strong><br />

Orten s<strong>in</strong>d zielführend. Dabei darf die Individualität, z. B.<br />

thematisch (Wan<strong>der</strong>region), jedoch nicht verloren gehen.<br />

Dies gilt im S<strong>in</strong>ne <strong>der</strong> Aussagekraft genauso wie <strong>in</strong> Bezug<br />

auf die Akzeptanz <strong>der</strong> Ergebnisse.<br />

· Nicht je<strong>der</strong> kann Tourismus: Im Tourismus als die Querschnittsbranche<br />

schlechth<strong>in</strong> tummeln sich die unterschiedlichsten<br />

Akteure. Praktisch jede Interessengruppe ist dabei<br />

<strong>und</strong> entsprechend viele Stimmen <strong>und</strong> Me<strong>in</strong>ungen gibt es.<br />

Vieles kann zwar über Erfahrung wettgemacht werden,<br />

doch ersetzt dies nicht die fachliche Qualifikation, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />

des Fachpersonals im Landkreis, welches für die<br />

Bewertung von Projektideen, die Beteiligung <strong>in</strong> regionalen<br />

Tourismusorganisationen, die Identifikation von Potenzialen<br />

<strong>und</strong> Defiziten <strong>in</strong> <strong>der</strong> touristischen Entwicklung o<strong>der</strong> gar für<br />

das Market<strong>in</strong>g zuständig ist.<br />

Praxisbeispiel<br />

Harz (Sachsen-Anhalt, Nie<strong>der</strong>sachsen):<br />

Landesübergreifende Tourismusorganisation<br />

Seit <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>vere<strong>in</strong>igung ist <strong>der</strong> Harzer Tourismusverband<br />

e. V. (HTV) für die b<strong>und</strong>eslandübergreifende Vermarktung <strong>der</strong><br />

Tourismusdest<strong>in</strong>ation Harz zuständig. Das Gebiet erstreckt sich<br />

auf Nie<strong>der</strong>sachsen <strong>und</strong> Sachsen-Anhalt <strong>und</strong> zu e<strong>in</strong>em kle<strong>in</strong>en<br />

Teil auch auf Thür<strong>in</strong>gen (Südharz). Der HTV hat <strong>der</strong>zeit (Stand<br />

2011) ca. 230 Mitglie<strong>der</strong>, zu denen u. a. die zugehörigen Landkreise<br />

<strong>und</strong> Kommunen <strong>und</strong> die touristischen Leistungsträger<br />

gehören. Der Verband f<strong>in</strong>anziert sich sowohl über Mitgliedsbeiträge,<br />

Projektför<strong>der</strong>ungen als auch über selbst erwirtschaftete<br />

Mittel. Der Tourismusverband ist sowohl für das Innen- als<br />

auch für das Außenmarket<strong>in</strong>g zuständig, für Presse- <strong>und</strong> Öffentlichkeitsarbeit<br />

<strong>und</strong> den geme<strong>in</strong>samen Markenauftritt. Die<br />

geme<strong>in</strong>same Verbandslösung hat zahlreiche Vorteile: Der Harz<br />

tritt gegenüber dem Gast professionell als e<strong>in</strong> Reisegebiet auf,<br />

e<strong>in</strong> geme<strong>in</strong>samer Verband hat mehr Mittel zur Verfügung als<br />

zwei <strong>und</strong> alle Teilregionen werden durch e<strong>in</strong> professionelles<br />

Market<strong>in</strong>g gestärkt.<br />

10 OSV 2011, S. 101 ff.<br />

19


ERFOLGSFAKTOR ORGANISATION UND PERSONAL<br />

20<br />

Praxisbeispiele<br />

Tegernseer Tal (Bayern): Integration <strong>der</strong><br />

Tourismusstrukturen am Tegernsee<br />

Doppelstrukturen bei den Aufgaben, e<strong>in</strong> zu enges Denken <strong>in</strong><br />

adm<strong>in</strong>istrativen Grenzen <strong>und</strong> das Fehlen formaler Kooperationsstrukturen<br />

erschwerten die Arbeit <strong>der</strong> Tourismusorganisationen<br />

am Tegernsee. Seit 2010 ist die Tourismusregion organisatorisch<br />

neu aufgestellt. Innerhalb e<strong>in</strong>es <strong>in</strong>tensiven zwölfmonatigen<br />

<strong>Organisation</strong>sprozesses, dem mehrere Jahre Vorbereitung <strong>und</strong><br />

Abstimmung vorausg<strong>in</strong>gen, wurden die vormals fünf Tourist-<br />

Informationen <strong>in</strong> die seit 2001 bestehende Tegernseer Tal Tourismus<br />

GmbH (TTT) <strong>in</strong>tegriert. Damit sollen erhebliche Kosten- <strong>und</strong><br />

Leistungssynergien erzielt sowie Marktpotenziale besser ausgeschöpft<br />

werden. Zu den positiven Effekten zählen schon jetzt e<strong>in</strong><br />

verbesserter Service für Gäste <strong>und</strong> Leistungsanbieter (Gästebetreuung,<br />

Veranstaltungen, Innenmarket<strong>in</strong>g) sowie die Stärkung<br />

<strong>der</strong> Dest<strong>in</strong>ation <strong>und</strong> Marke „Tegernsee“, sprich ihrer Wettbewerbsfähigkeit.<br />

Die Produkt-, Qualitäts- <strong>und</strong> Infrastrukturentwicklung<br />

erfolgt mittlerweile zentral <strong>und</strong> auf <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>lage von<br />

abgestimmten Kriterien. Das vertriebsorientierte Market<strong>in</strong>g wird<br />

zunehmend ausgebaut <strong>und</strong> die Kooperationsbasis mit <strong>der</strong> Bayern<br />

Tourismus Market<strong>in</strong>g GmbH (Außenmarket<strong>in</strong>g) verbessert.<br />

Das Leitungs- <strong>und</strong> Verwaltungspersonal wurde zugunsten des<br />

Market<strong>in</strong>gpersonals reduziert. Zugleich hat die strategische Führung<br />

<strong>der</strong> TTT GmbH auf Controll<strong>in</strong>g- <strong>und</strong> Kennziffernbasis an<br />

Bedeutung gewonnen. Derzeit werden 38,5 Mitarbeiter (Vollbeschäftigtenäquivalent)<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> GmbH <strong>und</strong> den neuerd<strong>in</strong>gs sechs<br />

Standorten <strong>der</strong> Tourist-Informationen beschäftigt. Arbeits- <strong>und</strong><br />

steuerrechtliche Aspekte zählten zu den größten Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />

des Integrationsprozesses. Weitere Erfahrungen: Die<br />

Kosten für die Integration sollten nicht zu niedrig angesetzt <strong>und</strong><br />

die Synergieerfolge nicht zu früh erwartet werden. Angesichts<br />

<strong>der</strong> <strong>in</strong>sgesamt positiven Wirkungen bestehen Planungen, die<br />

Alpenregion Tegernsee-Schliersee strategisch noch besser aufzustellen<br />

<strong>und</strong> dabei die Tourismusstrukturen im gesamten Landkreis<br />

(Miesbach) mittelfristig voll zu <strong>in</strong>tegrieren.<br />

Rhön (Hessen, Thür<strong>in</strong>gen, Bayern):<br />

Zentrale Market<strong>in</strong>gorganisation<br />

In <strong>der</strong> Mittelgebirgsregion Rhön arbeiten <strong>in</strong>sgesamt fünf Landkreise<br />

aus drei B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n (Hessen, Thür<strong>in</strong>gen, Bayern) u. a.<br />

zum Zwecke <strong>der</strong> geme<strong>in</strong>samen Vermarktung als Tourismusdest<strong>in</strong>ation<br />

zusammen. Die fünf Landkreise Bad Kiss<strong>in</strong>gen, Fulda,<br />

Rhön-Grabfeld, Schmalkalden-Me<strong>in</strong><strong>in</strong>gen <strong>und</strong> Wartburgkreis<br />

haben sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> sogenannten ARGE Rhön für die Kooperation<br />

zusammengef<strong>und</strong>en. Arbeitsorgane dieser ARGE s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> Vorstand<br />

<strong>und</strong> e<strong>in</strong> Koord<strong>in</strong>ierungsausschuss. Der Vorsitz über die<br />

ARGE wechselt im zweijährigen Rhythmus zwischen den Landräten<br />

<strong>der</strong> beteiligten Landkreise. Darüber h<strong>in</strong>aus arbeiten mehrere<br />

Arbeitskreise an <strong>der</strong> Umsetzung geme<strong>in</strong>samer Aktivitäten. Für<br />

das geme<strong>in</strong>same Tourismusmarket<strong>in</strong>g richteten die zur Rhön gehörigen<br />

regionalen Tourismusorganisationen aus Bayern, Hessen<br />

<strong>und</strong> Thür<strong>in</strong>gen die Rhön Market<strong>in</strong>g GbR als zentrale Market<strong>in</strong>gorganisation<br />

e<strong>in</strong>. Die Zusammenarbeit funktioniert hier ohne<br />

e<strong>in</strong>e <strong>Organisation</strong> mit eigener Rechtspersönlichkeit im juristischen<br />

S<strong>in</strong>ne. Von e<strong>in</strong>er Fusion <strong>der</strong> drei für das Market<strong>in</strong>g zuständigen<br />

Tourismusorganisationen wurde nicht zuletzt aufgr<strong>und</strong><br />

unterschiedlicher För<strong>der</strong>strukturen <strong>in</strong> den B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n Abstand<br />

genommen. Dennoch ist die Zusammenarbeit <strong>in</strong> <strong>der</strong> Region<br />

sehr erfolgreich. Es gibt e<strong>in</strong>e geme<strong>in</strong>same Internetplattform.<br />

Veranstaltungsmanagement <strong>und</strong> Öffentlichkeitsarbeit werden<br />

grenzübergreifend koord<strong>in</strong>iert, <strong>und</strong> es werden Projekte zu ausgewählten<br />

Tourismussegmenten geme<strong>in</strong>sam vorangetrieben.<br />

Dazu werden Market<strong>in</strong>gmittel gebündelt <strong>und</strong> die Aktivitäten auf<br />

monatlichen Treffen abgesprochen. E<strong>in</strong>e eigene <strong>Organisation</strong>,<br />

Dachmarke Rhön GmbH, stellt schließlich e<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>heitlichen<br />

Markenauftritt sicher.


IV. Erfolgsfaktor F<strong>in</strong>anzen<br />

Die Aufgaben für die touristischen Akteure von <strong>der</strong> lokalen<br />

über die regionale bis zur Landesebene werden immer vielfältiger<br />

<strong>und</strong> umfangreicher. Neben dem wachsenden Wettbewerb<br />

steigen auch die Qualitätsansprüche. Dies hat direkte<br />

Auswirkungen auf die Anfor<strong>der</strong>ungen an die vorzuhaltende<br />

Infrastruktur. Investitionszyklen werden zudem kürzer <strong>und</strong><br />

die Investitionsvolum<strong>in</strong>a steigen. Infolgedessen wächst oft<br />

auch <strong>der</strong> Anspruch an e<strong>in</strong> professionelles touristisches Market<strong>in</strong>g,<br />

sowohl bei den Gästen als auch bei den Leistungsträgern.<br />

Allerd<strong>in</strong>gs zählt die Unterstützung <strong>und</strong> För<strong>der</strong>ung<br />

des öffentlichen Tourismus zu den freiwilligen Aufgaben <strong>der</strong><br />

Kommunen, <strong>der</strong>en Haushalte jedoch angespannt bleiben.<br />

Ferner steht die öffentliche För<strong>der</strong>kulisse im Zuge <strong>der</strong> neuen<br />

EU-För<strong>der</strong>periode ab 2014 noch nicht fest. Dieses Zusammenspiel<br />

führt letztlich zu wachsenden <strong>F<strong>in</strong>anzierung</strong>sproblemen<br />

<strong>der</strong> öffentlichen Hand bei touristischen Aufgaben. 11<br />

Öffentlicher Tourismus: Wachsende <strong>F<strong>in</strong>anzierung</strong>sprobleme<br />

Konsolidierung<br />

<strong>der</strong> öffentlichenHaushalte<br />

Neue EU-För<strong>der</strong>periode<br />

ab 2014<br />

…<br />

F<strong>in</strong>anz-<br />

ausstattung<br />

öffentlicher<br />

Haushalte<br />

Quelle: dwif 2011 <strong>in</strong> SGVSH, TVSH 2011<br />

<strong>F<strong>in</strong>anzierung</strong>sprobleme bei<br />

B<strong>und</strong>, Län<strong>der</strong>n <strong>und</strong> Kommunen<br />

Gr<strong>und</strong>sätzlich mangelt es dem Tourismus <strong>in</strong> Deutschland<br />

nicht an <strong>Organisation</strong>en <strong>und</strong> E<strong>in</strong>richtungen, die sich um die<br />

Vermarktung von Produkten <strong>und</strong> Dest<strong>in</strong>ationen kümmern. Es<br />

mangelt ihm vielmehr an wirklich leistungsfähigen Tourismusorganisationen,<br />

<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e auf <strong>der</strong> regionalen <strong>und</strong> lokalen<br />

Ebene. Hier gilt es, anzusetzen. Dafür reichen aber Reformen<br />

<strong>der</strong> <strong>Organisation</strong>sstrukturen alle<strong>in</strong> nicht aus. Es muss auch analysiert<br />

werden, wie <strong>der</strong> Tourismus f<strong>in</strong>anziert wird <strong>und</strong> wo die<br />

Hebel s<strong>in</strong>d, um die f<strong>in</strong>anzielle Leistungsfähigkeit von Tourismusorganisationen<br />

nachhaltig zu steigern <strong>und</strong> sicherzustellen.<br />

1.Befragungsergebnisse<br />

· Die Landkreise för<strong>der</strong>n den Tourismus <strong>in</strong> erheblichem Umfang.<br />

2010 haben sie r<strong>und</strong> 120 Millionen € <strong>in</strong>vestiert (vgl. Abbildung).<br />

Mehr als zwei Drittel dieses Tourismusbudgets stammen aus<br />

Eigenmitteln <strong>der</strong> Landkreise, aber auch För<strong>der</strong>mittel von B<strong>und</strong>,<br />

Land <strong>und</strong> EU spielen e<strong>in</strong>e wichtige Rolle: Je<strong>der</strong> vierte auf Landkreisebene<br />

e<strong>in</strong>gesetzte Euro stammt aus För<strong>der</strong>töpfen.<br />

