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Aktuelle Informationen der LGT Bank (Schweiz) AG Ausgabe April 2012

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Hintergrund<br />

© Günter Menzl/fotolia.com<br />

Der Kreislauf des Goldes von Uhr zu Uhr<br />

Das goldene Dreieck<br />

Am südlichsten Zipfel <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong> wird jährlich mehr Gold geschmolzen als<br />

in den grossen Goldför<strong>der</strong>län<strong>der</strong>n.<br />

In einem repräsentativen Bürogebäude aus den sechziger Jahren – Fassade, Böden und Zierleisten<br />

aus schwarzem Marmor und im Treppenhaus ein breiter Handlauf aus dunklem Holz – ist einer <strong>der</strong><br />

drei weltweit bedeutendsten Juweliere im Luxusbereich zu Hause: Buccellati. Das in Norditalien beheimatete<br />

Unternehmen hat aus gutem Grund eine Filiale in Chiasso. Denn die Region Mendrisiotto<br />

zählt zu den grossen globalen Drehscheiben des Goldes. Im Zentrum des südschweizerischen<br />

Goldhandels stehen drei Raffinerien, welche sich auf die Verarbeitung von Edelmetallen und insbeson<strong>der</strong>e<br />

von Gold spezialisiert haben: Argor-Heraeus in Mendrisio, Pamp in Castel San Pietro und<br />

Valcambi in Balerna bilden das «goldene Dreieck» des Mendrisiotto. Schon allein Argor-Heraeus<br />

zählt mit jährlich 400 Tonnen verarbeitetem Gold zu den weltweit grössten Goldschmelzen.<br />

Zusammen mit <strong>der</strong> Metalor in Neuenburg giessen die <strong>Schweiz</strong>er Raffinerien 40 bis 60 Prozent allen<br />

Goldes, das weltweit eingeschmolzen wird – mehr als in den führenden Goldschürfnationen Südafrika,<br />

Australien und USA.<br />

<strong>Schweiz</strong>er Gold<br />

Die <strong>Schweiz</strong>er Raffinerien verarbeiten sowohl frisch geschürftes Gold als auch Altgold. Das angelieferte<br />

Edelmetall wird analysiert, mechanisch von an<strong>der</strong>en Materialien getrennt und dann geschmolzen,<br />

wobei fremde Stoffe wie Leim, Farbe und an<strong>der</strong>er Schmutz verbrennen und verdampfen.<br />

Danach kommen verschiedene physische, chemische und an<strong>der</strong>e metallurgische Methoden zur<br />

Anwendung, um das Gold von seinen Legaten zu trennen. Das daraus resultierende Gold <strong>der</strong><br />

höchsten Qualität ist das «quattro nove», welches von 99.99-prozentiger Reinheit ist. Historisch<br />

bedingt spricht man hier von 24 Karat. Allerdings hat 24-K-Gold auch seine Nachteile, weshalb es<br />

für den Weiterverkauf oft wie<strong>der</strong> mit an<strong>der</strong>en Metallen vermischt wird, die ihm nützliche physische<br />

und chemische Eigenschaften verleihen. Für die Uhrenproduktion etwa wird meist 18-K-Gold verwendet,<br />

das dank einem Viertel Kupfer und Silber die Stabilität aufweist, die für die Produktion<br />

von Gehäusen und Zifferblättern erfor<strong>der</strong>lich ist.<br />

Reinheitsgebot<br />

Vor gut 30 Jahren gehörte es noch zum guten Ton, dass eine <strong>Bank</strong> ihre eigene Goldschmelzerei<br />

betrieb. Metalor gehörte dem <strong>Bank</strong>verein, Valcambi <strong>der</strong> Kreditanstalt und Arcor-Heraeus <strong>der</strong> <strong>Bank</strong>gesellschaft.<br />

Diese Betriebe hatten sich im Südtessin angesiedelt, weil von hier aus sowohl die<br />

<strong>Schweiz</strong>er Uhrenindustrie als auch die norditalienischen Schmuckmanufakturen rasch beliefert<br />

werden können. Mittlerweile sind die Raffinerien jedoch unabhängig und giessen nicht nur<br />

Goldbarren, son<strong>der</strong>n bieten darüber hinaus eine breite Palette von Dienstleistungen an, etwa die<br />

Herstellung von Halbfabrikaten. Aus diesen werden dann in aufwändiger Handarbeit Schmuckstücke<br />

geschnitten. Die winzigen Späne, welche bei dieser konzentrierten Arbeit anfallen, werden<br />

sorgfältig abgesaugt o<strong>der</strong> zusammengewischt und in die Schmelzereien zurückgebracht. Dieser<br />

Goldstaub, <strong>der</strong> zuweilen stark mit an<strong>der</strong>en Materialien und Schmutz aus <strong>der</strong> Fabrik vermischt ist,<br />

kann sich bei einem Uhrmacher im Luxusbereich, auch wenn er nur ein paar Tausend Uhren im<br />

obersten Segment produziert, jährlich zu mehreren Kilogramm Gold summieren. Bei Bucellati etwa<br />

hat dieser jährliche Goldabfall einen Wert von rund 150 000 Franken.<br />

Der Kreislauf des Goldes<br />

Nach <strong>der</strong> Produktion kommen die Schmuckstücke in Umlauf. Sie werden in beeindruckenden Auslagen<br />

von Juweliergeschäften angeboten, um von dort den Weg zu neuen Besitzern zu finden.<br />

Entsprechen sie nicht mehr dem Geschmack <strong>der</strong> Zeit und demjenigen ihrer Besitzer, so steigt die<br />

Chance, dass sie über einen Altgoldhändler den Weg zurück in die Schmelzöfen des goldenen<br />

Dreiecks finden.<br />

Jon Bollmann<br />

Jon Bollmann ist Verleger und Chefredaktor von Transhelvetica, dem <strong>Schweiz</strong>er Magazin für Reisekultur<br />

(www.transhelvetica.ch)

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