Einführung eines Betrieblichen Gesundheitsmanagements in ... - INQA
Einführung eines Betrieblichen Gesundheitsmanagements in ... - INQA
Einführung eines Betrieblichen Gesundheitsmanagements in ... - INQA
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
<strong>E<strong>in</strong>führung</strong> <strong>e<strong>in</strong>es</strong><br />
<strong>Betrieblichen</strong> <strong>Gesundheitsmanagements</strong><br />
<strong>in</strong> der Zeitarbeit<br />
Neun Schritte zur erfolgreichen Umsetzung<br />
gefördert vom<br />
im Rahmen von<br />
fachlich begleitet durch<br />
Projektträger
<strong>E<strong>in</strong>führung</strong> <strong>e<strong>in</strong>es</strong><br />
<strong>Betrieblichen</strong> <strong>Gesundheitsmanagements</strong><br />
<strong>in</strong> der Zeitarbeit<br />
Neun Schritte zur erfolgreichen Umsetzung<br />
Inhalt<br />
Vorwort<br />
Was ist e<strong>in</strong> Betriebliches Gesundheitsmanagement?<br />
<strong>E<strong>in</strong>führung</strong> <strong>e<strong>in</strong>es</strong> <strong>Betrieblichen</strong> <strong>Gesundheitsmanagements</strong> –<br />
Neun Schritte zur erfolgreichen Umsetzung <strong>in</strong> der Zeitarbeit<br />
1. Sensibilisieren Sie Ihre Mitarbeiter/-<strong>in</strong>nen!<br />
2. Planen Sie die Inhalte: Welche Aktivitäten s<strong>in</strong>d die<br />
richtigen für Ihr Zeitarbeitsunternehmen?<br />
3. Welche f<strong>in</strong>anziellen Mittel und Ressourcen<br />
s<strong>in</strong>d für e<strong>in</strong> BGM notwendig?<br />
4. Was verändert sich <strong>in</strong> der Zusammenarbeit<br />
mit dem Kundenunternehmen?<br />
5. Wie kann der Zeitarbeitnehmer im Rahmen<br />
des BGM begleitet werden?<br />
6. Wie bereite ich me<strong>in</strong>e Mitarbeiter/-<strong>in</strong>nen auf die Führung<br />
von Gesundheitsgesprächen vor?<br />
7. Wie können die Unfallzahlen so ausgewertet und genutzt<br />
werden, dass sie das BGM tatsächlich unterstützen?<br />
8. Wie kann geme<strong>in</strong>sam mit dem Kundenunternehmen das<br />
Betriebliche Gesundheitsmanagement gestaltet werden?<br />
9. Wie kann die Wirkung <strong>e<strong>in</strong>es</strong> <strong>Betrieblichen</strong> <strong>Gesundheitsmanagements</strong><br />
bewertet werden?<br />
Das BGM beg<strong>in</strong>nt mit dem ersten Schritt – viel Erfolg!<br />
Projektpartner/L<strong>in</strong>ks<br />
Impressum<br />
www.gesunde-zeitarbeit.de<br />
5<br />
6<br />
8<br />
10<br />
14<br />
17<br />
22<br />
25<br />
31<br />
35<br />
38<br />
41<br />
45<br />
46<br />
47
Vorwort<br />
Diese Handlungshilfe ist e<strong>in</strong> Ergebnis aus dem Pro-<br />
jekt GEZA aus dem Förderschwerpunkt 2008 „Zeitarbeit<br />
– neue Herausforderungen für den Arbeits- und Gesundheitsschutz“<br />
des Modellprogramms zur Bekämpfung<br />
arbeitsbed<strong>in</strong>gter Erkrankungen.<br />
Das Projekt wurde vom Bundesm<strong>in</strong>isterium für Arbeit<br />
und Soziales (BMAS) gefördert. Die fachliche Begleitung<br />
erfolgte durch die Bundesanstalt für Arbeits -<br />
schutz und Arbeitsmediz<strong>in</strong> (BAuA), Projektträger ist die<br />
Gesellschaft für soziale Unternehmensberatung (gsub).<br />
Durch das Modellprogramm werden seit 1993 Vorhaben<br />
im Bereich des Arbeits- und Gesundheitsschutzes<br />
mit e<strong>in</strong>er <strong>in</strong> der Regel dreijährigen Projektlaufzeit<br />
gefördert. Ziel der Modellvorhaben ist es, <strong>in</strong>sbesondere<br />
kle<strong>in</strong>en und mittleren Betrieben <strong>in</strong> Produktion, Handwerk<br />
und im Dienstleistungssektor praktische Unterstützung<br />
und leicht verständliche Handlungshilfen zur<br />
Verfügung zu stellen. Damit sollen arbeitsbed<strong>in</strong>gte Gesundheitsgefahren<br />
und Erkrankungen verr<strong>in</strong>gert und die<br />
Arbeitgeber bei der Umsetzung des Arbeitsschutzes <strong>in</strong><br />
die Praxis unterstützt werden.<br />
In der dreijährigen Projektlaufzeit von 2008 bis 2011<br />
wurde e<strong>in</strong> Betriebliches Gesundheitsmanagement für<br />
die Zeitarbeit entwickelt und erprobt.<br />
Zusammen mit GEZA wurde auch das Projekt GRAziL<br />
(www.grazil.net) gefördert.<br />
An dem Projekt GEZA waren das Personaldienstleistungsunternehmen<br />
Manpower, die AOK – Die Gesundheitskasse<br />
<strong>in</strong> Hessen, das Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gsZentrumZeitarbeit<br />
Dortmund und die Technische Universität Dortmund beteiligt.<br />
In der Modellregion Rhe<strong>in</strong>-Ma<strong>in</strong> mit zehn beteiligten<br />
Manpower-Niederlassungen wurde e<strong>in</strong> Betriebliches<br />
Gesundheitsmanagement entwickelt und implementiert.<br />
Michael Kienert<br />
Projektleiter Manpower<br />
GmbH & Co. KG<br />
5
6<br />
Was ist e<strong>in</strong> Betriebliches Gesundheitsmanagement?<br />
Gesunde Mitarbeiter/-<strong>in</strong>nen s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e wichtige Aus-<br />
gangsbasis für e<strong>in</strong>en produktiven Betriebsablauf und<br />
den Erfolg <strong>e<strong>in</strong>es</strong> Unternehmens. Gezielte, betriebs<strong>in</strong>dividuell<br />
zugeschnittene Maßnahmen zur betrieblichen<br />
Gesundheitsförderung verbessern Gesundheit, Motivation<br />
und Lebensqualität der Beschäftigten und zugleich<br />
das Betriebsergebnis, wenn sie zum festen Bestandteil<br />
des betrieblichen Managements werden.<br />
Die Potenziale stärken<br />
Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) hat<br />
zwei Handlungsschwerpunkte: die Förderung des persönlichen<br />
Gesundheitsverhaltens der Mitarbeiter/-<strong>in</strong>nen<br />
und die Förderung gesundheitsge rechter Bed<strong>in</strong>gungen<br />
im Betrieb. Die Stärkung der Gesundheitspotenziale von<br />
Arbeit und Beschäftigten steht dabei immer im Vordergrund.<br />
Die s verbessert das Wohlbef<strong>in</strong>den auf allen Entscheidungsebenen,<br />
beugt Krankheiten vor oder unterstützt<br />
bei bereits e<strong>in</strong>getretenen Krank heiten die Heilung<br />
und – bei längeren Arbeitsausfällen – die Re<strong>in</strong>tegration<br />
<strong>in</strong> den Arbeitsprozess.<br />
BGM umfasst ausdrücklich auch Bereiche wie Organisations-<br />
und Personalentwicklung und geht damit<br />
deutlich über den traditionellen Arbeitsschutz, aber<br />
auch den klassischen Ansatz der betrieblichen Gesundheitsförderung<br />
h<strong>in</strong>aus. Es zielt auf die gesundheitsgerechte<br />
Entwicklung betrieblicher Rahmenbed<strong>in</strong>gungen,<br />
Strukturen und Prozesse sowie die Befähigung von gesundheitsförderndem<br />
Verhalten der Beschäftigten. Da -<br />
bei wird im Idealfall „Gesundheit“ zum <strong>in</strong>tegralen Be-<br />
standteil aller Arbeits- und Managementprozesse.<br />
Basis für Intervention<br />
Krankenstandsanalysen – <strong>in</strong> der Praxis ergänzt durch<br />
Betriebsbegehungen sowie Mitarbeiterbefragungen zu<br />
Betriebsklima und körperlichen Beschwerden – bilden<br />
die Basis für gezielte Interventionen auf der betrieblichen<br />
Ebene.<br />
Ressourcen und Belastung im Blickpunkt<br />
Für das BGM s<strong>in</strong>d nicht nur die Krankenstandsquoten<br />
von Interesse, sondern auch die spezifischen betrieblichen<br />
Belastungs- und Erkrankungsschwerpunkte<br />
sowie psychosoziale Aspekte.<br />
Schwere körperliche Arbeit, ständiges Sitzen oder<br />
Stehen gelten als Risikofaktoren für Rückenerkrankungen.<br />
Etwa 80 Prozent aller Rückenerkrankungen s<strong>in</strong>d jedoch<br />
unspezifisch. Offensichtlich spielen psychosoziale<br />
Aspekte bei der Verursachung e<strong>in</strong>e Rolle. E<strong>in</strong>e Studie<br />
der AOK Niedersachsen zeigte e<strong>in</strong>en klaren Zusammenhang<br />
zwischen Beziehungen zum Vorgesetzten, Betriebsklima,<br />
Organisation, Informationsfluss, Mitsprache<br />
und Rückenschmerzen. In e<strong>in</strong>er Befragung klagten nur<br />
23 Prozent der Mitarbeiter/-<strong>in</strong>nen, die mit dem Betriebs-
klima zufrieden waren, über Kreuz- oder Nackenschmerzen.<br />
Beschäftigte, die mit den kollegialen Beziehungen<br />
unzufrieden waren, litten doppelt so häufig unter<br />
Rückenschmerzen.<br />
Die Studie gibt unmittelbar H<strong>in</strong>weise auf die Wirk-<br />
samkeit weicher Faktoren, die im Rahmen <strong>e<strong>in</strong>es</strong> BGM<br />
berücksichtigt werden sollten. Die betrieblichen und per -<br />
sönlichen Ressourcen und Belastungen gilt es dabei<br />
ständig im Blick zu behalten.<br />
7
8<br />
<strong>E<strong>in</strong>führung</strong> <strong>e<strong>in</strong>es</strong> <strong>Betrieblichen</strong> <strong>Gesundheitsmanagements</strong> –<br />
Neun Schritte zur erfolgreichen Umsetzung <strong>in</strong> der Zeitarbeit<br />
Die <strong>E<strong>in</strong>führung</strong> <strong>e<strong>in</strong>es</strong> BGM <strong>in</strong> der Zeitarbeit ist e<strong>in</strong><br />
kont<strong>in</strong>uierlicher und <strong>in</strong>tensiver Prozess, an dessen Ende<br />
die Gesundheit und Leistungsfähigkeit der Mitarbeiter/<br />
-<strong>in</strong>nen e<strong>in</strong>e deutlich höhere Priorität <strong>in</strong> den Abläufen<br />
haben wird. Wir möchten Ihnen daher zeigen, wie Sie<br />
e<strong>in</strong> BGM aufbauen, das zu ihrem Unternehmen passt<br />
und schon bald erste kle<strong>in</strong>e Erfolge erzielen wird.<br />
Es ist wichtiger, kle<strong>in</strong>ere Gesundheitsprojekte langfristig<br />
im Unternehmen zu verankern, als durch teure<br />
und kurzfristige Aktionen viel Aufmerksamkeit, aber nur<br />
wenige Ergebnisse zu erzeugen. Um Sie auf dem Weg<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong> Betriebliches Gesundheitsmanagement <strong>in</strong> der<br />
Personaldienstleistung zu begleiten und zu unterstützen,<br />
haben wir e<strong>in</strong> Umsetzungsprogramm entwickelt,<br />
das sich <strong>in</strong> neun Arbeitsschritte und Themen aufgliedert.<br />
Jeder Schritt enthält drei Angebote für Sie. Zunächst<br />
werden wir Ihnen das Ziel und die Bedeutung erklären.<br />
Dann s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der Rubrik „Was ist zu tun?“ möglichst<br />
konkrete Beschreibungen der jeweiligen Methoden und<br />
Vorgehensweisen nachzulesen. Darüber h<strong>in</strong>aus möchten<br />
wir Ihnen auch nicht die Erfahrungen aus dem Projekt<br />
GEZA vorenthalten. Das wird zwar nicht immer auf<br />
Ihre betrieblichen Rahmenbed<strong>in</strong>gungen zutreffen, sollte<br />
aber doch Anregungen geben, wie die e<strong>in</strong>zelnen Bauste<strong>in</strong>e<br />
<strong>e<strong>in</strong>es</strong> BGM zusammengesetzt werden können.<br />
Das Besondere an der Personaldienstleistung ist das<br />
Dreiecksverhältnis zwischen dem Zeitarbeitsunternehmen,<br />
dem entleihenden Unternehmen und dem Zeitarbeitnehmer.<br />
Das Betriebliche Gesundheitsmanagement<br />
ist im Rahmen des Projektes GEZA besonders für die<br />
Zeitarbeitnehmer im Kundene<strong>in</strong>satz entwickelt worden.<br />
E<strong>in</strong> erfolgreiches BGM soll <strong>in</strong> gleicher Weise für die Zeitarbeitnehmer<br />
wie auch für die <strong>in</strong>ternen, die so genannten<br />
Stammmitarbeiter angeboten werden. Das Projekt<br />
GEZA hat gezeigt, dass die Personaldisponenten immer<br />
dann e<strong>in</strong>e hohe Motivation zur Durchführung von Gesundheitsgesprächen<br />
mit den Zeitarbeitnehmern hatten,<br />
wenn sie selber <strong>in</strong> das BGM e<strong>in</strong>gebunden waren.<br />
Hier die neun Schritte zur <strong>E<strong>in</strong>führung</strong> <strong>e<strong>in</strong>es</strong> BGM <strong>in</strong><br />
der Übersicht:<br />
1. Sensibilisieren Sie Ihre Mitarbeiter/-<strong>in</strong>nen!<br />
2. Planen Sie die Inhalte: Welche Aktivitäten s<strong>in</strong>d die<br />
richtigen für Ihr Zeitarbeitsunternehmen?<br />
3. Welche f<strong>in</strong>anziellen Mittel und Ressourcen s<strong>in</strong>d<br />
für e<strong>in</strong> Betriebliches Gesundheitsmanagement<br />
notwendig?<br />
4. Was verändert sich <strong>in</strong> der Zusammenarbeit mit<br />
dem Kundenunternehmen?<br />
5. Wie kann der Zeitarbeitnehmer im Rahmen des<br />
BGM begleitet werden? Das Gesundheitsgespräch.