11 SGVSH, TVSH 2011, S. 99 12 OSV 2011, S. 112.<br />

Freiwillige<br />

Aufgabe<br />

Tourismus<br />

Steigende<br />

Qualitätsansprüche<br />

Wachsen<strong>der</strong><br />

Wettbewerb<br />

Anpassung tourismusrelevanter<br />

Infrastruktur<br />

Steigende<br />

Investitionsvolum<strong>in</strong>a<br />

Anspruchsvolleres<br />

Market<strong>in</strong>g<br />

…<br />

ERFOLGSFAKTOR FINANZEN<br />

· Bei <strong>der</strong> Mittelverwendung ergeben sich zwei große Kosten<br />

blöcke, <strong>in</strong> die jeweils r<strong>und</strong> 40 % des Gesamtbudgets fließen.<br />

Auf <strong>der</strong> e<strong>in</strong>en Seite stehen Mitgliedsbeiträge <strong>in</strong> touristischen<br />

Regionalverbänden <strong>und</strong> die Vorhaltung kreiseigener<br />

Tourismusmarket<strong>in</strong>gorganisationen. An<strong>der</strong>erseits<br />

wird e<strong>in</strong> Großteil des Budgets für den Bau <strong>und</strong> Unterhalt<br />

von (kreiseigener) touristischer Infrastruktur verwendet. Die<br />

Unterstützung o<strong>der</strong> sogar Durchführung von befristeten<br />

Events <strong>und</strong> Projekten bilden e<strong>in</strong>en weiteren Schwerpunkt<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Tourismusför<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Landkreise.<br />

Tourismusför<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Landkreise <strong>in</strong> Deutschland<br />

2011<br />

Woher?<br />

Eigenmittel<br />

<strong>der</strong> Landkreise:<br />

83 Mio. €<br />

26%<br />

För<strong>der</strong>mittel<br />

(B<strong>und</strong>, Land, EU):<br />

31 Mio. €<br />

Sonstige Mittel:<br />

6 Mio. €<br />

Quelle: dwif/DLT 2011, Hochrechnung auf Basis von 219 von <strong>in</strong>sgesamt 301 Landkreisen<br />

· Durchschnittlich verfügen die Landkreise über 390.000 €<br />

für die Tourismusför<strong>der</strong>ung (touristische Regionalverbände:<br />

533.000 € 12 ). Doch die Bandbreite reicht von 10.000 bis<br />

2,5 Mio. €. Hier besteht wie<strong>der</strong>um e<strong>in</strong> enger Zusammenhang<br />

mit den Aufgaben (vgl. Abbildung).<br />

Höhe des touristischen Gesamtbudgets<br />

<strong>der</strong> Landkreise<br />

Quelle: dwif/DLT 2011, n = 219<br />

69% 21%<br />

5%<br />

> 2.000 Tsd. €: 2%<br />

1.001 bis 2.000 Tsd. €: 5%<br />

401 bis 500 Tsd. €: 9%<br />

Wieviel? Woh<strong>in</strong>?<br />

ca. 120<br />

Mio. €<br />

ke<strong>in</strong>e Angabe: 11%<br />

501 bis 1.000 Tsd. €: 10%<br />

301 bis 400 Tsd. €: 8%<br />

20%<br />

21%<br />

16%<br />

14%<br />

7%<br />

Mitgliedschaft <strong>in</strong> touristischen<br />

Regionalverbänden: 25 Mio. €<br />

Kreiseigene TMO: 24 Mio. €<br />

Kreiseigene touristische<br />

Infrastruktur: 27 Mio. €<br />

NICHT kreiseigene touristische<br />

Infrastruktur: 19 Mio. €<br />

Tourismusobjekte/Events:<br />

17 Mio. €<br />

Sonstige Aktivitäten: 8 Mio. €<br />

10 bis 50 Tsd. €: 8%<br />

201 bis 300 Tsd. €: 18%<br />

50 bis 100 Tsd. €: 12%<br />

101 bis 200 Tsd. €: 17%<br />

Durchschnittliche Höhe des Tourismusbudgets <strong>der</strong> Landkreise: 390 Tsd. €<br />

(M<strong>in</strong>imaler Wert: 10 Tsd. €, maximaler Wert: 2,5 Mio. €)<br />

21


ERFOLGSFAKTOR FINANZEN<br />

· Die höchsten Budgets erreichen Landkreise <strong>in</strong> touristischen<br />

Top-Gebieten <strong>in</strong> Mittelgebirgen, den Alpen o<strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Nähe von Seen. H<strong>in</strong>zu kommen Landkreise mit beson<strong>der</strong>en<br />

<strong>in</strong>frastrukturellen Aufgaben, wie etwa den Betrieb <strong>und</strong> die<br />

Instandhaltung herausragen<strong>der</strong> Sehenswürdigkeiten.<br />

· E<strong>in</strong> Blick <strong>in</strong> die E<strong>in</strong>zeldaten verrät aber auch, dass e<strong>in</strong> Fünftel<br />

<strong>der</strong> Landkreise nur über e<strong>in</strong> Tourismusbudget von 100.000 €<br />

o<strong>der</strong> weniger verfügt (bei touristischen Regionalverbänden<br />

nur 3 % 13 ), gut sieben Prozent dagegen über mehr als 1<br />

Mio. € (bei touristischen Regionalverbänden 20 %). Zieht<br />

man Personal- <strong>und</strong> Verwaltungskosten davon ab, so bleibt<br />

bei vielen Landkreisen e<strong>in</strong> zu ger<strong>in</strong>ges Budget für die Unterstützung<br />

e<strong>in</strong>er regionalen Tourismusorganisation o<strong>der</strong><br />

für <strong>in</strong>frastrukturelle Basisaufgaben übrig. Die wichtigsten<br />

Hemmfaktoren für die touristische Entwicklung <strong>in</strong> den<br />

Landkreisen betreffen die f<strong>in</strong>anzielle Ausstattung <strong>der</strong> <strong>Organisation</strong>en:<br />

Fehlende Eigenmittel, e<strong>in</strong> zu ger<strong>in</strong>ges Market<strong>in</strong>gbudget<br />

<strong>und</strong> die För<strong>der</strong>bürokratie werden am häufigsten<br />

genannt (vgl. Abbildung.)<br />

· E<strong>in</strong> genauerer Blick auf die Landkreistypen verdeutlicht<br />

noch e<strong>in</strong>mal die teils sehr ausgeprägte Abhängigkeit von<br />

öffentlichen För<strong>der</strong>mitteln (vgl. Abbildung). Die „Gruppe<br />

Infrastruktur“ <strong>und</strong> die „Gruppe Mischtypen“ stehen immerh<strong>in</strong><br />

für 42 % <strong>der</strong> Landkreise. Die Landkreise des Typs<br />

„Mitgliedschaft <strong>in</strong> touristischen Regionalverbänden“ f<strong>in</strong>anzieren<br />

ihre touristischen Aufgaben dagegen fast komplett<br />

durch Eigenmittel.<br />

· In Landkreisen mit dem Fokus auf <strong>in</strong>frastrukturellen Aufgaben<br />

stammen vier von zehn Euro aus För<strong>der</strong>mitteln. Gleichzeitig<br />

werden Budgetrückgänge erwartet <strong>und</strong> es bestehen hohe,<br />

fixe Ausgaben für E<strong>in</strong>richtungen <strong>der</strong> touristischen Infrastruktur.<br />

· Für die nächsten Jahre geht etwa je<strong>der</strong> zehnte Landkreis von<br />

22<br />

Hemmfaktoren mit großer Bedeutung für die Tourrismusentwicklung<br />

aus Sicht <strong>der</strong> Landkreise 14<br />

54,3 %<br />

Mangelnde<br />

Eigenmittel<br />

20,5 %<br />

Quantitativ unzureichende<br />

touristische Infrastruktur<br />

Quelle: dwif/DLT 2011, n = 219<br />

40,2 %<br />

Zu ger<strong>in</strong>ges<br />

Market<strong>in</strong>gbudget<br />

18,7<br />

Zu ger<strong>in</strong>ge<br />

Kooperationsgeme<strong>in</strong>schaft<br />

29,7 %<br />

För<strong>der</strong>bürokratie<br />

13 OSV 2011, S. 112.<br />

14 Die Prozentwerte <strong>in</strong> <strong>der</strong> Abb. geben den Anteil <strong>der</strong> Landkreise wie<strong>der</strong>, die den entspre-<br />

chenden Hemmfaktor mit „großer Bedeutung“ e<strong>in</strong>gestuft haben. Die vierstufige Skala<br />

reicht von „großer Bedeutung“ bis „ke<strong>in</strong>e Bedeutung“.<br />

steigenden Budgets <strong>in</strong> <strong>der</strong> Tourismusför<strong>der</strong>ung aus. 62 %<br />

erwarten zum<strong>in</strong>dest e<strong>in</strong>e stabile Entwicklung. E<strong>in</strong> Viertel <strong>der</strong><br />

Landkreise rechnet mit e<strong>in</strong>er Verr<strong>in</strong>gerung <strong>der</strong> Mittel. Beim Typ<br />

„Infrastruktur“ erwartet sogar je<strong>der</strong> zweite Landkreis Rückgänge.<br />

Vor dem H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> steigen<strong>der</strong> Ansprüche sowohl an<br />

die touristische Infrastruktur als auch an das touristische Market<strong>in</strong>g<br />

müssen diese Erwartungen nachdenklich stimmen.<br />

Tourismusbudget <strong>der</strong> Landkreise nach Typen –<br />

Mittelherkunft<br />

Schwerpunkt<br />

Bau/Unterhalt/Betrieb<br />

von Infrastruktur<br />

Schwerpunkt<br />

kreiseigene Tourismusmarket<strong>in</strong>gorganisation<br />

Schwerpunkt Mitgliedschaft<br />

<strong>in</strong> touristischen<br />

Regionalverbänden<br />

Mischtyp<br />

Eigenmittel des Landkreises<br />

Quelle: dwif/DLT 2011, n = 219<br />

· Für die regionalen Tourismusorganisationen s<strong>in</strong>d öffentliche<br />

Zuschüsse, etwa <strong>in</strong> Form von Mitgliedsbeiträgen <strong>und</strong> damit<br />

auch das Engagement <strong>der</strong> Landkreise e<strong>in</strong>e wichtige <strong>F<strong>in</strong>anzierung</strong>sbasis.<br />

· Als Schwerpunktthemen bis 2020 identifizieren die Landkreise<br />

das Market<strong>in</strong>g, die Akquirierung von För<strong>der</strong>mitteln<br />

<strong>und</strong> die Markenbildung. Weitere wichtige Themen für die<br />

zukünftige touristische Arbeit s<strong>in</strong>d die Qualitätsentwicklung<br />

<strong>und</strong> die Qualifizierung <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e im Gastgewerbe<br />

(vgl. Abbildung).<br />

Schwerpunktthemen des Tourismus <strong>in</strong> den Landkreisen<br />

bis 2020<br />

Qualität<br />

Gastgewerbe<br />

Akquirierung<br />

För<strong>der</strong>mittel<br />

Markenbildung<br />

Qualifizierung<br />

Gastgewerbe<br />

Angebotsentwicklung<br />

Gastgewerbe<br />

Qualität Freizeitbereich<br />

Angebotsentwicklung<br />

Freizeitbereich<br />

58 39 3<br />

80 11 9<br />

93 43<br />

67 28 5<br />

0% 10 20 30 40 50 60 70 80 90<br />

Market<strong>in</strong>g 44,7 %<br />

Qualifizierung<br />

Freizeitbereich<br />

42,0 %<br />

38,4 %<br />

34,7 %<br />

28,8 %<br />

26,0 %<br />

25,1 %<br />

18,7 %<br />

16,0 %<br />

För<strong>der</strong>mittel (Land, B<strong>und</strong>, EU) sonstige Mittel<br />

100<br />

Quelle: dwif/DLT 2011, n = 219<br />

15 Die Prozentwerte <strong>in</strong> <strong>der</strong> Abb. geben den Anteil <strong>der</strong> Landkreise wie<strong>der</strong>, die das entsprechende<br />

Thema mit „Landkreis muss sich dem Thema sehr stark widmen“ bezeichnet haben.<br />

Die vierstufige Skala reichte von „Landkreis muss sich dem Thema sehr stark widmen“<br />

bis „Landkreis muss sich dem Thema kaum widmen“.


2. Handlungsbedarfe <strong>und</strong> Lösungsansätze<br />

E<strong>in</strong>e <strong>der</strong> brennendsten Fragen ist diejenige nach dem optimalen<br />

Budget. E<strong>in</strong>e solche Aussage kann stets nur vor<br />

dem H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> <strong>der</strong> zu erfüllenden Aufgaben getroffen<br />

werden. Die folgenden Spannen können als Orientierung<br />

für das anzustrebende Budgetvolumen bei entsprechenden<br />

Aufgabenschwerpunkten angesehen werden. Die e<strong>in</strong>gangs<br />

beschriebene Typisierung <strong>der</strong> Landkreise <strong>und</strong> die Ergebnisse<br />

<strong>der</strong> Befragung liefern H<strong>in</strong>weise für das <strong>der</strong>zeit vorhandene<br />

Budgetvolumen. Neben dem durchschnittlichen touristischen<br />

Gesamtbudget ist das 3. Quartil 16 als Orientierungswert<br />

aufgeführt:<br />

Schwerpunkt Bau/Unterhalt/Betrieb von touristischer Infrastruktur:<br />

Ø: 910.000 Euro, 3. Quartil: 1,2 Mio. €,<br />

Schwerpunkt e<strong>in</strong>er kreiseigenen Tourismusmarket<strong>in</strong>gorganisation:<br />

Ø: 280.000 Euro, 3. Quartil: 350.000 €,<br />

Schwerpunkt e<strong>in</strong>er Mitgliedschaft <strong>in</strong> touristischen Regionalverbänden:<br />

Ø: 220.000 Euro, 3. Quartil: 280.000 €,<br />

Mischtyp: Ø: 420.000 Euro, 3. Quartil: 460.000 €.<br />

· Die erwarteten Budgetanfor<strong>der</strong>ungen im Gesamtsystem <strong>der</strong><br />

<strong>F<strong>in</strong>anzierung</strong> des öffentlichen Tourismus machen auf lokaler,<br />

regionaler <strong>und</strong> Landesebene die Suche nach neuen <strong>F<strong>in</strong>anzierung</strong>smöglichkeiten<br />

<strong>und</strong> das Ausschöpfen bestehen<strong>der</strong> Potenziale<br />

unumgänglich, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e für die stark von För<strong>der</strong>mitteln<br />

abhängigen Landkreise des Typs „Infrastruktur“.<br />

· Gr<strong>und</strong>sätzlich s<strong>in</strong>d bei entsprechenden Budgetverän<strong>der</strong>ungen<br />

auf <strong>der</strong> Aufwandsseite die Aufgaben <strong>und</strong> <strong>der</strong> effiziente<br />

