05.01.2013 Aufrufe

EVA - Chemie und ihre Didaktik, Universität Wuppertal

EVA - Chemie und ihre Didaktik, Universität Wuppertal

EVA - Chemie und ihre Didaktik, Universität Wuppertal

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

1<br />

Färben von Textilien<br />

<strong>EVA</strong> - Online<br />

Heute machen wir blau<br />

O<br />

H<br />

N<br />

C<br />

C C<br />

N C<br />

H O<br />

Indigo<br />

blau, wasserunlöslich<br />

Oxidation an der Luft<br />

+ 2e –<br />

Reduktion in der Küpe<br />

B1 Indigo als Küpenfarbstoff<br />

O H<br />

N<br />

–<br />

C<br />

C C<br />

N C<br />

H O –<br />

Leukoindigo-Base<br />

farblos bis gelblich, wasserlöslich<br />

Versuche<br />

Hinweise: Bezugsquelle für Siriusechtblau:<br />

www.diagonal-shop.de; Ersatzstoffe für Supracen<br />

®<br />

Blau : der Textilfarbstoff Simplicol aus dem Drogeriemarkt<br />

oder der Lebensmittelfarbstoff Indigotin<br />

(Indigocarmin).<br />

V1 Küpenfärbung mit Indigo: Versetzen Sie in einem<br />

Rggl. 0,5 g Indigo <strong>und</strong> 5 g Natriumhydroxid*-Plätzchen<br />

mit 10 mL heißem Wasser, schütteln Sie um<br />

<strong>und</strong> geben Sie 1 g Natriumdithionit* Na S O zu.<br />

Verschließen Sie das Reagenzglas mit einem<br />

Gummistopfen <strong>und</strong> schütteln Sie ca. 1 min. Gießen<br />

Sie das nun grünliche Gemisch in ein Becherglas mit<br />

100 mL heißem Wasser. Tauchen Sie ein Baumwolltuch<br />

in diese Küpe, spülen Sie das Tuch<br />

anschließend gründlich mit Wasser ab <strong>und</strong> lassen<br />

Sie es an der Luft trocknen.<br />

V2 Direktfärbung mit Siriuslichtblau: Lösen Sie 0,1 g<br />

Siriuslichtblau, 15 g Natriumchlorid <strong>und</strong> 0,5 g<br />

Natriumcarbonat* in 100 mL heißem Wasser (60°C),<br />

geben Sie ein Baumwolltuch hinein <strong>und</strong> erhitzen Sie<br />

ca. 10 min zum Sieden. Waschen Sie die Stoffprobe<br />

anschließend mit kaltem Wasser. Färben Sie auch<br />

Textilproben aus Wolle, Polyester <strong>und</strong> Polyamid.<br />

V3 Färben mit einem ionischen Farbstoff: Lösen Sie<br />

®<br />

0,1 g Supracen Blau G in 10 mL kochendem<br />

Wasser <strong>und</strong> verdünnen Sie mit 60°C heißem Wasser<br />

auf 400 mL. Geben Sie 10 mL Natriumsulfat-Lösung,<br />

w = 10 %, <strong>und</strong> 4 mL verd. Schwefelsäure*, w= 10%,<br />

zu. Geben Sie in diese Färbelösung Textilproben<br />

aus Baumwolle, Wolle, Polyamid, Polyester <strong>und</strong><br />

Polyacrylnitril. Erhitzen Sie ca. 15 min zum Sieden,<br />

wobei Sie die Gewebeproben mit einem Glasstab<br />

immer wieder bewegen. Spülen Sie die Gewebeproben<br />

anschließend mit heißem, dann mit kaltem<br />

Wasser. Alternativ lässt sich dieser Versuch auch<br />

mit β-Naphtholorange durchführen.<br />

2<br />

2 4 2-<br />

O<br />

B2 Supracen Blau G<br />

F<br />

SO 3<br />

N H 3<br />

®<br />

O N<br />

H<br />

Auswertung<br />

a) Vergleichen Sie die Wasserlöslichkeit von Indigo<br />

mit der der Leukoindigo-Base <strong>und</strong> erklären Sie den<br />

Unterschied. Begründen Sie, warum man die<br />

Küpenfärbung in alkalischer Lösung durchführt.<br />

b) Erklären Sie, warum sich auf der Küpe eine blaue<br />

Haut bildet.<br />

c) Dithionit-Ionen S O sind starke Reduktionsmittel<br />

2 4 2-<br />

<strong>und</strong> werden zu Sulfit-Ionen SO oxidiert. Formu-<br />

lieren Sie die vollständigen Reaktionsgleichungen für<br />

die Reduktion von Indigo in der Küpe <strong>und</strong> die<br />

Rückbildung von Indigo beim Trocknen. Geben Sie<br />

dabei an, welche Atome im Indigo- Molekül <strong>ihre</strong><br />

Oxidationszahl ändern.<br />

d) Könnte man mit Indigo nach der Vorschrift in V2<br />

Textilien färben? Erklären Sie anhand Ihrer<br />

Vermutung <strong>und</strong> von B1, warum sich Indigo nicht zur<br />

Direktfärbung eignet.<br />

e) Welche Textilien werden in V3 angefärbt?<br />

Erläutern Sie, welche zwischenmolekularen<br />

®<br />

Bindungen Supracen Blau -Teilchen mit der Faser<br />

eingehen können (B2 <strong>und</strong> B3). (Hinweis: Überlegen<br />

Sie, was für Ionen Supracen Blau -Moleküle in<br />

schwefelsaurer Lösung bilden.)<br />

B3 Bindung von anionischen bzw. kationischen Farbstoffen<br />

(vgl. extra) an eine Wollfaser. F<br />

stellt einen<br />

Farbstoff-Molekülrest dar. Die Wollfaser trägt sowohl<br />

kationische als auch anionische Gruppen.<br />

N<br />

H<br />

F<br />

O<br />

