Dumping-Bohème. Berlins Kreativszene und das schwarze ... - WDR 3

Sprecher 1
Chronistin der Lo-Fi-Boheme
O-Ton (Rösinger) 29
WDR 3 Kulturfeature, 03.11.2012
Die Dumping-Bohéme
Berlins Kreativszene und das schwarze Loch
Ich weiß nicht, ich mache ja auch diese „Flittchenbar“, einmal im Monat, da mache
ich so eine Themengala, da spielen dann so drei Bands, die spielen jeweils nur vier
oder fünf Lieder und zwischendurch gibt es noch verschiedene andere Sachen und
DJ und so, das kostet fünf Euro Eintritt. Und meine Bekannten, die sagen dann
immer, ob ich sie auf die Gästeliste schreibe. Dan sage ich: ja schon, aber das Geld
geht doch direkt an die Musiker! Und ich will ja jeden wenigstens 100 Euro pro
Abend zahlen. Und ich verstehe das manchmal nicht, eine Schachtel Zigaretten
kostet doch auch schon vier oder fünf Euro! Oder, wenn du ins Kino gehst, kostet es
acht! Das ist diese Mentalität. Ich weiß jetzt nicht, ob die in Berlin ausgeprägter ist als
woanders. Ich glaube, woanders könnte ich für den Abend wohl eher 8 oder zehn
Euro verlangen.
einspielen: „These Days“ – 2. Strophe (Rösinger singt)
Mir ist gar nicht so nach Rumziehen / Nicht mal mehr umziehen will ich mich zurzeit -
nein, nein. / Zurzeit liegt innen alles brach, / ich lieg nur rum und denk: Was ist
geschehen? / Und ich frag mich, wird’ ich jemals wieder Land sehen ? // (0.50 min.)
O-Ton (Rösinger) 30
Jetzt, wo ich halt mit einem Soloprojekt unterwegs bin, haben viele Leute gesagt:
„Was ist denn mit deiner Band BRITTA, die waren doch so toll?!“ Dann sage ich:
„Tja, es hat sich halt nicht mehr gelohnt!“ Ich spiele nicht irgendwo und kriege
weniger Geld als der Mann, der am Einlass die Karten abreißt! Man macht es halt
nicht mehr! Ich kenne viele Leute, die machen keine Platten mehr und die gehen
auch nicht mehr auf Tour. Natürlich führt das zu einer Verarmung der Musikszene
halt. Aber du kannst jetzt nicht in Streik treten, bei wem sollst du es denn einfordern?
Wir befinden uns ja angeblich auf dem freien Markt. Und, wenn die Leute das halt
© Westdeutscher Rundfunk Köln 2012
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