06.01.2013 Aufrufe

Sichtbare Sprache: Semiotik in der Eurythmie - Semiotics in Bremen ...

Sichtbare Sprache: Semiotik in der Eurythmie - Semiotics in Bremen ...

Sichtbare Sprache: Semiotik in der Eurythmie - Semiotics in Bremen ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

UNIVERSITÄT BREMEN<br />

Fachbereich 10<br />

Sommersemester 2005<br />

Sem<strong>in</strong>ar: Empirische <strong>Semiotik</strong>: Werbung, VAK 10-1325<br />

Veranstalter: Dr. Peter Holz<br />

<strong>Sichtbare</strong> <strong>Sprache</strong>:<br />

<strong>Semiotik</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Eurythmie</strong><br />

Semesterarbeit<br />

Lena Bell<strong>in</strong>grodt (Matr-Nr. 1548744)<br />

Katarzyna Damian (Matr-Nr. 1716758)<br />

Marta Pasierbek (Matr-Nr. 1541644)


Inhaltsverzeichnis<br />

Seite:<br />

E<strong>in</strong>leitung……………………… .…………………………………………………….…..3<br />

1 <strong>Eurythmie</strong> und <strong>Semiotik</strong> ………..….………………………………………………….5<br />

2 Die <strong>Eurythmie</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Waldorfpädagogik……………………………………………..7<br />

2.1 Der Unterricht <strong>in</strong> Laut- und Toneurythmie…………………………………………7<br />

2.2 Die dionysische Form………………………………………………………………..8<br />

3 <strong>Eurythmie</strong> und Werbung……………………………………………………………….9<br />

3.1 <strong>Eurythmie</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Werbung…………………………………………………………..9<br />

3.2 Werbung für <strong>Eurythmie</strong>…………………………………………………………….10<br />

Schlussbetrachtung……………………………………………………………………..12<br />

Literaturverzeichnis……………………………………………………………………..14<br />

Abbildungsverzeichnis………………………………………………………………….15<br />

Marta: S. 3-4<br />

Katarzyna: S. 5-6<br />

Lena: S. 7-9 12-14<br />

S. 9-12 übernommen von Kathar<strong>in</strong>a Knoop<br />

2


E<strong>in</strong>leitung<br />

Was ist sichtbare <strong>Sprache</strong>? Warum wird sie <strong>in</strong> allen Klassen <strong>der</strong><br />

Waldorfschulen unterrichtet? Wieso zeigen Menschen <strong>Sprache</strong> <strong>in</strong> Bewegungen,<br />

wenn sie sich mit Hilfe <strong>der</strong> Sprechorgane ausdrücken können? Welche<br />

semiotischen Elemente werden benutzt, um <strong>Sprache</strong> mit dem eigenen Körper<br />

sichtbar zu machen? Auf diese und an<strong>der</strong>e Fragen versuchen wir <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

vorliegenden Ausarbeitung Antworten zu geben.<br />

<strong>Eurythmie</strong>, die so genannte sichtbare <strong>Sprache</strong>, ist e<strong>in</strong>e <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Anthroposophie 1 gepflegte Bewegungskunst und -therapie, bei <strong>der</strong> Gesprochenes,<br />

Vokal- und Instrumentalmusik <strong>in</strong> Ausdrucksbewegungen umgesetzt werden. Was<br />

den hörbaren Sprachlauten an <strong>in</strong>nerer Bewegung vorausgeht, wird zur bewusst<br />

erlebten Gebärde. Was die Musik im Inneren bewegt, wird anschaubar.<br />

Rudolf Ste<strong>in</strong>er (Bild rechts) entwickelte die ersten<br />

Bewegungsabläufe und -formen <strong>der</strong> <strong>Eurythmie</strong> bereits 1912. Der<br />

österreichische Philosoph, Pädagoge, Naturwissenschaftler und<br />

Begrün<strong>der</strong> <strong>der</strong> Waldorfpädagogik lebte von 1861 bis 1925.<br />

Die <strong>Eurythmie</strong> hat viele Anwendungsbereiche gefunden. In<br />

<strong>Eurythmie</strong>-Aufführungen werden Werke <strong>der</strong> Sprach- und Musikdichtung aller<br />

Epochen als „beseelte sichtbare <strong>Sprache</strong>" und als „sichtbarer Gesang" zur<br />

Darstellung gebracht. Der Ursprung <strong>der</strong> Gesten und Bewegungen liegt nach<br />

Me<strong>in</strong>ung von Ste<strong>in</strong>er-Anhängern <strong>in</strong> den räumlichen und zeitlichen Kraftfel<strong>der</strong>n,<br />

welche die menschliche Gestalt hervorbr<strong>in</strong>gen, und <strong>in</strong> denen sich <strong>der</strong> Mensch<br />

bewegt. Auch Sprechen, Musizieren und seelische Aktivitäten folgen als<br />

Bewegungen den Gesetzen von Raum und Zeit. Nicht die eigene Bef<strong>in</strong>dlichkeit,<br />

son<strong>der</strong>n die <strong>der</strong> <strong>Sprache</strong>, bzw. bei <strong>der</strong> Toneurythmie die <strong>der</strong> Musik<br />

<strong>in</strong>newohnenden und <strong>in</strong> ihr wirkenden Zusammenhänge versucht <strong>der</strong> Eurythmist<br />

mit Gesten und Bewegungen durch synchrone Gestaltung im Raum sichtbar zu<br />

machen. Gesten, Formen und Körperstellungen wurden auf <strong>der</strong> methodologischen<br />