6. Wie bereite ich me<strong>in</strong>e Mitarbeiter/-<strong>in</strong>nen auf die<br />
Führung von Gesundheitsgesprächen vor? Das<br />
Lernprogramm.<br />
7. Wie können die Unfallzahlen so ausgewertet<br />
und genutzt werden, dass sie das BGM tatsächlich<br />
unterstützen? Das Unfallmonitor<strong>in</strong>g.<br />
8. Wie kann geme<strong>in</strong>sam mit dem Kundenunternehmen<br />
das Betriebliche Gesundheitsmanagement<br />
gestaltet werden?<br />
9. Wie kann die Wirkung <strong>e<strong>in</strong>es</strong> BGM bewertet werden?<br />
Auswertung und Controll<strong>in</strong>g.<br />
9
10<br />
1. Sensibilisieren Sie Ihre Mit arbeiter/-<strong>in</strong>nen!<br />
Der Erfolg <strong>e<strong>in</strong>es</strong> BGM wird sehr davon abhängen,<br />
ob die Mitarbeiter/-<strong>in</strong>nen auf allen Hierarchie- und Funktionsebenen<br />
die Umsetzung mit e<strong>in</strong>er positiven E<strong>in</strong>stellung<br />
angehen. Alle Aktionen, die im Rahmen <strong>e<strong>in</strong>es</strong> BGM<br />
entstehen können, verlieren ihre Kraft, wenn sie nicht<br />
voll h<strong>in</strong>ter der Idee und den Zielen stehen. Besonders<br />
wenn es um die Veränderung von Verhalten geht, spielen<br />
Motivation und Freiwilligkeit e<strong>in</strong>e große Rolle. Gesundheit<br />
und gesundes Verhalten kann nicht verordnet<br />
werden, sondern bauen auf der E<strong>in</strong>sicht auf, e<strong>in</strong>en Nutzen<br />
für sich und das Unternehmen erzielen zu können.<br />
Dies gilt natürlich besonders auch für die Personaldienstleistung.<br />
Die Leistungsfähigkeit des (Zeit-) Mitarbeiters<br />
hat sehr viel mit der Wettbewerbsfähigkeit des<br />
Zeitarbeitsunternehmens zu tun. In der Personaldienstleistung<br />
wird der Arbeitsplatz vom Kundenunternehmen<br />
gestaltet und der E<strong>in</strong>fluss des Zeitarbeitsunternehmens<br />
ist eher ger<strong>in</strong>g und nur <strong>in</strong> Kooperation mit dem entleihenden<br />
Unternehmen möglich. Im Modellprojekt GEZA<br />
konnte gezeigt werden, dass aber gerade hierzu viele<br />
Kundenunternehmen bereit s<strong>in</strong>d. Voraussetzung ist allerd<strong>in</strong>gs<br />
e<strong>in</strong>e gute Kommunikation zwischen Zeitarbeitsund<br />
Kundenunternehmen. Und dies wird nur mit Personaldisponenten<br />
möglich se<strong>in</strong>, die das Thema „Gesundheit“<br />
verstanden ha ben und um die Bedeutung für die<br />
Leistungsfähigkeit der Belegschaft und des Unternehmens<br />
wissen.<br />
Informationen zum BGM<br />
Der allererste Schritt ist e<strong>in</strong>e gute Information der<br />
Mitarbeiter/-<strong>in</strong>nen. Dabei spielen natürlich die Führungskräfte<br />
e<strong>in</strong>e besondere Rolle. Sie müssen selbst<br />
alle nötigen Wissensbauste<strong>in</strong>e erhalten haben und<br />
gleichzeitig <strong>in</strong> der Lage se<strong>in</strong>, diese Informationen an die<br />
jeweiligen Mitarbeiter/-<strong>in</strong>nen weiterzugeben.<br />
Akzeptanz und Partizipation<br />
Damit alle Mitarbeiter/-<strong>in</strong>nen – und hier besonders<br />
die Führungskräfte – auch tatsächlich h<strong>in</strong>ter e<strong>in</strong>em BGM<br />
stehen können, ist es unverzichtbar den Nutzen für Belegschaft<br />
und Unternehmen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er aktiven Ause<strong>in</strong>andersetzung<br />
herauszuarbeiten. Nur wenn tatsächlich<br />
jeder den kurz- oder mittelfristigen Nutzen erkennt, ist<br />
ausreichend Akzeptanz für die weitere <strong>E<strong>in</strong>führung</strong> vorhanden.<br />
Motivation<br />
Motivation hängt unmittelbar vom persönlichen Nutzen<br />
ab. Wenn Mitarbeiter/-<strong>in</strong>nen verantwortlich e<strong>in</strong> BGM<br />
e<strong>in</strong>führen, sollte dies nicht e<strong>in</strong>e zusätzliche Aufgabe<br />
oder gar Belastung sondern Teil des allgeme<strong>in</strong>en Arbeitspensums<br />
se<strong>in</strong>, und auch <strong>in</strong> Zielvere<strong>in</strong>barungen gewürdigt<br />
werden.
Was ist zu tun?<br />
Es s<strong>in</strong>d also drei Aufgaben, die Sie zu Beg<strong>in</strong>n der<br />
<strong>E<strong>in</strong>führung</strong> des BGM zu erledigen haben:<br />
1. Informieren<br />
2. Akzeptanz aufbauen<br />
3. Motivation fördern<br />
E<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Informationsstrategie<br />
Zunächst e<strong>in</strong>mal sollte allen klar se<strong>in</strong>, was e<strong>in</strong> BGM<br />
ist und wie es <strong>in</strong> die Organisation des Unternehmens<br />
e<strong>in</strong>gebaut werden soll. Jeder sollte verstanden haben,<br />
dass nicht kurzfristige Aktionen realisiert werden sollen,<br />
sondern dass das Unternehmen auf allen Ebenen Sorge<br />
tragen möchte, überflüssige Arbeitsbelastungen zu<br />
reduzieren und Gesundheitsverhalten aufzubauen.<br />
Dann sollte jede/-r Mitarbeiter/-<strong>in</strong> über den möglichen<br />
Nutzen, aber auch über den erforderlichen Aufwand<br />
Bescheid wissen. Dazu können Sie die Argumente<br />
aus der GEZA-Entscheidungshilfe nutzen.<br />
Abhängig von der Größe Ihres Unternehmens bietet<br />
es sich an, im Rahmen von Meet<strong>in</strong>gs über das BGM zu<br />
<strong>in</strong>formieren. Von Anfang an ist es wünschenswert, dass<br />
über das BGM gesprochen und diskutiert werden kann.<br />
E<strong>in</strong>e Information über E-Mail, Flyer oder Intranet ist e<strong>in</strong>e<br />
gute Begleitung zu den Meet<strong>in</strong>gs, führt aber schnell zu<br />
Missverständnissen und Skepsis.<br />
1<br />
Von oben nach unten<br />
Es ist e<strong>in</strong>e alte Managementweisheit, zunächst e<strong>in</strong>mal<br />
die Geschäftsleitung und dann die folgenden Hierarchieebenen<br />
zu <strong>in</strong>formieren. In der Regel gibt es nur<br />
wenige Hierarchieebenen <strong>in</strong> Zeitarbeitsunternehmen, bei<br />
kle<strong>in</strong>eren Unternehmen s<strong>in</strong>d es oftmals unmittelbar die<br />
Geschäfts- und Niederlassungsleitung. Bei den Großen<br />
der Branche s<strong>in</strong>d es auch bundesweit nur wenige Bereichs-<br />
oder Abteilungsleiter, über die der Informationsfluss<br />
<strong>in</strong> Gang gesetzt werden kann.<br />
Wie Sie Ihre Mitarbeiter/-<strong>in</strong>nen gew<strong>in</strong>nen<br />
Auch gute Informationen führen leider nicht automatisch<br />
zu e<strong>in</strong>er hohen Akzeptanz <strong>e<strong>in</strong>es</strong> BGM. Wichtig ist<br />
nun, e<strong>in</strong>en Prozess anzustoßen, <strong>in</strong> dem jede Führungskraft<br />
und jede/-r Mitarbeiter/-<strong>in</strong> den Nutzen versteht und<br />
vor allem <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er unmittelbaren Arbeitsumgebung die<br />
Vorteile erkennt.<br />
Dies unterstreicht noch e<strong>in</strong>mal die Bedeutung der<br />
geme<strong>in</strong>samen Meet<strong>in</strong>gs. Hier kann aufgegriffen werden,<br />
wo den/die Mitarbeiter/-<strong>in</strong> zum Thema Gesundheit „der<br />
Schuh drückt“ und wie sich über e<strong>in</strong> BGM Veränderungen<br />
und Lösungen entwickeln und umsetzen lassen.<br />
Sie können die Informationsveranstaltungen gleich<br />
zu kle<strong>in</strong>en Workshops erweitern, <strong>in</strong> denen Sie systema-<br />
11
12<br />
tisch die Fragen der Mitarbeiter/-<strong>in</strong>nen durch geme<strong>in</strong>same<br />
Su che nach Lösungen bearbeiten.<br />
E<strong>in</strong> solcher Workshop dauert nicht länger als 60 bis<br />
90 M<strong>in</strong>uten. Zeitarbeitsunternehmen haben <strong>in</strong> der Regel<br />
e<strong>in</strong>e flache Hierarchie, die es ermöglicht e<strong>in</strong> neues Thema<br />
<strong>in</strong> kurzer Zeit zu vermitteln.<br />
Reduzierung von Belastung – ohne<br />
Extrabelastung<br />
Auch wenn jedes neue Projekt Engagement und E<strong>in</strong>satzbereitschaft<br />
voraussetzt, darf e<strong>in</strong> BGM nicht zu e<strong>in</strong>er<br />
zusätzlichen Belastung werden.<br />
Der Aufwand für die verantwortlichen Mitarbeiter/<br />
-<strong>in</strong>nen muss sich <strong>in</strong> den Zielvere<strong>in</strong>barungen wiederf<strong>in</strong>den<br />
und Erfolgskriterium der Arbeitsleistung werden.<br />
Erfahrungen aus GEZA<br />
Das Modellprojekt GEZA wurde <strong>in</strong> zehn Niederlassungen<br />
der Manpower GmbH & Co. KG durchgeführt,<br />
die sich alle <strong>in</strong> der Rhe<strong>in</strong>-Ma<strong>in</strong>-Region bef<strong>in</strong>den. Es wurden<br />
alle Personaldisponenten <strong>in</strong> die Aktivitäten des Projektes<br />
GEZA – <strong>in</strong>sbesondere <strong>in</strong> die Führung von Gesundheitsgesprächen<br />
– e<strong>in</strong>bezogen. Während der Projekt<br />
laufzeit waren <strong>in</strong> der Modellregion zwischen 500 und<br />
750 Zeitarbeitnehmer beschäftigt.<br />
Die Implementierung <strong>e<strong>in</strong>es</strong> Modellprojektes wie<br />
GEZA unterscheidet sich kaum von der <strong>E<strong>in</strong>führung</strong>sphase<br />
<strong>e<strong>in</strong>es</strong> BGM <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em sonstigen Personaldienstleistungsunternehmen.<br />
Auch hier waren <strong>in</strong> der ersten<br />
Phase die Aufgaben: Informieren – Akzeptanz schaffen<br />
– Motivation aufbauen.<br />
Der zentrale Unterschied bestand <strong>in</strong> der ersten Pha -<br />
se dar<strong>in</strong>, dass die Sensibilisierung mit den Ressourcen<br />
des Modellprojektes bewältigt werden konnte und dass<br />
die Strategien geme<strong>in</strong>sam von den Projektpartnern<br />
Manpower, AOK, TU Dortmund und der TZZ GmbH entwickelt<br />
werden konnten.<br />
Allerd<strong>in</strong>gs werden Projektteams nicht selbstverständlich<br />
mit offenen Armen von den Mitarbeitern/<br />
-<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> den Niederlassungen und den Führungsebenen<br />
aufgenommen. Da noch ke<strong>in</strong>e Rout<strong>in</strong>eprozesse def<strong>in</strong>iert<br />
s<strong>in</strong>d, bedeuten „Projekte“ immer auch e<strong>in</strong>e<br />
zusätzliche Belastung. Dies hängt auch mit den Priori-
sierungen von Aufgaben zusammen. Projekte mögen<br />
s<strong>in</strong>nvoll se<strong>in</strong>, lö sen aber nicht die täglichen Anforderungen<br />
der Rekrutierungs- und Akquisitionstätigkeiten <strong>in</strong><br />
den Niederlas sungen. Kurzum: Es war für die erfolgreiche<br />
Umsetzung des Modellprojektes von elementarer<br />
Bedeutung, die Mitarbeiter/-<strong>in</strong>nen zu gew<strong>in</strong>nen und zur<br />
engagierten Unterstützung des Projektes zu motivieren.<br />
Um dies zu erreichen, wurden zunächst die grundlegenden<br />
Informationen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Projektflyer vorgestellt,<br />
der jedem/-r Mitarbeiter/-<strong>in</strong> zugestellt wurde. Dann begann<br />
die eigentliche Arbeit: Auf allen Hierarchieebenen<br />
wurden kurze Workshops <strong>in</strong>stalliert, um GEZA noch e<strong>in</strong>mal<br />
ausführlich zu präsentieren.<br />
Die flache Hierarchie ermöglichte e<strong>in</strong>e schnelle Umsetzung<br />
dieser Workshops. Zunächst e<strong>in</strong>mal mit der Regionalleitung,<br />
dann mit den Standortmanagern (verantwortlich<br />
für e<strong>in</strong> bis zwei Niederlassungen) und dann<br />
direkt <strong>in</strong> den Niederlassungen.<br />
Im Ergebnis wurde durch diesen Aufwand von ca.<br />
12 Stunden erreicht, dass das Projekt allen bekannt gemacht<br />
werden konnte und – m<strong>in</strong>destens genauso wichtig<br />
– es wurden mit dem Modellprojekt GEZA konkrete<br />
Personen verbunden, bei denen man nachfragen konnte<br />
und die auch im weiteren Verlauf als Ansprechpartner<br />
zur Verfügung standen.<br />
1<br />
Allerd<strong>in</strong>gs sollte man sich auch über <strong>e<strong>in</strong>es</strong> im Klaren<br />
se<strong>in</strong>: Mit wenigen Workshops lässt sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />
Zeitarbeitsunternehmen e<strong>in</strong>e schnelle Kommunikation<br />
aufbauen, durch die aber auch e<strong>in</strong> Handlungsdruck<br />
ent steht, das umzusetzen, was <strong>in</strong> der Sensibilisierungsphase<br />
angekündigt worden ist.<br />
13
14<br />
2. Planen Sie die Inhalte: Welche Aktivitäten s<strong>in</strong>d die<br />
richtigen für Ihr Zeitarbeitsunternehmen?<br />
Bedarfe erheben und priorisieren<br />
Zu Beg<strong>in</strong>n ist es wichtig, den tatsächlichen Hand-<br />
lungsbedarf im Unternehmen festzulegen. E<strong>in</strong>e Bestandsaufnahme<br />
der bereits vorhandenen Ansätze und<br />
Elemente <strong>e<strong>in</strong>es</strong> BGM durch externe Unterstützung und<br />
Beratung ist dabei hilfreich. Oftmals existieren bereits<br />
gesundheitsbezogene Bauste<strong>in</strong>e, ohne dass diese offiziell<br />
<strong>in</strong> der Unternehmensorganisation verankert s<strong>in</strong>d:<br />
Gesundheits- und Krankenstatistiken werden geführt<br />
oder ergonomische Anforderungen bei der Arbeitsplatzgestaltung<br />
berücksichtigt.<br />
E<strong>in</strong> verlässliches Bild der wichtigen Themen erhält<br />
man auch über gezielte <strong>in</strong>terne Maßnahmen, wie e<strong>in</strong>e<br />
systematische Befragung der Führungskräfte.<br />
Darüber h<strong>in</strong>aus ist e<strong>in</strong>e sorgfältige Analyse der aktuellen<br />
gesundheitlichen Situation der Beschäftigten empfehlenswert.<br />
Die Gesundheits- und Belastungssituation<br />
im Betrieb wird beispielsweise über den AOK-Gesundheitsbericht<br />
erfasst, der Aufschluss gibt über die krankheitsbed<strong>in</strong>gten<br />
Fehltage im Betrieb. Die Arbeitsunfähig -<br />
keitsdaten werden nach Häufigkeiten, Dauer und Diagnosen<br />
aufbereitet und geben so e<strong>in</strong> detailliertes Bild<br />
des Arbeitsunfähigkeitsgeschehens im Unternehmen.<br />
Ziele formulieren<br />
Es gibt viele Möglichkeiten das Thema Gesundheit<br />
im Unternehmen voranzubr<strong>in</strong>gen. Gerade <strong>in</strong> der Phase<br />
der <strong>E<strong>in</strong>führung</strong> des BGM ist es unverzichtbar, konkrete,<br />
realistische und überprüfbare Ziele festzulegen. Nur so<br />
kann schließlich der Erfolg des BGM gemessen werden.<br />
Management und Beschäftigtenvertretung erarbeiten<br />
geme<strong>in</strong>sam die gesundheitsbezogenen Ziele und leiten<br />
daraus die weitere Vorgehensweise ab.<br />
Planung konkreter Maßnahmen<br />
Die Ergebnisse der Analysen und die festgelegten<br />
Ziele bilden die Ausgangsbasis für die langfristige Strategie<br />
und die Planung des BGM. Vor diesem H<strong>in</strong>tergrund<br />
werden die konkreten Maßnahmen beschlossen. Wichtig<br />
ist dabei, dass Gesundheit als bedeutendes Thema<br />
<strong>in</strong>s Unternehmensleitbild <strong>in</strong>tegriert wird und die Ziele des<br />
BGM <strong>in</strong> den allgeme<strong>in</strong>en Unternehmenszielen Berücksichtigung<br />
f<strong>in</strong>den. Nur so ist gewährleistet, dass das<br />
BGM systematisch und nachhaltig im Unternehmen wirken<br />
kann. Die Erfahrung hat schließlich gezeigt, dass<br />
e<strong>in</strong>zelne gesundheitsfördernde Maßnahmen ohne E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong> Gesamtkonzept wenig erfolgreich s<strong>in</strong>d –<br />
de ren Wirkung verpufft im Alltag schnell.<br />
Nicht zuletzt ist die Kommunikation der gesundheitsbezogenen<br />
Ziele und der Vorgehensweise im Unternehmen<br />
sicherzustellen. Nur <strong>in</strong>formierte Mitarbeiter/-<strong>in</strong>nen<br />
können aktiv zum Erfolg des BGM beitragen.