Mittele<strong>in</strong>satz zu h<strong>in</strong>terfragen. Es sollte ganz klar e<strong>in</strong>e Konzentration<br />

auf das Notwendige erfolgen. Wichtige Fragen<br />

s<strong>in</strong>d dabei: „Gibt es Doppelstrukturen mit an<strong>der</strong>en <strong>Organisation</strong>en<br />

(z. B. Erstellung von Broschüren)?“, „Lässt sich<br />

durch Möglichkeiten <strong>der</strong> Geschäftsbesorgung e<strong>in</strong>e höhere<br />

Umsetzungsqualität bei ger<strong>in</strong>gerem Mittele<strong>in</strong>satz realisieren?“,<br />

„Welche Aufgaben liegen brach <strong>und</strong> von welchem<br />

Akteur s<strong>in</strong>d sie am effizientesten umzusetzen (z. B. Vertriebsaktivitäten)?“.<br />

Aufgr<strong>und</strong> des engen Zusammenhangs<br />

mit dem Erfolgsfaktor <strong>Organisation</strong> <strong>und</strong> Personal sollten<br />

Entscheidungen <strong>in</strong> diesem Bereich immer auf Basis e<strong>in</strong>er<br />

Gesamtbetrachtung unter Berücksichtigung aller Teilaspekte<br />

<strong>und</strong> vor allem aller betroffenen Akteure/<strong>Organisation</strong>en<br />

erfolgen. So lassen sich weitere Entlastungen des Budgets<br />

häufig durch die Auslagerung von Market<strong>in</strong>gaktivitäten an<br />

leistungsfähige regionale Tourismusorganisationen erreichen.<br />

Entscheidende Fortschritte s<strong>in</strong>d nur über Reformen<br />

<strong>der</strong> <strong>Organisation</strong>s- <strong>und</strong> <strong>F<strong>in</strong>anzierung</strong>sstrukturen<br />

zu erreichen. Tourismus ist <strong>und</strong> bleibt<br />

dabei die geme<strong>in</strong>same Aufgabe e<strong>in</strong>er gut funktionierenden,<br />

öffentlich-privaten Kooperation.<br />

16 Analog zur Analyse betriebswirtschaftlicher Kennzahlen bildet das 3.<br />

Quartil die Untergrenze <strong>der</strong> oberen 25 % ab.<br />

17 OSV 2011, S. 129 ff.<br />

ERFOLGSFAKTOR FINANZEN<br />

· Weitere Kostensenkungen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> vielen regionalen <strong>Organisation</strong>en<br />

nicht mehr ohne e<strong>in</strong>e Verr<strong>in</strong>gerung <strong>der</strong> Aufgaben<br />

möglich. Da aber die Aufgaben im Gegenteil immer vielfältiger<br />

werden <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e immer professionellere Bearbeitung erfor<strong>der</strong>n,<br />

geht es bei den zukünftigen Maßnahmen zur Erhöhung<br />

<strong>der</strong> Wirtschaftlichkeit vornehmlich um Möglichkeiten auf <strong>der</strong><br />

Ertragsseite, auch auf regionaler Ebene. Die Optimierung des<br />

Market<strong>in</strong>gs, die Erhöhung <strong>der</strong> Eigenmittel <strong>und</strong> <strong>der</strong> weitere<br />

Ausbau von Kooperationen s<strong>in</strong>d daher die zentralen Handlungsfel<strong>der</strong><br />

<strong>der</strong> nächsten Jahre. 17<br />

· Allerd<strong>in</strong>gs s<strong>in</strong>d diesbezügliche Entscheidungen immer im<br />

S<strong>in</strong>ne <strong>der</strong> gesamten Dest<strong>in</strong>ation zu treffen. Konkurrenzsituationen<br />

<strong>der</strong> regionalen Tourismusorganisationen untere<strong>in</strong>an<strong>der</strong><br />

sollten m<strong>in</strong>imiert <strong>und</strong> nicht h<strong>in</strong>ter mögliche<br />

kurzfristige Verbesserungen <strong>der</strong> Ertragssituation gestellt<br />

werden. Kirchturmdenken ist fehl am Platz, vielmehr steht<br />

die K<strong>und</strong>enorientierung im Vor<strong>der</strong>gr<strong>und</strong>.<br />

· Die Landkreise müssen sich auf rückläufige För<strong>der</strong>mittel e<strong>in</strong>stellen.<br />

Ferner gilt es, sich an die neuen Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />

anzupassen. So strebt die EU e<strong>in</strong>e generelle Verschiebung<br />

<strong>der</strong> thematischen Schwerpunkte <strong>in</strong> Ihrer För<strong>der</strong>politik<br />

an. Stand bislang das Thema „Kultur“ im Mittelpunkt, werden<br />

ab 2014 die Bereiche „Nachhaltigkeit“ sowie „Wissen<br />

& Innovation“ verstärkt geför<strong>der</strong>t. Diese Aspekte müssen<br />

<strong>in</strong> künftigen För<strong>der</strong>anträgen beson<strong>der</strong>s herausgestellt werden.<br />

Auch sollen Kooperationen bzw. übergreifende Projekte<br />

zwischen Stadt <strong>und</strong> Land <strong>in</strong> Zukunft bevorzugt geför<strong>der</strong>t<br />

werden. Auch vor diesem H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> spielt die<br />

Zusammenarbeit von Landkreisen <strong>und</strong> kreisfreien Städten<br />

e<strong>in</strong>e beson<strong>der</strong>e Rolle.<br />

· Bei <strong>der</strong> Bündelung <strong>der</strong> Tourismusför<strong>der</strong>ung verschiedener<br />

Akteure <strong>in</strong> ausgelagerten E<strong>in</strong>heiten o<strong>der</strong> bei sonstigen Dritten<br />

ist vor allem bei Beteiligung von Privaten zu beachten,<br />

dass sich im Zuge <strong>der</strong> Beauftragung <strong>der</strong>artiger <strong>Organisation</strong>en<br />

durch die Landkreise <strong>und</strong> <strong>der</strong> damit verb<strong>und</strong>enen<br />

f<strong>in</strong>anziellen Ausstattung möglicherweise Fragen des Vergaberechts<br />

(„Liegt ggf. e<strong>in</strong>e Inhouse-Situation vor?“), des<br />

EU-Beihilfenrechts („Ist ggf. die <strong>F<strong>in</strong>anzierung</strong> e<strong>in</strong>er Tourismusorganisation<br />

e<strong>in</strong> Vorgang, <strong>der</strong> als Beihilfe bei <strong>der</strong> EU-<br />

Kommission angemeldet werden muss [Notifizierung]?“)<br />

<strong>und</strong> des Kommunalrechts („Werden z.B. bei marktrelevantem<br />

Agieren bzw. hohen Verlustrisiken die Bestimmungen<br />

<strong>der</strong> jeweiligen Kommunalverfassung, etwa <strong>in</strong> Bezug auf<br />

die Zulässigkeit <strong>der</strong> kommunalwirtschaftlichen Betätigung,<br />

e<strong>in</strong>gehalten?“) stellen. Diese müssen im Vorfeld sorgfältig<br />

geprüft werden, um rechtssicher agieren zu können.<br />

· Auf <strong>der</strong> Suche nach neuen <strong>F<strong>in</strong>anzierung</strong>squellen sollten die<br />

Landkreise auch die Geme<strong>in</strong>den aktiv unterstützen. Es geht<br />

um den E<strong>in</strong>bezug aller Profiteure des Tourismus möglichst<br />

nach dem Pr<strong>in</strong>zip <strong>der</strong> Freiwilligkeit <strong>und</strong> Mitbestimmung, <strong>in</strong><br />

jedem Fall aber mit e<strong>in</strong>er Zweckb<strong>in</strong>dung für den Tourismus.<br />

Dies führt zu e<strong>in</strong>er größeren Verantwortung aller Tourismusakteure<br />

<strong>und</strong> letztlich auch zu e<strong>in</strong>er Entlastung <strong>der</strong> Tourismusbudgets<br />

<strong>der</strong> Landkreise.<br />

23


ERFOLGSFAKTOR FINANZEN<br />

· Die öffentliche Hand <strong>und</strong> damit auch die Landkreise sollten<br />

sich klar zur Tourismusför<strong>der</strong>ung bekennen. Neben dem<br />

deutlichen Schwerpunkt im <strong>in</strong>frastrukturellen Bereich gehört<br />

auch die f<strong>in</strong>anzielle Unterstützung des Tourismusmarket<strong>in</strong>gs<br />

dazu.<br />

3. Weitere H<strong>in</strong>weise<br />

· Wirtschaftsfaktor Tourismus: Der Tourismus zählt aufgr<strong>und</strong><br />

se<strong>in</strong>er Eigenschaft als freiwillige kommunale Aufgabe häufig<br />

zu den ersten Streichpositionen bei Haushaltsproblemen.<br />

Dabei können jedoch se<strong>in</strong>e große Bedeutung <strong>und</strong> se<strong>in</strong> Beitrag<br />

zur wirtschaftlichen Wertschöpfung <strong>in</strong> vielen Landkreisen<br />

zur Entlastung <strong>und</strong> sogar Verbesserung <strong>der</strong> Kommunal-<br />

24<br />

Praxisbeispiele<br />

Rügen (Mecklenburg-Vorpommern):<br />

Flächendeckende Tourismusför<strong>der</strong>abgabe<br />

Auf Rügen geht man davon aus, dass nach Auslaufen <strong>der</strong> EU-<br />

För<strong>der</strong>periode im Jahr 2013 e<strong>in</strong> wichtiger Bestandteil <strong>der</strong> Tourismusf<strong>in</strong>anzierung<br />

fehlen wird. Deshalb gibt es bereits seit 2009<br />

Überlegungen zu e<strong>in</strong>er nachhaltigen <strong>F<strong>in</strong>anzierung</strong>salternative.<br />

Geplant ist die E<strong>in</strong>führung e<strong>in</strong>er flächendeckenden Tourismusför<strong>der</strong>abgabe<br />

<strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>er Fremdenverkehrsabgabe. Zwar s<strong>in</strong>d<br />

die rechtlichen Aspekte noch zu klären, doch sprechen die Akteure<br />

vor Ort bereits aktiv über die Zielsetzung <strong>und</strong> die mögliche<br />

Ausgestaltung. Alle Gewerbetreibenden, nicht nur die Hotellerie<br />

<strong>und</strong> Gastronomie, sollen diese Tourismusför<strong>der</strong>abgabe gestaffelt<br />

nach Branche <strong>und</strong> Ortslage bezahlen. Im Gespräch ist, dass e<strong>in</strong>e<br />

Arbeitsgruppe, bestehend aus verschiedenen Branchenvertretern,<br />

über die Mittelverwendung bestimmt (Hoteliers, Privatvermieter,<br />

Wirtschaftsverbände, IHK, Tourismusverbände, Kurverwaltungen,<br />

Vertreter des Landkreises Rügen). Die Mittel selbst<br />

werden e<strong>in</strong>em bestehenden o<strong>der</strong> noch zu gründenden Zweckverband<br />

zugeführt, <strong>der</strong> diese nach Maßgabe <strong>der</strong> Prioritätenliste<br />

verwaltet. E<strong>in</strong>e Mustersatzung wird <strong>der</strong>zeit vom Landkreis Rügen<br />

erarbeitet. Die Gr<strong>und</strong>idee e<strong>in</strong>er flächendeckenden Tourismusför<strong>der</strong>abgabe<br />

unter E<strong>in</strong>beziehung aller touristisch relevanten<br />

Profiteure ist e<strong>in</strong> <strong>in</strong>novatives <strong>und</strong> bislang e<strong>in</strong>maliges Vorhaben.<br />

E<strong>in</strong>schränkungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Übertragbarkeit ergeben sich <strong>in</strong> zweierlei<br />

H<strong>in</strong>sicht: Die auf Rügen geplante rechtliche Gr<strong>und</strong>lage (Fremdenverkehrsabgabe)<br />

trifft nicht auf alle Gebiete Deutschlands<br />

zu. Darüber h<strong>in</strong>aus ist davon auszugehen, dass auf Rügen über<br />

alle Branchen h<strong>in</strong>weg die Relevanz des Tourismus hoch e<strong>in</strong>geschätzt<br />

wird. Dies dürfte <strong>in</strong> vielen an<strong>der</strong>en Teilen Deutschlands<br />

nicht <strong>der</strong> Fall se<strong>in</strong>. Dennoch zeigt das Beispiel <strong>in</strong>novative Wege<br />

unter Berücksichtigung aller relevanten Akteure auf.<br />

f<strong>in</strong>anzen beitragen. Wie bei allen Branchen <strong>und</strong> Produkten<br />

s<strong>in</strong>d dafür allerd<strong>in</strong>gs zunächst Investitionen nötig.<br />

· Limitierende Wirkung gesetzlicher Regelungen: <strong>F<strong>in</strong>anzierung</strong>s<strong>in</strong>strumente<br />

wie die Fremdenverkehrsabgabe o<strong>der</strong><br />

die Kurtaxe dürfen nicht alle Tourismusorte e<strong>in</strong>setzen. Deshalb<br />

sollten die Län<strong>der</strong> diese <strong>F<strong>in</strong>anzierung</strong>s<strong>in</strong>strumente für<br />

sämtliche Geme<strong>in</strong>den öffnen, um <strong>der</strong> Tourismusför<strong>der</strong>ung<br />

e<strong>in</strong>e stabilere f<strong>in</strong>anzielle Gr<strong>und</strong>lage zu verschaffen. 18<br />

18 OSV 2011, S. 132 ff.<br />

Nürnberger Tourismusfonds (Bayern):<br />

Freiwillige <strong>und</strong> zweckgeb<strong>und</strong>ene <strong>F<strong>in</strong>anzierung</strong><br />

Das Modell des Nürnberger Tourismusfonds zeigt, wie man e<strong>in</strong><br />

stärkeres E<strong>in</strong>beziehen <strong>der</strong> Profiteure <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e Zweckb<strong>in</strong>dung <strong>der</strong><br />

Mittel gut mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> komb<strong>in</strong>ieren kann. Die Stadt Nürnberg<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> Verkehrsvere<strong>in</strong> Nürnberg haben auf freiwilliger Basis beschlossen,<br />

für die Jahre 2010 bis 2012 e<strong>in</strong>en Tourismusfonds e<strong>in</strong>zurichten,<br />

<strong>in</strong> den von beiden Seiten zu gleichen Teilen dreimal je<br />

500.000 Euro, <strong>in</strong>sgesamt also 1,5 Mio. Euro e<strong>in</strong>gezahlt werden.<br />

Mit diesen Mitteln sollen zusätzliche Market<strong>in</strong>gmaßnahmen<br />

(Ziel: höhere Übernachtungszahlen) realisiert werden. Die praktische<br />

Umsetzung <strong>der</strong> Kapitalerhöhung erfolgte auf pragmatische<br />

Weise: Als Gr<strong>und</strong>lage wurde die Beitragsordnung des Verkehrsvere<strong>in</strong>s<br />

herangezogen. Hier s<strong>in</strong>d für e<strong>in</strong>en befristeten Zeitraum<br />

die sechsfache Höhe <strong>der</strong> ursprünglichen Beiträge <strong>und</strong> <strong>der</strong> Mittelzufluss<br />

<strong>in</strong> den Tourismusfonds festgeschrieben. Mit <strong>der</strong> Stadt<br />

Nürnberg wurde e<strong>in</strong>e Verdopplung <strong>der</strong> zusätzlichen E<strong>in</strong>nahmen<br />

vere<strong>in</strong>bart. Das Modell des Nürnberger Tourismusfonds beruht<br />

vor allem auf e<strong>in</strong>er freiwilligen Beteiligung <strong>der</strong> vom Tourismus<br />

profitierenden Akteure <strong>und</strong> bietet kurz- wie langfristig die Möglichkeit<br />

für Kommunen, zusätzliche <strong>F<strong>in</strong>anzierung</strong>squellen zu erschließen.<br />

Das Modell des Nürnberger Tourismusfonds kann als<br />

gut übertragbar angesehen werden.