1 Anthroposophie – Lehre nach <strong>der</strong> <strong>der</strong> Mensch höhere seelische Fähigkeiten entwickelt und<br />

dadurch übers<strong>in</strong>nliche Erkenntnisse erlangen kann (Duden, Deutsches Universal Wörterbuch)<br />

3


Grundlage <strong>der</strong> „Philosophie <strong>der</strong> Freiheit" Rudolf Ste<strong>in</strong>ers mit Hilfe <strong>der</strong> von ihm<br />

ausgearbeiteten anthroposophischen Geisteswissenschaft und auf <strong>der</strong><br />

erkenntniswissenschaftlichen Basis <strong>der</strong> von Goethe <strong>in</strong>augurierten ganzheitlichen<br />

Forschungsart entwickelt.<br />

Bei e<strong>in</strong>igen Krankheiten erhalten Patienten Heileurythmie-Behandlungen<br />

als therapeutische Maßnahme vom Arzt verordnet. Eurythmische Gebärden<br />

können gesundend wirken und die so genannte Heileurythmie ist mit ke<strong>in</strong>er<br />

an<strong>der</strong>en Bewegungstherapie vergleichbar. Auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Arbeitswelt f<strong>in</strong>det<br />

<strong>Eurythmie</strong> ihre Anwendung. Berufstätige suchen oftmals Kurse auf, weil sie die<br />

E<strong>in</strong>seitigkeiten <strong>der</strong> Bewegungen, die sie am Arbeitsplatz verrichten, harmonisieren<br />

wollen. Die Beschäftigung mit <strong>der</strong> <strong>Eurythmie</strong> soll die Gruppendynamik und die<br />

Teamarbeit för<strong>der</strong>n, die soziale Wahrnehmung schulen o<strong>der</strong> Stress-Symptome<br />

und Verspannungen abbauen.<br />

Es gibt e<strong>in</strong> ganzes System von verschiedenen semiotischen Zeichentypen,<br />

die <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Eurythmie</strong> zu f<strong>in</strong>den s<strong>in</strong>d. Verschiedene Beispiele dazu s<strong>in</strong>d im<br />

folgenden Kapitel <strong>der</strong> Arbeit aufgeführt. Es wird auch versucht diese Elemente als<br />

ikonische o<strong>der</strong> symbolische Zeichen zu klassifizieren.<br />

Im weiteren Verlauf soll die <strong>Eurythmie</strong> als Unterrichtsfach <strong>der</strong><br />

Waldorfpädagogik thematisiert werden. Die Beispiele zweier Bewegungsabläufe<br />

zeigen mit welchen Übungstypen die ikonische Inszenierung des Körpers an den<br />

Waldorfschulen gelehrt wird.<br />

Das System <strong>der</strong> <strong>Eurythmie</strong> und se<strong>in</strong>e Bewegungsformen s<strong>in</strong>d detailliert<br />

ausgearbeitet und können durch Nachahmungen erlernt werden. Trotzdem üben<br />

Menschen e<strong>in</strong>ige eurythmische Figuren oft unbewusst aus. Verschiedene<br />

Elemente <strong>der</strong> sichtbaren <strong>Sprache</strong> f<strong>in</strong>den ihre Anwendung auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Werbung,<br />

wobei es fraglich ist, ob die <strong>Eurythmie</strong> bewusste Grundlage des jeweiligen<br />

Werbekonzeptes ist. Das ist das Thema des letzten Kapitels <strong>der</strong> Ausarbeitung,<br />

bevor e<strong>in</strong>e Auswertung <strong>der</strong> Ergebnisse und das Fazit die Ausarbeitung<br />

abschließen.<br />

4


1 <strong>Eurythmie</strong> und <strong>Semiotik</strong><br />

Um e<strong>in</strong>e Verb<strong>in</strong>dung zwischen <strong>Semiotik</strong> und <strong>Eurythmie</strong> herzustellen, dient<br />

e<strong>in</strong>e These Rudolph Ste<strong>in</strong>ers, die besagt, dass <strong>Eurythmie</strong> e<strong>in</strong>e sichtbare <strong>Sprache</strong><br />

sei. Die eurythmische <strong>Sprache</strong> ist die Visualisierung e<strong>in</strong>es gesprochenen Wortes,<br />

die so genannte Lauteurythmie, <strong>in</strong> <strong>der</strong> die e<strong>in</strong>zelnen Laute als Stimmungen<br />

<strong>in</strong>terpretiert und durch bestimmte Bewegungen dargestellt werden. Die<br />

Bewegungen können ferner durch den Tanz ersetzt werden. Möglich ist allerd<strong>in</strong>gs<br />

auch e<strong>in</strong>e Visualisierung <strong>der</strong> Noten, <strong>der</strong> Töne, <strong>der</strong> Pausen zwischen ihnen und<br />

des Rhythmus, so dass e<strong>in</strong> sichtbarer Gesang entsteht, die so genannte<br />

Toneurythmie.<br />

Die eurythmische <strong>Sprache</strong> besteht aus Zeichen, welche die eurythmischen<br />

Gebärden, also e<strong>in</strong>e Zusammensetzung bestimmter Bewegungen und Figuren,<br />

s<strong>in</strong>d. Die Frage nach <strong>der</strong> Art <strong>der</strong> semiotischen Zeichen ist nicht e<strong>in</strong>deutig zu<br />

beantworten. Anhand e<strong>in</strong>er Charakterisierung <strong>der</strong> eurythmischen Bewegungen<br />

wird versucht sie zuzuordnen.<br />

Die eurythmischen Zeichen s<strong>in</strong>d mit anthroposophischer Bedeutung versehene<br />

