INFEKTIONEN DER HAUT - Deutsche Gesellschaft für ...
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SAMSTAG, 20. JUNI 2009<br />
Klinsches Bild<br />
Die Malassezia-Dermatitis ist eine Erkrankung, die Hunde jeden<br />
Alters und jeden Geschlechts treffen kann. Eine Rasseprädisposition<br />
besteht bei West Highland White Terrier, Pudel, Basset<br />
Hound, Shih-Tzu, Pekinese, Cocker Spaniel, Labrador, <strong>Deutsche</strong>m<br />
Schäferhund und Jack Russel Terrier. Bei der Katze sind die Rassen<br />
mit genetisch determinierter Abnormalität des Haarkleides wie<br />
die Sphynx- und die Devon-Rex-Katze prädisponiert.<br />
Zwei Krankheitsbilder treten am häufigsten mit einer Malassezia-<br />
Dermatitis in Erscheinung: einerseits eine Dermatitis mit Seborrhoe,<br />
Erythem, Krusten, Hyperkeratose und Hyperpigmentierung,<br />
andererseits eine beidseitige erythematöse, zeruminöse Otitis<br />
externa.<br />
Die Dermatitis blüht häufig im Frühling und Sommer auf (in<br />
dieser Periode besteht eine höhere Inzidenz <strong>für</strong> Parasiten, Allergien,<br />
Pyodermien sowie größere Feuchtigkeit der Luft und der<br />
Haut) und bleibt, wenn sie nicht richtig behandelt wird, auch in<br />
den Wintermonaten bestehen.<br />
Das offensichtlichste Symptom ist der Juckreiz. Vielfach findet<br />
man einen intensiven ranzigen Geruch der Haut und ein hochgradiges<br />
Erythem. Die Haut nimmt ein seborrhoeisches Aussehen<br />
an, das fettig oder trocken sein kann. Zu Beginn findet man die<br />
Effloreszenzen am Abdomen. Sie breiten sich dann zur Leiste,<br />
den Achseln und in die Halsregion aus. Manchmal kommt es zu<br />
erythematösen Pododermatitiden. Wenn das Krallenbett mitbetroffen<br />
ist, entsteht eine Braunverfärbung der Krallenbasis. Eine<br />
weitere Form ist die Cheilitis, die vor allem in den Falten der<br />
Unterlippe in Erscheinung tritt. Bei fortgeschrittenen, chronischen<br />
Formen beobachtet man Alopezie, Lichenifikation und Hyperpigmentierung<br />
an den veränderten Stellen.<br />
Es ist nicht ungewöhnlich, gleichzeitig eine bakterielle Follikulitis<br />
mit Staphylococcus intermedius als Erreger festzustellen. Dies<br />
lässt den Schluss auf synergistische Effekte zwischen den beiden<br />
Erregern zu.<br />
Malassezia pachydermatis ist ein normaler Bewohner des äußeren<br />
Gehörganges und kann unter bestimmten Bedingungen übermäßig<br />
wuchern. Sie kann allein oder gemeinsam mit Bakterien<br />
die Ursache einer erythematösen, zeruminösen Otitis sein. Die<br />
Malassezia-Otitis ist eine sehr häufige Erkrankung des Hundes.<br />
Ihr Charakteristikum ist Juckreiz und die Produktion von rotbräunlichem<br />
Zerumen. Analog zu den Dermatitiden können Hormonstörungen<br />
(Hypothyreoidismus), die Anwesenheit von Parasiten<br />
im Ohrkanal, eine primäre Seborrhoe und der Missbrauch<br />
lokaler Therapeutika, wie Antibiotika und Steroide, Prädispositionsfaktor<br />
sein.<br />
Auch bei der Katze liegt bei einer Malassezia-Dermatitis hochgradiger<br />
Juckreiz vor. Die Erkrankung geht mit Alopezie und<br />
trockener bzw. fettiger Seborrhoe einher. Ein generalisiertes<br />
Erythem mit Desquamation (Erythroderma exfoliativum) ist eine<br />
Besonderheit bei der Katze. Auch die Paronychia und die Otitis<br />
ceruminosa sind bei der Katze anzutreffen.<br />
Diagnose<br />
Auf die Lister der Differentialdiagnosen sollte man alle jene Krankheiten<br />
setzen, die Juckreiz und Erythem zusammen mit Seborrhoe<br />
sowie Lichenifikation und Hyperpigmentierung der Haut<br />
hervorbringen. Dazu zählen Allergien (Atopie, Futtermittelallergie,<br />
Flohbissallergie), die oberflächliche Pyodermie und Keratinisierungsstörungen.<br />
Viele der aufgezählten Krankheiten sind ihrerseits<br />
Prädispositions- oder auslösender Faktor <strong>für</strong> eine Malassezia-<br />
Dermatitis.<br />
10. JAHRESTAGUNG DGVD ’09<br />
Die Diagnose wird mit der zytologischen Untersuchung gestellt.<br />
Hier sei noch einmal daran erinnert, dass bei zytologischen<br />
Proben der Haut ein oder zwei, bei jenen des Ohrkanals bis zu<br />
zehn Hefen bei 400facher Vergrößerung ein physiologischer<br />
Befund sind. Erst wenn diese Werte überschritten werden, kann<br />
man von einem pathologischen Befund ausgehen. Da die Hefe<br />
ein Saprophyt ist, hat das Anwachsen in einer Pilzkultur keine<br />
diagnostische Bedeutung, wenngleich man die Anzahl der Kolonien,<br />
wie bei allen opportunistischen Mikroorganismen, als Indiz<br />
verwenden kann.<br />
Die histopathologische Untersuchung ist wegen der geringen Sensibilität<br />
keine geeignete Methode. Nur gelegentlich kann man<br />
Hefen in der Hornschicht bzw. in den Öffnungen der Haarbälge<br />
ausmachen.<br />
Therapie<br />
Da die Malassezia-Dermatitis meist nur eine sekundäre Infektion<br />
ist, liegt der Erfolg einer Behandlung in der Beseitigung der prädisponierenden<br />
Faktoren. Ein überschießendes Wachstum der<br />
Hefen setzt einen Entzündungsprozess in Gang. Hier muss mit<br />
einer gezielten, systemischen oder topischen Therapie gegen die<br />
Hefen vorgegangen und so das Gleichgewicht im Ökosystem Haut<br />
wieder hergestellt werden.<br />
Imidazole haben eine gute Wirksamkeit: Besonders bei hochgradigen<br />
Fällen und wenn die Entzündungen weite Teile der Hautoberfläche<br />
umfassen, sind Ketokonazol 5-10 mg/kg, oder Itraconazol<br />
5mg/kg, über eine Dauer von 20 Tagen, die Therapie<br />
der Wahl. Die systemische Therapie kombiniert man mit Shampoos<br />
auf Basis von Dichlorfen, Schwefel-Selen oder 2- bis<br />
4%igem Chlorhexidin. Diese Shampoos werden zweimal in der<br />
Woche appliziert. Bestehen die Veränderungen erst seit kurzem<br />
und sind nur fokal lokalisiert, kann man auch mit Imidazolen in<br />
der topischen Formulierung Erfolg haben.<br />
Bei häufigen Rezidiven sollte man nach Absetzen der systemischen<br />
Therapie eine zyklische Folge mit Shampoonierung mit<br />
wirksamen Inhaltsstoffen und anschließenden Waschungen mit<br />
Enilkonazol beginnen.<br />
Korrespondenzadresse:<br />
Chiara Noli, DVM, Dip ECVD,<br />
Ospedale Veterinario Cuneese, Borgo S. Dalmazzo, (CN),<br />
Italien