V. Erfolgsfaktor Investitionen<br />

Auf das dynamische Wettbewerbsumfeld <strong>und</strong> die zunehmenden<br />

Qualitätsansprüche sowie die kürzeren Investitionszyklen<br />

<strong>und</strong> die tendenziell steigenden Investitionsvolum<strong>in</strong>a wurde<br />

bereits h<strong>in</strong>gewiesen. Investitionen spielen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Tourismusentwicklung<br />

somit e<strong>in</strong>e zentrale Rolle. Von ihnen hängt<br />

ab, ob sich die Leistungsträger, die Orte <strong>und</strong> damit letztlich<br />

auch die Tourismusgebiete dem Gast <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em zeitgemäßen<br />

Gewand präsentieren <strong>und</strong> ihre <strong>in</strong>frastrukturelle Hard- <strong>und</strong><br />

Software dem Wettbewerb gewachsen s<strong>in</strong>d.<br />

1. Befragungsergebnisse<br />

· Die Ergebnisse s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>deutig: Drei von vier befragten Landkreisen<br />

(74 %) stellen e<strong>in</strong>en Investitionsstau im Tourismus<br />

fest, je<strong>der</strong> vierte sogar e<strong>in</strong>en starken. Beson<strong>der</strong>s ausgeprägt<br />

sche<strong>in</strong>t <strong>der</strong> <strong>in</strong>vestive Nachholbedarf <strong>in</strong> den Landkreisen des<br />

Typs „Infrastruktur“. Hier nehmen sogar 36 % <strong>der</strong> Befragten<br />

e<strong>in</strong>en starken Investitionsstau wahr. Auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite<br />

sehen nur knapp 8 % die touristische Infrastruktur auf e<strong>in</strong>em<br />

qualitativ guten Niveau ohne größere Defizite. Weitere 18 %<br />

können diesen Sachverhalt nicht beurteilen (Typ „kreiseigene<br />

Tourismusorganisation“: 25 %).<br />

Investitionsstau im Tourismus nach E<strong>in</strong>schätzung<br />

<strong>der</strong> Landkreise<br />

Ja, starker Investitionsstau<br />

Ja, mäßiger Investitionsstau<br />

Ne<strong>in</strong>, ke<strong>in</strong> Investitionsstau<br />

Ke<strong>in</strong>e Beurteilung möglich<br />

Ke<strong>in</strong>e Angabe<br />

(<strong>in</strong> Prozent <strong>der</strong> gültigen Antworten)<br />

Quelle: dwif/DLT 2011, n = 219<br />

27 %<br />

47 %<br />

8 %<br />

18 %<br />

ERFOLGSFAKTOR INVESTITIONEN<br />

· Befragt nach den Angebotssegmenten, <strong>in</strong> denen e<strong>in</strong> Investitionsstau<br />

vorliegt, s<strong>in</strong>d sich die Landkreise relativ e<strong>in</strong>ig. Das<br />

Gastgewerbe wird mit Abstand am häufigsten genannt. Es<br />

folgen die Freizeite<strong>in</strong>richtungen <strong>und</strong> dann erst die öffentliche<br />

Infrastruktur. Dies ist zwar gr<strong>und</strong>sätzlich typisch, doch<br />

die Reihenfolge überrascht: Fast neun von zehn Landkreisen,<br />

die Handlungsbedarf ausgemacht haben, sehen diesen im<br />

Beherbergungsgewerbe (vgl. Abbildung).<br />

Anteil <strong>der</strong> Landkreise mit Investitionsstau <strong>in</strong> ausgewählten<br />

Angebotssegmenten<br />

78,6 %<br />

Beherbergung<br />

Quelle: dwif/DLT 2011, n = 154<br />

60,4 %<br />

Gastronomie<br />

39,0 %<br />

Freizeite<strong>in</strong>richtungen<br />

37,7 %<br />

Öffentliche Infrastruktur<br />

25


ERFOLGSFAKTOR INVESTITIONEN<br />

· Optimistisch stimmt die Tatsache, dass die Landkreise mit<br />

e<strong>in</strong>em starken Investitionsstau eher stabile bis steigende<br />

Budgets erwarten. Schließlich werden diese auch für die Bewältigung<br />

<strong>der</strong> <strong>in</strong>frastrukturellen Aufgaben benötigt.<br />

· Umbauten <strong>und</strong> Qualitätsverbesserungen s<strong>in</strong>d das wichtigste<br />

Investitionsfeld touristischer Betriebe <strong>in</strong> Deutschland. E<strong>in</strong>e<br />

immer größere Bedeutung haben zudem energie- <strong>und</strong> umweltrelevante<br />

Investitionen. Als <strong>F<strong>in</strong>anzierung</strong>sformen dom<strong>in</strong>iert<br />

die klassische Komb<strong>in</strong>ation aus Eigenmitteln, Darlehen<br />

<strong>und</strong> För<strong>der</strong>mitteln. 19<br />

2. Handlungsbedarfe <strong>und</strong> Lösungsansätze<br />

· Landkreise fungieren im Umfeld touristischer Investitionen<br />

als Initiatoren, Vernetzer sowie För<strong>der</strong>er <strong>und</strong> Geldgeber.<br />

Auch die Rolle des Schlichters mit regulatorischer Wirkung<br />

ist häufig gefragt, wenn es z. B. um die Vermeidung von<br />

Überkapazitäten o<strong>der</strong> die Vermittlung zwischen unterschiedlichen<br />

Interessengruppen geht.<br />

· E<strong>in</strong>e wichtige Aufgabe <strong>der</strong> Landkreise ist die Schaffung e<strong>in</strong>es<br />

guten Investitionsklimas sowie die Betreuung <strong>und</strong> gegebenenfalls<br />

auch Akquise von Investoren. Voraussetzung ist e<strong>in</strong>e<br />

enge Abstimmung <strong>und</strong> Aufgabenteilung mit den kreisangehörigen<br />

Geme<strong>in</strong>den. Mit ihnen muss ohneh<strong>in</strong> e<strong>in</strong> enger<br />

Kontakt bestehen, um zur Attraktivitätssteigerung des gesamten<br />

Reisegebietes beizutragen. Regelmäßige Treffen mit<br />

den wichtigsten Tourismusorten bzw. <strong>Organisation</strong>en helfen<br />

beim Austausch von Informationen <strong>und</strong> bei <strong>der</strong> Koord<strong>in</strong>ation<br />

<strong>der</strong> Planungen.<br />

26<br />

Rolle <strong>der</strong> Sparkassen im Tourismus aus Sicht <strong>der</strong><br />

Landkreise<br />

Die wichtigsten <strong>F<strong>in</strong>anzierung</strong>spartner für Tourismusbetriebe<br />

s<strong>in</strong>d aus Sicht <strong>der</strong> Landkreise die öffentlich-rechtlichen Kredit<strong>in</strong>stitute<br />

wie Sparkassen <strong>und</strong> Landesbanken (52 % <strong>der</strong><br />

Nennungen) sowie die Genossenschaftsbanken wie Volks-<br />

<strong>und</strong> Raiffeisenbanken (36 %), gefolgt von den Privatbanken<br />

mit 12 % <strong>der</strong> Nennungen. Bei <strong>der</strong> <strong>F<strong>in</strong>anzierung</strong> <strong>der</strong><br />

(öffentlichen) touristischen Infrastruktur <strong>der</strong> Landkreise <strong>und</strong><br />

Geme<strong>in</strong>den führen die öffentlich-rechtlichen Kredit<strong>in</strong>stitute<br />

das Rank<strong>in</strong>g mit 80 % <strong>der</strong> Nennungen noch deutlicher an.<br />

<strong>F<strong>in</strong>anzierung</strong> <strong>der</strong><br />

Tourismusbetriebe<br />

Quelle: dwif/DLT 2011, n = 154<br />

19 DSGV 2010, S. 91 ff.<br />

52 %<br />

36 %<br />

12 %<br />

Öffentlich-rechtliche<br />

Kredit<strong>in</strong>stitute<br />

(z.B. Sparkassen,<br />

Landesbanken<br />

Genossenschaftsbanken<br />

(z.B. Volks- <strong>und</strong><br />

Raiffeisenbanken)<br />

Privatbanken<br />

(z.B. Deutsche Bank,<br />

Commerzbank)<br />

· Die Landkreise müssen geme<strong>in</strong>sam mit <strong>der</strong> regionalen Tourismusorganisation<br />

gezielt Lücken (neue Angebote) <strong>und</strong><br />

Bedarfe (Re-Investitionen, Qualitätsverbesserungen) <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

touristischen Infrastruktur identifizieren <strong>und</strong> Lösungsmöglichkeiten<br />

entwickeln. Viele Landkreise können das Qualitätsniveau<br />

<strong>der</strong> Infrastruktur <strong>in</strong> <strong>der</strong> eigenen Region nicht<br />

beurteilen. Die Verantwortlichen für den Tourismus <strong>in</strong> den<br />

Landkreisen müssen demnach noch enger an die Branche<br />

rücken, um sich nicht nur e<strong>in</strong>e qualifizierte Me<strong>in</strong>ung bilden<br />

zu können, son<strong>der</strong>n die Entwicklung aktiv zu begleiten.<br />

Neben dem aktiven Engagement <strong>in</strong> <strong>der</strong> regionalen Touris-<br />

Die Sponsor<strong>in</strong>gaktivitäten <strong>der</strong> Sparkassen im Tourismus<br />

werden durch die Landkreise als äußerst positiv bewertet<br />

(65 %). Wichtiger Partner s<strong>in</strong>d die Sparkassen auch <strong>in</strong> Bezug<br />

auf das kommunale touristische Engagement (51 %)<br />

<strong>und</strong> 36 % <strong>der</strong> Landkreise geben an, dass sich die Sparkassen<br />

sogar über Mitgliedschaften o<strong>der</strong> Kooperationen <strong>in</strong><br />

touristischen <strong>Organisation</strong>en e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen.<br />

80 %<br />

17 %<br />

3 %<br />

<strong>F<strong>in</strong>anzierung</strong> <strong>der</strong> öffentlichen<br />

touristischen Infrastruktur<br />

musorganisation bieten sich weitere Maßnahmen des Innenmarket<strong>in</strong>gs<br />

wie regelmäßige Gesprächsr<strong>und</strong>en mit den<br />

Verantwortlichen <strong>der</strong> wichtigsten Tourismusorte o<strong>der</strong> themen-/segmentbezogenen<br />

Akteursgruppen an.<br />

· Bei <strong>der</strong> För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> touristischen Infrastruktur sollten die<br />

Landkreise die Stärken <strong>der</strong> Region unterstützen. Nicht jede<br />

Dest<strong>in</strong>ation kann <strong>und</strong> sollte zur Wan<strong>der</strong>-, Ges<strong>und</strong>heits-,<br />

Meet<strong>in</strong>g- o<strong>der</strong> Wellnessregion werden. Wichtig ist e<strong>in</strong>e au<br />

thentische Angebotsentwicklung unter Berücksichtigung<br />

<strong>der</strong> aktuellen Trends. Diese übergeordneten Ziele <strong>und</strong> Themenschwerpunkte<br />

s<strong>in</strong>d im Rahmen von Tourismusstrategien<br />

für die Dest<strong>in</strong>ation festzulegen.<br />

Investitionen <strong>in</strong> die betriebliche <strong>und</strong> öffentliche<br />

Infrastruktur sichern die Wettbewerbsfähigkeit<br />

e<strong>in</strong>er Dest<strong>in</strong>ation. Landkreise s<strong>in</strong>d als Vernetzer,<br />

För<strong>der</strong>er <strong>und</strong> Geldgeber gefragt.


