DIE BESONDERE IMMOBILIE 28 <strong>LEG</strong> MAGAZIN 1/2010 Oase der Ruhe: Es geht auch ohne Autos. Intelligente Grundrisse und moderne Architektur zeichnen die Siedlung aus.
Preiswert wohnen in zentraler Lage Aktuell umfasst das autofreie Wohnquartier in innenstadtnaher Lage 120 Zwei- bis Fünf-Zimmer-Wohnungen mit Wohnflächen von 48 bis 113 Quadratmetern und 18 Mietreihenhäuser – jeweils zirka 115 bis 120 Quadratmeter groß – vornehmlich für kinderreiche Familien. Alle Objekte sind öffentlich gefördert. „Die hiermit verbundene, im Marktvergleich günstige Kostenmiete ermöglicht es somit Alleinerziehenden und Familien mit niedrigem Einkommen, preiswert in zentraler Lage zu leben“, so Rehring. „Aufgrund des breiten Wohnungsspektrums, des attraktiven Preis-Leistungs- Verhältnisses und des hohen Grünflächenanteils bietet die Siedlung ideale Lebensverhältnisse für nahezu alle Zielgruppen. Entsprechend ist das Quartier von Beginn an voll vermietet“, ergänzt Christian Mengler, Gartenstadt mit Pioniergeist Ein Statement von Rolf Koßmann, Architekt AKNW Es war schon eine mutige Idee, mitten in die Großstadt eine autofreie Siedlung zu planen. Dies umso mehr, da autofreie Konzepte bislang kaum erprobt waren und das Projekt Pilotcharakter hatte. Zwar waren schon zwei ähnliche autofreie Konzepte realisiert, aber die Forderung, dass die neuen Bewohner auch vertraglich den Autoverzicht dokumentieren sollten, war neu. Es lagen deshalb wenige Erfahrungen aus der Praxis zum Betreiben des Konzeptes vor. Städtebauliche Betrachtungen Die Beteiligten suchten auch formal nach Wegen, die Besonderheit des Konzeptes städtebaulich auszudrücken. Die Wettbewerbsjury wählte ein Konzept, das eine von orthogonalen Zwängen befreite Bebauung vorsah und bestehende Wegverbindungen organisch weiter führte. Ein inneres Netz aus Wegen, Durchgängen und Quartiersplätzen sollte die Durchquerung des Quartiers zu Fuß und mit dem Rad ermöglichen. Die entwickelten Baufelder waren in sich versetzt und verwinkelt und basierten formal auf neuen Ansätzen, ohne wirkliche Vorbilder zu zitieren. Dies führte in der Realisierung zu den versetzten bzw. abknickenden Baukörpern, die heute den Charakter der Siedlung mit prägen. Umso spannender war es, als Planer auf dieser Grundlage Wohngebäude zu entwickeln, die dem Anspruch einer Gartensiedlung entsprachen. Mehrfamilienhäuser: ‚Offenes Konzept’ prägt Wohnungen Für den Geschosswohnungsbau entwickelten wir viergeschossige Hausmodule, die durch zweigeschossige Kopplungselemente verbunden sind. Ein Merkmal der Wohnungen ist die durchgängige Süd-West-Orientierung der Wohnräume mit der Anbindung der Wohnküche zu einem großen Wohn-Essraum – ein Angebot an die Bewohner, einen großen, gemeinschaftlichen, familiären Bereich zu nutzen. Der zweiseitig orientierte Wohnbereich öffnet sich über eine große Loggia zum gemeinschaftlichen Grün der Gärten. Unterstrichen wird das ‚offene Konzept’ durch die bodengleichen Fenster, die ein durchgängiges Stilelement sind. Die Architektur unterstreicht den Charakter der Siedlung, ermöglicht Kommunikation, Leiter der <strong>LEG</strong>-Niederlassung Münster und verantwortlich für die Vermietung. Hohes Maß an Identifikation Die konstant hohe Nachfrage nach einem autofreien Mietangebot und den damit verbundenen Vorteilen an Wohn- und Lebensqualität bestätigte sich auch bei dem Mitte 2009 fertig gestellten Neubau von acht weiteren Reihenhäusern nach Plänen des Düsseldorfer Architekten Rolf Koßmann. Die Reihenhäuser beinhalten bei einer Wohnfläche von rund 115 Quadratmetern auf drei Etagen fünf bis sechs Zimmer, zwei Bäder, ein Gäste-WC sowie Garten und Terrasse. „Bei der Mieterauswahl war und ist aufgrund der Autofreiheit natürlich Fingerspitzengefühl gefragt. Denn ein hohes Maß an Identifikation mit der Projektidee ist unverzichtbar“, so Christian Mengler. schafft Transparenz und verbindet den Wohnbereich mit dem Grün der Umgebung. Reihenhäuser: Das Gesamtbild stimmt Städtebaulich ergänzen sich die Reihenhausbebauungen der ersten Baufelder von der Weißenburgstraße aus gesehen. Deshalb war die Realisierung der jetzt fertig gestellten Reihenhausbebauung (Baufeld M) von zentraler Bedeutung für das Gesamtbild. Die geschlossene Fassade des neuen Gebäudes M öffnet sich in der Stützenreihe der Loggia, setzt sich im zweiten Gebäude fort und schließt sich wieder. Alle drei Reihenhaustypen sind dreigeschossig und nicht unterkellert. Die Größe der Wohnungstypen ist abgestimmt auf die zulässige Fördergröße für öffentlich geförderten Wohnraum für Familien mit drei Kindern. Im Erdgeschoss befinden sich Gemeinschaftsräume mit Küche, Wohnraum und WC. In den oberen Geschossen sind insgesamt vier flexibel nutzbare Räume angeordnet. Jedem Haus ist ein Fahrrad- bzw. Geräteschuppen zugeordnet. Der Geschwindigkeit des Alltags entrückt Rund zehn Jahre nach Planungsstart offenbart sich ein erfreulich gelungener Eindruck des realisierten Pioniergeistes. Die Natur hat ihren Beitrag geleistet. Bäume und Sträucher sind beträchtlich gewachsen. Die Gitter der Zäune sind hinter Grün verschwunden. Es herrscht eine angenehme Ruhe in der Siedlung. Groß und Klein sind mit dem Fahrrad unterwegs, und die Kinder spielen auf den Wegen. Man kann verweilen auf den Wegen, einen Plausch halten, denn es findet sich immer jemand, der zum Gespräch bereit ist. Der ganze Ort ist ein wenig der Geschwindigkeit des Alltags entrückt. Ich habe den Eindruck: Ja, so muss es früher mal im Dorf gewesen sein, als das Auto unser Leben noch nicht dominierte. i Rolf Koßmann Architekt AKNW rolf.kossmann@4deluxe.de www.4deluxe.de <strong>LEG</strong> MAGAZIN 1/2010 29