Gesten. Die Bedeutung wurde arbiträr zugeschrieben und, um die <strong>Sprache</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Eurythmie</strong> „sprechen“ zu können, ist es erfor<strong>der</strong>lich die Bewegungsabläufe sowie<br />

ihre Bedeutung zu erlernen – genauso wie beim Erwerb je<strong>der</strong> gesprochenen<br />

<strong>Sprache</strong>. Das Lernen erfolgt durch die Nachahmung e<strong>in</strong>er Geste und <strong>der</strong>er<br />

Wie<strong>der</strong>holung. Diese Eigenschaft, die Notwendigkeit des Erlernens e<strong>in</strong>es<br />

Zeichensystems, <strong>der</strong> eurythmischen Bewegungen, auf Grund <strong>der</strong>er arbiträrer<br />

Zuordnung zu e<strong>in</strong>er Bedeutung, lässt behaupten, dass eurythmische Gebärden<br />

symbolische Zeichen(qualitäten) darstellen.<br />

Beispielsweise <strong>der</strong> Vokal „E“ (Bild l<strong>in</strong>ks) wird durch die Kreuzung <strong>der</strong> Unterarme<br />

vor <strong>der</strong> Brust visualisiert, sichtbar gemacht. Wobei die Abbildung<br />

hier das Ergebnis zeigt, nicht aber den Bewegungsablauf <strong>der</strong><br />

Darstellung des Lautes, denn <strong>Eurythmie</strong> ist e<strong>in</strong>e dynamische<br />

<strong>Sprache</strong> und ke<strong>in</strong>e statische. Die Eurythmisierung <strong>der</strong><br />

Buchstaben beruht auf Bewegungen, welche im Bild lei<strong>der</strong> nicht<br />

darstellbar s<strong>in</strong>d. Dem „E“ wird <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Eurythmie</strong> e<strong>in</strong>e Bedeutung<br />

zugeschrieben, die als „Berührtwerden“ und „Sich-Aufrechterhalten“ charakterisiert<br />

5


wird, was ke<strong>in</strong>e Ähnlichkeit mit dem Dargestellten aufweist. Das bestätigt die<br />

Behauptung <strong>der</strong> Konventionalität (symbolische Zeichenqualität) <strong>der</strong> eurythmischen<br />

Zeichen.<br />

An<strong>der</strong>erseits gibt es auch eurythmische Figuren, die als ikonische Zeichen<br />

charakterisiert werden können, da <strong>in</strong> <strong>der</strong> Körperbewegung e<strong>in</strong> Buchstabe<br />

„abgebildet" wird, und zwar <strong>in</strong> <strong>der</strong> Form, <strong>in</strong> <strong>der</strong> sie schriftlich gestaltet werden, hier<br />

am Beispiel von zwei Vokalen: „O“ und „I“.<br />

Bei <strong>der</strong> Umsetzung des Tones <strong>in</strong> Buchstabenform entsteht die<br />

für das ikonische Zeichen charakteristische Ähnlichkeit und<br />

Wie<strong>der</strong>erkennbarkeit, z.B. durch die runde Form für das „O“ (Bild<br />

l<strong>in</strong>ks). Zusätzlich besteht e<strong>in</strong> Zusammenhang mit <strong>der</strong><br />

eurythmischen Bedeutung dieser Vokale: Das „O“ steht für die<br />

Liebe zu e<strong>in</strong>em Wesen und dessen liebevolle Umarmung. Das „I“ drückt die<br />

Selbstbehauptung des Menschen und se<strong>in</strong> sich H<strong>in</strong>e<strong>in</strong>stellen <strong>in</strong> die Welt aus, was<br />

<strong>in</strong> jedem Strecken zu empf<strong>in</strong>den ist (im Bild rechts Streckung des<br />

ganzen Körpers).<br />

Laut Ste<strong>in</strong>er s<strong>in</strong>d diese <strong>Eurythmie</strong>formen aus den<br />

„Urbewegungen“ entstanden, die immer schon im menschlichen<br />

Bewusstse<strong>in</strong> vorhanden waren. So wie <strong>der</strong> ganze Kosmos aus<br />

Bewegung heraus entstanden ist, so muss sich auch beim<br />

Entstehen e<strong>in</strong>er Pflanze, e<strong>in</strong>es Tieres o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>es Menschen - Zelle für Zelle - aus<br />

e<strong>in</strong>er Bewegung heraus e<strong>in</strong>e Ordnung herstellen. Alle alten Tanz- und<br />

Bewegungskünste haben ihren Ursprung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Nachahmung dieser Bewegungen,<br />

von denen sie sich heute losgelöst haben. Tanz ist subjektiv geworden.<br />

Eurythmische Formen greifen die Gesetzmäßigkeit <strong>der</strong> kosmischen<br />

„Urbewegungen“ nun wie<strong>der</strong> auf. Sie sprechen damit diejenigen Kräfte an, die den<br />

menschlichen Körper gebildet haben. Es s<strong>in</strong>d dieselben Kräfte, die den Körper <strong>in</strong><br />

all se<strong>in</strong>en Funktionen am Leben halten, und immer wie<strong>der</strong> heilend e<strong>in</strong>greifen.<br />

