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open.med Bericht 2007 - Ärzte der Welt e.V.

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<strong>Bericht</strong> <strong>2007</strong><br />

Die <strong>Welt</strong> vergisst schnell. Wir helfen weiter. Die <strong>Welt</strong> vergisst schnell. Wir helfen weiter.<br />

<strong>open</strong>.<strong>med</strong><br />

Zugang zur <strong>med</strong>izinischen Versorgung<br />

für Menschen ohne Versicherungsschutz


Inhaltsverzeichnis<br />

Vorwort 2<br />

Zusammenfassung 4<br />

Über Médecins du Monde/<strong>Ärzte</strong> <strong>der</strong> <strong>Welt</strong> 6<br />

1. Das Gesundheitssystem in Deutschland 8<br />

1.1. Schwachstellen im Krankenversicherungssystem 8<br />

1.2. Die schwierige Situation von Menschen aus den neuen EU-Län<strong>der</strong>n 9<br />

1.3. Die begrenzte <strong>med</strong>izinische Versorgung im Rahmen des Asylbewerberleistungsgesetzes 10<br />

1.4. Der erschwerte Zugang zum regulären Gesundheitssystem für Menschen ohne Papiere 11<br />

1.5. Son<strong>der</strong>fall Schwangerschaft 13<br />

2. Die Arbeit von <strong>open</strong>.<strong>med</strong> 15<br />

2.1. Unser Ziel: verbesserter Zugang zur <strong>med</strong>izinischen Versorgung für Nicht-Versicherte 15<br />

2.2. Das Team 17<br />

2.3. Der Ablauf eines Patientenbesuchs 18<br />

2.4. Unsere Patienten 19<br />

2.4.1. Soziodemographische Daten 20<br />

2.4.2. Diagnostik <strong>der</strong> Krankheitsbil<strong>der</strong> 23<br />

3. Öffentlichkeitsarbeit 25<br />

4. Dankeschön 27<br />

Impressum 28<br />

Kontaktdaten 29<br />

1


2<br />

Vorwort<br />

Unzufriedenheit über Beitragserhöhungen und<br />

Kürzungen bei den Kassenleistungen prägt die aktuelle<br />

Diskussion zur <strong>med</strong>izinischen Versorgung in<br />

Deutschland. Die Einführung des neuen Basistarifs<br />

soll für jeden Bürger die <strong>med</strong>izinische Versorgung<br />

im Krankheitsfall garantieren. Doch gibt es laut<br />

statistischem Bundesamt etwa 200 000 Deutsche,<br />

die diesen Mindestbeitrag nicht aufbringen können.<br />

Im Krankheitsfall dreht sich die Sorge <strong>der</strong> Betroffenen<br />

folglich nicht nur um die eigene Gesundheit,<br />

son<strong>der</strong>n gleichermaßen um die Frage nach<br />

dem wirtschaftlichen Überleben. Neben nicht versicherten<br />

deutschen Mitbürgern sind vor allem<br />

von dieser Problematik betroffen – Menschen, die<br />

ohne o<strong>der</strong> nur mit unsicherem Aufenthaltsstatus<br />

in Deutschland leben. Gerade ihnen, <strong>der</strong>en<br />

schwierige Lebensbedingungen die Entwicklung<br />

von Krankheiten begünstigen, bleibt <strong>der</strong> Zugang<br />

zu <strong>med</strong>izinischer Hilfe oft versperrt.<br />

Wir von <strong>open</strong>.<strong>med</strong> sind in unserer Arbeit täglich<br />

mit dem Schicksal dieser Menschen konfrontiert.<br />

Von den Patienten, die zu uns kommen, sind fast<br />

15 % Deutsche. Einen wichtigen Anteil (19,6 %)<br />

bilden Migranten ohne Papiere. Für sie ist ein Besuch<br />

beim Arzt immer mit <strong>der</strong> Angst verbunden,<br />

entdeckt und abgeschoben zu werden.<br />

Doch auch für Einwan<strong>der</strong>er mit Ausweispapieren<br />

ist <strong>der</strong> Zugang zur Gesundheitsversorgung nicht<br />

immer gewährleistet.Vor allem Bürger aus den<br />

neuen EU-Staaten können sich eine Krankenversicherung<br />

aufgrund ihres niedrigen Einkommens oft<br />

nicht leisten.<br />

Seit September 2006 können wir bei <strong>open</strong>.<strong>med</strong> in<br />

München dank des ehrenamtlichen Engagements<br />

von <strong>Ärzte</strong>n und Pflegepersonal diesen Menschen<br />

eine kostenlose <strong>med</strong>izinische Gesundheitsversorgung<br />

anbieten.Viel wurde seit Beginn des Projektes<br />

schon erreicht, doch bestehen nach wie vor Engpässe.<br />

Zu den Bereichen, die weiter ausgebaut<br />

werden müssen, gehört insbeson<strong>der</strong>e die stationäre<br />

Behandlung <strong>der</strong> nicht versicherten Patienten.<br />

Die Frage nach <strong>der</strong> Kostenübernahme für solche<br />

umfangreichen <strong>med</strong>izinischen Leistungen ist bislang<br />

ungeklärt. <strong>open</strong>.<strong>med</strong> setzt sich in diesen Fällen<br />

dafür ein, neue Regelungen und tragbare Lösungen<br />

zu finden.<br />

Natürlich ist nicht nur Deutschland gezwungen,<br />

sich den gesundheitspolitischen Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />

zu stellen. Lösungsansätze bieten unter an<strong>der</strong>em<br />

unsere europäischen Nachbarn, wo das Recht auf<br />

Gesundheitsversorgung für alle Menschen ohne<br />

Rücksicht auf ihren Aufenthaltsstatus o<strong>der</strong> ihr Einkommen<br />

gesetzlich verankert ist. In Italien gilt<br />

ein Meldeverbot im gesundheitlichen Bereich.<br />

Für nie<strong>der</strong>ländische <strong>Ärzte</strong> besteht die Möglichkeit,<br />

Kosten, die ihnen bei <strong>der</strong> Behandlung illegaler Einwan<strong>der</strong>er<br />

entstehen, auf Antrag von einer staatsfinanzierten<br />

Stiftung erstatten zu lassen. In Spanien<br />

haben Migranten ohne Papiere den gleichen Zugang<br />

zum öffentlich finanzierten Gesundheitssystem<br />

wie Staatsangehörige. Die einzige Bedingung<br />

ist, dass sie sich bei <strong>der</strong> Stadt registrieren müssen.<br />

Eine mögliche Umsetzung solcher Ansätze sollte<br />

auch in Deutschland diskutiert werden, denn ungeachtet<br />

aller Landesgrenzen gehört das Recht auf<br />

<strong>med</strong>izinische Versorgung zu den Grundrechten eines<br />

jeden Menschen.<br />

Dr. Pierre Rosenstiel,<br />

stellvertreten<strong>der</strong> Vorstandsvorsitzen<strong>der</strong>,<br />

<strong>Ärzte</strong> <strong>der</strong> <strong>Welt</strong> e.V.<br />

Dr. Barbara Theml,<br />

ehrenamtliche Leiterin, <strong>open</strong>.<strong>med</strong><br />

Marion Chenevas,<br />

Projektkoordinatorin, <strong>open</strong>.<strong>med</strong><br />

3


Zusammenfassung<br />

Dieser <strong>Bericht</strong> basiert auf Daten, die im Jahr <strong>2007</strong> bei dem Projekt<br />

<strong>open</strong>.<strong>med</strong> von <strong>Ärzte</strong> <strong>der</strong> <strong>Welt</strong> gesammelt wurden. Das Projekt<br />

bietet Menschen ohne Krankenversicherung Zugang zur<br />

Gesundheitsversorgung in München. Aus den Daten von 343<br />

Arztkonsultationen sowie 189 sozialen Beratungen haben<br />

wir einen <strong>Bericht</strong> zusammengestellt, in dem wir zeigen wollen,<br />

wer unsere Patienten sind, woher sie kommen, welche Probleme<br />

sie haben, und welche Erfahrungen sie bei dem Versuch<br />

gemacht haben gesundheitliche Hilfe in Anspruch zu nehmen.<br />

Im Jahr <strong>2007</strong> verzeichnete <strong>open</strong>.<strong>med</strong> bereits 453 Besuche in <strong>der</strong><br />

Augsburgerstraße, davon 343 Arztkonsultationen.<br />

262 Personen konnten wir außerdem Termine bei nie<strong>der</strong>gelassenen<br />

Partnerärzten o<strong>der</strong> bei unserem Partnerlabor vermitteln.<br />

Ein wesentlicher Teil <strong>der</strong> Patienten, die sich zum Zeitpunkt<br />

ihrer Vorstellung in beson<strong>der</strong>s misslichen Lebenssituationen befanden,<br />

wurde außerdem vom <strong>open</strong>.<strong>med</strong>-Team zur Krisenintervention<br />

über mehrere Wochen, manchmal auch Monate aktiv<br />

begleitet. Im Jahr <strong>2007</strong> wandten sich insgesamt 211 Personen<br />

mit <strong>med</strong>izinischen bzw. psychosozialen Fragestellungen an uns.<br />

Die Anzahl <strong>der</strong> einzelnen Klientenbesuche in diesem<br />

Jahr variiert zwischen ein bis max. fünfzehn Konsultationen.<br />

Der Anteil <strong>der</strong> Frauen (61,8 %) war wesentlich höher als <strong>der</strong><br />

<strong>der</strong> Männer (38,2 %). Die größte Patientengruppe bildeten Erwachsene<br />

zwischen 20 und 39 Jahren (44,6 %). 64 verschiedene<br />

Nationalitäten waren vertreten, die meisten Patienten kamen<br />

jedoch aus den neuen EU-Län<strong>der</strong>n, wie Polen o<strong>der</strong> Bulgarien<br />

(24,9 % ).<br />

4<br />

77,2 % aller Besucher gaben an, über keinerlei Krankenversicherung<br />

zu verfügen.<br />

43,9 % <strong>der</strong> Klienten sahen sich nicht in <strong>der</strong> finanziellen Lage,<br />

für ihre <strong>med</strong>izinische Versorgung selbst aufzukommen. Und<br />

auch administrative Schwierigkeiten stellten offensichtlich ein<br />

Problem dar: Sie wurden von 20,9 % <strong>der</strong> Befragten als eine<br />

entscheidende Hürde beim Zugang zur ärztlichen Versorgung<br />

eingeschätzt.<br />

Ein wesentlicher Teil unserer Patienten waren statuslos (19,6 %).<br />

Sie werden von keiner Krankenversicherung aufgenommen.<br />

In akuten Fällen haben sie einen Anspruch auf <strong>med</strong>izinische<br />