· Die Servicequalität wird <strong>in</strong> Zeiten teils austauschbarer Angebote<br />

o<strong>der</strong> ganzer Dest<strong>in</strong>ationen mehr <strong>und</strong> mehr zum zentralen<br />

Erfolgsfaktor. Investitionen <strong>in</strong> das Personal s<strong>in</strong>d daher<br />

Investitionen <strong>in</strong> die Zukunft. Weiterbildung <strong>und</strong> lebenslanges<br />

Lernen s<strong>in</strong>d wichtige Handlungsfel<strong>der</strong>. Die Landkreise<br />

können auch hier mit weiteren regionalen Partnern die Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />

verbessern <strong>und</strong> die lokalen Akteure <strong>und</strong><br />

Leistungsträger sensibilisieren, etwa durch die Unterstützung<br />

von Zertifizierungen o<strong>der</strong> die Entwicklung von Weiterbildungsangeboten<br />

(z. B. <strong>in</strong> Kooperation mit <strong>der</strong> IHK).<br />

3. Weitere H<strong>in</strong>weise<br />

· „Das liebe Geld“: Die Befragung br<strong>in</strong>gt Defizite <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />

des Gastgewerbes unter kreditwirtschaftlichen Aspekten<br />

zum Vorsche<strong>in</strong>: Fehlendes Eigenkapital <strong>und</strong> mangelnde Kapitaldienstfähigkeit<br />

s<strong>in</strong>d die häufigsten Ablehnungsgründe<br />

für Kreditanfragen. Doch auch fehlende Unternehmenskonzepte<br />

<strong>und</strong> e<strong>in</strong>e mangelnde Unternehmerqualifikation s<strong>in</strong>d<br />

KO.-Kriterien. 20 In diesen Fel<strong>der</strong>n können die Landkreise<br />

bereits im Rahmen ihrer allgeme<strong>in</strong>en Wirtschaftsför<strong>der</strong>ung<br />

begleitend <strong>und</strong> unterstützend tätig werden.<br />

· Chancen <strong>und</strong> Risiken bei den För<strong>der</strong>mitteln: Die neue EU-<br />

För<strong>der</strong>periode ab 2014 wird e<strong>in</strong>en Rückgang <strong>der</strong> zur Verfügung<br />

stehenden För<strong>der</strong>mittel mit sich br<strong>in</strong>gen, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />

für Ostdeutschland. Die stärkere Komb<strong>in</strong>ation von Zuschüssen<br />

<strong>und</strong> Darlehen wird auch bei den kommunalen Trägern<br />

zu wachsenden Kof<strong>in</strong>anzierungsproblemen führen. Diese<br />

Verän<strong>der</strong>ungen werden auch E<strong>in</strong>fluss auf die För<strong>der</strong>politik<br />

von B<strong>und</strong> <strong>und</strong> Län<strong>der</strong>n haben, auf die sich die Landkreise<br />

rechtzeitig e<strong>in</strong>stellen müssen.<br />

Praxisbeispiele<br />

Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz:<br />

För<strong>der</strong>möglichkeiten im Tourismus<br />

Das M<strong>in</strong>isterium für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft <strong>und</strong><br />

We<strong>in</strong>bau hat 2010 die Broschüre „Fit für die Zukunft im Tourismus<br />

– För<strong>der</strong>möglichkeiten im Überblick“ herausgebracht. In<br />

Kooperation mit <strong>der</strong> Investitions- <strong>und</strong> Strukturbank Rhe<strong>in</strong>land-<br />

Pfalz, dem DEHOGA Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz Landesverband <strong>und</strong> dem<br />

Sparkassenverband Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz gibt die Broschüre e<strong>in</strong>enersten<br />

E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong> die För<strong>der</strong>landschaft. Das Instrumentarium zur<br />

Investitions- <strong>und</strong> Betriebsmittelför<strong>der</strong>ung sowie <strong>der</strong> Betriebsberatung<br />

wird entsprechend <strong>der</strong> wichtigsten För<strong>der</strong>programme<br />

vorgestellt. Dies erfolgt praxisnah gemäß <strong>der</strong> Leitfragen „Wer<br />

wird geför<strong>der</strong>t?“, „Was wird geför<strong>der</strong>t?“, Wie wird geför<strong>der</strong>t?“,<br />

„Wo wird beantragt?“. Interessierten Unternehmern wird damit<br />

e<strong>in</strong>e Erst<strong>in</strong>formation an die Hand gegeben, welche den „För<strong>der</strong>dschungel“<br />

transparent macht <strong>und</strong> auf die E<strong>in</strong>zelberatung<br />

<strong>und</strong> Antragstellung vorbereitet.<br />

ERFOLGSFAKTOR INVESTITIONEN<br />

· Schleichen<strong>der</strong> Prozess: Der Qualitätsverlust <strong>und</strong> <strong>der</strong> damit<br />

verb<strong>und</strong>ene Nachfragerückgang f<strong>in</strong>den nicht abrupt, son<strong>der</strong>n<br />

schleichend statt. Dadurch werden Defizite <strong>und</strong> Handlungsfel<strong>der</strong><br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> betrieblichen, aber auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> öffentlichen<br />

touristischen Infrastruktur häufig zu spät erkannt. E<strong>in</strong>e<br />

regelmäßige Evaluierung von unabhängiger Stelle bzw. die<br />

E<strong>in</strong>führung e<strong>in</strong>e Qualitätsmanagementsystems wirken dem<br />

entgegen.<br />

· Tourismusorte unterstützen: Größere Investitionen versprechen<br />

im Erfolgsfall für den E<strong>in</strong>zelort positive Imageeffekte<br />

<strong>und</strong> e<strong>in</strong>e steigende Nachfrage. Beim Scheitern e<strong>in</strong>es Großprojektes<br />

bleibt dagegen nur e<strong>in</strong>e Bauru<strong>in</strong>e o<strong>der</strong> defizitäre<br />

E<strong>in</strong>richtung übrig. Stellschrauben wie regionale Entwicklungspläne,<br />

För<strong>der</strong>mittel o<strong>der</strong> Bauauflagen ermöglichen den<br />

Landkreisen, Planungsämtern o<strong>der</strong> sogar dem Land die E<strong>in</strong>flussnahme.<br />

· Mehr als Hardware: Investitionen versteht man <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel<br />

e<strong>in</strong>dimensional als Neubau/Erweiterung o<strong>der</strong> Renovierung/<br />

Mo<strong>der</strong>nisierung <strong>der</strong> touristischen Infrastruktur. Auf <strong>der</strong> gleichen<br />

Ebene s<strong>in</strong>d jedoch die Investitionen <strong>in</strong> das Personal zu<br />

sehen. Auch sie kosten Geld, rentieren sich mittelfristig aber<br />

über die Gästezufriedenheit <strong>und</strong> erhöhen gleichzeitig die<br />

Identifikation <strong>und</strong> Motivation <strong>der</strong> Mitarbeiter.<br />

20 DSGV 2010, S. 92 f.<br />

Vogtlandkreis (Sachsen):<br />

Investitionsoffensive<br />

Jahrelange Übernachtungs- <strong>und</strong> Umsatzrückgänge prägten die<br />

Tourismusentwicklung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Region. Als Hauptgründe hierfür<br />

wurden Defizite bei Qualität <strong>und</strong> Service sowie e<strong>in</strong> Investitionsstau<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> touristischen Infrastruktur identifiziert, so dass e<strong>in</strong><br />

hoher Bedarf an Reparatur- <strong>und</strong> Renovierungsarbeiten besteht.<br />

Um dieser Herausfor<strong>der</strong>ung zu begegnen wurde im Januar 2010<br />

e<strong>in</strong>e Investitionsoffensive auf Initiative des Landrates h<strong>in</strong> <strong>in</strong>s Leben<br />

gerufen. Die beiden Partner Vogtlandkreis – <strong>der</strong> auch die<br />

Öffentlichkeitsarbeit durchführt – <strong>und</strong> Sparkasse Vogtland haben<br />

e<strong>in</strong> Son<strong>der</strong>kreditprogramm für Tourismus <strong>und</strong> Wirtschaft <strong>in</strong><br />

Höhe von fast 175 Mio. Euro aufgelegt. Im Fokus stehen dabei<br />

z<strong>in</strong>sgünstige Kle<strong>in</strong>kredite bis 50.000 € (ab 3,99 % p.a.). Neben<br />

<strong>in</strong>novativen Mo<strong>der</strong>nisierungen <strong>und</strong> e<strong>in</strong>em imageför<strong>der</strong>nden<br />

Wachstum sollen durch die Investitionsoffensive zeitgemäße<br />

Themen- <strong>und</strong> Zielgruppenspezialisierungen möglich gemacht<br />

werden.<br />

27


ERFOLGSFAKTOR INVESTITIONEN<br />

Wesentliche <strong>und</strong> dauerhafte tourismusspezifische För<strong>der</strong>programme<br />

des B<strong>und</strong>es <strong>und</strong> <strong>der</strong> EU (Investitionen <strong>und</strong> Infrastruktur)<br />

28<br />

För<strong>der</strong>programm Wer wird geför<strong>der</strong>t? Was wird geför<strong>der</strong>t? Anmerkungen<br />

Geme<strong>in</strong>schaftsaufgabe<br />

„Verbesserung <strong>der</strong><br />

regionalen Wirtschaftsstruktur“<br />

(GRW):<br />

Gewerbliche Investitionsför<strong>der</strong>ung<br />

GRW: Wirtschaftsnahe<br />

Infrastruktur<br />

GRW: Regionalmanagement<br />

Geme<strong>in</strong>schaftsaufga<br />

be„Verbesserung <strong>der</strong><br />

Agrarstruktur <strong>und</strong> des<br />

Küstenschutzes“ (GAK):<br />

Investitionsför<strong>der</strong>ung<br />

GAK: Integrierte<br />

Ländliche Entwicklung -<br />

Infrastrukturför<strong>der</strong>ung -<br />

Europäischer Fonds für<br />

Regionale Entwicklung<br />

(EFRE - 2007 bis 2013)<br />

Europäischer Landwirtschaftsfonds<br />

für die Entwicklung<br />

des ländlichen<br />

Raums (ELER - 2007 bis<br />

2013)<br />

Europäischer Sozialfonds<br />

(ESF - 2007 bis<br />

2013)<br />

Unternehmen Investitionen, die mehr als 150 % <strong>der</strong> im Durchschnitt<br />

<strong>der</strong> letzten drei Jahre verdienten Abschreibungen<br />

überschreiten o<strong>der</strong> mehr als 15 % zusätzliche Arbeitsplätze<br />

schaffen (z.B. Investitionen zur Hebung<br />

bzw. Stabilisierung <strong>der</strong> Beschäftigung <strong>in</strong> Regionen mit<br />

schwerwiegenden Arbeitsmarktproblemen, Investitionen<br />

zur Stärkung <strong>der</strong> regionalen Innovationskraft, im<br />

Zusammenhang mit Existenzgründungen sowie unter<br />

Schaffung von Arbeits- <strong>und</strong> Ausbildungsplätzen für<br />

Frauen <strong>und</strong> Jugendliche)<br />

Geme<strong>in</strong>den <strong>und</strong><br />

Geme<strong>in</strong>deverbände<br />

sowie Unternehmen<br />

(bei freiem Zugang<br />

<strong>der</strong> Infrastruktur, z.B.<br />

Wan<strong>der</strong>weg)<br />

Träger des Regionalmanagements<br />

Unternehmen mit<br />

wesentlichem landwirtschaftlichen<br />

Bezug (mehr als 25 %<br />

Umsatzerlöse)<br />

Geme<strong>in</strong>den <strong>und</strong> Geme<strong>in</strong>deverbände<br />

sowie<br />

natürliche Personen <strong>und</strong><br />

Personengesellschaften<br />

sowie juristische<br />

Personen des privaten<br />

Rechts<br />

Öffentliche Hand/<br />

E<strong>in</strong>richtungen <strong>und</strong> touristische<br />

Unternehmen<br />

Öffentliche Hand/<br />

E<strong>in</strong>richtungen <strong>und</strong><br />

Unternehmen<br />

Öffentliche Hand/<br />

E<strong>in</strong>richtungen <strong>und</strong><br />

Unternehmen<br />

Geländeerschließung sowie öffentliche E<strong>in</strong>richtungen<br />

für den Tourismus (Basise<strong>in</strong>richtungen <strong>der</strong> touristischen<br />

Infrastruktur, die für die Leistungsfähigkeit <strong>und</strong> wirtschaftliche<br />

Entwicklung von Tourismusbetrieben von<br />

unmittelbarer Bedeutung s<strong>in</strong>d <strong>und</strong> überwiegend dem<br />

Tourismus dienen, u.a. Kurparks, Strandpromenaden,<br />

Häuser des Gastes <strong>und</strong> Informationszentren)<br />

Erstellung von Regionalmanagementkonzepten, z.B.<br />

zur besseren Vermarktung touristischer Angebote<br />

Investitionen im Bereich „Urlaub auf dem Bauernhof“<br />

(bis zur Gesamtkapazität von 25 Gästebetten)<br />

Infrastrukturmaßnahmen zur Erschließung <strong>der</strong> touristischen<br />

Entwicklungspotenziale im Rahmen <strong>der</strong> E<strong>in</strong>kommensdiversifizierung<br />

land- o<strong>der</strong> forstwirtschaftlicher<br />

Betriebe<br />

För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> touristischen Entwicklung <strong>in</strong> allen drei<br />

Zielen (Konvergenz, regionale Wettbewerbsfähigkeit<br />

<strong>und</strong> Beschäftigung sowie europäische territoriale<br />

Zusammenarbeit), auch im Zusammenhang mit Kultur,<br />

Verkehr <strong>und</strong> <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>belebung städtischer <strong>und</strong><br />

ländlicher Gebiete<br />

im Rahmen <strong>der</strong> Diversifizierung <strong>der</strong> ländlichen wirtschaft<br />

kle<strong>in</strong>e Infrastrukture<strong>in</strong>richtungen wie Informationszentren<br />

o<strong>der</strong> Ausschil<strong>der</strong>ung von Tourismusstätten,<br />

Erholungs<strong>in</strong>frastruktur, die beispielsweise Zugang<br />

zu natürlichen Gebieten ermöglicht, sowie kle<strong>in</strong>e<br />

Beherbergungsbetriebe, Entwicklung <strong>und</strong>/o<strong>der</strong> Vermarktung<br />

von Tourismusdienstleistungen mit Bezug<br />

zu ländlichem Tourismus<br />

Verbesserung <strong>der</strong> Beschäftigungs- <strong>und</strong> Arbeitsmöglichkeiten<br />

<strong>und</strong> För<strong>der</strong>ung e<strong>in</strong>er hohen Beschäftigungsquote<br />

(z.B. Beratungsleistungen für Grün<strong>der</strong>)<br />

nur für die Dauer von<br />

drei Jahren för<strong>der</strong>fähig,<br />

e<strong>in</strong>e maximal zweimalige<br />

Verlängerung um je<br />

drei Jahre ist möglich<br />

M<strong>in</strong>des<strong>in</strong>vestitionssumme:<br />

10.000 €


Die hier aufgeführten För<strong>der</strong>programme auf EU- <strong>und</strong> B<strong>und</strong>esebene<br />

s<strong>in</strong>d nur e<strong>in</strong> Ausschnitt aus den vielfältigen Möglichkeiten<br />

zur För<strong>der</strong>ung tourismusspezifischer Investitionen<br />

<strong>und</strong> Infrastruktur. Sowohl für B<strong>und</strong>es- als auch für EU-Programme<br />

gilt, dass die Län<strong>der</strong> <strong>in</strong>nerhalb ihrer län<strong>der</strong>spezifischen<br />

Programme die konkreten För<strong>der</strong>tatbestände <strong>und</strong><br />

Instrumente festlegen, was von Land <strong>und</strong> Land sehr unterschiedlich<br />

ist. H<strong>in</strong>zu kommt e<strong>in</strong>e Vielzahl spezifischer Län<strong>der</strong>programme,<br />

die im Rahmen <strong>der</strong> vorliegenden Broschüre<br />

nicht dargestellt werden können. Entscheidend für den för<strong>der</strong>politischen<br />