Wenn e<strong>in</strong> Mensch spricht o<strong>der</strong> s<strong>in</strong>gt, bewegen sich se<strong>in</strong> Kehlkopf und die Luft, <strong>in</strong><br />

die er h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>spricht o<strong>der</strong> -s<strong>in</strong>gt, nach ganz bestimmten Gesetzmäßigkeiten. In <strong>der</strong><br />

<strong>Eurythmie</strong> werden diese Bewegungen, die sich für unser Auge unsichtbar<br />

vollziehen, mit dem ganzen Körper sichtbar gemacht. Welche von diesen<br />

Bewegungen und Formen <strong>in</strong> den Waldorfschulen gelehrt werden, wie und aus<br />

welchem Grund das geschieht, ist Thema des nächsten Kapitels <strong>der</strong> Arbeit.<br />

6


2 Die <strong>Eurythmie</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Waldorfpädagogik<br />

Am Vormittag des 24. Mai 2004 ergab sich die Gelegenheit <strong>in</strong> zwei Stunden<br />

des Unterrichtsfachs <strong>Eurythmie</strong> an <strong>der</strong> Freien Waldorfschule Sebaldsbrück zu<br />

hospitieren. Die Ausführungen <strong>in</strong> den folgenden zwei Unterpunkten basieren<br />

überwiegend auf den Angaben e<strong>in</strong>es kurzen Gesprächs mit <strong>der</strong> pädagogischen<br />

Eurythmist<strong>in</strong> <strong>der</strong> Schule.<br />

2.1 Der Unterricht <strong>in</strong> Laut- und Toneurythmie<br />

Die <strong>Eurythmie</strong> ist seit 1919 als kognitives Unterrichtsfach <strong>in</strong> den Lehrplänen <strong>der</strong><br />

Waldorfschulen fest verankert. Von <strong>der</strong> ersten bis zur sechsten Klasse lernen die<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong> bis zwei Schulstunden pro Woche die Grundlagen <strong>der</strong><br />

Bewegungslehre nach Rudolf Ste<strong>in</strong>er. Dazu gehören Übungen, mit denen die<br />

Formpr<strong>in</strong>zipien <strong>der</strong> beiden wichtigsten Bereiche, <strong>der</strong> Laut- und Toneurythmie,<br />

erlernt werden. Die Lauteurythmie bezeichnet alle eurythmischen Bewegungen zu<br />

geschriebenen o<strong>der</strong> gesprochenen Texten. Das können Gedichte, Geschichten<br />

o<strong>der</strong> auch Theaterstücke se<strong>in</strong>. E<strong>in</strong> Beispiel aus dem Bereich <strong>der</strong> Lauteurythmie ist<br />

die folgende Begrüßungsübung, bei <strong>der</strong> die Laute „A“, „E“ und „I“ durch die<br />

Bewegung <strong>der</strong> Arme ikonisch dargestellt werden.<br />

Ich b<strong>in</strong> da.<br />

A E I A.<br />

Bei <strong>der</strong> Toneurythmie richten sich die Bewegungen nach e<strong>in</strong>em Musikstück o<strong>der</strong><br />

nach Gesang. Häufig werden dabei Bewegungen mit Stäben, Bällen, Tüchern<br />

o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Geräten vollzogen, die den Körperausdruck und das harmonische<br />

Zusammenspiel zwischen <strong>der</strong> Bewegung und e<strong>in</strong>em dieser Elemente<br />

unterstreichen sollen.<br />

7


2.2 Die dionysische Form<br />

In den höheren Klassen, <strong>in</strong> <strong>der</strong> Mittel- und Oberstufe, ist beson<strong>der</strong>s das<br />

E<strong>in</strong>studieren von Choreografien zu verschiedenen Texten und zu<br />

Musikuntermahlung Unterrichtsgegenstand des Fachs <strong>Eurythmie</strong>. Die Lehrkräfte<br />

geben den Schülern Bewegungsabläufe vor o<strong>der</strong> bieten ihnen die Möglichkeit<br />

Teile <strong>der</strong> Choreografie durch eigene Ideen o<strong>der</strong> spontane Improvisation selbst zu<br />

gestalten. Dabei orientieren sich sowohl Schüler als auch Lehrer an <strong>der</strong> so<br />

genannten dionysischen Form, die besagt, dass alle Bewegungsgesetze <strong>in</strong> den<br />

seelischen Bereichen des Denkens, des Fühlens und des Wollens liegen. Der<br />

Name stammt aus <strong>der</strong> Zeit <strong>der</strong> alten Griechen, die me<strong>in</strong>ten <strong>in</strong> Dionysos selbst das<br />

göttliche Urbild des Menschlich-Seelischen zu erkennen (vgl. Dubach-Donath<br />

1981: 78). Bevor also e<strong>in</strong>e Vorlage, e<strong>in</strong> Gedicht, e<strong>in</strong> Musikstück o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e<br />

Geschichte, von den Schülern <strong>in</strong>terpretiert wird, muss diese <strong>in</strong> S<strong>in</strong>nabschnitte<br />

unterteilt und analysiert werden. Dem Bewegungsgesetz folgend ergeben sich so<br />

Teile aus dem Bereich <strong>der</strong> denkenden Seele, <strong>der</strong> fühlenden Seele und aus dem<br />