N H 3<br />

COO<br />

Wollfaser Wollfaser<br />

3 2-<br />

®


Färben von Textilien mit Küpenfarbstoffen<br />

B4 Traditionelles Färben mit natürlichem Indigo<br />

Ein großer Teil der Farbstoffe wird zur Textilfärbung<br />

verwendet. Aber nicht jeder Farbstoff ist dafür<br />

geeignet. Ein Farbstoff muss lichtecht <strong>und</strong> waschecht<br />

sein, d.h. er muss so fest auf der Faser haften,<br />

dass er auch beim Waschen nicht abgelöst wird. Der<br />

Farbstoff muss auf die Faser „aufziehen“. Dazu ist<br />

es nötig, dass der Farbstoff im Färbebad, der<br />

„Flotte“, löslich ist, damit das zu färbende Textil vom<br />

Farbstoff durchtränkt wird. Weiterhin müssen<br />

Textilfarbstoffe alkali- <strong>und</strong> säurefest sein, da sie<br />

sonst in der alkalischen Waschlauge <strong>ihre</strong> Farbe<br />

ändern.<br />

Küpenfarbstoffe: Mit Indigo lassen sich Textilien<br />

nicht direkt färben, denn Indigo, dessen Moleküle<br />

starke intramolekulare Wasserstoffbrückenbindungen<br />

ausbilden, ist nicht wasserlöslich (B1, Auswertung<br />

a). Um auf eine Faser aufzuziehen, muss<br />

Indigo erst in eine wasserlösliche Form überführt<br />

werden. Dazu wird Indigo in der Küpe mit Natriumdithionit<br />

zu fast farblosem Leukoindigo reduziert. In<br />

alkalischer Lösung liegt das gut lösliche Dianion des<br />

Leukoindigos vor, das auf die Faser aufziehen kann.<br />

Das in der Küpe behandelte Gewebestück wird nach<br />

dem Waschen an der Luft getrocknet. Dabei entsteht<br />

durch Oxidation wieder blaues, wasserunlösliches<br />

Indigo, das an den Fasern haften bleibt.<br />

Färben mit Indigo (B4, B5) ist ebenso alt wie aktuell.<br />

Schon vor 4000 Jahren kannten die Ägypter die<br />

Technik der Küpenfärbung. Beim Färben mit<br />

natürlichem Indigo entstehen reduzierende Verbindungen<br />

in der Küpe selbst durch Vergären pflanzlicher<br />

Bestandteile. Indigo ist wie alle Küpenfarbstoffe,<br />

zu denen auch die Anthrachinonfarbstoffe<br />

(Indanthrenfarbstoffe) gehören, sehr wasch- <strong>und</strong><br />

lichtecht, allerdings nicht reibfest. An besonders<br />

beanspruchten Stellen wird der Farbstoff von der<br />

Faser ausgerieben. Dies verleiht mit Indigo<br />

gefärbten Kleidungsstücken wie Jeans schnell das<br />

oft gewünschte abgetragene Aussehen.<br />

Färben von Textilien 2<br />

B5 Farbige Kleidung dank Indigo <strong>und</strong> anderer Textilfarbstoffe<br />

Aufgaben<br />

A1 Eine Schülerin möchte <strong>ihre</strong> Jeans modisch<br />

ausbleichen <strong>und</strong> behandelt sie dazu mit einem<br />

käuflichen Textilentfärbemittel, bis die Hose an den<br />

behandelten Stellen nur noch schwach blau ist.<br />

Nach dem Auswaschen <strong>und</strong> Trocknen stellt sie<br />

verblüfft fest, dass die Hose wieder genauso blau<br />

wie vorher ist. Aber sie findet schnell eine<br />

Erklärung.<br />

a) Formulieren Sie <strong>ihre</strong> Erklärung.<br />

b) Erläutern Sie, welche Eigenschaften die Substanzen<br />

im Textilentfärbemittel besitzen.<br />

A2 Stellen Sie in einem Referat die Färbung von<br />

Textilien mit Direktfarbstoffen bzw. mit ionischen<br />

Farbstoffen vor.<br />

extra Direktfarbstoffe: Die einfachste Methode,<br />

Baumwolle, eine Cellulosefaser mit vielen<br />

Hydroxy-Gruppen, einzufärben, ist das Färben<br />

mit direkt ziehenden Farbstoffen. Man taucht das<br />

Gewebe einige Zeit in die wässrige Farbstoff-<br />

Lösung <strong>und</strong> der Farbstoff haftet gut an der Faser.<br />

Direkt ziehende Farbstoffe sind überwiegend<br />

Azofarbstoffe mit Hydroxy <strong>und</strong> Amino-Gruppen im<br />

Molekül. Zwischen den funktionellen Gruppen der<br />

Farbstoff-Moleküle <strong>und</strong> den Hydroxy-Gruppen der<br />

Baumwollfaser bilden sich Wasserstoffbrückenbindungen<br />

aus, wodurch die Farbstoff-Moleküle<br />

mit der Faser verknüpft werden.<br />

Ionische Farbstoffe: Wolle <strong>und</strong> Seide lassen<br />

sich gut mit anionischen oder kationischen<br />

Farbstoffen direkt einfärben. Wolle <strong>und</strong> Seide<br />

sind Proteinfasern, die in <strong>ihre</strong>n Molekülen<br />

elektrisch geladene Amino- –NH3 + <strong>und</strong> Carboxy-<br />

-<br />

Gruppen –COO enthalten, die mit ionischen<br />

Farbstoffen feste salzartige Bindungen eingehen<br />

(B3).<br />

<strong>EVA</strong> - Online

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!