Erfolg ist <strong>der</strong> geschickte Umgang mit den bestehenden<br />

Instrumenten, wobei die Unübersichtlichkeit <strong>und</strong><br />

Komplexität <strong>der</strong> Materie erhebliche Sachkenntnis erfor<strong>der</strong>t,<br />

um sämtliche För<strong>der</strong>potenziale auszuschöpfen.<br />

Von den <strong>der</strong>zeit verfügbaren touritisch relevanten För<strong>der</strong>programmen<br />

<strong>in</strong> Deutschland richtet sich nur r<strong>und</strong> e<strong>in</strong> Fünftel<br />

explizit an die Tourismusbranche, während viele weitere<br />

Angebote eher allgeme<strong>in</strong>er Natur s<strong>in</strong>d <strong>und</strong> verschiedenen<br />

Wirtschaftszweigen zugutekommen. Diese Programme för<strong>der</strong>n<br />

<strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie Unternehmen sowie öffentliche E<strong>in</strong>richtungen,<br />

Kommunen <strong>und</strong> Verbände/Vere<strong>in</strong>igungen <strong>und</strong> Infrastrukturmaßnahmen.<br />

Zuschüsse s<strong>in</strong>d dabei das wichtigte<br />

Instrument.<br />

Spezielle Kreditprogramme für das Tourismusgewerbe gibt<br />

h<strong>in</strong>gegen nicht. Dem Tourismusgewerbe steht die breite Palette<br />

<strong>der</strong> KfW- <strong>und</strong> ERP-Programme zur Verfügung.<br />

E<strong>in</strong>e gute weitergehende Orientierung bietet die För<strong>der</strong>datenbank<br />

des B<strong>und</strong>esm<strong>in</strong>isteriums für Wirtschaft <strong>und</strong> Technologie<br />

unter www.foer<strong>der</strong>datenbank.de.<br />

Praxisbeispiele<br />

Schleswig-Holste<strong>in</strong>: Kreditleitfaden<br />

ERFOLGSFAKTOR INVESTITIONEN<br />

In Schleswig-Holste<strong>in</strong> wurde bereits vor e<strong>in</strong>igen Jahren e<strong>in</strong>e<br />

Investitionsoffensive für den Tourismus gestartet. Auslöser<br />

waren die Untersuchungsergebnisse des Sparkassen-Tourismusbarometers<br />

Schleswig-Holste<strong>in</strong>. Dieses hatte erhoben,<br />

dass 20 % <strong>der</strong> gewerblichen <strong>und</strong> 25 % <strong>der</strong> privaten Betriebe<br />

<strong>in</strong> den letzten zehn Jahren nicht mehr <strong>in</strong> die Aufrechterhaltung<br />

<strong>der</strong> Wettbewerbsfähigkeit <strong>in</strong>vestiert hatten. Die<br />

Empfehlung war e<strong>in</strong>e Investitionsoffensive, die unter <strong>der</strong><br />

Fe<strong>der</strong>führung des Tourismusverbandes Schleswig-Holste<strong>in</strong><br />

<strong>und</strong> <strong>in</strong> Kooperation mit <strong>der</strong> Landesregierung, des DEHOGA<br />

Schleswig-Holste<strong>in</strong> <strong>und</strong> <strong>der</strong> Kammern des Landes umgesetzt<br />

wurde. Ziel <strong>der</strong> Offensive war es, günstigere Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />

für alle touristischen Akteure zu schaffen <strong>und</strong> somit<br />

die Wettbewerbsfähigkeit des Landes b<strong>und</strong>esweit <strong>und</strong> im<br />

<strong>in</strong>ternationalen Vergleich zu sichern. In Ergänzung zu den<br />

För<strong>der</strong>programmen des Landes haben Sparkassen Kreditprogramme<br />

aufgelegt, <strong>und</strong> dazu beigetragen, die touristischen<br />

Betriebe zukunftsfähig aufzustellen. Diese Beispiele zeigen:<br />

Wenn sich Kommunen, Tourismusakteure <strong>und</strong> Sparkassen<br />

zusammen tun, kann das Investitionsklima nachhaltig verbessert<br />

werden.<br />

Osnabrück (Nie<strong>der</strong>sachsen):<br />

Verkehrs<strong>in</strong>frastruktur – ÖPP als Lösungsansatz<br />

Verkehrsanb<strong>in</strong>dungen spielen auch im Tourismus e<strong>in</strong>e wichtige<br />

Rolle, denn die Erreichbarkeit zählt zu den Hauptkriterien<br />

bei <strong>der</strong> Reiseentscheidung <strong>der</strong> Gäste. Gleichzeitig s<strong>in</strong>d Investitionen<br />

<strong>in</strong> diesem Bereich häufig mit langwierigen Planungsprozessen<br />

<strong>und</strong> hohen Kosten verb<strong>und</strong>en. Unter Fe<strong>der</strong>führung<br />

<strong>der</strong> IHK Osnabrück-Emsland wurden zwei Autobahnprojekte<br />

über ÖPP-Modelle realisiert. Der dortige Lückenschluss <strong>der</strong><br />

A 31 hätte über B<strong>und</strong>esmittel bei e<strong>in</strong>em Investitionsvolumen<br />

von <strong>in</strong>sgesamt 210 Mio. Euro erst 2013 erfolgen können. Im<br />

Rahmen e<strong>in</strong>es Mitf<strong>in</strong>anzierungsmodells wurden r<strong>und</strong> 55 Mio.<br />

Euro über die kommunalen Gebietskörperschaften <strong>und</strong> Wirtschaftsunternehmen<br />

<strong>in</strong> Deutschland <strong>und</strong> <strong>in</strong> den Nie<strong>der</strong>landen<br />

abgedeckt. Seit Ende 2004 ist die Strecke befahrbar. Beim<br />

Lückenschluss <strong>der</strong> A 33 Nord mussten die Planungskosten<br />

teilweise vom Land Nie<strong>der</strong>sachsen aufgebracht werden, welches<br />

jedoch ke<strong>in</strong>e Mittel zur Verfügung stellen konnte. Die<br />

IHK hat daher über e<strong>in</strong>e Sponsor<strong>in</strong>gaktion 115.000 Euro von<br />

<strong>der</strong> regionalen Wirtschaft e<strong>in</strong>geworben. Bis 2015 wird <strong>der</strong><br />

Autobahnabschnitt befahrbar se<strong>in</strong>.<br />

29


ERFOLGSFAKTOR KOOPERATION<br />

VI. Erfolgsfaktor Kooperation<br />

Im Wettbewerb <strong>der</strong> Dest<strong>in</strong>ationen um die Gunst <strong>der</strong> Gäste geht<br />

es heute <strong>und</strong> auch <strong>in</strong> Zukunft immer stärker um die Bildung<br />

wettbewerbsfähiger E<strong>in</strong>heiten. Denn nur so haben Dest<strong>in</strong>ationen<br />

e<strong>in</strong>e realistische Aussicht, als solche von außen überhaupt<br />

wahrgenommen zu werden. Als e<strong>in</strong>e Konsequenz aus den Erfor<strong>der</strong>nissen<br />

des Marktes s<strong>in</strong>d Kooperationen e<strong>in</strong>e häufig angewendete<br />

Möglichkeit, Personal, f<strong>in</strong>anzielle Mittel o<strong>der</strong> Kompetenzen<br />

zu bündeln. Auch für die Entwicklung <strong>der</strong> touristischen<br />

Infrastruktur s<strong>in</strong>d Kooperationen unabd<strong>in</strong>gbar. Dabei gibt es<br />

viele verschiedene Möglichkeiten <strong>der</strong> Zusammenarbeit.<br />

1. Befragungsergebnisse<br />

· Die Ergebnisse belegen, dass die Landkreise bereits jetzt<br />

häufig von <strong>der</strong> Möglichkeit <strong>der</strong> Kooperation Gebrauch machen<br />

<strong>und</strong> mit den Ergebnissen sehr zufrieden s<strong>in</strong>d.<br />

· Die am häufigsten praktizierte Form <strong>der</strong> Zusammenarbeit stellt<br />

die Kooperation <strong>der</strong> Landkreise mit regionalen Tourismusorganisationen<br />

dar. Mehr als drei Viertel <strong>der</strong> befragten Landkreise<br />

bejahten <strong>der</strong>artige Aktivitäten. Kooperationen mit kreisangehörigen<br />

Städten <strong>und</strong> Geme<strong>in</strong>den erreichen vergleichbar hohe<br />

Werte (73 %). Obwohl die Werte bereits sehr hoch wirken, ist<br />

aus Sicht <strong>der</strong> Tourismusexperten noch nicht <strong>der</strong> Idealzustand<br />

erreicht, denn e<strong>in</strong>e Zusammenarbeit mit an<strong>der</strong>en Landkreisen,<br />

regionalen Tourismusorganisationen o<strong>der</strong> mit Geme<strong>in</strong>den<br />

müsste im Pr<strong>in</strong>zip je<strong>der</strong> Landkreis vorweisen können. Dies unterstreicht<br />

auch die Feststellung, dass sich knapp 80 % <strong>der</strong><br />

Landkreise nicht als eigenständige Dest<strong>in</strong>ation sehen.<br />

30<br />

Dest<strong>in</strong>ationen im Deutschlandtourismus:<br />

Eigenwahrnehmung <strong>der</strong> Landkreise<br />

Ke<strong>in</strong>e Angaben<br />

2,7%<br />

79,0 %<br />

Ja, <strong>der</strong> Landkreis ist e<strong>in</strong>e<br />

eigenständige Dest<strong>in</strong>ation<br />

18,3 %<br />

Ne<strong>in</strong>, <strong>der</strong> Landkreis ist ke<strong>in</strong>e<br />

eigenständige Dest<strong>in</strong>ation<br />

Landkreis mit regionaler(n)<br />

Tourismusorganisation(en)<br />

Landkreis mit Städten<br />

<strong>und</strong> Geme<strong>in</strong>den im Landkreis<br />

Landkreise untere<strong>in</strong>an<strong>der</strong><br />

Regionale TMO(s)<br />

mit Städten <strong>und</strong> Geme<strong>in</strong>den<br />

Lokale TMOs von Städten<br />

<strong>und</strong> Geme<strong>in</strong>den untere<strong>in</strong>an<strong>der</strong><br />

Regionale TMO(s) mit<br />

Regionalmanagement/<br />

Wirtschaftsför<strong>der</strong>ung<br />

Regionale TMO mit<br />

Landestourismusorganisation<br />

Regionale TMOs<br />

untere<strong>in</strong>an<strong>der</strong><br />

Lokale TMO(s) mit<br />

Wirtschaftsför<strong>der</strong>ung,<br />

Stadtmarket<strong>in</strong>g etc.<br />

Landkreis mit Landestourismusorganisation<br />

Quelle: dwif/DLT 2011, n = 219 Quelle: dwif/DLT 2011, n = 219<br />

· Ungefähr sechs von zehn Landkreisen kooperieren zudem<br />

mit an<strong>der</strong>en, meist benachbarten Landkreisen. Mehr als<br />

je<strong>der</strong> zweite Landkreis (53 %) berichtet von e<strong>in</strong>er Zusammenarbeit<br />

zwischen regionalen Tourismusorganisationen<br />

<strong>und</strong> Städten/Geme<strong>in</strong>den des eigenen Landkreises sowie von<br />

Verbünden mehrerer lokaler Tourismusorganisationen mehrerer<br />

Städte <strong>und</strong> Geme<strong>in</strong>den. Die bestehenden Möglichkeiten<br />

werden auch aus Sicht <strong>der</strong> Landkreise jedoch noch nicht<br />

ausgeschöpft <strong>und</strong> sollten <strong>in</strong> Zukunft weiter ausgebaut werden.<br />

Ähnliches gilt für die Zusammenarbeit regionaler o<strong>der</strong><br />

lokaler Tourismusorganisationen mit bestehenden Regionalmanagement-<br />

<strong>und</strong> Wirtschaftsför<strong>der</strong>ungsstrukturen. Auch<br />

die regionalen Tourismusorganisationen können das bisherige<br />

Ausmaß <strong>der</strong> Zusammenarbeit mit an<strong>der</strong>en regionalen<br />

Tourismusorganisationen noch erhöhen.<br />

· Erfreulich dabei ist: Die Zufriedenheit mit <strong>der</strong> Kooperation<br />

ist unabhängig vom Partner allgeme<strong>in</strong> sehr groß. Dies macht<br />

deutlich, dass <strong>in</strong> <strong>der</strong> Zusammenarbeit e<strong>in</strong> spürbarer Mehrwert<br />

für alle beteiligten Partner entsteht.<br />

· Auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite ist bemerkenswert, dass die Verb<strong>in</strong>dung<br />

zwischen Landkreisen <strong>und</strong> Landestourismusorganisationen<br />

laut Befragung am schwächsten ausgeprägt ist. Die<br />

Landkreise s<strong>in</strong>d ganz offensichtlich überwiegend über die<br />

zugehörigen regionalen Tourismusorganisationen bei den<br />

Landesmarket<strong>in</strong>gorganisationen vertreten.<br />

Kooperationen: Diskussions- <strong>und</strong> Umsetzungsstrand<br />

<strong>in</strong> den Landkreisen<br />

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90%<br />

3%<br />

4%<br />

6%<br />

6%<br />

7%<br />

7%<br />

9%<br />

11%<br />

9%<br />

13%<br />

39%<br />

36%<br />

47%<br />

46%<br />

46%<br />

53%<br />

53%<br />

58%<br />

73%<br />

77%<br />

<strong>in</strong> Umsetzung<br />

geplant


E<strong>in</strong>e deutlich verb<strong>in</strong>dlichere Form <strong>der</strong> Kooperation stellt die Fusion<br />

von <strong>Organisation</strong>en dar. Die Befragung hat allerd<strong>in</strong>gs ergeben,<br />

dass hier viele Landkreise ke<strong>in</strong>e Angaben machen können<br />

bzw. Fusionen nur sehr begrenzt Anwendung f<strong>in</strong>den:<br />

· Am häufigsten wurden Fusionen lokaler Tourismusorganisationen<br />

von Städten <strong>und</strong> Geme<strong>in</strong>den festgestellt. Allerd<strong>in</strong>gs<br />

wurde dies nur von knapp 17 % <strong>der</strong> Landkreise berichtet.<br />

Weitere 9 % bereiten Fusionen vor.<br />

· Noch seltener wurden Vere<strong>in</strong>igungen von Tourismusorganisationen<br />

mit Regionalmanagements e<strong>in</strong>erseits o<strong>der</strong> Wirtschaftsför<strong>der</strong>ungs<strong>in</strong>stitutionen<br />

auf lokaler o<strong>der</strong> regionaler<br />

Ebene an<strong>der</strong>erseits genannt. Weitere s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Planung, jedoch<br />

hält e<strong>in</strong> nicht unerheblicher Teil <strong>der</strong> Landkreise <strong>der</strong>artige Fusionen<br />

auch nicht für s<strong>in</strong>nvoll.<br />

2. Handlungsbedarfe <strong>und</strong> Lösungsansätze<br />

Der Erfolg von Kooperationen hängt nicht von e<strong>in</strong>er idealtypischen<br />