Bereich <strong>der</strong> willensmäßigen E<strong>in</strong>stellung, denen entsprechende Bewegungsabläufe<br />

zugeordnet werden, bevor aus e<strong>in</strong>er Komb<strong>in</strong>ation dieser e<strong>in</strong>e Choreografie<br />

entsteht. Die Darstellung des Denkens geschieht dabei mit geraden L<strong>in</strong>ien, das<br />

Wollen wird mit krummen L<strong>in</strong>ien dargestellt und das Fühlen mit e<strong>in</strong>er Komb<strong>in</strong>ation<br />

aus geraden und krummen L<strong>in</strong>ien:<br />

Denken: Fühlen: Wollen:<br />

Auf diese Weise lassen sich Texte o<strong>der</strong> Musikstücke <strong>in</strong>terpretieren und mit<br />

eurythmischen Bewegungen präsentieren. Das Beispiel zeigt e<strong>in</strong> Gedicht von<br />

Eduard Mörike, das zunächst analysiert wurde, um dann mit <strong>der</strong> ikonischen<br />

Inszenierung des Körpers die Grundstimmung wie folgt darzustellen:<br />

„Herr! Schicke was du willst,<br />

e<strong>in</strong> Liebes o<strong>der</strong> Leides,<br />

ich b<strong>in</strong> Vergnügt, dass beides<br />

aus de<strong>in</strong>en Händen quillt.<br />

Wollest mit Freuden<br />

und wollest mit Leiden<br />

mich nicht Überschütten!<br />

Doch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Mitte<br />

liegt holden Bescheiden.“<br />

8


Charakteristisch für das Gedicht ist <strong>in</strong> diesem Fall das fühlende Pr<strong>in</strong>zip, deshalb<br />

ist überwiegend e<strong>in</strong>e Komb<strong>in</strong>ation aus krummen und geraden L<strong>in</strong>ien Bestandteil<br />

<strong>der</strong> Choreografie (vgl. Dubach-Donath 1981: 74-76).<br />

Die sichtbare <strong>Sprache</strong> f<strong>in</strong>det sich neben den Waldorfschulen <strong>in</strong> vielen<br />

Bereichen des öffentlichen Lebens. Dass sogar <strong>in</strong> <strong>der</strong> Werbung Spuren <strong>der</strong><br />

Bewegungslehre Rudolf Ste<strong>in</strong>ers zu f<strong>in</strong>den s<strong>in</strong>d, zeigt das folgende Kapitel <strong>der</strong><br />

Ausarbeitung.<br />

3 <strong>Eurythmie</strong> und Werbung<br />

Die Abbildungen <strong>der</strong> folgenden Beispiele für <strong>Eurythmie</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Werbung und<br />

<strong>der</strong> Werbung für <strong>Eurythmie</strong> werden nach ikonischen Zeichen - Zeichen, <strong>der</strong>en<br />

Beziehung zum bezeichneten Gegenstand auf e<strong>in</strong>em Abbildverhältnis beruht –<br />

und symbolischen Zeichen - e<strong>in</strong>e Klasse von Zeichen, bei denen die Beziehung<br />

zwischen e<strong>in</strong>em Zeichen und dem Bezeichnetem auf Konventionen beruht –<br />

untersucht (vgl. Bußmann 1990: 38). Bei dieser Zeichenanalyse wird versucht<br />

e<strong>in</strong>en Bezug zur <strong>Eurythmie</strong> und zu eurythmischen Bewegungen herzustellen.<br />

3.1 <strong>Eurythmie</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Werbung<br />

Wie die folgenden Beispiele zeigen, s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>in</strong>ternationalen Werbung vere<strong>in</strong>zelt<br />

Elemente aus <strong>der</strong> <strong>Eurythmie</strong> zu f<strong>in</strong>den.<br />

Beispiel 1: Die Darstellung des Lautes „A“<br />

Der Laut „A“ symbolisiert <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Eurythmie</strong> e<strong>in</strong>erseits das Gefühl <strong>der</strong><br />

Verwun<strong>der</strong>ung und des Staunens über e<strong>in</strong> Erlebnis, aber auch die Großartigkeit<br />

und das Erhabene e<strong>in</strong>er Ersche<strong>in</strong>ung (vgl. Dubach-Donath 1981: 20). In diesem<br />

Fall freut sich das Werbemodell über das Ersche<strong>in</strong>en des neuen Produkts (Eis).<br />

In <strong>der</strong> Abbildung s<strong>in</strong>d die Wortformen des Slogans<br />

(Lightenschaft), <strong>der</strong> Markenname (Magnum) und <strong>der</strong><br />

Herstellername (Langnese) symbolische Zeichen. Die Fotografie<br />

<strong>der</strong> Frau und des Produkts stellen ikonische Zeichen dar.


Beispiel 2: Die Darstellung des Lautes „E“<br />

In <strong>der</strong> <strong>Eurythmie</strong> symbolisiert <strong>der</strong> Laut „E“ das Gefühl von Feierlichkeit und Größe,<br />

aber auch von Furcht und Abwehr, bis h<strong>in</strong> zum Ekel (vgl. Dubach-Donath<br />

1981:23).<br />

Poison, <strong>der</strong> Name des Produkts, bedeutet aus dem Englischen übersetzt Gift. Die<br />

negativ besetzte Symbolik des Lautes „E“, <strong>der</strong> hier mit gekreuzten gehaltenen<br />