Dienstleistung. Die Kostenerstattung einer Behandlung erfolgt<br />

entwe<strong>der</strong> bar durch den Patienten selbst o<strong>der</strong> über die<br />

zuständigen Sozialämter. Das Sozialamt ist allerdings gemäß<br />

dem Aufenthaltsgesetz dazu verpflichtet, in <strong>der</strong> Illegalität<br />

lebenden Menschen <strong>der</strong> Auslän<strong>der</strong>behörde zu melden. Die<br />

Inanspruchnahme <strong>med</strong>izinischer Hilfe kann somit zur Aufdekkung<br />

eines nicht legalen Aufenthaltes und einer anschließenden<br />

Ausweisung führen. Aus Angst vor diesen Konsequenzen<br />

gehen die meisten Menschen ohne Papiere nur dann zum Arzt,<br />

wenn sie die Behandlung auch selbst zahlen können.<br />

Eine alarmierend hohe Zahl unserer Patienten waren auch<br />

Deutsche ohne Krankenversicherung (14,8 %).<br />

Das statistische Bundesamt schätzt, dass bundesweit etwa<br />

200 000 Deutsche ohne Krankenversicherung leben. Seit dem<br />

01.04. <strong>2007</strong> ist das neue Gesundheitsgesetz in Kraft. Dieses<br />

besagt, dass sich je<strong>der</strong> gesetzlich krankenversichern muss. Viele<br />

Selbständige können allerdings aufgrund ihres niedrigen<br />

Einkommens kaum die Beiträge einer privaten Krankenversicherung<br />

zahlen. Dies betrifft auch viele aus den EU-Län<strong>der</strong>n<br />

stammende Patienten, die in gering bezahlten Arbeitsverhältnissen<br />

ihren Lebensunterhalt verdienen. Außerdem müssen<br />

die Personen, die sich wie<strong>der</strong> versichern lassen wollen,<br />

rückwirkend zum 01. 04. <strong>2007</strong> die monatlichen Beiträge nachzahlen<br />

und viele haben auch noch Schulden bei ihren alten<br />

Krankenkassen. Dies bedeutet einen enormen Kostenaufwand<br />

für die Betroffenen, den nur die wenigsten zahlen können.<br />

10,4 % aller Konsultationen fanden aus Gründen<br />

von Schwangerschaft, Geburt und Familienplanung statt.<br />

Viele unserer Patientinnen hatten keine Aufenthaltsgenehmigung<br />

in Deutschland. Zumeist kamen die Frauen in <strong>der</strong> Endphase<br />

ihrer Schwangerschaft, ohne davor einen Arzt gesehen<br />

zu haben. Mit <strong>der</strong> Schwangerschaft sind hohe Kosten verbunden.<br />

Die Voruntersuchungen, die Geburt und die Nachuntersuchungen<br />

für Mutter und Kind müssen bezahlt werden.<br />

Da die Frauen keinen Anspruch auf eine Krankenversicherung<br />

haben und ihr Recht auf Gesundheitsversorgung auf Bedürftigkeitsbasis<br />

aufgrund <strong>der</strong> Angst vor Ausweisung nicht in<br />

Anspruch nehmen, müssen sie selbst für die vollen Kosten<br />

aufkommen.<br />

Das Recht auf Gesundheitsversorgung für alle Menschen ohne<br />

Rücksicht auf ihren Aufenthaltsstatus o<strong>der</strong> ihr Einkommen,<br />

das von mehreren internationalen und europäischen Texten<br />

vorgeschrieben wird, soll in Deutschland sichergestellt werden.<br />

So sollten folgende Grundbestimmungen geachtet werden:<br />

Internationaler Pakt über wirtschaftliche, soziale und kulturelle<br />

Rechte vom 19. 12. 1966, Artikel 12 (1)<br />

Die Vertragsstaaten erkennen das Recht eines jeden auf das für<br />

ihn erreichbare Höchstmaß an körperlicher und geistiger Gesundheit<br />

an. (2) Die von den Vertragsstaaten zu unternehmenden<br />

Schritte zur vollen Verwirklichung dieses Rechts umfassen<br />

die erfor<strong>der</strong>lichen Maßnahmen (…) d) zur Schaffung <strong>der</strong> Voraussetzungen,<br />

die für je<strong>der</strong>mann im Krankheitsfall den Genuss <strong>med</strong>izinischer<br />

Einrichtungen und ärztlicher Betreuung sicherstellen.“<br />

Europäische Sozialcharta vom 18. 10. 1961, Artikel 11 und 13<br />

Je<strong>der</strong>mann hat das Recht, alle Maßnahmen in Anspruch zu nehmen,<br />

die es ihm ermöglichen, sich des besten Gesundheitszustands<br />

zu erfreuen, den er erreichen kann. Artikel 13: Je<strong>der</strong>mann hat das<br />

Recht auf Fürsorge, wenn er keine ausreichenden Mittel hat.<br />

In an<strong>der</strong>en EU-Län<strong>der</strong>n, wie Italien, den Nie<strong>der</strong>landen o<strong>der</strong><br />

Spanien, ist dieses Recht schon verwirklicht worden. Dort haben<br />

auch Menschen ohne Papiere Zugang zur Gesundheitsvorsorge,<br />

ohne dass sie Angst vor Ausweisung haben müssen.<br />

Auch Deutschland sollte einen Zugang zu <strong>med</strong>izinischer<br />

Behandlung und Gesundheitsversorgung für hilfsbedürftige Bevölkerungsgruppen<br />

schaffen und somit einen bedeutenden<br />

Schritt auf dem Weg zur Verwirklichung <strong>der</strong> Werte <strong>der</strong> Europäischen<br />

Gemeinschaft machen.<br />

5


Über Médecins du Monde /<br />

<strong>Ärzte</strong> <strong>der</strong> <strong>Welt</strong><br />

6<br />

<strong>Ärzte</strong> <strong>der</strong> <strong>Welt</strong> arbeitet seit dem Jahr 1999 als<br />

deutscher Zweig <strong>der</strong> internationalen humanitären<br />

Organisation Médecins du Monde. Unabhängig<br />

von ihrer ethnischen, sozialen, religiösen und politischen<br />

Herkunft, unterstützen wir hilfsbedürftige<br />

Bevölkerungsgruppen in Krisensituationen – wie<br />

Krieg, Naturkatastrophen, Gewalt, Armut, Krankheit<br />

und Ausgrenzung. Mit unseren einheimischen<br />

Partnern erarbeiten wir dauerhafte Lösungen zur<br />

Selbsthilfe, die auch präventiv neuen Konflikten<br />

entgegenwirken. Die vordringliche Aufgabe von<br />

<strong>Ärzte</strong> <strong>der</strong> <strong>Welt</strong> ist die Gesundheitsversorgung für<br />

Menschen in Not. Nicht allein körperliches Leid,<br />

son<strong>der</strong>n auch die Missachtung grundlegen<strong>der</strong><br />

Menschenrechte und damit verbundene seelische<br />

Beeinträchtigung bedingen Krankheit und Ausgrenzung.<br />

Zur Aufgabe von <strong>Ärzte</strong> <strong>der</strong> <strong>Welt</strong> gehört<br />

daher auch die Dokumentation von Menschenrechtsverletzungen<br />

sowie die Erfassung gesellschaftspolitischer<br />

Verän<strong>der</strong>ungen. Anhand von<br />

Augenzeugenberichten informieren wir die Öffentlichkeit<br />

über die <strong>med</strong>izinische Versorgungslage<br />

in weltweiten Krisengebieten.<br />

Dabei arbeitet <strong>Ärzte</strong> <strong>der</strong> <strong>Welt</strong> nicht nur in den sogenannten<br />

Entwicklungslän<strong>der</strong>n, son<strong>der</strong>n setzt sich<br />

auch in Europa für benachteiligte Bevölkerungsgruppen<br />

ein. Auch in einer Industrienation wie<br />

Deutschland gibt es Menschen, denen <strong>der</strong> Zugang<br />

zur Gesundheitsversorgung massiv erschwert ist.<br />

Aus diesem Grund hat im September 2006 <strong>Ärzte</strong><br />

<strong>der</strong> <strong>Welt</strong> in Kooperation mit café 104 <strong>open</strong>.<strong>med</strong><br />

eröffnet – die <strong>med</strong>izinische Anlaufstelle für Nicht-<br />

Versicherte im Zentrum Münchens.<br />

Médecins du Monde – <strong>Ärzte</strong> <strong>der</strong> <strong>Welt</strong> hat weitere Vertretungsbüros<br />

in 10 europäischen Staaten. Dazu<br />

gehören neben Frankreich und Deutschland auch<br />

Griechenland, Großbritannien, Spanien, Italien,<br />

Schweden, Portugal, die Nie<strong>der</strong>lande und die<br />

Schweiz. Die meisten dieser Büros betreuen ähnlich<br />

wie Deutschland auch Gesundheitsprojekte<br />

im eigenen Land. Damit will man all denjenigen<br />

Kranken und Bedürftigen unter die Arme greifen,<br />

die ansonsten von <strong>med</strong>izinischer Hilfe abgeschnitten<br />

sind. Médecins du Monde Frankreich hat zum Beispiel<br />

über 100 einheimische Projekte. Zu den Zielgruppen<br />

gehören Obdachlose, Roma, Migranten,<br />

Drogenabhängige und Sexarbeiter. Neben 21stationären<br />

Gesundheitszentren betreibt Médecins du<br />

Monde in Frankreich 84 mobile Einheiten.<br />

Im Jahre 2005 hat das europäische Netzwerk von<br />

Médecins du Monde – <strong>Ärzte</strong> <strong>der</strong> <strong>Welt</strong> eine Untersuchung<br />

durchgeführt, die die Zugangsmöglichkeiten von<br />

Menschen ohne Aufenthaltstatus zu <strong>med</strong>izinischer<br />

Versorgung in verschiedenen Län<strong>der</strong>n Europas objektiv<br />

abbilden sollte. Ziel ist es, die wirksamsten<br />

Maßnahmen für eine umfassende Gesundheitspolitik<br />

zu identifizieren. Das europäische Netzwerk von<br />

Médecins du Monde – <strong>Ärzte</strong> <strong>der</strong> <strong>Welt</strong> hat mit dieser<br />

europaweit ersten Untersuchung dieser Art den<br />

Schwerpunkt auf die hilfsbedürftigsten Menschen<br />

gelegt und sich u.a. in diesem Rahmen mit folgenden<br />

Fragen auseinan<strong>der</strong>gesetzt:Wie gut ist <strong>der</strong><br />