Was ist zu tun?<br />
Bedarfe erheben und priorisieren<br />
• Befragen Sie Ihre Führungskräfte mündlich oder<br />
schrift lich (Niederlassungsleiter, Regionalleiter) nach<br />
den physischen und psychischen Belastungen am Arbeitsplatz,<br />
ihren Veränderungswünschen zur Verbesserung<br />
der Arbeitssituation und den aus ihrer Sicht<br />
relevanten Gesundheitsthemen. Die Ergebnisse dieser<br />
Befragung sollten Sie systematisch aufbereiten und<br />
anschließend priorisieren.<br />
• In e<strong>in</strong>em geme<strong>in</strong>samen Workshop mit allen Verantwortlichen<br />
im Unternehmen können Sie die gesundheitsbezogenen<br />
Bedarfe und die wichtigsten Themen<br />
und deren Dr<strong>in</strong>glichkeit festlegen.<br />
Ziele formulieren<br />
• Zur Festlegung der Ziele eignet sich e<strong>in</strong> moderierter<br />
Workshop mit allen Beteiligten: Abhängig von der<br />
Größe Ihres Unternehmens nehmen an dem Workshop<br />
Niederlassungsleiter oder Bereichs lei ter teil.<br />
Wichtig ist, dass alle Entschei dungsträger h<strong>in</strong>ter den<br />
Zielen stehen und aktiv an deren Erreichung arbeiten.<br />
• Informieren Sie Ihre Mitarbeiter/-<strong>in</strong>nen etwa im Internet<br />
oder am Schwarzen Brett über die Ziele und die<br />
Vorgehensweise Ihres BGM.<br />
2<br />
Planung konkreter Maßnahmen<br />
• Empfehlenswert ist die Erarbeitung <strong>e<strong>in</strong>es</strong> Unternehmensleitbildes,<br />
<strong>in</strong> dem Sie das Thema Gesundheit als<br />
e<strong>in</strong>en wichtigen Wert aufnehmen.<br />
• Wenn Sie Unternehmensziele festlegen, denken Sie<br />
daran, das Thema Gesundheit zu berücksichtigen.<br />
• Etablieren Sie das Thema Gesundheit als e<strong>in</strong>en kont<strong>in</strong>uierlichen<br />
Verbesserungsprozess <strong>in</strong> Ihrem Unternehmen.<br />
Dazu ist es nötig, dass Sie nach der Durchführung<br />
von BGM-Maßnahmen deren Erfolg überprüfen<br />
und ggf. nachsteuern. Haben Sie beispielsweise<br />
Programme zur Stressbewältigung durchgeführt, sollten<br />
Sie Ihre Mitarbeiter/-<strong>in</strong>nen nach e<strong>in</strong> paar Wochen<br />
danach befragen, ob sich ihr Stresserleben tatsächlich<br />
reduziert hat. Hat die Maßnahme nicht den gewünschten<br />
Erfolg gezeigt, sollten alternative An gebote offeriert<br />
werden.<br />
• Nutzen Sie Ihre Kommunikationskanäle wie Intranet,<br />
Newsletter, Schwarze Bretter, um die gesundheitsbezogenen<br />
Ziele im Unternehmen bekannt zu machen.<br />
15
16<br />
Erfahrungen aus GEZA<br />
Strategie statt Aktionismus<br />
Zu Beg<strong>in</strong>n des BGM-Projektes hatten die Verant-<br />
wortlichen bei Manpower viele Ideen zum Thema Gesundheit,<br />
wie Gesundheitstage, Rückenschule, Bewegungs<br />
angebote, aber noch ke<strong>in</strong>e Gesamtstrategie, <strong>in</strong><br />
der diese e<strong>in</strong>zelnen Maßnahmen zielgerichtet gebündelt<br />
wurden.<br />
Basierend auf den Ergebnissen der AOK-Arbeitsunfähigkeitsdatenanalyse<br />
und <strong>e<strong>in</strong>es</strong> extern moderierten<br />
Führungskräfte-Workshops zur Erhebung der gesundheitsbezogenen<br />
Bedarfe startete Manpower e<strong>in</strong>e Initiative<br />
zum systematischen Aufbau <strong>e<strong>in</strong>es</strong> BGM.<br />
Zunächst erarbeiteten die Führungskräfte ihre gesundheitsbezogenen<br />
Ziele. Auf dieser Basis wurden die<br />
entwickelten Ideen und Impulse gebündelt und geme<strong>in</strong>sam<br />
e<strong>in</strong>e Strategie zunächst für das folgende Jahr erarbeitet.<br />
Die Entscheidung für Gesundheitsgespräche<br />
Die Ergebnisse der Führungskräfte-Workshops bildeten<br />
die Grundlage für die Entscheidung, Gesundheitsgespräche<br />
im Unternehmen e<strong>in</strong>zuführen. Gesundheitsgespräche<br />
s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> wichtiges, modernes Führungs<strong>in</strong>strument<br />
im Rahmen des BGM und helfen bei der Analyse<br />
gesundheitlicher Ressourcen und Belastungen im<br />
Betrieb – aus der <strong>in</strong>dividuellen Sicht des Mitarbeiters.<br />
Gleichzeitig drücken die Gespräche Wertschätzung und<br />
Vertrauen gegenüber den Beschäftigten aus.<br />
Gesundheitsgespräche als etabliertes AOK-Instrument<br />
setzten bestimmte Entscheidungsstrukturen und<br />
E<strong>in</strong>flüsse auf die unmittelbaren Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen voraus,<br />
die <strong>in</strong> der Zeitarbeit mit ihrem klassischen Dreiecksverhältnis<br />
nicht gegeben s<strong>in</strong>d. Daher musste das Konzept<br />
auf die Bedarfe und Rahmenbed<strong>in</strong>gungen angepasst<br />
und <strong>in</strong> weiten Teilen modifiziert werden. Schauen<br />
Sie sich dazu die Schritte 5 und 6 an. Dort werden die<br />
Veränderungen <strong>in</strong> der Zusammenarbeit zwischen dem<br />
Kundenunternehmen, dem Zeitarbeitsunternehmen und<br />
dem Zeitarbeitnehmer näher beschrieben.
3. Welche f<strong>in</strong>anziellen Mittel und Ressourcen<br />
s<strong>in</strong>d für e<strong>in</strong> BGM notwendig? 3<br />
Die E<strong>in</strong>richtung <strong>e<strong>in</strong>es</strong> BGM ist e<strong>in</strong>e Veränderung der In e<strong>in</strong>em BGM ist natürlich auch zu regeln, wie über<br />
Organisation, für die auch die notwendigen Ressourcen den E<strong>in</strong>satz der Mittel entschieden wird. Der Weg von<br />
bereitgestellt werden müssen. Es werden Aufwendun- e<strong>in</strong>er Maßnahmeidee bis zur Entscheidung der Umsetgen<br />
für die Durchführung der geplanten Maßnahmen anzung und der F<strong>in</strong>anzierung kann durch Transparenz Mitfallen.<br />
Gesundheitstage, Angebote zur Ernährung oder arbeiter/-<strong>in</strong>nen e<strong>in</strong>laden, eigene Vorschläge und Ideen<br />
Bewegung müssen f<strong>in</strong>anziert und organisiert werden. e<strong>in</strong>zubr<strong>in</strong>gen. Der Erfolg <strong>e<strong>in</strong>es</strong> BGM ist immer auch<br />
Nicht zu vergessen s<strong>in</strong>d die Ressourcen für die kont<strong>in</strong>u- von den Partizipationsmöglichkeiten der Belegschaft abierliche<br />
Umsetzung des BGM. Es s<strong>in</strong>d dabei gar nicht<br />
unbed<strong>in</strong>gt die großen f<strong>in</strong>anziellen Kraftanstrengungen<br />
hängig.<br />
für e<strong>in</strong>zelne Maßnahmen, die e<strong>in</strong> BGM erschweren. Die e<strong>in</strong>zelnen Prozesse (Bedarfserhebung, Auswahl<br />
Wenn Mitarbeiter/-<strong>in</strong>nen Arbeitszeit <strong>in</strong>vestieren oder der Maßnahmen, Umsetzung, Controll<strong>in</strong>g, Beteiligung,<br />
Räumlichkeiten nutzen, s<strong>in</strong>d verb<strong>in</strong>dliche Ressour- Vorschlagswesen etc.) s<strong>in</strong>d als transparente Abläufe <strong>in</strong><br />
cen unverzichtbar, um Nachhaltigkeit und Effizienz zu si- der Planungsphase festzulegen und benötigen organichern.satorische<br />
Ressourcen.<br />
F<strong>in</strong>anzielle Aufwendungen und<br />
organisatorische Abläufe<br />
Bei der Festlegung <strong>e<strong>in</strong>es</strong> f<strong>in</strong>anziellen Budgets ist die<br />
Kont<strong>in</strong>uität und Nachhaltigkeit e<strong>in</strong> zentrales Kriterium.<br />
Es ist wirkungsvoller, e<strong>in</strong>en kle<strong>in</strong>eren Betrag für mehrere<br />
Jahre festzulegen, als gleich mit e<strong>in</strong>er kosten<strong>in</strong>tensiven<br />
Aktion zu beg<strong>in</strong>nen, die aber alle Ressourcen für e<strong>in</strong>en<br />
langen Zeitraum verbraucht. Die Gesamtkosten für Ihr<br />
BGM ergeben sich aus den Kosten für die geplanten<br />
Maßnahmen, eventuellen Freistellungskosten für die Mitarbeiter/-<strong>in</strong>nen<br />
und den Aufwendungen für die laufenden<br />
Betriebskosten des BGM.<br />
Personen und Verantwortlichkeiten<br />
Letztlich s<strong>in</strong>d Prozesse immer an konkreten Personen<br />
mit klaren Verantwortlichkeiten festzumachen. Dies<br />
ist auf drei Ebenen wichtig.<br />
1. E<strong>in</strong> BGM benötigt e<strong>in</strong>en Kopf, der für die Umsetzung<br />
verantwortlich ist und Entscheidungen treffen kann.<br />
2. Es s<strong>in</strong>d „Treiber“ notwendig, die sich für die Umsetzung<br />
engagieren, Impulse setzen und an die gesetzten<br />
Ziele er<strong>in</strong>nern.<br />
3. Auf die Führungskräfte kommen verschiedene Aufgaben<br />
zu, die früh zu klären s<strong>in</strong>d. Dazu gehört etwa die<br />
Rolle des Themas Gesundheit <strong>in</strong> der Führungsarbeit.<br />
17
18<br />
Ressourcen der Kooperationspartner<br />
Die <strong>E<strong>in</strong>führung</strong> <strong>e<strong>in</strong>es</strong> <strong>Betrieblichen</strong> Gesundheitsma-<br />
nagements ist e<strong>in</strong> aufwendiger Prozess, der an vielen<br />
Stellen im Unternehmen zu Veränderungen führt. Dabei<br />
ist es immer sehr hilfreich, gleich zu Beg<strong>in</strong>n Partner zu<br />
gew<strong>in</strong>nen, die diesen Prozess unterstützen können.<br />
Dabei sollte zuerst e<strong>in</strong>mal an die Krankenkassen oder<br />
Berufsgenossenschaften gedacht werden, die oftmals<br />
personelle und auch f<strong>in</strong>anzielle Hilfe anbieten können.<br />
Was ist zu tun?<br />
Klärung und Festlegung der f<strong>in</strong>anziellen<br />
und organisatorischen Ressourcen<br />
Maßnahmen des <strong>Betrieblichen</strong> <strong>Gesundheitsmanagements</strong><br />
s<strong>in</strong>d mit f<strong>in</strong>anziellen und personellen Investitionen<br />
verbunden. Es muss geregelt werden, wie diese Budgets<br />
bereitgestellt, verwaltet und e<strong>in</strong>gesetzt werden.<br />
• Festlegung der Ressourcen (f<strong>in</strong>anziell, organisa-<br />
torisch etc.)<br />
• Vere<strong>in</strong>barung zu den f<strong>in</strong>anzierbaren Ausgaben<br />
• Vere<strong>in</strong>barung von Entscheidungsprozessen und<br />
-kompetenzen<br />
Klärung und Festlegung von Verantwortlichkeiten<br />
und Abläufen<br />
Die Umsetzung des <strong>Betrieblichen</strong> <strong>Gesundheitsmanagements</strong><br />
erfordert geeignete strukturelle Rahmenbed<strong>in</strong>gungen,<br />
<strong>in</strong> denen Zuständigkeiten und Befugnisse<br />
klar geregelt s<strong>in</strong>d.<br />
• Wer ist verantwortlich für die Umsetzung des BGM im<br />
Unternehmen?<br />
• Welche konkreten Verantwortungen haben die jewei-<br />
ligen Führungskräfte?<br />
• Integration der Prozesse des BGM <strong>in</strong> die Orga-Hand-<br />
bücher<br />
• Benennung von Projektleitern als „Treiber“ während<br />
der Implementierungsphase
Kooperationspartner suchen und gew<strong>in</strong>nen<br />
Das Rad sollte nicht wieder neu erfunden werden.<br />
Etwa bei den Krankenkassen oder den Berufsgenossenschaften<br />
gibt es verschiedene Unterstützungsangebote,<br />
manchmal sogar f<strong>in</strong>anzielle Beteiligungen bei der Durchführung<br />
von Gesundheitsmaßnahmen, die Sie unbed<strong>in</strong>gt<br />
nutzen sollten. Gerade als kle<strong>in</strong>er oder mittlerer Personaldienstleister<br />
s<strong>in</strong>d die eigenen personellen Ressourcen<br />
begrenzt und e<strong>in</strong>e Begleitung durch externe Experten<br />
wünschenswert. Daher:<br />
• Kontaktaufnahmen mit den zuständigen Krankenkas-<br />
sen oder Berufsgenossenschaften<br />
• Erste Konzept- und Beratungsgespräche mit den<br />
Fachleuten dieser Organisationen<br />
• Geme<strong>in</strong>same Vere<strong>in</strong>barungen zum weiteren Vorgehen<br />
3<br />
Erfahrungen aus GEZA<br />
Die treibenden Kräfte im Projekt<br />
