0371-4000 61 - VS Aktuell - Volkssolidarität Stadtverband Chemnitz ...
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Jana Röper, Dorothea Geyler und<br />
Simone Scholz (v. l. n. r.) mit<br />
Kindern der Kindertagesstätte.<br />
Foto: Patrick Schubert<br />
Jeder hat eine Chance verdient<br />
Die Heilpädagogen der Kindertagesstätte „Sonnenbergstrolche“ vorgestellt Von Sylvie Uhlmann<br />
„Achtung, ich komme“, ruft Timmy*<br />
und springt vom Klettergerüst. Zusammen<br />
mit anderen Kindern der<br />
Kindertagesstätte „Sonnenbergstrolche“<br />
tobt der Vierjährige im Garten<br />
der Einrichtung. Dass Timmy anders<br />
ist als seine Freunde, ist kaum zu erkennen.<br />
Er ist zwar in manchem etwas<br />
langsamer und in seiner Entwicklung<br />
noch nicht so weit wie<br />
gleichaltrige Kinder, aber das stört<br />
hier niemanden. Timmy gehört mit<br />
drei weiteren Kindern zu den drei<br />
bestätigten „integrativen Kindern“<br />
der Einrichtung auf dem Sonnenberg.<br />
Die gemeinsame Erziehung<br />
und Betreuung von Kindern mit und<br />
ohne Beeinträchtigungen bzw. mit<br />
und ohne Entwicklungsverzögerungen<br />
ist seit 1996 Alltag bei den „Sonnenbergstrolchen“.<br />
Kinder mit unterschiedlichen Fähigkeiten,<br />
Bedürfnissen und Verhaltensweisen<br />
besuchen die Kindertagesstätte.<br />
Und davon profitieren<br />
letztlich alle. Neben Entwicklungsimpulsen<br />
bietet die integrative Erziehung<br />
auch wichtige gemeinsame<br />
Erfahrungen, die für die Sprösslinge<br />
sehr wertvoll sein können.<br />
Insgesamt gibt es in der Kindertagesstätte,<br />
die sich seit 1995 in<br />
der Trägerschaft des <strong>Volkssolidarität</strong><br />
<strong>Stadtverband</strong> <strong>Chemnitz</strong> e.V. befindet,<br />
zwölf Gruppen, davon zwei<br />
8 2/2012 <strong>VS</strong> <strong>Aktuell</strong><br />
Integrativgruppen. Neben einer Erzieherin<br />
kümmern sich zwei Heilpädagogen<br />
und eine Heilerziehungspflegerin<br />
um die Kinder der beiden<br />
Gruppen.<br />
Eine von ihnen ist Simone Scholz.<br />
Schon während ihrer Tätigkeit als<br />
Erzieherin hat es sie interessiert, warum<br />
es immer mehr verhaltensauffällige<br />
Kinder gibt, welche Ursachen<br />
das haben kann und wie man ihnen<br />
bestmöglich hilft. 2004 begann<br />
die heute 44-Jährige ihre drei Jahre<br />
dauernde berufsbegleitende Ausbildung<br />
zur Heilpädagogin. Auch Heilpädagogin<br />
Dorothea Geyler und<br />
Heilerziehungspflegerin Jana Röper<br />
gehören zum Team der beiden Integrativgruppen.<br />
„Die heilpädagogische Arbeit hat<br />
zum Ziel, die Defizite des Kindes<br />
auszugleichen und damit bestmögliche<br />
Entwicklungs- und Bildungschancen<br />
zu gewährleisten. Wir arbeiten<br />
mit den Stärken der Kinder,<br />
beziehen das Umfeld mit ein und<br />
stimmen die Ziele mit den Eltern ab.<br />
Doch bevor ein Kind offiziell als ein<br />
sogenanntes Integrationskind anerkannt<br />
wird, muss es lange Wege<br />
durchschreiten“, erzählt Simone<br />
Sc holz. „Wenn die Erzieherinnen<br />
Verhaltensauffälligkeiten bei einem<br />
Kind feststellen, werden als erstes<br />
die Eltern angesprochen. Wir bit-<br />
ten sie dann, einen Kinderarzt aufzusuchen,<br />
der sie bei Bedarf an einen<br />
Psychologen überweist. Dieser<br />
erstellt ein Gutachten, welches vom<br />
Sozialamt geprüft wird. Erst wenn<br />
das Amt den Antrag auf sonderpädagogischen<br />
Förderbedarf bestätigt<br />
hat, ein Förderplan von den Pädagogen,<br />
der Einrichtungsleitung und<br />
den Eltern erarbeitet und vom Amt<br />
bestätigt wurde, steht einer speziellen<br />
Förderung nichts mehr im<br />
Wege“, beschreibt die Heilpädagogin<br />
den bürokratischen Aufwand.<br />
Manchmal müssen die Eltern erst<br />
davon überzeugt werden, dass diese<br />
Form der Betreuung besser für das<br />
Kind ist. Derzeit gibt es drei bestätigte<br />
Integrationskinder in der Einrichtung.<br />
Doch nicht immer sei die Einstufung<br />
als Integrationskind die richtige<br />
Lösung. Das müsse individuell,<br />
von Fall zu Fall entschieden werden.<br />
Dorothea Geyler erinnert sich:<br />
„In meiner Gruppe gab es vor einigen<br />
Jahren ein Mädchen, welches<br />
in verschiedenen Bereichen auffällig<br />
war und die Möglichkeit gehabt<br />
hätte, in eine Integrationsgruppe zu<br />
gehen. Gemeinsam mit den Eltern<br />
und unserer damaligen Leiterin beschlossen<br />
wir aber, dass das Kind in<br />
meiner Gruppe bleibt. Die anderen<br />
Kinder haben das Mädchen au-