Informationsstand <strong>der</strong> Menschen über bestehende<br />

Hilfsangebote? Welchen Anspruch auf Versorgung<br />

haben sie tatsächlich? Welche bürokratischen<br />

Hürden erwarten sie?<br />

Generell kann gesagt werden: Die Lebensumstände<br />

<strong>der</strong> befragten Personen sind schwierig – sowohl<br />

im Hinblick auf ihre prekäre Wohnsituation, als auch<br />

auf ihr oftmals geringes Einkommen. Nur wenige<br />

begeben sich im Krankheitsfall in <strong>med</strong>izinische Betreuung.<br />

In <strong>der</strong> Regel müssen sie lange Wartezeiten<br />

hinnehmen, bis sie adäquate Hilfe erhalten. Die<br />

meisten wissen nicht einmal, dass sie Anspruch auf<br />

<strong>med</strong>izinische Versorgung haben. Der <strong>Bericht</strong> zeigt,<br />

dass ein Teil <strong>der</strong> Bevölkerung in <strong>der</strong> EU we<strong>der</strong><br />

Zugang zur Mindestversorgung noch zur Grundversorgung<br />

hat und dies, obwohl die widrigen<br />

Lebensumstände dieser Menschen manifeste Risikofaktoren<br />

für Erkrankungen darstellen.<br />

Das europäische Netzwerk von Médecins du Monde<br />

– <strong>Ärzte</strong> <strong>der</strong> <strong>Welt</strong> for<strong>der</strong>t deshalb einen gleichen Zugang<br />

zu <strong>med</strong>izinischer Versorgung für alle in <strong>der</strong><br />

EU Ansässigen (entsprechende rechtliche Regelungen<br />

wären europaweit zu treffen).<br />

Und zum Zweiten: Einen Stopp <strong>der</strong> Abschiebung<br />

sowie die För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Legalisierung des Aufenthaltsstatus<br />

zur Behandlung von schwer erkrankten<br />

Auslän<strong>der</strong>n, die in ihrem Heimatland von <strong>der</strong> <strong>med</strong>izinischen<br />

Versorgung abgeschnitten sind.<br />

7


8<br />

I. Das Gesundheitssystem in Deutschland<br />

1.1. Schwachstellen im Krankenversicherungssystem<br />

Die Finanzierung des deutschen Gesundheitssystems<br />

ist immer mehr von den Eigenbeteiligungen<br />

und den Zuzahlungen <strong>der</strong> Patienten abhängig. Seit<br />

dem 1. April <strong>2007</strong> gilt die Versicherungspflicht in<br />

<strong>der</strong> gesetzlichen Krankenversicherung, d. h. ehemals<br />

Versicherte müssen von ihrer vormaligen Versicherung<br />

wie<strong>der</strong> aufgenommen werden. Außerdem<br />

wurde in den privaten Krankenkassen <strong>der</strong> Standardtarif<br />

eingeführt, <strong>der</strong> sich nach den Höchstbeiträgen<br />

und dem Leistungskatalog <strong>der</strong> gesetzlichen Krankenversicherungen<br />

richtet. Je nachdem, wo die Selbst-<br />

ständigen vorher versichert waren, ist die entsprechende<br />

Krankenversicherung verpflichtet, den<br />

ehemaligen Kunden wie<strong>der</strong> aufzunehmen.<br />

Viele Selbstständige können allerdings aufgrund ihres<br />

niedrigen Einkommens kaum die Beiträge einer<br />

privaten Krankenversicherung zahlen.Wenn <strong>der</strong><br />

Basistarif nachweislich nicht aufgebracht werden<br />

kann, ist es jedoch möglich, diesen auf die Hälfte<br />

zu reduzieren. Ist auch dieser Betrag für die Versicherten<br />

noch zu hoch, können in manchen Fällen<br />

Zuschüsse vom Sozialamt o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Grundsicherungsträger<br />

beantragt werden. Allerdings müssen<br />

die Personen, die sich wie<strong>der</strong> versichern lassen<br />

wollen, rückwirkend zum 01.04.<strong>2007</strong> die monatlichen<br />

Beiträge nachzahlen und viele haben auch<br />

noch Schulden bei ihren alten Krankenkassen. Dies<br />

bedeutet einen enormen Kostenaufwand für die<br />

Betroffenen, den nur die wenigsten zahlen können.<br />

1.2. Die schwierige Situation von Menschen<br />

aus den neuen EU-Län<strong>der</strong>n<br />

Menschen aus den neuen EU-Län<strong>der</strong>n (Estland,<br />

Tschechien, Zypern, Lettland, Litauen, Ungarn, Malta,<br />

Polen, Slowenien, Slowakei, Bulgarien, Rumänien)<br />

dürfen sich zwar in Deutschland aufhalten, haben<br />

aber nur eine beschränkte Arbeitserlaubnis und<br />

limitierten Anspruch auf staatliche finanzielle Hilfen<br />

(z.B. bei Krankheit in akuten o<strong>der</strong> lebensbedrohenden<br />

Situationen).Viele von ihnen sind somit<br />

gezwungen, in gering bezahlten Arbeitsverhältnissen<br />

ihren Lebensunterhalt zu verdienen.Viele von<br />

ihnen sind darauf angewiesen, sich in Tätigkeitsfel<strong>der</strong>n,<br />

die eine geringe berufliche Qualifizierung<br />

voraussetzen (z. B. Putzkraft, Bauarbeiter etc.),<br />

selbstständig zu machen. Das verdiente Geld reicht<br />

meist nur knapp für den Lebensunterhalt. Eine<br />

private Krankenversicherung kann damit jedoch<br />

oft nicht abgeschlossen werden.<br />

S. ist Polin und seit drei Jahren in<br />

Deutschland. Seit etwa sechs Monaten<br />

wohnt sie mit ihrem Ehemann und<br />

ihrer kleinen Tochter in einem Ein-<br />

Zimmer-Appartement in München.<br />

S. arbeitet selbstständig als Putzkraft,<br />

ihr Mann arbeitet nicht kontinuierlich.<br />

Seit sie in Deutschland ist, geht<br />

ihre Tochter in den Kin<strong>der</strong>garten<br />

und ist dort inzwischen gut integriert.<br />

Da die finanziellen Mittel <strong>der</strong> Familie<br />

sehr begrenzt sind, ist nur die Tochter<br />

privat krankenversichert, allerdings<br />

mit einer Selbstbeteiligung in Höhe<br />

von 160 Euro. S. kommt verzweifelt<br />

zu <strong>open</strong>.<strong>med</strong>. Zu diesem Zeitpunkt<br />

ist sie in <strong>der</strong> 20.Woche schwanger.<br />

Die letzte gynäkologische Untersuchung<br />

hat vor zwei Monaten in Polen<br />

stattgefunden. Für Untersuchungen<br />

in Deutschland fehlt S. das Geld. Die<br />

langen Fahrten nach Polen bereiten<br />

ihr Sorgen, da sie auf einer dieser<br />

Fahrten vor etwa 12 Monaten eine<br />

Fehlgeburt erlitten hat.<br />

9


10<br />

1.3. Die begrenzte <strong>med</strong>izinische<br />

Versorgung im Rahmen des Asylbewerberleistungsgesetzes<br />

Über das Asylbewerberleistungsgesetz krankenund<br />

sozialversichert sind:<br />

• Flüchtlinge im Asylverfahren<br />

• Kriegs- o<strong>der</strong> Bürgerkriegsflüchtlinge<br />

• Flüchtlinge mit Bleiberecht aufgrund einer Altfallregelung<br />

o<strong>der</strong> einer Duldung<br />

• sowie die Ehegatten, Lebenspartner und min<strong>der</strong>jährigen<br />

Kin<strong>der</strong> <strong>der</strong> oben genannten Personen<br />

In den ersten drei Jahren des Aufenthaltes in<br />

Deutschland sind alle Leistungen des Asylbewerberleistungsgesetztes<br />

(AsylbLG) an eine Unterbringung<br />

in einer Asylbewerberunterkunft und an<strong>der</strong>e Auflagen<br />

gebunden. Die betroffenen Personen erhalten<br />

verschieden Sachleistungen wie Essenspakete und<br />

Hygieneartikel.<br />

Darüber hinaus erhalten Asylbewerber nur<br />

wenige <strong>med</strong>izinische Leistungen. Dazu gehören laut<br />

§ 4 AsylbLG:<br />

• Für Schwangere und Wöchnerinnen ärztliche und<br />

pflegerische Hilfe und Betreuung, Hebammenhilfe,<br />

Arznei-,Verband- und Heilmittel.<br />

•<br />

<strong>med</strong>izinische Vorsorgeuntersuchungen,<br />

wie in <strong>der</strong> gesetzlichen Krankenversicherung<br />

•<br />

•<br />

•<br />

halbjährliche zahnärztliche Vorsorgeuntersuchungen<br />

für Kin<strong>der</strong> und Jugendliche unter 18<br />

(danach jährliche Vorsorgeuntersuchungen)<br />

die üblichen Kin<strong>der</strong>impfungen,Tetanus-,<br />

Diphtherie-, Polioimpfungen für Erwachsene (nach<br />

individuellem Risiko auch weitere Impfungen)<br />

Behandlung nur bei akuten o<strong>der</strong> schmerzhaften<br />

Erkrankungen<br />

Chronische Erkrankungen und Behin<strong>der</strong>ungen<br />

werden nur behandelt, wenn akute Schmerzzustände<br />

hinzukommen. Heil- und Hilfsmittel, wie Brillen<br />

o<strong>der</strong> orthopädische Prothesen und physikalische<br />

Therapie werden häufig nicht finanziert.<br />

Alle Leistungen müssen vorher von den Betroffenen<br />

beim zuständigen Sozialbürgerhaus beantragt<br />

und genehmigt werden. Mit einem Krankenschein<br />

kann die erkrankte Person dann zu einem Anbieter<br />

von Gesundheitsleistungen gehen. Nach drei<br />

Jahren des Bezuges können reguläre Leistungen<br />

analog <strong>der</strong> Sozialhilfe bezogen werden, damit sind<br />

auch Praxisgebühren und Zuzahlungen zu leisten.<br />

1.4. Der erschwerte Zugang zum<br />

regulären Gesundheitssystem für Menschen<br />

ohne Papiere<br />

Menschen ohne Papiere werden von keiner<br />

Krankenversicherung aufgenommen. Bei akuten<br />

Erkrankungen, Schmerzzuständen, während <strong>der</strong><br />

Schwangerschaft, bei Impfungen und im begrenzten<br />

Umfang in <strong>der</strong> Bereitstellung von Heil- und<br />

Hilfsmitteln haben aber auch sie einen Anspruch<br />

auf <strong>med</strong>izinische Dienstleistung. Die Kostenerstattung<br />

einer Behandlung erfolgt entwe<strong>der</strong> bar durch<br />

den Patienten selbst o<strong>der</strong> über die zuständigen<br />

Sozialämter. Diese beziehen hierzu jedoch personenbezogene<br />

Daten von Krankenhäusern und<br />

Arztpraxen. Dadurch erhalten sie auch Informationen<br />

über den Aufenthaltstatus des Patienten.<br />

Das Sozialamt ist gemäß dem Aufenthaltsgesetz<br />

(AufenthG, §§ 87, 88) dazu verpflichtet, in <strong>der</strong> Illegalität<br />