Veränderungen oder Neuerungen <strong>in</strong> Organisationen<br />
s<strong>in</strong>d niemals abstrakt, sondern werden von Personen<br />
realisiert. In jedem Veränderungsprozess gibt es immer<br />
Menschen, die für die erfolgreiche Abwicklung Sorge<br />
tragen. Diese Personen s<strong>in</strong>d genauso wichtig wie e<strong>in</strong><br />
gutes Konzept und e<strong>in</strong>e detaillierte Planung.<br />
Veränderung hat immer mit Unwägbarkeiten zu tun,<br />
um die sich jemand kümmern muss. Die treibenden und<br />
verantwortlichen Kräfte im Projekt GEZA waren je e<strong>in</strong>e<br />
Projektleiter<strong>in</strong> von Manpower und vom Projektpartner<br />
TZZ. Mit zwei Problembereichen hatten die „Treiber<strong>in</strong>nen“<br />
besonders häufig zu tun:<br />
• Der Arbeitstag der Mitarbeiter/-<strong>in</strong>nen war im Regelfall<br />
ausgelastet. Neuerungen bedeuteten zusätzlichen<br />
Zeitdruck bzw. die Neuorganisation bestehender Arbeits<br />
abläufe.<br />
• Neuerungen br<strong>in</strong>gen im Regelfall ke<strong>in</strong>e sofortige Entlastung,<br />
sondern bedeuten vielmehr zusätzlichen Arbeitsaufwand.<br />
„Zunächst mussten wir vor allem<br />
Vertrauen aufbauen!“<br />
Die beiden „Treiber<strong>in</strong>nen“ waren permanent gefordert,<br />
e<strong>in</strong>en engen Kontakt zu allen Personaldisponenten<br />
aufzubauen und diese während der gesamten Modell-<br />
19
20<br />
phase immer wieder zu mobilisieren und zur aktiven Mitarbeit<br />
zu motivieren. Um die Mitarbeit der Disponenten<br />
im Projektverlauf sicherzustellen, war es wichtig, dass<br />
Projektverantwortliche und Projektteilnehmer sich persönlich<br />
kennenlernen und e<strong>in</strong> Vertrauensverhältnis aufbauen<br />
konnten.<br />
„Dann war e<strong>in</strong>e verlässliche Kommunikationsstruktur<br />
sehr wichtig!“<br />
E<strong>in</strong> zentrales Element des Modellprojektes war die<br />
systematische Durchführung von Gesundheitsgesprächen<br />
zwischen Personaldisponenten und Zeitarbeitnehmern.<br />
Während der Durchführung der Gesundheitsgespräche<br />
waren die Disponenten angehalten, nach jedem<br />
Gesundheitsgespräch e<strong>in</strong>e Bewertung (im Rahmen der<br />
Evaluation) des Gesprächs an das TZZ zu senden.<br />
Kamen von manchen Disponenten ke<strong>in</strong>e entsprechenden<br />
Bewertungsbögen, wurden diese zunächst per E-<br />
Mail und anschließend telefonisch kontaktiert, um die<br />
Ursachen für die fehlenden Bögen zu analysieren und<br />
geme<strong>in</strong>same Lösungsansätze zu entwickeln. Darüber<br />
h<strong>in</strong>aus wurde auch der Kontakt zu den anderen Disponenten<br />
e<strong>in</strong>er Niederlassung gesucht. Diese wurden gebeten,<br />
ihre Kollegen bei der Organisation und Durchführung<br />
der Gesundheitsgespräche zu unterstützen.<br />
In den Fällen, <strong>in</strong> denen ganze Niederlassungen ke<strong>in</strong>e<br />
oder nur wenige Gesundheitsgespräche führten, suchten<br />
die „Treiber<strong>in</strong>nen“ Kontakt zu den Standortmanagern<br />
und den Teamleitungen.<br />
„Für die Motivation der Kollegen war regelmäßiges<br />
Feedback unverzichtbar.“<br />
Um die Personaldisponenten zur Mitarbeit zu motivieren,<br />
wurden sie vom TZZ regelmäßig per E-Mail kontaktiert<br />
und über neue Entwicklungen im Projekt (Freischalten<br />
neuer Lerne<strong>in</strong>heiten, <strong>in</strong>teressante Zusatz<strong>in</strong>formationen<br />
etc.) <strong>in</strong>formiert.<br />
Während der Erprobungsphase der Gesundheitsgespräche<br />
wurden regelmäßig <strong>in</strong>teressante Zwischenergebnisse<br />
zu den Wirkungen der Instrumente auf die<br />
Zeitarbeitsbeschäftigten an alle Disponenten kommuniziert.<br />
Die Disponenten sollten erfahren, dass die Gespräche<br />
bei den Zeitarbeitnehmern auf positive Resonanz<br />
stießen und dadurch motiviert werden, weitere Gespräche<br />
zu führen.
Die <strong>E<strong>in</strong>führung</strong> von Neuerungen wird nur dann gel<strong>in</strong>-<br />
gen, wenn es e<strong>in</strong>e oder mehrere Personen gibt, die die<br />
Betroffenen permanent motivieren und die notwendige<br />
Hilfestellung geben. Zur Aufgabe dieser „Treiber“ gehört<br />
es auch, die Führungskräfte <strong>in</strong> entsprechende Prozesse<br />
e<strong>in</strong>zub<strong>in</strong>den und dafür zu sorgen, dass die Disponenten<br />
den notwendigen Rückhalt und die erforderlichen Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />
zeitlicher und organisatorischer Art zur<br />
<strong>E<strong>in</strong>führung</strong> <strong>e<strong>in</strong>es</strong> <strong>Gesundheitsmanagements</strong> erhalten.<br />
Dieses konnte im Projekt GEZA erfolgreich umgesetzt<br />
werden und ist der Maßstab für zukünftige Umsetzungsprojekte.<br />
Der Treiber von außen: AOK – Die Gesundheitskasse<br />
<strong>in</strong> Hessen<br />
Neben den treibenden Effekten im Unternehmen<br />
Manpower war es außerordentlich wichtig, e<strong>in</strong>en Partner<br />
im Projekt zu haben, der von außen Unterstützung und<br />
Impulse anbieten konnte. Die AOK – Die Gesundheitskasse<br />
<strong>in</strong> Hessen hatte die Aufgabe den Prozess beratend<br />
zu unterstützen, über Erfahrungen aus anderen<br />
Unternehmen und BGM-<strong>E<strong>in</strong>führung</strong>en zu <strong>in</strong>formieren<br />
und vor allem konkrete Gesundheitsangebote zu konzipieren<br />
und umzusetzen.<br />
3<br />
21
4. Was verändert sich <strong>in</strong> der Zusammenarbeit<br />
mit dem Kundenunternehmen?<br />
22<br />
Erarbeitung e<strong>in</strong>er geme<strong>in</strong>samen Strategie<br />
BGM <strong>in</strong> der Zeitarbeit erfordert die enge Zusammenarbeit<br />
aller beteiligten Partner: Zeitarbeitsunternehmen,<br />
Kundenunternehmen, Zeitarbeitnehmer. Vor dem H<strong>in</strong>tergrund,<br />
dass Personaldienstleister ke<strong>in</strong>en unmittelbaren<br />
E<strong>in</strong>fluss auf den Arbeitsplatz des Zeitarbeitnehmers<br />
haben, muss geme<strong>in</strong>sam mit den Verantwortlichen des<br />
Kundenunternehmens das Vorgehen des BGM erarbeitet<br />
werden. Dies geschieht <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em kommunikativen<br />
Prozess, etwa <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em kle<strong>in</strong>en Workshop mit allen Beteiligten,<br />
<strong>in</strong> dem die Aufgaben, Rollen, Kompetenzen,<br />
Verantwortlichkeiten und Vorgehensweisen festgelegt<br />
werden. Besonders wichtig ist dabei, dass detaillierte<br />
Verfahren entwickelt und festgeschrieben werden, wie<br />
mit festgestellten Belastungen und daraus sich ergebenden<br />
Veränderungen umgegangen werden soll.<br />
Kooperationsvere<strong>in</strong>barung<br />
Es hat sich gezeigt, dass es hilfreich ist, wenn der<br />
Personaldienstleister bereits bei der Auftragsübernahme<br />
e<strong>in</strong>e Kooperationsvere<strong>in</strong>barung mit dem Kundenunternehmen<br />
aushandelt und unterzeichnet. In diesem Papier<br />
werden alle BGM-relevanten Themen behandelt und<br />
präzise festgelegt, wie sich die weitere Zusammenarbeit<br />
gestaltet. Es sollte beispielsweise e<strong>in</strong>en Verantwortlichen<br />
im Unternehmen geben, der bei allen Fragen rund<br />
um das Thema Gesundheit ansprechbar ist. Darüber<br />
h<strong>in</strong>aus ist es wichtig, die Kommunikationswege zwi-<br />
schen Personaldienstleister und Kundenunternehmen<br />
festzulegen. Es muss geklärt werden, wie der Informationsfluss<br />
zwischen allen Beteiligten geregelt ist.<br />
Geme<strong>in</strong>sam Verantwortung übernehmen<br />
Ziel aller Anstrengungen ist es, dass alle Beteiligten<br />
Verantwortung für das Gel<strong>in</strong>gen des BGM übernehmen.<br />
Schließlich profitieren auch alle gleichermaßen vom Erfolg<br />
des BGM: Personaldienstleister, Kundenunternehmen,<br />
Zeitarbeitnehmer sowie die Stammbelegschaft des<br />
Kundenunternehmens.<br />
Diesen Nutzen gilt es immer wieder zu betonen, um<br />
Akzeptanz und Motivation im Unternehmen auf- und<br />
auszubauen und damit e<strong>in</strong>e nachhaltige gesundheitsfördernde<br />
Wirkung zu erzielen.
4<br />
Was ist zu tun? Erfahrungen aus GEZA<br />
• Informieren Sie Ihre Kundenunternehmen sorgfältig<br />
über Ihre Vorhaben im Rahmen des BGM. Sie können<br />
Ihre Kundenunternehmen beispielsweise zu e<strong>in</strong>er Veranstaltung<br />
e<strong>in</strong>laden, <strong>in</strong> der Sie die Beteiligten über Ihre<br />
Ziele, Strategien und Maßnahmen im Rahmen des<br />
BGM <strong>in</strong>formieren.<br />
• B<strong>in</strong>den Sie die Kundenunternehmen so früh wie möglich<br />
<strong>in</strong> alle Planungen mit e<strong>in</strong>. Bei künftigen Aufträgen<br />
können Sie schon zu Beg<strong>in</strong>n Rahmenvere<strong>in</strong>barungen<br />
zur Kooperation im BGM treffen.<br />
• Erarbeiten Sie geme<strong>in</strong>sam mit Ihren Kundenunternehmen<br />
Kooperationsvere<strong>in</strong>barungen etwa im Rahmen<br />
<strong>e<strong>in</strong>es</strong> Workshops: Informationsflüsse, Ansprechpartner,<br />
Aufgaben, Rollen werden <strong>in</strong> der Erklärung festgehalten.<br />
• Bei der Kooperationserklärung kann die dargestellte<br />
Mustervere<strong>in</strong>barung der „Hattersheimer Deklaration“<br />
als Grundlage verwendet werden. Diese Vere<strong>in</strong>barung<br />
ist auf der Projekthomepage www.gesunde-zeitarbeit.de<br />
nachzulesen.<br />
Musterrahmenvere<strong>in</strong>barung zum Gesundheitsmanagement<br />
von Manpower<br />
Manpower hat mit dem Projekt GEZA – Gesunde<br />
Zeitarbeit – begonnen, e<strong>in</strong> Gesundheitsmanagement<br />
für die Zeitarbeitnehmer aufzubauen. Das BGM konnte<br />
nur unter der Voraussetzung umgesetzt werden, dass<br />
e<strong>in</strong>e gute Kommunikationsstruktur zum Kundenunternehmen<br />
bestand.<br />
In e<strong>in</strong>em geme<strong>in</strong>samen Workshop, an dem Vertreter<br />
von Manpower, dem TZZ, der AOK und sechs Kundenunternehmen<br />
teilnahmen, wurden sieben Punkte erarbeitet,<br />
die für den Erfolg <strong>e<strong>in</strong>es</strong> BGM <strong>in</strong> der Zeitarbeit<br />
entscheidend s<strong>in</strong>d:<br />
1. Das Kundenunternehmen wird über das BGM, dessen<br />
Vorgehensweise und Ziele <strong>in</strong>formiert.<br />
2. Im Kundenunternehmen werden Ansprechpartner benannt:<br />
· für allgeme<strong>in</strong>e Fragen zur Gesundheit im<br />
Unternehmen<br />
· für Personaldisponenten und Zeitarbeitnehmer die<br />
Be lastungen erkennen.<br />
23
24<br />
3. Das Kundenunternehmen wird darüber <strong>in</strong>formiert,<br />
dass mit den Zeitarbeitnehmern Gesundheitsgespräche<br />
geführt werden.<br />
4. Es wird e<strong>in</strong>e Vere<strong>in</strong>barung über den Umgang mit festgestellten<br />
Belastungsbereichen im Kundenunternehmen<br />
getroffen.<br />
5. Die Zeitarbeitnehmer werden über die Angebote des<br />
BGM im Kundenunternehmen <strong>in</strong>formiert.<br />
6. Das Kundenunternehmen <strong>in</strong>formiert Manpower, wenn<br />
die Zeitarbeitnehmer an den Gesundheitsprogrammen<br />
im E<strong>in</strong>satzbetrieb teilnehmen. Vere<strong>in</strong>barungen<br />
zur f<strong>in</strong>anziellen und zeitlichen Regelung s<strong>in</strong>d dabei <strong>in</strong>dividuell<br />
zu treffen.<br />
7. Auf Wunsch des Kundenunternehmens können Manpower<br />
und das Kundenunternehmen geme<strong>in</strong>same<br />
Aktivitäten im Rahmen der Gesundheitsförderung anbieten.