<strong>Organisation</strong>sform ab, son<strong>der</strong>n muss sich den jeweiligen<br />

Präferenzen <strong>und</strong> Partnerkonstellationen anpassen.<br />

Während die e<strong>in</strong>en Wert auf Eigenständigkeit <strong>und</strong> daher den<br />

Fokus auf lose Arbeitsgeme<strong>in</strong>schaften legen, streben an<strong>der</strong>e<br />

Gebiete die Bildung geme<strong>in</strong>samer <strong>Organisation</strong>en o<strong>der</strong><br />

Gesellschaften mit eigener Rechtspersönlichkeit an. Beide<br />

Formen können Erfolg versprechend se<strong>in</strong>, wenn sie von den<br />

beteiligten Partnern orientiert an geme<strong>in</strong>samen Zielen vorangetrieben<br />

werden.<br />

Gründe für Kooperationen gibt es genügend. Sie bieten sich<br />

gr<strong>und</strong>sätzlich aus den folgenden Motiven an:<br />

· Zusammenlegung von Personal <strong>und</strong> f<strong>in</strong>anziellen Mitteln,<br />

· Professionalisierung <strong>der</strong> Marktbearbeitung durch Aufgabendelegation<br />

an Fachexperten,<br />

· Entfaltung geme<strong>in</strong>samer Market<strong>in</strong>g- o<strong>der</strong> Werbeaktivitäten<br />

bzw. Vermeidung von Doppelarbeit o<strong>der</strong> simultaner, mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong><br />

konkurrieren<strong>der</strong> Werbeaktionen,<br />

· Sicherstellung e<strong>in</strong>es geme<strong>in</strong>samen <strong>und</strong> e<strong>in</strong>heitlichen Auftretens<br />

als Dest<strong>in</strong>ation (z. B. optisches Ersche<strong>in</strong>ungsbild) über<br />

Geme<strong>in</strong>de- <strong>und</strong> Landkreisgrenzen h<strong>in</strong>weg,<br />

· Abbau bürokratischer Hemmfaktoren, Verschlankung von<br />

Verwaltungsapparaten <strong>und</strong> Vere<strong>in</strong>fachung <strong>der</strong> Abläufe,<br />

· gegenseitige Abstimmung bzw. Vernetzung <strong>der</strong> Infrastrukturentwicklung<br />

(z.B. Verb<strong>und</strong> von Rad- <strong>und</strong> Wan<strong>der</strong>wegen,<br />

e<strong>in</strong>heitliche Beschil<strong>der</strong>ung) über Gemeide- <strong>und</strong> Landkreisgrenzen<br />

h<strong>in</strong>weg,<br />

Kooperationen funktionieren langfristig nur,<br />

wenn dabei für alle Beteiligten e<strong>in</strong> Mehrwert<br />

entsteht. Kompromisse <strong>und</strong> Freiwilligkeit s<strong>in</strong>d<br />

ebenso wichtige Gr<strong>und</strong>pr<strong>in</strong>zipien.<br />

ERFOLGSFAKTOR KOOPERATION<br />

· strategische Zusammenführung mehrerer Entwicklungsfel<strong>der</strong><br />

mit zahlreichen <strong>in</strong>haltlichen Überschneidungen (z. B.<br />

Tourismus, Regionalför<strong>der</strong>ung, Stadtmarket<strong>in</strong>g <strong>und</strong> Wirtschaftsför<strong>der</strong>ung).<br />

Gr<strong>und</strong>sätzlich gilt: Je bedeuten<strong>der</strong> <strong>der</strong> Tourismus als Wirtschaftsfaktor<br />

ist, desto professioneller, verb<strong>in</strong>dlicher <strong>und</strong> ggf.<br />

unabhängiger von politischen E<strong>in</strong>flüssen sollten die Kooperationen<br />

<strong>und</strong> <strong>Organisation</strong>en ausgestaltet werden. Wo <strong>der</strong><br />

Tourismus nur e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>geschränkte bis ger<strong>in</strong>ge Rolle spielt,<br />

sollten die Synergien zu bestehenden Wirtschaftsför<strong>der</strong>ungs-<br />

sowie zu Stadt-, Geme<strong>in</strong>de- <strong>und</strong> Regionalmanagementstrukturen<br />

ausgeschöpft werden. In <strong>der</strong> M<strong>in</strong>imalvariante arbeiten<br />

alle <strong>Organisation</strong>en auf Basis e<strong>in</strong>er abgestimmten Strategie<br />

zum<strong>in</strong>dest <strong>in</strong> dieselbe Zielrichtung. In <strong>der</strong> Maximalvariante<br />

werden alle Bereiche <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er geme<strong>in</strong>samen <strong>Organisation</strong> zusammengeführt.<br />

3. Weitere H<strong>in</strong>weise<br />

So naheliegend die Gründe für Kooperationen s<strong>in</strong>d, so ste<strong>in</strong>ig<br />

kann <strong>der</strong> Weg dorth<strong>in</strong> se<strong>in</strong>. Die Erfahrung hat gezeigt, dass<br />

viele Hemmfaktoren bis h<strong>in</strong> zu Barrieren <strong>in</strong> den Köpfen <strong>der</strong><br />

Akteure zu überw<strong>in</strong>den s<strong>in</strong>d. Zu <strong>der</strong>en Überw<strong>in</strong>dung bedarf<br />

es e<strong>in</strong>er starken Führung mit viel diplomatischem Geschick:<br />

· Die „Starken“ <strong>und</strong> die „Schwachen“: Oft bestehen Zweifel,<br />

dass übergeordnete E<strong>in</strong>heiten die eigene (kle<strong>in</strong>e) Geme<strong>in</strong>de<br />

o<strong>der</strong> den eigenen Landkreis angemessen vertreten bzw.<br />

vermarkten. Umgekehrt können sich die Beteiligten durch<br />

den Zusammenschluss mit kle<strong>in</strong>eren Partnern aufgr<strong>und</strong> fehlen<strong>der</strong><br />

geme<strong>in</strong>samer Themen o<strong>der</strong> großer Unterschiede <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Angebotsqualität <strong>in</strong> ihrer Weiterentwicklung beh<strong>in</strong><strong>der</strong>t<br />

fühlen.<br />

· Landkreise s<strong>in</strong>d wichtige Vernetzer: Auch mangelt es mitunter<br />

an e<strong>in</strong>er Identifikation <strong>der</strong> Bevölkerung <strong>und</strong> <strong>der</strong> Leistungsträger<br />

mit übergeordneten Dest<strong>in</strong>ationsbegriffen o<strong>der</strong><br />

es bestehen Vorbehalte gegenüber grenzüberschreiten<strong>der</strong><br />

Zusammenarbeit. Kooperationen erfor<strong>der</strong>n zudem die Teilung<br />

von Verantwortung <strong>und</strong> Kontrolle, was vor Ort oftmals<br />

nicht leicht fällt. Daher kommt den Landkreisen auf <strong>der</strong> politischen<br />

Ebene bei <strong>der</strong> Gestaltung <strong>der</strong> Kooperationen e<strong>in</strong>e<br />

entscheidende Bedeutung zu. Ohne die breite Unterstützung<br />

durch die Politik s<strong>in</strong>d ke<strong>in</strong>e stabilen <strong>und</strong> professionellen<br />

Strukturen denkbar. Dies ist <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e dann <strong>der</strong> Fall,<br />

wenn Landkreis <strong>und</strong> Dest<strong>in</strong>ationsbegriff denselben Raum<br />

umfassen. In diesem Fällen ist die Führung durch den Landkreis<br />

sogar unabd<strong>in</strong>gbar. Häufig kommt sogar die Initiative<br />

für Zusammenschlüsse o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Antrieb für e<strong>in</strong>e landkreisübergreifende<br />

Kooperation von den Landräten selbst. Für<br />

die Bildung e<strong>in</strong>es größeren Tourismusgebietes, das sich aus<br />

mehreren Landkreisen <strong>und</strong>/o<strong>der</strong> Städten zusammensetzt,<br />

s<strong>in</strong>d Landkreise wichtige Kooperationspartner <strong>und</strong> Wegbereiter.<br />

Sie sollten den Weg zur Schaffung professioneller<br />

Vermarktungsstrukturen unterstützen <strong>und</strong> ihren Beitrag zu<br />

e<strong>in</strong>er breiten Akzeptanz leisten.<br />

· Rahmenbed<strong>in</strong>gungen für Kooperationen oft nicht ideal:<br />

För<strong>der</strong><strong>in</strong>strumente s<strong>in</strong>d teilweise nicht für die Unterstützung<br />

31


ERFOLGSFAKTOR KOOPERATION<br />

b<strong>und</strong>eslandübergreifen<strong>der</strong> <strong>Organisation</strong>en geeignet o<strong>der</strong><br />

darauf e<strong>in</strong>gestellt (häufig b<strong>und</strong>eslandbezogene Regelungen<br />

für Geltungsbereich <strong>und</strong> Mittele<strong>in</strong>satz). H<strong>in</strong>zu kommt, dass<br />

Infrastruktur- <strong>und</strong> teilweise auch Market<strong>in</strong>gför<strong>der</strong>ungen<br />

nicht von privatrechtlichen Unternehmensformen beantragt<br />

werden können. Das Problem wird <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e <strong>in</strong> den Fällen<br />

relevant, <strong>in</strong> denen geme<strong>in</strong>same Gesellschaftsformen angestrebt<br />

werden.<br />

32<br />

Praxisbeispiele<br />

Erholungsgebiet Hasetal (Nie<strong>der</strong>sachsen)<br />

Das Hasetal ist e<strong>in</strong> Beispiel für e<strong>in</strong>en Erholungsraum, <strong>der</strong> aus<br />

e<strong>in</strong>er erfolgreichen Kooperation zwischen drei benachbarten<br />

Landkreisen (Cloppenburg, Emsland <strong>und</strong> Osnabrück) entstanden<br />

ist. Wichtige Akteure s<strong>in</strong>d <strong>der</strong> Zweckverband Erholungsgebiet<br />

Hasetal (Körperschaft öffentlichen Rechts) als Organ mehrerer<br />

Städte <strong>und</strong> Geme<strong>in</strong>den, die für das operative Reisegeschäft<br />

zuständige Hasetal Touristik GmbH <strong>und</strong> die Interessengeme<strong>in</strong>schaft<br />

Gastliches Hasetal e. V. als Organ <strong>der</strong> Leistungsträger mit<br />

<strong>in</strong>sgesamt 200 Mitglie<strong>der</strong>n. Der Zweckverband ist alle<strong>in</strong>iger Gesellschafter<br />

<strong>der</strong> Hasetal Touristik GmbH. Diese ist für die touristische<br />

Vermarktung des Hasetals <strong>und</strong> den Vertrieb zuständig<br />

<strong>und</strong> erzeugt e<strong>in</strong>en jährlichen Umsatz <strong>in</strong> Höhe von 1 Mio. Euro.<br />

Die Region hat die fahrradbezogene Infrastruktur <strong>in</strong> den letzten<br />

Jahren durch umfangreiche Investitionen gezielt entwickelt<br />

(Müllfangkörbe, Radwegeleitsystem, Anlehnbügel, Raststationen,<br />

Hasetal-Rad), Transportlogistik, Tourist-Infosysteme, Drais<strong>in</strong>en)<br />

<strong>und</strong> sich dadurch <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e im Fahrradtourismus e<strong>in</strong>en<br />

Namen gemacht.<br />

· Fehlende Mittel <strong>und</strong> Kompetenzen: E<strong>in</strong>en häufigen Hemmfaktor<br />

stellen fehlende f<strong>in</strong>anzielle Mittel <strong>und</strong> fehlendes Wissen<br />

dar. Aufgr<strong>und</strong> dessen kann <strong>der</strong> Weg h<strong>in</strong> zur Schaffung<br />

verb<strong>in</strong>dlicher Kooperationen <strong>und</strong> <strong>Organisation</strong>en oft nicht<br />

erfolgreich gestaltet werden. Nötigenfalls bedarf es hier externer<br />

Unterstützung.<br />

Werratal (Hessen, Thür<strong>in</strong>gen)<br />

Die touristische Vermarktung des Werratals stellt e<strong>in</strong> gutes Beispiel<br />

für die erfolgreiche Zusammenarbeit von <strong>in</strong>sgesamt fünf<br />

Landkreisen dar. Aus e<strong>in</strong>er anfangs kommunalen Arbeitsgeme<strong>in</strong>schaft<br />

g<strong>in</strong>g im Jahr 1996 <strong>der</strong> Werratal Touristik e. V. zur geme<strong>in</strong>samen<br />

Vermarktung <strong>der</strong> Flusslandschaft hervor. Im Fokus stehen<br />

die Themen Radfahren, Wasserwan<strong>der</strong>n <strong>und</strong> Burgen – immer<br />

entlang <strong>der</strong> gesamten Flusslandschaft.<br />

Mit Gründung des e. V. sollten Entscheidungen beschleunigt,<br />

f<strong>in</strong>anzielle <strong>und</strong> politische Unabhängigkeit <strong>und</strong> Marktnähe geschaffen<br />

werden. Der Vere<strong>in</strong> verfügt über e<strong>in</strong>e eigene Geschäftsstelle<br />

mit e<strong>in</strong>er festen Mitarbeiter<strong>in</strong> <strong>und</strong> e<strong>in</strong>er ehrenamtlichen<br />

Geschäftsführer<strong>in</strong>. Die bestehende f<strong>in</strong>anzielle <strong>und</strong> personelle<br />

Ausstattung kann allerd<strong>in</strong>gs nicht als optimal geschweige denn<br />

gesichert bezeichnet werden. Der Vere<strong>in</strong> erwirtschaftet aktuell<br />

nur e<strong>in</strong>en jährlichen Umsatz von 120.000 Euro, wovon 60 %<br />

selbst erwirtschaftet werden.