lebende Menschen <strong>der</strong> Auslän<strong>der</strong>behörde<br />

zu melden. Die Inanspruchnahme <strong>med</strong>izinischer<br />

Hilfe kann somit zur Aufdeckung eines nicht legalen<br />

Aufenthaltes und einer anschließenden Ausweisung<br />

führen. Aus Angst vor diesen Konsequenzen<br />

gehen die meisten Menschen ohne Papiere<br />

nur dann zum Arzt, wenn sie die Behandlung auch<br />

selbst zahlen können.<br />

11


Frau M. ist 44 Jahre und stammt aus<br />

Peru. Als sie zu <strong>open</strong>.<strong>med</strong> kommt,<br />

ist sie sehr verängstigt. Von 1999 bis<br />

2002 hatte sie eine Duldung. Seit<br />

diese abgelaufen ist, hält sie sich illegal<br />

in München auf.<br />

Als sich Frau M. bei <strong>open</strong>.<strong>med</strong> vorstellt,<br />

ist sie in sehr schlechter gesundheitlicher<br />

Verfassung: Ihr Augendruck und<br />

ihr Blutzucker sind gefährlich hoch,<br />

sie hat einen unbehandelten Bluthochdruck<br />

und benötigt aufgrund von<br />

starken Unterleibsschmerzen dringend<br />

eine Überweisung zum Gynäkologen.<br />

Seit ihrer Einreise nach Deutschland<br />

hat Frau M. so gut wie nie einen<br />

Arzt konsultiert. Wenn sie krank war,<br />

half sie sich mit Medikamenten aus<br />

<strong>der</strong> Apotheke. Einmal hat Frau M. auch<br />

versucht, eine Behandlung über die<br />

Krankenkassenkarte ihrer Freundin<br />

abzurechnen. Der Schwindel flog<br />

zwar auf, aber <strong>der</strong> Arzt behandelte sie<br />

trotzdem. Aufgrund ihres geringen<br />

Lohnes als Babysitterin und <strong>der</strong> hohen<br />

Kosten für Medikamente und <strong>med</strong>izinische<br />

Behandlungen blieben die<br />

meisten Krankheiten, an denen Frau M.<br />

seit ihrer Ankunft in Deutschland litt,<br />

unbehandelt.<br />

12<br />

„Bedingt durch ihren illegalen Aufenthaltsstatus sind<br />

sie (in Deutschland lebende, nicht registrierten Zuwan<strong>der</strong>er)<br />

in einer schwachen Position in Bezug auf<br />

den Zugang zu den sozialen Grunddiensten, beispielsweise<br />

<strong>med</strong>izinische Versorgung und Bildung. Gemäß<br />

den Bestimmungen des Zuwan<strong>der</strong>ungsgesetzes haben<br />

öffentliche Stellen die Auslän<strong>der</strong>behörden unverzüglich<br />

über sich illegal in Deutschland aufhaltende Zuwan<strong>der</strong>er<br />

zu unterrichten (Artikel 87 des Aufenthaltsgesetzes).<br />

Die Hilfeleistung für Auslän<strong>der</strong> ohne Ausweispapiere<br />

ist auch eine strafbare Handlung im Sinne des<br />

Zuwan<strong>der</strong>ungsgesetzes (Artikel 96 des Aufenthaltsgesetzes).<br />

(…)<br />

Der Kommissar bekräftigt, dass nicht registrierte Zuwan<strong>der</strong>er<br />

auch Rechte im Rahmen <strong>der</strong> internationalen<br />

Menschenrechtsinstrumente haben. Zum Beispiel haben<br />

nicht registrierte Zuwan<strong>der</strong>er das Recht auf Zugang<br />

zu <strong>med</strong>izinischer Versorgung im Falle von Krankheit,<br />

und ihre Kin<strong>der</strong> haben das Recht auf Bildung ohne<br />

Diskriminierung. Der Kommissar ruft die deutschen<br />

Behörden dazu auf, sicherzustellen, dass illegale Zuwan<strong>der</strong>er<br />

ihre Ansprüche auf die <strong>med</strong>izinische Versorgung<br />

und Bildung tatsächlich wirksam geltend machen<br />

können.“<br />

<strong>Bericht</strong> des Menschenrechtskommissars des<br />

Europarats Thomas Hammarberg über<br />

seinen Besuch in Deutschland, Oktober 2006<br />

1.5. Son<strong>der</strong>fall Schwangerschaft<br />

Schwangere Frauen ohne Papiere hätten wie bereits<br />

erwähnt, Anspruch auf eine Unterstützung<br />

durch die Sozialämter. Da dies aber eine Meldung<br />

bei <strong>der</strong> Auslän<strong>der</strong>behörde nach sich zieht, nimmt<br />

kaum eine Frau dieses Angebot wahr.<br />

Sie sehen sich daher mit den hohen Kosten <strong>der</strong><br />

Vor- und Nachsorge, sowie <strong>der</strong> Entbindung konfrontiert.<br />

Es ist möglich, für die Frauen, die in <strong>der</strong><br />

Landeshauptstadt München leben, sechs Wochen<br />

vor <strong>der</strong> Entbindung bis 2 Monate nach <strong>der</strong><br />

Geburt eine Duldung zu erwirken. So können<br />

die Frauen wenigstens legal entbinden. Mit Erlangung<br />

<strong>der</strong> Duldung sind Mutter und Kind nur<br />

über das Asylbewerberleistungsgesetz versichert.<br />

Diese Regelung gilt allerdings nicht überall in<br />

Deutschland.<br />

Die Situation für schwangere Frauen ohne Aufenthaltsstatus<br />

ist an<strong>der</strong>norts in Deutschland grundsätzlich<br />

schwierig. Gerade für sie sind <strong>med</strong>izinische<br />

Untersuchungen unabdingbar. Es können sich<br />

auch administrative Fragen als Problem entpuppen,<br />

z. B. die Frage danach, wie und wo man nach <strong>der</strong><br />

Geburt eine Geburtsurkunde für das Kind erhalten<br />

kann.<br />

Hat das Kind einen deutschen Vater bzw. einen<br />

Vater mit Aufenthaltsstatus, wird das Kind als deutscher<br />

Staatsbürger geboren und kann – sofern <strong>der</strong><br />

Vater zustimmt – bei ihm mitversichert werden.<br />

Die Mutter erhält in einem solchen Fall zunächst<br />

einen befristeten Aufenthalt, <strong>der</strong> verlängert werden<br />

kann.<br />

In den letzten Jahren wurden auch die Rechte ausländischer<br />

Väter gestärkt. So ist es ihnen im Normalfall<br />

auch möglich, eine Duldung und eine spätere<br />

Aufenthaltsgenehmigung zu erlangen, wenn sie<br />

ein Kind mit einer deutschen Frau bekommen.<br />

Aus rechtlichen und ökonomischen Gründen<br />

können auch manche deutsche Frauen o<strong>der</strong> Migrantinnen,<br />

die sich legal in Deutschland aufhalten,<br />

nicht mehr vor <strong>der</strong> Geburt in den Versicherungsschutz<br />

aufgenommen werden. Sie sehen sich<br />

deshalb mit den hohen Kosten einer Entbindung<br />

konfrontiert und wissen oft nicht, wie sie für<br />

diese aufkommen sollen.<br />

13


A. ist Vietnamesin und seit 2006 allein<br />

in Deutschland. Seit ein paar Monaten<br />

lebt sie mit ihrem Freund in München.<br />

Da ihre Duldung abgelaufen ist, gilt<br />

ihr Aufenthalt in Deutschland nun als<br />

illegal.Als sie uns zusammen mit ihrem<br />

Partner aufsucht, ist sie bereits<br />

im dritten Monat schwanger. Sie benötigt<br />

neben <strong>der</strong> <strong>med</strong>izinischen Hilfe<br />

auch Unterstützung bei <strong>der</strong> Beantragung<br />

einer Duldung.Während ihrer<br />

Schwangerschaft hat Frau A. starke<br />

Depressionen sowie eine Schwangerschaftsdiabetis<br />

entwickelt. Da sie aufgrund<br />

dieser Erkrankungen keinerlei<br />

Behördengänge erledigen kann, droht<br />

Frau A. nun eine Entbindung ohne<br />

<strong>med</strong>izinische Hilfe.We<strong>der</strong> sie noch<br />

ihr Partner wissen, wie sie die Geburt<br />

finanzieren sollen, denn als Person<br />

ohne Aufenthaltsstatus wird Frau A.<br />

in keiner Krankenversicherung aufgenommen.<br />

14<br />

P. ist Polin und wohnt seit zwei Jahren<br />

allein in Deutschland in einem Ein-<br />

Zimmer-Appartement. Da sie selbstständig<br />

als Putzkraft arbeitet, müsste<br />

sie sich privat versichern. Hierzu<br />

fehlen ihr aber die finanziellen Mittel.<br />

P. gibt an, ca. 500 Euro pro Monat<br />

zu verdienen. Als P. zu uns kommt,<br />

ist sie bereits im sechsten Monat<br />

schwanger und ist bis dato bei keiner<br />

Vorsorgeuntersuchung gewesen. Die<br />

Frage danach, wie sie ihr wirtschaftliches<br />

Überleben sichern soll, wenn<br />

sie aufgrund <strong>der</strong> Schwangerschaft<br />

nicht mehr arbeiten könne, löst bei P.<br />

existenzielle Ängste aus.Auch die anstehende<br />

Finanzierung <strong>der</strong> Geburt<br />

bereitet ihr Sorgen. Der Vater des<br />

Kindes weigert sich, P. zu unterstützen.<br />

2. Die Arbeit von <strong>open</strong>.<strong>med</strong><br />

Das Team <strong>der</strong> engagierten Freiwilligen von <strong>open</strong>.<strong>med</strong>.<br />