5. Wie kann der Zeitarbeitnehmer im Rahmen<br />
des BGM begleitet werden?<br />
Das Gesundheitsgespräch<br />
Neben den zahlreichen Maßnahmen, die im Rahmen<br />
<strong>e<strong>in</strong>es</strong> BGM angestoßen werden können, nimmt das Gesundheitsgespräch<br />
e<strong>in</strong>e besondere Rolle e<strong>in</strong>.<br />
Das Gesundheitsgespräch wird von Führungskraft<br />
und Mitarbeiter/-<strong>in</strong> geführt und dient dem Ziel, die Gesundheit<br />
und das Leistungsvermögen des/-r Mitarbeiters/-<strong>in</strong><br />
zu schützen oder zu verbessern. Solche Ge -<br />
spräche werden <strong>in</strong> vielen kle<strong>in</strong>en, mittleren und großen<br />
Unternehmen e<strong>in</strong>geführt. In e<strong>in</strong>em solchen Personalgespräch<br />
können Maßnahmen vere<strong>in</strong>bart werden, die auf<br />
das Gesundheitsverhalten des/-r Mitarbeiters/-<strong>in</strong> abzielen<br />
oder die konkreten Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen am E<strong>in</strong>satzort<br />
verbessern.<br />
In Rahmen der Zeitarbeit s<strong>in</strong>d Gesundheitsgespräche<br />
etwas komplexer, da der/die Mitarbeiter/-<strong>in</strong> beim<br />
Kunden e<strong>in</strong>gesetzt wird und das Personaldienstleistungsunternehmen<br />
Veränderungen der Belastungen<br />
am Arbeitsplatz nur im E<strong>in</strong>vernehmen mit dem Kunden<br />
durchführen kann.<br />
Im Rahmen des Projekts GEZA wurden von den Personaldisponeten<br />
von Manpower <strong>in</strong> der Modellregion ungefähr<br />
150 Gesundheitsgespräche geführt und ausge-<br />
5<br />
25
26<br />
wertet. Es hat sich gezeigt, dass auch mit Zeitarbeitnehmern<br />
Gesundheitsgespräche möglich s<strong>in</strong>d. Voraussetzung<br />
dafür ist e<strong>in</strong>e gute Kooperation und Kommunikation<br />
mit dem Kundenunternehmen.<br />
In den Gesundheitsgesprächen wird <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er vertrauensvollen<br />
Atmosphäre über die gesundheitlichen Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />
der verschiedenen Zeitarbeitse<strong>in</strong>sätze<br />
geredet (siehe auch Tabelle 1 Handlungsfelder).<br />
Ergebnisse der Gespräche<br />
Im Ergebnis sollen <strong>in</strong> den Gesundheitsgesprächen<br />
Vere<strong>in</strong>barungen getroffen werden, die sich auch auf den<br />
E<strong>in</strong>satzort beziehen können.<br />
Tabelle 1: Handlungsfelder<br />
Tätigkeit<br />
Monotonie, Kontrolle, Entscheidungs-<br />
spielraum, Unterforderung, Überfor-<br />
derung, unklare Aufgabenstellung, ...<br />
Arbeitsorganisation<br />
Arbeitsabläufe, Informationsflüsse, ...<br />
Umgebung<br />
Dabei s<strong>in</strong>d folgende Interventionen denkbar:<br />
• Veränderungen am E<strong>in</strong>satzort <strong>in</strong> Kooperation mit dem<br />
Kundenunternehmen<br />
• Maßnahmen des Zeitarbeitsunternehmens: Wechsel<br />
des E<strong>in</strong>satzortes, Arbeitszeit<br />
• Thematisierung der besonderen Situation der Zeit-<br />
arbeit<br />
• Vermittlung <strong>in</strong> vorhandene Netzwerke (Suchtberatung<br />
etc.)<br />
Licht, Lärm, Temperatur,<br />
Zugluft, Schmutz, ...<br />
Vorgesetztenverhalten<br />
• Nutzung von Präventionsangeboten, etwa der Kran-<br />
kenkassen<br />
Anerkennung von Leistung,<br />
Feedback durch Vorgesetzten<br />
beim Kundenunternehmen und<br />
Manpower, Unterstützung bei<br />
Problemen, Motivation, ...<br />
• Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g proaktiven Verhaltens: Probleme am E<strong>in</strong>satz-<br />
ort direkt ansprechen können<br />
Gruppenklima<br />
Soziale Anerkennung,<br />
Verhältnis zu KollegInnen,<br />
Zusammenarbeit <strong>in</strong> der<br />
Arbeitsgruppe, ...<br />
Gesundes Verhalten<br />
Gesunde Ernährung,<br />
Pausenzeiten, ausreichend<br />
Bewegung, Rückenprobleme,<br />
Rauchen, ...
Nachhaltigkeit<br />
Der Erfolg der Gespräche hängt sehr stark davon ab,<br />
ob im Kundene<strong>in</strong>satz tatsächlich dauerhafte Verbesserungen<br />
zu erzielen s<strong>in</strong>d. Dies bedeutet natürlich, dass<br />
nach dem Gespräch der eigentliche Veränderungsprozess<br />
beg<strong>in</strong>nt. Im Projekt GEZA wurde aber auch deutlich,<br />
dass viele Kundenunternehmen das Engagement<br />
des Personaldisponenten schätzen und Verbesserungen<br />
am Arbeitsplatz durchgeführt werden konnten.<br />
5<br />
Durch die <strong>E<strong>in</strong>führung</strong> von Gesundheitsgesprächen<br />
ist e<strong>in</strong> umfassender Prozess angestoßen, der e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>dividuelle<br />
Begleitung des Zeitarbeitnehmers ermöglicht.<br />
Das Gesundheitsgespräch ist e<strong>in</strong> wichtiges Element im<br />
BGM und daher <strong>in</strong> organisatorische Abläufe e<strong>in</strong>gebunden.<br />
Was ist zu tun?<br />
Organisation und Vorbereitung<br />
• Bevor das erste Gesundheitsgespräch mit e<strong>in</strong>em Zeitarbeitnehmer<br />
stattf<strong>in</strong>det, wird der Kunde <strong>in</strong>formiert<br />
und ist – im Fall besonderer Belastungen – auf e<strong>in</strong> Gespräch<br />
mit e<strong>in</strong>em Personaldisponenten vorbereitet<br />
(siehe auch Schritt 4 „Hattersheimer Deklaration“).<br />
• Gesundheitsgespräche sollten e<strong>in</strong> bis zwei Mal im<br />
Jahr durchgeführt werden.<br />
• Jedes Gesundheitsergebnis schließt mit e<strong>in</strong>er Vere<strong>in</strong>barung<br />
zwischen dem Zeitarbeitnehmer und dem Personaldisponenten<br />
ab. Diese Vere<strong>in</strong>barung ist schrift-<br />
lich zu protokollieren.<br />
• Nach e<strong>in</strong>er angemessenen Zeit wird geme<strong>in</strong>sam von<br />
Zeitarbeitnehmer und Personaldisponent überprüft,<br />
ob die Vere<strong>in</strong>barungen umgesetzt werden konnten<br />
oder ob noch weitere Aktivitäten erforderlich s<strong>in</strong>d.<br />
• Auch mit dem Kundenunternehmen empfehlen sich<br />
regelmäßige Gespräche zum Verlauf der Vere<strong>in</strong>barungen,<br />
soweit die Vere<strong>in</strong>barungen das Kundenunternehmen<br />
betreffen.<br />
27
28<br />
Ablauf <strong>e<strong>in</strong>es</strong> Gesundheitsgespräches<br />
E<strong>in</strong> vertrauensvolles Gesundheitsgespräch dauert<br />
45 bis 60 M<strong>in</strong>uten und läuft <strong>in</strong> folgenden Phasen ab:<br />
• E<strong>in</strong>ladung: Der Zeitarbeitnehmer sollte bereits bei der<br />
E<strong>in</strong>ladung wissen, was das Ziel des Gespräches ist.<br />
Besonders bei der <strong>E<strong>in</strong>führung</strong> von Gesundheitsgesprächen<br />
sollten Sie mögliche Verunsicherungen vermeiden.<br />
• Ziele: Zu Beg<strong>in</strong>n jedes Gesundheitsgesprächs ist es<br />
sehr hilfreich, noch e<strong>in</strong>mal die konkrete Zielsetzung zu<br />
besprechen und den Nutzen für den Zeitarbeitsnehmer<br />
zu betonen.<br />
• Bestandsaufnahme: In e<strong>in</strong>er vertrauensvollen Atmosphäre<br />
wird besprochen, <strong>in</strong> welchen Bereichen besondere<br />
Belastungen vorliegen. In dieser Phase werden<br />
noch ke<strong>in</strong>e Lösungen entwickelt.<br />
• Veränderungsbedarf: Wenn alle Bereiche besprochen<br />
s<strong>in</strong>d, wird vere<strong>in</strong>bart, welche Belastungen verändert<br />
werden sollen und was das dr<strong>in</strong>glichste Problem ist.<br />
• Vere<strong>in</strong>barungen: Am Ende werden Vere<strong>in</strong>barungen getroffen,<br />
die entweder vom Personaldisponenten oder<br />
vom Zeitarbeitnehmer umgesetzt werden. Die Vere<strong>in</strong>barungen<br />
werden protokolliert, um das Ergebnis überprüfen<br />
zu können.<br />
Nachhaltige Vere<strong>in</strong>barungen<br />
Es ist besonders wichtig, nachhaltig zu überprüfen,<br />
ob die Vere<strong>in</strong>barungen auch umgesetzt worden s<strong>in</strong>d.<br />
Dazu empfiehlt es sich,<br />
• nach e<strong>in</strong>er vere<strong>in</strong>barten Zeit die Ergebnisse zu überprüfen,<br />
• mit e<strong>in</strong>em/-r Personalverantwortlichen im Kundenunternehmen<br />
über die Veränderungen zu sprechen,<br />
• ggf. neue Maßnahmen zu vere<strong>in</strong>baren.
Erfahrungen aus GEZA<br />
Im Projekt GEZA wurde die Durchführung der Ge-<br />
sundheitsgespräche von der Technischen Universität<br />
Dortmund und der TZZ GmbH wissenschaftlich begleitet.<br />
Dazu wurden alle beteiligten Personaldisponenten<br />
und Zeitarbeitnehmer schriftlich befragt.<br />
Sehr erfreulich war zunächst, dass von 73,3 % der<br />
Zeitarbeitnehmer die Gesundheitsförderung als wichtig<br />
angesehen wurde.<br />
Die Gespräche waren für die Zeitarbeitnehmer <strong>in</strong>sgesamt<br />
e<strong>in</strong>e sehr positive Erfahrung. Die vertrauensvolle<br />
Atmosphäre des Gesprächs ermöglichte e<strong>in</strong>e Wertschätzung<br />
gegenüber dem/-r Mitarbeiter/-<strong>in</strong>, die sicherlich<br />
auch Erwartungen an Ergebnisse der Gesprächsver<br />
e<strong>in</strong>barungen erhöht. So war es wichtig, dass die Personaldisponenten<br />
die Vere<strong>in</strong>barungen tatsächlich auch<br />
nachvollziehbar e<strong>in</strong>hielten.<br />
Während Zeitarbeitnehmer e<strong>in</strong>e Verbesserung der<br />
Arbeitssituation erwarteten, war die Prognose e<strong>in</strong>er Veränderung<br />
des eigenen Gesundheitsverhaltens eher vorsichtig.<br />
So glaubten nur 58 ,7 % der Zeitarbeitnehmer,<br />
dass sich ihr Gesundheitsverhalten verbessern würde,<br />
die Personaldisponenten glaubten zu 49,7 %, dass sich<br />
5<br />
e<strong>in</strong>e gesundheitliche Veränderung aus den Gesprächen<br />
entwickeln würde. Es gab also zu Beg<strong>in</strong>n noch Zweifel.<br />
Es ist jedoch zu erwarten, dass sich diese verr<strong>in</strong>gern<br />
werden, wenn Gesundheitsförderung für Zeitarbeiter zu<br />
e<strong>in</strong>er selbstverständlichen Aufgabe der Personaldisponenten<br />
geworden ist. Es ist durch die Gespräche e<strong>in</strong> E<strong>in</strong>stieg<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e moderne Gesundheitsprävention gelungen.<br />
Dies zeigte sich vor allem auch an der Qualität der Vere<strong>in</strong>barungen.<br />
Es wurden von den Personaldisponenten<br />
Belastungsbereiche <strong>in</strong> den E<strong>in</strong>satzbetrieben thematisiert<br />
und <strong>in</strong> Vere<strong>in</strong>barungen überführt. Die Tabelle auf der folgenden<br />
Seite gibt e<strong>in</strong>en Überblick über die vere<strong>in</strong>barten<br />
Maßnahmen.<br />
29
30<br />
Die Auswertungen der Befragungen haben deutlich<br />
gezeigt: Gesundheitsgespräche s<strong>in</strong>d auch im Dreieck<br />
der Zeitarbeit möglich.<br />
Gesundheitsgespräche als Teil <strong>e<strong>in</strong>es</strong> <strong>in</strong>tegrierten <strong>Gesundheitsmanagements</strong><br />
verlangen e<strong>in</strong> Vertrauensverhältnis<br />
zwischen den Partnern und s<strong>in</strong>d nur durch gut<br />
geschulte und vorbereitete Personaldisponenten mög-<br />
Tabelle 2: In den Gesundheitsgesprächen getroffene Vere<strong>in</strong>barungen<br />
Anzahl<br />
Nennungen<br />
Disponenten<br />
(n=144)<br />
lich. Der Rückhalt durch die Führungskräfte und die Unterstützung<br />
auch im Konfliktfall mit dem Kunden gehören<br />
ebenso zu den unverzichtbaren Bauste<strong>in</strong>en, wie e<strong>in</strong>e<br />
Unternehmenskultur, die die Bedeutung der Gesundheitsförderung<br />
<strong>in</strong> das richtige Licht stellt. Hier wurden<br />
durch das Projekt GEZA wichtige Weichen für die Zukunft<br />
gestellt, die im zukünftigen Wettbewerb um gute<br />
Mitarbeiter sicherlich immer wichtiger werden.<br />
Anzahl<br />
Nennungen Zeitarbeitnehmer<br />
(n=144)<br />
Nennungen<br />
Disponenten<br />
Nennungen<br />
Zeitarbeitnehmer<br />
Tätigkeit im Kundenunternehmen 35 35 24,3 % 24,3 %<br />
Arbeitsumgebung im Kundenunternehmen 41 40 28,5 % 27,8 %<br />
Arbeitsklima im Kundenunternehmen 28 32 19,4 % 22,2 %<br />
Arbeitsorganisation im Kundenunternehmen 23 30 16,0 % 20,8 %<br />
Verhalten der Führungskräfte<br />
im Kundenunternehmen<br />
31 33 21,5 % 22,9 %<br />
Verhalten der Führungskräfte bei Manpower 21 36 14,6 % 25,0 %<br />
Gesundes Verhalten 38 42 26,4 % 29,2 %<br />
Ke<strong>in</strong>e Vere<strong>in</strong>barungen 48 52 33,3 % 36,1 %
6<br />
• Wie sehen konkrete Vere<strong>in</strong>barungen zwischen dem<br />
6. Wie bereite ich me<strong>in</strong>e Mitarbeiter/-<strong>in</strong>nen auf die<br />
Führung von Gesundheitsgesprächen vor?<br />
Das Lernprogramm<br />
Gesundheitsgespräche f<strong>in</strong>den <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er vertrauensvollen<br />
Atmosphäre statt, ermutigen und unterstützen den Zeitarbeitnehmer<br />
dar<strong>in</strong>, se<strong>in</strong>e Belastungen mitzuteilen und<br />
zu sortieren und geben e<strong>in</strong>en methodischen Rahmen, <strong>in</strong><br />
dem Zeitarbeitnehmer und Personaldisponent geme<strong>in</strong>sam<br />
nach Maßnahmen zur Verbesserung der Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen<br />
suchen. Sie s<strong>in</strong>d auch e<strong>in</strong> verb<strong>in</strong>dlicher<br />
Prozess, der mit Vere<strong>in</strong>barungen endet und <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er bestimmten<br />
Zeit überprüfbare Veränderungen anstoßen<br />
soll.<br />
E<strong>in</strong> Gesundheitsgespräch dauert etwa 45 bis 60 M<strong>in</strong>uten<br />
und verlangt von den Personaldisponenten bzw.<br />
Führungskräften neue Kompetenzen:<br />
• Wie baue ich e<strong>in</strong>e vertrauensvolle Atmosphäre auf?<br />
• Wie verläuft e<strong>in</strong> Gesundheitsgespräch? Welche Phasen<br />
gibt es?<br />
• Welche Formen von Belastungen gibt es und wie<br />
können diese im Gesundheitsgespräch thematisiert<br />
werden?<br />
• Welche Fragetechniken unterstützen den Zeitarbeitnehmer?<br />
Personaldisponenten und dem Zeitarbeitnehmer aus?<br />
• Welche Maßnahmen und Aktionen können entwickelt<br />
werden?<br />
• Wie kann dafür gesorgt werden, dass die Maßnahmen<br />
beim Kunden tatsächlich umgesetzt werden?<br />
Um die erforderlichen Kompetenzen zur Durchführung<br />
von Gesundheitsgesprächen zu erwerben, ist daher<br />
e<strong>in</strong> Sem<strong>in</strong>ar bzw. Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g sehr wünschenswert. Oftmals<br />
ist es allerd<strong>in</strong>gs <strong>in</strong> den Niederlassungen schwierig, die<br />
Mitarbeiter/-<strong>in</strong>nen für mehrtägige Sem<strong>in</strong>arveranstaltungen<br />
freizustellen. Im Rahmen des Modellprogramms<br />
GEZA ist daher e<strong>in</strong> eLearn<strong>in</strong>g-gestütztes Lernprogramm<br />
entwickelt worden, das auf die besonderen Bed<strong>in</strong>gungen<br />
der Arbeit <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Niederlassung ausgerichtet ist.<br />
E<strong>in</strong> Teil der Lernarbeit wird durch Selbstlerne<strong>in</strong>heiten via<br />
Internet organisiert und nur e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>er Teil s<strong>in</strong>d Präsenzsem<strong>in</strong>are,<br />
<strong>in</strong> denen die konkreten Gesprächsabläufe unter<br />
Nutzung von Videofeedback tra<strong>in</strong>iert werden<br />
631
32<br />
Was ist zu tun?<br />
Es gibt drei Vorgehensweisen, mit denen Sie die not-<br />
wendigen Kompetenzen zur Durchführung von Gesundheitsgesprächen<br />
aufbauen können:<br />
1. Die Führungskräfte bzw. Personaldisponenten besuchen<br />
mehrtägige Präsenzsem<strong>in</strong>are. Auf diesen Veranstaltungen<br />
kann das Gesprächsverhalten <strong>in</strong>tensiv<br />
e<strong>in</strong>geübt werden. Speziell für die Personaldienstleis -<br />
tungsbranche und für Gesundheitsgespräche mit<br />
Zeitarbeitnehmern gibt es allerd<strong>in</strong>gs noch wenige Angebote.<br />
In den Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gs für allgeme<strong>in</strong>e Gesundheitsgespräche<br />
wird das Dreiecksverhältnis der Zeitarbeit<br />
<strong>in</strong> der Regel nicht thematisiert.<br />
2. E-Learn<strong>in</strong>g-gestützte Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gs reduzieren die Zeit der<br />
Freistellung für Sem<strong>in</strong>artage. Allerd<strong>in</strong>gs sollten ausreichend<br />
Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gsphasen <strong>in</strong> kurzen Präsenze<strong>in</strong>heiten<br />
vorhanden se<strong>in</strong>, da Gesprächsführung e<strong>in</strong>geübt werden<br />
muss und Feedback von Tra<strong>in</strong>ern unerlässlich ist.<br />
Im Rahmen des Modellprojektes GEZA ist e<strong>in</strong> eLearn<strong>in</strong>g-gestütztes<br />
Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gsprogramm entwickelt und<br />
erprobt worden. Auf der Homepage des Projektes<br />
www.gesunde-zeitarbeit.de ist e<strong>in</strong>e Version des Lernprogramms<br />
zur Ansicht freigeschaltet. Dort können<br />
auch weitere Informationen zur Nutzung angefordert<br />
werden.<br />
3. Es besteht die Möglichkeit, besonders bei großen<br />
Personaldienstleistern, eigene Mitarbeiter/-<strong>in</strong>nen so<br />
zu schulen, dass sie <strong>in</strong>tern die Kompetenzen an Kollegen<br />
weitergeben. Der Schulungsmitarbeiter würde<br />
<strong>e<strong>in</strong>es</strong> der obigen Schulungsprogramme durchlaufen,<br />
praktische Erfahrungen sammeln und dann den <strong>in</strong>ternen<br />
Kompetenztransfer übernehmen. Dazu empfiehlt<br />
sich e<strong>in</strong>e didaktische Schulung und die Entwicklung<br />
<strong>e<strong>in</strong>es</strong> schlüssigen Lernprogramms. Das <strong>in</strong><br />
GEZA entwickelte eLearn<strong>in</strong>g-Material kann auch von<br />
unternehmens<strong>in</strong>ternen Tra<strong>in</strong>ern genutzt werden.