VII. Erfolgsfaktor Trends<br />

Die Tourismusbranche ist e<strong>in</strong> stark dynamischer Wirtschaftsbereich.<br />

Damit müssen auch die Landkreise im Rahmen ihrer<br />

Tourismusför<strong>der</strong>ung umgehen. Markt- <strong>und</strong> Trendforschung<br />

s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> diesem Zusammenhang elementare Bestandteile e<strong>in</strong>er<br />

zukunftsgerichteten <strong>und</strong> mo<strong>der</strong>nen Tourismusför<strong>der</strong>ung. Es<br />

gilt, die relevanten Trends für die eigene Region zu identifizieren<br />

<strong>und</strong> entsprechende Maßnahmen abzuleiten.<br />

Nachhaltigkeit<br />

Investitionen <strong>in</strong> grüne Technologien gew<strong>in</strong>nen für die Tourismusbranche<br />

weiter an Bedeutung. Immer mehr Unternehmen<br />

stellen ihre Produkte o<strong>der</strong> sogar ganze Unternehmenskonzepte<br />

auf nachhaltige Pr<strong>in</strong>zipien um. Gesellschaftliche Verantwortung<br />

<strong>und</strong> betriebswirtschaftliche Effizienz werden auf<br />

Unternehmerseite angeführt, denn aus Investitionen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e<br />

nachhaltige Betriebsführung resultieren häufig Kostene<strong>in</strong>sparungen.<br />

Auch im Konsumverhalten <strong>der</strong> Gäste spielen Klimaschutz<br />

<strong>und</strong> Nachhaltigkeit e<strong>in</strong>e zunehmend größere Rolle.<br />

Und die Gäste s<strong>in</strong>d bereit dieses Engagement zu honorieren,<br />

so <strong>der</strong> ideelle Mehrwert <strong>und</strong> <strong>der</strong> konkrete Nutzen für den E<strong>in</strong>zelnen<br />

sichtbar werden. 33 Millionen Deutsche s<strong>in</strong>d mit nachhaltigkeitsorientierten<br />

Reisebauste<strong>in</strong>en ansprechbar. Dah<strong>in</strong>ter<br />

verbirgt sich alle<strong>in</strong> bei den Urlaubsreisen <strong>der</strong> Deutschen <strong>in</strong><br />

Deutschland e<strong>in</strong> Umsatzpotenzial von r<strong>und</strong> 4,5 Mrd. €. 21<br />

Die Berücksichtigung <strong>der</strong> gesellschaftlichen Megatrends<br />

stellt zukünftig ke<strong>in</strong>en Wettbewerbsvorteil<br />

mehr dar, son<strong>der</strong>n wird vom Gast als<br />

Gr<strong>und</strong>bauste<strong>in</strong> im touristischen Angebot <strong>und</strong><br />

Market<strong>in</strong>g vorausgesetzt.<br />

Aktivitäten zum demografischen Wandel <strong>in</strong> den<br />

Landkreisen<br />

Ja, <strong>in</strong> <strong>der</strong> Umsetzung<br />

Ja, <strong>in</strong> <strong>der</strong> Planung<br />

Ne<strong>in</strong>, aber s<strong>in</strong>nvoll<br />

Ne<strong>in</strong>, bei uns ke<strong>in</strong> Thema<br />

Ke<strong>in</strong>e Angabe<br />

Quelle: dwif/DLT 2011, n = 219<br />

21 DSGV 2010, S. 105 ff.<br />

22 BMWi 2009.<br />

Touristische Nachfrage<br />

(Ältere Gäste, Barrierefreiheit,<br />

steigende<br />

Ansprüche etc.)<br />

33 %<br />

37 %<br />

23 %<br />

1 %<br />

6 %<br />

Touristische Infrastruktur<br />

(qualitative Aufwertung,<br />

Spezifische Angebote<br />

für Ältere etc.)<br />

27 %<br />

33 %<br />

32 %<br />

2 %<br />

6 %<br />

ERFOLGSFAKTOR TRENDS<br />

Demografischer Wandel<br />

Der demografische Wandel bee<strong>in</strong>flusst die touristische Entwicklung<br />

auf drei Ebenen: 22<br />

· Auf <strong>der</strong> Nachfrageseite ist das steigende Durchschnittsalter<br />

<strong>der</strong> Gäste hervorzuheben. Doch dies führt nicht automatisch<br />

zu steigenden Zahlen im Deutschlandtourismus. Die „neuen<br />

Alten“ haben e<strong>in</strong>e große (Auslands)Reiseerfahrung, s<strong>in</strong>d an-<br />

spruchsvoll <strong>und</strong> nehmen ihr Reiseverhalten mit <strong>in</strong>s Alter. Bei<br />

e<strong>in</strong>er re<strong>in</strong>en Betrachtung <strong>der</strong> demografischen Entwicklung<br />

bis 2020 ist sogar mit e<strong>in</strong>em Rückgang <strong>der</strong> Inlandsreisen zu<br />

rechnen, auch bei den Senioren.<br />

· Bei <strong>der</strong> Infrastruktur geht es auch um e<strong>in</strong>en Ausbau barrierefreier<br />

Angebote, noch entscheiden<strong>der</strong> wird zukünftig<br />

allerd<strong>in</strong>gs die Verbesserung des Qualitätsniveaus. Auch die<br />

allgeme<strong>in</strong>e Infrastruktur steht beson<strong>der</strong>s <strong>in</strong> demografischen<br />

Schrumpfungsregionen vor großen Herausfor<strong>der</strong>ungen. Hier<br />

müssen z. B. die Angebote im ÖPNV o<strong>der</strong> im E<strong>in</strong>zelhandel<br />

gesichert werden, damit die Regionen auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Fläche<br />

weiterh<strong>in</strong> für die Gäste <strong>und</strong> damit gleichzeitig auch für die<br />

E<strong>in</strong>wohner vor Ort attraktiv bleiben.<br />

· Landauf landab rückt <strong>der</strong> touristische Arbeitsmarkt zunehmend<br />

<strong>in</strong> den Fokus. Nachwuchs- <strong>und</strong> Fachkräftemangel<br />

s<strong>in</strong>d zentrale Schlagworte. Die potenziellen Arbeitskräfte<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> service<strong>in</strong>tensiven Tourismusbranche werden, wie<br />

die Gesellschaft <strong>in</strong>sgesamt, immer älter. E<strong>in</strong> ganzheitliches<br />

<strong>und</strong> vorausschauendes Personalmanagement mit Blick auf<br />

die Erwerbsmöglichkeiten Älterer zählt zu den größten Herausfor<strong>der</strong>ungen.<br />

Gleichzeitig muss über Ausbildungs- <strong>und</strong><br />

Allgeme<strong>in</strong>e Infrastruktur<br />

(Ausdünnung E<strong>in</strong>zelhandel,<br />

Sicherung Verkehrs<strong>in</strong>frastruktur/ÖPNV<br />

etc.)<br />

17 %<br />

28 %<br />

32 %<br />

8 %<br />

15 %<br />

Touristischer Arbeitsmarkt<br />

(Fach-/ Nachwuchskräfte-<br />

Mangel, Integration<br />

älterer Arbeitnehmer etc.)<br />

12 %<br />

20 %<br />

41 %<br />

11 %<br />

16 %<br />

33


ERFOLGSFAKTOR TRENDS<br />

Beschäftigungskonzepte, Weiterbildungsmöglichkeiten, aber<br />

auch imageför<strong>der</strong>nde Maßnahmen für die Tourismusbranche<br />

<strong>in</strong>sgesamt nachgedacht werden.<br />

Wachsende K<strong>und</strong>enansprüche<br />

Die Kompetenz <strong>der</strong> Konsumenten wächst, u. a. durch die<br />

gestiegene Reiseerfahrung <strong>und</strong> die Vielfalt verfügbarer Informationswege.<br />

23 Folglich steigen <strong>und</strong> differenzieren sich die<br />

Ansprüche <strong>der</strong> Gäste an die Urlaubsreise. Der sogenannte<br />

hybride Verbraucher – heute e<strong>in</strong>geschränktes Budget, morgen<br />

Luxus, Anreise mit dem Billigflieger, aber Aufenthalt im<br />

5-Sterne-Hotel – lässt sich nur noch schwerlich e<strong>in</strong>deutigen<br />

Kategorien zuordnen. Dem Wunsch nach Flexibilität <strong>und</strong><br />

Individualität genügen z. B. Bauste<strong>in</strong>modelle. H<strong>in</strong>zu kommt<br />

<strong>der</strong> Trend, im Urlaub immer mehr, immer <strong>in</strong>tensiver erleben<br />

zu wollen <strong>und</strong> diese Erlebnisse <strong>und</strong> Emotionen möglichst bequem<br />

zu erreichen.<br />

Virtualisierung<br />

Ob Internet, Web 2.0, Apps o<strong>der</strong> Communities, die digitale<br />

<strong>und</strong> mobile Welt ist <strong>in</strong> aller M<strong>und</strong>e <strong>und</strong> begleitet das tägliche<br />

Leben. Dieser Megatrend hat im Tourismus von <strong>der</strong> Gästeb<strong>in</strong>dung<br />

über die Servicequalität bis zum Vertrieb längst<br />

E<strong>in</strong>zug gehalten. Alle<strong>in</strong> drei Viertel <strong>der</strong> Personen mit Internetzugang<br />

nutzen diesen Kommunikationsweg als Informationsquelle<br />

bei <strong>der</strong> Reiseplanung. Smartphones erfreuen<br />

sich als mobile Reiseführer <strong>und</strong> Navigatoren im Großstadt-<br />

dschungel o<strong>der</strong> auf Wan<strong>der</strong>wegen zunehmen<strong>der</strong> Beliebtheit.<br />

Bewertungsportale <strong>und</strong> Videoplattformen s<strong>in</strong>d nicht<br />

mehr wegzudenken. Für die Regionen, Orte <strong>und</strong> Betriebe<br />

kommt es darauf an, sich bei <strong>der</strong> Vielzahl <strong>der</strong> Möglichkeiten<br />

zu konzentrieren. Denn die Qualität <strong>der</strong> Aktivitäten im<br />

Social Web wird von den Usern sofort wi<strong>der</strong>gespiegelt, <strong>und</strong><br />

gleichzeitig können die Maßnahmen erhebliche Kapazitäten<br />

b<strong>in</strong>den.<br />

Wettbewerb<br />

Die Entwicklungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Mobilität <strong>und</strong> die Informationsvielfalt<br />

haben gerade <strong>in</strong> den letzten Jahren zu e<strong>in</strong>er nie dagewesenen<br />

Transparenz <strong>und</strong> Auswahlmöglichkeit im Tourismus<br />

geführt. Weltweite Marktführer wie Las Vegas o<strong>der</strong> Dubai<br />

stehen exemplarisch für die Schaffung spektakulärer Freizeitprojekte<br />

<strong>und</strong> damit neuer Reisemotive. Auch die klassischen<br />

Ferienregionen, Städte <strong>und</strong> e<strong>in</strong>zelne Freizeite<strong>in</strong>richtungen <strong>in</strong><br />

Deutschland versuchen, mit immer neuen herausragenden<br />

Attraktionen Nachfrage zu halten <strong>und</strong> neue Zielgruppen zu<br />

erschließen. 24 Der Investitionsdruck steigt durch den zunehmenden<br />

Wettbewerb. Dies hat kürzere Investitionszyklen<br />

<strong>und</strong> damit auch steigende Investitionsvolum<strong>in</strong>a zur Folge.<br />

Doch neben den großen Prestigeprojekten müssen auch die<br />

kle<strong>in</strong>eren Anbieter auf dem Qualitätspfad mitgenommen<br />

werden.<br />

Die Regionen <strong>und</strong> damit auch die Landkreise sollten <strong>in</strong> diesem<br />

Bereich die Rolle e<strong>in</strong>es Multiplikators ausfüllen. Dies<br />

umfasst <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e e<strong>in</strong>e Sensibilisierung <strong>und</strong> Information<br />

<strong>der</strong> lokalen Tourismusorganisationen <strong>und</strong> <strong>der</strong> Leistungsträger<br />

selbst.<br />

23 OSV 2010, S. 134.<br />

24 DSGV 2009, S. 96.<br />

34


QUELLEN<br />

Quellen<br />

B<strong>und</strong>esm<strong>in</strong>isterium für Wirtschaft <strong>und</strong> Technologie (BMWi)<br />

(Hrsg.): Auswirkungen des demografischen Wandels auf<br />

den Tourismus <strong>und</strong> Schlussfolgerungen für die Tourismuspolitik,<br />

Berl<strong>in</strong>, 2009.<br />

Deutscher Sparkassen- <strong>und</strong> Giroverband (DSGV) (Hrsg.):<br />

Sparkassen-Tourismusbarometer Deutschland 2010, Berl<strong>in</strong>,<br />

2010.<br />

Deutscher Sparkassen- <strong>und</strong> Giroverband (DSGV) (Hrsg.):<br />

Sparkassen-Tourismusbarometer Deutschland 2009, Berl<strong>in</strong>,<br />

2009.<br />

Ostdeutscher Sparkassenverband (OSV) (Hrsg.): Sparkassen-<br />

Tourismusbarometer Ostdeutschland, Jahresbericht 2011,<br />

Berl<strong>in</strong>, 2011.<br />

Ostdeutscher Sparkassenverband (OSV) (Hrsg.): Sparkassen-<br />

Tourismusbarometer Ostdeutschland, Jahresbericht 2010,<br />

Berl<strong>in</strong>, 2010.<br />

Sparkassen- <strong>und</strong> Giroverband für Schleswig-Holste<strong>in</strong> (SGVSH),<br />

Tourismusverband Schleswig-Holste<strong>in</strong> (TVSH): Tourismusbarometer<br />

Schleswig-Holste<strong>in</strong> – Jahresbericht 2011, Kiel, 2011.<br />

36


GVV-Kommunalversicherung VVaG<br />

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• D&O Versicherung<br />

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• Schülerunfall- <strong>und</strong><br />

Schülergar<strong>der</strong>obenversicherung<br />

• Sachversicherungen<br />

• Technische Versicherungen<br />

• Ausstellungsversicherung<br />

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unserer Kooperationspartner:<br />

• Rechtsschutzversicherung<br />

• Beihilfeablöseversicherung<br />

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50933 Köln<br />

Telefon 0221. 48930<br />

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Deutscher Landkreistag<br />

Ulrich-von-Hassell-Haus<br />

Lennéstraße 11<br />

10785 Berl<strong>in</strong><br />

Tel. 0 30/59 00 97-3 09<br />

Fax 0 30/59 00 97-4 00<br />

www.landkreistag.de<br />

<strong>in</strong>fo@landkreistag.de Mit fre<strong>und</strong>licher Unterstützung des Deutschen Sparkassen- <strong>und</strong> Giroverbandes.

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