2.1. Unser Ziel: verbesserter Zugang<br />

zur <strong>med</strong>izinischen Versorgung für Nicht-<br />

Versicherte<br />

Im September 2006 war es soweit: Die erste <strong>med</strong>izinische<br />

Anlaufstelle von <strong>Ärzte</strong> <strong>der</strong> <strong>Welt</strong> in Deutschland<br />

öffnete in München an <strong>der</strong> Augsburgerstrasse<br />

13 ihre Tore. In Kooperation mit café 104 entstand<br />

<strong>open</strong>.<strong>med</strong>. Hier können Menschen ohne Krankenversicherung<br />

und ohne regulären Aufenthaltsstatus<br />

zweimal wöchentlich kostenlos und anonym <strong>med</strong>izinische<br />

Hilfe erhalten. Hinzu kommt das Angebot<br />

einer psychosozialen Betreuung, die von ehrenamtlichen<br />

Helfern und geschulten Teammitglie<strong>der</strong>n<br />

übernommen wird.<br />

<strong>open</strong>.<strong>med</strong> bietet eine ärztliche Sprechstunde.<br />

Dabei geht es um eine <strong>med</strong>izinische Grundversorgung,<br />

die allen Menschen ohne Zugang zum Gesundheitssystem<br />

offensteht. Sie beinhaltet eine<br />

körperliche Untersuchung und eine individuelle<br />

Beratung zu Risikofaktoren (z.B. bei <strong>der</strong> Übertragung<br />

von Infektionskrankheiten) sowie die Aufklärung<br />

über Präventionsmaßnamen. Jeweils eine<br />

Person <strong>der</strong> 10 ehrenamtlichen <strong>Ärzte</strong> steht zur allgemein<strong>med</strong>izinischen<br />

Sprechstunde und Erstversorgung<br />

bei <strong>open</strong>.<strong>med</strong> bereit. Bei Bedarf vermitteln<br />

wir die Patienten an ein Netzwerk von etwa 50<br />

nie<strong>der</strong>gelassenen <strong>Ärzte</strong>n o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Anbietern<br />

von Gesundheitsleistungen. Diese sind bereit, die<br />

15


Behandlung kostenlos o<strong>der</strong> zu geringen Kosten<br />

durchzuführen. Zusätzliche Therapien, für die keine<br />

an<strong>der</strong>weitige Kostendeckung möglich ist, versuchen<br />

wir durch Spenden zu finanzieren. Für Behandlungen,<br />

die den finanziellen Rahmen sprengen, müssen<br />

an<strong>der</strong>e Lösungen gefunden werden.<br />

Unsere Patienten sehen sich oftmals mit komplexen<br />

Problemstellungen konfrontiert, die ein ganzheitliches<br />

Hilfsangebot benötigen.Vielen fällt es<br />

schwer, über ihre oft traumatisierenden Erfahrungen<br />

zu sprechen. Neben <strong>der</strong> Vermittlung von<br />

Patienten an ein <strong>Ärzte</strong>netzwerk werden auch psychosoziale<br />

Beratung sowie Orientierungsangebote<br />

und aktive Begleitung in beson<strong>der</strong>en Belastungssituationen<br />

zur Verfügung gestellt. Darüber hinaus<br />

arbeitet <strong>Ärzte</strong> <strong>der</strong> <strong>Welt</strong> mit an<strong>der</strong>en Organisationen<br />

zusammen, so z.B. mit unserem Partner, café 104.<br />

16<br />

Das café 104<br />

Gegründet wurde das café 104 von politisch engagierten<br />

Menschen 1998, als Gruppe<br />

des Bayerischen Flüchtlingsrates, um die Versorgungslücke<br />

für Menschen ohne Papiere zu<br />

schließen. Seit September 2006 kooperiert<br />

das café 104 mit <strong>Ärzte</strong> <strong>der</strong> <strong>Welt</strong>.<br />

café 104 wurde mit dem För<strong>der</strong>preis Münchner<br />

Lichtblicke für seinen engagierten Einsatz gegen<br />

Fremdenfeindlichkeit und Gewalt und für ein<br />

friedliches Zusammenleben von Auslän<strong>der</strong>n und<br />

Deutschen in München ausgezeichnet.<br />

Der Preis wird von <strong>der</strong> Landeshauptstadt<br />

München, dem Auslän<strong>der</strong>beirat und dem Verein<br />

Lichterkette e.V. vergeben. Alle Beteiligten<br />

arbeiten kostenlos, ehrenamtlich, anonym und<br />

unabhängig von Behörden.<br />

Medizinische<br />

Sprechstunde bei<br />

<strong>Ärzte</strong> <strong>der</strong> <strong>Welt</strong> in<br />

München.<br />

2.2. Das Team<br />

Das interdisziplinäre und interkulturelle Team von<br />

<strong>open</strong>.<strong>med</strong> setzt sich aus drei Gruppen zusammen:<br />

Die erste Gruppe stellt das ehrenamtlich arbeitende<br />

<strong>med</strong>izinische Personal dar. Im Jahr <strong>2007</strong> gehörten<br />

dazu 10 Ärztinnen und <strong>Ärzte</strong>, die für die<br />

Betreuung bei <strong>open</strong>.<strong>med</strong> verantwortlich sind. Eine<br />

von ihnen ist Dr. Barbara Theml. Über ihre Mitarbeit<br />

bei dem Projekt <strong>open</strong>.<strong>med</strong> sagt sie: „Ich bin<br />

von Anfang an aktiv für <strong>open</strong>.<strong>med</strong> tätig. Ich habe<br />

viele Notfälle selbst behandelt und sehe immer<br />

wie<strong>der</strong>, wie wichtig unsere Arbeit ist.“<br />

Bei größeren <strong>med</strong>izinischen Problemen, die nicht<br />

bei <strong>open</strong>.<strong>med</strong> gelöst werden können, steht ein<br />

Netzwerk von etwa 50 nie<strong>der</strong>gelassenen Fachärzten<br />

und an<strong>der</strong>en Anbietern von Gesundheitsvorsorge<br />

zur Verfügung. Grundsätzlich besteht die<br />

Möglichkeit, Patienten an dieses Fachpersonal zu<br />

überweisen. Dieses behandelt entwe<strong>der</strong> kostenlos<br />

o<strong>der</strong> zu vermin<strong>der</strong>ten Kostensätzen. Außerdem<br />

stehen den schwangeren Frauen bei Bedarf zwei<br />

Hebammen sowohl vor als auch nach <strong>der</strong> Geburt<br />

mit Rat und Tat zur Seite.<br />

Eine zweite nicht min<strong>der</strong>wichtige Stütze des Projektes<br />

bilden die nicht <strong>med</strong>izinischen Freiwilligen.<br />

Etwa 20 davon arbeiteten <strong>2007</strong> bei <strong>open</strong>.<strong>med</strong>.An<br />

<strong>der</strong> Erfassung <strong>der</strong> anonymen sozialdemographi-<br />

schen und <strong>med</strong>izinischen Daten in das internationale<br />

Datenprogramm von Médecins du Monde –<br />

<strong>Ärzte</strong> <strong>der</strong> <strong>Welt</strong>, sowie an an<strong>der</strong>en administrativen<br />

Tätigkeiten beteiligen sich vier weitere ehrenamtliche<br />

Mitarbeiter. Diese sind nicht in <strong>der</strong> Anlaufstelle<br />

von <strong>open</strong>.<strong>med</strong>, son<strong>der</strong>n im Büro von <strong>Ärzte</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Welt</strong> tätig. Außerdem kann bei Bedarf auf sechs<br />

Freiwillige zurückgegriffen werden, die mit vielfältigen<br />

Sprachkenntnissen bei Verständigungsschwierigkeiten<br />

helfen können. Auch an <strong>der</strong> Öffentlichkeitsarbeit<br />

für das Projekt beteiligen sich zahlreiche Freiwillige.<br />

Die letzte Gruppe, auf die sich das Projekt stützt,<br />

sind die angestellten Mitarbeiter. Dazu gehören:<br />

eine Projektkoordinatorin (Marion Chenevas), eine<br />

Projektassistentin (Sabrina Schmitt), beide Teilzeit<br />

angestellt, sowie regelmäßig Projektpraktikantinnen<br />

(in <strong>2007</strong> Anna Thiersch und Iris Eberl).<br />

17


18<br />

2.3. Der Ablauf eines Patientenbesuchs<br />

Wenn ein Patient zu <strong>open</strong>.<strong>med</strong> kommt, wird er zunächst<br />

von einem unserer ehrenamtlichen Mitarbeiter<br />

empfangen. Dieser versucht herauszufinden,<br />

welche Probleme <strong>der</strong> Patient hat. Dazu wird ein<br />

längeres Gespräch mit dem Patienten geführt.<br />

Wenn dieser es erlaubt, werden die Ergebnisse<br />

dieser Unterhaltung in einem sozialen Fragebogen<br />

festgehalten. Dieser dient zum einen zur Erstinformation<br />

für den Arzt, zum an<strong>der</strong>en erleichtert<br />

dieses Vorgehen die Arbeit <strong>der</strong> ehrenamtlichen<br />

Mitarbeiter. Sollte <strong>der</strong> Patient noch einmal kommen,<br />

kann sich je<strong>der</strong> <strong>der</strong> Helfer schnell ein Bild <strong>der</strong> Lage<br />

des Patienten machen.Wir achten bei <strong>open</strong>.<strong>med</strong><br />

bewusst darauf, dass die Atmosphäre so wenig wie<br />

möglich an den Warteraum einer Arztpraxis o<strong>der</strong><br />

eines Amtes erinnert. Den Patienten stehen Bücher<br />

und Informationsmaterial in verschiedenen Sprachen,<br />

sowie Getränke zur Verfügung. Je nach Problemlage<br />

gehen die Klienten nur zum Arzt o<strong>der</strong> sie<br />

bekommen auch eine soziale Beratung durch einen<br />

unserer Mitarbeiter. Die häufigsten Probleme stellen<br />

hier Versicherungsfragen dar. Bei Aufenthaltsproblemen<br />

verweisen wir die Klienten an das café<br />

104, das in den gleichen Räumen zur gleichen Zeit<br />

Beratung anbietet. Nach <strong>der</strong> Untersuchung durch<br />

den Arzt füllt dieser einen <strong>med</strong>izinischen Fragebo-<br />

gen zu jedem Patient aus. Hier wird die Krankengeschichte<br />

<strong>der</strong> Hilfesuchenden kurz nie<strong>der</strong>geschrieben.<br />