Erfahrungen aus GEZA<br />
Im Modellprojekt GEZA wurde e<strong>in</strong> Lernprogramm<br />
entwickelt, das auf die organisatorischen und zeitlichen<br />
Anforderungen e<strong>in</strong>er Personaldienstleistungs-Niederlassung<br />
abgestimmt war. Die Abwesenheitszeiten für die<br />
Teilnahmen an Präsenzveranstaltungen wurden m<strong>in</strong>imiert<br />
und durch eLearn<strong>in</strong>g-gestützte Selbstlerne<strong>in</strong>heiten<br />
ergänzt.<br />
An dem Programm haben 24 Personaldisponenten<br />
teilgenommen, die <strong>in</strong> zehn verschiedenen Niederlassungen<br />
tätig waren. Die Lernarbeit konnte an den Arbeitsplatzrechnern<br />
<strong>in</strong>nerhalb der regulären Arbeitszeit durchgeführt<br />
werden.<br />
Das Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gsprogramm<br />
Der erste Programmteil war e<strong>in</strong>e 4-stündige Kick-<br />
Off-Veranstaltung mit 3 – 5 Teilnehmern. In dieser Veranstaltung<br />
wurden das Konzept des Lernprogramms und<br />
die Nutzung der Selbstlerne<strong>in</strong>heiten präsentiert. Vor<br />
allem aber war es wichtig, Motivation und Interesse aufzubauen.<br />
Selbstlerne<strong>in</strong>heiten s<strong>in</strong>d dann effektiv, wenn<br />
der Lernende tatsächlich von den Zielen überzeugt ist.<br />
Diese Überzeugung kann am ehesten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Präsenzveranstaltung<br />
aufgebaut werden.<br />
Anschließend wurden vier Selbstlerne<strong>in</strong>heiten absolviert.<br />
Für die Durchführung der Selbstlerne<strong>in</strong>heiten stand<br />
den Teilnehmern jeweils e<strong>in</strong>e Woche zur Verfügung. Erst<br />
nach Abschluss e<strong>in</strong>er Lerne<strong>in</strong>heit (<strong>in</strong>kl. Übungsaufgabe)<br />
6<br />
wurde die nächste E<strong>in</strong>heit freigeschaltet. Dadurch sollte<br />
sichergestellt werden, dass jede Aufgabe <strong>in</strong> Ruhe durchgearbeitet<br />
werden konnte und ausreichend Zeit zum<br />
Verarbeiten bzw. zum Praxistransfer vorhanden war.<br />
Manchmal besteht das Problem, dass die Lerne<strong>in</strong>heiten<br />
schnell durchgearbeitet und abgeschlossen werden.<br />
Das kont<strong>in</strong>uierliche Verarbeiten von kle<strong>in</strong>en Lerne<strong>in</strong>heiten<br />
über e<strong>in</strong>en längeren Zeitraum erhöht den Lerneffekt<br />
deutlich.<br />
Jeder Teilnehmer erhielt von den Tra<strong>in</strong>ern <strong>in</strong>nerhalb<br />
von 48 Stunden nach Absenden der Übungsaufgabe e<strong>in</strong><br />
persönliches Feedback. Diese Rückmeldung war auf der<br />
Lernplattform von den Lernenden e<strong>in</strong>zusehen.<br />
33
34<br />
Das Programm wurde mit e<strong>in</strong>em 4-stündigen Video-<br />
Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g abgeschlossen. Jeder Teilnehmer präsentierte<br />
im Rollenspiel das Gesundheitsgespräch und erhielt<br />
H<strong>in</strong>weise und Rückmeldungen von den Tra<strong>in</strong>ern.<br />
In der begleitenden Auswertung wurde das Lernprogramm<br />
von den Teilnehmern sehr positiv bewertet. Besonders<br />
wichtig waren dabei der kont<strong>in</strong>uierliche Kontakt<br />
zu den Tra<strong>in</strong>ern und die Flexibilität bei der Bearbeitung<br />
der Lerne<strong>in</strong>heiten.<br />
Tabelle 3: Lern<strong>in</strong>halte Gesundheitsgespräch<br />
Warm<strong>in</strong>g up oder Gesprächse<strong>in</strong>stieg<br />
Ziel des Gespräches präsentieren<br />
Bestandsaufnahme – welche Belastungen gibt es?<br />
Handlungsfelder <strong>in</strong> der Zeitarbeit<br />
Veränderungsbedarf – was soll verändert werden?<br />
Entwicklung von Lösungen und Vere<strong>in</strong>barungen<br />
Tipps<br />
Weitere H<strong>in</strong>weise, die für die erfolgreiche Umsetzung<br />
des Lernprogramms hilfreich waren:<br />
• Unterstützung und Ermutigung der Lernarbeit durch<br />
die Führungskraft<br />
• Vermittlung der unternehmerischen Ziele der Gesundheitsgespräche<br />
• Kont<strong>in</strong>uierliche Begleitung durch e<strong>in</strong>en Tra<strong>in</strong>er<br />
(Hotl<strong>in</strong>e)<br />
• Schaffung erkennbarer Freiräume für die Lernarbeit<br />
• Austausch unter Kollegen über Lernfortschritte<br />
• E<strong>in</strong>fache Navigation der eLearn<strong>in</strong>g-Seiten<br />
• Hotl<strong>in</strong>e bei technischen Problemen<br />
Gesprächstechniken, Kommunikation und Kontakt<br />
Worum soll es <strong>in</strong> dem Gespräch gehen? Angst nehmen,<br />
Verunsicherung abbauen<br />
Zeitarbeitnehmer ermutigen, von se<strong>in</strong>en Arbeitsbelastungen<br />
zu erzählen. Erlernen offener Fragen und e<strong>in</strong>facher<br />
Aufforderungen, Zusammenfassungen und Notizen<br />
Die wichtigsten Handlungsfelder des BGM<br />
<strong>in</strong> der Zeitarbeit:<br />
• Tätigkeit<br />
• Umgebung<br />
• Gruppenklima<br />
• Arbeitsorganisation<br />
• Vorgesetztenverhalten<br />
• Gesundes Verhalten<br />
Ergebnis zusammenfassen, Auswahl der wichtigsten<br />
Handlungsfelder<br />
Entwicklung von geme<strong>in</strong>samen Lösungen und Handlungsstrategien,<br />
Unterstützung anbieten oder auf<br />
weitergehende Hilfen (Gesundheitskarte, Krankenkassenangebote<br />
etc.) verweisen, Lösungen <strong>in</strong> konkrete<br />
Vere<strong>in</strong>barungen überführen
7<br />
7. Wie können die Unfallzahlen so ausgewertet und genutzt<br />
werden, dass sie das BGM tatsächlich unterstützen?<br />
Das Unfallmonitor<strong>in</strong>g<br />
Im Projekt wurde das Unfallmonitor<strong>in</strong>g überprüft und<br />
Vorschläge zur Verbesserung der bestehenden Praxis<br />
wurden erarbeitet. Die Erfahrungen und Tipps für die<br />
Praxis werden <strong>in</strong> dieser Rubrik beschrieben.<br />
Die Unfalldaten s<strong>in</strong>d dann für e<strong>in</strong> Unternehmen <strong>in</strong>teressant,<br />
wenn sich daraus Möglichkeiten für konkrete<br />
Handlungen und Maßnahmen ableiten lassen. Oftmals<br />
stehen <strong>in</strong> der betrieblichen Praxis ausschließlich (gesetzlich<br />
regulierte) Meldeverfahren im Vordergrund. Deshalb<br />
ist e<strong>in</strong> Unfallmonitor<strong>in</strong>g im Unternehmen zu entwickeln,<br />
das über M<strong>in</strong>destanforderungen h<strong>in</strong>ausgehende Informationen<br />
über Unfallabläufe, Häufungen etc. ermöglicht.<br />
Von zentraler Bedeutung ist dabei, die Analyse des<br />
Unfallgeschehens unter E<strong>in</strong>beziehung der Beschäftigungs-,<br />
Personal- und Kundendaten zu ermöglichen.<br />
Wichtige Punkte beim Unfallmonitor<strong>in</strong>g s<strong>in</strong>d die Abhängigkeit<br />
des Unfallrisikos von der konkret ausgeübten<br />
Tätigkeit während des E<strong>in</strong>satzes oder die Dauer des jeweiligen<br />
E<strong>in</strong>satzes zum Unfallzeitpunkt.<br />
Die Integration oder Anb<strong>in</strong>dung des Unfallmonitor<strong>in</strong>gs<br />
an bestehende EDV-Systeme der Personal- oder<br />
HR-Abteilungen und des Vertriebes ist entscheidend für<br />
die Qualität der Daten, aber auch für den Erfassungsaufwand<br />
durch die Personaldisponenten oder der damit<br />
betrauten Personen.<br />
35
36<br />
Was ist zu tun?<br />
Aufbau <strong>e<strong>in</strong>es</strong> Unfallmonitor<strong>in</strong>gs<br />
E<strong>in</strong> modernes Unfallmonitor<strong>in</strong>g erfolgt EDV-gestützt<br />
und ist <strong>in</strong> der Lage, die gesetzlich vorgeschriebenen Unfallmeldungen<br />
an die staatlichen Gewerbeaufsichtsbehörden<br />
und die Unfallversicherungsträger <strong>in</strong>haltlich richtig<br />
und vollständig <strong>in</strong> geschützter Form (z.B. als PDF-<br />
Dokument) zu erstellen.<br />
Das Unfallmonitor<strong>in</strong>g ist EDV-technisch <strong>in</strong> die Personal-<br />
und Vertriebssoftware des Unternehmens <strong>in</strong>tegriert<br />
oder besitzt e<strong>in</strong>e Datenanb<strong>in</strong>dung zum regelmäßigen<br />
Austausch der Personal- und Kundendaten (auch als<br />
„E<strong>in</strong>bahnstraße“ ohne Rückkopplung auf das HR-System<br />
möglich).<br />
Dies sichert die Übere<strong>in</strong>stimmung der Datensätze<br />
h<strong>in</strong>sichtlich der Mitarbeiter- und Kundendaten und ermöglicht<br />
damit weiter gehende Analysen des Unfallgeschehens<br />
unter Berücksichtigung bereits vorhandener<br />
Personaldaten.<br />
Außerdem reduziert sich der E<strong>in</strong>gabeaufwand für die<br />
Disponenten erheblich, da sowohl Personal- als auch<br />
Kundendaten bereits vorliegen und nicht für die Unfallmeldung<br />
nochmals erfasst werden müssen.<br />
In den meisten Personal- oder HR-Systemen s<strong>in</strong>d<br />
Berechnungen für Vollzeitäquivalente vorhanden – dies<br />
gestattet e<strong>in</strong>e unkomplizierte und e<strong>in</strong>heitliche Berechnung<br />
von Unfallquoten (z.B. Unfälle je 1.000 vollbeschäftigte<br />
Mitarbeiter).<br />
Auch die derzeit schon weit verbreite Unfallquote je<br />
1 Mio. Arbeitsstunden ist <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit Lohnabrechnungssystemen<br />
dann recht e<strong>in</strong>fach zu ermitteln.<br />
Die Erfassung und Klassifizierung der Tätigkeit (zum<br />
Unfallzeitpunkt lt. AÜV) kann aus dem Vertriebssystem<br />
übernommen werden und sollte das öffentliche Berufskennzeichen<br />
(BKZ) enthalten, damit e<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>nvolle und<br />
e<strong>in</strong>heitliche Auswertung möglich ist und die Unfallanzeige<br />
<strong>in</strong>haltlich mit dem Arbeitnehmerüberlassungsvertrag<br />
übere<strong>in</strong>stimmt (Rechtssicherheit).<br />
Die Erfassung der Verletzungsart und der verletzten<br />
Körperteile muss sich über nichtänderbare Auswahlfelder<br />
und übergeordnete Gruppen realisieren lassen, um<br />
e<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>nvolle und effektive Auswertung zu gewährleisten.
