kurs bayernhafen - bayernhafen Gruppe
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Gastbeitrag von Dr. Heiko von der Gracht<br />
unsere Innenstädte für Kinder, Senioren,<br />
Asthmatiker und Allergiker unbewohnbar?<br />
Mit hoher Wahrscheinlichkeit niemals. Der<br />
anhaltende Trend zur Luft- und Umweltverschmutzung<br />
kann sich sogar umkehren.<br />
Wenn Forscher die großen Verbesserungen<br />
bei Motoren- und Transporttechnik, bei<br />
Routen- und Kapazitätsplanung (Reduktion<br />
von Leerfahrten), die fortschreitende<br />
Integration von Supply Chains, die vielen<br />
neuen Kooperationen und die Trends zu<br />
Schiene und Binnenschifffahrt hochrechnen,<br />
dann wird die Logistik zum echten<br />
Garanten für eine gesunde und schöne<br />
neue Umwelt. Das heißt nicht: Wir können<br />
uns alle entspannen, weil es ja doch nicht<br />
so schlimm kommt, wie viele befürchten.<br />
Es heißt vielmehr: Wenn wir so weitermachen,<br />
wie wir angefangen haben, und<br />
jedes Quartal noch ein wenig mehr Leerfahrten<br />
reduzieren, noch mehr Lieferanten<br />
entlang der Supply Chain besser integrieren<br />
und noch mehr Transporte auf Wasser<br />
und Schiene verlagern, dann kippt eines<br />
Tages die ganze unselige Entwicklung und<br />
unsere Umwelt wird statt jährlich schlechter<br />
immer besser und besser.<br />
10 <strong>kurs</strong> <strong>bayernhafen</strong><br />
Bleibt die Logistik<br />
reine Männerbranche?<br />
Die Antwort der Forscher: Nein. Die Logistik<br />
wird schon bald vom branchenübergreifenden<br />
Trend zur Feminisierung ergriffen.<br />
Bereits heute sind Frauen im Luftfahrt- und<br />
Reisebereich sowie bei den Post- und Kurierdiensten<br />
gut vertreten. Darüber hinaus gibt<br />
es immer mehr Ingenieurinnen, Professorinnen<br />
und Doktorinnen. 60 Prozent der<br />
Hochschulabsolventen sind mittlerweile<br />
Frauen. Die Telekom hat die Frauenquote<br />
eingeführt, Siemens hat eine Vorständin<br />
für Supply Chain Management berufen und<br />
den renommierten Logistiklehrstuhl der<br />
Universität Nürnberg-Erlangen leitet inzwischen<br />
eine Professorin. Das ist gut so. Denn<br />
Studien haben ergeben, dass Unternehmen<br />
mit mindestens drei Frauen auf der höchsten<br />
Führungsebene signifikant bessere<br />
Unternehmensergebnisse und eine höhere<br />
Rentabilität erzielen. Das heißt aber nicht:<br />
Tee trinken und den Trend abwarten. Von<br />
Trends profitieren immer nur jene, die dabei<br />
mitmachen. Wer Logistikerinnen möchte,<br />
sollte sie umwerben.<br />
Kommt der Modal Shift?<br />
Der vielbeschworene Trend zur Schiene<br />
und zum Wasser wird sich weiterhin positiv<br />
entwickeln. Vor allem setzen immer mehr<br />
Unternehmen auf eine gesteigerte Intermodalität.<br />
Das heißt: Den LKW von Flensburg<br />
nach Isny gibt es immer seltener. Immer<br />
mehr dafür einen bunten Mix aus Straße,<br />
Schiene, Luft und Wasser – je nachdem,<br />
welche Transportkombination kostensparender,<br />
kapazitätsschonender und umweltverträglicher<br />
ist.<br />
Intermodalität lohnt sich auch deshalb<br />
immer mehr, weil die Effizienz beim<br />
Umschlagen durch Automatisierung und<br />
moderne Technologien wie RFID immer größer<br />
wird. Eine Herausforderung dabei ist es<br />
noch, die IT-Systeme entlang der Transportkette<br />
zu harmonisieren. Doch auch daran<br />
arbeiten Forscher und Praktiker.<br />
Womit verdienen<br />
wir morgen unser Geld?<br />
Es gibt eine Menge Menschen, die Logistik<br />
immer noch mit Transport, Umschlag und<br />
Lagerhaltung verwechseln. Das ist deshalb<br />
so gefährlich, weil die Zukunft der Logistik<br />
im engeren Sinne eben nicht in Transport,<br />
Umschlag und Lagerhaltung liegt. Sondern?<br />
In den Dienstleistungen entlang<br />
der Versorgungskette, den sogenannten<br />
Supply Chain Services. Schon heute baut<br />
nicht Toyota die Toyotas in der Endfertigung<br />
zusammen, sondern der Logistiker,<br />
der in Bremerhaven die Autos für den<br />
europäischen Markt anlandet. Diese Endkonfektionierung<br />
ist kein Transport mehr,<br />
sie ist ein Service. Das hat mit der Logistik<br />
aus Kaiser Wilhelms Zeiten nicht mehr viel<br />
zu tun. Dafür mit Supply Chain Services.<br />
Diese Services werden das Gesicht der Logistik<br />
von Morgen, den Erfolg von Logistikdienstleistern,<br />
die Zahl der Beschäftigten<br />
und vor allem die Bedeutung der Logistik<br />
für Wirtschaft, Politik und Gesellschaft auf<br />
entscheidende Weise prägen.<br />
Die Strategie von morgen<br />
Natürlich müssen die Kernleistungen der<br />
Logistik auch künftig qualitativ erstklassig<br />
sein. Wie in den letzten 4000 Jahren. Aber<br />
das sind sie ja sowieso. Logistiker arbeiten<br />
exakt, zuverlässig, kostengünstig. Doch<br />
wer auch morgen noch gute bis glänzende<br />
Geschäfte machen möchte, wird sich schon<br />
heute ganz dicht zum Kunden hinbewegen<br />
und ihm seine Wünsche buchstäblich von<br />
den Lippen abzulesen – und daraus Supply<br />
Chain Services zu entwerfen. Services,<br />
die für den Kunden attraktiv und für den<br />
Logistiker lukrativ sind. Der Umsatzanteil<br />
dieser Services wird in den nächsten Jahren<br />
teilweise sprunghaft steigen und der<br />
Logistik, ihren Kunden, aber vor allem der<br />
Gesellschaft einen Wohlstand, eine Versorgungssicherheit<br />
und einen Komfort verschaffen,<br />
von denen unserer Mütter und<br />
Väter früher nur träumen konnten. Der<br />
Binnenhafen als Wiege des Wohlstands<br />
der modernen Gesellschaft? Die Zukunft<br />
wird es weisen.