Dies gewährleistet beim nächsten Besuch<br />

des Patienten eine reibungslose Weiterbehandlung,<br />

auch wenn nun ein an<strong>der</strong>er Arzt bei <strong>open</strong>.<strong>med</strong><br />

Dienst hat.Wenn nötig, machen die freiwilligen Helfer<br />

o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Arzt Termine mit unseren Referenzärzten<br />

aus o<strong>der</strong> schicken den Patienten zum Labor.<br />

Am Ende je<strong>der</strong> Sprechstunde gehen die ehrenamtlichen<br />

Mitarbeiter und <strong>der</strong> Arzt zusammen noch<br />

einmal die Fälle des Tages durch.<br />

Frau Dr. Hackl, freiwillige<br />

Ärztin bei <strong>open</strong>.<strong>med</strong><br />

„Ich finde wichtig, dass <strong>Ärzte</strong><br />

<strong>der</strong> <strong>Welt</strong> den Menschen in<br />

München beisteht, die aus<br />

dem Krankenversicherungssystem<br />

gefallen sind – o<strong>der</strong> gar<br />

nicht darin aufgenommen werden.Wenn<br />

eine schwangere<br />

Frau Unterstützung benötigt,<br />

o<strong>der</strong> ein Kind ärztlichen Beistand<br />

braucht und die Eltern<br />

kein Geld für die Behandlung<br />

haben, helfe ich gern.“<br />

Wie wurden Sie auf <strong>open</strong>.<strong>med</strong><br />

aufmerksam gemacht?<br />

Ärztliches Personal 4,9 %<br />

staatliche Stellen 16,3 %<br />

Medien 4,9 %<br />

2.4. Unsere Patienten<br />

Die nachfolgende Auswertung basiert auf den in<br />

<strong>open</strong>.<strong>med</strong> erhobenen Daten. Zusammen wurden<br />

von Freiwilligen und Teammitglie<strong>der</strong>n 189 soziale<br />

Fragebögen und 343 <strong>med</strong>izinische Fragebögen<br />

ausgefüllt. Zu diesem Unterschied kommt es, da<br />

<strong>der</strong> soziale Fragebogen nur einmal, <strong>der</strong> <strong>med</strong>izinische<br />

Verlaufsbogen jedoch bei jedem Arztbesuch<br />

des Patienten ausgefüllt wird. Einige Patienten<br />

wollten aus unterschiedlichen Gründen, wie Angst<br />

vor Entdeckung, nicht dokumentiert werden. Die<br />

Sprechstunden fanden zweimal wöchentlich statt.<br />

Wie die Zahlen des Jahres <strong>2007</strong> belegen (über<br />

700 Patientenkontakte), spricht sich die Existenz<br />

<strong>der</strong> neu eingerichteten Stelle von <strong>open</strong>.<strong>med</strong> unter<br />

den im Großraum München ansässigen Migranten<br />

schnell herum.<br />

Im ersten Jahr seines Bestehens verzeichnete<br />

<strong>open</strong>.<strong>med</strong> bereits 453 Besuche in <strong>der</strong> Augsburgerstrasse,<br />

davon 343 Arztkonsultationen. 262 Personen<br />

konnten wir außerdem Termine bei nie<strong>der</strong>gelassenen<br />

Fachärzten o<strong>der</strong> bei unserem Partnerlabor<br />

vermitteln.<br />

Sozialverbände 46,3 %<br />

Familie, Freunde, Bekannte 27,6 %<br />

Ein wesentlicher Teil <strong>der</strong> Patienten, die sich zum<br />

Zeitpunkt ihrer Vorstellung in beson<strong>der</strong>s misslichen<br />

Lebenssituationen befanden, wurde außerdem<br />

vom <strong>open</strong>.<strong>med</strong>-Team zur Krisenintervention<br />

über mehrere Wochen, manchmal auch Monate<br />

aktiv begleitet. Im Jahr <strong>2007</strong> wandten sich insgesamt<br />

211 Personen mit <strong>med</strong>izinischen bzw. psychosozialen<br />

Fragestellungen an uns.<br />

Die Anzahl <strong>der</strong> einzelnen Klientenbesuche in diesem<br />

Jahr variiert zwischen ein bis max. fünfzehn Konsultationen.<br />

Das neue Hilfsangebot wurde mittels einer massiven<br />

Verteilung von Flyern in <strong>der</strong> Stadt beworben<br />

und hat dank bereits bestehen<strong>der</strong> Strukturen vor<br />

Ort schnell einen hohen Bekanntheitsgrad erlangt.<br />

Zur steten Verbesserung unserer Informationskanäle<br />

und <strong>der</strong> statistischen Aufbereitung unserer<br />

Arbeit führten wir eine Umfrage durch, in <strong>der</strong> die<br />

Befragten unter an<strong>der</strong>em beantworten sollten,<br />

wie sie auf <strong>open</strong>.<strong>med</strong> aufmerksam geworden sind.<br />

46,3 % <strong>der</strong> Befragten verwiesen dabei auf Sozialverbände,<br />

die ihnen als Informationsquelle dienten.<br />

27,6 % gaben hingegen an, durch Familienmitglie<strong>der</strong>,<br />

Freunde o<strong>der</strong> Bekannte von <strong>open</strong>.<strong>med</strong> erfahren<br />

zu haben – ein Zeichen für die Zufriedenheit<br />

unserer Klientel und <strong>der</strong> daraus resultierenden<br />

Mund-zu-Mund-Propaganda.<br />

19


Herkunft<br />

2.4.1. Soziodemographische Daten<br />

Nordamerika 1,6 %<br />

Naher und mittlerer Osten 5,3 %<br />

EU 2,6 %<br />

Neue EU-Län<strong>der</strong> 24,9 %<br />

Herkunft<br />

Die Statistik zeigt, dass unsere Patienten des Jahres<br />

<strong>2007</strong> aus 61 unterschiedlichen Län<strong>der</strong>n stammten,<br />

wobei Deutschland, Polen, Bulgarien, Rumänien und<br />

Ecuador die 5 häufigsten Herkunftslän<strong>der</strong> unserer<br />

Besucher darstellten. 38,6 % unserer Klienten kamen<br />

insgesamt aus den genannten Län<strong>der</strong>n. Die Deutschen<br />

lagen mit beachtlichen 14,8 % sogar an erster<br />

Stelle! 24,9 % – nahezu ein Viertel aller behandelten<br />

Patienten – kamen aus den Mitgliedsstaaten<br />

<strong>der</strong> Europäischen Union, wie Polen o<strong>der</strong> Bulgarien.<br />

Herkunftslän<strong>der</strong><br />

Anteile in %<br />

Deutschland 14,8<br />

Polen 8,5<br />

Bulgarien 6,9<br />

Ecuador 4,2<br />

Rumänien 4,2<br />

Äthiopien 3,7<br />

Brasilien 3,7<br />

Kosovo 3,7<br />

Peru 3,7<br />

Irak 3,2<br />

Kroatien 3,2<br />

Osteuropa (nicht EU) 16,9 %<br />

Deutschland 14,8 %<br />

subsaharisches Afrika 11,6 %<br />

Lateinamerika 16,9 %<br />

Asien 3,2 %<br />

Nordafrika 2,1 %<br />

Alter<br />

Anteile in %<br />

0 bis 9 Jahre 5,5<br />

10 bis 19 Jahre 3,5<br />

20 bis 29 Jahre 20,4<br />

30 bis 39 Jahre 24,2<br />

40 bis 49 Jahre 11,4<br />

50 bis 59 Jahre 14,6<br />

60 Jahre und mehr 14,0<br />

keine Angabe 6,4<br />

Gesamt Nennungen 100<br />

Alter und Geschlecht<br />

Schaut man sich die anonym erfassten soziodemographischen<br />

Daten <strong>der</strong> Besucher an, so springt<br />

<strong>der</strong> überproportional große Anteil von 61,8 %<br />

weiblicher Patienten ins Auge. Lediglich 38,2 % <strong>der</strong><br />

Besucher waren männlichen Geschlechts.<br />

Auffällig ist auch <strong>der</strong> geringe Anteil von Min<strong>der</strong>jährigen<br />