Erfahrungen aus GEZA<br />
Im Projekt GEZA erfolgte e<strong>in</strong>e Analyse des Unfallge-<br />
schehens unter E<strong>in</strong>beziehung der Datensätze aus e<strong>in</strong>er<br />
Unfallerfassungs- und Analysesoftware und den soziodemografischen<br />
Daten aus dem Bereich HR.<br />
Die Software BALU erfasst und verarbeitet alle Unfalldaten<br />
gemäß den M<strong>in</strong>destanforderungen aus den gesetzlich<br />
vorgeschriebenen Unfallanzeigen und erstellt<br />
geschützt versendbare Dokumente als PDF-Dokument.<br />
Es besteht ke<strong>in</strong>e direkte oder <strong>in</strong>direkte Verb<strong>in</strong>dung<br />
(„E<strong>in</strong>bahnstraße“) zwischen der Software BALU und den<br />
bestehenden HR-Systemen.<br />
Daraus ergeben sich vor allem bei vergleichenden<br />
Analysen erhebliche Probleme durch die fehlende Abund<br />
Übere<strong>in</strong>stimmung zwischen den Datensätzen.<br />
So wichen schon die re<strong>in</strong>en Personaldaten (Name,<br />
Vorname, Geburtsdatum) aber auch die e<strong>in</strong>satzbezogenen<br />
Daten teilweise erheblich vone<strong>in</strong>ander ab:<br />
• unterschiedliche Tätigkeiten im Überlassungsvertrag<br />
und <strong>in</strong> der Unfallanzeige<br />
• unterschiedliche Angaben zum Kundenunternehmen<br />
im AÜV und der Unfallanzeige<br />
• Startdatum des jeweiligen E<strong>in</strong>satzes lt. AÜV und Unfallanzeige<br />
unterschiedlich<br />
7<br />
• Zuordnung des/-r verunfallten Mitarbeiters/-<strong>in</strong> zur konkreten<br />
Unternehmensstruktur (Region/Standort) entspricht<br />
nicht dem aktuellen Stand<br />
Die Kunden- und Mitarbeiterdaten stehen nicht automatisch<br />
und e<strong>in</strong>heitlich zur Verfügung, sondern müssen<br />
manuell durch den Disponenten <strong>in</strong> die Unfallerfassungssoftware<br />
e<strong>in</strong>gegeben werden. Dies vergrößert<br />
den notwendigen Zeitaufwand erheblich und birgt zusätzliche<br />
Fehlermöglichkeiten durch Falschauswahl oder<br />
Schreibfehler.<br />
Die derzeitige Version der Unfallerfassungssoftware<br />
bietet ke<strong>in</strong>e „nicht änderbaren Pflichtfelder“ für die Tätigkeit,<br />
die Art der Verletzung und die verletzten Körperteile<br />
an, so dass die vorhandenen Auswahlfelder durch<br />
die Disponenten überschrieben werden können.<br />
Dies erhöht den Aufwand für e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>heitliche Analyse<br />
erheblich, da die Abweichungen manuell bearbeitet<br />
werden müssen. Damit wird e<strong>in</strong>e Analyse deutlich erschwert.<br />
Es ist noch viel zu tun, bei Manpower und <strong>in</strong> der Zeitarbeit.<br />
Aber es zeigt sich sehr schnell, dass e<strong>in</strong>e verbesserte<br />
Datenanalye hilfreich <strong>in</strong> der Praxis ist und sehr<br />
schnell brauchbare Ergebnisse liefern kann. GEZA hat<br />
bei Manpower viele Verbesserungsimpulse ausgelöst,<br />
die niemand mehr missen möchte.<br />
37
38<br />
8. Wie kann geme<strong>in</strong>sam mit dem Kundenunternehmen das<br />
Betriebliche Gesundheitsmanagement gestaltet werden?<br />
Für e<strong>in</strong> BGM <strong>in</strong> der Zeitarbeit ist e<strong>in</strong>e Kooperation<br />
zwischen Zeitarbeits- und Kundenunternehmen unverzichtbar.<br />
Dies wurde im Schritt 4 ausführlich beschrieben.<br />
Das Potenzial der Zusammenarbeit ist damit aber<br />
noch nicht erschöpft. Die Kooperation kann auch dazu<br />
genutzt werden, um geme<strong>in</strong>sam neue Vorgehensweisen<br />
und <strong>in</strong>novative Ideen im Arbeits- und Gesundheitsschutz<br />
zu entwickeln. Der Zeitarbeitsunternehmer kann zu<br />
e<strong>in</strong>em Dienstleister für die Entwicklung neuer Strategien<br />
im Kundenunternehmen werden.<br />
Entwicklung e<strong>in</strong>er geme<strong>in</strong>samen Strategie<br />
Besonders <strong>in</strong>teressant wird BGM dann, wenn Zeitarbeits-<br />
und Kundenunternehmen geme<strong>in</strong>sam an gesundheitlichen<br />
Belastungsbereichen arbeiten. Dies wurde<br />
im Rahmen von GEZA <strong>in</strong> sogenannten Schnittstellenprojekten<br />
deutlich. Geme<strong>in</strong>sam wurden zu spezifischen<br />
Belastungen wie Schichtarbeit und Bewegungs -<br />
mangel systematisch nach Lösungen gesucht, Maßnahmen<br />
entwickelt und Vere<strong>in</strong>barungen getroffen.<br />
Zu Beg<strong>in</strong>n der Kooperation ist es wichtig, dass die<br />
speziellen Ziele von Personaldienstleister und Kundenunternehmen<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e geme<strong>in</strong>same Zielsetzung e<strong>in</strong>münden.<br />
Darüber h<strong>in</strong>aus sollten die jeweiligen Bedarfe und<br />
Erwartungen der kooperierenden Unternehmen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e<br />
geme<strong>in</strong>same Strategie überführt werden.<br />
Geme<strong>in</strong>same Potenziale stärken<br />
Vor dem H<strong>in</strong>tergrund, dass BGM auch Bereiche wie<br />
Organisations- und Personalentwicklung umfasst, ist es<br />
unabd<strong>in</strong>gbar, dass die jeweiligen betrieblichen Rahmenbed<strong>in</strong>gungen,<br />
Strukturen und Prozesse analysiert und<br />
aufe<strong>in</strong>ander abgestimmt werden. Dieser Prozess kann<br />
durchaus gewünschte Synergie-Effektive mit sich br<strong>in</strong>gen.<br />
Wichtig ist, dass es gel<strong>in</strong>gt, e<strong>in</strong> geme<strong>in</strong>sames Verständnis<br />
von „Gesundheit“ als <strong>in</strong>tegralen Bestandteil<br />
aller Arbeits- und Managementprozesse zu entwickeln.<br />
Geme<strong>in</strong>same Ressourcen und Belastungen<br />
im Blickpunkt<br />
Für die Entwicklung <strong>e<strong>in</strong>es</strong> geme<strong>in</strong>samen BGM s<strong>in</strong>d<br />
die spezifischen betrieblichen Belastungsschwerpunkte<br />
<strong>in</strong> den Blick zu nehmen. Es ist genau zu prüfen, wo<br />
die Belastung für die Zeitarbeitnehmer und die Stammbelegschaft<br />
gleich s<strong>in</strong>d – beispielsweise durch den E<strong>in</strong>satz<br />
im Schichtdienst – oder unterschiedlich – wie<br />
vermutlich bei den psychosozialen Belastungen. Im Fall<br />
der gleichen Belastungen empfiehlt es sich e<strong>in</strong>heitliche<br />
Maßnahmen für beide Belegschaftsgruppen durchzuführen.<br />
S<strong>in</strong>d die Belastungen unterschiedlich, ist zu<br />
überlegen, <strong>in</strong>wiefern unterschiedliche Maßnahmen weiterhelfen.
Was ist zu tun?<br />
• Machen Sie e<strong>in</strong>e Bestandsaufnahme Ihrer Bedarfe<br />
und Ziele im Rahmen Ihres BGM.<br />
• Planen Sie e<strong>in</strong>en geme<strong>in</strong>samen Workshop mit Ihren<br />
Kundenunternehmen zur Erarbeitung e<strong>in</strong>er geme<strong>in</strong>samen<br />
Strategie und Festlegung von Maßnahmenpaketen<br />
sowie zur Erfolgskontrolle.<br />
• Formulieren Sie verb<strong>in</strong>dliche Vere<strong>in</strong>barungen, Verpflichtungen<br />
und Maßnahmen.<br />
8<br />
Die geme<strong>in</strong>same Gestaltung des <strong>Betrieblichen</strong> Ge-<br />
Erfahrungen aus GEZA<br />
sundheitsmanagements von Personaldienstleister und<br />
Kundenunternehmen wurde im Modellprojekt GEZA <strong>in</strong><br />
sogenannten Schnittstellenprojekten erstmalig umgesetzt.<br />
In allen diesen geme<strong>in</strong>samen Aktivitäten wurde<br />
Neuland betreten. Der Personaldienstleister war für die<br />
Disposition von temporären Beschäftigten zuständig<br />
und wurde als Dienstleister für weitere Leistungen bisher<br />
wenig wahrgenommen.<br />
Hierbei diente das Projekt GEZA als Visitenkarte zur<br />
Kontaktaufnahme mit den verantwortlichen Mitarbeitern/-<strong>in</strong>nen<br />
des Kundenunternehmens. Diese waren an<br />
den Zielen und Ergebnissen des Modellprojektes immer<br />
dann sehr <strong>in</strong>teressiert, wenn sie selbst damit begonnen<br />
hatten, das Thema BGM im eigenen Unternehmen stärker<br />
zu forcieren.<br />
Im Rahmen der Zusammenarbeit wurden kle<strong>in</strong>e<br />
Workshops mit Mitarbeitern/-<strong>in</strong>nen <strong>in</strong>stalliert, die auf<br />
Kunden- wie auch auf Manpower-Seite für den Arbeitsund<br />
Gesundheitsschutz zuständig waren. Dies ermöglichte<br />
e<strong>in</strong>en schnellen Erfahrungsaustausch, da die Partner<br />
über konkrete Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen <strong>e<strong>in</strong>es</strong> Unterneh -<br />
mens sprechen konnten.<br />
39
40<br />
Die Workshops wurden mit Kundenunternehmen<br />
verschiedener Branchen durchgeführt und liefen nach<br />
e<strong>in</strong>em vere<strong>in</strong>barten Schema ab.<br />
1. Kontaktaufnahme: Entwicklung e<strong>in</strong>er geme<strong>in</strong>samen<br />
Zielsetzung<br />
2. Bestandsaufnahme: Dokumentation und Diskussion<br />
der konkreten Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen der temporären<br />
Mitarbeiter/-<strong>in</strong>nen<br />
3. Handlungsbereiche: Festlegung konkreter Handlungsbereiche,<br />
die geme<strong>in</strong>sam bearbeitet werden sollen<br />
4. Maßnahmeentwicklung: Entwicklung konkreter Aktionen,<br />
Maßnahmen, die geme<strong>in</strong>sam umgesetzt werden<br />
sollen<br />
5. Vere<strong>in</strong>barungen: Absprachen und Vere<strong>in</strong>barungen zu<br />
konkreten Aktionen und langfristigen Strategien<br />
6. Umsetzung: Absprache zu Verantwortlichkeiten, Vorgehensweisen<br />
etc.<br />
Im Rahmen dieser Workshops bzw. Workshopreihen<br />
wurden im Modellprojekt GEZA die Themen Stolper- und<br />
Sturzunfälle, Schichtarbeit, Umgang mit Stress und allgeme<strong>in</strong>e<br />
H<strong>in</strong>weise zur Beschäftigung <strong>in</strong> der Zeitarbeit<br />
behandelt.<br />
E<strong>in</strong> Personaldienstleister, der das Thema BGM für<br />
sich entdeckt hat und im eigenen Unternehmen umsetzt,<br />
kann als Wissensträger für viele Unternehmen e<strong>in</strong> <strong>in</strong>teressanter<br />
Partner werden. Im Projekt wurden im Wesentlichen<br />
Themen der Zeitarbeitnehmer behandelt. Denkbar<br />
ist aber auch, dass Personaldienstleister und Kundenunternehmen<br />
auch die Stammbelegschaft mit e<strong>in</strong>beziehen.<br />
Im Projekt GEZA wurde deutlich, dass nicht jeder<br />
Kunde an e<strong>in</strong>er Kooperation zur Entwicklung <strong>e<strong>in</strong>es</strong> geme<strong>in</strong>samen<br />
BGM <strong>in</strong>teressiert war. Allerd<strong>in</strong>gs war die Erfahrung<br />
der vielen positiven Rückmeldungen e<strong>in</strong> ermutigendes<br />
Signal für die Zukunft.<br />
Auch bei der geme<strong>in</strong>samen Entwicklung neuer Strategien<br />
war die AOK – Die Gesundheitskasse <strong>in</strong> Hessen<br />
sehr wichtig. Auf der Grundlage der Zusammenarbeit<br />
wurden konkrete Gesundheitsaktionen realisiert, wie<br />
etwa:<br />
• 1.000 Strickmützen mit den Logos „Manpower“ und<br />
„AOK“ sowie AOK-Broschüren unter dem Motto „Erkältung<br />
vermeiden“ an die Mitarbeiter der Region.<br />
• Gesundheitstag beim GEZA-Kundenunternehmen RS<br />
Components, bei dem das Sitzverhalten anhand <strong>e<strong>in</strong>es</strong><br />
Belastungsdiagramms gemessen wurde, das Biologische<br />
Alter (Body-Age) ermittelt wurde, und an über<br />
100 Teilnehmer neben e<strong>in</strong>er Portion Vitam<strong>in</strong>e auch<br />
e<strong>in</strong> Paar Carbon-Nordic-Walk<strong>in</strong>g-Stöcke überreicht<br />
wurden.
9. Wie kann die Wirkung <strong>e<strong>in</strong>es</strong> <strong>Betrieblichen</strong><br />
<strong>Gesundheitsmanagements</strong> bewertet werden?<br />
Auswertung und Controll<strong>in</strong>g<br />
Es wurde bereits an verschiedenen Stellen darauf<br />
h<strong>in</strong>gewiesen, dass e<strong>in</strong> BGM auf Langfristigkeit und<br />
Kont<strong>in</strong>uität angelegt se<strong>in</strong> sollte. Deshalb ist möglichst zu<br />
Beg<strong>in</strong>n der Aktivitäten über e<strong>in</strong> Instrumentarium nachzudenken,<br />
dass e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>schätzung der durchgeführten<br />
Maßnahmen und der dafür <strong>in</strong>vestierten Ressourcen erlaubt.<br />
Dabei hängt natürlich die Bewertung der e<strong>in</strong>zelnen<br />
Aktionen und Maßnahmen von den erwarteten Zielen ab.<br />
E<strong>in</strong> BGM hat E<strong>in</strong>fluss auf verschiedene Prozesse im Unternehmen.<br />
Bereits <strong>in</strong> der Planungsphase ist es ratsam<br />
festzulegen, auf welcher Ebene e<strong>in</strong>e Wirkung besonders<br />
erwünscht ist.<br />
Mögliche Zielgrößen können se<strong>in</strong> (siehe auch Entscheidungshilfe):<br />
• Höhere Arbeitszufriedenheit<br />
• Langfristige Mitarbeiterb<strong>in</strong>dung<br />
• Reduzierung des Krankenstandes<br />
• Bessere Mitarbeitergew<strong>in</strong>nung<br />
• Verbesserung der Kundenkommunikation<br />
• Market<strong>in</strong>g, Außendarstellung<br />
• Verbesserte E<strong>in</strong>satzplanung<br />
9<br />
Nicht alle diese Effekte werden sich <strong>in</strong> konkreten<br />
Zahlen messen lassen. Wenn etwa die Zielgröße e<strong>in</strong>e<br />
langfristige Mitarbeiterb<strong>in</strong>dung ist, dann wird dies nicht<br />
gleich <strong>in</strong> Mitarbeiterjahren oder ger<strong>in</strong>ger Fluktuation<br />
messbar werden. Zahlen werden erst dann verlässlich,<br />
wenn sie über e<strong>in</strong>en längeren Zeitraum erhoben werden.<br />
941<br />
Für e<strong>in</strong>e Auswertung ist es daher wichtig zu überprüfen,<br />
ob die geplanten Prozesse tatsächlich so gelaufen<br />
s<strong>in</strong>d, wie dies beabsichtigt wurde. Bleiben wir bei der<br />
Thematik „Mitarbeiterb<strong>in</strong>dung“. Hier kann überprüft werden,<br />
ob die entsprechenden Mitarbeiter/-<strong>in</strong>nen an den<br />
Gesundheitsmaßnahmen teilgenommen haben und ob<br />
die Maßnahmen aus der Sicht der Mitarbeiter/-<strong>in</strong>nen positiv<br />
bewertet wurden. Dies ist mit e<strong>in</strong>fachen Fragebögen<br />
möglich, die nach jeder Maßnahme verteilt werden und<br />
ebenso e<strong>in</strong>fach ausgewertet werden können.
