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Zur Qualität der Theaterpädagogik in Deutschland - proskenion ...

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im allgeme<strong>in</strong>en, doch zeigt die gegenwärtige Lebenswirklichkeit unserer Arbeits-, Alltagsund<br />

Freizeitwelt e<strong>in</strong>e zunehmende Ents<strong>in</strong>nlichung <strong>der</strong> von gesellschaftlichen Normen<br />

geprägten Realität. Erfolgsfilme wie <strong>der</strong> deutsche K<strong>in</strong>ohit des Jahres 1998 `Ballermann 6´<br />

machen nur zu deutlich auf die „kollektive Krise des Gefühls“ 1 aufmerksam. Genügend<br />

Anlaß, um moralisierend den gesellschaftlichen Zustand zu analysieren und zu kritisieren?<br />

O<strong>der</strong> aber über die Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung mit den Ebenen von `Se<strong>in</strong>´ und `Bewußtse<strong>in</strong>´<br />

kulturphilosophische Erkenntnisse zu för<strong>der</strong>n?<br />

„Bildung entscheidet über unsere Zukunft“ und gleichzeitig ist sie „e<strong>in</strong> unverzichtbares Mittel<br />

des sozialen Ausgleichs“ 2 , mit diesen Worten charakterisierte <strong>der</strong> Alt-Bundespräsident<br />

Roman HERZOG <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Rede auf dem Berl<strong>in</strong>er Bildungsforum im November 1997 die<br />

Bedeutung <strong>der</strong> <strong>in</strong>dividuellen Bildung. Bildung ist dabei zu verstehen als die Aneignung e<strong>in</strong>er<br />

Kultur durch den e<strong>in</strong>zelnen im Prozeß <strong>der</strong> Selbstwerdung <strong>der</strong> Person <strong>in</strong> Beziehung zur<br />

eigenen Identität.<br />

Offensichtlich liegt an diesem Punkt <strong>der</strong> E<strong>in</strong>gang <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e theaterpädagogische Sackgasse,<br />

<strong>in</strong>dem das Moment <strong>der</strong> Selbstwerdung e<strong>in</strong>er Person zum zentralen Postulat e<strong>in</strong>er<br />

theaterpädagogischen Arbeit erhoben wird. In den letzten 20-25 Jahren hat sich die<br />

umgangsprachliche Benutzung des Wortes Theaterpädagoge stark gewandelt. Heute<br />

bezeichnet es oftmals den Animateur, den Spielleiter im spielpädagogischen<br />

Tätigkeitsbereich.<br />

Die Betrachtung des Subjekts <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er sozialen Rolle bestimmt die methodische Konzeption<br />

dieser eher als sozialpädagogisch o<strong>der</strong> gar sozialtherapeutisch zu bezeichnenden Arbeit.<br />

Theater ist hier e<strong>in</strong> Teil e<strong>in</strong>er pädagogischen Konzeption. Eigentlich nur e<strong>in</strong> Mittel zum<br />

Zweck, <strong>der</strong> außerhalb e<strong>in</strong>er künstlerisch-ästhetischen Zielsetzung liegt.<br />

Im Vor<strong>der</strong>grund stehen gruppendynamische Prozesse und Momente des sozialen Lernens –<br />

e<strong>in</strong> künstlerisches Produkt muß sich diesen Aspekten unterordnen, die Idee <strong>der</strong><br />

<strong>Theaterpädagogik</strong> als Fachdizipl<strong>in</strong> ästhetischer Bildung mit dem Anspruch e<strong>in</strong>er<br />

rezeptionsorientierter Bildung zum Theater o<strong>der</strong> dem Anspruch künstlerischer För<strong>der</strong>ung<br />

durch Theater o<strong>der</strong> sogar fürs Theater verliert jegliche Bedeutung.<br />

Das Fach gerät <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>haltliche und methodische Sackgasse, mit dem Ziel se<strong>in</strong>er<br />

berechtigten Auflösung, da die eigentlichen Möglichkeiten theaterpädagogischen Arbeit nicht<br />

wahrgenommen werden; schlimmer noch <strong>in</strong> vielen Fällen die Theaterarbeit als<br />

sozialpädagogischer Rettungsanker e<strong>in</strong>gesetzt wird, <strong>der</strong> das s<strong>in</strong>kende Schiff erst richtig<br />

versenkt hat - meistens dadurch, daß sich über unzureichende Methodik und konzeptionelles<br />

1 Hoppe: Gewe<strong>in</strong>t <strong>in</strong> Kafkas K<strong>in</strong>o. S. 2.<br />

2 Herzog: „Sprengt die Fesseln!“ S. 49.

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