Handgelenken dargestellt wird, ist also durchaus mit dem<br />

Produktnamen stimmig. Die Fotografie zeigt außerdem e<strong>in</strong>e<br />

Frau, die mit ihren Armen die Bewegungen e<strong>in</strong>er (Gift-)Schlange<br />

nach zu ahmen sche<strong>in</strong>t.<br />

Die symbolischen Zeichen dieses Werbebilds s<strong>in</strong>d die Fotografie<br />

<strong>der</strong> Frau und des Parfums. Der Markenname (Poison) und <strong>der</strong><br />

Herstellername (Christian Dior) s<strong>in</strong>d Wortformen, die ikonische Zeichen darstellen.<br />

Beispiel 3: Die Darstellung des Lautes „U“<br />

Der Laut „U“ symbolisiert e<strong>in</strong> Gefühl <strong>der</strong> mystischen Vere<strong>in</strong>igung mit dem<br />

Göttlichen und des Sichversenkenwollens (vgl. Dubach-Donath 1981: 21).<br />

Die Abbildung zeigt e<strong>in</strong>e Frau, die durch das Tragen <strong>der</strong> Sonnenbrille<br />

geheimnisvoll wirkt. Auf e<strong>in</strong>en Teil ihres Gesichts fällt Schatten, sie ist mit<br />

dunkelrotem Lippenstift geschm<strong>in</strong>kt und trägt e<strong>in</strong> schwarzes Oberteil. Dieses<br />

Zusammenspiel dunkler Farben erzeugt e<strong>in</strong>e mystische Stimmung, die die<br />

Symbolik des Lautes „U“ unterstreicht.<br />

Die Wortform des Markennamens (Chanel) ist e<strong>in</strong><br />

symbolisches Zeichen, und die Fotografie <strong>der</strong> Frau und des<br />

Produkts, <strong>der</strong> Sonnenbrille, s<strong>in</strong>d ikonische Zeichen.<br />

3.2 Werbung für <strong>Eurythmie</strong><br />

Weltweit werben <strong>Eurythmie</strong>schulen und <strong>Eurythmie</strong>bühnen mit Plakaten, Anzeigen,<br />

Abbildungen und Broschüren. Die e<strong>in</strong>zelnen Institutionen und Vere<strong>in</strong>e entwickeln<br />

meist e<strong>in</strong> <strong>in</strong>dividuelles Ersche<strong>in</strong>ungsbild des Unternehmens, welches das<br />

Selbstverständnis, wi<strong>der</strong>spiegelt. Weltweit gibt es viele <strong>Eurythmie</strong>schulen o<strong>der</strong><br />

<strong>Eurythmie</strong>bühnen, die mit Plakaten und Broschüren für sich werben. Zum<br />

<strong>in</strong>dividuellen Design zählt beispielsweise die Gestaltung des Firmenzeichens o<strong>der</strong><br />

10


Logos, die Typografie o<strong>der</strong> die Farbgebung. Auf diese Weise soll e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>heitliches<br />

Bild mit hohem Wie<strong>der</strong>erkennungswert entstehen, das den Klienten e<strong>in</strong> Gefühl <strong>der</strong><br />

Vertrautheit übermitteln soll.<br />

Beispiel 1: Eurythmy Spr<strong>in</strong>g Valley<br />

Die <strong>Eurythmie</strong>akademie Spr<strong>in</strong>g Valley <strong>in</strong> Texas wirbt mit <strong>der</strong> Fotografie e<strong>in</strong>es weiß<br />

gekleideten Tänzers <strong>in</strong> dynamischer Bewegung.<br />

In <strong>der</strong> Abbildung ist die Wortform Eurythmy Spr<strong>in</strong>g Valley,<br />

<strong>der</strong> Name <strong>der</strong> Tanz-akademie, e<strong>in</strong> symbo-lisches Zeichen.<br />

Die ikonischen Zeichen s<strong>in</strong>d die Fotografie des Tänzers<br />

und das Logo, welches die stark stilisierte Form e<strong>in</strong>es Tänzers darstellt. Weiße<br />

Kleidung steht für Re<strong>in</strong>heit, Vollkommenheit und Harmonie, und die orange Farbe<br />

des Logos für Energie und Lebensfreude (vgl. http://www.puramaryam.de<br />

/farbe.htm).<br />

Beispiel 2: <strong>Eurythmie</strong> Schule Hamburg<br />

Das Corporate Design <strong>der</strong> <strong>Eurythmie</strong> Schule Hamburg<br />

zeichnet sich durch e<strong>in</strong> Logo aus, das mit geschwungenen<br />

L<strong>in</strong>ien die stilisierte Form e<strong>in</strong>es Tänzers o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>er Tänzer<strong>in</strong><br />

abbildet. In <strong>der</strong> Abbildung stellt die Wortform <strong>Eurythmie</strong><br />

Schule Hamburg e<strong>in</strong> symbolisches Zeichen dar. Die<br />

ikonischen Zeichen s<strong>in</strong>d die stark stilisierte Figur e<strong>in</strong>er tanzenden Person und die<br />

rote Farbe des Logos, mit <strong>der</strong> Kraft, Lebenslust und Leidenschaft ausgedrückt<br />

werden sollen (vgl. http://www.puramary.de/farbe.html).<br />

Beispiel 3: Aust<strong>in</strong> Eurythmy Ensemble<br />

Das Aust<strong>in</strong> <strong>Eurythmie</strong> Ensemble aus New York bildet <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

Anzeige den Schriftzug des Ensembles mit e<strong>in</strong>em <strong>in</strong> bunten<br />