(0 –18 Jahren) bei <strong>open</strong>.<strong>med</strong>. Obwohl nach<br />

deutschem Standard pädiatrische Vorsorgeuntersuchungen,<br />

die möglichst in einen gefestigten Arztkontakt<br />

übergehen, vorgesehen sind, machte <strong>der</strong><br />

Anteil von Min<strong>der</strong>jährigen bei <strong>open</strong>.<strong>med</strong> lediglich<br />

etwa 8,5 % aller Fälle aus. Auch die Gruppe <strong>der</strong><br />

Über-60-Jährigen stellt wi<strong>der</strong> Erwarten mit nur<br />

14,0 % einen vergleichsweise kleinen Anteil unter<br />

den Ratsuchenden dar. Die größte Klientengruppe<br />

bildeten Erwachsene zwischen 20 und 39 Jahren.<br />

Fast die Hälfte (44,6 %) aller Hilfesuchenden fällt<br />

in diese Kategorie.<br />

Aufenthalts- und Versicherungsstatus<br />

Bei <strong>der</strong> Frage nach dem Versicherungsstatus gaben<br />

13,8 % <strong>der</strong> Hilfesuchenden an, sie bekämen Krankenhilfe<br />

über das Asylbewerberleistungsgesetz.<br />

B. und C. sind vier und fünf Jahre alt<br />

und sind in Deutschland geboren.<br />

Die beiden sind so wie ihre Eltern<br />

staatenlos und leben in München ohne<br />

Aufenthaltsberechtigung. Die Kin<strong>der</strong><br />

sind im Kin<strong>der</strong>garten gut integriert,<br />

genießen aber keinen Krankenversicherungsschutz.<br />

Beide haben eine lange <strong>med</strong>izinische<br />

Vorgeschichte, wobei eines <strong>der</strong><br />

Kin<strong>der</strong> unter einer rezidivierenden<br />

Mandelentzündung leidet.Als sie zu<br />

<strong>open</strong>.<strong>med</strong> kommen, zeigt sich eine<br />

dringliche Indikation zur Operation.<br />

Die Eltern können für die Kosten <strong>der</strong><br />

OP finanziell nicht selber aufkommen.<br />

21


Aufenthaltsstatus<br />

Deutscher Staatsbürger 14,8 %<br />

Visum 14,3 %<br />

Sicherer Aufenthaltsstatus 10,6 %<br />

Asylbewerber 4,8 %<br />

22<br />

Duldung/Fiktionsbescheinigung<br />

8,5 %<br />

Ohne Aufenthaltsstatus 19,6 %<br />

EU-Bürger 27,5 %<br />

Hinzu kamen 5,3 % im Heimatland versicherte<br />

Klienten, sowie 1,1 % privat und 2,6 % gesetzlich<br />

Versicherte. Beachtliche 77,2 % aller Besucher gaben<br />

an, über keinerlei Krankenversicherung zu<br />

verfügen. 43,9 % <strong>der</strong> Klienten sahen sich nicht in<br />

<strong>der</strong> finanziellen Lage, für ihre <strong>med</strong>izinische Versorgung<br />

selbst aufzukommen. Und auch administrative<br />

Schwierigkeiten stellten offensichtlich ein Problem<br />

dar: Sie wurden von 20,9 % <strong>der</strong> Befragten<br />

als eine entscheidende Hürde beim Zugang zur<br />

ärztlichen Versorgung eingeschätzt.<br />

Die Graphik gibt Aufschluss über den Aufenthaltsstatus<br />

unserer Klienten. Dabei fällt auf, dass beinahe<br />

ein Drittel unserer Klienten entwe<strong>der</strong> keinen<br />

Aufenthaltsstatus hatte, über eine Duldung (eine<br />

vorübergehende Aussetzung <strong>der</strong> Abschiebung von<br />

ausreisepflichtigen Auslän<strong>der</strong>n) bzw. Fiktionsbescheinigung<br />

(Bescheinigung die bereits abgelaufenes<br />

Aufenthaltsrecht bis zur endgültigen Entscheidung<br />

<strong>der</strong> Auslän<strong>der</strong>behörde über Verbleib des Betroffenen<br />

verlängert) verfügte o<strong>der</strong> auf den Ausgang ihrer<br />

Asylanträge wartete. Gerade für diese Gruppe, für<br />

die <strong>der</strong> Zugang zur <strong>med</strong>izinischen Versorgung oft<br />

erschwert wird, entpuppt sich <strong>open</strong>.<strong>med</strong> als eine tatkräftige<br />

Stütze.<br />

Herr Z. ist Bulgare und lebt seit 4<br />

Jahren in Deutschland. Da er als<br />

selbstständiger Bauarbeiter arbeitet,<br />

müsste er sich privat versichern.<br />

Aufgrund seiner geringen Einkünfte<br />

fehlen ihm aber hierzu die finanziellen<br />

Mittel. Herr Z. hat keinen festen<br />

Wohnsitz. Er schläft in Sammelunterkünften<br />

o<strong>der</strong> bei Arbeitskollegen.Als<br />

er zu <strong>open</strong>.<strong>med</strong> kommt, plagen ihn<br />

schwere Zahnschmerzen. Schon seit<br />

Jahren ist Herr Z. nicht mehr beim<br />

Zahnarzt gewesen, da er sich die Kosten<br />

einer Untersuchung nicht leisten<br />

kann.<br />

Diagnose<br />

An<strong>der</strong>e Diagnose 29,4 %<br />

Bewegungsapparat 15,6 %<br />

Schwangerschaft, Geburt,<br />

Familienplanung 10,4 %<br />

Weibliches Genitale 10,1 %<br />

2.4.2 Diagnostik <strong>der</strong> Krankheitsbil<strong>der</strong><br />

Kommen wir nun zu den von unseren ehrenamtlichen<br />

<strong>Ärzte</strong>n gestellten Diagnosen, bei denen<br />

wir uns ebenfalls auf die bei <strong>open</strong>.<strong>med</strong> erhobenen<br />

Daten beziehen: Neben den Krankheiten im<br />

Bereich Gynäkologie und Geburtshilfe, die sich mit<br />

einem Anteil von 20,5 % aller Konsultationen als<br />

eine <strong>der</strong> Hauptursachen für Arztbesuche herausstellten,<br />

ging es in 15,6 % <strong>der</strong> Fälle um Beschwerden<br />

des Bewegungsapparates. Auch psychiatrische<br />

Diagnosen waren mit 7,5 % relativ häufig. Die Verteilung<br />

<strong>der</strong> restlichen Krankheitsbil<strong>der</strong> unterscheidet<br />

sich wenig von den gängigen Prävalenzraten in<br />

<strong>der</strong> Allgemeinbevölkerung: Bei 5,5 % <strong>der</strong> Patienten<br />

konzentrierten sich die<br />

Beschwerden auf den Zahnstatus, bei 5,2 % auf den<br />

Hals-Nasen-Ohren-Bereich. 4,9 % zeigten <strong>der</strong>matologische<br />

Symptome, bei 4,7 % war das Verdauungssystem<br />

betroffen, bei jeweils 3,4 % <strong>der</strong> Patienten<br />

wurde eine kardiovaskuläre bzw. neurologische<br />

Diagnose gestellt. Auf die noch verbleibenden<br />

29,4 % soll hier nicht näher eingegangen werden.<br />

Sie gehören mit teils nur sehr geringen Prozentsätzen<br />

vielen unterschiedlichen Diagnosefel<strong>der</strong>n an.<br />

Kardiovaskulär 3,4 %<br />

Neurologisch 3,4 %<br />

Verdauunugssystem 4,7 %<br />

Haut 4,9 %<br />

Hals-Nasen-Ohren 5,2 %<br />

Zahn- und Zahnfleisch 5,5 %<br />

Psychologisch 7,5 %<br />

23


Ferner zeigte sich, dass einer Vielzahl unserer<br />

Patienten mit nur einem einmaligen Besuch bei<br />

<strong>open</strong>.<strong>med</strong> nicht geholfen war. Lediglich 14,1 % <strong>der</strong><br />

Ratsuchenden bedurften keiner weiteren Hilfe von<br />

Seiten des Arztes. 22,4 % hingegen wurden von<br />

diesem zu einem Folgetermin einbestellt, 12 % an<br />

Labor<strong>med</strong>iziner überwiesen und immerhin 41,4 %<br />

<strong>der</strong> Besucher wurden an einen Facharzt weitervermittelt.<br />

Mit einem Anteil von 33,5 % aller fachärztlichen<br />

Weiterbehandlungen lagen Besuche<br />

beim Gynäkologen an <strong>der</strong> Spitze. Auch an Orthopäden<br />

(13,8 %), Zahnärzte (8,4 %) und an Internisten<br />

(7,9 %) wurde häufig überwiesen. Die restlichen<br />

Prozente verteilten sich auf eine Vielzahl<br />

an Fachärzte.<br />

Weiterbehandlung<br />

durch den Facharzt<br />

Gynäkologe<br />

Anteile in %<br />

33,5<br />

Orthopäde 13,8<br />

Zahnarzt 8,4<br />

Internist 7,9<br />

an<strong>der</strong>e 36,4<br />

Gesamt Nennungen 100<br />

24<br />

Kommen wir auf die von unseren ehrenamtlichen<br />

<strong>Ärzte</strong>n empfohlene Weiterbehandlung <strong>der</strong> Patienten<br />

zurück: In diesem Zusammenhang soll hervorgehoben<br />

werden, dass 8 % <strong>der</strong> Fälle so schwerwiegend<br />

krank waren, dass von unserem <strong>Ärzte</strong>team<br />

eine stationäre Behandlung angeraten wurde. Die<br />

Zahlen machen jedoch deutlich, dass nur vier <strong>der</strong><br />

insgesamt 343 Konsultationen zu einer sofortigen<br />

Notfallüberweisung in ein örtliches Krankenhaus<br />

führten. 55,4 % aller unserer Patienten wurden im<br />

Anschluss an ihre Erstvorstellung von dem behandelnden<br />

ehrenamtlichen Arzt <strong>med</strong>ikamentös weiterbehandelt.<br />

Dennoch vertreten unsere <strong>Ärzte</strong> die<br />

Ansicht, dass bei 63,8 % aller Patienten die jeweilige<br />

Therapie früher hätte eingeleitet werden müssen.<br />

IV. Öffentlichkeitsarbeit<br />

Um das Thema Migranten und Gesundheitsversorgung<br />

in den öffentlichen Diskurs zu bringen,<br />

investiert <strong>Ärzte</strong> <strong>der</strong> <strong>Welt</strong> e.V. viel in die Öffentlichkeitsarbeit:<br />

Am Dienstag, 13.11. <strong>2007</strong> veranstaltete <strong>Ärzte</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Welt</strong> e.V. in Zusammenarbeit mit Refugio München<br />

einen Fachtag zum Thema „Krank als Migrant ohne<br />

Krankenversicherung – wo gibt es Hilfe?“<br />

Mit über 60 Teilnehmern war dieser ein voller Erfolg.<br />

Die Diskussion wurde von Holger Kiesel,<br />

freier Journalist bei dem Bayerischen Rundfunk, mo<strong>der</strong>iert<br />

und diente als Austausch zwischen nichtstaatlichen<br />

Organisationen und staatlichen Stellen,<br />

wie dem Referat für Gesundheit und Umwelt <strong>der</strong><br />

Stadt München o<strong>der</strong> dem bayerischen Staatsministerium<br />

für Arbeit und Sozialordnung. Inhaltlich ging<br />

es dabei vorrangig um die Grenzen und Möglichkeiten<br />

<strong>der</strong> <strong>med</strong>izinischen Behandlung von Flüchtlingen<br />

und Menschen ohne Aufenthaltsstatus in<br />

München. Medizinische Versorgung für alle Menschen<br />

ist ein Menschenrecht – darüber waren sich<br />

auch viele Experten einig. So eröffnete Stadtrat<br />

Siegfried Benker im Namen von Oberbürgermeister<br />

Christian Ude die Veranstaltung und betonte,<br />

dass nach Überzeugung <strong>der</strong> Landeshauptstadt<br />

diese Menschen nicht rechtlos sind, son<strong>der</strong>n <strong>med</strong>izinische<br />