42<br />
Etwas aufwendiger – aber nicht weniger wünschens-<br />
wert – ist e<strong>in</strong>e regelmäßige Mitarbeiterbefragung, <strong>in</strong> der<br />
noch e<strong>in</strong>mal wichtige Kriterien aus der Sicht der Mitarbeiter/-<strong>in</strong>nen<br />
abgefragt werden.<br />
Schließlich sollten auch noch e<strong>in</strong>mal die Führungskräfte<br />
bzw. Abteilungs- oder Niederlassungsleiter <strong>in</strong><br />
strukturierten Workshops ihre E<strong>in</strong>schätzung mitteilen.<br />
Für e<strong>in</strong>e Bewertung der Aktivitäten des BGM benötigen<br />
Sie e<strong>in</strong>e ausführliche Dokumentation aller Aufwendungen.<br />
Dabei sollen sowohl die konkreten Aktionen<br />
erfasst werden (Teilnehmerzahl, Kosten, Organisationsaufwand<br />
etc.), als auch die Aufwendungen für den kont<strong>in</strong>uierlichen<br />
Betrieb des BGM (Bereitstellung von Mit -<br />
arbeiterressourcen, Materialen, Räumlichkeiten etc.).<br />
Insgesamt schaffen Sie mit diesen drei Aktivitäten<br />
e<strong>in</strong>e gute Grundlage für die Bewertung des BGM:<br />
1. Dokumentation der Aufwendungen<br />
2. Def<strong>in</strong>ition und Priorisierung der Zielgrößen<br />
3. Bewertung e<strong>in</strong>zelner Maßnahmen (Kennzahlen,<br />
Bewertungen, Mitarbeiterbefragung)
Was ist zu tun?<br />
Der wichtigste H<strong>in</strong>weis an dieser Stelle ist: Denken<br />
Sie bereits <strong>in</strong> der Planungsphase darüber nach, wie Sie<br />
mit e<strong>in</strong>fachen Mitteln und Kennzahlen e<strong>in</strong>e gute Basis<br />
für die Auswertung der Aktivitäten des BGM erhalten.<br />
Hier sollten auch die Kooperationspartner nicht vergessen<br />
werden, die vorhandene Instrumente zur Verfügung<br />
stellen können und Unterstützung bei der Auswahl<br />
geben können. Besonders bei kle<strong>in</strong>en und mittleren Unternehmen<br />
s<strong>in</strong>d sonst die eigenen Ressourcen schnell<br />
aufgebraucht.<br />
Auch die Dokumentation der Aufwendungen ist vor<br />
allem dann gut umzusetzen, wenn dies zeitnah erfolgt.<br />
Dazu sollte geklärt werden, welcher/-e Mitarbeiter/-<strong>in</strong> für<br />
diese Aufgabe zuständig ist. Wenn <strong>in</strong> der Planungsphase<br />
geklärt wurde, welche Punkte dokumentiert werden<br />
sollen (Anzahl der Teilnehmer, Zeitaufwand etc.), ist<br />
der laufende Aufwand überschaubar.<br />
Um e<strong>in</strong>e Bewertung aus der Sicht der Mitarbeiter/<br />
-<strong>in</strong>nen zu bekommen, s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>fache Feedbackbögen<br />
sehr nützlich. Auch hier können externe Partner angesprochen<br />
werden und sicherlich Muster zur Verfügung<br />
stellen.<br />
9<br />
Interessant ist weiterh<strong>in</strong> natürlich die Durchführung<br />
e<strong>in</strong>er Mitarbeiterbefragung. Vor allem dann, wenn diese<br />
jedes Jahr durchgeführt wird, ergeben sich aussagekräftige<br />
und hilfreiche Daten. Mitarbeiterbefragungen, <strong>in</strong> die<br />
die Zeitarbeitnehmer e<strong>in</strong>bezogen werden, s<strong>in</strong>d noch <strong>in</strong><br />
vielen Unternehmen neu. Aber gerade <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Branche,<br />
<strong>in</strong> der der Kontakt zum/-r (Zeit-) Mitarbeiter/-<strong>in</strong> nicht<br />
täglich stattf<strong>in</strong>det, ist dieser Aufwand sicherlich nützlich.<br />
In vielen Zeitarbeitsunternehmen werden nach den Kundene<strong>in</strong>sätzen<br />
regelmäßig Fragebögen von den Zeitarbeit<br />
nehmern ausgefüllt, die leicht um e<strong>in</strong>ige Fragen zum<br />
Themenkomplex Gesundheit erweitert werden können.<br />
Auf der Grundlage e<strong>in</strong>er guten Dokumentation, klarer<br />
Zielkriterien und Feedbacks kann dann das BGM weiter<br />
entwickelt werden.<br />
43
44<br />
Erfahrungen aus GEZA<br />
Im Projekt GEZA wurde das Controll<strong>in</strong>g von der<br />
Technischen Universität Dortmund und dem Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gs-<br />
ZentrumZeitarbeit durchgeführt. Wichtig war es immer,<br />
e<strong>in</strong> Controll<strong>in</strong>g aufzubauen, das praktikabel ist und konkrete<br />
Rückmeldungen zu e<strong>in</strong>zelnen Arbeitsschritten ermöglicht.<br />
Daher haben wir e<strong>in</strong> paar konkrete Tipps für<br />
Ihr Unternehmen zusammengestellt:<br />
• Denken Sie bei der Planung bereits an die Auswertung.<br />
• Alles, was Sie erfassen und erheben, muss e<strong>in</strong>deutig<br />
zu verstehen se<strong>in</strong> und möglichst wenige Interpretationen<br />
zulassen. Je e<strong>in</strong>facher und e<strong>in</strong>deutiger, desto<br />
besser.<br />
• Nicht das Rad neu erf<strong>in</strong>den. Viele Instrumente oder<br />
Fragebögen s<strong>in</strong>d anderswo lange erprobt und meist<br />
auch gut zu erhalten.<br />
• Denken Sie <strong>in</strong> längeren Zeiträumen. Was Sie heute erheben,<br />
sollte auch im nächsten Jahr noch <strong>in</strong> gleicher<br />
Weise genutzt werden können.<br />
• Unterscheiden Sie bei der Auswertung klar: Was wissen<br />
wir und was <strong>in</strong>terpretieren wir?
Das BGM beg<strong>in</strong>nt mit dem ersten Schritt – viel Erfolg!<br />
Wir haben Ihnen mit den neun Schritten aufgezeigt,<br />
wie Sie vorgehen können, um <strong>in</strong> Ihrem Unternehmen die<br />
Themen Gesundheit und Arbeitsschutz stärker zu verankern.<br />
Vor allem möchten wir Sie ermutigen, erste<br />
Schritte umzusetzen. Meistens ist es besser, kle<strong>in</strong>e<br />
Schritte systematisch zu realisieren, als viel Energie <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong> großes Konzept zu <strong>in</strong>vestieren, das aber tatsächlich<br />
kaum umgesetzt wird.<br />
Das Besondere an e<strong>in</strong>em BGM <strong>in</strong> der Zeitarbeit s<strong>in</strong>d<br />
die kooperativen Strukturen. Damit ist natürlich zum<br />
e<strong>in</strong>en die vertragliche Beziehung zwischen Ihrem Unternehmen<br />
und den Kundenunternehmen geme<strong>in</strong>t. Hier ist<br />
e<strong>in</strong>e gute Kooperation e<strong>in</strong>e Voraussetzung für das BGM,<br />
die <strong>in</strong> der Folge auch zu e<strong>in</strong>er Vertiefung der Zusammenarbeit<br />
und der Kundenb<strong>in</strong>dung führt.<br />
Zum anderen s<strong>in</strong>d es Partner – wie bei GEZA die<br />
AOK – Die Gesundheitskasse <strong>in</strong> Hessen – die das erforderliche<br />
Wissen und Ressourcen von außen mitbr<strong>in</strong>gen,<br />
um <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Zeitarbeitsunternehmen erfolgreiche Aktivitäten<br />
umzusetzen.<br />
Die Handlungshilfe möchte Ihnen konkrete Tipps<br />
geben und aufzeigen, dass e<strong>in</strong> Betriebliches Gesundheitsmanagement<br />
kont<strong>in</strong>uierlich wachsen kann und<br />
dann zu e<strong>in</strong>er tragenden Säule des Zeitarbeitsunternehmens<br />
werden kann.<br />
Wir wünschen Ihnen dabei viel Erfolg!<br />
45
46<br />
Projektpartner<br />
Manpower GmbH & Co. KG<br />
Düsseldorfer Straße 9, 65760 Eschborn<br />
www.manpower.de<br />
Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gsZentrumZeitarbeit TZZ GmbH<br />
Märkische Straße 86-88, 44141 Dortmund<br />
Telefon: 0231. 28 66 38 90<br />
<strong>in</strong>fo@t-z-z.de www.t-z-z.de<br />
AOK – Die Gesundheitskasse <strong>in</strong> Hessen<br />
In der Witz 29, 55252 Ma<strong>in</strong>z-Kastel<br />
Telefon 06134. 72 54 - 242<br />
Petra.Homberg@he.aok.de<br />
www.aok.de/hessen/<br />
Technische Universität Dortmund<br />
WISO<br />
Forschungsbereich Arbeitssoziologie<br />
Otto-Hahn-Straße 4, 44227 Dortmund<br />
0231. 755 - 3718<br />
L<strong>in</strong>ks<br />
www.gesunde-zeitarbeit.de<br />
Homepage zum Projekt GEZA: Arbeits- und Gesundheitsschutz<br />
mit System:<br />
Entwicklung und Erprobung <strong>e<strong>in</strong>es</strong> <strong>in</strong>tegrierten <strong>Gesundheitsmanagements</strong><br />
für die Zeitarbeitsbranche<br />
www.grazil.net<br />
Homepage zum Projekt GRAziL: Gestaltung, Umsetzung<br />
und Transfer von Instrumenten zum Ressourcenmanagement<br />
und zum Arbeitsschutz im Rahmen <strong>e<strong>in</strong>es</strong> zielgruppenbezogenen<br />
Ansatzes für Leiharbeitnehmer <strong>in</strong><br />
Entleihunternehmen.<br />
www.baua.de/modellprogramm<br />
Auf der Homepage der Bundesanstalt für Arbeitsschutz<br />
und Arbeitsmediz<strong>in</strong> werden die Modellvorhaben der seit<br />
1999 ausgeschriebenen Förderschwerpunkte vorgestellt.<br />
H<strong>in</strong>weis zur Homepage des Modellprogramms:<br />
Auf dieser Homepage f<strong>in</strong>den Sie auch Handlungshilfen<br />
von Projekten aus früheren Förderschwerpunkten.<br />
www.gutepraxis.<strong>in</strong>qa.de<br />
Die <strong>INQA</strong>-Datenbank „Gute Praxis“ enthält über 300 Beispiele<br />
sicherer, gesunder und wettbewerbsfähiger Arbeit<br />
aus Unternehmen sowie praxiserprobte Handlungshilfen.<br />
Hier f<strong>in</strong>den Sie <strong>in</strong> Ihrer Region Ansprechpartner, Förderer<br />
oder Mitstreiter für e<strong>in</strong>e neue Qualität der Arbeit und profitieren<br />
vom Know-how aus den Betrieben.
Impressum<br />
GEZA – Arbeits- und Gesundheitsschutz mit System: Entwicklung<br />
und Erprobung <strong>e<strong>in</strong>es</strong> <strong>in</strong>tegrierten <strong>Gesundheitsmanagements</strong><br />
für die Zeitarbeitsbranche<br />
Herausgeber<br />
AOK – Die Gesundheitskasse <strong>in</strong> Hessen<br />
Manpower GmbH & Co. KG<br />
Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gsZentrumZeitarbeit TZZ GmbH<br />
gefördert vom Bundesm<strong>in</strong>isterium für Arbeit und Soziales<br />
(BMAS) im Rahmen des „Modellprogramms zur Bekämpfung<br />
arbeitsbed<strong>in</strong>gter Erkrankungen“ im Förderschwerpunkt 2008<br />
„Zeitarbeit – neue Herausforderungen für den Arbeits- und<br />
Gesund heitsschutz“<br />
fachlich begleitet durch die Bundesanstalt für Arbeitsschutz<br />
und Arbeitsmediz<strong>in</strong><br />
Projekträger<br />
gsub – Gesellschaft für soziale Unternehmensberatung mbH<br />
Kronenstraße 6, 10117 Berl<strong>in</strong><br />
www.gsub.de<br />
Projektleitung<br />
Manpower GmbH & Co. KG<br />
Düsseldorfer Straße 9, 65760 Eschborn<br />
www.manpower.de<br />
Autoren<br />
Bernd Benikowski – TZZ GmbH<br />
Petra Homberg – AOK – Die Gesundheitskasse <strong>in</strong> Hessen<br />
Andreas Hencker – Manpower GmbH & Co. KG<br />
Fachliche Begleitung<br />
Rita Oldenbourg, Frank Brenscheidt und Ulrike Rösler<br />
Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmediz<strong>in</strong><br />
www.baua.de/modellprogramm<br />
Layout<br />
Q3 design GbR, www.Q3design.de<br />
Herstellung<br />
Druckerei Schmidt GmbH & Co. KG, Lünen<br />
Abbildungen<br />
Fotolia.com: Titel: John Casey, Esther Hildebrandt, G<strong>in</strong>a<br />
Sanders, Seite 4: Richard Villalon, Jeanette Dietl, Natalia<br />
Bratslavsky, Seite 6: Yuri Arcurs, Seite 7: Yuri Arcurs, jayrb,<br />
dreef, Seite 9: Esther Hildebrandt, Seite 10: pumba, carlosseller,<br />
Seite 12: M&S Fotodesign, Seite 13: Yuri Arcurs,<br />
Seite 15: Adam Booth, Seite 16: Mar<strong>in</strong>a Lohrbach,<br />
Seite 18: Esther Hildebrandt, Seite 19: federico igea, Seite<br />
20: RG, Seite 21: damian, Seite 22: Jürgen Effner, Seite 23:<br />
pressmaster, Seite 24: Oli_oK, Seite 25: Kybele, Seite 27:<br />
Richard Villalon, Seite 28: Andrea Seemann, Seite 29: Esther<br />
Hildebrandt, Seite 31: pressmaster, Seite 32: G<strong>in</strong>a Sanders,<br />
Seite 33: foto-dave, Seite 35: sattahipbeach, Seite 36:<br />
Kadmy, Seite 39: LE Image, Seite 40: flashpics, Seite 42:<br />
romanchuck, Seite 43: G<strong>in</strong>a Sanders, Seite 44: Micha,<br />
Seite 45: Yuri Arcurs, Kzenon, Rücktitel: kalou1927,<br />
3d-Master, Yuri Arcurs<br />
47
www.gesunde-zeitarbeit.de