Farben gehaltenem Logo ab, und im H<strong>in</strong>tergrund ist e<strong>in</strong><br />

flatterndes, rotes Tuch zu sehen. Tücher s<strong>in</strong>d neben Bällen und<br />

Stäben Elemente, mit denen eurythmische Bewegungsabläufe<br />

und Choreografien getanzt werden.<br />

In dieser Abbildung ist die Wortform, also <strong>der</strong> Name Aust<strong>in</strong> Eurythmy Ensemble,<br />

e<strong>in</strong> symbolisches Zeichen. Die ikonischen Zeichen s<strong>in</strong>d die mit dem Logo stark<br />

11


stilisierte Darstellung e<strong>in</strong>es Tänzers o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>er Tänzer<strong>in</strong> und die Fotografie e<strong>in</strong>es<br />

flatternden Tuches. Die Farbe Rot bildet Kraft, Lebenslust und Leidenschaft ab,<br />

Orange steht für Energie und Lebensfreude und Blau für Entspannung,<br />

Ausgeglichenheit und Ruhe. Mit den Farben Weiß und Schwarz werden Re<strong>in</strong>heit,<br />

Lebensfreude und Harmonie gegenüber F<strong>in</strong>sternis und Furcht abgebildet<br />

(http://www.puramary.de/farbe.html).<br />

Schlussbetrachtung<br />

Die Idee für das Thema <strong>Sichtbare</strong> <strong>Sprache</strong>: <strong>Semiotik</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Eurythmie</strong><br />

entstand <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er <strong>der</strong> ersten Sitzungen des Sem<strong>in</strong>ars, nachdem im<br />

Zusammenhang mit <strong>Semiotik</strong> und Körpersprache e<strong>in</strong> Artikel von D. Crystal<br />

gelesen und diskutiert wurde, <strong>in</strong> dem <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em kurzen Absatz die <strong>Eurythmie</strong> und<br />

die ikonische Inszenierung von <strong>Sprache</strong> thematisiert wurde:<br />

This approach […] aimed to promote a close harmony between the sounds of<br />

speech and patters of body movement. Eurythmy was seen as ‘visible speech’,<br />

with the body reflect<strong>in</strong>g <strong>in</strong> its physical shape the forms of sounds as they are<br />

articulated (Crystal 1998: 407).<br />

Während des Ideen-Streifzuges durch die Bremer Innenstadt am 2. Mai 2005<br />

konnte unsere Gruppe <strong>in</strong> <strong>der</strong> Stadtbibliothek bereits mit <strong>der</strong> ersten Recherche zur<br />

<strong>Eurythmie</strong> beg<strong>in</strong>nen. Bei diesem Treffen entstanden Fotos, auf denen die<br />

Gruppenmitglie<strong>der</strong> e<strong>in</strong>en Laut durch e<strong>in</strong>e eurythmische Bewegung demonstrieren.<br />

Nachdem e<strong>in</strong>zelne Teilbereiche des Themas festgelegt wurden, begannen wir<br />

differenzierter, jede zu ihrem Unterthema, zu recherchieren. Bald wurde klar, dass<br />

die <strong>Eurythmie</strong> e<strong>in</strong> weitläufiges Feld ist, zu dem es aus vielen verschiedenen<br />

Bereichen Informationen zu beziehen gibt.<br />

Bereits <strong>in</strong> <strong>der</strong> E<strong>in</strong>leitung wird deutlich, wie vielseitig und komplex die<br />

<strong>Eurythmie</strong> und ihre Anwendungen s<strong>in</strong>d: Die Bewegungslehre nach R. Ste<strong>in</strong>er ist<br />

12


e<strong>in</strong> festes Regelwerk bestehend aus Gebärden zu Sprach- und Musikdichtung, die<br />

wenn sie e<strong>in</strong>mal erlernt wurden, heilende Kräfte hervorbr<strong>in</strong>gen können. In <strong>der</strong><br />

Schule und <strong>in</strong> <strong>der</strong> Arbeitswelt dient das Erlernen eurythmischer<br />

Bewegungsabläufe <strong>der</strong> Sozialkompetenz, <strong>der</strong> Selbstwahrnehmung, <strong>der</strong><br />

Orientierung im Raum und <strong>der</strong> Kommunikation <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>er Gruppe.<br />

Dass die Darstellungen eurythmischer Gebärden durch symbolische o<strong>der</strong><br />

aber durch ikonische Zeichenqualitäten geschieht, zeigen die Beispiele <strong>der</strong><br />

Bewegungen <strong>der</strong> Laute „E“, „O“ und „I“. Das „E“ weist mit dem Kreuzen <strong>der</strong> Arme<br />

<strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Bewegung ke<strong>in</strong>e Ähnlichkeit mit dem Gezeigten auf, während die rund<br />

gehaltenen Arme, bzw. die aufrechte Körperhaltung mit nach unten gestreckten<br />

Armen den dargestellten Lauten „O“, bzw. „I“ ähnlich s<strong>in</strong>d.<br />

Die Ähnlichkeiten zwischen Darstellung und Dargestelltem auszumachen<br />

war während des Hospitationsbesuchs an <strong>der</strong> Freien Waldorfschule Sebaldsbrück<br />

beson<strong>der</strong>s spannend. Während des Unterrichts bewegten die jüngeren Schüler<br />

sich zwar spielerisch, aber durch die Anleitung <strong>der</strong> Lehrer<strong>in</strong> kontrolliert. Der<br />