Versorgung ein unverzichtbares Menschenrecht<br />

ist. Lösungsansätze in an<strong>der</strong>en europäi-<br />

25<br />

schen Län<strong>der</strong>n sowie die Ergebnisse <strong>der</strong> ersten<br />

Untersuchung über den Zugang zu <strong>med</strong>izinischer<br />

Versorgung in Europa des Europäischen Netzwerkes<br />

von <strong>Ärzte</strong> <strong>der</strong> <strong>Welt</strong> wurden von Nathalie Simonnot<br />

aus Paris vorgestellt. Die Diskussionen<br />

wurden in einer Dokumentation des Fachtages zusammengefasst<br />

und stehen bei Anfrage zur Verfügung.<br />

Medizinische Versorgung für alle<br />

Menschen ist ein Menschenrecht.<br />

Mit diesen Worten eröffnete<br />

Stadtrat Siegfried Benker am<br />

13. November <strong>2007</strong> den Fachtag<br />

zum Thema „Krank als Migrant<br />

ohne Krankenversicherung – wo<br />

gibt es Hilfe?“


Das Ausstellungsprojekt „Unsichtbare <strong>Welt</strong>en –<br />

Menschen ohne Aufenthaltsstatus in Deutschland“<br />

auf dem Tollwood Winterfestival <strong>2007</strong>, das von<br />

Christa Schüßler initiiert wurde, machte Bürgerinnen<br />

und Bürger <strong>der</strong> Stadt München auf die<br />

meist nicht bekannte Lebenssituation und die Sorgen<br />

und Nöte <strong>der</strong> Migrantinnen und Migranten<br />

ohne Aufenthaltsstatus aufmerksam. Die Idee zu<br />

diesem Projekt entstand aus <strong>der</strong> praktischen Erfahrung<br />

des Projekts <strong>open</strong>.<strong>med</strong>. <strong>Ärzte</strong> <strong>der</strong> <strong>Welt</strong> e.V.<br />

und café 104 informierten mit dem Ausstellungsprojekt<br />

und einem Podiumsgespräch über die<br />

Lebenssituation dieser Menschen. Die Ausstellung<br />

wurde sehr gut besucht.<br />

Dank des hohen Bekanntheitsgrades des Festivals<br />

konnten auch solche Bevölkerungsschichten<br />

erreicht werden, die sich bisher mit entwicklungspolitischen<br />

Themen nicht o<strong>der</strong> nur wenig befasst<br />

haben.<br />

Das Podiumsgespräch am 20. Dezember <strong>2007</strong><br />

zum Thema „Illegal in München“ besuchten über<br />

180 Personen. Das Projekt konnte realisiert werden,<br />

durch die Mitarbeit von vielen ehrenamtlichen<br />

Helfern von <strong>open</strong>.<strong>med</strong> und mit Unterstützung<br />

von café 104, <strong>Ärzte</strong> <strong>der</strong> <strong>Welt</strong> e.V. und <strong>der</strong> Organisation<br />

„Heute ein Engel München“.<br />

26<br />

Das Podiumsgespräch auf dem<br />

Tollwood Winterfestival <strong>2007</strong><br />

am 20. Dezember <strong>2007</strong> zum<br />

Thema „Illegal in München“ besuchten<br />

über 180 Personen.<br />

Neben den Veranstaltungen wurde auch in den<br />

Medien über <strong>open</strong>.<strong>med</strong> berichtet. So erschienen<br />

<strong>2007</strong> mehrere <strong>Bericht</strong>e über das Projekt in Tageszeitungen,<br />

wie zum Beispiel <strong>der</strong> Süddeutschen<br />

Zeitung und dem Münchener Merkur. Durch eine<br />

Darstellung des Projektes beim Radiosen<strong>der</strong><br />

Bayern1 im November <strong>2007</strong> konnte eine große<br />

Zuhörerschaft erreicht werden. Außerdem strahlte<br />

das Bayerische Fernsehen am 20.12. <strong>2007</strong> im<br />

Rahmen <strong>der</strong> Abendschau einen Kurzbericht über<br />

<strong>open</strong>.<strong>med</strong> aus.<br />

<strong>2007</strong> wurde außerdem <strong>open</strong>.<strong>med</strong> unter 54 Bewerbern<br />

eine beson<strong>der</strong>e Anerkennung im Rahmen des<br />

Wettbewerbs um den Bayerischen Gesundheitsför<strong>der</strong>ungs-<br />

und Präventionspreis ausgesprochen, da<br />

es in vorbildlicher Weise gesundheitliche Chancengleichheit<br />

för<strong>der</strong>t.<br />

Die Landeszentrale für Gesundheit Bayern vergibt<br />

den Preis jährlich gemeinsam mit dem Bayerischen<br />

Gesundheitsministerium. Es war für das Projekt<br />

von großer Bedeutung, eine Auszeichnung auf<br />

bayerischer Landesebene zu erhalten. So wurde<br />

das Engagement <strong>der</strong> ehrenamtlichen <strong>Ärzte</strong> anerkannt,<br />

sowie das Recht auf Gesundheitsversorgung<br />

für alle Menschen ohne Rücksicht auf ihren<br />

Aufenthaltsstatus o<strong>der</strong> ihr Einkommen unterstützt.<br />

Danke<br />

Unsere Arbeit wäre ohne die<br />

tatkräftige Unterstützung unserer<br />

freiwilligen Helfer nicht<br />

möglich gewesen.Wir danken<br />

deshalb:<br />

Dr. Abosouar-Zwing<br />

Frau Alischer<br />

Dr. Ayyad<br />

Frau Barts<br />

Frau Bodarenko<br />

Dr. Bodeewes<br />

Herr Bruchner<br />

Dr. Christ<br />

Dr. Deschamps<br />

Frau Dey<br />

Dr. Dialer<br />

Herr Dogan<br />

Dr. Eckstein<br />

Frau Erbacher<br />

Dr. Fana<br />

Frau Fentsch<br />

Frau Fuchs<br />

Frau Gaigl<br />

Frau Goetz<br />

Dr. Groos<br />

Dr. Grumbach<br />

Frau Günther<br />

Dr. Hackl<br />

Dr. Heinzlmann<br />

Frau Helmich<br />

Frau Hürsever<br />

Herr Huttel<br />

Herr Kiesel<br />

Frau Kleinwächter<br />

Frau Kozlowska<br />

Dr. Kuetgens<br />

Frau Luhmann<br />

Dr. Maier<br />

Frau Mania<br />

Herr Mansur Muhssen<br />

Dr. Mukasanga<br />

Dr. Niazi<br />

Herr Peschl<br />

Frau Porzelt<br />

Herr Roosen-Rungen<br />

Dr. Rümmelein<br />

Frau Saalbrechter<br />

Frau Schlather<br />

Frau Semaan<br />

Dr. Sepp<br />

Frau Müller-Suhre<br />

Dr.Theml<br />

Frau Thiersch<br />

Dr.Toth<br />

Frau Ulhorn<br />

Herr Umstätter<br />

Dr.Wächter<br />

Beson<strong>der</strong>er Dank gilt auch den nie<strong>der</strong>gelassenen<br />

<strong>Ärzte</strong>n, die mit uns zusammenarbeiten,<br />

Frau Poppert und dem Team vom café 104,<br />

Frau Schüßler synlab München, Kronen-Apotheke<br />

München,Wid<strong>der</strong>-Apotheke München sowie<br />

allen Firmen und Privatpersonen, die das Projekt<br />

<strong>open</strong>.<strong>med</strong> seit seiner Gründung mit ihren<br />

Spenden unterstützt haben.<br />

<strong>2007</strong> wurde das Projekt <strong>open</strong>.<strong>med</strong><br />

unterstützt von:<br />

Eine Initiative <strong>der</strong><br />

27


Impressum<br />

© <strong>Ärzte</strong> <strong>der</strong> <strong>Welt</strong> e.V. ,V.i.S.d.P.<br />

Prof. Dr. W. Schilli (Vorstand)<br />

Dieser <strong>Bericht</strong> wurde verfasst von:<br />

Merle Becker<br />

Marion Chenevas,<br />

Iris Eberl<br />

Stephanie Erbacher<br />

Claire Müller-Suhre<br />

Fotos<br />

Nikolaus Teixeira<br />

www. pixelio.de<br />

www.flickr.de<br />

gs-archiv<br />

Gestaltung<br />

Gestaltungsbüro Schultes, München<br />

Druck<br />

Kreiter Druckservice GmbH,<br />

Wolfratshausen<br />

9/2008<br />

28<br />

<strong>Ärzte</strong> <strong>der</strong> <strong>Welt</strong> e.V.<br />

Thalkirchner Strasse 81<br />

Kontorhaus 1<br />

D-81371 München<br />

Telefon 089 62 42 09 55<br />

Fax 089 65 30 99 72<br />

info@aerzte<strong>der</strong>welt.org<br />

www.aerzte<strong>der</strong>welt.org<br />

www.<strong>med</strong>ecinsdumonde.org<br />

www.mdm-international.org<br />

Spendenkonto<br />

Bayerische Landesbank<br />

Konto 28888<br />

BLZ 700 500 00<br />

<strong>Ärzte</strong> <strong>der</strong> <strong>Welt</strong> e.V. ist als<br />

gemeinnützige Organisation<br />

anerkannt. Spenden sind<br />

steuerlich abzugsfähig.<br />

Im April 2006 erteilte das<br />

deutsche Zentralinstitut für<br />

soziale Fragen/ DZI <strong>Ärzte</strong><br />

<strong>der</strong> <strong>Welt</strong> das DZI Spendensiegel.<br />

<strong>open</strong>.<strong>med</strong><br />

Augsburger Straße 13<br />

80337 München<br />

Telefon 089 65 30 99 71<br />

<strong>open</strong><strong>med</strong>@aerzte<strong>der</strong>welt.org<br />

Sprechstunde<br />

Dienstags von 17.00 bis 20.00 Uhr<br />

Freitags 10.00 bis 13.00 Uhr<br />

<strong>open</strong>.<strong>med</strong>-Hotline<br />

Montag bis Freitag<br />

Telefon 0177 51169 65

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