Nr. 3/2012 - alpenverein-hagen.de
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Teil 3: Toblinger Knoten und<br />
Oberbachernspitze<br />
Am heutigen Tag wollten wir von <strong>de</strong>r<br />
Drei Zinnen-Hütte (2405m) über die<br />
Büllelejoch-Hütte (2547m) zur Zsigmondy-Comici-Hütte<br />
(2235m). Für diesen<br />
Weg braucht man nur gut zwei<br />
Stun<strong>de</strong>n. Wir hatten also viel Zeit für<br />
die geplanten Besteigungen <strong>de</strong>s Toblinger<br />
Knotens (2617m) und später <strong>de</strong>r<br />
Oberbachernspitze (2667m).<br />
Die Sonne strahlte bereits am frühen<br />
Morgen von einem intensiv blauen<br />
Himmel, und voller Tatendrang machten<br />
wir uns – selbstverständlich ohne Rucksack<br />
– auf <strong>de</strong>n Weg, um <strong>de</strong>n Toblinger<br />
Knoten zu bezwingen.<br />
Dieser Berg hatte im Verlauf <strong>de</strong>r<br />
Kämpfe um das Zinnenplateau<br />
beson<strong>de</strong>re Be<strong>de</strong>utung. Die Alpini hatten<br />
zwar in diesem Frontabschnitt ihre viel-<br />
leicht größten Erfolge erzielt, doch<br />
gelang ihnen we<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Durchbruch<br />
9<br />
nach Sexten noch <strong>de</strong>r ins Pustertal. Der<br />
Toblinger Knoten wur<strong>de</strong> zum Hauptstützpunkt<br />
<strong>de</strong>r österreichischen Front<br />
um die Drei Zinnen. Der Tiroler<br />
Feldkurat Hosp hatte schon zu Beginn<br />
<strong>de</strong>s Krieges die Be<strong>de</strong>utung dieses<br />
Berges erkannt. Unter außergewöhnlich<br />
schwierigen Bedingungen errichtete er<br />
einen gesicherten Anstiegsweg und<br />
baute einen Gipfelunterstand mit<br />
Beobachtungsposten, um von hier aus<br />
<strong>de</strong>n Beschuss <strong>de</strong>r Artillerie gegen die<br />
italienischen Positionen genau leiten zu<br />
können. Neben diesem Klettersteig<br />
wur<strong>de</strong> etwas später <strong>de</strong>r sog. Leiternsteig<br />
angelegt, <strong>de</strong>r von <strong>de</strong>n Alpini nicht eingesehen<br />
und somit auch nicht beschossen<br />
wer<strong>de</strong>n konnte. En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r<br />
siebziger Jahre wur<strong>de</strong> dieser Anstiegsweg<br />
dann verbessert und mo<strong>de</strong>rn ausgebaut;<br />
daher wird er heute oft nach <strong>de</strong>n<br />
Initiatoren als Klettersteig <strong>de</strong>r Dolomi-<br />
tenfreun<strong>de</strong> bezeichnet. Für <strong>de</strong>n Anstieg<br />
wählten wir diesen Klettersteig, <strong>de</strong>r für<br />
einen Abstieg in keinem Fall zu<br />
empfehlen ist!<br />
Nach ca. 20 min erreichten wir <strong>de</strong>n<br />
Einstieg – und nun ging es richtig los.<br />
Eine kurze, kaminartige Schlucht führte<br />
seilgesichert fast 20 m senkrecht empor.<br />
Aber jetzt wur<strong>de</strong> es ungewöhnlich luftig!<br />
Es waren 17 Leitern zu bewältigen, die<br />
z.T. senkrecht o<strong>de</strong>r auch manchmal –<br />
wie es uns erschien – leicht überhängend<br />
an steilen Felswän<strong>de</strong>n angebracht<br />
waren. Beim Betrachten dieses sehr<br />
ausgesetzten Anstiegs meinten einige<br />
meiner Bergfreun<strong>de</strong>: „Ohne Brustgeschirr<br />
und Sitzgurt wür<strong>de</strong> ich mich da<br />
nicht hinauftrauen.“ Sie wussten aber<br />
nicht, dass neben diesen Leitern nach