Unterricht <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er achten Klasse verlief ebenfalls stark strukturiert. Das deduktive<br />

Pr<strong>in</strong>zip <strong>der</strong> Nachahmung lässt ke<strong>in</strong>en Raum für Kreativität o<strong>der</strong> Improvisation.<br />

Dadurch wirkten auch die den Schülern vorgegebenen Bewegungen wenig<br />

dynamisch, fast unmotiviert und ihre Köpersprache dadurch schwer verständlich.<br />

Die Körpersprache <strong>der</strong> <strong>Eurythmie</strong> ist laut R. Ste<strong>in</strong>er aus den ursprünglichen<br />

Gebärden <strong>der</strong> Menschen entstanden und so geschehe es automatisch, dass<br />

Menschen sich eurythmisch bewegen. Auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Werbung s<strong>in</strong>d Beispiele zu<br />

f<strong>in</strong>den, die e<strong>in</strong>e Bewegungsform o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e Gebärde abbilden, die dem Regelwerk<br />

<strong>der</strong> <strong>Eurythmie</strong> zuzuordnen ist. Es bleibt jedoch unklar, ob die Grundlagen <strong>der</strong><br />

Werbekonzepte auf Elemente <strong>der</strong> Bewegungslehre nach Rudolf Ste<strong>in</strong>er<br />

zurückgehen. Deshalb lässt sich auch ke<strong>in</strong>e klare Verb<strong>in</strong>dung zwischen <strong>der</strong><br />

<strong>Eurythmie</strong> und <strong>der</strong> Werbung herstellen. Die Beispiele <strong>der</strong> Reklame für <strong>Eurythmie</strong>,<br />

z. B. für <strong>Eurythmie</strong>schulen und <strong>Eurythmie</strong>bühnen, zeigen, dass <strong>in</strong> diesem Bereich<br />

bewusst mit symbolischen und ikonischen Zeichen geworben wird.<br />

Abschließend ist zu bemerken, dass sich die geme<strong>in</strong>same Arbeit <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Gruppe sehr vielseitig und kreativ gestaltet hat. Lei<strong>der</strong> kam es bei <strong>der</strong><br />

Vorbereitung <strong>der</strong> Präsentation zu <strong>in</strong>haltlichen Überschneidungen und dieses<br />

Missverständnis zeigte uns, dass Gruppenarbeit e<strong>in</strong> hohes Maß an<br />

Kommunikation und Kooperation voraussetzt. Durch den frühen<br />

13


Präsentationsterm<strong>in</strong> am 30. Mai 2005 ergab sich ke<strong>in</strong> geme<strong>in</strong>samer Term<strong>in</strong>, an<br />

dem e<strong>in</strong>e Generalprobe <strong>der</strong> PowerPo<strong>in</strong>t-Präsentation hätte stattf<strong>in</strong>den können.<br />

Auch das würden wir im nächsten geme<strong>in</strong>samen Projekt an<strong>der</strong>s gestalten. Doch<br />

trotz erhöhtem Zeitaufwand und ständiger Term<strong>in</strong>absprachen, überwiegen die<br />

Vorteile <strong>der</strong> Gruppenarbeit: Geme<strong>in</strong>sam arbeiten und Spaß haben!<br />

Literaturverzeichnis<br />

Kapitel 1 und 2<br />

Duden. Deutsches Universal Wörterbuch A-Z. Dudenverlag 1996<br />

http://www. eurythmie-muenchen.de<br />

http://www. <strong>in</strong>fo-eurythmie.de<br />

http://www. rudolf-ste<strong>in</strong>er.de<br />

http://www.waldorfschule-bexbach.de<br />

http://www. wikipedia.de<br />

Multimediale Enzyklopädie. Microsoft Encarta 2003<br />

Siegloch, Magdalene: <strong>Eurythmie</strong>. Verlag Freies Geistesleben GmbH Stuttgart<br />

1990<br />

Ste<strong>in</strong>er, Rudolf: <strong>Eurythmie</strong> als sichtbare <strong>Sprache</strong>. Rudolf Ste<strong>in</strong>er Verlag Dornach /<br />

Kapitel 3 und 4<br />

Bußmann, Hadumod: Lexikon <strong>der</strong> Sprachwissenschaft. Stuttgart: 1990.<br />

Crystal, D.: The Cambridge Encyclopaedia of Language. Cambridge: 1998.<br />

Schweiz 1994<br />

Dubach-Donath, Annemarie: Die Grundelemente <strong>der</strong> <strong>Eurythmie</strong>. Dornach: 1981.<br />

http://www.puramary.de/farbe.html<br />

14


Abbildungsverzeichnis<br />

Aust<strong>in</strong> Eurythmy Ensemble<br />

http://www.aust<strong>in</strong>eurythmy.org/<br />

Chanel Sonnenbrille<br />

Chanel. Instyle. München: Burda-Verlag Juni 2004. S. 1f.<br />

Dior Poison Parfum<br />

http://perso.wanadoo.fr/imagesdeparfums/<strong>in</strong>dexfr.htm?http://perso.wanadoo.fr/ima<br />

gesdeparfums/Dior/Poison01.htm&2<br />

Eurythmy Spr<strong>in</strong>g Valley<br />

http://eurythmy.org/<br />

<strong>Eurythmie</strong>schule Hamburg<br />

http://www.eurythmie-hamburg.de/<br />

Langnese Eis<br />

Langnese. Instyle. München: Burda-Verlag Juni 2004. S. 105f.<br />

15

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!